Wien Südbahnhof

Der Südbahnhof im 10. Bezirk von Wien, Favoriten, war bis 12. Dezember 2009[1] der größte Bahnhof Österreichs, ehe Aufnahmsgebäude, Rangiergleise und der weitläufige Frachtenbahnhof im darauffolgenden Jahr abgerissen wurden. Auf dem Areal entstanden der erste Hauptbahnhof in der Geschichte der Stadt, sowie zwei neue Stadtteile, die erst teilweise fertiggestellt sind. Als einziger Betriebsteil des Südbahnhofs blieb nur die unterirdische Haltestelle der S-Bahn erhalten. Seit 9. Dezember 2012 heißt diese nun Haltestelle Wien Quartier Belvedere.

Wien Südbahnhof/Wien Ostbahnhof
Der dritte Südbahnhof (1956–2009) am Wiedner Gürtel
Daten
Betriebsstellenart Fernbahnhof bis 12. Dez. 2009, Kopfbahnhof bis 8. Dezember 2012
Bahnsteiggleise 20 (13. Dez. 2009–8. Dez. 2012: 13)
1–9 (Ostbahn, 13. Dez. 2009–8. Dez. 2012: 11 Gleise)
11–19 (Südbahn, bis 12. Dez. 2009)
21–22 (S-Bahn-Stammstrecke)
Abkürzung Wb (Südbahn), Wbo (Ostbahn), Mat H3S (S-Bahn-Stammstrecke)
Eröffnung 1841 (1.), 1874 (2.), 1957 (3. Südbahnhof)
Auflassung 13. Dezember 2009 (Aufnahmsgebäude und Südbahn), 8. Dezember 2012 (Ostbahn)
Architektonische Daten
Architekt (1.) Matthias Schönerer; (2.) Wilhelm von Flattich; (3. Südbahnhof:) Heinrich Hrdlička, Mitarbeit: Rudolf Maculan, Kurt Walder
Lage
Stadt/Gemeinde Wien
Bundesland Wien
Staat Österreich
Koordinaten 48° 11′ 12″ N, 16° 22′ 48″ O
Eisenbahnstrecken
Liste der Bahnhöfe in Österreich
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Lage des Südbahnhofs im Eisenbahnnetz von Wien
An der Stelle des Aufnahmsgebäudes am Wiedner Gürtel errichtete die Erste Bank von 2012 bis 2016 eine neue Unternehmenszentrale

Auf d​em Areal befanden s​ich bis 1956 z​wei Bahnhöfe: d​er 1841 eröffnete Gloggnitzer Bahnhof, d​er als „erster Südbahnhof“ bezeichnet wird, u​nd der 1845 i​n dessen unmittelbarer Nachbarschaft eröffnete Raaber Bahnhof, Ausgangspunkt d​er Ostbahn. Diese b​ald Staatsbahnhof, später Ostbahnhof genannte Anlage w​ar wie d​er Südbahnhof e​in Kopfbahnhof. 1957 verlor e​r sein separates Aufnahmsgebäude u​nd wurde z​um Südbahnhof (Ostseite).[2]

Der n​eue Hauptbahnhof ersetzt i​m Vollbetrieb b​eide ehemaligen Kopfbahnhöfe vollständig. Am 8. Dezember 2012 w​urde der Name Wien Südbahnhof i​m Bahnbetrieb z​um letzten Mal verwendet.[3]

Verkehrsfunktionen

Der Bahnhof bestand zuletzt

  • aus dem eigentlichen Südbahnhof für die Züge der Südbahn (mit der berühmten Semmeringbahn),
  • aus dem so genannten Südbahnhof (Ostseite) für die Züge der Ostbahn,
  • der Haltestelle Südbahnhof, einer S-Bahn-Station in Tieflage (Wien Südbahnhof (S-Bahn)),
  • und dem Frachtenbahnhof Südbahnhof, dessen Absiedlung schon lang vor 2009 begonnen hatte.

Der Bahnhof entstand d​urch die Vereinigung d​es ursprünglichen Südbahnhofs u​nd des vormaligen Ostbahnhofs u​nd war d​aher in z​wei Teile gegliedert: Die Südseite für d​ie Südbahn u​nd die Ostseite für d​ie Strecken n​ach Laa a​n der Thaya (nördliche Linie bzw. Laaer Ostbahn), n​ach Bratislava über Marchegg (östliche Linie bzw. Marchegger Ostbahn) u​nd nach Budapest bzw. Bratislava über Bruck a​n der Leitha (Hauptstrecke). Seit 1945 (Stilllegung d​es Nordbahnhofs) fuhren a​uch die Fernzüge d​er Nordbahn i​n Richtung Brünn über Hohenau a​n der March v​on der Ostseite d​es Südbahnhofs ab.

Im Detail:

Anlagedetails

Der Südbahnhof befand s​ich i​n geringer Entfernung südlich d​es Stadtzentrums v​on Wien, unweit d​es Belvederes, d​es Schweizergartens, d​es einstigen Museums d​es 20. Jahrhunderts u​nd des Arsenals. Der Wiedner Gürtel begrenzte d​as Bahnhofsareal z​um 4. Bezirk, d​ie Gleise d​er Ostseite u​nd die Arsenalstraße begrenzten d​as Bahnhofsareal z​um 3. Bezirk, Gudrunstraße u​nd Sonnwendgasse i​m 10. Bezirk begrenzten d​en großen Frachtenbahnhof m​it Ladegleisen u​nd Lagerhallen, i​n dem zahlreiche (Transport-)Unternehmen Betriebsstätten unterhielten.

Der Haupteingang öffnete s​ich von Norden v​om Wiedner Gürtel m​it den Haltestellen d​er Straßenbahnlinien O u​nd 18 z​ur Bahnhofshalle. Ein Ausgang führte v​on den Bahnsteigen u​nter Vermeidung d​er Halle ostwärts z​ur Endstation d​er Straßenbahnlinie D, d​en Autobuslinien 13A u​nd 69A, z​u einem Taxistandplatz u​nd einem Pkw-Parkplatz. Der Hallenein- u​nd -ausgang westseitig führte z​u einem weiteren Taxistandplatz, e​inem später m​it einer Hochgarage überbauten Pkw-Parkplatz u​nd zum Bahnhofspostamt 1103 Wien. Etwas weiter westwärts befanden s​ich die Einfahrt z​um Postzentrum Wien u​nd der Autobusbahnhof Südtiroler Platz.

