Österreichische Nationalbibliothek
Die Österreichische Nationalbibliothek in Wien ist die öffentlich zugängliche, zentrale wissenschaftliche Bibliothek Österreichs. Sie befindet sich in der Neuen Burg am Heldenplatz, die historischen Sammlungen und die Verwaltung sind vom benachbarten Josefsplatz zugänglich. Weitere Abteilungen befinden sich in anderen Teilen der Hofburg und im Palais Mollard-Clary in der Herrengasse. Die zuständige Aufsichtsbehörde der Österreichischen Nationalbibliothek ist das Bundeskanzleramt.
Österreichische Nationalbibliothek | |
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Gründung | 1368 (als kaiserliche Hofbibliothek) |
Bestand | 12.229.285, davon über 3,9 Millionen Bücher |
Bibliothekstyp | Nationalbibliothek |
Ort | Wien 1., Hofburg (Heldenplatz, Hauptbibliothek), Palais Mollard |
ISIL | AT-OeNB |
Betreiber | Republik Österreich |
Leitung | Johanna Rachinger |
Website | www.onb.ac.at |
Als Nationalbibliothek sammelt sie unter anderem die Pflichtexemplare aller in Österreich erschienenen oder hergestellten Druckwerke. Darunter sind alle von den österreichischen Universitäten approbierten Dissertationen. Seit Juli 2000 wurde die Sammlung von Pflichtexemplaren auf elektronische Medien ausgeweitet. Mit dem Projekt ANNO werden auch historische Zeitungen und Zeitschriften gescannt und online zur Verfügung gestellt.
Im Kaisertum Österreich, ab 1867 in Österreich-Ungarn, war die Bibliothek bis zum Ende des Ersten Weltkrieges als Wiener Hofbibliothek eine der umfangreichsten Universalbibliotheken der Welt. Heute liegt der Schwerpunkt der Sammlung im geisteswissenschaftlichen Bereich.
Als Bundesmuseum umfasst die Österreichische Nationalbibliothek auch fünf spezielle Angebote: den Prunksaal, das Papyrusmuseum, das Globenmuseum, das Esperantomuseum und das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek im denkmalgeschützten ehemaligen k.k. Hofkammerarchiv in der Johannesgasse 6 im ersten Wiener Bezirk.
Lage und Gebäude
Die Österreichische Nationalbibliothek befindet sich in der Hofburg im 1. Wiener Bezirk. Der historische Zugang erfolgte vom Josefsplatz, der aktuelle Zugang zum Lesesaal in der Neuen Burg besteht vom Heldenplatz aus.
Der Prunksaal war das erste Gebäude, das eigens für die Hofbibliothek gebaut wurde, vorher wurden die Bücher im Minoritenkloster gelagert. Der Bau wurde 1723 von Johann Bernhard Fischer von Erlach begonnen und nach dessen Tod von seinem Sohn Joseph Emanuel 1726 fertiggestellt. Die Skulpturen auf dem Gebäude stammen von Lorenzo Mattielli. Der Prunksaal ist nach der ursprünglichen Aufstellung der Bücher in eine Kriegs- und Friedensseite geteilt, was sich in den Fresken widerspiegelt. Diese stammen von Daniel Gran. Das Fresko in der Mittelkuppel stellt die Apotheose Karls VI. dar, dessen Bild von Herkules und Apoll gehalten wird. Um das Bild des Kaisers sind in einem komplizierten Programm allerlei allegorische Figuren versammelt, die die Tugenden der Habsburger und den Reichtum ihrer Länder symbolisieren sollen.
Bereits unter Maria Theresia zeigten sich Risse in der Kuppel, weshalb diese vom Hofarchitekten Nikolaus Pacassi mit einem Eisenring verstärkt wurde. Das Deckenfresko von Gran (an dem die Spur eines Risses heute noch zu sehen ist) wurde von Franz Anton Maulbertsch restauriert. Zur selben Zeit entstanden die Flügelbauten, die die Bibliothek mit der Hofburg und der Augustinerkirche verbinden und mit ihr den Josefsplatz bilden.
Aufgaben und Bestände
Eine der Hauptaufgaben der Österreichischen Nationalbibliothek ist die Sammlung und Archivierung aller in Österreich erscheinenden Publikationen (auch elektronischer Medien). Gemäß dem Mediengesetz müssen von in Österreich erscheinenden periodischen Druckwerken vier und von sonstigen Druckwerken je zwei Pflichtexemplare der Nationalbibliothek abgeliefert werden.
Daneben sammelt die Bibliothek alle Werke österreichischer Autoren, die im Ausland erscheinen, sowie solche Werke, die Österreicher oder das österreichische Geistes- und Kulturschaffen betreffen. Weitere Publikationen aus dem Ausland werden mit Schwerpunkt auf dem Bereich der Geisteswissenschaften aufgenommen.
Aufgaben und Dienstleistungen der Nationalbibliothek umfassen die Erschließung der Bestände und deren Bereitstellung in Form von Leihe vor Ort, Fernleihe, Recherchediensten sowie Auskunfts-, Informations- und Reproduktionsservices. Der gesetzlich gegebene allgemeine Bildungsauftrag wird auch durch die Zusammenarbeit mit Universitäten, Schulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen befolgt.
Insgesamt verfügt die Nationalbibliothek über mehr als 12 Millionen Objekte, wovon rund 4 Millionen Bücher sind.
