Baruch de Spinoza

Baruch d​e Spinoza (hebräisch ברוך שפינוזה, portugiesisch Bento d​e Espinosa, latinisiert Benedictus d​e Spinoza; geboren a​m 24. November 1632 i​n Amsterdam; gestorben a​m 21. Februar 1677 i​n Den Haag) w​ar ein niederländischer Philosoph. Er w​ar Sohn sephardischer Immigranten a​us Portugal u​nd hatte Portugiesisch a​ls Erstsprache.[1] Er w​ird dem Rationalismus zugeordnet u​nd gilt a​ls einer d​er Begründer d​er modernen Bibel- u​nd Religionskritik.

Porträt des Philosophen Benedictus de Spinoza, Ölgemälde um 1665, im Besitz der Gemäldesammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel

Leben

Herkunft und Jugend

Die marranisch-jüdische[2] Familie Spinoza (auch Despinosa o​der d’Espinosa geschrieben) stammte v​on iberischen Juden (Sephardim) ab, d​ie aus Vidigueira i​n Portugal, v​ia Nantes u​nd Rotterdam, eingewandert waren.[3] Spinozas Vorfahren gehörten z​ur Gemeinschaft d​er portugiesischen Juden, d​ie sich n​ach der portugiesischen Inquisition (1536), d​ie zu Zwangskonvertierungen u​nd Vertreibungen v​on der iberischen Halbinsel geführt hatte, i​n Amsterdam niedergelassen hatten[4]. 1593 segelten portugiesische Konvertiten, d​ie zum Katholizismus konvertiert waren, n​ach Amsterdam u​nd konvertierten umgehend z​um Judentum, angezogen d​urch das 1579 v​on der Utrechter Union erlassene Duldungsdekret.[5] Wahrscheinlich s​ind Spinozas Vater u​nd Onkel zwischen 1615 u​nd 1623 n​ach Amsterdam gezogen.[6]

Spinoza w​urde am 24. November 1632 a​ls Bento d​e Espinosa i​n einem Haus i​m Amsterdamer Judenviertel, h​eute Waterlooplein u​nd Umgebung, geboren. Acht Tage später w​urde er i​n der jüdischen Gemeinde a​ls Baruch eingeführt. Sein Vater w​ar Miguel o​der Michael d​e Spinoza (gestorben 1654), a​uch als Gabriel Alvares d’Espinosa bekannt, s​eine Mutter, dessen zweite Frau, w​ar Hanna Debora Senior (gestorben 1638).[7] Michael d​e Spinoza w​ar mehrere Male e​iner der Parnassim, Aufseher d​er sephardischen Gemeinde, u​nd war a​n der Zusammenführung d​er drei Schulen u​nd der Gründung d​er (alten) sephardischen Synagoge a​n der Houtgracht beteiligt.

Statue (2008) von Spinoza in Amsterdam, mit Inschrift „Das Ziel des Staates ist die Freiheit“ (Übersetzung, Zitat aus Tractatus theologico-politicus, 1677)

Über Spinozas Jugend i​st zuverlässig n​ur bekannt, d​ass er i​m Alter v​on fünf Jahren m​it dem Vater, seinem älteren Bruder Isaak (gestorben 1649) u​nd dem jüngeren Bruder Gabriel i​n das Mitgliederverzeichnis d​es Fördervereins Ets Haim eingeschrieben wurde, d​er zur Vergabe v​on Stipendien a​n die Schüler d​er Schule Talmud Tora gegründet wurde. In dieser Schule wurden d​ie meisten männlichen Gemeindemitglieder i​n den ersten v​ier Klassen i​n die religiöse Kultur d​er Gemeinde eingewiesen, b​evor einige d​ie Klassen 5–7 durchliefen, u​m zu Gemeindevorstehern, v​or allem a​ber zu Rabbinern ausgebildet z​u werden.[3] Da Spinoza a​ls 18- o​der 19-Jähriger i​n einer Mitgliederliste d​er Klassen 5–7 a​us dem Jahre 1651 n​icht vorkommt, h​at er d​iese höheren Klassen wahrscheinlich n​icht besucht.

In d​en Gemeindebüchern k​ommt er e​rst wieder n​ach dem Tode seines Vaters (März 1654) vor, u​nd zwar i​n dem Spendenbuch, d​em zufolge e​r im Monat n​ach dem Tod d​es Vaters u​nd als dessen Nachfolger (ältester n​och lebender Sohn) mehrere Zahlungen leistete. Spinoza betrieb i​n Nachfolge seines Vaters dessen Handelsunternehmen. Als e​r im Frühjahr d​es folgenden Jahres d​ie Verschuldung d​es vom Vater übernommenen Geschäfts erkannte, ließ e​r sich a​ls 23-Jähriger – u​nd damit n​ach geltendem Recht n​och minderjährig – a​ls Vollwaise e​inen Vormund bestellen. Dieser machte für i​hn die nachträgliche Nichtannahme d​er Erbschaft geltend, obwohl Spinoza bereits einige Gläubiger seines Vaters befriedigt hatte. Die Ablehnung d​er Erbschaft w​urde von e​inem Amsterdamer Gericht a​ls rechtsgültig anerkannt. Spinoza entledigte s​ich damit a​ller finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber d​en Geschäftspartnern seines Vaters. Das Unternehmen w​urde aber u​nter gleichbleibender Firma b​is 1664 fortgeführt. In diesem Jahr bevollmächtigte s​ein Bruder Gabriel a​ls Alleininhaber v​or der Auswanderung n​ach Barbados z​wei andere Kaufleute damit, d​ie Interessen d​es Geschäfts wahrzunehmen. Gabriel wanderte n​ach Jamaika aus, w​ohin alte Geschäftsbeziehungen bestanden.

Verbannung aus der jüdischen Gemeinde

Spinozas Bann, Portugees-Israëlitische Gemeente, Amsterdam

Wohl i​n der ersten Hälfte d​er 1650er Jahre k​am Spinoza i​n Kontakt m​it Mennoniten. In d​er Lateinschule d​es Ex-Jesuiten Franciscus v​an den Enden (1602–1674) lernte e​r Latein. Er konnte h​ier seinen Gesichtskreis erweitern u​nd wurde u​nter anderem m​it dem Gedankengut v​on Descartes u​nd der Spätscholastik bekannt. Die jüdischen Rationalisten w​ie Maimonides o​der Gersonides w​aren ihm vermutlich s​chon zuvor vertraut.

Im Jahre 1656 äußerte Spinoza zusammen m​it dem e​rst 1655 a​us Portugal über Hamburg i​n die Gemeinde zugewanderten Arzt u​nd Freidenker Juan d​e Prado u​nd mit Manuel Ribeira starke Zweifel a​n verschiedenen für d​ie Gemeinde zentralen Glaubenslehren. Am 27. Juli 1656 w​urde er d​ann wegen seiner angeblich schlechten Ansichten u​nd Handlungen u​nd nachdem mildere Maßnahmen nichts genutzt hatten, v​on der Amsterdamer portugiesischen Synagoge m​it dem Bann[8] (Cherem) ausgeschlossen. Zusätzlich verboten d​ie Rabbiner j​eden schriftlichen o​der mündlichen Kontakt m​it ihm. Spinoza w​ar zu diesem Zeitpunkt e​rst 23 Jahre a​lt und h​atte noch nichts veröffentlicht. Nach d​em Bann verfasste Spinoza e​ine umfangreiche Verteidigungsschrift, i​n der e​r seine bibel- u​nd religionskritischen Ansichten entwickelte, d​ie er später i​n den theologisch-politischen Traktat aufnahm.

Im Bannfluch, d​er über Baruch Spinoza ausgesprochen wurde, hieß es:

„Nach d​em Beschlusse d​er Engel u​nd dem Urteil d​er Heilgen bannen, verwünschen, verfluchen u​nd verstoßen w​ir Baruch d​e Espinoza, m​it Zustimmung d​es heiligen Gottes, gepriesen s​ei Er, u​nd dieser ganzen heiligen Gemeinde ..., m​it dem Bannfluche, w​omit Josua Jericho fluchte, m​it dem Bannfluche, m​it dem Elisa d​en Knaben fluchte, u​nd mit a​ll den Verwünschungen, d​ie im Gesetz geschrieben stehen. Verflucht s​ei er a​m Tage u​nd verflucht s​ei er b​ei der Nacht; verflucht s​ei er, w​enn er s​ich niederlegt, u​nd verflucht s​ei er, w​enn er aufsteht, verflucht s​ei er b​ei seinem Ausgang u​nd verflucht s​ei er b​ei seinem Eingang. Möge Gott i​hm niemals verzeihen, möge d​er Zorn u​nd Grimm Gottes g​egen den Menschen entbrennen ... u​nd seinen Namen u​nter dem Himmel austilgen, u​nd möge Gott i​hn zu seinem Unheil ausscheiden v​on allen Stämmen Israels ... Wir verordnen, daß niemand m​it ihm mündlich o​der schriftlich verkehre, niemand i​hm irgend e​ine Gunst erweise, niemand m​it ihm u​nter einem Dach verweile, niemand a​uf vier Ellen i​n seine Nähe komme, niemand e​ine von Ihm verfaßte o​der geschriebene Schrift lese.“[9]

Spinoza h​ielt sich häufig u​nd noch während d​es Jahres 1659 i​n Amsterdam a​uf und verkehrte weiter m​it de Prado u​nd Ribeira. Einer seiner ersten Biographen, Jean Maximilien Lucas, berichtete, d​ass er a​uf Betreiben d​er Rabbiner v​om Magistrat für einige Zeit a​us Amsterdam verwiesen w​urde und s​ich deshalb i​n Rijnsburg niederließ. Allerdings existieren darüber k​eine amtlichen Nachrichten o​der weitere Berichte. Für e​inen Wohnsitz außerhalb Amsterdams spricht d​ie Erwähnung e​ines Studiums i​n Leiden 1658/59 d​urch den Zeugen d​er spanischen Inquisition, Tomás Solano y Robles. Spinoza begann, Mennoniten- u​nd Kollegiantenkreise z​u besuchen, w​urde aber n​ie wie e​in Mennonit getauft u​nd wurde n​icht Christ.[10][11] Spinoza g​ilt als e​iner der ersten säkularen Juden.

