Unternehmen Weserübung
Unternehmen Weserübung, auch Fall Weserübung, war der Deckname für den Überfall der deutschen Wehrmacht auf Norwegen und Dänemark während des Zweiten Weltkrieges am 9. April 1940.
Strategische Ziele der Invasion waren die Besetzung der norwegischen Häfen, um die deutsche Ausgangsstellung im Krieg gegen Großbritannien zu erweitern und eine Seeblockade zu verhindern, die Kontrolle der Ostseezugänge und die Sicherung der Eisenerz-Versorgung der deutschen Rüstungsindustrie aus Kiruna (Schweden) über Narvik. Dänemark erschien den Planern unter General Nikolaus von Falkenhorst als Nachschubweg unverzichtbar. Langfristig sollten Norwegen und Dänemark in ein „Großgermanisches Reich“ auf dem europäischen Kontinent eingegliedert werden.
Sowohl Dänemark als auch Norwegen waren neutral. Dänemark hatte 1939 als einziges nordeuropäisches Land einen Nichtangriffspakt mit Deutschland geschlossen. Deutschland stellte beiden Staaten ein Ultimatum mit der Zusicherung, ihre territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit nicht anzutasten, falls sie sofort kapitulierten. Norwegen lehnte ab; die Dänen akzeptierten nach wenigen Stunden Kampf. In der Schlacht um Narvik erlitt die Wehrmacht ihre erste Niederlage des Krieges. Angelandete alliierte Truppen waren siegreich und waren dabei, die deutschen Truppen nach Schweden abzudrängen, als die Kriegslage im Westen (vor allem Frankreich) des 24. Mai 1940 eine Rückverlegung des alliierten Expeditionskorps nach Frankreich notwendig machte. Erst am 9. Juni konnten die deutschen Truppen unter General Eduard Dietl Narvik wiedererobern. Norwegen kapitulierte am 10. Juni 1940, als der deutsche Sieg im Westfeldzug absehbar war.
Strategische Überlegungen
Zu Beginn des Krieges spielten Überlegungen, für die Kriegsmarine in Norwegen Stützpunkte zu gewinnen, für die deutsche Admiralität eine entscheidende Rolle. Diese Behauptung stützen zahlreiche Indizien, die seit der Denkschrift des Vizeadmirals Wegener mit dem Titel Die Seestrategie des Weltkrieges aus dem Jahre 1926 kursierten. Demnach hätte im Ersten Weltkrieg vor einer deutschen maritimen Offensive eine Verständigung mit Dänemark über die Besetzung seiner Gewässer und die Öffnung der von Dänemark gesperrten Belte erreicht werden müssen, um so den Schlüssel zur Ostsee zu gewinnen und die Seeherrschaft über die nordischen Handelswege zu erlangen. Auf britischer Seite zielten die Überlegungen hingegen darauf ab, durch ein Engagement der Alliierten in Nordskandinavien die finnischen Truppen im Winterkrieg zu unterstützen und gleichzeitig das Deutsche Reich von den skandinavischen Rohstoffquellen abzuschneiden. Bevor diese Planungen das Stadium ernsthafter Vorbereitungen erreichen konnten, änderte sich jedoch die Ausgangslage: Mit dem Frieden von Moskau am 13. März 1940 fanden mit dem Winterkrieg auch die Überlegungen für eine militärische Unternehmung auf alliierter Seite ihr Ende.[1][2] Die Alliierten nahmen nun Planungen für eine zweigeteilte Unternehmung auf. Durch die Verminung norwegischer Gewässer in der Operation Wilfred sollte die Gegenseite zum Eingreifen provoziert werden, dem dann durch die Anlandung eigener Truppen im Rahmen des Plan R 4 begegnet werden sollte.[3] Das Deutsche Reich betrieb seinerseits weitere Planungen für die Invasion Skandinaviens, auf die insbesondere Erich Raeder ungeachtet der in dieser Region mittlerweile wieder entspannteren Gesamtlage drängte. Am 26. März stimmte Adolf Hitler in der Erwartung eines weiteren schnellen Feldzugs den Vorschlägen des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine zu. Die Unternehmung sollte sich an den strategischen Vorgaben orientieren, die Hitler am 1. April formuliert hatte: Sicherung der schwedischen Erzlieferungen, Verbesserung der Ausgangsstellung für den Krieg gegen Großbritannien und die Kontrolle über die Zugänge zur Ostsee.[4] Unter diesen Maßgaben erfolgte wenige Tage später der Überfall auf die skandinavischen Länder somit nicht – wie oft in der Literatur dargestellt – als Präventivmaßnahme, sondern als Ausdruck „blanke(r) Aggression“.[5]
Vorgeschichte
Raeders Lagevortrag bei Hitler am 10. November 1939
Großadmiral Raeder drängte Adolf Hitler seit Oktober 1939 zur Besetzung Norwegens. Damit sollte Großbritannien, das Deutschland am 3. September 1939 den Krieg erklärt hatte, zuvorgekommen werden, welches dies früher oder später mit großer Wahrscheinlichkeit selbst tun würde. Am 10. November 1939 versuchte Raeder einen weiteren Vorstoß bei Hitler. Bei seinem Vortrag forderte er eine Forcierung der Belagerung Großbritanniens, was eine Umschreibung für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg war. Raeder führte in diesem Zusammenhang aus, dass die Eroberung der niederländischen Küste für den U-Boot-Krieg keine Vorteile bringe, wohl aber Stützpunkte an der norwegischen Küste, die möglicherweise mit Hilfe sowjetischen Druckes erworben werden könnten; konkret nannte er Trondheim.
Der Winterkrieg und die Folgen für Skandinavien
Die Situation der skandinavischen Staaten änderte sich schlagartig, als die Sowjetunion am 30. November 1939 den Winterkrieg gegen Finnland begann. Während die skandinavischen Staaten am 7. Dezember 1939 übereinkamen, in der Frage dieses Konfliktes strikte Neutralität wahren zu wollen, sahen die Westalliierten eine vorzügliche Möglichkeit, unter dem Vorwand der Unterstützung Finnlands gegen die Sowjetunion ihren Einfluss auf diese Staaten zu vergrößern. Nach der Vorstellung Churchills wollte man für die Unterstützung mit Truppen und Gerät von Norwegen und Schweden die Gewährung freien Durchzugs verlangen. Favorisiert wurde die Route über Narvik, von dort mit der Eisenbahn über Kiruna, Gällivare nach dem Ostseehafen Luleå und von dort in Richtung Osten nach Finnland. Diese Vorhaben wurden durch den Friedensschluss zwischen Finnland und der Sowjetunion vom 13. März 1940 überflüssig und die Planung dafür eingestellt.