Kartensammlung und Globenmuseum
Die Kartensammlung besteht seit 1906, jedoch wurden die Landkarten bereits seit dem 16. Jahrhundert in der kaiserlichen Hofbibliothek gesammelt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch die Sammlung der Habsburger übernommen, die so genannte habsburgische Familien-Fideikommiss-Bibliothek.
Angeschlossen ist der Kartensammlung das weltweit einzige Museum für Globen, in dem 695 Globen und andere astronomische Instrumente verwahrt werden. Es besteht seit 1956 und befindet sich heute im Palais Mollard-Clary in der Herrengasse. Bestände gibt es jedoch seit dem 16. Jahrhundert. Der Hauptanteil besteht aus Globen, die schon vor 1850 angefertigt wurden. Zur Sammlung gehört die passende Fachliteratur.
Papyrussammlung und Papyrusmuseum
Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der Hofbibliothek mit der Papyrussammlung eine bedeutende Teilsammlung der Bibliothek gegründet. Die Sammlung geht auf eine private Sammlung von Erzherzog Rainer zurück. Dieser schenkte sie am 18. August 1899 Kaiser Franz Joseph I. mit der Bitte, er möge die Sammlung der Hofbibliothek zuweisen.
Die Papyrussammlung enthält etwa 180.000 Objekte aus dem Zeitraum vom 15. Jahrhundert v. Chr. bis zum 13. Jahrhundert n. Chr. Neben Papyri umfasst die Sammlung Papiere, Tontafeln und beschriebene Holz- und Wachstabletts, Steintafeln, Leder, Textilien und Knochen sowie Gold-, Silber- und Bronzegegenstände mit Inschriften. Damit ist die Papyrussammlung der Nationalbibliothek eine der größten derartigen Sammlungen weltweit.
Musiksammlung
Die Musiksammlung entstand nicht durch eine Gründung, sondern kristallisierte sich über Jahrhunderte hinweg innerhalb der Bestände der ehemaligen k.k. Hofbibliothek als Spezialsammlung heraus. In ihr finden sich zahlreiche Partituren und Erstdrucke von Werken bekannter Komponisten wie Anton Bruckner oder Richard Strauss. Der Ankauf der Bibliothek Albert Fuggers brachte wertvolle Musikalien in den Besitz der Hofbibliothek. Besondere Bedeutung kommt auch Gottfried van Swieten zu, der als Bibliothekspräfekt von 1777 bis 1803 die musikalischen Belange außerordentlich förderte.
Ein entscheidender Zuwachs war 1826 die Übernahme der Altbestände der Hofmusikkapelle. Die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek ist das größte Musikarchiv Österreichs und zugleich eine moderne wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek. Die Sammlung umfasst Musikhandschriften und -drucke, Textbücher von Opern und Vokalwerken genauso wie Tonträger, musikwissenschaftliche Literatur und die Nachlässe bedeutender österreichischer Komponisten. 2005 übersiedelte die Sammlung in das Palais Mollard-Clary (Wien 1., Herrengasse 9).
Sammlung von Handschriften und alten Drucken
Nachdem im April 2008 die „Handschriften-, Autografen- und Nachlass-Sammlung“ und die „Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken“ zusammengelegt wurden, sind deren Sammlungsbestände nun im Augustinerlesesaal einsehbar. Die Sammlung beinhaltet Inkunabeln, Druckschriften von 1501 bis einschließlich 1850 und darüber hinaus bibliophile sowie seltene und wertvolle Drucke ohne zeitliche Einschränkung. Die etwa 8000 Inkunabeln (der weltweit viertgrößte Bestand) zählen hierbei zum wertvollsten Teil der alten Drucke. Etwa ein Fünftel aller im 15. Jahrhundert gedruckten Werke sind in der Sammlung vorhanden und diese zählt somit weltweit zu dem insgesamt fünftgrößten historischen Druckschriftenverband. Die Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek beherbergt neben dem weltweit bedeutendsten Handschriftenbestand (wie die Fugger-Zeitungen) zahlreiche Autographen und Nachlässe. Ergänzt wird die Sammlung von Handschriften und alten Drucken durch die Einbandsammlung und die Sinica- und Japonicabestände der Bibliothek.
Bildarchiv und Grafiksammlung
Das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek ist die größte Bilddokumentationsstelle Österreichs und umfasst rund zwei Millionen Objekte unterschiedlichster historischer Mediengattungen. Des Weiteren beherbergt sie die ehemalige Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen, die 1921 in das Eigentum der Republik Österreich überführt und in die Nationalbibliothek eingegliedert wurde. Sie enthält z. B. Bücher von Kaiserin Maria Ludovika Beatrix von Österreich-Este, einer Gattin Franz I., die beim Ankauf der Werke von Johann Wolfgang von Goethe beraten wurde.
Die Grafiksammlung umfasst mehr als 600.000 Objekte, Druckgrafiken, Aquarelle, Zeichnungen und Kunstobjekte. Die Schwerpunkte der Grafikbestände liegen auf Porträts von Angehörigen des Hauses Habsburg, grafischen Konvoluten mit historischen, topografischen und naturkundlichen Darstellungen sowie Exlibrissen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Die Bilddokumentation befasst sich zusätzlich schwerpunktmäßig mit topografischer und Architekturfotografie, Zeitgeschichte, Porträtfotografie, Theaterfotografie und österreichischen Plakaten.
