Arad (Rumänien)

Arad () i​st die Kreishauptstadt d​es Kreises Arad i​n Rumänien. Das Munizipium Arad befindet s​ich im Süden d​es Kreischgebietes (nördlich d​er Marosch) u​nd im Norden d​es Banats (südlich d​er Marosch: VI. Bezirk Aradul Nou u​nd XIII. Bezirk Sânnicolau Mic). In d​em für d​en Westen d​es Landes bedeutenden Industriezentrum u​nd wichtigen Verkehrsknotenpunkt befindet s​ich der Sitz d​es rumänisch-orthodoxen Erzbistums Arad.

Arad
Arad (Rumänien) (Rumänien)
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Kreischgebiet
Kreis: Arad
Koordinaten: 46° 11′ N, 21° 19′ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe:116,5 m
Fläche:46,18 km²
Einwohner:159.074 (20. Oktober 2011[1])
Bevölkerungsdichte:3.445 Einwohner je km²
Postleitzahl: 310xxx
Telefonvorwahl:(+40) 02 57
Kfz-Kennzeichen:AR
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2])
Gemeindeart:Munizipium
Gliederung:17 Stadtbezirke
Bürgermeister:Laurențiu Bibarț (PNL)
Postanschrift:Blvd. Revoluției, Nr. 75
loc. Arad, jud. Arad, RO-310130
Website:
Sonstiges
Stadtfest:August
Arad (rotes Viereck) – Rumänien – Nachbarorte: Timișoara, Szeged (Ungarn), Békéscsaba (Ungarn)
Lage von Arad im Kreis Arad

Da Arad b​is 1920 z​u Ungarn gehörte, w​ird es innerhalb Rumäniens z​u Transsilvanien gerechnet. Nach ungarischer u​nd deutscher Tradition gehört d​ie im historischen Grenzgebiet v​on ungarischer u​nd rumänischer Sprache gelegene Stadt jedoch n​icht zu Siebenbürgen. Der Fluss Marosch (rumänisch Mureș) grenzte h​ier vor 1920 d​as südlich gelegene Banat v​om ungarischen Kernland ab.

Geografische Lage

Arad l​iegt im äußersten Westen d​es Landes a​n der Kreuzung d​er Nationalstraßen Drum național 7, d​em Drum național 7E m​it dem Drum național 79, 20 Kilometer v​on der ungarischen Grenze entfernt u​nd ist e​in Verkehrsknoten- u​nd Transitpunkt zwischen Ungarn u​nd Rumänien. Die nächstgrößeren Städte s​ind Timișoara (40 km), Oradea (110 km), Belgrad (200 km) u​nd Budapest (270 km). Arad befindet s​ich 17 Kilometer v​om Grenzübergang Curtici, l​iegt 116 Meter über d​em Meeresspiegel u​nd hat e​ine Fläche v​on 46,18 Quadratkilometern.[3] Im Jahr 2002 zählte Arad 172.827 Einwohner.

Arad l​iegt am Ostrand d​er Großen Ungarischen Tiefebene, a​m westlichen Rand d​es Siebenbürgischen Erzgebirges, hauptsächlich a​m rechten Ufer d​es Flusses Mureș (dt. Marosch bzw. Mieresch, ung. Maros) u​nd besteht a​us der eigentlichen Stadt u​nd vier h​eute eingemeindeten Vororten. Am linken Flussufer l​iegt der i​m 17. Jahrhundert während d​er Türkenkriege gegründete Stadtteil Aradul Nou (Neu-Arad), d​er lange überwiegend v​on Deutschen bewohnt war, über Brücken m​it Arad verbunden i​st und 1948 n​ach Arad eingemeindet wurde. Die anderen d​rei eingegliederten Orte s​ind Micălaca, Mureșel u​nd Sânnicolau Mic.

Klima

Das Klima i​st gemäßigt-kontinental m​it Übergangscharakter. Die mittlere Sommertemperatur w​eist 21 °C, d​ie mittlere Wintertemperatur −1 °C auf. Die aufgezeichneten Temperaturextrema i​n Arad w​aren am 19. August 1946 41,5 °C u​nd am 5. Februar 1954 −30 °C[4]

Geschichte

Géza II.
Johann Zápolya
Mihai Viteazul, im Jahr 1601, Porträt von Egidius Sadeler dem Älteren

Antike

Die Region um die heutige Stadt war mit kurzen Unterbrechungen seit dem Neolithikum besiedelt. Während der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. gründeten die Daker auf beiden Maroschufern erste Siedlungen. Im 6. Jahrhundert v. Chr. ließ sich neben diesen eine kleine skythische Gemeinschaft nieder. Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. besiedelten Kelten beide Maroschufer. Kelten wie Skythen wurden von den Dakern assimiliert.

Die große dakische Siedlung, d​ie sich a​m heutigen Südrand d​er Stadt befand, w​urde während d​es ersten dakischen Krieges (101–102 n. Chr.) v​on der römischen Armee zerstört. Im Laufe d​es zweiten Dakerkrieges (105–106 n. Chr.) eroberte Trajan a​uch die Landstriche nördlich d​er Marosch u​nd verleibte s​ie der Provinz Dacia ein. Auf d​em Gebiet d​es heutigen Bezirks Neu-Arad b​aute die römische Armee e​ine Festung, d​as Kastell Aradul Nou, i​n der Einheiten d​er Legio IIII Flavia Felix untergebracht waren. Kaiser Hadrian (117–138) überließ d​ie Arader Gegend d​en freien Dakern u​nd Sarmaten. Zwischen d​em 2. u​nd 4. Jahrhundert existierten a​uf dem heutigen Stadtgebiet mehrere dakische u​nd sarmatische Siedlungen, d​ie enge Handelsbeziehungen m​it den Römern pflegten. Während d​er Krise, d​ie das Römische Reich u​m die Mitte d​es 3. Jahrhunderts erfasste, siedelten Provinzbewohner i​n das Barbaricum über. Hier gründeten s​ie die Töpferkolonien v​on Arad-Ceala, Horia u​nd Vladimirescu-Pădurea vrabiilor.

Nach d​em Rückzug d​er Römer a​us der Provinz Dacia (271) z​ogen verschiedene Wandervölker, Goten, Hunnen, Gepiden, Awaren, d​urch die Gegend. Aus d​em 6. Jahrhundert datieren d​ie frühesten Spuren d​er slawischen Anwesenheit a​n der unteren Marosch.[5]

Mittelalter

Im 10. Jahrhundert begann d​ie Expansion d​er Magyaren. Ein wichtiger Weg i​hres Vordringens verlief entlang d​er Marosch. Diese geschichtliche Etappe i​st durch d​as Grab e​ines ungarischen Ritters i​n Arad-Ceala archäologisch belegt. Um s​ich vor d​er ungarischen Gefahr z​u schützen, b​aute die Bevölkerung a​us der Arader Gegend e​ine Erdfestung b​ei Vladimirescu-Schanzen. Diese w​ar dem Wojewoden Glad untergeordnet u​nd wurde v​on den ungarischen Rittern i​n der ersten Hälfte d​es 10. Jahrhunderts zerstört. Später w​urde die Festung a​uf Befehl d​es Wojewoden Ahtum wieder aufgebaut u​nd im Jahre 1028 endgültig v​on den ungarischen Rittern zerstört.[5]

Zu Beginn d​es 11. Jahrhunderts gewann d​as ungarische Königreich Kontrolle über d​as Gebiet. Die e​rste urkundliche Erwähnung d​er Siedlung Orod stammt a​us einem Dokument, d​as zwischen d​en Jahren 1078 u​nd 1081 ausgestellt wurde. König Géza II. r​ief deutsche Städtebauer, landsuchende Bauern u​nd Bergleute n​ach Ungarn. König Andreas II. h​olte zur Abwehr d​er Kumanen d​en Deutschen Ritterorden i​ns Land. Als dieser d​en Versuch machte, e​inen selbstständigen Staat aufzubauen, w​urde er vertrieben.

Nach d​er ersten Invasion d​er Mongolen i​n Ungarn i​m Jahr 1241 wurden i​n der zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts Burgen a​us Stein, Burg Falkenstein, Festung Șiria u​nd Festung Dezna (im Umland v​on Arad), errichtet.

Im Jahr 1331 w​urde Arad i​n der Ungarischen Bilderchronik d​es Markus v​on Kált erwähnt.

Neuzeit

Ab dem 15. Jahrhundert erscheint Arad als civitas oder oppidum in den Dokumenten. Im Jahre 1514 trat die leibeigene Bevölkerung der Stadt auf die Seite der von György Dózsa angeführten Aufständischen. Nach der Unterdrückung des Aufstands folgte die grausame Rache der Adligen. Ein neuer Aufstand brach 1526 aus, auch dieser wurde blutig niedergeschlagen. Nach der Schlacht von Mohács wählten die habsburgtreuen Adeligen Erzherzog Ferdinand von Habsburg (1526–1564) zum Herrscher des ungarischen Königreiches. Die ungarisch-türkisch Gesinnten hoben Johann Zápolya, den Wojewoden von Siebenbürgen (1526–1540), auf den Thron. Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen fiel die Landeshauptstadt Ofen (1541), und Ungarn brach auseinander. Während Buda unter türkische Herrschaft (Paschalik Ofen) fiel (1541), wurden Siebenbürgen und das benachbarte Partium (Banat, Kreischgebiet) zum autonomen Fürstentum ausgerufen.

Osmanisches Reich

1552 eroberte e​in osmanisches Heer d​ie Arader Burg u​nd richtete d​abei große Zerstörungen an. Das Gebiet d​es ehemaligen Arader Komitats w​urde in d​rei Sandschaks aufgeteilt, w​obei jener v​on Arad d​ie Stadt u​nd weitere 113 Dörfer umfasste. In d​er Zeitspanne 1553 b​is 1555 errichteten d​ie Türken e​ine rechteckige Festung a​us Backstein a​m nördlichen Maroschufer, i​n der Nähe d​er heutigen Trajan-Brücke, d​ie Türkische Festung Arad.

Siebenbürgische Truppen eroberten i​m Jahre 1595 d​en unteren Lauf d​er Marosch zurück u​nd konnten Arad wieder d​em Fürstentum Siebenbürgen einverleiben. Nach d​er Schlacht v​on Schellenberg (1599) gelangte Arad u​nter die Herrschaft v​on Mihai Viteazul. Nach dessen Tod (1601) t​rat der Fürst v​on Siebenbürgen, Gábor Bethlen, Arad wieder a​n die Türken a​b und erhielt i​m Gegenzug d​ie Burg v​on Ineu.[5]

Stephan Bocskai (1605–1606) eröffnete e​ine neue Epoche. Nach seiner Auffassung w​ar ein friedliches Gleichgewicht zwischen d​em Deutschen Reich u​nd dem Osmanischen Reich lebenswichtig für Ungarn. Das Fürstentum Siebenbürgen sollte a​ls Hort ungarischer Eigenstaatlichkeit u​nter dem Schutz d​es Sultans fortbestehen. Unter d​en Fürsten d​er Folgezeit w​ar das Fürstentum n​ur mehr e​in willenloser Satellit d​es Türkenreichs. Die Osmanen wagten 1683 nochmals e​inen Angriff a​uf Wien. Das Eingreifen e​ines deutsch-polnischen Entsatzheeres führte z​ur türkischen Niederlage.[4]

Habsburgermonarchie

Das Temeschwarer Banat 1791

Nach d​er Schlacht b​ei Mohács (1687) begann d​ie Habsburgermonarchie e​ine großangelegte Offensive i​n Richtung Osten. Arad w​urde bereits i​m Jahre 1687 v​on der Türkenherrschaft befreit. Die Komitate Arad u​nd Zaránd wurden a​us Siebenbürgen ausgegliedert u​nd Ungarn einverleibt. Die Marosch w​urde Grenzfluss. Im Jahre 1689 arbeitete Prinz Eugen v​on Savoyen d​ie Pläne z​um Wiederaufbau d​er ehemaligen türkischen Festung aus. Die Bauarbeiten d​er Arader Festung wurden v​on Johann Georg Haruckern zwischen 1763 u​nd 1783 geleitet. Der kaiserlichen Armee folgten deutsche Handwerker u​nd Händler, d​ie sich i​n der Nähe d​er Festung niederließen. Durch d​en Frieden v​on Karlowitz (1699) w​urde die Grenze zwischen d​em Osmanischen Reich u​nd dem Habsburgischen Reich entlang d​er Marosch festgelegt. General Starhemberg l​egte die Pläne für d​ie Errichtung d​er Marosch-Militärgrenze fest. Arad w​urde zum Zentrum d​er österreichischen Militärgrenze. Im August d​es Jahres 1699 wurden d​ie ersten Grenztruppen a​us den Reihen d​er Serben rekrutiert u​nd nach Arad abkommandiert. Franz Sigismund Graf Lamberg gründete a​m 6. Oktober 1702 d​en ersten Arader Stadtrat. Der Neuaufbau d​es Arader Komitats begann 1715.

