Bundesministerium für Inneres

Das österreichische Bundesministerium für Inneres (kurz BMI o​der Innenministerium) i​st die Sicherheitsbehörde III. Instanz u​nd insbesondere für d​as Sicherheitswesen, weiters für Angelegenheiten d​er Staatsbürgerschaft, Wahlen, Volksabstimmungen u​nd Volksbegehren zuständig. Leiter d​es Ministeriums i​st der Bundesminister für Inneres, derzeit Gerhard Karner.[2]

Osterreich  Bundesministerium für Inneres
Österreichische Behörde
Staatliche Ebene Bund
Stellung der Behörde Bundesministerium
Gründung 1848 (k.k. Ministerium des Innern), 1918 (Staatsamt des Innern), 1920 Bundesministerium für Inneres, 1945 Wiedererrichtung
Hauptsitz Wien 1, Herrengasse 7
Behörden­leitung Gerhard Karner, Bundesminister für Inneres
Haushaltsvolumen 3,59 Mrd. EUR (2022)[1]
Website www.bmi.gv.at
Gerhard Karner, Bundesminister für Inneres
Das Bundesministerium für Inneres am Wiener Minoritenplatz

Geschichte

Im Kaisertum Österreich, v​on 1867 a​n in Cisleithanien, d​em westlichen Teil Österreich-Ungarns, bestand v​on 1848 b​is 1918 d​as k.k. Ministerium d​es Innern. Erster Ressortchef war, e​ine Woche n​ach dem Sturz Metternichs i​n der Revolution v​on Kaiser Ferdinand I. a​m 20. März 1848 ernannt, Franz v​on Pillersdorf. Die Minister wurden v​om Kaiser o​hne Mitwirkung parlamentarischer Gremien ernannt u​nd enthoben. Letzter kaiserlicher Innenminister w​ar Edmund Ritter v​on Gayer, d​er seine deutschösterreichischen Agenden Anfang November 1918 a​n den a​m 30. Oktober 1918 berufenen Staatssekretär d​es Innern, Heinrich Mataja, übergab u​nd vom abtretenden Kaiser Karl I. a​m 11. November 1918 formell enthoben wurde. Die Vorgängerinstitutionen d​es BMI hießen 1918 / 1919 Staatsamt d​es Inneren, n​ach der Fusion m​it dem Unterrichtsministerium b​is 1920 Staatsamt für Inneres u​nd Unterricht. Mit d​em Inkrafttreten d​es Bundes-Verfassungsgesetzes änderte s​ich die Bezeichnung i​n Bundesministerium für Inneres u​nd Unterricht. 1923 w​urde das Ministerium i​n das Bundeskanzleramt eingegliedert, w​o es – a​ls Portefeuille d​er Angelegenheiten d​es Sicherheitswesens u​nd der inneren Verwaltung – b​is 1938 verblieb. Ab 1929 führte d​er Ressortleiter d​ie Amtsbezeichnung Bundesminister (für innere Angelegenheiten). Ab 1932 g​ab es a​uch speziell e​inen Bundesminister für Sicherheitswesen, ebenfalls d​em Bundeskanzler unterstellt. Seit 1945 h​at die heutige Bezeichnung Bundesministerium für Inneres Bestand. In d​er Bundesregierung Faymann I bestand v​om 21. April 2011 b​is zur Angelobung d​er neuen Regierung a​m 16. Dezember 2013 e​in Staatssekretariat für Integration i​m Innenministerium, Staatssekretär w​ar Sebastian Kurz (ÖVP).