Literaturarchiv
Das Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek sammelt literarische Vor- und Nachlässe österreichischer Autoren des 20. Jahrhunderts, insbesondere seit 1945, und stellt diese zur wissenschaftlichen Auswertung bereit. Es verwaltet Bestände (Nachlässe, Vorlässe, Sammlungen etc.) unter anderem zu Günther Anders, Erich Fried, Egon Friedell, Peter Handke, Ödön von Horváth, Ernst Jandl, Alfred Kolleritsch, Robert Menasse, Andreas Okopenko, Heidi Pataki, Elisabeth Reichart, Margit Schreiner, Manès Sperber, Hilde Spiel und Dorothea Zeemann. Die materielle Sicherung und Bewahrung der Dokumente steht in enger Verbindung mit der kontinuierlichen Forschungs- und Publikationstätigkeit am Archiv. Sie wird ergänzt durch Ausstellungen, Lesungen, wissenschaftliche Tagungen und zweimal jährlich stattfindende „Archivgespräche“.
Sammlung für Plansprachen und Esperantomuseum
Die Sammlung für Plansprachen beherbergt die weltweit größte Fachbibliothek für Interlinguistik. Es werden an die 500 Plansprachen dokumentiert, von denen Esperanto und Interlingua die wichtigsten sind. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der 1887 vom polnischen Augenarzt Ludwik Lejzer Zamenhof entworfenen Plansprache Esperanto, die sich im Lauf der Zeit zu einer Vollsprache entwickelt hat und heute von einigen Millionen Menschen beherrscht wird. Die Sammlung verwahrt zudem mehrere wichtige Nach- und Vorlässe, wie etwa den Nachlass von Eugen Wüster, dem Begründer internationaler Terminologie-Arbeit, oder den des katalanisch-portugiesischen Schriftstellers Manuel de Seabra. Der Sammlung angeschlossen ist das Esperantomuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, das Besuchern die wechselvolle Geschichte des Esperanto vermittelt.
Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes
Das Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes wurde 1994 der Österreichischen Nationalbibliothek zugeordnet und verwahrt Dokumente musikalisch-poetischer und tänzerischer Äußerungen. Neben handschriftlichen Aufzeichnungen von Texten und Melodien kann die Bibliothek den größten Bestand an Druckwerken zum Thema Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Volkspoesie in Österreich vorweisen. Die Sammlung der Tondokumente erstreckt sich von Schellacks über Langspielplatten, Tonbändern und Kassetten bis zu digitalen Bändern und CDs. Bilddokumente und Liedflugblätter ergänzen das Material. Untergebracht ist die Sammlung in den Räumen des Österreichischen Volksliedwerkes. In der Bibliothek stehen Kaiserstatuen von Peter und Paul Strudel und vier Globen von Vincenzo Coronelli. 1735 gestaltete Antonio Corradini die zentrale Statue von Karl VI. als Römisch-Deutschem Kaiser im Zentrum des Prunksaales der Hofbibliothek.
Digitalisierungsprojekte
Im Jahr 2010 wurde zwischen der Österreichischen Nationalbibliothek und Google ein Vertrag abgeschlossen, der vorsieht, 600.000 gemeinfreie Bücher durch Google kostenlos digitalisieren zu lassen. Damit können diese Bände auch über die Suchmaschine erfasst werden. Außerdem werden die Bücher durch geringere direkte Ausleihungen geschont und eine Komplettvernichtung der Inhalte im Katastrophenfall wird ebenso unmöglich. Die Digitalisierung erfolgt seit 2011 in Bayern, die Daten werden im Österreichischen Bundesrechenzentrum gespeichert.[1]
Verwertung – Copyright
Die Österreichische Nationalbibliothek hält auf ihren Webseiten Inhalte bzw. Digitalisate von ihren Beständen online abrufbar. An diesen Inhalten macht die Österreichische Nationalbibliothek kein eigenes urheberrechtliches Verwertungsrecht geltend. Sie erklärt sich insofern auch mit einer Nachnutzung dieser Inhalte in der abrufbaren Webauflösung ausdrücklich einverstanden. Dies gilt auch für die Verwendung dieser Inhalte in Online-Foren, Blogs und in Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram, Pinterest etc. Die Inhalte dürfen deshalb auch in der Wikipedia verwendet werden. Ausgenommen sind Scans, die vom Kooperationspartner Google erstellt wurden. Dort gilt diese Zustimmung zur Nachnutzung mit der Einschränkung, dass die Scans nur zu nicht kommerziellen Zwecken genutzt werden dürfen, was der Lizenz CC-BY-SA widerspricht.[2]
Mitarbeiterzahlen
Jahr | Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten[3] |
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2017 | 317 |
2012 | 325 |
2010 | 307 |
2005 | 285 |
2001 | 282 |
Am Ende des Jahres 2017 hatte die Österreichische Nationalbibliothek in Vollzeitäquivalenten 317 Beschäftigte.
Kataloge
Die verschiedenen Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek sind heute in einem einzigen Katalog namens QuickSearch durchsuchbar, in den 2011 die bis dahin getrennten Online-Kataloge zusammengeführt wurden.
