Hofherr-Schrantz
Hofherr-Schrantz AG war ein österreichisch-ungarischer Landmaschinenhersteller. 1911 erfolgte eine Fusion mit der Wiener Niederlassung der Firma Clayton & Shuttleworth zur Hofherr-Schrantz-Clayton-Shuttleworth AG.
Geschichte
Die Ursprünge von Hofherr-Schrantz gehen bis 1869 zurück als Matthias Hofherr in Wien eine Fabrik zur Erzeugung von Lokomobilen für die Landwirtschaft gründete. 1881 schloss er sich mit dem gebürtigen Ungarn Johann Schrantz (1830–1902) und Gründer des Unternehmens Hutter & Schrantz zusammen und gründeten die Gesellschaft Hofherr-Schrantz.[1] 1911 erfolgte die Fusion mit der Wiener Niederlassung des englischen Landmaschinenproduzenten Clayton-Shuttleworth. Dieses Unternehmen wurde 1842 gegründet und begann ab 1857 in Wien eine Niederlassung aufzubauen. Die Firma, die zunächst nur eine kleine Werkstätte eines Vertreters umfasste, übersiedelte drei Jahre später in den 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße. Die Mitarbeiterzahl bei Clayton & Shuttleworth wuchs bis 1869 auf 150, bis zur Jahrhundertwende bis auf 1.000. Auch im ost- und mitteleuropäischen Markt, der von Wien aus beliefert wurde, entstanden im Laufe der Zeit Niederlassungen und Reparaturwerkstätten in Budapest, Bukarest, Krakau, Lemberg, Prag und mehreren anderen Städten.
Mit der Fusion im Jahr 1911 wurde das Werk von Hofherr-Schrantz in Favoriten, Erlachgasse 92, aufgelassen und die gesamte Produktion in Floridsdorf, Shuttleworthstraße 8, konzentriert. Der Mitarbeiterstand stieg durch die Vereinigung auf 2.400 Personen. Das englische Stammhaus zog sich aus dem Unternehmen zurück. 1917 waren über 5.000 Arbeiter und Beamte im Unternehmen beschäftigt. Bis Ende des Jahres 1916 waren allein bereits 125.420 Lokomobilen und Dreschmaschinen gebaut und verkauft worden.[2]
Erster Weltkrieg
Während des Ersten Weltkriegs konnte zwar auf Grund von Heeresaufträgen gearbeitet werden. Zu Kriegsende konnten allerdings nur mehr etwa 1.200 bis 1.400 Mitarbeiter gehalten werden. Das Produktionsprogramm wurde neben den landwirtschaftlichen Maschinen auf andere Industrieprodukte ausgedehnt.
Zwischenkriegszeit
Die Standorte in der ehemaligen Monarchie wurden stark reduziert. Nur in Prag konnte ein Produktionsstandort ab 1929 aufrechterhalten werden.
Trotz Marktführerschaft am Landmaschinensektor in Österreich konnte das Unternehmen nach der Weltwirtschaftskrise 1929 nur mehr 365 Arbeitnehmer beschäftigen. Finanziell wurde das Unternehmen vier Jahre später von der Länderbank und der Österreichischen Industriekredit AG saniert, sodass das Unternehmen im Jahr 1937 bereits wieder 2.500 Beschäftigte zählte.
Zeit des Nationalsozialismus
Nach dem Anschluss im Jahr 1938 wurde Hofherr-Schrantz ein Teil der Heinrich Lanz AG und Rüstungsbetrieb für die Herstellung von Steuerungselementen der V2-Rakete. Der Betrieb führte in Floridsdorf ein Nebenlager des KZ Mauthausen mit insgesamt 2.737 Häftlingen.[3] Mit Beginn des Bombenkrieges lagerte H & S Produktionsteile in Steinbruchstollen bei Mödling aus.[4] Ein Betrieb befand sich auch im Bezirksteil Kispest von Budapest.
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende wurde Hofherr-Schrantz vorerst als Deutsches Eigentum von den Sowjets beschlagnahmt und 1946 nach dem Verstaatlichungsgesetz mit anderen Unternehmungen verstaatlicht.
Die wirtschaftliche Stellung, die Hofherr-Schrantz vor dem Krieg innehatte, konnte jedoch nicht mehr hergestellt werden. Die Mitarbeiterzahl sank ab 1950 stetig und betrug zum Zeitpunkt des Staatsvertrags ungefähr 800 Mitarbeiter. Im Jahr 1969 wurde das Unternehmen mit ca. 500 Mitarbeitern mit den ebenfalls in Floridsdorf gelegenen Trauzl-Werken fusioniert. 1970 ging das Unternehmen schließlich in den Böhler-Werken auf.
In Floridsdorf erinnern die beiden Straßen mit den Namen Shuttleworthstraße und Hofherr-Schrantz-Gasse an den Industriebetrieb.
Produkte (Auswahl)
- Lokomobile[5]
- Dreschmaschinen[6][7]
- Stationärmotoren[8]
- Traktor Austro Junior System Porsche[9]
- Diverse Maschinen und Päckchenmaschinen zur Zigarettenfabrikation
- Gußeisernes, Porzellan-emailliertes: Dusch-Tasse VIENNA mit Bodenrillung, Küchenausguss Tiroler Modell
Einzelnachweise
- Nemzeti Kulturális Alap: A Mathias Hofherr IN Wien lovas járgány bemutatása; abgerufen am 14. März 2017
- Hofherr-Schrantz-Clayton-Shuttleworth AG Wien: Illustrierter Katalog Nr. 1, 1917
- Zur Geschichte des Außenlagers Wien - Floridsdorf (Memento vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- geheimprojekte.at (Memento vom 26. Februar 2008 im Internet Archive) M.S.: Floridsdorf - Hofherr & Schrantz, ohne Datum.
- Raimund Hinkel, Kurt Landsmann: Floridsdorf von A–Z: Der 21. Bezirk in 1000 Stichworten, Foto eines Lokomobils mit Anhänger der Firma Hofherr-Schrantz, Seite 89, Christian Brandstätter Verlag, Wien 1997, ISBN 3-85447-724-4.
- motorbooks.at (Memento des Originals vom 8. Februar 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Stiftendreschmaschine Betriebsanleitung Ersatzteilliste
- Schwwizer Insolvenz Versteigerung
- motorbooks.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Bedienungsvorschrift und Bestandteile-Verzeichnis für Zweitakt-Dieselmotoren, DIN-A5, 36 Seiten.
- motorbooks.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Traktor: Hofherr-Schrantz Austro Junior System Porsche: Bedienungsanleitung