Aufgaben

Das Bundesministerium für Inneres i​st zuständig für:[3]

  • Angelegenheiten des Sicherheitswesens, soweit sie nicht in den Wirkungsbereich eines anderen Bundesministeriums fallen.
    • Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit; Maßnahmen der Wiederherstellung der subjektiven und objektiven Sicherheit von Verbrechensopfern.
    • Waffen-, Munitions- und Sprengmittelwesen, Schießwesen mit Ausnahme des militärischen Waffen-, Schieß- und Munitionswesens sowie des Spreng- und Schießmittelwesens im Bergbau.
    • Internationale polizeiliche Kooperation.
    • Überwachung des Eintrittes in das Bundesgebiet und des Austrittes aus diesem; Ein- und Auswanderungswesen.
    • Fremdenpolizei und Meldewesen einschließlich der Angelegenheiten der Einwohnerverzeichnisse.
    • Untersuchung von Grenzzwischenfällen.
    • Aufenthaltsverbot, Ausweisung und Abschiebung; Asyl; Angelegenheiten der Auslieferung, soweit sie nicht von Justizbehörden zu vollziehen sind.
    • Volkszählungswesen.
    • Vereins- und Versammlungsrecht.
    • Die nicht im Dienst der Strafrechtspflege zu besorgenden Angelegenheiten der Pressepolizei einschließlich solcher, die sich auf neue Medien beziehen.
    • Wappenwesen.
    • Veranstaltungswesen.
    • Passangelegenheiten mit Ausnahme der Angelegenheiten der Diplomatenpässe.
    • Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Unglücksfällen einschließlich der Angelegenheiten des Rettungswesens und der Feuerwehr.
    • Koordination in Angelegenheiten des staatlichen Krisenmanagements und des staatlichen Katastrophenschutzmanagements;
    • Mitwirkung bei anlassbezogener Krisenbewältigung. Internationale Katastrophenhilfe.
    • Angelegenheiten des Zivilschutzes, soweit sie nicht in den Wirkungsbereich des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft fallen.
    • Verkehrserziehung und Verkehrsstatistik sowie Beschaffung und Erhaltung von Einrichtungen zur Überwachung des Straßenverkehrs im Rahmen der Mitwirkung der Organe der Bundespolizei in Angelegenheiten der Straßenpolizei.
  • Angelegenheiten der Staatsgrenzen mit Ausnahme ihrer Vermessung und Vermarkung.
  • Angelegenheiten der Organisation und des Dienstbetriebes der Bundespolizei und sonstiger Wachkörper, soweit sie nicht in den Wirkungsbereich eines anderen Bundesministeriums fallen.
  • Angelegenheiten der Staatsbürgerschaft und des Heimatrechts.
  • Personenstandsangelegenheiten, soweit sie nicht von Justizbehörden zu vollziehen sind.
    • Angelegenheiten des Namensrechts, Führung der Personenstandsverzeichnisse und administrative Eheangelegenheiten.
  • Angelegenheiten der Wahlen, Volksbegehren, Volksabstimmungen und Volksbefragungen auf Grund der Bundesverfassung sowie Angelegenheiten der Wahlen zum Europäischen Parlament und der Europäischen Bürgerinitiativen.
  • Angelegenheiten der Organisation der inneren Verwaltung in den Ländern.
  • Angelegenheiten der Gemeinden und Gemeindeverbände, soweit sie nicht in den Wirkungsbereich des Bundeskanzleramtes fallen.
  • Angelegenheiten des Stiftungs- und Fondswesens, soweit sie nicht in den Wirkungsbereich eines anderen Bundesministeriums fallen.
  • Angelegenheiten der Kriegsgräberfürsorge.
  • Führung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen (Mauthausen Memorial).
  • Angelegenheiten der staatlichen Verwaltung, die nicht ausdrücklich einem anderen Bundesministerium zugewiesen sind.

Struktur

Das Bundesministerium für Inneres gliedert s​ich wie folgt.[4]