Besuch des norwegischen Politikers Quisling in Berlin
Im Dezember 1939 kam es zu einem Besuch des ehemaligen norwegischen Kriegsministers (Staatsrats) Quisling in Berlin. Quisling war Parteiführer der Nasjonal Samling, einer kleinen und wenig bedeutsamen nationalsozialistischen Partei, zu der das Außenpolitische Amt der NSDAP unter Leitung des Reichsleiters Alfred Rosenberg vor dem Krieg Verbindung aufgenommen hatte. Am 12. Dezember 1939 wurde Quisling, nachdem er von Raeder bei einem Treffen instruiert worden war, von Hitler zu einer Begegnung empfangen. Quisling informierte Hitler einerseits, er glaube, dass die norwegische Regierung britischen Landungen und der Einrichtung von Stützpunkten eifrig zustimmen würde,[6] andererseits vermittelte er Hitler den falschen Eindruck, das norwegische Volk werde einem deutschen Einmarsch als Schutz vor einer englisch-französischen Besetzung „nicht ohne Wohlwollen“ zusehen. Danach gab Hitler dem Oberkommando der Wehrmacht, OKW, grünes Licht, einen möglichen Angriff auf Norwegen zu planen.[7]
Altmark-Zwischenfall
Die Frage der norwegischen Neutralität, die Erwägungen über die Absichten Großbritanniens und Frankreichs und die deutschen Präventivüberlegungen erhielten Mitte Februar besondere Bedeutung durch den sogenannten Altmark-Zwischenfall. Die Altmark war ein mit lediglich zwei Fliegerabwehrmaschinengewehren bewaffnetes Trossschiff der Kriegsmarine, welches das deutsche Panzerschiff Admiral Graf Spee im Nord- und Südatlantik zu versorgen hatte. Die Altmark hatte 303 britische Seeleute an Bord, die von den Schiffen stammten, die die Admiral Graf Spee aufgebracht hatte. Unter Führung von Kapitän Dau war es der Altmark gelungen, die britische Seeblockade zu durchbrechen, und sie erreichte am 14. Februar 1940 nördlich von Trondheim die norwegischen Hoheitsgewässer. Die Altmark war zweifellos ein Hilfsschiff der deutschen Kriegsmarine, führte aber die Reichsflagge und galt aus deutscher Sicht nicht als Kriegsschiff, was von britischer Seite ganz anders beurteilt wurde. Am 14. Februar wurde die Altmark zweimal von zwei verschiedenen norwegischen Torpedobooten angehalten und oberflächlich kontrolliert. Es gab keine Beanstandungen, da die britischen Kriegsgefangenen nicht entdeckt wurden. Hiermit gab sich der Chef des Zweiten Norwegischen Seeverteidigungsabschnittes, Konteradmiral Tank-Nielsen, der von den britischen Internierten an Bord der Altmark wusste, nicht zufrieden. Er griff persönlich ein, begab sich mit dem Torpedoboot Garm selbst zur Altmark und verlangte eine neuerliche Untersuchung. Dies lehnte Kapitän Dau ab; sein Versuch, auf dem Funkweg die deutsche Botschaft in Oslo zu erreichen, wurde von den Norwegern verhindert. Immerhin gestattete der norwegische Admiral die Weiterfahrt unter dem Begleitschutz norwegischer Torpedoboote. Die Briten hatten vermutlich aufgrund des lebhaften Funkverkehrs die Altmark orten können. Gegen 14:50 Uhr wurde das deutsche Schiff von drei englischen Flugzeugen innerhalb der norwegischen Hoheitsgewässer entdeckt. Gegen 16:00 Uhr kamen auf der Höhe von Egersund drei britische Zerstörer in Sicht. Um der Kaperung zu entgehen, zog sich Kapitän Dau mit seinem Schiff in den teilweise vereisten Jøssingfjord zurück. Inzwischen hatten die norwegischen Torpedoboote Anweisung, sich längsseits der Altmark zu legen, um ein Entern des Schiffes durch die Briten zu verhindern. Der Befehl wurde indessen widerrufen, und die Norweger beschränkten sich den Briten gegenüber auf Protest. Eine halbe Stunde vor Mitternacht lief der britische Zerstörer Cossack in den Fjord ein, legte sich längsseits der Altmark und ließ diese durch ein Stoßtruppkommando entern. Bei der folgenden Schießerei kamen sieben deutsche Seeleute ums Leben. Die Cossack übernahm die britischen Kriegsgefangenen und kehrte mit ihnen nach England zurück.
Berufung des Sonderstabes Gruppe XXI
Noch ehe weitere Nachrichten zu den Absichten der Briten eintrafen, sich in Norwegen Marine- und Luftstützpunkte zu verschaffen, befahl Hitler am 20. Februar 1940 den Kommandierenden General des XXI. Armeekorps, General Nikolaus von Falkenhorst, in die Reichskanzlei. Nachdem Hitler am 21. Februar von Falkenhorst in das beabsichtigte Norwegenunternehmen eingewiesen hatte, übertrug er ihm den Auftrag, das Unternehmen vorzubereiten. Für den Fall der Durchführung der Operation sollte der General das Kommando übernehmen. Im Anschluss wurde die Gruppe XXI gebildet und dem OKW unmittelbar unterstellt. Die Umgehung des Generalstabs des OKH bei Planung und Durchführung war ein Sonderfall und stand in Konflikt mit der üblichen Befehlskette. Der erfolgreiche Ausgang des Unternehmens beflügelte Hitler und das OKW in schicksalhafter Weise zu ähnlich unorthodoxen Operationen unter OKW-Leitung im weiteren Verlauf des Krieges.[8]
Operative Idee
Angesichts der überwältigenden Überlegenheit der Royal Navy war für das Gelingen der Operation Weserübung die absolute Geheimhaltung aller Vorbereitungsmaßnahmen geradezu Bedingung. Um die gegnerischen Nachrichtendienste täuschen zu können, mussten auch die für die Durchführung des Unternehmens vorgesehenen Kriegsschiffbesatzungen, die Verbände des Heeres, der Luftwaffe und die Besatzungen der zur Versorgung benötigten Handelsschiffe über die wahren Absichten der deutschen Führung im Unklaren gelassen werden. Die Geheimhaltung ging so weit, dass man den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, nicht informierte. Die Grundüberlegung zielte darauf ab, der Unternehmung den Charakter einer friedlichen Besetzung zu geben, und zwar unter dem Vorwand, der Neutralität der beiden Länder bewaffneten Schutz zu geben. Entsprechende Forderungen sollten bei Beginn der Besetzung den Regierungen Dänemarks und Norwegens auf diplomatischem Wege mitgeteilt werden. In der späteren Durchführung sollte sich die friedliche Besetzung als ein Unsicherheitsfaktor erweisen, da die deutschen Streitkräfte dem Gegner den ersten Schuss überlassen mussten, um dessen Haltung im Zweifelsfall als feindselig erkennen zu können.