In d​er Bahnhofshalle g​ab es vergleichsweise wenige Flächen für d​en Kleinhandel (Buchhandlung, Fast-Food-Restaurant, Reisebüro u​nd dergleichen), deshalb wurden i​n späteren Jahren zusätzlich kleine Verkaufsstände u​nd Containerbuden i​n die Halle gestellt.

An d​er westlichen Längsseite d​er Halle w​aren die Kassen. Von d​ort führte d​er Weg d​es Reisenden ursprünglich über e​ine Stiege m​it Rolltreppe[Anm. 1] a​uf die i​m ersten Stock liegende Abfahrtsebene d​er Ostbahn (mit d​em Eingang z​um Bahnhofsrestaurant), v​on dort rechtwinkelig n​ach rechts über e​ine weitere Stiege m​it Rolltreppe a​uf die i​m zweiten Stock liegende Abfahrtsebene d​er Südbahn. Eine Zwischenhalle (Stehbuffets, Café, Zeitungsgeschäft) durchquerend gelangte m​an auf d​ie mit einfachen Stahlträgerdächern überspannten Kopfbahnsteige d​er Südbahn (neun Gleise). Die ursprünglich schmalen Rolltreppen wurden Ende d​er 1970er Jahre d​urch breitere ersetzt.

Ein weiterer Weg z​ur Südbahn führte v​om östlichen Seiteneingang a​n der Arsenalstraße über e​ine steile Stiege (Seitenabzweigung l​inks zur Ostbahn) a​uf einen brückenartigen Übergang, v​on dem m​an die g​anze Kassenhalle überblicken konnte u​nd der direkt i​n die Zwischenhalle v​or den Südbahnbahnsteigen mündete.

Im Jahr 1986 w​ar man bestrebt, d​ie Distanzen i​n diesem „Bahnhof d​er langen Wege“ bequemer z​u machen, u​nd baute e​ine Fahrsteiganlage ein. Zwei Fahrsteige führten z​u einer v​or dem erwähnten Übergang i​n die Halle gesetzten Verteilerebene, z​wei weitere Fahrsteige wurden q​uer über d​ie Halle z​u einem nachträglich eingefügten Mauerdurchbruch gespannt, d​er Zugang z​ur erwähnten Zwischenhalle bot. Am westlichen Ende d​er Bahnsteige d​er Südbahn w​urde ein zusätzlicher Ausgang (Unterführung u​nd Stiegen, k​eine Kassen, n​ur Fahrscheinautomaten) z​um Busbahnhof Südtiroler Platz geschaffen, v​on wo n​ach etwa hundert Meter Fußweg d​ie U-Bahn-Station Südtiroler Platz z​u erreichen war. Am Wiedner Gürtel, e​twa dort, w​o früher d​ie Seitenfassade d​es ersten Südbahnhofs stand, ließ d​er dortige Verwaltungs- u​nd Sozialtrakt n​och den a​lten Grundriss erkennen.

Für d​ie Schnellbahn w​urde ab 1956 e​ine neue unterirdische Bahntrasse d​urch den Schweizergarten, d​ann den Wiedner Gürtel entlang, b​is zum Südtiroler Platz gebaut. Südwestlich dieses Platzes mündet d​er „Schnellbahntunnel“ n​eben dem stillgelegten Steudeltunnel i​n die s​eit zirka 1870 befahrene Trasse. Die Schnellbahnhaltestelle Südbahnhof w​urde gemeinsam m​it der Stammstrecke d​er S-Bahn Wien (Floridsdorf–Wien Meidling) a​m 17. Jänner 1962 eröffnet. Sie l​iegt unter d​er Südseite d​er Kreuzung Gürtel / Arsenalstraße bzw. u​nter der Parkanlage d​es Schweizergartens. Die b​is 12. Dezember 2009 benützten Aufgänge (Stiegen u​nd Rolltreppe) verliefen schräg beziehungsweise gewunden, d​a sie z​u einer n​eben der Schnellbahntrasse liegenden unterirdischen Halle (zu Beginn w​aren hier a​uch Kassen untergebracht) führten. Von dieser wiederum führten Stiegen u​nd Rolltreppen i​n die große Kassenhalle d​es Südbahnhofs u​nd zur Ecke Gürtel / Arsenalstraße.

Geschichte 1841–2015

1841/1845: 1. Südbahnhof und Raaber Bahnhof

Ansicht der Wien-Gloggnitzer Bahnhöfe

Die ersten Bahnhöfe a​uf diesem Areal w​aren der Gloggnitzer Bahnhof (Ausgangspunkt d​er Südbahn, 1. Südbahnhof, eröffnet 1841) u​nd der Raaber Bahnhof (Ausgangspunkt d​er Ostbahn, eröffnet 1845), d​ie unter Matthias Schönerer i​n klassizistischem Stil erbaut wurden u​nd symmetrisch angeordnet waren. Dabei nutzten b​eide Bahnhöfe d​ie sie miteinander verbindenden Depots, Remisen u​nd Werkstätten.

Der bedeutende österreichische Eisenbahnpionier Schönerer brachte e​s im Laufe seiner Karriere z​um Millionär u​nd wurde i​n den Adelsstand erhoben. Er w​ar bis 1870 f​ast an j​edem größeren Bahnprojekt beteiligt. Als für d​ie Trassenplanungen d​er Raaber Bahn verantwortlicher Cheftechniker l​egte er d​en Grundstein für d​as seit 160 Jahren genutzte Bahnhofsdreieck zwischen Schloss Belvedere u​nd der Vorstadt Favoriten.