  • Bundesminister für Inneres
    • Kabinett des Bundesministers
  • Generalsekretär
    • Datenschutzbeauftragte(r) des Bundesministers für Inneres (DSBa-BMI)
    • Abteilung IR: Interne Revision
    • Sektion I: Präsidium
      • Abteilung I/11: Sicherheitpolitik
      • Gruppe I/A: Personal, Organisation, Budget, Ausbildung
        • Zentrum für Organisationskultur und Gleichbehandlung (ZOG)
        • Abteilung I/1: Personalangelegenheiten
        • Abteilung I/2: Organisation und Verwaltungsreform
        • Abteilung I/3: Budget und Controlling
        • Abteilung I/9: Sicherheitsakademie – SIAK
      • Gruppe I/B: Internationales, EU, Protokoll
        • Abteilung I/4: Internationale Angelegenheiten
        • Abteilung I/7: EU-Angelegenheiten
        • Abteilung I/8: Protokoll und Veranstaltungsmanagement
      • Gruppe I/C: Öffentlichkeitsarbeit, Gesundheit, Psychologie, Sport
        • Abteilung I/5: Öffentlichkeitsarbeit
        • Abteilung I/10: Medizinische und Gesundheitsangelegenheiten
        • Abteilung I/12: Psychologischer Dienst
        • Abteilung I/13: Sportangelegenheiten
    • Sektion II: Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit
      • Einsatz- und Koordinationscenter (EKC)
      • Abteilung II/8: Grundsatz und Strategie GD
      • Abteilung II/13: SKKM – Staatliches Krisen- und Katastrophenmanagement und Koordination Zivile Sicherheit (u. a. Bundeswarnzentrale und Zivilschutz)
      • Sondereinheit für Observation (SEO)
      • Sondereinheit Einsatzkommando Cobra / Direktion für Spezialeinheiten (EKO Cobra/DSE)
        • Abteilung II/DSE/1: Personal, Logistik, Budget
        • Abteilung II/DSE/2: Ausbildung, Sonder- und Spezialeinsatz
        • Abteilung II/DSE/3: Operative Leitung Sondereinheit Einsatzkommando Cobra
      • Gruppe II/A: Organisation, Dienstbetrieb und Einsatz
        • Datenschutzbeauftragte(r) der Landespolizeidirektionen (DSBa-LPD)
        • Abteilung II/1: Organisation, Dienstbetrieb und Analyse
        • Abteilung II/2: Einsatzangelegenheiten (u. a. Exekutivdienst)
        • Abteilung II/7: Flugpolizei
        • Abteilung II/12: Verkehrsdienst der Bundespolizei
      • Gruppe II/C: Ressourcensteuerung und IKT GD
        • Abteilung II/10: Budget, Controlling und Ressourcen GD
        • Abteilung II/14: Informations- und Kommunikationstechnologiemanagement GD – IKT GD
      • Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (.BVT)
        • Abteilung II/BVT/1: Administration und Dienstleistungen
        • Abteilung II/BVT/2: Informationsbeschaffung und Ermittlung
        • Abteilung II/BVT/3: Sicherheit und Schutz
        • Abteilung II/BVT/4: Informationsmanagement und Analyse
        • Abteilung II/BVT/5: Cybersicherheit
        • Abteilung II/BVT/6: Sondereinsatz und Logistik
      • Bundeskriminalamt (.BK)
    • Sektion III: Recht
      • Abteilung III/6: Wahlangelegenheiten
      • Abteilung III/10: Grund- und menschenrechtliche Angelegenheiten
      • Gruppe III/A: Legistik und Recht
        • Abteilung III/1: Legistik
        • Abteilung III/3: Sicherheitsverwaltung (u. a. Passwesen)
        • Abteilung III/7: Rechtsangelegenheiten und Datenschutz
        • Abteilung III/11: Vergabe- und Vertragsangelegenheiten
      • Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK)
        • Single Point of Contact (III/BAK/SPOC)
        • Abteilung III/BAK/1: Ressourcen, Support und Recht
        • Abteilung III/BAK/2: Prävention, Edukation und internationale Zusammenarbeit
        • Abteilung III/BAK/3: Operativer Dienst
    • Sektion IV: Service
      • Gruppe IV/A: Wirtschaft, Raum und Technik
        • Abteilung IV/1: Technische Ausrüstung
        • Abteilung IV/3: Bauangelegenheiten, Immobilienmanagement und Kriegsgräberfürsorge
        • Abteilung IV/4: Zentrale Dienste
      • Gruppe IV/B: Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)
        • Abteilung IV/2: IKT-Servicebereitstellung
        • Abteilung IV/6: IKT-Strategie und IKT-Governance
        • Abteilung IV/8: Design und Betrieb kritischer Kommunikationsinfrastrukturen
        • Abteilung IV/9: Register und Registerservices
    • Sektion V: Fremdenwesen
      • Abteilung V/11: Ressourcen
      • Gruppe V/A: Grundsatzangelegenheiten, nationale und internationale Migrationstrategie, Aufenthaltswesen
        • Abteilung V/1: Grundsatzangelegenheiten
        • Abteilung V/2: Aufenthalts- und Staatsbürgerschaftswesen
        • Abteilung V/5: Nationale und internationale Migrationsstrategie
      • Gruppe V/B: Grenze und Fremdenpolizei
        • Abteilung V/4: Förderungen
        • Abteilung V/6: Integriertes Grenzmanagement
        • Abteilung V/7: Fremdenpolizei
      • Gruppe V/C: Asyl und Rückkehr
        • Abteilung V/8: Asyl
        • Abteilung V/9: Grundversorgung
        • Abteilung V/10: Rückkehr, Reintegration und Qualitätsentwicklung