Das Kernstück der operativen Idee bestand aus der Forderung, durch überfallartige Landungen mit Flugzeugen, von Kriegsschiffen und sonstigen Seefahrzeugen durch je eine Kampfgruppe an je sieben Landungsplätzen in Dänemark und Norwegen an einem bestimmten Tag (dem Wesertag) im Schutze der Nacht zu einer bestimmten Zeit (der Weserzeit) gleichzeitig zuzuschlagen. In Dänemark sollten auf dem Seewege Heereskampfgruppen bei Middelfart, Nyborg, Korsør, Kopenhagen und Gedser angelandet werden. Gleichzeitig sollten eine Infanterie-Division und ein durch Panzer verstärktes motorisiertes Schützen-Regiment die Grenze nach Dänemark in breiter Front überschreiten. Die Besetzung Dänemarks (Tarnbezeichnung Weserübung Süd) war nach übereinstimmender Einschätzung der Stabsoffiziere der drei Wehrmachtteile hauptsächlich aus Gründen der Versorgung Voraussetzung für die erfolgreiche Besetzung Norwegens (Tarnbezeichnung Weserübung Nord).
Die für die Besetzung Norwegens vorgesehenen Landeplätze Narvik, Trondheim, Bergen, Kristiansand, Egersund, Arendal und Oslo waren von Kriegsschiffgruppen anzulaufen. Stavanger sollte aus der Luft genommen werden und durch Heerestruppen, die von Handelsschiffen nachgeführt wurden, gesichert werden. Auftrag der Heerestruppen war es, die Städte in Besitz zu nehmen und vorläufig gegen voraussehbare britische Gegenangriffe zu verteidigen. Da die Norweger über eine Milizarmee verfügten, sollte als nächstes Ziel die Inbesitznahme der in der Nähe befindlichen Ausbildungslager (Übungsplätze) des norwegischen Heeres in Angriff genommen werden, weil diese Einrichtungen zugleich Mobilisierungszentren waren.
Durchführung der Unternehmung
Noten der deutschen Reichsregierung an Dänemark und Norwegen
In gleichlautenden Noten an die dänische und die norwegische Regierung erklärte die Reichsregierung am 9. April, ihr militärisches Vorgehen sei allein dazu bestimmt, einem Angriff der Westmächte auf die beiden Länder zuvorzukommen. Sie könne es „unter keinen Umständen dulden, dass Skandinavien von den Westmächten zum Kriegsschauplatz gegen Deutschland gemacht werde“. Die deutschen Truppen kämen „nicht in feindseliger Gesinnung“. Die beiden Regierungen wurden aufgefordert, den deutschen Maßnahmen keinen Widerstand entgegenzusetzen. Dänemark beugte sich unter Protest den deutschen Forderungen und konnte so gewährleisten, dass die Regierung bis zur Verhängung des Ausnahmezustandes durch die deutschen Besatzungsbehörden am 29. August 1943 im Amt blieb und die dänischen staatlichen Strukturen im Wesentlichen erhalten blieben. König Christian X. blieb im Land.
Besetzung Dänemarks
Oberst Hans Oster vom Amt Ausland/Abwehr des OKW (Oberkommando der Wehrmacht) verriet am 4. April 1940 die Operation an den niederländischen Militärattaché, Major Bert Sas, der sein Wissen unverzüglich an den dänischen Marineattaché, Fregattenkapitän Frits A. Kjølsen, sowie an norwegische und britische Diplomaten weiterleitete. König Christian X. und die dänische Regierung wurden im Verlauf des folgenden Tages informiert. Auch der dänische Heeresnachrichtendienst war durch seine Agenten in Norddeutschland über deutsche Truppenkonzentrationen informiert und gab diese Informationen an die Regierung weiter. Diese Nachrichten wurden jedoch von den Regierungen der betroffenen Staaten wenig ernst genommen. Am 7. April trafen Oskar Hermann Artur Schlitter als Sondergesandter des deutschen Auswärtigen Amts und Generalmajor Kurt Himer unter der Legende eines zivilen diplomatischen Mitarbeiters in der deutschen Botschaft in Kopenhagen ein. Sie sollten die völkerrechtlichen Aspekte der Besetzung abwickeln.
Am 8. April meldete der dänische Heeresnachrichtendienst eine deutsche motorisierte Marschkolonne, deren Spitze sich in 1,5 Kilometern Entfernung von der Grenzlinie befinde. Daraufhin setzte sich im dänische Kabinett die Gewissheit des bevorstehenden Angriffs durch. Die Regierung sah zur Vermeidung von Panik von einer Information der Bevölkerung ab und ordnete nur kleinere eigene Truppenbewegungen auf Jütland an, um den Deutschen keinen Angriffsgrund zu geben. Im Tagesverlauf wurden alle Truppen in Jütland und Seeland in erhöhte Stufen der Alarmbereitschaft versetzt, dies aber zum Abend zum Teil wieder aufgehoben. Im Alarmzustand verblieben ein Bataillon (drei Fahrrad- und eine Motorradkompanie) und eine Panzerabwehrkompanie in Søgård, ein mit schweren Waffen ausgestattetes Infanteriebataillon und eine Artilleriebatterie in Haderslev und die Pionierunteroffiziersschule in Tønder. Diese Einheiten umfassten rund 1800 Mann. Insgesamt war das dänische Militär auf Jütland rund 7000 Mann stark.
Um 23 Uhr am 8. April informierten Schlitter und Himer den deutschen Botschafter Cécil von Renthe-Fink über die bevorstehende Militäraktion.
Zu einem ersten Kontakt zwischen dänischem und deutschem Militär kam es am 9. April um 4 Uhr dänischer Zeit. Zu diesem Zeitpunkt passierte der deutsche Truppentransporter Hansestadt Danzig mit einem eingeschifften Infanteriebataillon die Festungsinsel Middelgrundsfortet vor der Hafeneinfahrt von Kopenhagen. Die Wachmannschaft rief das Schiff an, das nicht antwortete, und war danach nicht in der Lage, einen Warnschuss abzugeben. Um 4:20 Uhr legte die "Hansestadt Danzig" an der Langelinie, dem zentralen Schiffskai nahe dem Kastell von Kopenhagen, an[9] und begann mit der Anlandung der Soldaten. Diese mussten lediglich das Nordtor des Kastells sprengen, da das südliche aus Unachtsamkeit offen gelassen worden war. Im Handstreich und ohne größere Kampfhandlungen wurde das Kastell bis kurz vor 5 Uhr besetzt. Etwa um 5:10 Uhr begannen die deutschen Soldaten mit der Entsendung von Streifen in das Stadtgebiet von Kopenhagen. Eine dieser Streifen nahm Generalstabschef Ebbe Gørtz gefangen. Die dänischen Truppen in der Stadt waren inzwischen auf die Lage aufmerksam geworden und versuchten vor allem Schloss Amalienborg abzuschirmen. Die entsprechende Verstärkung traf auf die deutschen Streifen, so dass sich ab 5:40 Uhr Gefechte entwickelten, bei denen drei dänische Soldaten verwundet wurden.