Im Jahr 1991 stellte man auf die computergestützte Katalogisierung um und brach die bis dahin geführten Zettelkataloge ab, von denen es vier gab: je einen alphabetischen Katalog und einen Schlagwortkatalog für Ausgaben, die zwischen 1501 und 1929 erschienen sind, und solche, die von 1930 bis 1991 erschienen sind. Im Jahr 1997 wurden diese Zettelkataloge nach einem eigens dafür entwickelten Verfahren (KatZoom) eingescannt und als Imagekatalog veröffentlicht. Ab 2000 hat man aus den Scans der Katalogkarten Textdaten erzeugt und diese in den elektronischen Katalog überspielt. Das Projekt wurde 2005 abgeschlossen.[4]
Das erste Retrokonversionsprojekt der Österreichischen Nationalbibliothek war die 1996 startende Retrokonversion des Büchernachweisstellekatalogs.[5]
Geschichte
Vom Beginn der Büchersammlungen der Habsburger bis 1575
Die Büchersammlung der heutigen Nationalbibliothek geht auf verschiedene frühere Sammlungen zurück, deren Bestände von ihr übernommen wurden. Als ursprünglich werden die seit dem 14. Jahrhundert bestehenden Büchersammlungen im Besitz der Habsburger angesehen. Diese waren an unterschiedlichen Orten untergebracht (vor allem in den Burgen Wiens, Wiener Neustadts und Innsbrucks) und verfügten über österreichische, böhmische, französische und italienische Handschriften in verschiedenen Sprachen, die teils mit wertvollen Buchmalereien versehen waren.
Es ist kein Gründungsdatum dieser Sammlungen nachweisbar, man nimmt daher (zuerst Ernst Trenkler 1968) das Jahr 1368 als Beginn an, da für dieses Jahr erstmals der Besitz eines Buches nachweisbar ist. Es handelte sich um ein 1368 von Johannes von Troppau verfasstes Evangeliar, das sich bereits im selben Jahr im Besitz Albrechts III. († 1395) befand. Albrecht besaß noch weitere Handschriften, die allerdings keine Bibliothek bildeten, sondern – wie damals üblich – zusammen mit anderen wertvollen Objekten (etwa Juwelen) in der Schatzkammer des Herzogs aufbewahrt wurden. Albrechts Schatzkammer befand sich in zwei Sakristeien der Burgkapelle der Wiener Herzogsburg. Nach Albrecht ließ Friedrich III. († 1493) die Handschriftensammlung erheblich erweitern, durch eine Erbschaft stießen zwei besonders wertvolle Werke aus Prag zur kaiserlichen Sammlung: die Wenzelsbibel (eine frühe deutsche Bibelübersetzung) und ein Exemplar der Goldenen Bulle (ein Gesetz zur Durchführung der Königswahl). Bis heute ist man im Besitz von 56 Handschriften und vier Inkunabeln, die unter Friedrich angeschafft wurden (sie tragen die Aufschrift A.E.I.O.U.), der Großteil der Sammlung ging allerdings verloren. Aufbewahrt wurden die Schriften der Habsburger mittlerweile an verschiedenen Orten, so ließ Friedrich 110 wertvolle Bücher in die Wiener Neustädter Burg bringen, andere befanden sich in einem Turm beim Schweizer Tor der Wiener Hofburg. Um sie zu ordnen, soll Friedrich Enea Silvio Piccolomini, den späteren Papst Pius II., und Georg von Peuerbach an seinen Hof berufen haben.
Die Vergrößerung der Sammlung wurde von Friedrichs Sohn Maximilian I. († 1519) weiterbetrieben. Durch seine Heirat mit Maria von Burgund kam er in den Besitz wertvoller Bücher aus Burgund und Nordfrankreich und brachte diese nach Wiener Neustadt. Darunter waren das Schwarze Stundenbuch von Karl dem Kühnen, das Stundenbuch der Maria von Burgund, die Chroniken von Jerusalem und das Statutenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies. Mit einem damaligen Wert von etwa 100.000 Gulden stellten die geerbten Bücher etwa ein Achtel der gesamten Mitgift dar. Maximilians zweite Frau, Bianca Maria Sforza, brachte als Mitgift Handschriften – aus der Sammlung der Mailänder Familie Sforza – in die Ehe mit ein. Maximilian verfasste auch selbst Schriften, gab andere bei Gelehrten in Auftrag und nahm ihm gewidmete Werke entgegen. Als um 1500 die Residenz verlegt wurde, kam ein Teil der Bücher in Truhen verpackt in die Innsbrucker Burg und danach ins Schloss Thaur. Es handelte sich um wissenschaftliche Werke, die Maximilian persönlich interessierten. Nach seinem Tod wurden sie ins Schloss Ambras gebracht. Zur Ordnung und Vermehrung der in Wien und Wiener Neustadt gebliebenen Bestände wurden unter anderen die Humanisten Conrad Celtis und Johannes Cuspinian beschäftigt. Während sich die wertvollen Bücher als Teil des Schatzes in der Nähe des Kaisers befanden, wurden die wissenschaftlichen Werke in der Wiener Burg aufbewahrt und nach Maximilians Tod durch Neuankäufe sowie Übernahmen der Privatbibliotheken einiger Gelehrter vermehrt.