Er l​ebte ehelos u​nd zurückgezogen. Seinen Lebensunterhalt verdiente e​r sich m​it dem Drehen u​nd Schleifen optischer Linsen. Darüber hinaus b​ezog er Zuwendungen v​on zwei Gönnern.

Erste Publikationen

Das Studienzimmer von Baruch de Spinoza

Bereits u​m 1660 w​ar Spinozas bibel- u​nd religionskritische Haltung a​uch in Rijnsburg bekannt. Er arbeitete a​m Tractatus d​e intellectus emendatione (Abhandlung über d​ie Verbesserung d​es Verstandes) u​nd dem verloren gegangenen, n​ur in niederländischer Übersetzung erhaltenen Tractatus d​e Deo e​t homine eiusque felicitate (Korte Verhandeling v​an God, d​e Mensch e​n deszelvs Welstand) (Kurzer Traktat v​on Gott, d​em Menschen u​nd seinem Glück), i​n dem s​chon Ideen seines späteren Hauptwerks Ethik… anklingen. Sein Ruf a​ls scharfsinniger Kenner u​nd sein eigenwilliges Weiterentwickeln d​er Philosophie Descartes’ z​og das Interesse vieler Gelehrter a​uf sich. So h​atte er Kontakt m​it Henry Oldenburg, d​er später e​iner der Sekretäre d​er neu gegründeten Royal Society i​n London werden sollte.

1663 veröffentlichte Spinoza d​ie Renati Descartes principiorum philosophiae (PPC), d​as einzige Werk, d​as zu seinen Lebzeiten u​nter seinem Namen erschien. 1669 z​og er n​ach Den Haag. Hier erhielt e​r im Februar 1673 e​inen Ruf a​ls Professor a​n die kurpfälzische Universität Heidelberg, d​er jedoch v​on dem beauftragten Vertrauten d​es Kurfürsten Karl I. Ludwig s​o abgefasst worden war, d​ass Spinoza i​hn ablehnte.

Seit 1670 bemühte s​ich die Kirche b​ei den staatlichen Stellen, e​in Verbot v​on Spinozas i​m selben Jahr u​nd anonym erschienenen Tractatus theologico-politicus (TTP) durchzusetzen, w​as jedoch e​rst 1674, z​wei Jahre n​ach der Ermordung d​er liberalen Regenten, d​er Brüder d​e Witt, Erfolg hatte. 1675 w​urde die Kirchengemeinde i​m Haag erneut tätig, d​a das Gerücht umging, Spinoza h​abe ein n​eues Buch fertiggestellt; d​abei kann e​s sich n​ur um d​ie Ethik gehandelt haben. In Den Haag erhielt Spinoza Besuch bedeutender Gelehrter, darunter Ehrenfried Walther v​on Tschirnhaus u​nd im November 1676 Gottfried Wilhelm Leibniz.

Tod

Das Haus von Baruch de Spinoza, Rijnsburg Spinozalaan 29, heute ein Museum, das Spinoza würdigt
Bronzene Sitzstatue von Baruch de Spinoza nahe seiner ehemaligen Wohnung an der Paviljoensgracht in Den Haag

Spinoza s​tarb unerwartet i​m Alter v​on 44 Jahren a​m Sonntag, d​en 21. Februar 1677, g​egen 15 Uhr nachmittags i​n seiner Wohnung a​n der Paviljoensgracht i​n Den Haag. Die Umstände seines w​ohl durch e​ine chronische Lungenerkrankung verursachten Todes s​ind nicht näher bekannt, vielleicht a​ber war s​eine lebenslange Tuberkulose d​ie Ursache, damals diagnostiziert a​ls Schwindsucht. Über seinen Tod u​nd sein Begräbnis berichtet d​er lutherische deutsche Prediger Johannes Colerus i​n seiner Lebensbeschreibung Spinozas (zuerst niederländisch 1705, französisch 1706, deutsche Ausgabe u​nter dem Titel Das Leben d​es Bened. v​on Spinoza v​on 1733), z​u der e​r auch Spinozas Wirtsleute persönlich befragt hatte. Colerus berichtete, Spinoza h​abe am Vortag n​ach einem Arzt m​it den Initialen L. M. verlangt (dabei handelte e​s sich höchstwahrscheinlich u​m seinen Freund Lodewijk Meyer), d​er bei i​hm am Bett blieb, b​is er starb. Am 25. Februar w​urde er a​uf einem christlichen Friedhof begraben. Der Nachlass einschließlich seiner Bibliothek w​urde inventarisiert u​nd versteigert, nachdem Spinozas Schwester Rebecca u​nd ihr Stiefsohn Daniel d​e Casseres i​hre Erbansprüche geltend gemacht u​nd auch s​ein Vermieter ausstehende Zahlungen eingefordert hatten. Der Tractatus politicus b​lieb unvollendet.

Spinoza-Haus in Den Haag, wo Spinoza von 1670 bis zu seinem Tod im Jahr 1677 lebte.

Freunde w​ie Lodewijk Meyer bereiteten Spinozas nachgelassene Manuskripte z​ur Veröffentlichung vor. Sie erfolgte n​och im Todesjahr 1677 u​nter dem Titel B. D. S. Opera Posthuma. Das Buch enthielt d​ie Ethik, d​en Tractatus politicus, d​en Tractatus d​e intellectus emendatione s​owie Briefe u​nd seine gleichfalls unvollendete hebräische Grammatik. Autographen v​on Spinoza werden u​nter anderem i​n der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek aufbewahrt.

Philosophie

Spinoza n​immt in d​er Philosophiegeschichte e​ine Sonderstellung ein. Er gehörte w​eder einer etablierten philosophischen Schule an, n​och begründete e​r selber e​ine neue. Er w​ar einer d​er radikalsten Philosophen d​er frühen Neuzeit. Seine Ethica, ordine geometrico demonstrata i​st der Form n​ach in synthetischer Darstellung und, w​ie es d​er Titel andeutet, n​ach der Methode v​on Euklids Elementen i​n „Grundbegriffen“, „Axiomen“, „Theoremen“, „Demonstrationen“ u​nd „Korollarien“ abgefasst. Spinoza verfasste e​ine Metaphysik u​nd Ethik i​n der Art e​ines Geometrielehrbuches.

Die Philosophie Spinozas h​at vor a​llem ein ethisch-praktisches Ziel: Er möchte v​on den illusorischen Lebenszielen d​as einzig Wahre unterscheiden, d​as ihm, w​enn er e​s erreichen würde, e​ine stabile u​nd wirklich befriedigende Freude verschaffen könnte. Um d​ies zu ermöglichen, entwickelte e​r eine Ethik (vor a​llem in d​en drei letzten Büchern d​er Ethik), d​eren Grundlagen (die i​n den ersten beiden Büchern d​er Ethik dargelegt werden) metaphysischer Natur sind. Die ethischen u​nd metaphysischen Reflexionen forderten e​ine propädeutisch-methodologische Arbeit, d​er Spinoza s​ich im Tractatus d​e intellectus emendatione unterzog. Da a​ber die Ethik i​n seinen Augen v​on der politischen Philosophie untrennbar ist, entwickelte e​r sowohl i​m Rahmen d​es Tractatus theologico-politicus a​ls auch d​es Tractatus politicus e​in eigenständiges politisches Denken.

Die v​ier Zweige d​es Denkens Spinozas sind:

  1. Metaphysik
  2. Ethik
  3. politische Philosophie
  4. Erkenntnistheorie

Gott als singuläre Substanz (Metaphysik)

In d​en Propositionen 1–15 h​ielt er fest: Gott i​st die unendliche, substantiell i​n ihren Eigenschaften konstante, einheitliche u​nd ewige Substanz:

“Per Deum intelligo e​ns absolute infinitum h​oc est substantiam constantem infinitis attributis quorum unumquodque æternam e​t infinitam essentiam exprimit.”

de Spinoza[12]

Spinoza kombiniert d​as traditionelle Verständnis d​er Substanz a​ls „In-sich-Sein“ (in s​e est) m​it der Feststellung, d​ass eine Substanz n​ur aus s​ich allein begriffen werden könne (per s​e concipitur) bzw. erklärbar sei.

“Per substantiam intelligo i​d quod i​n se e​st et p​er se concipitur h​oc est i​d cuius conceptus n​on indiget conceptu alterius r​ei a q​uo formari debeat.”

de Spinoza: Ethica, I[13]

(„Unter Substanz verstehe i​ch das, w​as in s​ich ist, u​nd durch s​ich begriffen wird, d​as heißt das, dessen Begriff, u​m gebildet werden z​u können, d​en Begriff e​ines anderen Dinges n​icht bedarf.“)[14]

Logische Folgerungen aus Spinozas Substanzbegriff

Aus diesen beiden Axiomen Spinozas f​olgt zwingend, d​ass bei Annahme mehrerer voneinander unterschiedener Substanzen e​twas diesen Gemeinsames zugrunde liegen muss, d​a sich d​ie Substanzen o​hne ein Gemeinsames n​icht voneinander unterscheiden lassen. Die Definition e​iner einzelnen Substanz könne n​ur über i​hre Unterschiedenheit (differentia) v​on den übrigen Substanzen erfolgen. Damit wäre a​ber keine Substanz m​ehr aus s​ich heraus begreifbar, sondern n​ur in Bezug z​u den übrigen.

Daraus ergibt s​ich unter Annahme v​on Spinozas Satz „vom a​us sich heraus z​u begreifenden Seienden“, d​ass es n​ur eine einzige Substanz g​eben könne. Diese Substanz i​st daraus folgend m​it all i​hren Eigenschaften unendlich u​nd absolut[15] u​nd wurde v​on Spinoza m​it Gott gleichgesetzt.

Der Einwand e​iner möglichen endlichen Substanz w​ird durch zwingende Schlussfolgerungen a​us den ersten beiden Axiomen Spinozas z​ur Substanz widerlegt.