Ebenfalls um 4 Uhr dänischer Zeit ersuchte Renthe-Fink beim dänischen Außenminister Peter Rochegune Munch um eine sofortige Unterredung, die um 4:20 Uhr erfolgte. Dabei überreichte der Botschafter ein deutsches Memorandum, das die Besetzung Dänemarks zur Verhinderung einer englisch-französischen Anlandung verkündete. Dänemark wurde die territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit versprochen. Die Deutschen stellten ein Ultimatum, nach dem die dänische Regierung bis 5:30 Uhr der Besetzung zustimmen sollte. Munch suchte daraufhin nach kurzem verbalem Protest kurz nach 5 Uhr zusammen mit anderen Regierungsmitgliedern König Christian auf Schloss Amalienborg auf. Um 5:10 Uhr zog die deutsche Gesandtschaft die Reichskriegsflagge auf.
Um 4:15 Uhr überschritten deutsche Truppen der 170. Infanterie-Division (ID) und der 11. Schützenbrigade (mot.) die Landgrenze in Südjütland an sieben Stellen. Sie gingen dabei in einer Gliederung aus Pionierstoßtrupps vor, denen Panzer und motorisierte Infanterie folgten. Dem diensthabenden Hauptmann der Grenzstation Kruså gelang die sofortige telefonische Alarmierung des Militärstützpunkts Søgård. Die dortige Truppe rückte mit 655 Mann aus und bezog hastig Stellung zum Sperren der nach Norden führenden Landstraßen. Etwa von 4:50 Uhr begannen auf Jütland Schusswechsel zwischen den dänischen Verteidigern und den deutschen Angreifern. Den Dänen gelang dabei aber nur eine geringfügige Verlangsamung ihrer Gegner. Um 7 Uhr richtete die 170. ID ihren Gefechtsstand in Aabenraa ein, während ihre Spitzen bereits 40 Kilometer nördlich bei Haderslev im Kampf standen.
Um 4:25 Uhr landeten Teile der 198. Infanterie-Division in den nicht militärisch bewachten Häfen Middelfart, Nyborg, Korsør und Assens. In Gedser nutzte ein deutscher Trupp die regulär verkehrende Fähre aus Warnemünde zur Anlandung. Um 4:35 Uhr sprangen deutsche Fallschirmjäger südlich von Vordingborg ab und besetzten die Brücke Storstrømsbroen. Wenig später erfolgte ein weiterer Absprung zur Besetzung des Flughafens Aalborg.
Um 5:30 Uhr, mit Ablaufen des Ultimatums, bombardierten deutsche Flugzeuge den Militärflugplatz Værløse. Dabei wurde ein dänisches Aufklärungsflugzeug abgeschossen und am Boden 11 Flugzeuge zerstört sowie 14 beschädigt. Damit waren die gesamten dänischen Heeresflieger ausgeschaltet. Kurze Zeit später unternahmen weitere deutschen Militärflugzeuge Flüge zur Demonstration der militärischen Stärke über Kopenhagen.
Um 5:45 Uhr begann die Krisensitzung der Kabinettsmitglieder bei König Christian. Bis auf General William Wain Prior befürworteten alle Anwesenden die Kapitulation. Verteidigungsminister Alsing Andersen erklärte sich bereit, die politische Verantwortung dafür zu übernehmen. Um 6 Uhr befahl der Adjutant des Königs den Truppen rund um das Schloss, dessen Verteidigung aufzugeben. Um 6:20 Uhr befahl das Verteidigungsministerium den Truppen offiziell die Einstellung des Widerstands. Etwa um 7 Uhr erreichte diese Anordnung die letzten kämpfenden Einheiten. Auf deutscher Seite erhielten die Besatzer des Kastells um 6:50 Uhr den Befehl, die Sicherung um das Gebäude einzuziehen und die gefangenen dänischen Offiziere und Polizisten mit ihren Waffen freizulassen.
Teile der Garnison von Roskilde marschierten durch Sjælland nach Helsingør und setzten mit einer requirierten Fähre nach Schweden über, da ihr Kommandeur annahm, Schweden sei ebenfalls angegriffen worden. Die Garnison von Tønder (Tondern) legte auf ihrem Rückzug nach Norden improvisierte Straßensperren an.
Während der Besetzung Dänemarks fielen 17 dänische und 20 deutsche Soldaten.
Am Abend des 9. April war Dänemark vollständig besetzt. Bereits an diesem Tag nutzte die Wehrmacht das dänische Eisenbahnnetz und die Flugplätze in Jütland zur Versorgung und Unterstützung der deutschen Truppen in Norwegen. Um die Häfen Skagen, Hirtshals und Frederikshavn richteten die Deutschen sich zur Abwehr möglicher britischer Landungsversuche ein. Die 'Operation Weserübung Süd' war damit am 10. April erfolgreich abgeschlossen.
Dänemark hatte vom Tag der Besatzung bis zum 5. November 1942 eine besondere Stellung unter den von Deutschland besetzten Ländern (an diesem Tag wurde Werner Best Reichsbevollmächtigter in Dänemark).[10]
Die dänische Regierung war entschlossen, die Verhältnisse im Land selber zu regeln. Das NS-Regime beließ König, Regierung, Parlament, Verwaltung und sogar dänische Armee und dänische Marine unangetastet und intakt. Das nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund einer Volksabstimmung 1920 von Deutschland abgetrennte Nordschleswig blieb ebenfalls dänisch und wurde nicht annektiert. Am 23. März 1943 fanden turnusmäßig die Wahlen zum Folketing statt, bei denen die Sozialdemokraten mit Abstand die stärkste Partei wurden. Die Dänische Nationalsozialistische Arbeiterpartei erhielt nur 2,1 % der Stimmen.
In Dänemark unvergessen ist die Rettung der dänischen Juden im Oktober 1943.
Invasion Norwegens
Für die Invasion Norwegens hatte die Seekriegsleitung fünf Kriegsschiffgruppen zusammengestellt:
Die für Narvik bestimmte Kriegsschiffgruppe 1 bestand aus zehn Zerstörern. Am 6. April 1940 bunkerten sie an der Columbuskaje. Bei Anbruch der Dämmerung kamen auf jeden Zerstörer 200 Gebirgsjäger des österreichischen Gebirgsjägerregiments 139. Dabei hatten sie Motorradgespanne, große Mengen Reserveproviant und eigene Munition. Ebenfalls eingeschifft waren Oberst Alois Windisch und der Stab der 3. Gebirgs-Division unter Generalmajor Eduard Dietl. Um 23:30 Uhr legte der neue Z 13 Erich Koellner als achter Zerstörer ab. Über seinen Marsch und Einsatz berichtet Kapitänleutnant (Ing.) Heye.[11]
Die für Trondheim bestimmte Kriegsschiffgruppe 2 setzte sich aus dem Schweren Kreuzer Admiral Hipper und vier Zerstörern zusammen. Die Kriegsschiffgruppen 1 und 2 nahmen am 7. April 1940 um 3:00 Uhr unter dem Schutz der Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst aus der Deutschen Bucht gemeinsame Fahrt nach Norden auf. Es handelte sich um den größten Flottenverband, den die Kriegsmarine im Verlauf des Zweiten Weltkrieges für eine offensive Operation jemals zusammenstellen konnte.