Auch unter den Kaisern Ferdinand I. († 1564) und Maximilian II. († 1576) wurden die verschiedenen habsburgischen Büchersammlungen erweitert. Zwar erfolgten unter Maximilian II. etliche Initiativen, die Sammlung zu vergrößern, es gab jedoch noch keinen hauptberuflichen Bibliotheksleiter, der in der Lage gewesen wäre, die gesamten Bestände zu überblicken, zu ordnen und zusammenzuführen. Außer verschiedenen Bestandsvermehrungen wurden Bücher entliehen, andere in Truhen zwischen Wien und dem Sitz des Kaisers in Prag hin und her transportiert. Die Bestandsvermehrungen erfolgten auf Initiative Ferdinands und Maximilians und wurden von verschiedenen gelehrten Zeitgenossen durchgeführt. Der Wiener Historiker und Universitätsprofessor für Medizin Wolfgang Lazius († 1565) durchforschte im Zuge seiner Recherche für seine historischen Werke über die Stadt Wien und Kaiser Ferdinand I. zahlreiche Klosterbibliotheken und Archive, wofür er mit einem Empfehlungsschreiben des Kaisers ausgestattet, unter anderem nach Admont, Seckau, Sankt Lambrecht, Friesach, Gurk, Sankt Paul im Lavanttal, Celje, Krain und in die vorderösterreichischen Länder reiste. Durch Käufe, Schenkungen und nicht zurückgegebene Leihgaben trug er dabei eine Bibliothek aus Handschriften und Druckwerken zusammen, die nach seinem Tod an die Hofbibliothek kam. Der kaiserliche Gesandte Ogier Ghislain de Busbecq († 1592) kaufte in Konstantinopel und Griechenland einige hundert Handschriften und der Hofhistorigraph Johannes Sambucus († 1584) hat in Italien gezielt über 560 Handschriften in griechischer und lateinischer Sprache erworben. 1578 erwarb man von ihm 530 Handschriften, nach seinem Tod 2600 Druckschriften und Landkarten aus seinem Nachlass. Die umfangreichen Privatbibliotheken Hans Dernschwams und Kaspar von Niedbrucks kamen nach ihrem Tod ebenfalls an die Hofbibliothek.
Erste kaiserliche Bibliothekare
In einem kaiserlichen Schreiben ernannte Maximilian II. 1575 den holländischen Juristen Hugo Blotius († 1608) zum ersten offiziellen Bibliothekar der kaiserlichen Bibliothek. Die Bibliothek befand sich seit etwa 1550 (und bis 1623) im Minoritenkloster nahe der Burg. Das Bücherlager soll sich in schlechtem Zustand befunden haben und von Schimmel und Fäulnis befallen gewesen sein. Der Großteil der Bücher war ungeordnet in 28 Kästen aufgestellt. Grund der Schaffung des neuen Amts des kaiserlichen Bibliothekars war der Wunsch nach einer Überprüfung und Ordnung des Bestands, der inventarisiert und in einem Katalog aufgelistet werden sollte. Blotius bekam – unregelmäßig – 200 Gulden, von denen er Famuli und Schreiber zu verpflegen und zu entlohnen hatte. Mit zwei Gehilfen nahm er in einigen Monaten den Bestand auf und erstellte einen alphabetischen Bibliothekskatalog in zweifacher Ausfertigung (ein Exemplar war für die Bibliothek, eines für den in Prag residierenden Kaiser). Der Katalog wurde bereits 1576 fertiggestellt und enthält 7379 Bände, die damals darin eingetragenen Signaturen finden sich noch heute in den betreffenden Büchern. Da Neuerwerbungen und Adligate nicht berücksichtigt wurden, ist anzunehmen, dass die von Blotius für 1592 angegebene Bestandszahl von 9000 Bänden höher war und tatsächlich über 11.000 Bände betrug. Blotius fertigte einen eigenen Katalog mit Werken an, die sich mit den Türken befassten, dem damals gefährlichsten Feind des Reiches. Benutzt wurde die kaiserliche Bibliothek von Angehörigen des Hofs und der Wiener Universität, besichtigt von zahlreichen Reisenden und Adeligen. Da solche bisher gefehlt hatten, verfasste Blotius 1579 Richtlinien zur Verwaltung und wissenschaftlichen Benützung der kaiserlichen Bibliothek. Die Bestände wurden weiterhin durch Ankäufe, Schenkungen und Nachlässe erweitert.
Nach dem Tod Blotius’ übernahm 1608 sein langjähriger Koadjutor Sebastian Tengnagel die Leitung. Tengnagel stellte den neuen Katalog fertig und trennte dabei die Handschriften von den Drucken. Hauptverantwortlich für den Bestandszuwachs waren weiterhin die Ankäufe und Bibliotheksübernahmen, 1624 kam es zur umfassenden Einführung der bis heute abzuliefernden Pflichtexemplare. Am 26. August erließ Ferdinand II. († 1637) ein Patent, das dazu verpflichtete, ein Exemplar eines jeden gedruckten Buches und nicht mehr nur eines der privilegierten Drucke abzuliefern. Unter Tengnagel übersiedelte die Bibliothek vom Minoritenkloster in ein Gebäude der Hofburg, 1631 ein weiteres Mal in das Harrachsche Haus, wo sie acht Räume des Obergeschoßes einnahm. Das Budget scheint knapp gewesen zu sein, jedenfalls bilden Geldansuchen einen wesentlichen Teil der erhaltenen Quellen dieser Zeit. Außer den Handschriften Tycho Brahes und Johannes Keplers kam auch die 4000 Handschriften und Drucke umfassende Bibliothek Tengnagels nach dessen Tod an die Bibliothek.
