Hymne
Ein Hymnus (maskulinum, altgriechisch ὕμνος hýmnos, deutsch ‚Tongefüge‘, nachchristlich lateinisch hymnus als Lehnwort mit der Bedeutung „Lob Gottes mit Gesang“ bzw. „Gesang mit Lob Gottes“)[1] oder eine Hymne (femininum, sekundär aus dem Plural Hymnen entstanden)[2] ist ursprünglich ein feierlicher Preis- und Lobgesang.[3] Daraus entstand die Hymne als Gedichtform als geistliches Lied oder religiöses, lyrisches Gedicht (zum Unterschied von der epischen, didaktischen und profanen Dichtung[4]). Hymnen sind Ausdruck hoher Begeisterung und Verehrung. In der Hymnologie werden geistliche Hymnen und andere Kirchenlieder erforscht.[5] Es werden zudem liturgische, außerliturgische und griechische (bzw. syrische) Hymnen unterschieden.[6]
Außerdem steht Hymne kurz für eine Nationalhymne oder ähnliche Gesänge.[7]
Varianten
Lobgesang oder Gedicht: Hymnus – Hymne
- Vor allem in der Antike war der Hymnus (die Hymne) ein feierliches Preislied, das meist zur Kithara vorgetragen wurde und der Helden-, Götter- und Naturverehrung diente. Ursprünglich wurde er stehend im epischen Versmaß, später in Distichen und kunstvollen lyrischen Versarten aufgeführt und dann begrifflich eingeschränkt auf metrisch oder rhythmisch vorzutragende Preislieder Gottes und der Heiligen.[8]
- In der alttestamentlichen Bibelwissenschaft versteht man unter Hymnus eine Psalmengattung mit einem festen zweiteiligen Formschema. Auf eine Einführung, die zum Lob JHWHs auffordert, folgt das Hauptstück, in dem Anlass und Inhalt des Lobgesangs genannt werden.[9]
- In der Kirchenmusik der Alten Kirche und des Mittelalters: einstimmige, vielstrophige Form des geistlichen Liedes, die bis heute Verwendung im Stundengebet der römisch-katholischen Liturgie und anderer christlicher Konfessionen findet; ein Hymnus ist Bestandteil jeder Hore. Als das „klassische Maß“ gilt seit Ambrosius von Mailand ein Hymnus mit acht Strophen.[10]
- Es gibt auch Trauerhymnen. Beispielsweise der Zyklus Dresden von Rudolf Mauersberger mit dem Trauerhymnus Wie liegt die Stadt so wüst.
- In der Dichtung ist die Hymne ein der Ode vergleichbares[11] Gedicht (Lobeshymne), siehe auch Hymne (Gedichtform). Ein solches Gedicht ist oft in freien Rhythmen verfasst, ohne Reim und ohne festen Strophenbau.
- Seit Friedrich Gottlieb Klopstock bezeichnete man als Hymne ein feierlich-getragenes Gedicht mit ernstem, begeisterndem oder besinnlichem Inhalt.
Weitere Bedeutungen
- Hymne ist auch das Kurzwort für die National- oder Landeshymne.
- Rockhymnen wie Hymn, We Are the Champions oder Wind of Change bewegen das Publikum zum Mitsingen.
- Außerdem gibt es Unternehmenshymnen, Vereinshymnen, Clubhymnen, Parteihymnen, Partyhymnen usw.
- Bei Studentenverbindungen haben Farben- oder Bundeslieder eine vergleichbare Funktion.
- In den Rezensionen des journalistischen Feuilletons werden uneingeschränkt positive Urteile über Künstler und ihre Werke als (Lobes-)Hymnen bezeichnet (das Gegenteil ist der Verriss).[12]
Literatur
- Karl Hoenn: Sumerische und akkadische Hymnen und Gebete. Artemis, 1953.
- Hermann Kurzke: Hymnen und Lieder der Deutschen. Mainz 1990, ISBN 3-87162-018-1
- Erik Schilling: Liminale Lyrik. Freirhythmische Hymnen von Klopstock bis zur Gegenwart. Stuttgart 2018. ISBN 978-3-476-04646-8
- Fatih Tepebaşılı: Ulusal Marşlar ve Kimlikler. Edebiyat Bilimi Açısından Notlar. Nobel Yayın Dağıtım, Ankara 2004, ISBN 975-591-802-7 (Nationale Hymnen und die Identitaeten)
- Jan Maarten Bremer, William D. Furley: Greek Hymns. Volume I: The Texts in Translation. Volume II: Greek Texts and Commentary. Mohr Siebeck, Tübingen, 2001 (Studien und Texte zu Antike und Christentum, Bd. 9–10), ISBN 3-16-147527-5 (Bd. 1), ISBN 3-16-147553-4 (Bd. 2). Rezension: Andrew Faulkner, in: Bryn Mawr Classical Review 2002.05.36 online
Weblinks
Einzelnachweise
- Clemens Blume: Hymnus. In: Michael Buchberger (Hrsg.): Kirchliches Handlexikon. Ein Nachschlagebuch über das Gesamtgebiet der Theologie und ihrer Hilfswissenschaften. Band 1: A–H. Allgemeine Verlags-Gesellschaft, München 1907, Sp. 2064 f.
- „Hymne“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hymne>, abgerufen am 19. Januar 2020.
- Vgl. Duden online: Hymne und Hymnus
- Clemens Blume: Hymnus. 1907.
- Duden online: Hymnologie
- Clemens Blume: Hymnus. 1907.
- Duden online: Nationalhymne
- Clemens Blume: Hymnus. 1907.
- Reinhard Müller: Psalmen(AT). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 1. Mai 2013., abgerufen am 19. Januar 2020.
- Benedikt Kranemann: Liturgie – Theologie und Elemente. In: Richard Mailänder, Britta Martini (Hrsg.): Basiswissen Kirchenmusik 1: Theologie – Liturgiegesang. Carus Verlag, 2. Aufl., Stuttgart 2010, S. 30–66, hier S. 57.
- Kurt Schlüter: Die englische Ode. Studien zu ihrer Entwicklung unter dem Einfluß der antiken Hymne. Bonn 1964.
- Duden online: Lobeshymne