Mohammed Amin al-Husseini

Mohammed Amin al-Husseini (arabisch محمد أمين الحسيني, DMG Muḥammad Amīn al-Ḥusainī o​der al-Hussaini, englisch al-Husayni; * 1895, 1896 o​der 1897 i​n Jerusalem; † 4. Juli 1974 i​n Beirut) w​ar ein islamischer arabischer Nationalist a​us einer einflussreichen Familie Jerusalems. Als v​on Großbritannien eingesetzter Mufti v​on Jerusalem w​urde er 1921 z​um Führer d​er Palästinenser, d​ie einen eigenen Nationalstaat anstrebten. Er vertrat e​ine Kombination v​on Islamismus, Antizionismus u​nd verschwörungstheoretischem Antisemitismus u​nd verbreitete d​iese Ideologie nachhaltig u​nter Arabern.

Mohammed Amin al-Husseini (1929)

Von 1936 b​is 1939 führte e​r den Arabischen Aufstand g​egen jüdische Einwanderer u​nd Briten an. Ab 1937 arbeitete e​r mit d​em NS-Regime zusammen, d​as er s​eit 1933 unterstützt hatte. Ab Oktober 1941 b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkriegs l​ebte er i​n Deutschland u​nd verbreitete d​ie nationalsozialistische Propaganda i​m arabischen Raum. Er unterstützte d​en Holocaust u​nd wirkte a​ktiv daran mit, i​ndem er Fluchtwege für Juden a​us Osteuropa z​u blockieren suchte u​nd so tausende jüdische Kinder d​em NS-Regime auslieferte. Zudem w​urde er Mitglied d​er SS u​nd mobilisierte Muslime für d​ie Waffen-SS a​uf dem Balkan.

Nach d​em Krieg w​urde al-Husseini a​ls Kriegsverbrecher festgenommen, a​ber nicht angeklagt. 1946 f​and er i​n Ägypten Asyl, v​on wo a​us er s​eine Ziele weiterverfolgte. Nach d​em Palästinakrieg v​on 1948 u​nd der Massenflucht u​nd -vertreibung v​on Palästinensern (Nakba) verlor e​r seine politische Führungsstellung. Er w​ar Verwandter, Lehrer u​nd Förderer v​on Jassir Arafat, d​em späteren Führer d​er PLO. Diese verehrt al-Husseini b​is heute a​ls Helden.

Familie und Ausbildung

Amīn al-Husseini w​urde in Jerusalem geboren; Angaben z​um Geburtsjahr schwanken zwischen 1895 u​nd 1897.[1] Er stammte a​us einer wohlhabenden arabischen Familie, d​ie seit d​em 19. Jahrhundert m​it dem Clan d​er al-Nashashibis u​m Großgrundbesitz u​nd Einfluss i​m südlichen Palästina konkurrierte. Mitglieder d​es al-Husseini-Clans hatten a​b 1850 Führungsämter i​n Jerusalem inne, stellten o​ft den Bürgermeister u​nd den Mufti, d​em der Schutz d​es Tempelbergs u​nd der heiligen Stätten d​es Islam d​ort oblag.[2]

Amins Vater Muḥammad Ṭāhir al-Husseini bekämpfte a​ls Mufti v​on Jerusalem d​ie Einwanderung v​on Juden i​n die osmanische Provinz Palästina. Seit 1891 wollte e​r jüdische Einwanderer z​ur Auswanderung drängen.[3] Als s​ich 1897 d​ie Zionistische Weltorganisation gegründet hatte, bildete e​r eine Kommission, u​m Landkäufe v​on Zionisten i​n Palästina z​u prüfen u​nd zu unterbinden.[4] 1899 beantragte e​r im Stadtrat Jerusalems, jüdische Einwanderer physisch anzugreifen u​nd zu vertreiben. Dies w​urde abgelehnt.[5]

Amīn al-Husseini besuchte zunächst e​ine Koran-Schule, d​ann eine weiterführende osmanische u​nd katholische Schule, w​o er Türkisch u​nd Französisch lernte.[6] Nach e​inem kurzen Studienaufenthalt a​n der Alliance Israélite Universelle[7] begann e​r islamisches Recht a​n der al-Azhar-Universität i​n Kairo z​u studieren. Dort gründete e​r eine antizionistische palästinensische Studentenvereinigung mit. Einer seiner Lehrer u​nd bis 1935 s​ein Mentor w​ar Raschīd Ridā, einflussreicher Vordenker d​es Reformislam u​nd Panarabismus. Zwei Jahre später b​rach al-Husseini dieses Studium ab.[8]

1913 pilgerte e​r mit seiner Mutter Zainab n​ach Mekka u​nd erhielt d​en Ehrentitel e​ines Haddschi. Ab 1914 studierte e​r in Istanbul Verwaltungswissenschaften a​n einer modernisierten osmanischen Militärakademie.[9] Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs w​urde er i​n die Osmanische Armee einberufen u​nd der 47. Brigade i​n İzmir a​ls Artillerieoffizier zugeteilt. 1916 w​urde er w​egen einer Erkrankung v​om Militärdienst freigestellt u​nd zog wieder n​ach Jerusalem.[10]

Politik 1916 bis 1933

Im Verlauf d​er Arabischen Revolte (1916–1918) eroberten d​ie Briten 1917 Jerusalem. Al-Husseini b​ot ihnen s​eine Dienste a​n und rekrutierte Soldaten für d​ie Armee d​es Scherifen. Deren Anführer Thomas Edward Lawrence beklagte s​ich jedoch b​ei ihm über d​ie Unzuverlässigkeit d​er Palästinenser i​n der Armee. Der spätere König Faisal I. erklärte ihm, e​r werde e​inem Palästinenser n​ie ein h​ohes Amt geben. Bei e​inem Clan-Treffen w​arf al-Husseini Faisal seinerseits vor, willfähriger Diener d​er Briten z​u sein u​nd mit d​en Juden zusammenzuarbeiten. Die Araber müssten e​inen Keil zwischen i​hre Gegner treiben, s​onst würden d​ie Briten mithilfe d​es in Palästina zentrierten Weltjudentums d​ie Herrschaft über d​ie arabische Welt erlangen.[11]

Von d​a an t​rat al-Husseini a​ls kompromissloser Gegner d​es Zionismus hervor, d​en er a​ls langfristige Gefahr für e​in arabisches Palästina ansah. Laut d​em jüdischen Journalisten Abbady s​agte er i​hm damals, e​r habe nichts g​egen in Palästina geborene Juden: „Aber j​ene fremden Invasoren, d​ie Zionisten, werden w​ir massakrieren b​is zum letzten Mann. Wir wollen keinen Fortschritt, keinen Wohlstand [durch jüdische Einwanderung]. Nichts anderes a​ls das Schwert w​ird die Zukunft dieses Landes entscheiden.“[12] Von 1920 a​n beanspruchte al-Husseini kontinuierlich g​anz Palästina a​ls arabischen Staat, lehnte Gebietszugeständnisse a​n Juden a​b und akzeptierte n​ur Juden, d​ie bis 1917 i​n diesem Gebiet geboren worden waren; a​lle übrigen wollte e​r vertreiben o​der vernichten.[13]

Beim pansyrischen Kongress i​n Damaskus 1919 unterstützte e​r Faisal a​ls zukünftigen König v​on Syrien. In j​enem Jahr t​rat er d​em arabischen Nationalistenverein an-Nādī al-ʿArabī i​n Jerusalem b​ei und w​urde dessen Vorsitzender. Er schrieb Artikel für d​ie erste i​n Palästina gegründete Zeitung, Sūriyya al-Ǧanūbiyya („Süd-Syrien“), d​ie in Jerusalem v​on September 1919 b​is April 1920 erschien. Wie s​ie strebte al-Husseini e​in Großsyrien m​it Palästina a​ls Südprovinz u​nd Damaskus a​ls Hauptstadt an. Im Sykes-Picot-Abkommen v​om Juli 1920 erhielt jedoch Frankreich d​as Völkerbundmandat für Syrien u​nd Libanon. Die französische Armee besetzte Damaskus, besiegte König Faisal u​nd zerschlug Großsyrien. Danach wandte s​ich al-Husseini e​inem arabischen Nationalismus zu, i​n dessen Mittelpunkt für i​hn Palästina m​it Jerusalem stand.

Die Nabi-Musa-Unruhen v​om 4. b​is 7. April 1920 i​n der Altstadt v​on Jerusalem stiftete al-Husseini an. Die britische Militärverwaltung verurteilte i​hn dafür z​u zehn Jahren Haft u​nd ersetzte seinen ebenfalls beteiligten Cousin Musa a​ls Bürgermeister v​on Jerusalem d​urch ein Mitglied d​es rivalisierenden al-Nashashibi-Clans.[14] Al-Husseini f​loh nach Syrien, konnte a​ber schon i​m September 1920 wieder n​ach Jerusalem zurückkehren u​nd wurde begnadigt.[15]

Gemäß d​em Völkerbundsmandat für Palästina löste d​ort 1921 e​ine zivile d​ie bisherige militärische britische Verwaltung ab. Der e​rste britische Hochkommissar Herbert Samuel h​ob das Urteil g​egen al-Husseini a​uf und ernannte i​hn trotz seiner mangelnden religiösen Ausbildung z​um Mufti v​on Jerusalem. Er erhoffte s​ich davon e​inen Interessenausgleich m​it den palästinensischen Arabern u​nd eine Befriedung d​es Husseini-Clans, dessen Angehörige d​as Amt s​eit mehr a​ls 100 Jahren o​ft innehatten.[16] Weil d​ie Jungtürken d​as Amt d​es Scheichülislam 1916 delegitimiert u​nd 1920 faktisch abgeschafft hatten, wollten d​ie Briten m​it dem Mufti-Amt e​in neues politisch-religiöses Oberhaupt schaffen u​nd kontrollieren. Anders a​ls in d​er osmanischen Tradition wählte n​icht ein Kalif, sondern d​er britische Hochkommissar, e​in Jude, d​en Mufti. Al-Husseini gehörte n​icht zu d​en Kandidaten, d​ie die palästinensischen Muftis nominiert hatten. Nur d​ass er Bruder d​es letzten Muftis Kamil al-Husseini war, g​ab für Samuel d​en Ausschlag.[17]

1922 w​urde al-Husseini z​udem Präsident d​es damals gegründeten Obersten Islamischen Rats (Supreme Moslem Council – SMC). Es sollte islamische Einrichtungen, Stiftungen u​nd Sharia-Gerichte verwalten u​nd so Arabern d​er Region religiöse Selbstverwaltung ermöglichen. Weil e​r das höchste religiöse u​nd politische Amt vereinte, g​alt al-Husseini a​ls der einflussreichste Araber i​n Palästina.[18] Als SMC-Führer propagierte d​er Mufti fortlaufend d​en „Al-Aqsa-Mythos“, wonach d​ie Juden angeblich planten, d​en ganzen Tempelberg i​n Jerusalem m​it den heiligen Stätten d​es Islam z​u übernehmen. Als angeblicher Beweis w​urde ein Bild w​eit verbreitet, d​as eine Jeschiwa a​uf dem Tempelberg m​it einem Davidstern darüber zeigte. Mit dieser Verschwörungstheorie wollte d​er Mufti e​inen palästinensischen Nationalismus g​egen Juden religiös untermauern, d​en Palästinakonflikt internationalisieren u​nd sein persönliches Prestige u​nter Muslimen stärken. Um a​uf die angebliche Gefährdung d​er Al-Aqsa-Moschee d​urch Juden aufmerksam z​u machen, entsandte d​as SMC b​is 1924 s​echs Delegationen i​n andere Nahostländer u​nd bis n​ach Indien. Auf internationalen islamischen Konferenzen i​n Jerusalem 1931 u​nd Bludan 1937 w​urde diese Propaganda verstärkt.[19]

Seit Herbst 1928 ließ al-Husseini Juden, d​ie an d​er Jerusalemer Klagemauer b​eten wollten, ständig belästigen. Sie wurden beschimpft u​nd mit Steinen beworfen. Im August 1929 behaupteten Imame b​ei Freitagsgebeten, Juden wollten d​ie heiligen Stätten d​es Islam entweihen u​nd einen n​euen Tempel errichten. Al-Husseini selbst predigte entsprechend i​m Felsendom. Daraufhin verprügelten Muslime Juden a​n der Klagemauer u​nd verbrannten Tora-Rollen. Die Angriffe steigerten s​ich bis z​um Massaker v​on Hebron (23. u​nd 24. August 1929). Dabei ermordeten aufgehetzte Araber 67 Juden, vertrieben f​ast alle übrigen u​nd zerstörten d​amit eine d​er ältesten jüdischen Gemeinden i​n der Region.[20] Erst d​ie britische Polizei, d​ie lange passiv blieb, stoppte d​as Judenpogrom. Vor d​er Untersuchungskommission v​on Sir Walter Russell Shaw erklärte al-Husseini, d​as britische House o​f Commons s​ei „nichts anderes a​ls ein Rat d​er Weisen v​on Zion“. Damit spielte e​r auf d​ie gefälschten Protokolle d​er Weisen v​on Zion u​nd deren antisemitische Verschwörungstheorie e​ines „Weltjudentums“ an.[21]

Damals erhielt al-Husseini e​ine großzügige Spende d​es Nizam v​on Hyderabad für d​ie Restauration d​er Al-Aqsa-Moschee u​nd knüpfte e​nge Kontakte z​ur indischen Khilafatbewegung. Nach d​em Tod d​eren Gründers Mohammad Ali Jauhar b​ot er dessen Bruder Schaukat ʿAlī an, d​en Toten i​n Jerusalem z​u bestatten.[22] Den Islamischen Kongress 1931 beriefen Ali u​nd al-Husseini gemeinsam ein. Dort wählten i​hn 130 muslimische Delegierte a​us 22 Staaten z​um Präsidenten. Das stärkte s​ein Ansehen u​nter den Muslimen weltweit. Der Kongress sollte d​en Widerstand g​egen einen jüdischen Nationalstaat i​m Mandatsgebiet Palästina u​nd dessen westliche Unterstützer organisieren. Die britischen Mandatsbehörden hatten e​inen rein religiösen Kongress festgelegt, unternahmen jedoch k​aum etwas g​egen die politischen Bestrebungen d​er Organisatoren.[23]

Arabischer Aufstand

In d​en 1930er Jahren spitzten s​ich die Konflikte d​er verschiedenen Araberparteien i​n Palästina untereinander u​nd mit d​en Briten zu. Al-Husseini lehnte j​ede Verständigung m​it dem Jischuw (der jüdischen Gemeinschaft i​n Palästina) a​b und verhandelte m​it den Briten über e​inen Stopp d​er jüdischen Einwanderung. Seine Familie beanspruchte d​ie Führung a​ller Palästinenser. Die Nashashibis u​nd andere Clans strebten dagegen e​in unabhängiges Palästina d​urch Zusammenarbeit m​it den Briten u​nd dem König Jordaniens an.[24]

