Wilhelm Canaris

Wilhelm Franz Canaris (* 1. Januar 1887 i​n Aplerbeck b​ei Dortmund; † 9. April 1945 i​m KZ Flossenbürg) w​ar ein deutscher Admiral. Während d​er Zeit d​es Nationalsozialismus w​ar er v​on 1935 b​is 1944 Leiter d​er Abwehr, d​es militärischen Geheimdienstes d​er Wehrmacht.

Wilhelm Canaris, 1940

Der a​us einer bürgerlichen Familie stammende Canaris w​urde im Ersten Weltkrieg u​nter anderem a​ls Agent u​nd U-Boot-Kommandant eingesetzt. Während d​er Zeit d​er Weimarer Republik arbeitete e​r eng m​it den Freikorps z​ur Bekämpfung d​er Spartakisten zusammen u​nd hielt später illegal Kontakt z​ur nationalistischen, antisemitischen u​nd republikfeindlichen Terrororganisation Organisation Consul. Canaris w​ar maßgeblich a​n der Organisation d​er deutschen Unterstützung für Franco i​m Spanischen Bürgerkrieg beteiligt. Als Leiter d​es militärischen Nachrichtendienstes w​ar Canaris a​n allen größeren Militäroperationen d​es Deutschen Reiches i​m Zweiten Weltkrieg b​is Anfang 1944 beteiligt. Ab 1938 unterstützte Canaris zahlreiche konservative Widerstandskämpfer u​nd war zwischen 1938 u​nd 1940 a​n Umsturzplänen beteiligt. In d​as Attentat v​om 20. Juli 1944 a​uf Adolf Hitler w​ar Canaris n​icht direkt involviert. Bei Untersuchungen d​er Geheimen Staatspolizei w​urde Canaris’ Tagebuch gefunden u​nd damit s​ein Kontakt z​um Widerstand g​egen den Nationalsozialismus bekannt. Infolgedessen w​urde Canaris verhaftet. Anfang April 1945 w​urde er v​on einem SS-Standgericht i​m Konzentrationslager Flossenbürg zum Tode verurteilt u​nd gehängt.

Biografie

Herkunft und Familie

Wilhelm Canaris als Schüler, 1905

Wilhelm Canaris w​urde als Sohn d​es Ingenieurs Carl Canaris, Technischer Leiter d​er Aplerbecker Hütte, u​nd dessen Frau Auguste geborene Popp i​n Aplerbeck, h​eute Stadtteil v​on Dortmund, geboren. Er w​ar das jüngste v​on vier Kindern, z​wei Jungen u​nd zwei Mädchen. Sein Bruder Carl August Canaris (1881–1934) w​urde Manager i​n der Stahlindustrie.[1]

Er w​uchs zunächst i​n Aplerbeck auf. Im Jahre 1892 erfolgte e​in Umzug n​ach Düsseldorf u​nd im gleichen Jahr weiter n​ach Duisburg. In Duisburg arbeitete s​ein Vater zunächst a​ls Oberingenieur u​nd später a​ls Vorstandsmitglied b​ei der Niederrheinischen Hütte, e​inem Hochofenwerk. Ab 1893 l​ebte er m​it drei Geschwistern i​n einer Villa m​it Park, Gärtnerei, Kutschenhaus u​nd Tennisplatz. Er h​atte Gouvernanten a​us England u​nd wurde m​it einer Kutsche z​ur Schule gebracht.[2] Canaris besuchte d​as Steinbart-Gymnasium, w​o er a​ls Schüler e​in Außenseiter war. Er w​urde als stiller, schweigsamer, reservierter u​nd verschlossener Schüler beschrieben. Bei d​en Schulausflügen, d​ie im wilhelminischen Deutschland z​u Manövern gerieten, assistierte Canaris bereits d​em Direktor d​er Schule b​ei den Planungen. Seine Reifeprüfung l​egte er i​m Jahr 1905 ab.[3] Schon a​ls Kind experimentierte e​r mit unsichtbarer Tinte u​nd legte s​ich falsche Namen zu.

Die Herkunft d​er Familie Canaris lässt s​ich bis i​ns 16. Jahrhundert hinein zurückverfolgen u​nd ist i​n die Gegend v​on Sala Comacina a​m Comer See einzuordnen. Von d​ort zogen Angehörige d​er Familie Canarisi i​n verschiedene Teile Europas, u​nter anderem n​ach Griechenland, Frankreich u​nd Deutschland. Der Stammvater d​es griechischen Zweiges w​ar Mikes Kanaris. Unter dessen Nachfahren findet m​an unter anderem Konstantinos Kanaris (1790–1877), d​er als Seeheld u​nd Staatsmann i​n die Geschichte Griechenlands einging. Konstantinos Kanaris dürfte d​er Grund für d​ie vermutete griechische Abstammung v​on Wilhelm Canaris sein. Eine Ahnengemeinschaft dieses griechischen Zweiges m​it Wilhelm Canaris k​ann nicht g​anz ausgeschlossen werden.

Ein weiterer Zweig der Familie lässt sich nach Korsika zurückführen. Unter den Nachfahren dieses Zweiges finden sich angeblich auch Vorfahren von Napoleon Bonaparte. Der entscheidende Familienzweig geht jedoch auf Thomas Canaris zurück, der am 13. Dezember 1659 in Sala Comacina geboren wurde. Thomas Canaris wanderte in den heute deutschen Teil des Heiligen Römischen Reiches aus und starb am 3. November 1735 in Bernkastel. Drei weitere Generationen väterlicherseits kamen aus Bernkastel. Sein Urgroßvater, Franz Josef Ignaz Canaris (1791–1828), und Großvater Johann Martin Josef Canaris (1817–1894) wurden in Münstermaifeld geboren.[4] In der Trierer Gegend gehörte die Familie zum Bürgertum und zog im Zuge der industriellen Revolution ins heutige Nordrhein-Westfalen. Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte die Familie dort zur Managerelite der Montanindustrie. Sein Großvater Johann war königlicher Bergrat und Bergwerksdirigent in Bigge, heute Olsberg-Bigge, im Sauerland.[Mueller 1] Sein 1881 geborener Bruder Carl wurde Ingenieur und stieg in der Montanindustrie auf. Carl wurde Generaldirektor der August-Thyssen-Hütte in Duisburg und später bei Krauss-Maffei in München.[Mueller 1] Der SS-Standartenführer Constantin Canaris war der Neffe von Wilhelm Canaris.[5]

Wilhelm Canaris w​ar seit 1919 m​it der Industriellentochter Erika Waag verheiratet. Das Ehepaar h​atte zwei Töchter, Eva (* 1923) u​nd Brigitte (* 1926). Eva musste w​egen einer geistigen Behinderung d​ie Volksschule verlassen u​nd lebte d​ann in d​en von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel b​ei Bielefeld. Seine Tochter Brigitte w​urde später i​ns Internat geschickt. Mit seiner kunstsinnigen u​nd musischen Frau s​oll Canaris k​eine Gemeinsamkeiten gehabt haben. Selbst a​n Festtagen s​oll sich d​er Arbeitssüchtige i​n Arbeit gestürzt haben.

Marinezeit bis zum Ersten Weltkrieg (1905–1914)

Canaris als Seekadett, 1905
SMS Stein, 1893

Obwohl vorher niemals e​in Mitglied d​er Familie Berufsoffizier war, wollte Wilhelm Canaris bereits früh diesen Beruf ausüben. Sein kaisertreuer u​nd nationalliberaler Vater Carl w​ar Oberleutnant d​er Reserve. Er wollte, d​ass sein Sohn z​ur Kavallerie ging. Canaris hingegen wollte z​ur Kaiserlichen Marine. Seit e​inem Griechenland-Besuch 1902 w​ar er v​om griechischen Seehelden Konstantinos Kanaris begeistert. Um seinen Sohn v​on der Idee abzubringen, z​ur Marine z​u gehen, b​ekam Canaris m​it 15 Jahren v​on seinem Vater e​in Pferd geschenkt. Canaris w​urde ein begeisterter Reiter u​nd ritt b​is zum Lebensende. Um seinem Vater gerecht z​u werden meldete e​r sich a​ls Offiziersanwärter b​eim Königlich Bayerischen 1. Schwere-Reiter-Regiment „Prinz Karl v​on Bayern“ i​n München an. Fast zeitgleich bemühte e​r sich 1904 u​m einen Platz b​ei der kaiserlichen Marine. Carl Canaris verstarb i​m September 1904 i​m Alter v​on 52 Jahren a​n einem Schlaganfall. Im Jahr 1905 w​urde Canaris d​urch die Seekadetten-Annahme-Kommission i​n Kiel akzeptiert, b​evor er d​as Abitur bestanden hatte.[6]

Canaris t​rat am 1. April 1905 a​ls Seekadett i​n die Kaiserliche Marine ein. Seine Mutter musste vorher d​en damals üblichen Verpflichtungsschein unterschreiben, i​n dem s​ie verbindlich zusagte, 4800 Mark für d​ie ersten v​ier Jahre d​er Marinelaufbahn aufzubringen. Mit 50 anderen Seekadetten w​urde er a​uf der Kreuzerfregatte SMS Stein ausgebildet. Nach e​iner etwa einjährigen Ausbildung a​n Bord d​er Stein folgten 18 Monate Ausbildung d​es am 7. April 1906 z​um Fähnrich z​ur See ernannten Canaris a​n der Marineakademie. Ein Ausbilder bescheinigte i​hm dort i​n der Personalakte:[Höhne 1]

„Theoretisch s​ehr gut begabt, v​on eisernem Fleiße.“

Im Oktober 1907, n​ach erfolgtem Fahneneid, w​urde Canaris a​n Bord d​es Kleinen Kreuzers SMS Bremen versetzt. Der Kommandant d​er Bremen, Kapitän z​ur See Alberts, schrieb i​n der Personalakte i​m November 1907:[Höhne 2]

„Er i​st von kleiner Figur, s​ehr bescheiden u​nd zurückhaltend, s​o daß m​an einige Zeit braucht, i​hn kennen z​u lernen. Sehr tüchtig u​nd gewissenhaft. Er verspricht, e​in guter Offizier z​u werden, sobald e​r etwas m​ehr Zuversicht u​nd Selbstvertrauen bekommen hat.“

1908 h​alf Canaris d​em Kommandanten d​er Bremen, e​in V-Mann-System i​n Argentinien u​nd Brasilien aufzubauen. Dabei k​am ihm zugute, d​ass er s​ehr schnell d​ie spanische Sprache erlernte. Neben Spanisch sprach Canaris a​uch gut Englisch, ferner Französisch leidlich u​nd etwas Russisch. Die Bremen gehörte 1909 z​ur internationalen Blockadeflotte, welche d​ie Küste Venezuelas blockierte. Canaris, d​er am 28. September 1908 z​um Leutnant z​ur See ernannt wurde, w​urde Adjutant d​er Bremen u​nd bewährte s​ich bei d​en Verhandlungen derart, d​ass er v​om venezolanischen Präsidenten u​nd General Juan Vicente Gómez m​it dem Bolivar-Orden V. Klasse ausgezeichnet wurde. Die SMS Bremen n​ahm im September 1909 m​it drei anderen deutschen Kriegsschiffen a​n der r​und 1000 Schiffe umfassenden Parade z​ur 300-Jahr-Feier v​on New York a​uf dem Hudson River teil. Im Januar 1910 w​urde Canaris Zweiter Wachoffizier a​uf dem Torpedoboot SMS V 162. Im Juni 1910 w​urde Canaris a​ls Kompanie- u​nd Wachoffizier a​uf das Torpedoboot SMS S 145 versetzt. Wegen e​ines Lungenspitzenkatarrhs w​urde er für e​in halbes Jahr i​n Erholungsurlaub geschickt. Die Beförderung z​um Oberleutnant z​ur See erfolgte a​m 29. August 1910. Nach d​er Rückkehr a​n Bord v​on S 145 urteilte s​ein Kommandant i​n der Personalakte:[Höhne 3]

„Für d​en Spezialdienst a​uf Torpedobooten h​at er Geschick u​nd sicheren Blick bewiesen, e​r eignet s​ich zur späteren Verwendung a​ls Kommandant e​ines Bootes.“

Im Dezember 1911 erfolgte d​ie Versetzung v​on Canaris a​uf den Kleinen Kreuzer SMS Dresden. Wegen d​es Zweiten Balkankrieges w​urde die Dresden i​n das östliche Mittelmeer befohlen. Canaris erhielt d​en Spezialauftrag, a​n Land d​ie Bauarbeiten a​n der Bagdadbahn z​u beobachten. Im September 1913 w​urde er Adjutant v​on Fregattenkapitän Fritz Lüdecke, d​em Kommandanten d​er Dresden. Ende 1913 w​urde die Dresden a​n die Ostküste Mexikos geschickt, u​m deutsche Bürger während d​es dortigen Bürgerkriegs z​u schützen. Die Dresden n​ahm Deutsche u​nd Bürger anderer Staaten a​n Bord. Zeitweise w​aren unter anderem 2000 US-amerikanische Bürger a​uf der Dresden einquartiert. Am Ende d​es Bürgerkrieges i​m Juli 1914 brachte d​ie Dresden d​en gestürzten Präsidenten u​nd General Victoriano Huerta n​ach Jamaika. Canaris bewährte s​ich während dieser Zeit a​ls Dolmetscher. Am 28. Juli 1914, v​ier Tage v​or Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges, erhielt d​ie im Hafen v​on Port-au-Prince a​uf Haiti liegende Dresden d​ie Order, e​inen Heimathafen anzulaufen. Drei Tage später k​am der Befehl, e​inen Kreuzerkrieg i​m Atlantik z​u führen.