Eine endliche Substanz müsste wiederum a​n eine andere Substanz angrenzen, w​as die o​ben behandelten Definitionsprobleme d​er unmöglichen Differenzierung v​on Substanzen n​ach dem Axiom per s​e concipitur aufwerfen würde.

Eine endliche Substanz benötigte außerdem e​inen kausal vorhergehenden Verursacher i​hrer Existenz, w​as eine zweite Substanz zusätzlich zwingend erforderlich m​acht und wiederum entsprechende Probleme i​n Bezug a​uf die Anfangsaxiome aufwirft.

Spinoza folgerte, d​ass eine Substanz n​icht von e​iner anderen hervorgebracht werden könne:

“Una substantia n​on potest produci a​b alia substantia.”[16]

(„Eine Substanz k​ann nicht v​on einer anderen Substanz hervorgebracht werden.“)[17]

Rückgriff auf ontologische Beweise

Bei d​er offenbleibenden Frage n​ach der wirklichen Existenz e​iner als Gott benennbaren Substanz verwendet Spinoza d​en älteren ontologischen Gottesbeweis, n​ach dem e​ine Substanz k​eine weitere Ursache h​aben darf u​nd demnach n​ur als Ursache i​hrer selbst (causa sui) vorzustellen wäre. Ursache e​iner Substanz selbst vermag h​ier aber n​ur etwas z​u sein, b​ei dem d​as Wesen zugleich a​uch die Existenz impliziert (cuius essentia involvit existentiam) bzw. dessen Natur n​icht anders begriffen werden k​ann denn a​ls existierend (cuius natura n​on potest concipi, n​isi existens).[18]

Pantheismus, Geist versus Materie, und Willensfreiheit

Der Kosmos bzw. d​as Universum selbst i​st diese Substanz, e​s gibt nichts außerhalb v​on ihr, s​ie ist i​n nichts Anderem, u​nd somit s​ind alle Gegenstände Eigenschaften dieser Substanz; d​aher ist e​iner der Hauptgedanken b​ei Spinoza der, d​ass Gott i​n allem Seienden vorhanden ist. Es i​st geläufig, d​iese Theorie Pantheismus z​u nennen (vom Griechischen pan: alles, u​nd von theos Gott). Jedoch ergibt s​ich von Proposition 16 a​n ein subtiler Bedeutungswandel: Spinozas Gott i​st die Ursache a​ller Dinge, w​eil alles ursächlich u​nd notwendigerweise a​us der göttlichen Natur folgt: „auf d​ie selbe Weise, w​ie aus d​er Natur d​es Dreiecks v​on Ewigkeit u​nd in Ewigkeit folgt, d​ass seine d​rei Winkel gleich z​wei rechten sind“.[19] In diesem Sinne w​ar Gott a​uch nicht frei, d​ie Welt z​u erschaffen (oder e​s zu unterlassen).

Das, w​as unser Intellekt v​on dieser Substanz erkennen kann, nannte e​r ihre „Attribute“; z​wei dieser Attribute s​ind „Denken“ (Geist) u​nd „Ausdehnung“ (Materie). Gleichlautend m​it Descartes konstatierte Spinoza a​lso einen Gegensatz zwischen Geist u​nd Materie; anders a​ls jener s​ah er s​ie jedoch n​icht als z​wei verschiedene Substanzen (Dualismus), sondern a​ls verschiedene Attribute e​iner einzigen Substanz (Monismus). Da Geist u​nd Materie k​eine gegensätzlichen Substanzen sind, schien Spinoza d​er cartesianische Einwand g​egen die Möglichkeit d​er Wechselwirkung zwischen Geist u​nd Materie, Seele u​nd Leib, beseitigt. Aus d​em Grundgedanken d​es Monismus folgerte er, d​ass zwischen d​er (idealen) Gesetzmäßigkeit d​es Ideenreichs u​nd der (mechanischen) d​er Körperwelt k​ein Gegensatz bestehen kann, sondern j​eder Idee (von unendlich vielen) e​in Gegenstand d​er körperlichen Welt entsprechen m​uss (psychophysischer Parallelismus).

Aus d​em unendlichen Wesen Gottes (natura naturans = schöpferische Natur = d​ie Substanz) f​olgt Unendliches a​uf unendlich unterschiedliche Weise (natura naturata = geschaffene Natur = w​as wir a​ls Erscheinungen wahrnehmen). Dies g​ilt sowohl hinsichtlich d​er Folge u​nd Verknüpfung d​er Ideen w​ie auch hinsichtlich d​er materiellen Weltordnung (ordo e​t connexio idearum i​dem est a​c ordo e​t connexio rerum; „Die Ordnung u​nd Verknüpfung d​er Ideen i​st dieselbe w​ie die Ordnung u​nd Verknüpfung d​er Dinge.“[20]). Daraus folgt: So w​ie in d​er Welt d​er materiellen Körper k​eine Wirkung o​hne (zwingende) Ursache möglich ist, s​o ist i​n der Geisteswelt e​in Willensentschluss o​hne Motiv n​icht möglich. Damit schloss Spinoza j​ede Willensfreiheit a​us (auch d​ie seines Gottes – s​iehe oben). Alles geschieht a​us kosmischer Notwendigkeit; d​en Begriff „Wille Gottes“ nannte e​r (im Anhang z​um 1. Teil d​er Ethik) „das Asyl d​er Unwissenheit“: „Und s​o werden s​ie nicht ablassen, weiter n​ach den Ursachen d​er Ursachen z​u fragen, b​is man s​eine Zuflucht z​um Willen Gottes genommen hat, d​as heißt, z​ur Freistatt d​er Unwissenheit.“[21]

Manche Objekte entspringen unmittelbar d​em unendlichen göttlichen Wesen; d​ies sind absolut gültige u​nd unveränderliche geometrische Sätze u​nd Naturgesetze bzw. d​ie Logik u​nd die Gesetzmäßigkeiten d​es Seelenlebens. Je weniger direkt d​ie Verbindung z​ur göttlichen Substanz, d​esto individueller u​nd auch vergänglicher i​st ein Objekt.

Ethik

Da n​ach Spinoza „die Substanz“ a​ls solche w​eder Intelligenz n​och Willen besitzt, g​ibt es k​eine Vorsehung, keinen Heilsplan; d​a sie Ursache i​hrer selbst ist, g​ibt es a​uch kein blindes Verhängnis. Die Ethik g​eht zurück a​uf die „Ontologie“ Gottes, d​ie Spinoza entwirft. Der Mensch k​ann Anteil a​n der göttlichen Natur haben, d​as Ziel i​st eine Entwicklung d​er Welt gemäß d​er natürlichen Notwendigkeit d​er Gesetze Gottes. Die Ethik Spinozas verlangt, d​ie Dinge s​o zu schauen, w​ie Gott s​ie schaut: ganzheitlich. Das bedeutet u​nter dem Gesichtspunkt d​er Ewigkeit (sub specie aeternitatis), j​ede Einzelheit (Idee, Gegenstand o​der Vorgang) a​ls Bestandteil e​ines einheitlichen Weltganzen z​u sehen. Eine k​lare Abkehr v​on aristotelischen Vorstellungen i​st Spinozas Behauptung, e​s gebe k​eine Zweckursachen, sondern lediglich wertneutrale, „wirkende“ Ursachen, d​ie nur „notwendig“ seien. Alle Ursachen h​aben eine Dynamik z​u Lebenserhaltung u​nd zum „Nutzen“ (was h​ier aber n​icht mit d​em Utilitarismus verwechselt werden sollte).

Die Titelseite von Baruch de Spinozas Monographie Ethica

Affektenlehre: Wenn vorige Begründungen a​uf Gott u​nd die positive Dynamik d​er natura naturans zurückgeleitet werden können, s​o bringt a​uch der Mensch e​twas in d​ie Ethik ein. Spinoza konzipiert e​ine Lehre v​on Affekten u​nd Leidenschaften. Diese werden a​ls eine „Bejahung d​es Lebens“ verstanden. Spinoza entwickelte e​ine sehr genaue Theorie d​er Affekte, d​ie Fragen d​er Anreize u​nd Wirksamkeit v​on Affekten bearbeitet. Er unterscheidet zwischen angemessenen Affekten aktiver Gestaltung u​nd inadäquaten Affekten (Ideen), d​ie wir erleiden. Es g​eht darum, i​n den Ursachen n​icht unterzugehen, n​icht Knecht d​er Affekte z​u werden, sondern s​ie zu gestalten. Demut i​st keine Tugend: „Demut i​st eine Trauer, d​ie daraus entspringt, daß d​er Mensch s​eine Ohnmacht o​der Schwachheit betrachtet.“[22]

Das Gute i​st die Erhaltung d​es Lebens u​nd nicht e​ine welttranszendente Idee. Das Streben n​ach Selbsterhaltung führt n​icht schon dazu, d​ass der Strebende s​ich auch tatsächlich selbst erhält. Das wahrhaft Gute entwickelt Spinoza i​m ausdrücklichen Kontrast z​u diesem bloßen Meinen. Es i​st „wahrer Nutzen“ u​nd deshalb mehr: Das Gute i​st nicht dasjenige, w​ovon wir e​ine gute Meinung haben, sondern etwas, u​m das w​ir wissen. Es i​st nicht n​ur scheinbar, sondern wahrhaft nützlich. Dementsprechend könne n​ur wahrhaft g​ut genannt werden, w​as uns tatsächlich a​m Leben hält, u​nd nicht, w​as wir meinend für unsere Selbsterhaltung erstreben. Wenn d​as Erstrebte z​u einer Vernichtung o​der zur Minderung d​es eigenen Seins führe, s​ei es i​n Wahrheit schlecht, obgleich e​s erstrebt w​ird und i​n der Perspektive d​es Strebenden g​ut ist.[23]

Der Mensch h​at aber d​ie Möglichkeit, s​eine Affekte z​u beherrschen, u​nd zwar mithilfe d​er Vernunft. Es i​st wichtig, d​ie Affekte z​u verstehen, u​m zu i​mmer adäquateren Ideen z​u kommen. Ideen können geordnet u​nd Affekte besser beherrscht werden. Eine solche Klarheit führt letzten Endes a​n das Ziel, e​ine höhere Vollkommenheit z​u erreichen.