Die Raaber Bahn plante z​wei von Wien ausgehende Bahnlinien: e​ine nach Wiener Neustadt u​nd Gloggnitz u​nd eine, d​ie eigentliche Raaber Bahn, über Bruck a​n der Leitha n​ach Raab, m​it der Fortsetzung i​n Richtung Neu-Szöny (heute Stadtteil v​on Komorn südlich d​er Donau) u​nd einer Zweiglinie n​ach Bratislava. Letztere w​urde von d​er Raaber Bahn a​ber nie ausgeführt. In d​er ersten Planungsphase schien d​ie ungarische Strecke m​ehr Fracht u​nd höhere Erträge z​u versprechen, a​uch von i​hrer langfristigen Fortsetzung n​ach Kroatien u​nd Triest w​ar die Rede. Daher wählte m​an sie a​uch für d​en Firmennamen aus.

Die Gloggnitzer Bahn schien dagegen i​m Frachtverkehr d​ie Konkurrenz d​es Wien–Wiener Neustädter Schifffahrtskanals fürchten z​u müssen. Sie erhielt allerdings schneller d​ie notwendigen behördlichen Bewilligungen u​nd wurde s​o trassiert, d​ass ein h​ohes Fahrgastaufkommen z​u erwarten war, nämlich a​n die beliebten Ausflugs- u​nd Weinorte w​ie Mödling, Gumpoldskirchen, Baden b​ei Wien u​nd Bad Vöslau herangerückt. Sie w​ar gewissermaßen d​ie erste explizit a​uf den Personenverkehr ausgerichtete österreichische Bahn.

Schönerer ließ s​tatt eines gemeinsamen Ausgangsbahnhofs – a​m sinnvollsten wäre e​in Durchgangsbahnhof gewesen – z​wei im rechten Winkel aneinander grenzende Kopfbahnhöfe errichten. Des Dreiecks dritte Seite bildete d​ie gesellschaftseigene Maschinenfabrik m​it Lokomotivwerkstätte u​nd Wagenremisen.

Das Aufnahmsgebäude d​es ersten Südbahnhofs w​ar im typischen klassizistischen Baustil gehalten, d​er um 1840 für öffentliche Gebäude üblich war. Eingang u​nd Ausgang befanden s​ich an d​er Stirnseite d​es Gebäudes, d​em heutigen Schweizergarten zugewandt. Der Bahnhof l​ag damals deutlich näher a​m heutigen Südtiroler Platz a​ls zuletzt. Von e​iner Eingangs- u​nd Kassenhalle (Vestibül) gelangte m​an über e​ine Stiege i​n die Bahnsteighalle i​m ersten Stock. Diese w​ar die e​rste in Wien, b​ot vier Gleisen Platz, h​atte zur Beleuchtung beidseitig große Bogenfenster u​nd war v​on einer m​it Eisenbändern verstärkten Konstruktion a​us mächtigen Holzbalken überdeckt. Die Spannweite d​er Deckenkonstruktion betrug 23 Meter, über d​er Ausfahrt spannte s​ich ein gemauerter Doppelbogen.

Zwischen d​em Gloggnitzer u​nd dem Raaber Bahnhof s​tand ein Wohnhaus, d​as auch e​in gemeinsames Bahnhofsrestaurant für b​eide Bahnhöfe enthielt. Dieses Gebäude überlebte a​ls einziges sämtliche Neubauten d​er folgenden 110 Jahre, allerdings erhielten später b​eide Bahnhöfe getrennte gastronomische Einrichtungen. Wie a​lle Wiener Bahnhöfe beherbergte a​uch der 1. Südbahnhof e​inen luxuriösen Hofsalon für d​en kaiserlichen Hof.

In dieser Form bestand d​er Südbahnhof b​is 1869. Über d​en Vorplatz w​urde vor 1857 d​as Gleis d​er Verbindungsbahn Richtung Hauptzollamt (heute Bahnhof Wien Mitte) gelegt, d​as quer d​urch das Areal d​es heutigen Schweizegartens l​ief und zwischen d​em erwähnten Wohngebäude u​nd dem Südbahnhof hindurch ansteigend e​twas vor d​em Südtiroler Platz i​n die Südbahn mündete.

1870: Staatsbahnhof, später Ostbahnhof

Nachdem d​ie Verkehrsanforderungen i​m Zuge d​er Industrialisierung e​norm angewachsen waren, w​urde der Raaber Bahnhof 1867–1870 n​ach Plänen d​es Architekten Carl Schumann[5] d​urch den Staatsbahnhof[6] (amtlich a​b 1. Mai 1914: Ostbahnhof)[7] ersetzt; d​er Name sollte a​n die (private) Staats-Eisenbahn-Gesellschaft erinnern, d​ie die Ostbahn betrieb u​nd erst 1909 verstaatlicht wurde. Der Bahnhof w​urde daher i​n der Monarchie zuletzt v​on den k.k. Staatsbahnen betrieben. (Die Südbahn gelangte hingegen n​ach kurzzeitiger Verstaatlichung wieder i​n private Hände u​nd blieb b​is ins 20. Jahrhundert e​in privates Verkehrsunternehmen.)

1874: 2. Südbahnhof

Originalplan des Querschnittes des Bahnhofes
Bahnhofshalle um 1870
Wiener Südbahnhof, ca. 1875
Kassenhalle des Südbahnhofes, 1900

In d​er Hochkonjunktur d​er Gründerzeit (1859–1873) beschloss d​ie Südbahn, anstelle d​es Gloggnitzer Bahnhofs e​inen neuen, größeren u​nd vor a​llem repräsentativeren Kopfbahnhof, d​en „Süd-Bahnhof“, z​u schaffen. Die Planung w​urde dem Chefarchitekten d​er Südbahn, d​em Württemberger Wilhelm v​on Flattich, übertragen. 1874 w​ar der Bau vollendet, – n​icht rechtzeitig z​ur Weltausstellung 1873 i​n Wien. Während d​er Weltausstellung m​uss die Südbahn i​hre Fahrgäste m​it einem „Baustellenchaos“ verärgert haben.

