MÁVAG
Magyar Királyi Állami Vas-, Acél- és Gépgyárak, kurz MÁVAG (deutsch Königlich Ungarische Staatliche Eisen-, Stahl- und Maschinenfabriken), war eine ungarische Lokomotiv- und Waggonfabrik im Eigentum des Königreichs Ungarn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde MÁVAG nationalisiert und der Zusatz „Királyi“ (Königlich) aus dem Firmennamen gestrichen.
Die Gesellschaft beschäftigte einst mehrere Tausend Arbeiter. Die Fabrik befand sich im 8. Stadtbezirk von Budapest, angrenzend an die Straßen Kőbányai, Hungária, Vajda Péter und Orczy. Sie war neben Ganz & Cie die berühmteste ungarische Maschinenfabrik im 19. Jahrhundert. Bekanntgeworden ist MÁVAG vor allem durch ihre ab 1873 produzierten Dampflokomotiven. Zur Tausendjahrfeier Ungarns 1896 lieferte MÁVAG die 1000. Lokomotive an die ungarische Staatsbahn MÁV aus.
Ingenieure der Firma hatten entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Elektrotechnik. Károly Zipernowsky, Miksa Déri und Ottó Titusz Bláthy brachten 1885 den Transformator zur Serienreife. Kálmán Kandó führte 1900/1902 den Eisenbahnbetrieb mit Drehstrom ein. Nach 1924 baute MÁVAG die berühmten Lokomotiven der MÁV-Baureihe 424.
In der Zwischenkriegszeit produzierte MÁVAG Lastkraftwagen, Oberleitungsbusse, Omnibusse und Automobile. Hierzu wurde 1936 von Ford eine Lizenz zur Herstellung des Ford Eifel erworben und 1939 auch vom Ford V8. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Panzer und anderes Kriegsmaterial hergestellt. Hierzu gehörte die Lizenzfertigung der italienischen Reggiane Re.2000, sowie deren MÁVAG-eigene Weiterentwicklung Hejja II.
Seit spätestens 1938 bestand eine enge Kooperation mit Mercedes-Benz. Die Lastwagen Typ Lo 3500 wurde in Lizenz gefertigt.
Schon frühzeitig exportierte die MÁVAG Lokomotiven ins Ausland, so zum Beispiel im Jahr 1900 nach Italien und Rumänien, später nach Ägypten, Indien, Jugoslawien und Korea. Bis zur Auslieferung der letzten Dampflokomotive, 1959, wurden von der MÁVAG insgesamt 7578 Dampflokomotiven produziert.
1959 wurde MÁVAG mit der benachbarten Lokomotiv- und Waggonfabrik Ganz, welche Elektrolokomotiven, Diesellokomotiven und Waggons fürs In- und Ausland herstellte, zusammengeschlossen und firmierte bis 1988 unter „Ganz-MÁVAG“. In diesem Jahr wurde die Firma in mehrere Unternehmen aufgesplittet und das Wort „MÁVAG“ aus dem Firmennamen gestrichen.
Siehe auch
Literatur
- Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die große Automobil-Enzyklopädie. BLV, München 1986, ISBN 3-405-12974-5.