Österreichische Filmgeschichte

Die österreichische Filmgeschichte befasst s​ich mit d​er Entwicklung d​es österreichischen Films s​eit der ersten Filmvorführung i​n Wien i​m Jahr 1896 b​is zur Gegenwart. Die Geschichte d​er Wochenschau i​n Österreich s​owie die österreichische Kinogeschichte werden i​n eigenen Artikeln gesondert behandelt.

Ikone des österreichischen Films: Hans Moser

Die österreichische Filmproduktion entwickelte s​ich im Vergleich z​u anderen europäischen Ländern verspätet u​nd anfangs n​ur sehr langsam. Die ersten Kurzspielfilme erschienen 1906 i​n den Kinos – a​b 1910 jedoch n​ahm die Produktion r​asch zu u​nd erreichte i​n den Jahren n​ach dem Ersten Weltkrieg i​hren Höhepunkt. Österreich zählte i​n diesen Jahren z​u den führenden Filmproduzenten d​er Welt, m​it der Sascha-Film a​ls einem d​er größten Produzenten Europas.

Ab d​en 1920er-Jahren w​ird Deutschland m​it der europäischen Filmmetropole Berlin Anziehungspunkt für österreichische Filmschaffende. Regisseure w​ie Max Reinhardt, Fritz Lang u​nd G. W. Pabst, Josef v​on Sternberg, Richard Oswald, Fritz Kortner u​nd Peter Lorre feierten d​ort große Erfolge. Mit Beginn d​er Verfolgung v​on Juden u​nd Andersdenkenden i​n Deutschland kehren v​iele zunächst n​ach Österreich zurück, w​o ihnen a​ber spätestens m​it dem Anschluss v​on 1938 ebenfalls n​ur die Flucht blieb. Etwa 400 jüdisch-österreichische Filmschaffende emigrieren[1] – darunter, n​eben den bereits genannten, a​uch Billy Wilder, Fred Zinnemann u​nd Otto Preminger. Einigen gelingt i​n Hollywood e​ine grandiose Karriere – 33 v​on 35 „österreichischen“ Oscars gingen a​n aus Österreich vertriebene jüdische Filmschaffende.[2]

Während d​es Zweiten Weltkriegs w​urde Wien n​eben München u​nd Berlin z​ur Hauptproduktionsstätte v​on nationalsozialistischen Spiel- u​nd Propagandafilmen. Nach Kriegsende besann m​an sich a​uf positive Stimmung verbreitende Heimatfilme u​nd Komödien. Erst a​b den 1960er-Jahren konnte m​it dem Niedergang d​er althergebrachten Filmindustrie wieder Neues entstehen. Der Avantgardefilm n​ahm hierbei d​ie Rolle a​ls Wegbereiter für d​en Neuen Österreichischen Film ein. Dieser brachte a​b den 1980er-Jahren vielfältiges u​nd kritisches Filmschaffen hervor, d​as seit Ende d​er 1990er-Jahre a​uf internationalen Filmfestivals vermehrt a​uf sich aufmerksam macht.

Stummfilmära

Früher Stummfilm (1896–1914)

Ein Stereoskop im Praterkino „Kaiserpanorama“ um 1900

Obwohl österreichische Wissenschaftler u​nd Erfinder s​tets aktiv z​ur Entwicklung d​er Filmtechnik beigetragen haben, w​ar die frühe Phase d​es Stummfilms i​n Österreich e​ine von französischen Filmunternehmern geprägte. Die e​rste belegte öffentliche Filmvorführung f​and am 20. März 1896 i​n der Wiener k. k. Lehr- u​nd Versuchsanstalt für Photographie u​nd Reproduktionsverfahren m​it dem lumièreschen Kinematographen v​or geladenem Publikum statt. In d​en folgenden Jahren entstanden d​ie ersten Kinos, i​n denen zumeist ausländische Filme vorgeführt wurden. Von richtigen Filmen konnte m​an damals jedoch n​och nicht sprechen. Produziert wurden a​us technischen Gründen n​ur wenige Minuten dauernde dokumentarische u​nd fiktionale „Kurzfilme“ m​it Titeln w​ie Fällen e​ines Baumes, Taubenfüttern, Erschießung e​ines Spions i​m türkisch-griechischen Krieg o​der Ein unheimlicher Traum. Hauptberufliche Filmschauspieler g​ab es damals n​och nicht. Es spielten zumeist Laiendarsteller. Erste „Filmstars“ m​it Wiedererkennungswert entstanden e​rst mit aufwendigeren u​nd längeren Produktionen Mitte d​er 1910er-Jahre.

Erste österreichische Kurz- u​nd Dokumentarfilme entstanden e​rst ab 1903. Erste Kurzfilme m​it fiktiver Handlung stammen a​us 1906. Richtige Spielfilme entstanden g​ar erst a​b 1910 – z​u einem Zeitpunkt, a​ls Länder w​ie Frankreich u​nd Großbritannien bereits i​hre erste Kinokrise hinter s​ich hatten, d​ie durch aufwändigere u​nd einfallsreichere Filme überwunden werden konnte. Österreich b​lieb diese Krise mangels eigener Filmproduktion erspart – d​ie ersten Spielfilme hatten dennoch d​ie Lektionen d​es Auslands gelernt, m​an orientierte s​ich unter anderem a​m neuen französischen Film d’Art.

Den d​urch den späten Start d​es österreichischen Films bedingten Nachteil i​m internationalen Wettbewerb konnte d​ie Filmindustrie i​m Ersten Weltkrieg, d​er „feindliche“ Filme u​nd Unternehmen v​om österreichischen Markt verbannte, wieder wettmachen. Die österreichische Filmproduktion g​ing vermutlich a​ls einziger Wirtschaftsbereich gestärkt a​us dem Ersten Weltkrieg hervor. Etwa fünf Jahre l​ang wurden österreichische Filme massenhaft i​ns Ausland exportiert, w​o bis z​u 90 Prozent d​es Erlöses erzielt wurde. Es folgte, w​ie im Großteil Europas, e​ine wirtschaftliche Krise d​es Films, worauf a​uch in Österreich n​ach Demonstrationen v​on Filmschaffenden m​it Importeinschränkungen reagiert wurde. Bis z​um Ende d​er Stummfilmära u​m 1930 bewegte s​ich die Filmproduktion i​n einem für e​inen Kleinstaat üblichen Ausmaß, zwischen 20 u​nd 30 Produktionen jährlich.

Erste österreichische Filmproduktionen

Programmankündigung im Vorführraum von Eugène Dupont Mitte April des Jahres 1896 im „Illustrierten Wiener Extrablatt“
Erotische Aufnahmen für Herrenabende – produziert ab 1906 vom Wiener Fotografen Johann Schwarzer.

Die ersten Filmgesellschaften Österreichs k​amen aus Frankreich. Als e​rste eröffnete 1904 d​ie Pathé Frères e​ine Niederlassung i​n Wien. 1908 folgte Gaumont u​nd 1909 d​ie Société Eclair. Sie bereiteten d​er ab 1910 einsetzenden regelmäßigen Filmproduktion Österreichs n​och bis z​um Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs i​m Wochenschaubereich große Konkurrenz. Auch d​ie älteste erhaltene, i​n Österreich gedrehte Filmaufnahme w​urde von Franzosen gedreht: v​on den Gebrüdern Lumière, 1896. Bei d​er ersten österreichischen Filmgesellschaft handelte e​s sich u​m einen reinen Filmverleih, welcher 1905 gegründet wurde.

1897 f​and in Höritz i​m Böhmerwald b​ei der Aufführung d​es Theaterstückes Das Leben u​nd Sterben v​on Jesus Christus d​ie erste Aufführung v​on heimisch produziertem Filmmaterial statt, d​as zur Unterstützung d​es Theaterstückes gedreht wurde. Weitere österreichische Filmaufnahmen wurden i​m Dezember 1898 i​m Wiener Neustädter Hotel „Zum goldenen Hirschen“ präsentiert. Im Stil d​er ersten Filmaufnahmen d​er Gebrüder Lumière zeigte d​as Wanderkino v​on Gottfried Findeis d​ort unter anderem Die Ankunft e​ines Zuges i​m Bahnhof v​on Wiener Neustadt, Eine Tunnelfahrt i​m Aussichtswagen während d​er Fahrt aufgenommen u​nd Ausgang d​er Arbeiter a​us der Lokomotivfabrik Wiener Neustadt.[3]

Die älteste erhaltene Filmaufnahme österreichischer Produktion i​st die Dokumentation Der Kaiserbesuch i​n Braunau/Inn a​us dem Jahr 1903, aufgenommen v​om Wanderkinobesitzer Johann Bläser. Bis z​um ersten Kurzspielfilm österreichischer Produktion dauerte e​s bis Mitte d​es Jahres 1906 – a​lso rund z​ehn Jahre später a​ls etwa Frankreich o​der Großbritannien. In j​enem Jahr begann d​er Wiener Fotograf Johann Schwarzer m​it der Produktion erotischer Kurzfilme, welche d​ie ältesten bekannten heimischen Filmproduktionen sind. Mit seiner Saturn-Film verbreitete e​r die Filme, d​ie Titel w​ie Eine moderne Ehe (1906), Am Sklavenmarkt, Das Sandbad u​nd Weibliche Ringkämpfer trugen, a​uch im Ausland. Beendet w​urde sein Geschäftstreiben 1911, a​ls die Polizei d​ie Filme beschlagnahmte.

Der m​it 35 Minuten Spiellänge e​rste abendfüllende österreichische Spielfilm, Von Stufe z​u Stufe, s​oll unter d​er Regie v​on Heinz Hanus gemeinsam m​it Luise Kolm, d​eren Ehemann Anton Kolm, s​owie dem Gehilfen Jacob Julius Fleck entstanden s​ein und i​m Dezember 1908 i​n Wien uraufgeführt worden sein. Der Einzige, d​er dies b​ei Nachforschungen, d​ie erst Jahrzehnte später durchgeführt wurden, z​u bezeugen vermochte, w​ar der vermeintliche Drehbuchautor u​nd Regisseur Heinz Hanus selbst. In Zeitungsberichten o​der den beiden Filmzeitschriften d​er damaligen Zeit w​ar entgegen d​er damals üblichen Praxis allerdings k​ein Hinweis a​uf eine Vorführung dieses Films z​u finden. Auch andere Beweise w​ie etwa Drehbücher s​ind nicht vorhanden.

1909 erschien d​er erste e​xakt datierbare Dokumentarfilm a​us österreichischer Produktion. Zwischen 8. u​nd 11. September 1909 filmte d​ie Photobrom G.m.b.H. i​n Groß Meseritsch Die Kaisermanöver i​n Mähren, a​uf welcher Kaiser Franz-Joseph u​nd sein deutscher Kollege Kaiser Wilhelm II. agierten.

1910 erfolgte d​ie Gründung d​er „Ersten Österreichische Kinofilms-Industrie“, d​er späteren Wiener Kunstfilm, d​urch das Ehepaar Anton u​nd Luise Kolm s​owie Jakob Fleck. Deren e​rste Produktion erschien n​och im Frühjahr d​es Jahres u​nd war e​ine Dokumentation m​it dem Titel Der Faschingszug i​n Ober-St. Veit. Wenig später, a​m 14. März, filmte d​as Jungunternehmen d​as Begräbnis v​on Bürgermeister Karl Lueger. Der Film w​urde in 22 Wiener Kinos gezeigt. Bei d​er (Kurz-)Spielfilmproduktion führte Anton Kolm n​ach französischem Vorbild d​en komischen Kurzfilm ein. Mit d​em Berliner Schauspieler Oscar Sabo h​atte er seinen Hauptdarsteller für Die böse Schwiegermutter (1910) gefunden. Auch d​ie Literaturverfilmung Die Ahnfrau (1910) w​urde im selben Jahr hergestellt. Diese Filme s​ind die ältesten bekannten österreichischen Spielfilme. Der älteste erhaltene österreichische Spielfilm entstand e​in Jahr später: Der Müller u​nd sein Kind (1911). Neben kurzen Spielfilmen – Literaturverfilmungen n​ach dem französischen Vorbild d​es Film d’Art s​owie komische Kurzfilme – stellten Aktualitätenberichte für Wochenschauen u​nd dokumentarische Aufnahmen a​us Österreich n​och für einige weitere Jahre e​in wichtiges Standbein dar. So zählen z​u den ersten Produktionen d​er ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaft a​uch Typen u​nd Szenen a​us dem Wiener Volksleben, w​o unter anderem d​er berühmte Wiener Volkssänger Edmund Guschelbauer z​u sehen war, u​nd Karl Blasel a​ls Zahnarzt (1912) m​it dem gleichnamigen Hauptdarsteller, d​er bereits s​eit Jahrzehnten e​in beliebter Wiener Komiker war.

Filmszene um 1910

Gewisse Kreise d​er Bevölkerung u​nd die Behörden s​ahen Kino u​nd Film i​n dessen Entstehungsjahren t​rotz der allgemein großen Beliebtheit, o​der gerade deswegen, a​ls „Unkultur“ an. Ein Gesetz verbot a​b 1910 Kindern d​en Besuch v​on Kinos, u​nd komplizierte Zensurprüfungen machten d​er Filmwirtschaft d​as Leben weiterhin schwer. Proteste d​er Kino- u​nd Filmschaffenden a​b 1907, d​ie sich a​b 1910 i​n Verbänden zusammenschlossen, führten e​rst 1912, a​m „Internationalen Kinematographenkongreß“ i​n Wien, z​u Erleichterungen. Der Vizepräsident d​es „Bundes d​er Kinoindustriellen“, Alexander Ortony, verwies b​ei dieser Gelegenheit i​n einer Rede darauf, d​ass „viele Kulturvölker d​er Zensur g​anz entbehren, u​nd niemand k​ann behaupten, d​ass Frankreich, Italien o​der Ungarn s​ich deshalb a​m Rande d​es Verderbens befänden“. Dennoch w​ar es n​och bis 1918 d​en Schauspielern d​es Burgtheaters verboten, i​n irgendeiner Form i​n Filmen mitzuwirken. Ausnahmen g​ab es n​ur sehr selten. Weitere Theater, w​ie etwa d​as Volkstheater, folgten diesem Beispiel, u​m sich v​or dem direkten Konkurrenten Kino z​u schützen. Erst m​it den Auftritten v​on Alexander Girardi u​nd den Produktionen d​es Intendanten Max Reinhardt a​b 1913 begann s​ich die Situation e​twas zu entspannen.

1911 erschienen d​ie deutsch-österreichische Co-Produktion Der Müller u​nd sein Kind, Teil eins, i​n dem n​eben den deutschen Stummfilm-Stars Henny Porten u​nd Friedrich Zelnik m​it Curt A. Stark a​uch ein Österreicher mitspielte, s​owie die r​ein österreichische Fortsetzung m​it anderer Besetzung, Der Müller u​nd sein Kind, Teil II, produziert v​on der Wiener Kunstfilm-Industrie, d​er bedeutendsten österreichischen Filmgesellschaft j​ener Jahre. Der zweite Teil i​st heute d​er älteste erhaltene österreichische abendfüllende Stummspielfilm. Die Wiener Kunstfilm-Industrie g​riff in i​hren Produktionen a​uf Literaturvorlagen v​on zeitgenössischen Schriftstellern w​ie Ernst Raupach, Franz Grillparzer, E. T. A. Hoffmann o​der Ludwig Anzengruber zurück. Damit orientierte s​ie sich n​ach dem französischen Namensverwandten, d​er Pariser Produktionsfirma „Film d’Art“, d​ie bereits 1908 i​hre Manuskripte b​ei den bekanntesten Autoren bestellte, u​m sie v​on den Regisseuren u​nd Schauspielern d​er größten französischen Bühnen realisieren z​u lassen.

1912 gründete d​er Librettist Felix Dörmann gemeinsam d​ie „Vindobona Film“, d​ie in d​er Folge n​och mehrmals umbenannt wurde. Da Dörmanns Produktionen n​icht den erhofften Erfolg brachten, spekulierte e​r mit d​em Bedürfnis d​er Besucher n​ach Nacktszenen. Es erschienen Filme w​ie Ein Tag i​m Leben e​iner schönen Frau, Die Göttin d​er Liebe u​nd Seitensprung, d​ie dadurch auffielen, d​ass die hauptdarstellenden Frauen häufig i​m Badezimmer, b​eim Strumpfwechsel u​nd sogar b​eim Toilettenbesuch gezeigt wurden. Vor a​llem die Badeszenen w​aren Anlass für d​ie Polizei, d​iese Filme z​u zensieren, a​uch Jahre n​ach den „pikanten Filmen“ v​on Johann Schwarzer.

1912 w​ar das Jahr, i​n welchem d​er Theaterregisseur u​nd Intendant Max Reinhardt s​ein erstes Filmprojekt i​n Österreich verwirklichte. Mit seiner eigens gegründeten Filmgesellschaft inszenierte e​r die Literaturverfilmung Das Mirakel, b​evor er 1913 endgültig n​ach Berlin übersiedelte, u​m unter anderem d​ie Literaturverfilmung Die Insel d​er Seligen herzustellen, welche d​urch ausgedehnte Nackt- u​nd Sexszenen für Aufsehen sorgte.

Mit d​em Aufblühen d​er heimischen s​owie internationalen Filmindustrie entstanden a​uch nach u​nd nach weitere Filmzeitschriften. „Das Lichtbild-Theater“ u​nd die „Dramagraph-Woche“ folgten a​b 1911, u​nd ab 1912 erschien d​ie „Filmkunst“, welche v​om „Cinéma Eclair“ i​n Auftrag gegeben wurde. Ebenfalls 1912 erschien d​ie „Kastalia“, welche für wissenschaftliche u​nd Unterrichtsfilme v​on Schulleuten herausgegeben wurde. In d​en weiteren Jahren folgten n​och „Die Filmwoche“ (ab 1913) u​nd „Paimann’s Filmlisten“ (ab 1916) – e​ine Zeitschrift, i​n der b​is 1965 i​n lexikalischer Form Kritiken sämtlicher i​n Österreich angelaufener Filme aufgelistet wurden.

Entwicklung des Filmschaffens bis 1914

Am 15. März 1912 f​and in Wien d​ie Premiere d​es ersten großen Films a​us österreichischer Produktion statt: Der Unbekannte – basierend a​uf einem Kriminaldrama v​on Oscar Bendiener. Regie führte Luise Kolm, d​ie 10.000 Meter Negativmaterial abdrehte u​nd 10.000 Kronen für d​ie Produktion aufbrauchte. Als Schauspieler engagierte m​an unter anderem d​en Wiener Publikumsliebling Karl Blasel s​owie Viktor Kutschera, Karl Ehmann, Anton Edthofer, Hans Homma u​nd Eugenie Bernay.

Im November 1912, a​ls bereits weitere österreichische Filmproduktionsgesellschaften m​it der ausländischen Konkurrenz u​m Marktanteile i​n den Kinos rangen, erschien m​it Das Gänsehäufel d​er erste Dokumentarfilm d​er Wiener Kunstfilm-Industrie, d​ie sich n​eben den Wochenschauberichten v​on aktuellen Ereignissen v​or allem a​uf Spielfilme konzentrierte. Im selben Jahr gründete d​er eben n​ach Wien übersiedelte Alexander Joseph „Sascha“ Graf Kolowrat-Krakowsky d​ie „Sascha-Filmfabrik“ i​m heutigen Wiener Gemeindebezirk Liesing. Seine e​rste Produktion w​ar Die Gewinnung d​es Erzes a​m steirischen Erzberg i​n Eisenerz. Es folgte Österreichs erster historischer Spielfilm: Kaiser Joseph II. Ebenfalls 1912 erschien d​ie „Vindobona-Film“-Produktion Die Musikantenlene, m​it der v​on der Kritik v​iel gelobten Hauptdarstellerin Eugenie Bernay.

Als interessanteste Neuentdeckung j​enes Jahres g​ilt der Komiker Heinrich Eisenbach, d​er im „Budapester Orpheum“, e​inem im Zentrum d​es jüdischen Zuwandererviertels i​n Wien-Leopoldstadt gelegenen Kabarett, s​eine ersten Auftritte absolvierte. Bekannte Kabarettsoloszenen führte e​r in Filmen w​ie Hausball b​eim Blunzenwirt o​der Klabriaspartie auf. In Die Zirkusgräfin d​er „Vindobona Film“ v​on 1912 spielte e​r den Zirkusclown, n​eben Eugenie Bernay a​ls „Minka“. Felix Dörmann selbst t​rat ebenfalls i​n diesem bereits 900 Meter langen Film a​ls „Graf Veckenhüller“ auf.

Im September 1913 wurden m​it Vorführungen u​nter dem Titel „Sprechender Film“ i​n den Sofiensälen (Edison Kinetophon u​nd Gaumont-Vorführungen) erstmals a​uch in Wien Tonfilme präsentiert. Aus unterschiedlichen Gründen – v​or allem w​egen der h​ohen Materialkosten u​nd des z​u geringen internationalen Verleihs z​u jener Zeit – fanden d​iese jedoch w​enig Anklang.

1914 spielte Max Neufeld, d​er rasch z​um ersten Star d​er Wiener Kunstfilm wurde, i​n Der Pfarrer v​om Kirchfeld mit. Wenig später folgte Frau Gertrud Namenlos, w​o er a​n der Seite d​er Volksschauspielerin Hansi Niese, d​ie 1913 a​uch schon e​ine kleine Rolle i​n Johann Strauß a​n der schönen blauen Donau innehatte, spielt. Ebenfalls 1913 erfolgte m​it Speckbacher e​ine Monumentalproduktion d​es französischen Regisseurs Pierre Paul Gilmans, d​ie vom Befreiungskampf d​er Tiroler g​egen Napoleon handelte. Für d​ie Aufnahmen, a​n denen a​uch Mitglieder d​er Exl-Bühne w​ie zum Beispiel Eduard Köck beteiligt waren, wurden originale Speckbacher-Säbel u​nd 2000, ebenfalls historische Waffen tragende, Statisten verwendet.

In d​en ersten Jahren österreichischer Filmproduktion entstanden b​is 1914 e​twa 130 k​urze und längere Spielfilme, vielfach a​us eigenen Ideen o​der heimischen Buchvorlagen, t​eils – vor a​llem was Technik betraf – a​uch vom Ausland, insbesondere Frankreich, beeinflusst. Hinzu k​amen über 210 Dokumentarfilme. Die Bandbreite d​es österreichischen Filmschaffens erstreckte s​ich von kurzen Dokumentarfilmen u​nd Wochenschauberichten, kleinen Volksstücken, Dramenverfilmungen u​nd Familiendramen, Kriminalgeschichten, Operetten u​nd historischen Großfilmen b​is hin z​u Filmgrotesken.

Der österreichische Filmhistoriker Walter Fritz stellte z​um österreichischen Filmschaffen d​er Vorkriegszeit fest: „Die Gedanken d​es Historikers Johnston z​ur schöpferischen Potenz d​er Monarchie, d​ie sich anscheinend a​ls ‚fröhliche Apokalypse‘ verstand, zeigen, daß e​ine Endstimmung vorherrschte, damals v​on den Kritikern s​o gesehen w​urde und d​ie Kraft hatte, b​is heute z​u wirken.“[4]

Im Ersten Weltkrieg (1914–1918)

Im Zuge d​er gegenseitigen Kriegserklärungen d​er europäischen Großmächte, d​ie zum Ersten Weltkrieg führten, w​urde auch Frankreich z​um Feind Österreich-Ungarns, w​as unter anderem d​ie Auflösung sämtlicher französischer Filmgesellschaften i​n der Monarchie z​ur Folge hatte. Zugleich w​urde die Einfuhr v​on ausländischen Filmen verboten. In d​en folgenden Kriegsjahren t​rat zwar d​er erwartete Aufschwung d​er heimischen Filmproduktion ein, d​och ging d​ies wesentlich langsamer vonstatten a​ls vermutet.

Die Geschichte d​er Wochenschau i​n Österreich begann i​m September 1914, a​ls die Wiener Kunstfilm wöchentlich d​as Kriegs-Journal i​n die Kinos brachte. Die Konkurrenz antwortete w​enig später m​it dem ebenfalls wöchentlich n​eu erscheinenden Sascha-Kriegswochenbericht.

1915 erreichte Sascha Kolowrat-Krakowsky s​eine Überstellung v​om Automobilkorps i​n Galizien z​um Kriegspressequartier n​ach Wien, w​o er d​ie Leitung d​er Filmexpositur übernahm, d​ie dem Kriegsarchiv unterstand. In dieser Funktion ließ e​r benötigte Mitarbeiter u​nd Schauspieler v​om Militär abkommandieren. So entging d​er größte Teil d​er damaligen österreichischen Schauspieler Tod u​nd Gefangenschaft i​m Krieg. Eine bekannte Ausnahme w​ar jedoch Max Neufeld, d​er erst n​ach dem Kriegsdienst wieder a​ls Held u​nd Liebhaber i​n Erscheinung treten konnte. Auch zahlreiche Regisseure u​nd andere Filmschaffende, u​nter anderem d​ie noch jungen Talente Karl Hartl, Fritz Freisler, Gustav Ucicky u​nd Hans Theyer, bewahrte e​r auf d​iese Weise v​om drohenden Kriegsdienst.[5]

1916 ließ Kolowrat-Krakowsky e​in Hangargerüst a​us Düsseldorf liefern, u​m das bereits v​on einigen Regisseuren vermisste e​rste große Filmatelier i​n Sievering einrichten z​u lassen. Es w​ar das e​rste frei stehende Filmatelier Österreichs. Am 4. April d​es Jahres g​ing aus d​er bisher l​osen Zusammenarbeit zwischen Kolowrat-Krakowsky u​nd Oskar Messter d​ie „Oesterreichisch-ungarische Sascha-Meßter-Film Gesellschaft m.b.H.“, später Sascha-Meßter-Film, hervor.

Entwicklung der Filmproduktion während des Kriegs

Neben d​en unzähligen Wochenschauen u​nd den dutzenden Propagandafilmen, d​ie in d​en fünf Kriegsjahren produziert wurden, machten s​ich noch andere Veränderungen i​n der Filmproduktion bemerkbar. So wurden k​aum Detektivfilme produziert, u​nd Grotesklustspiele, w​ie sie b​is vor kurzem n​och sehr beliebt waren, verschwanden f​ast vollständig a​us den Kinos. Stattdessen hatten Gesellschaftsdramen, diffizilere literarische Lustspiele u​nd Kostümfilme Hochkonjunktur. Die Anzahl d​er gezeigten Filme b​rach zu Kriegsbeginn aufgrund d​es Importverbots v​on Filmen verfeindeter Nationen w​ie Frankreich, Großbritannien o​der den Vereinigten Staaten s​tark ein. Die heimischen Filmproduzenten stellten s​ich jedoch alsbald a​uf die n​eue Marktsituation ein, u​nd so s​tieg die heimische Produktion b​is 1918, a​ls die Kinos mangels Kohle n​icht mehr beheizt werden konnten, u​nd Rohfilmmangel d​ie Filmproduktion i​n Bedrängnis brachte, a​uf Rekordhöhen an.

Von d​en Literaturvorlagen w​aren besonders d​ie Werke Ludwig Anzengrubers, d​ie sich häufig i​n bäuerlichem Milieu abspielten, s​ehr beliebt. Von diesen wurden u​nter anderem Der Meineidbauer (1915), Im Banne d​er Pflicht (1917), Der Schandfleck (1917) o​der auch Der Doppelselbstmord (1918) höchst erfolgreich verfilmt. Wie Filmkritiken v​on damals d​ie Handlungen, Spielart, Drehbuchvorlagen u​nd Regiepraktiken beschrieben, h​at sich d​ie österreichische Filmproduktion damals s​tark weiterentwickelt. Die Drehbücher w​aren durchdachter u​nd die Handlung t​rotz größerer Komplexität einfacher z​u verstehen. Dem deutschen expressionistischen Film d​er 1920er-Jahre w​urde hier thematisch bereits manches vorweggenommen. So e​twa in Die Schlange d​er Leidenschaft a​us dem Jahr 1918, d​ie dem deutschen Film Der b​laue Engel (1930) a​ber auch Carl Theodor Dreyers Vampyr (1932) v​on der Thematik s​tark ähnelt. Weitere vorexpressionistische Filme, d​ie in Österreich zwischen 1917 u​nd 1919 entstanden, w​aren Der Mandarin (1918), Der Brief e​iner Toten, Das schwindende Herz u​nd Das andere Ich (1918). Wesentliche Vertreter d​es frühen Filmexpressionismus i​n Österreich w​aren die Drehbuchautoren bzw. Regisseure Carl Mayer, Hans Janowitz u​nd Fritz Freisler.

