Archäologisches Museum Istanbul
Das Archäologische Museum Istanbul (türkisch İstanbul Arkeoloji Müzesi) wurde 1891 als zentrales archäologisches Museum des Osmanischen Reiches in Konstantinopel gegründet und ist heute das größte und bedeutendste archäologische Museum der Türkei.
Seine Sammlungen umfassen rund 15.000 archäologische Stücke aus Mesopotamien, aus der assyrischen, sumerischen, akkadischen, babylonischen und ägyptischen Antike, dem prähistorischen, griechischen, römischen und byzantinischen Kleinasien, sowie der vor-islamischen und islamischen arabischen Kultur.
Gliederung
Das Istanbuler Archäologie-Museum gliedert sich in drei Teile:
- Das eigentliche archäologische Museum,
- das Museum für altorientalische Kunst,
- das Museum für islamische Keramik (Çinili Köşk)
Lage
Das archäologische Museum liegt in der Istanbuler Altstadt, im Stadtteil Eminönü im äußersten Südosten des europäischen Teils Istanbuls – auf einer wie ein Horn hervorragenden Halbinsel, innerhalb der äußeren Ummauerung des Topkapı-Palastes, umgeben vom Gülhane-Park – unterhalb der Hagia Sophia.
Geschichte
Das Museum wurde 1891 unter Sultan Abdülhamid II. durch den Maler und Archäologen Osman Hamdi Bey als Müze-i Humayun („Museum des Imperiums“) als zentrales archäologisches Museum des Osmanischen Reiches gegründet. Der Architekt Alexandre Vallaury errichtete das Gebäude im neoklassizistischen Stil (Baubeginn 1881).
Der Sammlungsteil des Museums mit Kunst aus Istanbul geht zum Teil auf ein vom damaligen Museumsdirektor Halil Edhem Eldem initiiertes Katalogisierungs- und Erfassungsprojekt zurück, das von Januar bis Anfang November 1918 unter Mitarbeit von Friedrich Schrader und mehreren damals bedeutenden türkischen Kunsthistorikern und Bausachverständigen durchgeführt wurde und das der Rettung und dem Erhalt von durch Kriegseinwirkung und Vandalismus bedrohten Istanbuler Monumenten und archäologischen Artefakten dienen sollte. Als Fotograf gehörte der damalige Inhaber des Fotostudios Sebah und Joaillier, Hagop Iskender, zum Team.[1]
Das Museum erhielt 1991 den Museumspreis des Europarates.
- Direktoren
- Osman Hamdi Bey (1891–1910)
- Halil Edhem Eldem (1910–1931)
- Aziz Ogan (1931–1953)
- Alpay Pasinli (–2009)
- Zeynep Kızıltan (seit 2009)
Sammlungen
Die Stücke des Museums stammen aus dem Gebiet des gesamten osmanischen Reiches, heute werden sie noch durch Funde aus Istanbul und seiner Umgebung bereichert. Das Gebäude ist zweistöckig. Im Erdgeschoss umfasst es 20 Ausstellungsräume, im Obergeschoss sind in weiteren 16 Räumen kleinere Objekte und Plastiken aus Mittelalter und Neuzeit ausgestellt. Ein neues sechsstöckiges Nebengebäude befindet sich südöstlich des Hauptgebäudes.
„Alexandersarkophag“
(Saal 8) Das wohl bekannteste Einzelobjekt des Museums ist der sogenannte Alexandersarkophag aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., der 1887 vom Museumsgründer Osman Hamdi Bey in Sidon (Libanon) ausgegraben wurde.
Weitere wichtige Objekte
- Saal 3: Sidamara-Sarkophag (3. Jahrhundert), 1950 in Konya entdeckt
- Saal 10: Phönizische Inschriften aus Sidon und menschengestaltige Sarkophage
- Saal 13: Löwin (4. Jahrhundert v. Chr.) vom Mausoleum von Halikarnassos
- Saal 18: Kolossalstatue des Zeus
- (Obergeschoss) Bronzewaren aus Zypern, griechische Vasen und Münzen. Unter anderem Objekte aus Troja VII b (zum Beispiel Trinkbecher mit einem waagerechten und einem senkrechten Henkel)
- Kopf der Schlangensäule vom Hippodrom im Zentrum von Istanbul.
Neuer Flügel
Er enthält auf je einer Ebene Ausstellungsräume zu den Themen „Istanbul im Laufe der Zeiten“, „Anatolien und Troja im Laufe der Zeiten“, „Kulturen in der Umgebung von Anatolien (Zypern, Syrien, Palästina)“ sowie ein Kindermuseum.
Das altorientalische Museum
Schräg gegenüber dem archäologischen Museum befindet sich als dessen Ergänzung das Altorientalische Museum mit Funden aus Gebieten des Alten Orients, die zum osmanischen Reich gehört haben, vor allem aus Mesopotamien (Kulturen der Sumerer, Babylonier, Assyrer etc.) und Kleinasien, hier zum Beispiel aus dem Reich der Hethiter. Weitere Ausstellungsstücke kommen aus dem Raum Syrien/Libanon/Palästina, aus dem Jemen (Altes Südarabien) sowie aus dem pharaonischen Ägypten.
Das Gebäude wurde 1883 als Kunstschule errichtet und 1935 in dieses Museum umgewidmet.[2]
Zu den international sehr bekannten Exponaten gehören hethitische Keilschrifttafeln aus Boğazkale, darunter eine der drei erhaltenen hethitischen Ausfertigungen des Friedensvertrags nach der Schlacht bei Kadesch zwischen Hattušili III. (Hethitisches Reich) und Ramses II. (Ägypten). Diese Tafeln wurden von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen, da sie den ältesten erhaltenen schriftlichen Friedensvertrag der Menschheitsgeschichte beinhalten.
Das altorientalische Museum in Istanbul beherbergt ebenfalls das Spezimen der Nippur-Elle, das Urmaß der vormetrischen Längenmaße.
Der Çinili Köşk
Die Sammlung islamischer Keramik des Museums im Çinili Köşk untergebracht und zeigt seldschukische und osmanische Keramik vom 12. bis zum 19. Jahrhundert aus verschiedenen Herkunftsorten (Kütahya, Çanakkale). Einen besonderen Raum nehmen verschiedene Kunstwerke aus Fayencefliesen aus den Werkstätten von Iznik ein. Bedeutendstes Ausstellungsstück ist ein Mihrab aus der Ibrahim-Bey-Moschee in Karaman (Zentralanatolien) sowie zwei Bogenfelder aus der Medrese der Haseki-Hürrem-Moschee in Istanbul.
Das Gebäude wurde im Jahre 1472 von Sultan Mehmed II. außerhalb des Topkapi-Palastbezirkes als Lustschlösschen errichtet und innen und außen mit Mosaiken aus grünen und blauen Iznik-Fliesen ausgestattet. Die repräsentative Säulenvorhalle ersetzte nach einem Brand 1737 einen hölzernen Vorbau.
Literatur
- Gustave Mendel: Catalogue des sculptures grecques, romaines et byzantines. Musées Impériaux Ottomans... 3 Bände. Konstantinopel 1908–1914, OCLC 489938917 (bis heute unentbehrlicher Standardkatalog).
- An illustrated guide to the Greek, Roman and Byzantine architectural and sculptural collections in The Archaeological Museum of Istanbul. Istanbul 1968, OCLC 117856.
Weblinks
Einzelnachweise
- Friedrich Schrader: Die Kunstdenkmäler Konstantinopels. Der Neue Orient 5 (1919), S. 302–304 und 352–354
- 1965 bis 1974 war es wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen.