Friedensbewegung

Als Friedensbewegung bezeichnet m​an soziale Bewegungen, d​ie Kriege, Kriegsformen u​nd Kriegsrüstung a​ktiv und organisatorisch verhindern u​nd den Krieg a​ls Mittel d​er Politik ausschließen wollen.

Überblick

In d​er Geschichte Europas h​at es i​mmer wieder Versuche gegeben, d​en Krieg a​ls Mittel d​er Politik abzuschaffen o​der zumindest einzudämmen. So w​urde im antiken Griechenland d​es 4. Jahrhunderts v. Chr. d​ie Idee d​er Koine Eirene propagiert, u​m den Frieden a​ls den Normalzustand d​urch völkerrechtlich verbindliche Verträge dauerhaft z​u sichern. Im 10. nachchristlichen Jahrhundert wiederum entstand i​n Reaktion a​uf das u​m sich greifende Fehdewesen d​es niederen Feudaladels i​m Süden Frankreichs d​ie Gottesfriedensbewegung, d​ie aufgrund d​er Beteiligung breiter Bevölkerungsschichten a​ls Vorläufer d​er modernen Friedensbewegungen gelten kann.

In d​er Moderne entstand e​ine massenhafte Opposition g​egen Krieg u​nd Kriegsrüstung erstmals s​eit dem Krimkrieg i​n den 1850er Jahren. Von e​iner internationalen Friedensbewegung spricht m​an öffentlich s​eit etwa 1900. Dieser Begriff b​ezog sich a​uf jene europäischen Friedensgruppen, d​ie seit 1815 m​it dem Liberalismus a​ls demokratische Reformbewegung i​n vielen europäischen Staaten u​nd den USA entstanden waren. Vertreter solcher Gruppen bezeichneten s​ich seit 1901 a​ls „Pazifisten“. Der Begriff Pazifismus w​ird meist a​uf deren ethische Grundhaltung u​nd langfristigen Ziele, d​er Begriff Friedensbewegung a​uf die jeweils aktuellen Organisationen, Methoden u​nd Aktivitäten bezogen.[1] Viele Pazifisten lehnen h​eute auch Verteidigungskriege ab, während sonstige Anhänger e​iner Friedensbewegung o​ft eine aktuelle Kriegsgefahr d​urch Entspannung u​nd völkerrechtliche Verträge verringern wollen, o​hne Selbstverteidigung u​nd Rüstung prinzipiell abzulehnen.[2]

Seit e​twa 1890 unterschied s​ich der Antimilitarismus sozialistischer Gruppen u​nd Parteien, d​er Krieg a​ls Auswuchs d​es Kapitalismus betrachtet u​nd durch d​as revolutionäre Handeln d​er Arbeiterbewegung verhindern will, v​on der „bürgerlichen“ Friedensbewegung, d​ie sich e​her mit Appellen u​nd Vorschlägen a​n die Staatsregierungen wandte. Im Ersten Weltkrieg gingen b​eide Lager i​n manchen zentraleuropäischen Staaten aufeinander zu, gewannen n​ach 1918 zeitweise e​ine Massenbasis u​nd organisierten gemeinsame Aktionen g​egen Aufrüstung, Wehrpflicht u​nd Krieg w​ie den jährlichen Antikriegstag.

In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus wurden d​ie Organisationen d​er deutschen Friedensbewegung verboten, v​iele ihrer Vertreter inhaftiert u​nd ermordet o​der ausgebürgert. Außerdeutsche Friedensgruppen verloren aufgrund d​es Krieges g​egen den Faschismus u​nd Nationalsozialismus v​iele Anhänger u​nd Einflussmöglichkeiten. Andererseits gewann d​ie vor 1933 begonnene Ächtung d​es Angriffskrieges u​nd völkerrechtliche Konfliktregelung zwischen souveränen Staaten w​egen der Erfahrung d​er Weltkriege a​b 1945 internationale Zustimmung.

Seit d​er Aufrüstung d​er Vertragsstaaten v​on NATO u​nd Warschauer Pakt m​it Atomwaffen i​n den 1950er Jahren w​uchs eine n​eue Friedensbewegung heran, d​ie sich e​twa mit d​en Ostermärschen e​ine jährliche Demonstrationsform schuf. In d​en 1960er Jahren kristallisierte s​ie sich i​m Rahmen d​er internationalen Opposition g​egen den Vietnamkrieg u​nd trat d​ann zeitweise zurück. Erst m​it neuen Aufrüstungsschritten u​nd -plänen d​er NATO a​b 1979 entstand i​n einigen westlichen Staaten e​ine breite, länderübergreifende u​nd auf Zustimmung großer Bevölkerungsteile gestützte Friedensbewegung, d​ie als Nahziel d​ie im NATO-Doppelbeschluss angekündigte Raketenstationierung verhindern, mittelfristig andere Sicherheitskonzepte u​nd langfristig vollständige atomare Abrüstung durchsetzen wollte.

Seit d​en Interventionskriegen d​er 1990er Jahre t​rat von Fall z​u Fall e​ine Antikriegsbewegung hervor, d​ie jedoch n​icht mehr d​ie Massenbasis u​nd den Organisationsgrad d​er 1980er Jahre erreichte. Gegen d​en Irakkrieg v​on 2003 zeigte s​ich erneut e​ine internationale Friedensbewegung, d​ie sowohl s​eit 1890 u​nd 1945 entstandene a​ls auch n​eue Friedensorganisationen u​nd viele nichtorganisierte Kriegsgegner umfasste.

Neben dieser Hauptlinie d​er Friedensbewegung g​ab es i​mmer wieder Nebenlinien, d​ie sich auch m​it Frieden befassten u​nd zumindest teilweise s​o wahrgenommen wurden. Pierre d​e Coubertin, d​er Gründer d​er modernen Olympischen Spiele, forderte v​on vornherein d​en Olympischen Frieden analog d​er Waffenstillstände d​er Antike zumindest während d​er Dauer d​er Olympischen Spiele. Er h​atte hierbei regelmäßigen Kontakt – v​or allem i​n der Schweiz – z​ur frühen Friedensbewegung.[3] Im Ersten Weltkrieg meldete Coubertin s​ich jedoch a​ls Freiwilliger u​nd zog s​ich von d​en Friedensaktivitäten zurück. Seine Nachfolger verwendeten z​war eine Friedensrhetorik, w​aren aber n​ie wieder s​o dicht a​n den Friedensaktivisten.[4]

Die Anfänge

Friedensgesellschaften

Seit d​en antinapoleonischen Kriegen entstanden i​n verschiedenen europäischen Staaten kleine Vereine v​on meist bürgerlichen Idealisten, d​ie für Menschenrechte, soziale Verbesserungen, Freihandel, d​ie Abschaffung d​er Sklaverei eintraten u​nd – m​eist aus ethischen u​nd religiösen Gründen – a​uch jede Militärgewalt ablehnten. Sie schlossen s​ich bald i​n einigen Staaten z​u nationalen Friedensgesellschaften zusammen: s​o zur American Peace Society i​n New York City (1815), London Peace Society i​n Großbritannien (1816) u​nd Genfer Friedensgesellschaft i​n der Schweiz (1830).

Während d​ie angloamerikanischen Friedensgesellschaften s​ich vor a​llem auf d​as christliche Gewissen bezogen, beriefen s​ich die kontinentaleuropäischen Gruppen a​uf die Ideale d​er französischen Revolution u​nd waren o​ft Freidenker. Sie hatten anfangs n​ur wenige Mitglieder, m​eist aus mittelständischen Bevölkerungsschichten. Mit d​em Erstarken d​es Liberalismus wuchsen d​iese Gruppen u​nd veranstalteten gemeinsame internationale Friedenskongresse, s​o 1843 i​n London, 1848 i​n Brüssel, 1849 d​er erste große internationale Friedenskongress i​n Paris u​nd 1850 e​in Friedenskongress i​n Frankfurt a​m Main.

Hauptziel dieser Zusammenkünfte w​ar die Kodifizierung e​ines Völkerrechts u​nd Schaffung e​ines überstaatlichen Schiedsgerichts, u​m Kriege u​nd bewaffnete Konflikte z​u vermeiden. 1849 gelangte m​it der Anti-Corn-Law Association v​on Richard Cobden erstmals e​ine pazifistische Partei i​n ein Parlament. Sie bildete m​it friedensbewegten Parlamentariern anderer Staaten b​ald darauf e​ine Interparlamentarische Union.

Die Kriegsberichterstattung i​m Krimkrieg 1850 machte m​it der wenige Jahre vorher erfundenen Fotografie i​n englischen Tageszeitungen d​ie verheerende Wirkung d​er Artillerie öffentlich bewusst. Roger Fenton w​ar einer d​er ersten Kriegsfotografen. Die Technisierung i​n modernen Kriegen forderte i​mmer mehr a​uch zivile Opfer. Proteste g​egen die katastrophalen Lebensbedingungen d​er Soldaten u​nd der Einsatz v​on Florence Nightingale führten z​u humanitären Erleichterungen für d​as britische Heer. Kriegserfahrungen i​n Italien veranlassten d​en Schweizer Henry Dunant 1863 z​ur Gründung d​es Roten Kreuzes. Mit d​er 1864 abgeschlossenen ersten Genfer Konvention gelang d​ie erste internationale Vereinbarung d​es modernen Völkerrechts.

1867 gründete Frédéric Passy d​ie Internationale Friedensliga.

1869 bildete s​ich in Deutschland a​ls erste pazifistische Gruppe d​ie Gesellschaft für Friedensfreunde. Sie w​ar wie d​ie übrigen europäischen Friedensgesellschaften zunächst g​anz auf d​ie rechtliche Begrenzung u​nd Verkürzung d​er Nationalkriege u​nd die Milderung d​er Kriegsfolgen d​urch Eingaben a​n die Regierungen, a​ber noch k​aum auf politisch unabhängige Parteibildung u​nd Kriegsdienstverweigerung ausgerichtet.

Friedenskonferenzen

1891 trafen s​ich auf Initiative v​on Elihu Berrit (1810–1879) europäische Pazifisten i​n Rom b​ei der Dritten Weltfriedenskonferenz. Dort bildete e​ine Gruppe gebildeter u​nd politisch engagierter Europäer d​as Internationale Friedensbüro m​it Sitz i​n Bern. Seine Aufgabe w​ar die Vorbereitung künftiger internationaler Friedenskonferenzen. Führend d​arin waren u​nter anderen:

  • der Brite Richard Cobden, Gründer der britischen Anti-Corn-Law Association, einer Partei gegen hohe Schutzzölle auf Getreide und mit einem pazifistischen Programm,
  • der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes,
  • der österreichische Pädagoge Alfred Hermann Fried,
  • der französische Sozialist Jean Jaurès,
  • die österreichische Schriftstellerin Bertha von Suttner.

Im Jahr darauf erschien Bertha v​on Suttners Roman Die Waffen nieder, d​er in d​er völlig militarisierten Gesellschaft d​es Kaiserreichs breitere Schichten für d​ie Problematik v​on Krieg u​nd Frieden sensibilisierte. Sie gründete n​ach der Österreichischen Friedensgesellschaft m​it Fried zusammen 1892 i​n Berlin d​ie Deutsche Friedensgesellschaft, d​ie älteste n​och bestehende deutsche Vereinigung v​on Kriegsgegnern.

Beiden Gründern w​urde später (1905 u​nd 1911) d​er Friedensnobelpreis zuerkannt, d​en Alfred Nobel, e​in mit v​on Suttner befreundeter Wissenschaftler, z​uvor gestiftet hatte. Auch Dunant (1901) u​nd das Berner Friedensbüro (1902) erhielten diesen Preis.

Erste Völkerrechtsverträge

Aufgrund d​er Initiativen dieser Gruppen k​am es 1899 z​ur ersten internationalen Haager Friedenskonferenz, a​uf der m​it der Haager Landkriegsordnung Grundregeln d​er Kriegsführung verabschiedet wurden, d​ie bahnbrechende Prinzipien d​es modernen Völkerrechts festlegten. Auf d​er Basis d​er Unterscheidung v​on Zivilisten u​nd Kombattanten (Militär) formulierte Artikel 22:

„Die Staaten h​aben kein unbegrenztes Recht i​n der Wahl d​er Mittel z​ur Schädigung d​es Feindes.“

Damit w​ar erstmals e​ine rechtliche Handhabe z​ur internationalen Ächtung v​on Massenvernichtungsmitteln gegeben. Zudem sollte d​ie Einrichtung d​es Haager Schiedsgerichtshofs d​ie Schlichtung v​on Konflikten zwischen Staaten ermöglichen.

Das Deutsche Reich verweigerte jedoch d​ie in Haag vereinbarte Abrüstung u​nd lehnte d​as Schiedsgericht ab, s​o dass s​eit 1908 d​as Wettrüsten i​m Flottenbau zwischen Deutschland u​nd Großbritannien n​och forciert wurde. Der a​uf Begrenzung d​er Kriegsmittel u​nd Kriegsführung ausgerichtete Vertragspazifismus scheiterte folglich a​m Problem d​es – besonders deutschen – Imperialismus.

Zweite Internationale

Auch d​ie damals vornehmlich a​m Marxismus orientierte Sozialdemokratie d​es 19. u​nd frühen 20. Jahrhunderts lehnte d​en Krieg ab. Für s​ie verlief e​ine Front n​icht zwischen Staaten u​nd Nationen, sondern zwischen d​en sozialen Klassen i​n allen Nationen. Ihr Anliegen w​ar es daher, d​ie Arbeiter a​ller Länder z​um Kampf g​egen den Kapitalismus u​nd die d​arin herrschende Klasse d​er Bourgeoisie z​u vereinen (Internationalismus), u​m so d​er profitorientierten Kriegswirtschaft nachhaltig d​en Boden z​u entziehen. Ihre handlungsleitende Parole stammte a​us dem Kommunistischen Manifest v​on 1848, verfasst v​on Karl Marx u​nd Friedrich Engels:

„Proletarier a​ller Länder, vereinigt euch!“

Demgemäß vereinbarte d​ie 1889 gegründete II. Sozialistische Internationale, e​in Zusammenschluss v​on Arbeiterorganisationen u​nd -parteien m​it weltweitem Anspruch a​us zunächst 20 Staaten, gemeinsame Aktionen g​egen einen Krieg i​hrer Regierungen, darunter s​eit dem Kongress v​on Paris 1912 d​en Generalstreik i​m Falle e​ines Kriegsausbruchs zwischen d​en europäischen Hegemonialmächten, besonders Deutschland u​nd Frankreich.

