Mladá Boleslav
Mladá Boleslav (deutsch Jungbunzlau) ist eine tschechische Stadt in der Mittelböhmischen Region nordöstlich von Prag. Sie hat 44.056 Einwohner (Stand 1. Jan. 2017) und eine Fläche von 28,89 km². Mladá Boleslav liegt an der Jizera.
Mladá Boleslav | |||||
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Basisdaten | |||||
Staat: | Tschechien | ||||
Historischer Landesteil: | Böhmen | ||||
Region: | Středočeský kraj | ||||
Bezirk: | Mladá Boleslav | ||||
Fläche: | 2889 ha | ||||
Geographische Lage: | 50° 25′ N, 14° 54′ O | ||||
Höhe: | 235 m n.m. | ||||
Einwohner: | 44.506 (1. Jan. 2021)[1] | ||||
Postleitzahl: | 293 01 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | MB (vergeben bis 2001) | ||||
Verkehr | |||||
Bahnanschluss: | 064 M. Boleslav–S. Paka 070 Prag–Turnov 071 Nymburk–M. Boleslav 076 M. Boleslav–(Skalsko)-(Mšeno)-Mělník | ||||
Struktur | |||||
Status: | Statutarstadt | ||||
Ortsteile: | 13 | ||||
Verwaltung | |||||
Bürgermeister: | Raduan Nwelati (ODS) (Stand: Mai 2013) | ||||
Adresse: | Komenského nám. 61 293 49 Mladá Boleslav | ||||
Gemeindenummer: | 535419 | ||||
Website: | www.mb-net.cz |
Geschichte
Der Ort wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von Boleslav II. als eine königliche Burg gegründet. Aus dieser Zeit stammt die Stadtburg auf einem Felsvorsprung an der Mündung der Klenice in die Jizera.
Im Jahr 1255 wurde im Ort eine Kommende des Johanniterordens errichtet. Die Stadtrechte erhielt Mladá Boleslav zum Teil im Jahr 1334 und zum Teil im Jahr 1436.
Im Frühjahr 1279 brachte Markgraf Otto V., Oberhaupt der ottonischen Linie Brandenburgs, er war seit dem Tod König Ottokars II. von Böhmen der bestellte Vormund des Kronprinzen Wenzel, seinem Neffen und Reichsverweser Böhmens, den siebenjährigen Thronfolger sowie dessen Mutter, Königinwitwe Kunigunde, nach Jungbunzlau, wo beide unter harten Bedingungen auf der dortigen Burg festgehalten wurden. Der Königin gelang bald darauf die Flucht und sie erhob schwere Anschuldigungen gegen den Markgrafen und seine Dienstmannen.
Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt zum Zentrum der Böhmischen Brüder, die die Ideen des Jan Hus befolgten. Es wurde ein Bistum eingerichtet und eine Kathedrale im Stil der Renaissance gebaut. Die Religionskriege des 17. Jahrhunderts haben die Abnahme der Bevölkerungsanzahl und die Rekatholisierung gebracht.
Im 19. Jahrhundert begann in Mladá Boleslav die Industrialisierung. 1895 wurde das Unternehmen Laurin & Klement gegründet, ursprünglich als Fahrradproduzent. Nach erfolgreicher Entwicklung und Diversifizierung der Produktion in Richtung Automobilbau wurde dieses Unternehmen 1925 an den Schwerindustriekonzern Škoda mit Sitz in Pilsen verkauft. Der Automobilzweig wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Staatsunternehmen ausgegliedert. Dieses Unternehmen wurde 1990 privatisiert und gehört seither als Škoda Auto zum Volkswagenkonzern. Das Werk nimmt einen großen Teil der Fläche der Stadt ein.[2]
In den 1920er Jahren entstanden in Mladá Boleslav mehrere Bauten der tschechischen Moderne. Emil Králík (1880–1946) errichtete das Stadttheater, Jiří Kroha (1893–1974) das Kaufhaus Gellner und das Bezirkspolyklinikum.[3]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Mladá Boleslav liegt 60 km nordöstlich von Prag an der Europastraße 65/Autobahn Dálnice 10. Der Hauptbahnhof liegt an den Strecken 070 Prag–Turnov und 071 Nymburk–Mladá Boleslav, 064 Mladá Boleslav–Stará Paka und 076 Mladá Boleslav–Mělník.
