Nekropole
Eine Nekropole, auch Nekropolis, oder Totenstadt (altgriechisch νεκρός nekrós, deutsch ‚Toter‘, πόλις pólis, deutsch ‚Stadt‘)[1] ist eine baulich gestaltete größere Begräbnis- und Weihestätte des Altertums und der Ur- und Frühgeschichte. Fehlt das Bauliche, ist es ein Gräberfeld. Nekropolen lagen oftmals abseits der Wohnsiedlungen. In griechischen, römischen, phönizischen und jüdischen Orten war diese Lage aus religiösen Gründen vorgeschrieben.
Archäologische Funde
Deutschland
In Deutschland werden z. B. nur Konzentrationen jungsteinzeitlicher Megalithanlagen, wie die Oldendorfer Totenstatt, oder mehrperiodige Plätze mit „gebauten“ Grabanlagen wie in Soderstorf als Nekropolen bezeichnet.
Griechenland und Türkei
Besonders im Altertum sind Totenstädte zu finden, so in Myra, wo Bischof Nikolaus von Myra bestattet war (bis zur Überführung seiner Gebeine nach Bari im Jahr 1087), und im vorderasiatischen Hierapolis. In Fourní auf Kreta befindet sich eine bronzezeitliche Nekropole. In Armeni wurde eine Nekropole der spätminoischen Epoche freigelegt. Salamis auf Zypern ist eine Nekropole der Bronzezeit.
Italien
Die Etrusker verfügten über ausgedehnte Nekropolen, wobei verschiedene Anlagen in Cerveteri, Tarquinia, Populonia, Norchia und an anderen Plätzen in Etrurien gefunden wurden. Als römische Nekropolen sind die Elyseischen Felder (Alyscamps) in Arles, Frankreich und die Nekropole in Carmona, Südspanien bekannt. Aus der Merowingerzeit wurde eine Nekropole in Civaux, Frankreich ausgegraben.
Unter dem Petersdom in Rom wurde bei Ausgrabungen im Auftrag Pius XII. um 1950 eine ganze Gräberstraße aus dem Römischen Reich freigelegt. In dieser Vatikanischen Nekropole wurden auch Gebeine gefunden, die dem Apostel Petrus zugeschrieben werden. 25 km südwestlich von Rom kann man die Gräberstraßen der Nekropole der Ausgrabungsstätte Ostia Antica besichtigen. Hier liegt die Totenstadt vor dem östlichen Stadttor beiderseits der Straße nach Rom.
Spanien
Portugal
Ägypten
Zu den altägyptischen Kulturstätten gehören die Nekropolen (Totenstadt) von Sakkara, Amarna, Theben (siehe Tal der Könige), Gizeh, Qubbet el-Hawa und Umm el-Qaab. Die Hauptstadt der Nabatäerkönige im heutigen Jordanien, Petra, war nicht nur Residenz- und Wohnstadt, sondern auch Felsnekropole.
In der mittelalterlichen Stadt der Toten in Kairo wurden Fatimiden und Mamluken bestattet. Zwischen prunkvollen Minaretten und Lehmbuden leben in der Nekropole heute noch dicht an dicht gedrängt 300.000 Menschen in „Wohngräbern“.
China
In der chinesischen Wüste Lop Nor wurden Gräberfelder und Nekropolen aus der Bronze- und Eisenzeit freigelegt. Zu den Funden aus der Bronzezeit gehören unter anderem Ördeks Nekropole am Xiaohe (175 km westlich von Loulan), das Grabfeld von Qäwrighul am Kuruk Darya (70 km nordwestlich von Loulan) mit der mumifizierten „Schönheit von Loulan“ und weitere Tarim-Mumien, das Gräberfeld von Gumugou mit den „Sonnengräbern“ (70 km nordwestlich von Loulan) im Delta des Kuruk Darya.
Eisenzeitliche Friedhöfe und spätere Friedhöfe mit unterirdischen Grüften wurden in Yingpan am Kum Darya (200 km westlich von Loulan) entdeckt, mit dem dort gefundenen Yingpan-Mann.
Mit der Nekropole der Tanguten entdeckte man eine der weltweit größten Totenstädte in der autonomen Region Ningxia bei Yinchuan.
Moderne Nekropolen
Die Stadt Colma ist eine aktive Nekropole. Die Friedhöfe San Franciscos wurden nach Colma ausgelagert.
Andere „Nekropole“ genannte Grabstätten
Auf den historisch festgelegten Begriff Nekropole nehmen auch jüngere Grabanlagen Bezug: beispielsweise die Glasgow Necropolis aus dem 19. Jahrhundert, die in Moskau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angelegte Nekropole an der Kremlmauer und die Künstler-Nekropole, ein aktuelles Kunstprojekt bei Kassel.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Weder im Griechischen noch im Lateinischen ist in der Antike das Wort νεκρόπολις nekrópolis allgemein für Gräberstätten gebraucht worden. Es gab aber eine Vorstadt von Alexandria, die den Namen Nekropolis hatte wegen der dort befindlichen Grabstätten und Anstalten zur Einbalsamierung der Toten; vergleiche Strabon, Geographika 17,795.