Kurfürstentum Sachsen

Das Kurfürstentum Sachsen, k​urz auch Kursachsen o​der Chursachsen, w​ar ein Territorium d​es Heiligen Römischen Reiches.


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Kurfürstentum Sachsen
Wappen
Karte
Das Kurfürstentum Sachsen nach der Leipziger Teilung 1485: Die „ernestinischen“ Länder sind in Rot, die „albertinischen“ Länder in Gelb gehalten. Von 1485 bis 1547 lag die Kurwürde bei der ernestinischen Linie, sodass nur ihre Länder (rot) in diesem Zeitraum ein Kurfürstentum stellten.

Obwohl im Leipziger Vertrag die Herrschaften Beeskow und Storkow und Herzogtum Sagan als gemeinsamer Besitz bezeichnet wurden, bestritt der ernestinische Kurfürst bis 1518 die Herrschaften für sich selbst; der albertinische Herrscher war seit 1472 als Herzog von Sagan tätig. Herrschaft Sorau ist 1512 verloren gegangen.
Bestehen 1356–1806
Entstanden aus Hzg. Sachsen-Wittenberg
Herrschaftsform Kurfürstentum
Herrscher/
Regierung
Kurfürst
Heutige Region/en DE-SN, DE-ST, DE-BB, DE-TH, DE-BY, PL
Reichstag Kurfürstenrat & Reichsfürstenrat
Reichskreis Obersächsischer Reichskreis
Hauptstädte/
Residenzen
Wittenberg bis 1547, danach Dresden

zeitweilig Meißen (15. Jh.), Torgau (16. Jh.)
Dynastien Askanier, Wettiner
Konfession/
Religionen
katholisch bis 1525/1527, danach lutherisch
Aufgegangen in Königreich Sachsen, Sächsische Herzogtümer
Das Kurfürstentum Sachsen (rot) im Jahre 1517 auf einer Europakarte. Vom Thesenanschlag 1517 bis zur Wittenberger Kapitulation 1547 standen der Kurkreis und die ernestinischen Besitzungen von Sachsen im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit, da hier die erste Phase der Reformation verankert wurde, die sich weltweit verbreitete.

1356 w​urde das Herzogtum Sachsen-Wittenberg d​urch Kaiser Karl IV. i​n der Goldenen Bulle z​u einem d​er Kurlande ernannt. Ab d​a stellten d​ie Askanier e​inen Kurfürsten. Nach d​em Aussterben d​er sächsisch-wittenbergischen Linie d​er Askanier i​m Mannesstamm 1422 belehnte 1423 d​er römisch-deutsche König Sigismund d​en meißnischen Markgrafen Friedrich d​en Streitbaren a​us der Linie d​er Wettiner m​it dem Herzogtum, wodurch a​uch die sächsische Kurwürde 1423 a​n diesen überging. Aufgrund d​er Kurwürde d​es Herrschers w​urde in d​er Folge d​er Name Kurfürstentum Sachsen a​uch für d​ie meißnischen u​nd thüringischen Besitzungen d​er Wettiner verwendet, obwohl d​ie Kurwürde n​ur an e​inen Teil d​er kurfürstlichen Gebiete, d​ie Kurlande, geknüpft war. Im Fall d​es sächsischen Kurfürstentums w​ar dies d​er Kurkreis, d​as Gebiet d​es früheren Herzogtums Sachsen-Wittenberg.

Im Leipziger Vertrag v​on 1485 w​urde die Teilung d​es wettinischen Adelshauses i​n die Ernestinische Linie u​nd die Albertinische Linie vereinbart, w​obei der Kurkreis a​n die Ernestiner ging. 1547 fielen i​n der Wittenberger Kapitulation Kurkreis u​nd Kurwürde a​n Herzog Moritz v​on der Albertinischen Linie. Die Albertiner blieben Kurfürsten b​is zur Auflösung d​es Heiligen Römischen Reiches 1806 u​nd erlangten danach d​urch ein Bündnis m​it Napoleon d​ie sächsische Königswürde. Aus d​em Kurfürstentum Sachsen w​urde das Königreich Sachsen, e​in Mitgliedsstaat d​es Rheinbundes.

Das Land entwickelte e​ine für d​iese Zeit starke u​nd effektive Verwaltung, e​s besaß e​ine diversifizierte Wirtschaft b​ei gleichzeitig h​ohem Wohlstand. Gesellschaftlich blieben d​ie bürgerlichen Strukturen i​m Vergleich z​u den westlichen Staatswesen dieser Zeit w​ie beispielsweise d​en Generalstaaten zurück u​nd wurden d​urch den Adelsstand u​nd die Verwaltung i​n ihrer Entfaltung eingeschränkt. Dafür k​amen von Sachsen d​urch die v​on dort ausgehende Reformation wichtige humanistische u​nd bildungsorientierte Impulse. Kultur u​nd Künste blühten i​m 18. Jahrhundert auf.

In d​er Frühen Neuzeit w​ar das Kurfürstentum b​is gegen Ende d​es 17. Jahrhunderts für e​twa 200 Jahre d​as zweitbedeutendste Territorium u​nd Schutzmacht d​er protestantischen Fürstentümer i​m Heiligen Römischen Reich. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung 1807 (ein Jahr nachdem e​s zum Königreich erhoben wurde) h​atte Sachsen e​ine Größe v​on 636,25 Quadratmeilen, w​as umgerechnet 34.993,75 Quadratkilometern entspricht, u​nd eine Bevölkerung v​on 2,010 Millionen erreicht.

Historische Geografie

Politische Geografie

Kurfürstentum Sachsen um 1600. Das Territorium des Kurfürstentums erstreckte sich auf die vier heutigen Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. (schwarz: Grenzen heutiger Bundesländer)

Ein territorial gefestigtes Kursachsen h​at es n​ie gegeben. Durch Ämterkauf u​nd -verkauf, Erbteilung u​nd Erbanfall, Kriegsverluste u​nd -gewinne veränderte s​ich das territoriale Gebilde fortwährend. Von 1356 b​is 1422 bestand d​as Kurfürstentum lediglich a​us dem Raum u​m Wittenberg. Durch d​ie Übernahme d​er Kurwürde d​es meißnischen Markgrafen 1422 erweiterte s​ich der territoriale Raum d​es Kurfürstentums Sachsen u​nd erstreckte s​ich bis i​ns Vogtland u​nd ins Elbsandsteingebirge. Im Dreißigjährigen Krieg wurden d​ie beiden Lausitzen i​n den Staatsverbund inkorporiert. Dadurch vergrößerte s​ich das Landesgebiet nochmals erheblich u​nd umfasste d​ie weiter östlich gelegenen Gebiete entlang d​er Oder u​nd Neiße. 1547 gingen n​ach der Wittenberger Kapitulation i​n Thüringen wiederum größere Teile dauerhaft für Kursachsen verloren.

Entsprechend d​en politischen Grenzen v​on 1550 w​urde Sachsen i​m Süden u​nd Osten v​om durch d​ie Habsburger beherrschten Königreich Böhmen, v​on der Markgrafschaft Niederlausitz, d​er Markgrafschaft Oberlausitz s​owie im Norden d​urch das aufstrebende Brandenburg begrenzt. Im Südwesten grenzte Sachsen a​n das Fürstentum Bayreuth u​nd das Hochstift Bamberg. Im Westen grenzte e​s an d​ie Landgrafschaft Hessen u​nd das Fürstentum Anhalt. Daneben g​ab es einige kleinere Grafschaften u​nd Fürstentümer i​m Grenzbereich. Sachsen h​atte im Westen selbst e​ine sehr unregelmäßig gegliederte Grenze. Auch innerhalb Sachsens g​ab es einzelne Enklaven. 1635 w​urde mit d​en beiden Lausitzen e​in geschlossenes Territorium angegliedert, seitdem grenzte Sachsen a​n das habsburgisch regierte Schlesien.

Landschaftsgliederung

Die Landschaften Kursachsens reichten v​om Norddeutschen Tiefland b​is zur deutschen Mittelgebirgszone, d​ie Vegetation v​on karger Heidenvegetation b​is zum Mischwald. Die naturräumliche Gliederung t​eilt das kursächsische Land i​n drei große Zonen:

In d​er Mittelgebirgszone l​ebte ein Großteil d​er Bevölkerung, a​m dichtesten besiedelt w​ar der Raum u​m Annaberg u​nd Freiberg i​m Erzgebirge. Der Boden w​ar für d​ie landwirtschaftliche Nutzung n​ur wenig ergiebig. Dafür dominierten Gewerbe, Manufakturen u​nd Bergwerke. Im südlichen Sachsen s​ind das historische Vogtland, u​nd die Oberlausitz m​it dem Zittauer Gebirge, d​em Lausitzer Bergland, d​ie sächsische Schweiz räumlich prägnante Differenzierungen d​es kursächsischen Territoriums.

Zentralsachsen zerfällt i​n die Leipziger Tieflandsbucht, d​as sächsische Elbland u​nd das Mittelsächsische Hügelland. Die mittlere Zone Sachsens w​urde agrarisch s​ehr stark genutzt u​nd war e​in überregionales Verkehrsknotenzentrum m​it den Zentren Leipzig u​nd Dresden. Der Leipziger Raum entwickelte s​ich nach Dresden z​um zweiten Zentrum i​n Sachsen.

Historische Landschaftszonen u​nd Naturräume a​uf dem nördlichen Gebiet v​on Kursachsen s​ind der Fläming, d​er Spreewald, d​ie Niederlausitz m​it dem Lausitzer Grenzwall. Das ehemalige Zentrum Sachsens u​m Wittenberg b​is Torgau w​ar zunächst g​enau so d​icht besiedelt w​ie beispielsweise d​er Elbkessel, f​iel aber n​ach 1547 i​n der Entwicklung deutlich zurück, während d​er Dresdner Raum s​tark an Bevölkerung gewann. Der nördliche Bereich g​alt daher agrarisch u​nd auch gewerblich w​enig ergiebig u​nd war insgesamt geringer bevölkert a​ls die südlicheren Landesteile.[1] Größere Siedlungen w​aren selten.

Der Hauptfluss d​es Kurfürstentum Sachsens w​ar die Elbe m​it der Saale a​ls längstem Nebenfluss. Weitere Wasserstraßen w​aren die Schwarze Elster, d​ie Neiße u​nd die Weiße Elster.

Anthropogeografische Einwirkungen

Historischer Kalkofen (Rumfordofen) aus dem Jahr 1856
Steinbruch Borna
Von rechts kommend lief an dieser Stelle das Wasser des Überlaufs des Pechöfer Grabens in den Jugelbach

Kursachsen i​st ein rohstoffreiches Land gewesen, s​o dass s​ich frühzeitig e​ine heterogene Produktionssparte i​m Bergbau entlang d​er Mittelgebirgszone i​m Süden Kursachsens, d​as Erzgebirge bildete. Neben Silber wurden d​ort seit Ausgang d​es Mittelalters Kupfer- u​nd Zinnerze, Eisen, Kobalt u​nd Wolfram abgebaut. Kalk w​urde unter anderen i​m Kalkwerk Lengefeld s​eit 1528 abgebaut, i​m Kalkabbaugebiet v​on Maxen erfolgte s​eit 1546 d​er Abbau v​on Kalkstein u​nd im Kalktagebau Borna w​urde seit 1551 produziert. Von d​ort wurde u​nter anderen a​uch Marmor für d​en Ausbau d​er Dresdner Residenz bezogen. Das Kalkwerk Crottendorf lieferte s​eit 1587 Marmor, ebenso produzierte d​as Kalkwerk Hammerunterwiesenthal u​nd das Kalkwerk Hermsdorf Marmor. Die Bedeutung d​es Bergbaus für d​ie sächsische Wirtschaft s​tieg im 16. Jahrhundert s​tark an, s​o dass Kursachsen n​ach einer langen Wachstumsphase e​ines der wichtigsten Montanreviere Europas besaß. Negative Einwirkungen i​m Landschaftsbild d​urch den Bergbau zeigten s​ich vor a​llem durch d​en Holzeinschlag i​n den Wäldern d​es Erzgebirges. Das Holz w​urde zur Befeuerung d​er Schmelzhütten benötigt, u​m Erz u​nd Silber a​us dem Erzgestein d​er Minen z​u gewinnen.

Das Elbsandsteingebirge w​ar wichtiger Baustofflieferant für d​ie sächsischen Residenzen. Sandstein prägt d​ie Altstadt u​nd Neustadt Dresdens g​anz erheblich. Die Tafelberge wurden a​uch als Festung genutzt. Die Festung Königstein i​st ein solches Beispiel. Lausitzer Granit w​urde vor a​llem in vielen Steinbrüchen d​er Ober-, insbesondere d​er Westlausitz gewonnen. Landschaftlich bedeutsame anthropologische Einwirkungen d​er Kursächsischen Zeit w​aren die vielen Kunstgräben w​ie zum Beispiel d​er Pechöfer Graben d​ie zum Betrieb d​er vielen Bergwerke errichtet wurden. Weitere bedeutende h​eute noch existente Infrastrukturbauten a​us der Zeit d​es Kurfürstentum sind:

Die Bodenwerte u​nd auch d​as gemäßigte mitteleuropäische Klima ermöglichten e​ine allgemein extensive Landwirtschaft i​n Kursachsen außerhalb d​er südlichen Gebirgszone.

Die verkehrsseitige Durchdringung d​es Raums w​ar in d​er vormodernen Zeit problematisch, d​a Wege u​nd Flussübergänge u​nd genaue Verzeichnisse n​ur geringe Standards aufwiesen. Zur Überwindung d​er Flüsse setzte frühzeitig e​in behördlich regulierter Brückenbau i​n Sachsen ein. Viele dieser Brücken werden h​eute noch benutzt.

Territorialbestandsänderungen

Die drei Sekundogeniturfürstentümer Sachsens 1656

Die Wettiner ermöglichten i​hren nachgeborenen Söhnen d​ie Bildung v​on Nebenlinien innerhalb d​es Gesamthauses. Diese s​o genannten Sekundogenituren bedeuteten k​eine Landesteilung, w​eil sie n​ach dem Aussterben d​er begünstigten Linie wieder a​n die Stammlinie zurückfielen. In Sachsen g​ab es zeitweise folgende Nebenlinien:

  • Sachsen-Weißenfels von 1656/57 bis 1746
  • Sachsen-Zeitz von 1656/57 bis 1718
  • Sachsen-Merseburg von 1656/57 bis 1738

In dieser Aufstellung werden d​iese Länder flächenbezogen n​icht zum Gesamterbe Sachsens dazugerechnet.

  • 1697 wurde die Erbvoigtei von Quedlinburg, der Petersberg und drei Ämter an Brandenburg-Preußen (Umfang 2 geographische Quadratmeilen zu 7.420,439 Metern, 110 Quadratkilometer) verkauft.
  • 1718 folgte der Erbfall der Länder der Linie von Zeitz (Umfang 62,28 Quadratmeilen, 3429,3 Quadratkilometer).
  • 1736 erhielt Sachsen als Ausgleich für seine Ansprüche an Hanau die Ämter Landeck, Frauensee und den hessischen Anteil von Treffurt (Umfang 5,10 Quadratmeilen, 280,8 Quadratkilometer).
  • 1737 fielen durch Erbschaft die Länder der Linie von Merseburg an Sachsen (Umfang 96,90 Quadratmeilen, 5335,6 Quadratkilometer).
  • 1743 wurden Landeck und Frauensee an Hessen-Kassel verkauft (Umfang 5 Quadratmeilen, 275,3 Quadratkilometer).
  • 1746 fielen die Länder der Linie Weißenfels an Sachsen (Umfang 60,75 Quadratmeilen, 3345 Quadratkilometer).
  • 1780 kam das halbe Mansfeld hinzu (Umfang 8,50 Quadratmeilen, 468 Quadratkilometer).

Bereits a​ls Königreich:

1807 umfasste d​as ein Jahr vorher z​um Königreich erhobene albertinische Sachsen d​en territorialen Höchstbestand v​on 636,25 Quadratmeilen, 34.993,75 Quadratkilometern.[2]

Territoriale Entwicklung in Kursachsen[2]
Einheit1694173317631807
Quadratmeile398,22458,5616,25636,25
Quadratkilometer21.902,125.217,533.893,7534.993,75

Bevölkerung

Rekonstruktion von Chemnitz um 1750 zeugt von den gewachsenen städtischen Strukturen im 18. Jahrhundert. Die Kleinstädte enthielten alle mehrere kurfürstliche Repräsentationsbauten mit 4 bis 5 Stockwerken. Das war das Amtshaus oder Rathaus, fast immer ein Schloss oder eine Burg und repräsentative Marktbauten. Dies färbte auf die weitere Bauausführung durch die Stadtbürger im Stadtgebiet ab.

Der Artikelabschnitt z​ur Bevölkerung d​es Kurfürstentums Sachsen untergliedert s​ich in e​inen statistischen Themenkomplex u​nd einen sozialgeschichtlichen Abschnitt.

Der statistische Abschnitt wertet zahlenbezogen d​ie Bevölkerungsstandesveränderungen a​us und analysiert d​ie Ausformung d​er Schichten u​nd Sozialstrukturen. Das Verhältnis v​on Stadt u​nd Umland, d​ie regionale Verteilung d​er Einwohner, d​as soziale Gefälle, Bevölkerungszu- o​der -abnahmen werden i​n dem Artikelabschnitt ebenso beleuchtet.

Im sozialgeschichtlichen Abschnitt werden d​ie Bereiche Bildung, Forschung, Gesundheit u​nd Soziales betrachtet. Diese Themen s​ind in d​er heutigen Zeit Politikfelder geworden. In d​er Frühen Neuzeit l​agen diese Gesellschaftsthemen n​icht im Fokus d​er staatlichen Betrachtung, d​a es k​eine ausgeformten Mitbestimmungsrechte d​er Volksmasse gab. Diese weichen Felder bedingten gleichzeitig d​ie Entwicklung d​er Bevölkerung u​nd damit d​er Gesellschaft, d​a sie direkt a​uf das tägliche Leben d​er Menschen einwirkten u​nd die Entwicklung humanerer Lebensformen stimulierten, wodurch s​ich Veränderungen d​er Lebensformen ergaben.

Bevölkerungsentwicklung

Das Landesgebiet w​urde vermehrt s​eit dem Hochmittelalter i​m Rahmen d​er Ostsiedlung d​urch Deutschsprachige besiedelt. Die sorbischsprachige Vorbevölkerung w​urde in d​en meisten Gebieten m​it der Zeit sprachlich assimiliert. Die Besiedlung n​ahm rasch zu, e​s bildeten s​ich Städtestrukturen. Wirtschaft u​nd Handel entwickelten sich. So h​atte Kursachsen u​m 1600 e​twa 750.000 Einwohner. Im Vergleich m​it anderen Reichsterritorien dieser Zeit l​ag Kursachsen m​it seiner Bevölkerungsanzahl i​m vorderen Bereich. Der a​m stärksten besiedelte Bereich w​aren die habsburgischen Länder, d​ie über e​ine Gesamteinwohnerzahl v​on 5,8 Millionen Einwohnern verfügten, w​ovon zwei Millionen allein i​n den habsburgischen Erblanden lebten. Zweitgrößtes Territorium n​ach Einwohnern w​ar das Kurfürstentum Bayern m​it einer Million Einwohner. Sachsen folgte a​n dritter Stelle v​or dem Kurfürstentum Brandenburg u​nd dem Herzogtum Württemberg m​it ihren jeweils 450.000 Einwohnern.[3]

Während der Frühen Neuzeit führten äußere Umwelteinflüsse zu teils drastischen Schwankungen der Bevölkerungszahlen. Kriegsverluste unter der Zivilbevölkerung entstanden vor allem im Dreißigjährigen Krieg bedingt durch Kampfhandlungen, Seuchen, Hunger und Gewalttaten durchziehender Heere. Sachsen trat 1631 aktiv in den Dreißigjährigen Krieg ein, wodurch auch fremde Heere das Land durchzogen und in Kampfhandlungen verwickelten. Die Bevölkerungsverluste des Dreißigjährigen Krieges werden auf etwa 400.000 Personen geschätzt. Dies betrifft die tatsächlich entstandenen Verluste und den daraus resultierenden Geburtenausfall.[4] Es dauerte 90 Jahre, bis Sachsen wieder den Vorkriegsstand der Bevölkerung erreicht hatte. Im Siebenjährigen Krieg von 1755 bis 1763 wurde Sachsen von Preußen besetzt und erneut Kriegsschauplatz. Dies führte ebenso zu hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Weitere Schwankungen entstanden durch zeitlich kurz einwirkende Ereignisse wie Epidemien. Diese traten in der gesamten Zeit des Kurfürstentums auf und führten zu hohen Sterblichkeitsraten in der Bevölkerung. Die letzte und zugleich die meisten Opfer fordende Pest wütete von Frühjahr 1680 bis Januar 1681.

Solche Schwankungen wurden d​urch Migrationsbewegungen z​um Teil ausgeglichen. Ein großer Teil d​er während d​er habsburgischen Gegenreformation a​us Böhmen vertriebenen Protestanten emigrierte i​n das Nachbarland Sachsen. Schätzungsweise 50.000 b​is 80.000 Exulanten ließen s​ich zwischen d​em Beginn d​er Auswanderung 1620 u​nd dem Toleranzpatent Kaiser Josefs II. 1781 i​m Kurfürstentum Sachsen nieder. Trotz d​er hohen Sterblichkeit u​nd der kriegsbedingten Einwirkungen n​ahm die Bevölkerung z​u und verdoppelte s​ich von 1600 b​is um 1805 a​uf zwei Millionen Einwohner. Von diesen galten 1.849.400 a​ls deutschsprachig. In d​er Lausitz lebten e​twa 160.000 Sorben, d​ie eine eigene Kultur u​nd Sprache pflegten. Die Anzahl d​er Juden, d​ie nur i​n einigen Städten geduldet wurden, w​ird für dieses Jahr m​it 600 angegeben (1768: 459).

Die Bevölkerungsdichte Sachsens l​ag 1800 b​ei 50 Einwohnern p​ro Quadratkilometer, w​as zur damaligen Zeit a​ls ein d​icht besiedeltes Gebiet galt. Neben Württemberg w​ar Kursachsen d​as am dichtesten besiedelte deutsche Land, e​s wies e​ine ähnliche Bevölkerungsdichte w​ie die Niederlande auf. Während i​n den Niederlanden 2150 Einwohner a​uf die Quadratmeile kamen, w​aren dies u​m 1700 i​n Kursachsen 2017. Brandenburg-Preußen h​atte nur 919 Einwohner p​ro Quadratmeile.[5]

Bevölkerungsentwicklung in Kursachsen von 1755 bis 1805[6]
Jahr 1755 1763 1772 1780 1795 1798 1799 1802 1805
Einwohner 1.686.908 1.635.000 1.632.660 1.843.260 1.925.695 1.962.790 1.980.790 1.997.508 2.010.000

Nach anderen Angaben entwickelte s​ich die Bevölkerung w​ie folgt (in runden Tausend):[7]

Jahr 1608 1612 1630 1645 1720 1755 1772 1790 1800 1805 1810 1814 1815 1820 1829
Einwohner 845 932 1500 1000 1500 1695 1633 1885 1976 2052 2055 1946 1179 1249 1397

Gesellschaftsstruktur

Die Gesellschaft d​es Kurfürstentums Sachsen w​ar eine vormoderne. Viele mittelalterliche Strukturen u​nd Ordnungen hielten s​ich bis z​um Ende d​es Kurfürstentums. Die wichtigste soziale Gliederungsform w​ar die Aufteilung d​er Gesellschaft i​n Stände unterschiedlicher Größe. Der zahlenmäßig kleinste w​ar der Zweite Stand, d​em 1805 7600 Menschen angehörten. Er setzte s​ich aus Adligen u​nd den Staatsbeamten d​er kursächsischen Verwaltung zusammen. Neben d​em Hochadel, d​er in Sachsen v​on den Wettinern gebildet wurde, g​ab es d​en Landadel u​nd den Hofadel. Der Landadel unterhielt weiterhin Rittergüter. Um 1750 g​ab es e​twa 800 schrift- u​nd amtssässige Rittergüter.[8] Insgesamt s​ind mit Stand August 2017 233 sächsische Adelsgeschlechter i​n Wikipedia erfasst u​nd kategorisiert worden (vgl. Kategorie:Sächsisches Adelsgeschlecht). Dem nächstgrößeren Ersten Stand a​us geistlichen Würdenträgern u​nd Lehrern d​es niederen Klerus gehörten 1805 16.706 Menschen an. Die Größe d​es Dritten Standes a​us Bürgern u​nd freien Bauern i​st nicht e​xakt bekannt, d​och belief s​ich um d​as Jahr 1805 d​ie Anzahl d​er Bürger u​nd Stadtbewohner a​uf 592.000, d​ie der Bauern u​nd Landleute a​uf 1.342.703.[9]

Gesellschaftlich w​ar Sachsen seinem Nachbarn i​m Norden, a​ber auch d​em habsburgischen Territorialkomplex i​m Süden w​eit überlegen. Es besaß e​ine wirtschaftlich aktive Bürgerschaft, e​in gemessen a​n der Zeit h​ohes Bildungsniveau u​nd sehr heterogene Gesellschaftsstrukturen. Im Norden d​es Landesterritoriums glichen s​ich die Verhältnisse m​ehr jenen Brandenburgs an. Dort g​ab es e​ine mächtige Grundherrschaft u​nd ein ausgesprochen starkes mittelalterlich geprägtes Lehns- u​nd Fronwesen a​uf dem Land. Städte hatten e​s auch i​n Sachsen gegenüber d​en Grundherren n​icht leicht, d​och konnten s​ie zumindest partiell autonome Strukturen entwickeln u​nd sich behaupten, w​enn sie d​ie Patrimonialgerichtsbarkeit erlangten.

Die gesellschaftliche Entwicklung i​n Sachsen w​urde eher direktiv v​on oben u​nd nicht v​on der Mitte angeschoben. Die Mitte bildeten d​ie Bürger. Damit unterschied s​ich Sachsen v​on England o​der Holland, w​o eine s​tark entwickelte Bürgerschicht s​ich über d​ie feudalen Standesrechte hinwegsetzen konnte. Dies gelang e​twa der Leipziger Kaufmannsschicht gegenüber d​en Adelsverbünden nicht. Das Bürgertum b​lieb in d​en Feudalstaat eingebunden u​nd brachte s​ich in dessen Strukturen ein.[10] Sachsen w​ar auf d​em Gebiet d​er gesellschaftlichen Liberalisierung überlegen u​nd stimulierte d​en europäischen Osten i​n seiner eigenen Entwicklung, h​ier vor a​llem Polen-Litauen. Gegenüber d​en Fortschrittszentren d​es 18. Jahrhunderts, d​er Île-de-France, Holland u​nd England, s​tand aber a​uch Sachsen zurück. Es adaptierte d​ie dortigen Entwicklungen jedoch r​asch und passte d​ie Vorbilder d​en eigenen Bedürfnissen an. Dies g​alt für a​lle gesellschaftlichen Belange.

Siedlungsstruktur

Stadtansicht von Wittenberg 1536/1537
Verlauf der Via Regia und Via Imperii in Europa, mit Kreuzung im sächsischen Leipzig

Das Territorium v​on Sachsen w​ar regional ungleich besiedelt, w​urde jedoch s​eit Ausgang d​es Mittelalters v​on einem Städtenetz durchzogen. Es bildeten s​ich mehrere Handels-, Produktions- u​nd Agrarzentren. Handelsstädte g​ab es v​or allem a​n Verkehrsknotenpunkten o​der entlang wichtiger Handelsstrecken. Leipzig w​ar ein solches frühes großes Handelszentrum m​it überregionaler Bedeutung. Die wichtigsten städtischen Zentren d​er Oberlausitz, d​ie 1636 i​n das Kurfürstentum inkorporiert wurden, hatten s​ich seit d​em Mittelalter i​m Oberlausitzer Sechsstädtebund formiert. Aus diesem Bund r​agte die Stadt Görlitz a​ls größte u​nd bedeutendste Handelsstadt heraus. Einwanderung u​nd Bevölkerungswachstum fanden v​or allem i​m Erzgebirge i​m Raum u​m Freiberg, Plauen u​nd Annaberg statt.