Um 14:30 Uhr wurde der Verband von zwölf Wellington-Bombern erfolglos angegriffen. Noch am 7. April 1940 ging bei der Gruppe XXI die Meldung ein, dass der Flottenverband der Narvik-Trondheim-Gruppen von einem britischen Aufklärungsflugzeug erfasst und dessen Kurs zutreffend angegeben worden war. In der Nacht vom 7. auf den 8. April durchbrachen die Kampfgruppen die Enge zwischen den Shetlandinseln und Bergen nach Norden. In dieser Nacht frischte der Wind aus Südwest erheblich auf und erreichte Windstärke 9. Da die Zerstörer bei dem zunehmenden Seegang die Geschwindigkeit von 26 Knoten nicht halten konnten, war in der Nacht die Verbindung zu neun Zerstörern abgerissen. Zehn Soldaten gingen außenbords und kamen um.[11]
Narvik
Die Kriegsschiffgruppe 1 erreichte planmäßig zur Weserzeit Narvik. Die Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge, deren Kommandanten Widerstand leisten wollten, wurden vor und im Hafenbecken von Narvik von den Zerstörern Z 21 Wilhelm Heidkamp (3. Zerstörerflottille und Flaggschiff der Kriegsschiffgruppe 1) und Z 11 Bernd von Arnim (4. Zerstörerflottille) torpediert und versenkt. Der Standortkommandant von Narvik, Oberst Sundlo, übergab die Stadt ohne Gegenwehr. Für den Führer der Zerstörer, Kommodore Bonte, stellte sich das Problem des Rückmarsches, weil von den zwei vorgesehenen Tankern nur die Jan Wellem Narvik erreicht hatte. Die Ladung des Tankers war zwar ausreichend, doch gestaltete sich die Ölübernahme so zeitraubend, dass die gemäß Operationsbefehl vorgesehene Auslaufzeit am Abend des 9. April 1940 nicht eingehalten werden konnte. Am Morgen des 10. April drang eine britische Zerstörer-Flottille bis zum Hafen vor Narvik vor und versenkte zwei der deutschen Zerstörer Z 21 Wilhelm Heidkamp und die Z 22 Anton Schmitt, ein weiteres Schiff der 3. Zerstörerflottille unter Fregattenkapitän Gadow. Kommodore Bonte fand dabei den Tod. Bei ihrem Rückzug stießen die britischen Schiffe auf erneute Gegenwehr in Form einer von Fregattenkapitän Bey geführten 4. Zerstörerflottille und verloren dabei ihr Führungsschiff, den Flottillenführer HMS Hardy und den Zerstörer HMS Hunter.
Die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau übernahmen die Fernsicherung der Invasion Narviks auf See und trafen hier auf den britischen Schlachtkreuzer HMS Renown. Die Gneisenau erhielt dabei einen Volltreffer in den Artillerieleitstand auf der Vormarsplattform. Die deutschen Schiffe brachen das Gefecht ab und kehrten ein paar Tage später nach Wilhelmshaven zurück.
Am 13. April 1940 kam es vor Narvik zu einem erneuten Gefecht mit einem britischen Flottenverband unter Führung von Vice-Admiral Whitworth, als das britische Schlachtschiff Warspite mit den Zerstörern Icarus, Hero, Foxhound, Kimberley, Forester, Bedouin, Punjabi, Eskimo und Cossack zu den Liegeplätzen der deutschen Schiffe vordrang. Im Verlauf des Gefechts versenkten Warspite, Bedouin und Eskimo Z 13 Erich Koellner (4. Zerstörerflottille), während Cossack und Foxhound Z 12 Erich Giese (4. Zerstörerflottille) versenkten. Die Hero torpedierte Z 18 Hans Lüdemann (3. Zerstörerflottille). Die übrigen deutschen Zerstörer wurden nach Erschöpfung ihrer Treibstoff- und Munitionsvorräte von ihren Besatzungen entweder auf Grund gesetzt oder selbst versenkt. Dabei wurden die Schiffbrüchigen der Erich Giese, die sich im Wasser befanden, beschossen. Auch einige der britischen Zerstörer wurden zum Teil erheblich beschädigt, jedoch keiner versenkt. Die Punjabi erhielt Artillerietreffer und die Eskimo verlor ihr Vorschiff durch einen Torpedotreffer von Z 2 Georg Thiele (1. Zerstörerflottille). Die Cossack wurde durch Artillerietreffer von Z 17 Dieter von Roeder (3. Zerstörerflottille) und das Auflaufen auf ein Wrack stark beschädigt.
Das Bordflugzeug der Warspite, ein Fairey-Swordfish-Schwimmerflugzeug, versenkte das deutsche U-Boot U 64. Ein Angriff von U 25 gegen den britischen Verband am 13. April 1940 sowie ein weiterer Angriff von U 25 und U 48 im Vestfjord gegen das Schlachtschiff Warspite am 14. April 1940 schlugen wegen Torpedoversagern fehl.
Am 14. April 1940 versenkte der Schwere Kreuzer HMS Suffolk nordwestlich Bodø den deutschen Versorgungstanker Skagerrak (6044 BRT).
Trondheim
Auf dem Marsch nach Norden versenkte der Schwere Kreuzer Admiral Hipper am Morgen des 8. April den britischen Zerstörer Glowworm. Durch Rammstoß hatte dieser die Admiral Hipper noch schwer am Bug beschädigt.
Die Kriegsschiffgruppe 2 unter Kapitän zur See Hellmuth Heye drang planmäßig in den zum Hafen von Trondheim führenden Fjord ein. Dem Kommandeur des Gebirgsjäger-Regiments 138, Oberst Weiß, gelang es mit etwa 100 Gebirgsjägern Trondheim zu besetzen. In Trondheim selbst befanden sich kaum norwegische Truppen.
