Chioggia

Chioggia [ˈkjɔddʒa] (venezian. Cióxa) ist ein Seehafen in der italienischen Region Venetien. Sie gehört zur früher „Provinzhauptstadt“ genannten Metropolitanstadt Venedig. Chioggia hat 48.971 Einwohner (Stand 31. Dezember 2019) und eine Fläche von 185 km².

Chioggia
Chioggia (Italien)
Staat Italien
Region Venetien
Metropolitanstadt Venedig (VE)
Lokale Bezeichnung Cióxa
Koordinaten 45° 13′ N, 12° 17′ O
Höhe 0 m s.l.m.
Fläche 185 km²
Einwohner 48.971 (31. Dez. 2019)[1]
Postleitzahl 30015 (Chioggia), 30019 (Sottomarina), 30010 (S.Anna)
Vorwahl 041
ISTAT-Nummer 027008
Volksbezeichnung Chioggiotti oder Clodiensi
Schutzpatron Felice und Fortunato
Website http://www.chioggia.org/
Luftbild der Altstadt, unten im Bild der Turm der Kathedrale Santa Maria Assunta
Die Riva Vena durchtrennt die Altstadt
San Domenico
Die Vigo-Brücke am Ende des Vena-Kanals
Der Strand von Sottomarina
Chioggia, Kürbis-Markt. Historisches Bild von Leo Wehrli (1937)

Geografie

Die auf Holzpfählen errichtete Stadt liegt im Süden der Lagune von Venedig. Sie trägt wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Metropolitanstadt den Beinamen „Klein-Venedig“. Chioggia ist über eine Steinbrücke mit dem Festland verbunden. Der Vena-Kanal teilt die Stadt und wird von neun Brücken gekreuzt.

Geschichte

Der Ursprung von Chioggia liegt in der Legende. Es wird berichtet, dass Antenor, Aquil und Clodio, flüchtig aus dem Trojanischen Krieg, sich an der oberen Adriaküste niederließen. Aquil gründete Aquileia, Antenor Padua und Clodio Clodia. Schon Plinius beschrieb die Hafenstadt Edron, die später Fossa Clodia genannt wurde. Der Name Clodia änderte sich im Laufe der Zeit zu Cluza und Clugia, um sich schließlich zu Chioggia zu wandeln. Erste Nennungen der Stadt sind in byzantinischen Schriften aus dem fünften Jahrhundert zu finden.

Im Mittelalter genoss Chioggia Stadtrecht und 1110 wurde es zum Bischofssitz erhoben. Während des sogenannten Chioggia-Krieges, dem entscheidenden Zusammenstoß zwischen Venedig und Genua, eroberten die Genuesen 1379 nach einer Invasion von der Seeseite aus die Stadt, wurden aber 1380 von Venedig zurückgeschlagen.

1797 besetzte Napoléon Bonaparte Venedig und somit war auch Chioggia der französischen Verwaltung unterstellt. Im Vertrag von Campoformio 1798 wurde die Stadt Österreich übergeben. Bis 1814 wechselte die Verwaltung zwischen den beiden Besatzungsmächten (bzw. der napoleonischen „Republik Italien“). Von 1814 bis 1866 war Chioggia mit Venetien Teil des Kaisertums Österreich, anschließend kam es zu Italien.

Sehenswürdigkeiten

Die wichtigsten Kirchen sind die Kathedrale Santa Maria Assunta aus dem 11. Jahrhundert, San Domenico aus dem 13. und San Martino aus dem 14. Jahrhundert. Daneben besteht noch eines der Stadttore, die Porta di Santa Maria Assunta.

Von der Vigo-Brücke am Ende der Hauptstraße aus hat man einen Blick über die Lagune zu den Inseln Pellestrina und dem Lido di Venezia und bis nach Venedig selbst. Den Corso del Popolo, die Hauptachse der Stadt, nannte der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte ein einziges großes Café im Freien. Abends ist die Straße für den Verkehr gesperrt, und donnerstags findet hier der sehr umfangreiche Markt statt, ebenso wie der werktägliche Fischmarkt.

Wirtschaft

Chioggias ökonomische Entwicklung lässt sich bis in die Spätantike zurückverfolgen (vgl. Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig). Der Fischfang und der Gemüseanbau (Radicchio rosso, auch „la rosa di Chioggia“ genannt, und Karotten) sind die wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt; Chioggia besitzt den größten Fischmarkt Italiens. Es werden Stahl, Backsteine und Textilien produziert.

Einen weiteren Wirtschaftszweig stellt der Sommertourismus dar. Einen elf Kilometer langen Sandstrand bietet der Ortsteil Sottomarina di Chioggia auf der Insel Borgo San Giovanni. Mit seiner eleganten Strandpromenade, den Hotels, Bars, Diskotheken, Restaurants und Strandeinrichtungen ist der Badeort der traditionelle Hausstrand der Bewohner der ganzen Region um Padua.

Chioggia ist (Stand 2010) als Standort für ein neuzubauendes Kernkraftwerk im Gespräch.[2] Dieser ist 30 km Luftlinie von Venedig entfernt. Zahlreiche Seiten, darunter österreichische Regierungsstellen, kritisieren das Vorhaben, auch wegen der dortigen Erdbebengefahr.[3] Die Pläne dafür sind nach einem Referendum gegen Ministerpräsident Berlusconi nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima um voraussichtlich zehn Jahre zurückgestellt worden. (Stand September 2011)

Sonstiges

Die Einwohner nennen sich Chioggiotti, in der älteren römischen Form auch Clodiensi. Mehrmals täglich pendelt eine Fähre zwischen Chioggia und der Lidoinsel Pellestrina, von wo aus man mit Autobussen bis zum Lido di Venezia fahren kann, um von dort aus mit dem Vaporetto nach Venedig überzusetzen.

Stadt und Leute dienten dem venezianischen Schriftsteller Carlo Goldoni als Vorlage für sein Theaterstück Le baruffe chiozzote, zu deutsch Viel Lärm in Chiozza. Das im lokalen Dialekt verfasste Bühnenstück gibt das laute und tragisch-komische Treiben in der Lagunenstadt des 18. Jahrhunderts wieder. In der Inszenierung von Giorgio Strehler findet dieses Bühnenstück bis heute Anklang beim Kennerpublikum.

Städtepartnerschaften

  • Griechenland Lamia, Griechenland, seit 2007
  • Frankreich Saint-Tropez, Frankreich, seit 2008

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Literatur

  • Sergio Perini: Chioggia nel Seicento. Il Leggio, 1996 (eine mit fast 1000 Seiten umfangreiche Darstellung der Geschichte Chioggias im 17. Jahrhundert).
  • Martina Lunardi: Pescatori di Chioggia. tesi di laurea, Università Ca' Foscari, Venedig 2017 (online).
Commons: Chioggia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Chioggia – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
  2. gruene.at@1@2Vorlage:Toter Link/www.gruene.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. www.wirtschaftsblatt.at vom 17. März 2011 – Protest gegen Berlusconis Atom-Pläne (Memento vom 2. Januar 2016 im Internet Archive)
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