1650 wurde der finanziell ausreichend versorgte Kanonikus von St. Stephan, Matthäus Mauchter, zum Präfekten der Bibliothek ernannt, welche Funktion er bis 1663 ausübte. 1662 schien das Amt des kaiserlichen Bibliothekars erstmals im Finanzplan des Hofzahlamtes auf. Mauchter kaufte 1655 die Fugger-Bibliothek aus Augsburg aus dem Erbe Philipp Eduard Fuggers an. Sie kostete 15.000 Gulden und umfasste 15.000 Bände (darunter die Fugger-Zeitungen, eine Sammlung von handschriftlichen Berichten aus den Handelsstädten Europas an das Haus Fugger). Außerdem verfasste Mauchter einen systematischen Katalog mit alphabetischem Index, der auch die neueren Druckschriften beinhaltete und somit das erste Gesamtverzeichnis der kaiserlichen Bibliothek war.
„Es sei zum Nutzen, Glück und Gedeih! Die kaiserliche Bibliothek von Wien, die von dem glorwürdigen römischen Kaiser Maximilian I. zum Teil zwar aus dem Bücherbestand seiner Vorfahren, zum Teil aber aus eigenem Vermögen und aus dem heiligen Fiskus (Staatskassa) etwa um das Jahr 1514 christlicher Zeitrechnung gegründet worden war, dann aber nicht nur durch die Umsicht und auf Kosten der nachfolgenden Kaiser, wurden auch durch einen großen Teil der Bücher des durchlauchtigsten Königs von Ungarn, Matthias Corvinus, und durch die hervorragenden Bibliotheken hochberühmter Männer, so da heißen Conrad Celtis, Johannes Cuspinian, Johannes Faber, Johann Dernschwamm, Wolfgang Lazius, Johannes Sambucus, Augerius Busbecq, Reichard Strein, Hugo Blotius, Tycho Brahe, Sebastian Tengnagel und Philipp Eduard Fugger, sowie verschiedene andere Zugänge von höchstem Wert derart bereichert wurde, dass sie derzeit aus mindestens 80.000 erlesensten Manuskripten ebenso wie gedruckten Bänden aus jeglichem natur- und geisteswissenschaftlichem Studienbereich bestehend, keiner Bibliothek auf der ganzen Welt sowohl was die Zahl und hervorragende Qualität der Bücher, als auch was die Mannigfaltigkeit der Sprache betrifft, nachsteht, hat unser hochheiliger Römischer Kaiser und Herr, der erhabene Leopold I. […] durch persönliches Handschreiben – auf dass sie nicht durch Moder und Schmutz zugrunde gehe, bevor sie in ein neues und zweckmässiges Gebäude übertragen würde – in einen solchen Zustand bringen lassen, dass sie […] der Nachwelt in vielseitiger und geradezu unglaublicher Nützlichkeit dienen kann. Im Jahre 1663 christlicher Zeitrechnung.“
Karl VI. und Maria Theresia
Eine neue Periode begann unter Kaiser Karl VI. mit der Ernennung des kaiserlichen Leibarztes Pius Nikolaus von Garelli zum Präfekten der Hofbibliothek im Jahre 1723. Dieser hatte im Auftrag des kaiserlichen Obersthofmeisters Fürst Johann Leopold Donat von Trautson bereits vor seiner Ernennung in zwanzig Punkten einen Vorschlag zur Reform der Hofbibliothek in italienischer Sprache verfasst, der von Fürst Trautson 1723 dem Kaiser vorgetragen wurde.[7] Der Kaiser stimmte sowohl der Reform – die unter anderem die regelmäßige finanzielle Dotierung der Bibliothek vorsah – wie auch der Anregung Garellis zu, für die wertvollen Bücher, die in dunklen unbequemen Zimmern in dem ehemaligen Hofkammergebäude lagerten, ein eigenes Gebäude zu errichten.[8][9]
Nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach wurde von seinem Sohn, Joseph Emanuel Fischer von Erlach in den Jahren 1723–1726 zunächst der Prunksaal errichtet, in dem die bedeutendsten Exponate der Hofbibliothek ausgestellt wurden. Die wertvollste damalige Ergänzung war die Büchersammlung von Prinz Eugen von Savoyen, deren 15.000 Bände seltene Bücher aus dem französischen und italienischen Raum umfassen. Der Saal der Hofbibliothek ist heute der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, in dem etwa 200.000 Bücher ausgestellt sind. Im Jahre 1730 erfolgte die malerische Ausschmückung durch Daniel Gran, während der ganze Bau im Jahre 1735 abgeschlossen wurde.[10] Garelli blieb bis zu seinem Ableben im Jahre 1739 Präfekt der neuen Hofbibliothek und vermachte dieser seine eigene wertvolle Büchersammlung von 13.000 Bänden.[11]
Während der Aufklärung regte sich erstmals lautstark Kritik daran, dass die Hofbibliothek hauptsächlich der Repräsentation und nicht so sehr der Wissensvermittlung diente. Gerard van Swieten, Leibarzt Maria Theresias, und dessen Sohn Gottfried van Swieten ergänzten die Sammlung um zahlreiche naturwissenschaftliche Werke. Damit wurde die Hofbibliothek auch für die wissenschaftliche Arbeit interessant. Ein besonderer Erfolg war eine Einführung Gottfried van Swietens, der Zettelkatalog. Damit konnte der Bestandsindex der Bibliothek aktuell gehalten werden.
