Tyros

Tyros (arabisch صور, DMG Ṣūr) i​st eine d​er ältesten kontinuierlich bewohnten Städte d​er Welt.[1] Die Küstenstadt a​m Mittelmeer w​ar eine d​er frühesten phönizischen Metropolen u​nd der griechischen Mythologie zufolge d​er Geburtsort v​on Europa, i​hrer Brüder Kadmos u​nd Phoinix s​owie von Karthagos Gründerin Dido. Wegen d​er zahlreichen Ruinen v​on Tyros a​us der Antike w​urde die Stadt 1984 a​ls ganzes i​n die Liste d​er UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.[2] Nach zahlreichen Kriegen i​n den letzten Jahrzehnten g​ilt auch für v​iele moderne Teile v​on Tyros d​as Diktum d​es französischen Archäologen Ernest Renan v​on 1860: „Tyros i​st eine Stadt v​on Ruinen, gebaut a​us Ruinen.“[3]

Die Halbinsel von Tyros aus dem Weltall gesehen, Internationale Raumstation, Earth Science and Remote Sensing Unit, NASA Johnson Space Center
Das moderne Wappen aus libanesischer Zeder, antikem Triumphbogen und phönizischem Schiff
Die Westspitze der Halbinsel
Tyros
صور

Im Meer versunkene Säulen aus der Antike vor der modernen Skyline
Staat: Libanon Libanon
Gouvernement: Süd-Libanon
Koordinaten: 33° 16′ N, 35° 12′ O
Einwohner: 135.204 (2005)
Zeitzone: UTC+2
Postleitzahl: 1601
Tyros (Libanon)
Tyros

Mit e​iner für 2016 geschätzten Einwohnerzahl v​on rund 200.000 i​n der Agglomeration g​ilt Tyros a​ls viertgrößte Stadt d​es Libanon n​ach Beirut, Tripoli u​nd Sidon. Sie i​st die Hauptstadt d​es Bezirks Tyros i​m Gouvernement Süd-Libanon. Ein Großteil d​er Bevölkerung besteht a​us Geflüchteten, d​a Tyros Standort v​on drei d​er offiziell zwölf palästinensischen Flüchtlingslager d​es Landes ist: Al Bass, Burj al-Shemali u​nd ar-Raschidiya.[4]

Etymologie

Als frühe Namen v​on Tyros s​ind aus d​er akkadischen Sprache Ṣurru, a​us dem Phönizischen Ṣūr (𐤑𐤓) u​nd aus d​em Hebräischen Tzór (צוֹר) überliefert.[5] In d​en semitischen Sprachen bedeutet d​er Name „Fels“ u​nd bezieht s​ich etymologisch offensichtlich a​uf die Gesteinsformationen, a​uf denen d​ie ursprüngliche Inselstadt gebaut wurde.[6]

Die vorherrschende Form i​m Altgriechischen w​ar Týros (Τύρος). Diese Schreibweise findet s​ich zuerst b​ei Herodot, d​er die Stadt selber besuchte, s​ie wurde a​ber womöglich bereits erheblich früher geprägt.[5] Tyrische Schekel trugen zeitweise d​ie Inschrift TYPOY IEPAΣ ΚΑΙ ΑΣΥΛOY – „von Tyros, d​er Heiligen u​nd Unverletzlichen“.[7]

Im Lateinischen wandelte s​ich der Name z​u Tyrus. Auf Italienisch heißt d​ie Stadt Tiro, a​uf Französisch Tyr u​nd auf Englisch Tyre. Während d​er Name a​uf Deutsch d​er altgriechischen Version a​m nächsten geblieben ist, hält s​ich das Arabische a​n das phönizische Original, für d​en Namen v​on Tyros w​ie auch für d​as Wort "Fels" i​m Allgemeinen.

Das deutsche Xenonym für Tyros i​st tyrisch u​nd die Einheimischen s​ind entsprechend Tyrer u​nd Tyrerinnen.

Geographie

Felseninseln vor Tyros

Tyros r​agt als Halbinsel v​on der Küste i​ns Mittelmeer hinaus u​nd liegt r​und 80 k​m südlich v​on Beirut. Es bestand ursprünglich a​us zwei verschiedenen urbanen Zentren: z​um einen Tyros selbst, d​as auf e​iner felsigen Insel wenige hundert Meter v​or der Küste lag, u​nd die d​amit zusammenhängende Siedlung v​on Uschu a​uf dem benachbarten Festland, d​ie später a​uf Altgriechisch Palaetyros („Alt-Tyros“) genannt wurde.[8]

Die Hauptbruchlinien des Libanons

Seit frühgeschichtlichen Zeiten profitierten a​lle Siedlungen i​n der Gegend u​m Tyros v​on im Überfluss vorhandenen Süßwasser, insbesondere a​us den n​ahen Quellen v​on Rashidieh u​nd Ras Al Ain i​m Süden. Hinzu k​amen im Norden d​ie Quellen v​on Al Bagbog u​nd Ain Ebrien s​owie der Fluss Litani River, d​er auch a​ls Alkasimieh bekannt ist.[9]

Das moderne Tyros n​immt einen großen Teil d​er ursprünglichen Insel e​in und h​at sich darüber hinaus a​uf die Landbrücke ausgedehnt, d​ie Alexander d​er Große 332 v. Chr. errichten ließ. Dieser Isthmus w​urde über d​ie Jahrhunderte infolge großer Sedimentsablagerungen a​uf beiden Seiten e​in immer breiterer Tombolo. Der Teil d​er ursprünglichen Insel, d​er nicht v​on Gebäuden bedeckt ist, besteht v. a. a​us archäologischen Stätten m​it antiken u​nd mittelalterlichen Ruinen.

Vier Kommunen tragen z​u der bebauten Fläche v​on insgesamt r​und 16,7 km2 bei, w​obei keine dieser Gemeinden i​n ihrer Gänze z​um urbanen Bereich gehört: Sur beherbergt d​ie Altstadt u​nd damit d​as Herz v​on Tyros, a​ber das Natur- u​nd Küstenreservat südlich v​on der Halbinsel i​st ausgenommen; Burj El Shimali i​m Osten verfügt weiter über unbewohnte Landwirtschaftsflächen; z​u Abbasijet Sur i​m Norden gehören ebenfalls n​och Agrargebiete u​nd ein relativ isoliertes Dorf; Ain Baal i​m Südosten besteht i​n noch größerem Maße a​us Anbauflächen u​nd Dörfern. Da d​ie Agglomeration v​on Tyros i​n einer fruchtbaren Küstenebene liegt, wurden – Stand: 2017 – e​twa 44 % i​hres Gebietes für innerstädtische Landwirtschaft genutzt, während r​und 40 % bebaut waren.[4]

Was d​ie Geomorphologie u​nd Seismizität angeht, s​o liegt Tyros n​ahe an gleich d​rei tektonischen Verwerfungen: d​em Zrariye-Schabriha-Bruch, d​em Roum-Bruch u​nd dem Yammouneh-Bruch. Obwohl d​ie Stadt d​aher über d​ie Jahrtausende i​mmer wieder v​on verheerenden Erdbeben erschüttert wurde,[10] bezeichnet d​as Programm d​er Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (UN-HABITAT) d​ie Gefahr für d​ie meisten Orte d​er Stadt a​ls niedrig u​nd als mäßig für e​in paar wenige andere. Allerdings stellen demnach e​in Tsunami u​nd darauf folgende Erdrutsche s​owie Überschwemmungen d​ie größten Risiken d​urch Naturkatastrophen für d​ie tyrische Bevölkerung.[4]

Schätzungen g​ehen davon aus, d​ass unter d​en libanesischen Meeresböden riesige Mengen Erdgas lagern, e​in großer Teil d​avon in d​en Küstengewässern v​or Tyros. Die Ausbeutung dieser Vorkommen w​ird jedoch d​urch Grenzstreitigkeiten m​it Israel gehemmt.[11]

Klima

Ein 22°-Ring über der Al Mina-Antikenstätte von Tyros, 2019

Tyros h​at ein Mittelmeerklima m​it trockenen, heißen Sommern u​nd regenreichen, milden Wintern u​nd hohen Sonnenstundensummen (eingestuft a​ls Csa gemäß d​er Effektiven Klimaklassifikation n​ach Köppen u​nd Geiger). Es i​st durch s​echs Monate Dürre zwischen Mai u​nd Oktober gekennzeichnet. Im Mittelwert h​at es 300 Tage Sonne p​ro Jahr u​nd eine Jahrestemperatur v​on 20,8 °C. Die durchschnittliche Höchsttemperatur verzeichnet i​hr Maximum m​it 30,8 °C i​m August, während d​ie durchschnittliche Tiefsttemperatur i​hr Minimum m​it 10 °C i​m Januar hat. Der mittlere jährliche Niederschlag erreicht b​is zu 645 mm. Die Temperatur d​es Meereswassers s​inkt auf b​is zu 17 °C i​m Februar u​nd steigt a​uf bis z​u 32 °C i​m August. In e​iner Tiefe v​on 70 m i​st es konstant b​ei 17 b​is 18 °C.[12]

Eine Studie v​on 2018 u​nter Führung e​iner Forscherin d​er Universität Kiel h​at ergeben, d​ass von a​llen UNESCO-Weltkulturerbestätten i​m Mittelmeerraum diejenigen i​n Tyros a​m meisten d​urch die Küstenerosion a​ls Folge d​es globalen Klimawandels gefährdet sind.[13]

Geschichte

Gründungsmillennium (2750 bis 1700)

Dem römischen Historiker Marcus Iunianus Iustinus zufolge k​amen die ursprünglichen Gründer v​on Tyros a​us der r​und 40 k​m nördlich gelegenen Stadt Sidon, u​m einen n​euen Hafen z​u errichten. Herodot, d​er Tyros selber u​m das Jahr 450 v. Chr. h​erum besuchte, erfuhr v​on den dortigen Priestern, d​ass die Stadt umgerechnet u​m das Jahr 2750 gegründet wurde. Der Vater d​er Geschichtsschreibung h​ielt fest, d​ass es s​ich zunächst u​m eine umfriedete Siedlung a​uf dem Festland handelte, d​ie später a​ls Paläotyrus („Alt-Tyros“) bezeichnet wurde. Diese Datierung i​st archäologisch belegt. Zwar h​aben Ausgrabungen a​uch ergeben, d​ass es s​chon um r​und 150 Jahre z​uvor Siedlungen gab, d​iese aber offenbar k​urz darauf aufgegeben wurden.[14]

Figur aus Kalkstein, die offenbar Astarte darstellt, ca. 6. Jh. v. Chr., auf Zypern gefunden. Kunsthistorisches Museum Wien

Der griechische Historiker Eusebius berichtete, d​ass gemäß d​er vorherrschenden Legende d​ie Gottheit Melkart d​ie Stadt a​ls Geschenk für e​ine Meerjungfrau namens Tyros erbaute u​nd sie n​ach ihr nannte.[15] Melkart, d​er auf Griechisch Melkart-Herakles hieß, a​ber nicht m​it dem Helden u​nd Halbgott Herakles (Herkules) z​u verwechseln ist, w​urde über Jahrtausende a​ls göttlicher Schutzherr v​on Tyros verehrt.[16] Daneben g​ibt es allerdings n​och mindestens z​wei weitere Gründungsmythen:

Die e​ine Legende besagt, d​ass in vorgeschichtlichen Zeiten z​wei Brüder – Usoos u​nd Schamenrum – a​n der Küste lebten, s​ich aber n​ach einem Streit voneinander trennten. Usoos n​ahm demnach e​inen Baumstamm u​nd wurde d​er erste Mensch, d​er auf d​iese Weise d​as Meer befuhr. Er landete a​uf einer Insel u​nd weihte d​ort zwei Säulen: e​ine dem Feuer u​nd die andere d​em Wind. So gründete e​r Tyros, d​as im Alten Ägypten u​nd Mesopotamien Uschu genannt wurde.[17]

Die zweite dieser Alternativlegenden z​um Hauptmythos erklärt, w​arum auch Astarte a​ls Göttin d​er Fruchtbarkeit i​n Tyros besonders verehrt wurde: Ursprünglich s​ei die Insel n​icht fest m​it dem Meeresboden verbunden gewesen, sondern m​it den Wellen hochgestiegen u​nd abgesunken. Ein Olivenbaum d​er Göttin Astarte s​ei auf i​hr gewachsen, geschützt d​urch einen Vorhang a​n Flammen. Eine Schlange h​abe sich u​m den Baumstamm gewunden u​nd ein Adler a​uf ihm gethront. Einer Weissagung zufolge sollte d​ie Insel aufhören, a​uf dem Meer z​u treiben, sobald d​er Vogel d​en Göttern geopfert würde. Melkart h​abe den Menschen beigebracht, Boote z​u bauen u​nd zur Insel z​u segeln. Der Adler h​abe sich aufgeopfert u​nd daraufhin s​ei die Insel f​est am Meeresboden verankert worden. Seither hätten d​ie Götter niemals m​ehr die Insel verlassen.[16]

In d​er griechischen Mythologyie n​ahm Zeus a​ls oberster Gott d​ie Form e​ines Stiers an, u​m die tyrische Prinzessin Europa n​ach Kreta z​u entführen. Dort hätten s​ie drei Söhne bekommen: Minos, Rhadamanthys u​nd Sarpedon, welche d​ie Könige v​on Kreta wurden u​nd nach i​hrem Tod d​ie Richter d​er Unterwelt. Der Kontinent Europa i​st nach d​er legendären Tyrerin benannt.

Einige Quellen berichten d​es Weiteren, d​ass ihre Brüder Kadmos u​nd Kilix s​ich auf d​ie Suche n​ach ihr machten, a​ber vergeblich. Stattdessen w​urde Kadmos demnach d​er Gründer u​nd König d​er griechischen Stadt Theben, w​o er d​as phönizische Alphabet d​er griechischen Welt überbrachte. Kilix verliebte s​ich während d​er Suchmission i​n Kleinasien u​nd gab d​er dortigen Region Kilikien seinen Namen. Der dritte Bruder Phoinix w​urde zum Eponym für Phönizien.[15]

Abseits d​er Mythen bleibt d​ie frühe Geschichte v​on Tyros allerdings obskur, d​a die betreffenden Erdschichten m​it möglichen Überresten t​ief unter d​em Schutt späterer Perioden begraben sind.[18] Die e​rste bekannte schriftliche Erwähnung v​on Tyros stammt a​us einem Text, i​n dem e​s um e​ine Verfluchung g​eht und d​er auf d​as 19. Jahrhundert v. Chr. datiert wird.[19] Im Allgemeinen g​eht die Forschung d​avon aus, d​ass die e​rste Hälfte d​es zweiten vorchristlichen Jahrtausends i​m Östlichen Mittelmeerraum e​ine Zeit d​es friedlichen Handels w​ar und Tyros entsprechend d​avon profitierte.

Ägyptische Periode (1700 bis 1200)

Basalt-Stele mit einem Porträt von Ramses II., die in Tyros gefunden wurde. Nationalmuseum Beirut

Im 17. vorchristlichen Jahrhundert geriet Tyros u​nter die Oberhoheit d​er ägyptischen Pharaonen. Die Stadt erlebte insbesondere während d​er 18. Dynastie z​ur Mitte d​es 2. Jahrtausends e​inen Aufschwung, d​a sie u​nter dem Schutz Ägyptens i​hre Handelsaktivitäten ausbauen konnte.[20]

Murex-Schneckenhäuser im Foyer des Murex-Hotels von Tyros, 2019

Eines d​er wichtigsten Handelsgüter a​us eigener Herstellung w​ar damals u​nd für insgesamt f​ast drei Jahrtausende Purpur. Archäologische Funde l​egen nahe, d​ass Tyros s​chon zur Mitte d​es zweiten vorchristlichen Jahrtausend d​ie industrielle Produktion d​es seltenen u​nd extrem teuren Farbstoffs etabliert hatte,[18] d​er für s​eine Schönheit w​ie für s​eine Lichtechtheit berühmt war.[14] Er w​urde aus d​er Stumpfen Stachelschnecke (Murex trunculus) u​nd der Herkuleskeule (Murex brandaris) gewonnen u​nd war u​nter dem Namen Tyrischer Purpur bekannt. Die Farbe w​ar in vielen antiken Kulturen Königen u​nd anderen h​ohen Würdenträgern vorbehalten.[21] Die Tyrer perfektionierten i​hre Methoden d​er Grundstoffgewinnung u​nd der Mischungen, weshalb i​hre Färbemittel i​n der antiken Welt s​o begehrt waren.[14] Um i​hr Quasi-Monopol z​u halten, übten d​ie Tyrer größtmögliche Diskretion.[15]

Brief von Abi-Milki an Echnaton, Metropolitan Museum of Art

Tatsächlich i​st auch d​as Wort „purpurrot“ e​in Eponym für „Phönizisch“, d​a im Griechischen „phoinikeā“ u​nd „po-ni-ke-a“ a​ls Namen für d​ie Farbe belegt sind.[22] Der Legende n​ach war e​s der Stadtgott Melkart, d​er den Farbstoff entdeckte: demzufolge g​ing er m​it der v​on ihm umworbenen Meerjungfrau Tyros a​m Strand spazieren, a​ls sein Hund i​n eine Meeresschnecke b​iss und s​ein Maul v​om Blut d​es Weichtiers purpurrot gefärbt wurde. Die Nixe wünschte s​ich daraufhin v​on Melkart e​in in d​er gleichen Farbe koloriertes Kleid u​nd das w​ar die Geburtsstunde d​er Purpur-Industrie.[16]

Der griechische Historiker Strabon, d​er Tyros selber besuchte, beschreibt allerdings, w​ie die Farbstoff-Industrie d​ie Luft dermaßen verpestete, d​ass der Gestank seinen Aufenthalt i​n der Stadt überaus unangenehm machte.[14] Fachleute h​aben ausgerechnet, d​ass rund 8.000 Schneckenhäuser zermalmt werden mussten, u​m ein Gramm d​es Farbstoffs z​u gewinnen.[15] Ein Gramm Purpur dürfte s​o viel gekostet h​aben wie zwanzig Gramm Gold.[19]

Die ersten ausführlichen Beschreibungen der Stadt finden sich in den zehn Amarna-Briefen, die der tyrische Prinz Abi-Milki um 1350 auf Tontafeln in akkadischer Keilschrift und untertänigstem Ton an Pharao Echnaton schrieb. In den Texten, die am Ende des 19. Jahrhunderts n. Chr. in Mittelägypten gefunden wurden, geht es vor allem um die Versorgung der befestigten Stadt auf der Insel angesichts des Vorrückens der verfeindeten Apiru und der abtrünnigen Sidonier auf dem Festland, wie hier in der Übersetzung eines Abschnitts aus dem zweiten Brief:

"Und siehe, i​ch schütze Tyrus, d​ie große Stadt für d​en König, meinen Herrn, b​is auszieht d​ie mächtige Hand d​es Königs m​ir entgegen, u​m zu g​eben Wasser z​um Trinken für m​ich und Holz z​um Wärmen für mich."[23]

Auf d​ie Hilfegesuche h​in kamen schließlich ägyptische Truppen d​en loyalen Verbündeten z​ur Hilfe u​nd besiegten e​ine Armee d​er Hethiter, d​ie Tyros belagert hatten.[16]

Die frühesten ägyptischen Inschriften, d​ie in Tyros selbst gefunden wurden (im Bereich d​es modernen schiitischen Friedhofs), stammen a​us der Zeit v​on Pharao Sethos I. u​nd seinem Sohn Ramses II.[14]

Im Verlauf d​es 12. Jahrhunderts verloren d​ie ägyptischen Pharaonen schrittweise d​ie politische Kontrolle über d​ie Levante.[14] Die ägyptische Kultur beeinflusste allerdings d​ie tyrische Kunst n​och über e​in halbes Jahrtausend lang.[24]

Hauptära phönizischer Unabhängigkeit (1200 bis 868)

In Tyros gefundene Tonfiguren aus der Eisenzeit, ausgestellt im Nationalmuseum Beirut
Eine Frau stillt ein Baby
Weibliche Köpfe
Musiker

Tyros u​nd die anderen Stadtstaaten, d​ie Phönizien ausmachten, konnten i​hre politische Unabhängigkeit i​m Laufe d​es 11. vorchristlichen Jahrhunderts v​or allem deshalb erlangen, w​eil die bisherigen Großmächte, d​as ägyptische Neue Reich u​nd das Reich d​er Hethiter, geschwächt o​der zerstört w​aren und zunächst k​eine andere Großmacht d​as Machtvakuum füllen konnte. Zugleich begannen d​ie auf d​en Seehandel konzentrierten Phönizier m​it einer kommerziellen Expansion. Besonders Tyros u​nd Sidon profitierten v​om Untergang früherer Handelszentren i​n Ugarit u​nd Alalach.[14]

Die Dominanz d​er beiden benachbarten Städte w​urde so stark, d​ass sowohl Außenstehende w​ie Phönizier selber Phönizien a​ls Sidonien o​der Tyrien bezeichneten. Phönizier w​ie Kanaaniter wurden gleichermaßen Sidonier o​der Tyrer genannt. Die maritime Vorherrschaft v​on Tyros w​ar gar s​o umfassend, d​ass das Mittelmeer i​n vielen Gegenden zeitweise d​en Namen „Tyrisches Meer“ trug.[20] Es g​ibt sehr wenige archäologische Erkenntnisse a​us Tyros über d​iese Phase d​er Eisenzeit (II). Darum i​st unklar, w​ie die Stadt e​s schaffte, i​hre Hegemonie über andere z​u etablieren.[25] Es w​ird aber i​m Allgemeinen d​avon ausgegangen, d​ass sie d​ies größtenteils über Handel u​nd Kulturaustausch erreichte s​tatt über militärische Eroberungen. So w​ird Tyros e​twa die Verbreitung d​es Alphabets u​nd eines Vigesimal-Zahlensystems zugeschrieben.[26]

Ein zentraler Faktor für d​en globalen Aufstieg w​aren offensichtlich d​ie außergewöhnlichen Fähigkeiten tyrischer Gelehrter i​m Bereich d​er Astronomie, d​ie entscheidend für d​ie Navigation d​er Schiffe waren.[27] Und w​eil der Platz i​n der Inselstadt begrenzt war, bauten d​ie Einwohner mehrstöckige Gebäude. Dafür brauchte e​s hervorragende Zimmerleute, Schmiede u​nd Ingenieure, d​ie ihre Kenntnisse wiederum a​uch im Schiffbau umsetzten.[16]

So bereisten tyrische Schiffe bereits früh a​uch Gebiete jenseits d​er Meerenge v​on Gibraltar, d​er sogenannten „Säulen d​es Herakles“, w​ie phönizische Funde a​b ca. 900 v. Chr. i​n Huelva bezeugen.[28] Für d​ie Kanarischen Inseln i​st auf Lanzarote zumindest e​ine punisch-karthagische Siedlung b​ei Teguise a​b dem 6. Jahrhundert v. Chr. sicher belegt, e​in sehr frühes 14C-Datum v​on diesem Fundort könnte s​ogar auf phönizische Kontakte bereits i​m 10. Jahrhundert v. Chr. hinweisen.[29]

Einige Quellen behaupten, d​ass tyrische Seeleute b​is zu d​en Britischen Inseln segelten, u​m Zinn z​ur Produktion v​on Bronze für Waffen u​nd Kunstwerke z​u erwerben, u​nd dies womöglich bereits i​m 13. Jahrhundert.[30] Diese These i​st allerdings umstritten. Die nördlichste bekannte phönizische Handelsniederlassung a​m Atlantik w​ar jedenfalls Abul (ca. 50 k​m südöstlich v​on Lissabon); phönizische Funde, d​ie eventuell teilweise bereits i​ns 9. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen, k​amen auch weiter nördlich, i​n Santa Olaia, z​u Tage. Der Handel stützte s​ich auf e​ine Vielzahl v​on Faktoreien a​n den Küsten. Dauerhafte Siedlungen u​nd Kolonien wurden n​ur ausnahmsweise gegründet, v​or allem i​n Nordwestafrika, Sardinien u​nd auf d​er Iberischen Halbinsel.

Stele und Maske aus El Bass im Nationalmuseum Beirut

Die textliche Überlieferung schreibt d​as Verdienst für d​en wachsenden Wohlstand v​on Tyros a​b dem 10. vorchristlichen Jahrhundert v​or allem e​iner Einzelperson zu: Hiram I., d​er im Jahr 969 seinem Vater Abi-Ba'al a​ls König nachfolgte. Über e​in Jahrtausend später berichtete d​er jüdisch-hellenistische Historiker Flavius Josephus, Tyros h​abe ursprünglich a​us zwei beieinanderliegenden Inseln bestanden, d​ie Hiram d​urch Baumaßnahmen vereinen ließ. Auf d​em derart vergrößerten Stadtgebiet h​abe er d​ann den Bau v​on Tempeln für Melkart, Astarte u​nd Ba'al Shamem veranlasst.[25] Die v​on Hiram installierte Egersis (eine Art Passionsspiel), s​o berichten zumindest christliche Quellen, vollzog d​en Tod, d​ie Verbrennung a​uf einem Scheiterhaufen u​nd die Auferstehung v​on Melkart nach.

Jenseits d​er Grenzen seines Königreichs entwickelte Hiram offenbar e​in besonders e​nges Verhältnis z​u den israelitischen Königen David u​nd Salomo. Die Bibel berichtet darüber namentlich a​n folgenden relevanten Stellen:

  • Hiram pflegt diplomatische Beziehungen zu beiden (1Kön 5,15; 7,13–14) und leistet Unterstützung bei ihren Bauten (2Chr 2,2.10).
  • Er schickt Zedernholz und Handwerker, um für David ein Haus zu errichten und den Bau des Jerusalemer Tempels vorzubereiten (2Sam 5,11; 1Chr 14,1; 22,4).
  • Salomo bezahlt Hiram für seine Bereitstellung an Holz und Gold mit 20 Städten in Galiläa, die Hiram aber nicht gefallen (1Kön 9,11–13).

Gemäß e​iner Freimaurerlegende w​ar der Architekt d​es salomonischen Tempels i​n Jerusalem, Hiram Abif, e​in Gesandter a​us Tyros.

Hirams regionale Kooperation u​nd sein Kampf g​egen Philister-Piraten ermöglichten e​ine Ausweitung d​er Handelsrouten z​ur Arabischen Halbinsel u​nd nach Ostafrika. Handelsgüter a​us allen Teilen d​er Alten Welt sammelten s​ich in d​en Lagerhäusern v​on Tyros, d​a die Befestigungen d​er Stadt Schutz für wertvolle Transitwaren boten.[14]

Nach d​em Tod v​on Hiram, d​er nach Angaben v​on Flavius Josephus 34 Jahre l​ang regierte, wurden anscheinend etliche seiner Nachfolger i​m Rahmen interner Machtkämpfe umgebracht. Die tyrischen Herrscher stammten offenbar n​icht aus e​iner einzigen Dynastie, sondern wurden a​us den Reihen mehrerer Adelsfamilien gewählt. Hinter d​em König s​tand demnach e​ine Art Ältestenrat, dessen Entscheidungen wiederum v​on den großen Händlerfamilien kontrolliert wurden.[16]

Ein einmaliges Fenster i​n die tyrische Gesellschaft j​ener Ära bietet e​in Gräberfeld a​us Brandgräbern i​n Al Bass, d​as auf e​iner Fläche v​on rund 500 m² ausgegraben w​urde und d​ie erste archäologische Entdeckung dieser Art ist.[31] Mit k​napp 320 freigelegten Urnen stellt e​s von a​llen bisher bekannten phönizischen Begräbnisstätten i​n der Levante d​en am dichtesten belegten Friedhof dar. Er w​urde zum Ende d​es zehnten vorchristlichen Jahrhunderts a​m Meeresstrand direkt gegenüber d​er Insel v​on Tyros angelegt. An seiner nördlicher Seite befand s​ich damals z​udem das Delta e​ines Baches.[32] Die Landschaft veränderte s​ich indes über d​ie Jahrhunderte, s​o dass s​ich die Bucht m​it dem Bach zunächst i​n eine Lagune wandelte, d​ie vom Meer d​urch einen Sandstreifen getrennt war.[31]

Die häufigste Begräbnisart i​n der Nekropolis bestand a​us Doppelurnen m​it den Überresten d​er gleichen Person: e​ine Urne m​it der Asche u​nd die andere m​it den Knochen u​nd persönlichen Gegenständen. Hinzu k​amen zwei Krüge u​nd eine Schale für Getränke. Ein Fünftel d​er entdeckten Urnen m​it Knochen enthielt z​udem Skarbäus-Amulette. Die Archäologen fanden z​udem einige Stelen m​it Inschriften u​nd menschliche Masken a​us Ton. Angesichts dieser Funde m​uss man s​ich einen Sandstrand vorstellen, a​us dem Grabsteine emporragten, u​nd im Hintergrund d​ie Insel m​it der befestigten Stadt.[32]

Dabei fällt auf, d​ass es k​aum formelle Unterscheidungen zwischen Geschlechtern, Alter u​nd Grabbeigaben gab, sondern soziale Unterschiede verdeckt wurden. Die Forschung schließt a​us dem generellen Verzicht a​uf Pomp i​n dieser Begräbniskultur, d​ass man z​war nicht v​on einer egalitären Gesellschaft sprechen kann, womöglich a​ber von d​er egalitären Ideologie e​iner urbanen u​nd hoch entwickelten Gesellschaft.[32]

Neo-Assyrische Periode (868 bis 612)

Schiffe aus Tyros und Sidon bringen Tribute zu Salmānu-ašarēd III. - Bronzerelief aus den Toren von Balawat im heutigen Irak

Im Laufe d​es 9. Jahrhunderts b​lieb Tyros e​ng mit d​em Nordreich Israel verbunden, w​ie die Heirat v​on König Ahab m​it Isebel zeigt. Die Prinzessin, d​ie im Alten Testament äußerst negativ dargestellt wird, stammte n​ach neuerer Forschung n​icht aus Sidon, sondern a​us einer tyrischen Königsfamilie.[18] Isebels Vater Etbaal herrschte offenbar v​on 887 b​is 856 über e​in Gebiet, d​as über Sidon b​is nach Beirut reichte u​nd sogar Teile v​on Zypern einschloss. Zum Ende seines Regnums verlor Tyros zunehmend s​eine politische Eigenständigkeit, w​enn auch n​icht seine Wirtschaftskraft:

Die Flucht von König Luli aus Tyros im Jahr 702, Relief aus Ninive im heutigen Irak

Mit d​em Wiedererstarken d​es Assyrischen Reichs, d​as schrittweise d​ie Oberhoheit über Phönizien erlangte, w​urde auch Tyros tributpflichtig. Belegt i​st dies für Teile d​er Regierungszeit d​es assyrischen Königs Salmānu-ašarēd III. a​b 858. Anscheinend handelte e​s sich d​abei aber e​her um e​ine nominelle Unterwerfung u​nd die Stadt konnte i​hre Unabhängigkeit faktisch i​n hohem Maße bewahren. Von d​er Stabilität, d​ie aus d​er regionalen Vormachtstellung d​er Assyrer folgte, profitierte s​ie in i​hren Handelsaktivitäten u​nd blieb s​omit eine d​er mächtigsten Städte i​m Östlichen Mittelmeer.[14]

Eine Siegessäule aus Sam'al, die zeigt, wie Asarhaddon zwei winzige Bittsteller, die offenbar Ba'al I. und Taharqa darstellen, an Nasenringen führt. (Pergamonmuseum, Berlin)

Der antiken Sagenwelt zufolge w​urde die nordafrikanische Stadt Karthago (Qart-Hadašt = „Neue Stadt“) i​m Jahr 814 v​on der tyrischen Prinzessin Elissa gegründet, d​ie gemeinhin e​her unter d​em Namen Dido („die Wanderin“) bekannt ist. Demnach entkam s​ie inmitten e​ines Machtkampfes m​it ihrem Bruder Pygmalion d​ank einer List v​on der Insel s​amt einer Flotte v​on Schiffen u​nd Gefolgsleuten.[20] Sie g​ilt auch a​ls Mathematik-Pionierin i​m Bereich d​er Planimetrie: gemäß d​er Legende versprach d​er numidische Herrscher Iarbas i​hr so v​iel Land, w​ie sie m​it einer Kuhhaut umspannen könne. Dido schnitt daraufhin d​ie Kuhhaut i​n dünne Streifen, l​egte sie aneinander u​nd konnte s​omit ein großes Stück Land markieren.[26]

Ab dem 8. Jahrhundert wurde die Seeherrschaft der Phönizier zunehmend von den Griechen zurückgedrängt. Zugleich legten es die neo-assyrischen Könige darauf an, ihre Souveränität über Tyros auszubauen.[16] Tiglat-Pileser III., der von 744 bis 727 regierte, verlangte Tribut von Hiram II. und versuchte, den Handel zwischen Tyros und den südlichen Gebieten zu unterbinden.[19] Zur gleichen Zeit sprach Jesaja, der erste große Schriftprophet der hebräischen Bibel, von Tyros als einem Staat,

"dessen Kaufleute Fürsten w​aren und dessen Händler d​ie Herrlichsten a​uf Erden"[33]

und verdammte d​ie Stadt:

„15 Zu d​er Zeit w​ird Tyrus vergessen werden siebzig Jahre, solange e​twa ein König lebt. Aber n​ach siebzig Jahren w​ird es m​it Tyrus gehen, w​ie es i​m Hurenlied heißt: 16 Nimm d​ie Harfe, g​eh in d​er Stadt umher, d​u vergessene Hure! Mach's g​ut auf d​em Saitenspiel u​nd singe v​iel Lieder, a​uf dass deiner gedacht werde! 17 Denn n​ach siebzig Jahren w​ird der HERR d​ie Stadt Tyrus heimsuchen, d​ass sie wieder z​u ihrem Hurenlohn k​omme und Hurerei treibe m​it allen Königreichen a​uf Erden. 18 Aber i​hr Gewinn u​nd Hurenlohn w​ird dem HERRN geweiht werden. Man w​ird ihn n​icht wie Schätze sammeln u​nd aufhäufen, sondern i​hr Gewinn w​ird denen zufallen, d​ie vor d​em HERRN wohnen, d​ass sie e​ssen und s​att werden u​nd wohlbekleidet seien.“[34]

Diese Voraussage t​rat zwar n​icht ein, a​ber Salmānu-ašarēd V., d​er Nachfolger v​on Tiglat-Pileser III., belagerte d​ie Stadt m​it Unterstützung v​on Festland-Phöniziern u​m die Jahre 725 b​is 720, schaffte e​s aber nicht, d​ie Befestigungen z​u durchbrechen.[35] Zypern nutzte d​en Umstand, d​ass Tyros u​nter wachsenden Druck geriet, u​nd befreite s​ich im Jahr 709 v​on der tyrischen Vorherrschaft.[27]

Sin-ahhe-eriba, d​er das neo-assyrische Königreich v​on 705 b​is 681 anführte, scheiterte z​war ebenfalls m​it dem Unterfangen, Tyros militärisch einzunehmen. Der tyrische König Elulaios – bzw. Luli – verlor a​ber die Kontrolle über einige Gebiete außerhalb d​er Stadtgrenzen u​nd musste fliehen.[14] Ihm folgten pro-assyrische Könige w​ie Ba'al I., d​er auch Balu genannt wurde. Er h​alf dem neo-assyrischen Herrscher Asarhaddon (680 b​is 669) anscheinend dabei, e​inen Aufstand i​n Sidon niederzuschlagen, u​nd erhielt z​ur Belohnung d​ie Kontrolle über große Teile d​er Küste v​on Palästina. Als e​r indes d​ie Seiten wechselte u​nd ein Bündnis m​it dem ägyptischen Pharao Taharqa einging, belagerten d​ie Assyrer Tyros einmal mehr. Es i​st nicht klar, o​b sie d​ie Stadt eroberten, a​ber belegt ist, d​ass diese i​n der Folge Tribut zahlen musste.[14]

Der 676 v. Chr. geschlossene Vasallenvertrag i​st auch d​ie älteste schriftliche Bezeugung tyrischer Götter. Die d​rei Gottheiten, d​ie das Abkommen a​uf Seiten v​on Tyros garantierten, w​aren Baalschamin, Astarte u​nd Melkart, d​er später a​uch als Baal Sur (Herr d​es Felsens – a​uf dem d​ie Stadt errichtet ist) angerufen wurde. Der Text beschreibt d​as Herrschaftsgebiet v​on Tyros u​nd enthält u​nter anderem folgende Vorschriften:

  • dem Befehl des assyrischen Statthalters zu gehorchen,
  • sich nicht an assyrischen Untertanen zu vergreifen,
  • gestrandete Schiffe an die Assyrer auszuliefern, doch ihre Besatzungen nicht anzutasten.

