Theodor Kramer Gesellschaft
Die Theodor Kramer Gesellschaft wurde am 6. März 1984 in Wien gegründet, um Leben und Werk von Theodor Kramer zu erforschen und zur Verbreitung der Literatur des Exils und des Widerstandes beizutragen. Erster Vorsitzender war der Nachlassverwalter von Theodor Kramer, Erwin Chvojka. Dem Kuratorium der Gesellschaft gehörten u. a. Erich Fried, Bruno Kreisky, Michael Guttenbrunner, Willy Verkauf-Verlon und Hilde Spiel an. Die erste Nummer der Zeitschrift „Mit der Ziehharmonika“, heute „Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands“, die sich inzwischen zu einem international anerkannten wissenschaftlichen Forum der Exilliteratur entwickelt hat, erschien im Mai 1984.
Theodor Kramer Gesellschaft | |
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Zweck: | Erforschung und Verbreitung der Literatur des Exils, des Widerstands und des Werks von Theodor Kramer |
Vorsitz: | Karl Müller |
Gründungsdatum: | 1984 |
Sitz: | Wien |
Website: | www.theodorkramer.at |
Literatur, Exil und Widerstand
1987 erweiterte sich der Interessensbereich der Gesellschaft in Richtung stärkerer Berücksichtigung der gesamten österreichischen Exilliteratur und jener Autoren, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden oder gegen diesen Widerstand geleistet haben. Seit 2000 (im 17. Jahrgang) gibt die Theodor Kramer Gesellschaft die Vierteljahrs-Zeitschrift „Zwischenwelt“. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands heraus (ISSN 1606-4321).[1] Herausgeber dieser Zeitschrift sind Konstantin Kaiser und Vladimir Vertlib. Die Redaktion besteht aus Evelyn Adunka, Bernhard Kuschey, Marcus G. Patka, Peter Roessler, Alexander Emanuely, Katharina Prager, Matthias Fallenstein, Martin Krist.
In den Jahrbüchern wurden Autoren wie Jura Soyfer, Berthold Viertel und natürlich Theodor Kramer genauso aufgearbeitet, wie das Thema „Frauen im Exil“, die Innere Emigration, das Exil in Großbritannien oder das „Subjekt des Erinnerns“. Der Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft entstand 1995 aus dem Wunsch und der Notwendigkeit, die Werke der aus Österreich vertriebenen, bzw. der von den Nationalsozialisten ermordeten Autoren wieder oder erstmals zu publizieren. Wichtig war der kritische Blick, den Exilierte oder aus dem Exil Zurückgekehrte auf das Land ihrer Herkunft werfen: Sich mit den Augen anderer und besonders derer sehen zu lernen, die mit Österreich traumatische Erfahrungen verbinden, ist angesichts der offenen Fragen unserer Zeit eine große Aufgabe. Es wurden und werden Arbeiten von Autoren wie z. B. von Alfredo Bauer, Karl Ausch, Stella Rotenberg, Herbert Kuhner, Dora Schimanko publiziert. Seit 2013 erscheint die Lyrikreihe „Nadelstiche“, die dem Andenken an Siglinde Bolbecher gewidmet ist und deren erster Band (mit dem Titel „Nadelstich“) ihre Gedichte versammelt. 2018 erschien in dieser Reihe die von Karl Müller und Peter Roessler herausgegebene Anthologie „Theodor Kramer: Ausgewählte Gedichte“.
Die Theodor Kramer Gesellschaft hat bisher eine Reihe wissenschaftlicher Symposien und viele kulturelle Veranstaltungen abgehalten, wie z. B. 2001 Zur „Rezeption des Exils in Österreich“ oder in Salzburg „Jiddische Kultur und Literatur aus Österreich“, 2003 in Kooperation mit der österreichischen Sektion der LICRA „Frauen im Widerstand“ oder 2005 und 2006 in Wien „Gespräche über die Rückkehr“. Zum 25. Geburtstag der Theodor Kramer Gesellschaft 2009 fand das Symposium „Subjekt des Erinnerns?“ mit Georg Stefan Troller, Ruth Beckermann, Michel Cullin, Gerhard Scheit, Primavera Driessen Gruber, Hans Keilson uva. statt. 2013 fand die Veranstaltung „Internationalität des Exils“ im Bruno Kreisky Forum, 2014 die internationale Tagung „Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus – in memoriam Herbert Exenberger“ in der VHS Brigittenau und 2017, in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die „internationale Tagung Autobiographik von Exil, Widerstand, Verfolgung und Lagererfahrungen“ statt.
Den derzeit fast 500 Mitgliedern der Gesellschaft aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Israel, Italien, den USA, aus Südamerika und Asien stehen ein Archiv und eine umfangreiche Buch- und Zeitschriften-Bibliothek zur Verfügung. Man findet in erster Linie Manuskripte von Theodor Kramer, jedoch auch den Nachlass von Herbert Exenberger.
Die KRAGES
1934 hatte sich schon einmal in Wien eine Gruppe konstituiert, die sich den Namen Theodor Kramer Gesellschaft, kurz KRAGES, gegeben hatte. Sie war Ende Februar 1934 vom Deutschlehrer Otto Spranger und seiner Frau Rose gegründet worden, um Monatsbeiträge für den mittellosen Theodor Kramer zu sammeln. Dieser war nach dem Verbot der Arbeiter-Zeitung und anderer linker Publikation, wo er regelmäßig Gedichte veröffentlicht hatte, ohne Einkommen. Mitglieder und Spender waren u. a. Erika Mitterer, Paula Preradović, Kurt Blaukopf und Fritz Hochwälder.[2]
Auszeichnungen
Theodor Kramer Preis
Seit 2001 verleiht die Gesellschaft jährlich den mit aktuell 8.000 (7.300 bis 2016) Euro dotierten Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und Exil.
Vorstand der Theodor Kramer Gesellschaft
Vorstand
- Peter Roessler (Vorsitzender)
- Anna Mayer-Benedek
- Harald Maria Höfinger
- Marianne Windsperger
- Herbert Staud
- Martin Krist
Beisitzer
- Lydia Mischkulnig
- Robert Streibel
- Ingrid Nowotny
- Primus-Heinz Kucher
- Primavera Driessen Gruber
- Elisabeth Erler
Geschäftsführung
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Ehrenmitglieder
Einzelnachweise
- Vorläufer seit 1984 bis Jg. 16, 1999: Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift für Literatur des Exils und des Widerstands ISSN 1563-3438
- Erwin Chvojka, Konstantin Kaiser: „Vielleicht hab ich es leicht, weil schwer, gehabt“. Theodor Kramer 1897–1958. Eine Lebenschronik. Theodor Kramer Gesellschaft, Wien 1997. S. 34f.