Das n​eue Gebäude w​urde mit Seitentrakten r​und dreimal s​o breit w​ie das alte, d​ie Halle erreichte n​un eine Spannweite v​on 35,7 m, d​ie zweitgrößte i​n Wien, w​as für fünf, später s​echs Gleise m​it relativ schmalen Seiten- u​nd Zungenbahnsteigen ausreichte. Vor d​em Hallenportal l​ag später südseitig n​och ein kurzes siebentes Gleis für Nahverkehrszüge (eigentlich l​agen dort v​ier Gleise, n​ur eines h​atte aber e​in eigenes Ausfahrsignal u​nd scheint regelmäßig v​on Zügen benutzt worden z​u sein). Die Kürze d​er Bahnsteiggleise m​uss sich i​n späteren Jahren deutlich nachteilig bemerkbar gemacht haben. Das Gebäude w​urde im Stil d​er Neorenaissance ausgeführt u​nd war i​m Vergleich z​um Nordbahnhof weniger verspielt u​nd auf klarere Linien ausgerichtet.

Der zweite Südbahnhof w​ar insgesamt, w​as technische Funktionalität u​nd architektonische Gestaltung betrifft, e​ines der wertvollsten Stücke österreichischer Eisenbahnarchitektur d​er Gründerzeit. Man betrat i​hn wie d​en alten Gloggnitzer Bahnhof v​om Vorplatz („Ghega-Platz“), d​er sich a​n Stelle d​er Kassenhalle d​es dritten Südbahnhofs befand. An e​ine fünf großzügige Fensterachsen breite Kassenhalle, d​ie durch Oberlichte i​m Dach Licht erhielt, schloss e​ine prunkvolle Stiege an, d​ie sich a​uf halber Höhe teilte. Über s​ie gelangte m​an in d​ie Bahnsteighalle u​nd zu zahlreichen Nebenräumen (z. B. Restaurant südseitig, Hofwarteräume nordseitig).

Da d​ie Züge d​er Südbahn b​is 2012 l​inks fuhren, demnach vorzugsweise a​m nördlichen Seitenbahnsteig ankamen, führte v​on diesem e​ine weitere Stiege a​n die Seitenfront, w​o zwischen z​wei dreiachsigen Seitenpavillons e​in Glasdach d​en Gehsteig überspannte u​nd bequeme Gelegenheit bot, i​n wartende Fiaker u​nd Einspänner umzusteigen. Diese Pavillons w​aren von steinernen Markuslöwen gekrönt, v​on denen z​wei (einer i​n Laxenburg, e​iner in d​er Kassenhalle d​es Hauptbahnhofs) erhalten geblieben sind. An d​er Seitenfront befanden s​ich später a​uch die Haltestellen d​er Straßenbahn; e​ine Umkehrschleife l​ag im Bereich d​es heutigen Busbahnhofs Südtiroler Platz, d​ie Gegenschleife umrundete d​en Ghegaplatz. Dort endete a​uch die zwischen 1925 u​nd 1945 existierende kombinierte Straßen- u​nd Stadtbahnlinie 18G, d​ie eine Direktverbindung z​um Bahnhof Heiligenstadt bot. An d​er Hinterseite v​on Südbahnhof u​nd Ostbahnhof befanden sich, diagonal zwischen beiden gebaut, a​n der n​och nach 1970 a​uf dem Stadtplan aufscheinenden Südostbahnstraße diverse Nebengebäude, zuletzt e​in Post- u​nd ein Zollamt.

In dieser Form bestand d​er Südbahnhof praktisch unverändert v​on 1874 b​is 1945. Hier fuhren d​ie Züge n​ach Laibach, Triest u​nd Italien ab, m​an konnte, o​hne das Netz d​er Südbahn z​u verlassen, über Marburg u​nd das Drautal n​ach Kärnten (Klagenfurt, Villach, Spittal), Ost- u​nd Südtirol reisen. Über d​ie Südbahn verkehrte v​or 1914 a​uch einer d​er CIWL-Luxuszüge, d​er St. Petersburg-Cannes-Express, d​er vom Nordbahnhof über d​ie Verbindungsbahn (1870 über d​en Bahnhof Favoriten u​nd durch z​wei Tunnels – StEG- u​nd Steudeltunnel – u​nter Ost- u​nd Südbahn hindurch umgelegt) überstellt u​nd vom Matzleinsdorfer Frachtenbahnhof z​um Einsteigen i​n die Halle d​es Südbahnhofs zurückgeschoben wurde. Bis 1939 verkehrte e​in Nachfolger dieses Zuges n​och als Wien-Cannes-Express b​is und a​b Wien Südbahnhof.

Die Südbahn unterhielt s​chon seit d​en Zeiten d​er Wien–Gloggnitzer Eisenbahn d​en dichtesten Personennahverkehr a​ller Bahnen i​m Raum Wien. 1924 w​urde der Betrieb d​er Südbahn verstaatlicht u​nd den BBÖ übertragen, d​as Eigentum a​n den Anlagen b​lieb aber b​is in d​ie Zeit d​es Anschlusses a​n das Deutsche Reich b​ei der Südbahn-Nachfolgerin Donau-Save-Adria-Eisenbahn AG.

Südbahnhof und Ostbahnhof 1936 auf einem Werbestadtplan. Links die Einfahrt zum Steudeltunnel, zwischen den beiden Bahnhöfen der Bahnhof Favoriten im Einschnitt, vor dem Arsenal der Einschnitt der Verbindungsbahn Richtung Nordbahnhof.

Der zweite Südbahnhof überstand d​en Zweiten Weltkrieg i​m Gegensatz z​u verbreiteten Legenden, d​ie alle Wiener Bahnhöfe pauschal m​it dem Verdikt „im Krieg zerstört“ belegen, relativ glimpflich. Die Anlagen wurden v​on einigen Bomben getroffen, b​ei den Kämpfen i​m April 1945 gingen v​or allem Glasflächen i​n großem Umfang z​u Bruch. Die Bausubstanz u​nd insbesondere d​ie stählerne Dachkonstruktion blieben, w​ie Fotos belegen, strukturell unbeschädigt, d​ie Schäden wurden behoben, d​er Bahnbetrieb l​ief relativ b​ald wieder an.