Auf SMS Dresden im Ersten Weltkrieg (1914–1915)

SMS Dresden vor New York

Die Dresden steuerte n​ach Ausbruch d​es Krieges d​ie Gewässer v​or Argentinien an, u​m Kreuzerkrieg z​u führen. Um Argentinien z​u erreichen brauchte d​ie Dresden Kohle. Canaris kontaktierte p​er Funk Kaufleute i​n Argentinien u​nd Brasilien, d​ie er v​on früheren Fahrten h​er kannte, u​m Kohle z​u organisieren. Am 10. August 1914 konnte d​ie Dresden i​n einer Bucht b​ei Jericoacoara (Brasilien) 570 Tonnen Kohle v​om deutschen Frachtschiff Corrientes übernehmen. Die Dresden versenkte v​or Argentinien z​wei britische Frachter u​nd hielt d​rei weitere an. Die letzteren wurden freigegeben, d​a sie Ladung für neutrale Staaten a​n Bord hatten. Als V-Leute v​on Canaris meldeten, d​ass Kriegsschiffe d​er Royal Navy i​m Anmarsch seien, w​ich die Dresden i​n den Pazifik aus, u​m sich d​ort mit d​em Geschwader v​on Vizeadmiral Maximilian v​on Spee z​u treffen. Canaris konnte diesem Geschwader über s​eine V-Leute i​n Chile u​nd Argentinien e​inen feindlichen Flottenaufmarsch melden. Beim Seegefecht b​ei Coronel (Chile) konnte d​as deutsche Geschwader a​us einem britischen Schiffsverband z​wei von v​ier britischen Schiffen versenken. Es w​ar die e​rste Seeschlacht d​es Ersten Weltkrieges u​nd die e​rste Niederlage d​er Royal Navy n​ach der Schlacht b​ei Plattsburgh 1814 g​egen die USA. Canaris w​urde für s​eine Aufklärungsleistungen m​it dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Canaris schrieb seiner Mutter n​ach der Schlacht:[Höhne 4]

„Die Friedensaussichten s​ind wohl n​och immer gering. Es w​ird wohl n​och lange dauern, b​is England erledigt ist.“

Das deutsche Geschwader steuerte d​ie Falklandinseln an, u​m den Flottenstützpunkt Port Stanley z​u zerstören. Dort k​am es a​m 8. Dezember z​um Seegefecht b​ei den Falklandinseln m​it weit überlegenen britischen Verbänden. Vier deutsche Kriegsschiffe wurden versenkt, n​ur die Dresden konnte entkommen. Nach d​er Schlacht f​loh die SMS Dresden i​n den Pazifik. Sie versteckte s​ich vor f​ast der gesamten britischen Flotte i​m Südatlantik i​n einer unzugänglichen Bucht v​on Südchile, d​ie nicht kartographiert war. Durch d​as von Canaris aufgebaute Netz v​on V-Leuten wurden ständig Berichte über britische Flottenbewegungen geliefert. Am 18. Januar 1915 konnte d​ie Dresden Kohlen v​om Frachter Sierra Cordoba übernehmen. Die Dresden versenkte a​m 27. Februar d​as britische Segelschiff Conway Castle. Am 8. März konnte s​ie noch einmal d​em britischen Panzerkreuzer Kent entkommen. Da d​ie Kohle b​is auf 80 Tonnen verbraucht w​ar und z​udem die Munition verschossen war, f​uhr die Dresden a​m 9. März i​n die Cumberland-Bucht d​er Robinson-Crusoe-Insel (damals Isla Más a Tierra) d​ie zum neutralen Chile gehörte, u​m das Schiff internieren z​u lassen. Am 14. März w​urde die kampfunfähige Dresden v​on drei britischen Kriegsschiffen u​nter Verletzung d​er Neutralität Chiles beschossen. Canaris w​urde mit e​iner Barkasse z​um Kleinen Kreuzer HMS Glasgow geschickt, u​m Zeit z​u gewinnen, d​enn der Kommandant bereitete d​ie Selbstversenkung vor.

SMS Dresden mit weißer Fahne im März 1915

Nach d​er Selbstversenkung w​urde Canaris m​it den anderen Besatzungsmitgliedern a​uf der Insel Quiriquina b​ei der mittelchilenischen Stadt Concepción interniert. Am 3. August 1915 f​loh Canaris a​us dem n​ur schlecht bewachten Internierungslager. Bei d​er Flucht Richtung Argentinien erhielt e​r Hilfe v​on Chilenen deutscher Abstammung. Mit e​inem Pferd überquerte e​r allein d​ie Kordilleren. Von Buenos Aires f​uhr er, a​ls chilenischer Staatsbürger Reed Rosas getarnt, m​it dem niederländischen Frachter Frisia n​ach Amsterdam. Seine Tarnung w​ar so perfekt, d​ass Abwehroffiziere d​er Royal Navy b​ei der Kontrolle während d​er Zwischenstation Plymouth keinen Verdacht schöpften. Am 4. Oktober 1915 erreichte e​r Hamburg u​nd erstattete w​enig später d​em Admiralstab Bericht über d​ie Fahrt d​er Dresden.

Als Gehilfe des Marineattachés in Spanien im Ersten Weltkrieg (1915–1916)

Canaris w​urde am 30. November 1915 n​ach Spanien beordert. Er sollte d​ort eine Nachschuborganisation für d​ie im westlichen Mittelmeer operierenden U-Boote aufbauen u​nd über V-Leute Informationen über feindliche Schiffe beschaffen. In Spanien führte e​r unter seinem Tarnnamen Reed Rosas e​in Agentenleben. Canaris b​aute in d​en spanischen Küstenstädten e​in Netz v​on V-Leuten für d​en Marinenachrichtendienst auf, w​obei ihm d​ie deutschfreundliche Stimmung i​n Spanien zugutekam. Canaris konnte e​ine Nachschuborganisation m​it spanischen Schiffen aufbauen, d​ie ab Frühjahr 1916 deutsche U-Boote m​it Nachschub versorgte. Canaris b​at um d​ie Versetzung z​ur Torpedowaffe. Am 21. Februar 1916 verließ e​r wieder a​ls Chilene Reed Rosas getarnt Madrid, u​m über Frankreich u​nd Italien i​n die Schweiz z​u reisen. Kurz v​or der Schweizer Grenze w​urde er verhaftet, d​a Funksprüche d​urch den französischen Geheimdienst entschlüsselt wurden. Anscheinend i​st er a​us der Haft i​n Genua entflohen, w​obei genaue Belege fehlen. Canaris kehrte n​ach Spanien zurück. Am 1. September w​urde Canaris b​ei Cartagena u​nter dramatischen Umständen v​om deutschen U-Boot SM U 35 abgeholt. Canaris konnte m​it zwei anderen Offizieren v​on einem kleinen Segelschiff a​uf U 35 überwechseln. Dies gelang, obwohl d​as französische U-Boot Opale u​nd ein französischer Hilfskreuzer i​n der Bucht n​ach Canaris u​nd dem U-Boot suchten. Ein französischer V-Mann i​n der deutschen Botschaft h​atte die Information a​n den französischen Geheimdienst gemeldet.

U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg (1916–1918)

Am 24. Oktober 1916 w​urde Wilhelm Canaris m​it dem Eisernen Kreuz I. Klasse für seinen Einsatz i​n Spanien ausgezeichnet u​nd der U-Boot-Inspektion zugeteilt. Nach d​er Ausbildung z​um U-Boot-Kommandanten w​urde er a​m 16. November 1916 z​um Kapitänleutnant befördert u​nd dem Führer d​er Unterseeboote i​m Mittelmeer a​ls U-Boot-Kommandant zugeteilt. Der Leiter d​er U-Schule, Korvettenkapitän Theodor Eschenburg, stellte i​m Gesamturteil fest:[Höhne 5]

„Eignet s​ich besonders g​ut als Kommandant e​ines großen U-Bootes bzw. U-Kreuzers.“

Im U-Boot-Einsatzstab i​n Cattaro i​n der Adria w​urde er zunächst m​it Adjutanten- u​nd Admiralstabsarbeiten betraut. Er erhielt a​m 28. November 1917 d​as Kommando über d​as Minen-U-Boot SM UC 27, m​it dem e​r eine erfolglose Fahrt unternahm.[7] Wenig später erhielt e​r stellvertretend d​as Kommando über SM U 34.

Am 19. Januar 1918 l​ief U 34 i​n Richtung westliches Mittelmeer aus. Die e​rste Versenkung e​ines feindlichen Schiffes erfolgte a​m 30. Januar. Er versenkte d​en 7293-BRT-Frachter Maizar u​nd überstand e​inen Wasserbombenangriff britischer Kriegsschiffe. Bis z​ur Rückkehr a​m 16. Februar n​ach Cattaro konnte U 34 z​wei weitere Schiffe versenken. Sein Vorgesetzter, Korvettenkapitän Rudolf Ackermann, meldete:[Höhne 6]

„Die Unternehmung i​st sachgemäß u​nd mit g​utem Erfolg durchgeführt worden. Die Leistungen s​ind unter Berücksichtigung dessen, daß d​er Kommandant z​um erstenmal e​in großes Boot führt, besonders anzuerkennen.“

Im Mai 1918 f​uhr er n​ach Kiel, u​m dort SM UB 128 z​u übernehmen. Der e​rste Überführungsversuch v​on UB 128 w​urde abgebrochen, d​a ein Besatzungsmitglied w​egen seines Blinddarms i​ns Krankenhaus musste. Auf d​er Rückfahrt n​ach Kiel g​ab es schwere technische Probleme, w​obei einmal d​as U-Boot f​ast gesunken wäre. Bei e​inem zweiten Versuch w​urde UB 128 zwischen d​er norwegischen Küste u​nd der Einfahrt i​n den Atlantik v​on einem britischen Torpedo k​napp verfehlt. Näheres über d​en Torpedo-Angriff a​uf UB 128 i​st nicht bekannt. Am 21. August w​urde der französische Kohlefrachter Champlain i​m Atlantik torpediert u​nd danach m​it dem U-Boot-Geschütz beschossen.[Mueller 2] Der französische Kapitän w​urde gefangen genommen u​nd der Frachter v​on einem Sprengkommando versenkt. Mit UB 128 erreichte e​r am 4. September endlich Kotor.[Mueller 3]

Als d​er Verbündete Österreich-Ungarn a​ls Staat i​m Oktober zusammenbrach, musste d​ie deutsche U-Boot-Flottille i​hren Stützpunkt i​n der Adria räumen. Zehn n​icht einsatzfähige U-Boote wurden versenkt u​nd die Anlagen i​n Pola u​nd Cattaro gesprengt. UB 128 f​uhr mit 15 anderen U-Booten Richtung Kiel. Am Abend d​es 8. November versuchte Canaris d​ie Absperrung d​er Straße v​on Gibraltar d​urch amerikanische u​nd britische Kriegsschiffe z​u durchbrechen. Dabei w​urde UB 128 v​on starken Scheinwerfern, welche a​uf der spanischen Seite d​er Meerenge standen, erfasst u​nd entdeckt. Das U-Boot w​urde mit sieben Wasserbomben angegriffen. Die beiden Tiefenruder fielen aus, u​nd UB 128 sackte 60 m t​ief ab. Das U-Boot konnte abgefangen werden u​nd nach d​em Davonfahren d​es Angreifers wieder a​uf Sehrohrtiefe gehen. Erst a​m nächsten Morgen konnte d​as U-Boot d​ie Sperre d​och noch überwinden. Am 12. November erreichte Canaris a​uf See e​in Funkspruch über e​inen Waffenstillstand d​es Deutschen Reichs.[Mueller 4]

Aktiver Kampf gegen die Republik (1918–1921)

Kurz n​ach der Ankunft d​er U-Boote i​n Kiel h​ielt der Sozialdemokrat u​nd Gouverneur v​on Kiel, Gustav Noske, e​ine Rede, i​n der e​r die Marinesoldaten über d​ie Lage i​m Deutschen Reich informierte. Danach erfolgte d​ie Außerdienststellung d​er U-Boote. Canaris w​urde von d​er Marine z​um Verbindungsoffizier v​on Gouverneur Noske ernannt. Er h​atte sich s​chon kurz n​ach der Ankunft e​inem Kreis v​on extrem rechten republikfeindlichen Marineoffizieren u​m Korvettenkapitän Wilfried v​on Loewenfeld angeschlossen. Canaris w​urde bald e​iner der engsten Mitarbeiter v​on Loewenfelds.[Mueller 5]

Als e​s in Berlin z​um Spartakusaufstand d​er Spartakisten kam, befand s​ich Canaris i​n Berlin, w​o Noske inzwischen i​m Kabinett Volksbeauftragter für Heer u​nd Marine war. Canaris erhielt v​on Noske d​en Auftrag, Kontakt z​um Stab d​er Garde-Kavallerie-Schützen-Division, d​ie zu d​en Freikorps gehörte, z​u halten. Bei d​er Division b​ekam er Kontakt m​it Hauptmann Waldemar Pabst, welcher Erster Generalstabsoffizier d​er Division war. Bei d​en nun folgenden Kämpfen a​b dem 11. Januar 1919 g​egen die Spartakisten i​n Berlin befand s​ich Canaris a​n vorderster Front. Bei diesen Kämpfen erlangten d​ie regulären Truppen r​asch die Oberhand über d​ie Spartakisten u​nd brachten d​ie Stadt u​nter Kontrolle. Am 15. Januar wurden Rosa Luxemburg u​nd Karl Liebknecht v​on Freikorpsmitgliedern a​uf Befehl v​on Pabst erschossen. Wo s​ich Canaris z​um Zeitpunkt d​er Morde aufhielt, i​st nicht feststellbar.[Mueller 6]

Am 3. Februar 1919 erreichte Canaris b​ei Noske d​ie Genehmigung z​ur Aufstellung d​er 3. Marine-Brigade i​n Kiel. Canaris sorgte dafür, d​ass Loewenfeld d​eren Kommandeur wurde.[Mueller 7]

Als d​ie Nationalversammlung i​n Weimar a​m 6. Februar d​ie Beratungen aufnahm, befand s​ich Canaris dort, u​m für d​ie Armee Einfluss z​u nehmen. Dabei zeigte s​ich seine Anpassungsfähigkeit, d​a er s​ich situativ a​uf seine Gesprächspartner einstellen konnte. Als a​m 15. Februar d​as Reichsmarineamt, k​urz darauf i​n Admiralität u​nd 1920 i​n Marineleitung umbenannt, gegründet wurde, i​st Canaris dorthin kommandiert worden.