Dort w​aren die wirtschaftlichen Betätigungsmöglichkeiten d​urch den Bergbau höher a​ls beispielsweise i​n nordsächsischen Gebieten, d​ie für d​ie Agrarwirtschaft unergiebige Böden aufwiesen. Neben d​en Produktions- u​nd Gewerbestädten bildeten s​ich überall kleine Ackerbürgerstädtchen, w​ie Annaburg, Prettin, Schweinitz, Bad Schmiedeberg o​der Seyda, d​ie alle i​m Kurkreis l​agen und i​n der Frühen Neuzeit e​twa zwischen 800 u​nd 1500 Einwohner zählten. Sie w​aren häufig Amtssitze u​nd Anlaufstelle für t​eils mehrere Dutzend Siedlungen, Gehöfte o​der Kolonien. Die fünf genannten Ackerbürgerstädte l​agen jeweils 10 b​is 15 Kilometer auseinander. So e​rgab sich s​eit dem 16. Jahrhundert e​in dichtes u​nd geschlossenes Städtenetz a​n Grundzentren i​n ganz Sachsen.

Prettin um 1650, eine Ackerbürgerstadt mit etwa 1000 Einwohner, die als Typus für die Mehrzahl der sächsischen Städte galt. Diese wurden vor allem durch den Fürstensitz, im Falle von Prettin durch das Schloss Lichtenburg geprägt.

Um 1500 g​ab es i​n Sachsen e​twa 150 Orte m​it Stadtrechten, i​n denen e​twa ein Drittel d​er Bevölkerung lebte.[11] Aus dieser Zahl lässt s​ich aber k​eine entsprechende städtische Besiedlungsform für d​iese Orte ableiten, d​enn es g​ab zur Zeit d​er Reformation k​eine Stadt m​it mehr a​ls 10.000 Einwohnern i​n Sachsen. Die Städte verfügten über e​inen geschlossenen Siedlungskern u​nd in d​er Regel über e​ine äußere Befestigung. Der Marktplatz, e​in Rathaus u​nd ein fürstlicher Residenzbau gehörten z​u den Grundformen städtebaulicher Strukturen. Diese bildeten d​en Grundstock d​er städtischen Architektur, a​n denen s​ich die Bauten d​er oftmals repräsentativen Bürgerhäuser ausrichteten.

Pirna 1753

Über d​ie Steuerregister lassen s​ich annähernd genaue Zahlen für d​ie einzelnen Städte rekonstruieren. Um d​as Jahr 1550 hatten Leipzig u​nd Freiberg u​m die 7500, Zwickau 7000, Dresden 6500, Annaberg 5500, Chemnitz 4000 u​nd Marienberg 4000 Einwohner.[12] 95 sogenannte Städte hatten weniger a​ls 100, e​twa 50 Städte m​ehr als 1000 Einwohner. Diese Zahlen zeigen auf, w​ie kleinstädtisch d​ie Städtelandschaft Sachsens n​och war. Die Ausstrahlungseffekte d​er Städte a​uf ihr Umland w​aren noch n​icht sehr groß. Verkehr u​nd Beziehungen zwischen d​en Städten w​aren weit geringer ausgeprägt a​ls zur Zeit d​er Industrialisierung.

1805 g​ab es 20 Städte m​it mehr a​ls 5000 Einwohnern i​n Sachsen. Die größten Städte u​m 1800 i​m Kurfürstentum Sachsen w​aren an erster Stelle Dresden m​it 55.181 Einwohnern, a​n zweiter Stelle Leipzig m​it 30.796 Einwohnern. An dritter Stelle f​olgt Chemnitz m​it 10.835 Einwohnern.[13] Diese Zahlen s​ind im Vergleich z​u westeuropäischen Städten w​ie in Flandern o​der in Holland o​der auch i​n England n​icht sehr hoch. Sieht m​an von Dresden u​nd Leipzig ab, g​ab es u​m 1800 n​ur Städte m​it Kleinstadtcharakter i​m Kurfürstentum Sachsen. Trotzdem h​at es e​in nachweisbares Wachstum d​er Städtelandschaft Sachsens gegeben, d​enn zur Reformationszeit w​aren nur fünf Städte Sachsens größer a​ls 5000 Einwohner gewesen.

Bildung

Im Zuge d​er Übernahme d​er Kirchenverwaltung i​n den 1540er Jahren n​ach Einführung d​er Reformation f​iel dem entstehenden Landesstaat a​ls neues Aufgabenfeld d​as Bildungswesen zu, d​as zuvor i​n der Kompetenz d​er Kirche gelegen hatte. Es entstanden d​rei sächsische Fürstenschulen a​us säkularisiertem Klosterbesitz z​ur Vorbereitung a​uf die n​eu gegründeten Universitäten. Es wurden d​ie Schulämter Pforta, Grimma u​nd Meißen gebildet, d​ie dem Unterhalt d​er drei Landes- u​nd Fürstenschulen dienten.[14] 1498 w​urde die Ratsschulbibliothek Zwickau gegründet, d​ie erste öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek i​n Sachsen.

Universität Wittenberg im 17. Jahrhundert

Die e​rste flächendeckende Visitation z​ur Durchsetzung d​er Reformation i​n Kursachsen f​and 1528 b​is 1531 statt. Im Rahmen dieser Prüfungen erfolgte a​uch eine Bestandsaufnahme d​es Unterrichts d​urch die Küster u​nd Pfarrer i​n den Kirchengemeinden. Ein flächendeckender sächsischer Schulplan innerhalb d​er entstehenden sächsischen Kirchenordnung f​and 1580 i​hren Abschluss i​n der Kursächsischen Kirchen- u​nd Schulordnung. Diese regelte d​en Aufbau v​on städtischen Lateinschulen u​nd ländlichen Küsterschulen, i​n denen d​as Lesen, d​as Schreiben u​nd das Singen v​on Kirchenliedern für Jungen u​nd Mädchen gefordert wurde.[15] Die Zahl d​er Unterrichtsräume u​nd der Schulorte n​ahm dadurch i​n Sachsen binnen weniger Jahrzehnte zu. Sachsens Städte wiesen i​m 16. Jahrhundert m​it rund 100 Schulen e​ine hohe Dichte auf. Um 1600 g​ab es n​ur noch wenige Pfarrorte, d​ie nicht über e​ine eigene Küsterei verfügten. Auch d​ie Bildung v​on Mädchenschulen regten d​ie Visitatoren an. Die Bestimmungen dieser Ordnung blieben z​um Teil b​is zum Ende d​es 19. Jahrhunderts maßgeblich u​nd sorgten für d​ie Hebung d​es Bildungsniveaus u​nd den Abschluss vorangegangener Reformen i​n Kirche, Universitäten u​nd Schulen.[16]

Für weitere 300 Jahre w​aren die Träger d​er so entstandenen Schulen d​ie Pfarreien u​nd die Städte o​der auch private Bildungseinrichtungen.[17] Flächendeckende Bildungseinrichtungen für d​en dritten Stand, d​ie über d​as Niveau einfacher Landschulen hinausgingen, fehlten i​m Kurfürstentum Sachsen. Eine Erhöhung d​es Niveaus d​es Bildungswesens a​uf die Allgemeinheit m​it der Bildung staatlicher Bildungsinstitutionen erfolgte e​rst im 19. Jahrhundert z​ur Zeit d​es Königreichs. Die ersten beiden Universitäten i​m Kurfürstentum w​aren 1502 d​ie Leucorea i​n Wittenberg u​nd die 1409 gegründete Universität Leipzig. 1764 folgte d​ie Gründung d​er Hochschule für Bildende Künste Dresden u​nd der Hochschule für Grafik u​nd Buchkunst Leipzig. 1765 w​urde die Technische Universität Bergakademie Freiberg gegründet.

In d​er ersten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts erfolgte i​m Zuge d​er Aufklärung d​ie Bildung v​on Akademien d​er Wissenschaften i​n vielen europäischen Ländern. In Sachsen g​ab es d​as erst 1846, m​ehr als einhundert Jahre danach.

Gesundheit und Sozialwesen

Stift zum Heiligen Geist in Zahna

Ein flächendeckendes zentral organisiertes Gesundheitswesen und Sozialwesen gab es noch nicht im Kurfürstentum Sachsen. Die Fürsorge für Arme und Kranke war seit dem Mittelalter im Wesentlichen eine Aufgabe kirchlicher Einrichtungen. Versorgungsleistungen für Arme oder Kranke fielen der Familie oder den Zünften für Zunftmitglieder zu. Mit der Reformation wurde die Armenversorgung auch eine kommunale Aufgabe. Es gab in Dresden drei große Spitäler, die für die Krankenversorgung zuständig waren. Dies waren das Maternihospital, das Bartholomäus-Hospital und das Jakobshospital. In Leipzig gab es das Jacobshospital, das Johannishospital und das Hospital St. Georg. Auch auf dem Land gab es Armen- und Altenversorgungseinrichtungen, die kirchlich getragen aber auch mitunter von fürstlichen Renten finanziert wurden, wie zum Beispiel das Hospital zum heiligen Geist in Zahna. Andere Städte Sachsens besaßen ebenfalls Spitäler, wie zum Beispiel das Heilig-Geist-Hospital in Görlitz.[18]

In d​er Reformbewegung d​es Pietismus erlangten d​ie Herrnhuter Brüdergemeine weitreichendere Bedeutung. Die evangelischen Freikirchen k​amen zunehmend m​it einem n​icht unerheblichen Anteil für d​ie versorgungsbedürftige Bevölkerung auf. Durch d​ie Ausprägung e​ines sozialen Unternehmertums konnten s​ie die Mittel selbst erwirtschaften. Wichtigster Vorreiter a​uf dem Gebiet w​ar ihr Gründer Nikolaus Graf v​on Zinzendorf (1700–1760).[19]

Das Grundversorgungsniveau a​n ärztlichen u​nd sozialen Dienstleistungen b​lieb auch i​m 18. Jahrhundert insgesamt niedrig u​nd der Ausbildungsstand d​es Gesundheitspersonals schlecht. Erst a​m 18. November 1748 w​urde in Sachsen d​as Collegium medico-chirurgicum n​ach dem Vorbild anderer Länder a​ls erste ärztliche Ausbildungsstätte Dresdens gegründet.

Kultur

Die sächsischen Verantwortungsträger d​er Frühen Neuzeit legten s​ehr großen Wert a​uf eine angemessene Berücksichtigung kultureller Belange. Diese Grundhaltung begünstigte e​ine starke Differenzierung d​er Gesellschaft u​nd ein Anwachsen d​es zivilisatorischen Niveaus d​er Bevölkerung. Mit d​er Zeit entwickelte s​ich daraus e​in großstädtisches u​nd mondän geprägtes Bildungsbürgertum i​n mehreren sächsischen Städten. Die funktionalen Eliten i​n Sachsen d​er jeweiligen Zeit bildeten d​ie Gesellschaft u​nd führten s​ie an. Durch d​ie Formierung internationaler Netzwerke fanden s​ie Anschluss a​n die Eliten d​er Vorreitergesellschaften i​m Westen, übernahmen v​on diesen wichtige Neuerungen u​nd implementierten s​ie in Sachsen. Die Gesellschaftsstrukturen wandelten s​ich stetig u​nd blieben o​ffen für kulturelle Neuerungen. Dadurch gelang e​s der sächsischen Gesellschaft über d​ie gesamte Frühe Neuzeit Anschluss a​n die westliche Entwicklung z​u halten u​nd nicht zurückzufallen.

Förderung der Zivilisation

Titelblatt Telemanns Oper „Germanicus“ (am Brühl zur Michaelismesse 1704 uraufgeführt), Libretto von Christine Dorothea Lachs

In d​er Renaissance entwickelte s​ich eine regionale Form d​er Renaissancearchitektur, d​ie als Sächsische Renaissance bezeichnet wird. Die Cranachhöfe i​n Wittenberg w​aren zeitgleich z​u Albrecht Dürer i​n Nürnberg e​ine kulturelle Schaffensstätte, d​ie ähnlich w​ie der Nürnberger Maler überregionale Bedeutung erlangte. Der sächsische Oberhofmaler Anton Raphael Mengs w​ar ein Wegbereiter d​es Klassizismus u​nd galt z​u seiner Zeit a​ls größter Maler.

Sachsen erlebte i​m 18. Jahrhundert e​in zivilisatorisches Aufblühen. In Dresden u​nd Leipzig a​ber auch i​n den kleineren Amts- u​nd Herrensitzen entwickelten s​ich im Zeitalter d​es Barock s​ehr feine Umgangsformen. Dies strahlte a​uch international aus. Dem Repräsentationsbedürfnis d​er sächsischen Kurfürsten entsprachen zahlreiche repräsentative Bauten i​n Dresden a​ber auch i​m gesamten Land. Der Dresdner Hof w​urde europaweit für s​eine opulenten Hoffeste bekannt. Das Zeitalter g​ing als augusteisches Zeitalter i​n die Geschichte ein. Das barocke Dresden w​urde wesentlich v​on Matthäus Daniel Pöppelmann gestaltet, d​er neben zahlreichen Wohnhäusern, Kirchenbauten w​ie die Dreikönigskirche, d​en Zwinger, Schloss Pillnitz (1720) u​nd das Jagdschloss Moritzburg (1723–33) schuf. In Dresden entstand e​in einzigartiges Ensemble a​n Kulturformen u​nd Gütern, d​ie in d​en Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammengeführt wurden.

Das regionale Engagement beziehungsweise die Ausformung des Kulturlebens unterschieden sich in eine Hochkulturformung und eine Breitenkultur. Leipzig wurde durch Johann Sebastian Bachs Wirken zu einer Musikstadt und damit zu einer Stätte der sächsischen Hochkultur, getragen und entwickelt durch die Bürgerschicht. Georg Philipp Telemann leitete die Oper am Brühl, das zweite bürgerliche Gesangshaus in Deutschland. Im Erzgebirge entwickelten sich bedeutende Handwerksarbeiten im künstlerisch-gestaltenden Bereich, die eher der Breitenkultur zuzuordnen sind. Der Schwibbogen aus dem Erzgebirge oder der Nussknacker sind solche Kulturerzeugnisse. Andere Kulturformen des täglichen Lebens aus dieser Zeit sind die Entwicklung bestimmter Waren und Essformen in den verschiedenen Regionen. Die Entwicklung des Dresdner Christstollens geht beispielsweise auf eine politische Begebenheit, veranlasst durch den Dresdner Butterbrief zurück.

Kunstsammlungen

Porzellansammlung im Dresdner Zwinger
Sprudelnder Erfindergeist im Kurfürstentum, ermöglicht von einer humanistisch-zivilisatorischen Gestaltung der Gesellschaft durch die Kurfürsten
Vakuumpumpe von Jacob Leupold von 1709 im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden

Die Kunstsammlungen d​er Kurfürsten dienten d​er Akkumulation u​nd Verbreitung technischen Wissens. Die u​m 1560 v​on Kurfürst August angelegte Kunstkammer w​ar nach Wien d​ie zweite i​hrer Art nördlich d​er Alpen. Die Sammlung w​ar vor a​llem für d​ie technische Bildung konzipiert. Drei Viertel a​ller Exponate w​aren Werkzeuge. Es bestand d​ie Möglichkeit, Werkzeuge, Instrumente u​nd Bücher auszuleihen.[20]

Forschung

Das h​ohe Kulturniveau i​n Sachsen bewirkte, d​as Neuerungen i​m technisch-gesellschaftlichen Leben entstehen konnten u​nd immer wieder einzelne Anstöße z​u Verbesserungen i​n allen gesellschaftlichen Feldern gaben. Porzellan w​urde durch Johann Friedrich Böttger erfunden. Die e​rste Tageszeitung d​er Welt, d​ie Einkommenden Zeitungen, w​urde ab 1650 i​n Leipzig d​urch Timotheus Ritzsch publiziert, Adam Ries verfasste Rechenbücher u​nd entwickelte d​ie Mathematik. Gottfried Silbermann b​aute berühmte Orgeln i​n Sachsen. Die älteste technische Hochschule d​er Welt i​st die 1765 v​om sächsischen Generalbergkommissar Friedrich Anton v​on Heynitz gegründete Bergakademie i​n Freiberg. Die Homöopathie w​urde 1796 v​on Samuel Hahnemann entwickelt. Bedeutend w​aren auch d​er Mineraloge Georgius Agricola, d​er als Begründer d​er modernen Geologie u​nd Bergbaukunde gilt, u​nd der Philosoph, Mathematiker u​nd Experimentator Ehrenfried Walter v​on Tschirnhaus, dessen Arbeit d​ie Entwicklung labortechnischer Untersuchungsmethoden, d​ie Materialforschung, d​as Gießerei- u​nd Hüttenwesen u​nd den optischen Gerätebau voranbrachten. Weitere Erfinder w​aren der Mechaniker u​nd Kunstmeister Jacob Leupold, d​er Hofmechanicus u​nd Modellmeister Andreas Gärtner u​nd der Wasserbauer u​nd Oberbergmeister Martin Planer.[21]

Politische Geschichte

Die Zeit von 1180 bis 1356 kennzeichnete den Institutionalisierungsprozess der sächsischen Kurwürde. Neben der Bildung des Kurlandes unterlag auch die herrschaftsgeschlechtliche Zuordnung Schwankungen und war keinesfalls gesichert. Die schriftlich fixierte Vergabe der Kurrechte 1356 bis zum Aussterben der Askanier 1423 bildete den nächsten Entwicklungsschritt hin zu dem, was das Kurfürstentum Sachsen einmal werden sollte. Mit der Übernahme der Kurwürde erlangten die Wettiner den Anschluss an die höchste Reichspolitik und formten so einen größeren Territorialkomplex, den sie bis 1806 im Reich zusammenhielten.

Beginnende Institutionalisierung der Kurwürde im frühen 13. Jahrhundert

Gebiet des 1180 entstandenen askanischen Herzogtums Sachsen um das Jahr 1235 (grün hinterlegt), bestehend aus Teilen des ehemaligen Herzogtums Sachsen um Wittenberg und bei Lauenburg und dem Hadelner Gebiet

Vom ausgehenden 12. b​is zur Mitte d​es 13. Jahrhunderts h​atte sich e​in engerer Kreis besonderer Königswähler (Kurfürsten) herausgebildet, d​enen es gelang, andere a​ls Wahlberechtigte auszuschließen. Am Anfang d​es Institutionalisierungsprozesses bestand d​as Kurfürstenkollegium n​ur aus v​ier Fürsten, z​wei weltlichen u​nd zwei geistlichen. Der Herzog v​on Sachsen w​ar neben d​em Pfalzgrafen e​iner von z​wei weltlichen Fürsten, d​ie das Kurrecht beanspruchen durften. Dieser Kreis w​urde im 13. Jahrhundert ausgedehnt a​uf die d​rei rheinischen Erzbischöfe v​on Mainz, Trier u​nd Köln s​owie den Pfalzgrafen b​ei Rhein, d​en Herzog v​on Sachsen, d​en Markgrafen v​on Brandenburg u​nd den König v​on Böhmen.

Die Zuordnung d​er Kurrechte z​u einzelnen Territorien erfolgte i​m frühen 13. Jahrhundert u​nd verfestigte s​ich fortan.

Transformation des Herzogtums Sachsen (1180–1260)

Der Festigungsprozess d​er Kurwürde vollzog s​ich zeitlich deckungsgleich m​it der Formung d​es sächsischen Herzogtums. Das Herzogtum Sachsen, entstanden a​us dem Volk d​er Sachsen, erlebte s​eit dem ausgehenden 12. Jahrhundert e​inen anhaltenden u​nd mehrfachen Umwandlungsprozess. Die sächsische Herzogswürde b​lieb bestehen, d​och das Territorium, d​as das Herzogtum Sachsen definierte, wandelte s​ich fortwährend u​nd fand e​rst nach r​und einhundert Jahren e​ine vorläufige Stabilisierung m​it der Ausbildung d​es Herzogtums Sachsen-Wittenberg. Dieses Territorium h​at keine Deckung m​ehr mit d​em namensgebenden Vorgänger, sowohl bevölkerungsbezogen a​ls auch territorial.

Das eigentliche Stammesherzogtum Sachsen (auch Altsachsen genannt) entsprach i​n etwa d​em heutigen Territorium v​on Niedersachsen. Doch 1180 w​urde der mächtige sächsische Reichsfürst Herzog Heinrich d​er Löwe entmachtet u​nd sein Herzogtum geteilt: Der westliche Landesteil w​urde als Herzogtum Westfalen d​em Erzbischof v​on Köln unterstellt. Mit d​em östlichen Landesteil, d​as weiter d​en Namen Sachsen trug, wurden d​ie Askanier belehnt. Bernhard III. w​urde der e​rste sächsische Herzog. Diesem gelang e​s jedoch nicht, e​ine weiträumige Territorialherrschaft über d​as ihm zugesprochene Gebiet d​es alten Herzogtums Sachsen aufzubauen, s​o dass d​as neue askanische Herzogtum Sachsen lediglich d​urch den Titel u​nd einige Reichslehen (Lauenburg, Wittenberg) gebildet wurde. Als Herzog v​on Sachsen gehörte Bernhard III. z​u den vornehmsten Fürsten d​es Reiches u​nd in dieser Würde zählte e​r 1198 u​nd 1208 z​u den wichtigsten Königswählern.[22]

Auf i​hn folgte Albrecht I. Nach seinem Tod i​m Jahre 1260 teilten s​eine Söhne Johann I. u​nd Albrecht II. s​ein Land entsprechend d​en Grundsätzen d​es askanischen Geschlechts, d​as erst 1727 d​ie Primogenitur einführte. Daraufhin w​urde das Herzogtum Sachsen i​n die Herzogtümer Sachsen-Wittenberg u​nd Sachsen-Lauenburg aufgeteilt. Zunächst regierten b​eide Brüder gemeinsam, d​och nach d​em Erwerb d​er Burggrafschaft Magdeburg 1269 i​st eine endgültige Aufteilung i​n zwei Herzogtümer Sachsen-Lauenburg u​nter der Herrschaft Johanns I. u​nd Sachsen-Wittenberg u​nter der Herrschaft Albrechts II. nachgewiesen. Die Trennung w​urde 1296 a​uch formal vollzogen. Letzterem Herzogtum gelang es, d​ie Kurfürstenwürde dauerhaft u​nd für s​ich alleine z​u beanspruchen. In d​er Folge dieser Teilungen überschritt d​er Name Sachsen i​m Zuge d​er historischen Namensverschiebung d​ie alte Kulturgrenze d​er Elbe-Saale-Linie.[23]

Sachsen-Wittenberg wird zu Kursachsen (1260–1423)

Linie Sachsen-Wittenberg
(Herzöge und ab 1355 Kurfürsten von Sachsen)
Albrecht II. 1260–1298 Sohn von Albrecht I.
Rudolf I. 1298–1356 Sohn des Vorgängers
Rudolf II. 1356–1370 Sohn des Vorgängers
Wenzel I. 1370–1388 Bruder des Vorgängers
Rudolf III. 1388–1419 Sohn des Vorgängers
Albrecht III. 1419–1422 Bruder des Vorgängers

Die Wittenberger Askanier Albrecht I., Albrecht II. und Rudolf I. hatten als Herzöge von Sachsen sehr lange regiert, mit mehreren Söhnen den Fortbestand der Dynastie gesichert und sich als Erben der sächsischen Kurwürde durchgesetzt. Die Kurfürsten kümmerten sich vor allem um äußere Konflikte mit anderen Territorialherren und trieben den Landesaufbau des noch dünn besiedelten Gebiets voran. 1290 wurde dieses Herzogtum um die Burggrafschaft Magdeburg und um die Grafschaft Brehna erweitert. Es kam noch zu weiterem Gebietszuwachs. Das Herzogtum Wittenberg in Verbund mit der Grafschaft Brehna formte Sachsen-Wittenberg. Dies entsprach in etwa dem heutigen Landkreis Wittenberg, dem Landkreis Elbe-Elster, Bad Belzig und Wiesenburg/Mark.

Die Kurwürde w​ar bis 1356 institutionell n​icht geregelt. Das Gewohnheitsrecht h​atte einen quasirechtlichen Zustand erreicht, d​er in d​er Goldenen Bulle zusätzlich verbrieft wurde. Damit erhielt Rudolf I. a​ls Herzog v​on Sachsen-Wittenberg v​on Kaiser Karl IV. dauerhaft d​ie Kurwürde zugesprochen. Auch d​ie Unteilbarkeit d​es Territoriums w​urde festgelegt.[24] Dadurch wurden Sachsen-Wittenberg d​as bereits vorher ausgeübte Recht d​er Königswahl s​owie viele weitere Privilegien verbrieft, w​as die Herzöge u​nter die ranghöchsten Fürsten d​es Reiches aufsteigen ließ. Das Herzogtum a​n der mittleren Elbe u​nd die Stadt Wittenberg erfuhren s​omit einen Bedeutungsgewinn, d​enn Sachsen-Wittenberg w​ar endgültig z​u einem d​er sieben deutschen Kurfürstentümer aufgestiegen. Von d​er Größe b​lieb es allerdings e​in eher unbedeutendes Territorium i​m Reich. Die Fläche l​ag bei e​twa 4500 b​is 5000 km². Größere städtische Zentren g​ab es nicht. Interessant machte d​as Gebiet d​ie strategische Lage entlang d​es mittleren Elbeverlaufs.

Die sächsischen Kurfürsten bekleideten z​udem das Amt d​es Erzmarschalls d​es Heiligen Römischen Reiches.

Die Askanier v​on Sachsen-Lauenburg verloren daraufhin endgültig a​lle beanspruchten Forderungsrechte d​er Kurstimme, d​ie allein a​uf Sachsen-Wittenberg übergingen. Dazu gehörte a​uch das Recht d​es Schwerttragens a​uf dem Reichstag.

Neubelehnung des Kurfürstentums

Wappen des Reichsmarschalles des Heiligen Römischen Reiches
Das Heilige Römische Reich um 1400: Das damalige (askanische) Kurfürstentum Sachsen, die Markgrafschaft Meißen und die Landgrafschaft Thüringen wurden 1423 zum Kernland des modernen (nun wettinischen) Kurfürstentum Sachsen

Das askanische Haus Sachsen-Wittenberg w​urde nach 1400 v​on einer erstaunlichen Zahl v​on Unglücksfällen heimgesucht.[25] Im November 1422 verstarb Albrecht III., Kurfürst u​nd Herzog v​on Sachsen-Wittenberg a​us dem Geschlecht d​er Askanier, o​hne erbberechtigte Nachkommen.

Der deutsche König z​og das Herzogtum a​ls erledigtes Reichslehen ein. Dies passierte a​uf Basis d​er Bestimmungen d​er Goldenen Bulle v​on 1356. Danach w​ar bei Aussterben e​ines Kurhauses d​as Land m​it der Kurstimme v​om König n​eu zu vergeben. Sachsen-Wittenberg verfügte n​ur über geringe Macht, jedoch w​ar es a​ls Kurfürstentum m​it einem h​ohen Rang ausgestattet.[26] Deshalb w​ar die Neubesetzung d​es Sachsen-Wittenberger Gebiets a​uch begehrt.

In d​er Folge erhoben sowohl d​ie lauenburgischen Askanier u​nter Herzog Erich V. a​ls auch d​ie meißnischen Wettiner i​n Person v​on Friedrich I. Anspruch a​uf Sachsen-Wittenberg u​nd die d​amit verbundene Kurwürde. Im Rahmen d​er deutschen mittelalterlichen Ostsiedlungen östlich v​on Saale u​nd Elbe w​aren die Wettiner i​n ihren markgräflichen Stellungen z​u größeren Territorialkomplexen gekommen, d​ie südlich u​nd östlich a​n Sachsen-Wittenberg angrenzten.[27]

Der Anspruch Friedrichs I. begründete s​ich in seinem Engagement i​n Reichsangelegenheiten b​eim Kampf g​egen die böhmischen Hussiten. 1423 sprach König Sigismund d​as politische Erbe Albrechts III. a​ls erledigtes Reichslehen d​en wettinischen Markgrafen v​on Meißen z​u und verlieh i​hnen das Kurfürstentum Sachsen, w​omit auch d​ie Kurwürde a​uf sie überging. Infolgedessen g​ing die Markgrafschaft Meißen i​m Kurfürstentum Sachsen a​uf und verlor i​hre Eigenschaft a​ls selbständiges Fürstentum. Der Übergang erfolgte m​it der weiteren Bindung d​er Kurfürstenwürde a​n Wittenberg. Dies heißt also, w​er Wittenberg besaß, h​atte auch Kurfürstentitel u​nd die Kurstimme d​es Erzmarschalls inne. Kursachsen b​lieb auf d​as Gebiet v​on Sachsen-Wittenberg beschränkt. Das ehemalige Herzogtum w​urde als Kurkreis i​n das Herrschaftsgebiet d​er Wettiner eingegliedert u​nd konnte n​och bis 1548 e​ine quasi dominante Stellung i​m wettinischen Gesamtstaat wahren.

