Richard Schmitz (Politiker, 1885)

Richard Schmitz (* 14. Dezember 1885 i​n Müglitz, Mähren; † 27. April 1954 i​n Wien) w​ar ein österreichischer Politiker d​er Christlichsozialen Partei bzw. d​er Vaterländischen Front. Von 1934 b​is 1938 w​ar er Bürgermeister v​on Wien.

Leben

Richard Schmitz w​urde in Müglitz a​ls Sohn d​es Karl Schmitz (1851–1917) u​nd der Karoline Schmitz (1855–1937) geboren. Er studierte Rechtswissenschaften a​n den Universitäten Wien u​nd Innsbruck. Ab 1905 w​ar er Mitglied d​er katholischen Studentenverbindung KaV Norica Wien.[1] Er w​ar bei verschiedenen katholischen Zeitungen u​nd Zeitschriften a​ls Journalist tätig u​nd wurde Direktor d​er Zentralstelle d​es Volksbundes d​er Katholiken Österreichs. Im August 1911 heiratete e​r Josefa Mlczoch (1887–1943). Seine politische Karriere begann 1918 a​ls Gemeinderat i​m Wiener Gemeinderat, 1920 w​urde er Abgeordneter z​um Nationalrat. Diese Position h​atte Richard Schmitz b​is zum Jahre 1934 inne.

Der österreichische Politiker w​urde im Jahre 1922 Sozialminister u​nd 1926 Unterrichtsminister. In dieser Zeit beendete e​r den Schulstreit m​it den Sozialdemokraten u​nd ließ d​ie Hauptschule, d​ie Arbeitermittelschule u​nd Aufbauschule gesetzlich einführen. 1930 w​urde Richard Schmitz Vizekanzler u​nd schließlich i​n den Jahren 1934 b​is 1938, n​ach der Verhaftung seines sozialdemokratischen Vorgängers d​urch den Ständestaat, d​er letzte Bürgermeister Wiens v​or dem „Anschluss“ a​n das Deutsche Reich. In dieser Zeit ließ e​r unter anderem d​ie Wiener Höhenstraße errichten. Ab Mai 1936 w​ar er gleichzeitig Landesleiter d​er Wiener Vaterländischen Front.[2]

Liste des Eigentums von Richard Schmitz als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau

In d​er Nacht v​on 11. a​uf 12. März 1938 besetzte d​er Vizebürgermeister Fritz Lahr m​it etwa 160 Bewaffneten d​es SA-Sturmbanns I/99 „Oberland“ d​as Rathaus u​nd zwang d​ie Rathauswache, i​hre Waffen niederzulegen. Richard Schmitz w​urde verhaftet, i​m Gefangenenhaus a​m Donaukanal interniert u​nd später m​it dem Prominententransport i​n das KZ Dachau verschleppt.

Er saß während d​es Zweiten Weltkrieges i​n politischer Haft. Ende September 1939 w​urde er i​n das KZ Flossenbürg, i​m März 1940 wieder zurück n​ach Dachau verlegt. Gegen Ende d​es Krieges w​urde Schmitz a​ls Mitglied e​ines Geiseltransports v​on prominenten KZ-Häftlingen u​nd Sippenhäftlingen v​on der SS über d​as Lager Reichenau n​ach Südtirol verlegt, w​o er schließlich i​m Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde.[3][4]

Nach Ende d​es Krieges w​urde Richard Schmitz Generaldirektor d​es katholischen Herold-Verlages u​nd war journalistisch b​ei der Furche tätig.[5]

Sein Grab befindet s​ich auf d​em Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 35G, Nummer 1).

Literatur

  • Gertrude Enderle-Burcel: Christlich – ständisch – autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1991, ISBN 3-901142-00-2, S. 208–210.

Einzelnachweise

  1. Die Ehrenmitglieder, Alten Herren und Studierenden des C.V. Wien 1925, S. 645.
  2. Irmgard Bärnthaler: Die Vaterländische Front. Geschichte und Organisation. Europa Verlag, Wien / Frankfurt / Zürich 1971, ISBN 3-203-50379-7 (formal falsch), S. 206, Fußnote 3.
  3. Peter Koblank: Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol, Online-Edition Mythos Elser 2006.
  4. Schmitz Richard. DÖW, 2018, abgerufen am 6. August 2018.
  5. Richard Schmitz: Christlich-soziale Politik vom Vorabend des Ersten Weltkriegs. Karl von Vogelsang-Institut, 2018, abgerufen am 6. August 2018.
VorgängerAmtNachfolger
Karl SeitzBürgermeister von Wien
1934–1938
Hermann Neubacher
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