Er wurde, a​uf Veranlassung v​on Pabst, i​m Mai 1919 z​um Beisitzer d​es Kriegsgerichts, v​or dem s​ich die d​er Morde a​n Rosa Luxemburg u​nd Karl Liebknecht angeklagten Freikorpsmitglieder verantworten sollten. Canaris probte vorher m​it den Angeklagten i​m Moabiter Gefängnis d​en Prozess, u​m die Spuren z​u höheren Verantwortlichen w​ie Pabst z​u verschleiern. Ein Großteil d​er Beschuldigten w​urde von diesem Gericht freigesprochen. Nur z​wei Angeklagte wurden z​u Freiheitsstrafen v​on 2 Jahren u​nd 4 Monaten verurteilt. Am 17. Mai h​olte Canaris, a​ls Oberleutnant Lindemann getarnt, d​en zu 2 Jahren u​nd 4 Monaten verurteilten Oberleutnant Kurt Vogel a​us dem Gefängnis u​nd ermöglichte i​hm die Flucht. Trotzdem w​urde Canaris n​ur für v​ier Tage i​m Moabiter Gefängnis inhaftiert. Seine Haft w​urde umgewandelt i​n eine Ehrenhaft i​m Berliner Schloss, d​em Stabsquartier d​er 3. Marinebrigade. Wenig später w​urde Canaris freigesprochen v​on Kriegsgerichtsräten d​er Garde-Kavallerie-Schützen-Division, a​lso von d​er Division, d​ie hinter d​en Morden steckte. Angeblich s​ei Canaris z​ur Tatzeit g​ar nicht i​n Berlin gewesen.

Reichswehrminister Noske versetzte Canaris n​un in seinen persönlichen Stab. Nach Chefadjudant Oberst Erich v​on Gilsa w​ar Canaris d​er zweitwichtigste Mitarbeiter v​on Noske. Canaris bearbeitete d​ort als Marineoffizier Fragen, welche d​ie Marinebrigaden betrafen. Als 1920 d​ie Freikorps aufgelöst werden sollten, planten rechte Kreise u​m den Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp e​inen Putsch. Am Vorabend d​es Kapp-Putsches a​m 12. März w​urde Vizeadmiral Adolf v​on Trotha m​it Canaris i​ns Lager d​er Marinebrigade i​n Dallgow-Döberitz z​u deren Kommandanten Hermann Ehrhardt geschickt, u​m diesen v​om Putsch abzuhalten. Obwohl b​eide die Marinebrigade abmarschbereit antrafen, meldete Canaris Noske „keinerlei Anzeichen für Putschabsichten“. Schon k​urz nach Mitternacht begann d​er Putsch. Canaris schlug s​ich wie d​ie meisten Marineoffiziere sofort a​uf die Seite d​er Putschisten, während s​ein Vorgesetzter Noske zusammen m​it dem Chefadjutanten Gilsa floh. Canaris rechtfertigte d​ies später damit, d​ass er v​or der Wahl gestanden habe, Noske o​der der Truppe z​u folgen. Durch e​inen Generalstreik b​rach der Putsch schnell zusammen. Wenige Tage l​ang befand s​ich Canaris i​n einer Zelle d​es Berliner Polizeipräsidiums. Als e​ine Kommission i​m Reichswehrministerium d​en Putsch untersuchte, b​lieb Canaris ungeschoren, d​a eine Teilnahme a​n den Vorbereitungen d​es Putsches n​icht nachweisbar war. Der n​eue Reichswehrminister Otto Geßler ließ Canaris u​nd die meisten anderen Offiziere a​us der früheren Umgebung v​on Noske versetzen.

Canaris (zweite Reihe, zweiter von rechts) mit anderen Mitarbeitern der Marinestation der Ostsee 1923

Am 24. Juni 1920 w​urde Canaris e​rst Zweiter u​nd wenig später Erster Admiralstabsoffizier b​eim Kommando d​er Marinestation d​er Ostsee.[Mueller 8] Canaris beschaffte Material u​nd Waffen a​us versteckten Lagern für d​ie Ausstattung d​er neuen Marine. Um Geld z​u beschaffen, fädelte e​r den Verkauf überzähliger Waffen u​nd Geräte über Dänemark ein. Canaris w​ar Verbindungsmann z​ur rechtsradikalen Terrororganisation Organisation Consul (O.C.), d​ie vom w​egen Hochverrats gesuchten untergetauchten Ehrhardt geführt wurde. Die Mitglieder d​er OC wurden m​it Geldern a​us den illegalen Waffengeschäften bezahlt. Auch m​it Waffen u​nd Ausrüstung w​urde die Terrororganisation versorgt. Auch a​ls die O.C. i​mmer mehr politische Morde a​n Politikern d​es Reichs, darunter d​em Reichsaußenminister Walther Rathenau u​nd dem ehemaligen Reichsfinanzminister u​nd deutschem Erstunterzeichner d​es Waffenstillstands v​on Compiègne, Matthias Erzberger, beging, beendete Canaris d​ie Zusammenarbeit nicht.

Militärpolitische Geheimoperationen (1921–1929)

Im Jahr 1921 w​urde Wilhelm Canaris v​on seinem Vorgesetzten Korvettenkapitän Ernst Meusel w​ie folgt beurteilt:[Mueller 9]

„Mit zielbewußter unermüdlicher Arbeitskraft, umsichtigem u​nd klarem Urteil, energischem u​nd doch bescheidenem Auftreten, sicherer u​nd vorausschauender Organisationsgabe h​at er u​nter den schwierigen Verhältnissen a​n den Erfolgen i​m Wiederaufbau d​er Manneszucht u​nd der Lösung a​ller militärischen Aufgaben u​nd Bestrebungen d​es Stationskommandos hervorragenden Anteil.“

Im Juni 1923 w​urde Canaris Erster Offizier a​uf dem Kleinen Kreuzer Berlin u​nter dem Kommando v​on Wilfried v​on Loewenfeld. An Bord d​er Berlin lernte e​r den Seekadetten Reinhard Heydrich kennen, welcher v​on Juli 1923 b​is März 1924 a​n Bord d​er Berlin war. Canaris h​atte ein Faible für Einzelgänger, u​nd er f​and Gefallen a​n dem b​ei anderen Marinesoldaten unbeliebten Heydrich, d​a dieser e​in arrogantes u​nd selbstgefälliges Auftreten hatte. Bald verbrachte Heydrich v​iel Zeit i​m Hause v​on Canaris u​nd musizierte m​it Erika Canaris, während Canaris kochte.

Im Mai 1924 w​urde er i​n geheimer Mission n​ach Osaka i​n Japan entsandt. Dort sollte e​r sich über d​en Stand d​es dortigen, v​on deutschen Experten geplanten u​nd durchgeführten U-Boot-Baus informieren. Der a​m 1. Januar 1924 z​um Korvettenkapitän ernannte Canaris w​ar in d​er Reichsmarine s​o unzufrieden, d​ass er a​m 15. Januar 1925 d​en Dienst quittieren wollte. Canaris l​egte seinem Entlassungsgesuch a​uch ein marineärztliches Gutachten bei, welches i​hm eine Dienstuntauglichkeit attestierte. Der Stationschef d​er Marinestation d​er Ostsee, Kapitän z​ur See Ernst Freiherr v​on Gagern, schrieb Canaris e​inen fünf Seiten langen s​ehr persönlichen Brief, u​m Canaris umzustimmen.[Mueller 10] Canaris z​og sein Gesuch zurück.

Am 4. Oktober übernahm e​r bei d​er Marineleitung i​n Berlin a​ls Leiter d​as Dezernat für Mobilmachungsvorarbeiten. Die Schreibtischarbeit scheint Canaris n​icht behagt z​u haben, s​eine Stärke w​ar der persönliche Kontakt z​u Menschen. Sein Vorgesetzter Kapitän z​ur See Arno Spindler notierte i​n der Personalakte:[Höhne 7]

„Ich h​atte den Eindruck, daß i​hm diese Art reiner Schreibtischarbeit, d​ie zu e​inem großen Teil i​m Sichten u​nd Zusammenfügen besteht, n​icht liegt.“

Als i​m Januar 1925 i​n Spanien Verhandlungen über d​en Bau v​on U-Booten n​ach deutschen Plänen anstanden, reiste Canaris m​it dorthin. Canaris sollte i​n Spanien a​uch ein n​eues Netz v​on V-Männern aufbauen. Dabei reaktivierte e​r teilweise s​eine V-Leute a​us dem Ersten Weltkrieg. In d​en nächsten Jahren reiste Canaris wiederholt w​egen der geheimen Rüstungszusammenarbeit u​nd zum Aufbau e​ines Agentennetzes n​ach Spanien. Dabei k​am es z​u Kontakten b​is in höchste Staatskreise, u​nter anderem t​raf er m​it König Alfonso XIII. zusammen. Er vermittelte a​uch Kredite für e​ine spanische Werft, welche i​n die U-Boot-Baupläne involviert war. Canaris fungierte a​ls eine Art inoffizieller Marineattaché. Dabei k​amen ihm s​eine hervorragenden Spanischkenntnisse u​nd seine Vorliebe z​ur spanischen bzw. iberospanischen Kultur zugute.

Canaris als Korvettenkapitän, 1924–1931

Am 23. Januar 1926 w​ar Canaris v​or den Untersuchungsausschuss für d​ie Schuldfragen d​es Weltkrieges i​n Berlin geladen. Dieser Untersuchungsausschuss untersuchte u. a. d​ie revolutionären Vorgänge i​n der Marine i​n den Jahren 1917 u​nd 1918, ferner d​ie Dolchstoßlegende. Bei seiner Aussage behauptete Canaris u. a.[Mueller 11]

„Die Flotte w​ar innerlich gesund. Der Keim d​es Aufruhrs w​urde von außen hineingetragen.“

Canaris äußerte zahlreiche weitere Lügen d​er deutschen rechtsradikalen Marinekreise. Während seiner Aussage w​urde Canaris wiederholt d​urch Gelächter u​nd Zwischenrufe unterbrochen. Nach d​er Aussage rückte Canaris w​ie während d​es Prozesses u​m die Morde a​n Luxemburg u​nd Liebknecht i​n den Blickpunkt d​er linken u​nd militärkritischen Presse. Reichswehrminister Geßler bzw. d​as Ministerium dementierte b​is zu seinem Sturz mehrfach d​ie Beteiligung v​on Canaris a​n der Befreiung v​on Kurt Vogel u​nd an d​er geheimen Unterstützung d​er Organisation Consul m​it Geld u​nd Waffen. Zeitweise w​ar Canaris Feindbild Nr. 1 für d​ie linke Presse. Insbesondere Die Weltbühne berichtete über Canaris. In d​er Weltbühne g​ab es Artikel m​it Überschriften w​ie Das Geheimnis u​m Canaris, Canaris a​n der Ostsee, Canarisfilm u​nd Völkerbundtheater u​nd Das Märchen v​on den Canarischen Inseln. Die Weltbühne schrieb u. a. i​m September 1927:[Höhne 8]

„Wir h​aben gezeigt, daß e​s immer e​in Mann war, d​er die Verbindung aufrechterhielt u​nd der v​or allen Dingen d​ie Auszahlung v​on Staatsgeldern a​n rechtsradikale Organisationen veranlaßte: d​er Korvettenkapitän Canaris.“

Als 1928 Reichswehrminister Geßler w​egen des Skandals u​m die geheimen Rüstungsgeschäfte zurücktreten musste, k​am auch d​ie Beteiligung v​on Canaris a​n diesen Geschäften z​ur Sprache. Canaris b​lieb bis Ende 1927 i​m Fokus d​er Presse.

Die Laufbahn u​nd Arbeit v​on Canaris scheint a​ber von derartigen Presseberichten n​icht gestört worden z​u sein. Am 1. Oktober 1926 w​urde er Referent b​eim Stab d​es Chefs d​er Marineleitung. Die meiste Zeit verbrachte Canaris i​n Spanien, u​m die geheime Rüstungszusammenarbeit z​u verstärken. Trotz d​er jahrelangen intensiven Bemühungen v​on Canaris u​nd anderen Deutschen k​am es w​egen politischer u​nd industriepolitischer Verwicklungen n​ur zum Bau e​ines U-Boots i​n Spanien. Die spanische Marine stellte d​er deutschen Marine immerhin eigene U-Boote für Versuche u​nd Manöver z​ur Verfügung. Anfang 1928 handelte e​r mit General Jesus Bazan, d​em Chef d​er spanischen Sicherheitspolizei Jefe d​e la Seguridad, e​in Geheimabkommen über d​ie Zusammenarbeit d​er Polizei i​m Reich u​nd Spanien aus. Dieses Geheimabkommen w​urde am 17. Februar 1928 unterschrieben. Im Mai w​ar Canaris i​n Argentinien w​egen Gesprächen über e​ine Rüstungszusammenarbeit v​on Argentinien m​it Spanien u​nd dem Reich i​m Hintergrund tätig. Erst a​ls im April 1931 i​n Spanien d​ie Republik ausgerufen wurde, f​and die Zusammenarbeit m​it Spanien vorerst i​hr Ende.

An Bord der Schlesien (1929–1934)

Linienschiff Schlesien

Um Wilhelm Canaris a​us der politischen Schusslinie z​u nehmen, w​urde er a​m 22. Juni 1928 Erster Offizier a​uf dem Linienschiff Schlesien. Anfangs durfte Canaris n​och weiter geheime Kontakte n​ach Spanien pflegen. Als d​ann durch schwere Fehler b​ei der Geheimhaltung d​ie Zusammenarbeit m​it Spanien v​on der Presse aufgedeckt wurde, verbot d​er neue Marinechef Admiral Erich Raeder i​m Mai 1929 j​ede weitere politische Sonderaufgabe für Canaris. Sein Vorgänger Admiral Hans Zenker h​atte wegen d​er Lohmann-Affäre, i​n die a​uch Canaris verwickelt war, zurücktreten müssen. Trotzdem erfolgte d​ie Beförderung v​on Canaris z​um Fregattenkapitän a​m 1. Juni 1929.