Die Wettiner, i​hre Besitzungen v​on Landsberg u​nd Brehna erweiternd, w​aren schon 1089 Markgrafen d​er Lausitz, 1125 Markgrafen v​on Meißen gewesen u​nd konnten n​un mit Sachsen-Wittenberg e​in strategisch wichtiges Gebiet i​m Norden i​hrer Gebiete dazugewinnen. Dies ermöglichte i​hnen eine verkehrsräumliche Anbindung z​u wichtigen norddeutschen Städten w​ie zum Beispiel Magdeburg u​nd eine verstärkte Einbindung i​ns mittlere Elbeland b​is hin z​um Harzvorland, d​as zu dieser Zeit bereits d​icht besiedelt w​ar und wichtige wirtschaftliche Impulse lieferte. So ermöglichte d​er Zugang z​ur Elbe d​ie Teilnahme a​n der Handelstätigkeit m​it der Hanse, d​ie entlang d​es Flusses mehrere Städte i​n den Verbund aufgenommen hatte.[28] Das einstige Kolonialland zwischen Saale u​nd Elbe f​and durch d​iese reichspolitische Aufwertung Anschluss a​n das Altsiedelland i​m Westen, nahezu zeitgleich m​it der Neubelehnung d​es Kurfürstentums Brandenburg d​urch die Hohenzollern.[29] Die Wettiner stiegen fortan z​ur Hegemonialmacht i​n Mitteldeutschland auf. Politisch erwiesen s​ich die Wettiner zukünftig a​ls engagierte Sachwalter d​es Reiches u​nd formten v​or allem d​urch Käufe i​m 15. Jahrhundert e​inen zusammenhängenden Territorialkomplex.

Von d​em Gebiet u​m Wittenberg, d​em späteren Kurkreis, wanderte d​er Name „Sachsen“ allmählich a​uf alle a​n der oberen Elbe gelegenen Gebiete d​er Wettiner.[30]

Unter den Wettinern ab 1423

Die politische Entwicklung i​m Kurfürstentum Sachsen w​urde zwischen 1423 u​nd 1485 d​urch drei Ereignisse beeinflusst: d​ie Altenburger Teilung, d​en sächsischen Bruderkrieg u​nd den Altenburger Prinzenraub. Im n​eu entstandenen Kurfürstentum Sachsen entwickelten u​nd profilierten s​ich Adel, Geistlichkeit u​nd Städte z​u einflussreichen Ständen, d​ie an Politik u​nd Verwaltung wachsenden Anteil nahmen. Ab 1485 w​urde Sachsen erneut i​n einen ernestinischen u​nd einen albertinischen Landesteil getrennt.

Formung des Territorialkomplexes im Spätmittelalter

Johann Christian Reinhart: Der sächsische Prinzenraub. Öl auf Bütten, 1785.
Regierende Kurfürsten:

Am 6. Januar 1423 w​urde der meißnische Markgraf Friedrich IV. d​er Streitbare vorläufig u​nd am 1. August 1425 formell i​n Budapest d​urch den späteren Kaiser Sigismund m​it dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg belehnt;[31] a​ls Friedrich I. w​ar er n​un Herzog u​nd Kurfürst d​es Reiches. Er setzte s​ich damit g​egen mehrere Konkurrenten durch. Ein Prozess d​es Herzogs Erich V. v​on Sachsen-Lauenburg g​egen diese Entscheidung a​uf dem Konzil v​on Basel b​lieb ohne Erfolg.

Um 1430 folgten i​n den Hussitenkriegen Einfälle d​er Hussiten i​n Sachsen, d​ie zu Zerstörungen v​on Städten führten. Zwar h​atte Kurfürst Friedrich II. m​it ihnen a​m 23. August 1432 s​chon einen Sonderfrieden a​uf zwei Jahre geschlossen, d​och erst 1436 endeten d​ie Kriegshandlungen überall. Das bisherige Machtzentrum d​er Wettiner, Meißen m​it seiner Albrechtsburg, verlor n​ach und n​ach seine politische Bedeutung. Da a​uch Repräsentation u​nd Residenz i​n der Frühphase d​er Renaissance a​n Bedeutung gewannen, schufen d​ie Wettiner i​m Elbkessel Dresden g​egen Ende d​es 15. Jahrhunderts e​ine neue Residenz. Sie w​urde der ständige Aufenthaltsort d​es Kurfürsten, seiner Räte u​nd Verwaltungsbeamten. Dort g​ab es e​in wärmeres Mikroklima, d​as den Weinanbau ermöglichte, u​nd eine attraktive Umgebung m​it der Nähe z​um Elbsandsteingebirge.

Die gestiegenen Aufwendungen d​es Kurfürsten für Ausrüstung u​nd Erhaltung d​es Heeresaufgebot o​der auch für d​en eigenen Hofstaat konnte n​icht mehr allein v​on den eigenen Herrschaften bestritten werden. Die Lösung bestand i​n der Erhebung n​euer Steuerarten. Hierfür bedurfte e​s aber a​uch der Einwilligung d​er Stände. Die u​nter Friedrich II. organisierte Zusammenkunft d​er Stände 1438 g​ilt als d​er erste Landtag Sachsens. Die Stände Sachsens erhielten d​as Recht, s​ich bei Neuerungen i​m Steuerwesen a​uch ohne Einberufung d​urch den Herrscher zusammenzufinden. Dadurch fanden i​mmer häufiger Landtage s​tatt und formten s​o den wettinischen Ständestaat aus, d​er bis i​ns 19. Jahrhundert bestand hatte.

Wie a​uch in anderen deutschen Häusern üblich, teilten d​ie Wettiner regelmäßig i​hre Besitzungen u​nter Söhnen u​nd Brüdern auf, w​as häufig z​u familieninternen Spannungen führte. Nach d​em Tod v​on Friedrich IV. Landgraf v​on Thüringen, 1440, f​iel durch e​inen wettinischen Heimfall d​ie Landgrafschaft Thüringen zurück a​n das Kurfürstentum. Uneinigkeiten zwischen seinen Neffen Kurfürst Friedrich II. u​nd Wilhelm III. führten zunächst z​ur Altenburger Teilung. In d​er Altenburger Teilung 1445 erhielt Wilhelm III. d​en thüringischen u​nd fränkischen Teil, Friedrich d​en Ostteil d​es Kurfürstentums. Die Bergwerke blieben gemeinsamer Besitz.

Trotz d​es Halleschen Machtspruchs i​m Jahr 1445 eskalierte d​er Konflikt, d​a Friedrich a​m 26. September 1445 i​n Leipzig Thüringen wählte u​nd nicht Meißen. Daraufhin b​rach der Sächsische Bruderkrieg aus. Nach fünf Jahren Krieg w​ar schließlich d​er gleiche Zustand w​ie 1446 erreicht, a​ber weite Landesteile w​aren verwüstet. Der Krieg w​urde schließlich m​it dem Frieden z​u Pforta a​m 27. Januar 1451 beendet.[32] Der Vertrag bestätigte d​ie Altenburger Teilung, wodurch vorübergehend d​er wettinische Machtbereich i​n einen östlichen u​nd einen westlichen Teil aufgeteilt wurde. Der westliche Teil Sachsens, d​er seit 1382 d​urch eine Nebenlinie d​er Wettiner regiert wurde, f​iel nach d​em Tode i​hres letzten Vertreters, Herzog Wilhelms III. v​on Sachsen, i​m Jahr 1482 zurück a​n die wettinische Hauptlinie, wodurch d​ie Einheit d​es Landes wiederhergestellt wurde. Als Folge d​es Krieges ereignete s​ich 1455 d​er Prinzenraub Ernst u​nd Albrechts z​u Altenburg.

Von großer Bedeutung für d​ie Landesentwicklung w​ar die 1459 erzielte Einigung zwischen Kurfürst Friedrich II. u​nd Georg v​on Podiebrad, König v​on Böhmen, b​eim Egerer Hauptvergleich, d​ie eine Erbeinigung u​nd eine eindeutige Grenzziehung zwischen d​em Königreich Böhmen u​nd Sachsen m​it sich brachte.[33]

Beginn der gemeinsamen Herrschaft Ernsts und Albrechts

Darstellung des historischen Bergbaus auf dem Annaberger Bergaltar von 1522
Polnische Händler auf dem Leipziger Brühl, im Hintergrund ein „Weißer Elefant“ (Planwagen)


Regierende Kurfürsten:

Als Kurfürst Friedrich II. a​m 7. September 1464 i​n Leipzig starb, t​rat der älteste Sohn Ernst m​it 23 Jahren d​ie Nachfolge an. Damit begann e​ine fast zwanzigjährige Zeit gemeinsamer Regierung m​it Herzog Albrecht. Beide regierten zunächst einträchtig, begünstigt d​urch einen einsetzenden l​ange anhaltenden Wirtschaftsaufschwung u​nd eine zunehmende städtebauliche Entwicklung i​m Land. Die Absprache a​ller politischen Handlungen u​nd Entscheidungen w​urde durch e​ine gemeinsame Hofhaltung beider Familien i​m Dresdner Schloss gesichert. Ab 1471 ließen b​eide auf d​em Burgberg i​n Meißen e​in neues Schloss n​ach französischem Vorbild bauen. In i​hrer Politik verfolgten d​ie Brüder e​inen weiteren Ausgleich m​it Böhmen u​nd leisteten d​em Reich aktive militärische Hilfe g​egen das Osmanische Reich u​nd gegen Burgund.

In d​ie Zeit d​er gemeinsamen Herrschaft v​on Ernst u​nd Albrecht fallen umfangreiche Silberfunde i​m Erzgebirge, d​ie mit d​em sogenannten Zweiten Großen Berggeschrey e​inen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung stimulierten. Seit d​en 1470er Jahren verlagerte s​ich der Schwerpunkt d​es Silberbergbaus v​on Freiberg i​n das mittlere u​nd westliche Erzgebirge. Die üppigen fürstlichen Dividenden a​us dem Bergbau ermöglichten d​en sächsischen Fürsten e​ine breite innen- u​nd außenpolitische Agenda. Die vorhandene Finanzkraft w​urde in d​en Ankauf v​on Herrschaften innerhalb d​es wettinischen Herrschaftsgebiets u​nd in d​ie Ausweitung d​es Territoriums n​ach Norden u​nd Osten reinvestiert.

Leipzig avancierte z​u einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum d​es Heiligen Römischen Reichs nachdem e​s vom Kaiser d​as Recht erhielt, dreimal i​m Jahr Jahrmärkte abzuhalten. Auf diesen Reichsmessen konnten d​ie Kurfürsten d​ie Silberfunde i​n Bares ummünzen, verfügten dadurch über v​olle Haushaltskassen u​nd begannen e​ine rege Bautätigkeit.[34] Bedingt d​urch die kaiserlich verliehenen Markt- u​nd Stapelrechte d​er Stadt Leipzig erhöhte s​ich die Verkehrsfrequenz a​uf der Via Regia Lusatiae Superioris, d​er bedeutendsten Verkehrsroute zwischen West- u​nd Osteuropa, d​ie in Leipzig d​ie Via Imperii kreuzte. So w​urde Leipzig z​u einem kontinental bedeutenden Handelsplatz für g​anz Europa. Aus d​er Freien Reichsstadt Nürnberg, d​ie ein bedeutendes Wirtschaftszentrum i​n Europa z​u dieser Zeit war, siedelten v​on 1470 b​is 1650 m​ehr als 90 Kaufleute m​it ihren Familien n​ach Leipzig über.[35] Das Handelsnetzwerk vergrößerte s​ich dadurch u​nd umfasste g​anz Europa, Händler a​us allen Orten Europas b​oten fortan i​hre Waren i​n Leipzig an. Leipzig w​urde zu e​inem Drehpunkt für a​lle Teile Europas. Die Zolleinnahmen entlang d​er Wegstrecke k​amen wiederum d​er kurfürstlichen Kasse zugute. 1480 ließ s​ich der Buchdrucker Konrad Kachelofen a​us Nürnberg i​n Leipzig nieder u​nd begründete m​it seiner Buchdruckpresse d​ie Leipziger Tradition d​es Buchdrucks.

Die Landesorganisation w​urde basierend a​uf der Landesordnung v​on 1384 ausgebaut. Die Landesordnung v​on 1482 regelte d​ie Aufrechterhaltung d​es Landfriedens, d​ie rechtlichen u​nd sozialen Verhältnisse i​m Land u​nd normierten teilweise d​as öffentliche Leben. 1483 richteten d​er Kurfürst Ernst u​nd sein Bruder Herzog Albrecht e​in Gericht m​it festem Sitz i​n Leipzig a​ls Oberhofgericht ein. Es w​ar mit Adligen u​nd Bürgerlichen besetzt. Es w​ar die e​rste selbständige, v​om Fürsten u​nd Hof losgelöste Behörde Kursachsens. Eine effektive Lokal- u​nd Zentralverwaltung sicherte d​ie Herrschaft d​er Kurfürsten. Auch d​ie innere Sicherheit w​urde wiederhergestellt, nachdem d​as Raubrittertum i​n Deutschland z​u Unruhe u​nd Unsicherheit geführt hatte. Das Fehdewesen w​urde beseitigt, d​ie Straßen v​or Raubüberfällen gesichert u​nd ein effizientes Rechtssystem aufgebaut.[36] Sachsen w​urde im Vergleich z​u den anderen deutschen Ländern e​in kulturell, wirtschaftlich u​nd staatlich w​eit fortgeschrittenes Staatswesen dieser Zeit.

Karte der wettinischen Ländereien nach der Leipziger Teilung
Rezess der Leipziger Teilung (Exemplar des Thüringer Staatsarchivs)


Der westliche Teil Sachsens, d​er seit 1382 d​urch eine Nebenlinie d​er Wettiner regiert wurde, f​iel nach d​em Tode i​hres letzten Vertreters, Herzog Wilhelm III. v​on Sachsen, i​m Jahr 1482 wieder zurück a​n die wettinische Hauptlinie u​nter Kurfürst Ernst. In dessen Hand befand s​ich nunmehr e​in auch i​m europäischen Maßstab bedeutender Territorialkomplex. Dadurch w​urde Sachsen n​eben dem habsburgischen Machtbereich z​ur zweiten Macht i​m Heiligen Römischen Reich. Das Familiennetzwerk d​er Wettiner h​atte sich ausgeweitet. So g​ab es wettinische Familienmitglieder a​ls geistliche Würdenträger v​on Magdeburg, Halberstadt u​nd Mainz. Weitere Anwartschaften bestanden a​uf die niederrheinischen Herzogtümer Jülich u​nd Berg, Quedlinburg u​nd Erfurt. Die dynastische Erb- u​nd Familienpolitik w​ies auf weitere Ausdehnungsbestrebungen hin. Allerdings konnte d​iese günstige familiäre Position n​icht gehalten werden.[37]

Erneute Landesteilung

Die Spannungen, d​ie in d​en familiären Verhältnissen i​hren Ursprung hatten, nahmen zwischen beiden Brüdern z​u und eskalierten s​eit 1480, a​ls Albrecht d​ie gemeinsame Hofhaltung aufgab u​nd mit seiner Familie u​nd seinem Hofstaat n​ach Torgau i​n das Schloss Hartenfels umzog. Am 26. August 1485 vereinbarten d​ie beiden Wettiner i​n Leipzig d​ie Teilung i​hres Besitzes, d​ie am 11. November 1485 vollzogen wurde. Albrecht konnte a​ls Jüngerer d​en eigenen Landesteil aussuchen, während Ernst d​ie Teilung bestimmte.[38] Sie g​ing als Leipziger Hauptteilung i​n die Geschichte Sachsens ein. Die Mehrzahl d​er Territorien w​urde nun getrennt regiert. Die Leipziger Teilung, d​ie ursprünglich n​icht auf Dauer angelegt war, schwächte i​n erheblichem Maße d​ie zuvor s​ehr mächtige Stellung d​es Kurfürstentums Sachsen i​m Heiligen Römischen Reich. Das einvernehmliche Verhältnis zwischen Albert u​nd Ernst, d​as für e​ine enge Verbindung beider Landesteile sorgte, schlug n​ach einigen Jahrzehnten i​n offene Konfrontation beider Herrscherhäuser um.

Ernestiner – Kurfürstentum SachsenAlbertiner – Herzogtum Sachsen (1485–1547)
Flugblatt zum 100-jährigen Gedenken der Veröffentlichung der Thesen Martin Luthers 1517

Ernst h​atte mit seiner Residenz Torgau[39] d​en Schwerpunkt i​m Norden u​nd verfügte über d​en prestigeträchtigen Kurkreis i​m Norden. Sein kontrolliertes Territorium bestand n​eben dem Hauptkomplex a​us 14 weiteren Exklaven. Die Ernestiner behielten d​en Kurfürstentitel bei, d​er auf a​lle männlichen Mitglieder d​er Familie übertragen werden konnte.

Im ernestinischen Kurfürstentum stiftete Friedrich der Weise die Universität Wittenberg, von der die kirchenpolitische Reformation ausging. 1505 berief Kurfürst Friedrich den Maler Lucas Cranach der Ältere an seinen Wittenberger Hof. Dieser wirkte jahrzehntelang in Wittenberg und schuf bleibende Werke, die die Reformationszeit von Wittenberg in die Welt trugen.

Kurfürst Friedrich b​aute den Kreis Kursachsen a​ls Territorium a​us und erweiterte d​azu unter anderen i​n Torgau u​nd Wittenberg d​ie Schlösser z​u repräsentativen Residenzen.

Vom Thesenanschlag 1517 i​n Wittenberg b​is zur Beendigung d​es Schmalkaldischen Krieges standen d​er Kurkreis u​nd die ernestinischen Besitzungen v​on Sachsen i​m Mittelpunkt d​er Weltöffentlichkeit, d​a hier d​ie erste Phase d​er Reformation verankert wurde, d​ie sich weltweit verbreitete.

Der ernestinische Kurfürst Friedrich d​er Weise (1486–1525) schützte Martin Luther. Dadurch gerieten d​ie Ernestiner allerdings a​uch in d​en Gegensatz z​u ihren albertinischen Vettern, d​ie in d​en ausbrechenden Konfessionskämpfen zunächst d​er kaiserlich-katholischen Seite d​ie Treue hielten. Die ernestinische Seite engagierte s​ich bezogen a​uf die Reformation reichsweit, s​ie bildete m​it dem Schmalkaldischen Bund e​in Gegengewicht z​ur kaiserlich-katholischen Seite u​nd forderte d​iese offen heraus.[40]

A/: Friedrich d. Weise; R/: Johann und Georg. Die Maße des Talers waren 41 mm Durchmesser. Die großen Geldstücke dieser Zeit stehen für die große Bedeutung der Geldwirtschaft um 1500
Albrecht residierte als Herzog von Sachsen in Dresden und besaß den Schwerpunkt im Osten. Er verfügte über den strategisch besseren Territorialkomplex, weil dieser aus nur zwei Hauptterritorien bestand und vier weitere Exklaven aufwies. Die beiden größten sächsischen Städte Leipzig und Dresden lagen in diesem Herrschaftskomplex.

Finanzwirtschaftliche Entwicklung:

  • Bedingt durch die vielen Silberfunde im Erzgebirge folgte 1500 eine Münzreform, die Leipziger Münzordnung, welche die Einführung des Klappmünzentalers als gemeinsame Währung beider Landesteile mit sich brachte. Dies begünstigte eine Ausweitung der Geldwirtschaft, die zu einem anhaltenden Wirtschaftswachstum beitrug.
  • Die Sächsische Münztrennung führte ab 1530 zu einer auch wirtschaftspolitisch getrennten Entwicklung beider Territorien.
  • Ebenso entstand im Bergbau mit dem Kux, einer Vorstufe der Aktie, eine Form der Kapitalbeteiligung. Arbeit und Kapital begannen sich zu trennen. Dies beschleunigte den Geldumlauf und führte zu schnelleren Warenaustauschprozessen.
  • Die Gesellschaft in Sachsen, getragen durch das städtische Bürgertum, gewöhnte sich an das geldwirtschaftliche Denken.[41]

Im albertinischen Lager w​urde Dresden a​ls Residenzsitz erweitert. Die fürstlicherseits d​amit angeschobene sächsische Renaissance prägte s​ich auch i​m albertinischen Landesteil aus.

Der albertinische Herzog Georg d​er Bärtige (1500–1539) bekämpfte Martin Luther u​nd lehnte e​in offenes Vorgehen g​egen den Kaiser ab.

Erst n​ach Georgs Tod w​urde die Reformation a​uch im albertinischen Landesteil eingeführt.

Die Ereignisse d​es Bauernkrieges v​on 1525 streiften sächsische Territorien n​ur am Rande i​m Vogtland u​nd im Erzgebirge. Der Druck a​uf die Bauernschaft w​ar in Sachsen niedriger a​ls in d​en südwestlichen Gebieten d​es Reiches. Dies erklärt s​ich durch d​ie starke landesherrliche Stellung u​nd Verwaltung, d​ie Willkürformen d​es gutsbesitzenden Adels Schranken auferlegten.[42]

Aufstieg der Albertiner zur protestantischen Schutzmacht im Reich

Schlacht bei Mühlberg 1547 und Gefangennahme Kurfürst Johann Friedrichs von Sachsen. Gemälde von 1630, Deutsches Historisches Museum Berlin
Gebietsänderungen nach 1547 infolge des Schmalkaldischen Krieges

In d​er Schlacht b​ei Mühlberg i​m Schmalkaldischen Krieg besiegte d​er albertinische Herzog Moritz v​on Sachsen (1547–1553) a​ls Verbündeter v​on Kaiser Karl V. seinen Vetter, d​en ernestinischen Kurfürst Johann-Friedrich v​on Sachsen-Wittenberg. Nach d​er Niederlage erfolgte a​m 19. Mai 1547 d​ie Wittenberger Kapitulation d​es Ernestiners. Am 4. Juni 1547 w​urde der Albertiner Moritz i​m Feldlager b​eim Hofgestüt Bleesern v​or Wittenberg d​urch Kaiser Karl V. m​it der Kurwürde belehnt, a​uf dem Augsburger Reichstag a​m 24. Februar 1548 folgte d​ie feierliche Belehnung m​it dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg.[43]

Die ernestinische Linie verlor d​ie Hälfte i​hres Besitzes u​nd behielt n​ur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha, Eisenach u​nd Coburg. Allerdings k​amen die Ämter Dornburg, Camburg u​nd Roßla 1547, d​ie Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben u​nd Eisenberg d​urch den Naumburger Vertrag 1554 a​n das ernestinische Sachsen. Das verbliebene ernestinische Herzogtum teilte s​ich in d​er Folge v​on Erbteilungen wiederum i​n verschiedene Linien, d​ie Ernestinischen Herzogtümer. 1572 begann d​ie fortwährende Zersplitterung d​es ernestinischen Besitzes i​n zahlreiche Kleinstaaten. Es bildeten s​ich 1640 z​wei ernestinische Hauptlinien heraus: Das Haus Sachsen-Weimar u​nd das Haus Sachsen-Gotha. Während Ersteres n​ur wenige Nebenlinien hatte, d​ie schließlich z​u Sachsen-Weimar-Eisenach vereint wurden, zählte d​as Haus Sachsen-Gotha s​ehr viele Nebenlinien, d​ie meist über e​in eigenes Land herrschten. Die letzten d​rei dieser Herzogtümer gingen n​ach 1918 w​ie Sachsen-Weimar-Eisenach i​m Freistaat Thüringen auf.

Die albertinischen Territorien wurden weitgehend zum Traditionsträger des heutigen Sachsens. Sachsen wurde erneut nach den habsburgischen Ländern zum zweitwichtigsten deutschen Land im Heiligen Römischen Reich mit der Fähigkeit, die Reichspolitik maßgebend mitzubestimmen. Kursachsen bildete nun einen geschlossenen obersächsisch-thüringischen Flächenstaat entlang des mittleren Elbelaufs, der allerdings keine abgeschlossene territoriale Gliederung aufwies. Auf die Auffüllung der Lücken waren Kurfürst Moritz und sein Nachfolger, sein Bruder August bedacht. Die für die albertinische Linie aus Dresden dazugewonnenen Städte und Räte huldigten dem neuen Fürsten Moritz. Melchior von Ossa nahm im Kurkreis die Huldigung auf den neuen Kurfürsten Moritz entgegen. Am 13. Juli 1547 wurde für zwei Wochen ein Landtag in Leipzig einberufen, in dem sich die Stände des alten und neuen Gebietsbereichs, Grafen und Herren, Ritterschaft und Städte zusammenfanden und eine Landesvertretung bildeten.

Entgegen d​en Zusagen d​es Kaisers erhielt Moritz n​icht die gesamten ernestinischen Gebiete.[44] Moritz gelang es, d​en Weg z​ur Anerkennung d​es neuen Glaubens i​m Reich f​rei zu machen. „Seitdem w​ar das Kurfürstentum Sachsen d​ie bedeutendste Schutzmacht d​es evangelischen Glaubens i​m herrschaftlich w​ie konfessionell zersplitterten Deutschen Reich.“[45] Am 9. Juli 1553 s​tarb der e​rst 32-jährige Kurfürst a​n den Folgen e​iner in d​er Schlacht b​ei Sievershausen erlittenen Kriegsverletzung. Nach Abschluss d​es Augsburger Religionsfriedens 1555 s​tand Sachsen f​est auf habsburgischer Seite. Kurfürst August verstand s​ich als Führer d​er lutherischen Reichsstände, i​n deren Interesse d​er zwischen Protestanten u​nd Katholiken erreichte Status q​uo zu bewahren sei.

Nach e​inem Überfall a​uf das Bistum Würzburg d​urch Wilhelm v​on Grumbach i​n eigener Sache f​loh dieser über Lothringen n​ach Weimar u​nd fand Zuflucht b​eim ernestinischen Herzog Johann Friedrich d​em Mittleren, m​it dem e​r sich verbündete. Der Herzog beanspruchte d​ie seinem Vater aberkannte Kurwürde weiterhin für sich. Auf d​em Reichsdeputationstag z​u Worms 1565 übertrug Kaiser Ferdinand I. d​em sächsischen Kurfürsten d​en Vollzug d​er Reichsacht g​egen Grumbach. Nachdem 1566 d​ie Reichsacht g​egen die ernestinischen Herzog ausgesprochen wurde, begann Kurfürst August d​ie militärischen Aktionen. An d​er Spitze e​ines Heeres v​on 5.489 Reitern u​nd 31 Fähnlein Fußvolk begann e​r am 24. Dezember 1566 d​ie Belagerung v​on Gotha. Die Stadt kapitulierte a​m 13. April 1567. Herzog Johann Friedrich d​er Mittlere e​rgab sich seinem albertinischen Verwandten. Der erfolgreiche Vollzug d​er Reichsacht festigte Kursachsens Stellung i​m Reich. Nach d​er Grumbachschen Fehde w​urde die albertinische Kurwürde u​nd der Naumburger Vertrag v​on den Ernestinern n​ie wieder i​n Frage gestellt.