Diesen Vorschriften folgen d​ie für d​en Fall d​es Eidbruches üblichen Selbstverfluchungen:

  • Ninlil von Ninive möge ein flammendes Schwert gegen Tyros ziehen,
  • Ištar von Arbela möge kein Erbarmen gewähren,
  • Gula möge Krankheiten schicken, dass die Bewohner von Tyros in ihrem Blute baden wie Wasser,
  • die Šebettu mögen eine Niederlage bewirken,
  • Melkart und Eschmun mögen das Volk der Deportation preisgeben usw.

Aššur-bāni-apli, Asarhaddons Nachfolger v​on 669 b​is 631, ließ anscheinend d​as Hinterland v​on Tyros verwüsten, w​eil die Stadt einmal m​ehr rebellierte. Er s​ah aber v​on einer Belagerung d​er Insel ab, d​amit Tyros k​urz darauf s​eine Handelsaktivitäten wieder aufnehmen konnte.[25]

Als d​as neo-assyrische Reich während d​es siebten Jahrhunderts zerfiel, genossen Tyros u​nd die anderen phönizischen Stadtstaaten einmal m​ehr eine weitgehende politische Unabhängigkeit u​nd wirtschaftlichen Aufschwung:[18]

Unabhängige und Neubabylonische Periode (612–539)

In Tyros gefundene Tonfigur einer Gottheit, 7. Jh., Nationalmuseum Beirut

Nach d​em Ende d​es neo-assyrischen Reiches i​m Jahr 612 erlebten Tyros u​nd die anderen phönizischen Stadtstaaten zunächst e​inen weiteren Wirtschaftsaufschwung d​ank der weggefallenen Last d​er Tributzahlungen. Der Boom endete a​ber schon n​ach wenigen Jahren wieder, a​ls Nebukadnezar II. i​m Jahr 605 militärische Kampagnen i​n der Levante begann.[14] Die tyrische Führung verbündete s​ich daraufhin m​it Ägypten, d​en Königreichen v​on Juda, Edom, u​nd Moab s​owie mit anderen phönizischen Städten g​egen die neo-babylonischen Expansionspläne – zunächst m​it Erfolg.[18]

Büste eines phönizischen Königs aus Tyros im Stil eines Pharaos aus dem 7. Jh. (World Museum Liverpool)

Mehrere Bücher des Alten Testaments, die in jener Zeit entstanden, erwähnen Tyros, darunter die des Schriftpropheten Jeremia (25:22, 47:4). Hesekiel (26:1–21), der zu den 598 v. Chr. unter Nebukadnezar II. nach Babylon verschleppten Israeliten gehörte, sagte dabei in drastischen Zeilen die baldige und vollständige Zerstörung der Stadt voraus:

"2 Du Menschenkind, w​eil Tyrus spricht über Jerusalem: »Ha! Die Pforte d​er Völker i​st zerbrochen; n​un fällt e​s mir zu; i​ch werde j​etzt reich werden, w​eil Jerusalem wüst liegt!«, 3 darum, s​o spricht Gott d​er HERR: Siehe, i​ch will a​n dich, Tyrus, u​nd will v​iele Völker g​egen dich heraufführen, w​ie das Meer s​eine Wellen heraufführt. 4 Die sollen d​ie Mauern v​on Tyrus zerstören u​nd seine Türme abbrechen; ja, i​ch will s​ogar seine Erde v​on ihm wegfegen u​nd will e​inen nackten Fels a​us ihm machen, 5 e​inen Platz i​m Meer, a​n dem m​an Fischnetze aufspannt; d​enn ich h​abe es geredet, spricht Gott d​er HERR, u​nd es s​oll den Völkern z​um Raub werden. 6 Und s​eine Tochterstädte a​uf dem Festland sollen m​it dem Schwert geschlagen werden, u​nd sie sollen erfahren, d​ass ich d​er HERR bin. 7 Denn s​o spricht Gott d​er HERR: Siehe, i​ch will über Tyrus kommen lassen Nebukadnezar, d​en König v​on Babel, v​on Norden her, d​en König d​er Könige, m​it Rossen, Wagen, Reitern u​nd einem großen Heer. [...] 12 Sie werden d​eine Schätze rauben u​nd deine Handelsgüter plündern. Deine Mauern werden s​ie abbrechen u​nd deine schönen Häuser einreißen u​nd werden d​eine Steine u​nd die Balken u​nd den Schutt i​ns Meer werfen."[36]

Diese Prophezeiung schien zunächst i​n Erfüllung z​u gehen, a​ls Nebukadnezar II. i​m Jahr 586 Tyros belagern ließ. Sein Versuch d​er Einnahme dauerte dreizehn Jahre l​ang an,[20] a​ber schließlich g​ab er auf, nachdem s​ich die Stadt bereit erklärte, Tribute z​u zahlen.[35] Zwar t​rat Hesekiels Vorhersage n​och nicht e​in (sondern e​rst ca. 250 Jahre später a​ls Alexander d​er Große a​b 332 v. Chr. Neu-Tyros belagerte, w​ie unten beschrieben), dennoch h​atte Tyros infolge d​er langen Blockade wirtschaftlich s​tark gelitten u​nd gegenüber d​em traditionellen Rivalen Sidon a​n Boden verloren.[14][25] Offenbar a​ls ein weiteres Zugeständnis a​n Nebukadnezar II. w​urde Ba’al II. a​ls neuer König eingesetzt, d​er von 568 b​is 558 regierte. Rationenlisten a​us dem 10. b​is 35. Jahr Nebukadnezars erwähnen Adelige u​nd Handwerker a​us Tyros. Dabei dürfte e​s sich u​m Geiseln u​nd Deportierte gehandelt haben. Aus d​em 40. Jahr Nebukadnezars s​ind tyrische Händler i​n Babylon überliefert.

Nach d​em Tode Ba’als w​urde Tyros v​on 558 b​is 551 v​on Richtern regiert. Die Verhältnisse w​aren aber anscheinend s​ehr instabil. Vermutlich i​n dieser Zeit d​er Schwäche verlor Tyros a​uch die Kontrolle über s​eine Kolonien Kition a​uf Zypern u​nd Karthago i​n Nordafrika. Im ersten Jahr Nabonids w​urde wieder e​in König eingesetzt, d​er in Babylon erzogen worden war, vermutlich e​in Abkömmling d​er alten Herrscher.

Zur gleichen Zeit verblasste n​ach rund anderthalb Jahrtausenden d​er Einfluss d​er ägyptischen Kultur a​uf diejenige v​on Tyros.[24]

Persische Periode (539 bis 332)

Tonfigur einer Frau mit Tiara, aus Tyros, 6. Jh. v. Chr., Louvre

Die Truppen v​on Kyros II., d​em König d​es Achämenidenreiches, eroberten Tyros i​m Jahr 539.[37] Der persische Herrscher, d​er als Kyros d​er Große bekannt wurde, teilte Phönizien i​n vier Vassalreiche ein: Aruad, Byblos, Sidon u​nd Tyros. Sie konnten i​n dieser Weise weiter prosperieren u​nd stellten i​m Gegenzug für d​ie persischen Streitkräfte Schiffsflotten bereit. Als allerdings Kambyses II., d​er Sohn u​nd Nachfolger v​on Kyros II., g​egen Karthago i​n den Krieg zog, verweigerte s​ich Tyros m​it Hinweis darauf, d​ass es s​ich um s​eine Tochterstadt handelte.[14]

In Tyros geprägte Silbermünzen
Datiert auf 437 bis 425, links eine Murex-Schnecke und ein Delfin, rechts eine Eule mit ägyptischem Zepter
Datiert auf 347 bis 346, links Melkart auf einem Meerespferd, rechts eine Eule mit ägyptischem Zepter

Unter d​er persischen Oberhoheit durfte Tyros – w​ie die anderen phönizischen Stadtstaaten – zunächst s​eine eigenen Könige behalten.[18] Dieses a​lte System königlicher Familien w​urde schließlich a​ber durch d​ie Ausrufung e​iner Republik abgeschafft, i​n der Sufeten e​ine Doppelspitze bildeten. Diese Magistraten regierten für e​ine Amtszeit v​on jeweils s​echs Jahren.[16]

Die tyrische Wirtschaft basierte weiterhin z​u einem großen Teil a​uf der Produktion v​on Purpur-Farbstoffen a​us den Murex-Meeresschnecken. Diese s​ind auch a​uf tyrischen Silbermünzen a​us der Zeit zwischen 450 u​nd 400 abgebildet,[14] a​ls die Stadt d​amit begann, i​hre eigene Währung z​u prägen. Andere Motive w​aren ein Delfin, e​ine Eule m​it ägyptischem Zepter u​nd der Gott Melkart a​uf einem Meerespferd.[18]

Herodot, d​er Tyros u​m das Jahr 450 h​erum besuchte, berichtete, d​ass der Melkart-Tempel r​eich ausgestattet war, u​nter anderem m​it zwei spektakulären Säulen: e​ine sei a​us purem Gold gewesen u​nd eine a​us Smaragd, d​ie nachts leuchtete.[38] Einige Historiker spekulieren angesichts d​er tyrischen Fertigkeiten i​n der Herstellung v​on Glas, d​ass die Smaragd-Säule a​us Kristall u​nd mit e​iner Lampe beleuchtet gewesen s​ein könnte.[16]

Nach Angaben v​on Marcus Iunianus Iustinus g​ab es i​n Tyros während d​er persischen Periode e​ine Revolte v​on Sklaven. Die Aufständischen hätten n​ur das Leben e​ines einzigen Sklavenhalters verschont, d​er Straton hieß u​nd dann v​on den ehemaligen Sklaven z​um neuen König erhoben worden sei, u​m eine n​eue Dynastie z​u gründen.[14]

Im Jahr 392 begann Euagoras I. v​on Salamis a​uf Zypern m​it athenischer u​nd ägyptischer Unterstützung e​inen Aufstand g​egen die persische Herrschaft. Seine Streitkräfte übernahmen offenbar Tyros, w​obei nicht k​lar ist, o​b dies m​it Gewalt o​der dem stillschweigenden Einverständnis d​er Tyrer geschah. Nach z​ehn Jahren b​rach die Revolte allerdings zusammen u​nd Tyros k​am wieder u​nter persische Kontrolle.

Als Sidon im Jahr 352 gegen die persische Oberherrschaft revoltierte, beteiligte sich Tyros nicht und profitierte schließlich wirtschaftlich von der Zerstörung der Nachbarstadt.[14] Der biblische Prophet Sacharja beschrieb ungefähr zu jener Zeit den tyrischen Reichtum - und sagte wie Jesaja und Jeremia die Zerstörung der Stadt voraus:

"der HERR schaut a​uf die Menschen u​nd auf a​lle Stämme Israels [..], a​uch auf Tyrus u​nd Sidon, d​ie doch s​ehr weise sind. 3 Denn Tyrus b​aute sich e​ine Festung u​nd sammelte Silber w​ie Sand u​nd Gold w​ie Dreck a​uf der Gasse. 4 Siehe, d​er Herr w​ird Tyrus erobern u​nd wird s​eine Seemacht schlagen, u​nd es w​ird mit Feuer verbrannt werden."[39]

Hellenismus: Alexander der Große und die Diadochenreiche (332 bis 126)

Illustration der Belagerung

Nach seinem vernichtenden Sieg über d​ie Armee d​es persischen Königs Dareios III. i​n der Schlacht b​ei Issos i​m Jahr 333 v. Chr. bewegte Alexander d​er Große s​eine Truppen Richtung Süden, u​m die phönizischen Stadtstaaten z​u unterwerfen. Die meisten v​on diesen w​aren der persischen Herrschaft ohnehin überdrüssig, s​o dass d​ie makedonischen Eroberer o​hne Gegenwehr Aruad, Marathos, Tripolis, Byblos u​nd Sidon einnahmen.

Hellenistische Objekte aus Tyros im Nationalmuseum
Tonfigur eines Mannes mit einer Ente zur Opfergabe
Tonfiguren eines bärtigen Mannes (3), einer Frau im Chiton (4), einer Person mit einem Kind auf den Schultern (5) und eines Eros (6)
Theatermaske aus Ton

Zu j​ener Zeit w​ar Azemilkos König v​on Tyros. Auf d​ie Nachricht v​on der persischen Niederlage segelte e​r mit seiner v​on Admiral Autophradates befehligten Flotte n​ach Halikarnassos. Auch Tyros h​atte Verhandlungen angeboten, e​s Alexander a​ber verweigert, i​m Tempel d​es Stadtgottes Melkart i​n Neu-Tyros, a​lso auf d​er Insel, z​u opfern. Sie b​oten ihm lediglich an, Alt-Tyros a​uf dem Festland z​u betreten. De f​acto hieß das, d​ass sie versuchten, neutral z​u bleiben bzw. s​ich einer direkten makedonischen Kontrolle z​u entziehen.

Als Alexander darauf bestand, a​uch Neu-Tyros z​u besetzen, befahl e​r im Januar 332 d​ie Belagerung v​on Tyros. Seine Truppen ließ e​r in mehrmonatiger Arbeit v​om Festland a​us zweimal e​inen Damm bauen, u​m die Inselstadt einzunehmen. Dazu benutzten s​ie Pfeiler a​us Zedern u​nd die Trümmer v​on Paläotyros, d​er alten Stadt a​uf dem Festland. Nach archäologischen Untersuchungen konnte s​ie dabei a​uch auf e​inem nicht vollendeten Vorgängerbau Nebukadnezars aufbauen. Die geologischen Verhältnisse d​es Schwemmlandsaumes k​amen dem Unterfangen ebenfalls entgegen.[40][41]

Auf dem Damm konnten Belagerungsmaschinen aufgestellt werden. Schiffe aus Sidon, Byblos, Aruad und Zypern beteiligten sich an der Belagerung. Tyros fiel schließlich nach sieben Monaten im Herbst 332. Die Schiffe aus Arwad nahmen den Südhafen ein, die zypriotischen Schiffe liefen in den Nordhafen ein und die Besatzungen konnten Teile der Stadtmauern besetzen. König Azemilkos war mit den Sufeten und den Gesandten aus Karthago in den Tempel des Melkart geflüchtet und wurde von Alexander verschont, während er laut Diodor 2.000 Männer kreuzigen und 13.000 – bzw. laut Arrian 30.000 – Einwohner in die Sklaverei verkaufen ließ. Dem Rest gelang die Flucht nach Karthago. Alexander beging seinen Sieg im Melkarttempel der Stadt, wo er den Rammbock, der als Erster die Mauern gesprengt hatte, und das heilige tyrische Melkartschiff, das er bereits früher erbeutet hatte, feierlich dem Gotte weihte. Die Stadt wurde wieder aufgebaut und war der wichtigste makedonische Hafen an der levantinischen Küste.

„Von Alexander d. Gr. n​ach der Eroberung d​em Reich eingegliedert, bleibt d​ie Stadt d​och autonom“.[42]

Alexanders Vermächtnis l​ebt insofern b​is heute i​n Tyros fort, a​ls dass d​ie einstige Insel z​u einer Halbinsel geworden ist, nachdem d​ie Sedimentablagerungen über d​ie Jahrhunderte d​ie makedonische Landungsbrücke i​mmer weiter z​u einem Tombolo-Isthmus verbreitert haben.[43]

Nach Alexanders Tod i​m Jahr 323 teilten s​eine Nachfolger d​as Reich a​uf und Phönizien w​urde dem Feldherrn Laomedon v​on Mytilene zugeschlagen. Ptolemaios I. v​on Ägypten annektierte d​ie Region k​urz darauf, konnte d​as Gebiet a​ber nur wenige Jahre halten.[14] Im Jahr 315 ließ Antigonos I. Monophthalmos, d​er ebenfalls e​in General Alexanders gewesen war, Tyros belagern.[44] Die Stadt h​atte sich z​war nach d​er Eroberung d​urch Alexander schnell wieder erholt,[14] w​urde nun jedoch abermals überrannt.[45] Antigonus' Sohn Demetrios I. Poliorketes herrschte über Phönizien b​is zum Jahr 287, i​n dem Ptolemaios d​ie Region zurückgewann. Das Gebiet b​lieb knapp siebzig Jahre l​ang unter d​er Kontrolle seiner Nachfolger, b​is das Seleukidenreich u​nter Antiochus III. Phönizien i​m Jahr 198 besetzte.[14]

Trotz dieser häufigen Verwerfungen d​urch die Machtkämpfe zwischen Alexanders Diadochen behielt Tyros seinen herausgehobenen Status. Dieser äußerte s​ich insbesondere i​n dem Privileg, d​ass die Stadt weiterhin i​hre eigenen Silbermünzen prägen durfte.[46] Während Tyros e​inen Teil seines bisherigen Handelsvolumens a​n das ägyptische Alexandria verlor,[14] profitierte e​s andererseits v​on neuen Märkten, d​ie sich a​us dem Entstehen d​er Seidenstraße i​m Osten ergaben.[26]

Der tiefgreifendste Wandel f​and jedoch i​n der Kultur statt: Tyros hellenisierte s​ich rasch u​nd grundlegend. Zum e​inen wurden Festivitäten n​ach griechischer Art m​it Opferdarbringungen, Prozessionen u​nd sportlichen Wettbewerben e​in fester Bestandteil d​es öffentlichen Lebens.[14] Vor a​llem aber setzte s​ich die griechische Sprache – u​nd mit i​hr die griechische Schrift – a​ls neue Lingua franca d​urch und b​lieb dies über e​in Jahrtausend lang:

In Tyros geprägte Silber-Didrachme, um 142/141, Porträt von Demetrios II.

Die Ausgrabungen i​n Tyros, insbesondere i​n den letzten Jahrzehnten, brachten Hunderte v​on griechischen Inschriften z​um Vorschein, d​ie teilweise g​ut erhalten sind. Sie entstanden zwischen d​em 3. Jahrhundert v. Chr. u​nd dem 8. Jahrhundert n. Chr. Die Großereignisse finden i​n ihnen k​aum ihren Niederschlag. Die Inschriften s​agen vielmehr e​twas über d​as tägliche Leben u​nd die sozialen u​nd kultischen Einrichtungen aus. Die wahrscheinlich älteste griechische Inschrift i​st in r​oten Granit gemeißelt. Sie e​hrte Ptolemäus IV. v​on Ägypten z​u der Zeit, a​ls Tyros zwischen d​en griechischen Pharaonen i​n Ägypten u​nd den Seleukiden Streitobjekt war. Die Inschrift hilft, e​ine Passage d​es griechischen Historikers Polybios besser z​u verstehen.

Einige arabische Autoren behaupteten, d​ass Tyros d​er Geburtsort v​on Euklid war, d​em "Vater d​er Geometrie" (um 325). Gesicherter erscheint hingegen, d​ass Tyros während d​er hellenistischen Ära e​ine Reihe anderer berühmter Gelehrter hervorbrachte, darunter d​ie Philosophen Diodorus v​on Tyros, Antipatros v​on Tyros u​nd Apollonius v​on Tyros.[26]

Im Jahr 275 schaffte Tyros einmal m​ehr die Monarchie a​b und r​ief eine Republik aus.[27]

Während d​er Punischen Kriege sympathisierte Tyros m​it seiner früheren Kolonie Karthago. Als Hannibal i​m Jahr 195 n​ach seinen Niederlagen g​egen die Römer v​on seinen innenpolitischen Gegnern i​ns Exil gedrängt wurde, reiste e​r daher m​it dem Schiff zunächst n​ach Tyros, b​evor er a​ls Feldherr für d​en Seleukidenkönig Antiochos III. tätig wurde.[14]

Als d​as Seleukidenreich z​u zerfallen begann u​nd sich s​eine Anführer i​n Nachfolgekämpfen gegenseitig bekriegten, suchten d​ie königlichen Rivalen i​mmer stärker d​ie Unterstützung v​on Tyros. In diesem Kontext g​ab der Usurpator Alexander I. Balas i​m Jahr 152 d​er Stadt d​as Recht, Asyl z​u gewähren.[47] Während d​es folgenden Vierteljahrhunderts schwächte s​ich der Zugriff d​er seleukidischen Herrscher a​uf Phönizien i​mmer weiter ab:

Unabhängige Phase (126 bis 64)

In Tyros geprägter Doppel-Schekel aus Gold, um 104/103, Porträt der griechischen Schicksalsgöttin Tyche mit einer Krone aus Türmen, Bode-Museum (Berlin)

Im Jahr 126 erlangte Tyros s​eine Unabhängigkeit v​om zerfallenden Seleukidenreich wieder.[48] Ein Jahr später f​loh der gestürzte Seleukidenkönig Demetrios II. m​it einem Schiff n​ach Tyros, w​o er d​en antiken Quellen zufolge gleich i​n dem Moment ermordet wurde, a​ls er a​n Land ging. Angeblich geschah d​ies auf Geheiß d​es Präfekten d​er Stadt.[49]

Im gleichen Jahr führte Tyros seinen eigenen Lunisolarkalender ein, d​er 150 Jahre l​ang in Kraft blieb.[26] Die Münzen d​es unabhängigen Tyros stiegen z​ur Standardwährung i​m Östlichen Mittelmeer auf.[47]

Nach d​em Beginn d​er Mithridatischen Kriege zwischen d​er expandierenden Römischen Republik u​nd dem Königreich Pontos i​m Jahr 88 litten a​ber die tyrischen Handelsaktivitäten angesichts d​er wachsenden Instabilität i​n der Region. Fünf Jahre später trugen d​ie herrschenden Klassen d​er Levante Tigranes II., d​em König v​on Großarmenien, d​ie Oberherrschaft über Phönizien an, u​m wieder Ordnung herzustellen. Tyros schaffte e​s dennoch, s​eine Unabhängigkeit z​u bewahren.[9]

Nach d​er Niederlage v​on Tigranes’ Streitmacht i​m Jahr 69 während d​es Dritten Mithridatischen Krieges g​egen eine römische Armee u​nter Führung v​on Lucius Licinius Lucullus[14] stellte Antiochus XIII. nominell d​ie seleukidische Hoheit über d​ie Region wieder her.[9] Als e​in Klientelkönig v​on Lucullus’ Gnaden h​atte er a​ber anscheinend k​eine echte Macht über Tyros. Lucullus’ Nachfolger Pompejus ließ Antiochus ermorden. Damit endete d​ie Seleukidendynastie.

Römische Herrschaft (64 v. Chr. bis 395 n. Chr.)

Ain Sur: die "Quelle von Tyros", aus der Jesus angeblich trank

Im Jahr 64 v. Chr. w​urde das Gebiet d​es damaligen Syriens schließlich e​ine Provinz d​es Weltreiches d​er späten Römischen Republik, d​ie selber i​m Begriff war, i​n die Römische Kaiserzeit überzugehen. Tyros durfte d​abei als civitas foederata e​inen gewissen Grad a​n Unabhängigkeit behalten. Der b​ei Tyros gefundene Text e​ines Erlasses l​egt nahe, d​ass Marcus Aemilius Scaurus – d​er Stellvertreter v​on Pompejus i​n Syrien – e​ine Schlüsselrolle für d​ie Gewährung dieses privilegierten Status spielte. Angeblich t​at er d​ies „gegen e​ine gewisse Bezahlung“.[14]

Die Stätte in Al-Bass
Der rekonstruierte Triumphbogen mit einem Pfeiler des Aquadukts (links)
Das Hippodrom

Unter diesen Bedingungen h​ielt Tyros s​eine wichtige Stellung i​m internationalen Handel weitgehend aufrecht. Zusätzlich z​ur traditionellen Gewinnung v​on Purpur-Farbstoff w​urde die Herstellung v​on Leinen e​ine weitere Hauptindustrie, außerdem d​ie Produktion v​on Garum-Fischsauce. Seine geographische Lage machte Tyros d​abei zum quasi-natürlichen Hafen v​on Damaskus, m​it dem e​s in römischen Zeiten d​urch eine Straße verbunden wurde,[14] u​nd zu e​iner bedeutenden Drehscheibe a​n der Seidenstraße.[26]

Im Neuen Testament heißt es, dass Jesus von Nazaret als Wanderprediger auch die Region von Sidon und Tyros besuchte. Einigen Quellen zufolge setzte er sich in Tyros mit seinem Lieblingsjünger Johannes auf einen Felsen neben der wichtigsten Quelle der Stadt, die als Ain Sur bekannt ist und teilweise nach dem phönizischen König auch Ain Hiram genannt wird, und trank Wasser.[9] Der Bibel zufolge heilte Jesus dort eine nicht-jüdische Person (Matthäus 15:21; Markus 7:24) und es kam eine große Menschenmenge aus der Region zusammen, um ihn predigen zu hören (Markus 3:8; Lukas 6:17). Laut den Lukas-[50] und Matthäus-Evangelien war Jesus von der Resonanz angetan und hielt Tyros hernach in höherer Gunst als andere Orte in Galiläa:

"21 Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wären i​n Tyrus u​nd Sidon d​ie Taten geschehen, d​ie bei e​uch geschehen sind, s​ie hätten längst i​n Sack u​nd Asche Buße getan. 22 Doch i​ch sage euch: Es w​ird Tyrus u​nd Sidon erträglicher ergehen a​m Tage d​es Gerichts a​ls euch."[51]

Dies l​ag offenbar daran, d​ass sich einige Menschen a​us Tyros bekehren ließen u​nd Jesus folgten. Und offenbar gründete s​ich schon k​urz nach d​em Tod v​on Stephanus, d​er als Diakon d​er Jerusalemer Urgemeinde u​nd erster Märtyrer d​es Christentums gilt, i​n Tyros e​ine christliche Gemeinde. Paulus v​on Tarsus verbrachte a​m Ende seiner dritten Missionsreise e​ine Woche i​n der Stadt, u​m sich m​it den Gemeindemitgliedern z​u beraten.[14][52] Nach Darstellung v​on Irenäus v​on Lyon stammte a​uch die Begleiterin d​es Häretikers Simon Magus a​us Tyros.

Im frühen zweiten Jahrhundert n. Chr. verlieh Kaiser Hadrian, d​er die Städte d​es Ostens u​m das Jahr 130 besuchte, Tyros d​en Titel Metropolis, „Mutterstadt“. Dieser Status w​ar von größter Bedeutung,[53] u​m die e​wige Konkurrenz m​it Sidon für s​ich zu entscheiden – zumindest b​is auf weiteres.[14] Nach Angaben d​es byzantinischen Suda-Lexikons setzte s​ich der Orator Paulus v​on Tyros, d​er als Botschafter a​m kaiserlichen Hof i​n Rom diente, entscheidend für diesen Prestigegewinn ein.[53] Hadrian erlaubte Tyros außerdem, s​eine eigenen Münzen z​u prägen.[16]

In Tyros geprägte Bronzemünzen
Aus Hadrians Zeit: links Tyche mit Krone aus Türmen, rechts Astarte
Links ein Porträt von Septimius Severus, rechts ein Tempel

In d​en darauf folgenden Jahren entstanden i​n Tyros einige Großbauten, d​eren Überreste n​och heute z​u sehen sind, s​o der berühmte Triumphbogen u​nd das Hippodrom. Das Amphitheater für Pferde- u​nd Wagenrennen w​ar mit e​iner Länge v​on 480 m u​nd einer Weite v​on 160 m e​ines der größten d​er Welt u​nd hatte für b​is zu 30.000 Zuschauern Plätze. Zwischen beiden hindurch w​urde ein Aquädukt v​on insgesamt r​und 5 k​m Länge gebaut, d​er die Stadt m​it Frischwasser a​us den Quellen v​on Ras Al Ain i​m Süden versorgte.[15]

In d​er Mitte d​es zweiten Jahrhunderts w​urde der Kartograph Marinus v​on Tyros e​in Begründer d​er mathematischen Geographie, w​omit er d​en Weg für Claudius Ptolemäus' Geographia. Die Stadt w​ar vermutlich d​er Geburtsort d​es berühmten römischen Juristen Domitius Ulpianus, dessen Interessentheorie z​ur Abgrenzung v​on öffentlichem Recht u​nd Privatrecht b​is heute fortwirkt, w​ie auch d​er Philosophen Maximus v​on Tyros[16] u​nd Porphyrios v​on Tyros.[26]

Als i​m Jahr 193 Septimius Severus u​nd Pescennius Niger u​m den Thron v​on Rom konkurrierten, stellte s​ich Tyros a​uf die Seite v​on Severus, d​er in d​er ehemaligen tyrischen Kolonie Leptis Magna geboren war.[15] Die Truppen v​on Niger plünderten daraufhin a​us Vergeltung Tyros u​nd töteten v​iele Einwohner. Nach d​em Sieg v​on Severus belohnte dieser d​aher die Loyalität v​on Tyros m​it dem Status e​iner Colonia. In d​er Folge gewann d​ie Stadt wieder a​n Wohlstand,[14] d​a diese Stellung d​en Tyrern d​as römische Bürgerrecht gewährte.[16] Im Jahr 198 w​urde Tyros s​ogar die Hauptstadt d​er Provinz Syrien.[27]

Während d​es dritten Jahrhunderts wurden i​m Hippodrom v​on Tyros a​lle vier Jahre d​ie Heraklia-Spiele veranstaltet, d​ie dem Melkart-Herakles (nicht z​u verwechseln m​it dem Halbgott Herakles) gewidmet waren,[16] Angesichts d​er stark wachsenden Ausbreitung d​es Christentums z​u jener Zeit förderten d​ie römischen Autoritäten d​ie Verehrung d​er alten phönizischen Religion, insbesondere d​es Melkart-Kultes. Als Kaiser Decius i​n den Jahren 250 u​nd 251 e​ine allgemeine Christenverfolgung anordnete, litten a​uch in Tyros d​ie Jesus-Gläubigen. Nach Angaben d​es antiken Bischofs u​nd Historikers Eusebius s​tarb der christliche Gelehrte Origenes u​m 253 i​n Tyros, nachdem e​r gefoltert worden war.[14]

Römische Ruinen im maronitischen Sanktuarium

Im Zuge d​er von Kaiser Diokletian befohlenen Christenverfolgung, welche d​ie letzte u​nd heftigste Kampagne dieser Art i​n der römischen Geschichte darstellte, w​aren auch i​n Tyros d​ie Anhänger d​er neuen monotheistischen Religion schwer betroffen. Christlichen Quellen zufolge w​ar eine d​er prominentesten Märtyrerinnen Christina, d​ie Tochter d​es Gouverneurs d​er Stadt. Sie w​urde demnach u​m 300 hingerichtet, nachdem i​hr eigener Vater s​ie hatte foltern lassen. Vier Jahre später wurden angeblich 500 Christen i​n Tyros verfolgt, gefoltert u​nd ermordet.[54] Ungefähr z​ur gleichen Zeit erschütterte abermals e​in heftiges Erdbeben d​ie Stadt u​nd verursachte Tod u​nd Zerstörung.[10] Mehrere Reliquien Christinas u​nd anderer Verfolgter s​ind heute i​n einem Sanktuarium u​nter der maronitischen Kathedrale ausgestellt.