Ansässige Unternehmen
In Mladá Boleslav befinden sich der Sitz und das größte Werk des Automobilherstellers Škoda Auto. Das Unternehmen beschäftigt in Tschechien ca. 29.000 Mitarbeiter (Stand 2020), den Großteil davon im Werk in Mladá Boleslav. Damit sind mehr als drei Viertel aller Erwerbstätigen der Stadt bei dem Tochterunternehmen der Volkswagen AG beschäftigt. Škoda Auto ist zugleich der bedeutendste Automobilproduzent Tschechiens und der größte Exporteur des Landes.
Bildung
In Mladá Boleslav ist die Private Hochschule Škoda Auto Vysoká škola angesiedelt.
Stadtteile
Die Stadt gliedert sich in 13 Stadtteile: Bezděčín, Čejetice, Čejetičky, Debř, Chrást, Jemníky, Michalovice, Mladá Boleslav I, Mladá Boleslav II, Mladá Boleslav III, Mladá Boleslav IV, Podchlumí, Podlázky.
Sehenswürdigkeiten
- Hauptwerk der Škoda Auto sowie das Škoda Muzeum
- Luftfahrtmuseum am Flugplatz (Letecké muzeum Metoděje Vlacha)
- Regionalmuseum in der Burg
- Jüdischer Friedhof aus dem 16. Jahrhundert
- Altstädter Ring mit Renaissancegebäuden, dem alten Rathaus und seinem Turm aus der Mitte des 16. Jahrhunderts sowie der Kirche 'Maria Himmelfahrt'
- Burgruine im Stadtteil Michalovice oberhalb der Jizera aus dem 13. Jahrhundert
Städtepartnerschaften
- Dieburg, Deutschland
- King’s Lynn, Großbritannien
- Pezinok, Slowakei
- Vantaa, Finnland
- Kolomna, Russland
Persönlichkeiten
Im Ort geboren
- Antonín František Bečvařovský (1754–1823), Komponist
- Vincenc Zahradník (1790–1836), Priester
- Leopold Winterberg (1835–1912), Rabbiner in Aussig und Prag, Oberkantor
- Anton Kohl (1867–1934), österreichischer Politiker
- Rudolf Kraus (1868–1932), österreichischer Mediziner, Pionier der Klinischen Chemie und Laboratoriumsdiagnostik
- Alfred Meissner (1871–1950), tschechischer Politiker und Jurist, Justizminister, Überlebender des Holocaust
- František Gellner (1881–1914), tschechischer Dichter, Anarchist, Prosaist, Maler und Karikaturist
- Hugo Maria Kritz (Pseudonym von Hugo Krizkovsky) (1905–1988), deutscher Schriftsteller
- Vladislav Brunner (1910–1989), Flötist
- Adina Mandlová (1910–1991), Schauspielerin
- Netti Boleslav (1923–1981), israelische Schriftstellerin
- Josef Holub (1930–1999), Botaniker
- Eva Bosáková (1931–1991), Kunstturnerin
- Václav Roubíček (1944–2010), Ingenieurwissenschaftler, Universitätspräsident und Senatsabgeordneter des tschechischen Parlaments
- Vladimír Michálek (* 1956), Regisseur
- Vilém Čok (* 1961), Sänger
- Petr Vrabec (* 1962), Fußballspieler und -trainer
- Jan Železný (* 1966), Speerwerfer
- Václav Koloušek (* 1976), Fußballspieler
- Radim Vrbata (* 1981), Eishockeyspieler
- Martin Havlát (* 1981), Eishockeyspieler
- Marek Schwarz (* 1986), Eishockeyspieler
- Jiří Polnický (* 1989), Cyclocrossfahrer
- Radim Šimek (* 1992), Eishockeyspieler
- Tomáš Hyka junior (* 1993), Eishockeyspieler
- Jan Vodháněl (* 1997), Fußballspieler
Im Ort wirkten
- Siegfried Kapper (1820–1879), tschechischer Schriftsteller, Übersetzer und Arzt
- Josef Bohumil Herclík (1903–1987), Geigenbaumeister
Siehe auch
Weblinks
- mb-net.cz Offizielle Seiten der Stadt (tschechisch)
Einzelnachweise
- Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
- Skoda entwächst den tschechischen Wurzeln, NZZ, 21. April 2018
- Mirko Baum, "Straße am Ende der Welt" in: archimaera (Heft 1/2008)