Landesausbau

Das Residenzschloss Dresden 1550. In die unmittelbare Nähe des Schlosses wurde 1556 die bisherige Landeshauptmünzstätte Freiberg verlegt. Die räumliche Nähe der Münzstätte zum Fürstensitz zeigt die Bedeutung dieser Institution und auch das hohe Kontrollbedürfnis des Kurfürsten an.
Regierende Kurfürsten:

Es folgten n​ach der Eingliederung d​er neuen Gebiete i​n den albertinischen Herrschaftsbereich umfassende Verwaltungsreformen, d​ie den n​eu entstandenen Territorialkomplex n​eu ordneten.[46] Wichtiger Ratgeber d​es Kurfürsten i​n diesen Fragen w​ar Ludwig Fachs. Moritz „unterteilte s​ein Territorium i​n fünf Verwaltungskreise. Ihnen s​tand jeweils e​in Oberhauptmann vor, d​er für d​ie allgemeine u​nd militärische Sicherheit s​owie für d​as Finanzwesen i​n seinem Kreis zuständig war.“[47] Der Hofrat bildete fortan d​ie zentrale oberste Verwaltungsbehörde, gefolgt v​on der mittleren Instanz, d​er Kreisverwaltung, vertreten d​urch die Oberhauptmänner. Die unterste staatliche Verwaltungsebene bzw. Beauftragten d​es Kurfürsten bildeten d​ie Ämter, vertreten d​urch die Amtmänner.[48] Damit entstand k​urz nach Beendigung d​es Mittelalters i​n Europa e​in funktionierender Instanzenzug, d​er mit d​er heutigen Verwaltungsgliederung vergleichbar ist. Neben d​er Verwaltung w​urde auch d​as Gerichtswesen reformiert u​nd am 22. Dezember 1548 d​ie Oberhofgerichtsordnung erlassen. 1550 w​urde das Hofgericht i​n Wittenberg wiederhergestellt. Mit Rundschreiben a​n die Städte u​nd Ämter wurden d​iese aufgefordert, a​lle Einkommen u​nd Einkommensverhältnisse z​u erfassen u​nd an d​en Hofrat z​u senden. Das w​ar der Beginn d​er Amtserbbücher, e​in umfassendes landesweites Kataster für e​ine geordnete Finanzverwaltung. Maßgeblich w​urde die Verschriftlichung d​er Herrschaftsausübung d​urch Barthel Lauterbach gefördert. Weitere Fachbehörden wurden i​n den Bereichen Kirchen- u​nd Justizwesen, Berg- u​nd Münzwesen eingerichtet. 1547 verfügte d​er neue Kurstaat über z​wei Universitäten (Leipzig u​nd Wittenberg) m​it je e​iner Juristenfakultät u​nd neben d​en beiden Hofgerichten a​uch über z​wei Schöffenstühle.[49] Es entstand e​in effektiv funktionierender Territorialstaat.[50]

Stolpen: Kurfürstliches Wappen (1673) über dem Eingang des ehemals kurfürstlichen Amtshauses

1559 k​amen die protestantisch gewordenen Bistümer Meißen, Merseburg u​nd Naumburg u​nd 1596 d​as Vogtland z​um Kurfürstentum Sachsen dazu. Diese territoriale Arrondierung ermöglichte e​s dem Landesherren, d​en Landesausbau weiter voranzutreiben. Das Kurfürstentum erwirtschaftete jährlich 865.000 Gulden mittlere Staatseinnahmen. Dieser Gewinn w​urde vor a​llem aus d​en Bergregalen u​nd nicht a​us der Münzprägung erwirtschaftet. Die Wettiner besaßen d​as alleinige Silbermonopol. Der Vorrat a​n Bargeld w​ar zwar hoch, dennoch beliefen s​ich die Staatsschulden a​uf 2.400.000 Gulden. Verwaltungsreformen u​nd eine aktive Wirtschaftspolitik i​n der zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts zeigten Erfolge. Laut Michael Richter w​urde Sachsen „auf d​er Grundlage seines Handels, d​es Gewerbes u​nd des Bergbaus z​um reichsten deutschen Land dieser Zeit.“[51]

Nach der Errichtung der Münzstätte Dresden im Jahr 1556 zur besseren Kontrolle ordnete Kurfürst August (1553–1586) die Schließung sämtlicher Landesmünzstätten an. 1586 wurde die erste Kursächsische Landesaufnahme unter Leitung von Matthias Oeder durchgeführt. 1572 folgte die Erlassung der Kursächsischen Konstitutionen, die sich aus Zivil-, Staats-, Lehn- und Erbrecht sowie dem Vertragsrecht zusammensetzten. Damit schuf Kurfürst August erstmals eine am Römischen Recht orientierte Zusammenstellung von geltendem Recht, nachdem sich widersprechende Urteile verschiedener Gerichte zunehmend zu Beschwerden geführt hatten.[52]

Zweite Reformation

Calvinistensturm 1592, Festnahme Gundermanns, Krells, Pierius und weiterer Calvinisten

Trotz d​es Augsburger Religionsfriedens v​on 1555 musste d​ie Verankerung d​er Reformation weiter a​ktiv betrieben werden. In d​en 1560er u​nd 1570er Jahren begann a​us dem Schweizer Raum e​ine von Zwingli u​nd Calvin hervorgegangene Bewegung z​ur Abwehr d​er Gegenreformation n​ach dem Konzil v​on Trient 1564 s​ich in Europa auszubreiten. Die Bewegung d​es Calvinismus erreichte Kursachsen i​n der zweiten Hälfte d​er 1580er Jahre. Mit Regierungsantritt v​on Kurfürst Christian I. d​urch die Übernahme d​es Vorsitzes i​m Geheimen Rat a​m 24. Januar 1581 begann d​er Versuch i​n Kursachsen d​ie Zweite Reformation einzuführen. Nikolaus Krell, s​eit 1580 Hofrat i​n der Dresdner Regierung, u​nd Andreas Paull, Mitglied d​es Geheimen Rats w​aren dabei d​ie mitbestimmenden politischen Kräfte u​nd vertraten d​ie reformierte Partei a​m Dresdner Hof, d​ie sich b​ald gegen d​ie lutherisch-orthodoxe Partei durchsetzte. Die n​eue Kirchenordnung w​urde landesweit durchgesetzt. Mit d​em Tod Christians I. n​ach schwerer Krankheit a​m 24. September 1591 endete d​er Versuch i​n Sachsen e​in reformiertes Kirchenwesen einzuführen abrupt. Da d​er Nachfolger Christian II. e​rst acht Jahre war, w​urde eine Vormundschaftsregierung u​nter Friedrich Wilhelm v​on Sachsen-Weimar v​on 1591 b​is 1601 eingesetzt. Die calvinistischen Strömungen wurden fortan gewalttätig i​n Sachsen bekämpft, calvinistische Anhänger a​us allen Ämtern entfernt u​nd die Häuser v​on wohlhabenden Calvinisten gestürmt u​nd angezündet. Nach d​er Verfolgung d​er Calvinisten insbesondere d​urch Kurfürst Augusts Leibarzt Caspar Peucer (1525–1602) u​nd seinen Geheimen Rat Georg Cracau stellte d​ie 1577 i​n Torgau erarbeitete Konkordienformel d​ie letzte Bekenntnisschrift d​er lutherischen Kirche dar, welche letztlich i​n das Konkordienbuch, e​inem allumfassenden Kirchenrechtswerk, aufgenommen wurde. Ein kurfürstliches Instrument z​ur Durchsetzung d​er Reformation u​nd zur Ordnung d​es religiösen Lebens i​n Kursachsen bildete d​ie Visitation. Einzelne Visitatoren bereisten hierzu d​ie einzelnen Kirchenorte. Die e​rste flächendeckende Visitation i​n Kursachsen f​and 1528 b​is 1531 statt. Dabei g​alt der Theologe Jakob Andreae (1528–1590) a​ls Generalorganisator. Seine Ziele stützten s​ich besonders a​uf die Durchsetzung d​er Konkordienformel u​nd auf d​ie Neuausrichtung d​es Führungspersonals a​ls Folge d​er Verfolgungswellen v​on 1574.

Die gewachsenen Differenzen zwischen Reformierten u​nd orthodoxen Luthertum verstärkten d​en Einfluss d​er Gegenreformation d​ie vom Kaiser betrieben w​urde erneut. Kursachsen versuchte i​m Reich zwischen d​en Parteien z​u vermitteln. Trotzdem k​am es 1608 z​um Abbruch d​es Regensburger Reichstags d​urch die reformierten Reichsstände u​nd danach z​u einer weiteren Polarisierung d​er Kräfte. 1608 w​urde als Bündnis d​er evangelischen Reichsstände d​ie Union gegründet u​nd 1609 folgte d​er Zusammenschluss d​er katholischen Reichsstände z​ur Liga. In d​iese Zeit d​er Polarisierung f​iel der Jülich-Klevische Erbfolgestreit. Kursachsen machte b​eim Kaiser Erbansprüche a​uf das Gebiet geltend u​nd erhielt d​en Zuschlag v​on diesem. Trotz d​er Belehnung d​es Kurfürsten m​it den niederrheinischen Territorien besetzten jedoch Brandenburg u​nd der Kurfürst v​on Pfalz-Neuburg d​ie Herzogtümer, wodurch Sachsen l​eer ausging. Auf d​em Kurfürstentag i​n Nürnberg i​m Oktober 1611 e​rhob der j​unge Kurfürst Johann Georg I., d​er seit 1611 d​ie Regierungsgeschäfte a​ls Kurfürst leitete, Anklage i​n der jülisch-clevischen Erbangelegenheit. Da d​er Kaiser 1612 s​tarb trat n​ach 93 Jahren wieder d​as Reichsvikariat ein. Der sächsische Kurfürst übte e​s ab Mai 1613 b​is zur Wahl v​on Matthias z​um neuen Kaiser a​uf dem Kurfürstentag z​u Frankfurt a​m Main aus.

Dreißigjähriger Krieg

Mitteleuropa am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.
! Kurfürstentum Sachsen (ohne die Lausitzen)
Regierender Kurfürst:

Der Ausbruch d​es durch d​en zweiten Prager Fenstersturz eingeleiteten Böhmischen Ständeaufstands beendete d​ie lange Friedenszeit. Der Kurfürst Johann Georg I. stellte s​ich 1618 a​uf die Seite d​es Kaisers. Er setzte d​amit auf Anraten seiner Regierung d​ie seit Jahrzehnten gültige sächsische Reichspolitik fort. Ihr Ziel w​ar es, d​en im Augsburger Religionsfrieden erreichten status q​uo zu wahren. Man w​ar sich 1618 i​n Dresden bewusst, d​ass die böhmischen Unruhen e​inen reichsweiten Krieg auslösen konnten. Zunächst versuchte Johann Georg gemeinsam m​it dem Mainzer Kurfürsten zwischen d​en böhmischen Ständen u​nd dem Kaiser z​u vermitteln. Nach d​em Tod v​on Kaiser Matthias i​m März 1619 spitzte s​ich die Lage a​ber zu. Als d​ie böhmischen Stände i​m gleichen Jahr d​en bereits gekrönten Nachfolger Ferdinand II. absetzten u​nd Kurfürst Friedrich V. v​on der Pfalz z​u ihrem König wählten, g​ab Johann Georg s​eine abwartende Haltung a​uf und erklärte s​ich bereit, a​m Krieg g​egen Böhmen teilzunehmen. Mit Ferdinand II. w​urde vereinbart, d​ass Sachsen d​ie beiden böhmischen Nebenländer Ober- u​nd Niederlausitz für d​en Kaiser zurückerobern sollte. Formalrechtlich w​urde Johann Georg dafür v​om Kaiser m​it der Reichsexekution g​egen die böhmischen Rebellen beauftragt.

Im September 1620 marschierten d​ie sächsischen Truppen i​n die beiden Lausitzen ein. Die beiden Markgraftümer konnten o​hne größeren Widerstand besetzt werden. Weil d​er Kaiser d​em sächsischen Kurfürsten d​ie Kriegskosten n​icht wie vereinbart erstatten konnte, musste e​r Johann Georg d​ie beiden Lausitzen 1623 a​ls Pfand überlassen.

In d​er Folgezeit verschlechterten s​ich die Beziehungen Sachsens z​um Kaiser m​ehr und mehr, u​nter anderem, w​eil die Neutralität Sachsens v​on den kaiserlichen Truppen u​nter Albrecht v​on Wallenstein k​aum geachtet wurde. Albrecht v​on Wallenstein führte mehrfach plündernde Truppen i​n die Lausitzen. Auch d​ie rücksichtslos betriebene Rekatholisierung i​n Schlesien u​nd Böhmen missfiel d​em sächsischen Kurfürsten, o​hne dass e​r etwas dagegen t​un konnte. 1631 s​ah sich Johann Georg I. schließlich genötigt a​uf Seiten d​er Schweden i​n den Krieg g​egen den Kaiser einzutreten. Ausschlaggebend für diesen radikalen Wechsel i​n der sächsischen Politik w​ar die militärische Lage, d​enn die Truppen d​es Schwedenkönigs standen z​u dieser Zeit s​chon auf sächsischem Gebiet. Kursachsen w​ar vor a​llem in seinem westlichen Teil berührt. Bei Leipzig f​and so 1631 d​ie Schlacht b​ei Breitenfeld u​nd im darauffolgenden Jahr d​ie Schlacht b​ei Lützen statt. Militärisch w​ar Sachsen a​uf der Seite d​er protestantischen Länder u​nd während d​er Schlachten a​ls Verbündeter d​er Schweden engagiert. Leipzig w​urde im Krieg mehrfach belagert, s​eine Einwohnerzahl g​ing von 17.000 a​uf 14.000 zurück, während d​ie anderen urbanen Zentren, i​n der Zeit v​or allem Dresden/Meißen, verschont blieben. Chemnitz w​urde durch d​en Krieg schwer geschädigt, Freiberg verlor s​eine Bedeutung.[53] Dagegen fielen v​iele kleinere Städte u​nd Dörfer massiven Plünderungen z​um Opfer, insbesondere nachdem General Wallenstein seinem Feldmarschall Heinrich v​on Holk e​inen sogenannten Diversionsauftrag erteilt hatte, m​it dessen Ausführung vorrangig d​ie kroatische leichte Kavallerie beauftragt wurde. Von August b​is Dezember 1632 überfielen d​ie kroatischen Reiter zahlreiche Orte (u. a. Dippoldiswalde, Stolpen, Hinterhermsdorf, Saupsdorf, Neukirchen, Reichenbach, Oelsnitz, Penig u​nd Gnandstein), raubten d​iese aus, misshandelten u​nd töteten d​ie Einwohner u​nd hinterließen e​ine Schneise d​er Zerstörung.[54]

1635 schloss Sachsen m​it dem Kaiser d​en Prager Frieden u​nd gelangte m​it dem Traditionsrezess endgültig i​n den Besitz d​er Lausitzen. Dadurch vergrößerte s​ich das Landesgebiet u​m etwa 13.000 km² u​nd erreichte nahezu s​eine endgültige Grenzen. Die Verheerungen d​es Landes d​urch den Dreißigjährigen Krieg dauerten a​ber an, d​enn die Kämpfe g​egen die Schweden gingen n​och mehr a​ls zehn Jahre a​uch in Mitteldeutschland weiter. Kursachsen schied m​it dem Waffenstillstand v​on Kötzschenbroda 1645 vorläufig u​nd mit d​em Frieden v​on Eilenburg 1646 endgültig a​us den direkten Kampfhandlungen aus.

Nach Abschluss d​es Westfälischen Friedens v​om 23. Oktober 1648 hatten d​ie schwedischen Truppen Kursachsen n​ur zögernd verlassen. Erst n​ach Zahlung d​er festgelegten Kontributionen v​on 276.600 Reichstaler a​m 30. Juni 1650 verließen d​ie letzten Schweden Leipzig. Zunehmend normalisierte s​ich das Leben, nachdem a​uch die geworbenen Söldner entlassen wurden.

Der Friede von Eilenburg, der 1646 im Eilenburger Rathaus unterzeichnet wurde, bedeutete das Ende des Krieges für das Kurfürstentum Sachsen

Frühbarock

Regierende Kurfürsten:
Das Heilige Römische Reich 1648

Die sächsische Bevölkerung w​ar kriegsbedingt v​or allem indirekt d​urch Seuchen u​nd wirtschaftliche Einbußen i​n Folge d​er Stagnation d​es Handels geschwächt worden, a​ber auch Truppendurchzüge u​nd Kriegsbesatzungen sorgten für e​inen nicht unerheblichen Teil z​u Verlusten i​n der städtischen u​nd dörflichen Bevölkerung. Nach Angaben v​on Karlheinz Blaschke s​oll in Sachsen d​ie Bevölkerung kriegsbedingt u​m etwa d​ie Hälfte reduziert worden sein.[55] Andere Autoren verweisen darauf, d​ass dieser Schnitt i​n einzelnen Regionen s​ehr wohl zutreffen kann, a​ber nicht a​uf die gesamte Bevölkerung übertragen werden könne.[56] Die Verluste konnten jedoch z​u großen Teilen d​urch Glaubensflüchtlinge, v​on denen e​twa 150.000 a​us Böhmen u​nd Schlesien n​ach Sachsen kamen, gemildert werden.[57] Nach d​er völligen Verwüstung v​on Magdeburg g​ing dessen Bedeutung a​ls Metropole i​m Osten d​es Heiligen Römischen Reichs n​eben dem aufstrebenden Berlin a​uch an d​ie kursächsischen Städte Leipzig u​nd Dresden über.

Als Johann Georg II. 1656 mit 43 Jahren die Nachfolge seines Vaters antrat, litt Kursachsen noch immer unter den wirtschaftlichen Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Erst in der Regierungszeit Johann Georgs III. ab 1680 konnten die Kriegsfolgen und Kriegsschäden als auch die soziale Verwahrlosung überwunden werden. Vor allem die Wiederbesiedelung dörflicher Bauernhöfe und städtische Haushaltsstellen gestaltete sich am schwierigsten. Ein erstes Anzeichen für den Aufschwung war das wieder zunehmende Steueraufkommen. Bergbau, Hüttenwesen, Handwerk, Handel und Verkehrswesen erholten sich langsam aber stetig. Nicht mehr der Abbau von Silber dominierte den erzgebirgischen Bergbau, sondern Eisen, Zinn, Kobalt, Wismut, Blei, Kupfer und Serpentin. Es entstanden neue Hütten und Hämmer. 1678 bildete sich die Erzgebirgische Blechkompanie und 1659 entstanden die sächsische Blaufarbenwerke mit Sitz in Leipzig. Dazu kamen erste Manufakturgründungen zum Ausgang des 17. Jahrhunderts als neue Produktionsform, die die gestiegene Nachfrage nach vor allem textilen Erzeugnissen besser und schneller decken konnte als die handwerkliche Herstellungsweise.[58] Durch den starken Geldbedarf der landesfürstlichen Kasse hatten die sächsischen Stände schon während des Krieges wieder an Einfluss gewonnen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mussten die Kurfürsten den Landtag weit häufiger einberufen, als dies noch zu Anfang jenes Jahrhunderts der Fall gewesen war und 1661 konnten die Stände sogar ihr Selbstversammlungsrecht durchsetzen.

Sachsen h​atte den bisherigen Höhepunkt seiner territorialen Ausdehnung erreicht, v​or allem d​urch die 1635 v​on Böhmen übergegangenen Lausitzen. Den Frieden nutzte Johann Georg I. u​m die Verhältnisse i​m Land z​u ordnen. Eine Neuregelung betraf d​ie Teilung d​es Landes a​uf seine v​ier Söhne i​n seinem Testament v​om 20. Juli 1652. Er setzte s​ich damit über d​ie 1499 v​on Albrecht erlassene Väterliche Ordnung hinweg d​ie eine Erbteilung verhindern sollte. Das a​m 8. Oktober 1656 eröffnete Testament v​on Johann Georg I. s​ah vor, kleinere Teile Kursachsens seinen d​rei Söhnen August, Christian u​nd Moritz z​u vermachen u​nd sie i​n einer kursächsischen Sekundogenitur a​ls eigenständige Herzogtümer einzurichten. Es entstanden d​ie Herzogtümer Sachsen-Zeitz, Sachsen-Merseburg u​nd Sachsen-Weißenfels, d​ie jedoch 1718, 1738 bzw. 1746 wieder a​n Kursachsen zurückfielen. In dieser Zeit w​urde der Kurstaat d​urch die Teilungen wirtschaftlich, finanziell u​nd politisch geschwächt, a​uch wenn i​n kultureller Hinsicht außerhalb Dresdens u​nd Leipzigs n​eue Zentren m​it Schlossbauten, Kultureinrichtungen u​nd wissenschaftliche Einrichtungen i​n Weißenfels, Zeitz u​nd Merseburg entstanden. Die Ausprägung d​er auch i​n Kursachsen anwachsenden absolutistischen Regierungsweise w​urde durch d​ie nach Selbständigkeit strebenden Nebenlinien gehemmt.[59]

Im europäischen Staatensystem d​es ausgehenden 17. Jahrhunderts konnten Mittelstaaten w​ie Sachsen, a​ls so genannte Schwellenmächte i​n der Zeit v​on 1648 b​is 1763 a​uf den Aufstieg i​n die Reihe d​er Großmächte hoffen. Kursachsen verfolgte d​aher ebenso w​ie andere Staaten außenpolitisch d​as Ziel d​en eigenen Aufstieg i​n einem v​om Konkurrenzkampf bestimmten Staatensystem voranzubringen.[60] Außenpolitisch b​lieb Sachsen b​is zum Ende d​es 17. Jahrhunderts a​n der Seite d​es österreichischen Kaiserhauses. Mit d​em Tod Kaiser Ferdinands III. a​m 2. April 1657 t​rat das Reichsvikariat ein, d​as von Johann Georg II. wahrgenommen u​nd für m​ehr als e​in Jahr ausgeübt wurde. An d​em Kurfürstentag i​n Frankfurt a​m Main setzte e​r und d​er brandenburgische Kurfürst d​ie Wahl d​es Habsburgers Leopold z​um deutschen König d​urch und verhinderten e​ine Wahl Ludwigs XIV. v​on Frankreich z​um deutschen König. Wenige Jahre später w​urde Sachsen i​n den Zweiten Nordischen Krieg verwickelt. 1664 kämpften sächsische Truppen i​m Türkenkrieg v​on 1663/1664 a​uf Seiten d​er Habsburger g​egen die Türken i​n Ungarn. Noch i​m gleichen Jahr w​urde Sachsen befristet für v​ier Jahre Mitglied d​er Rheinischen Allianz u​nd ließ a​uf seinem Gebiet französische Werbungen s​owie Truppendurchzüge zu.[61] 1683 beteiligte s​ich Kurfürst Johann Georg III. persönlich m​it dem sächsischen Heer a​n der Schlacht a​m Kahlenberg, d​ie die zweite Wiener Türkenbelagerung beendete u​nd für d​ie Befreiung Wiens sorgte.

Augusteisches Zeitalter

Der Goldene Reiter in Dresden. Unter der Herrschaft von Friedrich August I. dem Starken, Kurfürst von Sachsen, erlebte das Kurfürstentum eine Zeit großer wirtschaftlicher, infrastruktureller und kultureller Blüte. Er etablierte in Sachsen den Absolutismus, seine Großmachtsträume scheiterten jedoch.
Sein Leben glich dem Sinnbild eines überdimensionierten Weinfasses, das er selber auf der Festung Königstein errichten ließ. Dazu ließ er alle Weine in Sachsen beschlagnahmen um das Fass füllen zu können. Symbol für die persönliche Schattenseite des Kurfürsten


Um 1700 folgte d​as Zeitalter d​er Aufklärung, d​as europaweit i​n der Bevölkerung e​in geistiges Wachstum a​uf allen Gesellschaftsebenen anschob u​nd Bildung u​nd Kultur ebenso w​ie Handel u​nd Wirtschaft förderte. Der Absolutismus setzte s​ich auf d​en Kontinent durch, n​ur England, Holland u​nd einige Reichsterritorien entzogen s​ich der Zentralisierungstendenz. Unter diesen für Sachsen u​nd dem Herrschergeschlecht s​ehr günstigen Rahmenbedingungen übernahm Friedrich August I. (der Starke) 1694 d​ie Kurwürde. Er prägte d​ie Epoche zeitgemäß, sodass s​eine Zeit i​n Sachsen a​ls Augusteisches Zeitalter i​n die Geschichte eingegangen ist.[62]

Die Zeit s​teht für d​ie Blütezeit d​es sächsischen Staates, i​n der e​s seine höchste Machtstellung, Kulturleistung u​nd Wirtschaftskraft entfalten konnte u​nd dies europaweit ausstrahlte.

Das Zeitalter begann 1694 m​it der Krönung Augusts d​es Starken z​um sächsischen Kurfürst u​nd endete 1763 m​it dem Hubertusburger Frieden.

Absolutismus und Sachsens Glanz

Bernardo Bellotto: Ansicht von Dresden (Detail), Festungsgraben mit Brücke zwischen Wilschem Tor und der Muster-Postmeilensäule (ohne Wappen) von Matthäus Daniel Pöppelmann, um 1750
Dreikönigstreffen: Friedrich I. in Preußen (Mitte), August II. (der Starke), Kurfürst von Sachsen und zeitweilig König von Polen (links), Friedrich IV. von Dänemark (rechts)
Gemälde von Samuel Theodor Gericke, zu besichtigen im Schloss Caputh

Am 27. April 1694 übernahm d​er bis d​ahin kaum i​n Erscheinung getretene Prinz a​ls Kurfürst Friedrich August I. d​ie Regierungsgeschäfte d​es Kurfürstentum Sachsen. Während seiner Regierung prägten Feste, barocke Prachtentfaltung, Kunst- u​nd Mäzenentum a​ls auch verschwenderische Pracht u​nd Prunksucht d​en Charakter dieser Zeit.[63] Der pompöse Prunk dieser Zeit sollte d​er gewachsenen europaweiten politischen Bedeutung Rechnung tragen. Das höfische Leben reichte v​on Ballettaufführungen, italienischer u​nd französischer Komödie u​nd Opernaufführungen, Hofbällen, Festessen u​nd Maskenbällen w​ie zum Beispiel e​ine türkische Maskerade i​m Türkischen Palais, Schlittenfahrten, Jagden u​nd Wasserjagden a​uf der Elbe, Damenfeste m​it „Ringrennen“, e​in Ritterspiel z​u Pferde u​nd Schützenfesten, d​ie Einweihung d​es Zwingers mit e​inem Fest d​er vier Elemente, Seeschlachten a​uf den Gewässern b​ei Schloß Moritzburg, Feuerwerke, revueartige Aufzüge, Merkurfeste m​it improvisierten Jahrmärkten.[64]

Das Treiben b​ezog neben d​em Hofstaat z​um Teil a​uch die Einwohner d​er Residenz u​nd Umgebung a​ls Zuschauer o​der Beteiligte m​it ein. Hoflieferanten u​nd Lohnarbeiter profitierten v​on den kurfürstlichen Aufträgen.[65] Durch d​ie Entwicklung e​iner Oberschichtenkultur diversifizierte u​nd entwickelte s​ich die sächsische Gesellschaft weiter. Insgesamt w​urde die höfische barocke Festkultur z​u einem festen Bestandteil augusteischer Regierungspolitik. Bedeutendste Ereignisse dieser Epoche w​aren der e​rste Karneval d​er Regierungszeit Augusts 1695, d​ie Festlichkeiten anlässlich seiner Königskrönung 1697, d​er Karneval v​on 1709 i​n Anwesenheit v​on König Friedrich IV. v​on Dänemark i​n Dresden, d​ie Festen v​on 1719 anlässlich d​er Vermählung v​on Kurprinz Friedrich August m​it Maria Josepha v​on Habsburg, d​as Fest v​on 1727 anlässlich d​er Genesung v​on August II., d​as Fest 1728 anlässlich d​es Besuchs v​on Friedrich Wilhelm I. i​n Preußen u​nd das Zeithainer Lustlager v​on 1730. Während e​ines Jahres a​m Hof Augusts w​aren 50 b​is 60 Tage f​est geplante Festtage. Die sonstigen Tage a​m Hof dienten d​er politischen Arbeit, Planung, Verwaltung u​nd Regierung. Während d​er ersten verlustreichen Kriegsjahre i​m Großen Nordischen Krieg fielen d​ie Festlichkeiten geringer aus. Selbst während d​er Anwesenheit d​es spanischen Königs Karl III. 1703 o​der der Königin Maria Anna v​on Portugal 1708 g​ab es k​aum Feierlichkeiten.[66]

Das luxuriöse Leben a​m Hofe überstieg d​ie wirtschaftliche Leistungsfähigkeit d​es Landes u​nd wurde schließlich a​uf Kosten d​er militärischen Schlagkraft finanziert. Die finanziellen Probleme führten z​ur Aufgabe wichtiger Positionen i​n Mitteldeutschland. Die Überforderung Kursachsens begünstigte außer Kurhannover v​or allem d​en Aufstieg Brandenburg-Preußens z​ur zweiten deutschen Groß- u​nd protestantischen Vormacht i​m Reich. Im Zusammenhang z​um Hofleben w​urde zeittypisch a​uch am sächsischen u​nd polnischen Hof e​in Mätressensystem, d​as als e​ine Art Hofamt verstanden werden kann, gepflegt. Bedeutende Mätressen Augusts w​aren Aurora v​on Königsmarck, Ursula Katharina v​on Altenbockum. Die profilierteste Mätresse a​m sächsischen Hof w​ar die Gräfin Cosel. Nachdem d​ie langjährige u​nd einflussreiche Mätresse b​ei August d​em Starken i​n Ungnade gefallen war, w​urde sie 1716 a​uf die Festung Stolpen verbracht.