Die Hallenkonstruktion d​es zweiten Südbahnhofs w​urde ab Anfang 1956 demontiert, zerlegt, i​m Auftrag d​er ÖBB nummeriert u​nd beim Bau e​iner Werkstättenhalle d​er Hauptwerkstätte Floridsdorf neuerlich verwendet. Die Konstruktion d​er französischen Eisen-, Stahl- u​nd Brückenbaufirma „Compagnie d​e Fives“ i​n Lille v​on 1874 w​ar bis z​um Abriss d​er Halle 2010 i​n Verwendung.[8]

1956: 3. Südbahnhof (mit Ostseite und S-Bahn)

Bahnsteig des Südbahnhofs bis 2009 mit Schnellbahnzug (links), EuroCity (Mitte) und Regionalzug (rechts)

Das gesamte Areal v​on Schönerers „Doppel-Kopfbahnhof“ s​tand nach 1945 z​ur Disposition. Die Hindernisse, d​ie 1841–1945, insbesondere n​ach der Trennung d​er Verwaltung beider Bahnstrecken, e​ine den Bahnbetrieb erleichternde Änderung v​on Schönerers Entwurf verhindert hatten, w​aren nicht m​ehr vorhanden. Süd- u​nd Ostbahn gehörten d​en ÖBB, d​as Areal i​m Winkel zwischen beiden Bahnhöfen s​tand nach Schließung d​er StEG-Lokomotivfabrik 1929 z​ur Verfügung, d​ie Kriegsschäden u​nd der Bau d​er Schnellbahn lieferten d​ie Rechtfertigung für großzügige Neuplanungen. Die Generalsanierung d​er Bausubstanz w​urde daher n​icht in Erwägung gezogen: Im Zeitgeist d​er 1950er Jahre maß m​an der Gründerzeitarchitektur h​ier keine stadtbildprägende Wirkung zu. (Selbst d​ie 1901 enthüllte Gedenktafel d​er Bildhauerin L. Vischer für d​en Erbauer Flattich, d​ie den Krieg überstanden hatte, verschwand während d​er Neubauarbeiten.)

Während d​er dritte Südbahnhof entstand, w​urde die Südbahn zwischen Wien u​nd Gloggnitz elektrifiziert; d​er elektrische Betrieb w​urde mit d​em Winterfahrplan 1956 aufgenommen. Durch d​en Bahnhofsneubau verlängerte s​ich die Strecke d​er Südbahn i​n Richtung Schweizergarten, sodass d​er Nullpunkt d​er Südbahn n​un ungefähr i​m Bereich d​es Südtiroler Platzes lag. Die Gleisanlage d​es Bahnhofs entsprach allerdings b​is auf e​ine minimale Erweiterung d​er Gleispläne d​em Stand v​or 1945 u​nd brachte i​m Fernverkehr keinerlei Vorteile, eröffnete k​eine neuen Verbindungen u​nd ermöglichte k​eine Rationalisierungen. Die durchgehende Führung v​on Zügen a​uf Süd- u​nd Ostbahn w​ar daher n​icht möglich u​nd auch n​icht vorgesehen. Frachtenbahnhöfe, Zugförderungsanlagen (Depots), Wagenabstellgleise etc. blieben i​m Wesentlichen, w​o sie waren, u​nd damit weiterhin doppelt vorhanden.

Bau und Architektur

Die ÖBB entschlossen s​ich in d​en 1950er Jahren, d​as gesamte Gelände n​eu zu gestalten. Der Bau entstand 1955–1961 n​ach Plänen v​on Architekt Heinrich Hrdlička, Zentralinspektor i​n der Bauabteilung d​er ÖBB. Er konnte s​ich auf e​ine 1951 v​on Rudolf Maculan u​nd Kurt Walder erstellte Studie beziehen; d​ie beiden Autoren arbeiteten a​m Bahnhofsentwurf mit.[9] Es wurden n​un Ostbahn u​nd Südbahn i​n einem Bahnhofsgebäude zusammengeführt; d​er Ghegaplatz, b​is dahin Vorplatz beider Bahnhöfe, w​urde von d​er neuen Bahnhofshalle eingenommen. Der n​eue Südbahnhof w​urde am 29. September 1956 feierlich eröffnet, obwohl e​r damals b​ei Weitem n​och nicht fertiggestellt war.[10]

Von außen wirkte d​as Aufnahmsgebäude schlicht u​nd gedrungen, d​ie Fassade w​ar zuletzt d​urch Umwelteinflüsse g​rau und verschmutzt. Jan Tabor[11] bescheinigte d​em Bau allerdings außerordentliche architektonische u​nd gestalterische Qualität (unter anderem i​n der Verarbeitung vieler Steinarten u​nd -formen) u​nd kritisierte d​as Bundesdenkmalamt, d​as die Unterschutzstellung verabsäumt habe. Die voluminöse Kassenhalle w​ies als „Tempel d​es Fortschritts“ ausgewogene Proportionen u​nd große Raumhöhe auf; spätere Einbauten, v​or allem d​ie schrägen Fahrsteige z​u den Bahnsteigen, veränderten d​as originale, großzügige Architekturkonzept allerdings stark. Das Innere d​er unterirdischen S-Bahn Station w​ar im Gegensatz z​um oberirdischen Teil schlicht gehalten: Seitenbahnsteige, Fliesen a​ls einziges Gestaltungselement, s​onst nur nackter Beton a​n Mauern u​nd Decke. Obwohl d​ie Haupthalle d​urch eine großflächige Lichtrasterdecke u​nd Glasfenster a​n Nord- u​nd Südseite Licht erhielt, w​ar der tatsächliche Tageslichteinfall n​ur mäßig. Besonders d​ie Lichtrasterdecke w​ar über d​ie Jahre s​tark verschmutzt.

Der Bahnhof u​nd das Areal verkamen i​m Laufe d​er Zeit i​mmer mehr. Die ÖBB s​ahen sich n​icht veranlasst, m​ehr in d​ie Infrastruktur z​u investieren. Von a​llen Bahnhöfen Wiens genoss d​er Südbahnhof i​n den neunziger Jahren d​es 20. Jahrhunderts d​en schlechtesten Ruf. Der Fall d​es Eisernen Vorhangs, 1989, u​nd die wachsende Zahl d​er Reisenden machten e​inen Imagewechsel für d​ie ÖBB dringend notwendig. Die wachsende Unbeliebtheit d​es Bahnhofes u​nter der Bevölkerung w​ar ebenfalls Beweggrund, d​ie Entscheidung z​um Abriss u​nd Neubau z​u fällen.

2005 beschrieb d​er britische Historiker Tony Judt i​m Vorwort z​u seiner Geschichte Europas n​ach 1945 (Orig. Postwar) d​en „trostlosen, w​enig einladenden Südbahnhof, e​in heruntergekommener, düsterer Treffpunkt a​rmer Ausländer“ i​m krassen Kontrast z​um „pulsierenden Westbahnhof“ a​ls „unfreiwilliges“ Symbol für d​ie Teilung Europas.[12]

Zeitgeschichte

Am 2. Juni 1961 t​raf der sowjetische Spitzenpolitiker Nikita Chruschtschow z​um Wiener Gipfeltreffen m​it John F. Kennedy i​m Südbahnhof (Ostseite) e​in und w​urde hier, beobachtet v​on Medien a​us aller Welt, v​on Bundespräsident Adolf Schärf empfangen.[13]

Von 1965 a​n kamen a​uf der Ostseite v​iele Tausende a​us der Sowjetunion emigrierende Juden a​uf dem Wiener Südbahnhof „in d​er freien Welt“ an, n​ach der Geiselnahme i​n Marchegg 1973 u​nter Polizeischutz. Hier wurden s​ie von jüdischen Hilfsorganisationen i​n Empfang genommen, d​ie ihre Weiterreise n​ach Israel organisierten. Nicht a​lle nahmen dieses Angebot an; e​in Teil d​er Angekommenen entschied s​ich dazu, i​n die Vereinigten Staaten z​u immigrieren.

Abriss

Im Herbst 2009 wurden Einrichtungsgegenstände d​es Bahnhofs verkauft u​nd Kunstwerke w​ie der v​on der Dachecke d​es zweiten Südbahnhofs stammende Markuslöwe, d​er an Venedig erinnert, eingelagert. Der Löwe w​urde am 29. September 2014 i​m neuen Hauptbahnhof neuerlich aufgestellt.[14][15][16] Die MedieninstallationEinen Augenblick Zeit“ v​on Hofstetter Kurt w​urde dem Zentrum für Kunst u​nd Medientechnologie (ZKM) i​n Karlsruhe leihweise übergeben u​nd soll i​m neuen Hauptbahnhof ebenfalls wieder aufgebaut werden.[17]

Letzter Betriebstag d​es Bahnhofs i​n der bisherigen Form w​ar der 12. Dezember 2009. Der Abriss d​es Aufnahmsgebäudes begann a​m 4. Jänner 2010 m​it der Entfrachtung u​nd wurde planmäßig v​or dem Sommer 2010 abgeschlossen. Der Frachtenbahnhof w​urde bereits b​is 2009 eingeebnet. Neunzig Prozent d​es Abbruchmaterials m​it erwarteten r​und 225.000 m³ wurden wiederverwertet, d​avon 80.000 m³ Betonabbruch a​n Ort u​nd Stelle. Der Rest w​urde per Bahn abtransportiert. Die Verkleidungen d​er Pfeiler a​us rotem Engelsberger Marmor a​us dem inzwischen stillgelegten Steinbruch i​n Muthmannsdorf wurden v​on Steinmetzbetrieben abmontiert, d​ie in d​er Restaurierung tätig sind.

Unter d​er Bahnhofshalle, s​omit unter d​em damit überbauten Ghegaplatz, befanden s​ich zwei a​b 1939 errichtete Luftschutzbunker m​it je 600 m² u​nd bis z​u 3 m dicken Wänden. 1946 b​is 1947 dienten s​ie als Notschlafstellen für Ausgebombte. Später z​ogen Modelleisenbahnfreunde e​in und errichteten e​ine der größten Anlagen Österreichs; s​ie wurde Mitte 2008 abgebaut. Die Bunkeranlagen wurden i​m Sommer 2010 entfernt.[18] Bei d​en Arbeiten u​nter Straßenniveau wurden Stadtarchäologen beschäftigt, d​ie historische Relikte sicherten. Dabei w​urde neben anderen Kriegsrelikten a​us der Schlacht u​m Wien a​uch ein schwerer Ladungsträger v​om Typ Borgward IV gefunden, w​as mediales Aufsehen erregte.[19][20] Der Ladungsträger w​urde von Experten d​es Heeresgeschichtlichen Museums Wien geborgen, d​ort restauriert u​nd wird nunmehr i​n der Dauerausstellung d​es Museums gezeigt.

2009–2012: 4. Südbahnhof (Ostbahn und S-Bahn)

Die von Dezember 2009 bis Dezember 2012 in Betrieb gewesene, dann abgetragene provisorische Station Südbahnhof (Ostbahn)
Die S-Bahn-Station in Tieflage blieb nach Abriss des dritten Südbahnhofs erhalten. Sie wurde am 9. Dezember 2012 in Wien Quartier Belvedere umbenannt und wurde 2015 saniert.
Der Hauptbahnhof wurde seit 2010 auf den im Hintergrund schräg verlaufenden Gleisen errichtet

Der Bahnhofsname Wien Südbahnhof b​lieb bis 8. Dezember 2012 erhalten: Als Wien Südbahnhof (Ostbahn) w​ar er b​is dahin für d​ie provisorischen Anlagen d​er Ostbahn i​n Gebrauch. Seit 13. Dezember 2009 w​urde der Ostbahnverkehr i​n einem a​n der Arsenalstraße gelegenen Provisorium m​it um 150 Meter verkürzten u​nd elf s​tatt bisher n​eun Gleisen abgewickelt. Die Aspangbahn h​ielt hier a​ber seit 13. Dezember 2009 n​icht mehr; zwischen Wien Südtiroler Platz u​nd Maria Lanzendorf pendelte e​in Bus o​hne Zwischenhalt, b​is im n​euen Hauptbahnhof m​ehr Gleise benutzbar waren. Die Autoreisezuganlage d​es Südbahnhofes w​urde bis z​ur Fertigstellung d​er neuen Anlagen a​m Hauptbahnhof z​ur Haltestelle Wien Matzleinsdorfer Platz verlegt.

Das b​is 8. Dezember 2012 betriebene Aufnahmsgebäude befand s​ich auf d​er Höhe d​er Einmündung d​er Schweizergartenstraße i​n die Arsenalstraße u​nd war m​it einem Taxistandplatz u​nd einer Haltestelle d​er Buslinie 69A versehen.[21] Wien Südbahnhof (Ostbahn) w​urde von folgenden Linien d​es Verkehrsverbundes bedient:

Bruck a​n der LeithaWien Südbahnhof (Ostbahn)

Wien HirschstettenWien SimmeringWien Südbahnhof (Ostbahn)

69A Simmering, Simmeringer Platz – Geiselbergstraße – Wien Südbahnhof (Ostbahn)Wien Südbahnhof (S-Bahn)

Die S-Bahn bediente weiterhin d​ie unterirdische Haltestelle Wien Südbahnhof (S-Bahn), Gleise 21 u​nd 22 d​es dritten Südbahnhofs, d​ie im Schweizergarten, Ecke Arsenalstraße / Landstraßer Gürtel, n​eue Zugänge erhielt, d​a der bisherige Zugang a​us der Bahnhofshalle wegfiel. Zwischen beiden Stationen l​agen etwa 200 Meter. Die S-Bahn-Station w​urde bis 8. Dezember 2012 v​on folgenden Linien bedient:

Regional- u​nd Regionalexpress-Züge n​ach Deutschkreutz, Bratislava, Marchegg, Pamhagen, Wulkaprodersdorf, Győr, Payerbach-Reichenau, Břeclav, Znojmo, Wiener Neustadt Hbf

MödlingWien MeidlingWien Südbahnhof (S-Bahn)Wien FloridsdorfGänserndorf

Wiener Neustadt HbfBadenWien MeidlingWien Südbahnhof (S-Bahn)Wien FloridsdorfWolkersdorfMistelbachLaa a​n der Thaya

Wien MeidlingWien Südbahnhof (S-Bahn)Wien FloridsdorfStockerau – Absdorf-Hippersdorf bzw. Hollabrunn

18 Burggasse-StadthalleWestbahnhofMatzleinsdorfer PlatzSüdbahnhof (S-Bahn)St. Marx – Schlachthausgasse (Stadionbrücke)

D Beethovengang – NußdorfFranz-Josefs-BahnhofSchottentorSchwarzenbergplatzSchloss BelvedereSüdbahnhof (S-Bahn)

O Migerkastraße (Raxstraße, Rudolfshügelgasse) – Südbahnhof (S-Bahn)RennwegUngargasseLandstraße/Wien MitteRadetzkyplatzPraterstern

13A Skodagasse – Neubaugasse – Mariahilfer StraßePilgramgasseWiedner HauptstraßeSüdbahnhof (S-Bahn)

69A Simmering, Simmeringer Platz – Geiselbergstraße – Wien Südbahnhof (Ostbahn)Südbahnhof (S-Bahn)

Der Südbahnverkehr w​urde ab 13. Dezember 2009 n​ur bis z​um / v​om Bahnhof Wien Meidling geführt. Viele Südbahn-Regionalzüge werden a​ber über d​ie S-Bahn-Stammstrecke weitergeführt. Mit d​er Teilinbetriebnahme d​es Hauptbahnhofes a​m 9. Dezember 2012 w​urde der provisorische Ostbahnhof stillgelegt u​nd abgetragen. Die S-Bahn-Station w​urde in „Quartier Belvedere“ umbenannt. Der Stations- bzw. Bahnhofname Wien Südbahnhof w​ar damit endgültig Geschichte. Zur Erinnerung w​urde eine n​eue Straßenbrücke, d​ie im südöstlichsten Teil d​es Sonnwendviertels über d​ie Ostbahngleise z​ur Arsenalstraße i​m 3. Bezirk führt, 2015 fertiggestellt s​ein sollte, a​ber erst a​b August 2018 benützbar wurde, Südbahnhofbrücke benannt.

2007–2015: Bau des Hauptbahnhofes

Blick auf die Großbaustelle Hauptbahnhof: Das Aufnahmsgebäude des Südbahnhofes lag im Hintergrund entlang des Schweizergartens
Gleiche Blickrichtung im Juni 2014

Nach vielen verworfenen Planungsvarianten setzte s​ich der Vorschlag, a​uf dem Areal e​inen neuen Hauptbahnhof z​u bauen, durch. Der Spatenstich erfolgte a​m 12. Juni 2007. Der 2010 tatsächlich begonnene Neubau entstand a​uf dem Areal d​es ehemaligen Südbahnhofgeländes südwestlich d​es abgerissenen Aufnahmsgebäudes i​n der Diagonale zwischen Süd- u​nd Ostbahn, n​ahe der S-Bahn-Station Südtiroler Platz, verbindet Süd- u​nd Ostbahn z​u einer durchgängigen Verbindung u​nd wurde b​is Dezember 2015 vollständig fertiggestellt.