Kaisertum Österreich
Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches wurde die Hofbibliothek neu organisiert. Unter dem Kustos Paul Strattmann erhielt die Hofbibliothek zum ersten Mal ein Programm, das ihren Auftrag beschrieb:
„Die kaiserliche Hofbibliothek stellt sich unter einem dreifachen Gesichtspuncte dar. Sie ist die Bibliothek für die gebildete Classe der Hauptstadt. Dies erfordert von ihr die merkwürdigsten Werke des Unterrichts. Sie ist die Nationalbibliothek des österreichischen Kaiserthums. Der Einheimische wie der Fremde erwarten, bei ihr die gesuchtesten literarischen Seltenheiten anzutreffen. Sie ist endlich die Bibliothek des Kaiserhofes, von dem sie ihre Benennung hat. Damit ist typographische Pracht verbunden.“
Die Sammlungspolitik der Hofbibliothek löste sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zusehends von den Ansprüchen der Repräsentation und legte ihr Augenmerk auf wissenschaftliche Werke. Die multinationale Verfassung des Kaisertums brachte es mit sich, dass in der Hofbibliothek nicht nur deutschsprachige Bücher gesammelt wurden, sondern auch Bücher des slawischen und des ungarischen Sprachraums. Wesentliche Teile der ungarischen Sammlung wanderten jedoch nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 nach Budapest.
Während der Märzrevolution von 1848 waren die Bestände der Hofbibliothek in großer Gefahr, als die Hofburg, in der die Hofbibliothek untergebracht war, nach dem Beschuss von Wien brannte. Eine bedeutende Ergänzung der Bestände der Hofbibliothek stellt die Papyrussammlung dar, die auf die Erwerbungen des Wiener Antiquitätenhändlers Theodor Graf zurückgeht.
Erste Republik und Deutsches Reich
Nach der Ausrufung der Republik Deutschösterreich wurde die Hofbibliothek 1920 in Nationalbibliothek umbenannt. Die Sammlungspolitik der Zwischenkriegszeit konzentrierte sich auf die „nationale Literatur jener deutschen Stämme, die jetzt unter fremdnationale Herrschaft gekommen sind“, so der damalige Direktor der Bibliothek Josef Donabaum.
Während der NS-Zeit im Deutschen Reich wurden unter der Leitung des damaligen Generaldirektors Paul Heigl hunderttausende Schriften, die „arisiert“ wurden, hier untergebracht und die Bibliothek diente für die beschlagnahmten Werke als Durchgangslager in andere deutsche Bibliotheken. Die Bibliothek bereicherte ihren Bestand mit mehreren hunderten wertvollen Büchern und Werken aus ehemaligem jüdischem Besitz. Nach dem Krieg verweigerte die Bibliothek kategorisch die Rückgabe an die Besitzer beziehungsweise die rechtmäßigen Erben. Die Aufarbeitung ließ lange auf sich warten, zum Teil weil viele Mitarbeiter mit Parteibuch der vormaligen NSDAP übergangslos nach dem Krieg hier weiter beschäftigt wurden. Im Jahr 2005 behandelte die Ausstellung Geraubte Bücher diesen dunklen Fleck in der Geschichte des Hauses. Siehe auch: Restitution (Österreich).
Zweite Republik
Nach 1945 – nach Umbenennung der Einrichtung in Österreichische Nationalbibliothek – wurden kleine Teile wieder rückerstattet, der Großteil blieb jedoch in den Sammlungen. Es wurde ein Augenmerk der Sammlungstätigkeit wieder in kleinen Schritten auf Mittel- und Osteuropa gerichtet.
1966 wurden große Teile der Sammlungen vom Gebäude am Josefsplatz in Räumlichkeiten der Neuen Burg am Heldenplatz übersiedelt, wobei dort neue Lesesäle eingerichtet wurden. 1992 wurde auf Grund des gestiegenen Platzbedarfes der Tiefspeicher unterhalb des Heldenplatzes eröffnet, wo auf vier Ebenen rund 4 Millionen Werke Platz finden. Zugleich wurden weitere Bereiche als Lesesäle eingerichtet, so dass Besuchern heute drei Ebenen zur Verfügung stehen (zwei Etagen des Hauptlesesaales und der Zeitschriftenlesesaal). Die Österreichische Nationalbibliothek hielt dem bei ihr erstmals verwendeten Zettelkatalog lange die Treue. Seit 1995 ist der Bestand der Bibliothek elektronisch durchsuchbar, seit 1998 auch online.
Erst ab dem Jahr 2003 wurde damit begonnen, das noch vorhandene NS-Raubgut zu restituieren, wo noch Besitzer oder deren Erben auffindbar waren.[12] Seit Dezember 2003 konnten insgesamt 43.580 Objekte (Bücher, Fotos, Negative, Autografen, Handschriften, Karten und Musikalien) an die rechtmäßigen Erben restituiert werden. Mehr als 8000 Objekte, für die die Provenienzforschung der Bibliothek keine Hinweise auf Vorbesitzer fand, wurden im Juni 2010 an den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus symbolisch übergeben und rückgekauft.[13][14][15]
Vollrechtsfähige wissenschaftliche Anstalt
Mit dem 1. Jänner 2002 wurde die Nationalbibliothek in die Vollrechtsfähigkeit entlassen. Dies brachte der Einrichtung die volle Verfügungsgewalt in Budget- und Personalfragen. Die Nationalbibliothek erhält dabei als Bundesmuseum vom Bund ein gewisses Jahresbudget zur Verfügung gestellt, zusätzliche Geldmittel müssen durch Sponsoring, Reproduktionsservices und die Vermietung von Räumlichkeiten lukriert werden. Organisatorisch besitzt die Nationalbibliothek eine Generaldirektion und ist in drei Hauptabteilungen (Personal und Verrechnung, Bestandsaufbau und Bearbeitung sowie Benützung und Information) sowie die einzelnen Sammlungen gegliedert. Aktuell steht der Nationalbibliothek Johanna Rachinger vor. Sie ist einem Kuratorium verantwortlich, dem quartalsweise Bericht erstattet werden muss.
