Imgur-Enlil (Balawat)

Imgur-Enlil (Enlil h​at zugestimmt, moderner Name Balawat) l​ag an d​er Handelsstraße v​on Ninive n​ach Arrapḫa u​nd Arbela, 27 Kilometer südöstlich v​om heutigen Mosul u​nd 16 Kilometer nordöstlich v​on Kalḫu.[1] Der Name d​er Stadt i​st auf seiner Steintafel i​m Mamu-Tempel überliefert.[2]

Imgur-Enlil (Balawat) (Irak)
Babylon
Kalchu
Gutium
Imgur-Enlil
Harran
Ninive
Lage von Imgur-Enlil (Balawat)
Karte des Irak

Geschichte

Imgur-Enlil wurde von Aššur-nasir-apli II. erbaut und benannt, war jedoch bereits früher besiedelt. Tucker erwähnt Funde der Halaf-, Obed- und Uruk-Zeit sowie mittelassyrische Tonscherben.[3] Der Tell misst 250 × 150 Meter beziehungsweise 230 × 160 m nach Andreas Schachner[2] und erhebt sich rund 15 Meter über die Ebene; die Unterstadt war mit einer quadratischen Befestigung mit einer Seitenlänge von 800 Metern umgeben und nimmt eine Fläche von 64 ha ein. Imgur-Enlils Blüte war wohl unter Aššur-nasir-apli II., der hier den Tribut des Kudurru von Suḫû empfing, sowie unter Salmānu-ašarēd III., beide Herrscher errichteten hier einen Palast. Gegen Ende der von Regierungszeit Salmānu-ašared III. schloss sich Imgur-Enlil der Rebellion des Aššur-danin-apli an.[4] Wirtschaftstexte aus dem Mamu-Tempel beweisen, dass die Stadt auch im 7. Jahrhundert bestand. Beim Sturz des assyrischen Reichs wurde Imgur-Enlil wahrscheinlich durch die Meder und Babylonier zwischen 612 v. Chr. und 609 v. Chr. zerstört. In der hellenistischen Zeit wurde der Tell erneut besiedelt.

Teil der Bronzebeschläge der Tore des Palasts von Salmānu-ašarēd III. in Imgur-Enlil (Balawat Tor C). Errichtung eines Felsreliefs an den Tigrisquellen; heute im British Museum

Tempel und Bronzetore

Nachdem 1878 verzierte Bronzebleche (Bänder N, O und P. nach Unger 1920) im Kunsthandel aufgetaucht waren, begann Hormuzd Rassam im Winter desselben Jahres mit bei Ausgrabungen in Balawat. Dabei wurden Teile von zwei Bronzereliefs gefunden.[2] Eines hatte Aššur-nasir-apli II. für seinen Palast anfertigen lassen (Tor A). Das Zweite, besser erhaltene wurde für den Palast von Salmānu-ašarēd III. (858-824) angefertigt (Tor C), 13 der 16 Bänder befinden sich heute im britischen Museum in London, die restlichen im Louvre, dem archäologischen Museum Istanbul und der Walters Art Gallery in Baltimore. Max Mallowan führte 1956–1957 weitere Grabungen durch. Er legte einen Tempel des Gottes Mamu mit einem dritten Bronzetor (Tor B) frei. Außerdem wurde ein Steinaltar mit Inschrift für den Traumgott Mamu gefunden. Aššur-nasir-apli II. berichtete in der Bauinschrift des Tempels: Ich tat dies, weil ich einen Tempel für den Gott Mamu errichten wollte, der in unmittelbarer Nachbarschaft (ina libit ekallija) zu meinem Königspalast stehen soll. Für den Tempel und seinen Palast ließ der Assyrerkönig eine Statue des Mamu und Türen aus Zedernholz (die Träger der Bronzereliefs) anfertigen. Sie bestanden aus 20–25 cm dicken senkrecht stehenden Balken.[5] Ab 1989 grub David Oates vom Britischen Museum in Balawat.