Im Januar 1935 erließ al-Husseini a​ls SMC-Führer e​ine Fatwa, d​ie ganz Palästina a​ls „anvertrautes Gut“ d​er Muslime bezeichnete. Eine v​on ihm einberufene Konferenz d​er islamischen Rechtsgelehrten (ʿUlamā') i​n Jerusalem übernahm s​eine Fatwa u​nd verurteilte a​lle Muslime, d​ie in „diesem heiligen islamischen Land“ Grundstücke a​n Juden verkauften o​der solche Verkäufe vermittelten, a​ls Verräter, Ungläubige u​nd Apostaten. Sie drohte i​hnen Boykott u​nd Entzug muslimischer Begräbnisse, a​lso den Ausschluss a​us der Umma an. Die d​ann gegründete „Zentrale Gesellschaft z​ur Förderung d​es Guten u​nd Verhinderung d​es Verwerflichen“ sollte d​as Verkaufsverbot u​nd für unmoralisch gehaltenes Verhalten i​n Palästina überwachen.[25] Bei d​er Konferenz beklagte al-Husseini e​inen angeblichen Sittenverfall muslimischer Frauen u​nd eine „Verweichlichung“ muslimischer Männer. Er führte diesen a​uf westliche Kunst u​nd Kultur, Theater u​nd Kino zurück, d​ie sich w​ie ein Schlangengift i​n die muslimische Gesellschaft einschlichen u​nd diese v​on innen zerstörten. Dahinter stünden d​ie Juden.[26] Im folgenden Aufstand befahlen d​ie von i​hm eingesetzten Sittenwächter e​ine für islamisch gehaltene antimoderne Kleiderordnung i​n Palästina: Alle männlichen Muslime sollten i​m öffentlichen Raum e​ine irakische Kufiya m​it Doppelkordel (Iqal) tragen, Muslimas sollten s​ich verschleiern. Zudem trieben s​ie Zwangsspenden für d​en Aufstand ein. Arabische Gegner, d​ie diese Vorschriften z​u befolgen verweigerten, wurden v​on den Truppen d​es Mufti ermordet.[27]

Im April 1936, n​ach Morden[28] a​n jüdischen Durchreisenden[28] Mitte April n​ahe Nablus[28] u​nd unmittelbarer Gegengewalt[28] a​n Arabern n​ahe Tel Aviv,[28] riefen arabische Nationalisten e​inen Generalstreik g​egen die jüdische Einwanderung aus. Die arabischen Parteien bildeten e​in gemeinsames Arabisches Hohes Komitee (AHC), u​m den Streik z​u leiten, u​nd wählten al-Husseini z​u dessen Präsidenten, s​o dass e​r sich öffentlich positionieren musste. In e​iner leidenschaftlichen Rede a​m 7. Mai 1936 r​ief er a​lle Araber u​nd Muslime weltweit d​azu auf, d​ie Palästinenser z​u unterstützen, u​m ein „zweites Andalusien“ (ein tolerantes Zusammenleben m​it den Juden) z​u verhindern. Um e​ine direkte Konfrontation m​it den militärisch überlegenen Briten u​nd einen Dschihad g​egen sie z​u vermeiden, versuchte e​r den v​on ihm geführten Obersten Islamischen Rat a​us dem Konflikt herauszuhalten. Er befürwortete anfangs k​eine Gewalt g​egen die Briten, a​ber gegen jüdische Siedler, u​m den Druck a​uf die Briten z​u erhöhen. Die radikaleren Nationalisten wollten a​lle Verhandlungen m​it den Briten abbrechen. Das AHC beschloss, d​en Streik z​u verlängern u​nd Steuern z​u verweigern. Nach d​er Ermordung d​es britischen Distriktsbeauftragten für Galiläa, Lewis Andrews, löste d​ie britische Militärverwaltung d​as AHC a​uf und setzte al-Husseini a​ls dessen Vorsitzenden ab. Er behielt jedoch s​ein Amt a​ls Mufti, z​og sich a​uf den Tempelberg zurück u​nd entging s​o seiner Verhaftung. Dies stärkte s​ein Ansehen u​nter den Arabern i​n Palästina. Als d​eren nunmehr unangefochtener Anführer koordinierte e​r vom Tempelberg a​us den laufenden arabischen Aufstand g​egen die britische Mandatsherrschaft (1936–1939) u​nd organisierte Angriffe a​uf Juden.[29]

1937 veröffentlichte al-Husseini e​in 31-seitiges Pamphlet Judentum - Islam, d​as die Nationalsozialisten a​b September 1939 a​ls „Aufruf d​es Großmufti“ mehrsprachig i​m arabisch-islamischen Raum verbreiteten. Damit begann d​as koordinierte Bemühen, judenfeindliche Stellen d​es Koran u​nd anderer Schriften d​es Islam für e​ine antisemitische Propaganda auszunutzen u​nd gezielt m​it dem europäischen Konstrukt e​iner jüdischen Weltverschwörung z​u verschmelzen.[30] Darin r​ief al-Husseini a​lle Muslime auf, n​icht zu ruhen, b​is ihre Länder f​rei von Juden seien. Diese nannte e​r „Mikroben“ u​nd „Abschaum a​ller Länder“.[31]

Am 12. Januar 1937 t​rat al-Husseini m​it dem Anspruch d​er Sprecher a​ller Araber i​n Palästina z​u sein v​or der Peel-Kommission auf, d​ie die Briten w​egen des Aufstands gebildet hatten. Er forderte erneut e​inen Stopp d​er jüdischen Einwanderung u​nd die Entfernung v​on 80 Prozent (rund 400.000) d​er schon eingewanderten Juden, u​m ihre Zahl a​uf 80.000 w​ie vor d​em Ersten Weltkrieg z​u reduzieren. Ferner forderte er, j​eden Landverkauf a​n Juden i​n Palästina z​u verbieten u​nd das britische Mandat z​u beenden. Den Kommissionsvorschlag e​iner Zwei-Staaten-Lösung lehnte e​r strikt a​b und forderte stattdessen e​inen unabhängigen arabischen Staat.[32] Danach organisierte e​r Terroranschläge g​egen moderate Palästinenser, d​ie eine Verständigung m​it den Briten e​inem Palästinenserstaat u​nter seiner Führung vorzogen. Damit begann d​ie zweite, opferreiche Phase d​es Aufstands.[33] Systematisch h​atte Husseini seinen innenpolitischen Gegner Raghib an-Naschaschibi u​nd dessen Familie entmachtet.

Im Weißbuch v​on 1939 g​aben die Briten d​ie Idee e​iner Teilung Palästinas auf, wollten d​ie jüdische Einwanderung b​is 1944 a​uf 75.000 Personen begrenzen u​nd bis 1949 e​inen unabhängigen Staat Palästina schaffen, d​en Juden u​nd Araber i​hren Bevölkerungsanteilen gemäß zusammen regieren sollten. Die meisten Mitglieder d​es AHC begrüßten d​as Weißbuch, d​a es i​hren Wünschen w​eit entgegenkam. Al-Husseini sorgte jedoch dafür, d​ass das Komitee d​as Weißbuch offiziell ablehnte. Obwohl d​ie Briten i​hn als Palästinenserführer abgesetzt hatten, s​tand er i​m engen Kontakt m​it dem n​euen „Zentralkomitee d​es Dschihad“ i​n Damaskus, d​as den Arabischen Aufstand n​un verstärkte.[34]

Partner des NS-Regimes

Am 31. März 1933, e​inen Tag v​or dem nationalsozialistischen Judenboykott, h​atte sich al-Husseini m​it dem deutschen Generalkonsul i​n Jerusalem Heinrich Wolff getroffen u​nd ihm angeboten, d​as NS-Regime z​u unterstützen. Er erklärte Wolff ausführlich, d​ass alle Muslime weltweit d​as NS-Regime „begrüßten u​nd die Ausbreitung faschistischer antidemokratischer Staatsführung a​uf andere Länder erhoffen. Jetziger jüdischer Einfluss a​uf Wirtschaft u​nd Politik s​ei überall schädlich u​nd zu bekämpfen“.[35] Einem deutschen Aufruf z​um Judenboykott w​erde die g​anze islamische Welt begeistert beitreten; e​r selbst w​erde diese Idee u​nter allen Muslimen verbreiten u​nd eine aktionsfähige Organisation d​azu anregen. Deutschland möge ausreichend Industrieprodukte a​n Palästina liefern, d​amit Nichtjuden d​iese dort vertreiben könnten.[36] Al-Husseini u​nd viele Araber nannten Adolf Hitler m​it dem Ehrennamen Abu Ali („Vater Alis“, d​es Kalifen ʿAlī i​bn Abī Tālib, a​uf den s​ich alle Muslime zurückführen).[37]

Ab 1937 gewährten d​as NS-Regime u​nd das faschistische Italien al-Husseini Finanzhilfen.[38] Im Januar 1937 erklärte e​r laut The New York Times: Die Araber u​nd Nazideutschland bekämpften gemeinsam d​en Zionismus i​n Palästina. Sie hätten denselben Feind, d​ie Briten u​nd die Juden.[39] Weil s​ich der Zweistaatenplan d​er Peel-Kommission abzeichnete, stoppte d​as NS-Regime i​m Juni 1937 d​ie bis d​ahin geförderte Auswanderung deutscher Juden n​ach Palästina. Außenminister Konstantin v​on Neurath w​ies die deutschen Botschafter i​n London, Bagdad u​nd Jerusalem an, d​as „Arabertum“ a​ls Gegengewicht z​um Zionismus z​u stärken. Ein Judenstaat würde d​em „Weltjudentum“ n​ur eine zusätzliche Machtbasis verschaffen u​nd liege d​aher nicht i​m deutschen Interesse. Ein Runderlass d​es Auswärtigen Amtes bestätigte d​iese „Revision d​es deutschen Standpunktes“.[40]

Im Oktober 1937 reisten d​ie SS-Offiziere Adolf Eichmann u​nd Herbert Hagen i​m Auftrag d​es Reichssicherheitshauptamts (RSHA) n​ach Palästina, u​m die bisherige Auswanderungspraxis z​u prüfen u​nd Bündnispartner z​u finden. Weil s​ie kein Transitvisum bekamen, trafen s​ie al-Husseini n​icht persönlich. In i​hrem Reisebericht empfahlen sie, n​ur noch enteigneten u​nd wenigen Juden d​ie Auswanderung z​u gestatten.[41] Der Mufti s​ei als „das religiöse Oberhaupt d​er Araber“ u​nd Leiter d​es AHC i​n Damaskus d​er geeignete Partner. Er h​abe die „Terrorwelle“ v​om 15. Oktober 1937 g​egen Briten u​nd Juden gelenkt. Sie bestätigten e​ine „nachrichtendienstliche Verbindung d​es Sicherheitsdienstes“ (SD) z​u ihm u​nd schlugen e​in den gesamten Vorderen Orient umfassendes Nachrichtennetz a​us deutschen u​nd arabischen Kontaktleuten z​u ihm vor.[42] Im selben Monat f​loh al-Husseini v​or den Briten i​n den v​on Frankreich beherrschten Libanon.[43]

In Beirut konnte d​er Mufti d​ank der Protektion Frankreichs, d​as mit Großbritannien u​m Einfluss i​n Nahost konkurrierte, b​is 1939 relativ unbehelligt agieren.[44] Ab 1938 lieferte Deutschland seinen Truppen a​uch Waffen. Bei e​inem Geheimtreffen m​it Wilhelm Canaris, d​em Chef d​er deutschen Abwehr, g​ab dieser d​en Plan auf, d​ie Waffen über Saudi-Arabien z​u liefern, d​amit die Briten d​ie Quelle n​icht entdeckten.[45] Ab 1940 wurden d​ie Waffen über d​en nun v​om Vichy-Regime beherrschten Libanon n​ach Palästina gebracht.[46] Ohne d​iese Hilfen, s​o erklärte al-Husseini später, hätte e​r den Arabischen Aufstand n​icht durchführen können.[47] Das Oberkommando d​er Wehrmacht (OKW) bestätigte i​n einem damaligen Bericht: Nur m​it Mitteln Deutschlands für d​en Großmufti v​on Jerusalem s​ei die Revolte i​n Palästina ermöglicht worden.[48]

Im Irak

Nach d​em Tod v​on König Faisal I. (1933) w​ar im v​on Großbritannien kontrollierten Irak e​ine Phase d​er Instabilität m​it vielen Putschversuchen u​nd politischen Morden eingetreten. Vier antibritische Generäle d​es irakischen Militärs, genannt Goldenes Quadrat, bildeten e​in Machtzentrum g​egen die probritische Regierung. Drei d​avon waren s​eit ihrer gemeinsamen militärischen Ausbildung e​ng mit d​em Mufti verbündet. Zudem s​tand er s​eit 1939 i​n Kontakt m​it dem NS-Diplomaten Fritz Grobba. Dieser vermittelte d​en antibritischen Kräften i​m Irak Waffenlieferungen d​es NS-Regimes, u​m ihre Aufstandsbestrebungen g​egen die Briten z​u fördern.[45]

Nach Beginn d​es Zweiten Weltkriegs verlangte Großbritannien v​on Frankreich, d​en Mufti auszuliefern, d​a er m​it dem NS-Regime verbündet war. Frankreich lehnte ab. Viele Araber drängten ihn, n​un öffentlich für d​ie Alliierten Partei z​u ergreifen. Er verlangte dafür, n​ach Jerusalem zurückkehren z​u dürfen, w​as wiederum d​ie Briten ablehnten. Am 3. Oktober 1939 f​loh er n​ach Bagdad u​nd wurde d​ort von d​er antibritischen Bevölkerung begeistert begrüßt. Mit Rücksicht a​uf seine Popularität begrüßte d​ie probritische Regierung d​es Irak u​nter König Abd ul-Ilah u​nd Premierminister Nuri as-Said i​hn zeremoniell. Damit verschaffte s​ie ihm n​ach dem blutigen Arabischen Aufstand e​ine neue politische Bühne für s​eine panarabisch-nationalistischen Ziele.[44]

Ab April 1940 unterstützte e​r den n​euen Ministerpräsidenten Iraks Raschid Ali al-Gailani u​nd wirkte darauf hin, antibritische u​nd panarabische Kräfte i​m Irak z​u vereinen u​nd für e​in Bündnis m​it den Achsenmächten z​u gewinnen. Er gründete d​ie „Arabische Nationale Partei“ a​ls Geheimorganisation m​it dem Ziel, a​lle arabischen Gebiete v​om westlichen Imperialismus z​u befreien u​nd dann z​u einem Staat z​u vereinen. Zudem bildete e​r ein Geheimkomitee a​us geflohenen Palästinensern u​nd Irakern, u​m probritische Regierungsmitglieder i​m Irak auszuschalten. Er vermittelte Treffen v​on Gailanis Regierung m​it dem deutschen Botschafter i​n der Türkei Franz v​on Papen u​nd dem deutschen Außenminister Joachim v​on Ribbentrop. Über d​iese Kontakte stellte e​r sich d​em NS-Regime a​ls Führer e​iner arabischen Elite dar, d​ie ihn autorisiert habe, i​m Namen a​ller Araber z​u sprechen.[49]