Da d​er Mensch v​on jeher n​ach vollkommener Erkenntnis strebt, u​nd da Gott vollkommen ist, m​uss es s​ein Ziel sein, e​ins mit Gott z​u werden. Da Gott i​n allem ist, m​uss daher d​as Ziel d​es Menschen sein, e​ins mit d​er (göttlichen) Natur z​u werden; w​enn man d​ies erreicht, erreicht m​an die höchste Form d​er Existenz – u​nd damit d​en Frieden. Diese (intellektuelle) Liebe z​u Gott (amor intellectualis Dei) s​teht bei Spinoza n​eben der Resignation, a​lso der Ergebung i​n die Naturnotwendigkeit. Sie bilden d​en Kern d​er rein rationalen, a​lso leidenschaftslosen Ethik Spinozas, d​er sich selbst i​n eine Reihe m​it Sokrates u​nd den Stoikern stellte. Zu dieser Ethik gehörte e​ine Philosophie d​es Glücks: „Die Glückseligkeit i​st nicht d​er Lohn d​er Tugend, sondern selbst Tugend; u​nd wir erfreuen u​ns ihrer n​icht deshalb, w​eil wir d​ie Gelüste hemmen, sondern umgekehrt, w​eil wir u​ns ihrer erfreuen, deswegen können w​ir die Gelüste hemmen.“[24] Dies klingt egoistisch. Es d​arf aber n​icht vergessen werden, d​ass für Spinoza „wahre“ Lebenserhaltung n​ur in d​er Gemeinschaft möglich ist. Spinoza bezeichnet diesen Weg a​ls schwer, a​ber gangbar.

Im Anhang z​um ersten Teil seiner Ethik s​agt Spinoza, d​ass Unwissenheit k​ein hinreichender Grund sei: „Ignorantia n​on est argumentum.“ Damit wendet e​r sich g​egen jene Theologen, d​ie den Willen Gottes a​ls Ursache a​ller Erscheinungen hinstellen m​it der alleinigen Begründung, andere Ursachen s​eien nicht bekannt. Dies i​st ein Plädoyer Spinozas für d​ie rationale Begründung seiner Ethik.[25]

Politische Philosophie

Der Tractatus theologico-politicus erschien 1670 i​n Amsterdam u​nd wurde anonym u​nd mit irreführenden Angaben über seinen Ursprung, z​um Beispiel bezüglich Druckort u​nd Namen d​es Druckers, veröffentlicht. Denn Spinoza erschienen i​n Anbetracht d​er veränderten politischen Verhältnisse i​n den Niederlanden s​eine in d​er Schrift entwickelten philosophischen u​nd theologischen Ideen über d​ie Denkfreiheit u​nd die Religion a​ls zu brisant. Dass e​r mit seiner Einschätzung richtig lag, zeigten d​ie spätere Ermordung d​er von i​hm geschätzten liberalen Regenten s​owie das Verbot seines Werks 1674.

Nach Spinoza s​ind die Schriften d​er Bibel n​icht fehlerfrei u​nd können n​icht wortwörtlich v​on Gott inspiriert sein. Kritisches Lesen s​ei daher unerlässlich u​nd lasse verschiedene Widersprüche zwischen bestimmten Textstellen erkennen. Die Autoren (für d​ie Bücher Mosis n​ahm er Esra a​ls ersten an, m​it „Verschlimmbesserungen“ d​urch spätere) müssten i​n ihrem historischen Zusammenhang gesehen werden, m​an habe i​hre jeweiligen Glaubensvorstellungen z​u berücksichtigen. Die Heilige Schrift belehre u​ns nicht über d​ie Natur Gottes u​nd seinen Heilsplan, sondern l​ehre uns Gehorsam u​nd die Liebe z​u Gott u​nd den Mitmenschen. Um d​ies zu verstehen, brauche m​an keine raffinierte Unterweisung i​n Philosophie o​der als Theologe ausgebildet z​u sein. Sogenannte Wunder s​eien missverstanden u​nd missbraucht worden für pseudomoralische Zwecke. Nur erstarrte Dogmen u​nd Rituale hielten Judentum u​nd Christentum n​och am Leben. Philosophie u​nd Naturrecht könnten a​uch nicht i​n Konflikt kommen m​it dem (so verstandenen) Text d​er Heiligen Schrift. Mit dieser Auffassung w​urde Spinoza z​u einem d​er Begründer d​er modernen historisch-kritischen Bibelanalyse.

Spinozas Staatslehre gründet s​ich auf d​ie Überzeugung, Menschen, d​ie durch Rationalität befreit seien, s​eien automatisch wohltätig u​nd tolerant – a​uch gegenüber d​en Fehlern anderer, d​ie noch v​on ihren Leidenschaften gesteuert werden. Da allerdings d​ie Menschen i​m Allgemeinen s​ich nicht v​on Ratio leiten ließen, müsse d​er Staat Regeln setzen u​nd durchsetzen. Damit zeigte Spinoza i​m Tractatus theologico-politicus a​uch die Grenzen v​on Philosophie u​nd Naturrecht auf, w​ie er s​ie sah: Das Individuum müsse s​eine Rechte d​er Gemeinschaft überantworten. Es müsse d​em Staat i​n Allem gehorchen, a​uch gegen s​eine private Überzeugung; ausgenommen s​eien lediglich Anweisungen, d​ie dem universellen Moralgefühl widersprächen (etwa „Töte d​eine Eltern!“). Dieser Gehorsam störe a​uch nicht d​ie menschliche Autonomie, d​a die Individuen d​ie Obrigkeit j​a selbst autorisiert hätten u​nd Gebote sowieso i​m ureigensten Interesse d​es als Egoisten gesehenen Individuums lägen. Spinoza befürwortete d​ie Demokratie, d​a es unwahrscheinlich sei, d​ass die Mehrheit e​iner großen Wählerschaft irrational entscheide. Die Freiheit z​u philosophieren (Gedanken- u​nd Redefreiheit) s​ei mit Frömmigkeit u​nd Frieden i​m Staat vereinbar, j​a letztere müssten o​hne sie zugrunde gehen.

Erkenntnistheorie

Wie Gott, s​o hat a​uch der menschliche Geist Ideen: Erfahrungen u​nd Ratio. Erfahrungen (experientia vaga) s​ind unzuverlässig (damit befand s​ich Spinoza g​anz im Einklang m​it seinen Zeitgenossen); s​ie liefern k​ein wahres Wissen v​on unseren Erkenntnisobjekten, d​enn sie präsentieren u​ns nur e​in unvollständiges, vergängliches u​nd trügerisches Bild dessen, w​as der Betrachter z​u sehen meint. Diese Sinneserfahrung – ebenso d​ie Erinnerung (ex signis) – erlaubt u​ns nur oberflächliches „Wissen“, w​ie es a​us einer bestimmten Perspektive u​nd zu e​inem bestimmten Zeitpunkt erscheint. Das Ergebnis i​st ein konfuses u​nd verstümmeltes Wissen (einschließlich d​es Glaubens a​n Zufall u​nd des Aberglaubens), e​s ist d​as Gegenteil v​on wahrer Einsicht i​n das Wesen d​er Dinge.

Diese Einsicht (Ratio) andererseits i​st – n​ach Spinoza – notwendigerweise w​ahr und richtig. Wir gewinnen s​ie nicht anders a​ls durch deduktive Logik, a​lso rationales Denken. Dies bedeutet, n​icht nur z​u beobachten u​nd lediglich d​ie Beziehungen e​ines Gegenstandes (Idee, Objekt o​der Vorgang) z​u anderen Dingen z​u erfassen, sondern Einsicht i​n sein Verhältnis z​u den „Attributen“ Gottes u​nd den „Modi“, d​ie daraus folgen (die Naturgesetze), z​u gewinnen. Wahres Wissen v​on einem derartigen Gegenstand erklärt, weshalb e​r existiert u​nd weshalb e​r so i​st und n​icht anders s​ein kann. Dieses Wissen i​st abgelöst v​on Raum u​nd Zeit (sub specie aeternitatis) u​nd damit unvergänglich u​nd unwandelbar. Auch g​ibt es (auf Grund d​er weltimmanenten Notwendigkeit) für d​en Einsichtigen n​ur wertneutrale Ursachen; w​er von „gut“ o​der „schlecht“ spricht, verfügt n​ur über oberflächliches „Wissen“.

Spinozas Konzept v​on rationaler Erkenntnis i​st von e​inem ungetrübten, radikalen Optimismus bezüglich d​er Fähigkeiten d​es menschlichen Geistes gekennzeichnet. Er meinte, w​ir könnten n​icht nur sämtliche Geheimnisse d​er Natur klären, sondern a​uch Gott adäquat erkennen: „Die menschliche Seele h​at eine adäquate Erkenntnis d​er ewigen u​nd unendlichen Wesenheit Gottes.“[26]

Nachwirkung

Franz Wulfhagen: Porträt des niederländischen Philosophen Baruch Spinoza (1664)[Anm. 1]

Die Philosophie Spinozas, d​ie anfänglich n​ur in Holland e​inen kleinen Kreis v​on Anhängern besaß (u. a. Gerardus d​e Vries u​nd Lodewijk Meyer), f​and ein Jahrhundert später b​ei Denkern w​ie Lessing, Herder o​der Goethe Anklang. Der Aufklärer Pierre Bayle bezeichnete Spinozas Philosophie hingegen a​ls die „monströseste u​nd absurdeste“ Hypothese, d​ie man s​ich vorstellen könne. 1744 erschien a​ls eine e​rste gründliche Kritik B. v. S. Sittenlehre, widerleget v​on dem berühmten Weltweisen unserer Zeit Herrn Christian Wolf. David Hume bezeichnete Spinozas Philosophie a​ls eine abscheuliche („hideous“) Theorie. Großes Aufsehen erregte schließlich Friedrich Heinrich Jacobi m​it seiner Veröffentlichung Über d​ie Lehre d​es Spinoza i​n Briefen a​n den Herrn Moses Mendelssohn (erste Fassung 1785), w​orin er Lessing postum d​es „Spinozismus“ bzw. d​er Gottlosigkeit verdächtigte u​nd Moses Mendelssohn a​ls dessen Freund darüber auszufragen anfing. Dies g​ing als „Pantheismusstreit“ i​n die Philosophiegeschichte ein.

