Europäisches Forum Alpbach
Das Europäische Forum Alpbach findet seit 1945 alljährlich im August im Tiroler Bergdorf Alpbach statt. Referenten und Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunst und Kultur kommen aus allen Teilen der Welt zusammen, um Fragen der Zeit zu diskutieren und interdisziplinäre Lösungsansätze zu finden.
Programm
Das Programm gliedert sich in mehrere große Teile:
- Seminarwoche
Bis zu 16 Seminare sind verschiedenen wissenschaftlichen und künstlerischen Disziplinen gewidmet. In jedem Seminar wird ein Themenschwerpunkt an sechs Halbtagen mit Wissenschaftlern und Künstlern diskutiert und erarbeitet. Die Alpbacher Seminare werden vom Kuratorium des Europäischen Forums Alpbach unter der Leitung von Peter Christian Aichelburg, Universität Wien, gestaltet. Die Seminarwoche dient dem interdisziplinären Gespräch und bietet die Möglichkeit zu Diskussionen mit Wissenschaftlern. Die Atmosphäre außerhalb etablierter Forschungsstätten sowie die Beteiligung von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen in den Seminaren sollen den Diskurs unter Einbeziehung der Teilnehmer fördern. Plenarveranstaltungen zu wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen runden das Programm ab.
- Alpbacher Gespräche
Diese zwei- bis dreitägigen Konferenzen befassen sich mit den Themen Gesundheit, Bildung, Recht, Technologie, Politik, Wirtschaft, Finanzmarkt und Baukultur. Ergänzend dazu findet ein Tiroltag statt und ein Planspiel zu Entscheidungsfindungen in der EU statt.
- Alpbacher Sommerschulkurse
Die Alpbach Sommerschulen sind ein- bzw. zweiwöchige Lehrgänge. Sie bieten die Gelegenheit, sich unter Anleitung ausgewiesener Experten intensiv mit den Themen „Entrepreneurship“, „Facilitation and Participatory Leadership“, „Europarecht und europäische Integration“ und „Europäische Gesundheits- und Sozialsysteme“ auseinanderzusetzen.
Begleitet wird das Programm durch ein Kunst- und Kulturprogramm. In Ausstellungen, Konzerten und Vorträgen wird insbesondere jungen Künstlern die Möglichkeit geboten dem Publikum des Forums ihre Werke vorzustellen. Hinzu kommen noch die spontan organisierten „Kamingespräche“, im Rahmen derer verschiedene Themen mit großen Persönlichkeiten diskutiert werden können.
- Alpbach in Motion – The Alpbach Summit of Emerging Leaders
Im Rahmen des dreitägigen „Alpbach Summit of Emerging Leaders“ kommen junge Führungskräfte zusammen, um das Wirtschaftssystem der Zukunft zu diskutieren.
Organisation
Mittlerweile folgen bis zu 5.000 Menschen aus über 70 Staaten der Einladung am Europäischen Forum Alpbach teilzunehmen. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen. Die Veranstaltungen werden in deutscher oder englischer Sprache durchgeführt.
Die Organisation obliegt dem gleichnamigen Verein, der vom EFA Präsidenten Andreas Treichl gemeinsam mit den Vizepräsidentinnen Michaela Fritz, Florence Gaub, Katja Gentinetta, Katarzyna Pisarska und Marie Ringler geleitet wird. Das Büro mit Sitz in Wien bereitet gemeinsam mit den Kooperationspartnern das alljährliche Forum vor und organisiert während des Jahres eine Reihe von Sonderveranstaltungen zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen, die an verschiedenen Orten in Österreich und dem benachbarten Ausland durchgeführt werden: darunter die Diskussionsreihe „Alpbach Talks“ oder das politische Innovationslabor „Re:think Austria“. Seit November 2020 ist Andreas Treichl Präsident;[1] Generalsekretär ist seit Januar 2022 Feri Thierry, sein Vorgänger war zwischen Oktober 2020 und Dezember 2021 Werner Wutscher.
Das EFA finanziert sich über Teilnahmegebühren und Sponsoringbeiträge sowie zu einem kleineren Anteil durch Zuwendungen der öffentlichen Hand. Die gemeinnützige Privatstiftung ist für das Stipendienprogramm verantwortlich, das jährlich – dank privater Unterstützer – jungen Menschen aus aller Welt die Teilnahme am Europäischen Forum Alpbach ermöglicht.
Initiativgruppen und Clubs
Die von Teilnehmern gegründeten Alpbacher Initiativgruppen und Clubs sind als assoziierte Mitglieder zentral für die inhaltliche Gestaltung und das Stipendienprogramm. Derzeit existieren 33 Initiativgruppen und Clubs. Jährlich stellt eine andere Initiativgruppe oder Club während des Forums den ständigen Ausschuss, der als Anlauf- und Koordinationsstelle für die am Forum teilnehmenden Stipendiaten dient.
