Kampfschwimmer
Als Kampfschwimmer (veraltet Froschmann, im Zweiten Weltkrieg Meereskämpfer) bezeichnet man besonders für den Kampf im und unter Wasser ausgebildete Marinesoldaten, die heute zu den Spezialkräften gerechnet werden. Kampfschwimmer, deren Einsatzgebiet das Meer ist, stehen in Abgrenzung zu amphibischen Sondereinsatzkräften wie denen des KSK oder zu Pioniertauchern, die keinen Kampfauftrag haben.
Kampfschwimmer in verschiedenen Ländern
Deutschland
Die Kriegsmarine hat erst spät im Zweiten Weltkrieg eigene Kampfschwimmereinheiten aufgestellt. Sie waren Teil des ab 1944 entstehenden Kommando der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine (K-Verband) unter Konteradmiral Hellmuth Heye, der ähnlich den britischen Commandos einen speziellen Verband für amphibische Kommandooperationen bilden sollte. Heye konnte auf Einheiten des militärischen Geheimdienstes zurückgreifen, die er in den K-Verband integrierte. An der Bildung einer deutschen Kampfschwimmereinheit war maßgeblich Alfred von Wurzian beteiligt.
Auf den Erfahrungen der Kriegsmarine aufbauend, stellte auch die Bundesmarine eine Kampfschwimmerkompanie auf. Die ersten Soldaten wurden bei den Nageurs de combat in Frankreich geschult. Sie ist seit ihrer Gründung 1958 in Eckernförde stationiert und kann als älteste Spezialeinheit der Bundeswehr gelten. Im Laufe der Zeit hat sie mehrfach ihre Unterstellung gewechselt und gehört derzeit zum Kommando Spezialkräfte der Marine. Über Einsätze macht die Deutsche Marine keine offiziellen Angaben. Die Kampfschwimmer der Marine gelten zusammen mit dem KSK des Heeres als die bestausgebildete Einheit der Bundeswehr.[1]
Dänemark
Die dänische Marine besitzt mit dem Frømandskorpset seit 1970 eine 200 Mann umfassende Kampfschwimmerkompanie.
Finnland
Die finnische Marine bildet jedes 2. Jahr 10–20 Wehrpflichtige zu Kampfschwimmern aus.[2]
Frankreich
In Frankreich gab es während des Zweiten Weltkriegs verschiedene maritime Spezialeinheiten. Jedoch hat sich im Laufe der Zeit das Commando Hubert für Kampfschwimmereinsätze herausgebildet. So wurde das Kommando 1953 während des Algerienkrieges erstmals offiziell als Kampfschwimmer eingesetzt.[3]
Großbritannien
Die Kampfschwimmerverbände der britischen Royal Navy tragen den Namen Special Boat Service (SBS). Die Einheit wurde 1940 aufgestellt und operiert seitdem weltweit in den Bereichen Sabotage, Aufklärung, Beobachtung, Unterwasserangriffe, Landeoperationen sowie als maritime Anti-Terror-Einheit. Der SBS gilt als eine der besten und modernsten Spezialeinheiten der Welt und hat seine Basis in Poole (Dorset). Er ist unter anderem mit Hubschraubern, Hovercrafts und Mini-U-Booten ausgestattet.
Italien
Italien war Vorreiter in der Unterwasserkriegführung mit Kampfschwimmern und Kleinkampfmitteln. Bereits im Ersten Weltkrieg versenkten zwei Kampfschwimmer mit einem modifizierten Torpedo das österreichische Schlachtschiff Viribus Unitis in der Flottenbasis Pola.[4]
Im Zweiten Weltkrieg erzielten italienische Kampfschwimmer der Einheit Decima Flottiglia MAS spektakuläre Erfolge. So versenkte ein Team die britischen Schlachtschiffe Queen Elizabeth und Valiant im Hafen von Alexandria.
Heute sind die italienischen Kampfschwimmer im Comando Subacquei e Incursori (COMSUBIN) zusammengefasst.
Norwegen
In Norwegen besteht seit 1951 das Marinejegerkommandoen.
Österreich
Österreich verfügt über Kampfschwimmer als Teil des Jagdkommandos. Die Ausbildung dauert, nach erfolgreich absolviertem Jagdkommando-Kurs, mehrere Jahre.[5]
Russland/Sowjetunion
In der Sowjetunion wurde 1953 in Sewastopol ein Zentrum für Marinespezialeinheiten gegründet. Heute werden sie unter anderem in Tschetschenien eingesetzt.[6]
Schweiz
Die Schweizer Armee unterhält als Teil ihrer Genietruppen eine Armeetaucherkompanie
Südafrika
In Südafrika gibt es seit 1957 die Operational Diving Division.