Literatur
- Isabella Ackerl: Die Österreichische Nationalbibliothek. In: Bundespressedienst (Hrsg.): Schatzhäuser Österreichs, Wien 1995, S. 16 f.
- Gabriele Mauthe: Abecedarium, ABC-Bücher, Buchstabierbüchlein – Wie und womit Kinder lesen lernten. Kostbare Beispiele aus der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Kinderliteratur als kulturelles Gedächtnis. Beiträge zur historischen Schulbuch-, Kinder- und Jugendliteraturforschung I. Hrsg. von Ernst Seibert u. S. Blumesberger Wien 2008, ISBN 978-3-7069-0489-6.
- Österreichische Nationalbibliothek: Die Österreichische Nationalbibliothek in der Neuen Hofburg. Österreichische Nationalbibliothek, Wien (1966).
- Verschiedene Autoren: Österreichische Nationalbibliothek. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Band 1, Hildesheim 1994, S. 37–158 (online)
Geschichte
- Murray G. Hall, Christina Köstner: „… allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern …“ – Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien 2006
- Gabriele Mauthe, Christian Gastgeber: Die Direktion der Hofbibliothek zur Jahrhundertwende. Josef Ritter von Karabacek Direktor der k.k. Hofbibliothek in Wien (1899–1917); Katalog zur Ausstellung im Papyrusmuseum, Wien 1999, ISBN 3-01-000022-7.
- Johanna Rachinger (Hrsg.): Schatzkammer des Wissens. 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek, K & S, Wien 2018, ISBN 978-3-218-01112-9.
- Josef Stummvoll (Hrsg.): Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek, 2 Teile, Prachner, Wien 1968–1973 (= Museion. Neue Folge. Reihe 2, Band 3)
- Teil 1: Die Hofbibliothek (1368–1922).
- Teil 2: Ernst Trenkler: Die Nationalbibliothek (1927–1967). Wien 1973.
Zu den Sammlungen
- Herbert Hunger: Die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Ausstellungskatalog Wien 1962
- Ida Olga Höfler: Portrait-Sammlung und Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek ehem. Familien-Fideikommiß-Bibliothek. Wien 1994
- Thomas Huber-Frischeis, Nina Knieling, Rainer Valenta: Die Privatbibliothek Kaiser Franz I. von Österreich 1784–1835. Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz. Böhlau, Wien 2015, ISBN 978-3-205-79672-5 (PDF-Download, 28,2 MB).
- Marianne Jobst-Rieder: Filmplakate der Österreichischen Nationalbibliothek (1910–1955). Wien 1998
Weblinks
Einzelnachweise
- Google scannt Österreichs Kulturerbe auf ORF vom 20. Juni 2010, abgerufen am 30. Juni 2010; Austrian Books Online
- Nutzung, ÖNB. Abgerufen am 24. Juli 2020.
- Jahresberichte.
- Walter Zabel: Vom Katalogzettel über Kat-Zoom zur Online-Datenbank. Zur Digitalisierung und Retrokonversion von Zettelkatalogen an der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Biblos, Band 49, Heft 2, S. 393–396.
- Josef Steiner: Retrokonversion des Büchernachweisstellekatalogs 2 (1981–1993) an der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Bibliotheksmanagement – Kulturmanagement. Vorträge und Berichte. 24. Österreichische Bibliothekartag, Congress Innsbruck, 3.–7.9.1996. Österreichische Nationalbibliothek, Wien 1998 (= Biblos-Schriften 168), S. 361–377.
- Aloys Bergenstamm: Aufschriften in Gruften, Säulen, Grundsteinen und Häusern in Wien. In: Gerhard Fischer (Hrsg.): Denn die Gestalt dieser Welt vergeht, Geschichte der Kirchen … der Stadt Wien, aufgezeichnet von dem Altertumsfreunde Aloys Bergenstamm (1754–1821), daedalus Verlag 1996, ISBN 3-900911-07-X, S. 253.
- Allerunterthänigst-gehorsambstes Referat, Faszikel 1723 im Haus-, Hof- und Staatsarchiv
- Gustav Freiherr von Suttner: „Die Garelli“ Seite 38; 2. Auflage 1888
- J. C. W. Mohsen: Beschreibung einer Berlinischen Medaillen-Sammlung, Erster Teil, S. 140.
- Gustav Freiherr von Suttner: „Die Garelli“ Seite 38; 2. Auflage 1888
- Gustav Freiherr von Suttner: „Die Garelli“ Seite 100; 2. Auflage 1888
- Provenienzforschung und Restitution (Memento vom 30. Juni 2010 im Internet Archive) onb.ac.at (Abgerufen am 1. Juni 2010)
- Restitution wien.orf.at, 1. Juni 2010
- , Gedenkfeier – Geraubte Bücher (Memento vom 4. November 2010 im Internet Archive) onb.ac.at, 1. Juni 2010
- Übereignung an den Nationalfonds Presseaussendung des Nationalfonds vom 2. Juni 2010, abgerufen am 12. Januar 2020.