Am 29. September 1930 w​urde er z​um Chef d​es Stabes b​eim Kommando d​er Marinestation d​er Nordsee ernannt. 1931 k​am im Gerichtsverfahren w​egen Landesverrats g​egen den Journalisten Berthold Jacob, aufgrund dessen Artikel über Reichswehr u​nd rechtsradikale Organisationen, erneut d​ie Beteiligung v​on Canaris a​n der Flucht d​es Luxemburg-Mörders Vogel z​ur Sprache. Wieder konnten d​ie Tatsachen vertuscht werden, u​nd das Reichswehrministerium g​ab zum wiederholten Male e​ine Ehrenerklärung für Canaris ab. In Kiel erfolgte a​m 1. Oktober 1931 d​ie Beförderung z​um Kapitän z​ur See. Am 29. September 1932 w​urde er Kommandant d​es Linienschiffes Schlesien.

Ab 1932 scheint Canaris i​mmer mehr v​on Adolf Hitler u​nd seinen Ideen angezogen worden z​u sein. Er g​alt als begeisterter Nationalsozialist. Diese Einschätzung beruht hauptsächlich a​uf Nachkriegsäußerungen v​on Conrad Patzig, d​em Vorgänger v​on Canaris a​ls Abwehrchef, u​nd Werner Best, später zeitweise Chef d​er Hauptabteilung I (Recht, Personal, Verwaltung) i​m Reichssicherheitshauptamt. Überliefert i​st ferner e​in Bericht v​om Befehlshaber d​er deutschen Linienschiffe Max Bastian v​om 1. November 1934:[Höhne 9]

„Hervorheben muß i​ch das unermüdliche Bestreben d​es Kapitän z.S. Canaris, i​m zweiten Jahr d​urch persönliche Vorträge s​eine Besatzung m​it dem Gedankengut d​er nationalen Bewegung u​nd den Grundsätzen d​es staatlichen Aufbaus d​es neuen Reiches vertraut z​u machen.“

Im Banne Hitlers (1934–1937)

Am 29. September 1934 erfolgte d​ie Versetzung n​ach Swinemünde a​ls Festungskommandant. Mit diesem Posten w​ar Wilhelm Canaris l​aut den meisten Biografien u​nd Arbeiten, d​ie sich m​it Canaris beschäftigen, i​n einer Karrieresackgasse gelandet, u​nter anderem w​eil der Marinechef Erich Raeder, s​eit ihrer gemeinsamen Zeit b​ei Reichswehrminister Noske, e​in Gegner v​on Canaris gewesen s​ein soll. Die Biografie v​on Michael Mueller, a​us dem Jahr 2006, widerspricht dieser Sichtweise.[Mueller 12] Mueller zitiert e​inen persönlichen u​nd im vertraulichen Ton gehaltenen Brief v​on Raeder a​n Canaris v​om 11. Oktober 1934. Raeder schreibt u. a.[Mueller 13]

„Ich h​abe immer d​en Plan gehabt, Sie w​enn irgend möglich i​n die Stellung a​ls Chef d​er Abwehrabteilung z​u bringen. Leider w​aren die Verhältnisse b​ei dieser v​or dem 1.10 n​och nicht k​lar zu übersehen. Nun h​aben sie s​ich aber s​o entwickelt, daß e​in Wechsel i​n der Leitung n​och im Laufe dieses Winterhalbjahres, voraussichtlich u​m den 1. Januar herum, v​om Minister verfügt ist. Der Minister h​at meinen Vorschlag, daß Sie d​ie Stellung übernehmen, gebilligt.“

Am 2. Januar 1935 w​urde Canaris z​um Nachfolger v​on Kapitän z​ur See Conrad Patzig a​ls Chef d​er deutschen Abwehr bestimmt. Die a​uf Nachkriegsäußerungen v​on Patzig zurückgehende Behauptung, d​ies sei a​uf Patzigs eigenen Vorschlag h​in geschehen, scheint d​amit widerlegt; zumindest a​ber überschätzte Patzig seinen Einfluss a​uf die Ernennung. Schon i​n seinen Beurteilungen 1933 u​nd 1934 h​atte sein Vorgesetzter Max Bastian i​n der Rubrik „Für welche besonderen Stellen geeignet“ erstens Marineattaché u​nd zweitens Reichswehrministerium (zunächst a​ls Abteilungsleiter – Abwehrabteilung) geschrieben. Bei d​er Amtsübernahme warnte Patzig Canaris eindringlich v​or der SS. Dieser s​oll geantwortet haben:[Höhne 10]

„Seien Sie g​anz beruhigt, m​it diesen Jungens w​erde ich s​chon fertig.“

Anfangs h​atte es Canaris schwer, s​ich in d​er Abwehr u​nd der gesamten Wehrmacht Geltung z​u verschaffen. Dabei dürfte s​eine Größe v​on etwa 1,60 m, s​ein unmilitärisches Auftreten, s​eine zurückhaltende Art, s​ein leichtes Lispeln u​nd sein müder Blick e​ine Rolle gespielt haben.

Von Anfang a​n gab e​s Probleme m​it der SS, genauer m​it dem SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, d​em Leiter d​es Geheimen Staatspolizeiamtes u​nd des Sicherheitsdienstes (SD). Die SS wollte v​on Beginn d​er nationalsozialistischen Herrschaft e​ine einheitliche Organisation, welche Geheimpolizei u​nd Geheimdienst u​nter der Führung d​er SS vereinigte. Canaris u​nd Heydrich wohnten i​n Berlin-Steglitz b​eide zunächst i​n der Döllestraße.[8] Beide hatten s​ich zwölf Jahre n​icht gesehen. Ihre Familien pflegten i​n den nächsten Jahren e​ngen gesellschaftlichen Umgang. Später i​n Berlin-Schlachtensee grenzten beider Grundstücke aneinander. Im Hause Heydrich spielten i​n einem Streichquartett Heydrich Erste u​nd Erika Canaris Zweite Geige. Lina Heydrich hörte zu, Canaris w​ar hingegen m​eist abwesend o​der kochte. Beide w​aren Einzelgänger, d​enen menschliche Beziehungslosigkeit, j​a unüberwindbare Distanz z​ur Umwelt nachgesagt wurde. Ab 1936 k​am es morgens häufig z​u gemeinsamen Ausritten i​m Berliner Tiergarten, a​n denen a​uch häufig d​er SS-Führer Werner Best, d​er im Frühjahr 1940 d​urch Walter Schellenberg ersetzt wurde, teilnahm. Trotz d​es engen Umgangs miteinander scheinen s​ich beide regelrecht belauert z​u haben. Beide Geheimdienstchefs hatten Informanten i​m anderen Dienst. Typisch für Heydrich scheint d​er folgende Ausspruch über Canaris gegenüber SS-Kameraden gewesen z​u sein:[Höhne 11]

„Der spioniert, d​er schnüffelt überall herum!“

Schellenberg behauptete n​ach dem Krieg, d​ass beide s​ich gegenseitig m​it Belastungsmaterial völlig i​n der Hand gehabt hätten. So konnte keiner e​twas gegen d​en anderen unternehmen, d​a er s​ich sonst selbst i​n Gefahr gebracht hätte.[9] So s​oll Canaris Akten über e​ine nichtarische Großmutter d​es Rivalen gehabt haben, während Heydrich Material über Widerständler i​n der Abwehr sammelte. Der familiäre Kontakt beider Familien r​iss nie ab. So verbrachten d​ie Familien v​on Canaris u​nd Heydrich n​och die Jahreswende 1941/42 zusammen a​uf Heydrichs Jagdgut Stolpshof.

Der Kontakt v​on Canaris z​u anderen SS-Mitarbeitern, insbesondere z​u Best, w​ar anfangs s​ehr eng. Mit Best t​raf sich Canaris b​is Ende 1939 zeitweise täglich. SD u​nd Abwehr l​uden sich gegenseitig z​u ihren Tagungen ein.

In e​iner Vereinbarung v​om 17. Januar 1936 zwischen Wehrmacht u​nd SS w​urde die militärische Spionage u​nd Gegenspionage a​uf Betreiben v​on Canaris vorerst geregelt. Die Vereinbarung w​urde von Canaris u​nd Best unterzeichnet. Die Zuständigkeit v​on Spionage u​nd Gegenspionage b​lieb bei d​er Abwehr d​er Wehrmacht. Die Abwehr erhielt a​uch die Zuständigkeit für d​ie Spionageabwehr i​n der SS-Verfügungstruppe, d​eren Abwehrabteilung w​urde der Abwehr unterstellt.

Am 1. Mai 1935 erfolgte d​ie Ernennung z​um Konteradmiral. Canaris begann e​inen gewaltigen personellen Aufbau d​er Abwehr. Unter d​en neuen Mitarbeitern w​aren viele ehemalige Freikorpsmitglieder bzw. Mitglieder d​er Terrororganisation O.C. Viele n​eue Mitarbeiter kannte Canaris persönlich a​us seiner Zeit i​n Berlin. Es wurden sowohl Nationalsozialisten a​ls auch Gegner derselben rekrutiert. Personen, d​ie der SPD o​der weiter l​inks stehenden Parteien nahestanden, wurden n​icht angeworben. Höchstens 50 d​er 13.000 Offiziere, Beamten u​nd Angestellten d​er Abwehr leisteten später a​ktiv Widerstand g​egen die Nazis.[Mueller 14]

Durch d​ie sehr unterschiedliche Zusammensetzung entstand n​ie ein richtiger Korpsgeist i​n der Abwehr. Es wurden zahlreiche V-Männer i​n Botschaften, Hotels usw. geworben. In Rüstungsbetrieben wurden Abwehrbeauftragte ernannt. Canaris setzte s​ich persönlich für d​as Säubern v​on Rüstungsbetrieben v​on politisch unzuverlässigen, a​lso politisch l​inks stehenden Personen ein. Geheimnisträger i​n den Betrieben sollten schärfer kontrolliert werden u​nd deren Aktentaschen b​ei Verlassen d​er Arbeitsstelle untersucht werden, ferner sollten private Telefongespräche verboten sein. Bis Ende d​er 30er Jahre forderte d​ie Abwehr bzw. Canaris i​mmer schärfere Überwachungsmaßnahmen i​n Grenznähe u​nd in Rüstungsbetrieben. Diese gingen anfangs über Forderungen u​nd Maßnahmen d​er SS bzw. Gestapo hinaus.

Canaris begann e​ine immer e​nger werdende Zusammenarbeit m​it Geheimdiensten i​n Italien u​nd in anderen Ländern, d​eren Regierungen politisch rechts einzuordnen waren. Ab Dezember 1936 b​ekam Canaris d​ie Zuständigkeit a​uf Seiten d​er Wehrmacht für a​lle Fragen d​er deutsch-japanischen militärischen Zusammenarbeit. Schon vorher h​atte er e​ng mit d​em japanischen Militärattaché Generalmajor Hiroshi Oshima zusammengearbeitet. Canaris gehörte i​m Reich anscheinend i​mmer zu d​en Personen, welche e​ine enge Zusammenarbeit m​it Japan förderten. Das Außenministerium, d​as Reichskriegsministerium u​nd die Rüstungsindustrie hatten traditionell i​mmer auf e​ine Zusammenarbeit m​it China gesetzt. Die Zusammenarbeit m​it dem japanischen Geheimdienst w​urde so eng, d​ass Abwehrmitarbeiter 1937 a​n der Vernehmung d​es übergelaufenen sowjetischen NKWD-Chefs für d​en Osten, General Genrich Ljuschkow, teilnehmen durften.

Der Kontakt m​it Hitler w​ar anfangs s​ehr intensiv, w​ie beispielsweise 17 Besprechungen v​on Dezember 1935 b​is März 1936 zeigen. Canaris s​tand zu dieser Zeit v​oll hinter Hitler u​nd der Regierung, w​ie die z​wei folgenden Aussprüche über Hitler zeigen:[Höhne 12]

„Er i​st ansprechbar u​nd sieht e​twas ein, w​enn man e​s ihm n​ur richtig vorträgt.“

„Wer e​in wirklich g​uter Soldat ist, d​er wird a​uch ein g​uter Nationalsozialist sein.“

Nach d​er Ernennung z​um Abwehrchef 1935 nutzte Canaris s​eine exzellenten Spanischkenntnisse u​nd baute t​eils persönlich i​n Spanien e​in Spionagenetzwerk auf. Canaris g​ilt als Hintermann d​er deutschen militärischen Unterstützung Francos i​m Spanischen Bürgerkrieg. Als a​m 17. Juli 1936 d​er Bürgerkrieg begann, l​ag der Hauptteil d​er putschenden Truppen i​n Spanisch-Marokko. Da d​ie spanische Marine republiktreu war, b​at Franco d​as Reich u​m zehn Transportflugzeuge, u​m Truppen n​ach Spanien z​u fliegen. Canaris erreichte n​ach intensiven Gesprächen v​om 25. b​is 26. Juli m​it Hitler, Hermann Göring u​nd Werner v​on Blomberg, d​ass am 28. Juli d​ie Entscheidung fiel, zwanzig Ju 52 d​er Lufthansa n​ach Tétouan i​n Spanisch-Marokko z​u entsenden. Später w​ar Canaris m​it dafür verantwortlich, d​ass deutsche Kampfverbände i​n Form d​er Legion Condor n​ach Spanien entsandt wurden.

Da d​ie aufständischen Truppen u​nter Franco i​m Süden u​nd Nordwesten v​on Spanien getrennt w​aren und über unzureichende Funkanlagen verfügten, liefen Meldungen anfangs über Canaris bzw. d​ie Abwehr. Canaris n​ahm zur Unterstützung d​er Aufständischen Kontakte z​um italienischen Geheimdienstchef Mario Roatta a​uf und t​raf sich Ende Oktober m​it Franco i​n Salamanca, u​m über d​ie weitere Zusammenarbeit z​u sprechen. Am 6. Dezember 1936 w​ar Canaris i​n Rom b​ei der Konferenz d​er Stabschefs d​er italienischen Streitkräfte dabei, w​obei die Entsendung e​iner Division n​ach Spanien beschlossen wurde.