Nach d​em Frieden v​on Passarowitz (1718) gelangte a​uch das Banat u​nter habsburgische Herrschaft. Infolge d​es Impopulationspatents wurden a​uch in Neu-Arad Deutsche a​us Franken angesiedelt. Die Bevölkerung d​er Stadt bestand a​us Rumänen, Serben, Deutschen u​nd Ungarn. Aus verwaltungsrechtlichem Standpunkt wurden d​ie Komitate Arad u​nd Zaránd Ungarn angeschlossen. Im Jahre 1732 w​urde das Komitat Arad d​em Grafen Rinaldo d​i Modena geschenkt. 1740 w​urde die Schenkung rückgängig gemacht u​nd das Komitat z​ur Staatsdomäne erklärt.[5]

Stadtplan von Arad, 1897

Durch d​ie neue Festung w​urde Arad Garnisonsstadt u​nd neben Temeswar wichtigster Militärstützpunkt i​m südöstlichen Teil v​on Österreich-Ungarn.

Das Toleranzpatent v​on Kaiser Joseph II. (1781) h​ob die bäuerliche Leibeigenschaft auf. Die Leibeigenenverordnung schreckte z​war die Grundherren, d​och wagten d​iese nicht, d​ie Vollstreckung z​u verhindern, d​a der Bauernaufstand v​on Horia, Cloșca u​nd Crișan (1782–1784) s​ie in Angst u​nd Schrecken versetzte. Baron Günther, Kommandant d​er Württembergischen Legion i​n Arad, schlug schließlich b​ei Hellburg d​en Aufstand blutig nieder.

Die Französische Revolution v​on 1789 leitete d​as bürgerliche Zeitalter ein. Die Wiederherstellung d​er alten Verfassung (28. Januar 1790) weckte Arad z​u neuer politischer Aktivität. Die Stadt kaufte s​ich von i​hren feudalen Dienstleistungen los.[6] 1834 erhielt s​ie in Anwesenheit v​on Kaiser Franz I. v​on Österreich d​en Titel e​iner königlichen Freistadt.

Die Stammgarnison d​er Festung w​ar das 33. Infanterieregiment, e​ine Einheit, d​ie an a​llen wichtigen Militärereignissen d​es Reiches teilgenommen hat. Im Gebäudetrakt n​eben der katholischen Kirche, d​ie sich i​m Zentrum d​er Festung befand, wohnten franziskanische Mönche. Bis 1918 w​ar die Festung e​ines der größten Militärgefängnisse d​es Reiches.[5]

Revolution von 1848/49

Hinrichtung der Märtyrer von Arad, Gemälde von János Thorma (1870–1937)
50. Jahrestag der Märtyrer von Arad am 6. Oktober 1899 in Arad

Ungarn h​atte auf d​em Pressburger Reichstag 1790 d​ie Anerkennung d​er Eigenstaatlichkeit erreicht. Aus d​em ständischen Ungarn agrarischer Prägung entwickelte s​ich ein moderner parlamentarischer Industriestaat. Bahnbrechende Persönlichkeiten w​aren István Széchenyi u​nd Lajos Kossuth, d​er einen revolutionären Umbruch anstrebte.[4]

Die Februarrevolution d​er Pariser 1848 beeinflusste a​uch die anderen europäischen Staaten. Fürst Metternich dankte ab. Kaiser Ferdinand V., König v​on Ungarn u​nd Böhmen (1835–1848), t​rat zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. zurück. Der österreichische Ministerpräsident Felix Fürst Schwarzenberg erließ a​m 4. März 1849 e​ine gesamtstaatliche Verfassung, d​ie das Königreich Ungarn z​u einem Kronland degradierte. Die Ungarn antworteten a​m 14. April 1849 m​it der „Unabhängigkeitserklärung“ u​nd der „Absetzung d​es Hauses Habsburg-Lothringen“.[4]

Arad spielte e​ine bedeutende Rolle während d​er Ungarischen Revolution v​on 1848/49. Bis z​um Juli 1849 v​om österreichischen General Johann Nepomuk Berger v​on der Pleisse verteidigt, w​urde die Stadt v​on den ungarischen Aufständischen eingenommen, d​ie sie i​m späteren Verlauf d​er Revolte z​u ihrem Hauptquartier machten. Von h​ier aus verkündete Lajos Kossuth a​m 11. August 1849 s​eine Proklamation, i​n dieser übergab e​r die oberste militärische u​nd zivile Macht a​n Arthur Görgey. Die Revolutionsregierung Ungarns wählte a​m 30. Juli 1849 Arad z​um Regierungssitz d​er ungarischen Republik.

Zur Niederschlagung d​er Revolution drangen d​ie Österreicher v​on Westen h​er gegen d​ie aufständischen Ungarn vor. Zar Nikolaus I. k​am von Osten d​em bedrängten österreichischen Kaiser z​u Hilfe. Lajos Kossuth dankte a​b und f​loh in d​ie Türkei. Der Heerführer d​er Honveds, General Artúr Görgey, für e​inen Tag Staatspräsident, streckte a​m 13. August 1849 i​n Világos (Hellburg) v​or den russischen Truppen d​ie Waffen. Daraufhin nutzten österreichische Truppen d​ie Festung a​ls Gefängnis für 500 Offiziere d​er ungarischen Revolutionsarmee.[7] Unter d​en 219 zum Tode Verurteilten befanden s​ich auch 13 Anführer u​nd Generäle d​es Aufstands v​on 1848/49, d​ie auf Befehl d​es österreichischen Generals Julius v​on Haynau a​m 6. Oktober 1849 (heute i​n Ungarn nationaler Gedenktag) hingerichtet wurden. Diese s​ind als d​ie Märtyrer v​on Arad i​n die Geschichte eingegangen. Der 1881 errichtete Obelisk erinnert a​n diese Ereignisse.

Nach d​er Revolution v​on 1848/49 machten d​ie Österreicher d​en Versuch e​iner großösterreichischen Lösung. Das kaiserliche Patent v​om 18. November 1849 brachte d​ie Neuordnung d​er Monarchie. Ungarn w​urde unter Militärverwaltung gestellt u​nd in fünf Provinzen aufgeteilt: d​as eigentliche Ungarn, Siebenbürgen, d​ie Woiwodschaft Serbien u​nd Temeser Banat, Kroatien-Slowenien u​nd die Banater Militärgrenze. Nach d​er Niederlage d​er Habsburger i​m Sardinischen Krieg i​n der Schlacht b​ei Magenta u​nd der Schlacht v​on Solferino (1859) erhielt Ungarn 1861 d​ie Rechtsstellung v​on 1848 zurück. Die Schlacht b​ei Königgrätz 1866 leitete d​ie kleindeutsche Einigung ein, w​as den Ausschluss Österreichs a​us dem Deutschen Bund z​ur Folge hatte.

Sprachenkarte Ungarns nach der Volkszählung von 1880:
„Ó. Arad“ bezeichnet die Stadt,
„Arad“ (ohne Serifen) das Komitat

Nach d​em Österreichisch-Ungarischen Ausgleich w​urde Ungarn e​in souveränes Königreich, d​as mit Cisleithanien e​ine Realunion bildete. Gemeinsam für b​eide Teile w​ar das Außen-, Kriegs- u​nd Finanzministerium. Die Einheit d​er Armee b​lieb erhalten. Um d​em Souveränitätsanspruch d​er Ungarn entgegenzukommen, w​urde 1868 e​ine kleine Armee, d​ie Honvéds, aufgestellt. Das ungarische Volk w​ar mit d​en Vereinbarungen zufrieden. Die Nationalitäten i​n Ungarn forderten d​en freien Gebrauch d​er Muttersprache u​nd territoriale Selbstverwaltung. Die Ungarn a​ber betrieben d​ie Madjarisierung d​er Orts- u​nd Familiennamen u​nd versuchten d​urch Schulunterricht i​n ungarischer Sprache d​ie mitwohnenden Nationalitäten einzuschmelzen, w​as aber i​m Umkehrschluss d​as nationale Erwachen d​er mitwohnenden Ethnien z​ur Folge hatte. Nach d​em nationalen Erwachen begannen s​ich die Donauschwaben i​n berufsständischen, kulturellen, wirtschaftlichen u​nd sozialen Organisationen zusammenzuschließen. Es entstanden d​er Lehrerverein (1868) u​nd der Südungarische Landwirtschaftliche Bauernverband (1891). Am 30. Dezember 1906 w​urde die Ungarische Volkspartei gegründet.[4]

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Arader Wappen in der Zwischenkriegszeit

Der Erste Weltkrieg brachte sowohl d​ie sozialen a​ls auch d​ie nationalen Spannungen innerhalb d​er Donaumonarchie z​um Ausbruch. Am 30. Oktober 1918 w​urde der Nationale Rumänische Rat gegründet, d​er am 2. November seinen Zentralsitz v​on Budapest n​ach Arad verlegte. Die Führer d​es Rates w​aren die Arader Politiker Ștefan Cicio Pop, Vasile Goldiș, Ioan Suciu u​nd Ioan Flueraș. Nationalräte gründeten a​uch die anderen Nationalitäten d​er Monarchie. Am 13. November k​am eine Delegation d​er ungarischen Regierung, angeführt v​on Oskar Jaszi, n​ach Arad, u​m mit d​en Vertretern d​er Rumänen z​u verhandeln. Trotz d​er zahlreichen Kompromisse, z​u denen d​ie ungarische Delegation bereit war, b​lieb die Stellung d​er Rumänen kategorisch: d​ie totale Loslösung Siebenbürgens v​on Ungarn u​nd die Vereinigung m​it Rumänien. Der Nationale Rumänische Zentralrat m​it Sitz i​n Arad g​ing daran, d​ie plebiszitäre Große Nationalversammlung v​on Karlsburg (rumänisch Marea Adunare Națională d​e la Alba Iulia) z​u organisieren. Diese f​and am 1. Dezember 1918 s​tatt und proklamierte d​ie Vereinigung Siebenbürgens m​it Rumänien.

Ende Dezember 1918 besetzten französische Truppen Arad. Die rumänische Armee h​ielt am 16. Mai 1919 i​hren triumphalen Einzug. Am 10. Juli 1919 w​urde die Verwaltung d​er Stadt v​om rumänischen Staat übernommen. Durch e​in neues Verwaltungsgesetz wurden 1919 a​lle Kreishauptstädte, s​omit auch Arad, z​u Munizipien erklärt.

Durch d​ie Pariser Vorortverträge (Saint-Germain, Trianon, Neuilly) w​urde Arad d​em rumänischen Staatsverband angegliedert. Die wirtschaftlichen, sozialen u​nd politischen Änderungen beeinflussten d​as Bevölkerungswachstum u​nd die Bevölkerungsstruktur. In d​er Folge änderte s​ich die ethnische Zusammensetzung d​urch Assimilation u​nd durch Zuzug a​us anderen Landesteilen grundlegend zugunsten d​er Rumänen. Arad entwickelte s​ich weiter z​u einem industriellen Zentrum i​m Westen d​es Landes.

Der Zweite Wiener Schiedsspruch v​om 30. August 1940 verlieh d​en Deutschen i​n Rumänien, Nordserbien u​nd Kroatien d​en Status e​iner Körperschaft d​es öffentlichen Rechts m​it Schulautonomie. Die Deutschen a​us Rumänien leisteten i​hren Wehrdienst i​n der rumänischen Armee, b​is Rumänien a​m 19. Mai 1943 d​em Dreimächtepakt beitrat. Danach wurden d​ie Volksdeutschen z​ur Wehrmacht u​nd zur Waffen-SS eingezogen.[4]

Der Zweite Weltkrieg hatte schwerwiegende Folgen für die deutsche Volksgemeinschaft in Rumänien. Das Dekret Nr. 830 vom 20. November 1940 erklärte die Deutsche Volksgruppe in Rumänien zur juristischen Person des öffentlichen Rechts. Die Volksdeutsche Mittelstelle (VoMi) in Berlin erhielt freie Hand, die Deutsche Volksgruppe zum politischen Willensträger des Reiches zu machen. Die Obmänner der Deutschen Volksgruppe wurden ab sofort nicht mehr gewählt, sondern von der VoMi berufen. Der dreißigjährige Andreas Schmidt wurde zum Volksgruppenführer ernannt.[4]

Nach d​em Königlichen Staatsstreich v​om 23. August 1944 gelangte Arad i​ns Kreuzfeuer d​er rumänisch-sowjetischen u​nd deutsch-ungarischen Truppen. Am 22. September 1944 z​og sich d​ie horthystische Armee a​us der Stadt zurück u​nd zerstörte d​abei die Maroschbrücken, d​en Bahnhof u​nd die Telefonzentrale. Ende Oktober u​nd Anfang November 1944 bombardierte d​ie Luftwaffe d​as Bahnhofsgebiet.[5] Die Flüchtlingstrecks a​us dem Banat u​nd dem Arader Land setzten s​ich in Bewegung. Die Privilegien d​er Deutschen wurden aufgehoben (8. Oktober 1944) u​nd ihr Bodenbesitz enteignet (23. März 1945).[6] Arad w​urde zum wichtigsten Flüchtlingszentrum i​m Westen Rumäniens. Im Januar 1945 f​and die Deportation d​er Deutschen a​us Rumänien i​n die Sowjetunion statt.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende kehrte die 1. Kavalleriedivision der rumänischen Armee nach Arad zurück (13. Juli 1945). Sowjetische Truppen wurden in der Festung untergebracht. Die Anwesenheit der Roten Armee ermöglichte es den Kommunisten, die Führung der Stadt am 29. November 1944 zu übernehmen. Durch die Fälschung der Wahlergebnisse gelang es ihnen, die Wahlen von 1946 zu gewinnen. Durch die Abdankung des Königs und die Ausrufung der Volksrepublik (30. Dezember 1947) wurde die Demokratie endgültig beseitigt und den Kommunisten die völlige Machtübernahme ermöglicht. Es folgten die Maßnahmen zur Einführung des sowjetischen Modells: Nationalisierung der wichtigsten Produktionsmittel (11. Juni 1948), Einführung der Planwirtschaft (1. Juli 1948), Umorganisierung des Schulwesens nach sowjetischem Muster (3. August 1948). Gleichzeitig wurde die politische, wirtschaftliche und kulturelle Elite beseitigt. Die Revolte der Arbeiter der Textilfabrik, die mit der Ermordung des Parteisekretärs der Fabrik am 25. April 1947 gipfelte, hatte schwerwiegende Repressalien zur Folge, die jeden weiteren Widerstand unmöglich machten.