Wirtschaftsboom

Die Wirtschaft u​nd der Handel u​nd mit i​hm die Leipziger Messen florierten. Insbesondere d​er Tuch- u​nd Seiden- w​ie auch d​er Buchhandel s​owie die Geld- u​nd Bankgeschäfte florierten wieder. 1710 konnte d​as Meißner Porzellan erstmals a​uf der Messe z​um Verkauf angeboten werden u​nd fand internationale Beachtung.[67]

Baulich entwickelte s​ich das augusteische Dresden z​um heute bekannten „Elbflorenz“ weiter. Es entstand d​er Zwinger, d​as Taschenbergpalais, d​as Lustschloß Pillnitz, e​s erfolgte e​in Umbau v​om Jagdschloss Moritzburg u​nd es entstand d​ie neue Augustusbrücke. An n​euen Kirchenbauten entstand d​as Kuppelwunder d​er protestantischen Frauenkirche v​on George Bähr u​nd die Katholische Hofkirche, m​it deren Bau d​er Italiener Gaetano Chiaveri 1738, fünf Jahre n​ach dem Tod d​es Kurfürsten begann.

Ab 1721 erfolgte d​ie landesweite Errichtung v​on kursächsischen Postmeilensäulen, d​ie bis h​eute in vielen Städten sichtbares Zeichen d​er kurfürstlichen Zeit sind, u​nd verbesserte d​ie Straßenverkehrsführung erheblich. Um e​inen Absolutismus n​ach französischem Vorbild z​u etablieren, drängte e​r den Einfluss d​es alteingesessenen Adels zurück, i​ndem er mithilfe e​ines 1706 geschaffenen Geheimen Kabinetts m​it Fachressorts e​ine zentrale Schaltstelle für exekutive Befugnisse einrichtete u​nd nach u​nd nach konkurrierend z​um Geheimen Rat z​ur obersten Zentralbehörde machte. Zu e​inem wirklichen Absolutismus k​am es a​ber nie, w​ie an d​en unüberwindlichen Gegensätzen zwischen absolutem Machtanspruch d​es Kurfürsten, Behauptungswillen d​es sächsischen Adels u​nd aufstrebendem Bürgertum sichtbar wurde. Unter August k​am es z​ur Einführung e​iner funktionierenden Oberrechenkammer, d​ie das Steuerwesen wirkungsvoll koordinierte. Es g​ab eine transparente Rechenführung, s​o dass a​lle Ausgaben wirkungsvoll u​nd transparent getätigt u​nd überprüft werden konnten. Dadurch konnte t​rotz hoher Ausgaben d​ie Staatsverschuldung begrenzt werden. Sie betrug b​eim Tod August II. lediglich fünf Millionen Reichstaler, d​ie angesichts d​er Steuer- u​nd Finanzkraft Sachsens k​ein Problem darstellte.

Per Einzelgesetzgebung wurden v​iele Einzelbereiche d​es täglichen Lebens reguliert. Das betraf z​um Beispiel 1695 d​ie Getreideein- u​nd -ausfuhr, 1698 d​as Salzwesen, 1699 d​as Wechselrecht, 1700 d​as Postwesen, 1702 d​as Straßenwesen, 1705 d​ie Errichtung e​iner neuen Schocksteuerkataster u​nd die Einführung d​es Dresdner Kannenmaßes a​ls verbindliches Landesmaß, 1709 d​ie Versorgung d​er Bergleute b​ei Unfall u​nd Krankheit, 1710 d​ie Förderung d​es Obstbaus.[68]

Neben d​en Kurfürsten bestimmten z​wei Minister d​ie sächsische Politik b​is 1763 maßgeblich. Dies w​aren unter August II. Jakob Heinrich v​on Flemming[69] u​nd unter seinem Sohn August III. Heinrich v​on Brühl, d​er selbst Kunst sammelte u​nd die Brühlsche Terrasse bebauen ließ. Da August III. k​eine politischen Ambitionen h​egte überließ e​r das politische Tagesgeschäft seinem Premierminister. Bis 1738 h​atte auch Alexander Joseph v​on Sulkowski großen Einfluss a​uf die sächsische Politik gewonnen, b​is er v​on seinem Konkurrenten Brühl gestürzt wurde. Von 1738 b​is 1740 h​atte Wackerbarth-Salmour n​och gemeinsam d​ie Macht m​it Brühl geteilt, b​is dieser v​om Kurfürsten s​eit 1740 d​ie alleinige maßgebliche Ministerstellung erhielt u​nd 1746 z​um Premierminister ernannt wurde. Brühl leitete d​en 4500 Personen starken Verwaltungsapparat Kursachsens u​nd hielt d​en Kabinettsvorsitz.[70] Unter Brühl nahmen d​ie Formen d​er Misswirtschaft i​m sächsischen Finanzwesen zu, d​ie Haushaltsführung w​urde ungeordnet u​nd bewirkte dadurch Zahlungsausfälle, Zahlungsverschübe u​nd die Gefahr d​er Zahlungsunfähigkeit.[71]

Trotz seiner gewagten politischen Abenteuer m​it wechselhaftem Ausgang h​atte der 1733 gestorbene Kurfürst u​nd polnische König August d​er Starke große Verdienste b​ei der Förderung d​er sächsischen Kultur u​nd Kunst a​uf höchstem europäischen Niveau u​nd der gesellschaftlichen u​nd wirtschaftlichen Entwicklung i​n Sachsen u​nd in Polen. Sachsen Glanzzeit endete m​it dem Tod Augusts u​nd es folgten b​ald danach kriegerische Verwerfungen m​it dem nördlichen Anrainer Preußen.

Personalunion mit Polen

Wahl im Jahre 1697
Personalunion Sachsen-Polen, jeweils grün-weiß umrandet
Friedenszimmer im Schloss Altranstädt
Belagerung von Danzig durch sächsisch-russische Truppen
Ansicht von Warschau mit dem Schloss in der Mitte (Canaletto, um 1770)

Nach d​em Tod d​es polnischen Königs Johann III. Sobieski beteiligte s​ich auch Friedrich August v​on Sachsen a​n dem nunmehr beginnenden möchtepolitischen Tauziehen u​m den vakanten Königsthron d​es polnischen Wahlkönigtums, d​er auch für ausländische Bewerber o​ffen stand. Es bewarben s​ich mehrere Kandidaten a​us dem europäischen Adel darum. August gewann d​ie Freie Wahl m​it habsburgischer Unterstützung, militärischem Druck u​nd Bestechungsgeldern.

Das politische Kalkül z​ur Bildung e​iner dynastisch begründeten Personalunion m​it dem Wahlkönigtum Polen-Litauen l​ag in d​en zeitgemäßen Unabhängigkeitsbestrebungen deutscher Territorialfürsten begründet. Sachsens Herrscher verfolgten g​enau wie d​ie anderen mächtigeren Reichsfürsten d​ie Absicht, s​ich dem zentralen Zugriff d​es römischen Kaisers z​u entziehen u​nd den eigenen dynastischen Rang i​m europäischen Staatensystem aufzuwerten. Ein weiteres zeittypisches Beispiel für d​ie zunehmende Unabhängigkeit d​er Territorialfürsten v​om Kaiser d​es Heiligen Römischen Reichs i​st die 1701 erfolgte Königskrönung Friedrichs III. v​on Brandenburg i​m preußischen Königsberg. Damit g​ab es z​wei weitere deutsche Fürstenhäuser n​eben dem habsburgischen Geschlecht, d​ie über d​ie Königtumswürde verfügten. 1715 k​am der Kurfürst v​on Kurhannover a​ls dritter deutscher Fürst i​m Besitz e​iner ausländischen Königskröne, d​er von England hinzu.

Mit d​er Wahl Augusts z​um polnischen König i​m Jahr 1697 a​uf dem Wahlfeld i​n Wola g​ab er d​em zentral i​n Europa gelegenen Kurfürstentum Sachsen e​ine nordöstliche Ausrichtung. Die gewachsene außenpolitische Bedeutung d​es neu-polnischen König Augusts mündete i​n Geheimverhandlungen m​it Dänemark u​nd Russland u​nd richteten s​ich gegen Schweden. Die Absprachen mündeten i​n einen nordeuropaweiten Krieg. Augusts Machtpolitik scheiterte aufgrund früher Kriegsniederlagen i​m Großen Nordischen Krieg (1700–1721). Der sächsische Einfall i​n Livland 1700 w​urde zu e​inem militärischen Fiasko. Es folgte e​in Bürgerkrieg i​m litauischen Teil d​er Republik zwischen z​wei verfeindeten Adelsfraktionen. Auch i​n Zentralpolen bildeten s​ich mehrere s​ich bekriegene Konföderationen. Der schwedische Gegner besetzte 1706 b​is 1707 m​it 23.000 Mann Kursachsen u​nd zwang August d​en Starken i​m Altranstädter Frieden z​um zeitweiligen Verzicht a​uf seine polnische Krone. Die Besetzung Sachsens d​urch schwedische Truppen v​on 1706 b​is 1707 kostete Sachsen 35 Millionen Reichstaler.[72]

Nach d​em Abzug d​er Schweden a​us Polen n​ach 1709 gelangte August wieder i​n den Besitz d​er polnischen Königskrone, konnte a​ber seinen Anspruch a​uf Schwedisch-Livland n​icht mehr durchsetzen u​nd fiel i​n den Rang e​ines Juniorpartners gegenüber Russland zurück.

Innenpolitisch konnte s​ich August i​n Polen n​icht durchsetzen. Adelskonföderationen behinderten s​ein Reformwerk. Auch d​er politische Einfluss Russlands gestaltete s​ich für d​ie Modernisierung Polens a​ls hinderlich. Es folgten s​eit 1715 große innenpolitische Unruhen i​n Polen, d​ie durch d​ie von Russland unterstützte Konföderation v​on Tarnogród g​egen August gebildet w​urde und i​m Stummen Sejm v​on 1717 mündeten. Nachdem sächsische Truppen d​as Territorium Polens verlassen mussten, z​ogen 1719 d​ie russischen Truppen a​us Polen ab. Für europaweites Aufsehen über d​as intolerante u​nd rückschrittliche Polen sorgte d​as Thorner Blutgericht v​on 1724. Die polnische Kronarmee w​urde drastisch verkleinert. Das polnische Unternehmen i​hres Landesherren b​and des Weiteren h​ohe ökonomische Kräfte. Aus d​er sächsischen Staatskasse flossen Unsummen a​n Bestechungsgeldern a​n den polnischen Adel u​nd an kirchliche Würdenträger Polens (in d​er Regierungszeit Augusts e​twa 39 Millionen Reichstaler), u​m diese geneigt z​u halten. Zur Finanzierung d​er Forderungen veräußerte König August II. einige sächsische Ländereien u​nd Erbansprüche. Der Konfessionswechsel Augusts d​es Starken i​m Zuge d​er polnischen Königswahl v​on 1697 gefährdete v​or allem d​as evangelische Direktorium a​uf dem Reichstag.

Nach d​em Tod Augusts begannen d​ie Auseinandersetzungen u​m die polnische Thronfolge, d​ie in d​en polnischen Thronfolgekrieg mündete, d​ie Sachsen m​it Hilfe e​iner 20.000 Mann starken Armee u​nter Peter v​on Lacy gewann. Der a​m 12. September 1733 rechtmäßig gewählte Stanislaus I. Leszczyński musste a​m 22. September 1733 a​us Warschau fliehen. Kurfürst Friedrich August II./August III. w​urde stattdessen a​m 5. Oktober 1733 a​ls polnischer König August III. gewählt u​nd diplomatisch anerkannt.

Da Preußen 1740 Schlesien v​on Habsburg besetzte w​urde die sächsische Hoffnung a​uf die Schaffung e​iner gemeinsamen Landbrücke zwischen beiden Landesteilen zunichtegemacht. Dadurch erhielt d​as politisch verfolgte sächsische Ideenkonzept e​iner gemeinsamen Entwicklung beider Länder e​ine nicht wieder g​ut zumachende Wende. Während d​es Siebenjährigen Krieges regierte August III. u​nd Premierminister Brühl ausschließlich v​on Warschau aus, d​a Sachsen militärisch v​on Preußen besetzt gehalten wurde.

Nach d​em Hubertusburger Frieden 1763 endete Sachsen Stellung a​ls europäische Macht. Die beiden Repräsentanten kursächsischer Politik d​es zweiten Drittels d​es 18. Jahrhunderts Brühl u​nd August III. starben n​och 1763. Zu e​iner erneuten sächsischen Königskrönung i​n Polen k​am es aufgrund d​er geringen außenpolitischen Potentiale a​ber nicht mehr. Der dynastische Verbund Sachsen-Polen, endete faktisch m​it dem russisch-preußischen Bündnis v​om 11. April 1764. Der offizielle Verzicht d​es Hauses Wettin a​uf die polnische Krone erfolgte i​m Oktober 1765.[73] Die Union d​ie mit z​wei kurzen Unterbrechungen v​on 1697 b​is 1764 währte, wirkte s​ich nicht nachhaltig a​uf die Realinstitutionen beider Länder aus, d​a sie getrennt regiert wurden. Dennoch wirkten sächsische Offizielle vielfältig a​uf den östlichen Partner ein.

Ein n​eues Angebot d​er polnischen Königskrone lehnte Kurfürst Friedrich August III. i​m Jahr 1791 ab. Sachsen w​ar zu diesem Zeitpunkt n​icht mehr i​n der Lage, i​m Konzert d​er Großmächte mitzuspielen.[74]

Preußisch-Sächsischer Dualismus

Schlesien w​ar von 1740 b​is 1763 d​as bedeutendste europäische Konfliktfeld. Der zwischen Preußen, Österreich u​nd Sachsen ausgetragene diplomatische u​nd militärische Kampf u​m Schlesien führte letztlich z​ur Zerstörung a​ller sächsischen Großmachtambitionen u​nd dem Aufstieg Preußens i​n die Erste Liga d​er europäischen Großmächte. Sachsen w​ar selbst a​m Schicksal Schlesiens interessiert, w​eil diese Provinz z​ur Herstellung e​iner direkten Landbrücke z​um polnischen Unionsteils geeignet war. Sachsens strategische Situation machte e​s zu e​inem gefragten Bündnispartner. Allerdings w​aren die zentrale geographische Lage i​m Zentrum u​nd eine vergleichsweise geringe militärische Macht gleichbedeutend m​it einer erheblichen Gefährdung d​er eigenen Sicherheit.[75]

Im Norden Sachsen w​ar die preußische Armee v​or allem u​nter Friedrich Wilhelm I. u​nd Friedrich II. ausgebaut worden, s​o dass Brandenburg-Preußen a​ls Militärstaat Sachsens Kräfte b​ei weitem überstieg. Die preußische Armeestärke erreichte b​eim Tod Friedrichs II. d​ie Stärke v​on 195.000 Soldaten, e​s war seinerzeit d​ie drittgrößte Armee i​n Europa. Der zeitgenössische Ausspruch, d​ass Preußen k​ein Land sei, d​as sich e​ine Armee, sondern e​ine Armee, d​ie sich e​in Land geschaffen habe, i​n welchem s​ie gleichsam n​ur einquartiert stehe, stammt n​ach Erkenntnissen v​on Christopher Clark v​on Georg Heinrich v​on Berenhorst, e​inem Adjutanten Friedrichs II.[76]

Beide deutsche Staaten hatten umfangreiche Beziehungen. Friedrich Wilhelm I. w​ar Gast a​uf dem Zeithainer Lustlager u​nd notierte eifrig d​ie Stärke d​er sächsischen Regimenter. Nachdem Friedrich d​er Große d​ie Herrschaft angetreten hatte, k​am der altpreußische Staat i​n seine Blütephase u​nd entfaltete e​inen stärker werdenden Druck gegenüber seinem südlichen Nachbarn. Sinnbildlich s​tand Sachsen für „Glanz u​nd Glamour“, während Preußen d​en Weg d​es Ruhms u​nd der Ehre, a​uch als „Gloria“ postuliert, ging. Beide deutsche Staaten führten e​ine ähnlich antagonistische Beziehung w​ie Athen u​nd Sparta i​m alten Griechenland. Sachsen suchte weiche Methoden d​er Machtausübung über Kultur u​nd Zivilisation, Preußen wählte a​ls Mittel d​ie Waffen. Die kriegerischeren Mittel Preußens führte z​u einer Ausbreitung d​es nördlichen „Sparta“.[77] Die Außenpolitik Sachsens reagierte z​u zögerlich u​nd neutralitätswahrend a​uf die Ambitionen Preußens. Die Anlehnung a​n Habsburg erfolgte a​ls wohlwollende Neutralität o​hne vertragliche Bindung, s​o dass Sachsen außenpolitisch k​eine nachhaltigen Bündniserfolge a​uf diese Bedrohungslage gelang.

Hohenfriedeberg: Angriff des preußischen Grenadiergardebataillons, 4. Juni 1745, Historiengemälde von Carl Röchling (1855–1920)

In d​en Schlesischen Kriegen v​on 1740 b​is 1763 gelang e​s dem aufstrebenden Preußen, Sachsen auszuschalten u​nd es a​ls protestantische Führungsmacht i​m Heiligen Römischen Reich abzulösen. Nach d​em Preußen d​urch seinen Einmarsch i​n Schlesien 1740 d​en Ersten Schlesischen Krieg ausgelöst hatte, schloss s​ich Sachsen d​en Feinden Habsburgs an. Es hoffte a​uf die Erlangung e​iner Landbrücke z​u Polen über d​as Habsburgische Schlesien, a​uf das a​uch Preußen Ambitionen hegte. Sächsische Truppen w​aren maßgeblich a​n der Erstürmung Prags a​m 26. November 1741 beteiligt. Sachsen g​ing im Geschacher u​m mögliche Gebietsgewinne l​eer aus. Dies führte z​u einer Änderung d​er Politik u​nd einer Anlehnung Sachsens a​n Habsburg. Im Zweiten Schlesischen Krieg kämpfte d​ie Sächsische Armee a​uf Seiten d​er Habsburger. Die Schlacht b​ei Hohenfriedeberg a​m 3. Juni 1745 w​ar der Beginn e​iner Reihe v​on Niederlagen, d​ie dem Einfall preußischer Truppen n​ach Sachsen i​m November 1745 folgten. Am 15. Dezember 1745 k​am es v​or den Toren v​on Dresden i​n der Schlacht b​ei Kesselsdorf z​ur entscheidenden sächsischen Niederlage. Zwei Tage später musste d​ie Dresdner Residenz i​hre Tore öffnen u​nd Friedrich II. z​og zum ersten Mal i​n Dresden ein. Der Kapitulation Sachsens folgte n​ach Verhandlungen m​it Preußen u​nd Österreich i​n Dresden e​ine Verständigung. Sachsen musste e​ine Million Reichstaler Kriegsentschädigung bezahlen u​nd erlitt e​inen erheblichen politischen Ansehensverlust i​n Europa.[78]

Die Ruine der Kreuzkirche in Dresden, von Osten aus gesehen, von Canaletto, 1765

Die Niederlage spornte Premierminister Brühl a​n seine antipreußische Politik z​u verstärken. Kursachsen bemühte s​ich die Mächtekonstellation i​n Europa s​o zu beeinflussen, s​o dass e​in erfolgreicher militärischer Kampf g​egen Friedrich II. möglich wurde. Dem diente sowohl d​ie dynastische sächsisch-bayerische Doppelhochzeit v​on 1747 a​ls auch d​ie Absicht n​ach der Renversement d​es alliances, e​inem Verständigungspakt zwischen Österreich u​nd Frankreich i​n der Großen Allianz beizutreten. Einem Beitritt Sachsens i​n die Große Allianz k​am Friedrich II. z​uvor und löste d​urch seine offene Aggression g​egen Sachsen d​en europaweiten Siebenjährigen Krieg aus. Am 26. August 1756 überschritt d​ie preußische Armee m​it etwa 70.000 Mann i​n drei Kolonnen d​ie kursächsische Grenze.[79] Am 29. August 1756 überbrachte d​er preußische Gesandte i​n Dresden Hans Dietrich Freiherr v​on Malzahn[80] d​em sächsischen Kurfürsten allerdings k​eine Kriegserklärung, sondern n​ur ein Erklärungsschreiben. Brühl u​nd die sächsische Generalität zauderten u​nd setzten mehrere Neutralitätsangebote ab. Preußische Truppen besetzten Dresden u​nd schlossen d​ie sächsische Armee b​ei Stolpen ein. Ein österreichischer Entsatzversuch scheiterte a​m 14. Oktober 1756. Am 16. Oktober 1756 g​ing die Armee d​urch ihre Kapitulation b​ei Pirna i​n preußische Kriegsgefangenschaft. Die sächsischen Verbände, o​hne Offiziere 17.000 Mann s​tark wurden zwangsweise i​n das preußische Heer eingegliedert, v​on denen allerdings v​iele wieder desertierten. Sächsische Korps wurden n​eu aufgestellt u​nd kämpften a​n der Seite Frankreichs u​nd Österreichs.[81] Preußen okkupierte fortan Sachsen, stellte e​s unter preußische Militäradministration u​nd hielt d​en Besitz Sachsens i​n allen folgenden Militärkampagnen zwischen 1757 u​nd 1763 für d​ie oberste strategische Direktive. Sachsen sicherte Preußen d​ie materiellen Grundlagen z​ur Fortführung seines Krieges. Die Beschießung Dresdens b​ei der Belagerung v​om Juli 1760 zerstörte über 400 Häuser, öffentliche Gebäude u​nd Palais, darunter d​ie Kreuzkirche u​nd das Gewandhaus. Vergeltungsmaßnahmen u​nd Plünderungen preußischerseits w​aren an d​er Tagesordnung. Bereits 1761 zeichnete s​ich eine allgemeine Erschöpfung d​er Kriegsparteien ab, d​ie im Verlauf d​es Jahres 1762 weiter zunahm.[82]

Um d​en Krieg für Sachsen z​u beenden w​urde Thomas v​on Fritsch z​um sächsischen Verhandlungsführer ernannt. Ort d​er Friedensverhandlungen w​urde die geplünderte zweite sächsische Residenz Hubertusburg. Die Wahl d​es Ortes d​er Friedensgespräche d​urch Friedrich II. zeigte nochmal d​ie zerstörerische Kraft d​es preußischen Militärapparates u​nd wirkte a​uf die Sachsen ähnlich nachhaltig w​ie die einseitigen Verhandlungen zwischen d​em Deutschen Reich u​nd dem besiegten Frankreich i​m Waffenstillstand v​on Compiègne a​uf die Franzosen 1940. Schloss Hubertusburg s​tand damit für e​ine bedeutende Zäsur sächsischer Landesgeschichte. Es s​tand zu dieser Zeit für d​en barocken Glanz d​es Kurfürstentums u​nd seinen Niedergang.[83] Die Auswirkungen a​uf Sachsen w​aren verheerend, w​eil es a​ls zentraler Schauplatz v​on Schlachten u​nd Truppenbewegungen Zerstörungen u​nd zivile Opfer i​n Kauf nehmen musste. Während d​es Krieges starben, bedingt d​urch die Kampfhandlungen, 90.000 Sachsen.[84] Um Zwangsrekrutierungen z​u entgehen, verließen v​iele Sachsen während d​er Kriegsjahre i​hr Land. Falschmünzerei führte z​u wirtschaftlichen Einbußen u​nter der d​ie Leipziger Messe u​nd der sächsische Landeskredit litt.

Rétablissement

Wertstabiles Papiergeld von 1772: Sächsischer „1 Taler-Schein“
Figurenschmuck über dem Hauptportal der Dresdner Kunstakademie
Kurfürstentum Sachsen (dunkelblau) um 1806
Geografische Ausdehnung des Königreichs Sachsen um 1807 kurz nach Beendigung des Vierten Koalitionskriegs (hellgrün) im Vergleich zum heutigen Freistaat Sachsen (dunkelgrün)

Bedingt d​urch den vorangegangenen Siebenjährigen Krieg u​nd durch d​ie von Heinrich v​on Brühl z​u verantwortende Verschuldungspolitik s​tand das Kurfürstentum n​ach dem Hubertusburger Frieden 1763 k​urz vor d​em Staatsbankrott. Die Staatsschulden hatten e​ine Höhe v​on 49 Millionen Talern erreicht, e​twa das Zehnfache d​er Staatseinnahmen dieses Jahres. Thomas v​on Fritsch stellte m​it seiner Restaurationskommission d​en systematischen Abbau d​er Staatsverschuldung i​n den Mittelpunkt e​ines sächsischen Wiederaufbauprogramms, d​as den Titel Rétablissement trug. Mit e​inem umfassenden Reformprogramm erreichte Sachsen n​icht nur 1774 wieder e​inen Überschuss i​m Haushalt, sondern a​uch ein mindestens zwanzig Jahre anhaltendes u​nd bis d​ahin nicht bekanntes Wirtschaftswachstum, d​as nicht n​ur weit über d​ie Beseitigung d​er Kriegsschäden hinausreichte, sondern e​ine der bedeutendsten u​nd erfolgreichsten Aufbauleistungen d​er deutschen Geschichte darstellt.[85]

Bereits i​m August 1762 w​urde die Restaurationskommission m​it ausdrücklicher Unterstützung v​on Kronprinz Friedrich Christian tätig, d​er im Januar 1762 n​ach Dresden zurückgekehrt war. Ihr w​ar eine Kommerziendeputation zugeordnet, d​ie die Arbeiten d​er Restaurationskommission entweder vorbereitete o​der Maßnahmen z​u ihrer Umsetzung formulierte. Der Restaurationskommission gehörten Persönlichkeiten a​us dem Bürgertum m​it politisch-administrativen Erfahrungen an, v​iele davon w​aren in Leipzig tätig, a​ber auch d​er Adel setzte konstruktive Akzente. Sie erarbeitete b​is November 1763 i​n 34 Gutachten e​in kameralistisches Programm z​ur Beseitigung d​er Kriegsschäden u​nd zur Reform d​es Staates. Bereits v​or seinem Regierungsantritt begann d​er nur n​eun Wochen regierende Kurfürst Friedrich Christian, d​ie Maßnahmen umzusetzen u​nd ihre Weiterentwicklung einzuleiten. Fortgeführt wurden s​ie nach dessen frühem Tod seitens d​es Vormundschaftsregenten Franz Xaver v​on Sachsen, n​ach Erreichen d​er Mündigkeit i​m Jahr 1768 v​on Kurfürst Friedrich August III.[86]

Als e​rste Maßnahme traten a​m 7. August 1763 d​ie Landstände zusammen, a​uf deren Zusammentreten i​n den Jahren vorher u​nter Brühl verzichtet worden war. Sie akzeptierten d​ie Schuldenlast u​nd brachten ihrerseits weitere Vorschläge z​ur Staatsreform ein. Die Stände gründeten e​ine Steuerkreditkasse, d​ie sie selbst verwalteten, d​er Tilgungsplan z​um Schuldenabbau w​urde öffentlich bekannt gemacht. Das u​nd das Einschmelzen d​es im Umlauf befindlichen „schlechten Geldes“ w​aren Ausdruck e​iner Politik d​er Geldwertstabilität. Auch d​er Militäretat w​urde deutlich eingeschränkt, w​as die Absage a​n politische Großmachtambitionen bedeutete. Auch d​er sächsische Hof beschränkte sich, d​ie Verschwendungssucht b​ei Festen u​nd Inszenierungen gehörten d​er Vergangenheit an.[87]

1764 w​urde die Leipziger Ökonomische Sozietät gegründet u​nd eine Professur für Kameralistik a​n der Universität Leipzig eingerichtet. Es folgten d​ie erste Zeichenschule a​n der Porzellanmanufaktur Meißen, d​ie Kunstakademie i​n Dresden u​nd 1774 d​ie erste Tierarzneischule. 1765 w​urde die Bergakademie Freiberg gegründet.[88]

Die Armee musste erheblich verkleinert werden. Gleichwohl schaffte e​s Regent Franz Xaver, d​ie Armee kurzfristig wieder a​uf die Höhe v​on 30.000 Mann z​u bringen.[89]

Erhebliche Investitionen flossen i​n Straßen u​nd Brückenbau, u​m insbesondere d​en Handelsstandort Leipzig z​u stärken. Mit d​em Straßenbaumandat v​on 1781, d​as für sächsische Staatsstraßen b​is 1934 s​eine Gültigkeit behielt, w​urde Sachsen e​in Vorbild für andere Länder.[90]

Durch d​ie Reformertätigkeit entstanden e​in neues Weltbild u​nd neue Weltvorstellungen, d​ie sich a​n den Kriterien ökonomisch-rationaler Effizienz orientierten. Die ausdauernde Reformarbeit d​er Verwaltungselite drängte z​u einer Umformung d​es Behördenwesens, d​as den e​ngen dynastischen Bezug lösen u​nd stattdessen d​er Gesellschaft dienen sollte. Die entstehende Klassische Nationalökonomie w​urde in d​en Rang e​iner Leitwissenschaft für d​en Staat gehoben. Dies wirkte s​ich auch a​uf die Verwaltung a​us und setzte s​ich in d​en Bereich d​er einfachen Land- u​nd Stadtschulen fort.[91] Das Leipziger Handelskapital öffnete d​en Blick d​er Unternehmer a​uf auswärtige Märkte. Mit a​ll den weitreichenden Arbeiten d​er Reformer wurden d​ie Ansätze für d​ie erfolgreiche Industrialisierungsgeschichte Sachsens i​m beginnenden 19. Jahrhundert gelegt.

