Teguise
Teguise ist eine der sieben Gemeinden der Kanareninsel Lanzarote und der Name ihres zentral gelegenen Verwaltungssitzes, der ehemaligen Inselhauptstadt mit 1.625 Einwohnern (2008) (gesamte Gemeinde 22.342 - Stand 1. Januar 2019). 1852 wurde Teguise als Inselhauptstadt durch den aufstrebenden Küstenort Arrecife ersetzt. Der gesamte Gemeindebezirk erstreckt sich auf 263,98 Quadratkilometern von der Ost- zur Westküste Lanzarotes. Auch die Inseln des nördlich vor Lanzarote liegenden Chinijo-Archipels (namentlich La Graciosa sowie die unbewohnten Inseln Alegranza, Montaña Clara, Roque del Este und Roque del Oeste) gehören zur Gemeinde Teguise.[2]
Gemeinde Teguise | |||
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Teguise vom Vulkan Guanapay aus gesehen | |||
Wappen | Karte der Kanarischen Inseln | ||
Basisdaten | |||
Autonome Gemeinschaft: | Kanarische Inseln | ||
Provinz: | Las Palmas | ||
Insel: | Lanzarote | ||
Koordinaten | 29° 4′ N, 13° 34′ W | ||
Höhe: | 360 msnm | ||
Fläche: | 263,98 km² | ||
Einwohner: | 22.342 (1. Jan. 2019)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 84,64 Einw./km² | ||
Postleitzahl: | E–35530 (Teguise) E–35508 (Costa Teguise) E–35539 (Teseguite) E–35540 (La Graciosa) E–35544 (Guatiza) E–35558 (Tiagua) E–35562 (Mozaga) | ||
Gemeindenummer (INE): | 35024 | ||
Verwaltung | |||
Bürgermeister: | Oswaldo Betancort García (CC) (Stand 2011) | ||
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Avda. General Franco, 1 35530 - Teguise | ||
Website: | www.teguise.com | ||
Lage der Gemeinde | |||
Geschichte
Die Stadt Teguise wurde um 1406 durch Maciot de Béthencourt, einem Verwandten des aus der Normandie in Frankreich stammenden Eroberers Jean de Béthencourt, als Kolonialstadt gegründet. Maciot hatte eine Lebensgefährtin namens Teguise, nach der der Ort, der vorher den Namen Gran Aldea de Acatife trug, umbenannt wurde. Teguise war die Tochter Guardarfias, des letzten indigenen Herrscher der Insel.
Im Jahre 1586 plünderte der nordafrikanische Pirat Morato Arraez die Stadt, ermordete zahlreiche Bewohner oder machte sie zu Sklaven, nachdem er zuvor Arrecife gebrandschatzt hatte.[3] Die Callejon de Sangre (Blutgasse) hinter der Pfarrkirche erinnert noch heute mit einer Gedenktafel an diese Tragödie. Bis ins 18. Jahrhundert wurden rund zwanzig Raubzüge gezählt. Überfälle dauerten bis ins Jahr 1618 an, als noch einmal nordafrikanische Piraten die Stadt in Schutt und Asche legten. Das auf dem 435 Meter hohen Vulkan Guanapay errichtete Castillo de Santa Bárbara war als Schutz gegen diese Überfälle nutzlos.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirchen
Die Kirche Nuestra Señora de Guadalupe wurde ursprünglich 1428 erbaut und steht an der zentralen Plaza de la Constitución mit Palmen, Indischen Lorbeerbäumen und Araukarien. Sie wurde mehrmals durch Piratenüberfälle zerstört. 1909 richtete ein Brand großen Schaden an, auch die Archive der Pfarrei Teguises verbrannten. Das neogotische Gebäude ist dreischiffig. Sein Wahrzeichen ist der Glockenturm aus rotem Vulkangestein.
Prunkstück der im 17. Jahrhundert[4] erbauten Kirche del Santísimo Cristo de la Vera Cruz ist die aus Portugal stammende Christusstatue über dem Altar.
Das Kloster Convento de Santo Domingo des Dominikanerordens wurde 1698 durch Capitán Rodriguez Carrasco gegründet. Über der rechten Tür befinden sich in rotem Stein die Symbole des Ordens. Die Kirche ist zweischiffig. Heute ist sie eine Galerie für zeitgenössische Kunst, in der wichtige nationale Künstler ihre Werke ausstellten.