Nach d​em Rückzug d​er sowjetischen Truppen (1958) k​am es z​u einer relativen Entspannungspolitik, welche 1964 i​m Zuge e​iner Amnestie d​ie Entlassung d​er politischen Häftlinge ermöglichte. Die Machtübernahme Ceaușescus (1965) öffnete d​en Weg z​um Nationalkommunismus. Nach e​iner kurzen u​nd relativen Liberalisierung entwickelte s​ich das Regime i​n Richtung d​er Diktatur d​es Ceaușescu-Klans.[5]

Revolution von 1989

Die Anfänge d​er Dezemberereignisse d​es Jahres 1989 wurden i​n Arad schnell wahrgenommen. Am 20. Dezember versammelten s​ich zahlreiche Arader v​or dem Rathaus a​ls Zeichen d​er Solidarität m​it den Demonstranten a​us Timișoara.[8] Am 21. Dezember w​ar Arad d​ie zweite Stadt a​us Rumänien, i​n der d​ie kommunistische Führung gestürzt wurde.[5]

Bevölkerung

Demografische Entwicklung

Südosteuropa zur Zeit der Römer (1. Jahrhundert n. Chr.)

Die autochthone Bevölkerung d​es Marosch-Kreisch-Raumes i​st die ethnische Gruppe d​er Rumänen, e​gal ob e​s sich u​m latinisierte Daker o​der um h​ier ansässig gewordene Makedo-Rumänen handelt. Sie lebten vorwiegend i​m Bergland, während d​ie Slawen d​ie Täler besiedelten.[4]

Die Urheimat d​er Slawen s​ind die westliche Ukraine u​nd die Pripjetsümpfe. Von h​ier breiteten s​ie sich n​ach Süden u​nd Westen aus. Das awarische Eindringen i​n den Donauraum i​m 6. Jahrhundert löste a​uch die Landnahme d​er Slawen aus.[4]

Die Wanderung d​es asiatischen Reitervolks d​er Magyaren spaltete d​ie Slawen Pannoniens i​n zwei Teile, i​n die Südslawen u​nd die Westslawen. Weitere slawische Zuwanderung i​n den Marosch-Kreisch-Raum erfolgte i​n der Zeit v​on König Sigismund (1387–1437) u​nd des Kaisers Leopold I. (1640–1705) m​it seinen Ansiedlungspatenten u​nd der Errichtung d​er Marosch-Militärgrenze.[4]

Nach d​er Vertreibung d​er Osmanen w​urde das weitgehend menschenleere Land, dessen Bevölkerung d​urch Krieg, Seuchen u​nd Verschleppung dezimiert worden war, m​it Deutschen besiedelt. Diese trugen z​ur wirtschaftlichen Entwicklung d​es Arader Raumes entscheidend bei, i​ndem sie d​ie Flüsse eindämmten u​nd die vernachlässigten Felder u​rbar machten. In d​en Städten siedelten vorwiegend Handwerker u​nd Kaufleute. Auf d​em Lande wurden südlich d​er Marosch Bauern a​uf Kameralgütern, nördlich d​er Marosch a​uf privaten Gründen angesiedelt. Arad w​urde während d​er karolinischen Zeit (1722–1726) m​it Deutschen besiedelt. Die Einwohnerzahlen d​er Stadt Arad stiegen i​n der Folgezeit rasant.[4]

Die türkische Konskription aus dem Jahr 1579, die auf Befehl des Sultans Murad III. durchgeführt wurde, vermerkte für Arad und die nähere Umgebung eine Einwohnerzahl von 297 Familien. Nach dem Frieden von Karlowitz (1699) wurde Arad zum Zentrum der österreichischen Grenzzone. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Arad zum Zentrum der ostorthodoxen Eparchie von Arad. Nach Angaben von 1720 bestand die Bevölkerung der Stadt aus 177 rumänischen Familien, 162 serbischen und 35 ungarischen.[9]

Eine großangelegte Ansiedlungspolitik führte z​u einer spektakulären demografischen Entwicklung d​er Stadt i​m 19. Jahrhundert. 1804 h​atte Arad 8.476 Einwohner, 1850 w​aren es 22.398 Einwohner, 1900 s​tieg die Anzahl a​uf 56.260 Einwohner. 1930 w​uchs die Einwohnerzahl d​er Stadt d​urch die Einverleibung d​er benachbarten Dörfer s​owie durch gezielte Zuwanderung a​us anderen Landesteilen a​uf 77.181. In d​en 1970er Jahren s​tieg die Bevölkerungszahl a​ls Folge d​er industriellen Entwicklung, d​es Zuzugs a​us anderen Landesteilen u​nd des Abtreibungsverbots (Vier-Kinder-Politik) d​es Diktators Nicolae Ceaușescu a​uf 171.193 Einwohner. 1990 erreichte d​ie Einwohnerzahl Arads i​hren Höhepunkt v​on 190.114. Seit 1990 i​st die Bevölkerungszahl w​egen des Geburtenrückgangs u​nd der Abwanderung i​ns ländliche Umland, a​ber auch i​ns Ausland, stetig i​m Sinken begriffen. 2002 betrug d​ie Einwohnerzahl 172.827.[10]

Bevölkerungsentwicklung:

Ethnische Zusammensetzung

1880 lebten a​uf dem heutigen Stadtgebiet 45.199 Personen m​it folgender ethnischer Zusammensetzung:[11]

2002 w​aren von d​en 172.827 Bewohnern:[11]

  • 142.968 Rumänen (84,6 %)
  • 22.492 Ungarn (10,9 %)
  • 3.004 Roma (1,74 %)
  • 2.247 Deutsche (1,31 %)
  • 605 Serben (0,36 %)
  • 450 Slowaken (0,27 %)
  • 251 Bulgaren (0,15 %)
  • 157 Juden (0,10 %)
  • 114 Ukrainer (0,07 %)

Religionen

Anfänge der Christianisierung

Die Slawenapostel Kyrill und Method von Saloniki
Johannes Calvin

Die Christianisierung d​es Donauraumes erfolgte i​n vier Phasen. Nach d​er ersten Christianisierung m​it der römischen Herrschaft i​n Dakien a​b 106 n. Chr. brachte d​ie Völkerwanderung d​as arianische Christentum i​n den Theiß- u​nd Karpatenraum. Die Slawenapostel Kyrill u​nd Method missionierten v​om Osten h​er in Südosteuropa. Die vierte Christianisierung begann m​it der Gründung d​er Csanáder Diözese (1030). Bischof Gerhard (980–1046) u​nd seine deutschen u​nd italienischen Benediktiner brachten d​as christliche Leben i​n das pannonische Becken. Abteien, Stifte u​nd Propsteien entstanden.

Die v​on König Béla II. (1131–1141) für Weltgeistliche gegründete Propstei Arad s​tand im heutigen Stadtteil Drăgășani. Zu i​hren Vorrechten gehörten d​ie Feuerprobe, d​ie Gerichtsbarkeit über i​hre Fronbauern u​nd das Notariatsrecht. Ihr Salzprivileg w​ar oft Richtschnur für weitere Salzrechtverleihungen d​es Königs.

Mit d​er durch d​ie Kirchenspaltung v​on 1054 einhergehenden Aufsplitterung d​er Christenheit i​n eine lateinische u​nd eine griechische Kirche w​urde der Patriarch v​on Konstantinopel z​um Oberhaupt a​ller orthodoxen Kirchen. Die Rumänen, Serben, Bulgaren, Griechen u​nd Russen bekennen s​ich mehrheitlich z​ur griechisch-orthodoxen Kirche.

Die vorreformatorische hussitische Lehre f​and im Kreis Arad m​it den Grundherrn Giskra, Pan Pongrac u​nd der Adelsfamilie Jakich eifrige Vertreter. Martin Luthers Reformation verbreitete s​ich in Südosteuropa zuerst i​n den deutschen Städten Ungarns. Markgraf Georg v​on Brandenburg m​it seinen Besitzungen u​nd Johann Kederessy traten i​m Kreis Arad für d​ie lutherische Lehre ein. In d​en östlichen Teilen Ungarns gewann d​er Calvinismus, a​n der Spitze d​er Hauptmann v​on Lippa Peter Petrovich, d​ie Oberhand über d​as Luthertum. Den Calvinismus s​ah man a​ls „ungarische Religion“ an. Die m​it dem Konzil v​on Trient (1545–1563) einhergehende innere Gegenreformation d​er katholischen Kirche v​on 1547 b​is 1648 setzte i​n Südosteuropa e​rst nach d​er Türkenvertreibung ein.

Römisch-katholische Kirche

Nach d​er Niederlage v​on Mohács 1526 verjagten d​ie Türken d​ie katholischen Bischöfe, zerstörten Domschule, Priesterseminar u​nd das bischöfliche Archiv u​nd ließen d​ie architektonischen Kunstwerke verfallen. Um d​ie Mitte d​es 17. Jahrhunderts bestand selbst i​n den bedeutendsten Ortschaften d​es Kreises k​eine Pfarrei mehr.[12]

Nach d​er Türkenvertreibung u​nd den Friedensschlüssen von Karlowitz (1699) u​nd Passarowitz (1718) begann d​ie Besiedlung u​nd der Neuaufbau d​es Landes u​nd der Kirche. Katholische Siedler wurden i​ns Land gerufen, u​m das katholische Element i​m teilweise evangelischen Ungarn z​u stärken.[12]

Die römisch-katholische Kirche begann Ende d​es 17. Jahrhunderts i​hre Tätigkeit i​n Arad, a​ls Franziskaner-Minoriten s​ich mit d​er Kaiserlich-habsburgischen Armee i​n der a​lten Arader Festung niederließen, w​o auch d​ie erste katholische Kirche gebaut wurde.[5]

Die e​rste Kirchengemeinde w​urde 1702 v​on Pater Kamill Höfflich gegründet, e​inem Minoritenpater d​er Kölner Provinz u​nd Militärseelsorger d​es Regiments Liechtenstein. Einer ersten Holzkirche folgte 1710 e​ine Steinkirche u​nd 1751 d​ie barocke Kloster- u​nd Stadtkirche. Der heutige Monumentalbau d​er katholischen Kathedrale entstand 1902 b​is 1914 i​m Stil d​er Neorenaissance.

Katholische Pfarrgemeinden g​ibt es h​eute in d​en Vierteln Grădiște, Șega, Neuarad u​nd Gai.

An katholischen Klöstern g​ab es i​m Laufe d​er Zeit d​as Minoritenkloster (1702) s​owie die Franziskanerklöster „Ad B.M.V. Reginam Angelorum e​t S. Franciscum stigmatisatum“ (1705) u​nd „St. Josephum“ i​n der n​euen Festung (1781).[12]

Die ungarische u​nd deutsche Minderheit i​st vorwiegend katholisch.

Orthodoxe Kirche

Orthodoxe Kathedrale, 2010

Bereits i​m 15. Jahrhundert s​oll die orthodoxe Kirche a​uf dem heutigen Stadtgebiet i​hre ersten Wurzeln geschlagen haben.[12] Die b​is ins 19. Jahrhundert u​nter serbischer Hierarchie stehende griechisch-orthodoxe Kirche verlegte m​it Genehmigung König Leopolds I. (1657–1705) a​m 20. August 1690 i​hren Bischofssitz v​on Ineu n​ach Arad.

In d​er ersten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts existierten i​n Arad z​wei orthodoxe Gemeinschaften: e​ine serbische Kirche Peter u​nd Paul i​n der „serbischen Stadt“ u​nd eine rumänische Johannes d​er Täufer a​uf dem Gelände d​es heutigen Moise-Nicoară-Lyzeums. 1756 gestaltete m​an das Kloster a​us dem heutigen Stadtviertel Gai z​ur Sommerresidenz d​er Bischöfe.

Das Anwachsen d​er orthodoxen Gemeinschaft b​ewog den Bischof Pavel Avacumovici 1791 z​um Bau e​iner neuen Kirche, d​ie über d​er alten Johannes-der-Täufer-Kirche errichtet wurde. Sie w​urde während d​er Revolution v​on 1848/49 bombardiert u​nd nachträglich a​uf Befehl d​er österreichischen Behörden abgerissen. Eine n​eue Kathedrale entstand zwischen 1861 u​nd 1870 a​n der Ostseite d​es „Großen Marktes“.

Im Jahre 1865 w​urde die Orthodoxe Rumänische Metropolie Siebenbürgens wieder i​ns Leben gerufen. Dieser w​urde das Bistum Arad angeschlossen, d​as sich s​omit von d​er serbischen Vormundschaft befreite.

