Bariloche

San Carlos de Bariloche (heutige Kurzform Bariloche) ist eine argentinische Stadt in der Provinz Río Negro. Sie ist die Hauptstadt des Departamento Bariloche und liegt am Fuße der Anden. Mit 133.500 Einwohnern (Stand: 2010, Dirección Provincial de Estadística y Censos) ist sie die größte Stadt der Provinz und wegen ihrer Lage in einer grünen Berglandschaft ein bedeutendes Fremdenverkehrszentrum.

Bariloche
Basisdaten
Vollständiger Name: San Carlos de Bariloche
Lage 41° 9′ S, 71° 19′ W
Höhe ü. d. M.: 893 m
Einwohnerzahl (2015): 122.700
  (Argentinien)
 
Verwaltung
Provinz: Río Negro Río Negro
Departamento: Bariloche
Bürgermeister: Gustavo Gennuso, Juntos Somos Rio Negro
Sonstiges
Postleitzahl: R8400
Telefonvorwahl: 0294
Website von Bariloche

Der Ort ist berühmt für sein Skigebiet am Cerro Catedral, aber auch für die schöne Landschaft, die zum Klettern und Wandern einlädt.

Der Name Bariloche stammt aus dem Mapudungun (der Sprache der Mapuche). Dort bedeutet das Wort Vuriloche ‚Menschen hinter dem Berg‘ (furi ‚hinter‘, che ‚Menschen‘). Der Vuriloche-Pass wurde von den Mapuche benutzt, um die Anden zu überqueren, und wurde vor den Europäern lange Zeit geheim gehalten.

Lage und Geografie

Der See Nahuel Huapi und die Stadt Bariloche
Blick aus dem Gebirge auf Bariloche

Die Stadt liegt in einem Tal der südlichen Anden am Ufer des Sees Nahuel Huapi, der zu den größten Seen des Landes gehört. Die Berge Otto, Catedral und López liegen in der Umgebung. Der Ballungsraum ist mit einer Vielzahl von Ferienkolonien sehr ausgedehnt und umfasst unter anderem die Halbinsel Llao Llao. Südlich von Bariloche liegt der Cerro Catedral, ein bedeutendes Wintersportzentrum.

Geschichte

Die Gebiete rund um den See Nahuel Huapí wurden Ende des 19. Jahrhunderts, nach der so genannten Wüstenkampagne des Generals Julio A. Roca, von Siedlern okkupiert. So legten der texanische Cowboy Jarred Jones und der Chilene Carlos Wiederholdt Piwonka, Letzterer als Namensgeber von San Carlos, unabhängig voneinander Siedlungen an. Offiziell gegründet wurde San Carlos de Bariloche im Jahr 1902. Die Stadt war zunächst ein Handelszentrum mit dem südlichen Chile. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts zog die Gegend ausländische Besucher an, wie etwa den US-Präsidenten Theodore Roosevelt und den Prinzen von Wales. 1932 wurde der Ort an das Eisenbahnnetz angeschlossen, was einen Aufschwung des Tourismus besonders nach dem Zweiten Weltkrieg mit sich brachte. Bariloche machte 1994 im US-amerikanischen Fernsehen Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sich dort der ehemalige SS-Hauptsturmführer Erich Priebke aufhielt.[1] Außerdem versteckten sich in Bariloche auch zeitweise die SS-Männer Josef Schwammberger, Reinhard Kopps, Ferdinand Tröstl und das „Fliegerass“ Hans-Ulrich Rudel (kein Mitglied der SS).[2] Bariloche hat eine größere deutsche Gemeinde, deren Präsident Erich Priebke bis zu seiner Festnahme 1994 war.[3]

Wirtschaft und Forschung

Motor der Wirtschaft der Stadt ist der Tourismus, daneben spielen auch die Schokoladenindustrie sowie immer noch der Handel mit dem nahen Chile eine Rolle. Weiterhin hat in Bariloche die Hightech-Firma INVAP ihren Sitz, die Kernreaktoren, Raumfahrt- und Ökotechnologie (z. B. Müll- und Abwasserverarbeitung, Windenergieanlagen) entwickelt und auch international aktiv ist.

1955 wurde hier das Atomforschungszentrum Argentiniens (Centro Atómico Bariloche) mit dem Schwerpunkt Kerntechnik mit einem Forschungsreaktor eröffnet, wonach bald auch auf anderen Gebieten der Physik geforscht wurde.