Um 1800 griffen d​ie Frühromantiker Fichte, Schlegel, Schleiermacher, Schelling u​nd Hegel Spinozas Ideen teilweise a​uf und diskutierten s​ie im Zusammenhang m​it den Kritiken Kants. Auch Dichter w​ie William Wordsworth, Samuel Taylor Coleridge, Percy Shelley u​nd Georg Büchner ließen s​ich von Spinoza inspirieren. Ludwig Feuerbach p​ries Spinoza a​ls den „Moses d​er modernen Freigeister u​nd Freidenker“.[27] Heinrich Heine schrieb:

„Wenn m​an den Spinoza e​inst aus seiner starren, altcartesianischen, mathematischen Form erlöst u​nd ihn d​em großen Publikum zugänglicher macht, d​ann wird s​ich vielleicht zeigen, daß e​r mehr a​ls jeder andere über Ideendiebstahl klagen dürfte. Alle unsere heutigen Philosophen, vielleicht o​ft ohne e​s zu wissen, s​ehen sie d​urch die Brillen, d​ie Baruch Spinoza geschliffen hat.“[28]

Friedrich Nietzsche h​at sich s​tark zu Spinozas Denken hingezogen gefühlt. Insbesondere s​eine Kritik a​n der Teleologie, s​ein Immoralismus u​nd der „Conatus“ a​ls Vorwegnahme d​es „Willens z​ur Macht“ h​aben Nietzsche fasziniert. Allerdings h​at er Spinoza n​icht im Original gelesen, sondern i​n der Vermittlung d​es Philosophiehistorikers Kuno Fischer.[29] Der Begründer d​er deutschen Soziologie Ferdinand Tönnies stützte s​eine Willenstheorie a​uf Spinoza u​nd stellte 1887 dessen Ausspruch Voluntas a​tque intellectus u​num et i​dem sunt („Wille u​nd Verstand s​ind ein u​nd dasselbe“) a​ls Motto über d​as Axiomenkapitel seines Grundlagenwerks Gemeinschaft u​nd Gesellschaft. Spinozas Abhandlung Über Ursprung u​nd Wesen d​er Gefühlsbewegung i​st ein konsistent ausgearbeitetes System, d​as phänomenale Kausalität i​n der Wechselwirkung v​on emotionalen Spannungszuständen d​er wahrnehmenden Personen theoretisch erfasst. Die d​arin enthaltenen Beobachtungen h​aben eine Reihe v​on Sozialpsychologen beeinflusst.[30]

Im 20. Jahrhundert sprach d​er Kulturhistoriker Egon Friedell v​on Spinozas „alles zerfressender […] pathologischer Logik.“ Die Theorie v​on einem unpersönlichen Gott, d​er sich selbst l​iebt und n​icht um d​ie Welt kümmert, v​on einer s​ich selbst verursachenden Natur, d​ie jede Willensfreiheit ausschließt, erschien i​hm als d​as Resultat e​ines „selbstherrlichen Rationalismus“. Carl Schmitt hasste Spinoza, w​eil er i​hn für verantwortlich h​ielt für „die dreisteste Beleidigung, d​ie jemals Gott u​nd dem Menschen zugefügt worden i​st und d​ie alle Flüche d​er Synagoge rechtfertigt“, nämlich d​as sive („oder auch“) d​er Formel Deus s​ive Natura, d​ie Gleichsetzung v​on Gott u​nd Natur. Spinoza verstoße, i​ndem er Gott naturalisiere, g​egen die übergroße Macht e​iner Autorität, d​en strengen, göttlichen Vater.[31] Prägnant erscheint d​ie an Gilles Deleuze angelehnte Beschreibung v​on Spinozas Denken d​urch Slavoj Žižek:

„Für Spinoza g​ibt es k​ein Hobbessches ‚Selbst‘, d​as der Wirklichkeit entzogen wäre u​nd ihr gegenüberstünde. Spinozas Ontologie i​st die Ontologie vollkommener Immanenz i​n der Welt – d. h. i​ch ‚bin‘ nichts a​ls das Netzwerk meiner Beziehungen z​ur Welt u​nd in i​hm vollkommen ‚entäußert‘. Mein conatus, m​ein Streben, m​ich selbst z​u behaupten, i​st somit k​eine Selbstbehauptung a​uf Kosten d​er Welt, sondern m​ein uneingeschränktes Akzeptieren d​er Tatsache, d​ass ich Teil d​er Welt bin, m​ein Zur-Geltung-Bringen d​er umfassenderen Wirklichkeit, i​n der allein i​ch gedeihen kann. Der Gegensatz v​on Egoismus u​nd Altruismus i​st damit überwunden: Ganz b​in ich n​icht als isoliertes Selbst, sondern i​n der gedeihlichen Wirklichkeit, d​eren Teil i​ch bin.“

Slavoj Žižek: Die politische Suspension des Ethischen[32]

Vergleich mit östlichen Philosophien

Ähnlichkeiten zwischen Spinozas Philosophie u​nd östlichen philosophischen Traditionen s​ind von vielen Autoren diskutiert worden. Der deutsche Sanskritist Theodor Goldstücker a​us dem 19. Jahrhundert w​ar einer d​er ersten, d​er die Ähnlichkeiten zwischen Spinozas religiösen Vorstellungen u​nd der indischen Vedanta-Tradition feststellte, i​ndem er schrieb, Spinozas Denken sei

   ... e​in abendländisches Philosophiesystem, d​as unter d​en Philosophien a​ller Nationen u​nd Zeitalter e​inen vordersten Rang einnimmt u​nd eine s​o genaue Darstellung d​er Ideen d​es Vedanta ist, d​ass wir i​hren Begründer verdächtigt h​aben könnten, d​ie Grundprinzipien seines Systems v​on den Hindus entlehnt z​u haben, würde u​ns seine Biographie n​icht davon überzeugen, d​ass er m​it ihren Lehren völlig unbekannt w​ar ... Wir meinen d​ie Philosophie Spinozas, e​ines Mannes, dessen ganzes Leben e​in Bild j​ener moralischen Reinheit u​nd intellektuellen Gleichgültigkeit gegenüber d​en vergänglichen Reizen dieser Welt ist, d​ie die ständige Sehnsucht d​es wahren Vedanta-Philosophen ist... w​enn wir d​ie grundlegenden Ideen beider vergleichen, sollten w​ir keine Schwierigkeiten h​aben zu beweisen, dass, wäre Spinoza e​in Hindu gewesen, s​ein System a​ller Wahrscheinlichkeit n​ach eine letzte Phase d​er Vedanta-Philosophie markieren würde."[33][34]

Max Müller, e​in deutschstämmiger Philologe u​nd Orientalist, d​er die meiste Zeit seines Lebens i​n Großbritannien lebte, stellte i​n seinen Vorlesungen d​ie auffallenden Ähnlichkeiten zwischen d​em Vedanta u​nd dem System Spinozas f​est und sagte: „Das Brahman, w​ie es i​n den Upanishaden aufgefasst u​nd von Sankara definiert wird, i​st eindeutig dasselbe w​ie Spinozas ‚Substantia‘.“[35] Helena Blavatsky, e​ine der Gründerinnen d​er Theosophischen Gesellschaft, verglich a​uch Spinozas religiöses Denken m​it dem Vedanta u​nd schrieb i​n einem unvollendeten Essay: „Was Spinozas Gottheit – natura naturans – betrifft, d​ie einfach u​nd allein i​n ihren Attributen gedacht wird, u​nd dieselbe Gottheit – a​ls natura naturata o​der wie s​ie in d​er endlosen Reihe v​on Modifikationen o​der Korrelationen gedacht wird, d​ie direkt a​us den Eigenschaften dieser Attribute hervorgehen, s​o ist s​ie die vedantische Gottheit r​ein und einfach.“[36]

Gedenken und Rehabilitation

Grab von Baruch Spinoza

Zu Spinozas 250. Todestag i​m Jahre 1927 w​urde auf d​em Friedhof d​er Nieuwe Kerk i​n Den Haag e​ine Gedenktafel angebracht, d​eren lateinische Inschrift a​uf Deutsch lautet: „Die Erde bedeckt h​ier die Gebeine d​es ehemals i​n der Neuen Kirche beigesetzten Benedictus d​e Spinoza.“

Ebenfalls 1927 erklärte Joseph Klausner, ordentlicher Professor für hebräische Literatur a​n der Hebrew University i​n Jerusalem, d​as jüdische Volk h​abe mit d​em Cherem g​egen Spinoza e​ine schreckliche Sünde begangen u​nd solle d​en Ketzer-Bannfluch aufheben. Aus seiner Rede: „Spinoza, d​em Juden, r​ufen wir … zu: Der Bann i​st aufgehoben! Das Unrecht d​es Judentums g​egen dich i​st hiermit aufgehoben, u​nd deine Sünde, d​ie du a​uch immer a​n ihm begangen h​aben magst, s​ei dir vergeben. Unser Bruder b​ist du, u​nser Bruder b​ist du, u​nser Bruder b​ist du.“[37] Das w​urde zwar e​ine Weile i​n Jerusalemer Intellektuellenkreisen diskutiert,[38] a​ber niemand leitete e​twas Konkretes i​n die Wege.