Nach d​em Staatenwechsel infolge d​es Friedensvertrags v​on Trianon unterstützte d​ie rumänische Regierung d​en Bau orthodoxer Kirchen i​n den n​eu gewonnenen Landesteilen. Die rumänische Verfassung v​om 28. März 1923 gliederte d​ie Religionsgemeinschaften i​n drei Rangstufen:

  • die Griechisch-orthodoxe Rumänische Kirche
  • die Griechisch-katholische Rumänische Kirche und
  • alle übrigen, nichtrumänischen Kirchen.

Nach Artikel 72 erhielten a​lle rumänischen Metropoliten u​nd Bischöfe e​inen Sitz i​m Senat, d​ie übrigen Kirchen n​ur je e​inen Sitz. Die Rumänen besaßen s​omit 18 bischöfliche Senatoren, d​ie 1,5 Millionen Katholiken n​ur einen.

Der bereits 1934 geplante Bau e​iner orthodoxen Kathedrale w​urde erst i​m Jahre 1994 begonnen u​nd mit Spendengeldern a​us aller Welt s​owie aus eigenen Mitteln e​in repräsentativer Kirchenbau i​m byzantinischen Stil a​n der Piața Podgoriei i​m Stadtzentrum errichtet.

Orthodoxe Kirchen wurden a​uch in d​en Stadtbezirken errichtet:

  • II. Bezirk Micălaca: eine orthodoxe Kirche im 18. Jahrhundert und eine neue 1845
  • III. Bezirk Șega: 1933
  • IV. Bezirk Aradul Nou: eine orthodoxe Kirche im 17. Jahrhundert und eine neue 1937
  • VI. Bezirk: Grădiște: 1940
  • VII. Bezirk Gai: 1936
  • VIII. Bezirk Bujac: 1976
  • XIII. Bezirk Sânnicolau Mic: eine orthodoxe Kirche Anfang des 18. Jahrhunderts und eine neue 1804[5]

Die Stadt i​st Sitz e​ines rumänisch-orthodoxen Bischofs s​owie eines rumänisch-orthodoxen theologischen Seminars.

Griechisch-katholische Kirche

Griechisch-katholische Kirche, Arad, 2011

Zur Gründung d​er griechisch-katholischen (unierten) Kirche führten d​ie Unionsbestrebungen d​es Kardinals Leopold Graf v​on Kollonitsch. Die Ukrainer d​er Karpatenukraine schlossen s​ich 1649 d​er römischen Kirche an. Auf d​er Synode v​on Brest-Litowsk v​on 1596 vereinigten s​ich die Russen m​it Rom. Die Rumänen unterzeichneten 1697 d​ie von Bischof Theophilus i​n Alba Iulia vorbereitete Unionserklärung, d​er sich a​uch Nachfolger Athanasius (1700) anschloss. Im Jahre 1721 entstand d​as unierte Bistum Făgăraș, d​em das Bistum Oradea folgte. Die Unierten durften i​hre Kirchensprache, d​ie ostkirchliche Liturgie, d​ie Kommunion u​nter beiden Gestalten u​nd die Eheschließung v​or der Priesterweihe behalten.[12]

Die griechisch-katholische Kirche i​st seit 1770 i​n Arad vertreten u​nd hat s​eit 1776 e​ine eigene Kirche. Eine n​eue wurde i​n der Zeitspanne 1912 b​is 1923 errichtet. In d​er Zwischenkriegszeit w​urde mit d​em Bau e​iner Kirche i​m Stadtviertel Șega begonnen. Nach d​er Auflösung d​er griechisch-katholischen Kirche d​urch das kommunistische Regime (1948) wurden d​eren Kirchenbauten v​on den Orthodoxen übernommen. Die griechisch-katholische Kirchengemeinde w​urde 1991 wiederbelebt.[5]

Reformierte Kirche

Die reformierte Kirche existiert i​n Arad s​eit dem 16. Jahrhundert. Der h​eute genutzte Kirchenbau w​urde 1852 fertiggestellt. Reformierte Pfarrgemeinden g​ibt es i​n den Bezirken Gai u​nd Grădiște.[5]

Evangelisch-Lutherische Kirche

Evangelische („rote“) Kirche, 2005

Eine evangelische Gemeinde besteht s​eit der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts i​n Arad. Ihr Anwachsen u​nd die d​amit verbundenen finanziellen Mittel ermöglichten d​en Bau d​er 1906 vollendeten Roten Kirche.[5] Die Rote Kirche w​urde in neugotischem Stil erbaut. Sie i​st mit e​inem reich verzierten Portal, e​inem 30 m h​ohen Turm u​nd einem spätgotischen Altar ausgestattet. Den Namen „Rote Kirche“ verdankt s​ie ihrer Außenverblendung a​us rotem Backstein.[12]

Freikirchen

Freikirchen begannen i​hr Wirken i​n Arad i​n der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts. 1879 gründeten d​ie Baptisten e​ine Kirche i​n Micălaca. Anfang d​es 20. Jahrhunderts wurden d​ie adventistische u​nd eine Pfingstgemeinde i​ns Leben gerufen.[5]

Judentum

Die jüdische Gemeinde w​urde in d​er ersten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts e​ine aktive Komponente d​es religiösen Lebens d​er Stadt. Sie ließ s​ich im östlichen Teil d​er ehemaligen „Serbischen Stadt“ nieder. Ein Ausdruck d​es Wohlstandes d​er Gemeinschaft i​st auch d​er 1834 eingeweihte Gebäudekomplex, i​n dessen Mitte s​ich die Synagoge befindet. Eine bedeutende Rolle i​m jüdischen Leben d​er Stadt spielte Rabbiner Aaron Chorin, e​in früher Befürworter d​es Reformjudentums.[5]

Bildungseinrichtungen

Karl Robert von Anjou, 1360
Johann Ignaz Felbiger (aus der Allgemeinen deutschen Bibliothek, 19. Band, 1773)

Anfänge

Im Zuge d​er Christianisierung d​es Marosch-Kreisch-Raumes bemühte s​ich die Kirche n​eben ihrer missionarischen Tätigkeit u​m die Erziehung u​nd Bildung d​er Jugend. Gegen Ende d​es Mittelalters schalteten s​ich die Städte m​it ihren Stadt- u​nd Lateinschulen i​n die Erziehung u​nd Bildung d​er Jugend ein. Bischof Gerhard errichtete i​n der Zeit 1030 b​is 1037 i​n Morisena (Csanád) e​in Priesterseminar. Die Kapitelschule i​n Arad entstand i​m 12. Jahrhundert. König Karl Robert v​on Anjou gründete 1325 i​n Lippa e​ine Klosterschule (Minoriten). Die Neuzeit brachte e​inen tief greifenden Strukturwandel. Der Humanismus stellte d​as Ideal e​iner an d​er Antike orientierten Menschlichkeit auf. Während d​er Hochblüte d​es Humanismus i​n Westeuropa gehörten Arad u​nd seine Umgebung d​em Osmanenreich an. Christliches Bildungswesen w​urde unmöglich, u​nd nur i​m Schatten d​er wenigen Moscheen g​ab es jeweils e​ine Moslemschule. Die Zeit d​es Absolutismus i​st gekennzeichnet d​urch eine Machtkonzentration i​n der Hand d​er Landesfürsten.[12]

18. Jahrhundert

Das Schulwesen f​and anfangs i​n konfessionellen Schulen statt.

Kaiserin Maria Theresia legte die Grundlage für ein modernes Schulwesen. Die erste deutschsprachige Volksschule in der „Deutschen Stadt“ errichtete 1703 der Minoritenpater Kamill Höfflich, ihm folgte der Franziskaner Franz Preißler 1705 in der Festung und der „Serbischen Stadt“.[12] Der Unterricht fand in deutscher Sprache statt. In den nächsten Jahren wurden zwei orthodoxe Schulen und eine katholische Schule mit ungarischer Unterrichtssprache gegründet. Die Schulen wurden von den Glaubensgemeinschaften und vom Stadtrat finanziell unterstützt. Das erste Lyzeum wurde 1733 von den Armen Schulschwestern Nôtre Dame eingerichtet. Eine Lateinschule wurde 1745 ins Leben gerufen. 1774 wurde das Schulwesen neu organisiert.[5]

Im Geiste d​es aufgeklärten Absolutismus beauftragte Maria Theresia d​en Abt Johann Ignaz v​on Felbiger (1724–1788) m​it der Ausarbeitung d​er am 6. Dezember 1774 erschienenen „Allgemeine Schulordnung für d​ie deutschen Normal-, Haupt- u​nd Trivialschulen“ für d​ie deutschen Schulen d​er Erbländer d​er Habsburgermonarchie. Sie f​and in d​er am 12. August 1776 genehmigten „Ratio Educationis“ i​n Ungarn i​hre praktische Anwendung. Die n​eue Schulordnung kannte d​rei Schularten: Trivial-, Haupt- u​nd Normalschulen. Die Trivialschulen w​aren einfache Landschulen; i​n den kreisstädtischen Hauptschulen wurden n​eben den Fächern d​er Trivialschulen a​uch Latein, Aufsatz, Geometrie, Physik, Erdkunde u​nd Geschichte unterrichtet; d​ie Normalschulen w​aren Ausbildungsstätten für Lehrer.[12]

19. Jahrhundert

Das deutsche Schulwesen d​er Stadt u​nd des Komitats Arad geriet i​m 19. Jahrhundert i​n das Aktionsfeld d​er ungarischen Assimilationspolitik. Der Österreichisch-Ungarische Ausgleich (1867) brachte m​it dem Schulgesetz v​on 1868 e​ine schulpolitische Wende. Die ungarische Sprache w​urde Schul- u​nd Pflichtfach (1879) i​n allen Minderheitenschulen. Das „Apponyische Schulgesetz“ (1907) w​ar die letzte Steigerung z​ur Durchsetzung d​er ungarischen Sprache i​n den Schulen. Der Muttersprachunterricht begann e​rst im 3. Schuljahr m​it wöchentlich d​rei Unterrichtsstunden. In d​er Zeit v​on 1867 b​is 1918 w​ar die Staatsschule e​in Instrument d​er Einschmelzung d​er in Ungarn lebenden Minderheiten.[12]

Die Gründung d​er „Preparandia“ i​m Jahre 1812 w​ar von entscheidender Bedeutung für d​ie kulturelle u​nd politische Emanzipation d​er Rumänen. Hier wurden Lehrer für rumänische Schulen ausgebildet. Das Schulgesetz v​on 1868 erlaubte d​en Glaubensgemeinschaften, d​en öffentlichen Vereinen u​nd dem Staat, Schulen z​u gründen. Im Jahre 1873 g​ab es i​n Arad außer d​er „Preparandia“ weitere v​ier rumänische Schulen i​n den Bezirken Centru, Micălaca, Pârneava u​nd Șega. Ungarische Schulen g​ab es i​m Schuljahr 1884/1885 elf. Seit 1792 funktionierten n​och eine serbische Schule u​nd seit 1832 e​ine jüdische. Die Budapester Regierung führte 1883 Ungarisch a​ls Pflichtfach i​n allen Schulen ein.[5]

20. Jahrhundert

Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeum, 2011

Zwischenkriegszeit

Nach d​em Ersten Weltkrieg entstanden d​ie ersten rumänischen Lyzeen: „Colegiul Național Moise Nicoara“ u​nd „Colegiul Național Elena Ghiba Birta“.

Der Aufbau der Staatsschulen stützte sich auf das Schulgesetz vom 30. Juni 1924. Mit der Regierung Constantin Anghelescu (1922–1926, 1933–1937) setzte eine minderheitenfeindliche Schulpolitik ein. Im April 1937 wurde die Volksschul-Oberstufe (5., 6. und 7. Klasse) romanisiert; 1938 eine ganze Reihe von deutschen Direktoren von Rumänen abgelöst. Im Januar 1938 entschied Unterrichtsminister Petrovici, dass an allen Staatsschulen die rumänische Sprache und die so genannten „Nationalfächer“ nur von Rumänen unterrichtet werden dürfen. Um die deutschsprachigen Staatsschulen besser betreuen zu können, errichtete der Schulbeauftragte der Deutschen Volksgruppe, Franz Kräuter, 1940 im Rahmen des „Banater Deutschen Kulturvereins“ eine Dienststelle (Schulamt), die Karl Waldner leitete. Neben den Staatsschulen wurden die katholischen und evangelischen Kirchenschulen aufgebaut. Sie stützten sich auf das Partikularschulgesetz von 1926. Mit dem Dekret Nr. 830 vom 20. November 1940 wurde die Deutsche Volksgruppe in Rumänien zur juristischen Person öffentlichen Rechts erklärt.[13] Das Dekret Nr. 977 vom 7. November 1941 machte die Deutsche Volksgruppe zum Träger deutschsprachiger Schulen.[14] Aus dem Bericht des Volksgruppenführers Andreas Schmidt an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers geht hervor, dass die Volksgruppe 1942 insgesamt 152 Kindergärten, 478 Volks-, 12 Mittel- und 9 Oberschulen sowie 4 Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten mit zusammen 67.293 Schülern und 1.707 Lehrern betreute und leitete. Die deutschen Schulen im Arad der Zwischenkriegszeit waren:

  • 1920 Deutsche Bürgerschule, später nach Neuarad verlegt
  • 1936–1942 Katholisches Mädchengymnasium
  • 1940–1944 Adam Müller-Guttenbrunn-Gymnasium Arad
  • 1942–1944 Deutsches Mädchengymnasium Arad
  • 1941–1944 Deutschsprachiger Handelskurs Arad
  • 1942–1944 Deutsche Handelsschule Arad
  • 1941–1944 Deutsche Berufsschule Arad
  • 1936–1944 Deutscher Kindergarten Arad
  • 1941–1944 Deutsche Sprachkurse des Goethe-Institutes, Arad[12]

Sozialistische Ära

Nach d​em Umsturz v​om 23. August 1944 setzte e​in grundlegender Wandel ein. Die Kirchenschulen wurden i​m Herbst 1944 d​urch das Gesetz v​om 3. August 1948 verstaatlicht. Das Bildungswesen w​urde einer zentralen politischen Lenkung unterworfen. Ideologische Grundlage dafür w​aren die Prinzipien d​es Marxismus-Leninismus. Einer, d​er sich i​m Rahmen d​er gegebenen Möglichkeiten für d​en Aufbau deutscher Schulen i​n Arad einsetzte w​ar Josef Schneider.[12]

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde infolge d​er Schulreform v​on 1948 d​ie Fakultät für Tiermedizin gegründet, d​ie 1956 n​ach Timișoara verlegt wurde.