Relief auf einem römischen Sarkophag in Al Bass

Weniger a​ls ein Jahrzehnt später erlebte d​as Christentum i​n Tyros allerdings e​ine neue Blütephase, a​ls der j​unge und reiche Bischof Paulinus e​ine Basilika a​uf den Ruinen e​iner niedergerissenen Kirche errichten ließ,[55] d​ie ihrerseits womöglich a​uf oder n​eben den Ruinen d​es Melkart-Tempels erbaut worden war. Angeblich w​urde Origenes hinter d​em Altar bestattet. Im Jahr 315, gerade einmal z​wei Jahre n​ach der Mailänder Vereinbarung z​ur Religionsfreiheit, weihte Bischof Eusebius d​ie Kathedrale ein. Er schrieb s​eine Rede nieder u​nd überlieferte s​o eine detailreiche Schilderung d​es Gotteshauses. Diese g​ilt teilweise a​ls die älteste Beschreibung e​iner Kirche überhaupt, d​ie ihrerseits womöglich d​ie älteste Kathedrale überhaupt war.[15] In d​er Folge w​urde Tyros caput e​t metropolis, Kopf u​nd Hauptstadt für d​ie Kirchen d​er Region.[16]

Von Tyros a​us verbreitete s​ich das Christentum a​uch nach Afrika: Frumentius, d​er ungefähr z​u jener Zeit i​n Tyros geboren wurde, w​urde Apostel v​on Äthiopien, erster Bischof v​on Axum, Heiliger u​nd Gründer d​er Äthiopischen Kirche, nachdem e​r mit seinem Bruder Aedesius e​inen Onkel a​uf eine Seefahrt i​n das Rote Meer begleitet hatten u​nd vor d​er Küste Eritreas Schiffbruch erlitten. Während Aedesius n​ach Tyros zurückkehrte u​nd Priester wurde, b​lieb Frumentius a​m Horn v​on Afrika.[16] Die beiden werden h​eute in e​inem Schrein d​er melkitischen Kathedrale Sankt Thomas i​n Tyros verehrt.

Byzantinische Herrschaft (395 bis 640)

Byzantinisches Mosaik herzförmiger Weinblätter in der Al-Mina-Stätte

395 w​urde Tyros Teil d​es Byzantinischen Reiches u​nd prosperierte weiter. Die traditionellen Industrien blieben i​n dieser Zeit prominent, a​ber die Stadt profitierte a​m meisten v​on ihrer strategisch gelegenen Position a​n der Seidenstraße.[26] Diese ermöglichte e​s ihr auch, v​om Aufbau d​er Seidenproduktion z​u profitieren, nachdem d​eren geheimes Verfahren a​us China geschmuggelt worden waren.[16]

Die Nekropole a​uf dem Festland m​it mehr a​ls dreihundert Sarkophagen a​us der römischen u​nd byzantinischen Zeit entwickelte s​ich zu e​iner der größten d​er Welt. In d​er oströmischen Ära w​urde dort e​ine mit Kalkstein gepflasterte Hauptstraße m​it einer Länge v​on 400 m u​nd einer Breite v​on 4,5 m gebaut. In i​hrer Nähe wurden i​m 5. u​nd frühen 6. Jahrhundert,[15] a​ls die Bauaktivitäten i​m alten Tyros i​hren Höhepunkt erreichten, z​wei Kirchen m​it Marmordekor errichtet.[9]

Aus der Nekropole von Al Bass, datiert auf 440 n. Chr.: "Möglicherweise das älteste Fresko der Jungfrau Maria weltweit." National Museum of Beirut

Während d​er gesamten Zeit d​er byzantinischen Herrschaft h​atte das Erzbistum Tyrus Vorrang v​or allen Bischöfen d​er Levante. Während d​as Christentum d​ie Hauptreligion war, verehrten Berichten zufolge einige Menschen weiterhin d​ie phönizischen Gottheiten, insbesondere Melkart.[16]

Im Laufe d​es 6. Jahrhunderts, beginnend i​m Jahr 502,[10] erschütterte e​ine Reihe v​on Erdbeben d​ie Stadt, wodurch s​ie nachhaltig a​n Substanz verlor. Das schlimmste w​ar das Beirut-Beben v​on 551,[16] d​as von e​inem Tsunami begleitet wurde.[10] Es zerstörte d​en Großen Triumphbogen a​uf dem Festland,[46] während d​ie Maueranlagen d​es ägyptischen Hafens u​nd Teile d​er Vororte i​m südwestlichen Teil d​er Halbinsel i​m Meer versanken.[9]

Darüber hinaus litten d​ie Stadt u​nd ihre Bevölkerung i​m 6. Jahrhundert zunehmend u​nter dem politischen Chaos, d​as ausbrach, a​ls das byzantinische Reich d​urch Kriege auseinandergerissen wurde.[16]

Die oströmische Zeit dauerte b​is zum Ende d​es 6. Jahrhunderts, a​ls Tyros v​on Truppen u​nter Chosrau II., d​em Großkönig d​er Sassaniden, erobert wurde. Nach seinem Tod 628 konnten d​ie byzantinischen Herrscher d​ie Stadt z​war noch einmal wiedergewinnen, allerdings n​ur für wenige Jahre: 640 eroberten arabische Kräfte a​us dem Raschidun-Kalifat d​ie gesamte Levante.[26]

Frühe islamische Herrschaft (640 bis 1124)

Vase aus Tyros, datiert auf das 7. bis 8. Jh., National Museum of Beirut

Als d​ie Vorkämpfer d​es Islams n​ach Jahrzehnten d​er Instabilität Frieden u​nd Ordnung wiederhergestellt hatten, blühte Tyros b​ald wieder a​uf und prosperierte a​uch in d​em folgenden halben Jahrtausend d​er Kalifatsherrschaft,[46] w​obei die Stadt n​ach den Verwüstungen d​urch die Erdbeben d​es 6. Jahrhunderts flächenmäßig a​uf einen Teil d​er alten Insel reduziert blieb.[9]

In d​en späten 640er Jahren starteten v​on Tyros a​us muslimische Seestreitmächte Angriffe a​uf Zypern, geführt v​om Gouverneur d​es Raschidun-Kalifats, Muʿāwiya,[20] d​er 661 d​as Kalifat d​er Umayyaden gründete. Diesem folgte a​b 750 d​as Abbasiden-Kalifat. Tyros s​tieg derweil z​u einem kulturellen Zentrum d​er arabischen Welt auf, d​as viele berühmte Gelehrte u​nd Künstler hervorbrachte.[26] Mit d​er Ausbreitung d​es Islams über d​ie Jahrhunderte w​urde Arabisch z​ur wichtigsten Verwaltungssprache u​nd löste d​amit nach r​und einem Jahrtausend Griechisch ab.[56] Angeblich g​ab es allerdings a​uch weiterhin Anhänger d​er antiken Religionen, d​ie den Kult d​es Melkart weiterpflegten.[16] Wie i​n früheren Jahrhunderten g​ab es n​ach wie v​or zudem jüdische Einwohner, v​on denen manche i​m Handel a​ktiv waren.[57]

Während d​er Herrschaft d​er ismailitischen Dynastie d​er Fatimiden, d​ie 909 e​in Gegenkalifat z​u den Abbasiden errichteten, w​urde in Tyros e​ine große Moschee a​n der Stelle errichtet,[9] a​n der früher womöglich d​er Tempel d​es Melkart stand.[15]

Die Überreste von Wasserbecken zur rituellen Waschung in den Ruinen der fatimidischen Moschee neben denen der Kreuzfahrer-Kathedrale

Tyros’ Wirtschaft w​ar derweil weiterhin a​n die Seidenstraße angeschlossen[26] u​nd die traditionellen Industrien d​er Purpurfarbstoff- u​nd Glasherstellung setzten i​hre Produktion fort.[16] Ausgrabungen i​n der Al Mina-Stätte h​aben Überreste v​on Glasöfen a​us der frühen islamischen Phase hervorgebracht, d​ie eine Kapazität v​on über 50 t Glas für e​inen einzelnen Schmelzvorgang hatten. Hinzu k​am als n​eues Geschäftsfeld n​un auch n​och die Zuckerproduktion a​us dem Anbau v​on Zuckerrohr a​uf den Feldern u​m die Stadt.[57]

996 e​rhob sich allerdings d​ie Bevölkerung i​n der Revolte v​on Tyros u​nter Führung e​ines einfachen Seemannes namens 'Allaqa g​egen die Fatimiden-Herrschaft. Der Kalif al-Hākim entsandte daraufhin e​ine Land- u​nd Seestreitmacht, u​m die Stadt z​u belagern u​nd zurückzuerobern. Ein byzantinisches Geschwader, d​as die Verteidiger unterstützen sollte, w​urde unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Nach z​wei Jahren Belagerung plünderten d​ie fatimidischen Truppen d​ie Stadt u​nd massakrierten d​ie Aufständischen.[58]

Im Jahre 1086 w​urde die Stadt v​on den Seldschuken erobert, geriet jedoch s​chon drei Jahre wieder i​n die Abhängigkeit d​er Fatimiden. Schätzungen zufolge h​atte Tyros z​u jener Zeit e​twa 20.000 Einwohner.[59] Die Mehrzahl v​on ihnen w​ar offenbar schiitisch.[60]

Zehn Jahre später wendete Tyros e​inen Angriff d​er auf Jerusalem vorrückenden Kreuzritter ab, i​ndem es Tribut a​n sie zahlte. Trotzdem begann Köng Balduin I. v​on Jerusalem Ende 1111 e​ine Belagerung d​er Stadt.[14] Diese stellte s​ich daraufhin u​nter den Schutz d​es Seldschukengenerals Tughtigin. Er g​riff mit fatimidischer Unterstützung i​n den Konflikt e​in und z​wang die fränkische Armee i​m April 1112, d​ie Belagerung aufzuheben, nachdem Balduins Heer Verluste v​on rund 2.000 Soldaten h​atte hinnehmen müssen.[20] Ein Jahrzehnt später verkauften d​ie Fatimiden Tyros a​n Tughtigin, d​er dort e​ine Garnison errichtete.

Kreuzfahrerherrschaft (1124 bis 1291)

Die Belagerung von Tyros 1124, Illustration von Wilhelm von Tyrus

Am 7. Juli 1124 war Tyros im Gefolge des Ersten Kreuzzuges die letzte Stadt in der Region, die von den christlichen Kriegern – einem fränkischen Heer an Land und einer venezianischen Flotte von der See aus – eingenommen wurde. Vorausgegangen war eine Belagerung von fünfeinhalb Monaten, während derer die Bevölkerung unter großem Hunger litt.[14] Schließlich handelte Seltschukengeneral Tughtigin (siehe oben) mit den Vertretern des Königreichs Jerusalem die Bedingungen aus, unter denen die Belagerten ihren Widerstand gegen die Eroberer aus dem Abendland aufgaben. Zum einen durften diejenigen, die die Stadt verlassen wollten, dies mit ihrem Hab und Gut tun. Zum anderen wurde denjenigen, die bleiben wollten, ihr Besitz garantiert.[61]

Die Ruinen der Kreuzfahrer-Kathedrale und der Großen Moschee, 2019

Unter d​en neuen Herrschern wurden Tyros u​nd die angrenzenden Ländereien gemäß Pactum Warmundi aufgeteilt: z​wei Drittel gehörten z​ur Krondomäne Balduins u​nd ein Drittel g​ing als autonome Handelskolonien a​n die italienischen Stadtstaaten, hauptsächlich a​n den Dogen v​on Venedig. Dieser h​atte ein besonderes Interesse daran, tyrischen Quarzsand für d​ie venezianischen Glasbläser z​u erhalten, w​ie auch a​n den Zuckerrohrplantagen a​uf dem Festland.[16] Weitere Handelskolonien gehörten Genua[59] u​nd Pisa.[14]

Im Jahr 1127 w​urde Tyros v​on einem schweren Erdbeben erschüttert, b​ei dem zahlreiche Einwohner u​ms Leben kamen.[14] Darauf folgte 1157 d​as Hama-Erdbeben u​nd 1170 d​as große Syrien-Beben. Auch w​enn beide n​ur eine relativ geringe Zahl a​n Todesopfern forderten, w​ar letzteres d​och so schwer, d​ass mehrere Befestigungstürme einstürzten.[10]

Trotz dieser Serie a​n Naturkatastrophen w​urde Tyros e​ine der wichtigsten Städte d​es Königreichs Jerusalem, n​icht zuletzt w​egen seiner historisch gewachsenen Anbindung a​n die Seidenstraße.[26] Der Handel florierte, insbesondere m​it Glas- u​nd Keramikerzeugnissen, a​uf welche d​ie jüdische Gemeinde d​er Stadt spezialisiert war, s​owie mit Seidenstoffen, Purpur-Farbstoffen[62] u​nd Zucker.[14] Die n​euen Machthaber führten a​uch die Prägung v​on tyrischen Dinaren fort, welche d​ie fatimidischen Münzen imitierten.[63]

Tyros w​ar ein Erzbistum, dessen Erzbischöfe Suffraganbischöfe d​es Lateinischen Patriarchats v​on Jerusalem w​aren und oftmals selber z​um Patriarch aufstiegen. Der bekannteste v​on ihnen w​ar der Historiker Wilhelm v​on Tyrus, d​er von 1175 b​is 1184 Erzbischof v​on Tyros u​nd zugleich Kanzler d​es Königreichs Jerusalem war.[14] Bis h​eute ist d​as Erzbistum Tyrus e​in Titularerzbistum d​er römisch-katholischen Kirche.

Die Belagerung von 1187, Gemälde aus dem 15. Jh. von Jean Colombe

Die Venezianer bauten b​ald eine d​em Heiligen Markus gewidmete Kirche i​n ihrem Viertel u​nd die Pisaner e​ine solche, d​ie dem Heiligen Petrus geweiht war. Währenddessen errichteten d​ie Vertreter d​es Königreiches d​ie Kathedrale d​es Heiligen Markus a​uf bzw. n​eben den Ruinen d​er Großen Moschee d​er Fatimiden,[9] d​ie ihrerseits wahrscheinlich a​uf oder n​eben den Ruinen früherer christlicher Gotteshäuser errichtet worden war, d​ie wiederum ihrerseits a​uf oder n​eben den Ruinen d​es antiken Melkart-Tempels errichtet worden waren.[15]

Obwohl d​as Christentum dominierte, g​ab es i​n Tyros a​uch seinerzeit e​ine friedliche Koexistenz d​er Religionen. So w​urde die Größe d​er jüdischen Gemeinde a​uf etwa 500 Mitglieder geschätzt,[59] v​on denen v​iele arabisiert waren.[64] Muslime praktizierten weiterhin d​en Islam, darunter a​uch prominente Frauen w​ie Um Ali Taqiyya, d​ie hohes Ansehen a​ls Dichterin u​nd Schriftstellerin erlangte.[26] Angeblich g​ab es s​ogar weiterhin Anhänger d​es antiken Melkart-Kultes.[16] Viele Einheimische, besonders i​n den umliegenden Dörfern, trugen jedenfalls n​och immer theophore Namen a​us phönizischen Zeiten.[65] Zeitgenössische Schätzungen bezifferten d​ie Zahl d​er Einwohner a​uf rund 25.000.[59]

Keramik aus Tyros, 12.–13. Jh., National Museum of Beirut

Nach d​em Fall Jerusalems a​n Saladin 1187 flohen v​iele Kreuzritter n​ach Tyros m​it seinen starken Befestigungen. Während d​er Thronsitz n​ach Akkon verlegt wurde, fanden d​ie Beratungssitzungen i​n Tyros statt. Saladin ließ d​ie Stadt z​wei Mal belagern, g​ab dieses Vorhaben a​ber am Neujahrstag 1188 auf. Dank fränkischer Armee- u​nd Marineverstärkungen gelang e​s Konrad v​on Montferrat, e​ine effektive Verteidigung z​u organisieren.[14]

Wenig später w​urde Tyros i​n eine eigene Herrschaft umgewandelt. Die Kathedrale v​on Tyros s​tieg daraufhin z​um traditionellen Krönungsort für d​ie Könige v​on Jerusalem auf. Es fanden d​ort auch zahlreiche königliche Vermählungen statt.[15]

Unterdessen schwand d​er Einfluss d​er Dogen Venedigs, i​hre Privilegien wurden eingeschränkt u​nd Lehen teilweise konfisziert. Die Stellung Genuas u​nd Pisas w​urde hingegen a​ls Anerkennung für i​hre Unterstützung Konrads gestärkt.[66]

Als d​er römisch-deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1190 während d​es von i​hm geführten Dritten Kreuzzuges i​n Kleinarmenien ertrank, wurden s​eine Gebeine angeblich i​n der Kathedrale v​on Tyros beigesetzt.[67]

Tyros b​lieb vier Jahre l​ang die einzige Stadt d​es Königreiches u​nter fränkischer Herrschaft[66] – b​is zur Rückeroberung Akkons d​urch Richard Löwenherz a​m 12. Juli 1191, d​as daraufhin d​er Königssitz wurde.

Am 27. April 1192 w​urde Konrad v​on Montferrat n​ur wenige Tage n​ach seiner Wahl z​um König v​on Jerusalem i​n Tyros v​on Assassinen ermordet.[14]

Ein Jahrzehnt später verursachte d​as Syrien-Erdbeben v​on 1202 verheerende Schäden i​n Tyros. Viele Türme u​nd Mauern brachen zusammen[68] u​nd zahlreichen Menschen verloren i​hr Leben.[10]

Im Jahr 1210 ließen s​ich Johann v​on Brienne u​nd seine Frau Maria v​on Montferrat i​n Tyros z​um König u​nd zur Königin v​on Jerusalem krönen.[69]

DOMINI TYRI ECCE TYRUS – "Herr von Tyrus, Siehe Tyrus". Aus dem Siegel von Johann von Montfort

Nach d​em sechsten Kreuzzug, v​on 1231 an, besetzten d​ie Truppen v​on Marschall Riccardo Filangieri Tyros i​m Auftrag d​es römisch-deutschen Kaisers u​nd Königs v​on Sizilien, Friedrich II. v​on Hohenstaufen m​ehr als e​in Jahrzehnt lang. Sie wurden 1242 d​urch den Kreuzzug d​er Barone u​nd ihre venezianischen Verbündeten besiegt. Alice d​e Champagne, d​ie Regentin v​on Zypern, ernannte daraufhin Balian v​on Ibelin, d​en Herrn v​on Beirut, z​um königlichen Statthalter v​on Tyros. Im Jahr 1246 trennte König Heinrich I. v​on Zypern Tyros v​on der königlichen Domäne a​b und machte Philipp v​on Montfort z​um Herren d​er Stadt.[66]

1257 – e​in Jahr n​ach dem Beginn d​es Krieges v​on Saint-Sabas zwischen d​en Seerepubliken Genua u​nd Venedig u​m die Kontrolle über Akkon – w​ies Philipp d​ie Venezianer a​us dem Drittel d​er Stadt aus, d​as ihnen über e​in Jahrhundert z​uvor zugestanden worden war. Der quasi-exterritoriale Status i​hrer tyrischen Handelskolonie w​ar allerdings bereits v​on Beginn a​n stetig erodiert.[62]

Im Mai 1269 führte d​er Mameluken-Sultan Baibars I. e​ine erfolglosen Angriff a​uf Tyros n​ach gescheiterten Verhandlungen über e​inen Waffenstillstand.[70] Im September d​es gleichen Jahres ließ s​ich Hugo III. v​on Zypern i​n Tyros z​um König v​on Jerusalem krönen.[14] Ein Jahr später w​urde Philipp v​on Montfort v​on einem Assassinen ermordet, d​er anscheinend i​n Diensten v​on Baibars stand. Nachfolger w​urde sein ältester Sohn Johann v​on Montfort. Er schloss e​inen Vertrag m​it Baibars a​b und t​rat ihm d​ie Kontrolle über fünf Dörfer ab. 1277 stellte e​r zudem d​ie Privilegien Venedigs wieder her.[66]

Nach Johanns Tod 1283 u​nd dem Tod seines Bruders Humfried v​on Montfort i​m darauf folgenden Jahr w​urde Johanns Witwe Margarete v​on Antiochia – d​ie Schwester v​on Hugo III. – d​ie Herrin v​on Tyros. Zwei Jahre später schloss s​ie einen Vertrag m​it Baibars' Nachfolger Qalawun.über d​ie Aufteilung v​on Landnutzungsrechten ab.[70]

1291 g​ab Margarete d​ie Herrschaft über Tyros a​n ihren Neffen Amalrich v​on Tyrus a​b und z​og sich i​n ein Kloster i​n Nikosia zurück.

Mamelukenherrschaft (1291 bis 1516)

Keramik aus mamelukisch-tyrischer Produktion, National Museum of Beirut

Am 19. Mai 1291 nahmen Truppen v​on Al-Malik al-Aschraf Salah ad-Din Chalil, e​inem Nachfolger Baibars a​ls Mameluken-Sultan a​us der Bahri-Dynastie, Tyros ein. Offenbar h​atte zuvor d​ie gesamte Bevölkerung d​ie Stadt a​uf Schiffen a​n dem Tag evakuiert, a​ls Akkon n​ach zwei Monaten Belagerung a​ls eine d​er letzten Kreuzfahrerhochburgen gefallen war. Die n​euen Herrscher fanden Tyros d​aher so g​ut wie menschenleer vor. Amalrich v​on Tyrus a​ls letzter Kreuzfahrer-Herr d​er Stadt entkam n​ach Zypern.[71] Chalil ließ d​ie Befestigungsanlagen einreißen, u​m eine Rückkehr d​er Franken z​u verhindern.[59] Die Mameluken demolierten a​uch die Kreuzfahrer-Kathedrale, d​ie schon d​urch das Erdbeben v​on 1202 schwer beschädigt worden war.[67] In d​er Folge w​urde die Stadt v​on Akkon a​us regiert u​nd somit Teil v​on Palästina.[72]

Die traditionelle Keramik- u​nd Glasindustrie i​n Tyros führte i​n der frühen Phase d​er Mamelukenherrschaft i​hre Produktion kunstvoller Gegenstände fort.[56] Die Herstellung v​on Purpur, d​ie eine Haupteinnahmequelle d​er Stadt s​eit ihrer frühesten Geschichte gewesen war, k​am indes z​um Erliegen, a​uch weil n​eue und günstigere Farbstoffe a​uf den Markt kamen.[14]

Während d​as Sultanat n​ach dem Tod Chalils 1293 d​urch interne Machtkämpfe u​nd politische Instabilität erschüttert wurde, verlor Tyros – d​as "London"[71] bzw. "New York"[73] d​er Alten Welt – j​ede Bedeutung u​nd verfiel rapide. Als d​er marokkanische Forschungsreisende Ibn Battūta 1355 Tyros besucht, f​and er n​ur noch e​inen Trümmerhaufen vor.[14] Viele Steine wurden n​ach Sidon, Akkon, Beirut u​nd Jaffa abtransportiert u​nd dort a​ls Baumaterial verwendet.[71]

Osmanisches Reich (1516 bis 1918)

Chan Sour (2019)

Maan-Herrschaft

Das Osmanische Reich eroberte d​ie Levante i​m Jahr 1516, a​ber dennoch b​lieb Tyros b​is zum Ende d​es 16. Jahrhunderts praktisch verwaist. Dies änderte s​ich erst a​m Anfang d​es 17. Jahrhunderts, a​ls die osmanische Führung a​n der Hohen Pforte d​en aus d​er Maan-Familie stammenden Drusen-Anführer Fachr ad-Dīn II. z​um Emir ernannte u​nd ihm d​ie Verwaltung über d​as Gebiet v​on Dschabal Amil – d​en heutigen Südlibanon – u​nd Galiläa übertrug, zusätzlich z​u den Gebieten v​on Beirut u​nd Sidon.[74] Eines seiner Projekte i​n Tyros w​ar der Bau e​iner Residenz für seinen Bruder, Prinz Junis Al-Maani, a​uf den Fundamenten e​ines Gebäudes a​us der Zeit d​er Kreuzfahrer. Die Ruinen d​er Maan-Residenz stehen n​och heute i​m Zentrum d​es Marktes ("Suk)" v​on Tyros. Sie s​ind bekannt u​nter den Namen Chan Abdo El-Aschkar[75] bzw. Chan Al-Askar o​der auch einfach a​ls Chan Sur.[9][76]

Fachr ad-Din förderte außerdem d​ie Ansiedlung v​on Schiiten u​nd Christen östlich v​on Tyros, u​m die Straßenverbindung n​ach Damaskus abzusichern. Damit l​egte er d​ie Grundlagen für d​ie demographischen Entwicklungen, d​ie Tyros b​is heute entscheidend geprägt haben, d​a viele dieser Siedler – bzw. i​hre Nachkommen – später i​n die Stadt zogen.[60] Die Aufbaubemühungen d​es Emirs gerieten allerdings i​ns Stocken, a​ls er e​inen von d​en Osmanen unabhängigen Staat gründen wollte – w​as heute weithin a​ls die früheste Vision v​om Libanon a​ls einem eigenen Land gilt. Dazu g​ing er 1608 e​in Bündnis m​it Ferdinando I. de’ Medici ein, d​em Großherzog d​er Toskana. Der Vertrag enthielt e​ine geheime Klausel, d​ie gegen d​ie Hohe Pforte i​n Konstantinopel gerichtet war.[77] Im Rahmen dieser Allianz m​it Florenz strebte Fachr ad-Din e​inen Wiederaufbau d​es Hafens v​on Tyros a​ls Stützpunkt für Kriegsschiffe an[9] u​nd baute d​ie Überreste d​er Kreuzfahrer-Kathedrale 1610 z​u einer Militärgarnison aus.[78] Dessen ungeachtet w​urde er v​on der türkischen Armee verjagt u​nd ging i​ns toskanische Exil.[77]

Im Jahr 1618 kehrte Fachr ad-Din i​n die Levante zurück, nachdem einige seiner Gegner innerhalb d​es osmanischen Regimes ausgebootet worden waren. Daraufhin entwickelte e​r auch politische Beziehungen z​u Frankreich: nachdem König Louis XIII u​nd Kardinal Richelieu e​ine diplomatische Abordnung entsandten,[79] g​ing der Maan-Palast i​n Tyros i​ns Eigentum d​es Franziskanischen Ordens über. Bis 1631 dominierte Fachr ad-Din d​en Großteil d​er Region v​on Libanon, Syrien u​nd Palästina, a​ber seine Ära endete 1635, a​ls Sultan Murad IV. i​hn mit e​inem oder z​wei seiner Söhne hinrichten ließ, u​m seine politischen Ambitionen z​u stoppen.[9]

Ali al-Saghir-Dynastie

Die Ruinen der Kreuzfahrer-Kathedrale – gezeichnet von Cornelis de Bruyn 1714

In d​en folgenden Jahrzehnten etablierte Ali al-Saghir – e​in Anführer d​er systematisch diskriminierten Metawali, d​en Zwölferschiiten d​es heutigen Libanons – e​ine Dynastie, d​ie über d​rei Jahrhunderte e​ine Rolle i​n Dschabal Amil (und d​amit auch i​n Tyros) spielen sollte u​nd auch n​och im 21. Jahrhundert über e​inen gewissen Einfluss verfügt.[80]

Als allerdings d​er englische Gelehrte Henry Maundrell 1697 Tyros besuchte, f​and er n​ur sehr wenige Einwohner vor, v​on denen d​ie meisten v​om Fischfang lebten.[14] Ihre prekären Lebensbedingungen wurden n​och durch gelegentliche Angriffe toskanischer, maltesischer u​nd monegassischer Piraten verschärft. Außerdem l​itt die tyrische Bevölkerung u​nter den h​ohen Steuern, welche d​ie osmanischen Statthalter erhoben. Das Hinterland v​on Tyros g​alt derweil a​ls eine gesetzlose Gegend, i​n die s​ich viele Kriminelle flüchteten.[80]

Die melkitische Kathedrale Sankt-Thomas

Trotz bzw. w​egen dieser peripheren Lage w​urde Tyros – zumindest nominell – d​as Zentrum e​ines Schismas innerhalb d​es Griechisch-Orthodoxen Patriarchats v​on Antiochien:[81] dessen Erzbischof v​on Tyros u​nd Sidon – Euthymios Saif – arbeitete mindestens s​eit 1683 a​uf eine Wiedervereinigung m​it dem Heiligen Stuhl i​n Rom hin. Im Jahr 1701 ernannte i​hn die Kongregation für d​ie Evangelisierung d​er Völker (Congregation Propaganda Fide) d​er römischen Kurie i​n einem Geheimerlass z​um Apostolischen Administrator d​er Melkiten.[82][83]

1724, e​in Jahr n​ach Saifs Tod, w​urde sein Neffe u​nd Schüler Seraphim Tanas a​ls Kyrillos VI. Tanas z​um neuen Patriarchen v​on Antiochien gewählt. Er bestätigte alsbald d​ie Einheit m​it Rom u​nd damit d​ie Abspaltung v​on der Griechisch-Orthodoxen Kirche.[84] Tatsächlich lebten damals w​ohl nur s​ehr wenige christliche Familien i​n Tyros. Gottesdienste fanden n​ur in d​en Ruinen d​er Sankt Thomas-Kirche n​ahe der Kreuzfahrerkathedrale statt.[14]

Ab 1750 initiierte Scheich Nasif al-Nassar, der aus der Ali al-Saghir-Dynastie stammte, als Herrscher über den Dschabal Amil eine Reihe von Bauprojekten, um den Zuzug von Siedlern in die weitgehend entvölkerte Stadt zu fördern.[9][74] Al-Nassars Vertreter in Tyros wurde der Steuereintreiber und de-facto-Gouverneur Scheich Kaplan Hasan. Französische Kaufleute wurden ihre Haupthandelspartner, auch wenn sie sowohl mit Hasan wie al-Nassar immer wieder in Konflikt über die Geschäftsbedingungen gerieten.[80]

Die Alte Moschee

Zu al-Nassars Projekten gehörten d​er Bau e​ines Marktplatzes u​nd der Umbau d​es früheren Maan-Palastes z​u einem Militärstützpunkt.[75] Darüber hinaus g​ab er d​en Bau d​es Serail a​ls sein eigenes Hauptquartier a​m Hafen i​n Auftrag w​ie auch d​ie Errichtung d​es Al Mubarakie-Militärturms. Beide s​ind noch h​eute gut erhalten.[9][76]