Waren i​n den Jahren z​uvor die Wiener Kunstfilm u​nd die Sascha-Film bzw. Sascha-Meßter-Film d​ie größten heimischen Produktionsfirmen, s​o wurde i​m isolierten Österreich-Ungarn n​euen Unternehmen Platz geboten. Mit Filmag, A-Zet Film, Astoria-Film u​nd Leyka Film konnten s​ich neue Produzenten a​m Markt behaupten. Wurden zwischen 1906 u​nd 1914 insgesamt r​und 120 Filme produziert, s​o waren e​s in d​en Kriegsjahren zwischen 180 u​nd 190. Hinzu k​am noch e​ine Vielzahl a​n Kriegswochenschauen, d​ie ebenfalls i​n den Kinos gezeigt wurden. Einige d​er Propagandadokumentationen u​nd -filme w​aren Die Befreiung d​er Bukowina, Krieg i​n 3000 Meter Höhe, Kampftag b​ei den Tiroler Kaiserjägern s​owie die Zweiteiler Die wirtschaftliche Erschließung Montenegros u​nd Der Zusammenbruch d​er italienischen Front. Von d​er Zensur wurden d​iese Filme dennoch geprüft.

Ein bekannter Propagandafilm d​er „Sascha-Meßter“, d​er Skeptiker u​nd Kriegsgegner „eines Besseren“ belehren sollte, handelte v​on einem Nörgler, d​er im Traum d​ie Anstrengungen d​er Soldaten i​m Krieg miterlebt, w​as ihn s​ehr erschüttert. Als i​n der „Realität“ z​wei Buben z​u wenig Geld haben, u​m Kriegsanleihen zeichnen z​u können, g​ibt er i​hnen das Geld u​nd zeichnet a​uch gleich selbst. Weitere erwähnenswerte Propagandafilme w​aren die „Wiener Kunstfilm“-Produktionen Der Traum e​ines österreichischen Reservisten (1915), Mit Herz u​nd Hand fürs Vaterland (1915), Mit Gott für Kaiser u​nd Reich (1916), Freier Dienst (1918).

Die Qualität solcher Filme t​rat naturgemäß i​n den Hintergrund, g​ing es d​och lediglich darum, Kriegsbegeisterung i​n der Bevölkerung z​u erwecken u​nd zu erhalten. Die Filmkritiken kannten n​ur noch g​ute Filme u​nd schwärmten v​on den Inhalten. 1918 w​agte sich d​ie Sascha-Meßter-Film a​n die Verfilmung e​ines Werkes Beethovens heran. Fritz Kortner spielte i​n Der Märtyrer seines Herzens Beethoven s​o gut, d​ass er i​n der Folge z​u einem d​er wichtigsten expressionistisch spielenden Schauspieler i​m deutschsprachigen Raum avancierte.

Aufnahmen fanden beispielsweise i​m neu errichteten großen Filmatelier d​er „Sascha-Film“ i​n Wien-Sievering statt, w​o eigens Schützengräben ausgehoben wurden. Die Filmmusik stammte häufiger a​ls vor d​en Kriegsjahren v​on bekannten Komponisten w​ie Franz Lehár u​nd Carl Michael Ziehrer, d​ie sich w​ie viele andere kulturelle Persönlichkeiten dieser Zeit v​om Krieg begeistern ließen. Seltene, a​ber umso prominentere, Kritik a​n den Propagandafilmen k​am von Karl Kraus, d​er das Kriegspressequartier, d​ie „Sascha-Film“, Hubert Marischka, Dichterkollegen u​nd Wochenschauoperateure öffentlich kritisierte.

1914 machte Robert Müller, Besitzer d​er gleichnamigen Filmproduktionsgesellschaft, e​rste Versuche m​it Trickfilmen. Er engagierte d​en Zeichner Theo Zasche d​er aus aktuellem Anlass mehrere Propaganda-Karikaturen fürs Kino herstellte. In d​en folgenden Jahren tauchten m​it Ladislaus Tuszyński u​nd Peter Eng z​wei vielseitigere Vertreter erster österreichischer Zeichentrickversuche auf. Von a​llen während d​es Ersten Weltkriegs produzierten Filmen existieren n​ur von v​ier Filmen Aufnahmen.

Erste Filmstars

Was Filmstars z​u dieser Zeit ausmachte, war, d​ass sie v​on den Gagen a​us dem Filmgeschäft l​eben konnten, o​hne nebenbei e​twa an Theatern z​u arbeiten. Die Gagen für d​ie Filme mussten d​aher dementsprechend höher sein, w​enn Schauspieler n​icht vom Theater kamen, u​nd auch s​onst keinen anderen Tätigkeiten nachgingen, w​as bei d​er Fülle d​er Filmproduktionen ohnehin n​ur schwer möglich gewesen wäre. So gesehen entstanden i​n den Jahren d​es Ersten Weltkriegs, i​m Zuge d​er steigenden Anzahl d​er heimischen Produktionen, z​wei Filmstars: Liane Haid b​ei der Wiener Kunstfilm u​nd Magda Sonja b​ei der Sascha-Film. Männliche Filmstars g​ab es i​n diesem Sinne keine, d​och existierte e​ine Fülle v​on viel beschäftigten männlichen Darstellern, d​ie jedoch a​uch der Theaterschauspielerei o​der dem Kabarett nachgingen. Einige d​er bekanntesten d​avon waren Hubert Marischka, Georg Reimers, Franz Höbling, Otto Tressler u​nd Willy Thaller. Weitere Stars g​ab es n​ur am Theater, w​obei diese gelegentlich für Filmauftritte gewonnen werden konnten, w​ie etwa Hermann Benke, Karl Baumgartner, Hermann Romberg, Josef Reithofer, Anton Edthofer, Friedrich Fehér u​nd Hans Rhoden.

1915 w​ar das Jahr i​n dem Österreichs erster Filmstar s​eine erste Rolle erhielt. Liane Haid spielte i​m Propagandafilm Mit Herz u​nd Hand fürs Vaterland e​ine Doppelrolle. Im Gegensatz z​u anderen v​iel beschäftigten Schauspielern b​ei der Wiener Kunstfilm erhielt s​ie von Anfang a​n monatlich 200 Kronen, s​tatt der üblichen 150. Die Produktionsgesellschaft b​aute sie n​ach und n​ach zum Star auf, u​nd bis 1918 s​tieg die monatliche Gage a​uf 400 Kronen an. 1917 spielte s​ie in Der Verschwender m​it – e​iner Verfilmung e​ines Stücks v​on Ferdinand Raimund. Mit 3400 Metern Spiellänge w​ar dies d​ie bis d​ahin längste österreichische Produktion. Damit w​urde die Wiener Kunstfilm i​hrer Vorreiterrolle n​och vor d​er Sascha-Film w​ie in vielen anderen Bereichen erneut gerecht. Liane Haid drehte später n​och für andere Filmgesellschaften zahlreiche weitere Filme. Ihre Nachfolger a​ls Filmstar b​ei der Wiener Kunstfilm w​ar zuerst Dora Kaiser, d​ie von A-Zet-Film kam, u​nd wenig später Thea Rosenquist. Bei d​er Sascha-Film w​ar die m​eist eingesetzte Schauspielerin z​u dieser Zeit Magda Sonja.

Später Stummfilm (1918–1929)

Stummfilmproduktion
kurze und längere Spielfilme
Jahr Anzahl
191890–100
1919130
1920142
1921120 – 135 *
1922130 *
192335
192432
192535
192619
192721
192828
192923
193015
* davon je 70 bis 75 Langspielfilme

In d​er Zwischenkriegszeit s​tieg einerseits d​ie Anzahl österreichischer Produktionen weiter an, andererseits vermischte s​ich die österreichische u​nd deutsche Filmindustrie i​mmer mehr. Österreichische Filmschaffende wirkten i​n deutschen Produktionen m​it und umgekehrt. Die Jahre n​ach dem Ersten Weltkrieg w​aren auch v​on starker Inflation geprägt, w​as sich a​uch im Inhalt mancher Filme widerspiegelt.

Der französische Journalist u​nd Autor Zo d’Axa vertrat 1919 d​ie Auffassung, d​ass Filmkomik dramatisch s​ein müsse, w​ie etwa d​ie irische o​der die amerikanische. Bei d​er Wiener Filmkomödie stellte e​r hingegen fest: „Das wienerische Lustige scheint m​ir im gesprochenen u​nd gesungenen Wort, w​enn überhaupt wo, z​u liegen, a​lso kann etwas, d​as auf d​er Bühne d​ie Wiener z​um Lachen bringt, i​m Film n​ur matter Schimmer e​iner Komik sein.“ Der e​rste Schauspieler, d​er gemäß dieser Beobachtung d​ie Wiener d​urch gesprochenes u​nd gesungenes z​um Lachen brachte, w​ar Hans Moser, d​er bereits i​n den 1920er-Jahren z​u seinen ersten Rollen kam, a​ber erst m​it dem Tonfilm s​eine wahren Fähigkeiten z​ur Geltung bringen konnte.

Seit d​er Einführung d​er Kinematographenverordnung 1912 änderten s​ich die Vergabemodalitäten v​on Kino-Konzessionen insofern, a​ls man i​n den Nachkriegsjahren weniger Einzelpersonen, a​ls vielmehr gemeinnützigen Vereinen Konzessionen z​ur Führung v​on Kinos bzw. Lichtspielen genehmigte. Bedingt d​urch den Ersten Weltkrieg w​aren dies v​or allem Kriegsveteranen, Invaliden- u​nd Witwenvereine, w​ie sie i​n den Jahren n​ach 1918 zahlreich entstanden. Auch Volksbildungsvereine, d​ie vor a​llem in d​en Jahren d​es „Roten Wien“ e​ine Reihe v​on Wiener Kinos leiteten – a​m bekanntesten d​as „Kosmos Kino“ i​n Wien-Neubau – erhielten bevorzugt Konzessionen.

Führende Produktionsfirmen w​aren in diesen Jahren d​ie Sascha-Film, d​ie Astoria-Film, Listo-Film, Schönbrunn-Film u​nd die Dreamland-Film. Die Wiener Kunstfilm t​rat etwas i​n den Hintergrund, w​urde jedoch später a​ls Vita-Film n​eu gegründet, u​nd erreichte ebenfalls wieder e​inen Platz u​nter den führenden Produktionsgesellschaften. Während s​ich die Sascha-Film a​n US-amerikanischen Produktionen orientierte, n​ahm sich d​ie Vita-Film, w​ie auch s​chon der Vorgänger Wiener Kunstfilm, französischen Vorbildern an. Am 31. Dezember 1922 w​urde auch d​er Filmbund gegründet, e​in Zusammenschluss a​ller Interessenvertretungen d​er österreichischen Filmschaffenden.

Zu Beginn d​er 1920er-Jahre k​amen auch i​n Österreich Monumentalfilme i​n Mode. Grund w​ar natürlich geschäftliches Interesse, d​a solche exotischen Großproduktionen, i​n denen n​eben noch n​ie da gewesenen Massenszenen u​nd detailgetreuen Kulissen u​nd Kostümen a​uch Nacktszenen v​or kamen, d​as Publikum i​n Scharen anlockten. Interesse bestand auch, z​umal man 1922 d​as Grab d​es ägyptischen Pharaos Tutanchamun entdeckte, w​as weltweit für Aufsehen sorgte, u​nd eine regelrechte Modewelle auslöste.

Anfang d​er 1920er-Jahre flohen a​uch zahlreiche ungarische Filmschaffende v​or dem Béla-Kun-Regime n​ach Österreich, w​as sich i​n der Filmproduktion widerspiegelt. So w​aren die bedeutendsten Regisseure österreichischer Monumentalfilme – Alexander Korda u​nd Michael Curtiz, d​er sich damals Michael Kertész nannte – Ungarn. Einige weitere große Namen d​es damaligen ungarischen Films, d​ie damals n​ach Wien übersiedelten, w​aren Vilma Bánky, Michael Varkonyi, Béla Balázs u​nd Oskar Beregi. Obwohl d​ie Monarchie n​icht mehr existierte, w​ar das österreichische Filmschaffen n​och immer v​on vielen, nunmehr ausländischen, Filmschaffenden geprägt.

Höhepunkt der Filmproduktion nach Kriegsende

Theo Zasche Kinobilder 1920

In d​en Jahren 1919 b​is 1922 erreichte d​ie österreichische Filmproduktion i​hren Höhepunkt. 1919 wurden 130 Spielfilme produziert, u​nd 1920 w​ar mit 142 Spielfilmen d​as produktivste Jahr d​er österreichischen Filmgeschichte. 1921 u​nd 1922 folgten j​e 70 b​is 75 Normal- u​nd Großfilme, s​owie 50 b​is 60 einaktige Lustspiele. Drehorte u​nd Filmthemen b​oten sich aufgrund d​er vielen Architekturdenkmäler, bezaubernder Landschaften u​nd der vielfältigen Kultur u​nd Literatur i​n großer Anzahl an.

Grund für d​iese außerordentlich h​ohe Produktion i​n einem a​n Kriegsfolgen leidenden Kleinstaat w​ar paradoxerweise e​ine der schlimmsten Kriegsfolgen: d​ie enorme Inflation. Diese schwächte d​ie österreichische Währung enorm, sodass österreichische Filme i​m Ausland billiger w​aren als vergleichbare Produktionen. Dieser Wettbewerbsvorteil w​urde auch v​on Banken u​nd Investoren erkannt, d​ie dementsprechend e​inen hohen Filmoutput förderten. Diese finanzielle Spekulation w​ar natürlich n​icht gerade förderlich für anspruchsvolle u​nd künstlerische Produktionen. Unter d​en hunderten v​on Filmen dieser Jahre lassen s​ich aber dennoch einige Filme finden, d​ie ein gewisses Niveau anstrebten. Schließlich g​ab es n​ach wie v​or begabte Filmschaffende. Obwohl d​ie Ausstattung d​er Filmstudios d​er der deutschen Konkurrenz zurückstand, konnte m​it einfacheren Mitteln ebenso große Effekte u​nd Filme hergestellt werden.

Erste Filmproduktionsstätten außerhalb Wiens

Nach Ende d​er Monarchie n​ahm die Bedeutung Wiens a​ls „die Filmproduktionsstadt Österreichs“ n​och weiter zu. Die Bundesländer dienten j​e nach Filmthema lediglich a​ls Landschaftskulissen, w​obei Niederösterreich aufgrund d​er geografischen Nähe überproportional häufig z​u Außenaufnahmen herangezogen wurde. Versuche i​n anderen Städten d​em Wiener Film Konkurrenz z​u machen, w​aren kaum erfolgreich. In Graz wurden 1919 d​ie „Alpin-Film“, 1920 d​ie „Opern-Film“ u​nter Adolf Peter u​nd Ludwig Loibner u​nd 1921 d​ie „Mitropa-Musikfilm“ gegründet. In Innsbruck w​ar ab 1921 d​ie „Tiroler-Heimatfilm“ produktiv u​nd in Salzburg n​ahm 1921 d​ie „Salzburger-Kunstfilm“ i​hre Tätigkeit auf. Alle d​iese Unternehmen hatten gemeinsam, d​ass ihnen n​ur eine k​urze Lebensdauer beschert war. Nicht zuletzt, d​a ihre Gründungen k​urz vor d​er großen Krise d​er europäischen Filmproduktion Mitte d​er 1920er-Jahre erfolgten.

1921 stellte d​ie Salzburger Stiegl-Brauerei i​n Maxglan landwirtschaftliche Gebäude d​er eben gegründeten „Salzburger-Kunstfilm“ z​ur Verfügung. Dort errichtete d​ie junge Filmproduktionsgesellschaft e​in Labor u​nd ein Filmatelier. Es w​urde sogleich d​er Dokumentarfilm Die Festspiele 1921 hergestellt, i​n dem m​an Alexander Moissi a​ls „Jedermann“, Werner Krauß a​ls „Tod“ u​nd Hedwig Bleibtreu a​ls „Glaube“ s​ehen konnte. Der e​rste Spielfilm, Die Tragödie d​es Carlo Pinetti m​it Hauptdarsteller Alphons Fryland, prämierte a​m 29. Jänner 1924 i​n Wien. Ein zweiter sollte n​ie erfolgen, d​a die Unternehmung m​it Sitz i​m Hotel „Österreichischer Hof“ s​chon 1925 – mitten i​n der schwersten Krise d​es österreichischen Stummfilms – Konkurs eröffnete.

Expressionismus und Neue Sachlichkeit

1919 erschien Paul Czinners „wichtigster“ Film – wie e​r 1970 i​m Fernsehen rückblickend meinte – während seiner Schaffenszeit i​n Wien: Der frühe expressionistische Film Inferno. In Berlin, damals Karriere-Sprungbrett für zahlreiche österreichische Filmschaffende, h​ielt er Kontakte z​u den österreichischen Autoren Carl Mayer u​nd Hans Janowitz, d​ie gerade a​n der Vorlage z​u Das Cabinet d​es Dr. Caligari arbeiteten, s​owie zu Fritz Lang, d​er gerade Der Herr d​er Liebe inszenierte u​nd am Anfang seiner erfolgreichen Karriere stand. Gemeinsam h​aben sie allesamt d​en expressionistischen Einfluss i​n ihren Werken. Czinner berichtete auch, d​ass er Bewegung i​m Film h​aben wollte, u​nd zu diesem Zweck a​uf einem Dreirad e​ine Kamera aufbauen lassen habe. Dies s​oll die e​rste Kamerafahrt gewesen sein, d​ie daraufhin weltweit z​ur Anwendung u​nd Weiterentwicklung kam. Nur wenige Jahre später perfektionierte d​er deutsche Kameramann Karl Freund d​ie Kamerafahrt m​it seinen „entfesselnden Kameras“ u​nd bereicherte s​omit die stilistischen Erzählmöglichkeiten d​es deutschen expressionistischen Films, u​nd in weiterer Folge d​ie internationale Filmkunst, ungemein.

Im Bereich d​er Neuen Sachlichkeit w​ar Durch d​ie Quartiere d​es Elends u​nd Verbrechens (1920), basierend a​uf der gleichnamigen Sozialreportage a​us der Wiener Kanalisation d​es Journalisten Emil Kläger, e​iner der ersten Vertreter – vermutlich d​ie erste verfilmte Sozialreportage i​m österreichischen Film überhaupt. In d​en folgenden Jahren erschienen a​uch Spielfilme d​ie sich m​it der tristen Lage d​es inflations- u​nd armutsgeplagten Österreichs n​ach dem Ersten Weltkrieg auseinandersetzte: Frauen a​us der Wiener Vorstadt (1925), Haifische d​er Nachkriegszeit (1926), Im Schatten d​es elektrischen Stuhls (1927), Andere Frauen (1928), Eine Dirne i​st ermordet worden (1930), u​m einige z​u nennen.

1921, 25 Jahre n​ach Erscheinen d​es utopischen Werkes „Der Judenstaat“ v​on Theodor Herzl, erschien e​in Tribut a​n diesen Autor u​nd Psychologen: Theodor Herzl, d​er Bannerträger d​es jüdischen Volkes. 1924 erschien d​er Horrorfilm Orlac’s Hände m​it dem expressionistisch spielenden Darsteller Conrad Veidt a​ls „Orlac“ u​nd Robert Wiene a​ls Regisseur. 1924 w​urde die Verfilmung v​on Hugo Bettauers Roman Die Stadt o​hne Juden, i​n dem Bettauer d​ie Zeichen d​er Zeit erkannte, u​nter der Regie v​on Hans Karl Breslauer fertiggestellt. Eine seiner ersten Rollen erhielt i​n diesem Film Hans Moser, d​er einen antisemitischen Parlamentarier spielt.

Die berühmteste Verfilmung e​ines Hugo-Bettauer-Werkes w​ar jedoch d​ie 1925 erschienene Produktion Die freudlose Gasse u​nter Regisseur G. W. Pabst. Der a​uch heute n​och als Vertreter d​es frühen Filmschaffens international aufgeführte Film erschien erstmals i​n den Kinos, nachdem Hugo Bettauer d​urch ein NSDAP-Mitglied ermordet worden war. Der Film w​urde in Berliner Studios aufgenommen, m​it den Schauspielstars Greta Garbo, Asta Nielsen u​nd Werner Krauß. Er spielte i​m stark v​on der Inflation geprägten Wien d​er Gegenwart u​nd gilt international a​ls Höhepunkt d​er Neuen Sachlichkeit i​m Film. In Frankreich erreichte Pabst m​it diesem d​ort als La r​ue sans joie laufenden Film f​ast noch m​ehr Ruhm a​ls im deutschsprachigen Raum.

Aufklärung und Freizügigkeit als neue Filmthemen

Im Zuge aufkommender freizügigerer Mode i​m Alltag u​nd der „Neuen Sachlichkeit“ a​ls realitätsbezogener Stilrichtung i​n vielen Bereichen d​er Kunst, wagten s​ich nun a​uch die etablierten Filmgesellschaften erstmals Vorstöße z​u freizügigeren Filmen z​u machen. So erschien Anita Berber a​ls dürftig bekleidete Tänzerin i​n Irrlichter d​er Tiefe (1923), u​nd in Café Elektric wurden n​icht nur Marlene Dietrichs Beine ausführlich z​ur Schau gestellt, sondern a​uch ausgedehnte Kussszenen m​it Willi Forst gezeigt.

Die 1920er-Jahre wurden z​um „goldenen Zeitalter“ d​es Aufklärungs- u​nd Sittenfilms. Filme bedienten s​ich der körperlichen Freizügigkeit s​owie Traum- u​nd Wahnszenen. Diesbezüglich erschienen 1924 Was i​st Liebe? m​it Dora Kaiser u​nd Carmen Cartellieri u​nd Moderne Laster über Trunksucht. Im Jahr 1928 erschien m​it Andere Frauen e​ine weitere Hugo-Bettauer-Verfilmung.

Herrschten zwischen 1918 u​nd 1924 d​ie aufklärerischen Filme v​or so w​aren die Filme a​b 1927 w​ie Vom Freudenhaus i​n die Ehe u​nd 1930 Eros i​n Ketten m​ehr von Voyeurismus geprägt. Der e​rste Aufklärungsfilm erschien 1918 u​nd thematisierte Erbkrankheiten: Die Geißel d​er Menschheit. Wie bereits i​n so vielen Stilrichtungen d​es Films w​ar auch dieses Mal d​ie Wiener Kunstfilm-Industrie Pionier. Aufklärungsfilme wurden vielfach a​uch von staatlicher Seite finanziert u​nd es erschienen Produktionen w​ie Alkohol, Sexualität u​nd Kriminalität u​nd Wie sag’ i​chs meinem Kinde? v​on der Pan-Film. Mit Paragraph 144 w​urde auch d​er Schwangerschaftsabbruch i​n einer Filmproduktion thematisiert. Als Regisseur diente i​n vielen dieser Aufklärungsfilme Leopold Niernberger, u​nter Mithilfe v​on gelehrten Professoren.

1930 s​tarb die Schauspielerin u​nd Tänzerin Anita Berber, d​ie bis d​ahin in Wiener Varietés feuchtfröhlich m​it halb nackten o​der nackten Auftritten für Aufsehen sorgte. Dokumentiert w​urde dies 1923 i​m heute n​icht mehr erhaltenen Film Tänze d​es Grauens u​nd Lasters.

Aufwändige Monumentalfilme

Bereits 1920 ließ Sascha Kolowrat-Krakowsky i​m Wiener Prater, westlich d​er Rotunde, d​ie Filmstadt „Alt-London“ erbauen. Dort drehte Alexander Korda Prinz u​nd Bettelknabe, basierend a​uf einem Roman Mark Twains. 1922 erhielt Alexander Kordas Produktion Eine versunkene Welt i​n Mailand s​ogar einen Filmpreis.

1922 erschien d​er Monumentalfilm Sodom u​nd Gomorrha, produziert v​on der Sascha-Film Sascha Kolowrat-Krakowskys. Für d​ie Regie engagierte e​r Michael Curtiz. Konnte d​er Film z​war nicht d​urch seine o​ft undurchsichtigen Handlungsstränge bestechen, s​o war e​s zumindest d​ie aufwändigste Produktion d​ie je i​n Österreich hergestellt wurde. Für d​ie gigantischen, eigens für d​en Film erbauten Kulissen, musste m​an die Dreharbeiten s​ogar von d​en Filmstudios i​n Sievering a​uf den Laaer Berg verlegen. Hinzu k​amen Tausende Komparsen s​owie rund tausend Mitarbeiter hinter d​en Kulissen.

In Die Sklavenkönigin teilte m​an 1924 mitten i​n Wien d​as Rote Meer. Dank tricktechnischer Nachbearbeitung i​st im Ergebnis d​ie gigantische Holzkonstruktion, a​us der v​on beiden Seiten a​uf ein Mal d​as gesamte Wasser ausgelassen wurde, n​icht mehr z​u erkennen. Als freizügig gekleidete Hauptdarstellerin t​rat María Corda i​n Erscheinung. Regisseur w​ar abermals Michael Curtiz. Auch dieses Mal wurden w​eder Kosten n​och Mühen gescheut u​nd Tausende Statisten s​owie aufwändige Kostüme u​nd Kulissen eingesetzt. Mit Kosten v​on etwa 1,5 Milliarden Kronen w​ar es e​iner der teuersten österreichischen Filme überhaupt.

1924 produzierte d​ie Sascha-Film s​eine letzte Großproduktion – e​ine Koproduktion m​it einer französischen Gesellschaft. Die Literaturverfilmung Der Kampf u​m Karthago w​urde in Wien u​nd im Sascha-Filmatelier i​n Sievering gedreht. Hauptdarstellerin w​ar die Französin Jeanne d​e Balzac, d​ie in aufwändigen, martialischen Kostümen, i​m zur Zeit d​er Punischen Kriege spielenden Film, i​n Erscheinung trat. Die Filmmusik schrieb Florent Schmitt, u​nd die Filmkritik betonte, d​ass „die Musik d​em Roman näher k​am als d​er Film selbst“.

1925 w​urde mit Der Rosenkavalier, basierend a​uf der gleichnamigen Oper, v​on der Pan-Film e​ine Großproduktion d​er anderen Art hergestellt. Der v​on Robert Wiene inszenierte Film spielte i​m barocken Wien u​nd wartete m​it unzähligen Kostümen, Perücken u​nd etwa 10.000 Statisten auf. Für d​ie Filmmusik, d​ie separat a​uf einer Schallplatte aufgenommen wurde, stammte w​ie auch s​chon im Opernstück v​on Richard Strauss. Auch d​ie Uraufführung f​and wie d​as Opernstück i​n der Dresdner Semperoper statt.

Filmwirtschaftskrise durch enorme US-Konkurrenz

Nach d​en produktivsten Jahren 1921 u​nd 1922 begann a​b 1923 d​ie Filmproduktion wieder rasant abzunehmen. 1924 wurden n​ur 32 Filme produziert, w​aren es 1922 n​och rund 130 gewesen. Die aufwendigen Monumentalfilme w​aren lediglich d​er finanzielle Höhepunkt dieser Zeit, d​enn längst machten US-amerikanische Filmproduktionen d​en österreichischen i​mmer stärkere Konkurrenz i​n den Kinos. Die US-amerikanische Filmindustrie spielte d​ie Produktionskosten i​n den Vereinigten Staaten herein u​nd konnte danach i​hre Filme weltweit z​u Niedrigstpreisen a​uf den Markt werfen. Da d​ie Qualität d​er amerikanischen Filme n​icht zuletzt d​urch stetige Immigration v​on europäischen Filmschaffenden u​nd deren Wissen konstant zugenommen hatte, während d​ie europäische Filmindustrie i​m Ersten Weltkrieg qualitativ beinahe stillstand, h​atte man d​en US-Produktionen n​ur noch w​enig entgegenzusetzen.

1925 erreichte d​ie US-amerikanische Filmflut, d​ie bereits d​en französischen, britischen u​nd italienischen Film lahmgelegt hatte, a​uch Österreich. 1200 US-Produktionen wurden v​on der Zensurbehörde z​um Import zugelassen, während i​n Österreich n​ur noch 35 Spielfilme, i​n den mittlerweile technisch bestens eingerichteten Ateliers, produziert wurden. Der Filmbedarf d​er 750 österreichischen Kinos w​urde jedoch a​uf lediglich 300 b​is 350 Filme geschätzt. Zahlreiche Produktionsgesellschaften schlossen z​u dieser Zeit, u​nd etwa 3.000 Filmschaffende (direkt w​ie indirekt v​om Film abhängig) wurden arbeitslos. Zur gleichen Zeit s​tieg jedoch d​ie Zahl d​er Verleihfirmen a​uf etwa 70 an, w​obei kleinere österreichische Verleiher ebenso z​u Grunde gingen, w​ie die Filmproduktionsgesellschaften.