Jedes der Tore hatte acht Bronzebänder, das Tor des Salmānu-ašarēd III. hatte jedoch zwei Register (a und b), die von Rosettenbändern getrennt sind und war mit 7,3 m[6] deutlich größer als die Tore A und B.[7] Tore mit Bronzebeschlägen sind auch aus Kalḫu, Aššur, Dur-Šarrukin und Tell Haddad bekannt.[8] Sie entstanden vermutlich zwischen 847 und 845 in den königlichen Werkstätten im bīt mummê in Kalḫu.[9] Die Bänder von dem Tor von Salmānu-ašarēd sind mit erklärenden Inschriften versehen und beinahe vollständig erhalten. Eckhard Unger legte 1912 und 1920 eine erste Rekonstruktion der Anordnung der Bänder vor. In jüngster Zeit hat sich Andreas Schachner 2007 ausführlich mit den Beschlägen beschäftigt. Schachner sieht in den Toren "Kunst im öffentlichen Raum",[10] sie unterscheiden sich damit deutlich von den Orthostaten im Palastinnern, die nur für eine kleine, überwiegend assyrische Elite sichtbar waren. Die Bänder bestehen aus Bronze (7,9–10 % Zinn) und sind getrieben und graviert. Sie waren um die Drehpfosten der Türen gekrümmt, wurden aber nach der Bergung oder im Museum flachgepreßt. Die Reihenfolge der Bänder ist nicht gesichert, es wurden unterschiedliche Rekonstruktionen vorgeschlagen.

Nr. (Unger 1920) Torseite Datierung dargestellter Ort
Glinks856Urarṭu
Arechts858Meer von Nairi
Jlinks852Tigristunnel
Brechts856Urarṭu
Frechts857Karkemiš
Clinks858Sidon, Tyros
Llinks849Urarṭu
Mrechts848Ḫamat
Ilinks853Ḫamat
Krechts850Karduniaš
Elinks857Unqu
Drechts857Dabigu
Nlinks858Ḫamat
Hrechts854Šubria
Plinks853Sidon und Tyros
Orechts850Karduniaš

Siehe auch

Literatur (chronologisch)

  • Hormuzd Rassam: Excavations and discoveries in Assyria. In: Transactions of the Society of Biblical Archaeology 7, 1882, S. 37–58.
  • Eckhard Unger: Zum Bronzetor von Balawat. Beiträge zur Erklärung und Deutung der assyrischen Inschriften und Reliefs Salmanassars III. Eduard Pfeiffer, Leipzig 1913.
  • Léonard W. King: Bronze Reliefs from the Gates of Shalmanezer, King of Assyria B.C. 860-825. Longman’s & Company, London 1915.
  • Eckhard Unger: Die Wiederherstellung des Bronzetores von Balawat. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung. 45, 1920, S. 1–105.
  • Julian Reade: Narrative composition in Assyrian Sculpture. In: Baghdader Mitteilungen 10, 1979, S. 52–110.
  • J. Nicholas Postgate: Imgur-Enlil (Balawat). In: Dietz-Otto Edzard u. a. (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Band 5, de Gruyter, Berlin 1980, ISBN 3-11-007192-4, S. 66–67.
  • John E. Curtis, Nigel Tallis (Hrsg.): The Balawat Gates of Ashurnasirpal II. British Museum Press, London 2008, ISBN 978-0-7141-1166-7.
  • Andreas Schachner: Bilder eines Weltreichs. Kunst- und kulturgeschichtliche Untersuchungen zu den Verzierungen eines Tores aus Balawat (Imgur-Enlil) aus der Zeit von Salmanassar III., König von Assyrien. Brepols, Turnhout 2007, ISBN 978-2-503-52437-5 (Subartu. 20).

Einzelnachweise

  1. J. E. Curtis u. a. (Hrsg.): The Balawat Gates of Ashurnasirpal II. British Museum Press, London 2008, ISBN 978-0-7141-1166-7, S. 7–22.
  2. Andreas Schachner: Bilder eines Weltreichs. S. 9–10.
  3. D. J. Tucker: Representations of Imgur-Enlil on the Balawat Gates. In: Iraq 56, 1994, S. 109.
  4. J. E. Curtis u. a. (Hrsg.): The Balawat Gates of Ashurnasirpal II. British Museum Press, London 2008, ISBN 978-0-7141-1166-7, S. 8.
  5. Andreas Schachner: Bilder eines Weltreichs. S. 23.
  6. Eckhard Unger: Die Wiederherstellung des Bronzetores von Balawat. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung. 45, 1920, S. 102.
  7. Andreas Schachner: Bilder eines Weltreichs. S. 14.
  8. Andreas Schachner: Bilder eines Weltreichs. Tab. 1.
  9. Andreas Schachner: Bilder eines Weltreichs. S. 21.
  10. Andreas Schachner: Bilder eines Weltreichs. S. 7.
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