Sîn-aḫḫe-eriba
Sin-ahhe-eriba (hebräisch Sanherib, neuassyrisches Akkadisch Sin-aḫḫe-eriba, Sin-achche-eriba; * etwa 745 v. Chr.; † 16. Januar 680 v. Chr.) war als Sohn Sargons II. von 705 bis 680 v. Chr.[1] assyrischer König.
Name
Sanheribs Name bedeutet: Der Gott Sin ersetzte mir die Brüder. Es handelt sich um einen sogenannten Ersatznamen, der zum Ausdruck bringt, dass vor seiner Geburt Brüder gestorben sind, die der Gott durch seine Geburt ersetzt.
Die deutsche Namensform Sanherib ist aus dem Hebräischen der Bibel übernommen. Luther übertrug Sennacherib, angelehnt an die Wortform der Septuaginta als Σενναχηριμ (Sennacherim).
Leben
Sanherib war unter anderem mit Naqia und Tašmetu-Šarrat verheiratet. Naqia war die Mutter des Thronfolgers Asarhaddon; für Tašmetu-Šarrat ließ Sanherib die Palastgärten in Ninive erbauen.[2] Šaddītu ist als Tochter bezeugt.
3. Feldzug
Nachdem er 703 v. Chr. einen Aufstand der Babylonier unterdrückt hatte, unternahm Sanherib im Jahr 702 v. Chr. seinen 3. Feldzug.[3] Zunächst zog er nach Hatti (Syrien) und weiter Richtung Aram bzw. an die Küste in die Region von Sidon. König Luli aus Sidon hatte mit einigen Fürsten des Umlandes einen Aufstand gegen die assyrische Beherrschung gewagt, floh aber bei Ankunft von Sanherib. Die Herrschaft über Sidon wurde dann Tabal/Tubal übertragen. Die Könige Abdiliati (Arwad), Urumilki (Byblos), Mitinti (Aschdod), Pudu-ilu (Bit Ammana), Kamosch-Nadbi (Moab), Joram (Edom), Minechem (Samsimuruna) erneuerten das Bündnis mit Assyrien, ebenso die Könige des Landes Amurru. Zwei aufständische Länder hatten die Gegenwehr aber noch nicht aufgegeben: Askalon und Juda. Zuvor hatte Hiskija König Padi von Ekron gefangen genommen, der weiter den Bündnispartner Assyrien unterstützte. Nach dem Sieg über König Sideqa/Zideqa (Askalon) wurde Hiskija (Juda) gemäß Sanheribs Aussagen „gleich einem Vogel im Käfig in seiner Residenz Jerusalem (Ursalimmu) eingeschlossen“. Jerusalem wurde allerdings nicht eingenommen, auch sagt Sanherib nicht, dass sich Hiskia ergeben hätte.
Für das Königreich Juda war es eine folgenschwere Niederlage: Es erfolgte eine umfangreiche Deportation nach Assyrien von Mitgliedern des Königshauses, Teilen der Bevölkerung und des Viehbestandes. Als Beute wurden 30 Talente Gold und 300 Talente Silber aus Jerusalem nach Assyrien verschleppt (2 Kön 18,14-15 ). Außerdem wurden weite Teile des Landes Juda den Stadtstaaten Aschdod, Ekron und Gaza gegeben. Das Königreich Juda blieb nur noch in seinem Kernland (Region Jerusalem/Umland) bestehen. Padi wurde wieder in Ekron als König eingesetzt.[4] In der Folgezeit wurde die Oberherrschaft Assyriens von Hiskija anerkannt und Tributzahlungen nach Ninive erbracht. Die von Assyrien erwähnten Kriegsgeräte wurden inzwischen bei archäologischen Ausgrabungen in der Region Lachisch entdeckt. In der Bibel (2. Könige 18–19) wird die Belagerung Jerusalems allerdings als Niederlage der Assyrer dargestellt, deren Armee durch einen Engel vernichtend dezimiert wurde.
Der biblische Bericht, der mit einer Unterstützung Hiskijas durch Taharqa in Verbindung gebracht wird, kann ebenso wenig bestätigt werden, wie die Mäuseplage im Bericht von Herodot sowie die Erwähnung des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus, der in diesem Zusammenhang den Babylonier Berossos zitiert: Als nun Senacherib von dem Zuge gegen Ägypten nach Jerusalem zurückkehrte, fand er, dass die unter Rapsakes zurückgelassenen Truppen schwer an der Pest litten. In der ersten Nacht, da er gemeinsam mit diesen Truppen die Belagerung weiterführte, tötete die Seuche in seinem Heere hundertfünfundachtzigtausend Mann samt ihren Führern und Hauptleuten.[5] Sanherib gewann in der Schlacht bei El-Theke und Tamna, nahm die ägyptischen Prinzen und die nubischen Wagenkämpfer gefangen. Herodot, wie auch Berossos, verwechselte in seiner Erzählung die Mäuseplage den ägyptischen Königsnamen Sethos mit Schabataka.