Bergen und Stavanger
Die Kriegsschiffgruppe 3 hatte den Auftrag, rund 1900 Mann Heerestruppen und Marineartillerie-Einheiten nach Bergen zu bringen. Der Befehlshaber der Kampfgruppe, Konteradmiral Schmundt, erreichte im Schutz von dichtem Nebel die Einfahrt nach Bergen unbehelligt. Als am 9. April 1940 um 0:00 Uhr die norwegischen Außenfeuer gelöscht wurden, war für Schmundt klar, dass das Überraschungsmoment verloren war. Um 5:15 Uhr Weserzeit steuerte der Verband in den Byfjord ein und geriet in den Wirkungsbereich der Küstenbatterien bei Kvarven. Das Artillerieschulschiff Bremse und der Leichte Kreuzer Königsberg erhielten Treffer, und auf dem Schnellbootbegleitschiff Carl Peters wurden einige Heeressoldaten bei einem Treffer in den Mast durch Splitter getötet und verwundet. Bergen selbst konnte kampflos besetzt werden; bald darauf wurden auch die Küstenbatterien von deutschen Truppen eingenommen.
In Stavanger wurde durch einen Angriff von Ju 87 Sturzkampfbombern der III./KG4 das norwegische Torpedoboot Æger, das zuvor den deutschen Nachschubfrachter Roda (6780 BRT) versenkt hatte, so schwer beschädigt, dass es aufgegeben werden musste.
Die 8. und 9. Staffel des Kampfgeschwaders 4 konnten zwei Bataillone des Infanterieregiments 193, eine Kompanie Fallschirmjäger, Flak- und Versorgungseinrichtungen auf dem Luftweg nach Stavanger bringen und dort absetzten.
Kristiansand, Egersund, Arendal
Vier Boote der 2. Minensuchflottille mit einer Radfahrkompanie an Bord eroberten Egersund planmäßig, um die dortige Kabelstation einzunehmen, wo sie auf keinen Widerstand stießen. Wegen dichten Nebels konnte die Kriegsschiffgruppe 4 unter dem Kapitän zur See Friedrich Rieve nicht den Hafen von Kristiansand anlaufen. Als es um 6:00 Uhr, 45 Minuten nach Weserzeit, einigermaßen aufklarte, versuchte der Verband, in die Fjordeinfahrt einzulaufen. Drei Angriffsversuche scheiterten am Abwehrfeuer der dem Hafen vorgelagerten Küstenbefestigungen auf dem Felsen Odderøy und der Küstenbatterie Gleodden. Der zufällig vor Kristiansand liegende deutsche Frachter Seattle geriet in das Kreuzfeuer von Angreifern und Verteidigern, wurde in Brand geschossen und sank später. Erst gegen 11:00 Uhr gelang den kleineren Einheiten unter Feuerschutz des Leichten Kreuzers Karlsruhe der Einbruch in den Hafen. Stadt und Küstenbatterien wurden von den deutschen Truppen eingenommen. Die beiden im Hafen liegenden norwegischen Torpedoboote Gyller und Odin der Sleipner-Klasse und eine Anzahl weiterer Schiffe fielen dabei unbeschädigt in deutsche Hand. Zwei im Hafen liegende norwegische U-Boote, B 2 und B 3, wurden durch Herausnehmen der Drucklager fahruntüchtig gemacht. Das Torpedoboot Greif lief Arendal an und setzte dort die Radfahrkompanie 234 an Land. Ohne auf Widerstand zu stoßen, wurde Arendal eingenommen und gesichert. Auf dem Rückmarsch erhielt die Karlsruhe am Abend des 9. April durch das britische U-Boot HMS Truant einen Torpedotreffer, der sie so schwer beschädigte, dass sie nach der Abbergung der Besatzung nahe der Kristiansand vorgelagerten Insel Oksøy durch zwei Torpedos der Greif versenkt werden musste.
Oslo
Das Landeunternehmen in Oslo war für das Gelingen der Gesamtoperation im Sinne einer sogenannten friedlichen Besetzung von zentraler Bedeutung. Die Erfüllung der deutschen Forderungen auf dem Verhandlungswege setzte voraus, dass durch raschen Zugriff der norwegische König und dessen Regierung in deutschen Gewahrsam gerieten. Die Besetzung von Oslo durch die 163. Infanterie-Division (Kommandeur: Generalmajor Engelbrecht) wurde deshalb nicht nur von See her geplant, sondern gleichzeitig – sofern die Wetterlage dies zuließ – auf dem Luftwege. Nach Einnahme des Flughafens Oslo-Fornebu durch das I./Fallschirmregiment 1 sollten ferner dort mit der 1. Lufttransportstaffel zwei Bataillone des Infanterieregiments 324 und eine Pionierkompanie gelandet werden, um so eine Ausgangsstellung für die Inbesitznahme von Oslo zu gewinnen.
Die Kriegsschiffgruppe 5 war unter Prestigegesichtspunkten zusammengestellt worden. Zum Durchbruch durch den gut 100 Kilometer langen Oslofjord waren die schweren Einheiten wenig geeignet, weil es in dem engen Fahrwasser wenig Ausweichmöglichkeiten gibt. Der Kampfverband wurde am 9. April 1940 gegen 0:00 Uhr beim Passieren der Küstenbefestigungen auf Bolærne und Rauøy von Scheinwerfern erfasst. Kurze Zeit darauf hatten die Norweger die Leuchtfeuer am und im Fjord gelöscht. Der Kampfgruppenführer konnte also nicht mehr mit dem Überraschungsmoment rechnen. Es ist insofern unklar, weshalb Konteradmiral Kummetz die Durchquerung der Drøbak-Enge mit seinem Flaggschiff, dem Schweren Kreuzer Blücher, versuchte. Die Blücher erhielt von der Festung Oscarsborg zwei 28-cm-Treffer. Gleichzeitig eröffnete die 15-cm-Batterie nördlich Drøbak das Feuer und erzielte mindestens 13 Treffer. Zwei Torpedos, die von einer vorzüglich getarnten Torpedobatterie auf der Insel Nord-Kaholmen abgeschossen wurden, besiegelten das Schicksal des Schiffes. Um 7:23 Uhr sank die Blücher östlich der Insel Askholmen. Dort liegt das Wrack noch heute in einer Tiefe von 90 m. Die 28-cm-Geschütze der Festung Oscarsborg waren 1893 von Krupp aus Deutschland geliefert worden und die etwa 40 Jahre alten Torpedos kamen aus Österreich-Ungarn von Whitehead & Co. in Fiume (heute Rijeka, Kroatien). Die Blücher kam praktisch direkt von ihrer Erprobungsfahrt, ihr erster Kampfeinsatz war auch ihr letzter. Trotz des Verlusts des Flaggschiffs wurde Oslo schließlich, später als von den Deutschen geplant, von Luftlandetruppen eingenommen.
Der norwegische Minenleger Olav Tryggvason versenkte das deutsche Räumboot R 17 bei Horten. Der Minenleger, die Küstenpanzerschiffe Harald Haarfagre und Tordenskjöld sowie die Torpedoboote Balder und Gyller wurden von deutschen Besatzungstruppen erbeutet und als Minenleger Brummer bzw. nach Umbau als Flakschiffe Thetis und Nymphe und als Torpedoboote Leopold und Löwe wieder in Dienst gestellt. Die beiden neuen Minensuchboote Otra und Rauma wurden ebenfalls erbeutet und als Minenleger Togo und Kamerun in Dienst gestellt.