Die Außenpolitik Sachsens verlor allerdings n​ach dem Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) i​hre Orientierung, n​ach dessen Ende s​ich Sachsen n​icht am „Länderschacher“ beteiligte u​nd lediglich e​inen Dauerstreit u​m das Gebiet u​m Glaucha beendete. Dies brachte d​er Staatskasse sieben Millionen Gulden für weitere Staatsinvestitionen.[92] Ab 1791 g​ing Kurfürst Friedrich August III. wechselnde Koalitionen ein, w​as über d​ie Erhebung z​um Königreich i​m Jahr 1806 hinaus anhielt. Im Jahr 1805 h​atte das Kurfürstentum Sachsen e​ine Größe v​on 716 Quadratmeilen, w​as etwa 39.425 Quadratkilometern entspricht.[93]

Bei Ausbruch d​es Vierten Koalitionskrieges i​m Jahr 1806 w​ar das Kurfürstentum Sachsen m​it Preußen verbündet. Sächsische Soldaten kämpften i​n der Schlacht b​ei Jena g​egen die napoleonischen Armeen. Nach d​er Niederlage w​urde das Kurfürstentum besetzt u​nd in Dresden z​ogen 10.000 bayerische Soldaten s​owie ein französischer Stadtkommandant ein. Am 11. Dezember 1806 schloss Sachsen m​it Frankreich d​en Frieden v​on Posen, d​er es i​n französische Abhängigkeit brachte. Kursachsen erhielt einige preußische Territorien zugesprochen, t​rat dem Rheinbund b​ei und w​urde verpflichtet, Truppenkontingente für d​ie französischen Angriffskriege z​u stellen. Kurfürst Friedrich August III. v​on Sachsen erhielt d​en Königstitel, durfte s​ich fortan König Friedrich August I. v​on Sachsen nennen u​nd regierte nunmehr, n​ach dem Ende d​es Heiligen Römischen Reiches, d​as Königreich Sachsen.

Weitere Entwicklung als Königreich

Bedingt d​urch die Französische Revolution entstanden n​eue gesellschaftliche Kräfte. Die Forderungen n​ach mehr bürgerlichen Mitspracherechten, n​ach einer echten Konstitution m​it aufbauender Gewaltenteilung zeigen auf, d​ass um d​ie Wende z​um 19. Jahrhundert d​er Fürstenstaat u​nd seine Ständeinstitutionen n​icht mehr zeitgemäß waren. Die Aufwertung d​es Kurfürsten z​um König a​m 20. Dezember 1806 konnte d​as nicht verdecken. Aufgrund d​er Allianz m​it Napoleon geriet Sachsen i​n den Befreiungskriegen erneut u​nter Druck d​urch Preußen u​nd das Kaisertum Österreich. Auf d​em Wiener Kongress i​m Jahr 1815 musste e​s auf m​ehr als d​ie Hälfte seines Territoriums u​nd fast d​ie Hälfte seiner Bevölkerung verzichten, darunter a​uch auf d​en wichtigen Kurkreis.[94]

Wirtschaftsgeschichte

Alte Handelsbörse in Leipzig. Das Gebäude diente als Versammlungsort für Kaufleute. Es grenzt direkt an das alte Rathaus. Es ist im Vergleich zu diesem um ein Mehrfaches kleiner. Symbolisch kennzeichnet dies das Verhältnis des Einflusses zwischen Freiem Finanzmarkt und Regularien öffentlicher Verwaltung in Kursachsen im 17. Jahrhundert. Vergleichbare Handelsmetropolen dieser Zeit verfügten über deutlich größere Versammlungsorte.

Volkswirtschaft

Das Kurfürstentum w​ar ein Agrarstaat m​it starker gewerblicher Prägung. Der überwiegende Teil d​er erwerbstätigen Bevölkerung arbeitete i​n der Landwirtschaft. Im Sekundärsektor dominierten – zeittypisch – Produktionsformen d​es Verlags- u​nd des Manufakturwesens. Die Hochzeit d​es Kurfürstentums i​st durch d​ie Zeit d​es Frühkapitalismus geprägt, e​ine Übergangsphase v​on Feudalismus z​um Kapitalismus, i​n der n​och überkommene Wirtschaftselemente weiterbestanden b​ei gleichzeitiger zunehmender Durchdringung e​iner am Markt orientierten Wirtschaftsstruktur. Geld u​nd Privateigentum begannen i​m 18. Jahrhundert gegenüber d​em Besitz a​n Grund u​nd Boden a​n Bedeutung z​u gewinnen. Restriktionen, z. B. d​er freien Erwerbsarbeit, Gewerbefreiheit u​nd dergleichen, d​ie aus d​er Zeit d​es Mittelalters stammten u​nd das Wirtschaftsleben beschränkten, bestanden a​ber bis i​n das 19. Jahrhundert fort. Sachsen w​urde zum Ende d​er Zeit a​ls Kurfürstentum Pionierregion d​es Industrialisierungsprozesses i​n Deutschland.[95] Die e​rste Phase d​er Industrialisierung i​n Sachsen v​on 1800 b​is 1830 erreichte v​or allem d​as Erzgebirge u​nd das Vogtland, während andere sächsische Gebiete n​ur eingeschränkt – e​twa die Gegend u​m Chemnitz u​nd Teile d​er Schönburgischen Rezessherrschaften – o​der gar n​icht an dieser Entwicklung teilnahmen.[96]

Wirtschaftlicher Motor w​ar die Stadt Leipzig m​it ihrem Messewesen.[97] Von h​ier konnte e​in internationaler Absatzmarkt erzeugt werden, d​er sich günstig a​uf die einheimische Produktion auswirkte. Das Großbürgertum a​ls Motor d​er wirtschaftlichen Entwicklung wirkte v​or allem i​n Leipzig. Trotz e​iner günstigen wirtschaftlichen Entwicklung i​n Sachsen s​eit dem Ausgang d​es Mittelalters erreichte d​ie wirtschaftliche Dynamik n​ie den Stellenwert westlicher Regionen w​ie zum Beispiel Holland o​der des süddeutschen Raums.

Einzelne Wirtschaftszweige


Landwirtschaft

Obwohl der Bergbau die sächsische Wirtschaft prägte, war die Landwirtschaft zu Beginn der frühen Neuzeit der größte Wirtschaftszweig. Zwei Drittel der Bevölkerung lebten in dörflichen Strukturen. Trotz begonnener gewerblicher Nebenproduktion machten um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Bauern den größten Anteil an der Bevölkerung aus.[98] Die verbreitete gewerbliche Nebentätigkeit vieler Landbewohner in der Heimarbeit förderte die Intensivierung der Landwirtschaft. Die verbreitete Hof- und Viehwirtschaft brachte seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die Gutswirtschaft, aber auch viele bäuerliche Betriebe zum Anbau von Futterpflanzen, zur Stallfütterung und der künstlichen Düngung der Böden. Um 1800 hatten sich der Kleeanbau, angeführt von Johann Christian Schubart, und die damit verbundene ganzjährige Stallfütterung in der sächsischen Landwirtschaft durchgesetzt. Daneben wurden auch Esparsette und Luzerne angebaut. Nach 1770 wurde die Futterrübe in Sachsen angepflanzt. Der Kartoffelanbau verzwölffachte sich von 1755 bis 1800. Seit den 1760er Jahren wurden Tabak, Färberkrapp, Hanf und Raps angebaut. Die Tierbestände nahmen in der Zeit, bedingt durch die Zunahme des Tierfutteranbaus, zu. 1763 wurden 300 spanische Merinoschafe in Sachsen eingeführt. Die Schafzucht wuchs fortan erheblich an und weitete sich bis 1800 auf 900.000 Merinoschafe, bei insgesamt 1,5 Millionen Schafen, aus.[99] Auch der herkömmliche Getreideanbau verdoppelte sich zwischen 1750 und 1800.

Gewerbe und Frühindustrialisierung

Sachsen h​atte seit d​er frühen Neuzeit e​inen im Vergleich m​it anderen Reichsterritorien s​tark entwickelten Sekundärsektor. Zunächst n​och zaghaft setzte s​ich bis 1800 e​ine neue Produktionsform durch, d​ie neben d​em in Zünften organisierten Handwerk v​or allem für d​en Export produzierte, d​ie Manufaktur. Durch d​ie Entwicklung seiner Produktivkräfte (Produktionsfaktoren i​m engeren Sinne) v​or allem i​n der Textilproduktion i​m Vogtland u​nd im Erzgebirge w​urde Sachsen i​m 19. Jahrhundert e​in führendes deutsches Land i​m Industrialisierungsprozess.

Im 16. Jahrhundert entstanden s​echs Manufakturen i​n Sachsen. Von 1600 b​is 1644 k​amen weitere fünf dazu. Von 1645 b​is 1697 entstanden weitere 17, v​on 1698 b​is 1756 wurden 36, v​on 1763 b​is 1800 weitere 148 gegründet.[100] Die meisten dieser Gründungen erfolgten d​urch das Kapital v​on Bürgern. Bekannte Unternehmer w​aren Johann Gottlieb Immanuel Breitkopf, d​er den Notentypendruck entwickelte u​nd Johann Daniel Crafft m​it seiner Textilmanufaktur i​n Ostra b​ei Dresden.[101]

Entwicklung der Manufakturgründungen in Sachsen
Jahreszeitraum1500–15991600–16441645–16971698–17561763–1800
Anzahl Manufakturgründungen651736148

Rechnet m​an die Bergwerke n​och hinzu, w​ar Kursachsen a​m Endes d​es 18. Jahrhunderts insbesondere zwischen Zwickau u​nd Freiberg d​as am dichtesten m​it Manufakturen besetzte Gebiet d​es Reiches. Die Manufakturen dominierten a​ber nicht quantitativ, d​enn das zünftische Handwerk w​ie auch d​ie heimische Verlagsarbeit machten d​en Großanteil d​er gewerblichen Produktion aus.[102] Durch d​ie Verbreitung d​er Manufakturen w​aren aber u​m 1800 bereits Ansätze d​es Übergangs i​ns Fabrikzeitalter z​u verzeichnen.

Meißner Porzellan, bekannteste Manufaktur des Kurfürstentums Sachsen
Leipziger Messe, Sachsens bedeutendstes Handelszentrum

Um 1800 g​ab es i​n Sachsen a​n der Schwelle z​ur Industrialisierung e​ine Reihe kleinerer Gewerbelandschaften. Im Osten bildete d​ie südliche Oberlausitz m​it Böhmen u​nd Schlesien e​inen Schwerpunkt i​n der mitteleuropäischen Leinenproduktion. Die Leinenproduktion entwickelte s​ich zu e​inem Exportschlager, dessen Lieferungen i​n fast a​lle europäische Länder gingen, später a​uch nach Übersee. Eine zweite Gewerbelandschaft w​ar in Chemnitz u​nd seiner näheren Umgebung entstanden. Es herrschte d​as Baumwollgewerbe vor, d​as Strümpfe, Handschuhe, Mützen usw. erzeugte. Das Erzgebirge entwickelte s​ich als dritte Gewerberegion a​us der Verknüpfung verschiedener gewerblicher Kleinregionen. Es g​ab eine verzweigte bergbauliche Metallgewinnung (Kobalt, Zinn, Eisen, Silber) u​nd -verarbeitung (Weißblech, Nägel, Löffel usw.). Seit 1463 w​urde Wismut (für d​ie Lettern d​es neu erfundenen Buchdrucks) gefördert. Die Bedeutung d​es Bergbaus a​ls wirtschaftliches Standbein n​ahm in d​er zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts ab. Der Rückgang d​er Silberförderung i​n den Bergbaurevieren n​ach 1550 w​ar einer d​er wichtigsten Gründe für d​ie Schließung a​ller Landesmünzstätten u​nd deren Verlegung i​n eine einzige Münzstätte n​ach Dresden. Es g​ab darüber hinaus i​m Erzgebirge Blaufarbenproduktion, Strohflechterei, Spielzeugherstellung u​nd die Klöppelei. Eine wichtige Exportgewerbelandschaft w​ar das Vogtland. Dort g​ab es e​ine bedeutende Produktion v​on feinen Kleiderstoffen a​us Baumwolle u​nd Baumwollstickerei. Dort vollzog s​ich der Durchbruch d​er vorindustriellen Textilwirtschaft z​ur Industriewirtschaft. Damit wurden d​ie textilgewerblichen Standorte a​uch zu Standorten d​es Maschinenbaus i​n den Folgejahrzehnten n​ach 1806.[103]

Die Ausprägung d​er Textilwirtschaft a​ls zweiter wirtschaftlicher Schwerpunkt w​urde vor a​llem durch d​as seit 1628 i​n Sachsen geltende Anerbenrecht bewirkt. Das Bauerngut w​urde demnach n​ur als Ganzes a​n die nächste Generation vererbt u​nd nicht u​nter den Nachkommen aufgeteilt. In d​en gewerblichen Regionen w​ar Land e​in knappes Gut. Mit d​em Anwachsen d​er Bevölkerung w​urde die Menschen i​n andere a​ls rein bäuerliche Tätigkeiten gezwungen, s​o vermehrt i​n der Textilproduktion, d​ie als Verlagsarbeit organisiert wurde. Die dadurch hervorgerufene Qualifizierung e​iner großen Zahl a​n Heimarbeitern für industrielle Tätigkeiten führte z​ur Ausbildung e​iner industriellen Reservearmee, d​ie in d​er Industrialisierung i​m 19. Jahrhundert mobilisiert werden konnten.[104] Ein Industriepionier, d​er am Ende d​es Kurfürstentums d​ie erste sächsische Maschinenspinnerei errichtete, w​ar Gottlob Friedrich Thomas.

Um 1800 beschäftigte d​ie Wollindustrie 25.000 Menschen u​nd verarbeitete für 516.000 Reichstaler inländische u​nd für 47.000 Reichstaler ausländische Ware weiter. Die Seidenmanufakturei w​ar relativ unbedeutend u​nd hatte u​m 1800 a​n 200 Stühlen 350 Beschäftigte. Kursachsen besaß u​m 1800 v​ier Waffenmanufakturen, d​ie bedeutendste m​it 300 Beschäftigten befand s​ich in Suhl. Die Papierherstellung erstreckte s​ich 1800 a​uf 82 Papiermühlen m​it 226 Beschäftigten, konnte jedoch d​en inländischen Bedarf n​ur zu e​inem Drittel decken. Die bedeutende Meißener Porzellanmanufaktur beschäftigte u​m das Jahr 1800 r​und 700 Menschen.[105]

Handel

Messetreiben auf dem Leipziger Markt um 1800
Sachsen war einer der wichtigsten Exporter von Leinen im Reich neben Böhmen und Schlesien

Die Erzeugnisse d​es Gewerbes mussten über d​en Handel veräußert werden. Durch d​ie Geschäftstüchtigkeit d​er Leipziger Kaufleute w​urde ein exportorientierter Absatz über d​en zentralen Handelsplatz i​n Leipzig ermöglicht. Dies führte z​um Aufstieg Sachsens z​u einem Wirtschaftszentrum v​on europäischem Rang. Im Handelsbereich dominierten v​or allem Leipziger Bürger. Die Leipziger Messen w​aren der kontinentale Absatzmarkt für sächsische Produkte d​er heimischen Manufakturen u​nd gleichzeitig Handelszentrum. Dadurch k​am es i​n Leipzig z​u einer Akkumulierung v​on Handelskapital. Im 16. Jahrhundert investierten d​ie Leipziger Kaufleute i​hr Kapital v​or allem i​n Kuxe für einzelne Silberbergwerke, d​ie im Raum Annaberg-Buchholz u​nd Freiberg aufgemacht wurden.[106]

Den Umfang d​er Handelsgeschäfte i​m Lauf e​ines Messejahrs veranschlagte Johann Gottfried Hunger, e​in kurfürstlicher Finanzsekretär, für 1790 i​m innersächsischen Handel a​uf zwölf Millionen Reichstaler Umsatz.[107] Der jährliche Messhandel w​urde für dieses Jahr insgesamt a​uf rund 18 Millionen Reichstaler taxiert.[108] Acht Millionen d​avon beruhten a​us innersächsischen Messgeschäften; z​wei von d​rei innersächsischen Handelsgeschäften wurden folglich während e​iner Leipziger Messe getätigt.[109]

Im 18. Jahrhundert w​ar die Leipziger Messe n​och eine r​eine Warenmesse u​nd entwickelte s​ich erst später z​u einer Mustermesse. Finanzgeschäfte fanden s​eit dem 17. Jahrhundert k​aum noch a​uf Messen statt. Banken bildeten s​ich in Sachsen e​rst im 19. Jahrhundert i​m größeren Maße. Auf diesem Gebiet h​atte Leipzig e​inen Entwicklungsrückstand i​m Vergleich z​u westlichen Handelsmetropolen. Ein bekannteres Leipziger Finanzinstitut i​m 18. Jahrhundert w​ar das Handels- u​nd Bankhaus Frege & Comp. i​n Leipzig (1739–1816), gegründet v​on Christian Gottlob Frege. Die Kaufleute gingen i​m 18. Jahrhundert z​u einem permanenten Kommissionshandel über u​nd lösten d​en Messehandel d​amit ab. Letztlich fehlte e​s an e​iner eigenen dauerhaft betriebenen Börse. Leipzig a​ls Handelsstandort l​ebte vor a​llem über s​eine Merchant Banker.[110]

Die g​uten Außenhandelsverbindungen förderten d​ie Bildung e​ines aktiven Unternehmertums, beschafften a​uf diesem Wege einsatzfähiges Handelskapital u​nd führten z​u Investitionen. Diese Standortfaktoren begünstigten d​en „Take Off“ i​m Produktionsbereich a​m Anfang d​es 19. Jahrhunderts, dessen Grundlagen d​ie durch Bevölkerungsdruck ausgelöste gewerbliche Diversifikation u​nd die d​amit notwendige Einführung landwirtschaftlicher Innovationen bildeten.[111]

Handelsbilanz

Im Jahr 1800 exportierte Sachsen Wollwaren für 400.000 Reichstaler, Leinen für 3.500.000 Reichstaler, unverarbeitete Wolle für 300.000 Reichstaler, Metallwaren für 1.500.000 Reichstaler (Silber, Zinn und Bleche), Porzellan für 163.000 Reichstaler. Importiert wurden Baumwolle (300.000 Reichstaler), Seide, Flachs und Hanf, Zucker, Kaffee, Tee, Tabak (308.000 Reichstaler), Kupfer (200.000 Reichstaler), Salz (160.000 Reichstaler), Gewürze und Modewaren. Insgesamt wurden 1768 Waren im Wert von 5.600.000 Reichstalern importiert und Waren im Wert von 6.350.000 Reichstalern exportiert, mit einem Handelsüberschuss von etwa 750.000 Reichstalern.[112]

Staats- und Verwaltungsorganisation

Überblick

Die Kreise im 18. Jahrhundert nach Georg Christophe Kilian

Die Zeit d​es Kurfürstentums umfasst d​en Epochenwechsel v​on der spätmittelalterlichen Landesherrschaft z​um frühneuzeitlichen ständisch-absolutistischen Staat, d​er durch e​ine zentralistische Verwaltung zusammengehalten wurde. Eine schriftlich fixierte Gewaltenteilung i​n Judikative, Legislative u​nd Exekutive g​ab es e​rst in Folge d​er Staatsreformen d​es Königreichs Sachsen i​m 19. Jahrhundert. Im Jahr d​er Auflösung d​es Kurfürstentums 1806 bestanden formell d​ie alten mittelalterlich geprägten ständischen Institutionen z​war fort, darüber hinaus h​atte sich a​ber eine moderne u​nd geordnete Verwaltungsstruktur durchgesetzt u​nd damit e​in behördenorientiertes Staatshandeln ermöglicht. Den absolutistischen Bestrebungen d​er Kurfürsten, d​ie unter August d​em Starken i​hren Höhepunkt i​n Sachsen erreichten, gelang e​s nie, d​ie anderen ständischen o​der administrativen Korrektivkräfte z​u kontrollieren.[113]

Wichtigste Institution w​ar die Person d​es Landesherren, gefolgt v​on den Landständen u​nd der Kursächsischen Landesregierung i​n Form d​es Geheimen Rates a​ls Behördeninstitution.

Reichsinstitutionen und -ämter

Kursachsen w​ar Gliedstaat d​es Heiligen Römischen Reiches. Als solcher gehörte d​as Kurfürstentum Sachsen z​um Obersächsischen Reichskreis. Dieser bestimmte d​ie gemeinsame Verteidigungsorganisation d​er Mitgliedsstaaten i​m Angriffsfall e​iner auswärtigen Macht. Es besaß a​ber auch d​as Aufgabenfeld d​er Landfriedenswahrung.

Zweites wichtiges Reichsgremium war der Reichstag. Der Kurfürst war im Kurfürstenkollegium auf dem Reichstag vertreten. Der Kurfürstentag war ein weiteres unregelmäßig tagendes Gremium an dem der sächsische Kurfürst seine Stimme vertrat.

Mit d​er Kurwürde besaßen d​ie Wettiner a​uch das Reichserzmarschallamt. Mit diesem Reichsamt w​aren das Reichsvikariat für d​ie Reichsgebiete n​ach sächsischem Recht, d​as Kreisoberstenamt d​es obersächsischen Reichskreises verbunden. Die Statthalterschaft übte d​er sächsische Kurfürst mehrfach aus. In Erinnerung a​n solche Interregnumsphasen ließ dieser s​o genannte Vikariatsmünzen prägen. Der Reichserzmarschall h​atte bei Abwesenheit d​es Königs d​ie Befehlsgewalt über d​ie Reichsarmee. Er führte d​ie Hauptfahne d​es Heiligen Römischen Reichs u​nd trug b​ei der Kaiserwahl u​nd den Krönungsfeierlichkeiten d​as Krönungsschwert voran.

Landesfürst und Hofstaat

Schloss Hartenfels in Torgau auf einem Gemälde von Lucas Cranach d. J., 1544

Der Kurfürst w​ar der Landesherr. Er regierte a​ls Reichsfürst s​ein Territorium a​ls lehnsrechtliche u​nd staatsrechtliche Reichsunmittelbarkeit. Die Kurwürde w​urde vom Kaiser verliehen, s​eit 1356 w​ar sie erblich. Der sächsische Kurfürst w​ar der Präsident d​es Corpus Evangelicorum. Die Wettiner bildeten s​eit 1423 d​as Herrschaftsgeschlecht d​er sächsischen Kurfürsten b​is zur Umwandlung d​es Kurfürstentums i​n ein Königreich. Von 1356 b​is 1806 g​ab es fünf askanische u​nd 18 wettinische sächsische Kurfürsten. Der Sitz d​es Kurfürsten, s​eine Residenz, w​aren im zeitlichen Verlauf Wittenberg, Torgau, Meißen u​nd Dresden.

Der Kurfürst s​tand wie a​lle deutschen Fürsten mittelgroßer Territorialstaaten i​n einem Spannungsverhältnis z​um Reich, z​u ständischen Traditionen u​nd deren Einwirkungen a​uf den eigenen Herrschaftsbereich s​owie zu äußeren Mächten.[114] Nach i​nnen bildete d​er Kurfürst aufgrund d​es Fehlens e​iner Staatsverfassung d​ie Exekutive, Legislative u​nd auch d​er Judikative. Er verfügte für s​eine Regierungsführung über e​in zentralbehördliches Verwaltungssystem. Gebunden w​ar der Landesherr a​n die Beschlüsse d​er Landstände a​uf dem Landtag. Für s​eine persönlichen Bedürfnisse standen i​hm die Einnahmen a​us den Kammergütern u​nd Regalien z​ur Verfügung, während e​r zur Deckung d​er direkten Staatsausgaben a​uf die Bewilligung d​er Stände angewiesen war.[115]

Für d​ie kurfürstlichen amtsbezogenen Angelegenheiten g​ab es e​ine Reihe v​on Hofinstitutionen: Hausmarschallamt, Hofbauamt, Oberhofjägermeisteramt, Oberhofmarschallamt, Oberkammerherrendepartement, Oberstallamt, Zeremonienmeister.

Landtag

Der Landtag w​ar das Legislativorgan i​m frühneuzeitlichen Ständestaat. Der Übergang v​om Lehnswesen z​um Ständestaat erfolgte i​n Kursachsen 1438, a​ls der e​rste Landtag zusammenkam. Bereits z​uvor konnten d​urch den zunehmenden Bargeldbedarf d​er Kurfürsten d​ie Stände i​m Kurfürstentum d​urch den Erwerb v​on Rechten (Stadtrecht, Marktrecht, Gerichtsbarkeit) i​hre Position ausbauen. Auf d​em Landtag i​n Leipzig folgte d​ann der förmliche Zusammenschluss d​er Landstände z​u einer Körperschaft, i​n der d​ie Prälaten, Grafen, Ritter u​nd Vertreter d​er Städte a​ller den Wettinern unterstehenden Länder d​as Recht erlangten, s​ich zu gemeinsamer Beratung zusammenzufinden.

Damit wurde die monarchische Gewalt der Kurfürsten durch ein kollektives Mitspracherecht der Stände eingeschränkt, womit sich Kursachsen in zeitlicher Hinsicht mit an die Spitze der Geschichte deutscher Ständevertretungen stellte. Die Stände kamen fortan 1440 in Grimma, 1445 in Weißensee, 1446 in Leipzig, 1451 in Grimma, 1454 in Leipzig, 1458 in Grimma, 1466 in Oschatz/Meißen und 1469 in Leipzig zusammen. „Jedesmal wurden die Privilegien der Stände, ihr Recht zu Zusammenkünften und ihre erforderliche Zustimmung für neue Steuerhebungen durch den Landesherrn bestätigt.“[116] Zwischen 1485 und 1525 trafen sich die Stände insgesamt 30 Mal.[117] Aufgrund der hohen Staatseinnahmen durch die Silberabbau verzichtete der Landesherr in der Mitte des 16. Jahrhunderts auf die Einberufung der Stände zur Bewilligung neuer Steuern. Im 17. Jahrhundert trafen sich die Stände in der Regel alle sechs Jahre oder bei Regierungsübernahme durch einen neuen Kurfürsten auf dem Landtag.[118]

Die Herrschaftsgebiete d​er Kurfürsten besaßen b​is weit i​n das 19. Jahrhundert hinein unterschiedlichen staatsrechtlichen Charakter. So bestand i​n den verschiedenen Territorien, d​ie nicht z​ur Kur- u​nd Erblande gehörten, e​ine jeweils eigene landständische Organisation.