5. Feldzug
Dieser Feldzug führte Sanherib 697 v. Chr. in die Städte am Berg Nippur (östlich von Cizre am oberen Tigris); danach zur Stadt Ukku im Grenzgebiet von Urartu, die zerstört und geplündert wurde.
6. Feldzug
696 v. Chr. führte Sanherib seinen 6. Feldzug mit einer logistischen Meisterleistung durch. Mit in Ninive und Til Barsip gebauten Schiffen fuhr er stromabwärts zum persischen Golf, um von dort in einem schnellen Angriff Elam zu überraschen.
Zerstörung der Stadt Babylon
689 v. Chr. erfolgte ein vernichtender Angriff auf Babylon. Der Euphrat wurde danach über die Stadt Babylon geleitet. Ob hinter dieser Bestrafungsaktion ein persönliches Rachemotiv zu suchen ist (Ermordung Sanheribs Sohnes Aššur-nadin-šumi im Jahr 694 v. Chr.), ist umstritten.
Er eroberte die Festung Adumutu und nahm Iskallatu, die Königin der Araber, gefangen.
Bauten
Unter Sanherib wurde Ninive im Norden von Mesopotamien zur Hauptstadt, er ließ die Stadt mit Kanälen, Tempeln und Palästen, von denen der am Tigris und Chosr gelegene Südpalast von den assyrischen Bauwerken das größte ist, ausstatten. Der Engländer Austen Henry Layard hat seinen „Palace without rivals“ („Palast ohnegleichen“) ausgegraben.
Tod
Zum Tod von Sanherib am 16. Januar 680 v. Chr. liegen verschiedene antike Darstellungen vor:
- Sanherib wurde von zweien seiner Söhne ermordet: „Sie empörten sich … / Um die Königsherrschaft auszuüben, töteten sie Sanherib“ (Prisma B, III R15, Kol I, Zeile 45f).[6]
- „Am 20. Tebetu wurde Sanherib von seinem Sohn während einer Rebellion getötet. Er regierte Assyrien 24 Jahre. Die Rebellion setzte sich in Assyrien nach dem 20. Tebetu bis zum 2. Addaru fort. Am 18. Addaru folgte sein Sohn Asarhaddon auf den Thron.“[7]
- In der biblischen Erzählung wurde Sanherib von seinen Söhnen Adrammelech (= Urdu-Mullissu) und Sarezer ermordet; beide flohen nach der Tat nach Urartu.
Gesichert ist, dass der älteste Sohn Aššur-nadin-šumi (699–694 v. Chr.) im Jahr 681 v. Chr. nicht mehr lebte. Der zweitälteste Sohn ist mit Namen Urdu-Mullissu bekannt. Dass Asarhaddon an der Tötung beteiligt war, kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Literatur
- Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 1/Alte Folge
- Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels. Tübingen 1950.
- Dietz Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. C.H.Beck Verlag, München 2004, ISBN 3-406-51664-5.
- Rykle Borger und Wolfgang Schramm: Einleitung in die assyrischen Königsinschriften. 2 Bände. Brill, Leiden 1961 und 1972.
- Eckhart Frahm: Einleitung in die Sanherib-Inschriften. Archiv für Orientforschung Bh. 26, Wien 1997.
- Josette Elayi: Sennacherib, King of Assyria. Atlanta 2018 (Archaeology and biblical studies; 24) ISBN 978-1-62837-217-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- gemäß Liste der assyrischen Könige
- Stephanie Dalley: Nineveh, Babylon and the Hanging Gardens: cuneiform and classical sources reconciled. Iraq 56, 1994, S. 45–58 (engl.)
- Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Band 1/Alte Folge Sanheribs 3. Feldzug S. 391
- Kurt Galling: Sanheribs 3. Feldzug. In: Textbuch zur Geschichte Israels (TGI), S. 67/68
- Jüdische Altertümer, übersetzt von Heinrich Clementz, 10. Buch, Kap. 1, Abs. 5, S. 602
- Hugo Gressmann: Altorientalische Texte zum Alten Testament, 1926: Prisma B, III R15, Kol I, Zeile 45f: „Sie empörten sich … / Um auszuüben die Königsherrschaft, töteten sie [Sanherib]“.
- Königschronik; siehe auch Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels (TGI). S. 69
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Šarru-kīn II. (Sargon II.) | Assyrischer König 705–680 v. Chr. | Aššur-aḫḫe-iddina (Asarhaddon) |
Šarru-kīn II. (Sargon II.) | König von Babylonien 705–703 v. Chr. | Marduk-zakir-šumi II. (Bel-pichati) |
Mušezib-Marduk | König von Babylonien 688–680 v. Chr. | Aššur-aḫḫe-iddina (Asarhaddon) |