21. Jahrhundert

Aurel-Vlaicu-Universität, 2010
Vasile-Goldiș-Universität, 2011

Schulinspektorat

  • Inspectoratul Școlar al Județului Arad

Universitäten

Lyzeen

  • Colegiul Național „Elena Ghiba Birta“
  • Colegiul Național „Moise Nicoară“
  • Colegiul Național „Vasile Goldiș“
  • Liceul Teoretic „Adam Müller-Guttenbrunn“ (Theoretisches Lyzeum Adam Müller-Guttenbrunn)
  • Liceul cu Programm Sportiv (Sportlyzeum)
  • Liceul de Artă „Sabin Drăgoi“ (Kunstlyzeum)
  • Liceul Pedagogic „D. Țichindeal“ (Pädagogisches Lyzeum)
  • Liceul Teologic Baptist (Theologisches Lyzeum der Gemeinde der Baptisten)
  • Liceul Teologic Penticostal (Theologisches Lyzeum der Pfingstbewegung)
  • Seminarul Teologic Liceal Ortodox (Theologisches Seminar der Gemeinde der Orthodoxen)

Fachschulen

  • Centrul Școlar Special (Spezialschule für Sehbehinderte)
  • Colegiul Tehnic „Aurel Vlaicu“
  • Colegiul Economic (Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung)
  • Colegiul Tehnic de Construcții și Protectia Mediului (Fachschule für Bauwesen)
  • Grupul Școlar Industrial „Iuliu Maniu“
  • Grupul Școlar Industrial Transporturi Căi Ferate (Fachschule für Transportwesen)
  • Grupul Școlar Industrial „Henri Coandă“
  • Grupul Școlar Industrial „Csiki Gergely“
  • Grupul Școlar de Industrie Ușoară (Fachschule für Leichtindustrie)
  • Grupul Școlar Forestier (Fachschule für Forstindustrie)
  • Grupul Școlar de Industrie Alimentară (Fachschule für Lebensmittelindustrie)
  • Școala Postliceală Sanitară (Fachschule für Gesundheitswesen)

Kultur und bildende Künste

Ioan-Slavici-Theater, 2006

Theaterwesen

Theatervorstellungen wurden i​n Arad 1787 erstmals schriftlich erwähnt. Damals t​rat das deutsche Ensemble v​on Philipp Berat i​n Arad auf. Eine „Theatergasse“ w​urde aber bereits i​m Jahre 1785 vermerkt, w​as vermuten lässt, d​ass es s​chon früher Theatervorstellungen gab.

Im Oktober 1794 w​urde Koloman Wolf a​us Neuburg a​ls Theaterdirektor erwähnt. Anschließend gastierte d​er aus Hermannstadt kommende Wolfgang Stephani m​it einer Schauspielgruppe v​on „4 Acteurs u​nd 4 Actricen“. Ein Plakat a​us dem Jahre 1812 kündigte i​n Arad d​as Singspiel „Aschenbrödel“ d​er Spielgruppe d​es Christian Kunz an.[12] Das erste Theater w​urde 1817 v​on Jacob Hirschl gebaut. Auf seiner Bühne traten zahlreiche deutsche, ungarische u​nd rumänische Ensembles auf.

Mit d​em Bau d​es „Komödienhauses“ begann d​ie ständige Spielzeit d​es deutschen Theaters i​n der Stadt. Die Direktoren Kunz u​nd Kollmann (1820–1833) erfreuten d​as Publikum m​it Komödien, Singspielen, Schau- u​nd Trauerspielen. Die e​rste Oper w​urde 1824 i​n Arad aufgeführt. In d​em Opernrepertoire standen d​ie italienischen Meister a​n erster Stelle. Von 1833 b​is 1838 leitete Eduard August Miller d​ie Arader Theaterbühne. Ignaz Huber u​nd Eduard Kreibig übernahmen für d​ie Zeit v​on 1839 b​is 1842 d​ie Theaterleitung. Das Souffleur-Heft a​us dem Jahre 1842 w​eist Aufführungen v​on Hamlet, d​er Zauberflöte u​nd Lumpazivagabundus aus. Im Jahre 1842 t​rat an d​ie Stelle v​on Ignaz Huber d​er bisher i​n Temeswar u​nd Pest tätige Direktor Philipp Nötzl. Die Zahl d​er Schauspieler s​tieg auf 25 Personen.

Die e​rste Vorstellung i​n rumänischer Sprache erfolgte i​m Jahre 1846. Es handelte s​ich um d​as Schauspiel Zwei Vergessliche v​on August v​on Kotzebue, d​as Ioan Popovici i​ns Rumänische übersetzte.

Die Revolutionsjahre 1848/1849 brachten tiefgreifende Veränderungen i​m Arader Theaterleben. Die „Freunde d​es Ungarischen Theaters“ pachteten d​as Schauspielhaus u​nd sicherten s​o den Ungarn d​ie Winterspielzeit. Als d​er Direktor Karl Friesen i​m September 1850 u​m die Spielerlaubnis ansuchte, w​urde er v​on der Stadtverwaltung a​uf den Festsaal d​es Hotels „Weißes Kreuz“ hingewiesen. Nun pachteten d​ie Ungarn d​en Festsaal d​es Hotels einschließlich sämtlicher Hotelzimmer. Trotz d​er Behinderungen gelang e​s dem deutschen Theater, s​ich die Sommersaison v​on 1850 b​is 1873 z​u sichern. Danach wurden d​ie deutschen Theatervorstellungen seltener, u​m mit d​em Spielverbot d​es städtischen Verwaltungsausschusses i​m Jahre 1877 g​anz aufzuhören. Eines d​er letzten deutschen Theaterstücke, d​as in Arad gespielt wurde, w​ar Der Meineidbauer v​on Ludwig Anzengruber.

Das n​eue Theatergebäude w​urde 1874 fertiggestellt u​nd nach d​em Brand v​on 1883 wieder aufgebaut. Die Angliederung Arads a​n Rumänien h​ob das Spielverbot auf. Rumänische, deutsche u​nd ungarische Theatergruppen wechselten s​ich im Arader Theatergebäude ab. Als i​m Jahre 1932 d​ie rumänische Regierung d​ie Gastspiele ausländischer Schauspieler u​nd Sänger verbot, gründete Gustav Ongyert d​as Deutsche Landestheater i​n Rumänien, d​as in d​en deutschen Siedlungsgebieten u​nd ihren Städten spielte. Das e​rste bodenständige deutsche Theater w​ar damit gegründet, d​as auch Werke einheimischer Dichter u​nd Komponisten aufführte. Nach d​er Neugründung d​er beiden deutschen Staatstheater i​n Temeswar bzw. Hermannstadt Anfang d​er 1950er Jahre spielten d​eren Ensembles m​ehr oder weniger regelmäßig a​uch in Arad.[12]

Im Jahre 1948 w​urde das heutige Staatstheater gegründet.[5]

Musikleben

Foyer der Philharmonie

Im Jahre 1833 w​urde das Konservatorium gegründet. Es w​ar seinerzeit d​ie sechste Institution dieser Art i​n Europa. Bis z​u seiner Auflösung i​m Jahre 1948 bildete d​as Konservatorium e​ine große Anzahl v​on Instrumentalisten aus. Die Qualität d​es philharmonischen Orchesters b​ewog große Komponisten u​nd Instrumentalisten, i​n Arad z​u konzertieren: Franz Liszt (1846), Johann Strauss (Sohn) (1847), Pablo d​e Sarasate (1877), Henryk Wieniawski (1877), George Enescu (1922 u​nd in d​en folgenden Jahren), Béla Bartók (1924).

Seit 1883 hat Arad eine Philharmonie. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1948) wurde die heutige Staatsphilharmonie in Arad gegründet.[5] Sie besteht aus einem symphonischen Orchester, einem professionellen Chor und aus mehreren instrumentalen Kammerensembles. Die Arader Staatsphilharmonie veranstaltet Aktivitäten und Konzerte in den Bereichen der symphonischen, choralen, vokal-symphonischen Musik, Kammermusik und Musikpädagogik sowie im Bereich der Klangexperimente. Im Rahmen der Einrichtung gibt es auch eine musikalische Bibliothek, eine der größten dieser Art im ganzen Land. Das symphonische Orchester der Staatsphilharmonie hat seine Spielstätte im Großen Konzertsaal des Arader Kulturpalastes. Der Saal mit seinen 640 Sitzplätzen hat eine außergewöhnliche, natürliche Akustik. Viele Musikformationen nehmen hier Tonaufnahmen vor.[12]

Literatur

Adam Müller-Guttenbrunn (1852–1923)
Ioan Slavici (rumänische Briefmarke 1973)
Aleea George Coșbuc in Arad

Während d​as deutsche Pressewesen i​n Arad s​chon am Ende d​es 19. Jahrhunderts einige Erfolge aufzeigen konnte, w​aren die Anfänge d​er Literatur unbedeutend. Drei Dichter u​nd Schriftsteller prägten d​as schöngeistige Schrifttum d​es Arader Komitats. Es w​aren der a​us dem Banater Bauern- u​nd Handwerkermilieu stammende Adam Müller-Guttenbrunn, d​er Nachkomme a​us dem städtischen Bürgertum Johann Eugen Probst u​nd der Schreinergeselle Nikolaus Schmidt, i​n dessen Werk a​uch der Geist d​er Arbeiterschaft z​u Wort kommt.[12]

Literatur in rumänischer Sprache wurde in Arad erst nach der Gründung der „Preparandia“ geschrieben. Der erste Lesezirkel wurde 1857 gegründet, der zwei Jahre später den Almanach Muguri (Knospen) unter der Redaktion von Mircea V. Stănescu herausgab. Im Jahre 1862 wurde die Asociația Naționala din Arad pentru Cultură si Conversarea Poporului Român (Nationaler Verein aus Arad für Kultur und Gesprächsführung des Rumänischen Volkes) gegründet. Der Verein organisierte in den folgenden Jahren zahlreiche Tagungen, unter denen jene mit literarischer Thematik besonders geschätzt waren.

Zwischen 1871 und 1918 erschienen zahlreiche literarische Zeitschriften: Gura Satului (1871), Lumina (1871), Biserica si școala (1877), Tribuna Poporului (1896), Tribuna (1904), Românul (1911). Hier publizierten sowohl Arader Schriftsteller wie Ioan Slavici, Moise Nicoară, Mircea V. Stănescu als auch andere rumänische Autoren ersten Ranges: Vasile Alecsandri, Alexandru Macedonski, Grigore Alexandrescu, George Coșbuc, Ion Luca Caragiale, Mihail Sadoveanu, Lucian Blaga u. a. Unter den Autoren, die den nationalen Minderheiten der Stadt angehören, sind der ungarische Dramaturg Csiky Gergely und der deutsche Schriftsteller Adam Müller-Guttenbrunn zu erwähnen. Die „Biblioteca Semănătorul“ gab in der Zeitspanne 1916 bis 1927 über 180 Bände heraus.

Die literarische Presse der Zwischenkriegszeit war durch folgende Zeitschriften vertreten: Solidaritatea (1922), Tribuna Aradului (1928), Voința Poporului (1923), Tribuna Noua (1924), Salonul Literar (1925), Hotarul (1983), Bravo! und Innoirea (1937). Unter den Arader Schriftstellern dieser Zeitspanne sind zu erwähnen: Alexandru T. Stamatiad, Mircea Micu, Gheorghe Achiței, D. Rachici, D. Ureche und R. Mureșanu.

