Partido Autonomista Nacional
Der Partido Autonomista Nacional (PAN) (Nationale Autonomistische Partei) war eine argentinische konservativ-liberale Partei, die zwischen 1874 und 1916 permanent an der Macht war. Sie wurde 1874 als Fusion der Parteien Partido Autonomista und Partido Nacional gegründet.
Parteiprofil
Der PAN repräsentierte die Interessen der Oberschicht und hatte maßgeblichen Anteil am sogenannten modelo agroexportador, das auf die Exporte von Rohstoffen aus der Landwirtschaft setzte und Argentinien einen wirtschaftlichen Wachstumsschub verschaffte, der es gegen Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem der reichsten Staaten der Erde machte.
Im Gegensatz zur positiven Bedeutung ihrer Politik für die Wirtschaft des Landes stand die Behinderung der politischen Entwicklung durch die Partei wegen autoritärer Machtstrukturen. Mit Hilfe der sogenannten máquina electoral, das als Schlagwort zahlreiche Wahlbetrugsmechanismen implizierte, hielt die Partei die Opposition, die damals vor allem von der Unión Cívica Radical repräsentiert wurde, von der Macht fern. Ebenfalls ist der bekannteste Politiker der Partei, der General Julio Argentino Roca, für den Genozid an den Mapuche- und Tehuelche-Indianern um 1880 verantwortlich, der offiziell als Wüstenkampagne (campaña del desierto) bezeichnet wird.
Nach den Unruhen 1890 entstand eine innerparteiliche Oppositionsbewegung im PAN, die sich für eine schrittweise Demokratisierung aussprach. Dieser gehörten u. a. Carlos Pellegrini und Roque Sáenz Peña an. Sáenz Peña konnte 1912 gegen den Widerstand der Konservativen als Präsident die zunächst endgültige Demokratisierung durch Einführung freier, geheimer und obligatorischer Wahlen für alle männlichen Staatsbürger durchsetzen. Das Frauenwahlrecht wurde erst in den 1940er Jahren unter Juan Perón eingeführt.
Schon bei den ersten Wahlen nach der Wahlgesetzänderung konnte sich die oppositionelle UCR durchsetzen. In der Folge driftete die Partei in die Bedeutungslosigkeit ab und wurde nach kurzer Zeit aufgelöst.
Präsidenten
Die folgenden Präsidenten Argentiniens gehörten dem PAN an:
- Nicolás Avellaneda (1874–1880)
- Julio Argentino Roca (1880–1886, 1898–1904)
- Miguel Juárez Celman (1886–1890)
- Carlos Pellegrini (1890–1892)
- Luis Sáenz Peña (1892–1895)
- José Evaristo Uriburu (1895–1898)
- Manuel Quintana (1904–1906)
- José Figueroa Alcorta (1906–1910)
- Roque Sáenz Peña (1910–1914)
- Victorino de la Plaza (1914–1916)
Literatur
- Natalio Botana: El órden conservador. La política argentina entre 1880 y 1916, Editorial Sudamericana, Buenos Aires, ISBN 950-07-0282-7 (Zusammenfassung (spanisch))
Weblinks
- La República Liberal – Beschreibung der argentinischen Geschichte zwischen 1880 und 1916 (spanisch)