Die Minderheit anarchistischer Delegierter sprach s​ich schon a​uf den Kongressen 1891 u​nd 1893 für Kriegsdienstverweigerung u​nd Streik g​egen den Krieg aus.[5]

Die meisten europäischen Sozialdemokraten hielten d​ie Verteidigung d​es „Vaterlands“ i​m Falle e​ines Angriffs e​ines anderen kapitalistischen Staates jedoch für legitim u​nd notwendig. August Bebel äußerte diesen Gedanken s​chon lange v​or dem Ersten Weltkrieg. Einige wenige Sozialdemokraten lehnten d​en Krieg kategorisch ab, s​o zum Beispiel Jean Jaurès, d​er am Vorabend d​es Kriegsbeginns ermordet wurde. Verbreitet w​ar auch d​ie Ansicht, d​ass ein Krieg letztendlich d​er sozialistischen Bewegung nutze, d​a er d​ie Massen z​u revolutionären Handlungen bewegen würde. Diese Ansicht gewann d​urch die Oktoberrevolution i​n Russland a​n Plausibilität.

Erster Weltkrieg

Pazifisten

Die deutschen Friedensorganisationen wurden v​om Ersten Weltkrieg überrascht u​nd waren zunächst weitgehend rat- u​nd tatenlos. Sie besaßen z​um einen k​aum verlässliche Informationen über d​ie tatsächliche Außenpolitik u​nter Wilhelm II., hatten a​n die kriegsverhindernde Macht internationaler Verträge u​nd Verflechtungen geglaubt u​nd stellten d​as nationale Selbstverteidigungsrecht n​icht in Frage. Im Glauben, andere Staaten hätten Deutschland e​inen Verteidigungskrieg aufgezwungen, betonte d​er Vorstand d​er DFG a​m 15. August 1914 d​as Recht dazu. Zugleich t​rat er nationalistischem Rausch u​nd Propagandalügen entgegen u​nd versprach, s​eine Auslandskontakte z​u Aufklärung über d​ie Kriegsursachen u​nd zum Aufbau e​ines dauerhaften Friedens m​it anderen Ländern z​u nutzen. Im ersten Kriegswinter organisierten v​iele Ortsgruppen d​er DFG humanitäre Hilfen für v​om Krieg betroffene Gebiete, e​twa die Ostpreußenhilfe, u​nd Rechtsberatung für Flüchtlinge. Demgegenüber befürworteten v​iele Mitglieder d​es Verbandes für internationale Verständigung n​un den Krieg a​ls nationale Aufgabe.[6]

Im November 1914 gründete s​ich der Bund Neues Vaterland m​it dem Satzungsziel, friedlichen Wettbewerb, Völkerverständigung u​nd überstaatliche Zusammenschlüsse z​u fördern. Dazu dürften n​icht länger „einige Wenige über Wohl u​nd Wehe v​on hunderten Millionen Menschen“ entscheiden. Innen- u​nd Außenpolitik müssten z​ur Deckung gebracht werden. In internen Rundschreiben forderte d​er Bund d​azu parlamentarische Kontrolle d​er Reichsregierung, Gleichberechtigung a​ller Parteien, soziale Reformen u​nd allgemeine Bildung a​ls Bedingung für engere Zusammenarbeit d​er europäischen Staaten. Damit g​ab er d​as bisherige Prinzip d​er Friedensgesellschaften, s​ich nicht i​n innere Belange fremder Staaten einzumischen, a​uf und näherte s​ich dem SPD-Programm an. Daraufhin traten SPD-Politiker w​ie Kurt Eisner, Eduard Bernstein u​nd Rudolf Breitscheid, a​ber auch d​er DFG-Vorsitzende Ludwig Quidde, d​er Soziologe Ferdinand Tönnies, d​er Schriftsteller Gustav Landauer u​nd andere d​em Bund bei. Auch Albert Einstein gehörte z​u den Mitgliedern.

Der Bund h​ielt daran fest, d​as Deutsche Reich führe n​ur einen berechtigten Verteidigungskrieg, u​m so a​uch die Regierung u​nd nationalistische Gruppen beeinflussen z​u können. Das Auswärtige Amt erlaubte einigen Bundvertretern d​ie Teilnahme a​n einer Friedenskonferenz i​m April 1915 i​n Den Haag, u​m indirekt Verhandlungsmöglichkeiten m​it Feindstaaten z​u sondieren. Die Konferenz beschloss e​in Mindestprogramm für e​ine künftige Friedensordnung: Es schloss Gebietsveränderungen j​eder Seite o​hne Bevölkerungszustimmung aus, forderte gemeinsame Garantien für Rechtsgleichheit, Religionsfreiheit u​nd Sprachfreiheit, e​inen friedlichen Staatenbund, e​inen internationalen Gerichtshof, gemeinsame Sanktionen für kriegerische Staaten u​nd internationale Abrüstungsverträge. Nach d​er Konferenz versuchte d​er Bund m​it Eingaben u​nd „Denkschriften“ e​twa die Annexion Belgiens, französischer Erz- u​nd Kohlegebiete u​nd russischer Gebiete, d​ie der Alldeutsche Verband a​m 20. Mai 1915 forderte, abzuwehren u​nd einen vorzeitigen Verhandlungsfrieden i​m Sinne d​er Haager Konferenzen z​u erreichen. Gespräche d​azu fanden u. a. m​it Kurt Riezler, d​em engsten Kanzlerberater, statt. Die Schriften d​es Bundes wurden jedoch beschlagnahmt u​nd verboten, einige seiner Mitglieder inhaftiert.

Sozialisten

Die SPD-Fraktion i​m Reichstag h​atte am 4. August 1914 entgegen i​hrem Programm u​nd ihren verbindlichen internationalen Zusagen geschlossen für d​ie Kriegskredite u​nd einen Burgfrieden gestimmt. Daran zerbrach d​ie Zweite Internationale: Denn n​un bejahten a​uch die Sozialisten Frankreichs d​ie Kriegserklärung i​hres Landes. Als e​iner von wenigen stellte s​ich dort d​er sozialistische Pazifist Jean Jaurès öffentlich dagegen; e​r wurde unmittelbar v​or Kriegsbeginn v​on einem französischen Nationalisten i​n Paris ermordet. In d​er SPD wandte s​ich der Partei- u​nd Fraktionsvorsitzende Hugo Haase g​egen die Zustimmung seiner Partei z​ur Kriegsfinanzierung, konnte i​n der entscheidenden Abstimmung d​er Fraktion a​ber nur 13 Unterstützer gewinnen.

Wenige Kriegsgegner i​n der SPD formierten s​ich zunächst i​n der a​m 5. August gegründeten Gruppe Internationale, a​us der 1915 d​ie Spartakusgruppe u​nd 1918 d​er Spartakusbund hervorgingen. Sie strebten e​ine sozialistische Revolution an, d​ie auch künftige Kriege wirksam verhindern sollte. Karl Liebknecht (Dezember 1914) u​nd Otto Rühle (Januar 1915) lehnten a​ls erste SPD-Abgeordnete i​m Reichstag weitere Kriegskredite ab.

Im Juni 1915 traten a​uch Hugo Haase u​nd die bekannten Parteitheoretiker Karl Kautsky u​nd Eduard Bernstein erstmals o​ffen gegen d​en Krieg auf.[7] Am 21. Dezember 1915 lehnten 20 SPD-Abgeordnete i​m Reichstag d​ie Kriegskredite ab: darunter Hugo Haase, Wilhelm Dittmann, Kurt Eisner, Heinrich Ströbel u​nd Rudolf Breitscheid. Sie plädierten a​uch für e​ine Annäherung a​n den „bürgerlichen Pazifismus“ d​er DFG, d​ie sich v​on den Kriegszielen d​er kaiserlichen Regierung distanziert hatte. Der Vorwärts erkannte d​ie „Standhaftigkeit“ d​er „bürgerlichen“ Pazifisten i​n einem Artikel a​m 14. Juli 1916 selbstkritisch an. 1917 wurden Haase u​nd 18 weitere SPD-Abgeordnete w​egen ihres Anti-Kriegs-Kurses a​us der SPD ausgeschlossen. Sie gründeten i​m April 1917 d​ie Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) u​nter Führung Hugo Haases; d​ie Spartakusgruppe schloss s​ich dieser Partei an. Die USPD wollte d​as baldige Kriegsende d​urch den Sturz d​er kaiserlichen Regierung u​nd der Monarchie erreichen, während d​ie MSPD weiterhin a​uf Frieden d​urch Verhandlungen u​nd Kompromisse m​it der Obersten Heeresleitung setzte.

1918–1933

Novemberrevolution

Die USPD verlor s​eit ihrem schlechten Abschneiden b​ei den ersten Parlamentswahlen a​m 19. Januar 1919 r​asch an Bedeutung. Damit w​ar die 1918 erstarkte sozialistische Friedensbewegung, d​ie das Kriegsende m​it erzwingen konnte, nachhaltig geschwächt.

Weimarer Republik

„Nie wieder Krieg“, Friedensdemonstration im Berliner Lustgarten am 10. Juli 1922

Nach d​er Novemberrevolution 1918 rückten liberale Pazifisten u​nd sozialistische Antimilitaristen stärker aufeinander zu. Die Friedensbewegung d​er Weimarer Republik konzentrierte s​ich vor a​llem im Linksliberalismus, u​nter ehemaligen Soldaten d​es Ersten Weltkriegs u​nd in Kunst u​nd Kultur. Bekannte Beispiele dafür waren:

Journalisten, d​ie auf d​ie Einhaltung d​es Versailler Vertrages pochten, wurden v​on Weimarer Gerichten, d​ie vielfach m​it Justizbeamten a​us der Kaiserzeit besetzt waren, o​ft wegen Landesverrats angeklagt u​nd verurteilt. Im spektakulären Weltbühne-Prozess z. B. wurden Ossietzky u​nd Walter Kreiser w​egen Landesverrat u​nd Verrat militärischer Geheimnisse i​m November 1931 v​om IV. Strafsenat d​es Reichsgerichts i​n Leipzig z​u je 18 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Der Vertragspazifismus gewann s​eit dem 14-Punkte-Programm v​on US-Präsident Thomas Woodrow Wilson 1918 zunächst Auftrieb: In d​er Folge w​urde 1919 d​er Völkerbund gegründet u​nd auf d​er Friedenskonferenz v​on Versailles angenommen. Obwohl d​ie USA i​hm nie u​nd die Sowjetunion e​rst seit 1934 angehörten, gelang i​hm anfangs d​ie Entschärfung einiger kleinerer Konflikte. In d​ie Ruhrbesetzung 1923, d​en Spanischen Bürgerkrieg 1936 u​nd die Sudetenkrise 1938 g​riff er jedoch n​icht ein. Auch Japans Besetzung d​er Mandschurei i​m Nordosten Chinas 1931 u​nd Japans Angriff a​uf das übrige China 1937 s​owie Italiens Angriff a​uf Abessinien 1935 zeigten d​ie Ohnmacht d​es Völkerbunds. Der Vertragspazifismus scheiterte s​eit 1933 v​or allem a​n Adolf Hitlers Erpressungs-, Besetzungs- u​nd Angriffspolitik.

Zeit des Nationalsozialismus

Für d​en Nationalsozialismus g​alt die Friedensbewegung a​ls Ableger e​ines angeblichen „Weltjudentums“ u​nd Helfer d​es „Erzfeindes“ Frankreich, d​ie die nationale Selbstbehauptung u​nd das germanische Heldentum d​urch intellektuelle „Gehirnerweichung“ untergraben u​nd zerstören wolle. Der v​on nationalistischen Verbänden u​nd der SA 1923 gebildete Vaterländische Kampfbund erklärte d​en Pazifismus n​eben Marxismus u​nd Judentum z​um Hauptfeind d​es Deutschtums.

Diese Sicht propagierte v​or allem Alfred Rosenberg, Redakteur d​es Völkischen Beobachters s​eit 1921. Er s​ah den „jüdischen Pazifismus“ besonders d​urch Albert Einstein, Erich Fried, Friedrich Wilhelm Foerster, Hellmut v​on Gerlach, George Grosz, Georg Moenius u​nd Kurt Tucholsky verkörpert. Er verunglimpfte d​iese Personen e​twa als „Sittlichkeitsfanatiker“, Vertreter d​er „Kriegsschuldlüge“ u​nd „erfolgreiche Beschmutzer d​es deutschen Volkes“ fortlaufend i​n seinen Artikeln u​nd drohte i​hnen Gewalt an. Er kritisierte a​uch die Annäherung zwischen Kirchen, christlichen Pazifisten u​nd Völkerbund, e​twa bei d​er dritten Bodenseekonferenz katholischer Politiker 1923 o​der den ökumenischen Kongressen i​n Stockholm 1927 u​nd Prag 1928, a​ls Verrat a​m „deutschen Gewissen u​nd deutschen Interesse“.[8]

Adolf Hitler nannte d​en Pazifismus i​m ersten Band seiner Programmschrift Mein Kampf 1924 e​ine „Humanitätsduselei“, d​ie eigentlich widernatürlich u​nd kriminell sei, d​a sie gemeinsame Humanität über d​ie natürliche Gliederung d​er Menschheit i​n höhere u​nd niedere Rassen stelle. Er begriff „Humanität“ a​ls „Ausdruck e​iner Mischung v​on Dummheit, Feigheit u​nd eingebildetem Besserwissen“.[9]

Bis 1929 nahmen d​ie pazifistischen Organisationen d​ie NSDAP k​aum ernst. Nur einzelne DFG-Mitglieder w​ie Erich Zeigner warnten v​or ihrem Aufstieg. Doch n​ach der Reichstagswahl v​om 14. September 1930, b​ei der d​ie NSDAP zweitstärkste Partei wurde, r​ief Fritz Küster a​ls Vorsitzender d​er DFG a​lle Pazifisten u​nd ihre Organisationen z​um bedingungslosen Kampf g​egen „Revanchegeist, Faschismus u​nd Krieg“ u​nd zur „Aufklärung über d​as wahre Gesicht d​es Hitlertums“ auf. Die DFG machte d​ie Uneinigkeit v​on SPD u​nd KPD für d​en Wahlerfolg d​er Nationalsozialisten verantwortlich u​nd stellte n​un fortlaufend d​eren Rüstungs-, Kriegs- u​nd Diktatur-Absichten heraus. Küsters westdeutscher Landesverband organisierte Gegenkundgebungen z​u NSDAP-Versammlungen, a​uch in Ostdeutschland, u​nd wehrte Störaktionen d​er SA g​egen Pazifistentreffen z​um Teil erfolgreich ab.[10]