Tourismus

Bariloche empfängt das ganze Jahr über Touristen. Im Sommer kommen Extremsportler (Kajakfahrer, Gleitschirmflieger, Bergsteiger etc.), Forellen-Angler, Wanderer und Badegäste (Strände an den Nebenseen des Nahuel Huapí). Im Winter zieht das Wintersportzentrum Cerro Catedral, eines der größten und bedeutendsten Südamerikas, Skifahrer und Snowboarder an.[4] Die jährliche Besucherzahl liegt bei bis zu einer Million Touristen pro Jahr (2005: 727.784, 2006: 804.823).

In der Nebensaison ist Bariloche das bei weitem begehrteste Ziel von Klassenfahrten und Hochzeitsreisen im Land, wodurch die Hotels beinahe das ganze Jahr über fast ausgebucht sind sowie ständig ein reichhaltiges Kultur- und Nachtleben existiert. Auch ist Bariloche ein beliebter Ort für Ferienwohnungen, von denen viele im Besitz wohlhabender Argentinier aus Buenos Aires sind. In Argentinien ist Bariloche auch für die Schokoladenproduktion sowie das deutsche und schweizerische Kulturerbe bekannt.[5]

Mit dem Flughafen Bariloche befindet sich in der Stadt der wichtigste Verkehrsflughafen Patagoniens.

Religion

Das Bistum San Carlos de Bariloche (lat.: Dioecesis Sancti Caroli Vurilocensis) ist eine römisch-katholische Diözese mit Sitz in San Carlos de Bariloche.

Städtepartnerschaften

Bariloche hat Städtepartnerschaften geschlossen mit[6]

Befreundete Städte sind:[7]

In der Stadt geboren

Klimatabelle

Bariloche
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
22
 
22
6
 
 
22
 
22
6
 
 
29
 
19
4
 
 
54
 
15
2
 
 
134
 
10
1
 
 
141
 
7
-1
 
 
129
 
6
-1
 
 
116
 
8
-1
 
 
58
 
11
-1
 
 
39
 
14
1
 
 
25
 
17
4
 
 
32
 
20
5
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Bariloche
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 21,5 21,8 19,0 14,6 10,1 6,7 6,4 7,9 10,7 14,0 17,3 19,7 Ø 14,1
Min. Temperatur (°C) 6,4 5,7 4,0 1,8 0,6 −1,0 −1,4 −0,9 −0,5 1,1 3,5 5,4 Ø 2
Niederschlag (mm) 22 22 29 54 134 141 129 116 58 39 25 32 Σ 801
Sonnenstunden (h/d) 11,2 9,9 8,1 6,2 4,4 3,7 3,8 5,0 6,4 8,1 10,3 10,8 Ø 7,3
Regentage (d) 4 4 4 6 11 12 11 10 7 6 4 4 Σ 83
Luftfeuchtigkeit (%) 60 62 67 74 81 84 84 81 75 68 63 61 Ø 71,7
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
21,5
6,4
21,8
5,7
19,0
4,0
14,6
1,8
10,1
0,6
6,7
−1,0
6,4
−1,4
7,9
−0,9
10,7
−0,5
14,0
1,1
17,3
3,5
19,7
5,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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s
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29
54
134
141
129
116
58
39
25
32
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Commons: San Carlos de Bariloche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Esteban Buch, El pintor de la Suiza Argentina, Editorial Sudamericana, Buenos Aires 1991 ISBN 9789500706636
  2. Sven Felix Kellerhoff: "Pakt des Schweigens": Feinkost vom Folterknecht, Die Welt, 9. November 2006, abgerufen am 30. Januar 2010
  3. Gibt es noch Nazis in Südamerika? Mit 80.000 Fragen um die Welt - Weltbilder - NDR, 2010 auf YouTube
  4. http://www.gringospatagonia.com/activities.htm
  5. Milenium Web Solutions-Bariloche, Patagonia Argentina: Bariloche se convirtió en la Capital Nacional del Chocolate | Bariloche - Patagonia. 10. Februar 2015, abgerufen am 10. August 2019 (es-AR).
  6. Comite de Ciudades hermanas Bariloche
  7. Comite de Ciudades hermanas Bariloche
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