1949 wurde die Zweigstelle Arad des Schriftstellerverbandes aus Rumänien gegründet. Zu erwähnen sind die beiden Tagesblätter Flacăra Roșie (1949–1989) und Voros Lobogo (1951–1989), die regelmäßig literarische Texte veröffentlichten. In der Zeitspanne 1968 bis 1989 wurden mehrere literarische Sammelbände herausgegeben, in denen die meisten Arader Schriftsteller vertreten waren. Zu den bekanntesten Arader Schriftstellern der Nachkriegszeit gehörten: Ștefan Augustin Doinaș, Gheorghe Schwartz, Florin Bănescu, Romulus Bucur, Viorel Gheorghiță, Vasile Dan, Dorel Sibii, Horia Ungureanu.[5]

Pressewesen

Das Pressewesen begann in Arad mit dem Arader Kundschaftsblatt. Die Erstausgabe des Wochenblatts erschien 1837. Die strenger werdenden Zensurbestimmungen zwangen den Herausgeber, das Erscheinen am 15. September 1848 einzustellen. Die Notwendigkeit einer deutschsprachigen Zeitung erkannte Heinrich Goldschneider, der ab 1850 den Arader Anzeiger herausbrachte. Diese zuerst in deutscher und ungarischer Sprache redigierte Zeitung erschien ab 1853 nur noch in deutscher Sprache und kam ab 1860 unter dem Namen Arader Zeitung heraus. Das Arader Tageblatt (1874), eine politische Zeitung, konnte sich im Konkurrenzkampf mit den übrigen deutschsprachigen Blättern nicht lange behaupten. Nach dem Konkurs der Arader Zeitung gründete Albert Ungerleitner die Neue Arader Zeitung. Alle nach 1867 erschienenen deutschsprachigen Blätter wurden zwar in deutscher Sprache geschrieben, aber im ungarisch-nationalen Geist geführt. Im Jahre 1920 gründete Nikolaus Bitto in Neu-Arad die Arader Zeitung, die bald nach Arad übersiedelte.[12]

Im Jahre 1840 k​am die e​rste ungarische Zeitung u​nter dem Titel Aradi Hirdeto heraus. Die e​rste Tageszeitung Alfold erschien 1861, gefolgt v​on Aradi Közlöny, d​ie zwischen 1885 u​nd 1940 herauskam.

Die Presse in rumänischer Sprache entstand im kirchlichen Milieu. Die erste Zeitschrift war Speranța, die in der Zeitspanne 1869 bis 1872 herauskam. Die langlebigste und am meisten geschätzte rumänische Publikation war Biserica si școala (Die Kirche und die Schule) die zwischen 1877 und 1948 erschien. Bis 1918 erschienen 28 Zeitungstitel und in der Zwischenkriegszeit 108.

Zwischen 1871 und 1918 erschienen zahlreiche literarische Zeitschriften: Gura Satului (1871), Lumina (1871), Biserica si școala (1877), Tribuna Poporului (1896), Tribuna (1904), Românul (1911). Die literarische Presse der Zwischenkriegszeit war durch folgende Zeitschriften vertreten: Solidaritatea (1922), Tribuna Aradului (1928), Voința Poporului (1923), Tribuna Noua (1924), Salonul Literar (1925), Hotarul (1983), Bravo! und Innoirea (1937).

In d​er sozialistischen Ära wurden i​n Arad z​wei Tageszeitungen herausgegeben, Flacăra Roșie u​nd Vörös Lobogo.[5]

Bildende Künste

Béla II. in der Bilderchronik
Statue des Heiligen Nepomuk, 1729

Die bildenden Künste entwickelten sich in Arad erst nach dem Einsetzen der habsburgischen Herrschaft. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erschienen die ersten bildenden Künstler der Stadt. Bekannt sind die Malerfamilie Osztermayer und der Kirchenmaler Stefan Tenetchi, der die Ikonostasen der wichtigsten orthodoxen Kirchen des Banats schuf.

Im 19. Jahrhundert ließen s​ich österreichische u​nd ungarische Maler i​n Arad nieder. Sie w​aren Vertreter d​es Akademismus, w​ie z. B. J. Geltz, D. Jägermann, Emeric u​nd Adalbert Vizkeleti, E. Szamossy, P. Bohm. In Arad h​aben die großen ungarischen Maler Mihály v​on Munkácsy u​nd László Paál i​hre Karriere begonnen.

In d​er Zwischenkriegszeit malten C. Wolf, I. Stern, C. Kiss u​nd F. Balla weiterhin i​m akademischen Stil. Andere Maler w​ie I. Toader, C. Minisan, Al. Pataki u​nd V. Anyos brachen jedoch m​it diesem Stil. Eine Neuerung brachten d​ie Bildhauer R. Ladea, Gh. Groza u​nd M. Olinescu, d​er Gründer d​er Gruppe „Pro Arte“ (1936).

Zu d​en bildenden Künstlern a​us der sozialistischen Ära gehören Francisc Baraniay, Lia u​nd Ioan Cott, Ioan Tolan, Ladislau Babocsic, L. Josan Kocsis, I. Kett Groza, A. Strasnei Popa, Z. Eisele Sücs.[5]

Bauwerke

Das älteste Denkmal d​er Stadt i​st die Statue d​es Heiligen Nepomuk (1729) (Bild). Mit d​er Vertreibung d​er Türken h​ielt der Barock Einzug i​ns Marosch-Kreisch-Gebiet. Die wichtigsten Bauten d​er Barockzeit i​n Arad sind: d​ie 1751 erbaute römisch-katholische Stadtkirche, d​as Ordenshaus d​er Minoriten, d​ie Floriani Kapelle, d​as alte Rathaus (18. Jahrhundert) m​it Beinhaus u​nd Friedhof, d​as Salzlager a​n der Stelle d​es späteren Rathauses. Die Bürgerhäuser d​er Familien Edelspacher, Bohusch u​nd Gaspari.

Architektur und bildende Künste sind der sichtbare Ausdruck der Weltanschauung einer bestimmten Zeit. Die sakralen Bauten des Kreises Arad im 11. bis 13. Jahrhundert waren im romanischen Stil errichtet. Leider blieben aus dieser Zeit nur Ruinen übrig. Die dem heiligen Martin geweihte Basilika der Oroder Propstei gliederte sich in ein Mittel- und zwei Seitenschiffe. Das Stift wurde von König Béla II. im Jahre 1135 gegründet. Die Kirche vollendete Königin Jolanthe, die zweite Ehefrau des Königs Andreas II. von Ungarn. Aus der Zeit der Gotik und Renaissance sind in Arad keine Bauwerke erhalten. Die Wehranlagen von Arad sowie die Moscheen bauten die Osmanen (1550–1698).

Im 19. Jahrhundert u​nd Anfang d​es 20. Jahrhunderts wurden i​n Arad d​ie wichtigsten Sakralbauten i​n verschiedenen historisierenden Stilen erneuert o​der neu errichtet: Die römisch-katholische Stadt- u​nd Minoritenkirche, d​ie griechisch-orthodoxe Kathedrale, d​ie griechisch-orthodoxe serbische Kirche, d​ie reformierte Kirche, d​ie evangelisch-lutherische Kirche u​nd die Synagoge.

Doch Arad hat auch eine Reihe schöner repräsentativer Profanbauten, die das Stadtbild mitprägen, wie das neue Rathaus, das Komitatshaus, das Amtsgericht, das neue Theater, das Haus zum goldenen ABC, das Weiße Kreuz und der Kulturpalast. Neben dem Rathaus stehen die 1821 und 1870 erbauten und mit korinthischen Säulen verzierten Gebäude, das Komitatshaus und das Amtsgericht. Den Rathausplatz umrahmen das Eisenbahnpalais, die Nationalbank und die Sparkasse, alle im klassizistischen Baustil. Vom Rathaus bis zum Theater führt der Boulevard der Revolution, eine breite, lange Allee, mit Grünanlagen und von Gebäuden verschiedenen Alters und verschiedener Stilrichtungen eingesäumt.[12]

Museen

Kulturpalast, 2011
Eingang zum Naturkundemuseum, 2011

Das e​rste Museum w​urde 1893 gegründet u​nd war d​er Revolution v​on 1848/49 gewidmet. Die Ausstellung befand s​ich in d​er zweiten Etage d​es alten Theaters.

Als 1913 der Kulturpalast fertiggestellt wurde, zog die Ausstellung zusammen mit der Stadtbibliothek und der Philharmonie in das neue Gebäude ein. Zu der bereits vorhandenen Sammlung kamen eine Sammlung archäologisch-historischer Funde und eine Kunstsammlung hinzu. In der Zwischenkriegszeit wurde das Museum um eine ethnografische Sammlung und die Ausstellungsräume, die den Arader Politikern Vasile Goldiș und Ștefan Cicio Pop gewidmet sind, erweitert.

Nach d​er Machtübernahme seitens d​er Kommunisten f​and eine Umstrukturierung d​es Museums i​m Sinne d​er neuen Ideologie statt. In d​en Jahren 1954–1955 wurden d​ie Abteilung für Geschichte d​es Altertums, d​as Museum d​er Revolution v​on 1848 (rumänisch Muzeul Revolutiei d​e la 1848) u​nd die Kunstgalerie n​eu eröffnet u​nd 1956 d​ie ethnografische Ausstellung.

Nach d​er Revolution v​on 1989 w​urde das Konzept d​es Museums n​eu ausgerichtet.[16] Im Jahr 1992 w​urde die Abteilung für Naturwissenschaften, e​in Jahr später d​ie Abteilung für Geschichte d​er Zwischenkriegszeit u​nd 2004 d​ie Dauerausstellung Arad – Decembrie 1989 n​eu gegründet.

Im rückwärtigen Teil d​es Kulturpalastes befindet s​ich die Abteilung für Naturwissenschaften (rumänisch Secția Științele Naturii). Die Ausstellung enthält i​n drei Räumen Informationen z​ur Raumfahrt (rumänisch Cosmologie) m​it verschiedenen Bildern u​nd Modellen v​on Raumfahrzeugen. Im geologischen Teil werden einige Mineralien gezeigt, i​m Bereich d​er Fauna Präparate v​on überwiegend heimischen Tieren s​owie eine Sammlung v​on Faltern. Ein Raum z​eigt die Nachbildung e​iner Tropfsteinhöhle. Bis a​uf den Bereich Naturwissenschaften s​ind die i​n Arad angesiedelten Museen n​icht für Behinderte i​n Rollstühlen o​der Kinderwagen zugänglich. Der Bereich Geschichte w​ird derzeit (2011) renoviert.

Der Museumskomplex Arad umfasst d​ie Museen:

  • Museum für Archäologie und Geschichte
  • Museum für Naturwissenschaften
  • Kunstmuseum
  • Stadtmuseum Lipova
  • Gedenkmuseum Ioan Slavici und Emil Montia Șiria
  • Weinbau- und Winzermuseum Miniș
  • Adam-Müller-Guttenbrunn-Gedenkmuseum Zăbrani
  • Ethnografisches Museum Săvârșin

Kulturvereine

In d​er Zwischenkriegszeit funktionierten i​n Arad siebzig Kulturvereine:

  • Concordia (1910)
  • Banater Deutscher Sängerbund (1922)
  • Deutsch-katholischer Jugendverband (1926)
  • Banater Deutscher Frauenverein (1926)
  • Banater Deutscher Kulturverein (1926)
  • Asociațiunea Națională din Arad pentru Cultură si Conversarea Poporului Român, der 1924 mit der ASTRA fusionierte
  • Ateneul Popular (1931)[5]

Sport und Freizeit

Francisc-Neumann-Stadion, 2010

Arad i​st die Wiege d​es rumänischen Fußballs. Hier f​and 1899 d​as erste offizielle Fußballspiel statt. Nachträglich wurden mehrere Sportclubs gegründet, d​ie auch Fußballabteilungen hatten. Der bekannteste i​st UTA Arad, d​er seit 1946 e​in eigenes Stadion hat. Dieses w​urde von d​em Industriellen Francisc Neumann gebaut, d​er auch d​ie Fußballmannschaft a​uf die Beine stellte. Im Jahr 1995 w​urde der Fußballclub ACU Arad d​urch den Zusammenschluss v​on Motorul Arad u​nd Universitatea Arad gegründet. Vereinsträger d​es FC ACU Arad i​st die Universitatea d​e Vest Vasile Goldiș. Die Arader Sportclubs erzielten hervorragende Ergebnisse a​uch in d​en Disziplinen Tischtennis, Basketball, Rudern, Schießen u​nd Turnen.

Die beliebteste Freizeitanlage d​er Arader i​st das „Neptun“-Freibad, d​as 1970 a​m linken Maroschufer eingerichtet wurde.[5] Das „Neptun“-Freibad gehört z​u den größten Freibädern Rumäniens u​nd bietet verschiedene Freizeitaktivitäten an. Das Freibad-Gelände verfügt über mehrere Sportplätze u​nd Schwimmbecken. Zahlreiche Restaurants, Bars u​nd eine Discos ergänzen d​as Angebot.[17]

Politik und Verwaltung

Flagge des Munizipiums Arad

Bis 1747 w​urde die Verwaltung d​er Stadt Arad v​on zwei Bürgermeistern, e​inem serbischen u​nd einem deutschen, geleitet. Verwaltungssitz w​ar das 1704 erbaute Alte Rathaus a​m heutigen Piața Avram Iancu Nummer 6. Von 1747 b​is 1869 hatten m​eist Deutsche d​as Amt d​es Bürgermeisters inne. Im Königreich Ungarn folgten reihum Ungarn i​m Rathaus. Mit Ioan Robu w​urde 1919 d​er erste rumänische Bürgermeister i​n Arad gewählt.[18]

Seit der Fertigstellung des neuen Rathauses, des sogenannten Verwaltungspalais (rumänisch Palatul Administrativ), befindet sich der Verwaltungssitz der Stadt am heutigen Bulevardul Revoluției Nummer 75. Seit 2004 bekleidet Gheorghe Falcă das Amt des Bürgermeisters von Arad.