Auch die Landung von Truppen auf dem Flugplatz von Oslo verlief nicht wie geplant. Die 1. Lufttransportstaffel mit 29 Flugzeugen vom Typ Ju 52 stieß auf dichten Nebel in der Nähe von Oslo. Daraufhin befahl der Gruppenkommandeur abzudrehen, weil seine Piloten nicht im Blindflug ausgebildet waren. Zwei Flugzeuge empfingen den Befehl nicht und landeten auf dem Flugplatz. Die 18 Fallschirmjäger und 50 Infanteristen besetzten den Flughafen. Das X. Fliegerkorps hob den Umkehrbefehl auf, als ein deutsches Schiff meldete, dass auf Fornebu deutsche Flugzeuge landeten und starteten. Im Verlauf des Nachmittags griffen Verbände des X. Fliegerkorps Bolærne, Rauøy, Horten und Drøbak an. Um 18:30 Uhr waren die norwegischen Stellungen niedergekämpft und konnten besetzt werden. Am Vormittag des 10. April liefen die Schiffe der Kampfgruppe in den Hafen von Oslo ein. Alles in allem war die Unternehmung Weserübung mit der Stabilisierung der Lage in Oslo am 10. April, soweit vorausgeplant, gelungen, obgleich die Norweger mit alliierter Unterstützung weiterhin Widerstand leisteten. Durch die Verzögerungen bei der Besetzung der Hauptstadt konnte die Königsfamilie samt den Goldreserven des Landes entkommen. Erst am 10. Juni 1940 unterschrieb der norwegische Oberstleutnant i. G. Roscher-Nielsen für das norwegische Oberkommando in Trondheim die Kapitulationsurkunde. Als Reichskommissar für das besetzte Norwegen wurde Josef Terboven ernannt.
Einsatz der U-Boote
Von den 300 U-Booten, die Karl Dönitz vor Kriegsbeginn als notwendig definiert hatte, um einen effizienten Handelskrieg führen zu können, standen im Frühjahr 1940 lediglich 48 zur Verfügung. Dass nun im Rahmen des Unternehmen Weserübung den deutschen U-Booten aufgetragen wurde, zum Schutz der Überwassereinheiten in der Nordsee, insbesondere in Küstennähe zu patrouillieren und, wenn möglich, offensiv das Gefecht mit den erwarteten britischen Seestreitkräften zu suchen, stellte einen Paradigmenwechsel im taktischen Einsatz von U-Booten dar. Bisher hatten U-Boote in weit entfernten Seegebieten unabhängig voneinander operiert, wobei ihren Kommandanten bei der Jagd auf Handelsschiffe ein sehr weitläufiger Entscheidungsspielraum zugestanden wurde. Nun sollten die Boote zentral koordiniert als Verband auftreten, Sicherungsaufgaben wahrnehmen und sogar das Gefecht mit Kriegsschiffen suchen, was sonst, mit Ausnahme solch spektakulärer Aktionen mit Propagandawert, wie Kapitänleutnant Priens Angriff auf Scapa Flow für ein U-Boot nur die Ultima Ratio darstellte. Auf Raeders Anweisung hin positionierte der Befehlshaber der U-Boote 32 Boote in den skandinavischen Gewässern, davon einige innerhalb der für diese sehr ungünstigen norwegischen Fjorde. Hier waren die U-Boote nicht nur durch das teils flache Wasser, sondern auch wegen der Notwendigkeit, ihre Batterien nachts bei Überwasserfahrt wiederaufzuladen, in Folge der zu dieser Zeit nur drei bis vier Stunden währenden Polarnächte besonders stark gefährdet. Im Verlauf des Unternehmen Weserübung meldeten mehrere U-Bootkommandanten eine seltsame Erfolglosigkeit bei Angriffen mit eigentlich sicherer Ausgangslage. Viktor Schütze, Kommandant von U 25 schoss zwei Torpedos aus nächster Nähe auf den aus Narvik zurückkehrenden britischen Zerstörerverband, aber erzielte keine Treffer. Auch die auf dasselbe Ziel gerichteten vier Torpedos von U 51 richteten nichts aus. In den nächsten Stunden häuften sich die Beschwerden der U-Bootkommandanten, die von Fehl- oder Frühzündern berichteten und sich schließlich zu einer Fehlerquote von 66 % summierten (→ Torpedokrise). Da der Leiter der Torpedo-Versuchs-Anstalt, Oskar Kummetz, im Rahmen von Weserübung die Invasionstruppen in Oslo befehligte, und daher für Dönitz nicht erreichbar war, wurden alternativ einige Sachverständige befragt, was allerdings ergebnislos blieb. Die nun erfolgte Anweisung, bei jedem Angriff zusätzlich zu den als anfällig bewerteten Magnetzündertorpedos einen Torpedo mit Aufschlagzünder abzufeuern, führte nur zu einer raschen Abnahme der verfügbaren Munition, aber zu keinerlei Erfolg. Der Einsatz der deutschen U-Boote im Unternehmen Weserübung fand unter großem Risiko statt, brachte jedoch keine Erfolge ein und wird somit als Fehlschlag gewertet.[12]
Verluste
Die deutschen Verluste an Mannschaft während der „Weserübung“ betrugen 1.317 Tote, 1.604 Verwundete und 2.375 Vermisste (überwiegend auf hoher See). Die Schiffsverluste waren sehr hoch. Neben dem Schweren Kreuzer Blücher gingen die beiden Leichten Kreuzer Karlsruhe und Königsberg sowie zehn Zerstörer, ein Torpedoboot und vier U-Boote verloren. Nach Darstellung des Marinehistorikers Michael Salewski verlor die deutsche Flotte nahezu die Hälfte ihrer Überwasserstreitkräfte.[13] Die Luftwaffe verlor 242 Maschinen.[14]
Auf alliierter Seite fielen in den Kämpfen zu Lande 1.896 Briten, 1.335 Norweger sowie je 530 Franzosen und Polen. Die Royal Navy verlor den Flugzeugträger HMS Glorious, die beiden Kreuzer Curlew und Effingham sowie neun Zerstörer und sechs U-Boote mit zusammen über 2.500 Toten.[14]
Ergebnis
Im Unternehmen Weserübung, der größten triphibischen Operation der damaligen Kriegsgeschichte, griff das Deutsche Reich entgegen eigener Zusagen und vertraglicher Vereinbarungen zwei neutrale Staaten an. Die Planung und Durchführung dieses unprovozierten Angriffskrieges wurden im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher und den Folgeprozessen angeklagt und die Hauptverantwortlichen verurteilt.[15][16]
Der Überfall und die Verbrechen der Besatzungszeit haben das Verhältnis zwischen Deutschland und den skandinavischen Staaten über Jahrzehnte schwer belastet.