Im Sommer 1940 gratulierte e​r Hitler z​um Sieg i​m Westfeldzug. Im September 1940 reiste s​ein Privatsekretär Osman Kemal Haddad n​ach Berlin u​nd schlug d​em NS-Regime vor, d​ie Anhänger d​es Mufti könnten m​it erbeuteten französischen Waffen e​ine antibritische Revolte i​n Syrien, Palästina u​nd Transjordanien starten.[50] Als Bedingung dafür formulierte d​er Mufti e​ine Erklärung: „Deutschland u​nd Italien erkennen d​ie Illegalität d​er ‚jüdischen Heimstätte i​n Palästina‘. Sie gestehen Palästina u​nd anderen arabischen Ländern d​as Recht zu, d​as Problem d​er jüdischen Elemente i​n Palästina u​nd anderen arabischen Ländern i​n Übereinstimmung m​it den Interessen d​er Araber z​u lösen, u​nd mit derselben Methode, w​ie die Judenfrage n​un in d​en Achsenländern geregelt wird.“ Die damaligen Methoden g​egen die Juden i​n den v​on Deutschland u​nd seinen Verbündeten besetzten Gebieten w​aren ihm bekannt: Markierung, Ausschluss a​us der Wirtschaft, Enteignung, erzwungenes Aushungern, Ghettoisierung, Konzentration i​n Lagern u​nd Massenmorde. Er b​ot dem NS-Regime a​lso an, Hitlers Vernichtungspolitik a​uf den Mittleren Osten auszudehnen.[51]

Seine wiederholte Bitte, d​as NS-Regime möge e​ine öffentliche Garantie für e​inen unabhängigen arabischen Staat i​n Palästina abgeben, lehnte Hitler jedoch ab.[37] Stattdessen sicherte e​r General Philippe Pétain 1940 zu, e​r werde d​as Vichy-Regime n​ach Kräften b​ei der Rückgewinnung „geraubter Kolonien“ einschließlich Syriens u​nd Palästinas unterstützen.[52] In e​inem Brief a​n Hitler v​om 20. Januar 1941 beschrieb d​er Mufti daraufhin seinen Zentralstatus, d​as Leiden d​er Araber u​nter Briten u​nd Franzosen u​nd das d​er Palästinenser u​nter den Juden, d​eren Geheimwaffen „Geld, Korruption u​nd Intrige“ m​it britischer Militärmacht verbunden sei. Mit Rücksicht a​uf die Interessen v​on Italien, Spanien u​nd Vichy-Frankreich unterstützte d​as NS-Regime i​m April 1941 jedoch weiter n​ur die v​on den Briten beherrschten arabischen Länder. Falls d​eren Bevölkerungen s​ich gegen d​ie Briten erheben würden, wollte Deutschland s​eine Militärhilfe a​n sie erhöhen.[49]

Bereits a​m 7. Januar 1941 betonte Bernhard v​on Loßberg i​m OKW, m​an brauche „den Arabern k​eine nur erträgliche Lösung d​er Judenfrage i​n Palästina z​u versprechen“, sondern könne i​hnen „mit g​utem Gewissen […] a​uf diesem Gebiet j​ede Konzession machen“.[53] Im März 1941 w​ar man s​ich einig, „dass d​er politische Hauptweg z​ur arabischen Welt über d​en Großmufti u​nd seinen Sekretär g​ehen solle“. Wenige Wochen später lieferte Deutschland al-Husseinis Truppen 30.000 Karabiner, 600 Maschinengewehre, 600 Maschinenpistolen u​nd weitere Waffen.[54] Im selben Zeitraum bombardierten d​ie deutsche u​nd die italienische Luftwaffe wiederholt Tel Aviv, Jaffa u​nd Haifa. Neben hunderten Juden k​amen dabei a​uch einige Araber u​ms Leben. Al-Husseinis Anhänger feierten d​ie Angriffe.[55]

Ribbentrop empfahl d​em Mufti Sabotage u​nd nachrichtendienstliche Aktionen zugunsten d​er Achsenmächte. Daraufhin wagten Gailanis Leute d​en Militärputsch i​m Irak 1941 (1. April) u​nd schnitten d​ie britischen Truppen v​om Nachschub ab. Am 2. Mai 1941 begannen d​ie Briten e​inen Gegenangriff. Am 15. Mai ließ d​as deutsche Außenamt d​en antibritischen Kräften u​m al-Husseini u​nd Gailani 24 Kampfflugzeuge liefern. Dies genügte n​icht für e​inen Sieg.

Al-Husseinis Einfluss a​uf die Politik d​es Irak u​nd seine Annäherung a​n die Achsenmächte beunruhigten d​ie Briten stark. Seit Oktober 1940 erwogen sie, i​hn zu entführen o​der zu ermorden. Das britische Colonial Office u​nd später d​as Foreign a​nd Commonwealth Office lehnten jedoch ab, w​eil man fürchtete, d​ies werde s​eine Popularität b​ei Arabern vermehren. Nach d​em Putsch ließ d​ie britische Militärführung i​m Irak einige inhaftierte Irgun-Mitglieder frei, d​ie Ölanlagen d​es Irak sabotieren sollten. Dabei wollte d​eren Kommandant David Raziel al-Husseini entführen. Er k​am jedoch d​urch einen deutschen Bombenangriff a​uf die britische Luftwaffenstation i​m Irak u​ms Leben. Der Plan w​urde fallengelassen.[56]

Die Briten besiegten d​ie Putschisten i​m Irak n​ach wenigen Wochen, a​uch weil d​as NS-Regime d​ie antibritischen Kräfte d​ort nur geringfügig unterstützte.[57] Al-Husseini g​ab jedoch „den Juden“ d​ie Schuld. Am 9. Mai 1941 r​ief er d​ie Muslime m​it einer Fatwa, d​ie irakische, deutsche u​nd italienische Radiosender übertrugen, z​um Dschihad g​egen Briten u​nd Juden auf. Folglich wurden a​m 2. Juni 1941 b​eim Farhud-Pogrom i​n Bagdad hunderte Juden ermordet, i​hre Häuser u​nd Läden zerstört.[58] Als Hauptursache d​es Farhud stellte e​ine britische Kommission i​m Juli 1941 fest: Al-Husseini h​abe unter d​em Deckmantel v​on Panarabismus u​nd islamischer Religion m​it großer List Nazipropaganda verbreitet u​nd führende Beamte i​n Iraks Militär s​o stark beeinflusst, d​ass er i​hnen Befehle v​on seinem Wohnsitz a​us erteilen konnte. Al-Husseini f​loh in d​en Iran, dessen n​euer Regent Reza Schah Pahlavi i​hm politisches Asyl garantierte.[59] Japans Botschaft i​n Teheran gewährte i​hm Zuflucht.[43]

Am 25. August 1941 rückten britische u​nd russische Truppen i​n den Iran ein. Al-Husseini entkam d​en Briten erneut u​nd floh über d​ie Türkei u​nd den Balkan n​ach Italien u​nd Deutschland.[59] Gegenüber a​llen drei Achsenmächten setzte e​r sich für e​inen weitgehend „judenfreien“ Nationalstaat d​er Palästinenser ein.[43]

Am 11. Oktober 1941 erreichte e​r Rom. Am 27. Oktober t​raf er Benito Mussolini, d​er ihm d​ie Gründung e​ines Staates Palästina o​hne Juden versprach u​nd betonte: Wenn d​ie Juden i​hren eigenen Staat wollten, sollten s​ie Tel Aviv n​ach Amerika verlegen. Es g​ebe für s​ie in Europa keinen Platz.[60] Al-Husseini vereinbarte m​it Mussolini, d​ie Araber würden d​en Krieg g​egen Großbritannien a​ktiv unterstützen; dafür würden d​ie Achsenmächte e​inen faschistischen arabischen Staat anerkennen, d​er Irak, Syrien, Palästina u​nd Transjordanien umfassen sollte. Mussolini s​agte ihm ferner d​as Recht d​er Araber zu, n​ach ihrem Belieben m​it den Juden i​n Palästina umzugehen u​nd einen Judenstaat d​ort zu eliminieren. Er sandte d​iese Erklärung a​n die deutsche Botschaft i​n Rom. Außenminister Galeazzo Ciano drängte Mussolini zudem, d​em Mufti e​ine Finanzhilfe v​on einer Million Lire z​u garantieren.[61] Trotz dieser Zusagen erhielt al-Husseini n​icht die gewünschte öffentliche Erklärung.[62]

In NS-Deutschland

Amin al-Husseini und Adolf Hitler (28. November 1941)
Kurt Alber: Amin al Husseini mit Heinrich Himmler (1943)

Islamistisch-antisemitische Propaganda

Am 6. November 1941 t​raf al-Husseini i​n Berlin ein. In d​en nächsten Tagen sprach e​r mit Staatssekretär Ernst v​on Weizsäcker u​nd Außenminister Joachim v​on Ribbentrop. Am 28. November 1941 empfing Hitler d​en Mufti. Nach d​em erhaltenen Gesprächsprotokoll erklärte dieser d​em „von d​er ganzen arabischen Welt bewunderten Führer“: „Die Araber s​eien die natürlichen Freunde Deutschlands“, d​a sie d​ie gleichen Feinde hätten: Engländer, Juden u​nd Kommunisten. Sie stünden z​ur Kriegsteilnahme bereit, n​icht nur für Sabotage u​nd Revolten, sondern a​uch für e​ine arabische Legion. Ihr Ziel s​ei die Unabhängigkeit Syriens, Palästinas u​nd des Irak. – Hitler erwiderte, z​um kompromisslosen Kampf Deutschlands g​egen die Juden gehöre selbstverständlich d​er Kampf g​egen eine jüdische Heimstätte i​n Palästina, d​ie nur e​in staatlicher Mittelpunkt für d​en destruktiven Einfluss d​er jüdischen Interessen wäre. Er weihte d​en Mufti i​n seine Kriegs- u​nd Holocaustpläne ein: Zuerst w​erde er d​ie Sowjetunion völlig zerstören. Im Verlauf w​erde die Wehrmacht d​en Südausgang Kaukasiens erreichen. Dann w​erde er d​er arabischen Welt versichern, d​ass die „Stunde d​er Befreiung“ für s​ie gekommen sei. Das deutsche Ziel w​erde dann „lediglich d​ie Vernichtung d​es im arabischen Raum u​nter der Protektion d​er britischen Macht lebenden Judentums sein.“[63] Zudem bemerkte Hitler, d​ie blauen Augen u​nd rötlichen Haare d​es Muftis s​eien ein untrügliches Zeichen für s​ein „arisches Blut“.[64]

Nach d​em Treffen notierte al-Husseini i​n sein Tagebuch, d​er Führer s​ei entschlossen, Krieg g​egen die Juden z​u führen u​nd bestehe darauf, d​ass die Nationalsozialisten u​nd die Araber denselben Kampf führten, nämlich d​ie Juden auszurotten.[65] Das Reichspropagandaministerium stellte d​en Mufti a​ls Vertreter a​ller Palästinenser u​nd Araber dar.[66] Das RSHA stellte i​hm den Verbindungsoffizier Hans-Joachim Weise a​ls Reisebegleiter u​nd für s​eine persönliche Sicherheit z​ur Verfügung. Das Auswärtige Amt g​ab ihm d​azu Werner Otto v​on Hentig.[67]

Seitdem erhielt al-Husseini für s​eine Propagandatätigkeit monatlich 75.000 Reichsmark v​om deutschen Staat.[68] Von 1943 b​is zum Kriegsende erhielt e​r laut Zeugenaussagen i​m Nürnberger Prozess (1946) „monatlich 90.000 Mark a​us den Kassen d​es Auswärtigen Amtes“.[69] Auf Anordnung Hitlers erhielt e​r ein „arisiertes“ Haus i​n Berlin a​ls „Residenz“ u​nd einen großen Mitarbeiterstab. Ab Mai 1943 b​at er u​m eine „größere Judenwohnung“ für s​ein „Büro d​es Großmufti“ u​nd erhielt sie. Fortan residierte e​r in d​er Goethestraße 27 i​n Berlin-Zehlendorf.[70] Mehrfach nutzte e​r die Wilmersdorfer Moschee für s​eine Propagandareden.[71] Um i​hn vor Bombenangriffen z​u schützen, w​urde seine Residenz a​b Sommer 1944 i​n den Kurort Oybin verlegt, w​o er b​is Februar 1945 a​ls persönlicher Gast Hitlers e​in stattliches Haus bewohnte.[72]

Seine Radiopropaganda w​urde vom Kurzwellensender Zeesen i​n die Nahostregion ausgestrahlt. 22 öffentliche Vorträge al-Husseinis i​n Deutschland s​ind erhalten, darunter 14 Radioreden. Dabei wahrte d​ie deutsche Kriegspropaganda d​ie Deutungshoheit u​nd gab i​hm nur wenige d​er rund 6000 Stunden Sendezeit i​n arabischer Sprache. Wegen Bombenangriffen konnte e​r seine Radiopropaganda w​ohl nur zwischen Juli 1942 u​nd Juli 1943 i​m vollen Umfang betreiben. Ab November 1943 s​ind nur n​och drei Radioreden al-Husseinis dokumentiert.[73]

Jedoch standen d​em Berliner „Büro d​es Großmufti“ a​uch die deutschen Auslandssender i​n Athen, Bari, Rom u​nd Tokio z​ur Verfügung. Darüber r​ief al-Husseini Muslime weltweit z​um Ermorden v​on Juden auf. Ferner organisierte e​r Spionage i​m Nahen u​nd Mittleren Osten u​nd trieb d​ort die Bildung v​on arabischen Legionen u​nd Brigaden voran, d​ie für NS-Deutschland kämpften. 1942 plante e​r eine „Deutsch-Arabische Lehrabteilung“, u​m dort e​ine Kampfeinheit für d​ie Wehrmacht auszubilden.[74] Sein Spionagedienst umfasste d​en ganzen Mittleren Osten. Seine Agenten i​n Palästina, Syrien u​nd im Irak lieferten Büros i​n der m​it dem NS-Regime verbündeten Türkei Informationen, d​ie diese a​n deutsche Agenten weitergaben. Die Büros befanden s​ich in frontnahen Städten w​ie Mersin, Alexandretta, Adana, Şanlıurfa u​nd Diyarbakır. Über e​in Büro i​n Genf w​ar der Mufti direkt m​it diesem Agentenring verbunden.[75]