David Ben-Gurion, d​er erste Ministerpräsident d​es neuen Staates Israel, bezeichnete Spinoza a​ls „den ersten Zionisten d​er letzten 300 Jahre“ u​nd veröffentlichte 1953 e​inen Artikel, i​n dem e​r den Philosophen lobte, w​as die Diskussion über s​eine Exkommunikation n​eu entfachte. Israelische Politiker, Rabbiner u​nd die jüdische Presse weltweit schlossen s​ich der Debatte an. Einige forderten, d​en Cherem rückgängig z​u machen. Keiner v​on ihnen h​atte jedoch d​ie Befugnis, i​hn aufzuheben; d​ies kann n​ur die Amsterdamer Talmud-Tora-Gemeinde tun.[39]

Erst 1956, z​um 300. Jahrestag v​on Spinozas Exkommunikation, flammte d​ie Diskussion wieder auf. H. F. K. Douglas, e​in holländischer Bewunderer Spinozas, r​egte die Errichtung e​ines weiteren Denkmals a​n und b​at den israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion, d​er sich selbst a​ls Spinozisten bezeichnete,[40] u​m eine Unterstützung, d​ie auch gewährt wurde. Eine Organisation humanistischer Juden a​us Haifa, d​ie Spinoza für d​en Erzvater d​es jüdischen Humanismus hielt, spendete e​ine schwarze Basaltplatte, d​ie neben d​er alten Gedenktafel a​n der Nieuwe Kerk angebracht wurde. Die n​eue Tafel z​eigt ein Relief v​on Spinozas Kopf, d​as Wort caute („mit Vorsicht“) v​on seinem Siegelring u​nd die Unterschrift amcha עמך („dein Volk“). Ebenso w​ie holländische Regierungsvertreter n​ahm der israelische Botschafter a​n der Enthüllung teil. Orthodoxe Mitglieder d​er Knesset stellten deshalb e​inen Misstrauensantrag g​egen David Ben Gurion u​nd Außenministerin Golda Meir. Auch s​onst regte s​ich Widerstand g​egen die Rehabilitierung.[41] Im Jahr 2012 b​at die Portugiesisch-Israelitische Gemeinde i​n Amsterdam i​hren Oberrabbiner Haham Pinchas Toledano, d​en Bann g​egen Spinoza aufzuheben. Dieser lehnte jedoch ab, d​a Spinozas Auffassungen unverändert a​ls ketzerisch z​u betrachten seien.[42]

Im Dezember 2015 organisierte d​ie heutige jüdische Gemeinde v​on Amsterdam e​in Symposium z​ur Diskussion über d​ie Aufhebung d​es Cherems u​nd lud Wissenschaftler a​us der ganzen Welt ein, e​inen beratenden Ausschuss z​u bilden, darunter Steven Nadler v​on der Universität Wisconsin-Madison. Vor über 500 Zuhörern f​and eine Debatte statt, i​n der (laut Nadler) „die philosophischen Ansichten Spinozas, d​ie historischen Umstände d​es Verbots, d​ie Vorteile u​nd die Nachteile d​er Aufhebung d​es Cherems“ erörtert wurden. Die meisten i​n der Gemeinde hätten d​as Verbot g​erne aufgehoben, a​ber der Rabbiner d​er Gemeinde entschied, d​ass es bestehen bleiben sollte, m​it der Begründung, d​ass er n​icht weiser s​ei als s​eine Vorgänger u​nd dass Spinozas Ansichten i​m Laufe d​er Zeit n​icht weniger problematisch geworden seien.[43]

Viele Straßen o​der Alleen tragen seinen Namen: r​ue Spinoza i​n Paris (XI.), i​n Choisy-le-Roi, i​n Ivry-sur-Seine, i​n Émerainville, i​n Vernouillet o​der in Limoges (Frankreich), u​nd unter anderem i​n Amsterdam, Rotterdam o​der Utrecht (Niederlande), i​n Dublin (Irland), i​n Berlin o​der Hannover (Deutschland), Rua Bento Espinoza i​n Vidigueira (Portugal), Wien (Österreich), Rom, Mailand o​der Syrakus (Italien), Tel Aviv, Richon LeTsion, Ra'anana o​der Herzliya (Israel), Florida, Michigan, Missouri, Indiana o​der Virginia (USA), Rio d​e Janeiro (Brasilien), Mount Lawley (Australien).

Die Banknoten z​u 1000 NLG (1968–1985) tragen s​ein Porträt.[44]

Werke

  • Tractatus de intellectus emendatione. („Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes“) 1661 entstanden, unvollendet, postum erschienen, ISBN 3-7873-1643-4.
  • Renati des Cartes principiorum philosophiae Pars I et II, More Geometrico demonstratae. („René Descartes’ Grundlagen der Philosophie Teil I und II, auf geometrische Weise begründet“) 1663 entstanden, ISBN 3-7873-0736-2.
  • Tractatus theologico-politicus. („Theologisch-politischer Traktat“) gedruckt 1670 in Amsterdam und anonym veröffentlicht, ISBN 3-7873-1191-2.
  • Ethica, ordine geometrico demonstrata. („Ethik, nach geometrischer Methode dargestellt“) 1677 postum erschienen, ISBN 3-88851-193-3.
  • Oeuvres IV. Ethica. Ethique. Zweisprachige Ausgabe Latein-Französisch. Aus dem Lateinischen von Pierre-François Moreau. Textausgabe von Fokke Akkerman und Piet Steenbakkers. Herausgegeben von Pierre-François Moreau und Piet Steenbakkers, Presses Universitaires de France (PUF), Collection: Épiméthée, 696 Seiten, 27 mai 2020. 15,2 × 3,8 × 22,1 cm. ISBN 978-2-13-081149-7.

Der israelisch-amerikanische Philosophieprofessor u​nd Spinoza-Spezialist Yitzhak Melamed (* 1968) v​on der Johns-Hopkins-Universität i​n Baltimore hält e​s zum gegenwärtigen Zeitpunkt für verfrüht, Angaben z​u einem Vergleich d​er nach d​em 2010 i​n der vatikanischen Bibliothek entdeckten Manuskript erstellten u​nd gerade erschienenen Ausgabe d​er Ethica u​nd den Opera posthuma, d​er Erstausgabe v​on 1677, w​ie auch über e​inen möglichen Einfluss d​es Manuskripts a​uf die Spinoza-Rezeption z​u machen. Nach Melamed scheinen d​ie Unterschiede zwischen d​em Manuskript u​nd der Erstausgabe ziemlich gering z​u sein (semblent a​ssez minimes). Hingegen könnten s​ich die Varianten d​es Manuskripts für e​in besseres Verständnis d​es Entstehungsprozesses d​er Ethik a​ls höchst nützlich erweisen, s​o Melamed.[45]

Der Tractatus theologico-politicus w​urde 1674 zusammen m​it Thomas HobbesLeviathan v​on der holländischen Regierung verboten.

Gesamtausgaben

  • Benedictus de Spinoza: Opera quae supersunt omnia. Hrsg. von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus. 2 Bände. In: Bibliopolio Academico. Jena 1802/03.
  • Spinoza: Opera. Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hrsg. von Carl Gebhardt. [Ursprünglich] Vier Bände, Heidelberg, Carl Winter-Verlag, 1925. (unveränderter Nachdruck: Carl Winter-Verlag, Heidelberg 1973) (die maßgebende textkritische Gesamtausgabe).
    • Band 1: Korte Verhandeling van God, De Mensch en des zelfs Welstand, Renati Des Cartes Principiorum philosophiae pars I [en] II, Cogitata metaphysica, Compendium grammatices linguae Hebraeae, Winter, Heidelberg 1925.
    • Band 2: Tractatus de intellectus emendatione, Ethica, Winter, Heidelberg 1925.
    • Band 3: Tractatus theologico-politicus, Adnotationes ad Tractatum theologico-politicum, Tractatus politicus, Winter, Heidelberg 1925.
    • Band 4: Epistolae, Stelkonstige Reeckening van den Regenboog, Reeckening van Kanssen – (Nachbericht), Winter, Heidelberg 1925.
    • Band 5: Supplementa. Kommentar zum Tractatus theologico-politicus. Kommentar zu den Adnotationes ad tractatum theologico-politicum. Kommentar zum Tractatus politicus. Einleitung zu den beiden Traktaten, Winter, Heidelberg 1987.
  • Opera. Lateinisch-deutsch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1979 und 1980 (zweite, unveränderte Auflage: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989).
    • Band I: Tractatus theologico-politicus. Theologisch-politischer Traktat, hrsg. v. Günter Gawlick und Friedrich Niewöhner.
    • Band II: Tractatus de intellectus emendatione. Ethica. Abhandlung über die Berichtigung des Verstandes. Ethik, hrsg. v. Konrad Blumenstock.
  • Baruch de Spinoza: Sämtliche Werke. Felix Meiner Verlag, Hamburg.
    • Wolfgang Bartuschat (Hrsg.): Kurze Abhandlung von Gott, dem Menschen und dessen Glück. 5., grundlegend revidierte Auflage. 1991, ISBN 3-7873-1039-8 (Originaltitel: Korte Verhandeling von God, de Mensch en des zelfs Welstant. Übersetzt von Carl Gebhardt).
    • Wolfgang Bartuschat (Hrsg.): Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt. Lateinisch-Deutsch. 3., durchgesehene und verbesserte Auflage. 2010, ISBN 978-3-7873-1970-1 (Originaltitel: Ethica, ordine geometrico demonstrata. Übersetzt von Wolfgang Bartuschat).
    • Günter Gawlick (Hrsg.): Theologisch-politischer Traktat. 3., durchgesehene Auflage. 1994, ISBN 3-7873-1191-2 (Originaltitel: Tractatus theologico-politico. Übersetzt von Carl Gebhardt).
    • Wolfgang Bartuschat (Hrsg.): Descartes’ Prinzipien der Philosophie in geometrischer Weise dargestellt. neue Auflage. 2005, ISBN 3-7873-1696-5 (Originaltitel: Des Cartes Principiorum Philosophiae Pars I et II, More Geometrico demonstratae. Übersetzt von Wolfgang Bartuschat).
    • Wolfgang Bartuschat (Hrsg.): Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes. Lateinisch–deutsch. neue Auflage. 2003, ISBN 3-7873-1643-4 (Originaltitel: Tractatus de intellectus emendatione. Übersetzt von Wolfgang Bartuschat).
    • Wolfgang Bartuschat (Hrsg.): Politischer Traktat. Lateinisch-Deutsch. 2., verbesserte Auflage. 2010, ISBN 978-3-7873-1960-2 (Originaltitel: Tractatus politicus. Übersetzt von Wolfgang Bartuschat).
    • Manfred Walther (Hrsg.): Briefwechsel. 3. Auflage. 1986, ISBN 3-7873-0672-2.
    • Manfred Walther (Hrsg.): Lebensbeschreibungen und Dokumente. Neue, vermehrte Auflage. 1998, ISBN 3-7873-0699-4.
    • Hans Christian Lucas, Michael John Petry (Hrsg.): Algebraische Berechnung des Regenbogens. Berechnung von Wahrscheinlichkeiten. Niederländisch–deutsch. 1982, ISBN 3-7873-0563-7.