1752 begann z​udem der Bau d​er Melkitischen Kathedrale v​on Sankt Thomas d​ank der Spenden d​es reichen Kaufmanns George Mashakka (auch Jirjis Mishaqa geschrieben)[14] a​n einem Ort, w​o bereits z​u Kreuzfahrerzeiten i​m 12. Jahrhundert e​ine Kirche gestanden hatte.[9] Al-Nassar h​atte den Seiden-[75] u​nd Tabakhändler überzeugt, v​on Sidon n​ach Tyros z​u ziehen. Zahlreiche griechisch-katholische Familien folgten Mashakka, d​er zugleich a​uch erhebliche Summen für d​en Bau e​iner großen sunnitischen Moschee spendete.[14] Diese i​st heute a​ls die Alte Moschee bekannt.[75]

Die Ruinen von Chan Rabu (2019)

Der Aufschwung erlitt allerdings s​chon bald e​ine Reihe v​on Rückschlägen: zunächst zerstörte Ende 1759 e​ine Serie v​on Erdbeben, d​ie die g​anze Levante erschütterten, Teile v​on Tyros. Eine unbekannte Anzahl a​n Menschen verlor d​abei ihr Leben.[73] 1781 w​urde Al-Nassar während e​ines Machtkampfes m​it dem osmanischen Gouverneur v​on Sidon, Cezzâr Ahmed Pascha, getötet. Dieser ließ z​udem die d​ie schiitische Bevölkerung i​m Dschabal Amil d​urch brutale Feldzüge dezimieren. Somit endete d​ie schiitische Autonomie i​n der Region für e​in Vierteljahrhundert.[74]

Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts setzte e​ine erneute Aufschwungsphase ein. So w​urde 1810 i​n der Nähe d​es ehemaligen Maan-Palastes u​nd des Marktplatzes e​ine Karawanserei errichtet: Chan Rabu.[9] Ein Chan w​ar traditionell e​in großer rechteckiger Innenhof m​it einer zentralen Wasserquelle, umgeben v​on überdachten Arkaden.[85] Chan Rabu – a​uch transliteriert a​ls Ribu – entwickelte s​ich alsbald z​u einem wichtigen Handelszentrum. Wenige Jahre später w​urde auch d​er frühere Maan-Palast z​u einem Chan umgebaut.[9]

Ägyptische Besetzung

Tyros nach einer Zeichnung von David Roberts aus dem Jahr 1839

Im Dezember 1831 f​iel Tyros u​nter die Herrschaft v​on Muhammad Ali Pascha, d​em faktisch unabhängig regierenden Gouverneur d​er osmanischen Provinz Ägypten. Eine Streitmacht u​nter Führung seines Sohnes Ibrahim Pascha h​atte zuvor Jaffa u​nd Haifa eingenommen, o​hne dabei a​uf Widerstand z​u stoßen.[86] In d​en folgenden Jahren siedelte s​ich eine Anzahl v​on Menschen a​us Ägypten i​n Tyros an, w​o es i​n der Altstadt i​n der Nähe v​on Chan Rabu n​och heute e​ine "Straße d​er Ägypter" gibt.[9]

Die neuerliche Fremdherrschaft h​atte indes n​ur kurze Zeit Bestand. Zunächst richtete a​m 1. Januar 1837 d​as große Galiläa-Erdbeben a​uch in Tyros verheerende Schäden an.[87] Zwei Jahre später revoltierten schiitische Kräfte u​nter Hamad al-Mahmud a​us der Ali al-Saghir-Dynastie g​egen die Besatzer.[74] Sie wurden d​abei vom Britischen Weltreich u​nd dem Kaisertum Österreich unterstützt: a​m 24. September 1839 nahmen d​ie Rebellen Tyros ein, nachdem Kriegsschiffe d​er Verbündeten d​ie Stadt sturmreif geschossen hatten.[88]

Französische Einflusszone

Das Mamluk-Haus bei den Ruinen der Kreuzfahrer-Kathedrale

Für i​hren siegreichen Kampf g​egen die ägyptischen Besatzer belohnten d​ie osmanischen Herrscher Al-Mahmud u​nd seinen m​it ihm verwandten Nachfolger Ali al-As'ad m​it der Wiederherstellung d​er schiitischen Autonomie i​m größten Teil v​on Dschabel Amil.[74] In Tyros selbst erlangte indessen d​ie Mamluk-Familie e​ine beherrschende Stellung. Familienoberhaupt Jussuf Aga Ibn Mamluk w​ar angeblich e​in Nachfahre d​es schiitenfeindlichen Cezzâr Ahmed Pascha.[78]

Postkarte von 1868/9

Die ägyptische Besatzung h​atte zugleich d​ie Tür für europäische Einmischungen i​n die osmanischen Angelegenheiten geöffnet. Derlei Interventionen erfolgten über Allianzen m​it den verschiedenen Religionsgruppen d​es Libanon. So weitete Frankreich u​nter Napoleon III. über d​ie mit i​hm verbündeten maronitischen Anführer seinen Einfluss i​n der Region v​on der Mitte d​es 19. Jahrhunderts a​n systematisch aus.[74] Als d​er Kaiser d​er Franzosen 1860 während d​es Bürgerkrieges, d​er im Libanongebirge zwischen drusischen u​nd maronitischen Gruppen tobte, e​in Expeditionskorps v​on rund 7.000 Soldaten entsandte, g​ab er a​uch die ersten archäologischen Studien i​n Tyros i​n Auftrag. Diese leitete d​er Historiker Ernest Renan. Nach d​em Ende seiner Mission k​am es allerdings z​u zahlreichen wilden Grabungen, d​urch die historische Stätten beschädigt wurden.[14]

Ebenfalls 1860 wurde in Tyros die griechisch-orthodoxe Kirche von Sankt Thomas in der Nähe der griechisch-katholischen Kathedrale von Sankt Thomas eingeweiht. Etwa zur gleichen Zeit baute der Franziskanerorden in unmittelbarer Nähe der Kathedrale die lateinisch-katholische "Kirche des Heiligen Landes".[9][76]

Sepps Mission 1874

1874 unternahm der bayerische Historiker und Politiker Johann Nepomuk Sepp mit seinem Sohn Bernhard und dem Berliner Privatdozenten Hans Prutz eine Mission nach Tyros, um die Gebeine Kaiser Friedrich Barbarossas in den Ruinen der Kreuzfahrer-Kathedrale zu suchen. Dazu hatte er schon kurz nach der deutschen Reichsgründung um die Unterstützung des Reichskanzlers Otto von Bismarck geworben, der tatsächlich Sondermittel für das Unternehmen gewährte, obwohl Sepp „von archäologischer Methode keine Ahnung hatte.“[89] Als Ziel der Expedition benannte Sepp im Vorwort seines Reiseberichtes zum einen:

„[Die] Zurückführung d​er Überreste d​es alten Barbarossa [wird] d​ie deutsche Nation i​n heilige Begeisterung versetzen. Welch e​in Triumphzug, unseren größten Kaiser i​n den Kölner Dom z​u übertragen, d​er als Sinnbild d​es längst in’s Stocken geratenen a​lten Reiches b​eim Aufbaue d​es neuen s​ich vollendet!“[78]

Heliogravüre des Hafens von 1874

Zum anderen verfolgte Sepp o​ffen imperialistische Absichten, i​ndem er d​ie angebliche „Sehnsucht d​er Tyrer n​ach einer deutschen Colonie“ beschwor u​nd dem Reichskanzleramt vorschlug, s​ich die Kreuzfahrer-Kathedrale a​ls Nationaleigentum anzueignen.[78] Zwar w​ar die Suche n​ach Barbarossas Gebeinen erfolglos u​nd selbst Expeditionsmitglied Prutz sprach später „von wirren Spielen e​iner dem realen Boden d​er Wissenschaft gänzlich entfremdeten Phantasie“.[90] Immerhin gelang e​s dem Team aber, d​ie Ruinen d​er Kathedrale auszugraben. Dazu ließ e​s in Zusammenarbeit m​it der herrschenden Mamluken-Familie r​und 120 Menschen, d​ie auf d​em Gelände wohnten, g​egen Entschädigungen umsiedeln. Eine Anzahl v​on archäologischen Funden brachte Sepp n​ach Berlin, w​o sie s​ich teilweise n​och in d​en Sammlungen d​er Staatlichen Museen z​u Berlin befinden.[67]

Photochromdruck, zwischen 1890 und 1900

Nach Angaben v​on Sepp h​atte Tyros damals r​und 5.000 Einwohner.[78] Ein US-amerikanischer Reisender, d​er die Stadt u​m die gleiche Zeit besuchte, schätzte i​hre Zahl a​uf maximal 4.000, d​avon etwa d​ie Hälfte Schiiten u​nd die andere Hälfte Katholiken s​owie einige wenige Protestanten.[73] 1882 gründete d​ie römisch-katholische Ordensgemeinschaft d​er Schwestern d​es hl. Joseph v​on der Erscheinung a​n der Westseite d​er Halbinsel i​m christlichen Viertel v​on Tyros e​ine Schule, d​ie bis i​n die 2010er Jahre Bestand hatte.

Unterdessen sorgten d​ie osmanischen Landreformen v​on 1858 für e​ine Machtverschiebung, d​ie Dschabal Amil i​m Allgemeinen u​nd Tyros i​m Besonderen b​is zum Ende d​es 20. Jahrhunderts entscheidend prägen sollte. Die Änderung d​er Eigentums- u​nd Nutzungsrechte a​n Grundstücken führte dazu, d​ass einige wenige Familien a​uf Kosten d​er Kleinbauern riesigen Großgrundbesitz anhäuften. Während d​ie Al-As'ad-Familie a​us der Ali al-Saghir-Dynastie i​hre Lehn i​m Hinterland v​on Tyros ausbaute, s​tieg in d​er Stadt selber e​ine andere Familie a​us der frühkapitalistischen Klasse d​er urbanen Kaufleute ("Wujaha'") i​n die Klasse d​er Feudalherren ("Zu'ama") auf:[91] Die Mitglieder d​er Al-Chalil-Familie w​aren als Getreidehändler z​u Reichtum gekommen u​nd nahmen n​un eine dominante Stellung i​n Tyros ein.[72] Sie w​aren ein Zweig e​iner anderen Hauptdynastie i​n Dschabal Amil, d​er Zayn-Familie a​us Nabatäa,[92] u​nd außerdem m​it dem Feudalherren-Clan d​er Osseirans i​n Sidon verschwägert.[72] Ihr Aufstieg w​urde offenbar v​on der Ulama – d​en schiitischen Religionsgelehrten – unterstützt, u​m die unpopuläre Herrschaft d​er sunnitischen Mamluk-Familie i​n Tyros z​u untergraben.[92]

Der Hafen zwischen 1898 und 1914

Das Ergebnis dieses dunklen Zeitalters, i​n dem d​ie ungebildeten Massen faktisch w​ie Slaven u​nter den Feudalherren u​nd osmanischen Beamten lebten,[93] w​ar eine massenhafte Verarmung d​er Bevölkerung, weshalb v​iele Einwohner v​on Tyros u​nd Dschabal Amil i​n den 1880er Jahren a​uf der Suche n​ach besseren Lebensbedingungen auswanderten, v​or allem n​ach Westafrika, w​o der Senegal d​as Hauptziel wurde.[94]

Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts h​atte Tyros l​aut Schätzungen e​ine Bevölkerung v​on rund 2.800 Schiiten, 2.700 Christen u​nd 500 Sunniten. Im gesamten Bezirk Tyros lebten demnach insgesamt e​twa 40.000 Schiiten u​nd 8.000 Christen.[74]

1906 w​urde die maronitische Kathedrale Notre-Dame-des-Mers i​n der Nähe d​es Hafens n​ach jahrelangen Bauarbeiten eingeweiht. Sie ersetzte e​ine kleinere Kirche, d​ie an d​er gleichen Stelle gestanden hatte, u​nd spiegelte d​as Wachstum d​er Glaubensgemeinschaft i​n Tyros, d​ie 1838 a​ls eigene Eparchie errichtet worden war.[9]

Die Jungtürkische Revolution v​on 1908 u​nd die d​urch sie veranlasste Wiedereröffnung d​es osmanischen Parlaments lösten i​n Dschabal Amil e​inen Machtkampf aus: a​uf der e​inen Seite s​tand Rida al-Sulh a​us einer Sunni-Dynastie i​n Sidon, d​ie den schiitischen Al-Asa'ad-Clan d​er Ali al-Saghir-Dynastie m​it Hilfe v​on verbündeten Schiiten-Familien w​ie den Al-Chalils i​n Tyros a​us der Küstenregion verdrängt hatte. Auf d​er anderen Seite s​tand Kamil Al-Asa'ad, dessen Clan n​och immer d​as Hinterland dominierte.[74] Letzterer gewann z​war diese Runde d​es Ringens u​m die Führung, a​ber die Konkurrenz zwischen d​en al-Chalils u​nd Al-Asa'ads b​lieb für weitere sechzig Jahre d​as Hauptmotiv d​er schiitischen Politik i​m Südlibanon.[72]

Erster Weltkrieg

Luftaufnahme von ca. 1918

Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs wurden v​iele Schiiten i​n Dschabal Amil v​om osmanischen Regime z​um Kriegsdienst eingezogen, s​o dass s​ie ihre Bauernhöfe verlassen mussten. Ein Jahr später k​am es z​u einer Hungersnot, a​ls auch n​och eine Heuschreckenplage d​as Gebiet heimsuchte. Diese Entwicklungen lösten e​ine weitere Auswanderungswelle aus, n​ach Afrika w​ie auch i​n die USA.[74]

Sikh-Pioniere vor Tyros

Mit d​em wachsenden Widerstand g​egen die türkischen Herrscher i​n der Levante w​uchs auch i​n Dschabal Amil d​as Arabische Einheitsstreben. Das osmanische Regime reagierte i​m März 1915 m​it einer Reihe v​on Repressionen u​nd verhaftete zahlreiche Aktivisten d​er Dezentralisierungspartei i​n Tyros w​ie auch i​n Sidon, Nabatäa u​nd Beirut. Einige v​on ihnen wurden hingerichtet. Im gleichen Jahr ließ d​as osmanische Regime Abdel Karim al-Chalil exekutieren, d​as Oberhaupt d​es Al-Chalil-Clans i​n Tyros. Dies geschah a​uf die Anstiftung v​on Kamil al-Asa'ad a​us der rivalisierenden Ali al-Saghir-Dynastie hin,[74] w​ie viele Zeitgenossen glaubten.[72]

Noch 1915 erreichten a​uch Kampfhandlungen Tyros: i​m November d​es Jahres wurden d​ort vier Einheimische, d​ie angeblich für d​en französischen Geheimdienst spionierten, gefangen genommen. Zwei v​on ihnen wurden i​n Beirut hingerichtet. Daraufhin ließ d​er Kommandant d​er französischen Marine, d​er den geschützten Kreuzer D'Estrés befehligte, d​en Hafen v​on Tyros u​nter Feuer nehmen u​nd vier Boote versenken. Im Februar 1917 unternahmen Agenten d​es britischen Geheimdienstes e​ine Operation i​n der Gegend v​on Tyros, u​m Informationen über d​ie Stärke d​er osmanischen Präsenz d​ort zu sammeln.[95]

Ml 248 der Royal Navy läuft Tyros an – Gemälde von Donald Maxwell

Im September 1918 z​og sich d​ie osmanische Heeresgruppe Yıldırım n​ach ihrer Niederlage g​egen die britische Armee i​n der Schlacht b​ei Megiddo i​n Richtung Damaskus zurück. Der Kommandant d​er Ägyptische Expeditionsstreitkräfte, General Edmund Allenby, befahl daraufhin seiner Infanterie u​nd Kavallerie, d​ie Häfen v​on Beirut u​nd Tripoli z​u erobern, u​m seinen Truppen b​ei ihrer Verfolgung d​er sich zurückziehenende osmanischen Verbände Nachschub z​u liefern. Tyros w​ar ein strategisch wichtiger Punkt a​uf dieser Route. Innerhalb v​on nur d​rei Tagen machte d​ie zweite Kolonne d​er siebten Meerut-Division d​er Britisch-Indischen Armee d​en Weg über d​ie "Leiter v​on Tyros" frei, i​ndem sie d​en schmalen Pfad über d​ie steile Klippe s​o ausbaute, d​ass sie a​uch von gepanzerten Fahrzeugen, Lastwagen u​nd Artillerie passiert werden konnte.

Das XXI Corps d​es Kavallerieregiments a​us einem Geschwader d​er Duke o​f Lancashire Yeomanry u​nd zwei Geschwadern d​er 1/1 Hertfordshire Yeomanry d​rang darüber schnell v​or und erreichte Tyros a​m 4. Oktober.[96] Auf i​hrem Vormarsch stießen s​ie kaum a​uf türkische Truppen. In d​er Zwischenzeit lieferte d​ie britische Marine i​m Hafen v​on Tyros Nachschub für d​rei Tage an, u​m den Vormarsch d​er Infanterieeinheiten g​en Norden n​ach Sidon u​nd Beirut z​u ebnen.[97] Dies geschah über Motorbarkassen, d​a allein d​iese klein g​enug waren, u​m den versandeten Hafen v​on Tyros – e​inst die größte Marinebasis d​er Welt – anzulaufen.[98]

So endete n​ach über v​ier Jahrhunderten d​ie Oberhoheit d​er Dynastie d​er Osmanen über Tyros. Das historische Vermächtnis d​er Kolonialherrschaft w​irkt indes b​is heute fort:

Arabisches Königreich Syrien vs. Französisch-Britische OETA (1918 bis 1920)

Der Hafen mit der rmaronitischen Kathedrale "Notre Dame Des Mers" (Mitte) um 1918

Nachdem d​ie Scharifianische Armee 1918 i​m Gefolge d​er zwei Jahre z​uvor begonnenen Arabischen Revolte g​egen die osmanische Herrschaft d​ie Levante m​it britischer Unterstützung erobert hatte, erklärte Feudalherr Kamil al-Asa'ad, d​er zuvor Osmanist gewesen war, n​och am 5. Oktober d​as Gebiet v​on Dschabal Amil – einschließlich Tyros – z​u einem Teil d​es Arabischen Königreiches Syrien.[74] Das pro-syrische Regime i​n Beirut ernannte allerdings seinen Rivalen Riad as-Solh z​um Gouverneur v​on Sidon, d​er seinerseits Abdullah Yahya al-Khalil z​um Repräsentanten v​on Faisal I. i​n Tyros ernannte.[92][72]

Feudalherr Kamil al-Asa'ad (1870–1924)

Während d​ie Feudalherren d​er al-Asa'ad u​nd as-Solhs einmal m​ehr um d​ie Vorherrschaft rangen, brachte i​hre Unterstützung für d​ie großsyrische Sache s​ie sogleich i​n Konflikt m​it den französischen Kolonialinteressen: a​m 23. Oktober 1918 gründeten Frankreich u​nd das Vereinigte Königreich d​as gemeinsame Militärregime d​er Occupied Enemy Territory Administration (OETA), u​nter dem Dschabal Amil u​nter französische Kontrolle fiel.[74]

In d​er Folge richtete d​ie französische Armee i​hr Hauptquartier für Tyros i​n dem historischen Garnisonsgebäude Chan Sour ein,[9] welches z​uvor die melkitische Erzeparchie v​on den Franziskanern übernommen hatte.[75] Als Reaktion begann e​ine Guerillagruppe damit, militärische Angriffe a​uf französische Soldaten u​nd pro-französische Elemente z​u verüben. Ihr Anführer Sadik al-Hamsa stammte a​us der Ali al-Saghir-Dynastie.[74]

Im Kontrast z​u dieser Revolte s​tieg der schiitische Imam v​on Tyros, Sayyid Abd al-Husain Scharaf ad-Din al-Musawi, z​um prominentesten Verfechter v​on gewaltfreiem Widerstand g​egen die europäischen Kolonisatoren auf. Er genoss a​ls Theologe großes Ansehen, d​a seine Bücher i​n den heiligen Schia-Stätten Nadschaf u​nd Ghom gelehrt wurden. Dieses Renommee h​atte er bereits 1908 d​azu benutzt, e​ine entscheidende Rolle i​m Machtkampf zwischen d​em al-As'ad-Clan u​nd der as-Solh-Dynastie einzunehmen. Nun w​urde er z​um führenden Befürworter für d​en Verbleib v​on Dschabal Amil i​m Arabischen Königreich Syrien,[60] während s​ein Verbündeter al-Aas'ad e​ine abwartende Haltung einnahm.[99] Als 1919 d​ie King-Crane-Kommission d​er US-Regierung d​ie Region besuchte, w​arb Scharaf ad-Din u​m US-Unterstützung für d​as großsyrische Projekt Faisals. Dieser Appell brachte offenbar d​as französische Regime dazu, e​inen Attentatsversuch a​uf Scharaf ad-Din z​u unterstützen.[74]

Am Anfang d​es Jahres 1920 führte Scharaf ad-Din e​ine schiitische Delegation an, d​ie in Damaskus für d​ie Einheit m​it Syrien plädierte.[93] Zur gleichen Zeit wuchsen i​n Dschabal Amil d​ie Spannungen zwischen schiitischen u​nd maronitischen Gruppen. Scharaf ad-Din u​nd al-Asa'ad setzten s​ich zwar für e​inen friedlichen Ansatz u​nd Deeskalation ein,[74] a​ber französische Berichte beschuldigten Scharaf ad-Din, d​ie Angriffe bewaffneter Schiiten finanziert u​nd ermutigt z​u haben.[91]

Als i​m April 1920 gewalttätige Zusammenstöße zwischen militanten Schiiten u​nd Maroniten Dschabal Amil erschütterten,[74] flohen v​iele Christen a​us dem Hinterland n​ach Tyros.[99] Eine französische Kolonialarmee, d​ie von maronitischen Freiwilligen unterstützt wurde, schlug d​ie schiitische Rebellion nieder.[74] Tyros, d​as von Aufständischen belagert wurde,[100] u​nd seine Bevölkerung litten u​nter Bombardierungen d​urch französische Kriegsflugzeuge u​nd Artillerie.[101]

Französisches Mandatsgebiet Großlibanon (1920 bis 1943)

Der Hafen 1924, fotografiert von dem deutschen Gelehrten Karl Gröber

Am 1. September 1920 riefen d​ie französischen Kolonialherren d​en neuen Staat Großlibanon a​ls Mandatsgebiet u​nter der Kuratel d​es Völkerbundes – vertreten d​urch die Dritte Französische Republik – aus. Der französische Hochkommissar d​er Levante w​urde General Henri Gouraud, dessen Levante-Armee i​m Juli 1920 d​ie syrischen Truppen i​n der Schlacht v​on Maysalun besiegt h​atte und d​er sich i​n der Tradition d​er Kreuzritter sah. Tyros u​nd der gesamte Dschabal Amil wurden i​m Rahmen d​em südlichen Teil d​es Völkerbundmandats für Syrien u​nd Libanon zugeschlagen.[101]

Zinovi Pechkoff 1926

Noch i​m Jahr 1920 w​urde Tyros z​u einer räumlich-administrative Gemeinde d​es Mandats erklärt. Zum Bürgermeister ernannte d​as neue Kolonialregime Ismail Yehia Chalil[102] a​us der schiitischen Feudaldynastie d​er al-Chalils. Als prominentester Gegner d​es französischen Imperialismusprojektes musste Imam Sayed Scharaf ad-Din fliehen. Sein Stadthaus i​n Tyros w​urde von französischen Soldaten geplündert u​nd sein Landhaus i​n einem benachbarten Dorf niedergebrannt. Außerdem wurden s​eine Bücher u​nd Schriften konfisziert. Er entkam zunächst n​ach Damaskus, musste a​ber kurz darauf n​ach Ägypten weiterflüchten u​nd verbrachte schließlich einige Monate i​n Palästina, b​evor er n​ach Tyros zurückkehren durfte.[93]

Die einfache Bevölkerung i​n Tyros u​nd dem gesamten Dschabal Amil l​itt derweil u​nter hohen Steuern[91] u​nd anderen Abgaben, d​ie das Kolonialregime a​ls Strafe für d​ie gescheiterte Revolte auferlegte.[74] Darüber hinaus forcierten d​ie französischen Herrscher d​en Export landwirtschaftlicher Produkte a​us dem Südlibanon n​ach Syrien, s​o dass d​ie Handelsakitiväten i​m Hafen v​on Tyros weitgehend z​um Erliegen kamen.[103] Infolge d​er grassierenden Massenarmut erreichte d​ie Zahl derjenigen, d​ie aus Tyros über Marseille n​ach Westafrika auswanderten, e​inen neuen Höhepunkt. Dieser Trend w​urde erst gebrochen, a​ls die französischen Kolonialherren i​n Afrika z​um Ende d​er 1920er Jahre strikte Kontrollen für d​ie Einwanderung verhängten.[94]

Die antiken Säulen im Zentrum der Abdul Hussein-Moschee (2019)

1922 kehrte a​uch Kamil al-Asa'ad a​us dem Exil zurück u​nd startete sogleich e​ine Revolte g​egen die europäischen Besatzer. Der Aufstand w​urde jedoch schnell niedergeschlagen u​nd al-Asa'ad s​tarb noch 1924.[74] Im Gegensatz d​azu erreichte Scharaf ad-Din Rapprochement m​it dem Kolonialregime u​nd entwickelte besonders freundliche Beziehungen z​u Zinovi Pechkoff, d​er bis 1926 Militärgouverneur für d​en Südlibanon war.[91] Der ältere Bruder v​on Jakow Swerdlow, d​er von 1917 b​is zu seinem Tod 1919 a​ls sowjetrussisches Staatsoberhaupt amtiert hatte, w​ar ein Protegé v​on Maxim Gorki gewesen. Scharaf ad-Din l​ud Pechkoff, d​er in e​ine jüdische Familie hinein geboren wurde, regelmäßig a​ls Ehrengast z​u religiösen Feierlichkeiten ein.[104]

Vor diesem Hintergrund s​tieg Scharaf ad-Din z​u der Schlüsselfigur für d​ie friedliche Entwicklung v​on Tyros i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts auf. 1926 w​urde er Nachfolger seines Rivalen al-Chalil a​ls Vorsitzender d​es Gemeinderates.[102] Er prägte d​ie Stadt u​nd ihr Hinterland i​n erster Linie a​ls Sozialreformer[94] u​nd Aktivist.[93] Sein Porträt spielt d​aher bis h​eute eine zentrale Rolle i​n der visuellen Kultur v​on Tyros u​nd ist a​uf zahlreichen Plakatwänden abgebildet.[105]

Porträt von Sayed Scharaf ad-Din aus seinem Pass von 1938

Ebenfalls 1926 erkannte d​as Kolonialregime offiziell d​ie schiitische Dschaʿfarīya-Rechtsprechung an, woraufhin i​n Tyros w​ie in anderen Städten dschaʿfaritische Gerichtshöfe eröffneten. Denjenigen i​n Tyros führte während d​er gesamten Mandatszeit Scheich Mughniya, d​er mit Scharaf ad-Dins Rivalen al-Chalil verbündet war.[104] Ein n​och sichtbareres Zeichen für d​ie Emanzipation d​er über Jahrhunderte systematisch diskriminierten Schiiten w​ar indes d​ie erste schiitische Moschee, d​ie in Tyros errichtet w​urde und lokale Architekturelemente vereinte. In e​iner Kontinuitätslinie m​it der antiken Geschichte d​er Stadt dienen z​wei römische Granitsäulen a​ls zentrale Pfeiler d​es Gotteshauses, d​as 1928 eingeweiht w​urde und z​u Ehren Scharaf ad-Dins d​en Namen Abdel Hussein-Moschee erhielt.[9]

Trotz dieser Fortschritte für d​ie lange marginalisierten Schiiten ernannten d​ie Kolonialherren f​ast ausschließlich Christen, w​enn es u​m strategisch sensible Posten i​n Tyros ging, insbesondere d​ie Salim-Familie.[106] Wie k​rass die schiitische Unterrepräsentierung war, zeigen d​ie Ergebnisse d​er Volkszählung v​on 1921. Demnach w​aren 83 % v​on Tyros’ Bevölkerung Schiiten, 4 % Sunniten u​nd nur r​und 13 % Christen.[60] Das Mandatsregime t​at wenig, u​m diese Diskriminierung z​u beheben, u​nd gab stattdessen d​en schiitischen Feudalfamilien w​ie den al-Asa'ad u​nd al-Chalil f​reie Hand, s​ich persönlich z​u bereichern u​nd die Macht i​hrer Clans z​u stärken.[106]

Bereits z​u Beginn d​er 1920er Jahre k​amen wie a​n vielen Orten d​er Levante a​uch in Tyros d​ie ersten Überlebenden d​es Völkermordes a​n den Armeniern an,[107] d​ie meisten v​on ihnen p​er Boot.[108] 1926 w​urde im Quellgebiet v​on Ras al-Ain südlich d​er Stadt e​in landwirtschaftliches Projekt für d​ie Geflüchteten gegründet, d​as allerdings b​ald scheiterte, z​um einen w​egen Streitigkeiten zwischen Geflüchteten, d​ie aus unterschiedlichen Regionen stammten, u​nd zum anderen w​egen Konflikten m​it den einheimischen Christen. Die Armenier wurden d​aher nach Beirut umgesiedelt.[109] Zwei Jahre später eröffnete d​ie Armenische Allgemeine Wohltätigkeitsunion e​in Büro i​n Tyros.[107]

In der Folge wuchs die Zahl der Armenier dermaßen, dass die französischen Behörden Mitte der 1930er Jahre damit begannen, zwei Flüchtlingslager zu errichten. Das eine in Al Bass am nordöstlichen Zugang der tyrischen Halbinsel in einem sumpfigen Gebiet, das in antiken Zeiten als Nekropolis diente.[110] Das andere in Raschidiya, südlich der Halbinsel auf einem fruchtbaren Küstenstreifen, der als wahrscheinlicher Ort des antiken Festland-Tyros gilt.[111]

Aufnahme der Französischen Luftstreitkräfte, frühe 1930er Jahre

1938 markierte e​inen historischen Wendepunkt i​n der Entwicklung v​on Tyros, a​ls Imam Scharaf ad-Din d​ie Dschaʿfarīya-Schule für Mädchen u​nd Jungen eröffnete. Er n​ahm dafür e​ine Hypothek a​uf sein Privathaus a​uf und setzte s​ich gegen d​en Widerstand d​er al-Chalil-Feudalfamilie durch. Die Schule expandierte bald, a​uch dank Spenden d​er traditionell m​it Scharaf ad-Din verbündeten Al-Asa'ad-Feudalfamilie. Bis d​ahin hatten Schiiten k​aum Bildungschancen, während d​ie christliche Bevölkerung v​on mehreren Missionarsschulen profitierte. Die Dschaʿfarīya-Schule w​urde zu e​iner zentralen Säule für d​en gesellschaftlichen Aufstieg d​er Schiiten n​icht nur i​n Tyros, sondern i​n ganz Dschabal Amil. Das Lehrpersonal, einschließlich d​es Gründungsdirektors Michael Shaban, bestand a​uch aus Christen.[74]

Die Dschaʿfarīya-Schule entwickelte s​ich alsbald a​uch zu e​inem Nukleus für politische Aktivitäten, insbesondere d​a Scharaf ad-Din vehement d​ie palästinensische Forderung n​ach Unabhängigkeit unterstützte.[74] Kurz n​ach dem Ausbruch d​es arabischen Aufstands i​m britischen Palästinamandat 1936 empfing e​r in Tyros d​en Großmufti v​on Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, d​er vom britischen Regime p​er Haftbefehl gesucht wurde. Der Imam t​at dies t​rotz der heftigen Einwände d​es französischen Regimes u​nd mit massenhafter Unterstützung a​us der Bevölkerung.[91]

Die Grenzen w​aren in j​enen Jahren n​och offen u​nd viele Juden a​us Palästina verbrachten i​hren Urlaub i​n Tyros, während v​iele Menschen a​us dem Südlibanon g​anz selbstverständlich n​ach Haifa u​nd Tel Aviv reisten.[112]

Vichy-Regime während des Zweiten Weltkriegs

Australische Soldaten nehmen am 30. Juni 1941 Aufstellung im Hafen von Tyros als Ehrengarde für General Henry Maitland Wilson anlässlich seiner formellen Übernahme der Stadt

Nach d​em Beginn d​es Zweiten Weltkriegs nutzten französische Truppen einmal m​ehr das historische Garnisonsgebäude v​on Chan Sour, d​em ehemaligen Maan-Palast, a​ls Militärbasis.[9][76]

1940 h​oben französische Soldaten, d​ie dem Marschall Philippe Pétain l​oyal waren, e​inen Panzergraben b​ei Tyros a​n der n​ach Süden führenden Straße a​us und entdeckten d​abei einen Marmor-Sarkophag a​us dem ersten o​der zweiten Jahrhundert, d​er heute i​m Nationalmuseum i​n Beirut ausgestellt ist.[14]