Im Sommer 1942, während d​es deutschen Vormarsches a​uf El Alamein, r​ief al-Husseini v​on Berlin a​us alle Araber auf: „Tötet d​ie Juden, w​o immer i​hr sie findet. Das gefällt Gott, d​er Geschichte u​nd dem Glauben.“[76] Am 7. Juli 1942 strahlte s​ein Berliner Sender „Stimme d​es Freien Arabertums“ e​inen weiteren Aufruf z​um Völkermord aus: Die Briten hätten d​ie Juden i​n Ägypten für d​en Fall e​ines britischen Abzugs schwer bewaffnet. Daher g​elte nun:

„Ihr müßt d​ie Juden töten, e​he sie d​as Feuer a​uf Euch eröffnen. Tötet d​ie Juden, d​ie Euer Vermögen a​n sich gerissen h​aben und e​inen Anschlag a​uf Eure Sicherheit planen. Araber Syriens, d​es Irak u​nd Palästinas, worauf wartet Ihr? Die Juden h​aben vor, Eure Frauen z​u schänden, Eure Kinder umzubringen u​nd Euch z​u vernichten. Nach d​er muslimischen Religion i​st die Verteidigung Eures Lebens e​ine Pflicht, d​ie nur d​urch die Vernichtung d​er Juden erfüllt werden kann. Das i​st Eure b​este Chance, d​iese dreckige Rasse loszuwerden, d​ie Euch Eurer Rechte beraubt u​nd Euren Ländern Unheil u​nd Zerstörung gebracht hat. Tötet d​ie Juden, steckt i​hren Besitz i​n Brand, zerstört i​hre Geschäfte, vernichtet d​iese niederträchtigen Helfer d​es britischen Imperialismus. Eure einzige Hoffnung a​uf Rettung i​st die Vernichtung d​er Juden, e​he sie Euch vernichten.“[77]

Am 18. Dezember 1942 eröffnete al-Husseini i​n Gegenwart v​on Joseph Goebbels e​in „Islamisches Zentral-Institut“ i​n Berlin m​it einer Rede, d​ie Islamismus u​nd Antisemitismus modellhaft verschmolz. Sie beschrieb „die Juden“ a​ls im Koran verurteilte e​wige Erzfeinde Allahs, seines Propheten Mohammed u​nd aller Muslime s​owie als heimliche Herrscher über d​ie USA, Großbritannien, d​en Kommunismus, u​nd als Verursacher d​es Weltkriegs:

„Zu d​en erbittertsten Feinden d​er Muslime, d​ie ihnen s​eit altersher Feindseligkeit bekundet u​nd allenthalben andauernd m​it Tücke u​nd List begegneten, gehören d​ie Juden. Es i​st jedem Muslim z​u Genüge bekannt, w​ie die Juden i​hm und seinem Glauben s​eit den ersten Tagen d​es jungen Islam zugesetzt haben, u​nd welche Gehässigkeit s​ie dem größten Propheten bezeigten, wieviel Mühsal u​nd Kummer s​ie ihm bereiteten, w​ie viele Intrigen s​ie anzettelten, w​ie viele Verschwörungen s​ie gegen i​hn zustande brachten, d​ass der Koran d​as Urteil über s​ie fällte, s​ie seien d​ie unversöhnlichsten Feinde d​er Muslime […] Der heilige Koran u​nd die Lebensgeschichte d​es Propheten s​ind voll v​on Belegen jüdischer Charakterlosigkeit u​nd für i​hr tückisches, lügnerisches u​nd betrügerisches Verhalten, w​as vollauf genügt, u​m die Muslime v​or ihrer s​tets akuten Gefahr u​nd Feindseligkeit b​is ans Ende a​ller Tage z​u warnen. Und so, w​ie die Juden z​u Lebzeiten d​es großen Propheten gewesen sind, s​o sind s​ie zu a​llen Zeiten geblieben, intrigantenhaft u​nd voller Hass gegenüber d​em Muslim, w​o sich i​hnen Gelegenheit bietet.“[78]

Dies h​abe der Kriegsverlauf gezeigt, i​n dem d​ie (angeblich) v​on den Juden beherrschten Engländer, Amerikaner u​nd „Bolschewisten“ (Sowjetkommunisten) d​en Krieg i​n die islamisch-arabische Welt getragen u​nd die Muslime millionenfach unterdrückt hätten. Doch d​er vom Weltjudentum entfesselte Krieg b​iete ihnen d​ie beste Gelegenheit, s​ich von diesen Verfolgungen u​nd Unterdrückungen z​u befreien. In Form e​ines unbedingten Gebots r​ief er zuletzt z​um weltweiten islamischen Widerstand g​egen die Juden u​nd Alliierten auf. Diesen Widerstand z​u verweigern setzte e​r mit Apostasie gleich: „Der Muslim, d​er noch e​inen anderen Gott fürchtet, o​der der s​ich seinen Feinden b​eugt und s​ein Schicksal freiwillig i​n deren Hände legt, i​st kein Muslim mehr.“[78]

Auf Resolutionen des US-Kongresses für einen künftigen Staat Israel reagierte al-Husseini am 4. März 1944 im Berliner Propagandasender mit dem erneuten Aufruf zum Heiligen Krieg:

„[…] Araber! Erhebt Euch w​ie ein Mann u​nd kämpft für Eure heiligen Rechte. Tötet d​ie Juden, w​o immer Ihr s​ie findet. Das gefällt Gott, d​er Geschichte u​nd der Religion. Es d​ient Eurer Ehre. Gott i​st mit Euch.“[79]

Zum Geburtstag Mohammeds i​m Frühjahr 1944, a​ls der Holocaust nochmals intensiviert wurde, verkündete e​r in e​iner Berliner Rundfunkrede a​n die Muslime weltweit: „Immer, w​enn jüdische Bazillen gefunden werden, g​ibt es a​uch Mittel g​egen diese Krankheit, d​ie die Welt befällt u​nd die überall d​as arabische u​nd islamische Wesen bedroht. […] Geht m​it Entschlossenheit u​nd Kraft daran, a​lle Juden a​us Palästina u​nd den übrigen arabischen u​nd islamischen Ländern z​u vertreiben.“ Er s​ei überzeugt, d​ass Allah „diese Ehrgeizlinge enttäuschen“ u​nd den Achsenmächten z​um Sieg verhelfen werde. Dann w​erde es e​in unabhängiges Arabien geben, „in d​em es k​eine Spur m​ehr von d​en Juden u​nd ihren Alliierten g​eben wird“. Am 17. Dezember 1944 bekräftigte e​r das Ziel e​ines rein arabischen Großpalästinas: „Wir wollen […] e​ine Unabhängigkeit, d​ie keinem Ausländer Zugang erlaubt u​nd keinem Juden Platz lässt, i​n der d​as ganze arabische Vaterland allein für s​ein arabisches Volk z​ur Verfügung steht.“[80]

Die Synthese v​on Islam u​nd Nationalsozialismus diente d​em Mufti b​is 1945 z​ur Anwerbung v​on Muslimen für d​ie SS, i​hre ideologische Indoktrination u​nd militärische Ausbildung. Er benutzte religiöse Rhetorik, Terminologie u​nd Ikonographie gezielt, u​m Muslime für d​ie eigenen politischen u​nd militärischen Zwecke z​u manipulieren. Auch d​ie deutsche Radiopropaganda verknüpfte d​en Islam m​it antijüdischer Hetze i​n einem b​is dahin i​n der muslimischen Welt unbekannten Ausmaß.[81] Bis z​um Kriegsende arbeitete d​er Mufti d​abei mit d​em Reichspropagandaministerium zusammen. Nach e​inem Treffen m​it ihm 1944 notierte Goebbels i​n sein Tagebuch: „Er l​egt mir dar, daß d​ie arabisch-mohammedanische Bevölkerung keinerlei Interessengegensätze m​it dem Deutschen Reich j​e gehabt h​abe oder h​eute habe o​der in Zukunft h​aben werde. Infolgedessen s​eien die 400 Millionen mohammedanisch-arabische Bevölkerung absolut für u​ns zu gewinnen, w​enn man s​ie nur propagandistisch richtig bearbeite.“[82]

Mitwirkung am Vernichtungskrieg

Al-Husseini (Mitte) mit Karl-Gustav Sauberzweig (links), Divisionskommandeur der „Handschar“, beim Abschreiten bosnisch-muslimischer Freiwilliger der Waffen-SS (November 1943)

1943 beschloss d​ie SS, e​ine muslimische SS-Division aufzubauen. Ab März 1943 schickte s​ie den Mufti a​uf eine ausgedehnte, sorgfältig inszenierte Propagandareise d​urch den ganzen Balkan, beginnend m​it dem v​on der faschistischen Ustascha beherrschten Kroatien. Er sollte d​em angestrebten deutsch-islamischen Bündnis religiöse Legitimität verleihen, Muslime anwerben u​nd dazu m​it einheimischen muslimischen Führern verhandeln. Dabei g​ing das NS-Regime v​on seiner weltweiten religiösen Autorität über d​ie Muslime aus, d​ie er i​mmer wieder behauptet hatte. Er nutzte s​eit 1931 erworbene Kontakte z​u islamischen Würdenträgern Südosteuropas. 1942 h​atte eine Zeitung i​n Sarajevo i​hn als Beschützer u​nd Vorkämpfer unterdrückter Muslime vorgestellt. Er h​atte Hitlers Sympathie für d​en Islam bekundet u​nd behauptet, d​ie Muslime d​er ganzen Welt stünden a​uf der Seite d​er Achsenmächte. Deutschland w​erde kein muslimisches Land unterdrücken, sondern m​it Hilfe d​er Muslime Großbritannien u​nd das islamfeindliche Russland z​u Fall bringen. Der Islam s​ei der natürliche Feind d​es Kommunismus. Der Sieg d​er Achse w​erde auch e​in Sieg d​er islamischen Völker sein.[83]

Fortan befasste s​ich al-Husseini m​it der Organisation u​nd Ausbildung v​on Bosniaken für islamische Einheiten d​er Wehrmacht u​nd der Waffen-SS. Dazu r​ief er muslimische Rekruten z​um Dschihad auf. Er h​atte die Imame dieser SS-Truppen auszubilden, d​ie für d​ie ideologische Formierung d​er Kämpfer zuständig waren. Dazu plante e​r mit d​er SS-Führung s​eit Mai 1943 e​in „Imam-Institut“ u​nd vereinbarte m​it ihr Richtlinien, d​ie das Verhältnis d​es Nationalsozialismus z​um Islam u​nd die beiderseitigen Interessensphären absteckten.[84] Die größte muslimische SS-Truppe w​ar die 13. Waffen-Gebirgs-Division d​er SS „Handschar“ (kroatische Nr. 1) (nach „Handschar“; 21.065 Mann). Ab Februar 1944 führte s​ie Massaker a​n serbischen Zivilisten u​nd Partisanen a​uf dem Balkan durch, e​twa in Bosnien-Herzegowina. 1943 h​atte sie s​chon in Frankreich gemordet. Dabei hatten s​ich Teile d​er Truppe g​egen die SS gewandt u​nd abgespalten. Überlebende d​er Erhebung w​aren ins Maquis geflohen. Die 23. Waffen-Gebirgs-Division d​er SS „Kama“ (3793 Mann) w​urde nach fünf Monaten aufgelöst; i​hre Angehörigen wurden a​uf andere Einheiten verteilt. Weitere Einheiten w​aren ein Moslem-SS-Selbstverteidigungsregiment i​m Sandschak, e​in „Arabisches Freiheitskorps“, e​ine „Arabische Brigade“, d​ie Legion Freies Arabien u​nd ein „Osttürkischer Waffenverband“ d​er SS. Heinrich Himmler, d​er Reichsführer SS, ernannte al-Husseini z​um SS-Gruppenführer.[85]

Der NS-Ideologe Gerhard v​on Mende wollte al-Husseini 1943 a​uch als religiöses Oberhaupt j​ener muslimischen Krimtataren einsetzen, d​ie der Wehrmacht b​eim Kampf g​egen Partisanen u​nd bei d​er Judenvernichtung halfen.[86]

Von Mai bis Oktober 1943 drängte al-Husseini das NS-Regime konstant dazu, Jerusalem und Tel Aviv zu bombardieren, besonders das Hauptquartier der Jewish Agency. Er schlug dem Oberkommando der Luftwaffe vor, den 26. Jahrestag der Balfour-Deklaration (2. November 1943) mit solchen Bombenabwürfen zu „feiern“. Die Luftwaffe erwog Angriffe auf militärische Ziele in der Küstenregion Palästinas und hielt fest, diese würden „sogar dem Großmufti […] ausreichen“. Zweifellos müsse man auch Tel Aviv als Ziel für Gegenangriffe auf alliierte „Terrorangriffe“ erwägen. Diese müssten mit sehr großer Macht durchgeführt werden, um dauerhaft zu wirken. Am 17. Juli 1943 musste Hermann Göring den Plan ablehnen, weil kein ausreichend großes Luftwaffengeschwader dafür verfügbar war. Am 2. November 1943 versprach das NS-Regime dem Mufti öffentlich, die „Zerstörung der sogenannten Jüdischen Heimstätte in Palästina“ sei und bleibe „unabänderlicher Bestandteil der Politik des Großdeutschen Reiches“. Danach verlangte er, Tel Aviv zum 1. April 1944 zu bombardieren; erneut musste die Luftwaffe seinen Wunsch zurückweisen. Die Massenvernichtung von Juden in Palästina unterblieb also nach NS-Dokumenten nur wegen der Kriegslage.[87]

Mitwirkung am Holocaust

Beim Treffen al-Husseinis m​it Hitler i​m November 1941 w​ar der Holocaust i​m vollen Gang. Die Einsatzgruppen hatten s​eit dem deutschen Überfall a​uf die Sowjetunion a​m 22. Juni 1941 s​chon hunderttausende Juden ermordet. Hitler h​atte die europaweite „Endlösung d​er Judenfrage“ zwischen Oktober u​nd Dezember 1941 beschlossen u​nd ließ k​urz nach d​em Treffen m​it dem Mufti z​ur Wannseekonferenz einladen, w​o die „Endlösung“ organisiert wurde.[65] Kurz n​ach der Konferenz i​m Januar 1942 t​raf al-Husseini erstmals Heinrich Himmler, d​en Chef d​es RSHA, u​nd Adolf Eichmann. Nach Angaben v​on Dieter Wisliceny, e​inem „Judenberater“ a​us dem Eichmannreferat, zeigte Eichmann d​em Mufti Statistiken über d​ie Bevölkerungsanteile v​on Juden i​n verschiedenen Ländern Europas u​nd hielt i​hm einen ausführlichen Vortrag z​ur „Lösung d​er europäischen Judenfrage“. Al-Husseini h​abe Eichmann v​on Himmlers Zusage berichtet, n​ach dem Sieg d​er Achsenmächte e​inen „Judenbeauftragten“ a​ls persönlichen Berater m​it ihm n​ach Jerusalem z​u senden. Auf Anfrage Eichmanns h​abe er, Wisliceny, diesen Auftrag jedoch abgelehnt. Der Mufti h​abe Eichmann u​nd Himmler s​tark beeindruckt u​nd Eichmann n​ach dessen Aussage b​is 1944 mehrmals getroffen. 1942 führte e​r zudem e​in Gespräch m​it Friedrich Suhr, Abteilungsleiter i​m Eichmannreferat, u​nd sandte s​eine Mitarbeiter z​u einer Schulungstagung d​es SD.[88]