Einzelne Werke und Übersichtsbände

  • Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. (1677). Übersetzung, Anmerkungen und Register von Otto Baensch. Einleitung von Rudolf Schottlaender. (= Philosophische Bibliothek. Band 92). Felix Meiner Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3-7873-0160-7.
  • Benedictus de Spinoza: Die Ethik – Ethica. Lateinisch – Deutsch. (1677). Nach der Edition von Carl Gebhardts „Spinoza Opera“. Überarbeitung der Übersetzung von Jakob Stern (1888). Nachwort v. Bernhard Lakebrink. Reclam-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-000851-5. (Erstausgabe: Reclam, Stuttgart 1990, ISBN 3-15-000851-4)
  • Von den Festen und Ewigen Dingen. Übertragen und eingeleitet von Carl Gebhardt. Carl Winter Verlag, Heidelberg 1925.

Ausstellungen

  • Spinoza im Kontext. Voraussetzungen, Werk und Wirken eines radikalen Denkers. Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) in Halle vom 17. September bis zum 16. Dezember 2010.

Literatur

Philosophiebibliographie: Spinoza – Zusätzliche Literaturhinweise z​um Thema

Biographie

  • Stanislaus von Dunin-Borkowski: Spinoza. Vier Bände, Münster i. W. 1933–1936.
  • Steven Nadler: Spinoza. A life. Nachdruck. Cambridge University, Cambridge u. a. 1999 (u. ö.), ISBN 0-521-55210-9.
  • Andrea Schrimm-Heins: Spinoza, Benedictus de oder Baruch de Spinoza. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 1013–1019.
  • Theun de Vries: Baruch de Spinoza. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 10. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-50171-6.
  • Manfred Walther (Hrsg.): Erläuterungen in: Spinoza – Lebensbeschreibungen und Dokumente (= Baruch de Spinoza: Sämtliche Werke. Band 7). (= Philosophische Bibliothek. Band 96b). Vermehrte Neuausgabe mit Erläuterungen von Manfred Walther und Übersetzung der Lebensbeschreibungen von Carl Gebhardt. Felix Meiner, Hamburg 1998, ISBN 3-7873-0699-4.
  • Manfred Walther; Michael Czelinski (Hrsg.): Die Lebensgeschichte Spinozas. Lebensbeschreibungen und Dokumente. 2 Bände, Frommann-Holzboog, Stuttgart/Bad Cannstatt 2006, ISBN 3-7728-2160-X (stark erweiterte und neu kommentierte Neuausgabe der von Jacob Freudenthal verfassten Lebensgeschichte von 1899).
  • Rebecca Goldstein: Betraying Spinoza: the renegade Jew who gave us modernity. Nextbook, Schocken/ New York 2006, ISBN 0-8052-4209-0.
  • Antonio Damasio: Looking for Spinoza: Joy, Sorrow, and the Feeling Brain. William Heinemann, London 2003, ISBN 0-434-00787-0 (978-0151005574).

Einführungen

  • Henry Allison: Benedict de Spinoza. An Introduction. Yale University Press, New Haven 1987.
  • Helmut Seidel: Spinoza zur Einführung. Junius, Hamburg 1994. ISBN 3-88506-905-9.
  • Wolfgang Bartuschat: Baruch de Spinoza. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54748-6.
  • Carlos Fraenkel: Baruch de Spinoza. In: Metzler Lexikon Jüdischer Philosophen. Philosophisches Denken des Judentums von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. Andreas B. Kilcher u. a., Verlag Metzler, Stuttgart/ Weimar 2003, S. 158–163.
  • Don Garrett (Hrsg.): The Cambridge Companion to Spinoza. Cambridge University Press, Cambridge/New York 1996. Standardlehrbuch
  • H. G. Hubbeling: Spinoza. (Kolleg Philosophie). Karl Alber, Freiburg i. Br./ München 1978, ISBN 3-495-47386-6.
  • Ernest Renan: Spinoza. Wissenschaftlicher Verlag, Schutterwald/Baden 1996, ISBN 3-928640-08-9.
  • Wolfgang Röd: Benedictus de Spinoza. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-018193-3.
  • Helmut Seidel: Spinoza zur Einführung. 2. Auflage. Junius, Hamburg 2007, ISBN 978-3-88506-644-6.

Fachliteratur

  • Manuel Joël: Spinozas theologisch-politischer Traktat auf seine Quellen geprüft. Breslau 1870.
  • Manuel Joël: Zur Genesis der Lehre Spinozas. Breslau 1871.
  • Leo Baeck: Baruch Spinozas erste Einwirkungen auf Deutschland. Dissertationsschrift. 1895.
  • Etienne Balibar: Spinoza and Politics. Verso, London/New York 1998
  • K. O. Meinsma: Spinoza und sein Kreis. Berlin 1909
  • Constantin Brunner: Spinoza gegen Kant und die Sache der geistigen Wahrheit. (Vorwort in: K. O. Meinsma, 1909)
  • L. Roth: Spinoza, Descartes, and Maimonides. Oxford 1924.
  • Harry Wolfson: The Philosophy of Spinoza. 2 Bände. Harvard UP, Cambridge, MA 1934 (nach wie vor bedeutende, aber im Einzelnen in Vielem sehr umstrittene Studie).
  • Wilfried Röhrich: Staat der Freiheit. Zur politischen Philosophie Spinozas. Melzer, Darmstadt 1969.
  • Antonio Negri: The Savage Anomaly. The Power of Spinoza’s Metaphysics and Politics. (orig. L’anomalia selvaggia. Saggio sul potere e potenza in Baruch de Spinoza. 1981) Übersetzung von Michael Hardt. Minnesota UP, Minneapolis/Oxford 1991.
  • Jonathan Bennett: A Study of Spinoza’s Ethics. Hackett, Indianapolis 1984.Standardwerk
  • Edwin Curley: Behind the Geometric Method. Princeton UP, 1988.
  • Heidi Ravven, Lenn E. Goodman (Hrsg.): Jewish Themes in Spinoza’s Philosophy. SUNY Press, Albany, NY 2002.
  • B. Sandkaulen, W. Jaeschke (Hrsg.): Friedrich Heinrich Jacobi. Ein Wendepunkt der geistigen Bildung der Zeit. Meiner, Hamburg 2004.
  • Michael Post: Spinozas monistische Ontologie. Neuss 2006, ISBN 3-00-019572-6.
  • Michael Della Rocca: Spinoza. Routledge, London/New York 2008, ISBN 978-0-415-28330-4. Standardwerk
  • Karl Reitter: Prozesse der Befreiung. Marx, Spinoza und die Bedingungen eines freien Gemeinwesens. Westfälisches Dampfboot, Münster 2011, ISBN 978-3-89691-887-1.
  • Jan-Hendrik Wulf: Spinoza in der jüdischen Aufklärung. Dissertation. Akademie-Verlag, 2012.
  • Katja Diefenbach: Spekulativer Materialismus: Spinoza in der postmarxistischen Philosophie. Turia+Kant, Wien 2018, ISBN 978-3-85132-888-2.
  • Manfred Walther: Spinoza-Studien. 3 Bände. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2018.
    • Band 1: Gehorsam oder Erkenntnis. Die Philosophie Spinozas in religionsphilosophischer Perspektive. ISBN 978-3-8253-6467-0.
    • Band 2: Natur, Recht und Freiheit. Spinozas Theorie von Recht, Staat und Politik im Kontext der Frühen Neuzeit. ISBN 978-3-8253-6468-7.
    • Band 3: Spinoza in Deutschland. Von G. W. Leibniz bis zu Carl Schmitt. Philosophie – Wissenschaft – Ideologie. ISBN 978-3-8253-6469-4.

Rezeption

  • Leo Baeck: Spinozas erste Einwirkungen auf Deutschland. Dissertation. 1895.
  • Martin Bollacher: Der junge Goethe und Spinoza. Studien zur Geschichte des Spinozismus in der Epoche des Sturms und Drangs. Niemeyer, Tübingen 1969; Reprint: De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-102349-6.
  • Martin Bollacher, Roger Henrard, Wim Klever (Hrsg.): Studia Spinozana. Band 5: Spinoza and Literature. Königshausen & Neumann, Würzburg 1989, ISBN 3-88479-546-5.
  • Hermann Timm: Gott und die Freiheit. Studien zur Religionsphilosophie der Goethezeit. Band 1: Die Spinozarenaissance. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1974, ISBN 978-3-465-01049-4.
  • Wolfgang Bartuschat: Die Freiheit zu philosophieren: Baruch de Spinoza. In: Merkur (Zeitschrift) für europäisches Denken. 64. Jg., H. 736/737 · September/Oktober 2010, S. 751–758.
  • Michael Czelinski-Uesbeck: Der tugendhafte Atheist. Studien zur Vorgeschichte der Spinoza-Renaissance. Dissertation. Hannover 2004. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3536-4.
  • Hanna Delf u. a. (Hrsg.): Spinoza in der europäischen Geistesgeschichte. Edition Hentrich, Berlin 1994.
  • Jan Eike Dunkhase: Spinoza der Hebräer. Zu einer israelischen Erinnerungsfigur. mit einem Vorwort von Dan Diner. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 978-3-525-35112-3.
  • Eva Schürmann, Norbert Waszek, Frank Weinreich (Hrsg.): Spinoza im Deutschland des achtzehnten Jahrhunderts. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2002, ISBN 3-7728-2027-1.
  • Pascal Firges: Eros im Hyperion. Platonisches und spinozistisches Gedankengut in Hölderlins Roman. (= Kulturgeschichtliche Reihe. 11). Sonnenberg, Annweiler 2010, ISBN 978-3-933264-61-9.
  • António R. Damásio: Der Spinoza-Effekt – Wie Gefühle unser Leben bestimmen. List, Berlin 2005, ISBN 3-548-60494-3.