Unter operativen Gesichtspunkten war das Unternehmen für die Kriegsmarine wegen der hohen Verluste ein schwerer Rückschlag. Die erweiterte geostrategische Ausgangsbasis konnte von der Seekriegsleitung kaum ausgenutzt werden. Trotzdem war die Operation Weserübung sicherlich eine Voraussetzung für die Fortsetzung der deutschen Kriegsführung. Der Export der schwedischen Eisenerze und der Stahlveredlungsmetalle aus dem skandinavischen Raum nach Deutschland blieb für die gesamte Dauer des Krieges gesichert. Nach britischer Einschätzung hätte das Deutsche Reich ohne die kriegswirtschaftlich notwendigen skandinavischen Erze den Krieg nicht länger als zwölf Monate durchhalten können.
Durch die Besetzung Dänemarks und Norwegens blieb die Ostsee unter deutscher Kontrolle. Schließlich wurde durch das Unternehmen Weserübung eine weitere Front in Skandinavien verhindert, die vor allem Frankreich zu seiner Entlastung gefordert hatte. Propagandistisch-innenpolitisch war die Militäroperation ebenfalls ein Erfolg und verstärkte in der Heimat den politischen Mythos der „unbesiegbaren Wehrmacht“.
- Europa vor dem Unternehmen Weserübung (Ende März 1940)
- Europa während des Unternehmens Weserübung (Ende April 1940)
- Europa während des Unternehmens Weserübung (Ende Mai 1940)
- Europa nach dem Unternehmen Weserübung (Ende Juni 1940)
Nachdem 1941 der Krieg gegen die Sowjetunion begonnen hatte und die Vereinigten Staaten Waffen und anderen Nachschub nach Murmansk und Archangelsk lieferten (siehe auch Leih- und Pachtgesetz), konnte die Wehrmacht die Häfen und Flugstützpunkte in Nord-Norwegen dazu nutzen, diese Geleitzüge anzugreifen und die russischen Häfen zu bombardieren.
Auf Seiten der Alliierten wurde insbesondere Chamberlain vorgeworfen, er sei zum wiederholten Mal ausmanövriert worden. Im Verlauf der Norwegendebatte verlor er die Unterstützung auch seiner eigenen Partei, trat zurück und wurde als Premierminister von Churchill ersetzt.
Filme
- Jens Becker, Ralf Daubitz (Regie): Krieg in der Arktis. Zweiteilige Filmdokumentation Deutschland (MDR), 2007, 52 Min. (Der erste Teil zeigt Planung und Umsetzung des Angriffs mit teilweise bislang unbekannten Archiv- und Privat-Filmaufnahmen und lässt Zeitzeugen berichten. Teil 2 (Verbrannte Erde) zeigt den Alltag an der arktischen Front und das weitere Schicksal finnischer und norwegischer Frauen, die deutsche Soldaten liebten.)
- Kampf um Norwegen – Feldzug 1940. Deutscher Propagandafilm 1940, Regie: Martin Rikli
- 9. April – Angriff auf Dänemark. Dänischer Kriegsfilm/Drama 2015, Regie: Roni Ezra
- The King’s Choice – Angriff auf Norwegen. Norwegischer Kriegsfilm/Historisches Epos – zeigt die norwegische Seite während des Angriffs. Regie: Erik Poppe
Literatur
- Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz. Widerstand in Dänemark 1940–1945, Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-09241-1.
- Thomas K. Derry: The Campaign in Norway. Her Majesty's Stationery Office, London 1952 (Digitalisat).
- Walther Hubatsch: Weserübung. Die deutsche Besetzung von Dänemark und Norwegen 1940 (= Studien und Dokumente zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges. 7, ZDB-ID 525389-5). Nach amtlichen Unterlagen. 2. völlig neu bearbeitete Auflage. Musterschmidt, Göttingen 1960. Erstfassung unter dem Titel Die deutsche Besetzung von Dänemark und Norwegen 1940. Göttingen 1952.
- Hans-Martin Ottmer: „Weserübung“ – Der deutsche Angriff auf Dänemark und Norwegen im April 1940 (= Operationen des Zweiten Weltkrieges. Bd. 1). Oldenbourg, München 1994, ISBN 3-486-56092-1.
Weblinks
- Weisung für "Fall Weserübung"
- April 1940. In: Chronik des Seekrieges 1939–1940. Bibliothek für Zeitgeschichte (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart), 2007, abgerufen am 2. Juli 2011.
- Ny bog om 9. april 1940 (dänisch)
- A short introduction to the German invasion of Norway
- The Royal Navy: Norwegian invasion and campaign
- Halford Mackinder’s Necessary War
Einzelnachweise
- Andreas Hillgruber: Hitlers Strategie Politik und Kriegsführung 1940–1041. 3. Auflage, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1993, S. 55.
- Michael Salewski: Deutschland und der Zweite Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2005, S. 112.
- Earl F. Ziemke: The German Decision To Invade Norway and Denmark. United States Army Center of Military History, Oktober 1958, abgerufen am 27. Mai 2014 (englisch).
- Gerhard Schreiber: Der Zweite Weltkrieg. 5. Auflage, Verlag C.H. Beck, München 2002, S. 30.
- Michael Salewski: Deutschland und der Zweite Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2005, S. 114.
- Geirr H. Haarr: The Altmark incident. In Geirr H. Haarr: The Gathering Storm – The Naval War In Europe September 1939 -April 1940. The naval war in Northern Europe September 1939 - April 1949. Seaforth Publishing, Barnsleigh Vereinigtes Königreich 2013, ISBN 978-1-84832-140-3, S. 351.
- Michael Salewski: Deutschland und der Zweite Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71390-6, S. 110ff.
- Walter Warlimont, Im Hauptquartier der deutschen Wehrmacht 1939-1945, Weltbild: Augsburg 1990. Teil 1, Kapitel 3 Dänemark und Norwegen – Ein Sonderfall.
- Vgl. Antony Beevor: Der Zweite Weltkrieg. München 2014, S. 93.
- Irmtrud Wojak: Fritz Bauer 1903–1968: Eine Biographie. S. 149.
- August Wilhelm Heye: Z 13 von Kiel bis Narvik. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1941.
- Clay Blair: Der U-Boot-Krieg. Band Eins: Die Jäger 1939 – 1942. Wilhelm Heyne Verlag, München 1996, ISBN 3-453-12345-X, S. 193–200.
- Michael Salewski: Deutschland und der Zweite Weltkrieg. Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71390-6. S. 118.
- Die Besetzung von Norwegen 1940, Deutsches Historisches Museum.
- Urteil - Der gemeinsame Plan zur Verschwörung und der Angriffskrieg, Nürnberger Prozess, zeno.org, abgerufen am 15. November 2015.
- Gerhard Werle, Florian Jessberger: Völkerstrafrecht, Mohr Siebeck 2007, ISBN 978-3-16-149372-0, S. 525 ff.