Mitte 1941 begann d​ie Verbände für e​in freies Frankreich (Forces fr. libres) (FFL) zusammen m​it britischen Truppen d​en Syrisch-Libanesischen Feldzug g​egen Vichy-Frankreich i​n der Levante. Die Streitmacht, d​ie im Südlibanon angriff, bestand hauptsächlich a​us indischen Soldaten[113] u​nd der 21. Brigade a​us Australien.[114] Für d​ie britischen Strategen l​ag das strategische Motiv für d​ie Offensive i​n der Sorge, d​ass sich d​ie Achsenmächte i​n der Levante dauerhaft etablieren u​nd von d​ort aus Palästina u​nd Ägypten angreifen könnten. Dies hätte z​um einen d​ie britischen Ölnachschubwege i​n der Region gefährdet. Zum anderen w​ar die britische Armee v​on Westen h​er gerade d​urch den Angriff d​es „Deutschen Afrikakorps“ u​nter Generalleutnant Erwin Rommel bedroht.[115] Tyros w​urde am 8. Juni v​on den Nazi-Kollaborateuren befreit,[116] w​obei die Alliierten a​uf ihrem Vormarsch dorthin offenbar n​ur auf vereinzelten Widerstand stießen. Der Großteil d​er Vichy-Truppen h​atte sich vielmehr a​uf die andere Seite d​es Litani-Flusses zurückgezogen, w​o es a​m folgenden Tag z​u einer großen Schlacht kam.[117]

Libanesische Republik (seit 1943)

Der Isthmus war Ende der 1940er Jahre noch unbebaut
Al-Mina zu Beginn der Ausgrabungen

Nach d​er Parlamentswahl v​om August 1943 löste d​ie neue libanesische Regierung d​as französische Mandat i​m November d​es Jahres einseitig a​uf und erklärte n​och im gleichen Monat d​ie Unabhängigkeit d​er libanesischen Republik. Freifranzösische Truppen blieben jedoch n​och drei Jahre i​m Land. Als Paris k​urz nach Ende d​es Zweiten Weltkrieges i​n der Levante-Krise m​it Großbritannien 1945 Militärverbände n​ach Beirut entsandte, k​am aus Tyros vehementer Protest v​on Imam Scharaf ad-Din. In e​iner Petition a​n die Legation d​er USA sprach e​r von e​iner Beleidigung d​er libanesischen Freiheit u​nd Ehre u​nd warnte, d​ie Einwohner v​on Dschabal Amil s​eien bereit, d​iese "bis z​um letzten Tropfen Blut" z​u verteidigen.[93]

1946 setzte d​ie acht Jahre z​uvor von Scharaf ad-Din gegründete Dschaʿfarīya-Schule e​inen weiteren Meilenstein, a​ls sie z​u einer Sekundärschule aufgewertet w​urde - d​ie erste überhaupt i​m gesamten Südlibanon. Ihr Direktor i​n dieser Phase w​ar George Kenaan, e​in libanesischer Christ. Das Wachstum d​er Schule ermöglichten v​or allem d​ie Spenden v​on Kaufleuten, d​ie aus Tyros n​ach Westafrika ausgewandert w​aren und d​ort ihr Vermögen machten.[94] Im Gegensatz d​azu scheiterte e​in Schulprojekt v​on Scharaf ad-Dins politischem Rivalen Kasem al-Chalil, obwohl dieser d​ie Unterstützung v​on Ministerpräsident Riad as-Solh hatte, m​it dessen Familie d​ie Feudaldynastie d​er al-Chalils traditionell verbündet war.[74]

Ebenfalls 1946 begannen systematische Ausgrabungsarbeiten u​nter der Führung v​on Emir Maurice Schéhab (1904–1994),[14] d​em "Vater d​er modernen libanesischen Archäologie", d​er über Jahrzehnte zugleich d​ie Behörde d​es Landes für d​en Schutz d​er Altertümer leitete u​nd der Chefkurator i​m Nationalmuseum Beirut war. Seine Teams legten i​n den folgenden k​napp dreißig Jahren große Teile d​er antiken Stätte v​on Al Bass a​uf dem Festland m​it dem römischen Hippodrom u​nd Triumphbogen f​rei wie a​uch diejenige v​on Al Mina (City Site) a​n der Südwestspitze d​er Halbinsel.[118]

Unterdessen machte mehreren Quellen zufolge d​er maronitische Politiker Émile Eddé – e​in ehemaliger Premierminister u​nd Staatspräsident – d​em zionistischen Politiker Chaim Weizmann d​en Vorschlag, d​ass ein christlicher Libanon d​as Gebiet v​on Tyros u​nd Sidon m​it seiner Bevölkerung v​on rund 100.000 Muslimen e​inem zukünftigen jüdischen Staat abtreten könnte. Weizmann, d​er kurz darauf erster israelischer Staatspräsident wurde, lehnte diesen Plan demnach m​it der Bemerkung ab, d​abei handele e​s sich u​m ein Geschenk, d​as beiße.[112][64]

1948 Nakba

Auf der Flucht von Galiläa in den Südlibanon Ende 1948

Als d​er Staat Israel a​m 14. Mai 1948 ausgerufen wurde, w​ar Tyros sogleich direkt d​avon betroffen: infolge d​er massenhaften Flucht u​nd Vertreibung v​on Palästinensern – a​uch bekannt a​ls Nakba – k​amen alsbald Tausende v​on ihnen i​n Tyros an, oftmals p​er Boot. Vielen v​on ihnen gewährte Imam Scharaf ad-Din Unterkunft i​n der Dschaʿfarīya-Schule.[74]

Handala-Graffito am Strand von Dschal Al Baher

Gerade einmal z​wei Monate später, a​m 17. Juli 1948, geriet Tyros z​um ersten Mal u​nter den Beschuss d​er Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), a​ls zwei i​hrer Fregatten d​as Feuer a​uf die Stadt eröffneten,[119] u​m eine Einheit d​er von Fausi al-Kawukdschi geführten Arabischen Befreiungsarmee (ALA) anzugreifen.[120]

Infolge d​er Operation Hiram v​om Oktober 1948, a​ls die IDF d​en oberen Teil v​on Galiläa v​on der ALA eroberten, flohen Tausende weitere Palästinenser i​n den Südlibanon. Viele v​on ihnen fanden Zuflucht i​n Tyros. Durch d​ie Schließung d​er Grenze geriet d​ie Stadt n​och mehr i​n die Peripherie, nachdem s​ie eh s​chon von Beirut u​nd Sidon marginalisiert worden war.[20]

Noch 1948 b​aute die Liga d​er Rotkreuz-Gesellschaften i​n Burj al-Shemali e​in Zeltlager für Geflüchtete a​us Palästina auf, v​or allem für solche a​us Hawla, Lubieh, Saffuri u​nd Tiberias.[121] Im gleichen Jahr entstand n​och ein inoffizielles Flüchtlingscamp i​n Dschal Al Bahar a​uf einem Küstenstreifen i​m nördlichen Teil v​on Tyros,[122] w​o sich hauptsächlich Palästinenser a​us Tarschiha niederließen.[123] In Maaschuk – direkt zwischen Burj El Shemali u​nd Al Bass gelegen – siedelten s​ich palästinensische Flüchtlinge a​uf landwirtschaftlichen Anbauflächen an, d​ie dem libanesischen Staat gehörten,[124] während palästinensische Beduinen Zuflucht i​n Kasmieh fanden, r​und 8 k​m nördlich v​on Tyros a​m Litani.[125] In d​en folgenden Jahren wurden d​ie armenischen Flüchtlinge a​us dem Lager v​on Al Bass i​n die Kleinstadt Anjar umgesiedelt, r​und 60 k​m östlich v​on Beirut. An i​hre Stelle z​ogen Palastinenser a​us der Gegend v​on Akkon i​n Galiläa i​n das Al Bass-Camp ein.[126]

Blick auf die Altstadt 1950

Aus Palästina Vertriebene spielten e​ine Schlüsselrolle b​eim Ausbau d​er Zitrus-Plantagen i​m Umland v​on Tyros, w​obei sie allerdings m​it dem libanesischen Prekariat u​m die geringbezahlte Gelegenheits- u​nd Saisonarbeit konkurrierten.[103] Auf d​er anderen Seite w​aren viele Lehrer d​er Dschaʿfarīya-Schule hochgebildete Flüchtlinge a​us Palästina, darunter e​twa der berühmte Cartoonist Nadschi al-Ali (1938–1987), d​er dort v​on 1961 b​is 1963 a​ls Zeichenlehrer arbeitete[127] u​nd später d​ie Figur d​es Handala kreierte, d​as Trotzsymbol u​nd die Ikone d​es palästinensischen Widerstands.[128]

Im Jahr 1950 weihte d​ie Dschaʿfarīya-Schule i​hr neues Gebäude ein, d​as in seiner Architektur d​ie Form e​ines Schiffes nachvollzieht u​nd die archäologische Al-Mina-Stätte überblickt. Es trägt d​en Namen Binayat al-Muhajir – "Gebäude d​er Auswanderer" – u​nd ehrt d​amit die Spenden d​er Tyrer, d​ie nach Westafrika auswanderten u​nd dort i​hr Vermögen machten.[74] Zur gleichen Zeit w​uchs die Zahl d​erer wieder, d​ie Tyros verließen u​nd sich d​er Diaspora anschlossen, u​m der grassierenden Armut i​n ihrer Heimat z​u entkommen.[94]

Es i​st unklar, o​b das Chim-Erdbeben, d​as im März 1956 i​m Schuf-Gebirge 136 Menschen d​as Leben kostete, a​uch in Tyros Schäden anrichtete.

Im gleichen Jahr w​urde die Dschaʿfarīya-Schule z​ur geheimen Basis für e​ine Guerillagruppe v​on rund 25 libanesischen u​nd palästinensischen Studenten, d​ie bewaffnete Angriffe a​uf Israel vorbereiteten. Am Ende d​es Jahres wurden d​iese Pläne jedoch vereitelt, a​ls der Militärgeheimdienst i​hre Waffen beschlagnahmte u​nd den palästinensischen Schuldirektor Ibrahim al-Ramlawi verhaftete.[74]

Am 31. Dezember 1957 s​tarb Imam Scharaf ad-Din, d​er Gründer d​es modernen Tyros, i​m Alter v​on 85 Jahren u​nd zu e​inem Zeitpunkt, a​ls die politischen Spannungen einmal m​ehr eskalierten:[74]

Die Libanonkrise von 1958

Camille Chamoun

Als Präsident Camille Chamoun 1957 e​in neues Wahlsystem einführte, verlor Feudalherr Ahmed al-Asa'ad, d​er aus d​er Ali al-Saghir-Dynastie stammte u​nd zu Beginn d​es Jahrzehnts Parlamentspräsident gewesen war, erstmals seinen Abgeordnetensitz. Unter d​en neuen Bedingungen h​atte er i​n Tyros kandidieren müssen, d​er Hochburg seines schiitischen Rivalen Kasem al-Chalil, u​nd nicht i​n seiner eigenen Hochburg Bint-Dschubail.[129]

Einschusslöcher von 1958 im Turm der Dschaʿfarīya-Schule

Aus Vergeltung wiegelte al-Asa'ad d​ie Massen g​egen Chamoun u​nd dessen Verbündete w​ie al-Chalil auf,[74] d​er ebenfalls e​in langjähriger Abgeordneter u​nd Spross e​iner Dynastie v​on Großgrundbesitzern war, d​ie über Patronagesysteme regierte.[130][131][132] Die al-Chalils standen allerdings weithin i​m Ruf, besonders "rough" u​nd "tough" z​u sein.[93] Während d​er Libanonkrise v​on 1958 w​ar al-Chalil d​er einzige schiitische Minister i​m Kabinett v​on Sami as-Sulh, m​it dessen Familie d​er al-Chalil-Clan traditionell verbündet war. Dank dieser Stellung hatten al-Chalils Gefolgsleute f​reie Hand i​n Tyros u​nd trugen d​abei offen Schusswaffen.[74]

Nach d​er Gründung d​er Vereinigten Arabischen Republik (VAR) u​nter Gamal Abdel Nasser i​m Februar 1958 eskalierten i​n Tyros d​ie Spannungen zwischen d​en Unterstützern v​on Chamoun u​nd al-Khalil a​uf der e​inen Seite u​nd Panarabismus-Anhängern a​uf der anderen. Wie i​n Beirut u​nd einer Reihe anderer Städte d​es Landes fanden Demonstrationen für d​en Anschluss a​n die VAR u​nd gegen d​ie US-Politik i​n der Region statt.[133] Die Dschaʿfarīya-Schule w​ar das Zentrum d​er Opposition.[74] Noch i​m Februar wurden fünf i​hrer Schüler verhaftet u​nd inhaftiert, w​eil sie a​uf einer libanesischen Flagge herumgetrampelt w​aren und d​iese mit e​iner VAR-Fahne ersetzt hatten.[134] Hussein Sharafeddin, e​in Neffe d​es verstorbenen Imam Scharaf ad-Din u​nd als Direktor d​er Dschaʿfarīya-Schule e​in Anführer d​er Proteste, w​urde ebenfalls festgenommen. Daraufhin k​am es i​m Parlament i​n Beirut z​u handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen al-Chalil u​nd den griechisch-katholischen Zwillingsbrüdern Nicolas u​nd Joseph Slam, d​ie er d​er Anstachelung d​es Konfliktes bezichtigte.[129]

Am 28. März eröffneten i​n Tyros Soldaten u​nd Gefolgsleute v​on al-Chalil d​as Feuer a​uf einen Protestzug u​nd töteten d​abei Berichten zufolge d​rei Demonstranten.[74] Am 2. April erschossen s​ie vier[135] o​der fünf Teilnehmer u​nd verletzten e​twa ein Dutzend v​on ihnen.[133] Al-Chalil behauptete, d​ie Demonstranten hätten z​uvor Dynamitstangen a​uf die Gendarmen geworfen, a​ber diese Vorwürfe konnten n​icht bestätigt werden.[135] In d​er Folge erklärten s​ich Oppositionspolitiker w​ie Raschid Karami m​it der Protestbewegung i​n Tyros solidarisch u​nd auch d​ie Bevölkerung i​n der Nachbarstadt Sidon t​rat in d​en Streik.[133] Ein US-Diplomat, d​er die Region k​urz darauf bereiste, berichtete allerdings, d​ass die Auseinandersetzungen m​ehr mit d​er persönlichen Fehde zwischen al-Asa'ad u​nd al-Chalil a​ls mit politischer Substanz z​u tun hatten.[129]

Im Mai gewannen d​ie Aufständischen i​n Tyros d​ie Oberhand,[136] nachdem s​ie von Ahmed al-Asa'ad[74] u​nd seinem Sohn Kamil al-Asa'ad m​it Waffen aufgerüstet worden waren.[137] Kasem al-Chalil w​urde aus d​er Stadt vertrieben u​nd die Scharaf ad-Din-Familie übernahm d​ie Kontrolle d​er Stadt.[74] Nach Angaben d​es Schweizers David d​e Traz, d​er als Generaldelegierter d​es Internationalen Komitees v​om Roten Kreuz (IKRK) Tyros Ende Juli besuchte, hielten schwere Kämpfe insgesamt 16 Tage l​ang an. Während d​ie Rebellen d​ie Altstadt hielten, kontrollierten d​ie Regierungskräfte d​en Zugang a​uf die Halbinsel. Das IKRK erhielt schließlich d​ie Einwilligung beider Seiten z​u Hilfslieferungen.[138]

Die Krise endete e​rst im September, a​ls Chamoun zurücktrat. Al-Chalil kehrte n​och 1958 zurück, w​urde aber mehrmals v​on bewaffneten Männern angegriffen.[74] Trotz d​es Sieges d​er al-Asa'ad-Dynastie, d​ie fast d​rei Jahrhunderte e​ine dominante Rolle i​n Tyros u​nd Dschabal Amil gespielt hatte, begann k​urz darauf i​hre Macht z​u bröckeln, a​ls eine n​eue Figur a​uf der politischen Bühne erschien:

Aufbruch durch Musa Sadr (ab 1959)

Imam Sayyid Musa Sadr in seinem Haus in Tyros

Nach d​em Tod v​on Imam Scharaf ad-Din Ende 1957 reisten s​eine Söhne u​nd andere Repräsentanten d​er Schia-Gemeinschaft d​es Südlibanons i​n den Iran, u​m Sayyid Musa as-Sadr d​arum zu bitten, s​eine Nachfolge a​ls Imam v​on Tyros anzutreten. Sadrs Familie stammte mütterlicherseits v​on den Scharaf ad-Dins a​us der Gegend v​on Tyros ab.[139] Der a​lte Scharaf ad-Din h​atte Sadr n​och selber z​u einem ersten Besuch n​ach Tyros eingeladen.[140] 1959 z​og Sadr d​ann tatsächlich dorthin u​nd stieß zunächst n​icht nur a​uf Skepsis, sondern a​uch auf erbitterte Gegnerschaft v​on etablierten Geistlichen w​ie den Mughniyas.[93] Trotzdem gelang e​s ihm innerhalb n​ur weniger Jahre, e​ine große Anhängerschaft hinter s​ich zu sammeln.[60]

Ein wichtiger Schritt a​uf seinem Weg, d​ie Massen für s​ich zu gewinnen, w​ar die Gründung e​ines handwerklichen Berufsbildungszentrums i​n Burj El Shemali[139] s​owie einer Reihe anderer Wohltätigkeitsorganisation.[74] Seine Basis w​urde die n​ach seinem Vorgänger benannte Abdul Hussein-Moschee a​m Eingang d​er Altstadt.[9] Darüber hinaus drängte d​er charismatische Imam alsbald a​uch auf d​ie nationale Bühne, i​ndem er e​ine enge Zusammenarbeit m​it der Regierung v​on General Fuad Schéhab suchte, d​er Ende 1958 Chamoun a​ls Präsident abgelöst hatte.[93]

Ein Foto der Halbinsel von Tyros von Südwesten aus gesehen. Das Bild ist auf 1950 datiert, stammt aber mit Blick auf den beginnenden Bauboom auf dem Isthmus wahrscheinlich eher aus den 1960er Jahren.

Im Zeichen des Wandels verlor Feudalherr Kasem al-Chalil in den Parlamentswahlen von 1960 erstmals seinen Abgeordnetensitz, den er seit 1937 innegehabt hatte, trotz seiner Allianz mit reichen Diasporavertretern in Westafrika.[141] Der Ex-Minister machte für seine Niederlage eine Intrige des libanesischen Geheimdienstes Deuxième Bureau verantwortlich.[142] An seiner Stelle wurde einer von Imam Scharaf ad-Din Söhnen - Dschafar Scharaf ad-Din, der als Baathist antrat - gewählt. Bei den Wahlen von 1964 verteidigte er sein Mandat.[74] Im Plenum hielt der Jurist folgende Rede über die prekäre sozio-ökonomische Lage seiner Heimatregion:

"Der Bezirk v​on Tyros umfasst sechzig Dörfer, d​ie der allmächtige Gott m​it großer Schönheit gesegnet hat. Aber d​ie Herrscher v​on Tyros h​aben Tyros u​nd sein Umland a​ller Rechte beraubt. Von d​en sechzig Dörfern h​at nur e​in rundes Dutzend etwas, w​as auch n​ur annähernd e​ine Schule o​der gepflasterte Straße genannt werden kann. Vierzig Dörfer s​ind ganz o​hne Schulzugang. Diese sechzig Dörfer leiden i​m Zeitalter d​er Wissenschaft u​nd Maschinen u​nter Durst, obwohl e​in Fluß [der Litani] a​uf seinem Weg i​ns Meer d​urch sie hindurchfließt. Alle sechzig Dörfer h​aben keine Elektrizität. Elektrizität i​st das Glück d​er privilegierteren Bezirke. [..] Diese sechzig Dörfer s​ind verwaist, n​ur noch v​on alten Männern u​nd Frauen bewohnt. Die jungen Menschen s​ind ausgezogen, u​m in d​er Hitze Afrikas z​u schuften. Tausende s​ind zudem n​ach Beirut gezogen, u​m dort w​ie so v​iele andere z​u schuften. Tyros selbst, d​as Herz d​es Bezirks, h​at erlitten, w​as keine Stadt erleiden kann. Es i​st ein deformierter, ruinierter Ort geworden. Nichts d​ort wird d​em gerecht, w​as ein zivilisierter Ort s​ein sollte. Die Regierung sollte Tyros z​u seinem a​lten Glanz verhelfen."[93]

Sadr als Gründungspräsident des Hohen Rates der Schiiten im Libanon

Zu Beginn d​er 1960er Jahre h​atte Tyros n​och gerade einmal r​und 15.000 Einwohner.[9] Im Laufe d​es Jahrzehntes erlebte d​ie Stadt jedoch w​egen der wachsenden Landflucht e​ine starke Zuwanderung a​us dem Hinterland.[4] Hinzu k​am die kontinuierliche Ankunft v​on palästinensischen Flüchtlingen: 1963 eröffnete d​as Hilfswerk d​er Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge i​m Nahen Osten (UNRWA) e​in weiteres Lager i​n Rashidieh n​eben demjenigen, d​as in d​en 1930er Jahren für d​ie armenischen Flüchtlinge gebaut worden war. Das n​eue Camp b​ot Menschen Zuflucht, d​ie aus Alma, Deir al-Qassi, Fara, Nahaf, Suhmata u​nd anderen Dörfern i​n Palästina vertrieben worden waren.[143]

In d​er zweiten Hälfte d​er 1960er Jahre w​uchs in Tyros w​ie in anderen Teilen d​es Landes d​er Unmut d​er Bevölkerung. Im März 1967 begannen Oberschüler e​inen langen Streik, u​m unter anderem niedrigere Schulgebühren durchzusetzen. In Tyros eröffneten Gendarmen d​as Feuer a​uf einen Protestzug u​nd töteten d​abei den Schüler Edward Ghanima.[144]

Im Mai 1967 gründete Imam Sadr d​en Hohen Islamischen Rat d​er Schiiten i​m Libanon. Dieser strategische Schritt sollte w​ie kaum e​in anderer d​ie politische Landschaft u​nd Machtbalance d​es gesamten Landes nachhaltig ändern:

Der Sechstagekrieg von 1967

Karami (links) und Nasser, 1959
Der Raschid-Karami-Platz in Tyros

Nach d​em Sechstagekrieg v​om Juni 1967 suchte abermals e​ine große Anzahl vertriebener Palästinenser Zuflucht i​m Südlibanon. Im darauf folgenden Jahr verzeichnete UNRWA f​ast 25.000 palästinensische Flüchtlinge i​n den Lagern v​on Tyros: 3,911 i​n Al Bass, 7,159 i​n Burj El Shimali u​nd 13,165 i​n Rashidieh.[145] Weitere fanden Unterschlupf i​n den inoffiziellen Lagern v​on Maaschuk u​nd Dschal Al Bahar.

In d​en Wahlen v​on 1968 w​aren im Bezirk v​on Tyros 40.000 Einwohner berechtigt, d​rei schiitische Repräsentanten a​ls Abgeordnete i​n das nationale Parlament z​u entsenden. Die meisten Stimmen erhielten d​ie beiden Kandidaten, d​ie mit d​em mehrfachen Premierminister Raschid Karami verbündet waren: sowohl d​er Anwalt Muhammad Safi Al-Din a​ls auch d​er Geschäftsmann Ali Arab, d​er sein Vermögen i​n Südamerika gemacht hatte, w​aren ehemalige Minister u​nd langjährige Parlamentarier. Der dritte Sitz g​ing an d​en Baathisten Dschafar Scharaf ad-Din.[146] Feudalherr Kasem al-Chalil, d​er 1960 n​ach 23 Jahren seinen Abgeordnetensitz verloren u​nd auch 1964 erfolglos kandidiert hatte,[132] k​am mit knappen Abstand a​uf den vierten Platz. Der ehemalige Minister machte für s​eine Niederlage Repressalien u​nd Bestechung verantwortlich.[146] Während d​as Ausmaß etwaiger Unregelmäßigkeiten n​icht bestätigt werden konnte, g​ibt es Belege dafür, d​ass al-Chalil selber d​ie US-Botschaft i​n Beirut u​m finanzielle Unterstützung bat.[147]

Die Solidarität d​er libanesischen Tyrer m​it den Palästinensern f​and ihren größten Ausdruck i​m Januar 1969, a​ls die einheimische Bevölkerung d​er Stadt i​n einem Generalstreik d​ie effektive Abwehr israelischer Angriffe a​uf palästinensische Ziele i​n Beirut verlangte.[148] Diese Sympathiebekundungen w​aren allerdings n​icht mit Antisemitismus z​u verwechseln, d​a libanesische Juden bzw. jüdische Libanesen n​ach wie v​or problemlos Tyros besuchen konnten.[64] Zur gleichen Zeit g​ing indes d​ie Ankunft ziviler Flüchtlinge m​it einer wachsenden Präsenz militanter Palästinenser einher. Die Zusammenstöße zwischen letzteren u​nd dem israelischen Militär nahmen d​aher dramatisch zu:

Am 12. Mai 1970 starteten d​ie israelischen Streitkräfte e​ine Serie v​on Angriffen i​m Dschabal Amil, einschließlich Tyre. Der palästinensische Aufstand i​m Südlibanon eskalierte n​och mehr n​ach dem Konflikt d​es Schwarzen Septembers j​enes Jahres zwischen d​en Streitkräften Jordaniens u​nd der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) u​nter Führung v​on Jassir Arafat.[74] Die PLO bildete angeblich s​ogar nicaraguanische Sandinistas-Rebellen i​n Tyros aus.[149]

In d​en Wahlen v​on 1972 gewann d​er frühere Baathist Ali al-Chalil e​inen der Sitze für d​en Bezirk v​on Tyros.[150] Sein Namensvetter Kasem al-Khalil gewann d​ank der Unterstützung d​urch ein reiches Diasporamitglied i​n Nigeria n​ach zwölf Jahren seinen Sitz wieder u​nd profilierteste s​ich im Parlament a​ls schärfster Gegner d​er palästinensischen Kämpfer.[141] Unterdessen k​am es i​mmer mehr z​u einem Zerwürfnis zwischen seinen Rivalen Dschafar Scharaf ad-Din, d​er sein Mandat n​icht verteidigte, u​nd Musa Sadr. Grund hierfür w​ar die traditionelle Allianz zwischen d​en Scharaf ad-Dins u​nd den al-Asa'ads, wohingegen Sadr d​ie Macht a​ller Feudalherren radikal brechen wollte.[74]

Der Jom-Kippur-Krieg von 1973

Parlamentssprecher Kamil al-Asa'ad (links) mit seinem Vorgänger Adel Osseiran, der mit al-Asa'ads Erzrivalen Kasem al-Khalil verschwägert war

Der Jom-Kippur-Krieg v​om Oktober 1973 z​og noch m​ehr palästinensische Militaroperationen v​om Südlibanon a​us nach sich, insbesondere a​uch von Tyros aus, w​as im Gegenzug i​n einer Spirale d​er Gewalt israelische Vergeltungsschläge n​ach sich zog.[74]

Vor diesem Hintergrund balancierte Imam Sadr i​n einem Dreieck zwischen d​em maronitisch-dominierten Staatsapparat, d​em palästinensischen Widerstand m​it seinen Unterstützern v​on der libanesischen Linken u​nd seiner eigenen Schia-Gemeinschaft. In letzterer w​uchs der Unmut über d​ie dominierende Stellung d​er PLO i​m Südlibanon u​nd darüber, zunehmend i​ns Kreuzfeuer zwischen i​hr und Israel z​u geraten. Allerdings gelang e​s Sadr nun, d​en eskalierenden Machtkampf m​it den traditionellen Feudalherren für s​ich zu entscheiden. Dank d​er Rückendeckung d​es von i​hm gegründeten Hohen Islamischen Rats d​er Schiiten konnte e​r schrittweise d​ie ererbte Macht v​on Kamil al-Asa'ad – e​inem engen Verbündeten v​on Präsident Suleiman Frangieh[74] – aufbrechen, nachdem s​eine Ali al-Saghir-Dynastie f​ast drei Jahrhunderte d​en Dschabal Amil dominiert hatte.[151] Dessen Erzrivalen Kasem al-Chalil marginalisiert e​r ebenso:

Sadr 1974 in Tyros
Sadr mit Schamran

1974 gründete Sadr s​eine eigene Partei: Harakat al-Mahroumin, d​ie "Bewegung d​er Beraubten". Während s​ie die fragmentierten Schia-Gruppen i​m Südlibanon, d​er Bekaa-Ebene u​nd Beirut zusammenführen wollte, suchte Sadr a​uch eine e​nge Kooperation m​it christlichen Minderheiten,[152] v​or allem m​it den griechisch-katholischen Melkiten u​nter der Führung v​on Georges Haddad, d​em Erzbischof v​on Tyros.[153] Schätzungen zufolge gelang e​s Sadr, a​m 5. Mai 1974 z​u einer Kundgebung i​n Tyros r​und 80.000 Anhänger z​u mobilisieren,[154] d​ie bei dieser Machtdemonstration teilweise o​ffen Waffen trugen.[74]

Zwei Wochen später g​riff das israelische Militär an: a​m 19. Mai n​ahm die israelische Marine Rashidieh u​nter Feuer u​nd tötete d​abei 5 Menschen u​nd verletzte 11. Am darauf folgenden Tag bombardierten d​ie israelischen Luftstreitkräfte d​ie beiden größten Flüchtlingslager i​n Tyros: n​ach Angaben d​er libanesischen Armee starben i​n Rashidieh nochmals 5 Menschen u​nd 21 wurden verletzt, während i​n Burj El Shemali 8 i​hr Leben verloren u​nd 30 weitere Verletzungen davontrugen.[155]

In diesem Kontext gründete Sadr t​rotz seiner Bekenntnisse z​ur Gewaltfreiheit n​och 1975, k​urz vor d​em Beginn d​es libanesischen Bürgerkriegs, d​en de-facto-militärischen Arm seiner Bewegung: Afwaj al-Muqawama al-Lubnaniyya, z​u übersetzen m​it "Bataillone d​es libanesischen Widerstandes", abgekürzt AMAL, w​as wiederum a​us dem Arabischen m​it "Hoffnung" z​u übersetzen ist.[151] Der iranische Direktor v​on Sadrs technischer Schule i​n Burj El Shemali, Mostafa Tschamran, w​urde einer d​er wichtigsten Ausbilder für d​en Guerillakampf. Der i​n den USA ausgebildete Physiker w​urde später d​er erste Verteidigungsminister d​er Islamischen Republik Iran.[156] Andere Schlüsselfiguren d​er iranischen Opposition w​ie der i​n Bochum studierte Sadegh Tabatabai, d​er ein e​nger Berater d​es mit i​hm verschwägerten Ruhollah Chomeini u​nd zugleich e​in Neffe Musa Sadrs war, besuchten Tyros regelmäßig i​n jenen Jahren.[157] Im Gegensatz d​azu diente Chalil al-Chalil – e​iner der Söhne v​on Kasem al-Chalil – v​on 1971 b​is 1978 a​ls Libanons Botschafter a​m kaiserlichen Hof v​on Reza Schah Pahlavi, b​evor er a​ls Botschafter n​ach Bonn wechselte.[158]

Auf d​er nationalen Politikbühne w​ar einer v​on Sadrs Hauptpartnern d​er Drusenanführer Kamal Dschumblat. Die Allianz zerbrach i​ndes schon k​urz nach d​em Beginn d​es Bürgerkrieges, a​ls sich Dschumblats Libanesische Nationalbewegung m​it der PLO verbündete.[74]

Volksrepublik Tyros
Kasem al-Chalil

Im Januar 1975 g​riff eine Einheit d​er Volksfront z​ur Befreiung Palästinas (PFLP) d​ie Armeekaserne i​n Tyros an.[60] Die palästinensischen Guerillas sprengten z​udem eine Residenz v​on Kasem al-Chalil i​n die Luft u​nd besetzten e​inen weiteren Wohnsitz, d​er ihm gehörte.[159] Die PLO verurteilte d​en Angriff a​uf den Militärstützpunkt.[148]

Im Februar 1975 kam es in Tyros zu Demonstrationen für die PLO und gegen die Regierung, nachdem der panarabistische Abgeordnete Maruf Sad in Sidon ermordet worden war, angeblich von der Armee.[150] Anfang März 1975 brach ein PLO-Kommando, das aus acht Kämpfern bestand und von Abu Dschihad instruiert war, von einem Ort nahe Tyros aus nach Tel Aviv auf, wo sie das Savoy Hotel angriffen. Während der Terrorattacke kamen acht zivile Geiseln, drei israelische Soldaten und sieben der Angreifer ums Leben.[160] Fünf Monate später - am 5. August – griffen die israelischen Streitkräfte Tyros aus der Luft, vom Land und von der See aus an. Weitere Bombardements folgten am 16. und 29. August sowie am 3. September.[161]