Derzeit gibt es die Initiativgruppen Albania, Armenia, Brüssel (Team Europe), France, Graz, Kiev, Kosovo, Lemberg, Oberösterreich, Rumänien, Sarajevo, Senza Confini und Wien (IG Wien).
Folgende Clubs sind aktiv: Belgrad, Bulgarien, Burgenland, Germany, Kroatien, Liechtenstein, London, Macedonia, Middle East, Moscow, Niederösterreich, Österreich / Italien / Slowenien (Senza Confini), Polska, Russia, Salzburg, Slowenien, Steiermark, Südtirol / Alto Adige, Tirol, Trentino, Vorarlberg.
2015
Das Europäische Forum Alpbach (EFA) 2015 stand unter dem Motto „UnGleichheit“ und fand von 19. August bis 4. September 2015 statt. Es wurde von rund 4500 Personen, davon 900 Redner, 750 Studierenden-Stipendiaten sowie 90 Künstler besucht.[2]
Das Forum 2015 bestand – zeitlich überlappend – aus einer Seminarwoche mit 16 Seminaren, etwa zu künstlerische Eroberung des urbanen Raums oder Gleichheit in Vielfalt?, und einer Reihe von 8 zwei- bis dreitägigen Gesprächen zu jeweils einem Themenbereich, etwa Technologie oder Gesundheit, die sich wiederum in Arbeitskreise gliedern. Die Veranstaltungen waren fast durchgängig in englischer Sprache.
2016
Das Generalthema beim EFA 2016 lautete „Neue Aufklärung“. Schwerpunktthemen waren Digitalisierung und die EU-Außenpolitik.[3]
2017
Das EFA 2017 stand unter dem Generalthema „Konflikt und Kooperation“ und fand von 16. August bis 1. September 2017 statt.[3]
2018
Das EFA 2018 stand unter dem Generalthema „Diversität und Resilienz“ und fand von 15. bis 31. August 2018 statt.
2019
Das EFA 2019 stand unter dem Generalthema „Freiheit und Sicherheit“ und fand von 14. bis 30. August 2019 statt.
2020
Das EFA 2020 stand unter dem Generalthema „Fundamentals“ und fand von 23. August bis 3. September 2020 statt. Aufgrund der COVID-19-Pandemie erfolgte die Durchführung großteils digital.
2021
Das EFA 2021 stand unter dem Generalthema „The Great Transformation“ und fand von 18. August bis 3. September 2021 statt. Aufgrund der anhaltenden COVID-19-Pandemie wurde es als Hybrid-Veranstaltung mit begrenzter Teilnehmerzahl vor Ort durchgeführt.
Persönlichkeiten
Gegründet wurde die Denkfabrik von Otto Molden und Simon Moser als Internationale Hochschulwochen des Österreichischen College in Alpbach im Jahr 1945. Im Laufe der Geschichte haben zahlreiche Personen die Seminare und Vorträge in Alpbach besucht, unter ihnen Theodor W. Adorno, Martti Ahtisaari, Hans Albert, Montek Singh Ahluwalia, Catherine Ashton, Susanne Ayoub, José Manuel Barroso, Ernst Bloch, James M. Buchanan, Ernst B. Chain, Christo, Ralf Dahrendorf, Jacques Delors, Renato Dulbecco, Friedrich Dürrenmatt, John Carew Eccles, Manfred Eigen, Gottfried von Einem, Paul Feyerabend, Indira Gandhi, Theodor Geiger, Friedrich von Hayek, Werner Heisenberg, Max Horkheimer, Kurt Hübner, Hans Kelsen, Ban Ki-Moon, Helmut Kohl, Franz Kardinal König, Werner Krawietz, Imre Lakatos, Pascal Lamy, Konrad Lorenz, Fritz Machlup, Herbert Marcuse, Karl Popper, Jitzhak Rabin, Martin Rees, Jeffrey Sachs, Saskia Sassen, Myron Scholes, Erwin Schrödinger, Richard Sennett, Peter Sloterdijk, Ernst Topitsch, Vaira Vike-Freiberga, Günther Winkler, Ernst Florian Winter, Fritz Wotruba und Anton Zeilinger.
Das Forum findet traditionell Ende August im Congress Centrum Alpbach (dem Paula von Preradović Haus) statt.
Weblinks
Einzelnachweise
- Forum Alpbach: Treichl soll Fischler folgen. In: ORF.at. 14. Mai 2020, abgerufen am 7. August 2020.
- orf.at - Alpbach widmet sich 2016 der „Aufklärung 2.0“. Artikel vom 7. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
- Grundtenor der Alpacher Gespräche: Im Zweifel für Europa. Europäisches Forum Alpbach, abgerufen am 13. April 2017.