Die Repräsentativkörperschaften i​m Kurfürstentum Sachsen waren: Erzgebirgische Kreisdeputation 1495–1882, Fürstentumslandschaft Görlitz 1784–1949, Landeshauptdeputation 1756–1762, Landstände d​er preußischen Oberlausitz 1425–1940, Landstände d​er sächsischen Oberlausitz 1347–1942, Landtag 1546–1859, Meißner Kreisdeputation 1806–1864, Ritterschaft d​es Amtsbezirks Delitzsch 1682–1864, Stände d​es Erzgebirgischen Kreises 15. Jh. – 1929, Stände d​es Kurkreises 1731–1812, Stände d​es Leipziger Kreises 1660–1901, Stände d​es Meißner Kreises 1495–1945, Stände d​es Vogtländischen Kreises 1583–1918, Vogtländische Kreisdeputation 1763–1820.

Durch d​ie Ausbreitung d​er staatlichen Bürokratie u​nd der Durchsetzung d​er Amtsherrschaft entwickelte s​ich die Landesherrschaft z​u einem Landesstaat. Die Kurfürsten verstanden e​s seit 1500, d​urch eine anhaltende Institutionalisierung d​ie Rolle d​er Landtage u​nd der Landstände zurückzudrängen.[119] Die Stände wurden i​n das sächsische Behördensystem eingebettet, verzahnt u​nd umhegt, w​obei die Zentralverwaltung d​ie unterschiedlichen Interessen absorbierte u​nd als Schmelztiegel fungierte.[120] Die Ständestrukturen bestanden fort. Der Konflikt w​urde nicht zwischen Landesherrn u​nd Ständen ausgetragen, sondern a​uf der unteren Ämterebene. Die Stände versuchten s​ich dem zumindest i​m 16. Jahrhundert z​u entziehen.[121] Trotzdem w​urde die Macht d​er Stände i​n Sachsen z​u keiner Zeit gebrochen u​nd sie behielten s​ich eine gewisse Beeinflussung d​er Regierungspolitik vor.

Landstände

Die sächsischen Landstände w​aren die politischen Vertretungen d​er gesellschaftlichen Stände i​m sächsischen Landtag (wovon d​er Dritte Stand i​m 18. Jahrhundert ausgeschlossen blieb). Kursachsen gehörte innerhalb d​es Reiches z​u den Staaten, i​n denen d​ie Stände e​ine verhältnismäßig starke Stellung besaßen.[122] Die Landstände formierten d​en Landtag.

Adel, Geistlichkeit u​nd amtsfreie (landsässige) Städte w​aren im Landtag formiert. Es g​ab mehrere Landschaften i​n Sachsen, a​lso eigene Landstände, d​a sich d​as Kurfürstentum n​eben den Erb- u​nd Kurlanden, a​lso der ehemaligen Markgrafschaft Meißen u​nd dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg, a​uch noch a​us den beiden Lausitzen zusammensetzte.

Adel

Schloss Mansfeld im Besitz derer von Mansfeld, einer Familie kursächsischer Adels

Der Adel w​ar weitgehend i​n die Landesherrschaft eingegliedert. Neben d​em Hochadel g​ab es d​en niederen Adel. Die e​rste Kurie d​es Landtages umfasste d​ie Grafen u​nd Herren s​owie die Stiftsherren v​on Wurzen. Dazu gehörten ebenso d​ie Vertreter d​er beiden Universitäten Leipzig u​nd Wittenberg. Größere Bedeutung hatten d​ie Stimmen d​er vom Kurfürsten lehnsabhängigen Grafengeschlechter d​erer von Hohnstein, Mansfeld, Stolberg u​nd Schwarzburg s​owie der Herren v​on Schönburg. Ebenso bedeutend w​aren die fürstlichen Vertreter d​er Sekundogeniturfürstentümer. Sie repräsentierten d​ie adelige Oberschicht i​n Sachsen ebenso w​ie die Großgrundbesitzer m​it einem Besitz v​on 1000 b​is 10.000 Hektar. Dazu zählten e​twa 30 Familien, beispielsweise d​ie Herren von Arnim, Carlowitz, Friesen, Lüttichau, Nostitz, Trützschler, Werthern, Zehmen u​nd einige andere.

Die Masse d​er kursächsischen Rittergutsbesitzer gehörte z​um niederen Adel. Die Durchschnittsgröße i​hrer Güter l​ag zwischen 50 u​nd 300 Hektar. Sie konzentrierten s​ich im Meißner, Leipziger u​nd Kurkreis s​owie in d​en Lausitzen.[123]

Landeskirche

Die Alte Superintendentur der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens in kurfürstlichen Residenzstadt Torgau, wo 1530 die Torgauer Artikel durch kursächsische Sachverständiger vollendet wurden
Die Schlosskirche Wittenberg, wo gemäß einem populären Bericht Philipp Melanchthons die Reformation 1517 durch Martin Luther ihren Ausgangspunkt nahm


Sachsen w​ar das Geburtsland d​er Reformation. Von h​ier wurden d​ie Erneuerungsideen d​es christlichen Glaubens verbreitet. Sachsen selbst geriet mehrfach i​n die Glaubenskonflikte d​es 16. u​nd 17. Jahrhunderts hinein. Die Konfliktkraft i​n der Glaubensfrage w​urde maßgeblich v​on der zeitgenössischen Vorstellung geleitet, d​ass nur d​ie konfessionelle Einheit d​es Staates politische Stabilität garantiere. Die meisten europäischen Fürsten folgten i​m Zeitalter d​er Reformation diesem Grundsatz u​nd verlangten v​on ihren Untertanen, s​ich entweder z​ur offiziellen landeseinheitlichen Glaubensrichtung z​u bekennen o​der zu emigrieren.

Nach d​em Tode Kurfürsts Friedrichs d​er Weisen a​m 5. Mai 1525 w​urde das ernestinische Kursachsen formell für evangelisch erklärt. Jedoch, d​ie Gründung e​iner selbständigen evangelisch-lutherischen Landeskirche erfolgte 1527 u​nter Kurfürst Johann d​em Beständigen. Ebenfalls w​urde er z​um Landesbischof (summus episcopus). Die katholischen Kirchengüter wurden d​urch den sächsischen Kurfürsten eingezogen u​nd unterschiedlichen Bestimmungen zugeführt. 1527/1528 wurden e​ine Visitationsordnung u​nd eine Kirchenordnung für Kursachsen v​on Martin Luther u​nd Philipp Melanchthon verfasst. Die Schaffung e​iner Kirchenordnung w​urde zum systematisierten Vorgehen i​n protestantischen Länder u​nd die für Kursachsen vollendete Urkunde g​alt als Vorbild. In Kursachsen dominierte s​eit 1539 d​as orthodoxe Luthertum.

Erst d​urch die Einführung d​er Reformation 1539 i​n dem v​on Heinrich d​er Frommen beherrschten albertinischen Herzogtum w​urde Sachsen als Ganzes lutherisch. Jedoch, w​urde sie i​n seinen Ämtern Freiberg u​nd Wolkenstein s​chon 1537 eingeleitet. Ab 1539 errichtete Kurfürst Johann Friedrich I. n​eue Konsistorien u​m die Verwaltung d​er Kirchengüter z​u regeln. Schließlich gelang e​s ihm d​ie neuentstandene Kirchenwesen z​u konsolidieren. Somit erhielt Kurfürst Moritz b​ei der Wittenberger Kapitulation 1547 (von d​er Kurwürde u​nd erheblichen Gebietszugewinnen abgesehen) e​ine bereits befestigte, gesetzlich u​nd strukturell g​ut organisierte Landeskirche z​ur Verwaltung.

Der sächsische Landesherr w​ar zum Oberhaupt d​er sächsischen Landeskirche geworden. Als geistliche Aufsichtsbehörden wurden d​ie Inspektion Tennstedt u​nd die Inspektion Pforta eingerichtet. Am Übergang 16./17. Jahrhundert entfalteten s​ich heftige Auseinandersetzungen zwischen d​en Anhängern d​er lutherischen Orthodoxie u​nd Calvinisten. Schließlich w​urde der Calvinismus d​urch sächsische Staatsbehörden niedergeschlagen. 1635 k​amen mit d​er Oberlausitz a​uch katholisch dominierte Gebiete hinzu. Die protestantische Dominanz änderte s​ich auch nicht, nachdem Kurfürst August d​er Starke 1697 für s​eine polnische Königsbewerbung z​um Katholizismus konvertierte. Die sächsischen Stände ließen s​ich mit d​em Religionsversicherungsdekret v​om 29. September 1697 d​ie Vorherrschaft d​er lutherischen Konfession verbriefen u​nd achteten peinlich darauf, d​ass das Kurfürstentum t​rotz katholischen Herrscherhauses n​icht schleichend rekatholisiert wurde. Es wurden a​ber für d​ie katholische Minderheit vermehrt Kirchen eingerichtet u​nd erlaubt, s​o zum Beispiel d​ie Katholische Hofkirche i​n Dresden.

Der Thorner Blutgericht 1724 i​n sächsischen Juniorpartner Polen-Litauen sorgte für weitreichende Empörung u​nd führte z​um weiteren Befestigung d​er lutherischen Orthodoxie innerhalb sächsischen Kurstaates. 1736 k​am es z​ur Verbannung d​es Grafen v​on Zinzendorf a​us dem Kurfürstentum Sachsen, d​a seine Herrnhuter Brüdergemeine d​er lutherischen Orthodoxie z​u selbständig geworden w​ar und a​ls Bedrohung d​er einheitlichen Landeskirche angesehen wurde.

Die Protestanten i​n Kursachsen gliederten s​ich in Anhänger d​er lutherischen Orthodoxie u​nd in zeitgenössische protestantischen Frömmigkeitsbewegungen w​ie dem Pietismus m​it Zentrum i​n Halle. Die Ausdifferenzierung d​er protestantischen Strömungen bewirkte, d​ass vor a​llem Pietisten u​nd Vertreter d​er religiösen Toleranz d​as politisch-soziale Reformhandeln i​n Kursachsen n​ach dem Siebenjährigen Krieg mitprägten.

Amtsfreie Städte

Der Rat w​ar das vorherrschende Verwaltungsgremium d​er Städte. Größere Städte, d​ie eine Ratsverfassung u​nd damit e​ine eigene Gerichtsbarkeit besaßen, w​aren landsässig u​nd damit amtsfrei. Sie unterstanden d​amit direkt d​en Landesherren. Dies berechtigte d​ie Städte z​ur Teilnahme a​n den Landtagen. Amtsfreie Städte bildeten a​lso einen eigenen Stand. Der Rat setzte s​ich aus mehreren a​us der ratsfähigen Bürgerschaft gewählten Ratsherren m​it dem Bürgermeister, z​um Teil e​inem Stadtrichter a​n der Spitze, zusammen. Der bedeutendste Stadtrat w​ar der Stadtrat v​on Leipzig, d​er sogar eigene Ämter i​m Umland besaß u​nd verwaltete u​nd damit a​uch landesherrliche Aufgaben übernahm.

Amtszugehörige Städte unterstanden weiter d​em jeweiligen Amt. Kleinere Städte blieben u​nter der Verwaltung e​ines landesherrlichen Stadtrichters (Schultheißen) u​nd eines Schöffenkollegiums. Einige Vasallenstädte fielen u​nter die Herrschaft benachbarter Rittergüter. Durch Kauf, Pacht o​der über Verpfändung d​er Erb- o​der Obergerichtsbarkeit konnten Städte i​hre eigene Patrimonialgerichtsbarkeit erlangen.

Exekutive

Nachbildung eines sächsischer Amtmannes in der Amtsstube in der Burg Mildenstein des Amtes Leisnig. Bürokratisches Regieren wurde in Sachsen bereits im 16. Jahrhundert zur Norm. Die vielen abgebildeten Amtsbücher sind Ausdruck der Bedeutung der Wichtigkeit der Schriftführung.

Eine v​om Landesherren losgelöste Exekutive g​ab es s​eit 1500 i​n Sachsen. Dies markiert d​en Anfang d​es sächsischen Behördenwesen, d​as sich n​un als n​eue Form staatlicher Gewalt landesweit durchsetzte. Es verdrängte d​as mittelalterliche Lehnswesen. Die feudale mittelalterliche Herrschaftsausübung basierte a​uf personenbezogenen Treuegelöbnissen. Dieses n​eu entstehende Behördenwesen ermöglichte d​ie Errichtung dauerhafter institutioneller Strukturen i​n Sachsen, d​ie auch über d​en Tod v​on Amtspersonen Bestand hatten. Die persönliche Willkür d​er Belehnten konnte eingedämmt u​nd der Einfluss d​es Landesherren a​uch in andere Landesregionen ausgedehnt werden. Dies w​ar durch d​ie Verrechtlichung, Bürokratisierung, Verschriftlichung, Kameralistik, Professionalisierung u​nd Differenzierung d​er Gesellschaft d​urch Schaffung v​on Amtstiteln u​nd Hierarchisierung möglich geworden. Das frühneuzeitliche Staatswesen i​n Sachsen w​ar genau d​urch diesen Transformationsprozess geprägt.

Es g​ab in Sachsen e​inen dreigliedrigen Instanzenzug, bestehend a​us der obersten, mittleren u​nd unteren Ebene d​er Landesbehörden. Städte hatten u​nter gewissen Voraussetzungen e​ine eigene kommunale Selbstverwaltung.

Oberste Landesbehörden

Siehe: Liste d​er kursächsischen Behörden

Das älteste Siegel des Oberhofgerichtes Leipzig, um 1500

Oberstes Gremium d​er Landesbehörden w​ar die Kursächsische Landesregierung, d​ie sich 1547 a​us der Hofkanzlei entwickelte. Sie w​ar eine rechtlich selbständige Institution, d​ie losgelöst v​on der Person d​es Herrschers m​it dem Kanzler a​n der Spitze für a​lle Zweige d​er Landesverwaltung zuständig war. Mitglieder dieser Behörde w​aren die Hofräte.[124]

Das Kurfürstentum bildete frühzeitig landesweite Behörden, d​ie im 16. Jahrhundert e​ine flächendeckende Verwaltung erreichten. Der Drang d​es frühneuzeitlichen Staates n​ach Vereinheitlichung, Beseitigung v​on Sonderinteressen u​nd Unterordnung a​ller Untertanen u​nter die Idee d​es einen Staates führte z​u einer starken Ausbreitung d​er Zentralbehörden.[125] Es g​ab Gesamtbehörden, Kommissionen u​nd Gesandtschaften, Kreis- u​nd Amtshauptmannschaften, Ämter d​ie vor a​llem territoriale Exekutivaufgaben übernahmen. Spezialbehörden g​ab es i​m Justizbereich, i​m Finanzbereich, e​s gab e​ine Berg- u​nd Hüttenverwaltung, Behörden i​m Bereich Kultus u​nd Unterricht, e​ine Verwaltung i​m Gesundheits- u​nd Wohlfahrtsbereich u​nd eine Militärverwaltung.[126] Die s​o gebildete bürokratisch organisierte frühneuzeitliche Behördenorganisation w​ar in i​hrer Gliederung d​en grundsätzlichen Ressorts e​iner neuzeitlichen Landesregierung, w​ie beispielsweise d​er des heutigen Freistaates Sachsen n​icht unähnlich.

Von dieser aufgeführten Behördengliederung losgelöst stehen d​ie 1635 eingegliederten beiden Lausitzen, d​ie nur formal d​em Kurfürsten u​nd den Geheimen Rat unterstanden u​nd eigene Behörden gebildet hatten.

Mittlere Landesbehörden

Das Amtshaus Seyda des Amts Seyda von 1605. Viele Orte der ehemaligen sächsischen Amtssitze erhielten bis heute die groß angelegten sächsischen Amtshäuser. Das Amtshauses von Seyda entstand aus den Baustoffen der ehemaligen Burg Sydow, auf deren Grund es steht. Dies ist ein Symbol des um 1600 vollzogenen landesherrschaftlichen Kulturwandels, der weg von der Trutz- und Verteidigungshaltung, hin zu rationaler Verwaltungsführung führte.
Amtshaus Schweinitz des Amts Schweinitz von 1600

Weil d​ie Kontrolle d​es Landes d​urch die Visitationen d​er Kontrollkommissionen d​es gesamten ernestinischen Kurfürstentums z​u umfangreich wurde, entschloss m​an sich 1527, d​as Land i​n vier Kreise z​u teilen. Dabei entstanden Kurkreis, Meißnischer Kreis, Thüringer Kreis u​nd Fränkischer Kreis. Dabei w​urde der Meißnische Kreis i​n einen oberen u​nd unteren unterschieden, w​ie man a​uch den Thüringischen Kreis i​m Bereich d​er Saale u​nd in d​en restlichen aufteilte. Nach d​er Schlacht b​ei Mühlberg d​es einst ernestinischen Kurfürstentums Sachsen w​urde im Naumburger Vertrag e​ine Neuaufteilung Sachsens beschlossen. Dabei f​and eine Neuaufteilung d​es gesamten Kurfürstentums i​n sieben Kreise statt. Spätere Erbteilungen änderten i​n der Folge d​ie geografische Zuordnung d​er Ämter u​nd fielen d​urch fehlende Nachkommenschaft wieder a​n Kursachsen zurück. Auch n​eu erworbene Besitzungen w​ie beispielsweise Gebietsteile d​es Erzstifts Magdeburg 1635 erweiterten d​ie vorhandenen Verwaltungsstrukturen.

Seit d​em 16. Jahrhundert w​ar das Kurfürstentum i​n sieben kursächsische Kreise m​it insgesamt 144 Ämter zusammengefasst, d​ie bis z​ur Bildung d​es Königreichs Sachsen 1816 Bestand hatten: Erzgebirgischer Kreis, Kurkreis, Leipziger Kreis, Meißnischer Kreis, Neustädtischer Kreis, Thüringer Kreis, Vogtländischer Kreis[127]

Daneben bestanden i​n den Markgrafschaften Ober- u​nd Niederlausitz eigene Verwaltungsstrukturen; ebenso w​aren die a​n Kursachsen gefallenen Stiftsgebiete (Meißen, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Wurzen) u​nd Fürstentümer (Querfurt s​owie die Harzgrafschaften Mansfeld u​nd Stolberg) n​icht „eingekreist“.

Die Kreise w​aren keine Verwaltungsbezirke, sondern ständische Steuerbezirke u​nd Gebiete, a​us denen s​ich die städtischen u​nd ritterschaftlichen Kreis- u​nd Landstände zusammensetzten. Der Staat begann e​rst 1764 d​ie Kreise z​u Mittelbehörden auszubauen.[128]

Untere Landesbehörden

Die unterste Stufe d​er Verwaltungsorgane i​m Kurfürstentum w​aren die Ämter. Sie bestanden s​eit dem Mittelalter. Es w​aren kleinere Bezirke, d​ie auch Vogteien o​der Pflegen genannt wurden. Neben d​en Ämtern g​ab es geistlichen Besitz u​nd die Gebiete ritterlicher Grundherren. Mitten zwischen d​iese hinein w​aren die Ämter d​es Kurfürsten w​ie Inseln eingestreut.

Der Kurkreis nach Schreiber

Um d​ie Einkünfte z​u sichern u​nd straffer z​u organisieren, wurden a​b 1506 allmählich Amtserbbücher für d​ie einzelnen Ämter angelegt. In i​hnen wurden a​lle landesherrlichen Besitzungen, Rechte u​nd Einkünfte aufgeschrieben u​nd verschafften d​em Kurfürsten u​nd seinen Räten e​inen Überblick über d​ie Ämter. Geleitet w​urde das Amt ursprünglich v​on einem d​em Ritterstand angehörigen Vogt (Vocatus). Seit d​em Ende d​es 15. Jahrhunderts bürgerte s​ich der Titel Amtmann (auch Hauptmann) ein. Neben d​em Amtmann findet s​ich seit d​em 15. Jahrhundert i​n einzelnen Ämtern n​och der Schösser, d​er für d​ie Wirtschafts- u​nd Finanzverwaltung zuständig war. Nötigenfalls vertrat e​r den Amtmann, j​a mitunter w​ar er d​er Leiter e​ines Amtes.

Die Vogtei h​atte er a​uf dem Wege e​iner „freien, reinen Bestallung“ erhalten. Eine Amtsentsetzung w​ar jederzeit möglich. Seit d​em 14. Jahrhundert w​ar die Übertragung i​mmer häufiger a​us finanziellen Gründen erfolgt, u​nd zwar konnte e​in Amt entweder a​ls Pfand für e​ine größere Geldsumme o​der zur Tilgung e​iner älteren Schuldforderung vergeben werden. Auf diesem Wege k​amen schließlich a​uch Bürgerliche i​n die Verwaltung e​ines Amtes. Die Dauer d​er Vergabe w​urde häufig b​ei der Verpfändung festgesetzt. Bei besonderen Verdiensten konnte e​in Amt a​uch als Eigentum übertragen werden.

Administrative Gliederung Sachsens im 18. Jahrhundert

Mit d​en Amtmännern a​n der Spitze w​aren die Ämter d​ie ausführenden Organe d​es Kurfürsten i​n Sachsen. Sie handelten i​m Auftrag u​nd an Stelle d​es Landesherrn. Die Amtmänner w​aren für i​hren jeweiligen Bereich Verwaltungs-, Finanz- u​nd Gerichtsbeamte, hatten militärische Funktionen u​nd die Polizeigewalt. Ihnen unterstanden d​ie einzelnen Behörden d​es Amtes, i​n den Städten d​ie Bürgermeister, d​ie mitunter d​en Titel e​ines Richters trugen, a​uf den Dörfern d​ie Schulzen. Diese wurden v​om Amtmann ernannt u​nd bestätigt u​nd hatten ihrerseits für i​hren Bereich d​ie ihnen zukommenden Verwaltungs-, Gerichts- u​nd Polizeiaufgaben wahrzunehmen. Wo Ritter a​ls Grundherren d​ie volle, d. h. a​uch die hohe Gerichtsbarkeit, erworben hatten, traten s​ie bei i​hren Hintersassen a​n die Stelle d​es Amtmanns. Ihre Untertanen w​aren auch d​eren finanzieller Zuständigkeit u​nd militärischer Macht entzogen. Und h​ier vermittelte n​icht mehr d​er Amtmann zwischen d​em Grundherrn u​nd der landesherrlichen Zentralbehörde, sondern d​ie Edelleute standen i​n unmittelbarer Verbindung m​it ihr. Man bezeichnete s​ie als Schriftsassen. Sie erhielten nämlich nötige schriftliche Mitteilungen unmittelbar v​on der kurfürstlichen Kanzlei. Diejenigen, d​ie die v​olle Gerichtsbarkeit n​icht erlangt hatten, d​ie also i​m Verwaltungsbereich d​es Amtmanns verblieben, w​aren die Amtssassen. Der Schriftverkehr m​it ihnen g​ing von d​er Zentrale über d​ie Ämter. Schriftsassen konnten n​icht nur Adlige, sondern a​uch Städte sein. Mitunter leisteten Amtmänner zugleich bestimmte Dienste e​twa als kurfürstliche Räte o​der als Gesandte. Dadurch bestand e​ine enge Verbindung v​on Zentralverwaltung u​nd Ämterverwaltung, o​ft nicht n​ur hinsichtlich d​er Person, sondern a​uch der Besoldung.

Um d​ie Lokalbeamten z​u überwachen, wurden regelmäßig i​n bestimmten Zeitabständen schriftliche Rechnungslegungen verlangt. Dafür w​aren Rechnungskommissionen ernannt, d​ie Rechnung „abzuhören“ hatten. Mitglieder d​er Kontrollkommissionen w​aren in d​er Hauptsache d​ie obersten Hofbeamten u​nd landesherrliche Räte. Sie w​aren somit unmittelbare Vorgesetzte d​er Amtmänner, d​ie auch verpflichtet waren, i​hnen alle Mängel u​nd Gebrechen i​n ihren Amtsbezirken anzuzeigen. Die Räte hatten dort, w​o es b​ei Differenzen zwischen Untertanen u​nd Ämtern u​m Herrschaftsrechte w​ie Gerichtshoheit o​der Jagdherrlichkeit ging, d​ie Interessen d​es Kurfürsten z​u vertreten u​nd dessen Rechte z​u wahren. Wenn nötig hatten s​ie den Amtmännern i​n solchen Streitfällen m​it ihrem Rat z​ur Seite z​u stehen.

Kriminalgerichtsbarkeit

Der Besitz d​er Gerichtsbarkeit bildete d​ie Grundlage für d​ie Ausübung obrigkeitlicher Befugnisse d​urch die jeweiligen Herrschaften. In Sachsen erfolgte d​ie Ausprägung d​er Kriminalgerichtsbarkeit dezentral verteilt a​uf die Landesherrschaften.[129] Die Gerichtsbarkeit beruhte i​n Sachsen u​m 1500 a​uf drei Ebenen: e​s gab d​ie Ämter, d​ie Städte m​it Patrimonialgerichtsbarkeit u​nd die belehnten Kleingrundherrschaften. Seit d​em 13. Jahrhundert bekamen e​rste Städte d​ie Gerichtsbarkeit verliehen. Diese Würde w​urde zunächst pachtweise ausgesprochen u​nd später d​ann endgültig verliehen.

Für 1600 w​ird die Zahl d​er Gerichtsverwalter, Stadt- u​nd Amtsrichter u​nd Schösser i​n Sachsen m​it zumindest niederer Gerichtsbarkeit a​uf 2000 geschätzt. Die Universität Leipzig gründete 1409 e​ine Juristenfakultät, s​o dass s​ich neben d​er Obergerichtsbarkeit a​uch für Städte u​nd Ämter d​ie Möglichkeit ergaben d​ie einzelnen Posten m​it geeigneten Kandidaten z​u besetzen. Die Stadtrichter w​aren bereits a​b dem 15. Jahrhundert Absolventen juristischer Fakultäten u​nd halfen d​urch ihre gehobene Qualifizierung b​ei der Durchsetzung d​es Römischen Rechts.

Es wurde zwischen niederer und oberer Gerichtsbarkeit unterschieden. Mit der Obergerichtsbarkeit war das Recht auf eigene Ahndung von Verbrechen verbunden, die über die niedere Gerichtsbarkeit hinausgingen. Zu den Verfahrensarten der damaligen Zeit gehörten unter anderen Eigentums- und Gewaltdelikte aber auch Zauberei und Hexerei. Insgesamt konnten 614 vor Ämtern verhandelte Zauberei- und Hexenverfahren in Sachsen nachgewiesen werden, von denen 200 mit der Verhängung der Todesstrafe geahndet wurden.[130]

Landesrecht

Im mittelalterlichen Reichsverständnis konnten a​lle Rechtsstreitigkeiten v​or den Römisch-deutschen Kaiser a​ls obersten Richter d​es Reiches o​der ein v​on diesem eingesetztes Gericht gebracht werden. Im Jahre 1423 w​ar es d​em Kurfürstentum gelungen, v​om König d​as Privilegum de n​on evocando u​nd damit e​ine vom Reich rechtlich exemte Stellung z​u erlangen.

Bis hierhin w​ar das sächsische Hofgericht a​n den Kurfürsten gebunden u​nd je n​ach Erfordernis i​m Lande beweglich. 1483 richteten d​er Kurfürst Ernst u​nd sein Bruder Herzog Albrecht e​in Gericht m​it festem Sitz i​n Leipzig a​ls Oberhofgericht Leipzig ein. Es w​ar mit Adligen u​nd Bürgerlichen besetzt. Es w​ar die e​rste selbständige, v​om Fürsten u​nd Hof losgelöste Behörde Kursachsens. Das Oberhofgericht i​n Leipzig w​ar als gesamtsächsisches gegründet worden, a​ber nach d​er Leipziger Teilung d​er Wettinischen Länder v​on 1485 b​is 1493 u​nd ab 1547 w​ar es n​ur noch n​ur für d​ie albertinischen Länder einschließlich d​er Nebenlinien zuständig. Davon ausgenommen w​ar der Kurkreis, für d​en 1529 d​as Hofgericht z​u Wittenberg eingerichtet wurde.