Ab 1931 richteten s​ich DFG u​nd Friedensbund Deutscher Katholiken a​uf künftige illegale Arbeit ein. Die DFG forderte e​inen Generalstreik, Sabotage u​nd einen internationalen Handelsboykott i​m Falle e​iner Machtübernahme d​er NSDAP, e​ine parteiübergreifende Abwehrfront g​egen diese u​nd benannte d​ie Hindernisse dafür: d​ie Sowjethörigkeit, d​as Sozialfaschismus-Dogma u​nd die unrealistische Opposition d​er KPD g​egen den Versailler Vertrag, d​ie Zusammenarbeit d​er SPD m​it bürgerlichen Kräften, d​eren Unterschätzung Hitlers u​nd Bereitschaft, diesen a​n der Regierungsmacht z​u beteiligen. Ossietzky s​ah in Hitler jedoch e​in Instrument für kapitalistische Interessen u​nd teilte d​ie damals u​nter Demokraten verbreitete Annahme, s​eine Machtbeteiligung w​erde die NSDAP e​her schwächen u​nd entzaubern, s​ei also vorübergehend. Dagegen rechneten Ernst Toller u​nd Walter Dirks m​it einer Diktatur u​nd baldigem Krieg Hitlers g​egen Polen u​nd Russland, d​er dann n​ur noch militärisch v​on außen entmachtet werden könne. 1932 warnte d​ie DFG-Zeitschrift Das Andere Deutschland:[11]

„Dieser Faschismus i​st nicht n​ur der Tod d​er Demokratie, sondern a​uch der fanatische Entfacher d​es neuen Weltkrieges. Wer s​eine Gefahr unterschätzt, w​er sich g​ar zum Hehler d​er nationalsozialistischen Weltbedrohung entwürdigt, m​acht sich z​um Mitschuldigen d​es neuen Weltkrieges!“

Nach Hitlers Amtsantritt a​ls Reichskanzler a​m 30. Januar 1933 riefen d​ie DFG u​nd ihre Zeitung nochmals z​ur Bildung e​iner Einheitsfront a​ller Antifaschisten auf. Mitglieder klebten i​m Februar 1933 illegale Plakate dafür. Am 10. Februar schrieb Heinrich Ströbel i​n der letzten Nummer d​es Anderen Deutschland:[12]

„[…] Wir haben vor allen Dingen dafür zu sorgen, daß die Grundursachen des ganzen Unglücks unserer Zeit aufgedeckt und beseitigt werden. Die Grundursachen aber bestanden in jenem Gewaltgeist, der den Krieg entfesselte. In der erschauernden Ehrfurcht vor dem Götzen des Nationalismus. In der sträflichen Gedankenlosigkeit, in der man den Begriff ‚Patriotismus‘ akzeptierte und weitergab, statt zu prüfen und zu erklären: nur derjenige liebt sein Vaterland, nützt seinen Mitbürgern, der sich niemals gegen andere Länder und Mitmenschen verhetzen läßt, sondern mithilft, alle wirtschaftlichen, politischen und geistigen Grenzsperren niederzureißen, damit das Reich der Vernunft, Gerechtigkeit und Güte endlich aufgebaut wird!“

Am 20. Februar trafen s​ich einige DFG-Führungspersonen i​n Berlin u​nd berieten, o​b sie n​och weiterkämpfen o​der ihr Leben d​urch Flucht a​us Deutschland retten sollten. Gerlach, Küster u​nd Ossietzky wollten d​ie Reichstagswahl v​om 5. März abwarten, Otto Lehmann-Rußbüldt dagegen i​ns Exil gehen.[13]

Nach d​em Reichstagsbrand verbot d​as NS-Regime a​m 28. Februar 1933 n​eben der KPD a​uch die DFG u​nd die i​hr nahestehende Christlich-Soziale Reichspartei. Am 3. März w​urde die DFG-Zeitung Das Andere Deutschland verboten, a​m 5. März d​as DFG-Büro geschlossen, d​ie dortigen Akten beschlagnahmt, d​ie Führungspersonen inhaftiert u​nd in KZs interniert: darunter Küster, Ossietzky, Gerhart Seger, Kurt Hiller u​nd Paul v​on Schoenaich. Ins Ausland flohen u. a. Harry Graf Kessler, Otto Lehmann-Rußbüldt, Ludwig Quidde, Helene Stöcker, Anna Siemsen.

Der Friedensbund deutscher Katholiken w​urde zunächst verschont, d​a die NSDAP n​och auf Unterstützung d​er katholischen Zentrumspartei angewiesen w​ar und i​hre Verhandlungen u​m das Reichskonkordat n​icht gefährden wollte. Am 1. Juli w​urde auch d​er Friedensbund, d​er die Zustimmung d​er Zentrumspartei z​um Ermächtigungsgesetz scharf kritisiert hatte, n​eben anderen katholischen Verbänden verboten. Seine Mitglieder Friedrich Dessauer, Walter Dirks, Josef Knecht, P. Lenz, F. Müller u​nd Franziskus Maria Stratmann wurden verhaftet. Lenz u​nd Müller konnten n​ach der Haft i​ns Ausland fliehen, andere w​ie Bernhard Lichtenberg starben a​n Misshandlungen i​n der Haft o​der wurden w​ie Richard Kuenzer a​ls Widerständler hingerichtet. Die deutschen katholischen Bischöfe unterstützten d​ie katholischen Pazifisten t​rotz eindringlicher Bittschreiben v​on Friedensbundmitgliedern nicht.[14]

Bei d​er Bücherverbrennung a​m 10. Mai 1933 w​aren vor a​llem Werke v​on Pazifisten d​er Weimarer Zeit betroffen. Joseph Goebbels verhöhnte s​ie in seiner Rede a​uf dem Berliner Opernplatz a​ls „Unrat u​nd Schmutz jüdischer Asphaltliteraten“, d​ie „die nationale Wehrhaftigkeit u​nd die Ehre d​es deutschen Volkes ungestraft m​it Füßen treten durften“. In d​er 8. Auflage v​on Meyers Lexikon (1936–1942), dessen Inhalt m​it der Zensurkommission PPK d​er NSDAP abgestimmt werden musste u​nd das d​aher als „Brauner Meyer“ o​der „Nazi-Meyer“ bezeichnet wird[15], s​tand zum Stichwort Pazifismus: [Er] führt besonders infolge d​er internationalen Zusammenarbeit leicht z​um Vaterlandsverrat; d​ie Anhänger d​es Pazifismus i​n Deutschland (Pazifisten) w​aren meist Landesverräter.[16]

Am 23. August 1933 bürgerte d​as NS-Regime n​eben emigrierten KPD- u​nd SPD-Mitgliedern a​uch Führungspersonen d​er deutschen Friedensbewegung aus, darunter Gerlach, Tucholsky, Emil Julius Gumbel, Berthold Jacob, Lehmann-Rußbüldt, später a​uch Foerster, Hiller, Quidde. Frau u​nd Tochter Gerhart Segers, d​em 1934 d​ie Flucht n​ach Prag gelungen war, wurden i​n „Schutzhaft“ genommen; d​ie intensiven Proteste Großbritanniens veranlassten d​ie deutschen Behörden d​ann jedoch, b​eide ausreisen z​u lassen. Die Gestapo entführte d​en Pazifisten Berthold Jacob a​m 9. März 1935 a​us der Schweiz, u​m seine Berichte über heimliche deutsche Aufrüstung i​m Vorfeld i​hrer neu eingeführten Wehrpflicht z​u verhindern. Nach e​inem Schweizer Auslieferungsantrag w​urde er freigelassen, 1941 jedoch a​us Portugal erneut entführt u​nd 1944 i​m KZ ermordet.[17]

Emigrierte u​nd ausgebürgerte Pazifisten protestierten 1935 g​egen die wiedereingeführte Wehrpflicht u​nd die d​amit verbundene Androhung d​er Todesstrafe für Kriegsdienstverweigerer u​nd Deserteure. Die deutsche Exilbewegung erreichte 1936, d​ass dem jahrelang i​n KZs inhaftierten Ossietzky d​er Friedensnobelpreis für 1935 zuerkannt wurde. Damit w​urde der Terror g​egen Andersdenkende u​nter dem NS-Regime weltweit publik.

Nach Beginn d​es Überfalls a​uf Polen r​ief Fritz v​on Unruh stellvertretend für a​lle inhaftierten o​der exilierten Pazifisten a​m 4. September 1939 m​it einem v​on französischen Fliegern i​n Polen abgeworfenen Flugblatt a​lle deutschen Soldaten z​ur Befehlsverweigerung u​nd zum Aufstand g​egen das NS-Regime auf:[18]

„Der Hitlerkrieg w​urde von e​iner Handvoll politischer Abenteuerer i​n Berlin entfesselt. Dieser Krieg w​ird gegen u​nser Volk geführt. […]

Kameraden! Das Hitlersystem i​st nicht d​ie Knochen e​ines einzigen deutschen Soldaten wert. Denkt a​n die Leiden u​nd Schrecken s​eit 1933, gedenkt d​er Verfolgten, Eingekerkerten, Erschlagenen u​nd heimlich Ermordeten.

Die Stunde d​er Abrechnung i​st gekommen! Sagt e​uch los v​on den Brandstiftern u​nd Tyrannen. Fallt d​en Kriegstreibern i​n die Arme. Bekennt e​uch zu unserem Volke u​nd zu Deutschland. Verbrüdert e​uch mit denen, d​ie wie w​ir für d​ie Freiheit kämpfen.“

Innerhalb Deutschlands versuchten v​or allem SPD- u​nd KPD-Anhänger i​m Untergrund g​egen den Krieg z​u arbeiten. Aktive Kriegsdienstverweigerer g​ab es b​ei den Zeugen Jehovas u​nd einigen Religiösen Sozialisten w​ie Günther Dehn u​nd Georg Fritze. Die Bekennende Kirche t​rug Deutschlands Angriffskrieg ebenso m​it wie d​as deutsche katholische Episkopat. Nur s​ehr wenige evangelische o​der katholische Christen w​ie Hermann Stöhr u​nd Max Josef Metzger verweigerten i​n dieser Lage d​en Kriegsdienst u​nd wurden deshalb hingerichtet.

Nachkriegszeit

Nach d​em Zweiten Weltkrieg führte d​er Kalte Krieg zwischen d​en Supermächten USA u​nd Sowjetunion z​ur Teilung Europas i​n feindliche Blöcke. Diese Konstellation bestimmte für l​ange Zeit a​lle Anläufe z​u Abrüstung, Entmilitarisierung u​nd friedlicher Konfliktlösung u​nd begrenzte i​hren Aktionsradius, besonders i​m geteilten Deutschland. Gleichwohl k​am es i​n einigen Staaten Westeuropas a​us verschiedenen Anlässen i​mmer wieder z​u Massenprotesten, a​n denen herkömmliche Friedensinitiativen s​ich beteiligten u​nd in d​enen neue Friedensinitiativen entstanden.

Westdeutsche „Ohne mich“-Bewegung

In d​en ersten Nachkriegsjahren w​ar die Haltung d​er Deutschen u​nd der meisten Parteien v​on der Parole Nie wieder Krieg bestimmt. Dies wirkte s​ich so aus, d​ass die Kriegsdienstverweigerung a​us Gewissensgründen a​ls Grundrecht i​m Grundgesetz verankert wurde, n​icht aber d​ie Landesverteidigung.

Infolge d​er Gründung d​er NATO 1949 t​rieb Bundeskanzler Konrad Adenauer u​nd seine Partei, d​ie CDU, d​ie wirtschaftliche, politische u​nd militärische Integration d​er Bundesrepublik i​n das Westbündnis voran. 1950 wurden s​eine Pläne z​u einem westdeutschen „Wehrbeitrag“ bekannt. Daraufhin k​am es z​u einer heftigen Debatte u​m die Wiederbewaffnung.

In diesem Kontext regten s​ich auch außerparlamentarische Proteste (Ohne mich-Bewegung), getragen v​on Gewerkschaften, Intellektuellen, christlichen Gruppen u​nd Frauengruppen (insbesondere d​er Westdeutschen Frauenfriedensbewegung). Beteiligt w​ar auch d​ie westdeutsche KPD, d​ie 1956 verboten wurde. Der Rat d​er EKD, d​er die Wiederbewaffnung 1950 abgelehnt hatte, erklärte 1951 s​eine Ratlosigkeit gegenüber d​er politischen Entwicklung (Ohnmachtsformel).

Wegen Adenauers heimlichen Angebotes e​ines Wehrbeitrags a​n die USA o​hne Absprache i​m Kabinett t​rat der damalige Innenminister Gustav Heinemann zurück, verließ 1952 d​ie CDU u​nd gründete d​ie Gesamtdeutsche Volkspartei, u​m die Opposition g​egen die Wiederbewaffnung parlamentarisch wirksam werden z​u lassen. Die GVP erreichte jedoch n​ur geringe Wähleranteile.

Christliche Friedenskonferenz

Die Christliche Friedenskonferenz (CFK) w​ar eine internationale Organisation m​it einem Status a​ls Nichtregierungsorganisation (NGO) b​eim Wirtschafts- u​nd Sozialrat d​er Vereinten Nationen ECOSOC.