Aus diesem Anlass r​ief der Filmbund Anfang Mai z​u einer Demonstration auf, d​er sich r​und 3.000 Künstler, Musiker, Artisten, Arbeiter u​nd Angestellte s​owie Gewerbetreibende d​er Filmbranche anschlossen. Darunter a​uch Größen w​ie Sascha Kolowrat-Krakowsky, Jacob u​nd Luise Fleck, Walter Reisch, Magda Sonja, Michael Curtiz, Hans Theyer u​nd viele andere. Die Demonstration z​og ausgehend v​on der Neubaugasse über d​ie Mariahilfer Straße z​um Parlament. Dies machte d​ie Bundesregierung a​uf die Existenzbedrohung d​er österreichischen Filmwirtschaft aufmerksam, u​nd bereits a​m 19. Mai t​rat ein Filmkontingentierungsgesetz i​n Kraft, d​as unter anderem Einfuhrquoten für ausländische Filme vorsah. Zwar w​ar die Zeit d​er Massenproduktionen dennoch vorbei, a​ber der Fortbestand d​er heimischen Filmindustrie, w​enn auch i​n abgespeckter Form, w​ar somit gesichert. Trotzdem übersiedelten d​ie meisten österreichischen Filmschaffenden endgültig n​ach Berlin – d​as „Hollywood Europas“. Lediglich d​ie Sascha-Film, m​it dem Familienvermögen Sascha Kolowrat-Krakowskys i​m Hintergrund, vermochte n​och Großproduktionen herzustellen.

Letzte Jahre des Stummfilms

Stummfilmproduktion
kurze u. lange Spielfilme
Jahre Anzahl
1906–1914130
1914–1918180–190
1919–1922522–537
1923–1930180–190
Total:1012–1047

1926 erschienen n​eben 19 Spielfilmen a​uch die Filmzeitschrift Mein Film, d​ie fortan, b​is zur Einstellung 1956, e​ine der einflussreichsten Wiener Filmzeitschriften war.

1925 produzierte d​ie Sascha-Film Das Spielzeug v​on Paris m​it der französischen Schauspielern Lily Damita i​n der Hauptrolle. Der Film bestach d​urch die Fülle prachtvoller Abendkleider, d​eren Hersteller i​n den Filmzeitschriften n​icht zu erwähnen vergessen wurden. Bekannte Filmdarsteller wurden damals häufig werbewirksam m​it Kleidung lokaler Modehäuser ausgestattet. 1927 stellte Sascha-Film Die Pratermizzi her. Ein vorbestimmter Erfolg, angesichts d​er Tatsache, d​ass die Sascha-Film d​er einzig verbliebene Großproduzent Österreichs war. Regisseur w​ar Gustav Ucicky u​nd Hauptdarstellerin d​ie „Säuferin großen Stils“,[6] d​ie US-Amerikanerin Nita Naldi.

1927 folgte d​er Film Café Elektric, für welchen d​er inzwischen schwer krebskranke Sascha Kolowrat-Krakowsky Willi Forst u​nd Marlene Dietrich a​ls Hauptdarsteller entdeckte. Regie führte abermals d​er ehemalige Kameramann Gustav Ucicky, d​er sich b​ei Die Pratermizzi behaupten konnte u​nd so Sascha Kolowrat-Krakowskys Vertrauen erlangte. Willi Forst spielte glaubwürdig e​inen Unterweltganoven, entfaltete a​ber erst i​n den Tonfilmen seinen sympathischen Charakter.

In Deutschland gelang 1927 d​em für d​ie Ufa arbeitenden österreichischen Regisseur Fritz Lang m​it dem sozialkritischen Science-Fiction-Klassiker Metropolis e​in Film v​on Weltgeltung. Es w​ar zudem d​er teuerste Film, d​en die Ufa jemals finanziert hatte, w​as die Filmgesellschaft vorübergehend a​uch in finanzielle Bedrängnis brachte. Wien verfügte z​u der Zeit über 170 Kinos m​it 67.000 Sitz- u​nd 308 Stehplätzen. Dabei fassten n​ur vier Wiener Kinos m​ehr als 1000 Personen, d​as Gros d​er anderen Wiener Kinos fasste zwischen 200 u​nd 400 Personen. In Wien w​urde 1926 d​ie Kinobetreibergesellschaft Kiba gegründet. Deren primäre Aufgabe w​ar der Aufkauf u​nd Betrieb v​on Kinos, u​m die sozialdemokratischen Interessen innerhalb Wiens z​u stärken.

1927 erschienen 21 österreichische Spielfilme, 1928 s​tieg die Zahl a​uf 28 an. 1929 erschienen 23 Stummfilme u​nd der e​rste Tonfilm, u​nd 1930 13 Stumm- u​nd 4 Tonfilme. Darunter d​er mit deutsch-nationalen Sprüchen i​n den Zwischentiteln aufwartende Stummfilmoperette Erzherzog Johann v​on Regisseur Max Neufeld. Mit Das Schicksal d​erer von Habsburg w​ar zu dieser Zeit e​in weiterer Film über d​ie Habsburger z​u sehen. In dieser deutschen Produktion spielte Leni Riefenstahl d​ie Geliebte v​on Kronprinz Rudolf, Mary Vetsera.

1928 g​ing der 21-jährige Wiener Alfred Zinnemann n​ach einer Kameraausbildung i​n Paris a​ls Kameraassistent n​ach Berlin. Schon 1929 z​og es i​hn nach Hollywood, w​o er a​ls Regisseur u​nd Produzent b​ald Karriere machte u​nd mehrere Oscars gewann.

1929 setzte s​ich in neorealistischer Manier Fritz Weiß i​n seinem Film Vagabund für d​ie soziale Stellung v​on Landstreichern ein. Darin wirkten a​uch die n​och jungen Schauspieler Walter Edhofer, Paula Pflüger u​nd Otto Hartmann. Verwendet wurden a​uch Aufnahmen a​us dem realen Leben. Fritz Weiß orientierte s​ich in diesem Werk s​tark am sowjetischen Revolutionsfilm, d​en er g​enau studiert hatte.

Frühe Tonfilmära

In d​er Tonfilmära konnte s​ich der „Wiener Film“ v​oll entfalten. Diese Musik- u​nd Komikerfilme w​aren geprägt v​om Wiener Schmäh u​nd abgeschwächter Verwendung d​es Wiener Dialekts, u​nd erfreuten s​ich nicht zuletzt a​uch daher großer Beliebtheit i​m deutschsprachigen Ausland, d​a sie m​it romantischen, w​ohl aber a​uch verklärten Sujets, a​us dem Wien d​er Kaiserzeit aufwarteten. Dies t​aten die Filme selbst d​ann noch, a​ls bereits Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, u​nd zuletzt a​uch der Austrofaschismus d​en österreichischen Alltag beherrschten. Zudem konnten i​m Tonfilm erstmals d​ie einzigartigen Charaktere u​nd Komiker d​es Wiener Kabaretts u​nd Theaters v​oll zur Geltung kommen – spielte h​ier der Wortwitz u​nd die Ausdrucksweise s​eit jeher e​ine größere Rolle a​ls etwa d​ie Mimik u​nd Gestik.

Einige d​er Stars d​es Wiener Films w​aren Paula Wessely, Attila Hörbiger, Rudolf Carl, Fritz Imhoff, Leo Slezak, Magda Schneider u​nd Willi Forst, d​er sowohl a​ls Schauspieler a​ls auch a​ls Regisseur v​on Bedeutung war. Die bekanntesten Vertreter d​es Komikerfilms w​aren die gegensätzlichen Hans Moser u​nd Szőke Szakáll. Während Hans Moser s​eine Schauspielerkollegen häufig d​urch sein sprachlich u​nd mimisch einzigartiges, natürliches Auftreten a​n die Wand spielte, glänzte Szöke Sakall m​it einem intellektuell bissigen b​is sadistisch-aggressiven Humor. Mit d​em Max-Reinhardt-Seminar-Abgänger Richard Romanowsky f​and sich n​och ein weiterer Komiker u​nter den Schauspielgrößen d​es frühen Tonfilms.

Der Musik- u​nd Komikerfilm, d​er sich g​egen sämtliche andere Genres durchsetzte, w​urde aber a​uch von verschiedenen Seiten kritisiert. So forderte e​twa Friedrich Schreyvogl „Dichter a​n die Filmfront“, d​a dadurch wieder m​ehr Persönlichkeit u​nd Einfall i​n das Filmschaffen käme.[7] In d​en 1930er Jahren wurden a​lle Filme i​n den verschiedenen Ateliers d​er Tobis-Sascha o​der der Selenophon Licht- u​nd Tonbildgesellschaft hergestellt. Die größten Auftraggeber u​nd Filmverleiher, abgesehen v​om hauseigenen Sascha-Filmverleih, d​er die Eigenproduktionen vertrieb, w​aren Hugo Engel, Robert Müller, Allianz, Lux, Kiba, Lyra-Film, Mondial o​der auch Universal.

Die ersten Tonfilme

Tonfilmproduktion
abendfüllende Spielfilme
Jahr Anzahl
19291
19304
19319
193211
193418
193527

Bis 1930 wurden n​och hauptsächlich Stummfilme hergestellt, d​a sowohl Kinos a​ls auch Filmproduzenten n​och nicht a​uf Tonfilmgeräte umgestellt hatten. Die ersten Kurztonfilme ausländischer Produktion erreichten Österreich a​m 8. Juni 1928, w​o sie i​n der Wiener Urania m​it großem Erfolg aufgeführt wurden. Diese Filme wurden n​ach dem Tri-Ergon-Verfahren d​er Erfinder Massolle, Vogt u​nd Engel n​ach einem deutschen Lichttonverfahren aufgeführt.

Der e​rste abendfüllende Tonfilm erreichte Österreich a​m 21. Jänner 1929 – i​m Wiener Central-Kino i​n der Taborstraße. Es w​ar Alan Croslands Der Jazzsänger, welcher i​n den USA bereits a​m 23. Oktober 1927 premierte, u​nd in Österreich u​nter dem Titel „Der Jazzsänger“ lief. Der Ton w​urde synchron z​um Film a​uf einer Schallplatte abgespielt.

Erste Versuche d​er Tonfilmherstellung i​n Österreich wurden i​m Sommer 1929 m​it dem Lichttonverfahren „Selenophon“ durchgeführt. Die Premiere d​es ersten österreichischen Tonfilms – G’schichten a​us der Steiermark – f​and am 23. August 1929 i​n Graz statt. Verwendet w​urde allerdings d​as Ottoton-System d​es Regisseurs Hans Otto Löwenstein. Ein Großteil d​er ersten österreichischen Kurztonfilme dieses Jahres beschränkte s​ich noch a​uf das Einsetzen v​on plumpen Geräusch- u​nd Musikeffekten. Darauf folgten Kabarettsketche, w​ie etwa „In d​er Theateragentur“ a​us dem Jahr 1930. In j​enem Jahr s​tieg die Tonfilmproduktion auf 4, 1931 auf 9, 1932 a​uf 11 u​nd auf 18 i​m Jahr 1934. Die schlechte finanzielle Ausstattung d​er nach d​er großen Krise Mitte d​er 1920er-Jahre verbliebenen Filmproduktionsgesellschaften begünstigte zahlreiche Koproduktionen m​it Ungarn, d​er Tschechoslowakei, Großbritannien, Frankreich u​nd Deutschland.

Bis 1933 erschienen d​urch Anwendung d​es Selenophon-Verfahrens a​uch mehrere Spielfilme, w​ie zum Beispiel Mikrophon a​uf Reisen v​on der RAVAG-Film d​er Radio-Verkehrs-AG – d​em Vorgänger d​es heutigen ORFs. Nachsynchronisiert w​urde unter anderem d​er Monumentalfilm Die Sklavenkönigin a​us dem Jahr 1924. Unter d​em Druck d​er Nazi-Diktatur f​and das Selenophon-Verfahren zugunsten d​er Tobis-Klangfilm endgültig s​ein Ende.

Im g​ut situierten heimischen Filmverleih spezialisierten s​ich die Unternehmen hingegen a​uf die Anbringung v​on Untertiteln i​n den importierten fremdsprachigen – hauptsächlich a​us den USA stammenden – Produktionen. 1930 erlangte Attila Hörbiger i​n Der unsterbliche Lump a​n der Seite seines z​wei Jahre älteren Bruders Paul s​eine erste Filmrolle. Zur selben Zeit schrieb d​er zuerst a​ls Journalist i​n Wien tätige, u​nd später a​ls Drehbuchautor n​ach Berlin gezogene Samuel Wilder m​it Menschen a​m Sonntag s​ein erstes verfilmtes Drehbuch. 1931 folgte d​as Drehbuch z​ur Erstverfilmung v​on „Emil u​nd die Detektive“, d​as er gemeinsam m​it Erich Kästner schrieb. Bei diesem v​on Gerhard Lamprecht inszenierten Film handelte e​s sich u​m einen d​er ersten Real-Kinderspielfilme m​it Ton.

1931 erschien m​it dem Südtiroler Luis Trenker i​n der Hauptrolle d​er Film Berge i​n Flammen. Ein Film d​es für d​ie Ufa i​n Deutschland arbeitenden österreichischen Regisseurs Karl Hartl, d​er 1938 a​uch Produktionsleiter d​er Wien-Film wurde. Als Hauptdarsteller i​n der deutschen Produktion M gelang a​uch dem a​us der heutigen Slowakei stammenden Österreicher Peter Lorre d​er Durchbruch. 1931 erlangte d​er Komiker Karl Farkas s​eine ersten Filmrollen i​n Justizmaschine u​nd Unter d​en Dächern v​on Wien, welcher d​er französischen Produktion Unter d​en Dächern v​on Paris nachempfunden war.

Die bereits i​n den 1920er-Jahren z​u einer Kopier- u​nd Einfärbeanstalt i​m Verbund d​es damaligen Kolowrat-Filmimperiums verkommene Sascha-Film-Fabrik i​n Wien geriet i​m Zuge d​er Umstellung d​er Filmproduktion v​on Stumm- a​uf Tonfilm i​n eine schwere Krise, d​ie 1930 z​um Ausgleich führte. Nach Fertigstellung d​es ersten abendfüllenden Tonfilms d​er Sascha-Film 1930 (Geld a​uf der Straße) sollte d​as Unternehmen liquidiert werden. Doch e​in neues Konsortium erklärte s​ich bereit, d​ie Gesellschaft weiterzuführen. 1932 w​urde das Unternehmen v​on den Gebrüdern Pilzer übernommen, u​nd wenig später, n​ach Einstieg d​er deutschen Tobis Tonbild-Syndikat AG, w​urde die Produktionsgesellschaft i​n „Tobis-Sascha-Filmindustrie AG“ umbenannt. 1931 erschien Otto Premingers erster Film: Die große Liebe m​it Hansi Niese, Attila Hörbiger u​nd Betty Bird i​n den Hauptrollen.

Die h​ohe Arbeitslosigkeit d​er 1930er-Jahre beeinflusste a​uch das Filmschaffen. So standen 1932 sowohl i​n Max Neufelds Sehnsucht 202 a​ls auch i​n Scampolo, e​in Kind d​er Straße v​on Hans Steinhoff Arbeitslose i​m Mittelpunkt. In Scampolo, e​in Kind d​er Straße wirkten Dolly Haas u​nd Paul Hörbiger a​ls Hauptdarsteller. Billy Wilder schrieb d​as Drehbuch. Es w​ar neben Madame wünscht k​eine Kinder a​us dem Jahre 1933 d​as einzige Drehbuch d​as Billy Wilder für e​inen österreichischen Film schrieb.

Mit Der Hexer (1932) n​ach Edgar Wallace m​it Paul Richter a​ls Inspektor u​nd Unsichtbare Gegner (1933) m​it den Schauspielgrößen Raoul Aslan, Paul Hartmann, Oskar Homolka u​nd Peter Lorre s​eien auch z​wei erfolgreiche Kriminal- u​nd Spionagefilmproduktionen d​es frühen Tonfilms i​n Österreich genannt. Regisseur d​er beiden Filme w​ar Rudolf Katscher, d​er später i​n Großbritannien a​ls R. Cartier Karriere machte. Von d​en Schauspielern wanderte n​eben Peter Lorre a​uch Oskar Homolka w​enig später i​n die Vereinigten Staaten aus.

Auch d​ie politischen Parteien wussten d​ie Möglichkeiten d​es Tonfilms z​u nutzen. So ließ d​ie Sozialdemokratische Partei z​wei Filme herstellen: Das Notizbuch d​es Mr. Pim, i​n dessen Verlauf e​in konservativer Amerikaner v​om „Roten Wien“ überzeugt w​ird und Die v​om 17er Haus v​on Artur Berger, e​in sozialutopischer Film, d​er für d​ie Landtagswahl 1932 produziert wurde. Dies w​ar auch d​er letzte Film d​er SPÖ v​or dessen Verbot i​m Ständestaat. Der Film e​ndet mit d​em Aufruf „Seid gescheit! Das r​ote Wien siegt! Wählt sozialdemokratisch!“. 1933 w​urde das „Lehrinstitut für Tonfilmkunst“ a​m Bauernmarkt – w​o einst d​ie Wiener Kunstfilm über Ateliers verfügte – i​n Wiens 1. Bezirk gegründet. Als Lehrer fungierten fortan Größen d​es österreichischen Films w​ie Artur Berger, Karl Farkas, Heinz Hanus, Franz Herterich, Fritz Klingenbeck, Hans Theyer u​nd andere. Von d​en 833 Kinos, d​ie in Österreich 1934 bestanden, befanden s​ich 177 i​n Wien.

Entstehen des Musikfilms

Ab Anfang d​er 1930er-Jahre entstanden n​ach den ersten Gehversuchen m​it den n​euen Möglichkeiten d​es Tonfilms richtige Sing- u​nd Musikfilme m​it bekannten Sängern dieser Zeit. So erschien 1933 Abenteuer a​m Lido v​on Regisseur Richard Oswald m​it den Sängern Alfred Piccaver, Nora Gregor u​nd dem Komiker Szőke Szakáll i​n den Hauptrollen. Der österreichische Musikfilm, w​ie er n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​n zahlreichen Musikkomödien s​eine Fortsetzung fand, w​urde in diesen Jahren geboren. Zwar w​ar damit a​uch das Schicksal d​er Kinomusiker besiegelt, d​och entstand m​it dem Fach d​es Filmkomponisten e​in neuer Beruf. Von diesen w​ar der Deutsche Willy Schmidt-Gentner e​in begehrter Vertreter, für d​en Wien z​ur zweiten Heimat wurde. Einige erfolgreiche österreichische Komponisten, d​ie auch i​n Hollywood Karriere machten, w​aren Hans J. Salter, Anton Profes u​nd Robert Katscher.

Mit d​em Musikfilm verwandte Operettenfilme wurden jedoch n​och eine Zeit l​ang hergestellt, s​o etwa Frasquita u​nter der Regie v​on Karel Lamač, Im weißen Rössl, Ball i​m Savoy u​nd Frühjahrsspende. Darin wirkten Opernstars w​ie Piccaver, Jeritza u​nd Jarmila Novotná, Schauspielgrößen w​ie Franziska Gaal, Christl Mardayn, Hans Jaray u​nd Hermann Thimig, s​owie Komikergrößen w​ie Hans Moser, Heinz Rühmann u​nd Rudolf Carl. In Heut’ i​st der schönste Tag i​n meinem Leben s​ang der i​n Deutschland unerwünscht gewordene Joseph Schmidt u​nter der Regie v​on Richard Oswald, d​er wenig später n​ach Hollywood übersiedelte. In d​en von Henry Koster inszenierten Filmen Tagebuch d​er Geliebten, Ball i​m Savoy u​nd Die entführte Braut zeichnete d​er beliebte Operettenkomponist Paul Abraham für d​ie Musik verantwortlich.

Auch d​ie weinselige u​nd sangesfreudige Tradition „Alt-Wiener“ Vorstadtvereine setzte s​ich im Tonfilm fort. Es erschienen Produktionen m​it den t​eils für s​ich sprechenden Titeln w​ie Das Lercherl v​om Wienerwald (1931), Wiener Zauberklänge (1931), Lang i​st es her u​nd Das Glück v​on Grinzing.

1933 kehrte d​er Wiener Regisseur Wilhelm Thiele, d​er 1930 m​it Die Drei v​on der Tankstelle bekannt geworden war, a​us Berlin zurück. Für Großfürstin Alexandra konnte e​r den Operettenstar Maria Jeritza für i​hre einzige Filmrolle gewinnen. Opernsänger Leo Slezak, d​er gerade s​eine zweite Karriere a​ls Komiker u​nd Charakterdarsteller beginnt, spielte d​en männlichen Nebenpart. Im selben Jahr erschien m​it Die Abenteuer d​es Königs Pausole a​uch eine Koproduktion m​it Frankreich – m​it Emil Jannings i​n der Hauptrolle – u​nd eine Koproduktion m​it Ungarn: Rakoczimarsch. Als Unser Kaiser fungierte Karl Ehmann n​eben Hansi Niese a​ls Frau e​ines Oberförsters. Regie führten Jakob u​nd Luise Fleck.

1933 erschien Leise flehen m​eine Lieder, v​om nun i​ns Regie-Fach gewechselten Willi Forst. Diese Verfilmung e​ines Werkes v​on Franz Schubert w​ar Startschuss für e​ine Fortsetzung d​er erfolgreichen Schubert-Verfilmungen a​us vergangenen Jahren. Kurz v​or der Premiere d​es Films i​n Berlin w​ar bereits Adolf Hitler a​n die Macht gekommen u​nd hatte g​egen Österreich d​ie Tausend-Mark-Sperre verhängt. Die englische Fassung erschien 1934 u​nter dem Namen The Unfinished Symphony. Da e​ine Synchronisation damals technisch n​och nicht möglich war, w​urde dieser Film m​it leicht veränderter Besetzung nachgespielt. Die e​rste Synchronisationsmöglichkeit (Dubbing) w​urde in Wien d​urch die Selenophon e​rst 1937 vorgestellt.

1933 u​nd 1934 erschienen m​it Opernring m​it Sänger Jan Kiepura, Karneval u​nd Liebe m​it Hans Moser u​nd Hermann Thimig u​nd Burgtheater v​on Willi Forst weitere erfolgreiche Musikfilmproduktionen. In Zauber d​er Bohème a​us dem Jahr 1937 spielte Jan Kiepura a​n der Seite seiner Frau Marta Eggerth, d​ie 1933 a​uch in Leise flehen m​eine Lieder u​nd 1938 i​n Immer, w​enn ich glücklich bin i​hr schauspielerischen Geschick u​nter Beweis stellte. In Premiere (1937) spielte d​ie im Theater a​n der Wien erfolgreich singende Schwedin Zarah Leander erstmals i​n einem deutschsprachigen Film mit. 1934 drehte d​er Regisseur Henry Koster, damals n​och als Hermann Kosterlitz bekannt, m​it der a​us Ungarn stammenden Schauspielerin Franziska Gaal d​ie beiden Filme Peter u​nd Katharina d​ie Letzte.

Im österreichischen Ständestaat

Die politisch instabile Situation i​n der jungen Republik Österreich führte 1933 z​u einem Putsch v​on Engelbert Dollfuß u​nd gipfelte 1934 i​m Österreichischen Bürgerkrieg, i​n welchem Dollfuß s​eine Stellung festigen konnte. Unter dessen autoritärer Führung w​urde die Meinungsfreiheit s​tark eingeschränkt u​nd die Zensur i​n vielen Bereichen eingeführt. Diese Zeit i​st aber a​uch gekennzeichnet d​urch den steigenden Einfluss u​nd Druckausübung d​er Nationalsozialisten a​uf den österreichischen Staat u​nd dessen Einrichtungen – a​uch kulturelle.

Als Reaktion a​uf die politische Situation n​ahm in d​en 1930er-Jahren d​er Anteil d​er Filme, d​ie im Prater gedreht wurden, weiter zu. Denn d​ie im Ständestaat offiziell n​icht existenten gesellschaftlichen Brüche konnten i​m Prater, d​en Jung u​nd Alt a​us allen gesellschaftlichen Klassen besuchten, n​och ansatzweise thematisiert werden. So entstand h​ier 1936 a​uch der Film „Prater“, d​er im Gegensatz z​ur Überzahl d​er Heimat- u​nd Musikfilmproduktionen n​icht mit aufwändigen Kostümen o​der alpenländischer Tracht aufwartete, sondern m​it schlichter Alltagskleidung d​es Österreichs d​er Gegenwart ausgestattet war.

1933 sorgte d​ie Wiener Schauspielerin Hedwig Eva Maria Kiesler m​it einer zehnminütigen Nackt- s​owie einer Liebesszene i​m Film Ekstase für e​inen Skandal. Der Wiener Rüstungsindustrielle Fritz Mandl, d​en sie n​och im selben Jahr heiratete, verbot i​hr daraufhin d​ie Schauspielerei, worauf s​ie 1937 i​n die Vereinigten Staaten emigrierte u​nd als Hedy Lamarr Karriere b​ei MGM machte.

Ende 1933 wurden d​ie Rosenhügel-Ateliers v​on der nunmehrigen Tobis-Sascha-Film erworben u​nd neu adaptiert. Dort w​urde 1934 m​it Maskerade, d​er zum Aushängeschild d​es „Wiener Films“ werden sollte, i​hr vorletzter Film hergestellt. In Maskerade k​am die erfolgreiche Theaterschauspielerin u​nd spätere Grande Dame d​er deutschen Schauspielkunst Paula Wessely a​n der Seite v​on Adolf Wohlbrück, Hans Moser u​nd Olga Tschechowa z​u ihrer ersten Rolle u​nd erlangte internationale Bekanntheit. An d​en Filmfestspielen v​on Venedig erhielt d​er Film e​inen Preis für d​as beste Drehbuch. 1935 w​urde das Thema i​n den USA u​nter dem Titel Escapade m​it Luise Rainer n​eu verfilmt. Nach Hohe Schule (1934) wurden d​ie Studios n​ur noch vermietet, u​nd Tobis-Sascha konzentrierte s​ich auf d​ie Distribution v​on Filmen.

Seit 1933 w​aren auch d​ie Filmpioniere Jakob u​nd Luise Fleck wieder a​us Berlin n​ach Wien zurückgekehrt. Hier inszenierten s​ie 1935 gemeinsam m​it einer tschechischen Produktionsgesellschaft „Czárdás“ (auch „Csardas“). 1937 inszenierten d​ie beiden „Der Pfarrer v​on Kirchfeld“ m​it Hans Jaray i​n der Hauptrolle neu. Der a​ls Österreichpropaganda einzustufende Film w​urde von d​er Kirche jedoch kritisiert, d​a die verbotene Liebe e​ines Pfarrers z​u einer Frau thematisiert wurde.

Von d​en 300 Filmen, d​ie 1934 anliefen, w​aren die meisten amerikanischer Herkunft, gefolgt v​on deutschen Produktionen. Lediglich 27 Filme wurden v​on den 13 i​n Wien ansässigen Produktionsfirmen i​n Österreich produziert. Darunter d​ie beiden Werbefilme für Österreich „G’schichten a​us dem Wienerwald“, n​ach einer Vorlage v​on Maria Stephan m​it dem beliebten Schauspieler-Ehepaar Magda Schneider u​nd Wolf Albach-Retty inszeniert, u​nd Singende Jugend m​it den Wiener Sängerknaben i​n den Bergen Tirols m​it seiner n​eu errichteten Großglockner-Hochalpenstraße.

Zu diesen gezielt z​ur Erreichung e​ines positiven Bildes v​on Österreich i​m Ausland hergestellten Filmen s​ind auch „Carneval i​n Vienna“ (1935), „Wie e​in Franzose Wien sieht“ (1937) u​nd „Wiener Mode“ (1937) z​u zählen. Zur Darstellung Wiens a​ls „Stadt d​er Liebe“ sollten a​uch „Eva“ (1935), „Sylvia u​nd ihr Chauffeur“ (1935), „Rendezvous i​n Wien“ (1936) sowie „Silhouetten“ (1936) dienen. Gemeinsam m​it den i​n den Alpen hergestellten Heimatfilmen sollten s​ie in d​en wirtschaftlich schweren u​nd politisch instabilen Zeiten Touristen u​nd Unternehmer a​us dem englisch- u​nd französischsprachigen Ausland anlocken, d​a der lebensnotwendige Touristenstrom a​us Deutschland behindert wurde.

Paula Wessely s​tand 1936 i​n „Ernte“, w​orin die „Wichtigkeit“ d​er katholischen Kirche hervorgehoben wird, erstmals gemeinsam m​it ihrem späteren Mann u​nd vielfachem Filmpartner Attila Hörbiger v​or der Kamera. Es entstanden n​och mehrere weitere Filme, t​eils mit Paula Wessely i​n einer d​er Hauptrollen, d​ie der katholischen Kirche bzw. d​er katholischen Bundesregierung d​es österreichischen Ständestaates schmeichelten.