Unter Bundesminister Strasser wurde die alte Gliederung der Sektion II in Gruppen (Gruppe A: Bundespolizei, Gruppe B: Gendarmeriezentralkommando, Gruppe C: Staatspolizeilicher Dienst, Gruppe D: Kriminalpolizeilicher Dienst, Gruppe E: Administrativpolizeilicher Dienst und Gruppe F: Planung und Schulung) zugunsten einer Gliederung in Abteilungen und Referate geändert. Im Jahr 2010 wurden die Gruppen in der Sektion II wieder eingeführt.

Fondsbeteiligungen

Das Bundesministerium i​st an mehreren Fonds beteiligt bzw. werden v​on diesem betrieben:

  • Unterstützungsinstitut der Bundespolizei
  • Wohlfahrtsfonds der Bundespolizei
Der Wohlfahrtsfonds der Bundespolizei bezweckt gemäß den Satzungen die Unterstützung hilfsbedürftiger Bediensteter des Bundesministeriums für Inneres, insbesondere den Bediensteten der Landespolizeidirektion Wien, der Stadtpolizeikommanden außerhalb Wiens sowie der Bediensteten, die für den Zentralausschuss der Bediensteten der Sicherheitsverwaltung wahlberechtigt sind, sowie deren Hinterbliebenen durch Gewährung von Unterstützungen und rückzahlbaren Darlehen.
  • Wohlfahrtsfonds für die Exekutive des Bundes
Der Wohlfahrtsfonds für die Exekutive hat gemäß den Satzungen den Zweck an Kinder von Exekutivangehörigen für drei Stiftsplätze der Exekutive an der Theresianischen Akademie des Bundes im Einvernehmen mit dem Unterrichtsministerium zu gewähren, Beihilfen zu gewähren an Mitglieder der Exekutive, die infolge einer Verletzung oder Erkrankung im Dienst in Notlage geraten sind sowie an Hinterbliebene Beihilfen zu gewähren.
  • Gendarmeriejubiläumsfonds 1949
Gemäß Satzung des Gendarmeriejubiläumsfonds-GJF 1949 bezweckt der Fonds die Unterstützung hilfsbedürftiger Bediensteter der Landespolizeidirektionen sowie der ihnen nachgeordneten Dienststellen (ausgenommen LPD Wien), und der Angehörigen des Wachkörpers Bundespolizei im Bundesministerium für Inneres beziehungsweise deren Hinterbliebenen durch die Gewährung von Geldaushilfen und rückzahlbaren Darlehen.

Der i​m Jahr 2017 aufgelöste Wiener Stadterweiterungsfonds gehörte ebenfalls d​em Innenministerium an.

Siehe auch

Commons: Bundesministerium für Inneres – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesfinanzgesetz 2022. (PDF) Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 5. März 2022 (Seite 15).
  2. „Ich gelobe“: Nehammer ist neuer Bundeskanzler. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  3. Bundesministeriengesetz 1986. Abgerufen am 29. Januar 2020.
  4. Geschäftseinteilung des Bundesministeriums für Inneres. Abgerufen am 2. Juli 2020.
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