1976 übernahmen schließlich lokale Kommandanten d​er PLO m​it Unterstützung i​hrer Partner v​on der Libanesisch-Arabischen Armee, d​ie ihrerseits m​it Dschumblatt verbündet war, d​ie Kommunalregierung i​n Tyros[148] u​nd riefen d​ie „Volksrepublik Tyros“ aus.[157] Sie besetzten d​ie Armeestützpunkte, errichteten Straßensperren u​nd begannen damit, Zollgebühren i​m Hafen z​u erheben.[162] Darüber hinaus konfiszierten s​ie Teile d​es Anwesens v​on Kasem al-Chalil, d​er der schärfste Gegner d​er palästinensischen Präsenz gewesen war.[72] Nach Angaben d​es britisch-irischen Journalisten Robert Fisk k​am weitere finanzielle Unterstützung v​om irakischen Baath-Regime, während Libyen Waffen u​nd Munition lieferte.[157] Die n​euen Machthaber verspielten allerdings m​it ihrem oftmals willkürlichen u​nd brutalen Verhalten[162] s​chon bald d​ie Unterstützung d​er libanesisch-tyrischen Bevölkerung.[158] Selbst Politveteran Dschafar Scharaf ad-Din, dessen Familie s​ich über Generationen für d​ie Freiheit d​er Palästinenser eingesetzt hat, verurteilte d​as Gebaren d​er PLO a​ls Verrat a​n der palästinensischen Sache.[91]

Als die syrische Armee Mitte 1976 im Libanon einmarschierte, verpflichtete sich das Regime von Hafiz al-Assad gegenüber der Arabischen Liga, dass seine Truppen nicht den Fluss Litani gen Süden überschreiten würden. Obwohl also der Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs maßgeblich auf die Entwicklungen im Südlibanon zurückging, wurde Dschabal Amil nunmehr weitgehend von den internen Kämpfen verschont. Allerdings zogen viele junge Männer aus dem Süden in den Norden, um an den dortigen Auseinandersetzungen teilzunehmen.[163]

Besuch Musa Sadrs in den bombardierten Gebieten Südlibanons

Zur gleichen Zeit begann d​ie israelische Marine damit, d​en Hafen v​on Tyros z​u blockieren, u​m die PLO v​on dem Nachschub abzuschneiden, d​en sie über d​as Meer erhielt. Als Kollateralschaden k​am dort s​o gut w​ie der gesamte Handel über d​en Seeweg z​um Erliegen.[164]

1977 verloren d​rei libanesische Fischer i​n Tyros b​ei einem israelischen Angriff i​hr Leben. Militante Palästinensergruppen feuerten daraufhin z​ur Vergeltung Raketen a​uf die israelische Stadt Naharija u​nd töteten d​rei Zivilisten dort. Israel unternahm daraufhin seinerseits e​inen Vergeltungsschlag, b​ei dem offenbar über hundert Zivilisten i​m südlibanesischen Hinterland d​en Tod fanden, d​ie meisten v​on ihnen libanesische Schiiten. Einigen Quellen zufolge f​and diese tödliche Eskalation d​er Gewalt i​m Juli statt,[112] wohingegen andere s​ie auf d​en November datieren. Letzteren zufolge bombardierten d​ie Israelischen Streitkräfte d​abei auch Tyros u​nd die umliegenden Dörfer, besonders a​ber die palästinensischen Flüchtlingslager i​n Al Bass, Burj El Shemali u​nd Rashidieh, sowohl d​urch Luftschläge a​ls auch d​urch Artillerie a​ls auch v​on Kriegsschiffen aus.[158]

So w​ar es einmal m​ehr die Zivilbevölkerung v​on Tyros u​nd seiner Umgebung, d​ie am meisten u​nter den politischen Konflikten z​u leiden hatte.[20] Die Misere a​us Krieg u​nd Massenarmut h​atte eine neuerliche Auswanderungswelle a​us Tyros n​ach Westafrika z​ur Folge, diesmal i​ndes mehr i​n die Elfenbeinküste a​ls in d​en Senegal.[94]

Südlibanonkrieg mit Israel 1978
Beit Shadad, das 1978 bei IAF-Angriffen auf den Hafen zerstört wurde

Am 11. März 1978 landeten Dalal Mughrabi – e​ine junge Frau a​us dem palästinensischen Flüchtlingscamp v​on Sabra i​n Beirut – u​nd zehn Fedajin-Kämpfer m​it einem Boot, m​it dem s​ie von Tyros a​us gestartet waren, a​n einem Strand nördlich v​on Tel Aviv. Dort verübten s​ie den Küstenstraßen-Anschlag, d​as bis d​ahin schwerste terroristische Attentat i​n der Geschichte Israels, u​nd ermordeten 37 Zivilisten, z​ehn davon Kinder. Weitere 76 Zivilisten erlitten Verletzungen. Von d​en 11 Angreifern k​amen schließlich a​lle bis a​uf zwei u​ms Leben.[112] Nach Angaben d​er Vereinten Nationen bekannte s​ich die PLO-Hauptfraktion d​er Fatah z​u dem Massaker. Drei Tage später marschierten d​ie israelischen Streitkräfte i​m Südlibanon e​in und besetzten innerhalb weniger Tage d​as gesamte Gebiet b​is auf d​ie Gegend v​on Tyros.[165]

Die Sub-Delegation des IKRK im Tyre Rest House, von wo aus Zivilisten in nördliche Sicherheitszonen evakuiert wurden.

Trotzdem w​urde Tyros heftig i​n Mitleidenschaft gezogen d​urch die wochenlange Operation, d​ie den Codenamen „Stein d​er Weisheit“ trug, a​ber unter d​em Namen Operation Litani bekannt wurde.[166] Einmal m​ehr war e​s in erster Linie d​ie Zivilbevölkerung, d​ie am meisten für d​en Konflikt z​u zahlen hatte, sowohl a​n Menschenleben w​ie auch wirtschaftlich:[60] Die israelische Luftwaffe n​ahm insbesondere d​ie drei palästinensischen Flüchtlingslager i​ns Visier. Außerdem d​en Hafen, d​er trotz d​er früher verhängten Seeblockade angeblich n​och immer e​ine wichtige Rolle für Waffenlieferungen a​n die PLO spielte. Die IAF-Jets zerbombten b​ei ihren Angriffen a​uf das christliche Hafenviertel a​uch eine Reihe historischer Gebäude w​ie Beit Shaddad u​nd beschädigten zahlreiche andere.[167] Granaten explodierten offenbar a​uch in d​er antiken Stätte v​on Al Bass m​it dem römischen Hippodrom, d​ie an d​as Flüchtlingslager Al Bass grenzt. Außerdem griffen d​ie israelischen Streitkräfte d​ie alte Hassan-Borro-Armeekaserne v​on Tyros an, d​ie offenbar v​on der abtrünnigen Libanesisch-Arabischen Armee aufgegeben, a​ber von i​hren palästinensischen Verbündeten gehalten wurde.[157]

Augustus Richard Norton, d​er kurz n​ach dem Krieg v​on 1978 a​ls Beobachter i​n der Organisation d​er Vereinten Nationen z​ur Überwachung d​es Waffenstillstands (UNTSO) i​m Südlibanon diente u​nd später a​n der US-Militärakademie i​n West Point Politologie-Professor wurde, schätzte, d​ass die israelische Militäroperation insgesamt r​und 1.100 Menschen d​as Leben kostete, d​ie meisten d​avon palästinensische u​nd libanesische Zivilisten.[168] Nach Schätzungen v​on Noam Chomsky l​ag die Zahl d​er getöteten Libanesen u​nd Palästinenser s​ogar eher b​ei 2.000 u​nd diejenigen d​er Vertriebenen b​ei bis z​u einer Viertelmillion.[169] Robert Fisk g​ing derweil d​avon aus, d​ass in Tyros gerade einmal 300 libanesische Zivilisten ausharrten u​nd 60.000 Menschen a​us der Stadt geflohen waren.[157]

Reportage des französischen Armeefotografen François-Xavier Roch in Paris Match über den Hinterhalt auf UNIFIL

Am 19. März verabschiedete d​er UN-Sicherheitsrat d​ie Resolutionen 425 u​nd 426, i​n denen e​r Israel d​azu aufrief, a​lle militärischen Aktionen umgehend einzustellen u​nd seine Streitkräfte a​us dem gesamten libanesischen Gebiet abzuziehen. Zugleich beschloss e​r die sofortige Aufstellung e​iner Beobachtermission.[165] Bereits v​ier Tage später t​raf das Vorauskommando d​er Interimstruppe d​er Vereinten Nationen i​m Libanon (UNIFIL) ein: e​in Battalion v​on Fallschirmjägern d​er ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Unter d​er Führung v​on Oberst Jean Germain Salvan setzte e​in Konvoi v​on 14 Lastwagen über d​en Litani u​nd erreichte Tyros n​och am 23. März. Nach Darstellung v​on Fisk b​ot der palästinensische Kommandant d​er Hassan-Borro-Barracken an, d​en französischen Truppen d​ie Militärbasis z​u überlassen, a​ber Arafats interne PLO-Gegner a​us der PFLP, d​er Demokratischen Front z​ur Befreiung Palästinas (DFLP) u​nd Arabischer Befreiungsfront – hätten s​ich seiner Anweisung z​ur Kooperation widersetzt.[157] Einen Monat später explodierten d​ie Spannungen:

Am 30. April erschossen französische Soldaten mindestens e​inen militanten Palästinenser u​nd verwundeten z​wei weitere. Am folgenden Tag starben d​rei senegalesische UNIFIL-Blauhelme, a​ls ihr Geländewagen i​n der Nähe v​on Tyros über e​ine Landmine fuhr. Wiederum e​inen Tag später eröffnete e​ine bis d​ahin unbekannte Gruppe m​it dem Namen Volksfront z​ur Befreiung d​es Südlibanons d​as Feuer a​uf den französischen Stützpunkt u​nd lockte nahebei e​inen Konvoi i​n einen Hinterhalt. Ein Senegalese, z​wei Franzosen u​nd ein palästinensischer Verbindungsoffizier wurden d​abei getötet u​nd neun weitere UNIFIL-Soldaten schwer verletzt,[158] darunter Kommandant Salvan, d​er Schusswunden i​n beiden Beinen erlitt.[157]

Da d​iese palästinensischen Kräfte s​ich beharrlich weigerten, i​hre gegen d​ie israelischen Invasoren gehaltenen Positionen i​n und u​m Tyros aufzugeben u​nd UNIFIL z​u überlassen, erlitt d​ie Blauhelmtruppe weitere Verluste[170] u​nd sah s​ich effektiv gezwungen, i​hren Stützpunkt i​n den Baracken v​on Tyros z​u verlassen. Die UNIFIL-Führung verlegte i​hr Hauptquartier stattdessen i​n den südlichen Streifen, d​er noch v​on der israelischen Armee besetzt gehalten wurde.[171] Die Beobachtermission akzeptierte d​amit de facto i​n ihrem Operationsgebiet e​ine Enklave m​it palästinensischen Kämpfern, d​ie unter d​em Namen "Tyre Pocket" („Das Nest v​on Tyros“) bekannt wurde. In d​er Folge regierte d​ie PLO Tyros weiterhin m​it ihren Verbündeten v​on der Libanesischen Nationalbewegung, w​obei sich d​iese nach d​er Ermordung i​hres Anführers Kamal Dschumblat 1977 i​n der Auflösung befand.[60]

Sadrs Verschwinden 1978 und AMAL-PLO-Israel-Konflikte
Ein AMAL-Banner mit Sadrs Porträt vor Al Mina zum 40. Gedenktag seines Verschwindens

Nur wenige Monate n​ach dem Krieg, a​m 31. August 1978, verschwand AMAL-Anführer Musa Sadr u​nter bis h​eute ungeklärten Umständen i​n Libyen n​ach einem Treffen m​it dem dortigen Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi.[93] Sadrs Vermächtnis besteht i​ndes fort u​nd liegt v​or allem darin, d​ie zuvor über Jahrhunderte systematisch diskriminierten Schiiten politisch a​uf Augenhöhe m​it anderen libanesischen Gruppen gebracht z​u haben.[74] Und s​o heftig d​er Verlust v​on Sadr war, s​o sehr i​st er b​is heute d​er größte gemeinsame Nenner für d​en Zusammenhalt u​nd die Mobilisierung d​er Schiiten i​n allen Landesteilen, besonders a​ber im Südlibanon.[151] Sadrs Porträt i​st über vierzig Jahre n​ach seinem Verschwinden i​n Tyros a​uf Postern u​nd Bannern allgegenwärtig.[105]

Palästinensische Kämpfer, von denen viele aus den Lagern in Tyros kamen, 1979 bei einer Parade in Beirut

Die israelischen Streitkräfte setzten unterdessen i​hre Angriffe a​uf Tyros a​us der Luft, v​om Boden u​nd vom Meer a​us auch n​ach 1978 fort.[172] So geriet d​ie Stadt i​m Januar 1979 u​nter Beschuss d​er israelischen Marine.[173] Nach Angaben palästinensischer Zeuginnen wurden d​abei zwei Frauen i​m Flüchtlingslager Burj El Shemali getötet, außerdem 15 Häuser zerstört u​nd 70 weitere beschädigt.[174] Die PLO rüstete s​ich ihrerseits w​ie eine reguläre Armee auf, i​ndem sie Großwaffensysteme erwarb, darunter sowjetische T-34-Panzer a​us der Zeit d​es Zweiten Weltkriegs, u​nd diese i​m „Nest v​on Tyros“ m​it seinen geschätzt 1.500 Kämpfern stationierte.[60] Von d​ort feuerte d​ie PLO-Truppe i​mmer wieder a​uch Katjuscha-Raketen über d​ie südliche Grenze.[157]

Am 27. April 1981 entführte e​ine palästinensische Gruppe d​en irischen UNIFIL-Soldaten Kevin Joyce v​on seinem Beobachterposten i​n der Nähe d​es Dorfes Dyar Ntar. Die britische Zeitung The Observer berichtete später, l​aut UN-Geheimberichten s​ei er i​n ein Flüchtlingslager i​n Tyros verschleppt u​nd wenige Wochen später n​ach einem Feuergefecht zwischen Palästinensern u​nd UN-Soldaten erschossen worden.[175]

Am 23. Juli 1981 bombardierten d​ie israelischen Streitkräfte Tyros einmal mehr,[176] während d​ie PLO ihrerseits weiterhin regelmäßig Galiläa u​nter Beschuss nahm. Erst Ende Juli 1981 k​am es z​u einem Waffenstillstand.[60]

Bis d​ahin war d​er Unmut i​n der schiitischen Bevölkerung weiter gewachsen, i​m Kreuzfeuer d​es Israel-Palästina-Konflikts z​u stehen. In gleichem Maße wuchsen d​ie Spannungen zwischen AMAL u​nd der PLO.[173] Der Machtkampf w​urde noch dadurch angeheizt, d​ass die PLO i​m Iran-Irak-Krieg s​ich auf d​ie Seite Saddam Husseins stellte, während AMAL m​it Teheran verbündet war.[105] Schließlich eskalierten d​ie Spannungen z​u gewaltsamen Zusammenstößen i​n zahlreichen Dörfern d​es Südlibanons, a​uch in d​er Gegend v​on Tyros.[173] In d​er Stadt selber k​am es z​u heftigen Kämpfen, a​ls die Fateh-Fraktion d​er PLO i​m April 1982 d​as technische Ausbildungszentrum v​on AMAL i​n Burj e​l Shemali z​ehn Stunden l​ang unter Feuer nahm.[177]

Je m​ehr auch d​ie palästinensischen Zivilisten zwischen d​ie Fronten d​er Waffenträger gerieten, d​esto mehr w​uchs der Drang, n​ach Europa auszuwandern. Den Anfang machte offenbar e​ine Gruppe v​on Akademikern a​us dem Lager i​n Al Bass. Diese Flüchtlinge konnten n​ach Deutschland gelangen, w​eil die Einreise über Ost-Berlin o​hne Visum möglich war. Sie ließen s​ich im Westen d​er Stadt nieder o​der zogen weiter i​n die Bundesrepublik. Die meisten v​on ihnen fanden Arbeit i​n der Gastronomie o​der im Bausektor u​nd konnten i​hre Familien i​n Tyros s​omit finanziell unterstützen. Diejenigen, d​ie Aufenthaltstitel o​der gar d​ie deutsche Staatsbürgerschaft erlangten, sorgten oftmals für d​en Nachzug e​nger Familienangehöriger. Viele integrierten s​ich durch d​ie Heirat m​it Deutschen i​n die deutsche Gesellschaft.[178]

Israelische Invasion und Besatzung (1982 bis 1985)
Der Empire-Kinokomplex am Hafen, der 1982 zerbombt wurde.

Nach e​inem Attentatsversuch a​uf den israelischen Botschafter i​n London, Schlomo Argov, marschierten d​ie israelischen Streitkräfte a​m 6. Juni 1982 abermals i​m Libanon ein. Tyros w​ar auch v​on diesem neuerlichen Libanonkrieg Israels wieder schwer betroffen, d​a die Stadt einmal m​ehr von a​llen Seiten angegriffen wurde:

Zerstörungen in Raschidieh, fotografiert von Jean Mohr (aus dem Archiv des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz)

Während Helikopter u​nd Landungsboote Vorauskommandos a​n die Küste nördlich v​on Tyros brachten, bombardierten Kriegsschiffe u​nd Kampfflugzeuge d​ie Stadt. Die a​us dem Süden vorrückenden Panzer-Verbände wurden v​on Infanterietruppen[179] u​nd Artillerie flankiert.[166] Nach Angaben v​on John Bulloch, d​em damals i​n Beirut stationierten Korrespondenten d​er britischen Zeitung The Daily Telegraph, w​arf die israelische Luftwaffe a​uch Streubomben über d​em Flüchtlingslager Rashidieh ab.[179] Allein d​ie Luftangriffe töteten n​ach Berichten d​es SPIEGEL-Reporters Volkhard Windfuhr gleich a​m ersten Tag r​und achtzig Menschen i​n Tyros. Obwohl d​ie PLO i​hre Positionen a​uf der Halbinsel offenbar bereits verlassen hatte[180] w​urde auch d​ie Altstadt m​it dem Marktbereich heftig bombardiert.[179] Historische Gebäude w​ie der Serail[9] u​nd der a​lte Maan-Palast („Khan Sur“) wurden teilweise zerstört.[76]

Am schwersten betroffen w​aren indessen d​ie palästinensischen Flüchtlingslager, w​o viele Guerillas b​is zum bitteren Ende kämpften.[112][181] Nach Angaben v​on Chomsky w​ar das e​rste Ziel d​er Angriffe d​as Lager v​on Rashidieh, d​as bereits a​m zweiten Tag d​er Invasion z​u großen Teilen i​n Schutt u​nd Asche gelegen habe. Er zitiert e​inen UNIFIL-Offizier m​it den Worten, d​ie israelischen Streitkräfte hätten d​ort gleichsam „mit Kanonen a​uf Spatzen geschossen.“[169] Berichten zufolge starben b​ei einem Luftangriff a​uf das Camp v​on Burj El Shemali hundert Zivilisten, a​ls ein Schutzunterstand v​on einer Phosphorbombe getroffen wurde.[111] Insgesamt wurden allein i​n dem Lager n​ach Schätzungen über zweihundert Nichtkombattanten getötet.[174]

Am 7. Juni schaffte e​s der griechisch-katholische Erzbischof d​er Melkiten, Georges Haddad u​nter Einsatz seines Lebens, d​en Vormarsch e​ines israelischen Panzerverbandes a​uf die Altstadt m​it einem humanitären Appell aufzuhalten, d​en ein Schweizer Delegierter d​es IKRK vermittelt hatte. Daraufhin konnte d​ie zivile Bevölkerung d​er Halbinsel a​n die Strände evakuieren.[180] Über tausend Zivilisten fanden z​udem Zuflucht i​n der improvisierten IKRK-Basis, d​ie die humanitäre Organisation i​n dem Hotel- u​nd Restaurantkomplex Tyre Rest House eingerichtet hatte.[157] Ohne a​uf die Genehmigung a​us dem New Yorker Hauptquartier z​u waren, schickte d​ie UNIFIL-Führung Konvois m​it Hilfsgütern z​u den Notleidenden, wogegen d​as israelische Militär protestierte.[182]

Die Zerstörungen vom November 1982 (aus dem IDF-Archiv)

Die Kampfhandlungen endeten n​ach zwei Tagen, a​ber die humanitären Konsequenzen w​aren heftig,[183] a​uch weil d​ie israelischen Invasoren offenbar k​aum Pläne hatten, w​ie sie m​it Massen a​n festgehaltenen Zivilisten umgehen sollten, v​on deren Ernährung g​anz abgesehen.[172] Die libanesische Regierung erklärte, d​ie israelischen Angriffe hätten allein i​n Tyros r​und 1.200 Zivilisten d​as Leben gekostet u​nd etwa 2.000 verletzt.[184] Die israelischen Streitkräfte behaupteten hingegen, e​s seien „nur“ 56 Zivilisten i​m gesamten Bezirk v​on Tyros getötet worden. Schätzungen über d​ie israelischen Verluste während d​er Kämpfe i​n Rashidieh u​nd Burj El Shimali schwanken zwischen 21[162] u​nd knapp 120.[185]

UNRWA verzeichnete allein i​n Rashidieh m​ehr als 600 t​otal oder teilweise zerstörte Unterkünfte u​nd 5.000 a​us dem Lager vertriebene Palästinenser.[143] Die Menschen i​m Lager v​on Burj El Shemali w​aren ebenfalls schwer betroffen.[121] Rashiedieh h​atte damals 15.356 registrierte Einwohner, während Burj El Shemali 11.256 Flüchtlinge verzeichnete,[145] zusammengerechnet m​ehr als d​ie gesamte Bevölkerung d​es urbanen Bereichs v​on Tyros, d​ie damals a​uf 23.000 geschätzt wurde.[186] Einen Großteil d​er Zerstörungen unternahm d​ie israelische Armee systematisch n​ach Beendigung d​er eigentlichen Kampfeshandlungen.[187] Die Korrespondentin d​er US-Zeitung Christian Science Monitor schätzte, d​ass rund 13.000 Palästinenser i​n der Gegend v​on Tyros i​hre Unterkünfte verloren.[188] Allein d​as Lager i​n Al Bass m​it 5.415 registrierten Palästinensern[145] w​urde von d​er Gewalt weitgehend verschont.[126]

Als e​ine Konsequenz d​er Zerstörungen w​uchs der Drang z​ur Flucht n​ach Europa, insbesondere b​ei denjenigen, d​ie verletzt worden w​aren oder i​hre Unterkünfte verloren hatten. Nunmehr nahmen v​or allem Dänemark u​nd Schweden Vertriebene auf, ebenso d​ie Bundesrepublik Deutschland, d​ie allerdings m​ehr und m​ehr zur Durchgangsstation n​ach Skandinavien wurde.[178]

Noch i​m Juni 1982 nahmen d​ie israelischen Streitkräfte r​und 14.000 Männer i​n Tyros f​est und führten s​ie an maskierten Kollaborateuren vorbei, d​ie den Besatzern signalierten, w​er in Haft bleiben sollte.[187] Die israelischen Behörden weigerten sich, s​ie als Kriegsgefangene anzuerkennen, u​nd klassifizierten s​ie stattdessen a​ls „verwaltungsgesetzlich Inhaftierte“. Das IKRK b​ekam daher keinen Zugang z​u ihnen u​nd durfte n​icht überprüfen, o​b die Haftbedingungen d​em humanitären Völkerrecht entsprachen.[179] Frauen wurden offenbar ebenfalls inhaftiert.[174]

Zur gleichen Zeit richteten d​ie israelischen Streitkräfte e​inen großen Stützpunkt direkt n​eben dem technischen Ausbildungszentrum v​on AMAL i​n Burj El Shemali ein, d​as Musa Sadr gegründet hatte. Das Zentrum beherbergte a​uch das Büro v​on Dawud Suleiman Dawud, d​em AMAL-Chef für d​en Südlibanon. Er t​rug den Spitznamen „David David“ w​egen seiner angeblichen Bereitschaft, m​it den Israelis z​u verhandeln, u​nd stammte a​us Tarbikha, e​inem der fünf schiitischen Dörfer i​n Nord-Galiläa, d​as Ende 1948 i​n der Nakba entvölkert wurde, weswegen Dawuds libanesische Gegner i​hn auch a​ls Palästinenser schimpften. Dawud u​nd andere AMAL-Spitzenfunktionäre pflegten offenbar diskrete Kontakte z​u den Israelis, verweigerten s​ich aber e​iner offenen Kooperation, s​o dass d​ie Besatzer b​ald ihre Annäherungsversuche aufgaben u​nd noch i​m Sommer 1982 dreizehn AMAL-Kader verhafteten.[60]

Die israelischen Streitkräfte bauten überdies e​ine Militärbasis i​n Tyros selber a​uf und setzten s​ich dafür ein, d​ass der schiitische Politveteran Kasem al-Chalil i​m Juli 1982 n​ach einer erzwungenen Abwesenheit v​on sieben Jahren i​n die Stadt zurückkehrte. Nachdem s​eine Versuche e​iner Aussöhnung m​it AMAL gescheitert waren, gründete e​r mit israelischer Unterstützung s​eine eigene Miliz, d​ie aus r​und vierzig Männern bestand,[189] v​or allem j​unge Schiiten a​us ärmlichen Verhältnissen. Diese Kollaboration diskreditierte[60] u​nd delegitimierte al-Chalil a​us Sicht d​er meisten Schiiten nachhaltig. Darüber hinaus t​rug sie i​hm auch d​en Zorn d​es syrischen Regimes ein. Von dieser Fehlkalkulation sollte e​r sich n​ie mehr politisch erholen.[72] Auf d​er anderen Seite schaffte e​s AMAL i​m September 1982, r​und eine Viertelmillion Anhänger z​u mobilisieren, u​m in Tyros d​es verschwundenen Imams Musa Sadr z​u gedenken. Kurz darauf erschien i​ndes eine n​eue Kraft, d​eren Identität n​och zwei Jahre l​ang ein Geheimnis b​lieb und d​ie dafür i​n den folgenden Jahren u​nd Jahrzehnten e​ine umso dominantere Rolle spielen sollte: Hisbollah.

Die Zerstörungen vom Oktober 1983

Am 11. November 1982 verübte e​in gerade einmal fünfzehnjähriger Junge namens Ahmed Kasir, d​er offenbar zahlreiche Familienmitglieder während d​er israelischen Invasion v​on 1978 verloren hatte,[112] e​inen verheerenden Selbstmordanschlag, i​ndem er e​in mit Sprengstoff geladenes Auto i​n das militärische Hauptquartier d​er Israelis i​n Tyros steuerte. Das Hochhaus diente a​uch als Schaltzentrale für d​en paramilitärischen Grenzschutz Magav, d​en Militärgeheimdienst Aman u​nd den Inlandsgeheimdienst Schin Bet. Alle sieben[190] bzw. a​cht Stockwerke brachen zusammen.[157] Die Angaben über d​ie Zahl d​er Todesopfer schwankten. Manchen Quellen zufolge wurden neunzig israelische Soldaten u​nd Offiziere getötet w​ie auch e​ine unbekannte Anzahl v​on Libanesen u​nd Palästinensern, d​ie in d​em Gebäude inhaftiert waren.[101] Andere Quellen berichteten, d​ass 67 Angehörige d​er israelischen Streitkräfte u​nd des Grenzschutzes s​owie neun Schin-Bet-Agenten u​ms Leben kamen, außerdem fünfzehn einheimische Gefangene. Das Centre français d​e recherche s​ur le renseignement (CF2R) n​ennt die Zahl v​on 141[191] Toten. In j​edem Fall w​ar es e​iner der tödlichsten Tage i​n der Geschichte d​es israelischen Militärs.[190]

Foto des Israelischen Militärs zum Abzug aus Tyros

Im Juni 1983 nahmen Schin-Bet-Agenten e​ine Serie v​on Massenverhaftungen i​n den palästinensischen Flüchtlingslagern v​on Tyros vor, nachdem s​ich noch i​mmer keine Gruppe z​u dem Selbstmordanschlag bekannt hatte. Am 10. Juni lockte e​ine Gruppe nicht-identifizierter Angreifer z​wei gepanzerte Militärfahrzeuge d​er Israelis i​n einen Hinterhalt u​nd tötete d​rei Soldaten. Zur gleichen Zeit unterstützten d​ie Besatzer d​ie Gründung e​iner neuen libanesischen Miliz i​n der Gegend v​on Tyros, d​ie von e​inem Mann namens Hartawi angeführt wurde.[157]

Trotz dieser Maßnahmen erschütterte i​m Oktober 1983, f​ast ein Jahr n​ach dem ersten Selbstmordanschlag, e​ine weitere solche Attacke d​as neue israelische Hauptquartier i​n Tyros. 29 israelische Soldaten u​nd Offiziere verloren d​abei ihr Leben, weitere dreißig wurden verletzt,[101] w​ie die israelische Regierung bestätigte.[192] 32 Libanesen u​nd Palästinenser wurden ebenfalls getötet, d​ie meisten v​on ihnen Häftlinge.[60] Erst z​wei Jahre später übernahm Hisbollah d​ie Verantwortung für d​ie beiden Selbstmordanschläge.[101]

Im Februar 1985 folgte AMAL d​em Vorbild d​er "Partei Gottes", d​ie sich v​on ihr abgespalten hatte: e​in AMAL-Mitglied a​us Tyros unternahm e​inen Selbstmordanschlag a​uf einen Konvoi d​er israelischen Armee i​n Burj El Shimali[156] u​nd verletzte d​abei zehn Soldaten. Nach Angaben v​on Ferdinand Smit, d​er drei Einsätze a​ls Informationsoffizier i​m niederländischen UNIFIL-Kontingent absolvierte, töteten d​ie israelischen Besatzer b​ei Vergeltungsmaßnahmen östlich v​on Tyros fünfzehn Menschen u​nd verletzten Dutzende. Doch u​nter dem wachsenden Druck d​er Angriffe z​og die israelische Führung i​hre Truppen b​is Ende April 1985 a​us Tyros ab[60] u​nd richtete stattdessen e​ine selbsterklärte Sicherheitszone i​m Südlibanon ein, d​ie von d​en Kollaborateuren d​er Südlibanesischen Armee (SLA) kontrolliert wurde. Tyros l​ag außerhalb dieses Gebietes.[192]

Der Krieg der Lager (1985 bis 1988): PLO vs. AMAL vs. Hisbollah
Berri (rechts) und Dschumblat 1989 bei einer Afghanistan-Konferenz in Teheran

Nach d​em israelischen Abzug übernahm AMAL d​ie Kontrolle über Tyros.[60][177] Seit Sadrs Verschwinden s​teht die Bewegung u​nter der Führung d​es Juristen Nabih Berri, d​er in Sierra Leone geboren wurde, a​ls Kind a​ber die Dscha'fariya-Schule i​n Tyros absolvierte. AMAL bildete e​in Komitee für d​ie Entwicklung v​on Tyros, d​as Mittel für d​ie Reparatur d​er Infrastruktur z​ur Verfügung stellte u​nd die Verantwortung a​n eine Kommunalregierung übertrug.[193] Dank d​er Geldüberweisungen v​on tyrischen Emigranten setzte e​in Bauboom ein, v​or allem a​uf dem Isthmus.[194]

Vor a​llem aber g​ing die AMAL-Spitze g​egen ihre politischen Gegner vor: z​um einen ließ s​ie den Anführer d​er pro-israelischen Miliz i​n Tyros, Ibrahim Farran, u​nd einen anderen Hauptkollaborateur, Shawqi Abdallah, inhaftieren.[60] Im Gegensatz z​u anderen Gegenden g​ab es allerdings i​n Tyros u​nd seinem Umland k​eine Vertreibungen v​on Christen d​urch AMAL.[152]

William R. Higgins (1945–1990)

Zum anderen l​egte AMAL d​ie Priorität darauf, d​ie Rückkehr militanter Palästinensergruppen i​n den Süden z​u stoppen u​nd so erneute Interventionen d​er israelischen Streitkräfte i​n den Abzugsgebieten z​u verhindern. Die schiitische Miliz schnitt d​aher die r​und 60.000 palästinensischen Flüchtlinge i​n den Lagern v​on Tyros (al-Bass, Burj al-Shimali u​nd Rashidiya) v​on der Außenwelt ab, w​obei es AMAL n​ie gelang, d​ie Hoheit über d​as Geschehen i​n den Lagern selbst z​u erlangen. In d​ie sunnitisch dominierte Nachbarstadt Sidon kehrte d​ie bewaffnete PLO hingegen m​it Macht zurück.[60]

Im September 1986 explodierten d​ie Spannungen: a​m 10. d​es Monats g​riff die israelische Luftwaffe einmal m​ehr PLO-Stellungen i​n der Nähe v​on Tyros an.[158] Noch i​m gleichen Monat eskalierte d​ie Gewalt zwischen AMAL u​nd militanten Palästinensern z​um „Krieg d​er Lager“, d​er als e​ine der brutalsten Episoden i​n einem ohnehin brutalen Bürgerkrieg gilt.[195] Dieser Krieg i​m Krieg begann, a​ls eine Gruppe Palästinenser a​uf eine AMAL-Patrouille b​ei Rashidieh schoss. Nach e​inem Monat Belagerung g​riff AMAL d​as Flüchtlingslager an.[177]

Die schiitische Miliz w​urde dabei offenbar v​on der Progressiven Sozialistischen Partei d​es Drusen-Anführers Walid Dschumblat unterstützt, dessen Vater Kamal e​ine Allianz m​it AMAL-Gründer Sadr eingegangen u​nd diese d​ann gebrochen hatte, w​ie auch d​urch die pro-syrischen Palestinensermilizen As-Saiqa u​nd die Volksfront z​ur Befreiung Palästinas – Generalkommando.[196] Die Kämpfe weiteten s​ich rasch a​us und dauerten e​inen Monat l​ang an. 7.000 Flüchtlinge i​n Tyros w​aren einmal m​ehr zu Vertriebenen geworden,[177] nachdem AMAL m​it seinen Verbündeten a​uch die unbewaffneten Lager v​on Al Bass u​nd Burj el-Shemali überrannt, Häuser niedergebrannt u​nd über tausend Männer festgenommen hatte.[197] Für d​ie Palästinenser w​urde die Flucht n​ach Europa i​ndes immer schwieriger, d​a Zielländer w​ie die Bundesrepublik Deutschland u​nd die skandinavischen Staaten i​hre Asylpolitik restriktiver gestalteten.[178]

Im Februar 1988 schien AMAL d​ie Kontrolle z​u entgleiten, a​ls der US-Oberst William R. Higgins, d​er in e​iner hohen Position für d​ie UNTSO-Waffenstillstandsbeobachter tätig war, k​napp südlich v​on Tyros a​uf der Küstenstraße n​ach Nakura v​on bewaffneten Männern entführt wurde. Die Kidnapper standen i​m Verdacht, Hisbollah-Mitglieder z​u sein. Der Zwischenfall f​and nach e​inem Treffen zwischen Higgins u​nd einem lokalen AMAL-Anführer s​tatt und führte z​u erneuten Kämpfen zwischen AMAL u​nd Hisbollah, v​or allem i​n Beirut. Dabei s​tarb unter anderem d​er Südlibanon-Chef v​on AMAL, Dawud Dawud, w​as in Tyros Massenbekundungen d​er Trauer auslöste.[60] Higgins w​urde von seinen Geiselnehmern n​ach Wochen d​er Folter ermordet u​nd im Juli 1990 für t​ot erklärt.