Die zweischiffige Kirche San Francisco wurde wahrscheinlich am 26. April 1590 der Madre de Dios de Miraflores geweiht. 1618 fiel das ehemalige Franziskanerkloster (Convento de San Francisco), zu dem die Kirche gehörte, einem Piratenüberfall zum Opfer. Mit Spenden konnte die zweischiffige Kirche wieder aufgebaut werden, mit besonders schönem Portal und Holzdecke. Heute ist sie Kulturzentrum für Konzerte und Ausstellungen
- Iglesia Nuestra Señora de Guadalupe
- Ermita del Santísimo Cristo de la Vera Cruz
- Kloster Convento de Santo Domingo
- Iglesia San Francisco
Weitere Bauwerke
Hinter der Kirche Nuestra Señora de Guadalupe befindet sich die Zisterne Mareta. Sie wurde 1992 renoviert und ist mit 40 Metern Durchmesser und neun Metern Tiefe die größte Zisterne Lanzarotes. In den Gängen unter dem Platz wurde das vom Vulkan Guanapay herabfließende Regenwasser gesammelt. Die Katakomben aus Lavagestein mit einem gewaltigen Kanalsystem sind nicht zugänglich.
In dem Zehnthaus La Cilla, musste die Bevölkerung zehn Prozent ihrer Ernte an die Kirche abliefern.
Gegenüber der Pfarrkirche Nuestra Señora de Guadalupe steht das Museo Palacio Spinola. José Feo Peraza ließ den Palast 1730 bis 1780 erbauen. Vor dem Palast stehen zwei Steinlöwen. Bis 1974 wurde er von Adelsfamilien bewohnt, und anschließend von César Manrique restauriert. Die Fassade, die steinerne Vortreppe, Kapelle im Innenbereich, große Säle, Innenhöfe und Zisternen spiegeln die politische und militärische Macht der Familie wider. Heute ist es offizielle Residenz des Präsidenten der Kanarischen Inseln und wird für Repräsentationszwecke genutzt.
Direkt bei der Kirche San Francisco befindet sich das Museo Sacro. Hier werden seit 1998 etwa 70 Exponate aus Kirchen und Klöstern Teguises ausgestellt.
In Teguise stehen einige Herrenhäuser. Äußerlich geschlossen, mit typischen Klappläden, befinden sich im Inneren hohe Wohnräume um einen Patio.
- Rathaus von Teguise
- ehemaliges Zehnthaus La Cilla
- Museo Palacio Spinola
- Ortstypische Hausarchitektur
Handwerk
Teguise gilt als Ursprung der Timple, einem traditionellen kleinen Saiteninstruments. In Teguise arbeiten noch heute mehrere Timplebauer. Eine Werkstatt befindet sich in der Kunsthandwerksschule Escuela de Artesana, nahe der Kirche Vera Cruz. Das 2011 eingerichtete Casa-Museo del Timple im Palacio Spinola an der Plaza de la Constitución widmet sich diesem Instrument.
Sonstiges
Vor einigen Jahren ließ der damalige Bürgermeister Martin das rund 300 Jahre alte, großflächige Pflaster in den Gassen von Teguise mit Beton übergießen. Diese „Modernisierung“ wird inzwischen sehr bedauert. Die Altstadt steht seit 1980 unter Denkmalschutz.
Teguise ist bis heute eine wohlhabende kleine Stadt geblieben. Traditionell ist sonntags von 9 bis 14 Uhr Markttag. Durch diesen, vor allem bei Touristen beliebten Markt ist Teguise eine der meistbesuchten Städte der Insel.
Orte der Gemeinde
Die Einwohnerzahlen in Klammern stammen aus dem Jahre 2008[5].
- Costa Teguise (6.324)
- Tahíche (3.751)
- Villa de Teguise (1.625)
- Guatiza (847)
- Nazaret (925)
- Caleta de Famara (837)
- La Graciosa (648)
- Sóo (615)
- Tao (561)
- Los Valles (409)
- Mozaga (376)
- Muñique (366)
- Tiagua (308)
- Teseguite (284)
- Los Cocoteros (256)
- Las Caletas (138)
- El Mojón (107)
- Las Cabreras (106)
- Caleta de Caballo (126)
- Tomaren (61)
- Las Laderas (58)
- Los Ancones (44)
- Charco del Palo (26)
Weblinks
Einzelnachweise
- Cifras oficiales de población resultantes de la revisión del Padrón municipal a 1 de enero. Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística (Bevölkerungsfortschreibung).
- Teguise auf www.turismoteguise.com, abgerufen am 10. Februar 2020.
- Antonio Rumeu de Armas: Piraterías y Ataques Navales contra las Islas Canarias. Band 2, Nr. 1. Instituto Jerónimo Zurita, Madrid 1947, S. 75 ff. (spanisch, ulpgc.es [abgerufen am 14. August 2016]).
- Gedenktafel am Objekt
- Instituto Canario de Estadística