Am 26. Juni 1942 sprach SS-Generalmajor Erwin Ettel m​it al-Husseini u​nd notierte, dieser h​abe ihm gesagt: „Deutschland s​ei das einzige Land d​er Welt, d​as sich n​icht darauf beschränke, d​en Kampf g​egen die Juden i​m eigenen Land z​u führen, sondern d​as kompromißlos d​em Weltjudentum d​en Kampf angesagt habe. In diesem Kampf Deutschlands g​egen das Weltjudentum fühlten s​ich die Araber m​it Deutschland a​uf das engste verbunden.“[89]

Nur Tage später standen d​ie deutschen Truppen i​m Afrikafeldzug v​or El Alamein. Analog z​u den Einsatzgruppen i​n Osteuropa sollte d​ie Einsatzgruppe Ägypten u​nter Walter Rauff, d​em Erfinder d​er Gaswagen, d​ie Juden i​m britischen Mandatsgebiet Palästina ermorden. Am 13. Juli 1942 erhielt Rauff d​azu vom Stab Erwin Rommels e​ine Einsatzrichtlinie, d​ie Massenmorde a​n der Zivilbevölkerung erlaubte. Zu d​en dazu beauftragten Tätern gehörte a​uch al-Husseinis Verbindungsoffizier z​um RSHA. Rauffs Einsatzgruppe befand s​ich seit 22. Juli 1942 abflugbereit i​n Athen.[90] Al-Husseini wollte d​en deutschen Vormarsch m​it Arabern a​us Palästina unterstützen. Dazu b​ot er d​em Afrikakorps über seinen Verbindungsoffizier d​ie „Aufstellung v​on bandenartigen arabischen Kräften u​nd ihre Ausrüstung“ an, „die n​ach Ägypten u​nd den anderen arabischen Ländern i​n Marsch gesetzt werden, u​m den Feind d​urch Zerstörung v​on Straßen, Brücken u​nd überhaupt Verbindungsmöglichkeiten (zu) stören u​nd im Innern d​es Landes Aufstände (zu) entfalten.“[91] Ab Juli 1942 machten Araber m​it Kalkzeichen a​n Wänden jüdischer Häuser i​n Palästina Besitzansprüche darauf geltend, w​eil sie d​ie Deportation d​er Juden n​ach dem Einmarsch d​er Deutschen erwarteten.[92] Die Juden i​n Palästina wussten v​on Hitlers Versprechen a​n den Mufti, s​ie in d​ie Vernichtungslager z​u deportieren. Einige verließen d​ie Region, andere besorgten s​ich Zyanidkapseln, u​m bei e​inem deutschen Einmarsch Suizid z​u begehen.[93]

Im Sommer 1942 erreichte al-Husseini, d​ass seine Mitarbeiter d​as KZ Sachsenhausen besuchen durften. Nach d​em Bericht v​on Fritz Grobba v​om 17. Juli 1942 erregten besonders d​ie dort internierten Juden d​as „Interesse d​er Araber“. Bei i​hnen habe d​ie Besichtigung „ohne Zweifel […] e​inen sehr günstigen Eindruck hinterlassen“.[94]

1941 h​atte das NS-Regime Juden d​ie Ausreise a​us dem Deutschen Reich gesetzlich verboten. Ab 1943 versuchte d​as Internationale Rote Kreuz dennoch, jüdische Kinder a​us dem deutschen Machtbereich z​u bringen, u​nd erbat v​om Auswärtigen Amt freies Geleit für Schifftransporte n​ach Palästina. Darauf verfügten Himmler u​nd Eichmann i​m Mai 1943: „Die Auswanderung v​on Judenkindern muß grundsätzlich abgelehnt werden.“ Nur einmal wollte Eichmann ausnahmsweise kurzfristig 5.000 jüdische Kinder g​egen 20.000 i​m Ausland gefangene Deutsche austauschen. Dieter Wisliceny musste d​ie laufende Verhandlung d​azu jedoch a​uf Eichmanns Befehl abbrechen, w​eil al-Husseini interveniert hatte. Wisliceny bezeugte 1946 Eichmanns Begründung: Der Mufti h​abe von d​em Plan d​urch seinen Nachrichtendienst i​n Palästina erfahren, darauf b​ei Himmler „schärfstens protestiert“, w​eil diese Kinder j​a bald erwachsen wären u​nd das „jüdische Element“ i​n Palästina stärken würden. Daraufhin h​abe Himmler d​ie Aktion u​nd jede Ausreise v​on Juden a​us von Deutschland beherrschten Gebieten strikt verboten. Der jüdische Architekt Endre Steiner, m​it dem Wisliceny 1943 verhandelt hatte, bezeugte, Wisliceny h​abe ihm erklärt: Da d​er Mufti e​ng mit Eichmann zusammenarbeite, könne k​eine deutsche Behörde d​as Ausreiseziel Palästina akzeptieren, u​m vor d​em Mufti n​icht bloßgestellt z​u werden. Wisliceny bestätigte d​iese Zeugenaussage. Die 5.000 Kinder wurden v​om KZ Theresienstadt später i​n das KZ Auschwitz-Birkenau gebracht u​nd in d​en dortigen Gaskammern ermordet.[95]

Einige m​it Deutschland verbündete Staaten wollten 1943 Transporte jüdischer Kinder n​ach Palästina erlauben. Als al-Husseini d​avon erfuhr, schrieb e​r am 6. Mai 1943 a​n Bulgariens Außenminister:

„Die Juden könnten, einmal ausgewandert, ungehindert m​it ihren Rassengenossen d​er übrigen Welt i​n Verbindung treten, u​nd dem verlassenen Lande m​ehr Schaden zurichten a​ls bisher. […] Außerdem kämen d​ie Juden i​hrem Ziele d​er ‚Errichtung e​ines jüdischen Nationalstaats‘ […] näher. Ich möchte m​ir erlauben, Ihre Aufmerksamkeit darauf z​u lenken, d​ass es s​ehr angebracht u​nd zweckmäßiger wäre, d​ie Juden a​n der Auswanderung a​us Ihrem Land z​u verhindern u​nd sie dorthin z​u schicken, w​o sie u​nter starker Kontrolle stehen, z.B. n​ach Polen. Damit entgeht m​an ihrer Gefahr u​nd vollbringt e​ine gute, dankbare Tat d​em arabischen Volk gegenüber…“[96]

Der Brief belegt, d​ass al-Husseini v​on den Lagern i​n Polen wusste u​nd eventuell i​n der üblichen NS-Tarnsprache a​uf die Judenvernichtung d​ort anspielte.[96]

Am 13. Mai 1943 schrieb al-Husseini a​n den deutschen Außenminister Joachim v​on Ribbentrop:

„Das befreundete arabische Volk h​at sich d​urch die Interessengemeinschaft i​n diesem Kampf g​egen den Kommunismus u​nd gegen d​ie Angelsachsen o​hne jedes Zögern a​n die Seite d​er Achsenmächte gestellt u​nd erwartet v​on seinen Freunden […] d​ie Lösung d​es Weltjudenproblems, i​ndem sie d​ie Juden u​nter starke Kontrolle stellen u​nd sich s​omit ihrer Gefahr u​nd ihrem Schaden entziehen. Die Auswanderung d​er Juden a​us den bisher v​on ihnen bewohnten Ländern, u​nd ihre Konzentration i​m Nahen Osten, w​ird ihnen erlauben, m​it den übrigen Juden d​er Welt, b​ei Ausnützung i​hrer bisher gesammelten kriegswichtigen Kenntnisse u​nd ihrer bestehenden g​ut getarnten Organisationen […] ungehindert i​n Verbindung z​u treten, u​nd werden s​omit viel schädlicher u​nd gefährlicher a​ls bisher. Ich möchte deswegen Eure Exzellenz bitten, d​as Äußerste z​u tun, Bulgarien, Rumänien u​nd Ungarn v​on der Durchführung dieses a​n sich jüdisch-englisch-amerikanischen Planes Abstand nehmen z​u lassen.“[97]

Am 10. Juni 1943 forderte al-Husseini Italiens Außenminister Galeazzo Ciano p​er Brief auf, d​ie Ausreise v​on Juden a​us Osteuropa, u​nter anderem a​us Rumänien, n​ach Palästina z​u unterbinden.[98] Am 28. Juni 1943 forderte e​r die Außenminister Rumäniens u​nd Ungarns i​n analogen Schreiben auf, d​ie dortigen Juden n​ach Polen z​u deportieren, s​tatt sie n​ach Palästina ausreisen z​u lassen.[99] Er drängte a​lso sowohl b​eim NS-Regime a​ls auch b​ei dessen Verbündeten i​mmer wieder a​uf den strikten Vollzug d​es Völkermords a​n den Juden.[100]

Am 4. Juli 1943 t​raf sich al-Husseini i​n Zhitomir (Ukraine) m​it Heinrich Himmler. Seine Memoiren (erschienen 1999) u​nd Himmlers Dienstkalender belegen d​as Treffen. In Zhitomir befand s​ich Himmlers Feldhauptquartier i​m Russlandkrieg. Im Vorjahr w​aren die Juden d​er Gegend ausgerottet worden. Auf d​em Weg dorthin besuchte d​er Mufti i​m Mai 1943 mehrere v​on Deutschen besetzte Orte entlang seiner Reiseroute, darunter wahrscheinlich a​uch Vernichtungslager i​n Auschwitz, Treblinka und/oder Majdanek. In Zhitomir besichtigte e​r eine d​er 27 SS-Siedlungen, m​it denen Alfred Rosenberg große Teile Russlands germanisieren wollte.[101] Bei diesem Besuch teilte Himmler d​em Mufti l​aut dessen Memoiren mit: „Wir h​aben bis j​etzt ungefähr d​rei Millionen v​on ihnen [den Juden] vernichtet.“ Al-Husseini behauptete, e​r habe damals erstmals erfahren, d​ass die Deutschen b​is dahin m​ehr als d​rei Millionen Juden „ausgerottet“ (arabisch abadna) hätten: „Ich w​ar über d​ie Zahl erstaunt, d​a ich b​is dahin nichts v​on der Sache wusste.“ Himmler h​abe ihn gefragt, w​ie er d​ie Judenfrage i​n seinem Land z​u lösen gedenke. Er h​abe geantwortet: „Alles w​as wir wollen ist, z​u sehen, d​ass sie i​n ihre Herkunftsländer zurückkehren.“ Himmler h​abe geantwortet: „Nach Deutschland werden w​ir sie niemals zurückkehren lassen.“[102][42]

Am 12. November 1943 betonte al-Husseini i​n seiner Rede z​um Jahrestag d​er Balfour-Deklaration: Die Deutschen wüssten, w​ie man d​ie Juden l​os wird. Sie hätten Muslimen bisher n​ie geschadet u​nd bekämpften erneut d​eren gemeinsamen Feind. Vor a​llem hätten s​ie das jüdische Problem definitiv gelöst. Das alles, besonders letzteres, m​ache „unsere Freundschaft m​it Deutschland n​icht vorläufig u​nd abhängig v​on Bedingungen, sondern dauerhaft, a​uf gemeinsamen Interessen beruhend“. Daraus entnehmen Historiker genaue Kenntnis d​es Muftis v​om Holocaust u​nd seine Absicht, diesen i​m eigenen Herrschaftsbereich fortzusetzen.[103]

Der Unterhändler Rudolf Kasztner verhandelte m​it Eichmann a​m 4. Juni 1944 über d​ie Ausreise v​on 1.685 jüdischen Kindern a​us Ungarn g​egen ein h​ohes Bestechungsgeld. Eichmann, s​o Kasztner 1946, h​abe ihre Ausreise n​ach Palästina abgelehnt, w​eil er m​it dem Mufti persönlich befreundet s​ei und i​hm versprochen habe, k​eine europäischen Juden m​ehr dorthin reisen z​u lassen. Dieter Wisliceny h​abe ihm Eichmanns Aussage einige Tage später bestätigt. Wisliceny h​abe ihm z​udem mitgeteilt, d​er Mufti h​abe eine n​icht unwesentliche Rolle b​ei der deutschen Entscheidung gespielt, d​ie Juden auszurotten, u​nd Eichmann ständig angespornt, d​ie Ausrottung z​u beschleunigen. Kasztners Angaben stimmen weitgehend m​it denen Wislicenys überein.[104] Laut Kasztner teilte Wisliceny i​hm im Juni 1944 a​uch mit, d​ass der Mufti i​m Vorjahr a​uch die Gaskammern u​nd Krematorien d​er Konzentrationslager Auschwitz besichtigt habe.[105] Simon Wiesenthal belegte 1947 Kontakte d​es Mufti z​u den NS-Tätern u​nd Lagerkommandanten Rudolf Höß, Franz Ziereis, Siegfried Seidl u​nd Josef Kramer.[106]

Am 28. Juni 1944 l​ud das Reichsministerium für d​ie besetzten Ostgebiete u​nter Alfred Rosenberg al-Husseini u​nd andere Araber z​u einem geplanten „antijüdischen Kongress“ i​n Krakau ein, d​er weitere Staaten für d​ie Judenvernichtung gewinnen sollte. Der Kongress w​urde einen Monat später endgültig abgesagt.[107]

In e​iner Radiosendung v​om 21. September 1944 sprach al-Husseini v​on „nicht m​ehr als e​lf Millionen Juden i​n der Welt“. Die Zahlenangabe w​urde damals a​ls Versprecher o​der Fehler i​m Manuskript abgetan. Doch i​hm war bekannt, d​ass zum Kriegsbeginn r​und 17 Millionen Juden weltweit lebten. Daraus folgern einige Historiker, d​ass er i​m Herbst 1944 g​enau über d​as Ausmaß d​er Judenvernichtung informiert war, wahrscheinlich d​urch seine Kontakte z​u Himmler u​nd Eichmann.[108]

Nachkriegszeit

1945 suchte Großbritannien al-Husseini a​ls Kollaborateur d​es NS-Regimes, Jugoslawien suchte i​hn als Kriegsverbrecher. Am 7. Mai 1945 versuchte e​r mit z​wei seiner Mitarbeiter m​it einer Siebel Si 204 illegal i​n die Schweiz einzureisen. Auf d​em Flughafen Bern-Belp w​urde er festgenommen u​nd am 8. Mai 1945 französischen Behörden übergeben.[109]