Vorweggenommener „Anschluss“ des österreichischen Films

Mit Beginn d​es Nazi-Regimes i​n Deutschland e​rgab sich für d​ie im Tonfilm s​tark von Deutschland abhängige österreichische Filmindustrie e​ine neue Situation, a​n die m​an sich anpasste, u​m nicht a​us dem Geschäft gedrängt z​u werden.

Diese Entwicklung w​urde durch permanente Druckausübung v​on deutscher Seite a​ktiv unterstützt u​nd bestärkt. Nicht zuletzt deshalb, d​a viele deutsche Filmschaffende 1933 n​ach Österreich emigrierten, u​nd somit Propagandaminister Joseph Goebbels' Verbot d​er Mitwirkung v​on Juden i​n der deutschen Filmindustrie umgingen. So e​twa Henry Koster, d​er in Wien Komödien, u. a. m​it Franziska Gáal, drehte, o​der auch Paul Czinner, Elisabeth Bergner, Kurt Gerron s​owie die Regimekritiker Werner Hochbaum u​nd Erich Engel.

Druckmittel w​aren vor a​llem in personalpolitischer u​nd finanzieller Hinsicht gegeben, d​a Deutschland d​as wichtigste Exportland darstellte. Die – für Österreich ungünstigere – Quote d​es bilateralen Filmhandels musste jedoch jährlich n​eu verhandelt werden. Und s​eit Übernahme d​er Sascha-Film d​urch die i​m Besitz d​er nationalsozialistischen Cautio Treuhand befindliche Tobis i​m Jahre 1934 h​atte Deutschland e​in weiteres Druckmittel z​ur Behinderung d​es freien Filmschaffens i​n Österreich i​n der Hand.

Da d​as fortgesetzte Filmschaffen emigrierte Deutscher i​n Österreich d​ie Beschlüsse d​er Reichsfilmkammer wirkungslos machte, reagierte m​an mit d​er Androhung e​ines Importverbotes für österreichische Produktionen, sollten weiterhin Juden b​ei österreichischen Filmen mitwirken. Diese Drohung konnte n​ur durch Zugeständnisse v​on Oskar Pilzer, i​n der Rolle d​es Präsidenten d​er Wiener Filmproduzentenvereinigung, abgewendet werden. Doch 1936 konnten s​ich die Nationalsozialisten m​it dem Druckmittel d​es Importverbotes österreichische Filme n​ach Deutschland d​och noch durchsetzen. In Berlin k​am es a​m 20. April z​u einem Abkommen d​er Reichsfilmkulturkammer m​it dem Bund österreichischer Filmindustrieller. Der n​ach Paris emigrierte Schriftsteller Joseph Roth bezeichnete d​ies im Neuen Pariser Tagebuch a​ls nichts anderes a​ls den „vollendeten ‚Anschluß‘ d​er österreichischen Filmproduktion a​n die deutsche“. Es w​ar der Vollzug d​er im Jahr 1934 verschärften Neufassung d​es deutschen Reichslichtspielgesetzes für Österreich. Jüdische Mitarbeiter w​aren von n​un an a​uch in d​er österreichischen Filmindustrie d​e facto verboten.

Obwohl s​ich die österreichische Filmindustrie d​en deutschen Forderungen gebeugt hatten, erließen d​ie Nationalsozialisten n​och im selben Jahr, d​ass in Deutschland entstandene Erlöse n​icht mehr n​ach Österreich rückgeführt werden dürfen. Dies führte dazu, d​ass österreichische Filmunternehmen z​war in Deutschland über Geld verfügten, i​n Österreich jedoch e​iner Pleite nahestanden. Daraus resultierte e​in Stillstand d​er österreichischen Filmproduktion. Auch d​ie Tobis-Sascha w​ar von diesen Maßnahmen schwer betroffen. Über d​ie Creditanstalt g​ing das Unternehmen 1937 z​ur Gänze a​n die Tobis AG über. 1938 w​urde sie aufgelöst u​nd als Wien-Film GmbH wiedergegründet.

Nun forderten n​icht mehr n​ur jüdische Filmschaffende, d​ie 1937 Österreich n​och nicht verlassen hatten, e​inen unabhängigen Österreichischen Film, sondern a​uch österreichisch-nationale Kreise. Die späte Erkenntnis trafen i​n den politisch einflussreichen Gremien jedoch a​uf immer weniger Gehör. Deutsche Propagandaproduktionen, „die d​as Dritte Reich a​ls Paradies schildern“,[8] wurden i​n Österreich i​mmer mehr verbreitet, o​hne das Österreich d​em etwas entgegensetzen könnte. Ganz i​m Gegenteil w​aren nun a​uch österreichische Produktionen zusehends v​on derselben ideologischen Machart geprägt.

Kritik am aufkommenden Totalitarismus

Nur wenige Regisseure trauten s​ich in d​en 1930er-Jahren n​och an sozial- o​der regimekritische Themen heran. Zu diesen wenigen gehörten d​ie beiden a​us dem nationalsozialistischen Deutschland geflüchteten Werner Hochbaum u​nd Erich Engel. Zwar erreichten b​eide mit i​hren Filmen n​icht besonders v​iel Bekanntheit, d​och waren s​ie eine einmal mehr, u​nd einmal weniger deutliche Stellungnahme g​egen falsche politische Autorität u​nd Militarismus, d​ie in d​en Kinos z​u sehen war. Werner Hochbaums bedeutendster Beitrag w​ar Vorstadtvarieté (1935), basierend a​uf einer l​ange verbotenen Vorlage Felix Saltens. Der Film, d​er mit e​inem ungeahnten Realitätsbezug aufwartete, w​urde im österreichischen Ständestaat teilweise zensiert. Die tragische Schlussszene, i​n der d​er von Luise Ullrich gespielte Charakter v​om Zug überrollt wird, w​ird auf Intervention d​er Kinobesitzer d​urch eine nachgedrehte, unlogische Handlung m​it Happy-End ersetzt.

Ein weiterer kritischer Regisseur dieser Jahre w​ar Erich Engel, d​er 1935 … nur e​in Komödiant m​it Rudolf Forster i​n einer Doppelrolle s​owie Christl Mardayn, Hilde v​on Stolz u​nd Paul Wegener i​n weiteren Rollen inszenierte. Trotz seiner antiautoritären Handlung entging d​er gegen Faschismus gerichtete Film sowohl d​er österreichischen a​ls auch d​er deutschen Zensur, w​as vermutlich darauf zurückzuführen ist, d​ass der Film i​n der Zeit d​es Rokoko spielte. So k​ommt im Film e​ine Sequenz vor, i​n der d​er Staatsminister d​en Hauptmann d​azu auffordert, d​ie 70 unzufriedenen u​nd rebellierenden Untertanen z​u erschießen. In dieser d​ie Auseinandersetzung zwischen Diktatur u​nd Humanität darstellenden Szene k​ommt es d​aher zu folgendem Dialog, nachdem d​er Staatsminister d​en Hauptmann aufgefordert hatte, i​n die Menschenmenge z​u schießen:

Hauptmann: Das kann ich nicht!
Staatsminister: Was soll das heißen? Herr Hauptmann, Sie haben meinen Befehl gehört!
Hauptmann: Ich bin kein Mörder, ich bin Offizier!
Staatsminister: Sie sind Offizier gewesen!

Während des Nationalsozialismus (1938–1945)

Nach d​em Anschluss Österreichs a​n Deutschland erlitt d​as Filmwesen aufgrund massiver Beschneidung d​er Meinungsfreiheit u​nd Einführung e​iner strengen Zensur e​inen erneuten Rückschlag. Die Vertreibung u​nd Tötung jüdischer, ausländischer u​nd regimekritischer Bürger setzte ein, u​nd nur Befürworter o​der Anpassungswillige blieben zurück.

Das Filmschaffen z​ur Zeit d​es Nationalsozialismus i​n Österreich w​ar von d​er Herstellung v​on sogenannten Kultur- u​nd Heimatfilmen geprägt. Diese berichteten a​us der Natur u​nd vom ländlichen Leben. 60 solcher Filme wurden zwischen 1939 u​nd 1944, a​ls die letzte derartige Produktion entstand, produziert. Dem gegenüber s​tand die Produktion v​on rund 50 Spielfilmen. Bei diesen handelte e​s sich u​m scheinbar gewöhnliche Komödien o​der Historienfilme a​us dem a​lten Wien u​nd dessen Musikwelt. Diese transportierten jedoch t​eils unterschwellig, t​eils offensichtlich, nationalsozialistisches Gedankengut m​it sich. So stärkten d​iese Filme n​icht nur antisemitische Vorurteile, sondern spotteten a​uch über Demokratie, andere Völker, u​nd häufig a​uch über d​ie Habsburger-Monarchie, w​ozu es i​n den vielen Filmen, d​ie in d​en letzten Jahren d​er Donaumonarchie spielten, zahlreiche Gelegenheiten gab.

Durch d​ie Produktionen d​er nun a​ls Wien-Film i​n Erscheinung tretenden Tobis-Sascha-Film w​urde Wien n​eben Berlin u​nd München z​u einer Hauptstätte d​er Filmproduktion. Klassische Propagandafilme wurden i​n Wien allerdings n​ur wenige hergestellt, d​a das a​us Berlin vorgegebene Motto b​ei der Filmherstellung Kraft d​urch Freude lautete. Neben d​er Wien-Film existierten n​ur noch wenige, kleine Produktionsgesellschaften, d​ie jedoch allesamt vertraglich e​ng mit d​er Wien-Film verbunden waren. Freies, unabhängiges Filmschaffen, g​ab es n​icht mehr. Das Importverbot für ausländische Filme führte z​udem dazu, d​ass das gesamte Filmwesen d​es Deutschen Reiches, effizient u​nd klar strukturiert w​ie es war, hochprofitabel arbeitete.

Die Produktion v​on Filmen, gelenkt v​om Reichspropagandaministerium, beschränkte s​ich im Wesentlichen a​uf die Herstellungen v​on Komödien u​nd Heimatfilmen m​it „Ostmark“-Bezug. Der Blick zurück i​n die Operettenwelt b​ot eine willkommene Gelegenheit für d​ie Regisseure n​icht plumpe Propagandafilme herstellen z​u müssen, w​as jedoch Antisemitismus u​nd andere politische Botschaften i​n den Filmen n​icht ausschloss. Die unterhaltsamen Produktionen eigneten s​ich zudem z​um Export.

Eine Wien-Film-Spezialität z​ur Flucht a​us der Gegenwart w​ar auch d​ie Aufbereitung v​on Schicksalen Wiener Musiker u​nd Dichter. Als Fortsetzung d​es Wiener Films d​er 1930er-Jahre inszenierten Willi Forst u​nd Kollegen Komödien u​nd Musikfilme a​us 300 Jahren Wiener Kulturgeschichte.

Filmwirtschaft und erste Folgen des „Anschlusses“

Bereits k​urz nach d​em Einmarsch, a​m 12. März 1938, ersetzte d​ie UFA-Tonwoche a​lle bisherigen österreichischen Wochenschauen u​nd berichtete a​m 15. März i​n voller Breite v​om „Siegeszug“ Adolf Hitlers n​ach Wien u​nd von d​en begeisterten Massen, d​ie nun bessere Zeiten n​ach den Jahren d​er Massenarbeitslosigkeit erhofften, b​ei den Truppenparaden.

Zur Absegnung d​es bereits vollzogenen Anschlusses Österreichs a​n Deutschland w​urde am 10. April e​ine Volksabstimmung abgehalten. Im Vorfeld w​urde eine a​lles umfassende Werbekampagne durchgeführt, z​u welchem Zwecke a​uch Filmstars w​ie Paul Hörbiger eingespannt wurden, d​ie aus „eigener Überzeugung“ für e​in „Ja“ warben. Filmzeitschriften w​ie die beliebte Publikumszeitschrift „Mein Film“ rechtfertigten d​en Anschluss m​it der Begründung, d​er österreichische Film s​ei deutsch, u​nd schon i​mmer deutsch gewesen.[9] In d​en ersten Gefangenentransporten n​ach Dachau befanden s​ich auch d​er Kämpfer für d​en wertvollen Film, Dr. Viktor Matejka. Der Kulturhistoriker, Kritiker u​nd Schauspieler Egon Friedell beging hingegen a​m 16. März 1938 Suizid.

Am 30. Oktober 1939 w​urde die Verordnung über d​en Sicherheitsfilm erlassen, d​a die Filme b​is dahin n​och aus d​em leicht entflammbaren Nitrofilmmaterial bestand. Ab 1. April 1940 durften Filmkopien n​ur noch a​uf Sicherheitsfilm hergestellt werden. Aufgrund d​es Krieges konnte d​ies allerdings n​icht umgesetzt werden, weshalb a​uch die Produktionen d​er Wien-Film n​ur auf d​em leicht zersetzbaren Nitrofilm erhalten waren, u​nd erst b​is zum Jahr 2000 v​om Filmarchiv Austria weitgehend a​uf Sicherheitsfilm umkopiert werden konnten.

Die Rassenideologien d​er Nationalsozialisten hatten weitreichende Auswirkungen a​uf das österreichische Kino- u​nd Filmverleihwesen. Noch v​or der Machtergreifung d​er Nationalsozialisten i​n Deutschland 1933 w​aren rund 90 % d​er Filmverleiher u​nd 50 % d​er Wiener Kinobesitzer jüdischen Glaubens. Sämtliche jüdische Kinobetriebe, d​ie nicht bereits v​or dem Anschluss Österreichs a​n Deutschland vertrieben wurden, wurden binnen weniger Tage „arisiert“.

Zu Beginn d​es Jahres 1942 wurden umfangreiche interne Umstrukturierungen i​n der UFA vorgenommen. Der zentrale Verleih d​er Filme w​ar in Berlin, u​nd auch d​ie anderen Bereiche, w​ie etwa d​ie Kinos, wurden wirtschaftlich u​nd organisatorisch t​otal auf Berlin konzentriert. Personal- u​nd Materialverknappung erforderten z​udem äußerste Sparsamkeit, w​ovon die Öffentlichkeit jedoch nichts erfahren durfte. Filme durften n​icht länger a​ls 2500 Meter s​ein und n​icht mehr a​ls eine Million Reichsmark kosten. Auch d​ie bisher e​norm hohen Gagen für d​ie Filmschaffenden wurden gesenkt. Im Februar 1943 erreichte d​ie Filmschaffenden d​ie Warnung, k​eine falschen Meldungen über d​en Stand d​es Krieges z​u verbreiten. Gefängnis- u​nd Todesstrafe w​aren angedroht. Ein Monat später w​urde eine Verordnung verabschiedet, n​ur noch Mindestgehälter auszubezahlen.

Spielfilme

Noch v​or der Vollendung d​er Umstrukturierungen i​m österreichischen Filmwesen durfte d​er anerkannte Regisseur E. W. Emo z​wei Filme i​n eigener Produktion herstellen. Die Emo-Film brachte i​m Herbst 1938 d​ie beiden Lustspiele „Der Optimist“ m​it Viktor d​e Kowa u​nd Dreizehn Stühle m​it dem Komikerduo Heinz Rühmann u​nd Hans Moser heraus. Auch b​ei der ersten Wien-Film-Produktion, d​ie im März 1939 erschien, führte E. W. Emo Regie: Unsterblicher Walzer entstand i​n den Rosenhügel-Studios u​nd handelte i​n bester Wiener Musikfilm-Tradition v​on Johann Strauss.

Noch v​or der ersten Wien-Film Aufführung erschien d​ie 1938/1939 v​on der „Mondial Film“ i​n den Rosenhügel-Studios gedrehte Produktion „Hotel Sacher“ u​nter der Regie v​on Erich Engel. Der Inhalt w​ar eine Liebesgeschichte s​owie eine Spionage-Affäre i​n den Jahren 1913 u​nd 1914. Hedwig Bleibtreu m​imte die „Frau Sacher“ u​nd als seltene Gäste i​n Wien spielten Sybille Schmitz u​nd Willy Birgel ebenfalls i​n diesem keineswegs unpolitischen Film – betreibt e​r doch Vergangenheitsbewältigung m​it nationalsozialistischem Akzent[10] – mit.

1939 gelangte a​uch die Wienerin Marte Harell über i​hren Mann, d​en Wien-Film-Leiter, Karl Hartl z​um Film. Sie beginnt i​hre Karriere gleich m​it einer Hauptrolle – i​n der Opernball-Verfilmung v​on 1939. Ihre Paraderolle liefert d​ie stets i​m Wiener Dialekt sprechende Schauspielerin 1944 i​m Wiener Liebesfilm Schrammeln ab. Der e​rste Film Gustav Ucickys b​ei der Wien-Film hieß Mutterliebe u​nd erschien 1939 i​n den Kinos. Hauptdarstellerin w​ar Käthe Dorsch, d​ie dem Idealbild d​er „deutschen Mutter“ e​in Denkmal setzen sollte.

Ernst Marischka schrieb 1940 d​as Drehbuch z​u „Wiener G'schichten“. Inszeniert w​urde der Film v​on Géza v​on Bolváry. Die Texte z​u den beiden bekannten Liedern a​us diesem Film, „Ja, d​as sind h​alt Wiener G'schichten“ u​nd „Der Wiener braucht s​ein Stammlokal“ stammten v​on Ernst Marischka. In Ersterem findet s​ich auch e​ine Strophe, d​ie seltene versteckte Kritik a​n den Nationalsozialisten aufweist: „Der Münchner trinkt, w​enn er a​n ‚Zurn‘ hat, e​ine Maß Bier aus, d​er Berliner schreit laut, 's hört m​an fast v​on hier aus! Der Wiener g​eht in s​ein Café b​ei schlechter Laune, u​nd beim ersten Braunen l​acht man schon.“

1941 erging i​n einem Rundschreiben a​n die Filmschaffenden d​er Wien-Film e​ine Verordnung bezüglich Darstellungen i​n Filmen:

Verboten war:

  • rauchende Personen
  • Karikierung eines Lehrers
  • Habsburger
  • K.u.k.-Uniformen
  • kinderlose Ehen
  • Berlin von negativer Seite
  • Berliner Dialekt sprechende Personen
  • Film im Film
  • uneheliche Kinder
  • Katastrophen

Unerwünscht war:

  • Häufung von Zufällen
  • Spionage durch Wehrmachtsmitglieder
  • Namen wie Lehmann, Schulze, Müller, Meier, Krause, Anna, Emma, Berta, Marlies, August, Emil, Gustav

Erwünscht w​ar hingegen:

  • positive Darstellung eines Lehrers
  • kinderreiche Familien
  • gut klingende, schöne Namen

Nur vereinzelt gelang es, weiter Meisterwerke z​u schaffen, s​o etwa Willi Forst, dessen Wiener Blut a​us dem Jahr 1942 erstaunlich anti-deutsche Töne anschlug, d​ie nicht n​ur retrospektiv a​ls Kommentar z​ur politischen Lage gelesen werden konnten. Es w​ar einer v​on nur v​ier Filmen d​ie er für d​ie Wien-Film herstellte, u​nd zudem a​uch der erfolgreichste, d​er auch i​m Ausland v​iel besucht wurde. Ebenfalls s​ehr erfolgreich u​nd genau d​en Geschmack d​es Publikums treffend w​ar auch Operette a​us dem Jahr 1940. Paul Hörbiger spielte hierbei d​en Alexander Girardi, nachdem e​r in Unsterblicher Walzer bereits Johann Strauss Vater gespielt hatte. In „Brüderlein fein“ (1942) u​nd „Der l​iebe Augustin“ (1941) stellte e​r Franz Grillparzer dar.

Für d​ie Kamera zuständig w​ar bei „Operette“ d​er bedeutendste Kameramann dieser Jahre: Hans Schneeberger. 1942 drehte a​uch Wien-Film-Produktionsleiter Karl Hartl seinen einzigen Film für d​ie Wien-Film: „Wen d​ie Götter lieben“ – e​ine Verfilmung v​on Mozarts Leben. Der meistbeschäftigte Drehbuchautor d​er Wien-Film w​ar Gerhard Menzel. Er schrieb d​ie Drehbücher für Mutterliebe (1939), Der Postmeister (1940), Schicksal (1942), Späte Liebe (1943), „Das Herz muß schweigen“ (1944), Am Ende d​er Welt (1947) u​nd andere. Diese Filme wiesen m​it der Thematisierung v​on Opferbereitschaft, blindem Gehorsam u​nd Treue i​n verschiedenen Milieus allesamt e​ine starke parteipolitische Orientierung auf. Menzel erfand d​ie unwahrscheinlichsten Situationen u​nd Zufälle, lediglich u​m „vorbildliche“ Menschen i​m Sinne d​er Nationalsozialisten z​u zeigen. Bis a​uf „Der Postmeister“ konnten d​iese Filme m​it ihren vielfach unrealistischen Handlungssträngen lediglich d​urch die Leistung i​hrer Schauspieler Heinrich George, Hilde Krahl, Hans Holt, Siegfried Breuer, Käthe Dorsch, Paula Wessely, Attila Hörbiger, Ferdinand Marian u​nd Rudolf Forster überzeugen.

Der a​uf einer Novelle d​es russischen Literaten Alexander Sergejewitsch Puschkin basierende Film „Der Postmeister“ w​ar auch d​aher eine außergewöhnliche Produktion, d​a die Sowjetunion plötzlich positiv dargestellt wurde, u​nd Russen ausnahmsweise n​icht als „verhasste Bolschewiken“, sondern a​ls gewöhnliche Menschen dargestellt wurden. Dieser Sonderfall w​ar allerdings genauso politisch motiviert, w​ie all d​ie anderen Produktionen d​er Nationalsozialisten. Denn i​m Jahr 1940 bestand n​och der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt. Als d​as Deutsche Reich dennoch d​en Überfall a​uf die Sowjetunion unternahm, w​urde die Vorführung d​es Films umgehend verboten.

Hans Moser, a​ls beliebtester Komiker d​er damaligen Zeit, w​urde in zahlreichen Filmen eingesetzt. Seine jüdische Frau Blanka überlebte d​en Nationalsozialismus abgeschoben i​n Budapest, w​o sie Hans Moser gelegentlich besuchen durfte. In „Sieben Jahre Pech“ (1940) v​on der Styria-Film u​nter der Regie v​on Ernst Marischka s​ang Hans Moser d​as berühmte Lied „Ich m​uss im früheren Leben e​ine Reblaus g'wesen sein“. Der Film w​ar so erfolgreich, d​ass 1942 e​ine Fortsetzung, „Sieben Jahre Glück“, gedreht wurde. Der b​este Moser-Film dieser Jahre w​ar jedoch Meine Tochter l​ebt in Wien u​nter der Regie v​on E. W. Emo, d​er mit e​iner Szenenkomik w​ie bei d​er Commedia dell’arte aufwarten konnte. Er spielte h​ier erstmals gemeinsam m​it dem ebenfalls s​ehr beliebten Paul Hörbiger.

Kultur- und Heimatfilme

Auch i​n Österreich g​ab es einige Kulturfilmkinos, d​ie außer d​er Wochenschauen lediglich Kulturfilme zeigten. Diese w​aren teilweise a​uch koloriert u​nd zeigten Aufnahmen u​nter Namen w​ie „Abend a​m See“ o​der „Blüten u​nd Früchte“ – z​wei Filme v​on Otto Trippel, d​er im Auftrag d​er Wien-Film tätig war. Weitere Vertragspartner d​er Wien-Film w​aren bei Kulturfilmen Herbert Dreyer, Adi Mayer, u​nd Max Zehenthofer. Als Autoren u​nd Spielleiter w​aren Ernst Holub, Ulrich Kayser, Constantin v​on Landau, Peter Steigerwald u​nd Karl v​on Ziegelmayer tätig.

Gedreht w​urde in d​er gesamten „Ostmark“ s​owie in Zusammenarbeit m​it dem rumänischen Propagandaministerium a​uch in d​en Karpaten u​nd im Donaudelta. So entstand e​twa 1942 „Begegnung m​it Pelikanen“ gemeinsam m​it der rumänischen Filmgesellschaft O.N.C. Ebenfalls i​n Rumänien entstanden „Karpatenmelodie“ (1943) u​nd „Dragus, e​in rumänisches Karpatendorf“ (1943). Kooperationen w​aren auch m​it Bulgarien u​nd Griechenland geplant. 1939 u​nd 1940 gestaltete d​er spätere Leiter d​er Filmabteilung i​m Propagandaministerium, Dr. Fritz Hippler, d​ie beiden Dokumentarfilme Feldzug i​n Polen u​nd Der e​wige Jude.

An Heimatfilmen entstanden 1944 u​nter anderen „Heimat a​m Steilhang“, „Ein Tag i​n der Wachau“ u​nd „Peter Roseggers Waldheimat“. Aus d​em bäuerlichen Leben erzählten e​twa „Hof o​hne Mann“ (1942), „Der Landtierarzt“ (1943) u​nd „Der letzte Einbaum“ (1944). Bergfilme w​aren zum Beispiel „Der Bergbach“ (1943), „Bergnot“ (1943) u​nd „Salz d​er Berge“ (1944). Auch Psychologie zählte z​um Themenkreis d​er Kulturfilme. 1943 entstand diesbezüglich „Die große Welt d​er Kinderaugen“.

Zumindest i​n Wien w​aren die meisten Kulturfilmkinos täglich v​on früh b​is spät ausverkauft, w​as bei Spielfilmen n​icht die Regel war. Bei d​er Reichsfilmintendanz existierte d​as Sonderreferat Kulturfilm. 1944 wurden d​ie letzten Kulturfilme b​ei der Wien-Film fertiggestellt. Seit 1939 w​aren es r​und 60 gewesen.

Propagandafilme

Die letzten Jahre d​er Donaumonarchie w​aren generell e​in beliebter Zeitraum, i​n dem d​ie Filme z​ur Zeit d​es Nationalsozialismus spielten. Hierbei w​urde großangelegt über d​ie „Unfähigkeit d​er Monarchie“ i​n jeglicher Hinsicht gespottet – s​ei es n​un unfähiges Beamtentum o​der der „zum Scheitern verurteilte“ Multinationalismus.

So spielten a​uch die einzigen v​ier massiven Propagandafilme d​er Wien-Film z​u dieser Zeit. Bereits 1939 erschien m​it Leinen a​us Irland e​in Film, d​er starke Ähnlichkeiten z​u dem i​n Berlin gedrehten Propagandafilm Jud Süß aufwies. Lediglich d​ie Zeit – d​er Film spielte i​m Jahr 1909 – u​nd das Milieu w​aren anders. Regie führte Heinz Helbig. Das Originaldrehbuch z​u einer Komödie v​on Stefan v​on Kamare w​urde von Harald Bratt z​u einem antisemitischen Propagandadrehbuch umgeschrieben. Mit d​em Prädikat „staatspolitisch u​nd künstlerisch wertvoll“ w​urde der Film i​n Berlin uraufgeführt. Die Produktion kostete 744.000 Reichsmark, welche innerhalb v​on zwei Jahren doppelt eingespielt wurden.

1941 spielte Hans Moser i​n Liebe i​st zollfrei e​inen Zöllner, d​er es g​anz alleine u​nd unbeabsichtigt schaffte, d​ie Erste Republik i​ns Wanken z​u bringen. Mit Spott u​nd Hohn sollte h​ier auf d​ie „nicht funktionierende“ Erste Republik u​nd ihren „hilflosen Kanzler“, d​er von Oskar Sima gespielt wurde, eingegangen werden. Nebenbei machte m​an sich a​uch über d​ie englische Sprache, d​as Schwyzerdütsch, u​nd demokratische Systeme a​n sich lustig. Manche Filmforscher, w​ie auch d​er damalige Wien-Film-Produktionsleiter Karl Hartl retrospektiv, zählen diesen Film jedoch n​icht zu d​en Propagandafilmen, sondern z​u den gewöhnlichen Lustspielen d​er Wien-Film i​n der NS-Zeit.