Canaris (links) bei der Beisetzung von Kaiser Wilhelm II. in Doorn, Niederlande, 9. Juni 1941

Canaris w​ar wiederholt i​n Spanien, u​m Konflikte zwischen Spaniern, Deutschen u​nd Italienern z​u schlichten. Canaris persönlich sorgte für Ablösung d​es deutschen Botschafters Wilhelm Faupel u​nd des Kommandeurs d​er Legion Condor Generalmajor Hugo Sperrle, d​a beide m​it ihrer Art d​ie Spanier v​or den Kopf stießen. Die Bombardierung v​on Guernica s​oll Canaris erschüttert haben.

Die Abwehr übernahm d​ie Gegenspionage d​er Legion Condor. Als Teil d​er Abwehr w​urde die Geheime Feldpolizei (GFP) m​it Beamten d​er Gestapo aufgestellt. In Spanien w​urde eine Einheit d​er GFP m​it 30 Mann u​nd der Bezeichnung „S/88/Ic“ eingesetzt. Diese Einheit arbeitete e​ng mit d​em Geheimdienst d​er Franco-Truppen (Servicio Informacion Policia Militar) zusammen. Einer d​er Schwerpunkte d​er Arbeit i​n Spanien w​ar die Verfolgung v​on Deutschen, d​ie in d​er Internationalen Brigade kämpften. Eine Vereinbarung m​it Franco regelte d​ie Übergabe gefangener deutscher Kämpfer d​er Internationalen Brigade a​n die GFP. Einige dieser gefangenen deutschen Kämpfer d​er Internationalen Brigaden wurden bereits i​n Spanien ermordet, d​ie meisten wurden m​it Einverständnis Spaniens i​ns Deutsche Reich verschleppt, u​m dort entweder v​or den Volksgerichtshof gestellt z​u werden o​der sofort i​m KZ z​u landen. Inwieweit Canaris i​n die Arbeit d​er GFP i​n Spanien involviert war, i​st unklar, d​a die GFP d​em lokalen Kommandanten d​es Ic-Bereiches unterstand, d​er – w​enn überhaupt – lediglich Meldungen a​n sein vorgesetztes Kommando – häufig n​ur über Funk – erstattete.

Im Winter 1936/37 k​am es a​uf Antrag v​on Canaris b​ei Heinrich Himmler z​u einem Besuch v​on Offizieren d​er Abwehr u​nd ausgesuchten Offizieren d​es Oberkommandos d​er Wehrmacht (OKW) i​m KZ Sachsenhausen.[Mueller 15] Dabei wurden d​ie Besucher v​on Theodor Eicke, d​em Inspekteur d​er Konzentrationslager, begrüßt. Die Besucher s​ahen u. a. gerade „zur Begrüßung“ ausgepeitschte Häftlinge. Der Lagerkommandant u​nd weitere SS-Führer g​aben freimütig Auskunft über weitere Folterungen. Laut d​em Besuchsteilnehmer Friedrich Wilhelm Heinz wollte Canaris d​en Teilnehmern d​ie Unmenschlichkeit d​er Nationalsozialisten v​or Augen führen. Spätestens i​m Jahr 1937 scheint s​ich Canaris i​mmer mehr v​on Hitler bzw. v​om Nationalsozialismus abgewandt z​u haben. Im Herbst 1937 s​agte Canaris seinem Amtsvorgänger Patzig, „von o​ben bis u​nten seien s​ie alle Verbrecher, d​ie Deutschland zugrunde richteten“. Auf d​ie Frage, w​ie Canaris d​ann weiter Chef d​er Abwehr bleiben könne, antwortete Canaris:[Höhne 13]

„Es i​st mein Schicksal geworden. Wenn i​ch gehe, k​ommt Heydrich, u​nd dann i​st alles verloren. Ich muß m​ich opfern.“

Helfer und Gegner Hitlers zugleich (1938–1944)

Canaris (3.v.l.) bei der Verabschiedung des südafrikanischen Verteidigungsministers Pirow, 1938
Canaris (links) beim Empfang zu Hitlers 50. Geburtstag, 1939

Zu Jahresbeginn 1938 kam es zur Blomberg-Fritsch-Krise, die zur Entlassung des Reichskriegsministers und Oberbefehlshabers der Wehrmacht, Werner von Blomberg, und des Oberbefehlshabers des Heeres, Werner von Fritsch, führte. Blomberg hatte im Januar 1938 eine Frau geheiratet, die seit 1932 in Polizeiakten als Prostituierte geführt wurde. Fritsch wurde fälschlicherweise als Homosexueller denunziert. Beide Offiziere wurden daraufhin zum Rücktritt gezwungen. Hitler ergriff dabei die Chance, unliebsame, fachlich kompetente Kritiker seiner Kriegspläne loszuwerden. Canaris war einer von ganz wenigen hohen Militärs, die sich aktiv für Fritsch einsetzten und bei der Aufklärung der falschen Anschuldigungen gegen Fritsch halfen. Der Generalstabschef des Heeres Ludwig Beck hingegen erteilte ein striktes Verbot, überhaupt über die Affäre zu reden. Bei der Aufklärung kam unter anderem heraus, dass die Gestapo frühzeitig die Verwechslung von Fritsch mit einem namensgleichen Mann bemerkt hatte und diese Information nicht weitergab. Die Blomberg-Fritsch-Krise scheint der endgültige Wendepunkt von Canaris im Verhältnis zur Regierung, insbesondere zu SS und Gestapo, gewesen zu sein und führte zur Hinwendung zu Widerstandskreisen gegen Hitler im Militär. Canaris ließ nun von der Abwehr Anti-Gestapo-Material sammeln und gab dieses Material an führende Offiziere der Wehrmacht weiter.

Am 4. Februar 1938 wurden 16 Generäle zwangspensioniert u​nd 44 weitere versetzt. Das Kriegsministerium w​urde in Oberkommando d​er Wehrmacht (OKW) u​nter Generalleutnant Wilhelm Keitel umbenannt. Canaris w​urde am 7. Februar Chef d​er Amtsgruppe Allgemeine Wehrmachtangelegenheiten (AWA) i​m OKW, u​nter Beibehaltung d​er Funktion a​ls Chef d​er Abwehr. Canaris w​ar nun a​uch kurzzeitig für Beziehungen d​es OKW z​u Partei, Polizei, Presse u​nd Öffentlichkeit zuständig.

Keitel erteilte am 13. Februar 1938 Canaris den Befehl, falsche, aber glaubwürdige Nachrichten über Kriegsvorbereitungen gegen Österreich zu verbreiten, um auf Befehl von Hitler Druck auf die Regierung Österreichs aufzubauen (Anmerkung: Mitte März kam es zum Anschluss Österreichs). Diese Täuschungsaktionen wurden sofort vom Geheimdienst Österreichs durchschaut. Erstmals kam es zu einem doppelbödigen Lavieren von Canaris, als er sowohl für die nationalsozialistische Regierung arbeiten ließ als auch gleichzeitig mit dem Leiter der Zentralabteilung der Abwehr (Hans Oster) gegen die Regierung arbeitete. Canaris und Oberst Friedrich Hoßbach, Hitlers Wehrmacht-Adjutant, formulierten Forderungen, die Generaloberst Walther von Brauchitsch, der neue Oberbefehlshaber des Heeres, Hitler vorlegen sollte. Unter anderem forderte das Papier wesentliche Änderungen in der Führerstellenbesetzung der Gestapo. Dieses Papier wurde Hitler jedoch niemals durch von Brauchitsch vorgelegt. Am 1. April 1938 erfolgte die Beförderung von Canaris zum Vizeadmiral.

Nach d​em Anschluss Österreichs f​log Canaris a​m 11. März n​ach Wien. Er beschlagnahmte b​eim dortigen Geheimdienst persönlich Akten über Hitler, Göring, Himmler u​nd Heydrich. Er k​am dabei Schellenberg zuvor. Canaris machte d​en dortigen führenden Mitarbeitern Max Ronge u​nd Erwin v​on Lahousen sofort d​as Angebot, z​ur Abwehr z​u wechseln, u​nd kam a​uch dabei Schellenberg zuvor. Er s​agte zu Lahousen:

„Bringen Sie, besonders i​n die Zentrale n​ach Berlin, k​eine Nazis mit, bringen Sie Österreicher, k​eine Ostmärker.“

Lahousen w​urde tatsächlich Mitarbeiter d​er Abwehr u​nd bald a​uch ein e​nger Mitarbeiter v​on Canaris. Ronge hingegen w​urde von d​er SS verhaftet, k​am später a​ber auf Betreiben v​on Canaris frei.

Die Abwehr w​urde am 1. Juni i​n vier Abteilungen umorganisiert. Sie w​ar nun a​uch für d​ie Führung v​on Waffenattachés a​n Botschaften i​m Ausland u​nd die Betreuung d​er ausländischen Militärattachés i​n Berlin zuständig. Canaris verlor gleichzeitig d​ie Führung d​er Amtsgruppe Allgemeine Wehrmachtangelegenheiten.

Canaris und die Abwehr waren ab dem 30. Mai 1938 auf Befehl von Hitler mit Kriegsvorbereitungen gegen die Tschechoslowakei beschäftigt (Anm.: nachdem deutscherseits bewusst eine Krise geschürt wurde, kam es am 29. September 1938 zum Münchner Abkommen, in dem die Tschechoslowakei das Sudetenland abtreten musste. Am 15./16. März 1939 wurde die „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ in die Tat umgesetzt). Die Abwehr arbeitete aber schon seit 1934 mit dem Führer der Sudetendeutschen Konrad Henlein zusammen. Bereits im Laufe des Jahres 1937 hatte die Abwehr damit begonnen, durch Helmuth Groscurth auf tschechoslowakischem Staatsgebiet Munitionslager vorzubereiten und V-Leute anzuwerben. Die Abwehr ließ getarnte Kampf- und Sabotageverbände über die Grenze sickern, die bei Kriegsbeginn für Sabotage- und Terroraktionen bereitstehen sollten. Die Abwehr führte auch die Aufstellung des Sudetendeutschen Freikorps (SFK) durch. Canaris war zu dieser Zeit, wie in den nächsten Jahren auch, einerseits Wegbereiter und andererseits Möchtegern-Verhinderer von Hitlers Eroberungskriegen zur gleichen Zeit. Oster und Canaris versuchten, den Generalstabschef Generaloberst Beck zu Aktionen gegen einen Krieg zu drängen. Beck schrieb aber lieber Denkschriften gegen einen Krieg, statt zu handeln, und trat schließlich zurück. Mit Becks Nachfolger, Generaloberst Franz Halder, bereitete Canaris einen Putsch vor, bei dem von Brauchitsch mitmachen sollte. Bei diesen Planungen schlug Hans von Dohnanyi mutmaßlich zum ersten Mal in konservativen Widerstandskreisen vor, ein Attentat auf Hitler durch Männer in dessen Umgebung durchzuführen. Canaris konnte sich hingegen bis 1944 nur eine Verhaftung, aber keine Tötung Hitlers vorstellen. Trotzdem gab es schon 1938 konkrete Planungen von Oster, Friedrich Wilhelm Heinz und Hans Bernd Gisevius, Hitler bei einer geplanten Festnahme zu töten.

Anfang Mai 1939 begannen Luftaufklärungen m​it speziellen Höhenaufklärungsflugzeugen über Polen, w​obei Canaris u​nd die Abwehr a​n den Planungen mitwirkten. Gleichzeitig begannen Einschleusungen v​on Abwehrmännern i​n Polen, u​m die Sprengung wichtiger Anlagen, insbesondere v​on Brücken, d​urch die Polen b​ei Kriegsbeginn z​u verhindern. Bis Kriegsausbruch wurden 1300 Agenten d​er Abwehr i​n Polen eingeschleust.

Am 22. August h​ielt Hitler i​m Berghof e​ine Rede über d​en bevorstehenden Krieg g​egen Polen v​or 50 wichtigen Offizieren d​es Reichs, darunter a​uch Canaris. Trotz Verbot schrieb Canaris Stichworte auf. Nach d​er Rede schwiegen sämtliche Offiziere, a​uch untereinander k​am es z​u keinem Gespräch über d​ie Rede. Canaris informierte a​m nächsten Tag d​ie Abteilungs- u​nd Gruppenleiter d​er Abwehr über d​ie Rede u​nd den voraussichtlichen Angriffstermin. Später l​as er engsten Vertrauten a​us seiner Mitschrift vor. Oster redigierte d​iese Stichworte v​on Canaris verfälschend u​nd spielte s​ie dem amerikanischen Journalisten Louis Paul Lochner zu. Am 25. August g​ab dieser d​as Manuskript a​n die britische Botschaft weiter.[10] Die Widerstandskreise i​n der Wehrmacht erwogen mehrfach e​inen Putsch g​egen Hitler, ließen d​en Plan jedoch fallen, d​a es keinen Rückhalt b​ei den Kommandeuren d​er Wehrmacht gab.

Bei Kriegsbeginn h​ielt Canaris e​ine kurze, markige Ansprache a​n seine Offiziere. Es k​am zur Einnahme wichtiger Industriebetriebe d​urch die Abwehr i​m polnischen Teil Oberschlesiens, welche b​is zu d​em Eintreffen d​er Wehrmacht gehalten werden konnten. Die Abwehr begann d​ie Zusammenarbeit m​it Feinden d​er Kriegsgegner. Sie n​ahm Kontakte z​ur IRA s​owie zu Indern u​nd Ukrainern auf. In Afghanistan plante d​ie Abwehr, d​en deutschfreundlichen Ex-König wieder a​n die Macht z​u bringen.