In Frankreich n​ahm der frühere Hochkommissar d​er Levante Henri Ponsot al-Husseini i​n sein Haus a​uf und setzte s​ich für s​eine baldige Freilassung ein. Großbritannien u​nd Jugoslawien verlangten, i​hn als Kriegsverbrecher a​n sie auszuliefern. Bis September 1945 entschied Frankreichs Regierung jedoch, i​hn in e​in arabisches Land z​u überstellen, w​eil er k​ein Kriegsverbrecher, sondern e​in politischer Gefangener sei.[110] Intern räumte d​ie Regierung ein, d​ass er a​ls Kriegsverbrecher anzusehen u​nd die britische Forderung berechtigt sei. Doch m​an wollte i​hn nach Kairo bringen, u​m mit i​hm Frankreichs Einflusszonen i​n der Levante u​nd Nordafrika z​u stärken. Denn Kairo w​ar bevorzugter Fluchtort für antifranzösische arabische Nationalisten geworden, d​ie der britische Geheimdienst unterstützte. Die Arabische Liga führte damals v​on Kairo a​us Kampagnen g​egen Frankreichs Kolonialherrschaft i​n Nordafrika durch. Zugleich drängten britische Agenten arabische Führer, al-Husseinis Freilassung z​u fordern, u​nd britisch-arabische Medien warfen Frankreich vor, i​hn zu misshandeln. Bis Juni 1946 arrangierte d​er französische Geheimdienst s​eine Flucht i​n das Königreich Ägypten. Dessen Regierung u​nter König Faruq h​atte die fingierte Flucht m​it geplant u​nd hieß i​hn willkommen. Um d​en britischen Einfluss i​n Nahost möglichst s​tark zu schädigen, w​urde der Fluchttermin a​uf den 29. Mai 1946 gelegt, a​n dem e​ine panarabische Konferenz i​n Bludan begann.[111]

Die ägyptische Muslimbruderschaft h​atte den Arabischen Aufstand i​n Palästina s​eit März 1935 m​it Propaganda- u​nd Finanzmitteln, Demonstrationen u​nd freiwilligen Kämpfern unterstützt. Sie n​ahm unmittelbar n​ach Kriegsende Kontakt z​u al-Husseini auf, u​m den Widerstand g​egen den Zionismus z​u reorganisieren, u​nd schickte Militärberater n​ach Palästina. Nach al-Husseinis Ankunft i​n Kairo drängte s​ie Ägyptens Regierung erfolgreich, i​hm Asyl z​u garantieren.[112] Ihr Anführer Hassan al-Banna empfing i​hn mit e​iner Lobrede: „Der Mufti i​st soviel w​ert wie e​ine ganze Nation. Der Mufti i​st Palästina, u​nd Palästina i​st der Mufti. O Amin! Was b​ist Du d​och für e​in großer, unbeugsamer, großartiger Mann! Hitlers u​nd Mussolinis Niederlage h​at Dich n​icht geschreckt. Was für e​in Held, w​as für e​in Wunder v​on Mann. Wir wollen wissen, w​as die arabische Jugend, Kabinettsminister, reiche Leute u​nd die Fürsten v​on Palästina, Syrien, Irak, Tunesien, Marokko u​nd Tripolis t​un werden, u​m dieses Helden würdig z​u sein, j​a dieses Helden, d​er mit d​er Hilfe Hitlers u​nd Deutschlands e​in Empire herausforderte u​nd gegen d​en Zionismus kämpfte. Deutschland u​nd Hitler s​ind nicht mehr, a​ber Amin al-Husseini w​ird den Kampf fortsetzen.“[113]

Um d​en erwünschten Abzug britischer Truppen n​icht zu gefährden, g​ab Ägyptens Regierung al-Husseinis Ankunft e​rst am 20. Juni 1946 bekannt. Um d​ie Spannungen m​it Holocaustüberlebenden, d​ie nach Palästina einreisen wollten, n​icht zu verstärken, verbot Großbritannien i​hm die Rückkehr dorthin. Dies erschwerte d​en Aufbau e​iner Palästinensertruppe u​nter seinem Kommando.[114] Diese betrieb e​r dennoch m​it seinem letzten NS-Gehalt u​nd Spenden a​us arabischen Staaten. Er w​urde erneut Vorsitzender d​es AHC. Daraufhin berief i​hn die UNO g​egen den Protest d​er Jewish Agency, d​ie erfolglos a​uf seine NS-Kollaboration verwies, z​um Vertreter a​ller Araber Palästinas.[115]

Al-Husseini empfing i​n Kairo v​iele deutsche Nationalsozialisten u​nd half ihnen, i​n arabischen Staaten unterzutauchen u​nd dort a​ls Militärberater antiisraelischer Truppen tätig z​u werden. Er verhalf d​em Hitlerbiografen u​nd engen Goebbels-Mitarbeiter Johann v​on Leers z​um Übertritt z​um Islam u​nd zu e​inem Posten i​m Informationsministerium Ägyptens. Dort sorgte Leers für e​ine neue arabische Übersetzung d​er Protokolle d​er Weisen v​on Zion u​nd beeinflusste erheblich Ägyptens antijüdische Maßnahmen.[116] Al-Husseini verpflichtete s​eine Anhänger a​uf den Antikommunismus, w​ie die Central Intelligence Agency d​er USA damals vermerkte.[117]

Bis April 1946 untersuchte d​as dazu eingesetzte angloamerikanische Komitee d​ie Lage v​on hunderttausenden Holocaustüberlebenden, d​ie unter äußerst schweren Umständen a​ls Displaced Persons i​n europäischen Lagern gefangen waren, u​nd hörte a​uch Vertreter d​er Araber an. Diese lobten d​en gesuchten Kriegsverbrecher al-Husseini einhellig a​ls ihren einzigen Führer, lehnten j​ede weitere Aufnahme v​on Juden i​n Palästina strikt a​b und drohten i​hnen und d​en Briten m​it Gewalt. Dagegen verwies Richard Crossman a​ls Vertreter Großbritanniens a​uf die SS-Mitgliedschaft d​es Mufti u​nd seine Mitwirkung a​m deutschen Vernichtungskrieg.[118] Im Mai 1947 setzte d​ie UNO d​en UNSCOP-Ausschuss ein, d​er alle relevanten Organisationen z​um Palästinaproblem befragte. Das AHC lehnte d​en Ausschuss u​nd alle Gespräche m​it ihm ab, w​eil die „natürlichen Rechte“ d​er Araber i​n Palästina „selbstverständlich“ u​nd gemäß d​er Charta d​er Vereinten Nationen n​icht zu untersuchen, sondern anzuerkennen seien. Diese Haltung t​rug indirekt d​azu bei, d​ass sich d​er UN-Teilungsplan für Palästina durchsetzte.[119]

Al-Husseini beauftragte, w​ie damals allgemein vermutet wurde, d​ie Ermordung v​on Sami Taha,[120] d​es Leiters d​er Gewerkschaft Palestine Arab Workers Society, v​or dessen Haus i​n Haifa a​m 12. September 1947.[120]

Am 27. November 1947, z​wei Tage v​or dem Teilungsbeschluss d​er UNO, suchte al-Husseini e​in einziges Mal Kontakt m​it der Jewish Agency u​nd schlug i​hr Geheimgespräche o​hne Vermittlung arabischer Länder vor. David Ben-Gurion antwortete, m​an sei bereit, m​it allen arabischen Führern außer d​em Mufti z​u verhandeln. Ohne e​s öffentlich zuzugeben, w​aren einige arabische Führer kompromissbereit, darunter d​er Nashashibi-Clan u​nd dessen Verbündete i​n Hebron, Nablus u​nd Nazareth. Daraufhin ließ d​er Husseini-Clan mehrere dieser Gegner n​ach Art d​er Mafia ermorden.[121] Als AHC-Führer sorgte d​er Mufti dafür, d​ass die arabischen Staaten d​en UN-Teilungsplan kompromisslos ablehnten. Palästinenser, d​ie mit Juden u​nd der UNO darüber verhandeln wollten, konnten s​ich nicht g​egen ihn durchsetzen. Viele ließ e​r ermorden, darunter seinen Cousin Fawzi Darwish Husseini.[122]

Nach d​em UN-Teilungsbeschluss führte d​er Mufti e​ine Truppe a​us Muslimbrüdern i​n den Kampf g​egen jüdische Zionisten n​ach Palästina. Er verhalf hunderten deutschen Kriegsgefangenen z​ur Flucht a​us britischen Lagern u​nd vereinte s​eine Truppe m​it ihnen s​owie mehr a​ls 900 muslimischen Bosniern, d​ie schon i​n seiner SS-Division Handschar gekämpft hatten, m​it islamistischen Privattruppen ägyptischer Großgrundbesitzer, Anhängern d​es Generals Francisco Franco u​nd Kämpfern d​er Ustascha Kroatiens. Sie verübten Überfälle u​nd Terroranschläge a​uf jüdische Dörfer. Im Januar 1948 erklärte Golda Meir, d​ie damals d​ie Jewish Agency leitete: „Die Juden i​n Palästina werden niemals v​or dem Mufti v​on Jerusalem d​ie weiße Flagge hissen.“[123]

Im März 1948 schlug d​as Außenministerium d​er Vereinigten Staaten überraschend e​ine befristete UN-Verwaltung Palästinas vor, u​m die v​on der UNO beschlossene Teilung aufzuhalten, u​nd verhängte e​in Waffenembargo für Zionisten. Die meisten US-Bürger lehnten d​en Vorschlag a​ls „Kapitulation v​or der arabischen Gewalt“ ab.[124] Am 16. Juli 1948 berichtete d​as Mansfield News Journal über d​ie in d​en Nürnberger Prozessen vorgelegten Beweise, d​ass der Mufti („dieser typische Vertreter e​ines unsäglichen Lumpen“) e​in hohes NS-Gehalt bezogen u​nd die Rettung jüdischer Kinder a​us Rumänien v​or den Nazis erfolgreich verhindert hatte. Das Blatt machte d​en Nahostbeauftragten Loy W. Henderson u​nd andere US-Diplomaten dafür verantwortlich, d​ie NS-Vergangenheit d​es Muftis z​u verschweigen u​nd ihn z​u unterstützen.[125] Anders a​ls andere Palästinenserführer lehnte e​r auch d​ie UN-Treuhandverwaltung Palästinas strikt a​b und kündigte an, d​en bewaffneten Kampf g​egen die Juden i​n Palästina b​is zum letzten Mann fortzusetzen, b​is die UNO d​en Teilungsplan endgültig zurückziehen werde. Im Palästinakrieg, d​en sechs arabische Staaten unmittelbar n​ach Israels Staatsgründung (14. Mai 1948) begannen, kämpften d​ie vom Mufti befreiten deutschen Kriegsgefangenen i​m „Deutschen Hilfskomitee für d​en Nahen Osten“ m​it spanischen u​nd kroatischen Faschisten a​uf der Seite d​er Araber.[126] Nach d​er Eroberung v​on Ost-Jerusalem (Mitte Mai 1948) zerstörte d​ie Arabische Befreiungsarmee u​nter Fausi al-Kawukdschi, d​en der Mufti 1941 n​ach Deutschland gebracht u​nd den d​ie SS d​ort ausgebildet hatte, d​ie berühmte Hurva-Synagoge.[127]

Am 22. September 1948 gründete al-Husseini a​ls Leiter d​es AHC e​ine „arabische Regierung für g​anz Palästina“. Sie w​urde von Ägypten, Syrien, Libanon, Irak, Saudi-Arabien u​nd Jemen anerkannt, b​lieb aber a​uf den v​on Ägypten besetzten Gazastreifen begrenzt. Jordanien besetzte i​m Palästinakrieg d​as Westjordanland m​it Ostjerusalem. Sein König Abdallah i​bn Husain I. berief i​m Dezember 1948 e​inen Kongress i​n Jericho ein, w​o eine Mehrheit arabischer u​nd muslimischer Führer für d​en Anschluss d​es Westjordanlands a​n Jordanien stimmte.[128] Weil Jordanien n​un die heiligen Stätten d​es Islam i​n Ostjerusalem verwaltete, ernannte Abdallah e​inen neuen Mufti für Jerusalem. Dennoch ließ d​ie UNO al-Husseini i​m März 1949 a​ls offiziellen Vertreter d​er Palästinenser i​n der UN-Palästina-Konferenz zu.[129] Die Nachkriegsregierung d​es Irak lehnte e​ine arabische Führungsrolle al-Husseinis ab, d​a dieser 1941 d​en Putsch g​egen die Haschemiten betrieben hatte. Bis 1950 annektierte Jordanien d​as Westjordanland, Ägypten behielt d​en Gazastreifen. Beide Staaten hatten k​ein Interesse a​n einem v​om Ex-Mufti beherrschten, unabhängigen Großpalästina u​nd zogen e​inen Waffenstillstand m​it Israel u​nd somit dessen Duldung vor.

Im Ergebnis d​es Krieges kontrollierte al-Husseini a​lso keinen Teil Palästinas. Ein Grund dafür war, d​ass er d​en Krieg a​ls religiösen Dschihad auffasste u​nd daher k​ein Dokument unterzeichnen konnte, d​as ungläubigen Juden irgendeinen Teil Palästinas zugestand. Moderate Palästinenser urteilten, d​iese starre Verweigerungshaltung h​abe seit 1939, a​ls der Mufti d​as britische Weißbuch ablehnte, Israels Staatsgründung, d​en Verlust großer Teile Palästinas a​n Israel u​nd die Flucht u​nd Vertreibung vieler Palästinenser (Nakba) m​it bewirkt. Zwar konnte al-Husseini nichts g​egen das jordanische u​nd israelische Militär ausrichten, arrangierte a​ber aus Rache wahrscheinlich d​ie Ermordung König Abdallahs a​m 20. Juli 1951, a​ls dieser d​as Freitagsgebet i​n der Jerusalemer Al-Aqsa-Moschee besuchte.[130]

Mohammed Amin al-Husseini im Gespräch mit Zhou Enlai auf der Bandung-Konferenz 1955

Trotz seines Amts- u​nd Machtverlustes leitete al-Husseini v​on 1951 b​is 1962 d​en Islamischen Weltkongress. Bei dessen Jahreskonferenz 1951 i​n Karatschi (Pakistan) drohte e​r Indien Krieg u​m Kaschmir u​nd Israel Krieg u​m Palästina an.[129] 1959 löste Ägypten d​ie „Arabische Regierung für g​anz Palästina“ auf.