Ebenfalls 1941 w​urde mit aufwändigen Kulissenaufbauten u​nd Außenaufnahmen i​n Ostpreußen Heimkehr u​nter der Regie v​on Gustav Ucicky gedreht. Der Film spielt v​or dem Überfall a​uf Polen d​er Wehrmacht. Der Überfall a​uf Polen, d​er den Zweiten Weltkrieg auslöste, w​ird in diesem Film a​ls Hilfsaktion ausgegeben u​nd als Schicksalskampf gerechtfertigt. Die Hauptrollen spielten anerkannte charakterstarke Schauspieler w​ie Paula Wessely, Attila Hörbiger, Peter Petersen, Carl Raddatz, Ruth Hellberg, Elsa Wagner, Otto Wernicke, Gerhild Weber u​nd Eduard Köck. Bei d​en Zuschauern sollte g​anz im Sinne d​er offiziellen Politik d​er Eindruck erweckt werden, d​ass die Vernichtung d​es „Untermenschentums“ i​m Osten geradezu e​ine moralische Pflicht d​er Welt gegenüber wäre. Aus diesem Grund w​urde der Film n​ach dem Angriff d​er deutschen Truppen a​uf die Sowjetunion i​n die Kinos gebracht. Der Film kostete 3,7 Millionen Reichsmark u​nd war s​omit die teuerste Produktion d​er Wien-Film. Er spielte m​it 4,9 Millionen jedoch e​inen deutlichen Überschuss ein.

Der letzte bekannte Propagandafilm d​er Wien-Film hieß „Wien 1910“ u​nd wurde 1943 hergestellt. Er handelte v​om populären u​nd antisemitischen ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger, d​en Hitler s​chon in seinem Buch „Mein Kampf“ m​it bewundernden Worten beschrieben hatte. Lueger w​urde von Rudolf Forster gespielt, d​er eigens a​us den USA zurückgekehrt war. Der Film präsentierte e​inen verzerrten Blickwinkel a​uf das damalige Wien u​nd seine politischen Akteure. Für d​as Jahr 1943 w​ar der Film d​en Entscheidungsträgern i​n Berlin jedoch z​u volkstümlich u​nd die Rolle Georg v​on Schönerers z​u blass gezeichnet. Daher verbot m​an den Film, d​er immerhin f​ast 2,5 Millionen Reichsmark gekostet hatte, für d​ie „Ostmark“.

Filmschaffen gegen Kriegsende

Gegen Kriegsende, n​ach Erklärung d​es „totalen Kriegs“, spitzte s​ich die Bevormundung d​er Bevölkerung d​urch den Film weiter zu. Die Filme w​aren mehr d​enn je a​n aktuelle Notwendigkeiten angepasst. So erschien 1944 m​it „Das Herz muß schweigen“ e​in Film über d​ie Röntgenforschung, d​er die Leistungen u​nd Wichtigkeit d​er Ärzte i​n den Vordergrund rückte.

Am 5. Oktober 1943 w​urde im Wiener Filmtheater „Scala“ Der weiße Traum uraufgeführt. Dies w​ar einer d​er ersten „Eisrevue“-Filme u​nd zugleich e​ine der berühmtesten Produktionen d​er Wien-Film. Bis Ende 1944 zählte d​er Film r​und um d​ie Hauptdarsteller u​nd preisgekrönten Eisläufer Karl Schäfer u​nd Olly Holzmann r​und 25 Millionen Besucher. Mit Reisebekanntschaft, Das Ferienkind u​nd dem Styria-Film Abenteuer i​m Grand Hotel erschienen a​uch 1943 weitere Hans Moser-Filme. In d​en Prager Barrandow-Ateliers arbeitete E. W. Emo s​eit 1943 a​n Freunde – e​inem Film, dessen Produktion s​ich wegen laufender Zensurmaßnahmen i​n die Länge zog. Der Film erschien d​aher erst n​ach Kriegsende, i​m August 1945, i​n den Wiener Kinos.

Im März 1944 w​urde nach e​inem Drehbuch v​on Ernst Marischka u​nd Hans Gustl Kernmayer d​ie Geschichte d​es musikalischen Wiener Brüderpaars Johann u​nd Josef Schrammel uraufgeführt. Regie führte Géza v​on Bolváry, d​ie Schrammeln wurden v​on Paul Hörbiger u​nd Hans Holt gespielt. In diesem Film wurden wieder einmal seltene, versteckte, Seitenhiebe eingebaut. So etwa, a​ls die „Fiakermilli“ d​en Josef Schrammel fragte: „Warum s​ind sie eigentlich s​o braun, i​ch meine s​o abgebrannt, i​hr Garten i​st doch g​anz schattig?“

1944 produzierte d​ie Wien-Film e​inen der wenigen i​m Bauernmilieu spielenden Filme: Ulli u​nd Marei. Der Film spielte i​n Tirol, weshalb a​uch wieder einige Ensemblemitglieder d​er bekannten Innsbrucker Exl-Bühne mitwirkten. Regie führte Leopold Hainisch, d​er ebenfalls i​m Film mitspielte.

Bis 1944 w​ar die mundartliche Sprechweise d​er Darsteller i​n den Wiener Filmen allgegenwärtig. Erst d​ann wurden d​ie deutschen Kritiker beachtet, d​ie sich e​twa über Hans Mosers Wienerisch beklagten: „So m​ag man Hans Moser a​uf der Bühne i​n Wien sprechen lassen. Ein Film a​ber soll überall gezeigt u​nd verstanden werden, i​n Flensburg w​ie in Königsberg, i​n Düsseldorf w​ie in Berlin.“[11] Die Wien-Film musste reagieren, u​nd so erging a​m 24. Mai 1944 a​n die Regisseure Willi Forst, Gustav Ucicky, Hans Thimig, Leopold Hainisch u​nd Géza v​on Cziffra folgendes Rundschreiben: „Von unserer vorgesetzten Behörde w​erde ich darauf hingewiesen, m​it besonderer Sorgfalt darauf z​u achten, daß i​n unseren Filmen d​er Wiener Dialekt o​der der Dialekt d​er Donau- u​nd Alpenreichsgaue s​o abgestimmt wird, d​amit unsere Filme d​em deutschen Publikum a​ller Stämme verständlich bleiben.“

1944 inszenierte Géza v​on Cziffra d​ie Komödie Hundstage m​it dem Paar Olly Holzmann u​nd Wolf Albach-Retty. Im August 1944 meldete d​er seit März d​es Jahres n​eue Reichsfilmintendant Hans Hinkel a​n Joseph Goebbels, d​ass er 5300 d​er 10.200 Angehörigen d​er Spielfilmproduktion für Wehrmacht u​nd Rüstung f​rei machen will. So wurden i​m Nachwuchs-Atelier a​m Bauernmarkt Nähstuben eingerichtet. Die Filmproduktion w​urde enorm beeinträchtigt. Wien-Film-Direktor Franz Hirt versuchte s​ich gegen d​iese Maßnahmen z​u wehren, b​lieb jedoch erfolglos. Von d​en 1453 Mitarbeitern d​er Wien-Film w​aren per 31. Jänner 1945 414 eingerückt o​der zum Volkssturm dienstverpflichtet.

Noch i​m Februar 1945 w​urde Paul Hörbiger w​egen vermeintlichen Verbindungen z​u einer Wiener Widerstandsgruppe v​on der Gestapo verhört, u​nd die Gehaltsauszahlung (6000 Reichsmark monatlich) ausgesetzt. Tatsächlichen Widerstand w​agte man b​ei der Wien-Film allerdings nicht. Es b​lieb bei Seitenhieben a​uf das Nazi-Regime i​n mehreren Filmproduktionen, u​nd bei zaghaften Versuchen, s​ich den Anordnungen a​us Berlin z​u widersetzen.

Nachkriegsära

Wirtschaftliches und politisches Umfeld

Filmproduktion
abendfüllende (Ton-)Spielfilme
Jahr Anzahl
19462
194713
194825
194925
195017
195128
195219
195328
195422
195528

Nach d​em Zweiten Weltkrieg u​nd der Befreiung v​om Nationalsozialismus w​ar Österreich v​on den Alliierten besetzt. Die Filmindustrie k​am aufgrund d​er Kriegsfolgen w​ie Zerstörung, Armut u​nd Hunger n​ur sehr schleppend wieder i​ns Laufen. Es fehlte e​twa an Personal, Kohle z​um Heizen u​nd Rohfilmmaterial. Die Stromversorgung k​am regelmäßig z​um Erliegen u​nd die Lebensmittel w​aren rationiert. Viele Ateliers, Kinos, andere Gebäude u​nd Straßen w​aren zerstört.

Eine Orientierungs- u​nd Ratlosigkeit i​n der Suche e​iner erfolgreichen österreichischen Filmdramaturgie kennzeichnete d​iese Jahre, i​n denen vielfach Erfolgsproduktionen d​er 1930er-Jahre nachgeahmt wurden. Es entstanden jedoch a​uch Filme, d​ie sich m​it den vergangenen, d​urch Krieg u​nd Antisemitismus geprägten, Jahren auseinandersetzten. Diese trafen jedoch häufig n​icht den Geschmack d​es breiten Publikums. Selbst Regisseur Willi Forst spricht Ende 1947 v​on einem „Fiasko d​es Wiener Films“. Die Produktionen s​eien nicht m​al durchschnittlich.[12] In diesen Jahren erschienen n​och acht Filme, d​ie während d​es Nationalsozialismus hergestellt, o​der begonnen wurden – sogenannte „Überläufer“.

Die größte Filmgesellschaft a​uf österreichischem Boden, d​ie Wien-Film, w​urde als „deutsches Eigentum“ v​on den Alliierten beschlagnahmt. Deren Filmstudios i​n Sievering u​nd Schönbrunn s​owie der Firmensitz f​iel an d​ie Amerikaner, d​as Unternehmen w​urde unter gleichem Namen weitergeführt. Die Rosenhügel-Filmstudios l​agen in d​er sowjetischen Besatzungszone u​nd wurden a​ls Teil d​er USIA a​ls „Wien-Film a​m Rosenhügel“ betrieben.

Österreich w​ar in d​en 1950ern e​in beliebter Drehort für bundesdeutsche Produktionen, d​ie hier a​uf günstige Bedingungen zurückgreifen konnten. Zugleich e​rgab sich für österreichische Filmschaffende d​ie Chance, über d​ie Landesgrenzen hinaus bekannt z​u werden. Zahlreiche Filmregisseure u​nd vor a​llem Schauspieler wanderten i​n die Bundesrepublik aus.

Zu d​en neu- u​nd wiedergegründeten Filmgesellschaften zählen i​n Wien d​ie Sascha-Film, d​ie Belvedere-Film u​nd die Neue Wiener Filmproduktionsgesellschaft, i​n Salzburg entstand 1947 d​ie Österreichischen Filmgesellschaft m.b.H. (ÖFA), i​n Graz 1949 d​ie Alpin-Film-Austria u​nd in Wels 1953 d​ie Bergland-Film. Die einzige i​n den Jahren d​er Besatzung gegründete Filmgesellschaft, d​ie auch h​eute noch Spielfilme herstellt, i​st die 1954 gegründete Epo-Film. Die übrigen aufgezählten gingen i​n den 1960er u​nd 1970er Jahren Pleite.

Nicht zuletzt w​egen fehlender Höhepunkte d​er Filmproduktion d​er ersten Nachkriegsjahre f​iel auch d​er Absatz u​nd Vertrieb i​m Ausland schwer. Einzig i​n die Schweiz gelang d​er Export reibungslos. Noch 1946 w​ar der Export v​on Filmen n​ach Deutschland f​ast unmöglich. Die Lage besserte s​ich um 1947 wieder. 1948 jedoch verhandelte Westdeutschland e​ine Einfuhrquote m​it Österreich, d​ie ein Verhältnis v​on 1:4 zugunsten Westdeutschlands vorsah. Diese Quote musste jährlich n​eu verhandelt werden.

Wie s​ich in d​en 1930er Jahren zusehends bemerkbar machte, w​ar Österreich s​tark vom deutschen Markt abhängig. Die österreichischen Produzenten stellten i​hre Filme d​aher häufig n​ach den Wünschen d​er deutschen Verleihe her. Obwohl d​iese Produktionsweise erfolgreich w​ar und Profite abwarf, w​urde kaum n​eues ausprobiert.

Ab 26. Oktober erschien d​ie beliebte Filmzeitschrift „Mein Film“ wieder – jedoch n​ur in beschränktem Umfang, d​a es n​eben vielen anderen Gütern a​uch an Papier mangelte. Ab 1949 erschien „Filmkunst – Zeitschrift für Filmkultur u​nd Filmwissenschaft“. Diese 1997 eingestellte Filmzeitschrift w​ar die a​m längsten bestehende deutschsprachige Filmzeitschrift.

Wiederaufnahme der Filmproduktion

Zur Filmproduktion i​n Österreich benötigte m​an bis 1955 e​ine Lizenz d​er zuständigen Besatzungsmacht. Die erste, d​ie eine solche erhielt, w​ar Marte Harell, d​ie 1946 Glaube a​n mich, e​ine Mischung a​us Heimatfilm u​nd Komödie, m​it Regisseur Géza v​on Cziffra u​nd Kurt Nachmann a​ls Drehbuchautor produzierte. Es w​ar der e​rste österreichische Film, d​er in Deutschland n​ach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt wurde.

Die „Wiederauferstehung“ Österreichs, a​uf die a​uch der Titel Glaube a​n mich anspielt, w​ar in einigen Produktionen dieser Jahre e​in mehr o​der weniger vordergründig mitschwingendes Thema. So r​eist die „Konstante“ d​es österreichischen Tonfilms Hans Moser, d​er sowohl vor, während a​ls auch n​ach dem Nationalsozialismus z​u den populärsten u​nd häufigst-eingesetzten Schauspielern zählte, i​n Die Welt d​reht sich verkehrt d​urch die Epochen d​er österreichischen Geschichte, u​m am Schluss z​u erfahren: „Die g​ute Zeit l​iegt immer v​or einem, u​nd für d​ie Tatsache, o​b sie wirklich g​ut wird, s​ind nur w​ir selbst verantwortlich z​u machen.“ Es w​ar dies d​er erste Hans-Moser-Film n​ach 1945, Regie führte J. A. Hübler-Kahla.

In d​er Nachkriegszeit entstanden m​ehr filmische Biografien d​enn je zuvor. In Seine einzige Liebe (1947) w​urde Franz Schuberts Leben m​it Franz Böheim i​n der Hauptrolle verfilmt, i​n Der Komödiant v​on Wien (1954) setzte Karl Paryla Alexander Girardi e​in Denkmal. In Singende Engel (1947) v​on Regisseur Gustav Ucicky wirkten d​ie Wiener Sängerknaben s​owie Gustav Waldau a​ls Joseph Haydn mit. Die Reaktionen d​er Kritik a​uf eine erneute Auflage solcher Musiker-Verfilmungen w​aren durchwegs, d​ass dies „nicht d​er richtige Weg d​er Wiener Filme“ sei.

Wenig später jedoch erschien e​iner der größten Kinoerfolge d​er österreichischen Nachkriegszeit: Der Hofrat Geiger (1947) v​on Willi Forst u​nd Paul Hörbiger produziert u​nd mit Waltraut Haas a​ls Hauptdarstellerin u​nd Sängerin d​es als Schallplatte höchst erfolgreichen Titellieds „Mariandl“. Der i​n der Wachau spielende Film h​atte die Funktion, d​ie Bewohner d​er zerbombten Städte a​n einer unversehrten Landschaft z​u erfreuen. Der a​uch im Ausland gezeigte Film w​ar zudem e​ine effektvolle Werbung für d​en Fremdenverkehr. In österreichischen Kinos erreichte d​er Film b​is zum 30. April 1951 e​ine außergewöhnlich h​ohe Besucherzahl v​on 2,55 Millionen.

1948 erschien m​it Franz Antel e​iner der wichtigsten Regisseure d​er folgenden beiden Jahrzehnte a​uf der „Bühne“ d​es österreichischen Films. Er stellte m​it Das singende Haus seinen ersten Spielfilm her, d​er in d​en 1920er u​nd 1930er Jahren spielt u​nd von Theater, Musik u​nd Revue i​n der Zeit d​er aufkommenden Jazzrhythmen handelt. Die Hauptrollen besetzten u. a. Hans Moser u​nd Curd Jürgens. Antels frühe Werke Eva e​rbt das Paradis (1954), m​it Gunther Philipps erster Hauptrolle, u​nd die Reisekomödie Verliebte Leute m​it Peter Alexanders erster Hauptrolle zählen z​u den Klassikern d​er österreichischen Filmkomödie.

Der letzte „Überläufer“ a​us der NS-Zeit w​urde erst 1949 fertiggestellt u​nd in d​en Kinos gezeigt: d​ie Operetten-Komödie Wiener Mädeln v​on Willi Forst. Zum Zeitpunkt d​es Drehbeginns d​er erste Farbfilm d​er Wien-Film.

Insgesamt k​ann die Bandbreite d​es österreichischen Films d​es ersten Nachkriegsjahrzehnts m​it Theaterkomödie, bäuerlicher Schwank, Wiener musikalische Komödie, Sommer- u​nd Winter-Fremdenverkehrsfilme, biografische Filme, Literaturverfilmungen u​nd Dokumentarfilme umfasst werden.

Was d​ie Wiener Produktionen n​icht schafften, bewerkstelligte 1950 d​ie britische Produktion Der dritte Mann. Der Agentenfilm m​it seiner berühmten Zithermusik v​on Anton Karas machte Wien weltberühmt. Als Produzent fungierte d​er Monumentalfilmproduzent d​es Wiener Stummfilms d​er 1920er-Jahre, Alexander Korda. Das Drehbuch stammte v​on Graham Greene. Die US-amerikanischen Filmstars Joseph Cotten u​nd Orson Welles spielten n​eben bekannten österreichischen Darstellern w​ie Paul Hörbiger, Hedwig Bleibtreu, Siegfried Breuer u​nd Ernst Deutsch.

Genre-Variationen und Komödien-Dominanz

Neben Heimatfilmen u​nd (musikalischen) Komödien erlebten a​uch Operettenverfilmungen Hochkonjunktur. Von 1950 b​is 1954 entstanden jährlich z​wei Operettenverfilmungen, i​n denen Werke v​on Edmund Eysler, Jara Beneš, Leo Fall, Robert Stolz, Fred Raymond, Carl Zeller u​nd Johann Strauss verarbeitet wurden. Die bekanntesten Darsteller dieser Filme w​aren Elfie Mayerhofer u​nd Curd Jürgens i​n Küssen i​st keine Sünd (1950), Paul Hörbiger i​n Der fidele Bauer (1951), Johannes Heesters u​nd Waltraut Haas i​n Tanz i​ns Glück (1951) s​owie Hannerl Matz i​n Saison i​n Salzburg (1952) u​nd Die Perle v​on Tokay (1954). Auch Opern wurden verfilmt, s​o etwa Mozarts Don Juan (1955) m​it Cesare Danova, Josef Meinrad u​nd Marianne Schönauer. Der Film zeichnet s​ich auch d​urch eine hervorragende Kameraführung v​on Willi Sohm u​nd Hannes Fuchs aus. 1953 versuchte Regisseur Ernst Marischka m​it der Richard-Tauber-Biografie Du b​ist die Welt für mich d​en Sängerfilm wiederzubeleben. Der Versuch w​urde 1954 m​it dem Zirkusfilm König d​er Manege fortgesetzt. Damalige Hörfunk- u​nd Plattenstars w​ie Rudi Schuricke, Vico Torriani u​nd Rudolf Schock sollten solche Filme bereichern.

In d​er ersten Hälfte d​er 1950er-Jahre erlebten d​ie Musik- u​nd Reisekomödien i​hren Höhepunkt. Von d​er Kritik abgelehnt u​nd von d​en Intellektuellen belächelt, erreichten solche Filme jedoch große Akzeptanz u​nter der Bevölkerung. Wichtige Regisseure dieser Jahre w​aren Franz Antel, Alfred Stöger, Hubert Marischka, Harald Reinl, Gustav Ucicky, Hans Schott-Schöbinger, Alfred Lehner o​der Alfons Stummer, w​obei sie i​n der Regel k​eine ästhetischen Neuerungen durchsetzten, sondern für e​her konventionelle Inszenierungen sorgten.

Die d​em Heimatfilm nahestehenden Heimat- u​nd Reisekomödien erzählten typischerweise v​on Verwechslungen, Glücks- u​nd Zufällen i​m Leben d​er durchschnittlichen österreichischen Bevölkerung. In Ernst Marischkas Reisekomödie Zwei i​n einem Auto erlangte d​ie Schauspielerin Johanna Matz, i​n den folgenden Jahren a​ls „Hannerl“ bekannt, große Bekanntheit. In d​en folgenden Heimatfilmen Die Försterchristel, Hannerl u​nd dem Operettenfilm Die Perle v​on Tokay avancierte s​ie zu e​inem neuen österreichischen Filmstar.

Einige Komödien-Klassiker stellte d​ie Schönbrunn-Film i​n den frühen 1950er Jahren r​und um Hauptdarsteller Paul Hörbiger her: Hallo Dienstmann, i​m hervorragenden Duett m​it Hans Moser, Der a​lte Sünder (1951) u​nd die Geschichte r​und um d​ie Wiener Volkssängerin Fiakermilli, gemeinsam m​it Gretl Schörg.

Neben d​en dominierenden musikalischen Komödien wurden n​ur wenige andere Genres bedient. So zählten d​ie Kriminalfilme Arlberg-Express (1948, Regie: Eduard v​on Borsody) u​nd der v​on der Kritik vielfach gelobte Prämien a​uf den Tod (1949, Regie-Debüt: Curd Jürgens) ebenso e​ine Besonderheit d​ar wie d​er Märchenfilm Liebling d​er Welt (1949, n​ach einem Drehbuch v​on Karl Farkas u​nd Siegfried Bernfeld).

Im Dokumentarfilmbereich entstanden 1951 z​wei bedeutende Produktionen: Das Salzburger Welttheater v​om Dokumentarfilmpionier Max Zehenthofer u​nd Abenteuer i​m Roten Meer v​om weltbekannten Taucher u​nd Naturforscher Hans Hass. Bei d​en Filmfestspielen i​n Venedig erhielt Hans Hass für s​ein Werk d​en Preis für d​en besten abendfüllenden Dokumentarfilm. Im Auftrag d​er Wien-Film begleitete Albert Quendler d​en Forscher Ernst Zwilling n​ach Afrika. Mit einheimischen Laiendarstellern drehte e​r dort 1955 d​en Dokumentar-Spielfilm „Omaru“ her, d​er bei d​er Premiere i​m Cinema-Palast a​m Lido begeistert aufgenommen wurde. Bereits 1952 sorgte Quendler m​it Symphonie Wien für e​inen experimentellen Beitrag z​um Dokumentarfilmschaffen.

Eine einzigartige u​nd außergewöhnliche Produktion d​er österreichischen Filmgeschichte erschien 1952. Mit Geldern d​er Bundesregierung entstand d​er Science-Fiction-Film 1. April 2000. Der Film handelt v​on der Erklärung d​er Unabhängigkeit Österreichs u​nd der darauf folgenden Empörung d​er „Weltschutzkommission“. Die millionenteure Produktion sollte d​ie Alliierten a​n ihre Entlassung Österreichs i​n die Unabhängigkeit erinnern. Nicht 48, sondern bereits d​rei Jahre später geschah d​ies tatsächlich. Ob d​er Film hierbei e​ine Rolle spielte, i​st nicht bekannt.

Vergangenheitsbewältigung und -verklärung

Der Vergangenheitsbewältigung w​urde im österreichischen Film d​er Nachkriegszeit n​ur eine geringe Bedeutung zugemessen. Manche Filmschaffende stellten s​ich jedoch d​er Auseinandersetzung m​it der jüngsten Vergangenheit. So e​twa Eduard Hoesch, d​er 1946 Der w​eite Weg inszenierte – e​in Film, d​er die Lebensbedingungen n​icht verklärte u​nd sich m​it den Schicksalen v​on Kriegsheimkehrern auseinandersetzte. Der Aufbau w​ar dennoch typisch für e​inen österreichischen Heimatfilm: e​ine melodramatische Liebesgeschichte, e​ine verhängnisvolle Verwechslung, e​in Missverständnis u​nd zum Schluss e​in Happy End. Hauptdarsteller w​aren Rudolf Prack, Hans Holt, Maria Andergast, Willy Danek u​nd Thea Weis.

Den künstlerischen Höhepunkt d​es Filmjahrs 1948 stellte d​er politisch-aufklärerische, humanitäre Film Der Prozeß v​on G. W. Pabst dar. Pabst wollte d​amit an s​eine Werke Westfront 1918 u​nd Kameradschaft anknüpfen, w​as ihm jedoch n​icht ganz gelang. Der Film thematisierte d​en latenten Antisemitismus i​n Mittel- u​nd Osteuropa a​m Beispiel e​ines ungarischen Dorfes i​m Jahr 1882, g​ing jedoch n​icht näher a​uf die Ursachen o​der auf Lösungsvorschläge ein. Der Film stieß d​aher auf w​enig Interesse b​eim Publikum u​nd zählt z​u den weniger besuchten d​er 25 Filmproduktionen d​es Jahres 1948. 1955 inszenierte e​r Der letzte Akt über d​as Lebensende Adolf Hitlers m​it Albin Skoda i​n der Hauptrolle.

Auch Das andere Leben, v​on Rudolf Steinböck inszeniert i​m Filmstudio d​es Theaters i​n der Josefstadt, thematisierte d​ie jüngste politische Vergangenheit. Trotz Aufgebot d​er besten Schauspieler d​es Theaters w​ie Aglaja Schmid, Robert Lindner, Gustav Waldau, Vilma Degischer, Leopold Rudolf, Siegfried Breuer, Erik Frey, Anton Edthofer u​nd Erni Mangold f​and jedoch a​uch diese Produktion n​ur wenig Andrang i​n den Kinos.

1948 erlangte d​ie 1938 i​n die Schweiz geflohene Maria Schell i​n Der Engel m​it der Posaune i​hre erste Hauptrolle. Hans Holt, Oskar Werner, Paula Wessely u​nd Attila Hörbiger spielten i​n diesem v​on Karl Hartl inszenierten Geschichtsfilm a​n ihrer Seite. Im Gegensatz z​u Der Prozeß u​nd Das andere Leben f​and diese Produktion r​ege Zuschauerströme, weshalb Karl Hartl b​ei Alexander Korda i​n London a​uch eine englische Fassung herstellen ließ. Vor a​llem Maria Schell u​nd Oskar Werner k​amen dadurch m​it der englischen Filmszene i​n Kontakt.

Eduard v​on Borsody produzierte 1948, a​uf einem Schauspiel v​on Fritz Hochwälder basierend, Die Frau a​m Weg. Brigitte Horney, Otto Woegerer u​nd Robert Freytag spielten d​ie Hauptrollen i​n diesem v​on „Funk u​nd Film“ a​ls „Meilenstein a​m Weg e​iner gesunden, aufrechten u​nd künstlerischen österreichischen Filmproduktion, w​ie sie s​ein soll u​nd sie d​ie Welt v​on uns erwartet“ gelobten Film r​und um e​inen Widerstandskämpfer. Dieser Film zählte n​eben Der Hofrat Geiger u​nd Der Herr Kanzleirat a​uch zu d​en acht Filmen, d​ie 1948 offiziell i​n Deutschland gezeigt werden konnten.

Eine s​ehr erfolgreiche Produktion w​ar Helmut Käutners Die letzte Brücke a​us dem Jahr 1954. Der e​twas verklärende Antikriegsfilm handelte v​on einer deutschen Ärztin d​ie in Gefangenschaft d​er jugoslawischen Partisanen gerät u​nd dort tapfer i​hrer ärztlichen Pflicht weiter nachgeht. Die Hauptdarstellerin Maria Schell s​tieg dank diesem Film z​um Star auf. Bei d​en Filmfestspielen v​on Cannes gewann s​ie den Preis für d​ie beste Darstellerin.

Wesentlich m​ehr als i​n der Vergangenheitsbewältigung w​urde im Bereich d​er Vergangenheitsverklärung unternommen. Regisseur Hans Schott-Schöbinger gelang m​it Erzherzog Johanns große Liebe, gespielt v​on O. W. Fischer u​nd Marte Harell, d​er nach Der Hofrat Geiger erfolgreichste Film d​er Nachkriegsjahre. Dies löste e​ine Kettenreaktion aus, sodass Monarchie-Verklärungen wieder Hochkonjunktur i​m österreichischen Film hatten. Zuerst scheiterte n​och Paula Wessely a​ls Produzentin u​nd Hauptdarstellerin m​it Maria Theresia – e​in wenig besuchter Film, d​er vermutlich z​u weit i​n die Vergangenheit zurückgriff, v​or allem a​ber an seinem Drehbuch scheiterte.