Vereinigte Staaten
Die United States Navy verfügt seit 1962 mit den US Navy Seals (Sea, Air, Land Teams) über eine ebenso renommierte wie schlagkräftige Kampfschwimmereinheit. Sie besteht aus etwa 8.000 Soldaten, die über acht Teams und Reserveeinheiten verteilt sind. Die Antiterroreinheit SEAL Team Six wird zwar aus den Seal Teams rekrutiert, steht aber unter dem Kommando des United States Joint Special Operations Command.[7]
DDR
Die Volksmarine (VM) der DDR hatte ein Kampfschwimmerkommando (KSK-18), das in Kühlungsborn stationiert war.[8] Die Einheit unterstand direkt dem Chef der Volksmarine. Die ehemaligen Kampfschwimmer der Volksmarine sind heute in der „Marinekameradschaft der Kampfschwimmer Ost e. V.“ organisiert.
Kaiserliches Japan
Fukuryū waren japanische Kampfschwimmer, die sich in der Endphase des Pazifikkriegs mit Sprengladungen auf feindlichen Landungsschiffen in die Luft sprengen sollten (ähnlich den Kamikazepiloten), jedoch nicht mehr zum Einsatz kamen. Die Fukuryū wurden nach dem Kriegsende aufgelöst.
Schweiz
Die Schweizer Armee unterhielt von 1969 bis 1980 sogenannte Tauchschwimmer (franz. Nageurs de combat, übersetzt Kampfschwimmer), die den Genietruppen zugeteilt waren. Die Kampfschwimmer der Schweizer Armee wurden vielseitig ausgebildet für Nahkampf und Sabotage zu Land und zu Wasser. Seit ca. 2008 werden wieder Tauchschwimmer ausgebildet, jedoch nicht als Kampfschwimmer.[9]
Deutschland im Zweiten Weltkrieg
Die SS-Jagdverbände zu Friedenthal unter dem Kommando von Otto Skorzeny, war eine Spezialeinheit im Dritten Reich, mit einer Kompanie Kampfschwimmer (Jagdkommando-Ost), die in Wien, Theresienstadt ihre Basis hatten.[10][11]
Siehe auch
Literatur
- Christin-Désirée Rudolph: Die Kampfschwimmer der Bundeswehr. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-613-03647-5.
- Horst Kerzig, Jürgen Knittel, Kurt Schulz: Die Kampfschwimmer der Volksmarine. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01919-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kampfschwimmer.de. Abgerufen am 3. Dezember 2013.
- Sukeltajat - Varusmies. Abgerufen am 7. September 2018 (fi-FI).
- Mike Ryan, Chris Mann, Alexander Stilwell: Die Enzyklopädie der Spezialeinheiten. Moewig Verlag, ISBN 3-8118-1895-3, S. 158 ff.
- Schicksal der absurden Art. Das Ende der "Viribus Unitis" - eine groteske Tragödie. In: Der Standard. 29. Oktober 2007, abgerufen am 26. August 2014.
- Kampfschwimmerausbildung beim österreichischen Bundesheer
- Henry Plater-Zytek: Russias Special Forces. (pdf) Conflict Studies Research Centre, September 2005, S. 13, abgerufen am 24. November 2014 (englisch, Aus der 3. Fußnote).
- Charles Recknagel: Who Are The Navy SEALs And What Is Team Six?, 6. Mai 2011, abgerufen am 25. Januar 2018
- Siehe hierzu das Buch „Die Kampfschwimmer der Volksmarine“. Das militärgeschichtliche Nachschlagewerk handelt von der Geschichte des Kampfschwimmerkommandos 18, von seiner Entstehung bis zur Auflösung der Volksmarine.
- Sehr spezielles «Klassentreffen». In: Generalanzeiger Brugg. 16. Februar 2012, abgerufen am 13. Dezember 2016.
- Otto Skorzeny: My Commando Operations, Schiffer Publishing, Ltd. (1. Januar, 1995), ISBN 978-08874-07185
- Charles Foley: Commando Extraordinary: Otto Skorzeny. (1999), Cassel 1999 S. 30, ISBN 0-304-35080-X.