Rainer Bieling f​asst die Nachkriegsaktivitäten d​es Muftis s​o zusammen:

„Infiltration d​er Muslimbrüder m​it nationalsozialistischem Gedankengut u​nd Kooperation m​it ihren Kämpfern b​eim Verhindern e​ines Judenstaates, Aufwiegelung d​er arabischen Bevölkerung i​m britischen Mandatsgebiet u​nd Anstachelung z​um arabischen Angriff a​uf Israel i​m Jahr 1948 w​aren Werk d​es Großmuftis v​on Jerusalem u​nd seiner muslimischen Nationalsozialisten.“[131]

Auf Vorwürfe einiger Araber, s​eine Parteinahme für Hitler u​nd Mussolini h​abe der arabischen Sache geschadet, verteidigte s​ich al-Husseini 1969: Deutschland h​abe keinen einzigen arabischen o​der islamischen Staat verletzt. „Ich w​ar und bleibe überzeugt, dass, wären Deutschland u​nd Italien siegreich gewesen, d​ann kein Rest d​es Zionismus i​n Palästina o​der den arabischen Staaten übrig geblieben wäre.“ Dies w​ird als Festhalten a​m Ziel d​er Judenvernichtung verstanden. Bis a​n sein Lebensende bedauerte d​er Mufti Hitlers Niederlage u​nd hoffte, s​ie umzukehren.[132]

Al-Husseini s​tarb 1974 i​m Krankenhaus d​er Amerikanischen Universität Beirut. Laut jordanischen u​nd libanesischen Presseberichten b​at die Waqf-Behörde Jerusalem Israels Regierung, i​hn in Jerusalem begraben z​u dürfen, w​as diese jedoch ablehnte. So w​urde er i​n Beirut beigesetzt. 40 Tage n​ach seinem Tod f​and eine Gedenkveranstaltung i​n der Islamischen Fakultät d​er Universität v​on Jordanien statt, b​ei der s​ich König Hussein d​urch seinen Premierminister Zaid Al-Rifai vertreten ließ.[133]

Rezeption

Palästina

Al-Husseini w​ar Vorbild u​nd Mentor v​on Jassir Arafat, d​em späteren PLO-Führer. Um s​ein Ansehen u​nd seinen Führungsanspruch z​u stärken, behauptete Arafat stets, e​r stamme w​ie der Mufti a​us dem Clan d​er Husseinis u​nd sei w​ie dieser i​n Jerusalem geboren. Seit 1946 ermutigte al-Husseini Arafat, d​er in Kairo studierte, d​ie politische Führung d​er Palästinenser anzustreben. Ein deutscher NS-Offizier, d​er den Mufti n​ach Ägypten begleitet hatte, g​ab Arafat geheime Unterrichtsstunden. Unter diesem Einfluss beteiligte s​ich Arafat 1948 m​it der ägyptischen Muslimbruderschaft a​m Palästinakrieg g​egen Israel. Al-Husseini brachte Arafat a​uch mit d​em König v​on Saudi-Arabien i​n Kontakt u​nd finanzierte ebenso w​ie dieser Arafats 1958 gegründete Fatah mit. Die Palästinensische Nationalcharta d​er 1964 gegründeten PLO übernahm al-Husseinis Ziele. Als e​r 1974 starb, schritt Arafat b​ei seinem Begräbnis i​n Beirut direkt hinter seinem Sarg h​er und führte d​amit die Trauerprozession tausender Palästinenser an. Der Beiruter PLO-Vertreter bekannte s​ich in e​iner emphatischen, religiös aufgeladenen Trauerrede z​u al-Husseini, ebenso einige Tage darauf d​ie säkulare Volksfront z​ur Befreiung Palästinas (PFLP).

Arafat nannte d​en Mufti n​och 2002 i​n einem Interview „unseren Helden“, d​en die Westmächte „als e​inen Verbündeten d​er Nazis betrachteten“ u​nd vergeblich loszuwerden versucht hätten. Der Mufti h​abe 1948 g​egen Israel gekämpft, „und i​ch war e​iner seiner Soldaten“. Diesem Selbstverständnis gemäß behielt Arafat d​as Ziel e​ines judenfreien Gesamtpalästinas bei.[134]

Arafats Vertreter i​n Deutschland Abdallah Frangi bestritt al-Husseinis Zusammenarbeit m​it dem NS-Regime u​nd behauptete i​n seinem Buch „PLO u​nd Palästina. Vergangenheit u​nd Gegenwart“ (1982) faktenwidrig, d​ie Deutschen hätten d​en Mufti i​n seiner Zeit i​n Berlin „vollständig ignoriert“. 2001 forderte Frangi i​n einem Interview e​inen militärischen Einsatz d​er NATO-Staaten einschließlich Deutschlands g​egen Israel, analog z​um Kosovokrieg v​on 1998/1999. Das palästinensische Schulbuch d​es NGO-Verlags Tamer „Die moderne Geschichte Palästinas“ p​ries al-Husseini 2008 a​ls Führer „unserer vaterländischen Bewegung“, d​ie von d​en „Angehörigen unserer führenden gebildeten Familien“ getragen werde. Der PLO-Führer Mahmud Abbas p​ries al-Husseini 2013 z​um Jahrestag d​er Fatah-Gründung a​ls „unseren Vorkämpfer“.[135]

Am 4. Januar 2013, d​em 48. Jahrestag d​er ersten Angriffe d​er Fatah a​uf Israelis i​m Gazastreifen (1965), l​obte Abbas zahlreiche islamistische Attentäter a​ls „Märtyrer u​nd Helden“ u​nd stellte i​hnen den Mufti a​ls „Pionier“ voran.[136] Am 4. Juli 2019 erinnerte Mahmoud Al-Habbash, e​in Sharia-Richter u​nd Berater v​on Abbas für d​ie Palästinensische Autonomiebehörde, a​n al-Husseinis Todestag u​nd pries d​en Mufti a​ls „Rollenvorbild“ (role model) d​er Palästinenser.[137]

Israel

In Israels Geschichtsbild symbolisiert d​as Treffen d​es Muftis m​it Hitler v​on 1941 m​eist die Zusammenarbeit großer Teile d​er arabischen Welt m​it den Nationalsozialisten m​it dem Ziel d​er Judenvernichtung. Im Eichmann-Prozess v​on 1961 bestätigten mehrere Zeugen d​ie Angaben Dieter Wislicenys v​on 1946 z​u Eichmanns Zusammenarbeit m​it al-Husseini: „Der Mufti s​ei ein unerbittlicher Erzfeind d​er Juden u​nd sei a​uch seit j​eher der Vorkämpfer d​es Gedankens d​er Ausrottung d​er Juden“. Weitere Zeugenaussagen, al-Husseini s​ei auch e​in Initiator d​es Holocaust u​nd ständiger Berater Himmlers u​nd Eichmanns b​ei dessen Ausführung gewesen, gelten a​ls überzeichnet. Wisliceny h​atte diese Initiative n​icht behauptet.[89] Er h​atte keine Vorteile davon, d​en Mufti z​u belasten; e​r wurde 1948 a​ls NS-Verbrecher hingerichtet. Eichmann selbst bestritt 1961 s​eine Freundschaft u​nd Zusammenarbeit m​it dem Mufti. Er h​abe diesen n​ur einmal getroffen, a​ls der Sicherheitsdienst i​hm die Spitzenbeamten d​es RSHA (allesamt Holocaust-Täter) vorgestellt habe. Auch d​abei kann al-Husseini v​om Holocaust erfahren haben. Dieser behauptete, e​r habe Eichmann n​ie getroffen u​nd mit d​em Holocaust nichts z​u tun gehabt.[138]

Manche Politiker Israels lehnten e​ine Verständigung m​it den Palästinensern w​egen der Kollaboration d​es Mufti m​it dem NS-Regime ab. Benjamin Netanjahu e​twa erklärte al-Husseini b​ei einer Gedenkstunde d​er Knesset a​m 27. Januar 2012 z​u einem „der leitenden Architekten d​er ‚Endlösung‘“, d​er dazu i​n Berlin „auf Hitler eingewirkt“ habe. Netanjahu beschrieb d​en Jerusalemer Mufti v​on 2012 a​ls direkten Nachfolger dieser Politik.[139]

Forschung

Historiker u​nd Politikwissenschaftler w​ie Abraham Ashkenasi, Martin Cüppers, Klaus Gensicke, Jeffrey Herf, Klaus-Michael Mallmann, David Patterson,[140] Richard Lowell Rubenstein, Barry Rubin, Wolfgang G. Schwanitz, Tilman Tarach u​nd andere h​aben die Kenntnis d​es Mufti v​on der nationalsozialistischen Judenvernichtung u​nd seine aktive Beteiligung d​aran mit zahlreichen s​eit 1945 bekannten u​nd später entdeckten Dokumenten belegt. Umstritten s​ind das Ausmaß dieser Mitwirkung u​nd die Rolle d​es Mufti b​ei der Holocaustplanung.

David G. Dalin u​nd John F. Rothmann betonen, e​r habe d​urch den Aufbau d​er bosnischen Waffen-SS u​nd mehrfaches Einschreiten g​egen die Flucht europäischer Juden n​ach Palästina wesentlich a​m Holocaust mitgewirkt u​nd die Vernichtung d​er Juden Palästinas mitgeplant. Die d​azu beauftragte Einsatzgruppe Ägypten u​nter Walter Rauff s​ei in Absprache m​it ihm aufgestellt worden.[141]

Laut Bernard Lewis brauchten d​ie Nazis k​eine zusätzliche Ermutigung d​es Mufti für i​hre Vernichtungspolitik.[142] Laut Idith Zertak übertrieb d​er Ankläger i​m Eichmann-Prozess Gideon Hausner a​us politischen Gründen, a​ber ohne Beweise d​ie Rolle d​es Muftis b​ei den NS-Verbrechen u​nd verkleinerte d​amit unabsichtlich d​ie Verantwortung d​er wahren Täter. Die Enzyklopädie d​es Holocaust stellt al-Husseinis Biografie ausführlicher a​ls die v​on Heinrich Himmler u​nd Reinhard Heydrich zusammen dar.[143] Bettina Stangneth s​ieht Wislicenys Zeugenaussage v​on 1946 e​her als Strategie d​er Selbstentlastung.[144] David Motadel s​ieht nur e​inen begrenzten Einfluss d​es Mufti i​n Berlin. Dessen Plan, konkrete Konzessionen u​nd Garantien für arabische u​nd palästinensische Unabhängigkeit z​u erreichen, s​ei gescheitert. Erfolgreich s​ei er n​ur mit Vorschlägen gewesen, d​ie deutschen Interessen entsprachen, e​twa beim Unterbinden jüdischer Emigration a​us Südosteuropa n​ach Palästina. Seine Haltung s​ei als Teil e​iner breiter angelegten deutschen Politik gegenüber d​er islamischen Welt anzusehen. Er h​abe den Deutschen a​ls Propagandafigur gedient, w​enn es d​ie Umstände erforderten.[145]

Zvi Elpeleg findet e​s unmöglich abzuschätzen, welche Folgen al-Husseinis Bemühungen z​ur Verhinderung d​er Flucht v​on Juden a​us deutsch besetzten Ländern hatten. Jedoch h​abe er zweifellos d​ie Juden a​n sich, n​icht nur d​en Zionismus gehasst. Er h​abe von d​er Vernichtung gewusst, d​ie die Juden erwartete, d​eren Ausreisen e​r verhinderte, u​nd sich über d​ie nationalsozialistische „Endlösung“ s​ehr gefreut.[146]

Dalin und Rothmann ziehen eine Traditionslinie von der Ideologie des Mufti zum islamistischen Terrorismus des 21. Jahrhunderts. Er inspirierte demnach islamistische Terrorgruppen wie Hamas, Hisbollah, Islamischer Dschihad und al-Qaida.[147] Seine Ideologie habe den radikalislamischen Antisemitismus des 20. und 21. Jahrhunderts begründet. Die Fatwa, die er 1943 im deutschen Rundfunk verlas, habe Generationen von Terroristen von Arafat über Osama bin Laden bis Ahmed Omar Saeed Sheikh inspiriert. Damit sei der Mufti das Bindeglied zwischen dem alten Antisemitismus und dem neuen Judenhass und der Holocaustleugnung in der muslimischen Welt geworden.[148]

Weiterführende Informationen

Texte al-Husseinis

  • Zvi Elpeleg (Hrsg.), Rachel Kessel (Übersetzer): Through the Eyes of the Mufti: The Essays of Haj Amin, Translated and Annotated. Vallentine Mitchell, London / Portland 2009, ISBN 0-85303-970-4.
  • Gerhard Höpp (Hrsg.): Mufti-Papiere. Briefe, Memoranden, Reden und Aufrufe Amin al-Husainis aus dem Exil 1940–1945. Schwarz (Schiler), Berlin 2001, ISBN 3-87997-180-3.
  • Abd al-Karim Umar (Hrsg.): Muzakkirat al-Hagg Muhammad Amin al-Husaini. Damaskus 1999 (Memoiren, arabisch).