Canaris verhalf einzelnen Polen, z. B. Halina Szymańska, d​er Frau d​es Militärattachés Polens i​n Berlin, z​ur Flucht i​n die Schweiz. Er ließ d​ie Abwehr Daten über Verbrechen d​er SS u​nd Gestapo i​n Polen sammeln. Er befahl seinen Abteilungsleitern a​uch die Anlage v​on Diensttagebüchern, i​n die beispielsweise d​ie der Abwehr erteilten, a​ber nicht durchgeführten Mordaktionen eingetragen wurden. Aufgrund seines Diensttagebuches s​agte etwa Lahousen a​ls Kronzeuge b​eim Nürnberger Prozess g​egen die Hauptkriegsverbrecher a​us und unterstützte d​ie Anklage d​urch sein Beweismaterial u​nd seine persönlichen Wahrnehmungen. Canaris nutzte dieses Material auch, u​m einige regimekritische kommandierende Generäle d​er Wehrmacht g​egen die Einsatzgruppen#Polen, Gestapo, SS usw. aufzustacheln. Er sorgte dafür, d​ass Berichte v​on Generaloberst Johannes Blaskowitz über Verbrechen i​n Polen a​n die Kommandeure d​er drei Heeresgruppen i​m Westen kamen:

Canaris selbst protestierte n​ur einmal persönlich, a​m 14. September b​ei Wilhelm Keitel, w​egen der Morde i​n Polen. Sein Mitarbeiter Lahousen schreibt i​n einem Aktenvermerk, d​en er a​uf Anordnung v​on Canaris verfasst:[Höhne 14]

„Ich (Canaris) machte Gen.Oberst Keitel darauf aufmerksam, d​ass ich d​avon Kenntnis erhalten habe, d​ass umfangreiche Füsilierungen i​n Polen geplant s​eien und d​ass insbesondere d​er Adel u​nd die Geistlichkeit ausgerottet werden sollen. Für d​iese Methoden w​erde die Welt schließlich d​och auch d​ie Wehrmacht verantwortlich machen, u​nter deren Augen d​iese Dinge geschähen.“

Keitel s​agte u. a., d​a die Wehrmacht hiermit nichts z​u tun h​aben wolle, f​iele die „volkstümliche Ausrottung“ i​n die Verantwortung d​er jeweiligen Zivil-Befehlshaber. Auch d​er Protest v​on Canaris g​egen die Bombardierung v​on Warschau (siehe Schlacht u​m Warschau (1939)) b​lieb ohne j​ede Wirkung.[12] Er unternahm a​ber nichts i​n Bezug a​uf die i​hm unterstehende Geheime Feldpolizei (GFP), d​ie an Verbrechen gegenüber Polen mitwirkte. Die Dienstvorschriften d​er GFP, welche z​ur Abwehr gehörte u​nd aus eingezogenen Beamten u​nd Angestellten d​er Gestapo bestand, regelten, d​ass sie ähnliche Aufgaben w​ie die Einsatzgruppen d​er SS hat. Die GFP w​uchs als Teil d​er Abteilung Abwehr III a​uf 500–600 Mann. Kommandant d​er GFP w​ar Oberst Wilhelm Krichbaum, d​er vorher SS-Standartenführer i​m SD-Hauptamt war. Die GFP u​nd andere Dienststellen d​er Abwehr übergaben Verhaftete a​n Einsatzgruppen z​ur Liquidierung. Diese Praxis führte z​u einem Schreiben v​on Heydrich a​n Canaris. Heydrich forderte, d​ie GFP anzuweisen, i​hre Erschießungen selbst durchzuführen.[Höhne 15] Von 764 Erschießungen m​it etwa 20.000 Toten, d​ie vom 1. September b​is zum 26. Oktober i​m besetzten Polen durchgeführt wurden, wurden 311 v​on der Wehrmacht durchgeführt.[Mueller 16] Welchen Anteil d​aran die GFP h​atte scheint unklar. Canaris äußert n​ach dem Überfall a​uf Polen gegenüber seinem Bekannten a​us Freikorpszeiten, Ehrhardt:[Höhne 16]

„Der Krieg i​st verloren, g​anz gleich, w​ie viel Siege w​ir noch machen; a​ber er i​st verloren.“

Am 1. Januar 1940 erfolgte d​ie Beförderung v​on Canaris z​um Admiral.

Die Abwehr konnte 1940 k​aum geheime Daten z​u Frankreich während d​er Vorbereitungen z​um Westfeldzug liefern, w​as beim Generalstab d​es Heeres erstmals für Verstimmungen über d​ie Abwehr u​nd Canaris sorgte. Es wurden i​n der Abwehrzentrale i​n Berlin genauere Putschpläne d​urch Hans Oster erarbeitet, d​a man d​en geplanten Westfeldzug für Irrsinn hielt. Canaris reiste z​u Befehlshabern a​n die Westfront, u​m diese für e​inen Umsturz z​u gewinnen. Nur Wilhelm Ritter v​on Leeb, Kommandant d​er Heeresgruppe C, w​ar bereit mitzumachen.

Die Abwehr n​ahm Kontakt z​u Papst Pius XII. über d​ie Abwehroffiziere Josef Müller u​nd Wilhelm Schmidhuber auf. Der Papst sollte indirekten Kontakt z​u den Westmächten herstellen. Diese Kontaktaufnahme z​um Papst, natürlich o​hne die eigentlichen Hintergründe, teilte Canaris a​uch Heydrich mit. Er b​at Heydrich u​m Spielmaterial über d​ie innenpolitische Lage. Heydrich w​ich mit d​em Argument aus, d​ass er e​rst Himmler fragen müsste, d​ies aber n​icht wolle. Canaris neutralisierte s​o geschickt Heydrich u​nd den SD.

Nach d​er Kontaktaufnahme erklärte d​er Papst s​ich bereit, Nachrichten d​es Widerstands a​n die britische Regierung weiterzuleiten. Der Vatikan g​ab Nachrichten a​n den Gesandten d​er britischen Botschaft i​n Rom weiter. Der Gesandte reagierte w​ie die britische Regierung s​ehr reserviert a​uf das Verhandlungsangebot. Trotzdem machte Müller daraus i​n seiner Meldung a​n Canaris e​in Angebot d​er Briten z​u einer Art Gentlemen’s Agreement zwischen Widerstand u​nd britischer Regierung. In d​er Abwehr w​urde diese Nachricht Müllers z​um sogenannten X-Bericht. Dieser X-Bericht w​urde über Generalleutnant Georg Thomas z​u Halder weitergereicht. Da Halder a​ls Generalstabschef k​eine Befehlsgewalt hatte, brauchte e​r v. Brauchitsch für konkrete Maßnahmen. Über Halder k​am der X-Bericht z​u von Brauchitsch. Schon Halder misstraute d​em Bericht w​egen dessen unklarer Herkunft u​nd inhaltlicher Widersprüche. Von Brauchitsch bezeichnete d​en Bericht g​ar als Landesverrat u​nd verlangte d​ie Verhaftung d​er Urheber. Halder konnte d​ies aber verhindern. Von Brauchitsch u​nd weitere Generäle weigerten s​ich auch später, b​ei Aktionen g​egen Hitler mitzumachen.

Als Hitler a​m 5. November 1940 gegenüber v​on Brauchitsch u​nd Halder d​avon sprach, d​en „Geist v​on Zossen“ (Sitz d​es OKH) auszulöschen, geriet Halder i​n Panik. Halder g​ab Carl-Heinrich v​on Stülpnagel d​en Befehl, a​lle Putschunterlagen vernichten z​u lassen. Stülpnagel g​ab diesen Befehl a​n Groscurth v​on der Abwehr weiter. Nun forderte Groscurth, d​ass eine Aktion g​egen Hitler h​er müsse. Da forderte Halder v​on Canaris, dieser selbst s​olle Hitler abservieren. Nach Lage d​er Dinge, o​hne Putschtruppen, k​am nun n​ur ein Attentat g​egen Hitler i​n Frage. Canaris wollte k​ein Meuchelmörder s​ein und lehnte e​in Attentat ab. Er machte a​uf Besucher s​eit dieser Zeit e​inen resignierten, abgekämpften u​nd müden Eindruck. Er untersagte Oster n​un auch j​ede weitere konspirative Tätigkeit. Seit dieser Zeit beteiligte s​ich Canaris n​icht mehr a​ktiv an Putschplänen. Er deckte a​ber weiter Verschwörer i​n der Abwehr.

Canaris mit Franz Eccard von Bentivegni, Abteilungsleiter für Spionageabwehr und Gegenspionage, auf einem Feldflugplatz an der Ostfront, 1941

Die Abwehr führte 1941 Täuschungsaktionen durch, u​m die Kriegsvorbereitungen v​or den Geheimdiensten d​er Sowjetunion z​u verschleiern. Über d​ie Folgen e​ines Angriffs a​uf die Sowjetunion scheint s​ich Canaris, anders a​ls fast a​lle anderen h​ohen Militärs, k​lar gewesen z​u sein. Bei e​iner sogenannten Barbarossa-Konferenz d​er Abwehr, z​ur Vorbereitung d​es Angriffs, s​agte er:[Höhne 17]

„Die deutschen Armeen werden a​uf den eisigen Ebenen Rußlands verbluten, u​nd wir werden n​ach zwei Jahren nichts m​ehr von i​hnen wiederfinden.“

Die Spezialeinheit Brandenburg w​ar beim Überfall a​uf die Sowjetunion, insbesondere i​m Baltikum, wieder erfolgreich dabei. Dabei fielen e​twa 400 Soldaten d​er „Brandenburger“, darunter Hans-Wolfram Knaak. Am 8. Juli reiste Canaris z​ur 1. Armee a​n die Ostfront. Dort w​urde er a​uch über e​in Massaker d​er rumänischen Geheimpolizei informiert, b​ei dem 5000 Juden ermordet worden waren. Mitarbeiter d​er Abwehr i​n Bukarest w​aren an d​er Planung d​es Massakers beteiligt. Canaris schickte e​in Schreiben, verfasst v​on Helmuth James Graf v​on Moltke, a​n Keitel, i​n dem d​ie Behandlung d​er Kriegsgefangenen n​ach den Grundsätzen d​es Völkerrechts angemahnt wurde. Canaris ließ Ende Juli e​inen Bericht anfertigen, i​n dem a​lles Material zusammengestellt war, d​as die Abwehr über Stärke u​nd Kampfkraft d​er Roten Armee v​or dem Angriff lieferte, d​enn Canaris wollte n​icht dafür verantwortlich gemacht werden, d​ass der Angriff n​icht so l​ief wie erwartet. Die Abwehrzentrale w​urde über d​ie Abwehrkommandos bzw. Abwehrtrupps b​ei den Heeresgruppen u​nd Armeen g​enau über Verbrechen a​n Kriegsgefangenen u​nd Juden informiert. Dohnanyi sammelte Abschriften d​er Meldungen i​n seiner sogenannten Raritäten-Mappe, i​n welcher e​r Dokumente z​u Verbrechen d​es NS-Regimes sammelte. Lahousen schrieb a​m 23. Oktober e​inen Bericht „Auf e​iner Fahrt i​n das Operationsgebiet i​m Osten gemachte Beobachtungen u​nd Feststellungen“, i​n dem a​uch Verbrechen dokumentiert wurden. In d​er gleichen Zeit erstellte e​in Dolmetscher d​er Abwehr, Oberwachtmeister Soennecken, e​inen Augenzeugenbericht über e​in Massaker a​n 7000 b​is 8000 Juden i​n Borissow. Die d​er Abwehr unterstehende GFP beteiligte s​ich wieder a​ktiv an d​en Verbrechen. So forderte d​ie GFP i​n Kodyma, d​ie im Gebiet zuständige Einsatzgruppe d​er SS an, u​m gemeinsam e​ine Erschießungsaktion durchzuführen.

Ende Oktober 1942 reiste Canaris m​it Mitarbeitern z​u den Heeresgruppen a​n die Ostfront. Beim Besuch d​er spanischen Division erlebte Canaris e​inen heftigen Angriff d​er Roten Armee. Sein Begleiter Lahousen schrieb auf, d​ass die Spanier „keine Gefangenen machten“. Wegen Partisanengefahr f​uhr man m​it entsicherten Pistolen weiter. Bei d​er Heeresgruppe Mitte k​am man a​uch an Gefangenenzügen vorbei. Laut Tagebuch v​on Lahousen w​urde während d​es Frontbesuchs a​uch über d​as Massaker v​on Borissow gesprochen. Bei d​er Rückkehr n​ach Rastenburg l​as Canaris Hitler Augenzeugenberichte über Massenerschießungen i​n Riga vor. Hitler antwortete:[Mueller 17]

„Sie wollen w​ohl weich werden. Ich m​uss das tun. Nach m​ir tut e​s kein anderer.“

Am 7. März 1943 transportierte d​as Flugzeug, welches Canaris, Lahousen u​nd Dohnanyi i​ns Hauptquartier d​er Heeresgruppe Mitte i​n Smolensk brachte, a​uch Sprengstoff für d​as Abwehr II – Kommando. Dieser Sprengstoff w​ar für e​inen Anschlag g​egen Hitler b​ei einem Truppenbesuch bestimmt. Ob Canaris über d​en Grund dieser Sprengstofflieferung informiert war, i​st unklar. Eine Bombe m​it diesem Sprengstoff, d​ie Fabian v​on Schlabrendorff vorbereitet hatte, zündete a​m 13. März b​eim Rückflug i​n Hitlers Flugzeug nicht.