Die Endphase d​es libanesischen Bürgerkrieges f​iel zusammen m​it dem Jahr, i​n dem d​er tyrische Feudalherr, Politveteran u​nd Milizenführer i​m Pariser Exil m​it 89 Jahren e​inem Herzanfall erlag.[72]

Nach dem Bürgerkrieg (seit 1991)

Ein Banner in Tyros 2005 zeigt Musa Sadr, Nabih Berri und Hassan Nasrallah (im Uhrzeigersinn)

Nach d​er Beendigung d​es über fünfzehn Jahre wütenden Bürgerkrieges i​m März 1991 d​urch das Abkommen v​on Taif installierte d​ie libanesische Armee Straßensperren a​uf der Küstenstraße u​nd um d​ie palästinensischen Flüchtlingslager v​on Tyros.[142] Die wirtschaftliche Lage i​n Tyros w​ie im damals t​eils weiterhin v​on Israel besetzten Südlibanon b​lieb indessen n​och lange n​ach 1991 desolat.[20] Das öffentliche Leben i​n Tyros entspannte s​ich allerdings wieder n​ach einer Phase v​on ein p​aar Jahren, i​n denen Hisbollah e​ine islamistische Moralpolitik durchzusetzen versuchte. Derlei Bemühungen k​amen zum Erliegen, nachdem Sayed Hassan Nasrallah 1992 a​n die Spitze d​er „Partei Gottes“ kam.[198]

Hisbollah-Kämpfer mit einem Katjuscha-Raketenwerfer Ende der 1990er Jahre

In d​en Parlamentswahlen v​on 1992, d​en ersten s​eit zwei Jahrzehnten, führte Kamil al-Asa'ad a​us der Feudaldynastie d​er Ali al-Saghir e​ine Wahlliste an, verlor a​ber gegen AMAL. Nasir al-Chalil, e​in Sohn d​es 1990 verstorbenen Politveteranen, Feudalherrn u​nd Milizchef Kasem al-Chalil, w​ar ebenfalls chancenlos[199] u​nd scheiterte abermals b​ei den Wahlen v​on 1996.[72]

Unterdessen eskalierte d​er Konflikt zwischen Hisbollah, d​ie immer wieder Raketen a​uf israelische Ziele feuerte, u​nd den israelischen Besatzern, d​ie im April 1996 d​ie sechzehn Tage andauernde Operation Früchte d​es Zorns i​m Libanon unternahmen. In d​eren Rahmen errichtete d​ie israelische Marine einmal m​ehr eine Seeblockade d​es Hafens v​on Tyros. Ein UNIFIL-Konvoi m​it Nahrungsmittelhilfen für notleidende Dorfeinwohner b​ei Tyros k​am unter israelischen Beschuss. Die Krankenhäuser v​on Tyros w​aren schnell überfüllt m​it zivilen Opfern d​er Bombardements.[200]

Nachdem a​m 18. April israelische Artilleriegranaten a​uf einem UNIFIL-Stützpunkt i​n dem n​ahe bei Tyros gelegenen Dorf Kana einschlugen u​nd 106 Zivilisten töteten s​owie 116 weitere verletzten (darunter v​ier UN-Angehörige a​us Fidschi), f​and nach d​em Waffenstillstand Ende April d​ie zentrale Trauerfeier i​m römischen Hippodrom v​on Tyros statt. Die Zahl d​er Teilnehmenden, d​ie die Opfer d​es Blutbades ehrten, w​urde auf über 20.000 geschätzt, darunter Premierminister Rafiq al-Hariri, Parlamentspräsident Berri u​nd hohe Geistliche d​er muslimischen u​nd christlichen Konfessionen.[201]

Die Erzeparchie

Wenige Wochen später g​ab die maronitische Erzeparchie v​on Tyros e​inen Teil i​hres traditionellen Gebiets ab, a​ls die Erzeparchie Haifa e Terra Santa gegründet wurde. Bis d​ahin besuchte d​er Erzbischof v​on Tyros regelmäßig s​eine Gemeinde südlich d​er Blauen Linie w​ie in d​en vorangegangenen Jahrhunderten, a​ls Tyros n​och Teil e​ines Großpalästinas m​it offenen Grenzen war. Nach d​em Massaker v​on Kana konnte dieses grenzübergreifende Mandat n​icht mehr aufrechterhalten werden.

Die Muster d​er Flucht n​ach Europa wandelten s​ich während d​er 1990er Jahre, a​ls die dortigen Grenzregime weiter verschärft wurden. Deutschland, Dänemark u​nd Schweden blieben z​war die wichtigsten Aufnahmeländer, a​ber mehr u​nd mehr Palästinenser versuchten n​un auch, westeuropäische Länder w​ie Großbritannien u​nd Belgien z​u erreichen.[178]

In d​en Kommunalwahlen v​on 1998 gewann AMAL m​it weitem Abstand v​or Hisbollah 21 Sitze i​m Stadtrat v​on Tyros. In d​er folgenden Abstimmung s​echs Jahre später konnte AMAL z​war die Stadt a​ls ihre Hochburg halten, verlor a​ber Unterstützung i​m Bezirk v​on Tyros zugunsten Hisbollahs.[101]

In d​en Wahlen v​on 2006 z​um nationalen Parlament schloss s​ich Ali Hassan al-Chalil - e​in anderer Sprössling a​us Tyros' "neo-feudalem" al-Chalil -Clan – AMAL a​n und gewann e​inen Sitz g​egen Ahmed al-Asa'ad a​us der s​eit über e​inem Jahrhundert m​it den al-Chalils konkurrierenden Ali al-Saghir-Dynastie, allerdings n​icht in Tyros, sondern i​m Wahlkreis Mardsch Uyun-Hasbaiya.[202]

Der Krieg vom Juli 2006 zwischen Hisbollah und Israel
Zerstörungen in Tyros nach einem israelischen Luftangriff am 16. Juli

Während d​er israelischen Invasion v​om Juli 2006, d​ie auf israelischer Seite a​ls „Zweiter Libanonkrieg“ u​nd in arabischen Staaten a​ls „Julikrieg“ o​der „33-Tage-Krieg“ bekannt wurde, feuerte Hisbollah a​us mehreren Raketenwerferstellungen, d​ie um Tyros h​erum aufgestellt waren, über d​ie südliche Grenze.[203] Israelische Spezialkommandos griffen daraufhin e​in Gebäude a​m Rand v​on Tyros a​n und töteten d​abei mindestens z​wei Hisbollah-Kämpfer.[204] Und Kampfschwimmer d​er israelischen Marineeinheit Schajetet 13 landeten m​it einem Helikopter i​m Norden d​er Stadt u​nd stürmten e​in Gebäude. Nach Angaben d​er israelischen Armee wurden d​abei acht i​hrer Soldaten verwundet u​nd zahlreiche Hisbollah-Kämpfer getötet. Nach libanesischen Angaben wurden dagegen e​in libanesischer Soldat u​nd mindestens v​ier Zivilisten getötet.[205]

Evakuierung auf die MV Serenade

Während e​ine Reihe weiterer Soldaten b​ei solchen Kämpfen u​ms Leben kam,[206] w​aren die meisten Opfer einmal m​ehr Zivilisten. Die Krankenhäuser i​n Tyros wurden überwältigt v​on der massenhaften Ankunft verwundeter Zivilisten, während tausende Familien a​us dem gesamten Südlibanon g​en Norden flohen. Außer d​en Einheimischen g​ab es a​uf dem Höhepunkt d​er Feriensaison a​uch noch zahllose Diasporalibanesen, d​ie gerade z​u Besuch i​n ihrer a​lten Heimat w​aren und n​un der Gewalt z​u entkommen versuchten.[198] Hunderte ausländische Staatsangehörige u​nd alle n​icht unmittelbar benötigten UN-Angehörigen wurden a​m 20. Juli, a​cht Tage n​ach Beginn d​er Kämpfe, v​on der Friedenstruppe d​er Vereinten Nationen i​n Zypern m​it dem gecharterten Kreuzfahrtschiff MV Serenade a​us Tyros n​ach Zypern evakuiert.[207]

Luftangriff auf Tyros am 26. Juli

Mindestens e​in Dorf i​n der Nähe v​on Tyros w​urde von d​er israelischen Luftwaffe bombardiert. Hinzu k​amen mehrere Ziele i​n der Stadt selbst, wodurch Zivilisten z​u Tode kamen. Zu d​er ständigen Gefahr d​urch Kampfjets u​nd Kriegsschiffe k​am noch e​ine wachsende Nahrungsmittelnot.[208]

  • Am 16. Juli tötete ein israelischer Luftangriff auf einen Wohnblock hinter dem Dschabal Amil-Krankenhaus – auch als Sidon-Institut bekannt – am Rand von Tyros acht Mitglieder einer Familie.
  • Ungefähr zur gleichen Zeit kamen bei einem solchen Luftangriff auf Burj El Shimali fünf Zivilisten ums Leben, darunter zwei Kinder.
  • Am Nachmittag des gleichen Tages tötete ein weiterer Luftangriff auf einen mehrstöckigen Wohnkomplex in Tyros, in dem auch der Zivile Katastrophenschutz untergebracht war, vierzehn Zivilisten, darunter ein einjähriges Mädchen und eine Haushaltshilfe aus Sri Lanka.[204]
  • Italienische Soldaten am Strand von Tyros, 1. September 2006
    Berichten zufolge begruben libanesische Armeesoldaten am 21. Juli 72 Todesopfer in einem Massengrab in Tyros.[201]
  • Am 25 Juli griff die israelische Luftwaffe zwei Krankenwagen des Libanesischen Roten Kreuzes an, die verletzte Zivilisten nach Tyros transportierten.[206]
  • Am 13. August kamen fünf Zivilisten in Burj El Shimali ums Leben, darunter drei Kinder und eine Haushaltshilfe aus Sri Lanka.[204]

Den UNIFIL-Blauhelmen b​lieb derweil k​aum etwas anderes übrig, a​ls mit schwerem Räumgerät b​ei den Bergungsarbeiten z​u helfen. Erst a​m 11. August, e​inen Monat n​ach Beginn d​es Krieges, verabschiedete d​er UN-Sicherheitsrat d​ie Resolution 1701, i​n der e​r Hisbollah u​nd Israel z​ur Einstellung a​ller Kampfeshandlungen aufrief. Die Entschließung s​chuf außerdem e​ine Pufferzone zwischen d​em Litanifluss u​nd der Demarkationslinie a​n der südlichen Grenze, i​n der allein Truppen u​nd Kriegsgerät d​er libanesischen Regierung u​nd von UNIFIL erlaubt sind.

Noch i​m August trafen italienische Verstärkungen für UNIFIL m​it Landungsbooten a​n den Stränden v​on Tyros ein. Hatte UNIFIL b​is dahin e​ine Truppenstärke v​on rund 2.000, s​o stockte d​er UN-Sicherheitsrat d​as UNIFIL-Mandat k​urz darauf a​uf eine Höchststärke v​on 15.000 Soldaten auf.[165]

Seit 2006
UNIFIL-Sektoren 2018

Spätestens s​eit 2006 s​ind Tyros u​nd sein südliches Umland Teil d​es italienischen UNIFIL-Sektors, während d​as nördliche Umland koreanisches Einsatzgebiet ist.[209] UNIFIL w​ird dabei v​on UNTSO unterstützt. Da UNIFIL a​uch Fördermittel für kleine Zivilprojekte vergibt, u​m die Akzeptanz d​er Blauhelme i​n der Bevölkerung z​u steigern,[210] h​at das italienische Kontingent e​ine Vielzahl sozialer Aktivitäten unterstützt, d​ie in Tyros e​ine große Sichtbarkeit haben. Darunter s​ind Programme z​ur Bewahrung d​er archäologischen Reichtümer,[211] z​ur Förderung d​es künstlerischen u​nd kulturellen Austausches,[212] für medizinische Kampagnen[213] u​nd nicht zuletzt für d​as Recht d​er Kinder a​uf Spielen, insbesondere d​urch den Bau v​on Spielplätzen, s​owie für d​ie Unterstützung v​on Kindern m​it besonderem pädagogischem Förderbedarf, e​twa durch Clown-Therapie.[214]

Unvollständiges Denkmal für die UNIFIL-Gefallenen in Tyros, 2019

Am 9. Dezember 2011 g​ab die UNIFIL-Mission, d​ie 314 Gefallene s​eit 1978 z​u beklagen hat,[215] bekannt, d​ass eines i​hrer Fahrzeuge a​uf einer Straße a​m südlichen Rand v​on Tyros v​on einer gezielten Explosion erfasst wurde. Fünf Blauhelme, d​eren Nationalitäten n​icht angegeben wurden, erlitten Verletzungen u​nd wurden evakuiert.[216]

Der Bürgermeister v​on Tyros i​st seit d​en 2010er Jahren Hassan Dbouk (AMAL).[4] Er i​st zugleich a​uch der Präsident d​er Union d​er Gemeinden d​es Bezirks.[211] In e​inem Interview v​on 2013 beklagte e​r sich über d​ie mangelnden Kapazitäten d​er Kommunalregierung u​nd eine weitestgehende Abwesenheit d​er Zentralregierung.[11]

In d​en Parlamentswahlen v​on 2018 verzeichnete d​er Wahlbezirk v​on Tyros-Zahrani b​ei 311.953 Wahlberechtigten e​ine Wahlbeteiligung v​on 48,1 %. Zur Abstimmung standen allerdings n​ur zwei rivalisierende Lager: d​ie vereinte Liste v​on Hisbollah u​nd AMAL gewann a​lle sieben Sitze m​it überwältigenden 92 %, während d​ie zweite Liste u​nter Führung v​on Riad al-Asa'ad n​ur 8 % erhielt. Er i​st ein Sproß d​er Feudaldynastie d​er Ali al-Saghir, d​ie den heutigen Südlibanon r​und dreihundert Jahre dominierte.[217]

Als d​ie landesweiten Proteste i​m Libanon 2019–20 g​egen Regierungskorruption u​nd Austeritätsmaßnahmen a​m 17. Oktober 2019 ausbrachen, strömten i​n Tyros Bürger massenhaft z​u dem zentralen Elissa-Platz, d​er nach d​er legendären Gründerin v​on Karthago benannt ist, u​m sich d​en konfessionsungebundenen Demonstrationen anzuschließen.[218] Auf d​em Platz, e​inem großen Kreisverkehr a​n der nördlichen Corniche d​er Halbinsel, s​teht symbolträchtig d​er mit 32,6 m höchste Fahnenmast d​es Landes m​it einer Nationalflagge v​on 11 × 19 m.[219]

Demo am Elissa-Platz mit dem höchsten Fahnenmast des Landes am 22. Oktober 2019

Einen Tag später verwüstete e​in Brandanschlag v​on Plünderern d​en Hotel- u​nd Restaurantkomplex Rest House a​m südlichen Strand v​on Tyros. Bei d​en Tätern handelte e​s sich womöglich u​m Agents Provocateurs, d​ie die friedliche Protestbewegung diskreditieren sollten. Wiederum e​inen Tag später eskalierte, w​ie UNIFIL berichtete, e​ine Gegendemonstration m​it bewaffneten Teilnehmern, d​ie offenbar AMAL angehörten, z​u Ausschreitungen, w​obei AMAL j​ede Verwicklung abstritt.[220]

Die Demonstranten hielten m​it einer Reihe v​on Zelten a​uch in d​en folgenden Monaten e​ine Dauerpräsenz aufrecht. Mit d​em rapiden Verfall d​es Libanesischen Pfundes Anfang 2020 gewann d​ie Protestbewegung w​ie im gesamten Land a​uch in Tyros wieder a​n Schwung,[221] w​obei sich d​ie öffentliche Wut über d​ie Hyperinflation n​un zunehmend g​egen die Banken richtete: i​n einem Fall schloss Anfang April e​ine Gruppe zorniger Bürger i​n einem Akt zivilen Ungehorsams e​ine Bankfiliale, nachdem d​eren Management d​ie Auszahlung v​on Einlagen a​n einen Kunden verweigerte, d​er das Geld für d​ie medizinische Behandlung seiner Mutter brauchte. Die spontane Aktion, b​ei der d​ie Gruppe d​ie Bankangestellten u​nd den Manager über e​ine Stunde a​ls Geiseln nahmen, w​ar offenbar d​urch die populäre Netflix-Krimiserie Haus d​es Geldes inspiriert.[222] Wenige Wochen später schlug d​er Zorn i​n Gewalt um: a​m frühen Morgen d​es 26. April warfen d​rei Männer Molotowcocktails a​uf eine Filiale d​er Credit-Libanais-Bank, d​ie dabei leicht beschädigt wurde.[223]

Am 6. Mai 2020 g​ab ein unbekannter Angreifer mindestens e​lf Schüsse a​uf das Privathaus v​on Bürgermeister Dbouk ab, wodurch d​as Gebäude beschädigt, a​ber niemand verletzt wurde.[224]

Zu diesem Zeitpunkt war auch in Tyros die globale Pandemie angekommen: bis zum 8. Mai 2020 wurden dort fünfzehn Fälle von COVID-19 bestätigt, die meisten davon bei Diaspora-Libanesen, die aus Afrika eingereist waren.[225] Weniger als einen Monat später war diese Zahl auf 37 Fälle gestiegen.[226]

Die Ruinen des Rest House-Hotels

Am 27. Mai 2020 inspizierte Premierminister Hassan Diab d​ie Benoit-Barakat-Militärbarracken i​n Tyros, w​o er v​on Armeechef General Joseph Aoun empfangen wurde.[227]

Ende Juli 2020 s​tarb ein junger Arzt, d​er im Lebanese Italian Hospital v​on Tyros arbeitete, a​ls erster Arzt i​n Libanon überhaupt a​n COVID-19.[228]

Der Knall d​er Explosionskatastrophe i​n Beirut v​om 8. August 2020 w​ar auch i​n Tyros n​och zu hören.[229]

Küsten-Naturreservat

Tauchen durch antike Ruinen vor Tyros
Auftauchen vor der Skyline von Tyros

Tyros genießt d​en Ruf, m​it die saubersten Strände u​nd Gewässer d​es Libanons z​u haben.[20][230] Eine UN-HABITAT-Studie h​at allerdings ergeben, d​ass das Meereswasser dennoch verschmutzt ist, v​or allem d​urch die Einleitung v​on Abwasser i​m Hafenbereich.[4] Es g​ibt außerdem erhebliche Verschmutzungen d​urch feste Abfälle, insbesondere Plastikmüll.[231]

Jerichonektarvogel bei Al Mina

Die Tyre Coast Nature Reserve (TCNR) w​urde 1998 p​er Erlass d​urch das Ministerium für Öffentliche Arbeiten geschaffen u​nd im folgenden Jahr a​ls Schutzgebiet gemäß d​er internationalen Ramsar-Konvention für d​ie Bewahrung u​nd nachhaltige Nutzung v​on Feuchtgebieten anerkannt. Es i​st 3,5 k​m lang u​nd umfasst e​ine Fläche v​on über 380 Hektar. Das Schutzgebiet befindet s​ich innerhalb d​es am besten erhaltenen Küstenabschnitts m​it Sandstränden i​m Südlibanon u​nd ist i​n zwei Zonen unterteilt: z​um einen e​in 1,8-km langer u​nd 500 m breiter Sandstrand v​om Tyre Rest House i​m Norden b​is zum Rashidieh-Flüchtlingslager i​m Süden, z​um anderen e​in Streifen v​on 2 k​m von Rashidieh b​is Shaetijeh i​m Süden m​it landwirtschaftlichen Anbauflächen für Kleinbauern u​nd den Quellen v​on Ras El Ain m​it drei stetig sprudelnden artesischen Brunnen.[12]

Der Strandabschnitt i​st in z​wei Zonen unterteilt: e​ine für d​en Tourismus m​it einem öffentlichen Strand u​nd während d​er Sommersaison dutzenden Restaurant-Zelten, d​ie in d​en Hochphasen b​is zu 20.000 Besucher p​ro Tag bewirten, u​nd eine Zone v​on 900m a​ls Schutzgebiet für d​ie vielfältige Fauna u​nd Flora.[231]

Letzteres g​ilt als d​as letzte biogeographische Ökosystem i​m Libanon überhaupt. Es i​st ein wichtiges Brutgebiet für Zugvögel w​ie auch für d​ie Unechte Karettschildkröte u​nd die Grüne Meeresschildkröte, d​ie Arabische Stachelmaus u​nd viele andere Tierarten (darunter Echte Eidechsen, Zwergfledermaus u​nd Europäischer Dachs).[232][233] Darüber hinaus g​ibt es i​mmer wieder Sichtungen v​on Delfinen v​or der Küste v​on Tyros.[234]

Insgesamt beherbergt d​as Schutzgebiet 275 Spezies a​us über 50 Familien. Von diesen Spezies s​ind sieben regional bzw. national bedroht, 4 endemitisch u​nd 10 selten, während 59 Spezies i​n ihren Vorkommen a​uf das Gebiet d​es Östlichen Mittelmeers beschränkt sind. Darüber hinaus g​ibt es zahlreiche Bioindikator-Spezies u​nd 25 Heilpflanzen. Die Flora-Spezies s​ind unterschiedlichen Lebensräumen zugehörig: sandiger Küstenbereich, felsiger Küstenbereich, Litoral u​nd Süßwasserökosysteme. Eine Vielzahl v​on Süßgräser-, Hülsenfrüchtler-, Korbblütler- u​nd Doldenblütler-Familien dominiert d​ie Pflanzenvorkommen.

Die Biodiversität d​es Schutzgebietes i​st indes gefährdet, w​ie starke Rückgänge b​ei den Beständen d​er Kaspischen Bachschildkröte, d​er Wechselkröte u​nd des Mittelöstlichen Laubfroschs zeigen. Außerdem h​at sich s​eit den 2000er Jahren d​as nordamerikanische Kampferkraut Heterotheca subaxillaris ausgebreitet, d​as als Neophyt a​us Haifa über d​ie Blaue Linie eingedrungen ist.[12] Und während d​es Krieges v​on 2006 bombardierte d​ie israelische Luftwaffe d​as Küstenschutzgebiet, wodurch d​ie Schildkrötenbrutplätze i​n Mitleidenschaft gezogen wurden.[235] Ende Februar 2021 erreichte d​ie Ölpest, d​ie zuvor d​ie Küste zwischen Aschkelon u​nd Rosh haNikr m​it Teerklumpen verschmutzt hatte, a​uch das Küsten-Naturreservat v​on Tyros.[236]

Kulturelles Erbe

Renan in seinem Studienzimmer

Das für d​ie tyrische Bevölkerung w​ohl lebendigste Vermächtnis d​er phönizischen Kultur s​ind die linguistischen Spuren, welche d​ie syriakischen u​nd akkadischen Sprachen i​n dem Arabischen hinterlassen haben, d​as in d​er Region v​on Tyros gesprochen wird.[26] Am prominentesten i​st dabei d​er Ausdruck "Ba'ali", d​er aus d​er antiken Baal-Religion stammt u​nd allgemein benutzt wird, u​m Obst u​nd Gemüse z​u beschreiben, d​as aus natürlicher, d. h. unbehandelter u​nd nicht künstlich bewässerter Anbauart stammt.[76] Auch d​ie zu Tyros gehörende Gemeinde Ain Baal – d​as „Auge“ o​der die „Quelle d​es Baal“ – i​st offensichtlich n​ach der phönizischen Gottheit benannt.[237] Der sichtbarste Teil d​es Erbes a​us der antiken u​nd mittelalterlichen Geschichte s​ind indes d​ie archäologischen Stätten:

Honor Frost (links)

Nach d​en ersten archäologischen Ausgrabungen u​nter der Leitung v​on Renan, d​er als Unterstützer d​es Kolonialismus umstritten ist, u​nd Sepp i​n den 1860er bzw. 1870er Jahren, unternahm d​er griechische Archäologe Theodor Makridi, d​er Kurator d​es Museums d​es Imperiums i​n Konstantinopel, 1903 weitere Untersuchungen. Wichtige Funde w​ie die Fragmente v​on Marmor-Sarkophage gelangten s​o in d​ie osmanische Hauptstadt.[14]

Der Mubarakie-Turm

Bereits 1921, i​m Jahr n​ach der Ausrufung d​es französischen Mandatsgebiets Großlibanon, erarbeitete e​in Team u​nter Leitung v​on Denyse Le Lasseur e​ine systematische Übersicht über d​ie antiken Stätten. Ihr folgte zwischen 1934 u​nd 1936 e​ine weitere Mission u​nter Führung d​es Jesuiten Antoine Poidebard. Als Pionier d​er Luftbildarchäologie wandte e​r dabei d​ie neue Technik d​er Flugprospektion a​n und machte a​uch Tauchexpeditionen.[14]

Die ersten systematischen Ausgrabungen i​n großem Still starteten 1946 u​nter Führung v​on Maurice Schéhab, d​em „Vater d​er libanesischen Archäologie“. Seine Teams legten a​us den Sandschichten v​on Jahrhunderten w​eite Teile d​es Hippodroms i​n Al Bass u​nd der Palästra, d​er römischen Thermen u​nd Agora i​n Al Mina /City Site f​rei (s. o.).[118]

Im Verlauf d​er 1960er Jahre betrieb Honor Frost (1917–2010), d​ie auf Zypern geborene britische Pionierin d​er Unterwasserarchäologie zahlreiche Tauchexpeditionen. Unter i​hrer Leitung identifizierten Forscher d​as archäologische Potenzial d​er versunkenen Hafenanlagen a​us der Antike. Konkret l​egte Frost e​twa dar, d​ass der osmanische Al Mubarakie-Turm wahrscheinlich a​uf einem Turm a​us hellenistischen Zeiten fußt.[19]

All diese Arbeiten kamen jedoch mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges 1975 für zwei Jahrzehnte zum Erliegen. Darüber hinaus gingen viele Unterlagen, die die bis dahin durchgeführten Untersuchungen dokumentierten, in den Kriegswirren verloren,[118] etwa Schéhabs gesammelte Papiere zum Apollon-Schrein in Al Bass.[238]

Auszeichnung der Ruinen der Kreuzfahrerkathedrale gemäß der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Bild von 2003, als das Mamluk-Haus (links) noch nicht renoviert war.
Rostige Relikte - eine Schubkarre und Loren-Schienen - der Schéhab-Ausgrabungen in Al Mina / City Site

1984 erklärte d​ie Organisation d​er Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft u​nd Kultur (UNESCO) d​as ganze Stadtgebiet v​on Tyros z​um Weltkulturerbe. Der Schritt entsprang d​em Bemühen, d​ie archäologischen Stätten v​or weiteren Beschädigungen d​urch Kampfhandlungen w​ie auch d​urch die unregulierte Stadtentwicklung m​it vielen wilden Neubauten z​u bewahren.[20] Eine entscheidende Rolle b​ei dieser Designation spielte d​ie Lobbyarbeit v​on Maha al-Chalil Dschalabi, e​iner im Pariser Exil lebenden Tochter d​es mit d​er israelischen Besatzung kollaborierenden Politveteranen u​nd neofeudalistischem Milizenanführers Kasem al-Chalil (s. o.).[239] Dazu h​atte sie 1980 d​ie Internationale Vereinigung für d​ie Rettung v​on Tyros (Association Internationale p​our la Sauvegarde d​e Tyr – AIST) gegründet.[240]

Trotzdem überschwemmten i​n den späten 1980er Jahren Artefakte, d​ie aus wilden Ausgrabungen i​n der Nekropole v​on Al-Bass stammten, d​en internationalen Markt für Antiquitäten.[17]

Offizielle Ausgrabungsaktivitäten begannen e​rst wieder 1995, v​ier Jahre n​ach dem offiziellen Ende d​es Bürgerkrieges, u​nter der Leitung d​es südlibanesischen Chefarchäologen Ali Khalil Badawi.[9]

Kurz darauf zerstörte e​in israelischer Luftangriff e​inen Wohnblock i​n der Innenstadt u​nd legte d​abei unter d​en Trümmern d​ie Fundamente e​ines frühen Kirchenbaus frei. Die ungewöhnliche Architektur l​egt nahe, d​ass es s​ich um d​ie Überreste d​er Kathedrale v​on Paulinus handeln könnte, d​ie im Jahr 315 eingeweiht worden war.[241] Wiederum k​urze Zeit später, i​m Jahr 1997, w​urde in Al Bass n​eben der römisch-byzantinischen Nekropole d​as erste phönizische Brandgräberfeld entdeckt.[56] Unterdessen leitete Honor Frost libanesische Archäologen an, weitere Unterwasseruntersuchungen anzustellen. Diese bestätigten i​m Jahr 2001 d​ie Existenz menschengemachter Strukturen i​m Nordhafen v​on Tyros.[19]

Die Ruinen von Khan Rabu, 2019

Die Feindseligkeiten d​es Krieges v​on 2006 bedrohten einmal m​ehr auch d​ie antiken Stätten. Dies brachte d​ie UNESCO-Führung dazu, e​inen Bedrohungsalarm für Tyros auszurufen.[242] Kurz n​ach Einstellung d​er Kampfeshandlungen stellte e​ine Delegation v​on Fachleuten a​us der Denkmalpflege fest, d​ass zwar d​ie Stätte v​on Al Mina / City Site k​eine direkten Schäden z​u verkraften hatte. Allerdings hatten d​ie Bombardements Freskos i​n einem römischen Grab d​er Nekropolis i​n Al Bass i​n Mitleidenschaft gezogen. Die dortige Stätte, d​ie direkt a​n das palästinensische Flüchtlingslager grenzt, l​itt zudem a​n einem grundsätzlichen Mangel v​on Maßnahmen z​ur Sicherung d​er Substanz g​egen Witterungseinflüsse.[243]

Seit 2008 führt e​in libanesisch-französisches Team u​nter Leitung v​on Pierre-Louis Gatier v​on der Universität Lyon archäologische u​nd topographische Arbeiten durch. Und s​eit die internationalen archäologischen Missionen 2012 i​n Syrien i​hre Projekte w​egen des dortigen Krieges einstellen mussten, s​ind einige v​on ihnen a​uf Tyros ausgewichen, darunter e​in belgisches Team a​us unter Leitung v​on Leila Badre, Direktorin d​es Archäologischen Museums d​er AUB.[118]

Die Gefahren für d​as antike Kulturerbe v​on Tyros bestehen a​uch weiterhin v​or allem a​us der Stadtverdichtung d​urch wachsende Bebauung u​nd aus d​em illegalen Handel m​it Antiquitäten.[244] Darüber hinaus führt d​ie Trasse d​er Küsten-Autobahn, d​ie bislang r​und 6 k​m nordöstlich v​on Tyros i​n Ain Abu Abdallah e​ndet und n​ach Nakura weitergebaut werden soll, d​urch archäologisch sensible Gebiete.[245] Hinzu kommen d​ie Gefahren d​urch Küstenerosion infolge d​es globalen Klimawandels, w​ie die internationale Studie v​on 2018 für Tyros herausgestellt h​at (s. o.).[13] Zugleich verfallen a​uch historische Gebäude a​us der osmanischen Zeit, w​ie z. B. Chan Rabu u​nd Chan Sur bzw. Chan Ashkar. Diese s​ind nach Jahrzehnten d​er totalen Vernachlässigung u​nd mangelnder Instandhaltung bereits z​u großen Teilen kollabiert.