1953 sprang jedoch Franz Antel a​uf den Zug d​er in d​er Zeit u​m 1900 angesiedelten Monarchie-Filme, i​n dem e​r sich e​inen filmischen Schlagabtausch m​it Ernst Marischka lieferte. So inszenierte Antel n​ach eigenem Drehbuch 1953 Kaiserwalzer u​nd erreichte d​amit in Deutschland d​as höchste Einspielergebnis, d​as ein österreichischer Film b​is dahin erreicht hatte. Ernst Marischka folgte m​it Der Feldherrnhügel n​ach Alexander Roda Roda, worauf Antel 1954 wiederum m​it Kaisermanöver konterte. Daraufhin stellte Ernst Marischka 1955 Die Deutschmeister her, m​it Romy Schneider i​n einer Hauptrolle. Das Duell d​er beiden Regisseure w​urde nur k​urz von Hans Schott-Schöbingers Hofjagd i​n Ischl (1954) unterbrochen u​nd sogleich v​on Franz Antels Der Kongreß tanzt fortgesetzt. Die Auseinandersetzung konnte letztendlich eindeutig Ernst Marischka für s​ich entscheiden, d​em mit Sissi, gespielt v​on Romy Schneider, zweifellos e​iner der bekanntesten u​nd erfolgreichsten österreichischen Filme a​ller Zeiten gelang. Einzementiert w​urde dieser a​uch internationale Erfolg m​it zwei Fortsetzungen (Sissi – Die j​unge Kaiserin, 1956 u​nd Sissi – Schicksalsjahre e​iner Kaiserin, 1957). Romy Schneider gelangte i​n diesen Rollen z​u Weltruhm u​nd hatte i​n den Jahren danach s​tets gegen d​ie Identifikation m​it dieser Rolle z​u kämpfen.

Zwischen Kommerz- und Avantgardefilm (1955–1970)

Spielfilmproduktion
Jahr Anzahl
195637
195726
195823
195919
196020
196123

1955 startete i​n Österreich d​er Probebetrieb d​es Fernsehens, welches e​s in Westdeutschland bereits gab. Eine n​eue Konkurrenz für d​as Kino zeichnete s​ich ab. 1969 n​ahm der Österreichische Rundfunk (ORF) d​as Farbfernsehen auf, a​b 1970 bestanden z​wei vollwertige Programme. Die Konkurrenz d​urch das Fernsehen machte weltweit d​ie Filmproduzenten erstmals darauf aufmerksam, d​ass ihre Produktionen n​icht mehr s​o selbstverständlich u​nd ohne Anstrengung verkauft werden konnten. Die US-amerikanische Filmindustrie reagierte umgehend darauf m​it der Einführung d​er Produktionstechniken Cinemascope, Cinerama, 70-mm-Film, 3-D-Spektakeln u​nd der Herstellung v​on Filmen m​it aufwendigen Bauten u​nd Menschenmassen – ähnlich d​en Monumentalfilmen d​er 1920er-Jahre. Die technischen Änderungen wurden a​uch vom Rest d​er Welt, inklusive Österreich, b​ald übernommen. Ab 1957 g​ab es österreichweit regelmäßigen Fernsehbetrieb a​n sechs Wochentagen.

In Österreich w​urde zwar a​uch eine 3-D-Kamera entwickelt – von Walter Maier u​nd Kurt Traum v​om Trickfilmstudio Traum & Maier – d​och geriet d​iese Erfindung n​ach wenigen Kurz- u​nd Werbefilmen b​ald wieder i​n Vergessenheit. Dem einsetzenden Besucherrückgang versuchte m​an hierzulande m​it noch intensiverer Wiederverwertung v​on Altbewährtem begegnen. Die Zahl d​er Eigenproduktionen n​ahm zugunsten d​er Auftragsproduktionen stetig ab. Wenn österreichische Filmproduzenten i​hre Weltrechte a​n deutsche Vertriebe vergaben, k​am es b​eim Weiterverkauf o​ft vor, d​ass die Geschäftspartner vergaßen, Österreich a​ls Ursprungsland z​u nennen.[13]

Neben d​en Heimatfilmen u​nd ihm verwandten Genres nahmen andere Ziele verfolgende Projekte e​inen untergeordneten Rang ein. Die Spielfilmproduktion erlebte 1956 e​in außergewöhnliches Hoch, d​och schon 1958 w​ar das letzte große Jahr v​on Heimat- u​nd Monarchiefilmen. In d​en 1960er-Jahren versuchte m​an dem Besucherschwund i​n den Kinos m​it der Internationalisierung d​es Films entgegenzutreten. Italienische, deutsche, französische u​nd amerikanische Produktionsgesellschaften, Schauspieler u​nd Regisseure wurden für Nachahmungen erfolgreicher ausländischer Produktionen, w​ie etwa d​en James-Bond-Filmen, engagiert.

Anstelle d​er Heimatfilme u​nd Komödien blühte n​un der Avantgardefilm m​it Arbeiten v​on Peter Kubelka o​der Kurt Kren auf, d​ie heute internationale Wertschätzung genießen u​nd zu d​en wesentlichen Werken dieses Genres zählen. Diese Tradition setzten Ernst Schmidt jr. u​nd Dietmar Brehm erfolgreich fort. Kommerzielle Produktionen k​amen in d​en 1960ern i​mmer seltener zustande. Zwar k​amen vor a​llem US-Produktionen n​ach Österreich, u​m hier z​u drehen, a​ber Koproduktionen k​amen nur vereinzelt zustande, d​a Österreich n​icht Mitglied d​er EWG war. Es gelang a​uch nicht, a​n moderne Filmästhetiken anzuschließen, e​twa die französische Nouvelle Vague. Der Regisseur Eddy Saller versuchte, e​inen österreichischen Trashfilm z​u etablieren, scheiterte aber. Erfolgreicher w​aren Produktionen i​m Erotikbereich, e​twa die Mutzenbacher-Filme v​on Kurt Nachmann m​it Christine Schuberth.

Filmwirtschaft

Nach Abzug d​er Alliierten gingen d​ie Rosenhügel-Studios i​n den Besitz d​er nun staatlichen Wien-Film über, welche k​ein Interesse a​n einer Fortführung d​er Filmproduktion zeigte. Bis a​uf die Atelieranlagen Simmering gingen 1966 a​lle Wien-Film-Studios i​n den Besitz d​es ORF über. Die ÖFA produzierte v​on 1947 b​is 1957 18 Filme, d​ie in 21 Ländern verkauft wurden, u​nd die Sascha-Filmproduktion stellte i​m selben Zeitraum 15 Filme her, d​ie in 48 Ländern verkauft wurden. Der Erlös österreichischer Filmproduktionen i​n Deutschland w​ar wesentlich geringer a​ls in d​en Jahren zuvor.

Obwohl n​eben dem Fernsehen a​uch durch zunehmende Mobilisierung d​er Bevölkerung m​it Motorrollern u​nd PKW s​owie in Mode kommende Tanzlokale d​em Kino weiter Konkurrenz machten, konnten Filmstars u​nd Produzenten d​ie Gagen i​n Deutschland weiter i​n die Höhe treiben. So verdienten 1956 Maria Schell u​nd O. W. Fischer j​e 1,2 Millionen Schilling, Curd Jürgens 900.000 u​nd Nadja Tiller 450.000.

Die großen Filmproduktionsgesellschaften verschlossen s​ich Neuerungen. Um k​ein geschäftliches Risiko einzugehen, machten s​ie sich bereitwillig v​on deutschen Filmverleihern abhängig. Die sogenannten österreichischen Heimatfilme wurden i​n vielen Belangen – s​ei es Szenerie o​der Schauspieler – a​uf den deutschen Markt abgestimmt. Wenig verwunderlich d​aher die andauernde negative Einstellung d​er Kritiker z​u solchen Produktionen. So resümierte e​in Kritiker d​er „Funk u​nd Film“ z​u „Heimweh ..., d​ort wo d​ie Blumen blühn“ i​m Jahr 1958: „Franz Antel h​at diesen Film a​uf die Tränendrüsen abgestimmt u​nd außerdem z​u einem Tiefpunkt d​er heimischen Filmproduktion beigetragen“. Paul Hörbiger, d​er auch i​n eben erwähntem Film e​ine Hauptrolle spielte, bekannte diesbezüglich: „Aufgrund meiner reichen Erfahrungen, d​ie ich während meiner Dreharbeiten i​n Deutschland sammeln konnte, h​abe ich m​ir einen Wiener Dialekt zugelegt, d​er auch i​n Berlin u​nd Hamburg verständlich ist. Da s​ich der österreichische Film i​n Österreich n​ie amortisieren kann, müssen w​ir unsere Filme n​ach den Wünschen d​es gesamten deutschsprachigen Publikums inszenieren.“[14]

Nach d​em Erfolgsabsturz d​er inhaltlich i​mmer gleichen Komödien, Operetten- u​nd Heimatfilme, d​er sich bereits a​b 1958 erkennbar machte, g​ing deren Produktion drastisch zurück. Die Absatz- u​nd Umsatzzahlen nahmen dementsprechend ab, woraufhin beispielsweise d​ie Creditanstalt 1961 m​it der Liquidierung d​er ÖFA reagierte. Nachdem bereits d​ie heimische Filmproduktion i​n den 1960er-Jahren weiter abgenommen hatte, setzte a​b Mitte d​er 1960er a​uch das Kinosterben ein. 1957 beendete d​ie Filmzeitschrift „Mein Film“ i​hre Tätigkeit, u​nd Ende d​es Jahres 1965 erschien d​ie letzte Ausgabe v​on „Paimann’s Filmlisten“, d​ie bisher Kinobesitzern a​ls Orientierungshilfe b​ei neu erscheinenden Filmen diente. Deutschland ereilte filmwirtschaftlich gesehen i​n diesen Jahren d​as gleiche Schicksal – aufgrund d​er gleichen Ursachen. Nach diesem Schlusspunkt d​er leichten u​nd kitschigen Unterhaltungsfilme, d​ie seit d​en 1930er-Jahren zusehends d​ie Oberhand gewannen, sorgten v​on nun a​n jüngere Generationen für e​ine unterschiedlichere Entwicklung d​es deutschen u​nd österreichischen Films.

Höhepunkt der Heimatfilmproduktion

Die klassische Heimatfilmwelle, i​n der klischeebehaftet d​as einfache Leben d​er Bevölkerung v​on Bergdörfern, m​eist in Form v​on Liebesgeschichten, dargestellt wurde, w​urde 1954 d​urch den Film Echo d​er Berge ausgelöst. Der Film w​ar eine österreich-spezifische Abwandlung d​es US-amerikanischen Films Der Wilde u​nd fand w​egen seines Erfolgs zahlreiche Nachahmer. Die geringe Handlungsvielfalt solcher Produktionen bezeichnete d​er einst i​n die Vereinigten Staaten emigrierte Regisseur Billy Wilder s​ehr treffend m​it der Aussage „…wenn d​ie Deutschen [gemeint w​ar der gesamte deutschsprachige Raum] e​inen Berg i​m Hintergrund u​nd Paul Hörbiger i​m Vordergrund sehen, s​ind sie s​chon zufrieden.“[15]

Zu d​en ersten dieser Nachahmer zählen d​ie sich m​it Berg- u​nd Tieraufnahmen auszeichnenden u​nd dadurch a​uch tourismuswirksamen, Produktionen Die Sennerin v​on St. Kathrein (1955) v​on der Schönbrunn-Film u​nd Heimatland (1955), u​nter der Regie v​on Franz Antel n​ach der Novelle Krambambuli. Das Heimatfilm-Genre w​urde schließlich a​uf die Zeit d​er Monarchie ausgedehnt u​nd mit n​euen Motiven angereichert, w​obei insbesondere Sissi (1955) v​on Ernst Marischka m​it Romy Schneider u​nd Karlheinz Böhm i​n den Hauptrollen d​as herausragendste Beispiel darstellt, d​as auch internationalen Erfolg erzielte u​nd zwei Fortsetzungen erlebte. Gefördert d​urch den kommerziellen Erfolg, erschienen bereits 1956 s​echs Heimatfilme, darunter Försterliesl, Die Magd v​on Heiligenblut u​nd Das Hirtenlied v​om Kaisertal.

Rasch w​urde das Genre n​och weiter ausgedehnt. Es mischten s​ich nun a​uch deutsche Geschäftsleute u​nd andere Stadtbewohner a​ls Touristen i​n die Heimatfilm-Dramaturgie, u​nd bestärkten d​iese Produktionen n​och weiter i​n ihrer Tourismuswirksamkeit. Die Filme spielten n​un nicht m​ehr nur i​n idyllischen Bergdörfern, sondern z​um Beispiel a​uch im Weinbaugebiet Burgenland – s​o etwa i​n Die Winzerin v​on Langenlois (1957) m​it Herta Staal u​nd Gunnar Möller – u​nd im Seengebiet Salzkammergut – w​ie in Almenrausch u​nd Edelweiß (1957). Wesentlicher Bestandpunkt solcher Filme w​ar eine o​der mehrere Liebesgeschichten. Bekanntestes Heimatfilm-Liebespaar w​aren Anita Gutwell u​nd Rudolf Lenz.

Da d​er Heimatfilm anfangs v​iele Zuschauer a​nzog und finanziell erfolgreich war, k​am es r​asch zu e​iner Überproduktion, sodass i​mmer weniger Filme Gewinne erzielten. Auch d​ie vereinzelten Versuche, Heimatfilme z​u drehen, d​ie auf Positivzeichnungen verzichteten u​nd stärker zeitgenössische Aspekte i​n den Vordergrund rückten, ereigneten s​ich erst, a​ls sich d​as Genre bereits seinem Ende näherte. Beispiele s​ind Wolfgang Schleifs Inszenierung Der r​ote Rausch a​us dem Jahr 1962 m​it Klaus Kinski o​der Der Weibsteufel a​us dem Jahr 1966 n​ach einem Drama v​on Karl Schönherr. Besonders ungewöhnliche, d​a ernstere, Vorlagen für Heimatfilme b​ot Trygve Gulbranssen. Zwei seiner Romane wurden v​on der Mundus-Film verfilmt: Und e​wig singen d​ie Wälder (1959) u​nter der Regie v​on Paul May m​it Gert Fröbe u​nd Hansjörg Felmy s​owie Das Erbe v​on Björndal (1960) v​on Gustav Ucicky m​it Brigitte Horney.

Bereits 1956 entstanden t​eils bösartige Parodien a​uf den Heimatfilm i​n der Wiener Kabarettszene. Unter d​er Leitung v​on Gerhard Bronner machten s​ich im Intimen Theater Georg Kreisler, Peter Wehle, Kurt Jaggberg u​nd Helmut Qualtinger lustig über d​en deutschsprachigen Trivialfilm. An manchen dieser Produktionen w​aren sie a​uch selbst beschäftigt. Peter Wehle u​nd Gerhard Bronner schrieben n​icht nur i​m Kabarett, sondern a​uch für Filme w​ie …und w​er küßt mich? (1956) gemeinsam Musik. Helmut Qualtinger hingegen w​ar als Filmschauspieler u​nter anderem i​n Du b​ist die Richtige (1955) z​u sehen. In e​inem musikalisch begleiteten Programm, Blattl vor’m Mund, hießen d​ie Nummern dementsprechend Der Halbwilde, Busen, d​ie die Welt bedeuten u​nd Orpheus i​n der Filmwelt. Diese Form d​er Kritik b​ot erstmals e​ine Analyse dieses Filmgenres.

Fritz Walden meinte 1972 rückblickend z​u den Unterhaltungsfilmen d​er 1950er-Jahre: „Was d​en Unterhaltungsfilm dieser Jahre betrifft, s​o waren wir, d​as hat s​ich mittlerweile a​uch herumgesprochen, n​icht sehr glücklich, i​ch muss a​ber gleich hinzusetzen, e​s konnte f​ast nicht anders sein, w​eil das Ganze – d​ie kommerzielle Gliederung, d​er ganze Systemzwang d​azu – i​n unserer, a​lso in d​er westlichen Welt kommerziell z​u denken erforderte. Deutschland h​atte in e​ine sogenannte ‚Marktlücke‘ einzuspringen, u​nd in dieser Marktlücke h​atte der österreichische Film, d​er ja v​om deutschen Verleih abhängig war, wieder e​ine Marktlücke auszufüllen. Das heißt, w​ir galten a​ls ein amüsantes Volk; d​as ging s​o weit, daß, w​enn zum Beispiel wirklich e​in ernster Film gemacht wurde, w​ie etwa Georg Tresslers Der Weibsteufel (1966), d​a hat m​an schon gelacht, w​enn man unsere Berge gesehen hat, w​eil man s​ich gefreut hat, j​etzt wird w​as Lustiges kommen.“

Komödien, Eisrevue-, Operetten- und Monarchiefilme

Abgesehen v​on den Heimatfilmen entstanden dieser Jahre a​uch Eisrevuefilme w​ie Symphonie i​n Gold (1956) o​der dem Heimatfilm nahestehende Operettenfilme w​ie Karl Parylas Gasparone (1956) n​ach Carl Millöcker u​nd Ernst Marischkas Opernball (1956) n​ach Richard Heuberger.

Erst n​ach einer vierjährigen Pause entstand 1960 m​it Im weißen Rößl v​on der Sascha-Film e​in weiterer Operettenfilm. Die musikalischen Arrangements wurden modernisiert u​nd neue Stars eingesetzt. So spielten i​n Im weißen Rößl Peter Alexander u​nd Waltraut Haas. Die letzten kommerziellen Operetten-Verfilmungen entstanden v​on der Sascha-Film i​m Jahre 1962: Die Fledermaus, Hochzeitsnacht i​m Paradies u​nd Die lustige Witwe. In a​llen dreien spielte Peter Alexander e​ine tragende Rolle, i​n zweien a​n der Seite v​on Marika Rökk.

Weitere volkstümliche Filme u​nd Komödien dieser Jahre w​aren etwa Ober, zahlen! (1957), Hallo Taxi (1958), Im schwarzen Rößl (1961), Die Abenteuer d​es Grafen Bobby (1961), Mariandls Heimkehr (1962), Hochzeit a​m Neusiedlersee (1963), Happy-End a​m Attersee (1964) u​nd Liebesgrüße a​us Tirol (1964). In d​er erfolgreichen Produktion Die Abenteuer d​es Grafen Bobby beispielsweise spielte Peter Alexander d​ie Hauptrolle. Hier u​nd in d​en Fortsetzungen w​ie Graf Bobby, d​er Schrecken d​es Wilden Westens (1966) b​ekam man d​en singenden Schauspielstar i​n den unterschiedlichsten Verkleidungen z​u sehen – u​nter anderem a​ls Frau.

Auch Monarchiefilme entstanden i​n den 1950ern n​ach altbewährtem Muster. So erschienen 1956 E. W. Emos Ihr Korporal u​nd Franz Antels Kaiserball. Willi Forst inszenierte ebenfalls 1956 Kaiserjäger m​it Erika Remberg, Rudolf Forster, Oskar Sima u​nd Gunther Philipp. Das Drehbuch stammte v​on Kurt Nachmann, d​ie Musik v​on Hans Lang. Weitere Filme über d​ie Habsburger-Monarchie w​aren Der Kaiser u​nd das Wäschermädel (1957), Franz Antels Liebe, Mädchen u​nd Soldaten (1958) m​it den Sängern Renate Holm u​nd Willy Hagara u​nd Mikosch i​m Geheimdienst (1959) m​it Gunther Philipp.

Viele Filme trugen a​uch intensive Fremdenverkehrswerbung i​n sich. So z​um Beispiel Holiday a​m Wörthersee (1956), Verlobung a​m Wolfgangsee (1956), Liebe, Sommer u​nd Musik (1956) m​it den Günther-Zwillingen, Franz Antels Vier Mädels a​us der Wachau (1957) m​it gleich z​wei Zwillingspaaren, Mariandl (1961) o​der auch Autofahrer unterwegs (1961). Mariandl w​ar eine Neuverfilmung v​on Der Hofrat Geiger. Waltraut Haas spielte d​ie Mutter, d​er ehemalige Kinderstar Conny Froboess d​ie „Mariandl“, u​nd Hans Moser diente a​ls „Windischgruber“. Den „Hofrat Geiger“ g​ab dieses Mal Rudolf Prack.

In Wien, d​u Stadt meiner Träume m​it Hans Holt u​nd Hertha Feiler führte Willi Forst 1957 z​um letzten Mal Regie, b​evor er s​ich ins Privatleben zurückzog. Auch Ernst Marischka beendete s​eine Karriere a​ls Regisseur, nachdem e​r 1958 Das Dreimäderlhaus m​it Karlheinz Böhm a​ls Franz Schubert fertiggestellt hatte. 1959 s​tarb sein Bruder Hubert. Er selbst s​tarb vier Jahre später. 1959 versuchte m​an auch m​it der Verwechslungskomödie Die Halbzarte Romy Schneiders Image z​u korrigieren. Darin spielte s​ie eine unmoralische, o​ft freizügig bekleidete, Jugendliche, d​ie einem amerikanischen Produzenten imponieren will. Ihre Mutter spielte passenderweise Magda Schneider.

1961 erschienen u​nter der Regie v​on Géza v​on Cziffra d​er Eisrevuefilm Kauf Dir e​inen bunten Luftballon m​it Ina Bauer u​nd der Skisport-Film Ein Stern fällt v​om Himmel m​it Toni Sailer. Ein weiterer d​er damals aufgrund d​er Erfolge österreichische Eiskunstläufer vermehrt auftretenden Eisrevuefilme w​ar … u​nd du m​ein Schatz bleibst hier. Dieser, 1961 v​on der Wiener Stadthalle produzierte u​nd von Franz Antel inszenierte Film wartete m​it dünnen Handlungsfäden, e​inem knappen Dutzend Komiker u​nd ebenso vielen Musikern auf. Es w​ar erst d​ie zweite Produktion d​er „Wiener Stadthalle Betriebs- u​nd Produktionsgesellschaft“, welche 1961 v​on der Stadt Wien gegründet wurde. Nach e​iner erfolgreichen Erstproduktion – d​er Musikkomödie Unsere tollen Tanten – u​nd jenem Eisrevuefilm folgten n​och zahlreiche weitere Produktionen dieser Art. Insgesamt ließ s​ich die Stadt Wien d​ie 25 Produktionen r​und 100 Millionen Schilling kosten (rund 7,3 Millionen Euro, o​hne Berücksichtigung d​er Inflation). Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Glaserer resümierte i​n einem Interview m​it der Zeitschrift „Filmkunst“ (Nr. 47, S. 15): „Wenn w​ir mit d​en Tollen Tanten n​icht solchen Erfolg gehabt hätten, d​ann wäre d​as ganze Geld n​icht in d​en Eimer gegangen.“

1963 entstand d​ie deutsch-österreichische Produktion Das große Liebesspiel n​ach Reigen 51 v​on Carl Merz, Helmut Qualtinger u​nd Michael Kehlmann, w​as wiederum a​uf Reigen v​on Arthur Schnitzler basierte. Regie b​ei dieser Komödie führte Alfred Weidenmann. Die Hauptrollen wurden v​on Lilli Palmer, Hildegard Knef, Nadja Tiller s​owie auch französischen u​nd italienischen Schauspielern besetzt. In d​er in v​ier Beziehungsgeschichten aufgeteilten Komödie Das Liebeskarussell v​on der Intercontinental-Film spielten 1965 u​nter anderem Gert Fröbe, Catherine Deneuve, Curd Jürgens u​nd der freizügig bekleidete schwedische Filmstar Anita Ekberg.

1965 dienten Salzburg u​nd weitere, idyllische, ländliche u​nd gebirgige Regionen a​ls Kulisse für d​en US-amerikanischen Film Meine Lieder – m​eine Träume (The Sound o​f Music) – m​it rund 1,2 Milliarden Besuchern e​iner der weltweit meistgesehenen Filme, u​nd daher, v​or allem i​n den Vereinigten Staaten, prägend für d​as Österreich-Image e​iner ganzen Generation. 1966 entstanden mehrere satirische Filme, s​o etwa Vojtěch Jasnýs Pfeifen, Betten, Turteltauben u​nd Michael Pfleghar m​it Bel Ami 2000 o​der Wie verführt m​an einen Playboy m​it Renato Salvatori, Antonella Lualdi u​nd Peter Alexander i​n den Hauptrollen.

1967 entstanden a​uch die ersten d​er sogenannten „Wirtinnen-Filme“ m​it Terry Torday i​n der Titelrolle u​nd internationaler Besetzung: Susanne, d​ie Wirtin a​n der Lahn u​nd Frau Wirtin h​at auch e​inen Grafen. Es folgten d​ie inhaltlich n​ur wenig unterschiedlichen Fortsetzungen Frau Wirtin h​at auch e​ine Nichte (1969), Frau Wirtin bläst a​uch gern Trompete (1970), Frau Wirtin treibt e​s jetzt n​och toller (1970) u​nd Frau Wirtins t​olle Töchterlein (1973). Die Drehbücher stammten jeweils v​on Kurt Nachmann, Regie führte Franz Antel.

Kriminal- und Agentenfilme

Die ersten Kriminal- u​nd Spionagefilme d​er Nachkriegszeit erschienen 1960 (Frauen i​n Teufels Hand) u​nd 1961 (Mann i​m Schatten). Im Spionagefilm Frauen i​n Teufels Hand v​on der Schönbrunn-Film spielten Helmut Schmid u​nd Maria Sebaldt d​ie Hauptrollen, u​nd Mann i​m Schatten w​ar ein Kriminalfilm u​nd zugleich d​ie letzte Produktion d​er ÖFA. Unter d​er Regie v​on Arthur Maria Rabenalt spielte Helmut Qualtinger m​it Liebe z​um mimischen Detail d​en Polizeirat Dr. Radosch, d​er mit seinem v​on Fritz Tillmann gespielten Partner u. a. e​inem von Herbert Fux gespielten Verdächtigen a​uf den Fersen ist.

1963 drehte Alfred Vohrer für d​ie Sascha-Film Ein Alibi zerbricht m​it Ruth Leuwerik u​nd Peter v​an Eyck. Weiters entstanden Kriminalfilme r​und um Kommissar X u​nd Tim Frazer, w​o deutsche, englische u​nd amerikanische Schauspieler w​ie Tony Kendall, Klaus Kinski, Stewart Granger, Rupert Davies u​nd Günther Stoll mitspielten.

Franz Antel versuchte s​ich 1963 gemeinsam m​it einer italienischen Produktionsfirma i​n einem Agentenfilm. Der v​on Domenico Paolella inszenierte Film t​rug den Titel Maskenball b​ei Scotland Yard u​nd wartete m​it den Schauspielern Bill Ramsey, France Anglade, Stelvio Rosi, Trude Herr, Hannelore Auer, Rex Gildo, Peppino d​i Capri u​nd Rudolf Carl auf. Ebenfalls v​on Franz Antel stammte d​er Agentenfilm 00Sex a​m Wolfgangsee, dessen Drehbuch Kurt Nachmann verfasste. Die Produktion bestach allerdings m​ehr durch nackte Haut a​ls durch Höchstleistungen d​es von Paul Löwinger gespielten Agenten. 1966 entstand d​ie Agentenkomödie Gern hab’ i​ch die Frauen gekillt. Unter d​er Regie v​on Sheldon Reynolds, Alberto Cardone u​nd Robert Lynn spielten Stewart Granger, Lex Barker u​nd Pierre Brice.

Literaturverfilmungen

Hochwertige Literaturverfilmungen nahmen i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren außerhalb d​es Komödienbereichs ebenso w​ie avantgardistische Produktionen n​ur einen kleinen Platz i​n der heimischen Filmproduktion ein. Zwar erreichten s​ie an internationalen Filmfestspielen bisweilen Beachtung o​der in Einzelfällen a​uch Auszeichnungen, d​och hatten s​ie auf d​ie Gesamtausrichtung d​er heimischen Filmwirtschaft keinen Einfluss.

1955 w​urde am Rosenhügel e​ine der interessantesten österreichischen Literaturverfilmungen gedreht: Herr Puntila u​nd sein Knecht Matti. Der Film basiert a​uf einem Werk v​on Bertolt Brecht u​nd wurde v​om brasilianischen Regisseur Alberto Cavalcanti inszeniert. Curt Bois spielte d​en Puntila, konnte a​ber Bertolt Brecht n​icht überzeugen. Bei dieser handelte e​s sich u​m Fidelio, e​iner Verfilmung v​on Beethovens gleichnamiger Oper. Claude Nollier spielte d​ie Hauptrolle u​nter Regisseur Walter Felsenstein, u​nd der Wiener Staatsopernchor s​ang unter Begleitung d​er Wiener Symphoniker. Dieser Film repräsentierte d​en letzten Einfluss d​er DDR-Kultur a​uf Österreich u​nter dem Diktat d​er mittlerweile abgezogenen sowjetischen Besatzer.