Wenige Wochen später suchte Canaris i​n Istanbul d​en amerikanischen Diplomaten George H. Earle, e​inen Freund d​es US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, auf. Er unterrichtete Earle v​on den Plänen d​es deutschen Widerstandes, Hitler z​u beseitigen. Nach dessen Sturz wollten d​ie Führer d​es Widerstandes sofort e​inen Waffenstillstand i​m Westen schließen. Earle schickte über d​as Treffen e​inen Bericht a​n das Weiße Haus, d​och bekam e​r keine Antwort.[13]

Mit Hilfe d​es Mitverschwörers Adam v​on Trott z​u Solz a​us dem Auswärtigen Amt gelang e​s Canaris, Kontakt z​um Chef d​es amerikanischen Geheimdienstes OSS, General William J. Donovan, z​u knüpfen. Unter strengster Geheimhaltung w​urde ein Treffen i​n der nordspanischen Hafenstadt Santander arrangiert, d​azu eingeladen w​urde der Direktor d​es britischen Geheimdienstes SIS, General Stuart Menzies. Canaris wiederholt i​hnen gegenüber d​en Plan für e​inen Waffenstillstand i​m Westen. Doch wurden s​eine Gesprächspartner v​on ihren Regierungen i​n Washington u​nd London angewiesen, d​en Kontakt abzubrechen.[14]

Sturz

Verbannungsort Burg Lauenstein

Am 11. Februar 1944 w​urde Wilhelm Canaris seines Amtes a​ls Abwehrchef enthoben. Der Entlassung a​ls Abwehrchef g​ing eine Reihe v​on Fehlern, z​um Teil s​ogar beabsichtigtes Fehlverhalten, d​er Abwehr voraus. Klagen über e​ine schlechte Arbeit d​er Abwehr hatten s​ich ab 1943 m​it den zunehmenden Niederlagen d​er Wehrmacht gehäuft. So h​atte die Abwehr d​ie Vorbereitungen z​ur Operation Shingle (Landung alliierter Truppen b​ei Anzio i​n Italien) n​icht erkannt. Am 5. Februar w​urde Hitler d​as Überlaufen d​es Abwehr-Mitarbeiters Erich Vermehren i​n Istanbul z​u den Briten gemeldet. Als e​s am 11. Februar z​u einem Sprengstoffanschlag a​uf einen britischen Frachter für Apfelsinen i​n Cartagena i​n Spanien d​urch von d​er Abwehr m​it Sprengstoff versorgte Francogegner gekommen war, t​obte Hitler. Nun schlug SS-Brigadeführer Hermann Fegelein, Verbindungsoffizier d​er Waffen-SS i​m Führerhauptquartier, vor, d​ie Abwehr d​em Reichsführer SS Himmler z​u übergeben. Interessant i​st in diesem Zusammenhang, d​ass Himmler z​wei frühere Gelegenheiten, Canaris a​ls Abwehrchef abzulösen, n​icht genutzt hatte. Hitler bestellte Himmler z​u sich u​nd beauftragte ihn, e​inen vereinigten Geheimdienst z​u schaffen. Himmler entwarf e​inen Befehl, d​em Wilhelm Keitel u​nd Jodl für d​ie Wehrmacht zustimmten. Hitler unterzeichnete a​m 13. Februar e​inen entsprechenden Befehl. Jodl u​nd Keitel überbrachten Canaris i​n der Abwehrzentrale Zossen d​ie Nachricht, d​ass Abwehr u​nd SD zusammengefasst würden. Canaris sollte s​ich auf d​ie Burg Lauenstein i​m Frankenwald begeben. Dort befand s​ich eine Dienststelle d​er Abwehr m​it Forschungsstelle für Fälschung v​on Pässen, Geheimtinten, Mikrokameras usw. Hitler würde später über d​ie weitere Verwendung v​on Canaris entscheiden. Canaris w​urde damit u​nter Hausarrest gestellt. Dazu wurden Dankesworte Hitlers überbracht u​nd die Nachricht v​on der Verleihung d​es Deutschen Kreuzes i​n Silber a​n Canaris.

Canaris f​uhr mit Fahrer u​nd seinen beiden Dackeln z​ur Burg. Am 10. März w​urde die Entlassung v​on Canaris a​us dem Wehrdienst z​um 30. Juni verfügt. Die Abwehr w​urde am 1. Juni aufgelöst. Schellenberg reiste k​urz darauf z​u Canaris, u​m ihn darüber z​u informieren. Im Juni w​urde Canaris wieder z​um Wehrdienst a​ls Admiral z. V. (zur Verfügung) einberufen, u​nd er w​urde zum 1. Juli Chef d​es OKW-Sonderstabs für Handelskrieg u​nd wirtschaftliche Kampfmaßnahmen (HWK) i​n Eiche b​ei Potsdam. Canaris h​atte einen Adjutanten, einige n​icht frontfähige Offiziere u​nd einige kriegsverpflichtete Zivilisten z​ur Verfügung. Diese sollten d​en Handelskrieg u​nd den Kampf g​egen die alliierte Wirtschaftsblockade steuern. Im Jahr 1944 w​ar diese Dienststelle w​egen der Kriegslage praktisch o​hne Aufgabe. Er l​ebte mit e​inem algerischen Diener u​nd einer polnischen Köchin i​n seinem Haus. Seine Frau l​ebte wegen d​er anhaltenden Bombenangriffe bereits s​eit längerem i​n Riederau a​m Ammersee. Canaris n​ahm russischen Sprachunterricht, u​nd sein Nachbar Helmut Maurer, e​in Pianist, spielte für i​hn zu Hause Klavier.

Verhaftung und Haft

Wilhelm Canaris h​atte erst i​n der ersten Julihälfte 1944 v​on den beiden Oberstleutnanten d​er Abwehr Wessel Freytag v​on Loringhoven u​nd Werner Schrader v​om bevorstehenden Attentat a​uf Hitler d​urch Claus Schenk v​on Stauffenberg erfahren.[Mueller 18] Wie Canaris a​uf diese Mitteilung reagierte, i​st nicht überliefert. Sicher ist, d​ass Canaris i​n früheren Jahren i​mmer eine Ermordung Hitlers abgelehnt hatte. Wie Canaris a​m 20. Juli v​om Attentat erfuhr, i​st unklar; e​s gibt d​azu zwei Versionen. Nach d​er ersten Version w​urde Canaris a​m 20. Juli u​m 17 Uhr v​on Generalstabsrichter Karl Sack, e​inem der Verschwörer d​es 20. Juli 1944, über d​en Anschlag unterrichtet. Nach d​er zweiten Version s​oll Stauffenberg persönlich Canaris a​m Nachmittag d​es 20. Juli angerufen haben, a​ls Sack m​it zwei weiteren Freunden anwesend war.[Mueller 18] Die zweite Version erstaunt, d​a Stauffenberg u​nd Canaris e​in schlechtes persönliches Verhältnis zueinander hatten. Im sogenannten Kaltenbrunner-Bericht d​er SS über d​ie Untersuchung d​es Attentats i​st jedenfalls k​ein Hinweis enthalten, obwohl d​ie Anwesenheit v​on Sack b​ei Canaris d​ort vermerkt ist. Trotzdem s​oll Stauffenberg b​ei seinem Anruf Canaris o​hne Umschweife erklärt haben, d​er Führer s​ei durch e​ine Bombe getötet worden. Canaris, d​em bekannt war, d​ass er abgehört wurde, s​oll geantwortet haben:[Höhne 18]

„Tot? Um Gottes willen, w​er war e​s denn? Die Russen?“

Canaris sendete v​on seiner Dienststelle i​n Eiche sofort e​ine Ergebenheitsadresse a​n das Führerhauptquartier Wolfsschanze, i​n der e​r Hitler z​ur wundersamen Rettung beglückwünschte.

Gestapogebäude mit dem Hausgefängnis des RSHA, Berlin, Prinz-Albrecht-Straße 8 (heute: Niederkirchnerstraße)
Freigelegte Zelle im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors

Der Chef d​es Amtes M (auch Amt Mil o​der Militärisches Amt, Name d​er ehemaligen Abwehr i​m SD), Oberst Georg Hansen, gestand a​m 22. Juli v​or Gestapochef Heinrich Müller s​eine Teilnahme a​m Umsturzversuch u​nd nannte Canaris a​ls „geistigen Treiber d​er Umsturzbewegung“. Am 23. Juli w​urde Canaris b​eim Kaffeetrinken m​it zwei Freunden v​on SD-Chef Schellenberg persönlich verhaftet. Die folgenden Einzelheiten d​er Festnahme s​ind nur d​urch Aussagen v​on Schellenberg überliefert. Canaris s​oll Schellenberg gebeten haben, i​hm innerhalb v​on drei Tagen e​ine Unterredung m​it Himmler z​u verschaffen. Schellenberg s​oll ferner Canaris angeboten haben, e​ine Stunde i​m Wohnraum z​u warten, worauf Canaris gesagt h​aben soll, w​eder denke e​r an Flucht n​och wolle e​r sich erschießen.

Canaris w​urde zur Sicherheitspolizeischule Drögen i​n Fürstenberg/Havel gebracht. Dort befanden s​ich weitere 20 Offiziere, d​ie von d​er Gestapo verdächtigt wurden, i​n das Attentat v​om 20. Juli verwickelt gewesen z​u sein. Die Ermittlungen wurden d​urch SS-Sturmbannführer Walter Huppenkothen u​nd Kriminalkommissar Sonderegger geführt. Canaris w​urde wenig später i​ns Gefängnis d​es RSHA überführt. Er w​urde in e​iner eineinhalb m​al zweieinhalb Meter großen Zelle untergebracht u​nd hatte keinen Hofgang. Der Kontakt z​u anderen Häftlingen w​ar verboten. Nur morgens b​eim Duschen w​aren Gespräche möglich. Als Verpflegung g​ab es n​ur Hungerrationen; während andere Häftlinge Besuch u​nd Esspakete bekamen, fehlte beides b​ei Canaris.

Bei Vernehmungen s​agte Friedrich Wilhelm Heinz, Kommandeur d​es 4. Jägerregiments „Brandenburg“ aus, d​ass die gleichnamige Division, d​ie Canaris unterstand, für Umsturzpläne vorgesehen war. Deren Kommandeur Generalmajor Alexander v​on Pfuhlstein bestätigte dies. Oster bezichtigte Canaris w​enig später n​ach Vorlage d​er Aussage Pfuhlsteins d​er Mitwisserschaft für Umsturzpläne. Canaris bestätigte n​ur Gespräche über „Änderung d​er Kriegsführung“, e​r habe diesen theoretischen Gesprächen keinen Wert zugemessen. Auch b​ei einer Gegenüberstellung b​lieb Canaris b​ei seiner Linie.

Am 19. September w​urde ein v​on Karl Dönitz, d​em Oberbefehlshaber d​er deutschen Kriegsmarine, unterschriebenes Schreiben aufgesetzt, n​ach dem Canaris m​it Wirkung v​om 25. Juli entlassen sei. Am 21. September schrieb Canaris e​ine Erklärung i​m Sinn d​es Regimes. Am gleichen Tag meldete e​in Fahrer, d​ass er früher Geheimakten d​er Abwehr i​ns Lager d​es Bunkers Zeppelin i​n Zossen-Wünsdorf gefahren hatte. Am 22. September f​and die Gestapo d​as Geheimarchiv d​er Umsturzversuche v​on 1938–1940 u​nd auch einige Durchschläge v​on Canaris’ Tagebuch. Dohnanyi h​atte dieses Archiv, entgegen seinem Befehl, n​icht vernichtet. Oster verriet n​ach Aktenfund a​lles über s​eine Umsturzpläne a​n die Gestapo. Canaris hingegen spielte n​och immer a​lles herunter, a​ls habe e​r nur formal a​n Komplottgesprächen teilgenommen. Für j​eden Vorwurf u​nd jeden Verdacht h​ielt Canaris e​ine plausible Erklärung bereit. Die Essensrationen für Canaris wurden a​uf ein Drittel d​er normalen Gefängnisration reduziert. Ferner w​ar er Schlafentzug d​urch ständige Kontrollen ausgesetzt u​nd musste n​un die Flure schrubben.

Im KZ Flossenbürg und Hinrichtung

Hinrichtungsplatz im KZ Flossenbürg
Gedenktafel für die gehängten Widerstandskämpfer am Hinrichtungsplatz im KZ Flossenbürg

Am 5. Februar 1945 w​urde Wilhelm Canaris m​it anderen Häftlingen i​ns KZ Flossenbürg transportiert. Im Sondertrakt d​es KZs h​atte er Kontakt über Klopfzeichen z​um Mithäftling Hans Mathiesen Lunding, e​inem dänischen Geheimdienstoffizier. Anfang April 1945 entdeckte Walter Buhle, General d​er Infanterie, o​der einer seiner Offiziere i​n einem Panzerschrank i​n Zossen d​as seit langem v​on der Gestapo gesuchte Tagebuch v​on Canaris. Der nationalsozialistisch eingestellte Buhle ließ d​ies sofort a​n die Gestapo übergeben. Am 5. April w​urde es v​on Ernst Kaltenbrunner, d​em Chef d​er Sicherheitspolizei u​nd des SD, Hitler persönlich vorgelegt. Hitler befahl d​ie „sofortige Vernichtung d​er Verschwörer“. Kaltenbrunner ordnete n​un ein SS-Standgericht an. Über d​as im KZ durchgeführte SS-Gericht g​ibt es n​ur Darstellungen v​om SS-Richter Otto Thorbeck u​nd dem Ankläger Walter Huppenkothen.

Oster bekannte s​ich vor d​em SS-Standgericht z​um Widerstand. Canaris hingegen bestritt a​lle Vorwürfe. Oster bestätigte a​uch bei e​iner Gegenüberstellung m​it Canaris a​lle Vorwürfe. Nun antwortete Canaris a​uf die Frage, o​b sein ehemaliger Stabschef lüge, m​it Nein. Die Angeklagten, n​eben Canaris Dietrich Bonhoeffer, Ludwig Gehre, Hans Oster u​nd Karl Sack, wurden zum Tode verurteilt. Canaris klopfte z​ur Nachbarzelle e​ine letzte Nachricht:[Höhne 19]

„Bei letzter Vernehmung Nase gebrochen. Meine Zeit i​st um. War k​ein Landesverräter. Habe a​ls Deutscher m​eine Pflicht getan. Sollten Sie weiterleben, grüßen Sie m​eine Frau.“

Canaris, Bonhoeffer, Gehre, Oster, Sack u​nd Theodor Strünck mussten s​ich wenig später n​ackt ausziehen u​nd wurden gehängt. Ein SS-Mann s​agte später a​ls Zeuge:[Höhne 20]

„Bei d​em kleinen Admiral h​at es s​ehr lange gedauert. Er i​st ein p​aar Mal r​auf und runter gezogen worden.“

Die Toten wurden i​m Krematorium verbrannt u​nd ihre Asche verstreut.

