Leopoldo Galtieri
Leopoldo Fortunato Galtieri Castelli (* 15. Juli 1926 in Caseros, Provinz Buenos Aires; † 12. Januar 2003 in Buenos Aires) war in den Jahren 1976 bis 1983 ein hohes Mitglied der Militärregierung Argentiniens und de facto zwischen 1981 und 1982 Präsident des Landes. Das Batallón de Inteligencia 601, eine Einheit, der Morde und schwerste Menschenrechtsverletzungen vor allem gegen linke Gegner vorgeworfen wurden, unterstand ihm direkt.
Leben
Galtieri war Nachfahre italienischer Einwanderer und entschied sich 1942 nach seinem Schulabschluss den Soldatenberuf zu erlernen. 1945 verließ er als Unterleutnant im Heeresingenieurkorps die Militärschule. Später erhielt er eine weitere Ausbildung an der Ingenieuroffiziersschule in Concepción/Uruguay und nahm 1949 nochmals an einer Basisausbildung im Ingenieurwesen in der amerikanischen Kanalzone in Panama teil.
1957 kam Galtieri zum Generalstab des Heeres, er absolvierte 1960 in den USA einen weiteren Kurs und wurde anschließend in die Inspektion der Ingenieurtruppe versetzt. 1962 wechselte er in den Stab der 2. Infanterie-Division und wurde gleichzeitig zum Professor an der Kriegsakademie ernannt. In dieser Funktion wirkte er bis 1964 und ging dann als stellvertretender Direktor an die Ingenieurschule in Concepción/Uruguay. Ende 1967 wurde er zum Oberst befördert und übernahm 1968 eine Baueinheit in der Provinz Santa Fe.
1970 rückte er zum stellvertretenden Kommandeur der Ingenieurtruppe auf, zwei Jahre später übernahm er als Brigadegeneral den Befehl über die Infanterie-Brigade IX.[1] Daraufhin hatte er weitere militärische Kommandos inne.
Er unterstützte aktiv den Militärputsch von 1976 durch General Jorge Rafael Videla und war ab diesem Zeitpunkt in führenden Positionen der Militär-Junta tätig bis zum aktiven Heereschef. Nachdem Präsident Roberto Viola zaghaft eine Demokratisierung einleiten wollte, setzte sich Galtieri für dessen Abberufung ein, Ende 1981 wurde er Präsident Argentiniens, obwohl er als aktiver Soldat (Heereschef) laut den Statuten der Junta kein Regierungsamt hätte übernehmen dürfen.[2] Durch die damals instabile Wirtschaftslage hoffte die Junta durch einen außenpolitischen Erfolg ihre Macht stabilisieren zu können.[3] Er war einer der meistgehassten Generäle der Militärdiktatur.[4]
Daher war er die treibende Kraft hinter der Invasion der von Argentinien beanspruchten Islas Malvinas Anfang April 1982, welche zum Falklandkrieg zwischen Argentinien und Großbritannien führte. Er schickte aus Angst vor einer potentiellen Bedrohung der argentinischen Südgrenze durch Chile vor allem junge Soldaten und Wehrpflichtige aus dem klimatisch warmen Norden zur Eroberung und weiteren Verteidigung der Inseln. Diese Truppen waren aber nicht richtig ausgerüstet gewesen für das nass-kalte Klima auf den Inseln.[5] Nichtsdestotrotz schien sein Kalkül aufzugehen, denn am 10. April 1982 feierten zehntausende Menschen Galtieri für die Rückholung der Islas Malvinas auf dem Plaza de Mayo und seine Beliebtheit stieg sprunghaft an.[6] Ende April 1982 besuchte er persönlich die Truppen auf den Islas Malvinas.[7]
Die britische Premierministerin Margaret Thatcher, die ebenfalls in einem Umfragetief mit ihrer Regierung steckte, gab nicht klein bei und sendete eine gewaltige Flotte samt Flugzeugträgern und Invasionsschiffen in den Südatlantik zur Rückeroberung der Inseln. Die Hauptstadt der Falklandinseln, Stanley, die zwischenzeitlich von den Argentiniern in Puerto Argentino umbenannt worden war, wurde im Juni 1982 von den Briten zurückerobert, was die argentinische Niederlage endgültig besiegelte. Am 14. Juni 1982 räumte der angetrunkene General mit schleppender Stimme die Niederlage im Fernsehen ein, seither zeichneten Argentiniens Karikaturisten ihn meistens mit einem Whiskeyglas in der Hand.[8]
Innerhalb weniger Tage wurde Galtieri entmachtet. Ende 1983 wurde er verhaftet und vor einem Militärgericht wegen Menschenrechtsverletzungen während der Argentinischen Militärdiktatur und Missmanagements während des Falklandkrieges angeklagt. Der Untersuchungsbericht des argentinischen Militärs wurde nach dem untersuchenden General Rattenbach benannt.[9] Der Rattenbach-Bericht empfahl, Galtieri alle militärischen Ränge abzuerkennen und ihn erschießen zu lassen. 1986 wurde er zu einer 12-jährigen Haftstrafe verurteilt.[10]
1989 wurde er nach nur vier Jahren Luxushaft hinter Kasernenmauern mit Tennisplatz und Schwimmbad zusammen mit 39 weiteren Offizieren, die wegen Verbrechen während der Diktatur verurteilt worden waren, von Präsident Carlos Menem begnadigt.[11][3]
Privatleben
Galtieri war mit Lucia Noei Gentile verheiratet und hatte mit ihr einen Sohn und zwei Töchter.[12] Er wurde als eitel eingeschätzt.[13]
Tod
Galtieri starb 2003 in Buenos Aires nach langem Leiden an Bauchspeicheldrüsenkrebs, nachdem er schon mehrere Jahre unter Hausarrest wegen seiner Verbrechen in der Zeit der Militärdiktatur gestanden hatte.[14][3]
Einzelnachweise
- Internationales Biographisches Archiv 13/2003. 17. März 2003, abgerufen am 16. August 2020.
- Offene Wunde. 12. Dezember 1981, abgerufen am 16. August 2020.
- LEOPOLDO F. GALTIERI – Die Richter kamen zu spät. In: Der Stern. 13. Januar 2003, abgerufen am 16. August 2020.
- GESTORBEN Leopoldo Galtieri. 20. Januar 2003, abgerufen am 16. August 2020.
- GESTORBEN Leopoldo Galtieri. 20. Januar 2003, abgerufen am 16. August 2020.
- Der anachronistische Krieg im Südatlantik. 31. März 2017, abgerufen am 16. August 2020.
- Argentinier, die Wetten stehen 20:1. 26. April 1982, abgerufen am 16. August 2020.
- GESTORBEN Leopoldo Galtieri. 20. Januar 2003, abgerufen am 16. August 2020.
- Osvaldo Bayer über den Rattenbach-Bericht, Página/12, 8. April 2006 (spanisch).
- Laura Vilariño: Hombres de hierro que pisotearon la ley (Männer des Eisens, die das Recht zertrampelten). In: Clarín, 24. März 2006 (spanisch).
- Pardon of Argentine Officers Angers Critics of the Military. In: The New York Times, 9. Oktober 1989.
- Military Wiki: Galtieri|abgerufen am 16. August 2020
- GESTORBEN Leopoldo Galtieri. 20. Januar 2003, abgerufen am 16. August 2020.
- GESTORBEN Leopoldo Galtieri. 20. Januar 2003, abgerufen am 16. August 2020.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Carlos Alberto Lacoste | Führer des argentinischen Militärregimes 1981–1982 | Alfredo Saint Jean |