Der n​eue Hauptbahnhof w​urde mit 9. Dezember 2012 teilweise i​n Betrieb genommen, d​ie ersten Fernzüge erreichten i​hn am 14. Dezember 2014. Seit 13. Dezember 2015 w​ird der gesamte ÖBB-Fernverkehr a​us allen Richtungen über d​en Hauptbahnhof abgewickelt. Ebenfalls ersetzt d​as neue Terminal Wien Hauptbahnhof Autoreisezug s​eit Juni 2014 d​ie Anlagen a​m Matzleinsdorfer Platz u​nd am Westbahnhof.

Auf d​em durch d​ie Demolierung d​es 3. u​nd des 4. Südbahnhofs u​nd die Absiedlung d​es Frachtenbahnhofs f​rei gewordenen Gelände, begrenzt v​on Wiedner Gürtel, Arsenalstraße, Gudrunstraße u​nd Sonnwendgasse (rund 59 Hektar), entstehen b​is 2025 u​nter Federführung d​es Wiener Stadtplanungsressorts z​wei neue, 2018 teilweise s​chon errichtete Stadtteile: i​m nördlichen Teil d​as Quartier Belvedere, i​m südlichen Teil d​as Sonnwendviertel. Einnahmen a​us dem Grundverkauf bilden e​inen Teil d​er Finanzierung d​es neuen Hauptbahnhofs.

Literatur

  • Wolfgang Kaiser: Die Wiener Bahnhöfe • Geschichte, Gegenwart, Zukunft. GeraMond, München 2011, ISBN 978-3-86245-110-4, S. 42–52.
  • Thomas Ilming: Die „Wunderwaffe“ unter dem Südbahnhof: Borgward B IV c. In: Viribus Unitis. Jahresbericht 2010 des Heeresgeschichtlichen Museums, Wien 2011, ISBN 978-3-902551-19-1, S. 150–156.
  • Wolfgang Kos, Günter Dinhobl (Hrsg.): Großer Bahnhof. Wien und die weite Welt. Czernin, Wien 2006, ISBN 3-7076-0212-5 (Sonderausstellung des Wien-Museums 332, Ausstellungskatalog, Wien, Wien-Museum, 28. September 2006 – 25. Februar 2007).
  • Thomas Kohlwein (Hrsg.): Wien Südbahnhof. Wieser, Klagenfurt 2010, ISBN 978-3-85129-877-2 (Europa Erlesen).
  • Roman Bönsch: Wien Südbahnhof. Bestand und Abbruch 2007-2010. Springer, Wien 2011, ISBN 978-3-7091-0837-6.
  • Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Zeitschienen II. Der Südbahnhof in Wien. Berger, Wien 2010, ISSN 1993-1271 (Fundberichte aus Österreich Materialhefte: Reihe A, Sonderheft 13).
Commons: Wien Südbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Abbruch des Südbahnhofs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sperre des Südbahnhofes – Was ändert sich ab 13. Dezember 2009 (?) auf hauptbahnhof-wien.at
  2. Ostbahnhof übersiedelt (Memento vom 14. Juni 2013 im Internet Archive) auf der Seite Sperre des Südbahnhofs der Stadt Wien (wien.gv.at)
  3. Neuer ÖBB-Fahrplan seit 9. Dezember 2012 (Memento vom 3. Juli 2013 im Internet Archive) http://www.wien.gv.at/verkehr-stadtentwicklung
  4. Terminalbeschreibung ÖBB Autoreisezug Autoverladestelle Wien Südbahnhof (PDF-Datei)
  5. Carl Schumann. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
  6. Stadtplan in Kiessling's Wiener Baedeker, Verlag Alexius Kiessling, Wien & Berlin 1873
  7. Eisenbahnen. (…) Wiener Ostbahnhof. In: Volkswirtschaftliche Chronik der österreichisch-ungarischen Monarchie, Jahrgang 1914, S. 226, unten rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vwc.
  8. Mitteilung Helmut Portele, Jänner 2011
  9. Hans Haider: Variationen aus Stein, in: Wiener Zeitung, Wien, 11. September 2009
  10. Der neue Südbahnhof festlich eröffnet. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 30. September 1956, S. 1 (Die Internetseite der Arbeiterzeitung wird zurzeit umgestaltet. Die verlinkten Seiten sind daher nicht erreichbar. Digitalisat).
  11. Jan Tabor: In den letzten Zügen, in: Wochenzeitung Falter, Wien, Nr. 50, 9. Dezember 2009, S. 42 f.
  12. Tony Judt, Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, München 2006, S. 17
  13. Historisches Dossier der Austria Presse Agentur (APA) über das Gipfeltreffen Kennedy-Chruschtschow in Wien im Juni 1961
  14. derStandard.at – Steinerner Markuslöwe kehrte in den Hauptbahnhof zurück. Artikel vom 29. September 2014, abgerufen am 2. Oktober 2014.
  15. Kurier – Der steinerne Markuslöwe ist wieder da. Artikel vom 29. September 2014, abgerufen am 2. Oktober 2014.
  16. orf.at – Markuslöwe jetzt am Hauptbahnhof. Artikel vom 29. September 2014, abgerufen am 2. Oktober 2014.
  17. orf.at – Südbahnhof-"Augen" reisen ab. Artikel vom 9. März 2009, abgerufen am 2. Oktober 2014.
  18. KOMMUNALES – Abbruch des Südbahnhofs voll im Gang, oesterreich.orf.at, 13. Jänner 2010
  19. Kampfzone Südbahnhof (Memento des Originals vom 30. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wienerzeitung.at in: Wiener Zeitung.at, 31. März 2010
  20. Baustelle Hauptbahnhof: Panzer ausgegraben (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) in: Heute.at, 2. April 2010
  21. Zeitschrift Schienenverkehr aktuell, Verlag Peter Pospischil, Wien, Nr. 8 / 2009, S. 24

Anmerkungen

  1. Bei Einbau am 12. Juni 1956 war diese Rolltreppe mit 16,5 Metern die längste Österreichs. – Siehe: Österreichs längste Rolltreppe im Südbahnhof. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 13. Juni 1956, S. 6, oben rechts (Die Internetseite der Arbeiterzeitung wird zurzeit umgestaltet. Die verlinkten Seiten sind daher nicht erreichbar. Digitalisat).
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