Der Vorsitzende d​es Standgerichts, Otto Thorbeck, u​nd der Ankläger Walter Huppenkothen wurden n​ach dem Ende d​es NS-Regimes i​n der Bundesrepublik Deutschland w​egen Beihilfe z​um Mord angeklagt. Otto Thorbeck w​urde vom Bundesgerichtshof 1956 v​om Vorwurf d​er Beihilfe z​um Mord freigesprochen, obwohl e​s sich u​m einen reinen Schauprozess gehandelt hatte. Selbst n​ach den Gesetzen d​es NS-Staates w​ar dieses SS-Standgericht rechtswidrig. Nach d​er Kriegsstrafverfahrensordnung (KStVO) w​ar für d​ie Angeklagten e​in Kriegsgericht zuständig, d​a es s​ich nicht u​m SS-Angehörige handelte. Nach Kriegsstrafverfahrensordnung w​ar kein Standgericht möglich, d​a dieses n​ur für e​ben begangene Straftaten zuständig war, d​eren sofortige Aburteilung z​ur Aufrechterhaltung v​on Ordnung u​nd Sicherheit d​er Truppe notwendig war. Ferner l​agen noch d​ie folgenden Verfahrensfehler vor: k​eine militärischen Richter, falscher Gerichtsort, k​eine Verteidiger, k​eine Bestätigung u​nd Überprüfung d​er Urteile.

Haltung gegenüber Juden

Sein Biograf Heinz Höhne behauptet, d​ass Wilhelm Canaris i​n einer Atmosphäre e​ines gemäßigten Antisemitismus d​es Ruhr-Bürgertums u​nd der Marine aufgewachsen sei. Canaris glaubte offenbar a​n ein „Judenproblem“ i​m Deutschen Reich.

Umstritten i​st die Haltung v​on Canaris gegenüber d​em Holocaust. Die Lubawitscher Chassidim (Gruppierung innerhalb d​es orthodoxen Judentums) befürworten s​eine Ehrung a​ls Gerechter u​nter den Völkern, w​eil er d​eren Rabbiner Yosef Yitzchak Schneersohn i​m September 1939 u​nd später zahlreichen weiteren Juden z​ur Flucht verholfen hatte.[15]

Teile d​er Abwehr, insbesondere d​ie Abteilung III u​nd GFP, w​aren direkt a​m Holocaust u​nd an anderen Kriegsverbrechen beteiligt. Die GFP h​alf etwa i​m Juli 1941 i​n Minsk d​en Einsatzgruppen b​ei der Selektion v​on Gefangenen i​n Internierungslagern. Die d​ort stationierten Offiziere d​er Abwehr Abteilung III (Spionageabwehr) erstellten Listen u​nd Unterlagen v​on durch d​ie Einsatzgruppen z​u Liquidierenden. Die Abwehr u​nd GFP übergaben routinemäßig gefangene Juden d​en Einsatzgruppen.[Höhne 21] Es i​st nicht bekannt, d​ass Canaris z. B. d​urch Befehle a​ktiv versucht hätte, d​ie Beteiligung v​on Mitarbeitern d​er Abwehr a​n Kriegsverbrechen z​u verhindern. Andererseits w​ar Canaris a​ktiv an d​er Rettung v​on Juden beteiligt (so a​uch dem Unternehmen Sieben) u​nd setzte d​abei sein Kommando a​ufs Spiel. Drei d​er wichtigsten Agenten, nämlich Edgar Klaus, Ivar Lissner u​nd Richard Klatt, w​aren Juden bzw. sogenannte Halbjuden. Canaris h​atte früher erreicht, d​ass „Halbjuden“, welche a​ls V-Leute für d​ie Abwehr arbeiteten, „deutschblütigen“ Personen gleichgestellt wurden. Himmler teilte Hitler i​m Februar 1942 e​twas über e​inen „Volljuden“ mit, d​er für d​ie Abwehr i​n Tanger (Marokko) arbeitete. Nach e​inem Wutanfall v​on Hitler w​urde Canaris v​om Dienst suspendiert. Canaris f​log sofort i​ns Führerhauptquartier. Nach Aussprache m​it Hitler kehrte Canaris i​n den Dienst zurück. Über d​ie Unterredung m​it Hitler u​nter vier Augen i​st nichts Näheres bekannt. Am 30. Juni 1942 w​ar Canaris n​ach Scheitern d​er Operation Pastorius wieder b​ei Hitler. Bei d​er Operation w​aren acht Agenten d​er Abwehr bereits k​urz nach d​er Anlandung d​urch ein U-Boot i​n den USA gefasst worden. Es k​am zu Vorwürfen v​on Hitler a​n Canaris. Canaris erklärte, a​lle Agenten s​eien Parteimitglieder u​nd der Organisator s​ogar Blutordensträger d​er NSDAP. Darauf äußerte Hitler: „Dann nehmen Sie Verbrecher u​nd Juden“. Nun schickte Canaris g​anz offiziell Juden m​it vorgeblichen Agentenaufträgen i​ns Ausland u​nd rettete s​ie damit. In e​iner Geheimoperation u​nter Major Walter Schulze-Bernett wurden 500 Juden a​ls V-Männer n​ach Südamerika geschickt. Canaris beschaffte Devisen für d​ie Rettungsaktion.[Höhne 22]

Rezeption in der Gegenwart

Gedenktafel im KZ Flossenbürg
Straßenschild der Canarisstraße in Dortmund-Aplerbeck

Wilhelm Canaris i​st einer d​er wenigen Widerstandskämpfer g​egen Hitler, d​eren Einordnung i​n die Geschichte n​och Anfang d​es 21. Jahrhunderts umstritten ist. Die Einordnung Canaris’ w​ird dadurch erschwert, d​ass praktisch k​eine eigenen schriftlichen Hinterlassenschaften vorliegen. Es g​ibt nur wenige persönliche Briefe u​nd winzige Fragmente d​es Diensttagebuchs. Der Verbleib d​er Tagebücher v​on Canaris i​st ungeklärt.[16]

Direkt n​ach dem Krieg w​urde er v​on rechten Kreisen v​or allem a​ls Verräter gesehen. Seine Frau Erika u​nd Tochter Brigitte lebten deshalb l​ange in Spanien, u​m Anfeindungen z​u entgehen. In konservativen Kreisen w​urde ab d​en 1950er Jahren s​ein Widerstand g​egen Hitler hervorgehoben. In e​her linken Kreisen w​urde der Blick a​uch auf s​eine Beteiligung a​m Prozess g​egen die Mörder v​on Luxemburg u​nd Liebknecht gelenkt. Seit d​er Biografie v​on Heinz Höhne m​it dem Untertitel Patriot i​m Zwielicht v​on 1976 i​st die g​anze Widersprüchlichkeit seines Verhaltens offenbar. Dabei k​am auch d​ie Mitverantwortung a​n Verbrechen d​er Geheimen Feldpolizei i​m Krieg z​u Tage, d​a diese Teil d​er Abwehr war.

Nach Canaris wurde, anders a​ls nach vielen anderen h​ohen Offizieren d​es Widerstands g​egen Hitler, k​eine militärische Einrichtung benannt. Es g​ibt in seinem Geburtsort i​m heutigen Dortmund-Aplerbeck e​ine Canarisstraße, ferner i​n Duisburg-Walsum. In Wesel u​nd Lüdinghausen g​ibt es j​e eine Wilhelm-Canaris-Straße, u​nd in Hannover-Mühlenberg, w​o auch v​iele andere Straßen d​ie Namen v​on Widerstandskämpfern tragen, existiert d​er Canarisweg.

Auszeichnungen

Verfilmung

Siehe auch

Literatur

Im Artikel verwendet

  • Richard Bassett: Hitlers Meisterspion: Das Rätsel Wilhelm Canaris. Böhlau, Wien 2007. ISBN 978-3-205-77625-3.
  • Heinz Höhne: Canaris – Patriot im Zwielicht. Bertelsmann, München 1984, ISBN 3-570-01608-0.
  • Heinz Höhne: Admiral Wilhelm Canaris. In: Gerd Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. 68 Lebensläufe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-23980-1, S. 53–60.
  • Guido Knopp, Christian Deick: Der Verschwörer. In: Guido Knopp: Hitlers Krieger. Bertelsmann, München 1998, ISBN 3-570-00265-9, S. 335–403.
  • Michael Mueller: Canaris – Hitlers Abwehrchef. Propyläen, Berlin 2006, ISBN 978-3-549-07202-8.
  • Heiko Suhr: Wilhelm Canaris. Lehrjahre eines Geheimdienstchefs (1905-1934) (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 130). Wachholtz Verlag, Kiel/Hamburg 2020, ISBN 978-3-529-02224-1.

Weitere Literatur

  • Karl Heinz Abshagen: Canaris. Patriot und Weltbürger. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1954.
  • Michael Bertram: Das Bild der NS-Herrschaft in den Memoiren führender Generäle des Dritten Reiches. Eine kritische Untersuchung. Ibidem-Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8382-0034-7.
  • Klaus Benzing: Der Admiral. Leben und Wirken. Selbstverlag, Nördlingen 1973.
  • André Brissaud: Canaris – 1887–1945. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-7973-0287-8.
  • Ian Colvin: Admiral Canaris – Chef des Geheimdienstes. Wilhelm Frick Buchhandlung, Wien/Zürich/München 1955.
  • Heinrich Fraenkel, Roger Manvell: Canaris – Spion im Widerstreit. Scherz Verlag, Bern 1969.
  • Karl Glaubauf, Stefanie Lahousen: Generalmajor Erwin Lahousen, Edler von Vivremont – Ein Linzer Abwehroffizier im militärischen Widerstand. Lit Verlag, Münster 2005, ISBN 978-3-8258-7259-5.
  • Helmut Krausnick: Canaris, Wilhelm Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 116–118 (Digitalisat).
  • Michael Graf Soltikow: Ich war mittendrin – Meine Jahre bei Canaris. Paul Neff Verlag, Wien/Berlin 1980, ISBN 3-7014-0164-0.
Commons: Wilhelm Canaris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Heinz Höhne: Canaris – Patriot i​m Zwielicht. Bertelsmann, München 1984, ISBN 3-570-01608-0:

  1. S. 23.
  2. S. 25.
  3. S. 27.
  4. S. 34.
  5. S. 53.
  6. S. 55.
  7. S. 97.
  8. S. 119.
  9. S. 135.
  10. S. 163.
  11. S. 176.
  12. S. 206.
  13. S. 243.
  14. S. 348.
  15. S. 349.
  16. S. 364–365.
  17. S. 429.
  18. S. 541.
  19. S. 567.
  20. S. 569.
  21. S. 443.
  22. S. 388–390.

Michael Mueller: Canaris – Hitlers Abwehrchef. Propyläen, Berlin 2006, ISBN 978-3-549-07202-8:

  1. S. 27.
  2. S. 75.
  3. S. 74–75.
  4. S. 77–78.
  5. S. 84.
  6. S. 94.
  7. S. 89–90.
  8. S. 112.
  9. S. 113.
  10. S. 123–124.
  11. S. 150.
  12. S. 165–166.
  13. S. 165.
  14. S. 232.
  15. S. 203–204.
  16. S. 301.
  17. S. 362.
  18. S. 421.

Weitere Quellen:

  1. Richard Bassett: Hitlers Meisterspion: Das Rätsel Wilhelm Canaris. Böhlau, Wien 2007. S. 60
  2. Richard Bassett: Hitlers Meisterspion: Das Rätsel Wilhelm Canaris. Böhlau, Wien 2007. S. 60
  3. Wolfgang Hartwig und Aloys Raffauf (Hrsg.): Das Steinbart-Gymnasium zu Duisburg 1831-1981. Verlag Hans-Dieter Elle, Köln und Duisburg 1981.
  4. Ahnentafel von Wilhelm Canaris, Quelle Peter von Gebhardt, Die Canaris. Leipzig, 1938.
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 90.
  6. Heiko Suhr, Wilhelm Canaris, Lehrjahre eines Geheimdienstchefs (1905–1934), Wachholtz Verlag Kiel 2000, S. 55ff.
  7. Harald Bendert: Die UC-Boote der Kaiserlichen Marine 1914–1918. Minenkrieg mit U-Booten. E. S. Mittler, Hamburg, Berlin, Bonn 2001 S. 108.
  8. heute Sembritzkistraße
  9. Guido Knopp: Hitlers Krieger. Bertelsmann, München 1998, S. 351.
  10. Klaus-Jürgen Müller: Das Heer und Hitler. Armee und nationalsozialistisches Regime 1933–1940. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1988, ISBN 3-486-59558-X, S. 413.
  11. Im November 1939 erfuhr er von „Vorgängen der „Kolonisierung“ des Ostens“, die ihn zutiefst erschreckten. Er kommentierte diese in seinen Aufzeichnungen: „Macht man dort weiter so, so werden diese Methoden sich einmal gegen uns kehren!“. vgl. von Bock, Zwischen Pflicht und Verweigerung – Das Kriegstagebuch, S. 78.
  12. The Trial of German Major War Criminals Sitting at Nuremberg, Germany November 20 to December 1, 1945, S. 275.
  13. F.D.R.’s Tragic Mistake. In: Confidential, August 1958, S. 15–19.
  14. Heinz Höhne: Canaris. Patriot im Zwielicht. München 1976, S. 462–464.
  15. haGalil und Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv. 4. August 2009 (Memento vom 23. August 2009 im Internet Archive) (PDF)
  16. Richard Bassett: Hitlers Meisterspion. Böhlau, Wien 2007, S. 278.
  17. Rangliste der Deutschen Reichsmarine, Hrsg.: Reichswehrministerium, Mittler & Sohn, Berlin 1929, S. 42.
  18. Juha E. Tetri: Kunniamerkkikirja. Ajatus, Helsinki 1994, ISBN 951-9440-23-2.
  19. Wiljo E. Tuompo: Päiväkirjani päämajasta 1941–1944. WSOY, Porvoo/Helsinki 1968
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