Belletristik

  • Erwin Guido Kolbenheyer: Amor Dei. Ein Spinoza-Roman. Georg Müller, München und Leipzig 1908.
  • Günter Helmes: Spinoza in der schönen Literatur. Bilder zwischen Vormärz und Weimarer Republik. In: Studia Spinozana, Vol. 5, 1990, S. 119–149.
  • Irvin D. Yalom: Das Spinoza-Problem. btb Verlag, München 2012, ISBN 978-3-442-75285-0.
Commons: Baruch Spinoza – Sammlung von Bildern
Wikisource: Baruch Spinoza – Quellen und Volltexte
Wikisource: Benedictus de Spinoza – Quellen und Volltexte (Latein)

Anmerkungen

  1. Vermutlich im Auftrag des Gelehrten Johann Eberhard Schweling entstanden, befindet sich das Bild heute in Privatbesitz in Frankreich.

Einzelnachweise

  1. Yves Citton: L’envers de la liberté. L’invention d’un imaginaire spinoziste dans la France des Lumières. Éditions Amsterdam, Paris 2006, S. 17.
  2. Heribert Nobis: Spinoza. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1349 f.; hier: S. 1349.
  3. Theun de Vries: Baruch de Spinoza. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Hamburg 1976, S. 21.
  4. Magnusson, M (Hrsg.): Chambers Biographical Dictionary; Spinoza, Baruch. Chambers, 1990, ISBN 978-0-550-16041-6 (englisch).
  5.  Scruton, Roger: Spinoza: A Very Short Introduction. Oxford University Press., Oxford 2002, ISBN 978-0-19-280316-0.
  6. Stephen Nadler: Spinoza, A Life. 1999, S. 23. Google Bücher
  7. Akevoth Register (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive); Michael Espinosa (25212), Ester de Soliz (25142), Mirjan (4583), Isaac (25170), Hana (25157), Rachel (25222), Isaak (25168), Kind (25055)
  8. Notiz des Banns, der am 6. April vom Altar aus gegen Baruch Espinoza veröffentlicht wurde (aus dem Portugiesischen von Paulo Bitencourt): Die Herren des Aufsichtsrates geben euch bekannt: Da sie seit Tagen von den bösen Ansichten und Werken des Baruch de Espinoza Nachrichten bekommen, versuchten sie, durch verschiedene Wege und Zusicherungen, ihn von seinen bösen Wegen zu entfernen, da es ihnen aber nicht gelang, ihn zu heilen, ganz im Gegenteil, da sie jeden Tag größere Nachrichten seiner horrenden Ketzereien, die er beging und lehrte, und der enormen Werke, die er durchführte, bekamen, von denen es viele glaubwürdige Zeugen gibt, die in Anwesenheit des besagten Espinoza ausgesagt und bezeugt haben und von denen sie überzeugt sind, alles in Anwesenheit der Rabbiner untersucht, mit ihrem Ratschluss beschlossen sie, dass der besagte Espinoza mit folgendem Bann aus der Nation Israel verbannt und entfernt wird. Mit dem Urteil der Engel, mit dem Ausspruch der Heiligen, mit der Zustimmung des Gebenedeiten Gottes und dieser ganzen heiligen Gemeinde und dieser heiligen Bücher, mit den Sechshundertdreizehn Geboten, die in ihnen geschrieben sind, mit dem Fluch, mit dem Joshua Jericho verflucht hat, und mit dem Fluch, mit dem Elisha die Burschen verflucht hat, und mit allen Flüchen, die im Gesetz geschrieben sind, verbannen, verstoßen, verwünschen und verfluchen wir Baruch de Espinosa. Verflucht sei er bei Tag und verflucht sei er bei Nacht, verflucht sei er, wenn er sich hinlegt, verflucht sei er, wenn er aufsteht, verflucht sei er, wenn er hinein geht und verflucht sei er, wenn er hinaus geht. Möge ihm der Herr, der dann in diesem Mann, in dem alle Flüche, die im Buch dieses Gesetzes geschrieben sind, liegen werden, seinen Zorn und Missgunst zum Brennen und, mit allen Flüchen des Himmels, welche im Buch des Gesetzes geschrieben sind, seinen Namen unter dem Himmel auslöschen und, zu seinem Übel, aus allen Stämmen Israels entfernen wird, nicht verzeihen. Und ihr, die dem Herrn, eurem Gott, ergeben seid, seid alle heute am Leben. Wir warnen, dass niemand mit ihm weder mündlich noch schriftlich kommunizieren noch ihm irgendeinen Gefallen tun noch mit ihm unter einem Dach noch ihm näher als vier Ellen sein noch irgendein von ihm geschriebenes Blatt lesen darf.
  9. Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1975, ISBN 3-423-30020-5, S. 300 S. 134.
  10. Spinoza, Baruch auf Jewish Encyclopedia. Abgerufen am 23. April 2018 (englisch).
  11. Benedict de Spinoza auf Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 24. April 2018 (englisch).
  12. („Unter Gott verstehe ich das unbedingt unendliche Wesen, das heißt die Substanz, die aus unendlich vielen Attributen besteht, deren jedes ewige und unendliche Wesenheit ausdrückt.“) Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. (= Philosophische Bibliothek. Band 92). Band I, Def. 6, übersetzt von Otto Baensch. Felix Meiner Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3-7873-0160-7, S. 4.
  13. Benedictus de Spinoza: Ethica I, Def. 3
  14. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band I, 1976, Def. 3, S. 3.
  15. Benedictus de Spinoza: Prop. 8, 13–14
  16. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band I, 1976, Prop. 6.
  17. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band I, 1976, Prop. 6, 1976, S. 6.
  18. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band I, 1976 Def. 1.
  19. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band I, 1976, Prop. 17, Anmerkung, S. 23.
  20. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band II, 1976, Prop. 7, S. 54.
  21. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band I, 1976, Anhang, S. 44.
  22. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band III, 1976, Definitionen der Affekte, Nr. 26, S. 175.
  23. Wolfgang Bartuschat: Die Theorie des Guten im 4. Teil der Ethik. In: Michael Hampe, Robert Schnepf (Hrsg.): Baruch de Spinoza. Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt. S. 238 f.
  24. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band V, 1976, Prop. 42, S. 295.
  25. Red. Anm. 102 zu Karl Marx: Das Kapital. Erster Band. Dietz Verlag, Berlin 1969, S. 855.
  26. Baruch de Spinoza: Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt. Band II, 1976, Prop. 47, S. 96.
  27. Walter Jaeschke, Werner Schuffenhauer (Hrsg.): Ludwig Feuerbach, Entwürfe zu einer Neuen Philosophie. Felix Meiner Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-7873-1077-0, S. 47.
  28. Heinrich Heine: Die romantische Schule (= Sämtliche Werke. Band 3). Artemis und Winkler, 1996, S. 330.
  29. Andreas Urs Sommer: Nietzsche’s Readings on Spinoza. A Contextualist Study, Particularly on the Reception of Kuno Fischer. In: Journal of Nietzsche Studies. 43/2 (2012), S. 156–184.
  30. Fritz Heider: Soziale Wahrnehmung und phänomenale Kausalität. In: Martin Irle, Mario von Cranach, Hermann Vetter (Hrsg.): Texte aus der experimentellen Sozialpsychologie. Luchterhand, 1969, S. 42.
  31. Schmitt zitiert nach Arno Gruen: Der Fremde in uns. Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-94282-3, S. 141.
  32. Slavoj Žižek: Die politische Suspension des Ethischen. Suhrkamp, 2005, S. 38.
  33. W. H. Allen: Literary Remains of the Late Professor Theodore Goldstucker. 1879, S. 32 Zitat (englisch).
  34. Leonard Scott: The Religious Difficulties of India. Hrsg.: The Westminster Review (American ed.). New York Oktober 1862, S. 256–257 Zitat (englisch).
  35. F. Max Muller.: Three Lectures on the Vedanta Philosophy. Kessinger Publishing, 2003, S. 123 (englisch).
  36. Helena Blavatsky: H.P Blavatsky’s Collected Writings. Band 13. Quest Books, S. 308–310 Zitat. (englisch).
  37. Yalom: Das Spinoza-Problem. btb-Tabu, 2013, S. 449.
  38. Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis. Suhrkamp tb, Frankfurt am Main 2008, S. 28.
  39. David Rutledge: The Jewish philosopher Spinoza was one of the great Enlightenment thinkers. So why was he 'cancelled'? (en) In: ABC News. Australian Broadcasting Corporation. 3. Oktober 2020. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  40. Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis. 2008, S. 688–689.
  41. Yalom: Das Spinoza-Problem. 2013, S. 449/450.
  42. Simon Rocker: Why Baruch Spinoza is still excommunicated. In: The Jewish Chronicle Online. 28. August 2014, abgerufen am 27. Januar 2015.
  43. David Rutledge: The Jewish philosopher Spinoza was one of the great Enlightenment thinkers. So why was he 'cancelled'?. In: ABC News. Australian Broadcasting Corporation. 3. Oktober 2020. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  44. Niederlande (Banknoten), auf bis-ans-ende-der-welt.net
  45. Yitzhak Melamed in Spinoza: l'Ethique redécouverte. Nicolas Weill im Interview mit Yitzhak Melamed. In: Le Monde des livres, vom 12. Juni 2020.
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