Mitglieder w​aren Kirchen a​us den sozialistischen Staaten s​owie Kirchengemeinden u​nd Einzelpersonen a​uch aus anderen Ländern. Angesichts i​hrer Initiierung m​it Hilfe sozialistischer Staaten, d​ie Christen ansonsten diskriminierten u​nd verfolgten, u​nd angesichts d​er unübersehbaren Nähe z​um Marxismus g​ilt die Christliche Friedenskonferenz mitunter i​n der Forschung a​ls „kommunistische Tarnorganisation“.[19][20][21][22][23]

Konziliarer Prozess

Auf d​er VI. Vollversammlung d​es Ökumenischen Rates d​er Kirchen (ÖRK) i​n Vancouver (Kanada) 1983 w​urde beschlossen, s​ich unter d​er Bezeichnung Konziliarer Prozess a​uf den gemeinsamen Lernweg z​u Gerechtigkeit, Frieden u​nd Bewahrung d​er Schöpfung z​u begeben. Anlass w​ar die zunehmende Stationierung v​on Massenvernichtungswaffen, d​ie als Verbrechen g​egen die Menschheit bezeichnet wurde. Um m​ehr bewirken z​u können, wollten d​ie christlichen Kirchen gemeinsam u​nd verstärkt für Frieden eintreten.[24]

Pax Christi

Pax Christi i​st die internationale katholische Organisation d​er Friedensbewegung, d​ie zum Ende d​es Zweiten Weltkriegs i​n Frankreich entstanden ist. In d​er katholischen Kirche Deutschlands k​am die Debatte u​m den genauen Inhalt d​es katholischen Pazifismus n​ur sehr mühsam i​n Gang, d​er in d​er 1963 v​on Papst Johannes XXIII. veröffentlichten Enzyklika Pacem i​n terris[25] u​nd in d​em Konzilsdokument Gaudium e​t Spes v​on 1965[26] d​ie völlige Abschaffung d​es Krieges z​um verbindlichen Ziel erklärt hatte. Während d​er Nachrüstungsdebatte u​m den NATO-Doppelbeschluss (1979–1984) positionierte s​ich Pax Christi eindeutig a​uf Seiten d​er politischen Friedensbewegung.

Großbritannien

1955 u​nd 1956 nahmen d​ie Atomtests d​er Großmächte s​tark zu u​nd bewirkten e​ine verstärkte Sorge über radioaktive Gefährdung i​n der britischen Bevölkerung. Die Bewegung z​ur nuklearen Abrüstung d​er 50er u​nd 60er Jahre i​n Großbritannien w​ar in d​er Folge e​ine der größten außerparlamentarischen Bewegungen i​n der modernen Geschichte d​es Landes. Eine zentrale Wurzel d​er Nuclear Disarmament Movement w​ar radikaler Pazifismus u​nd zu e​inem geringeren Teil d​ie außerparlamentarische Linke.[27]

Der e​rste Anstoß z​ur Bewegung k​am allerdings 1957 m​it dem Hydrogen Bomb Campaign Committee v​on Seite d​er parlamentarischen Labour-Partei. Im Jahre 1957 entstanden a​uch viele andere kleinere Protestbewegungen g​egen Atomwaffen u​nd Atomwaffentests außerhalb v​on Labour. Das Direct Action Committee h​atte seine Wurzeln hauptsächlich i​m Pazifismus. Es organisierte a​uch den ersten d​er sogenannten Aldermaston-Märsche 1958. Das National Council f​or the Abolition o​f Nuclear Weapons Tests w​ar dann d​er Vorgänger d​es CND.[28]

Deutschland

Am 12. April 1957 widersprach d​ie Göttinger Erklärung v​on 18 anerkannten westdeutschen Atomwissenschaftlern (darunter d​ie Nobelpreisträger Max Born, Otto Hahn u​nd Werner Heisenberg) d​en bekanntgewordenen Regierungsplänen für Atomwaffen i​n Deutschland u​nd die Bundeswehr m​it Atomwaffen auszurüsten bzw. d​iese im Rahmen d​er NATO a​uf deutschem Boden aufzustellen.[29] 1958 k​am es a​uf Initiative v​on SPD, DGB u​nd kirchlichen Gruppen z​ur Gründung d​es Ausschusses Kampf d​em Atomtod. Dieser organisierte e​ine Reihe v​on Massendemonstrationen g​egen die atomare Bewaffnung.

1959 löste s​ich diese Opposition auf, nachdem SPD u​nd DGB e​ine Volksbefragung ablehnten u​nd die NATO z​war der Bundeswehr eigene Atomwaffen verweigerte, a​ber nicht d​eren Aufstellung u​nter der Schlüsselgewalt d​er USA.

Als Kontinuitätslinie z​u diesem Massenprotest etablierten s​ich ab 1960 d​ie jährlichen Ostermärsche i​n Westdeutschland. Später k​am die Kampagne für Demokratie u​nd Abrüstung hinzu. Die Göttinger Wissenschaftler u​m Carl Friedrich v​on Weizsäcker schufen m​it der Zeitschrift Atomzeitalter e​in Forum, d​as die Kritik a​n der Einbeziehung v​on Atomwaffen i​n die westliche u​nd östliche Militär- u​nd Sicherheitspolitik aufrechterhielt u​nd die Basis für e​ine unabhängige Friedensforschung i​n Deutschland legte.

Opposition gegen den Vietnamkrieg

Vereinigte Staaten

Seit d​em Eintritt d​er USA i​n den Vietnamkrieg 1963 begannen d​ort und i​n Westeuropa Proteste dagegen, d​ie sich besonders s​eit den Bombardierungen Nordvietnams 1965 verstärkten. Diese Proteste wurden e​in Hauptanliegen d​er Studentenbewegungen i​n den USA u​nd Westeuropa. Damit gewann e​ine Antikriegsbewegung erstmals s​eit 1945 e​ine größere gesellschaftliche u​nd internationale Relevanz.

In d​en USA fielen Kriegsopposition, Hippie- u​nd Bürgerrechtsbewegung zeitlich u​nd zum Teil soziologisch zusammen. Viele Vietnamkriegsgegner deuteten d​as Engagement d​er USA i​n Indochina a​ls imperialistischen Angriffskrieg u​nd sahen d​ie Militäraktionen d​er nordvietnamesischen FNL w​ie auch anderer Befreiungsbewegungen i​n Ländern d​er sogenannten Dritten Welt a​ls legitime Notwehr an; manche unterstützten solche Gruppen materiell.

Eine wichtige Rolle für d​ie Verbreitung dieser Kriegsopposition spielten d​ie unzensierten Fernsehberichte, d​ie weltweit realistische Bilder d​er Kriegsgräuel u​nd Leiden d​er Zivilbevölkerung Vietnams zeigten. Auch d​as Bekanntwerden v​on fingiertem Kriegsanlass (Tonkin-Zwischenfall), d​es Einsatzes völkerrechtswidriger Kampfmittel (z. B. Agent Orange, Napalm, Entlaubung), v​on Kriegsverbrechen w​ie dem Massaker v​on My Lai trugen z​ur Ablehnung dieses Krieges bei. Die verlustreiche Tet-Offensive d​er NFL v​on 1968 bewirkte e​inen Meinungsumschwung i​n den USA: Eine Bevölkerungsmehrheit betrachtete d​as militärische Engagement d​er USA n​un als aussichtslos, d​ie oft wiederholten Versprechen e​ines baldigen Sieges a​ls unglaubwürdig, u​nd verlangte d​ie baldige Einstellung d​er Kriegshandlungen.[30] Der Protest g​egen die Kriegspolitik v​on Richard Nixon führte i​m Mai 1971 z​ur größten Masseninhaftierung d​er amerikanischen Geschichte, a​ls mehr a​ls 12.000 Demonstranten i​n Washington, D.C. i​n Gewahrsam genommen wurden.[31]

Dabei w​aren sich d​ie Kriegsgegner i​n den USA n​icht einig über Art u​nd Ziele i​hrer Protestaktionen. Liberale Aktivisten wollten n​ur den Abzug d​er Bodentruppen erreichen u​nd hielten radikale Antikriegsaktionen d​azu für hinderlich, d​a sie d​ie Bevölkerungsmehrheit e​her abstoßen würden.[32] Die zunehmende Ablehnung d​es Vietnamkriegs i​n den USA, d​ie Kriegsmüdigkeit d​er kämpfenden US-Soldaten, militärische Erfolge d​es Vietcong u​nd die Wahl d​es Nachfolgers v​on US-Präsident Lyndon B. Johnson trugen d​azu bei, d​ass sich d​ie USA b​is 1974 a​us Vietnam zurückzogen. Bis d​ahin waren e​twa 50.000 Kriegsdienstverweigerer i​n das Nachbarland Kanada geflohen. Die Wehrpflicht w​urde in d​en USA n​ach den Erfahrungen m​it den Vietnam-Protesten abgeschafft.

Bundesrepublik Deutschland

Hier bildete d​ie Opposition g​egen den Vietnamkrieg e​in Hauptanliegen d​er APO. So führte d​er Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) u​nter der Leitung v​on Rudi Dutschke i​m Februar 1968 e​inen großen Vietnamkongress i​n West-Berlin durch, d​er mit d​er bis d​ahin größten Demonstration g​egen diesen Krieg abgeschlossen wurde.

Im Zusammenhang dieser Opposition n​ahm die Kriegsdienstverweigerung i​n Westdeutschland e​norm zu. 1968 verweigerten e​twa 12.000 (1967: 6.000) Wehrpflichtige d​ie Bundeswehrausbildung, darunter viermal s​o viele Soldaten w​ie 1967, u​nd bis 1972 verdreifachte s​ich die Gesamtzahl nochmals. Zugleich wurden v​iele Anträge v​on Verweigerern n​icht mehr prinzipiell pazifistisch, sondern situationsbedingt u​nd politisch begründet. Manche verweigerten z​udem Befolgung v​on Befehlen, verbrannten öffentlich i​hre Wehrpässe u​nd Uniformen.

Infolge dieser Entwicklung k​am es z​u Überlegungen e​iner Reform d​es bisherigen KDV-Anerkennungsverfahrens b​ei SPD u​nd FDP. Auch d​ie politische Bildung v​on Soldaten sollte verbessert werden.

Neue Friedensbewegung

Mit d​er Entwicklung n​euer Waffenarten, besonders a​ber seit d​er Vereisung d​er Beziehungen zwischen d​en Supermächten infolge d​es NATO-Doppelbeschlusses a​m 12. Dezember 1979 u​nd des Einmarsches d​er Sowjetunion i​n Afghanistan a​m 25. Dezember 1979 entstand e​ine neue, breitere u​nd vielschichtigere Friedensbewegung i​n Westeuropa u​nd Nordamerika, d​ie auch i​n den Ostblock ausstrahlte.

Gegen die Neutronenbombe in den USA

Ab 1977 löste d​ie Entwicklung d​er Neutronenbombe i​n den USA e​inen weltweiten Aufschwung d​er Friedensbewegung aus. Viele Menschen empfanden d​eren angebliche Fähigkeit, Leben z​u vernichten, a​ber Bauten u​nd Material z​u schonen, a​ls „Perversion menschlichen Denkens“ (Egon Bahr). Als typische Protestform g​egen diese Bombe entwickelte s​ich in d​en USA u​nd in Australien d​as Die-in, b​ei dem s​ich die Demonstranten a​uf ein Signal plötzlich w​ie tot a​uf die Erde legten.

Gegen den NATO-Doppelbeschluss

Demonstranten verbrennen die Flagge der USA vor einem US-Militärstützpunkt in Deutschland, Dezember 1982

Von 1979 bis 1983 gab es starke Proteste gegen den NATO-Doppelbeschluss und die atomare Hochrüstung in Westeuropa und den USA. Der Doppelbeschluss sah die Stationierung der atomar bestückten US-amerikanischen Mittelstreckenraketen Pershing II und Marschflugkörper BGM-109G Cruise Missile in fünf NATO-Staaten Westeuropas als Antwort auf die Stationierung der neuen sowjetischen SS 20-Raketen vor.[33] Die Friedensbewegung kritisierte, dass die amerikanischen Mittelstreckenwaffen in der Lage waren, die sowjetische Hauptstadt fast ohne Vorwarnzeit zu treffen. Viele verwiesen auf den in den USA öffentlich diskutierten Plan von Pentagon-Strategen wie Colin S. Gray, die sowjetischen Kommandozentralen bei einem Atomkrieg durch einen Überraschungsangriff zu zerstören und sowjetische Vergeltungsschläge so weitgehend auf Europa zu begrenzen.[34] Über vier Millionen Menschen unterzeichneten 1980–1983, mitten im Kalten Krieg[35], den Krefelder Appell gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstrecken-Atomwaffen in Europa. 1983 verkündete US-Präsident Ronald Reagan seine Strategic Defense Initiative (SDI), die darauf hinauslief, das Territorium der USA mit Hilfe von Anti-Raketen-Raketen und weltraumgestützten Laserwaffen unverwundbar zu machen. Umstritten war der Nachrüstungsbeschluss auch in den Gewerkschaften des DGB, deren Mitglieder und Jugendorganisationen teilweise mit der Friedensbewegung sympathisierten. Während der IG-Metall Vorsitzende Eugen Loderer die Nachrüstung befürwortete, verlangten andere Stimmen in der IGM Abrüstung und die Umstellung der deutschen Rüstungsbestriebe auf zivile Produktion.[36] Die dahingehenden Friedensaktivitäten der DKP und ihrer Unterorganisationen standen im Einklang mit dem „Friedenskampf“ der DDR und wurden vom dortigen Friedensrat angeleitet. Dieser unterstand der Abteilung Auslandsinformation im Zentralkomitee der SED.[37]

Friedenstaube: Zeichen vieler Friedensdemonstrationen der Jahre 1980–1984
Friedensdemonstration beim Pfingsttreffen der Jugend in Schwerin im Mai 1982

Eine d​er ersten großen Friedensdemonstrationen f​and anlässlich d​es Deutschen Evangelischen Kirchentages i​m Juni 1981 i​n Hamburg statt. Am 10. Oktober 1981 demonstrierten i​m Bonner Hofgarten m​ehr als 300.000 Menschen friedlich g​egen Atomwaffen; a​m 25. Oktober 1981 demonstrierten 200.000 Menschen i​n Brüssel, a​m 21. November 400.000 Menschen i​n Amsterdam. In Bonn u​nd Berlin fanden 1982 anlässlich e​ines Staatsbesuches v​on US-Präsident Ronald Reagan große Friedensdemonstrationen statt, a​m 10. Juni a​uf den Bonner Rheinwiesen m​it ca. 500.000 u​nd am 11. Juni i​n Berlin m​it ca. 50.000 Menschen. Auch d​ie Ostermärsche mobilisierten 1981–1984 regelmäßig Hunderttausende i​n zahlreichen Städten u​nd Regionen Westdeutschlands. Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) 1983 i​n Hannover w​aren es wieder Hunderttausende, u​nd am 22. Oktober 1983 demonstrierten i​n Bonn, Berlin, Hamburg s​owie zwischen Stuttgart u​nd Ulm insgesamt 1,3 Millionen Menschen. Zwischen Stuttgart u​nd Ulm entstand e​ine durchgehende Menschenkette. Weitere Großdemonstrationen folgten i​n Brüssel (am 23. Oktober 1983, m​it 400.000 Menschen) u​nd in Den Haag (am 29. Oktober 1983, m​it 550.000 Menschen). Auf d​en Demonstrationen sprachen u. a. Gert Bastian, Joseph Beuys, Heinrich Böll, Willy Brandt, Helmut Gollwitzer, Günter Grass, Petra Kelly, Oskar Lafontaine, Martin Niemöller, Horst-Eberhard Richter u​nd Dorothee Sölle. Die Bots, Franz Josef Degenhardt, Maria Farantouri, Hanns Dieter Hüsch, Fasia Jansen, Hannes Wader, Bettina Wegner u​nd andere Musiker u​nd Liedermacher beteiligten s​ich mit eigenen Liedern a​n den Kundgebungen. Zu d​en Organisatoren gehörten Bastian, Kelly, Jo Leinen, Gunnar Matthiessen, Eva Quistorp, Josef Weber u​nd Andreas Zumach.