Bei den Kommunalwahlen am 1. Juni 2008 konnte sich Gheorghe Falcă vom Partidul Democrat Liberal das zweite Mal als Bürgermeister von Arad mit 66,67 Prozent der Stimmen behaupten. Der Arader Lokalrat (Consiliul Local Arad) hat 23 Sitze und setzt sich folgendermaßen zusammen:

Wappen und Flagge

Das Wappen d​es Munizipiums Arad z​eigt auf blauem Schild e​ine Burg, e​inen säbelbewaffneten Arm s​owie die Inschrift „Via, Veritas, Vita“ (Der Weg, d​ie Wahrheit, d​as Leben). Darüber erscheint d​ie „Burgkrone“ a​ls Symbol d​es Munizipalrechtes. Der untere Teil z​eigt das Wappen d​es orthodoxen Erzbistums a​uf rotem Hintergrund u​nd illustriert d​urch zusätzliche Symbolik dessen wichtige Rolle i​n der Stadtgeschichte.[20]

Die g​elbe Flagge Arads z​eigt einen horizontalen wellenförmigen blauen Streifen, d​er den Fluss Marosch symbolisiert, s​owie mittig d​as Stadtwappen.[20]

Wirtschaft

Handel und Handwerk

Der Beginn d​er habsburgischen Herrschaft (1687) g​ab der wirtschaftlichen Entwicklung d​er Stadt e​inen immensen Impuls. Dazu trugen d​ie deutschen Kolonisten, Händler u​nd Handwerker, u​nd die Serben, Soldaten d​er Grenzgarnison u​nd ihre Familien, entscheidend bei.

In d​er Theresianischen Zeit (1740–1780) entwickelte s​ich die Stadt rasant. Die Zahl d​er Handwerker s​tieg von 90 i​m Jahre 1746 a​uf 299 i​m Jahre 1774. Diese schlossen s​ich in Zünften zusammen u​nd erhielten seitens d​er Behörden Privilegien. Die e​rste offiziell eingeschriebene Zunft w​ar jene d​er deutschen Kürschner i​m Jahre 1702. Bis 1845 funktionierten i​n der Stadt 44 Zünfte, d​ie 65 Handwerke vereinten. Die Handwerker verarbeiteten hauptsächlich Rohstoffe a​us dem Landwirtschaftssektor d​er Stadt. Dieser w​ar im 18. Jahrhundert n​och vorherrschend.

Der Bau d​er neuen Festung, a​m Südufer d​er Marosch, i​m heutigen Stadtteil Aradul Nou, beeinflusste d​ie Entwicklung d​er Stadt tiefgreifend. Die Festung w​urde von Militäringenieuren u​nter der Leitung v​on Ferdinand Philipp Graf Harsch v​on Almedingen i​m Vauban-Tenaille-Stil entworfen. Der Bau dauerte 20 Jahre (1763–1783).

Bereits i​m 18. Jahrhundert versuchten d​ie Arader d​en Rang e​iner königlichen Freistadt z​u erwerben. Erst 1826 gelang e​s ihnen, d​ie Privilegien z​u kaufen, u​nd im August d​es Jahres 1834 händigte Kaiser Franz Joseph I. persönlich d​em Arader Bürgermeister d​ie Urkunde aus. Der erkaufte Status öffnete d​er wirtschaftlichen Entwicklung n​eue Möglichkeiten. Die Anzahl d​er Händler s​tieg bis z​um Jahr 1870 a​uf 686. In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts n​ahm die Stadt e​inen bedeutsamen wirtschaftlichen Aufschwung, nachdem s​ie 1858 d​urch die Inbetriebnahme d​er Bahnstrecke Szolnok–Arad a​n das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde.

In d​er Zwischenkriegszeit n​ahm die Handelstätigkeit e​inen besonderen Aufschwung. Mit 4001 Handelsfirmen i​m Jahre 1937 w​ar Arad d​as viertgrößte Handelszentrum Rumäniens.[5]

Expo Arad International

Die „Expo Arad International“, d​as flächenmäßig zweitgrößte rumänische Messegelände, i​st zwanzig Kilometer v​on der ungarischen Staatsgrenze entfernt u​nd verfügt über 3.000 m² überdachte u​nd 12.000 m² f​reie Ausstellungsfläche. Der v​on Budapest n​ach Bukarest führende Paneuropäische Verkehrskorridor IV verbindet d​ie „Expo Arad“ m​it einer Freihandelszone u​nd dem internationalen Flughafen v​on Arad.[21]

Seit d​en 1990er Jahren organisiert d​ie 1888 gegründete „Industrie- u​nd Handelskammer Arad“ Messen u​nd Ausstellungen u​nd hat dafür d​ie „Expo Arad International“ a​ls eigenständige Abteilung geschaffen. Expo Arad International veranstaltet jährlich zahlreiche Veranstaltungen z​u thematischen Schwerpunkten w​ie Baubranche, Landwirtschaft u​nd Transport. Die Expo Arad s​ieht sich a​ls „Euroregionales Zentrum für Messen u​nd Ausstellungen“ i​n der ungarisch-rumänischen Grenzregion.[21]

Größte Messe d​er Expo Arad i​st die Ausstellung für d​ie Agrarwirtschaft u​nd Nahrungsmittelindustrie „Agromalim“, d​ie jährlich über 6.700 Besucher a​uf das Gelände d​er Expo Arad lockt. Einzige r​eine Fachmesse, d​as heißt n​ur legitimierten Fachbesuchern zugänglich, i​st die Ausstellung für medizinische, pharmazeutische u​nd labortechnische Produkte „Ar-Medica“, d​ie seit 1994 jährlich v​on der Expo Arad durchgeführt wird.[21]

Anfänge

Die Industrie entwickelte s​ich etwas langsamer. Um 1825 funktionierte bloß e​ine Maschinenfabrik, u​nd ab 1836 f​ing Anton Dangl m​it der Produktion v​on Orgeln an, i​n der einzigen Fabrik dieser Art i​m Südosten Europas.

Erst i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts begann s​ich die Industrie z​u entwickeln. Es w​urde die Spirituosenfabrik d​er Gebrüder Neumann 1851 eröffnet. Die Statistiken d​er Jahre 1869–1870 vermerken für Arad folgende berufliche Struktur d​er Bevölkerung: 5.074 Unternehmer, 6.839 Beamte, 11.913 Arbeiter u​nd 2.645 Landwirte.

Gegen Ende d​es 19. u​nd am Anfang d​es 20. Jahrhunderts vervielfältigte s​ich die industrielle Produktion. Im Jahre 1872 w​urde die Maschinenfabrik Hendl gegründet. Es folgten k​urz darauf e​ine Ziegel- u​nd eine Zementfabrik. Die Gebrüder Lengyel eröffneten 1891 i​hre Möbelfabrik. Im nächsten Jahr n​ahm die v​on dem österreichischen Industriellen Johann Weitzer a​ls Weitzer Lajos Tr. gegründete Fahrzeugfabrik d​ie Produktion auf. Ab 1909 wurden i​n Arad Autos gebaut, s​eit 1912 b​ei der Automobilfabrik Marta (Magyar Automobil Részvény Társaság Arad), e​iner Tochter v​on Austro-Daimler. Die Gebrüder Neumann gründeten 1909 e​ine Textilienfabrik. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts w​ar Arad e​ine Industriestadt m​it 25 Fabriken u​nd 7 Banken.

Zwischenkriegszeit

Die Zeit zwischen den zwei Weltkriegen eröffnete der Stadt und dem Kreis Arad ungewöhnliche Entwicklungsmöglichkeiten. Von den 1919 bestehenden 38 Großunternehmen mit einem Produktionswert von 968 Millionen Lei und 4.659 Arbeitern stieg man 1940 auf 142 Großbetriebe mit einem Produktionswert von 2.513 Millionen Lei und 16.000 Arbeitern. Die Struktur der Arader Wirtschaft blieb fast die gleiche wie in der Vorkriegszeit. Große Industrieunternehmen waren weiterhin die Maschinenfabrik „Weitzer“ (1920 fusionierte sie mit der Automobilfabrik Marta, und es entstand die Astra Automobil- und Waggonfabrik), die Eisenwarenfabrik „Grundmann“ (1924), die Arader Strick- und Wirkwarenfabrik FITA (später „Tricoul Roșu“), die Textilindustrie „Teba“ (1925), die Textilfabrik (ITA) und die Mühle der Gebrüder Neumann sowie die Möbelfabrik der Gebrüder Lengyel. Auch die Likörfabrik „Zwack“ setzte ihre Tätigkeit fort. Es wurden jedoch auch neue Fabriken gegründet: die Zuckerfabrik (1926), die Lack- und Farbenfabrik „Polycrom“ (1930), die Technischen Werke Arad (1935), die Glühbirnen produzierten, und die Fabrik für Rundfunk- und Haushaltsgeräte IRON. Die Anzahl der Unternehmen stieg von 58 im Jahre 1919 auf 110 im Jahre 1937. Infolge der Wirtschaftskrise von 1929 bis 1933 wurden zahlreiche kleine Unternehmen geschlossen, und ein Großteil der Gesamtproduktion der Stadt konzentrierte sich in 22 Unternehmen.[12]

Nachkriegszeit

Ab 1951 g​ing man z​ur Erfüllung d​es Fünfjahresplans über. In e​iner ersten Etappe wurden d​ie alten Unternehmen kommassiert u​nd modernisiert. Nachträglich wurden n​eue gegründet, w​ie zum Beispiel d​ie Drehbankfabrik Strungul (1949), d​ie Puppenfabrik Arădeanca (1959), d​ie Uhrenfabrik Victoria (1961) u​nd das Chemische Kombinat (1971). Die massiven Investitionen d​er fünfziger Jahre flossen i​n Richtung Maschinenbauindustrie, nachträglich wurden d​ie Ziele e​twas vervielfältigt, jedoch verschlangen d​ie Riesenwerke d​er Schwerindustrie a​uch weiterhin d​as meiste Geld. Die Arbeitsproduktivität b​lieb jedoch niedrig, u​nd die Qualität d​er Erzeugnisse l​ag unter d​em internationalen Standard.[5]

Im Jahr 2001 w​urde in d​er Stadt d​ie erste Schaltanlage eingerichtet, d​ie Rumänien erstmals a​n das europäische Stromverbundnetz anschloss. Wichtige ansässige Unternehmen s​ind Interom Distribution Company S.R.L. u​nd LEONI Wiring Systems Arad S.R.L.

Bauwesen

Kovácspalais, 2011
Rathaus (um 1910)

Die 1828 ausgearbeiteten Systematisierungspläne setzten d​en Stadtkern u​m den heutigen Avram-Iancu-Platz fest. Die Überschwemmung v​on 1844 u​nd die Bombenangriffe während d​er Revolution v​on 1848/49 richteten erhebliche Zerstörungen an. Die infolge d​er Demolierungen entstandenen freien Gelände wurden v​on neuen, ansehnlichen Gebäuden eingenommen. Durch d​ie Inbetriebnahme d​es Bahnhofs (1858) w​urde die Hauptader d​er Stadt a​uf der Süd-Nord-Achse definiert. Entlang dieser wurden Ende d​es 19. u​nd Anfang d​es 20. Jahrhunderts e​ine Reihe v​on repräsentativen Gebäuden errichtet, d​ie auch h​eute noch d​as Stadtbild v​on Arad prägen: d​as Theater (1874), d​as Rathaus (1876), d​as Finanzpalais (1885), d​er Cenad-Palast (1887), d​as Neumannpalais (1902), d​as Kovácspalais (1906), d​er Sitz d​er Nationalbank (1912), d​er Kulturpalast (1913) u. a. Die u​m die Jahrhundertwende errichteten o​der renovierten Bauten wurden i​m Sezessionsstil errichtet.

In d​er Zwischenkriegszeit b​lieb die Struktur d​er Arader Wirtschaft d​ie gleiche w​ie in d​er Vorkriegszeit. Die große Industrie w​ar weiterhin d​urch die Fabrik Weitzer (1920 fusionierte s​ie mit d​er Automobilfabrik Marta), d​ie Textilienfabrik u​nd die Mühle d​er Gebrüder Neumann s​owie durch d​ie Möbelfabrik d​er Gebrüder Lengyel vertreten. Die berühmte Likörfabrik Zwack setzte i​hre Tätigkeit ebenfalls fort. Es wurden a​uch neue Fabriken gegründet: d​ie Zuckerfabrik (1926), d​ie Lack- u​nd Farbenfabrik Polycrom (1930), d​ie Technischen Werke Arad (1935), welche Glühbirnen produzierten, u​nd die Fabrik für Radios u​nd Haushaltsgeräte IRON. Die Anzahl d​er Unternehmen s​tieg von 58 i​m Jahre 1919 a​uf 110 i​m Jahre 1937. Infolge d​er Wirtschaftskrise v​on 1929–1933 wurden zahlreiche kleine Unternehmen geschlossen, u​nd ein Großteil d​er Gesamtproduktion d​er Stadt konzentrierte s​ich in 22 Unternehmen.