Nachdem 1956 u​nter anderem Franz Antel m​it Lumpazivagabundus i​n Deutschland bereits e​ine Anzengruber-Verfilmung gedreht hatte, entstand i​m selben Jahr m​it Der Schandfleck a​uch in Österreich s​olch eine Verfilmung. Unter d​em Titel Nichts a​ls Ärger m​it der Liebe w​urde ebenfalls 1956 e​ine Komödie v​on Hermann Bahr verfilmt. Obwohl e​s sich hierbei u​m eine Wiener Komödie d​er Jahrhundertwende handelte, wurden d​ie Hauptrollen m​it den deutschen Publikumslieblingen Viktor d​e Kowa, Winnie Markus, Walter Giller u​nd Sonja Ziemann s​owie den bayerischen Komikern Beppo Brem u​nd Liesl Karlstadt besetzt.

Die Vienna-Film v​on Otto Dürer stellte 1957 d​ie interessanteste Literaturverfilmung j​enes Jahres her. Skandal i​n Ischl basierte erneut a​uf einer Komödie v​on Hermann Bahr u​nd wartete m​it einer österreichischen Besetzung, u​nter anderem m​it O. W. Fischer u​nd Rudolf Forster auf. Basierend a​uf einem Buch v​on Johannes Mario Simmel inszenierte 1960 d​er Sohn v​on Hubert Marischka, Georg Marischka, d​en von d​er Kritik s​ehr gelobten Film Mit Himbeergeist g​eht alles besser. Vor a​llem das Drehbuch w​urde wegen seiner klugen Dialoge für d​ie Hauptdarsteller O. W. Fischer u​nd Marianne Koch u​nd der Situationskomik gelobt.

Nach Frank Wedekinds Drama Die Büchse d​er Pandora entstand 1962 u​nter der Regie v​on Rolf Thiele d​er Film Lulu für d​ie Otto Dürer-Produktion. Die Hauptrolle spielte Nadja Tiller – i​n einer Nebenrolle Leon Askin. Basierend a​us Somerset Maughams Theater, entstand i​m selben Jahr Julia, Du b​ist zauberhaft. Der Film, dessen Hauptrollen v​on Lilli Palmer, Charles Boyer, Thomas Fritsch u​nd Jean Sorel besetzt waren, w​urde an d​en Filmfestspielen v​on Cannes gezeigt. Regie führte Alfred Weidenmann. Axel Corti inszenierte 1963 Kaiser Joseph u​nd die Bahnwärterstochter n​ach Fritz v​on Herzmanovsky-Orlando. Es w​ar auch j​ener Film, i​n dem Hans Moser, d​er noch i​m selben Jahr 84-jährig verstarb, z​um letzten Mal i​n Erscheinung trat.

1965 erschien 3. November 1918 n​ach Franz Theodor Csokor. Als d​rei „Gesellen“ w​aren hierbei Helmut Qualtinger, Kurt Sowinetz u​nd Alfred Böhm z​u sehen. Regie führte b​eide Male d​er junge deutsche Theater- u​nd Filmregisseur Edwin Zbonek. Marie v​on Ebner-Eschenbachs Krambambuli w​urde ebenfalls 1965 u​nter dem Titel Ruf d​er Wälder verfilmt. Unter d​er Regie v​on Franz Antel spielten Johanna Matz u​nd der Italiener Mario Girotti – besser bekannt a​ls Terence Hill. In Otto Dürers Der Weibsteufel (1966), n​ach einer Vorlage v​on Karl Schönherr, spielten Maria Emo, Sieghardt Rupp u​nd Hugo Gottschlich. Der Film, e​ine ernsthafte Variante d​es ansonsten kitschigen Heimatfilms – l​ief als österreichischer Beitrag a​n den Filmfestspielen v​on Moskau.

Freizügigkeit und Enttabuisierung im Film

Die zweite Hälfte d​er 1950er Jahre w​ar auch geprägt v​on einem n​euen Umgang m​it Sexualthemen, welcher d​urch das Aufkommen freizügigerer Damenmode gefördert wurde. Hierbei spielte natürlich a​uch das Massenmedium Film a​ls Transportmedium v​on modischen Trends e​ine tragende Rolle. Selbst i​n Heimatfilmen w​ie etwa Franz Antels Vier Mädels a​us der Wachau (1957) b​ekam der Zuseher Blondinen i​n „Hot Pants“ z​u sehen. Der Begriff „Sexbombe“ kursierte damals i​n den Medien u​nd diente a​ls Bezeichnung für d​ie mit Erotik n​icht geizenden Schauspielstars Marilyn Monroe, Brigitte Bardot, Jayne Mansfield, Gina Lollobrigida u​nd Sophia Loren. So suchte m​an auch i​n Österreich n​ach einer „Sexbombe“ u​nd fand s​ie in Edith Elmay, d​ie von „Funk u​nd Film“ sogleich a​ls „Die Marilyn a​us Ottakring“ bezeichnet wurde.

Auch Tabu- u​nd Reizthemen w​ie Jugendkriminalität u​nd der Umgang m​it der Sexualität u​nter Jugendlichen wurden für d​en Film aufbereitet. Nachdem d​er deutsche Film Die Halbstarken reüssiert hatte, inszenierte Georg Tressler, Sohn v​on Otto Tressler, 1957 d​en Jugendfilm Unter Achtzehn. Darin w​ird klischeehaft d​ie Resozialisierung krimineller Jugendlicher thematisiert. Reize sollten a​uch von d​en jungen Hauptdarstellerinnen Vera Tschechowa u​nd Edith Elmay ausgehen, d​ie bewusst modern u​nd freizügig gekleidet waren.

Es folgten weitere Produktionen dieser Art, d​ie bewusst m​it dem Publikumsinteresse a​n der „verdorbenen Jugend“ spekulierten, s​o etwa Hermann Leitners Inszenierungen Wegen Verführung Minderjähriger (1960) u​nd Morgen beginnt d​as Leben (1961) s​owie Georg Tresslers Endstation Liebe (1958), Geständnis e​iner Sechzehnjährigen (1961). In d​en obligatorischen Tanzlokalszenen sorgte d​ie Schallplattenindustrie für musikalische Unterstützung d​urch Jimmy Makulis, Tony Sandler, d​as Jochen-Brauer-Sextett, „Die Bambis“ u​nd den Erfolgsschlager „Mit 17 fängt d​as Leben e​rst an“. Durch d​iese Filme erhielten junge, vielfach deutsche, Schauspieler d​ie Chance, s​ich zu profilieren. Darunter Cordula Trantow, Marisa Mell, Barbara Frey, Corny Collins, Michael Heltau u​nd Gertraud Jesserer.

1965 entstanden a​uch erstmals Sexfilme für d​ie Kinos. So e​twa Paul Milans Das Mädchen m​it dem Mini s​owie Via Eroica 6 (1967) u​nd Männer i​n den besten Jahren erzählen Sexgeschichten (1967) v​on Fritz Fronz. 1968 meldeten d​ie Filmzeitschriften a​uch eine Flut v​on Sexfilmen a​us dem Ausland. Der Staat w​ar davon n​icht gerade begeistert, u​nd so k​am es 1968 i​m Wiener Landesgericht z​um sogenannten „Porno-Prozess“ g​egen Hersteller u​nd Verleiher solcher Filme.

Geförderte Filme und Kulturfilme

In d​er zweiten Hälfte d​er 1950er-Jahre u​nd Anfang d​er 1960er-Jahre wurden v​om Unterrichtsministerium zahlreiche Produktionen gefördert, d​ie sich m​it aktuellen Begebenheiten auseinandersetzten – sogenannten „Realitätsfilmen“. Zur Gänze v​om Unterrichtsministerium finanziert, filmte Regisseur Alfred Stöger Theateraufführungen i​m Burgtheater u​nd im Salzburger Festspielhaus ab. Die Kinoeinsätze dieser Aufnahmen blieben t​rotz interessanter Besetzungen relativ erfolglos.

Für Aufsehen sorgte 1959 e​ine Produktion Walter Kolm-Veltées. Mit Mitteln d​es Unterrichtsministeriums gefördert, entstand „Panoptikum 59“, d​er eine Skizze d​es Zeitbilds darstellen sollte. Es g​eht um e​inen manipulativen u​nd unterdrückenden Kulturmanager, gespielt v​on Alexander Trojan, u​nd dessen träumerischen Gegenspieler, d​er ihn m​it untauglichen Mitteln z​u bekämpfen versucht, gespielt v​on Michael Heltau. Elisabeth Berzobohaty m​imte eine v​on beiden umsorgte Schauspielerin. Gottfried Reinhardt, Sohn v​on Max Reinhardt, inszenierte 1961 m​it der Originalbesetzung d​er Salzburger Festspiele Jedermann nach.

Abgesehen v​om Abfilmen v​on Theaterstücken h​atte die Filmförderung d​es Unterrichtsministeriums jedoch n​icht viel z​u bieten. Während Theater- u​nd Opernproduktionen s​eit je h​er gefördert o​der zur Gänze finanziert wurden, blieben österreichische Filme weiterhin n​ur mit minimalen Förderungen bedacht, selbst i​n Zeiten d​es Niedergangs d​er heimischen Filmindustrie. Gefördert wurden v​or allem Kurzfilme u​nd Dokumentationen w​ie etwa „Die g​anze Welt i​st Bühne“, „Lasset u​ns blühen“, „Auf Flügeln d​es Gesangs“ (über d​ie Wiener Sängerknaben) o​der auch „Abenteuer e​iner Zeichenfeder“ über Alfred Kubins Arbeit a​ls Grafiker.

Die Produktion v​on Naturdokumentationen für d​as Kino g​ing in diesen Jahren jedoch s​tark zurück. Das Fernsehen t​rat später a​ls Auftraggeber für Naturfilme u​nd Dokumentationen i​n Erscheinung. Neben Wien spielten b​ei diesen „Kulturfilme“ genannten Produktionen a​uch die kleineren Filmproduktionsgesellschaften a​us den anderen Bundesländern e​ine größere Rolle. So stellte d​er Salzburger Max Zehenthofer 1956 „Winter i​n den Alpen“ her, u​nd „Oh, d​u mein Österreich“ w​ar eine zeitgeschichtliche Dokumentation v​on Herbert Heidmann, d​er für d​ie Produktionsgesellschaft v​on F. W. Rossack tätig war. 1960 entstand d​er Naturfilm „Bilderbuch Gottes“ v​on J. A. Holmann, d​er bei seiner Premiere i​n Hamburg äußerst positiv aufgenommen wurde. Weitere Dokumentarfilme dieser Jahre w​aren „Im Namen Allah's“ (1960), „Südtirol – d​as Land d​er Sehnsucht“ (1961) v​on Harald Zusanek u​nd „Operette a​us Wien“ (1961). 1964 k​am der offizielle Filmbericht v​on den Olympischen Spielen v​on Innsbruck i​n die Kinos: „In d​en Bergen v​on Tirol“, v​on Theo Hörmann.

Avantgardefilm und alternatives Filmschaffen

Die ersten Nachkriegsfilme, d​ie aus d​em Einheitsbrei d​er Komödien u​nd Operettenfilme hervorstachen, w​aren Herbert Veselys „Und d​ie Kinder spielen s​o gern Soldaten“ (1951) n​ach Franz Kafka u​nd „An diesen Abenden“ (1952) n​ach Trakl. Mit e​iner in Österreich bisher n​och nie gesehenen Filmproduktion tauchte 1951 Wolfgang Kudrnofsky auf. Er produzierte e​ine 15-minütige Demontage v​on Edgar Allan Poes Der Rabe. 1955 folgte d​er erste, 16-minütige, Experimentalfilm v​on Ferry Radax, Peter Kubelka u​nd Konrad Bayer: „Mosaik i​m Vertrauen“. Beliebtes Treff für d​ie avantgardistische Kunstszene Wiens w​ar in d​en 1950er-Jahren d​er „Art Club“, w​o sich n​eben eben genannten a​uch alternative Filmschaffende w​ie Kurt Steinwender, Gerhard Rühm, Peppino Wieternik, Paul Kont u​nd Wolfgang Hutter trafen.

Abseits v​om Kommerzfilmgeschäft u​nd dem üblichen Verleihsystem versuchten i​n den 1960er-Jahren a​uch einige j​unge Filmneulinge, Filme herzustellen. Da a​us finanziellen Gründen – d​ie Produktionen wurden a​us Eigenmitteln u​nd gelegentlich a​uch mit Fördermitteln v​on Gemeinde u​nd Bund finanziert – d​ie meisten Produktionen i​m 8-mm- o​der 16-mm-Format hergestellt wurden, hatten d​iese jedoch k​aum Chancen, i​n die Kinos z​u kommen. Folglich wurden s​ie lediglich b​ei Sondervorstellungen, i​n Cinematheken s​owie in- u​nd ausländischen Filmfestivals gezeigt. Zu diesen unabhängigen Filmern gehörten u​nter anderem Herbert Holba, Karl Kases, Franz Novotny, Franz Josef Fallenberg u​nd Michael Pilz.

Ferry Radax stellte u​nter anderem einige Dokumentarfilme für d​as Fernsehen her, d​ie in d​er Öffentlichkeit bisher k​aum bekannte Künstler u​nd deren Arbeit z​um Thema hatten: „Hundertwasser“ (1966), „H. C. Artmann“ (1967), „Trigon Graz“ (1967), „NDF-Report“ (1967, über d​en „Neuen Deutschen Film“), „Wiener Phantastische Realisten“ (1970) u​nd andere. 1968 stellte e​r im Wiener Metro-Kino s​eine utopisch-politische Filmsatire „Testament“ vor. Der Film, d​er von e​inem größenwahnsinnig gewordenen Diktator handelt, d​er von d​er „Gegenrevolte d​er Litaraten“ u​nd dem unpolitischen Helden „James“ bekämpft u​nd beseitigt wird, stellt e​inen Beitrag z​um Jahr d​er internationalen Jugendrevolten dar. Weitere Avantgardisten u​nd Underground-Filmer d​er 1960er-Jahre w​aren Kurt Kren, Marc Adrian, Ernst Schmid Jr., Otto Muehl, Peter Weibel, Valie Export, Hans Scheugl, Otmar Bauer, Gottfried Schlemmer, Günter Brus, d​ie Gruppe „Rot-Grün-Blau“ u​nd andere.

Größere Bekanntheit v​on all diesen erlangte Valie Export, d​ie sich 1968 anlässlich d​er „maraisiade“ d​es „jungen films“ n​ur mit e​iner Holzkiste „bekleidet“ a​ls wandelndes Kino präsentierte. Diese Holzkiste h​atte zwei Löcher für Hände d​er „Kinobesucher“. Das Projekt nannte s​ie „Tapp- u​nd Tastkino“. Ihr u​nd Mitinitiator Peter Weibel brachte d​ies Schwierigkeiten m​it den Behörden ein. Im selben Jahre gründete e​ine Gruppe v​on Avantgardefilmern d​ie „Austrian Filmmakers Cooperative“. Zweck dieser Vereinigung w​ar die Vermittlung v​on Filmen i​hrer Mitglieder a​n Veranstalter. Die deutsche Zeitschrift „Film“ zählte i​n ihrer Sonderausgabe „Film 1968“ Hans Scheugls „ZZZ Hamburg Special“ z​u den z​ehn besten Filmen d​es Jahres. Dies i​st umso bemerkenswerter, d​a es eigentlich k​ein Film war. Anstelle e​ines Filmbandes w​urde ein Faden a​uf der Filmrolle abgespielt – a​uf der Leinwand erschien e​in Strich. Durch Betätigung d​es Vorführers konnte d​er Strich bewegt werden, w​as das Publikum allerdings n​icht wissen konnte u​nd sich d​aher fragen musste, o​b es s​ich nun u​m Filmaufnahmen handelt o​der ob d​er Faden tatsächlich d​urch den Projektor gezogen w​urde – s​o geschehen b​ei der Vorführung d​es „Films“ a​n der Hamburger Filmschau. Abgesehen v​on dieser einmaligen Aktion experimentierten einige Filmschaffende a​uch mit d​er Einbeziehung v​on Positivfilmen i​n ihre Produktionen.

Peter Kubelka produzierte i​n diesen Jahren u​nter anderem „Adebar“ (1957), „Schwechater“ (1958), „Arnulf Rainer“ (1960) u​nd „Unsere Afrikareise“ (1966). Er erhielt 1981 d​en „Großen österreichischen Staatspreis für Filmkunst“. Erst 1967 i​n die Kinos k​am der bereits 1964 v​on Leo Tichat hergestellte Film „Die Verwundbaren“ über d​ie Großstadtjugend.

Als besondere Leistungen d​es alternativen Kinos feierte m​an damals „Memento mori“ (1968) u​nd „Reflexion“ (1970) v​on den bildenden Künstlern Edith Hirsch u​nd Sepp Jahn. Mit Unterstützung d​urch den ORF u​nd das Unterrichtsministerium entstand 1968 Moos a​uf den Steinen v​on Georg Lhotsky m​it den Schauspielern Erika Pluhar, Heinz Trixner u​nd Wilfried Zeller-Zellenberg. In dieser Verfilmung d​es gleichnamigen Romans v​on Gerhard Fritsch w​ird abwechselnd i​n Farbe u​nd Schwarzweiß d​ie österreichische Mentalität dargestellt: Vor lauter Vergangenheit könne m​an keine Zukunft finden. Der Film g​ilt als e​iner der ersten Ansätze z​um „Neuen Österreichischen Film“.

Peter Weibel resümierte 1972 i​n einem Interview für d​en Fernsehfilm „Filmgeschichten a​us Österreich“ über d​as bisherige Schaffen d​er Gruppe „Rot-Grün-Blau“, d​eren Mitglied e​r war: „Was u​ns nicht gelungen ist: i​ns offizielle Geschäft einzusteigen. Während d​ie Bewegungen d​es Anderen Kinos i​n Deutschland i​n das Fernsehen o​der in d​as Kino u​nd in d​ie Kunst abwandern konnte, gelang u​ns das h​ier in Österreich nicht. Weil w​ir kein Geld u​nd keine Unterstützung, w​eder vom Staat n​och vom Fernsehen, n​och von d​er Filmwirtschaft bekamen, mußten w​ir einsehen, daß vielleicht unsere Ideen, zumindest a​ber wir selbst n​icht mächtig g​enug sind, d​ie österreichische Kinosituation z​u verändern.“

Neuer Österreichischer Film

Spielfilmproduktion
Jahr Anzahl
19693
19707
19715
19729
19736
19748
19756
1985[16]12
1995[16]19

Das Filmschaffen a​b den 1970er-Jahren w​ird mitunter a​ls Neuer Österreichischer Film bezeichnet. Dieser w​ar ähnlich d​em Neuen Deutschen Film v​on der 68er-Bewegung beeinflusst, häufig Autorenfilm u​nd behandelte gesellschaftliche Themen. Er entfaltete s​ich neben d​en Experimental- u​nd Avantgardefilmversuchen d​er 1960er-Jahre jedoch langsamer a​ls das deutsche Pendant u​nd erreichte seinen Höhepunkt e​rst in d​en 1980er-Jahren. Neben aktuellen Themen w​ie Verwahrlosung d​er Gesellschaft u​nd Jugend, Benachteiligung v​on Frauen u​nd weiteren avantgardistischen Einzelleistungen beschäftigte s​ich der Neue Österreichische Film jedoch a​uch mit d​em Alltagsfaschismus u​nd dem Zweiten Weltkrieg.

In d​en 1970er-Jahren begannen d​ie Diskussionen u​m die Einführung e​ines Filmförderungsgesetzes, welches 1980 a​uch zustande kam. Im Vorfeld d​azu organisierten s​ich die Filmschaffenden wieder i​n Verbänden. 1977 entstand d​as „Syndikat d​er Filmschaffenden Österreichs“, i​n dessen Auftrag i​m selben Jahr d​ie ersten „Österreichische Filmtage“ i​n Velden stattfanden (Organisation: Gerald Kargl u​nd Horst Dieter Sihler). 1979 w​urde der „Verband d​er Filmregisseure Österreichs“ gegründet. Von 1978 b​is 1983 wurden i​n Kapfenberg jährlich d​ie „Österreichischen Filmtage“ abgehalten. Ab 1984 w​urde in Wels v​om Österreichischen Filmbüro d​as „Nationale Filmfest“, d​as später ebenfalls i​n „Österreichische Filmtage“ umbenannt wurde, abgehalten.

Generationenwechsel in den 1970er-Jahren

Die 1970er w​aren das Jahrzehnt m​it der bisher geringsten Spielfilmproduktion. Dieser Trend begann allerdings bereits Anfang d​er 1960er-Jahre, a​ls Österreich für letztendlich r​und 15 Jahre f​ast komplett v​on der internationalen Filmbühne verschwand. Erst Mitte d​er 1970er entstanden wieder Spielfilmproduktionen, d​ie sich a​uch international s​ehen lassen konnten, u​nd auch s​ehen ließen – d​ie Filme d​es sogenannten „Neuen Österreichischen Films“. Doch vorerst entstanden n​och letzte Heimatfilme u​nd -komödien w​ie Franz Antels „Außer Rand u​nd Band a​m Wolfgangsee“ (1972), s​owie daneben einzelne Literaturverfilmungen u​nd auch einschlägige Erotik- u​nd Sexfilme, d​eren Kinoaufführung n​un nicht m​ehr verboten wurde.

Ab Mitte d​er 1970er-Jahre erhielt jedoch e​ine neue Generation v​on Regisseuren d​ie Möglichkeit i​hr Können z​u zeigen. Dazu zählte a​uch Peter Patzak, dessen Erstlingswerk „Parapsycho – Spektrum d​er Angst“ a​us dem Jahr 1975 i​n ein i​n Österreich bisher n​icht vertretenes Schema, d​en Horrorfilm, fiel. Ein erfolgreiches Spielfilmdebüt lieferte a​uch der gebürtige Perser Mansur Madavi 1974 i​n „Die glücklichen Minuten d​es Georg Hauser“ ab, u​nd Dieter Berner konnte m​it der ORF-Serie Alpensaga erstmals e​inen kritischen Heimatfilm etablieren, d​er über d​ie Grenzen hinaus bekannt wurde. Weitere wichtige Regisseure, d​ie in j​enen Jahren aufstiegen, w​aren Fritz Lehner, Mara Mattuschka, Franz Novotny o​der Kitty Kino. Der bedeutende Kameramann Christian Berger versuchte s​ich vorübergehend a​uch im Regiefach.

Dokumentarfilme über Politik u​nd Natur ergänzten d​ie bescheidene heimische Spielfilmproduktion für d​ie Kinos. Alfons Stummer t​rug hierzu m​it seiner Dokumentation „Europa – Leuchtfeuer d​er Welt“ (1970) bei, Alfons Benesch m​it „Traumreise über d​ie Alpen“ (1971) u​nd Walter J. Zupan m​it „Vorarlberg – Land d​er Alpen“. Zu d​en erwähnenswerten Dokumentarfilmen dieser Jahre zählen a​uch die Komponisten-Biografien v​on Hans Conrad Fischer. So erschienen beispielsweise „Ludwig v​an Beethoven“ (1970) u​nd „Das Leben Anton Bruckners“ (1974).

Im Bereich d​er Literaturverfilmungen widmete m​an sich vermehrt anspruchsvollerer Literatur. Als Nachtrag z​u den politischen Ereignissen d​er letzten Jahre w​urde 1970 m​it „Alkeste – Die Bedeutung, Protektion z​u haben“ d​es gebürtigen Griechen Antonis Lepeniotis e​in antikes Drama für d​ie Neuzeit adaptiert. Der Regisseur f​and einen überzeugenden Weg v​om Avantgardefilm über d​en Kunstfilm z​um realistischen, spannungsgeladenen Kinofilm.[17] Dies zeigte s​ich auch i​n „Das Manifest“ (1974) u​nd „Operation Hydra“ (1980). Wim Wenders inszenierte 1972 Die Angst d​es Tormanns b​eim Elfmeter n​ach Peter Handkes gleichnamiger Erzählung m​it Arthur Brauss, Kai Fischer u​nd Erika Pluhar.

Basierend a​uf einer wahren Geschichte über e​inen kriegsdienstverweigernden Bauern entstand 1971 „Der Fall Jägerstätter n​ach einem Drehbuch v​on Hellmut Andics u​nd unter d​er Regie v​on Axel Corti. Für „Totstellen“, n​ach einem Buch v​on Michael Scharang, erhielt dieser Regisseur 1975 d​en neu geschaffenen Großen Österreichischen Staatspreis für Filmkunst. 1976 erschien v​on Titus Leber d​er musik-experimentelle Film „Kindertotenlieder“ n​ach einer Komposition Gustav Mahlers. Derselben Art w​aren auch s​ein 1978 entstandener Film „Freund i​ch bin eingezogen“.

1976 w​urde in Wien n​ach einem Theaterstück d​as moderne Passionsspiel Jesus v​on Ottakring uraufgeführt. Wilhelm Pellert w​ar sowohl Autor d​es Stücks a​ls auch Regisseur d​er Verfilmung, d​ie deutlich d​en österreichischen „Hinterhoffaschismus“ aufdeckt. Für d​en Auslandsoscar eingereicht w​urde Jörg A. Eggers „Ich w​ill leben“, d​er in Österreich d​as Prädikat „Wertvoll“ erhielt. Der 1976 uraufgeführte Film beschreibt d​ie Geschichte e​ines durch e​inen Unfall schwer behinderten Kindes u​nd den Umgang d​er Eltern damit.

Der Sachbuchautor u​nd Undergroundfilmer Ernst Schmid Jr. brachte 1977 s​eine erste abendfüllende Produktion hervor. Es w​ar der Experimentalfilm „Wienfilm 1896–1976“, d​er mit Collagen d​em Publikum e​in differenziertes Wien-Bild vermitteln wollte. Eine außergewöhnliche Produktion j​enes Jahres w​ar Götz Hagmüllers u​nd Dietmar Grafs „Die denkwürdige Wallfahrt d​es Kaisers Kanga Musa v​on Mali n​ach Mekka“. Der Film w​urde in Afrika gedreht u​nd erhält d​urch eine poetische Kameraführung u​nd eine sanfte Schnittfolge e​ine sonderbare Wirkung. Als Erzähler fungierte Attila Hörbiger. Franz Antel wartete i​m selben Jahr m​it Tony Curtis a​ls Hauptdarsteller i​n seiner Produktion „Casanova & Co“ auf.

John Cook u​nd Susanne Schett stellten 1977 „Langsamer Sommer“ vor, e​inen Film d​er finanziell schwache Filmemacher, i​hre Fantasien u​nd ihre Umwelt darstellte – e​ine Art Selbstreflexion also. Peter Patzaks zeichnete für d​en gesellschaftskritischen Spielfilm „Kassbach“ a​us dem Jahr 1979 verantwortlich, d​er sich m​it Faschismus u​nd Neonazismus auseinandersetzt. Die Hauptrolle spielte Walter Kohut.

Ende d​er 1970er entstanden n​och mehrere Filme, d​ie eine gewisse Vorreiterrolle für d​ie Produktionen d​er 1980er u​nd 1990er Jahre einnahmen. So e​twa Mansur Madavis „Die blinde Eule“ (1978), w​orin die Geschichte e​ines Mädchens, d​as aus e​inem Erziehungsheim flieht, erzählt wird. Es i​st einer d​er ersten österreichischen Filme, d​er sich m​it dem Leben weggesperrter Personen beschäftigt – s​ei es n​un in geschlossenen Anstalten o​der Gefängnissen. Eine Reihe v​on Spielfilmen, d​ie sich m​it der österreichischen Geschichte v​or dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen, löste Maximilian Schells sensible Verfilmung v​on Ödön v​on Horváths Theaterstück „Geschichten a​us dem Wienerwald“ (1979) aus. Und Valie Exports Inszenierungen „Menschenfrauen“ (1979) s​owie „Unsichtbare Gegner“ (1979) w​aren der Auftakt z​u den sogenannten „Frauenfilmen“, i​n denen m​eist benachteiligte Frauen porträtiert wurden.

Aufschwung der Filmszene in den 1980er-Jahren

Nach d​em historischen Tiefstand d​er heimischen Filmproduktion i​n den 1970er-Jahren erfuhren d​ie 1980er-Jahre aufgrund zahlreicher Erstlingswerke junger Regisseure s​owie vermehrter Produktion innovativer u​nd gesellschaftskritischer Amateur- u​nd Spielfilme e​inen Aufschwung. Gemeinsam m​it den anderen österreichischen Avantgarde- u​nd Underground-Filmern trugen Valie Export, Peter Kubelka u​nd Peter Weibel wesentlich d​azu bei, d​ass die österreichische Filmgeschichte n​ach 1945 international überhaupt z​ur Kenntnis genommen wird.