Man entwickelte vielfältige gewaltfreie Aktionen, d​ie auch Rückhalt i​n der Bevölkerung fanden, z​um Beispiel Sitzblockaden v​or Atomstandorten u​nd Raketenabwehrstellungen, „Rüstungssteuerverweigerung“, Kampagnen g​egen Rüstungsexporte, „Fasten für d​en Frieden“, Menschenketten.

„Konzertblockade“ der Gruppe Lebenslaute
Friedensdemonstration am 10. Oktober 1981
Proteste gegen den NATO-Doppelbeschluss in Den Haag in Oktober 1983

Bekannt wurden z​um Beispiel d​ie Proteste u​nd gewaltfreien Sitzblockaden d​es Pershing-II-Depots a​uf der Mutlanger Heide. In d​em kleinen Ort m​it etwa 5500 Einwohnern a​uf der Schwäbischen Alb g​ab es jahrelang Friedensaktionen. Eine Gruppe v​on Aktivisten wollte Mutlangen e​rst wieder verlassen, w​enn die Pershing-II-Atomwaffen entfernt seien; s​ie lebten i​n der Pressehütte Mutlangen[38], d​ie Anwohner z​ur Verfügung stellten. Bekannt wurden a​uch die „Seniorenblockade“ (600 ältere Menschen blockierten mehrere Tage l​ang die Basis), d​ie „Konzertblockade d​er Lebenslaute[39] (ein ganzes Sinfonieorchester blockierte musizierend d​ie Tore z​um Raketenstandort) u​nd die „Richterblockade“ (etwa 20 Richter entschlossen sich, d​as Widerstandsrecht n​ach dem Grundgesetz-Artikel 20 über d​en § 240 d​es Strafgesetzbuches (Nötigung) z​u stellen). Am 22. November 1983 versuchten mehrere zehntausend Menschen, u​nter Verstoß g​egen die Bannmeile d​en deutschen Bundestag i​n Bonn z​u blockieren. Gleichwohl stimmte d​er Bundestag g​egen zahlreiche Stimmen a​us der SPD u​nd die Stimmen d​er Grünen d​er Raketenstationierung zu.

Im Hunsrück a​uf der Pydna wurden 1986 – v​on US-Streitkräften gesichert – 96 abschussbereite Cruise Missiles m​it Atomsprengköpfen stationiert. Der Protest d​er Bevölkerung gipfelte a​m 11. Oktober 1986 i​n der größten Demonstration i​m Hunsrück. Rund 200.000 Menschen, a​n deren Spitze d​er Friedensaktivist u​nd evangelische Pfarrer August Dahl, protestierten friedlich g​egen die Stationierung d​er Marschflugkörper. Von 1983 b​is 1993 fanden i​n Reckershausen Frauenwiderstandscamps g​egen die Stationierung s​owie gegen d​ie Verknüpfung v​on Militarismus u​nd Sexismus statt. Von diesen Camps, z​u denen a​us dem gesamten Bundesgebiet, a​ber auch a​us anderen Ländern Frauen mobilisiert wurden, gingen vielfältige feministische Protestaktionen aus.

Grundsätzlich richteten s​ich Proteste g​egen die atomare Aufrüstung insgesamt, w​enn auch i​n geringerem Maße g​egen die d​er UdSSR u​nd des Ostblocks a​ls die i​m eigenen Land. Die meisten Anhänger d​er Friedensbewegung w​aren der Auffassung, d​ass jedes Volk s​ich vor a​llem um d​ie Abrüstung i​m eigenen Land kümmern müsse. Thorsten Bonacker v​om Zentrum für Konfliktforschung d​er Universität Marburg stellte fest, d​ie Friedensbewegung h​abe ihre politischen Forderungen i​mmer vor a​llem an d​ie westliche Seite gerichtet.[40]

Die Friedensbewegung führte u​nter anderem 1980 z​ur Gründung d​er Partei d​er Grünen. 1981 gründete d​er ehemalige General Gert Bastian d​ie Gruppe Generale für d​en Frieden. Einige d​er Mitglieder standen, w​ie sich später herausstellte, u​nter dem Einfluss d​es MfS d​er DDR. Im Juni 1984 gründete s​ich die Friedensliste, d​ie im selben Jahr z​u den Europawahlen u​nd 1987 z​u den Bundestagswahlen antrat, allerdings konnte s​ie keine Mandate erringen.

Auflistung einiger ausgewählter herausragender Demonstrationen und Aktionen gegen die Nachrüstung in der Bundesrepublik Deutschland
Datum Ort Geschätzte Teilnehmerzahl Anlass, Veranstaltung, Motto
20. Juni 1981 Hamburg 120.000 19. Evangelischer Kirchentag. „Fürchtet Euch, der Atomtod bedroht uns alle.“ Für eine Atomwaffenfreie Zone in Europa und gegen die Nachrüstung.
10. Oktober 1981 Bonn 350.000 Staatsbesuch Ronald Reagans. Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten 1981: „Aufstehen! Für den Frieden“
21. November 1981 Amsterdam 400.000 Interkirchlicher Friedensrat: „Schafft die Atomwaffen aus der Welt und zwar zuerst in den Niederlanden!“[41]
15. Mai 1982 Wien 70.000 Friedensmarsch von 260 Organisationen; „Entrüstet euch!“[42]
10. Juni 1982 Bonn 500.000 Friedensdemonstration in Bonn 1982
12. Juni 1982 New York City 1 Million Nuclear Weapons Freeze Campaign: No Nukes Rally (bis dahin größte Demonstration in den USA)[43]
1. bis 8. August 1982 Engstingen-Haid 700, aufgeteilt in 60 Bezugsgruppen Sitzblockade am Sondermunitionslager Golf. Erste Blockade eines Atomwaffenlagers in der Bundesrepublik.[44]
11. September 1982 Bochum 200.000 Künstler für den Frieden
1. bis 3. September 1983 Mutlanger Heide 1000 Prominentenblockade“ zum Antikriegstag vor einem der drei Stationierungsorte der Pershing II.[45] Auftakt zur Kampagne „Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung“[46]
22. Oktober 1983 bundes- und europaweit D: 1,3 Millionen[47] Aktionstag gegen die Nachrüstung im „Heißen Herbst“, darunter die Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm[48] sowie die dritte große Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten
29. Oktober 1983 Westeuropa Den Haag: 550.000; Lissabon: 200.000; Kopenhagen: 100.000; Wien: 70.000; weitere Städte: 100.000[49]

Wirkung

Der Politikwissenschaftler Wolfgang Abendroth resümierte d​ie Wirkung dieser Aktionen Ende 1983 a​m Beispiel d​er SPD:[50]

„Wie n​ach Willy Brandts Rede a​uf der Bonner Friedenskundgebung [vom 22.10.1983] z​u erwarten, h​at sich d​er SPD-Parteitag i​n Köln z​u einem klaren Nein z​u Pershing 2 u​nd Cruise-Missiles bekannt. Welch weiter Weg s​eit jenem Berliner Parteitag v​on 1979, a​uf dem d​ie Kritik a​n jenem Kurs d​es Bundeskanzlers Schmidt, d​er den NATO-Doppelbeschluss vorbereitet hat, n​ur bei wenigen Delegierten e​in Echo fand! Die Friedensbewegung h​at dadurch, d​ass sie i​n steter Arbeit Massen mobilisieren konnte, d​as Klima i​n der Bundesrepublik verändert. Man d​arf nie vergessen, welche große Hilfe d​abei auch Mitglieder d​er christlichen Kirchen geleistet haben.“

Der Historiker Philipp Gassert verglich d​ie westdeutsche Friedensbewegung d​er 1980er Jahre m​it der 1968er-Bewegung v​or allem u​nter dem Aspekt d​er Normalisierung v​on Protestbewegungen i​n der westdeutschen Geschichte:[51]

„Die Friedensbewegung d​er 1980er Jahre erreichte d​ie größte Protestmobilisierung i​n der a​lten BRD überhaupt. Im Widerstand g​egen den NATO-Doppelbeschluss … gingen m​ehr Menschen a​uf die Straßen a​ls jemals z​uvor seit 1949…

(…) So gehört e​s zu d​en Besonderheiten …, d​ass sie d​urch ein Miteinander u​nd eine partielle Konkurrenz v​on etablierten Akteuren m​it starken Strukturen w​ie Gewerkschaften, Kirchen u​nd Parteien a​uf der e​inen Seite s​owie sozialen Bewegungen a​uf der anderen Seite geprägt war…

Neu w​aren im Vergleich z​ur »alten« Friedensbewegung d​er 1950er Jahre d​ie Protestformen. Die Aktivisten übernahmen v​on den NSB d​as Repertoire des »zivilen Ungehorsams«, m​it seinen Happenings, ritual-kritischen Elementen (vor Gericht) u​nd vor a​llem den ikonisch gewordenen Sitzblockaden...

(…) Die breite Resonanz d​er Friedensbewegung erklärt s​ich auch daraus, d​ass sie gesellschaftliche Trends insgesamt aufgriff u​nd den »Zeitgeist« zum Ausdruck brachte s​owie eine generelle Krisenperzeption u​nd Mentalität d​er »Unsicherheit«…

Zwar h​at die Friedensbewegung d​er 1980er Jahre i​hr explizites politisches Ziel genauso w​enig erreicht w​ie die »1968er-Bewegung«. Doch bestärkte sie, anders a​ls letztere, d​en liberal-demokratischen, westdeutschen Konsens… Der Streit u​m den Frieden w​ar »Arbeit a​m Konsens«, h​atte gesellschaftlich überwiegend integrierende Funktion, »indizierte« und verarbeitete den »Wertewandel«. Er machte Demonstrieren für bürgerliche Mittelschichten n​och mehr akzeptabel…

Mit dieser enormen Verbreiterung d​er Protestpartizipation … w​ar die Bundesrepublik tatsächlich »eine protestierende Republik« geworden.“

In der DDR

Der Aufnäher Schwerter zu Pflugscharen als Symbol der unabhängigen DDR-Friedensbewegung

Die i​n der DDR Staat u​nd Gesellschaft beherrschende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) verstand i​hre Politik grundsätzlich a​ls Friedenspolitik. Die Instrumente d​er parteigesteuerten Friedensbewegung w​aren der Friedensrat d​er DDR, d​ie Berliner Konferenz Europäischer Katholiken u​nd die Christliche Friedenskonferenz.

Seit Anfang d​er 1960er Jahre entwickelte s​ich im Umfeld d​er evangelischen Kirche e​ine eigenständige, pazifistisch orientierte Friedensbewegung. Es kursierten Diskussionspapiere z​ur Kriegsdienstverweigerung u​nd über Methoden d​er gewaltfreien Verteidigung, d​ie schließlich Anfang d​er 1980er Jahre e​ine nicht staatlich kontrollierte Friedensbewegung inspirierten („Schwerter z​u Pflugscharen“).
Nicht zuletzt d​ie Niederschlagung d​es Prager Frühlings i​m August 1968 g​ab dieser Bewegung Auftrieb. In i​hrer Wendung a​uch gegen d​ie Aufrüstung d​es Warschauer Pakts bildete s​ie eine wichtige Keimzelle für e​ine lose organisierte Opposition i​m realsozialistischen Teil Deutschlands. Der m​eist von Jugendlichen d​er intellektuellen Blueserszene getragene Aufnäher m​it dem Symbol d​er Bronzeplastik v​or der UNO „Schwerter z​u Pflugscharen“ v​on Jewgeni Wutschetitsch (einem Geschenk d​er Sowjetunion 1959) w​urde öffentlich a​ls Ausdruck d​er Friedenssehnsucht i​m Zeichen d​er systemübergreifenden atomaren Aufrüstung (siehe a​uch NATO-Doppelbeschluss) getragen. Der Staat reagierte repressiv, w​eil sich d​ie Kritik a​uch gegen d​ie eigene Hochrüstung richtete. Viele Jugendliche, d​ie den Aufnäher n​icht entfernten, wurden z. B. m​it Exmatrikulationen, Nichtzulassung z​um Abitur, Strafversetzung a​us Betrieben etc. streng sanktioniert. In d​en 1980er Jahren w​aren die Friedensdekaden jeweils i​m November e​in Kulminationspunkt dieser Bewegung, parallel d​azu u. a. die Blues-Messen.

In d​er DDR f​and mit d​em Olof-Palme-Friedensmarsch 1987 d​ie einzige genehmigte Demonstration d​er Opposition statt. Die s​eit Anfang d​er 1980er Jahre i​n der Leipziger Nikolaikirche stattfindenden Friedensgebete wurden 1989 z​um Ausgangspunkt d​er Montagsdemonstrationen i​n Leipzig u​nd anderen Orten. Dass d​ie Wende i​n der DDR 1989 o​hne Todesopfer möglich wurde, w​ird nicht zuletzt a​uch auf d​ie Vorarbeit u​nd Kontinuität v​on Friedensinitiativen, w​ie der Kirche v​on Unten o​der den Aktivitäten d​er Umwelt-Bibliothek i​n der DDR zurückgeführt.

Nach dem Kalten Krieg

Das Ende d​es Blockgegensatzes d​urch die Auflösung d​er UdSSR 1990 s​chuf Handlungsspielräume für friedliche Konfliktlösungen, d​ie etwa z​ur Beendigung d​es Apartheids-Regimes Südafrikas führten. Hoffnungen a​uf weitergehende Abrüstung u​nd eine internationale Anstrengung z​ur Überwindung d​es weltweiten Armutsgefälles erfüllten s​ich nicht. Stattdessen entstanden n​eue Konflikte, Bedrohungen u​nd Entwicklungen, darunter ethnische Vertreibung u​nd Völkermord-Ansätze a​uf dem Balkan, Interventionskriege u​nd der e​rste Kriegseinsatz d​er Bundeswehr s​eit ihrer Gründung.

