Hure
Hure (ahd. huora, mhd. huore) ist die gemeingermanische, oft abwertende Bezeichnung für eine Prostituierte. In der Umgangssprache wird dieser Begriff auch für Frauen mit häufig wechselnden Sexualpartnern gebraucht. Ein verhüllendes Synonym ist Freudenmädchen, abwertende Synonyme sind Nutte, Dirne und Metze.
Etymologie und Begriffsgeschichte
Das Wort leitet sich von der indogermanischen Wurzel *qār „begehrlich, lieb“ ab, aus der sich auch das lateinische cārus „lieb, teuer“ entwickelt hat. Im Althochdeutschen bezeichnete huor nicht nur die Prostitution im Besonderen, sondern den außerehelichen Beischlaf im Allgemeinen; huora wurde so auch in der Bedeutung „Ehebrecherin“ gebraucht. Eine Entsprechung für ehebrüchige Männer ist nur im Gotischen (hôrs) und Altnordischen (hórr) bezeugt.[1]
Das Wort Hure wurde und wird auch als Schimpfwort für Frauen benutzt, insbesondere wenn diese sexuell selbstbestimmt bzw. aktiv waren. In den letzten Jahren hat das Wort Hure (früher auch „Lohnhure“[2] im Gegensatz zur „Gelegenheitsbuhlerin“[3]) durch die Aktivitäten verschiedener Hurenvereinigungen (Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen, Huren wehren sich gemeinsam), die sich bewusst so nennen, eine gewisse Aufwertung bzw. Neutralität erhalten. Die Mitglieder der niederländischen Prostituierten-Gewerkschaft benennen sich sogar mit einem gewissen Stolz als Huren (siehe Dysphemismus-Tretmühle).
Variationen
- „Hurenbock“ ist eine veraltete Bezeichnung für Männer, die wahllos Sexabenteuer mit vielen verschiedenen Frauen eingehen („herumhuren“), ohne sich an eine Frau emotional binden zu wollen.
- In der Typografie wird ein bestimmter Setzfehler als Hurenkind bezeichnet.
- Der Ausdruck Hurensohn hat sich seit den 1990er Jahren in der Sprache Jugendlicher von seiner ursprünglichen Bedeutung gelöst und gilt nun als allgemeine Beleidigung unabhängig vom familiären Hintergrund.
- Im Schweizerdeutschen ist Huere, huere- eine seit dem 19. Jahrhundert bezeugte Verstärkungspartikel, etwa Huereglück „unverdientes Glück“, huereschön „sehr schön“.[4][5]
Literatur
- Felix Ihlefeldt: Abenteuer Hure. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2003, ISBN 3-89602-430-2.
- Martin Auer: Hurentaxi – Aus dem Leben der Callgirls. LIT Verlag, Wien/Berlin/Münster 2006, ISBN 3-8258-9939-X.
Quellen zur Etymologie und Begriffsgeschichte
Einzelnachweise
- Kluge. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2011, S. 431;
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet unter Leitung von Wolfgang Pfeifer. Akademie, Berlin 1989 (und weitere Auflagen), Hure. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. - Kruenitz: Oeconomische Encyklopädie
- Anita Winkler: Prostitution – ein Fall für die Sittenpolizei
- Christoph Landolt: huereguet. Wortgeschichte vom 1. Juni 2016, hrsg. von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.
- Schweizerisches Idiotikon. Band II, Sp. 1590, Artikel Huer, unter Bedeutung 2 (Digitalisat).