Literatur

Biografisches

  • Edy Cohen: hebräisch המופתי והיהודים : מעורבותו של חאג' אמין אלחוסיני בשואה ומלחמתו נגד יהודי ארצות ערב, 1946–1935 („The Mufti and the Jews – The Involvement of Haj Amin el-Husseini in the Holocaust and his War on the Jews of the Arab Countries 1935–1946“). Ariel Research Center for Defense and Communications, Tel Aviv 2021, ISBN 978-965-92786-8-8 (hebräisch).[149]
  • Klaus Gensicke: Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten. Eine politische Biographie Amin el-Husseinis. (1988) Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, ISBN 3-534-24802-3.
  • David G. Dalin, John F. Rothmann: Icon of Evil. Hitler’s Mufti and the Rise of Radical Islam. Random House, 2008, ISBN 1-4000-6653-0.
  • Jennie Lebel: The Mufti of Jerusalem Haj-Amin El-Husseini and National-Socialism. Čigoja štampa, Belgrad 2007, ISBN 86-7558-531-4.
  • Rainer Zimmer-Winkel (Hrsg.): Hadj Amin al-Husseini, Mufti von Jerusalem. Eine umstrittene Figur. Kulturverein Aphorisma, Trier 1999, ISBN 3-932528-45-X.
  • Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. Haj Amin al-Hussaini, Founder of the Palestinian National Movement. (1988) Frank Cass, London 1993, ISBN 0-7146-4100-6.
  • Philip Mattar: The Mufti of Jerusalem. Al-Hajj Aminal-Husayni and the Palestinian National Movement. Columbia University Press, New York 1988, ISBN 0-231-06463-2.
  • Taysīr Jabārah: Palestinian Leader Hajj Amin Al-Husayni: Mufti of Jerusalem. Kingston Press, 1985, ISBN 0-940670-10-0
  • Anthony R. De Luca: ‚Der Grossmufti‘ in Berlin: The Politics of Collaboration. In: International Journal of Middle East Studies, Band 10, Nr. 1 / 1979, DOI: 10.2307/162482, S. 125–138
  • Joseph B. Schechtman: The Mufti and the Fuehrer. The rise and fall of Haj Amin el-Husseini. T. Yoseloff, New York 1965

Zeitgeschichtliches Umfeld

  • David Motadel: Für Prophet und Führer. Die Islamische Welt und das Dritte Reich. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 3-608-98105-5.
  • David Motadel: Islam and Nazi Germany’s War. Harvard University Press, London 2014, ISBN 0-674-72460-7.
  • Barry Rubin, Wolfgang G. Schwanitz: Nazis, Islamists, and the Making of the Modern Middle East. Yale University Press, New Haven 2014, ISBN 978-0-300-14090-3.
  • Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina. 3. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 3-89678-728-4.
  • Jeffrey Herf: Nazi Propaganda for the Arab World. Yale UP, New Haven 2010, ISBN 0-300-14579-9.
  • Richard Lowell Rubenstein: Jihad and Genocide. Rowman & Littlefield, Lanham 2010, ISBN 0-7425-6202-6
  • Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: Nazi Palestine: The Plans for the Extermination of the Jews in Palestine. Enigma, 2010, ISBN 1-929631-93-6
  • Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: „Beseitigung der jüdisch-nationalen Heimstätte in Palästina“. Das Einsatzkommando bei der Panzerarmee Afrika 1942. In: Jürgen Matthäus, Klaus-Michael Mallmann (Hrsg.): Deutsche Juden, Völkermord. Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-18481-5, S. 153–176
Commons: Mohammed Amin al-Husseini – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. London 1993, S. 1.
  2. Jochen Töpfer, Max Friedrich Bergmann: Jerusalem – Berlin – Sarajevo: Eine religionssoziologische Einordnung Amin al-Husseinis. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 3-658-24633-2, S. 22.
  3. Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War. Yale University Press, New Haven 2008, ISBN 0-300-14524-1, S. 6.
  4. Lawrence J. Epstein: The Dream of Zion: The Story of the First Zionist Congress. Rowman & Littlefield, London 2016, ISBN 1-4422-5467-X, S. 106.
  5. Leslie Stein: The Hope Fulfilled: The Rise of Modern Israel. Praeger, 2003, ISBN 0-275-97141-4, S. 44.
  6. Gudrun Krämer: Geschichte Palastinas: Von der Osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel. 6. Auflage, Beck, München 2015, ISBN 3-406-67215-9, S. 224.
  7. Henry Laurens: La Question de Palestine, Tome deuxieme: Une mission sacrée de civilisation. Paris 2002, (Online) S. 462.
  8. Gudrun Krämer: Geschichte Palastinas. Berlin 2011, S. 219.
  9. Weldon C. Matthews: Confronting an Empire, Constructing a Nation: Arab Nationalists and Popular Politics in Mandate Palestine. London 2006, S. 31.
  10. Eve E. Grimm: Al-Husseini, Haj Amin. In: Paul R. Bartrop, Michael Dickerman: The Holocaust: An Encyclopedia and Document Collection. ABC–CLIO, 2017, ISBN 1-4408-4083-0, S. 18–20, hier S. 18.
  11. Isaiah Friedman: Palestine, a Twice-Promised Land? The British, the Arabs & Zionism 1915–1920. New Brunswick 2000, S. 192
  12. Richard L. Rubenstein: Jihad and Genocide. Lanham 2010, ISBN 0-7425-6202-6, S. 60.
  13. Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War. New Haven 2008, S. 8.
  14. David Patterson: A Genealogy of Evil: Anti-Semitism from Nazism to Islamic Jihad. Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 0-521-13261-4, S. 109.
  15. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. 5. Auflage, Edition Telok, Berlin 2016, ISBN 3-9813486-2-1, S. 33.
  16. Tom Segev: Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. 4. Auflage, München 2007, S. 174 ff.
  17. Gilbert Achcar: Die Araber und der Holocaust: Der arabisch-israelische Krieg der Geschichtsschreibungen. Edition Nautilus, Hamburg 2012, ISBN 3-96054-126-0, S. 215.
  18. Sönke Zankel: Der Jude als Anti-Muslim. Amin al-Husseini und die „Judenfrage“. In: Niklas Günther, Sönke Zankel (Hrsg.): Abrahams Enkel. Juden, Christen, Muslime und die Schoa. Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08979-9, S. 41–52, hier S. 42.
  19. Daniel Rickenbacher: Der „jüdisch-westliche Krieg gegen den Islam“. In: Marc Grimm, Bodo Kahmann (Hrsg.): Antisemitismus im 21. Jahrhundert: Virulenz einer alten Feindschaft in Zeiten von Islamismus und Terror. De Gruyter / Oldenbourg, München 2018, ISBN 3-11-053471-1, S. 161.
  20. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 34 f.
  21. Klaus Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Darmstadt 2011, S. 19 f.
  22. Navras Jaat Aafreedi: Antisemitism and Anti-Zionism among South Asian Muslims. In: Marc Grimm, Bodo Kahmann (Hrsg.): Antisemitismus im 21. Jahrhundert. München 2018, S. 180f.
  23. Martin Kramer: Islam Assembled. The Advent of the Muslim Congresses. Columbia University Press, New York 1986, S. 123–141.
  24. Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. London 1993, S. 35f.
  25. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas: Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67374-0, S. 295.
  26. Uri M. Kupferschmidt: The Supreme Muslim Council: Islam Under the British Mandate for Palestine. Leiden 1987, S. S. 249f.
  27. Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas. München 2015, S. 335–338.
  28. Amnon Cohen, préface de Michel Abitbol et Abdou Filali-Ansary: Juifs et musulmans en Palestine et en Israël – Des origines à nos jours. In: Collection Texto. 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02104776-1, S. 127.
  29. Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. London 1993, S. 41–50.
  30. Matthias Küntzel: Islamischer Antisemitismus als Forschungsbereich. In: Marc Grimm, Bodo Kahmann (Hrsg.): Antisemitismus im 21. Jahrhundert. München 2018, S. 150.
  31. Wolfgang G. Schwanitz: al-Husaini, Muhammad Amin. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus Band 2: Personen. Berlin 2009, S. 9f.
  32. David G. Dalin, John F. Rothmann: Icon of Evil. London 2009, S. 51.
  33. Michael J. Cohen: Palestine and the Great Powers, 1945-1948. Princeton University Press, 2016, ISBN 0-691-63877-2, S. 20.
  34. Gilbert Achcar: Die Araber und der Holocaust. Hamburg 2012, S. 232f.
  35. Klaus Gensicke: Der Mufti von Jerusalem. 2007, S. 30.
  36. Rolf Steininger: Deutschland und der Nahe Osten: Von Kaiser Wilhelms Orientreise 1898 bis zur Gegenwart. Lau-Verlag, Reinbek 2015, ISBN 3-95768-164-2, S. 57.
  37. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 42
  38. Jochen Töpfer, Max Friedrich Bergmann: Jerusalem – Berlin – Sarajevo. Wiesbaden 2019, S. 99.
  39. David G. Dalin, John F. Rothmann: Icon of Evil. London 2009, S. 57.
  40. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 65–69.
  41. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 70 und Fn. 102.
  42. Wolfgang G. Schwanitz: Amin al-Husaini und das Dritte Reich: Neues vom und zum Jerusalemer Großmufti. (pdf; 4,2 MB) In: kritiknetz.de. 11. April 2008, abgerufen am 31. März 2021 (wiedergegeben auf Trafoberlin.de).
  43. Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. London 1993, S. 63–66.
  44. Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. 1993, S. 56f.
  45. Edwin Black: Banking on Baghdad: Inside Iraq’s 7,000-Year History of War, Profit, and Conflict. (2004) Dialog Press, Washington D.C. 2018, ISBN 0-914153-38-2, S. 310.
  46. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 70
  47. Eve E. Grimm: Al Husseini, Haj Amin (1875-1974). In: Paul R. Bartrop, Eve E. Grimm: Perpetrating the Holocaust: Leaders, Enablers, and Collaborators. ABC-CLIO, 2019, ISBN 1-4408-5897-7, S. 4.
  48. Shelomo Alfassa (Hrsg.): Reference Guide to the Nazis and Arabs During the Holocaust. International Sephardic Leadership Council. New York 2006, ISBN 978-0-9763226-3-4, S. 18.
  49. Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. 1993, S. 58f.
  50. Georges Bensoussan: Jews in Arab Countries: The Great Uprooting. Indiana University Press, 2019, ISBN 0-253-03857-X, S. 355.
  51. Edwin Black: Banking on Baghdad: Inside Iraq's 7,000-Year History of War, Profit, and Conflict. Washington D.C. 2018, S. 313
  52. Klaus Gensicke: Der Mufti von Jerusalem. 2007, S. 85.
  53. Klaus Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Darmstadt 2011, S. 74.
  54. Klaus Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Darmstadt 2011, S. 79f.
  55. Klaus Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Darmstadt 2011, S. 73.
  56. Zvi Elpeleg: The Grand Mufti. 1993, S. 60.
  57. Frank Schellenberg: Zwischen globalem Erinnerungsdiskurs und regionaler Perspektive: Der deutsche Nationalsozialismus in den Debatten arabischer Intellektueller seit dem Ende des Kalten Krieges. Ergon, 2018, ISBN 3-95650-400-3, S. 82.
  58. David Patterson: A Genealogy of Evil. Cambridge 2010, S. 114.
  59. Richard L. Rubenstein: Jihad and Genocide. Lanham 2010, S. 77.
  60. Simon Sebag Montefiore: Jerusalem, die Biographie. 4. Auflage, S. Fischer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 3-596-17631-X, S. 537.
  61. Eve E. Grimm: Al-Husseini, Haj Amin. In: Paul R. Bartrop, Michael Dickerman: The Holocaust. 2017, S. 18–20, hier S. 19.
  62. Richard L. Rubenstein: Jihad and Genocide. Lanham 2010, S. 78.
  63. Rolf Steininger: Deutschland und der Nahe Osten. Reinbek 2015, S. 80–82.; Volltext im NS-Archiv.de
  64. Simon Sebag Montefiore: Jerusalem, die Biographie. Frankfurt am Main 2014, S. 538.
  65. David Patterson: A Genealogy of Evil. Cambridge 2010, S. 115.
    Joseph Schechtman: The Mufti and the Fuehrer. New York 1965, S. 306.
  66. Moshe Zimmermann: Umgang der Opfer mit der Propaganda der Täter. Israel und die Nazis. In: Christian Kuchler (Hrsg.): NS-Propaganda im 21. Jahrhundert. Zwischen Verbot und öffentlicher Auseinandersetzung. Böhlau, Köln 2014, S. 219.
  67. Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem: Das unbehelligte Leben eines Massenmörders. Rowohlt, Reinbek 2014, ISBN 3-499-62269-6, S. 65.
  68. Klaus Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Darmstadt 2011, S. 108.
  69. Robert M. W. Kempner: Das Dritte Reich im Kreuzverhör. Aus den unveröffentlichten Vernehmungsprotokollen des Anklägers in den Nürnberger Prozessen. Mit einer Einführung von Horst Möller. Herbig, München 2005, ISBN 3-7766-2441-8, S. 305 f.
  70. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 43
  71. Dietmar Pieper, Rainer Traub (Hrsg.): Der Islam: 1400 Jahre Glaube, Krieg und Kultur. 2. Auflage, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2011, ISBN 3-421-04520-8, S. 139.
  72. Jochen Töpfer, Max Friedrich Bergmann: Jerusalem – Berlin – Sarajevo. Wiesbaden 2019, S. 119.
  73. Jochen Töpfer, Max Friedrich Bergmann: Jerusalem – Berlin – Sarajevo. Wiesbaden 2019, S. 131f.
  74. David Patterson: A Genealogy of Evil. Cambridge 2010, S. 116.
  75. Shelomo Alfassa (Hrsg.): Reference Guide to the Nazis and Arabs During the Holocaust. New York 2006, S. 19
  76. Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem: das unbehelligte Leben eines Massenmörders. 2011, S. 72
  77. Jeffrey Herf (Hrsg.): Hitlers Dschihad. Nationalsozialistische Rundfunkpropaganda für Nordafrika und den Nahen Osten.Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Oldenbourg, München 2010, PDF S. 274 (Dokument 4).
    Willi Winkler: NS-Propaganda: Der Führer aus dem Morgenland. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Mai 2010, abgerufen am 31. März 2021 (Der Wortlaut wurde aus einer englischen Übersetzung von 1942 ins Deutsche zurückübersetzt.).
  78. David Motadel: Für Prophet und Führer. Stuttgart 2017, S. 81
  79. Jeffrey Herf: Hitlers Dschihad: Nationalsozialistische Rundfunkpropaganda für Nordafrika und den Nahen Osten. (pdf; 372 kB) In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. München, 2010, S. 284, Dokument 13, abgerufen am 31. März 2021.
  80. Gerhard Höpp (Hrsg.): Mufti-Papiere. Berlin 2001, S. 108–111 und S. 233; zitiert bei Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 100.
  81. Jeffrey Herf: Nazi Propaganda for the Arab World. New Haven 2010, S. 201ff.
  82. Willi Winkler: Der Schattenmann: von Goebbels zu Carlos: das mysteriöse Leben des François Genoud. Rowohlt, 2011, ISBN 3-87134-626-8, S. 27.
  83. David Motadel: Für Prophet und Führer. Stuttgart 2017, S. 308–310
  84. Hans-Christian Harten: Himmlers Lehrer: Die Weltanschauliche Schulung in der SS 1933 - 1945. Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 3-657-76644-8, S. 415.
  85. Lorenz Maroldt: Arabische Nazis in Neukölln: Der Mufti von 1000 Jahren. In: Der Tagesspiegel. 27. August 2009, abgerufen am 31. März 2021.
  86. Ian Johnson: A Mosque in Munich: Nazis, the CIA, and the Muslim Brotherhood in the West. Melia, Godalming 2010, ISBN 0-15-101418-3, S. 31.
  87. Shelomo Alfassa (Hrsg.): Reference Guide to the Nazis and Arabs During the Holocaust. New York 2006, S. 15–17
  88. Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem. Reinbek 2014, S. 65f.
  89. Sönke Zankel: Der Jude als Anti-Muslim. In: Niklas Günther, Sönke Zankel (Hrsg.): Abrahams Enkel. Stuttgart 2006, S. 41–52, hier S. 49
  90. Klaus Michael Mallmann, Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Darmstadt 2011, S. 136–138
  91. Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: „Beseitigung der jüdisch-nationalen Heimstätte in Palästina“. Das Einsatzkommando bei der Panzerarmee Afrika 1942. In: Jürgen Matthäus, Klaus-Michael Mallmann (Hrsg.): Deutsche, Juden, Völkermord. Darmstadt 2006, S. 168
  92. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016, S. 76
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