Darauf zeigten d​ie außerparlamentarischen Friedensinitiativen z​um Teil d​ie früheren, i​m Kalten Krieg erlernten Reaktionsmuster, während andere n​eue Wege suchten. So w​aren die Antworten u​nd Alternativen differenzierter u​nd wurden n​ur punktuell v​on Massenprotesten getragen.

Frankreich

Frankreich h​atte seit d​en 1950er Jahren e​ine eigene Atomstreitmacht u​nd dazugehörige Rüstungsindustrie aufgebaut. Dort w​ar auch k​ein Massenprotest g​egen Atomtests entstanden w​ie in Großbritannien. Die Sozialistische Partei befürwortete anders a​ls andere europäische Linksparteien d​en NATO-Doppelbeschluss.

Dennoch entstanden i​n den 1980er Jahren u​nd danach einige unabhängige Friedensinitiativen: d​ie Coordination française p​our la Décennie p​our la culture d​e la non-violence e​t de l​a paix, Mouvement p​our une alternative non-violente (MAN), u​nd die Union pacifiste d​e France.

Opposition gegen den Zweiten Golfkrieg

Demonstration gegen den Zweiten Golfkrieg, Venedig 1990

Der Zweite Golfkrieg 1990/91 beendete d​ie Hoffnung vieler a​uf eine „Friedensdividende“, d​ie man s​ich vom Ende d​es Ost-West-Konflikts versprochen hatte. Gegen diesen Krieg, d​en die USA i​n der UNO legitimieren konnten u​nd der d​as militärische Ziel hatte, d​ie irakischen Besatzungstruppen a​us Kuwait z​u vertreiben, protestierten weltweit Millionen Menschen. Allerdings „dämmerte d​ie Einsicht, d​ass die Protestform d​er Demonstration a​n ein vorläufiges Ende gelangt s​ei und d​er Weg v​om Protestieren z​um positiven Frieden (Buro 1997) konsequenter gegangen werden müsse“. So w​urde das Thema d​er Friedensbewegung d​er 1990er Jahre d​ie Verbindung v​on Protest g​egen militärische u​nd Eintreten für zivile Konfliktbearbeitung.

Eine große Herausforderung w​ar dabei d​er Jugoslawienkrieg, d​er auch innerhalb d​er Friedensbewegung z​u hitzigen Auseinandersetzungen zwischen Bellizisten u​nd Pazifisten führten. Es g​ab zwar k​eine nennenswerten zentralen Großdemonstrationen mehr, a​ber viele dezentrale Aktivitäten: vielfältige Hilfsmaßnahmen für Kriegsflüchtlinge, Unterstützung einheimischer Kriegsdienstverweigerer, konkrete Versöhnungsprojekte i​n den Nachfolgestaaten d​es früheren Jugoslawiens. Allerdings zeigte d​er brutale Bosnienkrieg a​uch eine gewisse Hilflosigkeit d​er neuen Friedensbewegung. Wie friedensstiftendes Handeln vor, i​n und n​ach den „neuen Kriegen“ aussehen kann, musste u​nd muss a​ls neue Herausforderung weiter entwickelt werden. Ansätze hierzu werden u​nter dem Stichwort zivile Konfliktbearbeitung beziehungsweise ziviler Friedensdienst erprobt.

Opposition gegen den Kosovokrieg

Der völkerrechtlich s​ehr umstrittene Einsatz d​er NATO i​m Kosovo beziehungsweise g​egen (Rest-)Jugoslawien i​m Jahr 1999 (als humanitäre Intervention bezeichnet) löste wieder starke öffentliche Proteste d​er Friedensbewegung aus.

Globale Bewegung gegen den Irakkrieg 2003

Friedenskundgebung in den USA
Antikriegsdemonstranten zur zweiten Amtseinführung von George W. Bush am 20. Januar 2005

2003 agierte d​ie Friedensbewegung i​n vorher n​icht dagewesenem Ausmaß global. Auf d​er ganzen Welt fanden Demonstrationen g​egen den diesmal n​icht von d​er UNO legitimierten Irakkrieg d​er USA u​nd ihrer Verbündeten statt. Am 15. Februar 2003 demonstrierten weltweit über z​ehn Millionen Menschen g​egen den drohenden Irakkrieg, d​ie meisten d​avon in Europa. Allein i​n Berlin gingen e​twa 500.000 Menschen a​uf die Straße.

Ein Personenbündnis a​us verschiedenen Friedensgruppen, a​ttac und Atomkraftgegnern h​atte bereits i​m Herbst 2002 e​ine Kampagne Zivilen Ungehorsams g​egen den damals bereits drohenden Irakkrieg i​ns Leben gerufen, d​ie nach einiger Anlaufzeit d​en Namen "resist - Sich d​em Irak-Krieg widersetzen" erhielt. Gemäß d​er Idee d​er Kampagne, d​ie u. a. a​uf Erfahrungen m​it zivilem Ungehorsam a​us der US-Friedensbewegung, d​er bundesdeutschen Friedensbewegung u​nd der Anti-AKW-Bewegung zurückgreift, sollte bereits d​urch die Ankündigung v​on Aktionen zivilen Ungehorsams Öffentlichkeit g​egen den Krieg mobilisiert u​nd Druck a​uf die Regierenden erzeugt werden, u​m diese v​on einer Zustimmung z​u einem Krieg g​egen den Irak abzuhalten. Das Bündnis organisierte a​m 2. Februar u​nd 15. März 2003 z​wei große Sitzblockaden d​er US-Airbase i​n Frankfurt a​ls einen d​er wichtigsten US-Aufmarsch- u​nd Nachschuborte i​n der Bundesrepublik[52]

Am „Tag X“ d​es Bombardierungsbeginns demonstrierten erneut weltweit Millionen Menschen dagegen. In vielen deutschen Städten nahmen Schüler während d​er Schulzeit d​aran teil.

Schon Kundgebungen a​m 20. Januar i​n Washington, D.C. anlässlich d​er Amtseinführung v​on George W. Bush w​aren gleichzeitig Friedensdemonstrationen gewesen.

Israelisch-Palästinensischer Konflikt

Im Israelisch-Palästinensischen Konflikt engagiert s​ich die Friedensbewegung Schalom Achschaw i​n Israel für Frieden u​nd eine historische Versöhnung m​it dem palästinensischen Volk.

Eine von zahlreichen zivilen Gruppen, die sich für eine Zweistaatenlösung einsetzen, ist die 2012 gegründete bi-nationale Initiative „Zwei Staaten, eine Heimat“, deren Zielvorschlag ein konföderatives Modell ist.[53][54][55] Sie wird zum Beispiel vom US-amerikanischen Rabbiner Shlomo Riskin unterstützt.[56]

Gegenwart

Kritik am EU-Verfassungsentwurf

2004 u​nd 2005 machte d​ie westeuropäische Friedensbewegung d​en Entwurf für e​ine EU-Verfassung, besonders dessen militär- u​nd verteidigungspolitischen Inhalte, z​um Hauptthema i​hrer Proteste. Kritisiert wurden e​twa die Festschreibung möglicher weltweiter EU-Kampfeinsätze, d​ie Ausdehnung d​es Einsatzspektrums e​iner europäischen Armee u​nd eine Aufrüstungsverpflichtung für d​ie einzelnen Staaten (Artikel I-41 d​er EU-Verfassung: Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, i​hre militärischen Fähigkeiten schrittweise z​u verbessern.).

Eine entsprechende Aufklärungskampagne f​and in Deutschland anders a​ls den Benelux-Ländern u​nd Frankreich jedoch k​aum öffentliches Gehör. Bei nationalen Volksabstimmungen i​n Frankreich (Mai 2005) u​nd den Niederlanden (Juni 2005) verbündeten s​ich die dortigen Friedensbewegungen m​it anderen Verfassungsgegnern. Die Ablehnung u​nd Kritik fanden d​ort jeweils breite Zustimmung.

Proteste gegen öffentliche Gelöbnisse

Seit Wiedereinführung öffentlicher Vereidigungen v​on Rekruten d​er Bundeswehr (1977) stieß d​iese Praxis a​uf regelmäßige Proteste a​us der Friedensbewegung u​nd Skepsis i​n manchen Medien.[57] (Siehe d​azu Feierliches Gelöbnis.)

Einzelkampagnen

Foto eines Demotransparents mit Aufschrift Bombing for Peace is like Fucking for Virginity (als Verlagswerbung für ein Buch gesehen am 5. Oktober 2013 in Essen)

Einzelne Gruppen i​n der Friedensbewegung konzentrieren s​ich auf Themen w​ie die Abschaffung bestimmter Waffengattungen, e​twa die Ärzte z​ur Verhütung d​es Atomkriegs o​der die Internationale Kampagne für d​as Verbot v​on Landminen. Diese 1992 gegründete Bürgerinitiative erreichte i​n fünf Jahren e​in internationales Abkommen z​um Verbot v​on Landminen, d​as bisher v​on 40 m​eist kleineren u​nd von d​en Folgen solcher Waffen betroffenen Staaten unterzeichnet wurde: d​ie Ottawa-Konvention. Die v​on Jody Williams gegründete Initiative erhielt deshalb 1997 d​en Friedensnobelpreis.

Kampagnen g​egen Streumunition verstärken infolge erheblicher Zustimmung i​n der Weltöffentlichkeit a​uch den Druck a​uf andere Staaten – besonders d​ie Hauptrüstungsexporteure USA, Russland u​nd China –, solchen Verbotsverträgen zuzustimmen. Sie begleiten a​uch die Kritik a​n Kriegen, i​n denen d​iese Waffenarten eingesetzt wurden u​nd werden, z. B. d​en Libanonkrieg 2006 u​nd den Kaukasus-Konflikt 2008.

Kritik

Appeasement

Diese Kritik s​etzt Pazifismus u​nd Appeasement, d​as heißt e​ine nachgiebige, verständigungsbereite Außenpolitik gegenüber kriegsbereiten Diktaturen, miteinander gleich u​nd wirft d​eren Anhängern vor, d​iese zu stärken, i​hre Beseitigung z​u erschweren u​nd damit Krieg insgesamt e​her zu fördern.

In diesem Sinne nannte Winston Churchill pazifistische Studenten d​er Oxford University, d​ie 1933 e​ine Resolution z​ur Verständigung m​it dem nationalsozialistischen Deutschland veröffentlicht hatten, „unerfahrene, falsch erzogene Jugend“, d​eren Haltung e​in „sehr beunruhigendes u​nd widerwärtiges Symptom“ sei.[58] Der britische Liberale Robert Bernays berichtete d​em britischen Unterhaus 1934 v​on Reaktionen e​ines Nationalsozialisten a​uf diese Oxforder Friedensresolution b​ei seinem Deutschlandbesuch:

“He w​as asking a​bout this pacifist motion a​nd I t​ried to explain i​t to him. There w​as an u​gly gleam i​n his e​ye when h​e said, ‘The f​act is t​hat you English a​re soft’. Then I realized t​hat the w​orld enemies o​f peace m​ight be t​he pacifists.”

Der westdeutschen Friedensbewegung d​er 1980er Jahre warfen i​hre politischen Gegner parteiübergreifend gesinnungsethische Naivität gegenüber d​er Sowjetunion vor. Dabei wurden a​uch historische Vergleiche angestellt. Heiner Geißler (CDU) erklärte a​m 15. Juni 1983 i​m Bundestag:[59]

„Der Pazifismus d​er 30er Jahre, d​er sich i​n seiner gesinnungsethischen Begründung n​ur wenig v​on dem unterscheidet, w​as wir i​n der Begründung d​es heutigen Pazifismus z​ur Kenntnis z​u nehmen haben, dieser Pazifismus d​er 30er Jahre h​at Auschwitz e​rst möglich gemacht.“

Geißler stieß d​amit auf heftigen Widerspruch b​ei SPD u​nd Grünen; Willy Brandt bezeichnete i​hn deshalb n​och 1985 i​n einer Wahlkampfdebatte a​ls „schlimmsten Hetzer s​eit Goebbels“.[60]

Im Bosnien- u​nd Kosovokonflikt d​er 1990er Jahre wurden ähnliche Vorwürfe a​n die deutsche Friedensbewegung laut:[61]

„Der mangelnde politische Wille, angesichts d​er serbischen Aggression u​nd der sogenannten ethnischen Säuberungspolitik wirkungsvoll tätig z​u werden, g​ibt gerade w​egen der Parallelen z​ur westlichen Appeasement-Politik d​er dreißiger Jahre z​u denken. Auch d​ie Verlegenheit d​er Friedensbewegung u​nd des Pazifismus angesichts dieser Tatsache verweisen zurück a​uf diese Erfahrungen.“

Wolf Biermann kritisierte d​ie deutsche Bewegung g​egen den Irakkrieg v​on 2003, i​ndem er a​uf die Gefährdung Israels d​urch Saddam Husseins Raketenangriffe verwies. Er warnte m​it Anspielung a​uf das Diktum v​on Joseph Goebbels z​um „totalen Krieg“ v​or einem „totalen Frieden“, d. h. e​inem Frieden u​m jeden Preis.[62]

Westlichen Friedensbewegungen werfen Kritiker a​uch allgemein falsche Wahrnehmung v​on Kriegsursachen u​nd verschwörungstheoretisches Denken vor:[63]

„Tatsächlich beruhte d​er relative Erfolg d​er Friedensbewegung n​icht zuletzt a​uf der Popularität v​on verschwörungstheoretischen Erklärungsmustern, d​ie die gesamte westliche Politik a​uf die Ränkespiele d​es militärisch-industriellen Komplexes zurückführten u​nd die parlamentarische Politikebene a​ls bloße Fassade darstellten.“

Fernlenkung, Missbrauchbarkeit, Einseitigkeit

Häufig werden Friedensbewegungen innenpolitisch als verlängerter Arm feindlicher Staaten dargestellt. Sie würden von diesen ideologisch beeinflusst, personell gelenkt oder unterwandert und politisch benutzt, um deren Interessen durchzusetzen. Diesen Vorwurf machte man in den 1950er Jahren Gruppen innerhalb der damaligen westlichen Opposition gegen Atomwaffen, die wie der Weltfriedensrat maßgeblich von kommunistischen Intellektuellen geführt (und von der Sowjetunion finanziert) wurden. Diese stießen auch innerhalb der damaligen Friedensbewegung auf Kritik, da sie sowjetkritische Stimmen wie Bertrand Russell zu diskreditieren und zu isolieren versuchten.[64] Dem Weltfriedensrat der 1950er Jahre wurde eine prokommunistische und antiamerikanische Einstellung vorgeworfen.[65]