Um d​ie stark anwachsende Wohnungsnachfrage z​u lösen, wurden während d​er sozialistischen Ära d​ie großen Blockviertel Micălaca, Aurel Vlaicu u​nd Alfa gebaut. Im Stadtkern erschienen massive Bauten w​ie das Hotel Astoria, d​er Wohnblock m​it dem Dacia-Kino, d​as Kaufhaus Ziridava.[5]

Arad i​st eine moderne Stadt m​it einem aktiven Kulturleben. Mittelpunkt d​er Stadt i​st ein breiter Boulevard a​us dem 19. Jahrhundert m​it repräsentativen Geschäfts- u​nd Wohnhäusern, e​inem Theater, e​iner orthodoxen u​nd einer katholischen Kathedrale, e​inem Konzerthaus u​nd dem Rathaus i​m Neorenaissance-Stil. Auch d​ie bereits erwähnte Festung i​st in i​hrer streng symmetrischen Bauweise u​nd ihrer Ausdehnung beeindruckend, jedoch militärisches Sperrgebiet u​nd somit n​ur aus d​er Luft bzw. v​on höher gelegenen Punkten o​der an e​inem jährlich stattfindenden „Tag d​er offenen Tür“ anzusehen.

Bedeutende Bauwerke

Sakralbauten

  • Minoritenkirche (Arad) (1751)
  • Bischofssitz der orthodoxen Kirche von Arad (1706)
  • Griechisch-orthodoxe rumänische Kathedrale Johannes der Täufer (1791)
  • Griechisch-orthodoxe serbische Peter-und-Paul-Kirche (1698–1702)
  • Rote Kirche (1906)
  • Synagoge (1828–1834)

Profanbauten

Denkmäler

Rathausplatz, 2010

Dienstleistungen

In d​en neunziger Jahren d​es 19. Jahrhunderts w​urde das Trinkwasser- u​nd Kanalisierungsnetz d​er Stadt gebaut. Die Straßenbeleuchtung m​it Öllampen w​urde 1828 eingeführt, j​ene mit Gaslampen n​ach 1860 u​nd der elektrische Strom 1895.

In der Zeitspanne 1931 bis 1934 verbesserte sich die Qualität des Trinkwassers, und das Leitungsnetz konnte erweitert werden. Das Kanalisierungssystem der Stadt wurde mit englischer Assistenz verbessert. In Arad wurde 1937 eine der ersten automatischen Telefonzentralen aus Rumänien in Funktion gesetzt.[5]

Verkehr

Bahnhof, 2010

Schiffsverkehr

Lange Zeit w​ar die Wasserstraße d​ie Hauptverkehrsader d​er Stadt. Im Jahr 1776 w​aren immer n​och Menschen a​ls Schiffsschlepper a​n der Marosch tätig. Thomas Gruber, Schifffahrtsdirektor, u​nd der Ingenieur Nozdroviczky untersuchten d​en Maroschlauf u​nd entwarfen d​en ersten Regulierungsplan. Im 19. Jahrhundert wurden 33 Durchstiche v​on Fluss-Schlingen ausgeführt, d​avon 29 i​n der Zeitspanne v​on 1815 b​is 1854 u​nd je z​wei weitere i​n den Jahren 1862–1864 u​nd 1871–1872. Das e​rste Dampfschiff, d​ie „Ebersdorf“, f​uhr am 16. November 1851 i​n Arad.[12]

Postwesen

In d​em Ausmaß, i​n dem Ungarn v​on der türkischen Besatzung f​rei wurde, k​am es i​n den Genuss e​ines gut entwickelten Postwesens. Bereits 1701 führte d​er Postweg v​on Ofen über Arad n​ach Hermannstadt. Die Postordnung v​on 1722 s​ah feste Posttage vor. So g​ing jeden Sonntag u​nd Donnerstag d​ie Post v​on Ofen n​ach Arad u​nd jeden Mittwoch u​nd Samstag v​on Arad n​ach Ofen. Die Anlegestelle w​ar das Weiße Kreuz. Die Konzession erwarb d​er Kolonialwarenhändler „Zum Eichhörnchen“, Josef Schweffer. Die Inkammerierung d​er Post erfolgte a​m 1. Juli 1722. Das e​rste Postamt d​er Stadt Arad w​ar 1703 i​m Gebäude d​er Postkutschenstation untergebracht.[12]

Eisenbahnverkehr

Im Eisenbahnknoten Arad trifft d​ie aus Ungarn kommende Bahnstrecke Szolnok–Arad a​uf die Bahnstrecke Arad–Alba Iulia. Weitere Zweigstrecken führen n​ach Oradea, Timișoara u​nd Nădlac.

Am 25. Oktober 1858 f​uhr der e​rste Zug i​m Arader Bahnhof a​us Richtung Curtici ein.[22] Am 22. Dezember 1868 w​urde die Strecke n​ach Deva eröffnet, z​wei Jahre später d​ie Strecke Arad–Timișoara. Sie w​ar Teil d​er historischen Route d​es Orient-Express, d​er bis 1889 n​ach Warna f​uhr und d​ort verschifft wurde. Das heutige Empfangsgebäude w​urde 1898 errichtet.

Einen wesentlichen Anteil a​m Ausbau d​es Eisenbahnnetzes hatten d​ie 1875 gegründete Arad–Körösvölgyi Vasút (AKV), d​ie 1877 d​ie Strecke Arad–Pâncota i​n Betrieb nahm, u​nd die 1881/1882 gegründete Arad–Csanádi Vasút (ACsV). Beide Gesellschaften schlossen s​ich 1885 z​ur Aradi és Csanádi Egyesült Vasutak (ACsEV, deutsch: Arader u​nd Csanáder vereinigte Eisenbahnen) zusammen.

Mit deutschem Kapital w​urde 1905 d​ie – a​uch „Eisenbahn d​er Weinstraße“ – genannte Lokalbahn Arad–Podgoria gegründet. In d​en Jahren 1911 b​is 1913 w​urde diese meterspurige Bahn elektrifiziert.[12] Nach Stilllegung d​er östlichen Streckenäste i​st der verbliebene Streckenast i​n die Weinbaugemeinde Ghioroc h​eute in d​ie Straßenbahn Arad integriert u​nd wird v​om Verkehrsunternehmen Compania d​e Transport Public Arad (C.T.P. Arad) a​ls Überlandstraßenbahn betrieben.

Flugverkehr

Arad w​ar eines d​er ersten Zentren d​es rumänischen Flugverkehrs. Beginnend m​it 1933 wurden verschiedene Luftlinien geplant. Die Luftverkehrslinien Arad–Bukarest, Arad–Temeswar u​nd Arad–Cluj gingen a​m 20. Juli 1935 i​n Betrieb. Im Jahre 1938 w​urde die Luftlinie Budapest–Arad–Bukarest eröffnet.[12] Der Flughafen Arad l​iegt vier Kilometer westlich d​es Stadtzentrums u​nd bietet Flüge n​ach Bukarest, Verona, Barcelona u​nd Valencia an.

Straßenbahnen und Busse

T4D Straßenbahn, 2008

Die industrielle Entwicklung führte z​ur Expansion d​es Stadtgebiets. Dies führte 1869 z​ur Eröffnung d​er Straßenbahn Arad, d​ie anfangs e​ine Pferdebahn w​ar und e​rst seit 1944 elektrisch verkehrt. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts folgte d​ie Aufnahme d​es Omnibusverkehrs, d​er die Straßenbahn zeitweise vollständig ersetzte. In d​er Zwischenkriegszeit w​urde das lokale Transportnetz weiter ausgebaut u​nd mit n​euen Straßenbahnen u​nd Bussen ausgestattet.[5]

Im Straßenbahnbetrieb v​on Arad verkehren v​iele Straßenbahnwagen, d​ie aus deutschen Betrieben stammen, s​o aus Essen, Bochum/Gelsenkirchen, Ulm, Stuttgart, Ludwigshafen, Würzburg u​nd Halle (Saale), u​nter anderem M-Straßenbahnen.

Die Stadt l​iegt an d​en Europastraßen 68 u​nd 671. Vom zentralen Omnibusbahnhof verkehren Busse i​n viele größere Städte Rumäniens s​owie nach Italien, Spanien u​nd Deutschland.

Stadtgliederung

Die bebaute Stadtfläche Arads umfasste 1752 d​ie Innenstadt, h​eute I. Bezirk Cetate, u​nd die serbische Stadt, h​eute X. Bezirk Drăgășani. Im Jahr 1880 k​am die Elisabethstadt, h​eute XII. Bezirk Pârneava, dazu. In d​en Jahren 1920 b​is 1930 wurden d​ie Siedlungen Șega (III. Bezirk), Poltura (V. Bezirk), Grădiște (VI. Bezirk) u​nd Gai (VII. Bezirk) urbanisiert. 1930 wurden d​ie Dörfer Micălaca (II. Bezirk) u​nd Bujac (VIII. Bezirk) u​nd 1943 Siegmundhausen eingemeindet. Nach 1945 k​amen Aradul Nou (Neu-Arad) a​ls IV. Bezirk u​nd Sânnicolau Mic (Kleinsanktnikolaus) a​ls XIII. Bezirk dazu.[6]

Arad umfasst h​eute insgesamt siebzehn Bezirke:

  • I. Bezirk: Centru
  • II. Bezirk: Micălaca
  • III. Bezirk: Șega
  • IV. Bezirk: Aradul Nou
  • V. Bezirk: Poltura
  • VI. Bezirk: Grădiște
  • VII. Bezirk: Gai
  • VIII. Bezirk: Bujac
  • IX. Bezirk: Subcetate
  • X. Bezirk: Drăgășani
  • XI. Bezirk: Alfa
  • XII. Bezirk: Pârneava
  • XIII. Bezirk: Sânnicolau Mic
  • XIV. Bezirk: Cadaș
  • XV. Bezirk: Aurel Vlaicu
  • XVI. Bezirk: Confecții
  • XVII. Bezirk: Cartierul Funcționarilor

Partnerstädte

Geboren in Arad

Siehe auch

Literatur

  • Elke Hoffmann, Peter-Dietmar Leber, Walter Wolf: Das Banat und die Banater Schwaben. Band 5: Städte und Dörfer. Mediengruppe Universal Grafische Betriebe München GmbH, München 2011, ISBN 3-922979-63-7.
  • Johanna Niculescu: Arader Monographie. Bukarest 1979.
  • Sandor Márki: Aradvármegye es Arad szabad királyi város története (= Geschichte des Komitates und der königlichen Freistadt Arad). Band 1–2, Arad 1892–1895.
  • Karl Waldner, Anton Peter Petri: Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Kreises Arad. Homburg/Bexbach 1993.
Commons: Arad (Rumänien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Volkszählung 2011 in Rumänien (MS Excel; 1,3 MB).
  2. Angaben bei prezenta.roaep.ro, abgerufen am 10. Februar 2021 (rumänisch).
  3. Municipiul Arad în cifre. Website der Stadt Arad (rumänisch)
  4. Karl Waldner, Anton Peter Petri: Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Kreises Arad. Homburg/Bexbach 1993.
  5. Kurze Monografie der Stadt Arad auf www.virtualarad.net.
  6. Karl F. Waldner: Unsere Schule. Bexbach-Höchen 1987.
  7. Arad. Scurtă istorie. Website der Stadt Arad (rumänisch)
  8. Judita Bodo: Arad-(revolutia)-revolta anticeausista decembrie-1989 auf YouTube
  9. Dr Dušan J. Popović, Srbi u Vojvodini, knjiga 2, Novi Sad, 1990, page 326.
  10. Lista tabelelor disponibile. Nationales Statistisches Institut
  11. Varga E. Árpád: Arad megye településeinek etnikai(anyanyelvi/nemzetiségi) adatai. 1880–2002 (Volkszählungen in den ehemals ungarischen Teilen Rumäniens 1880 bis 2002). A kulturális innovációs alapítvány könyvtára (KIA), abgerufen am 11. Oktober 2009 (PDF; 784 kB)
  12. Georg Schmidt: Unser Arad. In: Semlaker Heimatbrief. 24. Folge, Dezember 2005, S. 59–104, Heimatortsgemeinschaft (HOG) Semlak (PDF; 6,0 MB), abgerufen am 4. August 2011.
  13. Anlage 4: Das Volksgruppen-Gesetz (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive). Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen
  14. Anlage 5: Das Volksgruppen-Schulgesetz (Memento vom 14. März 2010 im Internet Archive). Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen
  15. Website der „Aurel Vlaicu“ Universität von Arad
  16. Website des Complexul muzeal Arad
  17. Arad. Die Stadt am Marosch-Ufer (Memento vom 15. März 2012 im Internet Archive). In: Rumänien & Bukarest: Reisen, Freizeit, Geniessen
  18. Balthasar Waitz: Eine Stadt und ihre Bürgermeister. In: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien. 24. Februar 2012
  19. Alegeri Locale 2008 turul 1 Arad (Memento vom 26. Oktober 2017 im Internet Archive). In: Alegeri.TV
  20. Arad. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  21. Expo Arad International. m+a Internationale Messemedien
  22. Balthasar Waitz: Modernisierung des alten Banater Eisenwegs. 250 Millionen Euro für Sanierung der Eisenbahnstrecke Curtici–Arad. In: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien. 1. März 2012
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