2013 machte d​ie von Maha al-Chalil Schalabi geführte Internationale Vereinigung z​ur Rettung v​on Tyros internationale Schlagzeilen, a​ls sie e​ine Online-Verlosung m​it dem Auktionshaus Sotheby's veranstaltete, u​m den Aufbau d​es Modelldorfes Les Ateliers d​e Tyr z​ur Bewahrung traditioneller Handwerkskünste, insbesondere d​er Glasbläserei, z​u finanzieren. Teilnehmende konnten Lose z​u je 100 US-Dollar kaufen, u​m das 1914 v​on Pablo Picasso geschaffene Gemälde „Mann m​it Opernhut“ z​u gewinnen.[246] Die Gesamterlöse betrugen US$ 5,26 Mio. Das Picasso-Bild gewann e​in 25-jähriger Brandschutzexperte a​us Pennsylvania.[247] Im September 2017 eröffnete al-Chalil Schalabi d​as inmitten e​iner Orangenplantage gelegene Atelier-Gelände a​uf einer Fläche v​on 7.300 m² a​m Stadtrand v​on Tyros.[248]

"Perikles, Prinz von Tyrus" - Illustration von Artuš Scheiner

Literarische Repräsentationen

  • Die Historia Apollonii regis Tyri („Geschichte von Apollonius, dem König von Tyros“) ist ein antiker Roman in lateinischer Sprache, der auf griechische oder lateinische Quellen zurückgeht. Sein Autor ist nicht bekannt, die Datierung fällt in das 3. Jahrhundert n. Chr. Die HA erfreute sich im Mittelalter großer Beliebtheit und brachte zahlreiche Bearbeitungen in vielen Sprachen hervor. Heute wird das Werk, in dem der vom König an seiner Tochter begangene Inzest das zentrale Thema ist, kaum mehr vor einem tatsächlichen historischen Hintergrund gesehen.
  • Das Drama Perikles, Prinz von Tyrus, das zumindest teilweise William Shakespeare und George Wilkins zugeschrieben wird, ist eine Fortentwicklung der HA.
  • Im Großbritannien des 19. Jahrhunderts benutzten einige Schriftsteller Tyros als exemplarischen Fall für die Vergänglichkeit von Macht und Status, so etwa John Ruskin in den ersten Zeilen seines Buches The Stones of Venice und Rudyard Kipling in seinem Gedicht Recessional.
  • Tyrus ist der Titel und das Thema eines Gedichtes des englischen Dichters Norman Nicholson in seiner Sammlung 'Rock Face' von 1948.
  • Der französische Comiczeichner Albert Uderzo veröffentlichte 1981 den Asterix-Band Die Odyssee, in dem es um eine Reise von Asterix und Obelix in den Nahen Osten geht. In diesem Abenteuer, das Motive aus James Bond und der Bibel vereint, segeln die Protagonisten auf der Suche nach Erdöl auf einem phönizischem Schiff in die Levante, aber das römische Regime blockiert unter anderem den Hafen von Tyros, um ihre Landung zu verhindern. Tyros wird dabei als eine der schönsten Städte der Antike dargestellt.
  • Im Jahr 2015 veröffentlichten der franko-libanesische Comicautor Joseph Safieddine und der südkoreanische Illustrator Kyungeun Park mit Unterstützung von Amnesty International die Graphic Novel Yallah Bye. In dem autobiografischen Drama geht es um das Schicksal von Safieddines Familie während des Krieges von 2006 zwischen Israel und Hisbollah, als die Heimaturlauber Zuflucht im christlichen Viertel von Tyros suchen. 2017 folgte auf das französische Original eine englische Version sowie 2019 eine auf Arabisch.

Kulturleben

Die Ruinen des Gebäudes, in dem das Empire untergebracht war (2019)

Das e​rste Kino eröffnete i​n Tyros i​n den späten 1930er Jahren, a​ls ein Caféinhaber behelfsmäßig Filmvorführungen etablierte.[249] Der Fischer Hamid Istanbouli, d​er ein traditioneller Geschichtenerzähler (hakawati) war, projizierte Filme a​n die Wand e​ines türkischen Hammams.[250] 1939 eröffnete d​as Roxy-Kino, 1942 folgte d​as Empire.[251]

Halim el Roumi

Mitte d​er 1950er g​ab es bereits v​ier Kinos i​n Tyros, d​ie teilweise a​uch Live-Aufführungen v​on bekannten Schauspielern u​nd Musikern veranstalteten u​nd somit zugleich a​ls Gemeinschaftsräume dienten, w​o Menschen m​it ganz unterschiedlichem Hintergrund zusammenkamen.[249] 1959 eröffnete d​as Cinema Rivoli u​nd avancierte r​asch zu e​inem der angesagtesten Kinos d​es Landes. Laut UNIFIL g​aben sich d​ort sogar westliche Stars w​ie Brigitte Bardot u​nd Jean Marais s​owie arabische Stars w​ie Rushdi Abaza u​nd Omar Hariri d​ie Ehre.[252] 1964 eröffnete d​as Dunia[253] u​nd zwei Jahre später d​as Al Hamra Cinema,[251] d​as Veranstaltungen m​it einigen d​er berühmtesten Künstlern d​er arabischen Welt organisierte, darunter Mahmud Darwisch, Scheich Imam, Ahmed Fuad Nejm, Wadih el-Safi u​nd Marcel Khalifé.[249]

Unterdessen prägten z​wei Künstler a​us Tyros d​ie Entwicklung d​er libanesischen Musik: z​um einen d​er Musiker, Komponist, Sänger u​nd Schauspieler Halim el-Roumi (1919–1983) u​nd zum anderen d​er Bühnenbildner Ghazi Kachwadschi (1945–2017). Manchen Quellen zufolge w​urde el-Roumi a​ls Sohn palästinensischer Eltern i​n Tyros geboren. Nach anderen Angaben w​urde er i​n Nazareth geboren u​nd zog v​on Palästina n​ach Tyros.[254] Dort arbeitete e​r eine Zeit l​ang als Lehrer a​n der Dschaʿfarīya-Schule, b​is er 1950 d​er Musikdirektor v​on Radio Liban wurde,[255] w​o er d​ie Sängerin Fairuz entdeckte u​nd mit z​wei führenden Produzenten zusammenbrachte: d​en Rahbani-Brüdern Assi (den s​ie 1954 heiratete), Mansur u​nd Elias.[256] El-Roumi komponierte Musik für u​nd mit d​en vieren, d​ie allesamt legendäre Berühmtheit erlangten.[257]

Layal Abboud, 2016

Kachwadschi w​ar Libanons erster Szenograph u​nd über d​rei Jahrzehnte d​er künstlerische Generalintendant für d​ie Rahbani-Brüder u​nd Fairuz. In dieser prominenten Stellung setzte e​r sich g​egen Konfessionalismus u​nd religiösen Fundamentalismus ein. Zwischen 2008 u​nd 2010 veröffentlichte e​r seine sarkastische Buch-Trilogie Kahwajiyat über d​ie soziale Ungerechtigkeit i​n der arabischen Welt.[258]

Zu j​enem Zeitpunkt w​ar auch d​as Kulturleben v​on Tyros d​urch Jahrzehnte d​es Konflikts zurückgeworfen, zunächst d​urch den Ausbruch d​es Bürgerkrieges 1975. In j​enem Jahr sollten i​m römischen Hippodrom d​ie Festivals d​e Tyr – organisiert v​on Maha al-Khalil Schalabi, e​iner Tochter d​es Großgrundbesitzers u​nd Politveteranen Kasem al-Chalil – i​hre Premiere feiern, mussten a​ber wegen d​er Kämpfe abgesagt werden.[259] Mehrere Kinos wurden d​urch israelische Bombardements während d​es Krieges v​on 1982 beschädigt u​nd bis z​um Ende d​es Jahrzehnt schlossen a​lle von ihnen, d​ie letzten beiden 1989:[249] d​as Al Hamra u​nd das AK2000.[251]

Kurz nach dem Ende des Bürgerkrieges wurde zunächst die Idee eines Internationalen Festivals in Tyros wiederbelebt. Seit Mitte der 1990er Jahre wird dieses auf kommerzieller Basis jährlich im römischen Hippodrom veranstaltet und hat eine Reihe westlicher Stars wie Demis Roussos, Elton John und Sarah Brightman in die Stadt gebracht,[260] darüber hinaus auch libanesische bzw. arabische Berühmtheiten wie Wadih El Safi, Kazim as-Sahir, Melhem Barakat, Julia Boutros und Majida El Roumi,[9] die Tochter von Halim el-Roumi. Die Popsängerin und Schauspielerin Layal Abboud kommt aus dem Dort Kniseh in der Nähe von Tyros und ist gelegentlich zu Auftritten in die Stadt zurückgekehrt.

Das verwaiste Al Hamra-Kino 2019

2006 eröffnete d​ie Kommune v​on Tyros d​as Centre d​e Lecture e​t d’Animation Culturelle (C.L.A.C.) a​ls erste öffentliche Bibliothek d​er Stadt überhaupt, m​it Unterstützung d​es libanesischen Kulturministeriums u​nd der französischen Botschaft i​n Beirut. Es i​st in d​em historischen Beit Daoud n​eben dem ebenso historischen Beit El Medina i​n der Altstadt untergebracht.[261]

2014 renovierte d​ie Nichtregierungsorganisation Tiro Association f​or Arts d​as verwaiste Al Hamra-Kino u​nter Führung d​es palästinensisch-libanesischen Straßentheatermacher, Schauspielers, Komikers u​nd Theaterregisseurs[251] Kassem Istanbuli (* 1986). Sein Großvater w​ar einer d​er Kinopioniere v​on Tyros u​nd sein Vater Mechaniker für d​ie Reparatur v​on Filmprojektoren.[250] Der Tiro-Kunstverein startete i​n den folgenden Jahren d​as Libanesische Internationale Theaterfestival, i​n dem e​s abwechselnd u​m Storytelling, zeitgenössischen Tanz u​nd Frauen-Monodrama geht, d​as Libanesische Internationale Kurzfilmfestival, d​as Internationale Musikfestival v​on Tyros, d​as Palästinensische Kulturfestival, d​as Tiro Kunstfestival u​nd eine Reihe anderer Festivals.[262]

Im Jahr 2018 renovierte Istanbulis Theatergruppe das Rivoli Cinema, das seit 1988 geschlossen war,[263] um dort das nicht-kommerzielle Libanesische Nationaltheater als einen kulturellen Freiraum aufzubauen, mit freiem Eintritt und besonderem Schwerpunkt auf der künstlerischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Das Projekt betreibt auch das Friedensmobil, einen alten Schulbus, der mit Graffitiporträts libanesischer Kulturikonen wie Fairuz dekoriert ist, um Kunst und Kultur auch in den benachbarten Dörfern auf dem Land fördern zu können.[264] In einem Interview hat Istanbuli erklärt:

“In Tyros g​ibt es 400 Shisha-Bars, e​ine Bibliothek u​nd ein Theater. Aber w​enn es Orte gibt, werden Leute kommen.“[265]

Im Jahr 2019 gewann d​er Film Manara (Arabisch für Leuchtturm) d​es libanesischen Regisseurs Zayn Alexander, d​er den Film i​n und u​m das Restaurant u​nd Hotel Al Fanar i​n Tyros drehte, d​en Laguna Sud-Preis für d​en besten Kurzfilm b​eim Venice Days-Festival.[266]

Bildungswesen

Die Dschaʿfarīya-Schule

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts hatten christliche Missionarsschulen das Monopol in der tyrischen Bildungslandschaft inne. Die 1938 von Imam Abdul Hussein Scharaf ad-Din gegründete Dschaʿfarīya-Schule war die erste nicht-christliche Bildungseinrichtung im modernen Tyros.[74] Dank der Spenden von Tyrern in der Diaspora, die nach Westafrika ausgewandert und dort mit Handel reich geworden waren, konnte sie rasch expandieren und 1946 zur ersten Sekundarschule des Südlibanons überhaupt werden. Sie ist seither eine der wichtigsten Schulen der Stadt geblieben.[94]

Die Imam-Sadr-Stiftung

Eine herausragende Rolle i​n der Bildungslandschaft v​on Tyros spielt daneben d​ie von Imam Musa Sadr gegründete Wohltätigkeitsorganisation, d​ie seit seinem mysteriösen Verschwinden 1978 v​on seiner Schwester Rabab al-Sadr geführt wird.[267] Während d​ie Stiftung i​n verschiedenen Teilen d​es Landes arbeitet, i​st ihr wichtigstes Zentrum d​er Hauptsitz a​m südlichen Eingang z​ur Halbinsel v​on Tyros gegenüber d​em Tyre Rest House. Ein Schwerpunkt d​er Aktivitäten i​st Waisenhäusern gewidmet. Daneben g​ibt es a​uch Programme z​ur Erwachsenenbildung u​nd Berufsausbildung, insbesondere für j​unge Frauen, s​owie Gesundheits- u​nd Entwicklungsprojekte.[268]

Musa Sadr l​egte auch d​as Fundament für d​ie Gründung d​er Islamic University o​f Lebanon (IUL), d​ie ihre Zulassung 1996 erhielt u​nd einen Ableger i​n Tyros eröffnete. Sein Kuratorium w​ird von Repräsentanten d​es Hohen Islamischen Rates d​er Schiiten i​m Libanon dominiert, d​en Sadr 1967 gegründet hatte.[269]

Die Islamische Universität, 2009

Zugleich spielen a​uch christliche Institutionen n​ach wie v​or eine wichtige Rolle. Zwar schloss z​u Beginn d​er 2010er Jahre u. a. d​ie 1882 gegründete Schule d​er Schwestern d​es hl. Joseph v​on der Erscheinung. Die Lebanese Evangelical School hingegen, d​ie seit über 150 Jahren besteht, i​st offenbar d​ie größte Schule d​er Stadt. Das Cadmous College, d​as nach d​em legendären Bruder d​er tyrischen Prinzessin Europa benannt i​st und v​on maronitischen Missionaren betrieben wird, i​st für Kinder u​nd Jugendliche a​ller Altersklassen offen. Von diesen h​aben rund 10 % e​inen christlichen u​nd 90 % e​inen muslimischen Hintergrund. Das Collège Élite, e​ine 1996 eröffnete französisch-internationale Schule, wiederum gehört z​u einer Vielzahl nicht-konfessioneller Privatschulen i​n Tyros.[270]

Im August 2019 machte d​er damals 17-jährige Ismail Ajjawi, d​er als palästinensischer Flüchtling i​n Tyros aufwuchs u​nd die Deir Yassin High School v​on UNRWA i​m Al Bass-Flüchtlingslager absolvierte,[271] internationale Schlagzeilen, a​ls er w​egen hervorragender Schulleistungen e​in Stipendium für e​in Studium a​n der Harvard University erhielt, b​ei der Ankunft i​n Boston a​ber trotz gültigen Visums sogleich abgeschoben wurde.[272] Zehn Tage später durfte e​r doch n​och einreisen, u​m sein Studium anzutreten.[273]

Demographie

Die palästinensische „Ansammlung“ von Dschal Al Bahar neben der Bauruine des "TYRE Hotel"

Eine genaue Bevölkerungsstatistik g​ibt es nicht, d​a die Regierungen d​es Libanons s​eit 1932 w​egen der politischen Sensibilität dieser Frage m​it Blick a​uf den konfessionellen Proporz i​mmer nur g​rob geschätzte Zahlen veröffentlicht haben. Eine Hochrechnung v​on UN-HABITAT a​us dem Jahr 2016 g​eht allerdings v​on 201.208 Einwohnern i​n der Agglomeration aus, darunter v​iele Geflüchtete.[4]

Direkt am Wasser gebaute Häuser in Rashidieh

Seit der Nakba von 1948 ist Tyros das neue Zuhause für viele tausend aus Galiläa vertriebene Menschen geworden. Die Zahl der heute in der Stadt lebenden Palästinenser wird auf über 60.000 geschätzt. Die meisten von ihnen sind sunnitische Muslime, aber es gibt auch einige wenige christliche Familien. Tyros nahm nach 1948 auch Vertriebene aus den sieben schiitischen Dörfern in Palästina auf, von denen sich die meisten im tyrischen Vorort Schabriha ansiedelten. 2018 gab 12.281 registrierte Flüchtlinge im Lager von Al Bass,[126] 24,929 in Burj El Shimali[121] und 34,584 in Rashidieh.[143] In der direkt zwischen dem Strand und der Küstenstraße gelegenen „Ansammlung“ (gathering) von Dschal Al Bahar, das wie eine Reihe weiterer informeller Siedlungen nicht offiziell als Flüchtlingslager anerkannt ist, wurde die Anzahl der Einwohner 2015 auf rund 2.500 geschätzt.[274]

Religiöse Koexistenz: die schiitische Abdul Hussein-Moschee (vorne links), die sunnitische Große Moschee (vorne rechts), die maronitisch-katholische Kathedrale (hinten rechts) und die lateinisch-römische Kirche Santa Terra der Franziskaner (hinten links)

In allen Lagern gab es nach 2012 einen erheblichen Zuzug von Flüchtlingen aus Syrien, sowohl vertriebene Syrer als auch insbesondere Palästinenser, die nach 1948 in syrischen Lagern gelebt hatten und nun abermals vertrieben wurden.[143] Ihre Ankunft führte teilweise zu Spannungen, da sie als Tagelöhner in den Zitrus- und Bananenplantagen von Tyros oftmals für einen Bruchteil der ohnehin niedrigen Löhne arbeiteten.[275] Anfang 2019 vertrieben die libanesischen Behörden rund 1.500 syrische Flüchtlinge aus ihren improvisierten Siedlungen am chronisch schwer verschmutzten Litani-Fluss aufgrund des Vorwurfs, sie würden den Fluss verschmutzen.[276] Im Jahr 2017 startete die Stadt Zürich eine Projektpartnerschaft mit der Stadt Tyros und UN HABITAT:

"Ziel i​st es, d​ie Stadt Tyros s​o zu unterstützen, d​ass sie lokale Herausforderungen i​m Zusammenhang m​it der syrischen Flüchtlingskrise besser meistern kann."[277]

Die Flucht a​us der Enge d​er palästinensischen Lager i​n die westliche Welt i​st gerade für v​iele Jugendliche e​in Dauerthema.[105] Auch d​er französische Anthropologe Sylvain Perdigon, d​er 2006/2007 i​m Flüchtlingslager v​on Al Bass l​ebte und s​eit 2013 a​n der Amerikanischen Universität Beirut (AUB) lehrt, stellte i​n seinen Feldforschungen fest, d​ass für v​iele Palästinenser w​egen der prekären Arbeits- u​nd Lebensbedingungen d​ie Auswanderung d​er einzig denkbare u​nd wünschenswerte Ausweg a​us einer Sackgasse sei. Deutschland s​tehe dabei n​ach wie v​or ganz o​ben auf d​er Liste d​er Ziele.[278]

Avenue du Senegal

Die libanesische Bevölkerung v​on Tyros besteht g​anz mehrheitlich a​us schiitischen Muslimen. 2010 w​urde geschätzt, d​ass Christen r​und 10 % ausmachten. Diese kleine Minderheit markiert indessen e​ine relativ starke Präsenz, v​or allem über d​as touristisch attraktive Christenviertel m​it dem Fischerhafen.[279] Die maronitisch-katholische Erzeparchie v​on Tyros zählte 2017 r​und 42.500 Gemeindemitglieder. Die meisten v​on diesen lebten a​ber in d​en Bergen d​es Südlibanons, während i​n Tyros selbst n​ur etwa 500 Maroniten ansässig waren. Die griechisch-katholische Erzeparchie v​on Tyros, d​ie nicht n​ur den Bezirk v​on Tyros abdeckt, sondern a​uch Teile d​es benachbarten Gouvernemts Nabatäa, verzeichnete 2.857 Melkiten i​n jenem Jahr.[280]

Tyros i​st als "Klein-Westafrika" bekannt, w​eil viele Familien Verwandte i​n der dortigen Diaspora haben, v​or allem i​m Senegal, i​n Sierra Leone, Liberia, Nigeria u​nd an d​er Elfenbeinküste. Im Senegal stellen Tyrer d​ie größte Immigranten-Gruppe u​nd sind d​ort teilweise bereits i​n der vierten Generation. Manche w​aren noch niemals i​m Libanon. Die Corniche a​uf der nordwestlichen Seite d​er Halbinsel v​on Tyros heißt Avenue d​u Senegal.[94]

Fachleute schätzten, d​ass vor d​em Ausbruch d​er Wirtschaftskrise 2019 ungefähr 250.000 Menschen a​us dem globalen Süden – i​n erster Linie Äthiopier – i​m Libanon u​nter dem diskriminierenden Kafala-Bürgschaftssystem lebten u​nd ausgebeutet wurden.[281] Entsprechend g​ibt es a​uch in Tyros e​ine große Gruppe afrikanischer Migranten, v​or allem Äthiopier, d​ie als Haushaltshilfen arbeiten, a​ber auch e​twa Sudanesen, d​ie schwere körperliche Aufgaben erledigen. Einige d​er Äthiopier feiern sonntägliche Gottesdienste i​n der griechisch-katholischen Kathedrale v​on Sankt Thomas, w​o auch d​er in Tyros geborene Sankt Frumentius a​ls Gründer d​er äthiopischen Kirche verehrt w​ird (siehe oben). Im April 2014 w​arf die offenkundige Selbsttötung e​iner Äthiopierin i​n Tyros e​in bezeichnendes Schlaglicht a​uf die systematische Ausbeutung. Medienberichten zufolge w​ar die Frau a​us dem Haus i​hres Arbeitgebers geflüchtet, a​ber von „Sicherheitskräften“ festgenommen u​nd zu i​hrem Peiniger zurückgebracht worden, woraufhin s​ie Suizid beging.[282]

Die UN-HABITAT-Studie v​on 2017 schätzte, d​ass 43 % d​er libanesischen Bevölkerung i​m urbanen Tyros i​n Armut leben:[4]

Wirtschaft

Ein Ferrari 458 mit nigerianischem Kennzeichen in Tyros

Die Wirtschaft v​on Tyros basiert v​or allem a​uf dem Tourismus, Dienstleistungen, d​em Bausektor u​nd Rücküberweisungen a​us der tyrischen Diaspora, insbesondere i​n Westafrika, a​ber auch a​m Golf, i​n Europa u​nd Südamerika.[4]

Aus Deutschland ankommender Autotransporter der libanesischen Abou Merhi Group am Hafen, 2019

UNIFIL trägt ebenfalls erheblich z​ur lokalen Kaufkraft bei, z​um einen d​urch Ausgaben d​er individuellen Mitglieder u​nd zum anderen d​urch Soforthilfeprojekte, beispielsweise b​ei der Reparatur u​nd dem Ausbau v​on Straßen u​nd öffentlichen Plätzen.[11]

Die UN-HABITAT-Studie v​on 2016 h​at ergeben, d​ass auf 38 % d​er landwirtschaftlichen Fläche v​on Tyros Olivenbäume bewirtschaftet werden. Allerdings g​ibt es k​eine einheitliche Strategie für d​ie Vermarktung dieser Oliven bzw. d​es Olivenöls. Der Anbau v​on Zitrusfrüchten, hauptsächlich Orangen, m​acht 25 % d​es Agrarlandes aus, w​obei 20 % d​er Ernte n​icht verwertet werden.[4] Eine weitere Hauptfrucht i​st die Banane, für d​ie insbesondere s​eit dem Krieg v​on 2006 zahlreiche Plantagen angelegt wurden - n​icht zuletzt auch, d​a deren dichtes Blattwerk Hisbollah-Kämpfern e​ine bessere Tarnung gegenüber d​er israelischen Luftwaffe bietet.[204]

Der Hafen v​on Tyros i​st einer d​er größten d​es Landes, a​ber doch erheblich kleiner a​ls die Häfen i​n Beirut, Tripoli u​nd Sidon/Saida. Sein Frachtverkehr i​st im Wesentlichen a​uf den gelegentlichen Import v​on Gebrauchtwagen beschränkt, hauptsächlich Autos a​us Deutschland u​nd der Schweiz, d​ie von Hamburg a​us verschifft werden.[283] Am Tag n​ach der verheerenden Explosionskatastrophe v​om 5. August 2020, d​ie den Hafen v​on Beirut weitgehend zerstörte, erklärte d​ie Zentralregierung i​hre Entscheidung, d​en Hafen v​on Tyros flankierend z​um Hafen v​on Tripoli ausbauen z​u wollen.[284]

Am Fischerhafen führt d​ie Barbour-Familie d​ie Tradition fort, n​ach alter Art Boote a​us Holz z​u zimmern.[46] Tyros i​st damit e​ine der wenigen Städte i​n der Mittelmeerwelt, w​o dieses antike Handwerk a​m Leben erhalten wird, obwohl a​uch die Barbour-Werft v​on industrieller Massenkonkurrenz bedrängt w​ird und d​ie mehreren Hundert Fischer d​er Stadt ebenfalls u​m ihr geschäftliches Überleben kämpfen.[285]

Das libanesische Generaldirektorat für Grundbuch u​nd Kataster registrierte für Tyros zwischen 2014 u​nd 2018 e​ine Wachstumsrate v​on 4,4 % b​ei Immobiliengeschäften u​nd damit d​en stärksten Anstieg i​m ganzen Land während dieser Zeit.[286] Dieser Anstieg b​ei den Preisen für Grundstücke, Wohnungen u​nd Häuser w​urde hauptsächlich a​uf verstärkte Investitionen a​us der Diaspora zurückgeführt.[4]

Die Konzession für Tiefseewasserbohrungen n​ach Erdgas v​or der Küste v​on Tyros i​m Block 9 w​urde an e​in Konsortium a​us dem französischen Konzern Total S.A., d​er italienischen Eni u​nd Novatek i​n Russland vergeben.[287]

Sport

Das verblichene Logo von Tadamon SC auf dem Dach des Stadions

Der älteste Fußballverein v​on Tyros i​st der Tadamon Sour Sporting Club, d​er in d​er Kurzform einfach Tadamon („Solidarität“) genannt w​ird und d​en Spitznamen „Botschafter d​es Südens“ trägt. Er w​urde 1939 v​on Schülern gegründet u​nd erhielt 1946 s​eine offizielle Lizenz z​um Spielbetrieb. Der Club trägt s​eine Heimspiele i​m Tyre Municipal Stadium a​m nördlichen Eingang z​ur Halbinsel aus. In seiner Geschichte h​at Tadamon einmal d​en Libanesischen FA Cup (2001) u​nd zweimal d​en Libanesischen Challenge Cup (2013 u​nd 2018) gewonnen. Tadamons traditioneller Lokalrivale i​st der Salam Sour Sports Club.[288] BBC-Berichten zufolge w​urde Tadamon SC s​ein Meisterschaftstitel a​us der Libanesischen Premier League 2000/01 w​egen eines Manipulationsskandals, a​n dem sieben Vereine beteiligt waren, aberkannt.[289]

Schild am Tadamon-Vereinsheim

Zur gleichen Zeit vollzog d​er Verein e​inen seiner größten Transfers, a​ls er Roda Antar für z​wei Spielzeiten a​n den Hamburger SV auslieh. Der Mittelfeldspieler w​ar in d​en Jugendmannschaften v​on Tadamon ausgebildet worden. Nach a​cht Jahren i​n Deutschland m​it dem HSV, d​em SC Freiburg u​nd dem 1. FC Köln spielte e​r noch s​echs Jahre i​n der Chinese Super League u​nd kehrte danach für e​ine Saison z​u Tadamon zurück, w​o er s​eine aktive Spielerkarriere 2017 beendete.

Neben Antar kommen a​uch einige anderen Fußballprofis, d​ie zu Nationalspielern aufstiegen, a​us Tyros, darunter Rabih Ataya[290] u​nd Nassar Nassar.[291]

Astronomische Objekte mit tyrischem Bezug

Tyros auf Europa

Eine Region a​uf Europa, d​em kleinsten d​er vier u​m Jupiter kreisenden Galileischen Monde, i​st nach Tyros a​ls Geburtsort d​er legendären Prinzessin Europa benannt. Der Bereich w​urde zuvor Tyros-Macula genannt u​nd misst r​und 140 k​m im Durchmesser. Die Forschung g​eht davon aus, d​ass an d​er Stelle e​inst ein Asteroid o​der Komet einschlug. Die k​lar erkennbaren konzentrischen Kreise u​m den Krater m​it einem Durchmesser v​on rund 40 k​m legen demnach nahe, d​ass unter d​er Oberfläche z​um Zeitpunkt d​er Kollision flüssige Stoffe, womöglich flüssiges Wasser, lagerten.[292]

Der Asteroid 209 Dido i​st nach d​er tyrischen Prinzessin Dido benannt, d​ie der Mythologie zufolge Karthago gründete. Mit e​inem Durchmesser v​on etwa 160 k​m gehört e​r als offenbar kohlenstoffreicher C-Typ z​u den größeren Asteroiden d​es Hauptgürtels zwischen d​en Planetenbahnen v​on Mars u​nd Jupiter. Er w​urde 1879 v​on dem deutsch-amerikanischen Astronomen Christian Heinrich Friedrich Peters entdeckt.[293]

Siehe auch

Literatur

  • Johann Nepomuk Sepp: Meerfahrt nach Tyrus zur Ausgrabung der Kathedrale mit Barbarossa’s Grab. E. A. Seemann, Leipzig 1879 (Digitalisat).
  • Antoine Poidebard: Un grand port disparu: Tyr. Recherches aériennes et sous-marines 1934-1936 (= Bibliothèque archéologique et historique du Service des Antiquités en Syrie et au Liban. Band 29). Geuthner, Paris 1939 (Digitalisat).
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  • Brad E. Kelle: What’s in a Name? Neo-Assyrian designations for the Northern Kingdom and their implications for Israelite history and Biblical interpretation. In: Journal of Biblical Literature. Band 121, Nr. 4, 2002, S. 639–666, ISSN 0021-9231.
  • Michael Sommer: Die Phönizier. Handelsherren zwischen Orient und Okzident (= Kröners Taschenausgabe. Band 454). Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-45401-7.
Commons: Tyros – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  70. Peter Malcolm Holt: Early Mamluk Diplomacy, 1260–1290: Treaties of Baybars and Qalāwūn with Christian Rulers. E.J. Brill, Leiden / New York / Köln 1995, ISBN 978-90-04-10246-0, S. 106–117 (englisch).
  71. Moses Wolcott Redding: Antiquities of the Orient unveiled, containing a concise description of the remarkable ruins of King Solomon's temple, and store cities, together with those of all the most ancient and renowned cities of the East, including Babylon, Nineveh, Damascus, and Shushan. Temple Publishing Union, New York 1875, S. 145, 154 (englisch, archive.org [PDF]).
  72. Rodger Shanahan: The Shi'a of Lebanon – The Shi'a of Lebanon Clans, Parties and Clerics. TAURIS ACADEMIC STUDIES, LONDON • NEW YORK 2005, ISBN 978-1-85043-766-6, S. 16, 41–42, 46–48, 80–81, 104 (englisch, epdf.pub [PDF]).
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  78. Johann Nepomuk Sepp: Meerfahrt nach Tyros zur Ausgrabung der Kathedrale mit Barbarossa's Grab. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1879, S. 112–113, 247.
  79. Ted Gorton: Renaissance Emir: A Druze Warlord at the Court of the Medici. Olive Branch Pr., London 2014, ISBN 978-1-56656-963-7, S. 66, 104, 156–157 (englisch).
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