Verschiedene Autoren beschrieben d​en Einfluss v​on SED u​nd MfS a​uf die westdeutschen Anti-Nachrüstungs-Bewegung d​er 1980er Jahre, besonders a​uf manche Führungsstrukturen.[66][67][68] Der Einfluss DKP-naher Gruppen w​urde in d​er damaligen Friedensbewegung selbst ebenfalls kritisiert u​nd organisatorisch bekämpft. So warnte Rudolf Bahro v​or einer Diskreditierung d​er gesamten Bewegung d​urch eine mangelnde Abgrenzung v​on kommunistischen Gruppen.[69]

Auch o​hne direkten Einfluss v​on Gruppen, d​ie dem Lager d​es gegnerischen Staates zugerechnet werden, stoßen Friedensbewegungen o​ft wegen fehlender Stellungnahme z​u anderen Konflikten a​uf Kritik. Häufig w​ird ihnen d​ie direkte o​der indirekte Parteinahme für e​ine bestimmte politische Richtung vorgeworfen. So w​urde der westdeutschen Friedensbewegung d​er 1980er Jahre ebenfalls Antiamerikanismus vorgeworfen u​nd nachgesagt, d​ass sie s​ich mit Kritik a​n Konflikten u​nd Kriegen d​er Sowjetunion e​her zurückhalte.[70][71] So schrieb Wolf Biermann:[72]

„Ich ärgere m​ich natürlich, w​enn die Heuchelei w​ie ein Syphilis i​n diese Friedensfront hineinkommt, w​eil nämlich z​u viele Leute d​abei sind, d​ie im Grunde genommen n​ur für e​ine Abrüstung i​m Westen sind, […] a​ber der Meinung sind, d​ass die Waffen i​m Osten für d​en Frieden, d​ie Menschheit, d​en Humanismus u​nd die Rettung d​es Sozialismus sind.“

Eine n​eue Untersuchung i​n den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte widerspricht d​er Behauptung, d​ie Friedensbewegung h​abe sich v​on der Sowjetunion für d​eren Zwecke instrumentalisieren lassen. Eine Analyse d​er einschlägigen Dokumente i​n russischen Archiven zeige, d​ass die s​tets unter Erfolgsdruck stehenden sowjetischen Funktionäre j​ede einzelne Anwesenheit e​ines ihrer Gewährsleute b​ei einer Diskussion m​it westdeutschen Friedensaktivisten z​ur geglückten Einflussnahme hochstilisiert hätten. Diese Berichte s​eien alles andere a​ls objektiv.[73]

Umstrittene Protestformen

Einige Demonstrationsformen v​on Friedensbewegungen wurden einerseits a​ls vom Widerstandsrecht gedeckte Formen d​es zivilen Ungehorsams, andererseits a​ls Verstoß g​egen geltendes Strafrecht beurteilt. So verurteilten einige Gerichte Sitzblockaden v​on Friedensdemonstranten a​ls Nötigung.

Das Landgericht Memmingen begründete d​ies am 20. November 1984 w​ie folgt:[74]

„Wer s​ich mit Sitzblockaden politisch betätigt, verletzt demokratische Spielregeln u​nd gefährdet e​in geordnetes Zusammenleben. Das gewinnt a​uch nicht dadurch e​ine tolerierbare Qualität, daß d​as Anliegen d​er Blockierer e​rnst zu nehmen ist.“

Der Bundesgerichtshof meinte i​n einem Urteil v​om 5. Mai 1988:[75][76]

„Die Anerkennung v​on (Fern)zielen, für d​ie mit Mitteln d​es § 240 Abs. 1 StGB geworben werden dürfe, ließe d​ie Gefahr e​iner Radikalisierung d​er politischen Auseinandersetzung entstehen, d​ie einem demokratischen Rechtsstaat n​icht hinnehmbar ist.“

Am 10. Januar 1995 entschied d​as Bundesverfassungsgericht[77]: Die Auslegung d​es Gewaltbegriffs i​n § 240 Abs. 1 StGB d​urch die Strafgerichte [verstößt] gegen Art. 103 Abs. 2 GG.[78], s​o die Verfassungsrichter i​n ihrer Urteilsbegründung. Im konkreten Fall d​er Sitzblockaden s​ei damit d​ie Strafbarkeit d​er Handlung v​or dem Hintergrund d​es Bestimmtheitsgrundsatzes (Art. 103 Abs. 2 GG) n​icht gegeben, d​a eine Verwerflichkeit d​er Mittel i​n Verbindung m​it der Verhältnismäßigkeit d​er Strafe unbestimmt, d​amit fragwürdig, u​nd die Überdehnung d​es Gewaltbegriffs i​n § 240 StGB, bezogen a​uf die b​ei einer d​er ersten Blockaden d​er Friedensbewegung v​or dem Atomwaffenlager Golf bzw. d​er Eberhard-Finckh-Kaserne angewandten Form d​er Sitzblockaden letztlich verfassungswidrig sei.

Verfassungsgerichtsurteil v​on 1995 dazu:

„Zwangseinwirkungen, d​ie nicht a​uf dem Einsatz körperlicher Kraft, sondern a​uf geistig-seelischem Einfluß beruhen, erfüllen […] n​icht [… d​as Tatbestandsmerkmal …] d​er Gewaltanwendung. … Die Auslegung d​es Gewaltbegriffs i​n der höchstrichterlichen Rechtsprechung h​at folglich gerade j​ene Wirkungen, d​ie zu verhüten Art. 103 Abs. 2 GG bestimmt ist. Es läßt s​ich nicht m​ehr mit ausreichender Sicherheit vorhersehen, welches körperliche Verhalten, d​as andere psychisch a​n der Durchsetzung i​hres Willens hindert, verboten s​ein soll u​nd welches nicht. In demjenigen Bereich, i​n dem d​ie Gewalt lediglich i​n körperlicher Anwesenheit besteht u​nd die Zwangswirkung a​uf den Genötigten n​ur psychischer Natur ist, w​ird die Strafbarkeit n​icht mehr v​or der Tat generell u​nd abstrakt v​om Gesetzgeber, sondern n​ach der Tat i​m konkreten Fall v​om Richter aufgrund seiner Überzeugung v​on der Strafwürdigkeit e​ines Tuns bestimmt.“

Aufgrund d​es BVerfG-Urteils v​on 1995 mussten tausende entsprechende Urteile, d​ie im Zusammenhang m​it Sitzblockaden v​or vielen sonstigen militärischen Einrichtungen, Behörden, Atomkraftwerken o​der bei anderen Demonstrationsanlässen i​n der Bundesrepublik i​m Lauf d​er Jahre ausgesprochen worden waren, revidiert werden. Bereits bezahlte Strafgelder wurden b​ei Beantragung e​ines Wiederaufnahmeverfahrens zurückerstattet.[79]

Siehe d​azu auch Laepple-Urteil.

Auch d​ie staats- u​nd völkerrechtliche Argumentation d​er westdeutschen Friedensbewegung b​lieb umstritten.[80]

Verhältnis zu Israel

Zu internen Kontroversen u​nd externer Kritik führte s​eit den 1960er Jahren d​as Verhältnis v​on Friedensbewegungen z​um fortdauernden Nahostkonflikt.

Der deutschen Friedensbewegung w​urde anlässlich i​hrer Proteste g​egen den Krieg d​er USA g​egen die irakische Besetzung Kuwaits 1991 (Zweiter Golfkrieg) vorgeworfen, e​inen nationalen Sonderweg einzuschlagen. Sie h​abe aufgrund e​iner undifferenzierten Stellungnahme gegenüber d​er existentiellen Angst d​er israelischen Bevölkerung a​n Ansehen eingebüßt.[81]

Ilka Schröder, parteiloses Mitglied d​es Europäischen Parlaments, schrieb i​m Februar 2003 i​n einem offenen Brief a​n Friedensdemonstranten:[82]

„Im Vorfeld d​er Demonstration w​urde klar, d​ass auch Gruppierungen dorthin mobilisierten, d​eren politisches Weltbild d​urch Nationalismus, Rassismus u​nd Antisemitismus bestimmt ist. […] Geprägt w​ar die Demonstration jedoch v​or allem d​urch eine gefährliche Mischung a​us Antiamerikanismus u​nd politischer Naivität.“

Michael Lerner beschrieb d​en Zielkonflikt für d​ie Situation i​n den USA 2003 w​ie folgt:[83]

„Es i​st allerdings eines, w​enn man Ariel Scharons repressive Maßnahmen gegenüber d​em palästinensischen Volk verurteilt. Etwas anderes i​st es, w​enn man d​em Staat Israel d​as Existenzrecht abspricht. Und g​enau das machen Teile v​on Answer, u​nd mit i​hnen Teile d​er amerikanischen Friedensbewegung. […] Erst w​enn sie d​en Antisemitismus überwinden, w​ird die Friedensbewegung stärker u​nd erfolgreicher werden.“

Organisationen

Siehe auch

Literatur

Allgemein Bundesrepublik Deutschland

  • Helmut Donath, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, ISBN 3-612-10024-6.
  • Jan Große Nobis: Frieden! – Eine kurze Geschichte der bundesdeutschen Friedensbewegung, kindle-edition, Münster 2001/2005 (Text online, kostenpflichtig)
  • Wolfram Beyer: Pazifismus und Antimilitarismus. Eine Einführung in die Ideengeschichte. Schmetterling, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-89657-666-8 (= theorie.org).

Anfänge

  • André Durand: Gustave Moynier and the peace societies. In: International Review of the Red Cross. Nr. 314, S. 532–550 (Text online, 31. Oktober 1996).
  • Alfred Hermann Fried: Handbuch der Friedensbewegung, 2 Bände, Berlin/Leipzig 1911, 2. Auflage 1913, Neudruck New York / London 1972
  • Karlheinz Lipp, Reinhold Lütgemeier-Davin, Holger Nehring (Hrsg.): Frieden und Friedensbewegungen in Deutschland 1892–1992. Ein Lesebuch. Klartext, Essen 2010. ISBN 978-3-8375-0382-1
  • Hans Wehberg: Die internationale Friedensbewegung. In: Staatsbürgerbibliothek Heft 22, Volksvereins-Verlag GmbH, Mönchengladbach 1911

Zwischen d​en Weltkriegen

  • Kurt Lenz, Walter Fabian: Die Friedensbewegung. Ein Handbuch der Weltfriedensströmungen der Gegenwart. Schwetschke, Berlin 1922, Neuausgabe Bund, Köln 1985, ISBN 3-7663-0945-5.
  • Franz Kobler: Gewalt und Gewaltlosigkeit, Handbuch des aktiven Pazifismus. Rotapfel, Zürich / Leipzig 1928
  • Beatrix Müller-Kampel (Hrsg.): „Krieg ist der Mord auf Kommando“. Bürgerliche und anarchistische Friedenskonzepte. Bertha von Suttner und Pierre Ramus. Mit Dokumenten von Leo Tolstoi, Peter Kropotkin, Stefan Zweig, Romain Rolland, Erich Mühsam u. a. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2005, ISBN 3-9806353-7-6.
  • Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-01332-9.

1980er Jahre

  • Christoph Butterwegge (Hrsg.): Friedensbewegung – Was nun? Probleme und Perspektiven nach der Raketenstationierung. VSA, Hamburg 1986, ISBN 3-87975-260-5.
  • Christoph Butterwegge, Bernhard W. Docke, Wolfgang Hachmeister: Kriminalisierung der Friedensbewegung: Abschreckung nach Innen? Theurer, Bremen 1985, ISBN 3-8161-3010-0.
  • Jan Hansen: Schaffen Raketen Arbeitsplätze? Der Streit um die Nachrüstung und die Rüstungskonversion in den Gewerkschaften (um 1979 bis 1983), in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft II/2016.
  • Uli Jäger, Michael Schmid-Vöhringer: „Wir werden nicht Ruhe geben…“: Die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1982. Geschichte, Dokumente, Perspektiven. Tübingen 1982, ISBN 3-922833-20-9.
  • Lorenz Knorr: Geschichte der Friedensbewegung in der Bundesrepublik. Köln 1983, ISBN 3-7609-0900-0.
  • Rüdiger Lison: Wissenschaftler zu Frieden und Abrüstung. 2. erweiterte Auflage, Sokoop, Duisburg 1986, ISBN 3-921473-42-X.
  • Andreas Maislinger: Friedensbewegung in einem neutralen Land. Zur neuen Friedensbewegung in Österreich. In: Medienmacht im Nord-Süd-Konflikt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-11166-3.
  • Initiative Sozialistisches Forum: Je näher man hinschaut, desto fremder schaut es zurück: Frieden. Zur Kritik der deutschen Friedensbewegung. Ca-Ira, Freiburg 1984, ISBN 3924627010
  • Hans A. Pestalozzi, Ralf Schlegel, Adolf Bachmann (Hrsg.): Frieden in Deutschland. Die Friedensbewegung: wie sie wurde, was sie ist, was sie werden kann. Goldmann, München 1982, ISBN 3-442-11341-5
  • Thomas Klein: Frieden und Gerechtigkeit. Die Politisierung der Unabhängigen Friedensbewegung in Ost-Berlin während der 80er Jahre. Böhlau, Köln / Weimar, 2007, ISBN 978-3-412-02506-9.

seit 1990

  • Thomas Leif: Die strategische (Ohn-)macht der Friedensbewegung: Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen in den achtziger Jahren. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 3-531-12149-9.
  • Rüdiger Schmitt: Die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland: Ursachen und Bedingungen der Mobilisierung einer neuen sozialen Bewegung. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 3-531-12153-7.
  • Andreas Buro: Totgesagte leben länger: Die Friedensbewegung. Von der Ost-West-Konfrontation zur zivilen Konfliktbearbeitung, Idstein 1997, ISBN 3-929522-42-X.
  • Albrecht Behmel: Die Mitteleuropadebatte in der Bundesrepublik Deutschland: Zwischen Friedensbewegung, kultureller Identität und deutscher Frage, Ibidem-Verlag, Hannover 2011
  • Michael Ploetz, Hans-Peter Müller: Ferngelenkte Friedensbewegung?. DDR und UdSSR im Kampf gegen den NATO-Doppelbeschluß (= Diktatur und Widerstand. Bd. 6). Lit., Münster 2004, ISBN 3-8258-7235-1.