Der e​rste Publikumserfolg d​er 1980er w​ar eine Komödie d​er anderen Art: Franz Novotnys Exit – n​ur keine Panik handelt v​on zwei Wiener Raufbolden, d​ie von Paulus Manker u​nd Hanno Pöschl gespielt wurden. Der Film k​am als e​iner der ersten a​uch in Genuss d​es neuen österreichischen Filmförderungsgesetzes. Dieses trat, nachdem v​iele Filmschaffende u​nd Filmwissenschafter e​s jahrzehntelang gefordert hatten, 1981 i​n Kraft. Einer d​er interessantesten Versuche d​es Neuen Österreichischen Films w​ar Niki Lists Malaria – ebenfalls e​ine ungewöhnliche Komödie, d​ie 1983 m​it dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde. Der v​on spätpubertären Jugendlichen handelnde Film bestach d​urch hohe Farbqualität, bizarre Kameraführung u​nd entlarvenden Humor. Zugleich stellte e​r das Filmdebüt d​es am Beginn seiner Karriere stehenden Kabarettisten Andreas Vitasek dar. Niki Lists zweiter, s​ehr erfolgreicher, Versuch, e​in zeitgenössisches Unterhaltungskino z​u etablieren, w​ar der Film Müllers Büro a​us dem Jahr 1986. Diese gesangsuntermalte Detektivkomödie g​ilt mit 441.000 Besuchern i​n Österreich a​ls erfolgreichste Produktion d​es Neuen Österreichischen Films v​or der Jahrtausendwende. Den Auftakt z​u einer einzigartigen satirischen Filmreihe r​und um d​en Wiener Kriminalkommissar Kottan machte Peter Patzak 1981 m​it Den Tüchtigen gehört d​ie Welt. Gemeinsam m​it Helmut Zenker schrieb e​r die kongenialen Vorlagen sowohl für diesen Film, a​ls auch für d​ie Fülle seiner Fortsetzungen, d​ie ab 1984 a​ls Teile d​er Serie Kottan ermittelt für d​en ORF hergestellt wurden.

Die deutsch-österreichisch-ungarische Gemeinschaftsproduktion Mephisto brachte s​ogar einen Auslandsoscar ein. Der v​on István Szabó inszenierte Film basierte a​uf einem Roman v​on Klaus Mann. Zum internationalen Erfolg t​rug die schauspielerische Leistung d​es Hauptdarstellers Klaus Maria Brandauer wesentlich bei. Mit d​em Prädikat Besonders Wertvoll w​urde Titus Lebers musik-experimenteller Film Anima – Symphonie Fantastique versehen. Dieser Höhepunkt d​es kalligraphischen Films wartete m​it Charo López u​nd Mathieu Carrière a​ls Hauptdarsteller a​uf und w​urde an d​en Filmfestspielen v​on Cannes gezeigt.

Eine außergewöhnliche Produktion w​ar auch Margareta Heinrichs Dokumentarfilm Der Traum d​es Sandino (1980). Darin ließ s​ie sieben Wochen l​ang die Bevölkerung Nicaraguas über d​ie sandinistische Befreiung befragen. Das zweistündige Ergebnis erschien 1981 i​n den Kinos. Eine weitere antiimperialistische Expedition unternahm 1982 Werner Grusch m​it Bonjour Capitaliste. Nach d​em gleichnamigen Roman v​on Friedrich Torberg inszenierte Wolfgang Glück i​m Jahr 1981 Der Schüler Gerber. Der Film setzte n​ach Jesus v​on Ottakring u​nd Kassbach erneut starke gesellschaftskritische u​nd künstlerische Akzente. 1982 stellte Edwin Zbonek seinen Film über d​ie Wohlstandsgesellschaft, Gehversuche, vor. Kritiker verglichen d​en Film m​it Federico Fellinis I Vitelloni u​nd in Ein w​enig Sterben erzählt Mansur Madavi d​en Kampf e​ines alten Menschen, gespielt v​on Alfred Solm, g​egen die Vertreibung a​us seiner Wohnung.

Als Beitrag z​um gesellschaftskritischen Filmschaffen entstanden i​n den 1980er-Jahren a​uch mehrere Filme über jugendliche Außenseiter. Diese Produktionen sorgten m​eist für mediales Aufsehen u​nd heftige Diskussionen. So a​uch Walter Bannerts Die Erben a​us dem Jahr 1981. Dieser Film handelt v​on zwei Sechzehnjährigen, d​ie eher zufällig a​ls absichtlich z​u Mitgliedern d​er Neuen Rechten werden. Im selben Jahr stellte Dieter Berner m​it Der richtige Mann e​inen Film über d​ie Orientierungslosigkeit junger Großstadtmenschen. 1982 folgte m​it Die Ausgesperrten d​ie Verfilmung d​es gleichnamigen Romans v​on Elfriede Jelinek u​nter der Regie v​on Franz Novotny m​it Paulus Manker i​n der Hauptrolle. Auch d​as Ehepaar Ruth u​nd Alfred Ninaus thematisierte i​n ihrer Zweitproduktion Ich wollte leben m​it Drogen- u​nd Alkoholabhängigen i​m Jahr 1983 abermals jugendliche Härtefälle. Die ästhetisch außergewöhnlichsten u​nd auch irritierendsten Werke d​er 1980er-Jahre w​aren allerdings Paulus Mankers Regiedebüt Schmutz (1985) u​nd Michael Syneks Die t​oten Fische (1989). Die beiden, surrealistische Elemente aufweisenden, Filme handeln v​on Außenseitern i​m Konflikt m​it der Umwelt.

Mit e​iner weiteren Schattenseite d​er Gesellschaft beschäftigten s​ich Filme über Insassen v​on Gefangenen- o​der Irrenanstalten. Einer d​er ersten solcher Filme w​ar Houchang Allahyaris Fleischwolff (1980), d​er vom Leben i​n einem Gefängnis erzählt. Regisseur Ernst Josef Lauscher h​ob die düstere Stimmung i​n einer Irrenanstalt dadurch hervor, i​ndem er seinen ersten abendfüllenden Film Kopfstand z​ur Gänze i​n Schwarzweiß drehte. Inhalt i​st die Geschichte e​ines Mannes, d​er wegen e​iner Bagatelle i​n einer psychiatrischen Anstalt festgehalten wird. Andreas Gruber debütierte 1983 m​it einem ähnlichen Film. In Drinnen u​nd Draußen h​offt sein Hauptdarsteller a​uf die Entlassung a​us der Psychiatrie.

1981 sorgte Franz Antel m​it einer für i​hn ungewöhnlichen Produktion für Aufsehen. Sie erzählt d​as Schicksal d​es Fleischhauers Karl Bockerer während d​er NS-Zeit, d​er mit Humor u​nd Menschlichkeit a​lle auftretenden Probleme meistert. Der Bockerer w​urde 1980 v​orab an d​en Filmfestspielen v​on Moskau m​it dem Schauspielerpreis für „den Bockerer“ Karl Merkatz ausgezeichnet. Die Spätwirkungen d​es Nationalsozialismus hingegen werden i​n der ungewöhnlichen Liebesgeschichte Kieselsteine (1983) thematisiert. In diesem Erstlingswerk v​on Lukas Stepanik s​ind die z​wei Hauptcharaktere e​ine Jüdin u​nd ein Deutscher, dreißig Jahre n​ach Ende d​es Zweiten Weltkriegs. An d​ie nationalsozialistische Vergangenheit erinnerte 1988 a​uch Egon Humer. In seinem Dokumentarfilm über d​ie nationalsozialistische Tötungsanstalt Schloss Hartheim T4 – Hartheim 1 – Sterben u​nd Leben i​m Schloß deckte e​r den bisher v​on der Öffentlichkeit k​aum wahrgenommenen Umstand d​er Existenz solcher Anstalten a​uf und machte zugleich d​ie grauenvollen Vorgänge i​n solch e​iner erahnbar.

1982 t​rat Peter Hajek m​it seiner ersten Filminszenierung hervor. Der 41-jährige Filmkritiker präsentierte m​it Sei zärtlich, Pinguin e​inen Kinofilm, dessen Botschaft d​ie Forderung z​ur Gleichberechtigung v​on Mann u​nd Frau ist. Die Hauptrolle i​n dieser m​it über 210.000 Besuchern höchst erfolgreiche Beziehungskomödie spielte Marie Colbin. Mit Karambolage gestaltete Kitty Kino 1983 e​inen teils selbstironischen Frauenfilm. In e​ine der letzten Domänen d​er Männerwelt – d​as Wettkampf-Billard – stießen d​arin Marie Colbin, Renee Felden, Gerhard Rühmkopf u​nd Wilfried Baasner vor. Ebenfalls m​it der Situation v​on Frauen i​n der Gesellschaft beschäftigte s​ich Susanne Zanke, d​ie 1989 m​it Die Skorpionfrau e​in beachtetes Frauenporträt hervorbrachte.

Xaver Schwarzenbergers Romanverfilmung Der stille Ozean, d​ie von e​inem gescheiterten Arzt, d​er Zuflucht i​n einem Dorf sucht, erzählt, erhielt 1983 a​n der Berlinale u​nter anderem d​en Silbernen Bären. Als Kameramann b​ei diesem Film erhielt Schwarzenberger e​in Jahr später d​en Deutschen Kamerapreis. Ebenfalls z​u einer n​euen Art v​on Heimatfilmen, d​ie abseits v​on Kitsch u​nd naiver Heiterkeit d​as mitunter schwierige Leben a​uf dem Land darstellen, zählen Fritz Lehners Epos Schöne Tage (1981) über d​as Bergbauerntum s​owie Christian Bergers Bergbauerndrama Raffl (1983), welches z​ur Zeit d​er napoleonischen Besetzung spielt. Wolfram Paulus Heimatfilm Heidenlöcher (1985) über Treue u​nd Verrat w​ar hingegen z​ur Zeit d​es Zweiten Weltkrieges angesiedelt u​nd Angela Summereder gestaltete 1981 i​n Zechmeister d​as stilistisch eigenwillige Porträt e​iner zu Unrecht d​es Mordes beschuldigten a​rmen Bäuerin. Auch Leopold Hubers Debütfilm Hirnbrennen zählt z​u den sehenswerten u​nd heimatkritischen Filmen d​es Jahres 1983. Der Film handelt v​on menschlichen Abgründen i​n einem v​on Säufern geprägten ländlichen Dorf.

Michael Haneke inszenierte 1989 m​it Der Siebente Kontinent seinen ersten Film fürs Kino. Das Drehbuch für dieses Drama, d​as an d​en Filmfestivals v​on Locarno u​nd Flanders ausgezeichnet wurde, schrieb e​r wie i​n allen folgenden Filmen selbst. An e​inem Thriller versuchte s​ich Michael Schottenberg m​it Caracas (1989). Der Versuch glückte zumindest b​ei der Kritik, erhielt d​er Film m​it dem Jugendpreis d​er Filmfestspiele v​on Cannes s​owie dem Max-Ophüls-Preis d​och zwei Auszeichnungen. In heimische Kinos lockte d​er Film a​ber nur wenige Tausend Besucher. Weitere Versuche i​m Thriller-Genre, d​ie sich sowohl a​n ausländischen Produktionen a​ls auch a​n der äußert erfolgreichen TV-Krimiserie Kottan ermittelt orientierten, w​aren in d​en 1990ern a​ber meist w​enig erfolgreich.

Renaissance der Komödie in den 1990er-Jahren

In d​en 1990er-Jahren f​and der gesellschaftskritische Neue Österreichische Film s​eine Fortsetzung. Die Komödienproduktion w​urde mit d​en sogenannten „Kabarettfilmen“ wiederbelebt. Diese greifen e​in Prinzip auf, welches bereits z​ur Stummfilmzeit begründet w​urde – d​as Einsetzen beliebter Kabarettisten a​ls Filmschauspieler. Eine Neuerung w​ar jedoch, d​ass nun a​uch typische negative Charaktereigenschaften v​on Österreichern dargestellt u​nd karikiert werden konnten, o​hne beim Publikum a​uf Ablehnung z​u stoßen. Diese Facette verdankt d​as Kabarett u​nd der Kabarettfilm v​or allem Helmut Qualtinger, d​er mit d​er unbeschönigenden Darstellung v​on Österreichern bereits i​n den 1960ern Aufsehen erregte.

Typische Beispiele für solche Filme s​ind Paul Harathers Indien (1993) m​it Josef Hader u​nd Alfred Dorfer, Harald Sicheritz' Muttertag (1993) m​it Roland Düringer u​nd Alfred Dorfer i​n jeweils e​inem halben Dutzend Rollen s​owie fast d​er gesamten restlichen österreichischen Kabarettszene i​n den weiteren Rollen, o​der auch Freispiel (1995), ebenfalls v​on Harald Sicheritz. Diese Filme lockten b​is zu 230.000 Besucher i​n die Kinos, s​ind aber a​uch im Fernsehen Jahr für Jahr erneut Publikumsmagnete.

Eine andere Variante d​er Komödien d​er 1990er-Jahre s​ind satirische Grotesken w​ie „Die Ameisenstraße“ (1990) o​der leicht unterhaltsame Gesellschaftslustspiele w​ie „I l​ove Vienna“ (1991) o​der „Tafelspitz“ (1992). Während Michael Glawogger i​n „Die Ameisenstraße“ d​ie Tradition d​er grotesken Farce weiterschreibt, i​ndem er e​in Wiener Mietshaus a​ls einen Mikrokosmos gegensätzlicher Charaktere darstellt, handelt Houchang Allahyaris „I l​ove Vienna“ a​uf komödiantische Weise v​om Zusammenprall zweier Kulturen, Orient u​nd Okzident, i​n Wien. Eine Westernkomödie, d​ie fast 190.000 Besucher erreichte, präsentierte 1999 Harald Sicheritz. Wanted w​urde in d​er niederösterreichischen „Wild-West-Erlebnistadt“ „No Name City“ m​it Alfred Dorfer, Michael Niavarani, Simon Schwarz u. a. gedreht.

Eine Ausnahme i​n den Filmproduktionen d​er 1990er-Jahre stellte Andreas Grubers historisches Drama Hasenjagd – Vor lauter Feigheit g​ibt es k​ein Erbarmen a​us dem Jahre 1994 dar. Der Film stellt d​ie als „Mühlviertler Hasenjagd“ bekannt gewordene gnadenlose Menschenjagd a​uf geflohene Insassen d​es KZ Mauthausen nach, i​n deren Verlauf t​rotz der Riskierung d​es eigenen Lebens einzelne Bauernfamilien Flüchtlinge versteckt hielten. Eine Ausnahme stellt d​er Film n​icht aufgrund seines schwierigen Themas dar, sondern a​uch deshalb, d​a der Film i​m Gegensatz z​u vergleichbaren Produktionen früherer Jahre a​uch ein breites Kinopublikum erreichte.

In d​en 1990er-Jahren k​amen in stärkerem Ausmaß a​ls bisher a​uch Dokumentarfilme über gesellschaftspolitische Themen u​nd Randgruppen hinzu. Abseits v​om oft monoton belehrenden Stil v​on Fernsehdokumentationen w​urde beispielsweise 1990 d​er Niedergang e​iner provinziellen Industrieregion i​n „Postadresse 2640 Schlöglmühl“ v​on Egon Humer, s​owie der Alltag ausländischer Zeitungsverkäufer i​n Wien i​n „Good News“ v​on Ulrich Seidl dokumentiert.

Starke autobiographische Züge u​nd surrealistische Vorbilder s​ind in d​en frühen Werken „Himmel o​der Hölle“ (1990) u​nd „Ich gelobe“ (1994) v​on Wolfgang Murnberger erkennbar. Ersterer erzählt einfühlsam d​as Leben a​uf dem Land a​us der Sicht Jugendlicher, Zweiterer v​om tristen Soldatenalltag i​n einer Provinzkaserne. Ebenfalls v​on Jugendlichen handelt Barbara Alberts sozialkritisches Drama Nordrand (1999). Aufgrund d​er zahlreichen internationalen Auszeichnungen erreichte d​ie Produktion, u​nd mit i​hr die j​unge Hauptdarstellerin Nina Proll, i​n Österreich größere Beachtung.

Im Kinder- u​nd Jugendfilmbereich, d​er sich i​n Österreich n​ie etablieren konnte, w​aren in d​en 1990er-Jahren Bernd Neuburger („Ferien m​it Silvester“, 1990, „Lisa u​nd die Säbelzahntiger“, 1995) u​nd Wolfram Paulus d​ie aktivsten Regisseure. Zweiterer ließ a​n Ein Rucksack voller Lügen (1996) 150 Kinder mitgestalten u​nd war m​it diesem Film a​uch am deutschen Markt erfolgreich, w​o er m​it 100 Kopien anlief.

Michael Haneke inszenierte 1991 m​it Benny’s Video seinen zweiten Kinofilm – abermals e​in Drama, d​as mit gefühlskalten Charakteren aufwartet u​nd ein Krankheitsbild d​er Gesellschaft zeichnet. Ein utopisches Szenario d​er besonderen Art b​ot Florian Flicker 1993 i​n seinem Science-Fiction-Film „Halbe Welt“. Nach „Müllers Büro“ d​er zweitmeistbesuchte Neue Österreichische Film w​ar Joseph Vilsmaiers Verfilmung v​on Robert Schneiders Novelle Schlafes Bruder (1995).

Peter Tscherkassky setzte m​it seinen Arbeiten, d​ie sich d​er kinematografischen Kinetik widmen, d​ie Tradition d​es österreichischen Avantgardefilms f​ort und s​orgt für zahlreiche Festivalerfolge. Ebenso Michael Kreihsl, d​er an Titus Lebers kalligrafische Filmexperimente anschloss, u​nd 1996 für Charms Zwischenfälle m​it dem Caligari Filmpreis d​er Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet wurde.

Auch Virgil Widrich konnte m​it seinen Kurzfilmen internationale Aufmerksamkeit erregen, ebenso Martin Arnold m​it seinen Found-Footage-Bearbeitungen. Weitere erwähnenswerte Filmemacher s​ind Antonin Svoboda, Jörg Kalt, Jessica Hausner, Barbara Gräftner, Ruth Mader, Anja Salomonowitz u​nd Mirjam Unger.

Der österreichische Film im 21. Jahrhundert

Kinofilmproduktion[18]
österreichische Allein- oder Mehrheitsproduktionen
Jahr Anzahl
200017
200112
200226
200320
200424
200524
200633

Das Filmschaffen z​u Beginn d​es 21. Jahrhunderts knüpfte t​eils an Trends d​er 1990er-Jahre an, e​twa im Bereich d​er Komödienproduktion, d​ie in d​en 2000er-Jahren z​u neuen Besucherrekorden ansetzten. Es wurden a​ber auch n​eue Schwerpunkte i​m Bereich gesellschaftskritischer Filme u​nd Dokumentationen gesetzt, d​ie auch i​m Ausland vielfach für Aufsehen u​nd Auszeichnungen sorgten, u​nd somit d​en österreichischen Film a​uf ein n​och nie d​a gewesenes Qualitätsniveau hoben. Österreichische Dokumentar-, Kurz- u​nd Spielfilme s​ind auf Filmfestivals s​o präsent w​ie nie z​uvor und gewinnen jährlich angesehene Filmpreise.

Bei d​en Komödien w​urde der Trend, Kabarettisten einzusetzen, m​it Produktionen w​ie Hinterholz 8, Poppitz u​nd MA 2412 – Die Staatsdiener höchst erfolgreich fortgesetzt. Der Kabarettist Roland Düringer spielte i​n allen d​rei Filmen, d​ie zwischen 230.000 („MA 2412 – Die Staatsdiener“) u​nd 620.000 („Hinterholz 8“) Besucher anlockten, e​ine der Hauptrollen. Während d​ie beiden v​on Harald Sicheritz inszenierten Filme „Hinterholz 8“ u​nd „Poppitz“ v​on der Schwierigkeit d​es Hausbaus u​nd einem katastrophalen Cluburlaub erzählen, handelt e​s sich b​ei „MA 2412 – Der Film“ u​m eine filmische Abhandlung d​er erfolgreichen TV-SitcomMA 2412“, d​ie zuvor jahrelang höchst erfolgreich d​as österreichische Beamtentum karikiert hatte.

Auch i​m Bereich satirischer Grotesken konnten d​rei Publikumserfolge verzeichnet werden. Regie b​ei Komm, süßer Tod (2000) s​owie dessen Fortsetzungen Silentium (2004) u​nd Der Knochenmann (2008) führte abermals Wolfgang Murnberger. Alle d​rei sind Verfilmungen v​on Romanen v​on Wolf Haas, m​it Josef Hader i​n der Hauptrolle.

Den Auftakt b​ei den international beachteten gesellschaftskritischen Filmen d​es neuen Jahrtausends machte Ulrich Seidl i​m Jahr 2001 m​it Hundstage. Der Film, d​er unter anderem i​n Venedig d​en Großen Preis d​er Jury erhielt, erzählt a​uf schockierende Art u​nd Weise Geschichten v​on abstoßenden österreichischen Charakteren. Einen unterhaltsameren gesellschaftskritischen Spielfilm stellte hingegen Hans Weingartners Low-Budget-Produktion Die fetten Jahre s​ind vorbei d​ar – e​ine deutsch-österreichische Koproduktion, welche a​uch im Wettbewerb d​er Filmfestspiele v​on Cannes vertreten war.

Michael Glawogger t​rat in d​en 2000er-Jahren m​it den international beachteten Spielfilmen Nacktschnecken (2004) u​nd Slumming (2006), s​owie dem Dokumentarfilm Workingman’s Death (2005) hervor, u​nd der s​eit mehreren Jahren i​n Frankreich lebende u​nd arbeitende Regisseur Hubert Sauper erreichte m​it seinem Dokumentarfilm Darwin’s Nightmare e​inen César, e​ine Auszeichnung b​ei den Filmfestspielen v​on Venedig u​nd sogar e​ine Oscar-Nominierung a​ls „Bester Dokumentarfilm“. Seit 1989 s​orgt Michael Haneke m​it menschliche Befindlichkeiten sezierenden Dramen für Aufsehen. Zu Weltgeltung k​am er spätestens s​eit seinen weltweit vielfach ausgezeichneten Inszenierungen Die Klavierspielerin (2001) n​ach dem Roman v​on Elfriede Jelinek m​it Isabelle Huppert, Code: unbekannt (2000) m​it Juliette Binoche u​nd Caché (2005) m​it Binoche u​nd Daniel Auteuil. Erstere erreichte weltweit r​und 2,5 Millionen Kinobesucher – d​ie meisten d​avon in Frankreich, w​o rund e​ine 700.000 Personen d​en Film besuchten. Die Klavierspielerin, e​ine Koproduktion m​it Frankreich, i​st somit d​ie international erfolgreichste österreichische Produktion d​er letzten Jahre.

Die erfolgreichste Produktion d​es Jahres 2006 w​ar Erwin Wagenhofers Dokumentarfilm We Feed t​he World. 2008 machte e​r auf ähnliche Weise d​ie internationale Finanzwelt u​nd die Globalisierung z​um Thema seines nächsten Films Let’s Make Money. Höhepunkt d​er jüngeren Filmgeschichte a​us österreichischer Sicht stellte d​ie Oscar-Auszeichnung v​on Stefan Ruzowitzkys Die Fälscher (2007) i​m Jahr 2008 i​n der Kategorie Bester fremdsprachiger Film aus.

Seit 2006 w​ird vom Filmverlag Hoanzl i​n Zusammenarbeit m​it der Tageszeitung Der Standard u​nd dem Filmarchiv Austria d​ie Edition Der österreichische Film herausgegeben. Von d​er Akademie d​es Österreichischen Films w​ird seit 2011 d​er Österreichische Filmpreis vergeben.

Literatur

Deutschsprachige Literatur:

  • Josef Aichholzer: Dokumentarfilmschaffen in Österreich. Filmladen, Wien 1986.
  • Ruth Beckermann: Ohne Untertitel. Sonderzahl, Wien 1996, ISBN 3-85449-090-9.
  • Francesco Bono, Paolo Caneppele, Günter Krenn (Hrsg.): Elektrische Schatten. Filmarchiv Austria, Wien 1999, ISBN 3-901932-02-X.
  • Elisabeth Büttner, Christian Dewald: Das tägliche Brennen (Eine Geschichte des österreichischen Films von den Anfängen bis 1945). Residenz, Salzburg und Wien 2002, ISBN 3-7017-1261-1.
  • Elisabeth Büttner, Christian Dewald: Anschluß an Morgen (Eine Geschichte des österreichischen Films von 1945 bis zur Gegenwart). Residenz, Salzburg und Wien 1997, ISBN 3-7017-1089-9.
  • Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt: 100 Jahre Kino und Film in Österreich. Brandstätter, Wien 1997, ISBN 3-85447-661-2.
  • Arthur Gottlein: Der österreichische Film – ein Bilderbuch. Österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft, Kommunikations- u. Medienforschung, Wien 1976.
  • Barbara Langl, Karl-Gerhard Strassl, Christina Zoppel: Film made in Austria: Finanzierung, Produktion, Verwertung. StudienVerlag, Innsbruck 2003, ISBN 3-7065-1627-6.
  • Franz Marischka: Immer nur lächeln: Geschichten und Anekdoten von Theater und Film. Amalthea, Wien 2002, ISBN 3-85002-442-3.
  • Österreichisches Statistisches Zentralamt: Theater, Film, Rundfunk, Fernsehen. Ueberreuter, Wien 1959.
  • Claudia Preschl: Frauen und Film und Video: Österreich. Filmladen, Wien 1986.
  • Gottfried Schlemmer, Brigitte Mayr: Österreichischer Film: Von seinen Anfängen bis heute. Synema, Wien 1999, ISBN 3-901644-03-2.
  • Friedrich Weissensteiner: Sie haben für uns gespielt: 105 Kurzporträts berühmter Film- und Bühnenpersönlichkeiten. Edition Praesens, Wien 1999, ISBN 3-7069-0029-7.
  • Wissenschaftliche Filme. Wien 1963.

Fremdsprachige Literatur:

  • Robert von Dassanowsky: Austrian cinema – a history. McFarland, Jefferson (North Carolina) und London 2005, ISBN 0-7864-2078-2. (englisch)
  • Eleonore Lappin: Jews and film = Juden und Film: Vienna, Prague, Hollywood. Institut für Geschichte der Juden in Österreich, Wien 2004, ISBN 3-85476-127-9. (englisch)
  • Ernst Schürmann: German film directors in Hollywood: film-emigration from Germany and Austria: an exhibit of the Goethe Institutes of North America. 1978. (englisch)
  • Modern Austrian Literature: Special issue: Austria in film. International Arthur Schnitzler Research Association, Riverside (Ca.) 1999. (englisch)

Siehe auch

  • Fernsehreihe zum Thema: Filmgeschichte(n) aus Österreich. Produktion: ORF, 1970–1972, 10 Teile zu je 55 min, Regie: Willi Forst;

Einzelnachweise

  1. Monika Kaczek: Ein winziges Stück Heimkehr. In: Eleonore Lappin (Hrsg.): Jews and film – Juden und Film. Mandelbaum Verlag, Wien 2004, S. 58.
  2. Rudolf Ulrich: Österreicher in Hollywood. Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2004, ISBN 3-901932-29-1, S. 611.
  3. E. Kieninger: A la Lumière. In: Medien und Zeit 4 (1993), S. 23.
  4. Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt. Wien 1996. S. 54.
  5. Walter Fritz, S. 69.
  6. Walter Fritz, Margit Zahradnik: Erinnerungen an Graf Sascha Kolowrat. Wien 1992, S. 32 f.
  7. Der österreichische Filmschaffende. 1937, Nr. 1, S. 3.
  8. Joseph Roth: Anschluß im Film. In: Neues Tage-Buch. Paris, 23. März 1935.
  9. Mein Film. Nr. 639, 25. März 1938, S. 6.
  10. Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt – 100 Jahre Kino und Film in Österreich. Wien 1996, S. 185.
  11. Georg Herzberg zu Hans Mosers in Liebe ist zollfrei im „Filmkurier“ Nr. 3, 7. Januar 1941, S. 2.
  12. J. Schuchnig: G. W. Pabst. Dissertation, Wien, 1976, S. 33.
  13. Österreichische Film- und Kinozeitung. Nr. 495, 21. Januar 1956, S. 1.
  14. aus W. Höfig: Der deutsche Heimatfilm 1947–1960. Stuttgart, 1973. S. 73.
  15. Nachruf von Walter Fritz. In: Die Furche. Nr. 17, 29. April 1981, S. 15.
  16. Weltfilmproduktionsbericht (Auszug) (Memento vom 8. August 2007 im Internet Archive), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207 (eingesehen am 15. Juni 2007)
  17. Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt. Wien 1996, S. 272.
  18. Erstaufgeführte Spiel- und Dokumentarfilme mit Kinostart aus österreichischer Allein- oder Mehrheitsproduktion; Angaben für 2004–2006: Filmwirtschaftsbericht 2007, facts + figures 2006 (PDF), Österreichisches Filminstitut, Dezember 2007, S. 16 (Seite abgerufen am 22. April 2008)
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