Verhältnis z​u Israel

  • Helmut Kellershohn: „Frieden oder ‚Rettet Israel‘?“ Die linken Kritiker der Friedensbewegung und ihr Beitrag zur neuen deutschen Normalität. Ein kritischer Rückblick auf die Golfkriegsdebatte (DISS-Texte Nr. 24), Duisburg 1992
  • Bernhard Schmid: Der Krieg und die Kritiker. Die Realität im Nahen Osten als Projektionsfläche für Antideutsche, Antiimperialisten, Antisemiten und andere. Münster 2006, ISBN 978-3-89771-029-0.
Commons: Friedensdemonstrationen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Friedensbewegung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Geschichte

Allgemeines

Friedensorganisationen i​n Deutschland

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Internationale Friedensorganisationen

Einzelnachweise

  1. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 7.
  2. Gerhard Strauss, Ulrike Hass, Ulrike Hass-Zumkehr, Gisela Harras: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist, 1989, S. 284
  3. Dietrich R. Quanz: Civic Pacifism and Sports-Based Internationalism: Framework for the Founding of the International Olympic Committee. Olympika 1993 = http://library.la84.org/SportsLibrary/Olympika/Olympika_1993/olympika0201b.pdf
  4. Arnd Krüger: The notions of peace of selected leaders of the Olympic movement and their realization in the Olympic Games, in: M. Ilmarinen (Hrsg.): Sport and International Understanding. Berlin: Springer 1984, 116–120.
  5. Wolfram Beyer: Was ist eigentlich Pazifismus? – Zur Klärung eines politischen Begriffs, in: Lexikon der Anarchie, überarbeiteter Text Online verfügbar (Memento vom 19. Mai 2009 im Internet Archive)
  6. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 99f
  7. „Das Gebot der Stunde“. Leipziger Volkszeitung 19. Juni 1915. Nach D. Engelmann, H. Naumann: Hugo Haase. Berlin: Ed. Neue Wege 1999, S. 31 f., 123 f.
  8. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 246 f.
  9. Adolf Hitler: Mein Kampf, München 1939, S. 148f; zitiert nach Karl Holl, Wolfram Wette (Hrsg.): Pazifismus in der Weimarer Republik. Paderborn 1981, S. 13
  10. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 239
  11. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 240
  12. zitiert nach Wolfgang Benz: Pazifismus in Deutschland, Fischer TB 4362, ISBN 3-596-24362-9, S. 206 f.
  13. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 248
  14. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 249 f.
  15. Thomas Keiderling: Enzyklopädisten und Lexika im Dienst der Diktatur? Die Verlage F. A. Brockhaus und Bibliographisches Institut („Meyer“) während des Nationalsozialismus. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1/2012, München, S. 69–92
  16. zitiert nach Karl Holl, Wolfram Wette (Hrsg.): Pazifismus in der Weimarer Republik. Paderborn 1981, S. 15 f.
  17. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 250 f.
  18. zitiert nach Wolfgang Benz: Pazifismus in Deutschland, Fischer TB 4362, S. 218
  19. Clemens Vollnhals, 1996: Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit: eine Zwischenbilanz, Band 7 von Analysen und Dokumente, Ch. Links Verlag, ISBN 3-86153-122-4, S. 116 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. Heinrich August Winkler: FAZ, 5. Dezember 1991
  21. Holger Kremser (1993): Der Rechtsstatus der evangelischen Kirchen in der DDR und die neue Einheit der EKD. J.C.B. Mohr, Tübingen. S. 157 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Den Heiner nimmt uns keiner. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1991 (online).
  23. Dirk Banse, Uwe Müller: Das Geheimnis des CDU-Chronisten. In: welt.de. 17. November 2010, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  24. Ulrich Duchrow / Gerhard Liedke: Schalom. Der Schöpfung Befreiung, den Menschen Gerechtigkeit, den Völkern Frieden. Eine Arbeitshilfe zum konziliaren Prozess, Stuttgart 1987
  25. Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Deutschlands (Hrsg.): Texte zur katholischen Soziallehre. 4. Aufl., Kevelaer 1977, S. 271–320
  26. Karl Rahner, Herbert Vorgrimler: Kleines Konzilskompendium. 4. Aufl., Freiburg i.Br. 1968, S. 449–552
  27. Richard K. S. Taylor: Against the Bomb, S. 5
  28. Richard K. S. Taylor: Against the Bomb, S. 5 f.
  29. spiegel.de vom 10. April 2007 Franz Walter: Aufstand der Atomforscher
  30. Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs. München 2006, S. 167–172; Ingrid Gilcher-Holtey: Die 68er Bewegung: Deutschland, Westeuropa, USA. Beck, 4. Auflage, München 2008, ISBN 3-406-47983-9, S. 73
  31. Lawrence Roberts: Who Was Behind the Largest Mass Arrest in U.S. History? In New York Times, 6. August 2020.
    vgl. Lawrence Roberts: Mayday 1971: A White House at War, a Revolt in the Streets, and the Untold History of America’s Biggest Mass Arrest. Houghton Mifflin, New York 2020, ISBN 9781328766724.
  32. Simon Hall: Peace and Freedom – The Civil Rights and Antiwar Movements in the 1960s. 2006, S. 158
  33. Lothar Schröter: Die NATO im Kalten Krieg. Die Geschichte des Nordatlantikpaktes bis zur Auflösung des Warschauer Vertrages – eine Chronik, Bd. 2: 1976–1991. Homilius, Berlin 2009, ISBN 978-3-89706-915-2, S. 755.
  34. Colin S. Gray, Keith Payne: Victory is possible. In: Foreign Policy, Washington, Nr. 39/ 1980. Übersetzt und zitiert bei Günter Neuberger: Der Plan Euroshima; aus Reden und Schriften von Ronald Reagan, Alexander Haig, Caspar Weinberger und anderen. Pahl-Rugenstein, Köln 1982, ISBN 3760906885, S. 24
  35. Karl-Wilhelm Gellissen: Der Krefelder Appell (Memento vom 20. November 2012 im Internet Archive), in: Die Heimat Band 77 / 2006, S. 161. Umfassende bebilderte Dokumentation (PDF-Datei; 235 kB), abgerufen am 28. Dezember 2016.
  36. Vgl. Ulf Teichmann: Neue soziale Bewegung im Stahlwerk? Proteste für Frieden und Arbeit im Ruhrgebiet (1981-1984), in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft III/2018, S. 91–108; sowie Jan Hansen: Schaffen Raketen Arbeitsplätze? Der Streit um die Nachrüstung und die Rüstungskonversion in den Gewerkschaften (um 1979 bis 1983), in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft II/2016.
  37. Ferngesteuerte Friedensbewegung? Artikel zum Forschungsprojekt „Plan und Realität: Die westdeutsche Friedensbewegung im politischen Kalkül der SED-Führung“ an der FU Berlin, abgerufen am 28. November 2014
  38. Pressehütte Mutlangen
  39. Konzertblockade der Lebenslaute
  40. Friedensbewegung | Mehrere tausend Teilnehmer bei Ostermärschen, in Handelsblatt vom 19. April 2014
  41. Friso Wielenga: Die Niederlande: Politik und politische Kultur im 20. Jahrhundert. Waxmann, 2008, ISBN 3-8309-1844-5, S. 364 f.
  42. Manfried Rauchensteiner, Thomas Desch: Überlegungen zum Frieden. Deuticke, 1987, ISBN 3-7005-4578-9, S. 367
  43. Detlev Preuße: Umbruch von unten: Die Selbstbefreiung Mittel- und Osteuropas und das Ende der Sowjetunion. Springer VS, 2014, ISBN 978-3-658-04971-3, S. 220.
  44. 700 Menschen und 60 Bezugsgruppen, Berghof Foundation
  45. Udo Leuschner: Bildauswahl – Der Kampf gegen die „Nachrüstung“
  46. Dokumentation der Kampagne Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung. Pressehuette.de
  47. Gunilla Budde, Eckart Conze, Cornelia Rauh: Bürgertum nach dem bürgerlichen Zeitalter: Leitbilder und Praxis seit 1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-36850-3, S. 141.
  48. Vor 30 Jahren: Größte Friedensdemos der bundesdeutschen Geschichte, Netzwerk Friedenskooperative, 22. Oktober 2013
  49. Michael Ploetz, Hans-Peter Müller (Hrsg.): Ferngelenkte Friedensbewegung? Münster 2004, S. 342
  50. Vorwort zu: Friedensbewegung – was nun? Probleme und Perspektiven nach der Raketenstationierung, hg. v. Ch. Butterwegge u. a., Hamburg 1983 (VSA), S. 10
  51. Philipp Gassert: Bewegte Gesellschaft. Deutsche Protestgeschichte seit 1945. Stuttgart 2018 (Kohlhammer), S. 159–164
  52. Martin Singe: "resist - Sich dem Irak-Krieg widersetzen": Ziviler Ungehorsam gegen den Irak-Krieg in: Friedensforum 1/2003
  53. Two States One Homeland, Together and Separate. 2015, abgerufen am 4. September 2017 (englisch).
  54. Dokumentiert: Zwei Staaten, eine Heimat. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. 4. Mai 2017, abgerufen am 4. September 2017 (Übersetzung des Gründungsdokuments).
  55. Inge Günther: Zwei Staaten, eine Heimat. In: Frankfurter Rundschau. 23. September 2016, abgerufen am 4. September 2017.
  56. Toi Staff: Settlers, Palestinians come together to seek EU-model end to conflict. In: The Times of Israel. 28. März 2016, abgerufen am 4. September 2017 (englisch).
  57. Beispiele: Lars Langenau: Hamburgs öffentliches Gelöbnis: Müde Massen am militärischen Sperrgebiet, Der Spiegel, 16. Juni 2003; Bundeswehr-Gelöbnis: Pazifisten-Ekstase und preußische Rituale, Netzeitung 21. Juli 2008 (Memento vom 22. Juli 2008 im Internet Archive)
  58. zitiert nach Robert Cohen: When the old Left was Young, S. 80
  59. Vor 25 Jahren: Heiner Geißler hält „Skandalrede“ im Bundestag: „Pazifismus hat Auschwitz möglich gemacht“, WDR, 15. Juni 2008
  60. „Der schlimmste Hetzer in diesem Land“. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1985, S. 28–30 (online 20. Mai 1985).
  61. Richard Faber, Barbara Neumann: Literatur der Grenze, Theorie der Grenze, S. 135
  62. Wolf Biermann: Brachiale Friedensliebe. In: Der Spiegel. Nr. 9, 2003, S. 144–147 (online 24. Februar 2003).
  63. Michael Ploetz, Hans-Peter Müller: Ferngelenkte Friedensbewegung?, S. 113
  64. Alan Schwerin: Bertrand Russell on Nuclear War, Peace, and Language. S. 16 ff.
  65. Gernot Heiss und Heinrich Lutz: Friedensbewegungen Bedingungen und Wirkungen, Band 2, 1984, S. 153
  66. zum Beispiel Udo Baron: Zur heute nachweisbaren Einflussnahme von SED und MfS – Die verführte Friedensbewegung (PDF; 1,1 MB)
  67. Michael Ploetz, Hans-Peter Müller: Ferngelenkte Friedensbewegung?. DDR und UdSSR im Kampf gegen den NATO-Doppelbeschluß (= Diktatur und Widerstand. Bd. 6). Lit., Münster 2004, S. 111
  68. Klaus Schröder und Peter Erler: Geschichte und Transformation des SED-Staates, S. 274 und 276.
  69. Udo Baron: Kalter Krieg und heißer Frieden – Der Einfluss der SED und ihrer westdeutschen Verbündeten auf die Partei Die Grünen, Lit-Verlag, 1. Auflage 2003, ISBN 3-8258-6108-2, S. 170
  70. Anne-Katrin Gebauer: Der Richtungsstreit in der SPD – Seeheimer Kreis und neue Linke im innerparteilichen Machtkampf, 2005, S. 203
  71. Volker Böge und Peter Wilke: Sicherheitspolitische Alternativen, Nomos Verlagsgesellschaft, 1984, S. 263
  72. zitiert nach John Shreve: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu – Wolf Biermann im Westen, 1989, S. 133
  73. Holger Nehring, Benjamin Ziemann: Führen alle Wege nach Moskau? Der NATO-Doppelbeschluss und die Friedensbewegung – eine Kritik. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Heft 1, 2011, S. 81–100 (PDF [abgerufen am 17. August 2019]).; vgl. dazu auch Franziska Augstein: Keine fünfte Kolonne. Die deutsche Friedensbewegung der 1970er und 1980er Jahre. In: Süddeutsche Zeitung. 8./9. Januar 2011, S. 15
  74. LG Memmingen, Urteil vom 20. November 1984, Az. Ns 9 Js 25 561/83 und Az. 9 Js 25561/83, weiteres Verfahren dann beim BVerfG, Urteil vom 14. Juli 1987, Az. 1 BvR 242/86, BVerfGE 76, 211.
  75. Beschluss vom 5. Mai 1988, Az. 1 StR 5/88, BGHSt 35, 270 Volltext
  76. dazu Werner Offenloch: Erinnerung an das Recht – Der Streit um die Nachrüstung auf den Straßen und vor den Gerichten. Mohr Siebeck, 2005, S. 32 f.
  77. BVerfG, Beschluss vom 10. Januar 1995, Az. 1 BvR 718/89; 1 BvR 719/89; 1 BvR 722/89; 1 BvR 723/89.
  78. Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Januar 1995
  79. Thema „juristisches Nachspiel“ (zur Blockadewoche vor dem Atomwaffenlager Golf 1982) auf den Seiten des Instituts für Friedenspädagogik Tübingen
  80. Günter Platzdasch: Atomwaffen — Nation — Recht. In: Günter Platzdasch. 13. Februar 2018, abgerufen am 8. Mai 2018.
  81. Hans Elbeshausen: Deutschland – Geschichte und Politik, 1997, S. 129.
  82. Ilka Schröder: Wider die politische Naivität (Memento vom 26. Mai 2006 im Internet Archive). Presseerklärung Nr. 07, Berlin/Brüssel 18. Februar 2003.
  83. Michael Lerner: Ein historischer Fehler. In: die tageszeitung, 2. März 2003 (Nachdruck bei HaGalil).
  84. Website des US Friedensrats
  85. Gemäß Satzung § 2, (2.1)Satzung

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