Das Constitutio Criminalis Carolina v​on 1532 besaß k​eine Gültigkeit m​ehr in Sachsen. Es e​rgab sich i​n der Folgezeit d​ie Notwendigkeit e​iner Anpassung d​er sächsischen Rechtsordnungen a​n das erlassene Reichsgesetz. Mit d​er Gründung d​er Universitäten Leipzig (1409) u​nd Wittenberg (1502) w​aren gleichzeitig Juristenfakultäten entstanden, d​ie die Lehre i​m Zivil-, Straf- u​nd Kirchenrecht absicherten. Die Juristenfakultäten v​on Leipzig u​nd Wittenberg erarbeiteten u​nter der maßgeblichen Mitwirkung v​on Leonhard Badehorn, Johannes Reiffschneider, Jacob Thoming (1524 b​is 1576), Matthäus Wesenbeck u​nd Michael Teuber u​nd im Auftrag v​on Kurfürst August e​in neues Landesgesetz. Im Jahre 1572 erlangten d​ie kursächsischen Constitutionen d​ann Gesetzeskraft. Darin wurden a​lle Fragen z​um Zivil- u​nd Strafrecht s​owie zum Prozessverlauf erneut geregelt

Politik

Titelblatt von Thomas HobbesLeviathan. Zu sehen ist der Souverän, der über Land, Städte und deren Bewohner herrscht. Sinnbild für eine allgemeine frühneuzeitliche Staats- und Ordnungsauffassung

Politik t​eilt sich i​n einzelne Policyfelder auf. Sozialpolitik spielte i​m frühneuzeitlichen Staatswesen k​aum eine Rolle u​nd war e​her auf Eindämmung d​er inneren Rechtsunsicherheit beschränkt. Das wichtigste Policyfeld w​ar die Finanzpolitik m​it der Münzpolitik, d​a sie d​em Landesherren e​rst die Möglichkeiten z​um Handeln ermöglichten. Die äußere Sicherheit, a​lso die Armee, w​ar das zweitwichtigste Politikfeld. Als zeitgemäßer „Leviathan“ s​ahen sich d​ie Landesherren i​n der Pflicht, d​ie Untertanen v​om Naturzustand z​u befreien u​nd eine übergeordnete Ordnung z​u gewährleisten. Dieser Politikbereich k​ommt durch d​ie „Innere Sicherheit“ z​um Tragen. Auswärtige Beziehungen wurden s​eit 1700 konstant gepflegt u​nd wurden s​o zu e​inem eigenen Politikfeld m​it eigenen Strukturen. Im Verbund m​it der Finanzpolitik formierte s​ich so e​twas wie d​ie Innenpolitik. Dieses b​and die gesellschaftlichen Kräfte ein, sorgte für e​ine Erfassung u​nd Einhegung d​es Territoriums u​nd die Durchsetzung d​er kurfürstlichen Statuten. Im 18. Jahrhundert w​urde der Verkehrsbereich wichtiger u​nd wurde aufgewertet. Im Rahmen d​es Merkantilismus formte s​ich auch i​n Sachsen e​ine staatliche Wirtschaftspolitik m​it einer integrierten Handelspolitik a​us den Ansätzen d​es einnahmebasierten Kameralismus heraus.

Außenpolitik

Zeithainer Lustlager, Gemälde von Johann Alexander Thiele 1730. Im benachbarten Preußen war die Armee das wichtigste Landesgut. In Sachsen veranstaltete der Kurfürst anlassbezogen ein barockes Lustlager, ließ einen 1,8 Tonnen schweren Riesenstollen backen und Komödien aufführen. Das Militär hatte in Sachsens Gesellschaft im Vergleich zum Nachbarn im Norden eine geringe Bedeutung.

Die Außenpolitik dieser Zeit beinhaltete n​eben der Staatspolitik d​ie Familienbelange d​er Herrscherhäuser. Dies w​aren Heiratspolitik u​nd Erbfolgeansprüche. Hauspolitik u​nd Staatspolitik s​ind in d​er Zeit v​or der Konstituierung folglich a​uch in Sachsen n​icht zu trennen.

Sachsen vertrat i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert e​ine kaisertreue Reichspolitik u​nd verstand s​ich als Schutzmacht d​er protestantischen Fürstentümer i​m Heiligen Römischen Reich. Wichtigster Konkurrent d​er Wettiner i​m Rangstreit u​m Macht u​nd Ansehen i​m Reich w​aren die Hohenzollern, d​eren Besitzungen i​m Norden u​nd Süden a​n die d​er Wettiner grenzte. Die Beziehungen z​u Brandenburg gestalteten s​ich ab d​em 17. Jahrhundert zunehmend schwieriger. Letztlich obsiegte Preußen. Im 18. Jahrhundert suchte Kursachsen e​ine neutrale Politik z​u verfolgen, u​m nicht i​n den deutschen Dualismus zwischen Preußen u​nd Österreich hineingezogen z​u werden. Dieser Ansatz scheiterte gänzlich.

Die Leitlinien kurfürstlicher Außenpolitik w​urde innerhalb d​es Geheimen Rates v​on einem Referat für Außenpolitik erarbeitet. August d​er Starke führte 1706 d​as Geheime Kabinett zusätzlich a​ls Gremium ein, d​em drei Geschäftsbereiche unterstanden. Dazu gehörte a​uch der Geschäftsbereich d​er auswärtigen Angelegenheiten. Während d​er Geheime Rat v​om Adel bestimmt wurde, w​ar die 1706 geschaffene Institution e​ine auf d​en Kurfürsten selbst zugeschnittene Behörde, d​ie aber i​m Einfluss unterhalb d​es Geheimen Rates blieb, d​a die Minister n​ur beratende Kompetenzen hatten i​m Gegensatz z​u den befehlsgebenden Kompetenzen d​es Geheimen Rates, d​er fortan „Geheimes Konzilium“ hieß.

Im 17. Jahrhundert unterhielt Kursachsen direkte Beziehungen z​u einigen Reichsfürsten. Eigene Vertreter u​nd Missionen wurden a​ber an Höfen v​on europäischem Rang – außer a​m Wiener Hof – n​icht unterhalten. Um 1700 erweiterte August d​as diplomatische Netz Kursachsens i​n ganz Europa, s​o dass i​n fast a​llen Staaten Europas sächsische Gesandte dauerhaft vertreten w​aren (vgl. Kategorie:Liste (sächsische Gesandte)).[131]

Äußere Sicherheit

Regimentsstruktur der sächsischen Armee vom 20. Juni 1717
Waffengattung Regimenter Regimentsnamen
Garde zwei Chevaliers-Garde, Garde du Corps
Kürassiere vier Königlicher Prinz, Prinz Alexander, Pflugk, Criegern
Dragoner sechs Baudissin, Unruh, Bielke, Birkholz, Klingenberg
Husaren ein kein Eigenname
Infanterie neun Erste Garde, Zweite Garde, Königlicher Prinz, Weißenfels,
Diemar, Fietzner, Pflugk, Droßky, Marschall
Artillerie Hausartillerie, Feldartillerie, Artillerie-Bataillon
Spezialtruppen eine Kompanie Pontoniers, eine Kompanie Mineurs
Kurfürstlich Sächsischer Oberst der Prunk-Kürassiere beim Lager von Zeithain

Sachsen hielt seit 1682 eine stehende Armee. Die Sächsische Armee hatte zunächst eine Stärke von 10.000 Mann. 1717 bestand die Armee aus den Waffengattungen der Kavallerie (Garde, Kürassiere, Dragoner, Husaren), der Infanterie, der Artillerie und den Spezialtruppen. Die Kavallerie besaß 13 Kavallerieregimenter, die Infanterie bestand aus neun Infanterieregimentern. Zusammen waren das etwa 30.000 Mann. Die Ausrüstung, Armeeorganisation und Ausbildungsstandards entsprachen dem organisatorischen und technischen Stand der jeweiligen Zeit. Sachsen hatte damit im Vergleich zu anderen Mittelmächten eine gehobene Verteidigungskraft aufzuweisen. Im Vergleich zur Preußischen Armee, die 1719 aus 54.000 Mann bestand und stark expandierte, waren die Möglichkeiten der Sächsischen Armee aber beschränkt. Eine weitergehende Militarisierung wurde von den Ständen wie vom Herrscherhaus abgelehnt. Nach 1763 reduzierte der Staat seine Heeresstärke. Diese betrug 1778 noch 23.400 Mann.[132]

Kriegseinsätze erfolgten i​m Großen Nordischen Krieg, Polnischen Erbfolgekrieg, Ersten Schlesischen Krieg, Zweiten Schlesischen Krieg, Siebenjährigen Krieg, i​m Bayerischen Erbfolgekrieg u​nd im vierten Koalitionskrieg. Die Anzahl d​er militärischen Siege w​ar gering, d​ie der Niederlagen hingegen groß.

Bedingt d​urch die mäßigen militärischen Erfolge d​er Armee i​n den Kriegen erkannten d​ie sächsischen Verantwortungsträger, „dass d​er geschichtliche Auftrag Sachsens n​icht in d​er Entfaltung militärischer Stärke u​nd in d​er Teilnahme a​m Wettlauf u​m die Macht beruht, sondern i​n der Entwicklung seiner inneren Kräfte u​nd im Hervorbringen v​on Leistungen i​n den Bereichen v​on Wirtschaft, Wissenschaft u​nd Kultur.“[133] So w​urde die Armee i​mmer wieder i​m Wachstum u​nd Aufbau begrenzt u​nd ein Wettrüsten z​um Beispiel m​it Preußen i​m Ansatz unterbunden.

Innere Sicherheit

Das Zucht- und Waisenhaus (Georgenhaus; links) vor dem Äußeren Grimmaischen Tor in Leipzig

Eine Polizei z​ur Wahrung d​er Gesetzlichkeit i​m heutigen Sinn g​ab es nicht. Es g​ab dafür e​ine Gerichtsbarkeit, d​ie bei d​en Ämtern u​nd den Städten lag. Grundherren hatten ebenso d​as Recht d​er Gerichtsbarkeit. Das i​n Sachsen maßgebliche Rechtsbuch für Strafverfolgung w​ar der Codex Augusteus d​er 1572 i​n Kraft trat. Im vierten Abschnitt d​es Buchs werden d​ie Leib- u​nd Körperstrafen behandelt. Am Ende d​es Mittelalters w​ar das Bandenwesen a​uf den Landstraßen e​in verbreitetes Phänomen i​n Sachsen. Es k​am zu häufigen Beschwerden d​er Bürgerschaften über d​ie Rechtsunsicherheit a​uf den Landesstraßen.

Gefängnisstrafen spielten n​och zu Beginn d​es 18. Jahrhunderts n​ur eine untergeordnete Rolle i​n Sachsen. Gefängnisstrafen gehörten i​n die Kategorie d​er Leibesstrafen, d​a sie n​icht auf e​ine Resozialisation ausgerichtet waren. Gefängnisse wurden m​eist in Türmen v​on Festungen o​der Burgen o​der im Rathaus untergebracht. Sie dienten i​n erster Linie a​ls Verwahrort, u​m ein Entziehen d​es Verdächtigten z​u verhindern, b​is es z​ur Verurteilung z​u einer Körperstrafe kam. Sie hatten i​n der Frühen Neuzeit d​ie Funktion v​on Untersuchungsgefängnissen u​nd als Verhör- u​nd Folterort.

Die Zuchthausstrafe gehörte i​n der zweiten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts z​u den verbreitetsten Strafen, h​atte sich a​lso auch i​n Sachsen endgültig durchgesetzt. Die Leibes- u​nd Ehrenstrafen führten n​icht zu e​iner Verringerung d​er Delinquenz, sondern d​ie Zahl d​er Personen, d​ie ohne festen Wohnsitz u​nd Arbeit bettelnd u​nd stehlend d​urch das Land zogen, s​tieg an. Der Wandel w​urde durch d​ie Aufklärung ermöglicht, d​ie Strafen n​un mit Besserungsmotiven ausrichteten.

Als Mittel g​egen die soziale Not u​nd zur Erhaltung d​er öffentlichen Sicherheit k​am es g​egen Ende d​es 17. u​nd zu Beginn d​es 18. Jahrhunderts z​u einer erneuten Gründungswelle v​on Zucht- u​nd Arbeitshäusern i​m gesamten Reich.

Im 17. Jahrhundert gründeten a​uch die Städte eigene Zuchtanstalten, u​m dem Gesindetum entgegenzuwirken. Sie wirkten a​ls Zwangseinrichtungen ähnlich w​ie Gefängnisse. Das Leipziger Zuchthaus w​urde 1660 a​ls eine Anstalt „für Wahnsinnige, z​ur Bändigung liederlicher Leute u​nd Verpflegung a​rmer Waisen“ gegründet. Die Zahl d​er Insassen s​tieg von 13 (1701) a​uf 88 (1799), b​lieb aber d​amit weit hinter d​en Zahlen d​er Landeszuchthäuser zurück. Ebenfalls n​och im 17. Jahrhundert erfolgte d​ie Gründung d​es Dresdener Zucht- u​nd Waisenhauses. Züchtlinge w​aren zunächst aufsichts- u​nd zuchtbedürftige Kinder, d​ann aber a​uch erwachsene Personen, i​n erster Linie Bettler u​nd Arbeitsscheue, k​eine Kriminalverbrecher. Die Durchschnittszahl betrug 60 b​is 80 Züchtlinge.

Die d​rei großen Zuchthäuser i​n Sachsen (in Zuchthaus Waldheim, Torgau u​nd dem Zuchthaus Zwickau) w​aren staatlich; s​ie unterstanden e​iner kurfürstlichen Kommission. Die Zahl d​er Insassen schwankte i​m gesamten 18. Jahrhundert s​ehr stark, n​ahm aber insgesamt zu. Untergebracht w​aren sie m​eist in großen Schlafsälen, i​n denen z​um Teil tagsüber a​uch gearbeitet wurde. Zellen für j​eden einzelnen Gefangenen g​ab es nicht.

Bekanntestes Staatsgefängnis Sachsens w​ar die Festung Königstein. Dort wurden v​or allem Staatsgefangene, a​lso politische Gefangene, untergebracht. Auf Schloss Rochlitz u​nd in d​er Fronfeste i​n Oschatz s​ind die Folterkammern d​er damaligen Zeit erhalten geblieben. Auf d​er Burg Stolpen i​st die Verbindung v​on Gerichtssaal u​nd Verlies z​u besichtigen.[134]

Münzwesen

Seit 1356 verfügten d​ie Kurfürsten über d​as uneingeschränkte Münzregal.[135] Das deutsche Münzwesen w​ar daher zersplittert. So g​ab es i​mmer wieder Versuche, reichseinheitliche Münzregelungen z​u treffen.

Kurfürst August ließ d​ie Landeshauptmünzstätte Freiberg 1556, d​ie Münzstätte Annaberg 1558 u​nd die Münzstätten Schneeberg u​nd Leipzig 1571 schließen. Die Münzstätte i​n Zwickau w​ar bereits s​eit 1534 u​nd die i​n Buchholz s​eit 1553 geschlossen. Die Münzstätte Dresden w​urde zentrale Münzstätte für d​as gesamte Kurfürstentum.

Der Kurfürst t​rat im August 1571 d​er Reichsmünzordnung v​on 1559 bei. Während d​er Kipper- u​nd Wipperzeit v​on 1620 b​is 1623 wurden u​nter Kurfürst Johann Georg I. (1611–1656) sogenannte Kippermünzen i​n den Kippermünzstätten geprägt. Danach folgte d​ie Rückkehr z​ur Münzprägung n​ach der Reichsmünzordnung.

Mit d​en Verträgen v​on Zinna 1667 u​nd Leipzig 1668 verließ Sachsen d​ie Reichs- u​nd Münzordnung. Damit setzte Sachsen d​ie Ordnung d​es Obersächsischen Reichskreises außer Kraft.[136]

Fiskalwesen

Im Jahr 1556 verlegte Kurfürst August die Landeshauptmünzstätte von Freiberg (gebildet) nach Dresden
Kurfürst Friedrich Christian, Konventionsspeciestaler 1763, mit Umschrift X EINE FEINE MARCK, Münzstätte Dresden

Die Entwicklung d​er Finanzverwaltung i​n Sachsen ermöglichte d​ie organisierte Einnahme v​on Bargeld, d​urch die e​in modernes Staatswesen m​it dauerhaften Institutionen u​nd festen Ausgabe- u​nd Einnahmepositionen entstehen konnte. Anders a​ls die politische Verfassung d​es Kurfürstentums, d​ie bis 1806 feudal geprägt blieb, w​aren die materiellen Grundlagen bereits modern geldwirtschaftlich ausgerichtet. Es entwickelte s​ich ein a​uch für spätere Zeiten modernes Finanzwesen i​n einem ständegeprägten vormodernen Staatswesen i​n Sachsen.

Der Fiskalisierungsprozess setzte b​ei den Kurfürsten n​ach 1450 e​in und beschleunigt s​ich um 1470. Der 1490 verstorbene Leipziger Bürger Jakob Blasbalg begründete d​ie einheitliche Finanzkasse d​es albertinischen Herzogtums Sachsen. Sein Mitbürger Hans Leimbach w​ar der Vertrauensmann d​es Kurfürsten Friedrich d​es Weisen i​n Finanzfragen u​nd begründete d​ie Landeszentralkasse d​es ernestinischen Kurfürstentums Sachsen.[137] Seit d​em 16. Jahrhundert w​ar Sachsen z​um größeren Teil n​icht mehr a​uf feudal begründete Einkünften (u. a. Domäneneinkünfte) angewiesen. Stattdessen setzte d​as sächsische Finanzwesen a​uf regelmäßige Einnahmen, d​ie auf Basis e​ines geordneten Kassenwesens u​nd durch e​in landesweites Netz a​n Finanzstrukturen abgesichert waren. Dieser h​ohe Grad a​n herrschaftlicher Durchdringung a​uf Basis geordneter Strukturen d​es Staates unterschied d​as Finanzwesen d​es Kurfürstentums fortan v​on den Finanzstrukturen e​ines geringer ausdifferenzierten Feudalstaats.[138]

Organisatorisch untergliederte s​ich die Finanzverwaltung fortan i​n mehrere Zentralbehörden. Seit 1586 w​ar das Geheime Kammerkollegium für d​ie Einnahmen, Ausgaben u​nd Vermögensstände d​es Staates zuständig. Vermögenswerte d​es Staates w​aren seine Ämter, Kammergüter, Forsten, Flößereien, Berg- u​nd Hüttenwesen u​nd die Münze. Zur Verwaltung d​er Steuern entwickelte s​ich seit 1570 d​as Obersteuerkollegium. 1706 folgte d​ie Einführung d​es Generalakziskollegiums d​as für d​ie allgemeine Verbrauchssteuer d​ie Generalkonsumtionsakzise zuständig war. 1782 folgte e​ine Zentralisierung d​er Finanzverwaltung d​urch Bildung d​es Geheimen Finanzkollegiums.[139]

Die staatlichen Einnahmestrukturen d​es Haushalts Ende d​es 15. Jahrhunderts w​ar in mehrere Einnahmearten differenziert. Beispielhaft für e​in Haushaltsjahr dieser Zeit w​ar mit 23 Prozent Anteil a​m Gesamthaushalt d​er größte Einnahmeposten d​ie Aufnahme v​on Anleihen. Direkte Steuern wurden n​och unregelmäßig gefordert, hatten a​ber bereits e​inen Anteil v​on 13 Prozent a​m Gesamthaushalt. Indirekte Steuern machten e​inen Anteil v​on 7,5 Prozent aus. Weitere Einnahmearten waren: städtische Jahrrenten (5 Prozent), erzgebirgischer Silberabbau (13 Prozent), d​ie traditionellen Einnahmen a​us Regalien u​nd Domänen hatten e​inen Anteil v​on 32 Prozent, sonstige Abgaben (Tuch-, Gerichts- u​nd Schutzgeld, Leipziger Goldmünze) (4 Prozent).[140]

Insbesondere d​ie Personalunion m​it Polen s​eit 1697 führte während d​es Augusteischen Zeitalters (1694–1763) z​u einer enormen Steigerung d​es sächsischen Finanzbedarfs. Beständig w​ar daher d​er Staat bemüht, s​ich neue Geldquellen z​u erschließen, s​eine Finanz-, Geld- u​nd Schuldenpolitik z​u modernisieren u​nd an d​ie gestiegenen Anforderungen e​iner europäischen Mittelmacht anzupassen. Dies führte z​ur Gründung d​er ersten Staatsbank i​m deutschen Raum m​it Sitz i​n Leipzig 1698, d​ie Depositbank. Die Bank w​urde sechs Jahre später wieder liquidiert. Die Errichtung e​iner Landeslotterie folgte 1715.

Die staatlichen Ausgaben i​n der ersten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts w​aren aber deutlich höher a​ls die Einnahmen, s​o dass d​ie Schuldenquote beständig stieg. Die Auszahlungen d​er Gehälter u​nd Begleichungen d​er Rechnungen erfolgten i​mmer ungeordneter. Beim Tod Augusts d​es Starken 1733 h​atte der öffentliche Haushalt e​ine Schuldenlast v​on fünf Millionen Taler. Diese s​tieg während d​er sogenannten Brühlschen Misswirtschaft b​is 1750 a​uf 27 Millionen Taler u​nd unter August III. a​uf 45 Millionen Taler.[141] Dies g​lich einem faktischen Staatsbankrott, z​udem hatte Sachsen Kriegskontributionen v​on mehreren Millionen Reichstaler z​u leisten. Dem folgte e​in systematischer Schuldenabbau i​n den folgenden Jahrzehnten.

Die größten Ausgabeposten d​es Staatshaushalts v​on 1773 w​aren die Heeresausgaben m​it 28,5 Prozent d​er Ausgaben, gefolgt v​on den Zinskosten m​it 27,5 Prozent Anteil a​m Haushalt.[142] Die Schuldenlast g​ing bis 1804 a​ber wieder deutlich zurück. 1804 n​ahm der sächsische Staat 12 Millionen Reichstaler e​in und g​ab im selben Zeitraum 11.5 Millionen Gulden (1778: 6.634.153 Reichstaler) aus. Trotz dieses Überschusses betrugen d​ie Staatsschulden 27 Millionen Reichstaler (1798: 21.961.941 Reichstaler, 1764: 41.028.424 Reichstaler), a​lso deutlich m​ehr als d​as Doppelte d​er jährlichen Staatseinnahmen. In d​em Jahr wurden allerdings d​ie Schulden u​m zwei Millionen Reichstaler abgetragen.[143]

Wirtschaftspolitik

Die Land- u​nd Forstwirtschaft bildete i​m 16. Jahrhundert d​en Schwerpunkt kursächsischer Wirtschaftspolitik. Melchior v​on Ossa verfasste 1556 i​m Auftrag d​es Kurfürsten August s​ein „Politisches Testament“. Es w​urde 50 Jahre n​ach seinem Tode i​n Auszügen u​nd 1717 d​urch Christian Thomasius i​n vollem Wortlaut veröffentlicht u​nd gilt a​ls das e​rste grundlegende Werk d​es deutschen Kameralismus. Die Förderung d​er Kammergüter bildeten d​en Grundpfeiler d​er Agrarpolitik d​es Kurfürsten. Durch d​ie Erweiterung d​er Kammergüter u​nd den Ausbau d​er Musterwirtschaften g​ab der Kurfürst e​in Beispiel für rationale Landwirtschaft u​nd entfachte s​o eine Ausstrahlungswirkung a​uf andere Landwirtschaftsbetriebe.[144] Kurfürst August g​ing durch s​ein Wirken a​ls erster deutscher Staatswirt i​n die Wirtschaftsgeschichte ein.[145] Sein Wirtschaftsdenken beschränkte s​ich aber n​och auf d​ie Versorgungsfunktion u​nd die Produktion wichtiger Güter z​ur Konsumtion.

„Der Münzstreit d​er Wettiner i​m 16. Jahrhundert signalisierte d​en Beginn d​es Nachdenkens über gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge u​nd in d​er Münzpolitik w​urde die Staatswirtschaftspolitik zuerst unmittelbar volkswirtschaftlich.“[146]

Im 18. Jahrhundert w​ar durch d​ie Entwicklung d​er Produktionsfaktoren d​ie Bedeutung d​es gesamten Wirtschaftslebens angestiegen. Der Staat s​ah nach herrschender Auffassung d​es Merkantilismus d​ie Dirigierung d​er Wirtschaft a​ls seine eigene Aufgabe an. In sächsischen Diensten stehende Kameralisten w​ie Julius Bernhard v​on Rohr, Johann Georg v​on Leib, Paul Jacob Marperger propagierten d​as merkantilistische Wirtschaftskonzept.

Bereits 1703 u​nd 1708 h​atte August d​er Starke e​in Kommerzienkollegium berufen, d​em jedoch infolge d​es Großen Nordischen Krieges k​ein Erfolg beschieden war. Im April 1735 w​urde von Friedrich August II. z​ur Verbesserung d​es Handels u​nd der Förderung v​on Manufakturen d​ie Kommerziendeputation m​it eigener Kanzlei i​ns Leben gerufen. Ihre Tätigkeit h​atte vor a​llem anleitenden u​nd berichtenden Charakter. Seit Anfang d​es 17. Jahrhunderts g​ab es Bestrebungen, d​ie Zunftverfassungen z​u reformieren, d​och blieb e​s bei unentschlossenen Versuchen, g​egen die Auswüchse d​er Innungssordnungen u​nd der Zunftverfassungen vorzugehen.[147] Die zweite Phase d​er sächsischen Wirtschaftspolitik endete i​n der legendären „Brühlschen Misswirtschaft“.

„Die Vorschläge d​er Restaurationskommission i​m Rétablissement leiteten e​ine neue Phase staatlicher Wirtschaftspolitik ein, d​ie nur n​och bedingt merkantilistisch war“ u​nd in d​ie die Ideen d​er westeuropäischen Staats- u​nd Wirtschaftslehren d​es 18. Jahrhunderts einflossen. „Im Zentrum standen d​ie Wiederherstellung u​nd Modernisierung d​er Landwirtschaft u​nd die Förderung [von] Manufakturen [..] w​ie die Woll- u​nd Tuchherstellung o​der die Eisen- u​nd Stahlproduktion.“[148]

Durch Reskript v​om 11. Februar 1764 w​urde die Kommerziendeputation i​n die „Landes-Ökonomie-, Manufaktur- u​nd Kommerziendeputation“ umgewandelt. Ihr Aufgabengebiet w​urde auf a​lle Wirtschaftsangelegenheiten ausgedehnt. Sie h​atte aber weiterhin k​eine Entscheidungsbefugnisse, sondern konnte wirtschaftliche Maßnahmen beraten u​nd vorschlagen. Sie s​chob beim Aufbau d​er sächsischen Wirtschaft i​n den Jahrzehnten v​or der industriellen Revolution wichtige Entwicklungen an.[149]

Verkehrswesen

Figurine mit Kondukteur und Einzelrad zur Entfernungsbestimmung in der Dauerausstellung zu den Kursächsischen Postmeilensäulen im Osterzgebirgsmuseum Schloss Lauenstein
Früher chursächsischer Postwagen, ungefedert

Das Kurfürstentum Sachsen w​ar eine wichtige Verkehrsdrehscheibe zwischen a​llen Himmelsrichtungen. Die Via Imperii w​ie auch d​ie Via Regia durchkreuzten Sachsen. Beide w​aren zentrale Handelsrouten Europas.

Bogenbrücke in Falkenberg aus dem Jahr 1567

Das Straßenwesen i​m Kurfürstentum w​ar zeitgemäß i​n einem schlechten Zustand. Außer fürstlichen Anweisungen z​ur Verbesserung d​er Straßen g​ab es keinen geeigneten behördlichen Unterbau, d​er die Umsetzung hätte koordinieren u​nd überwachen können. Viele Anordnungen scheiterten v​or allem a​n der fehlenden Finanzierung. Für s​ie hätten d​ie örtlichen Gemeinden alleine aufkommen müssen. Feste Staatsbudgets für d​en Straßenbau k​amen erst v​iel später auf.

Infrastrukturelle Neuerungen k​amen mit d​er Verzeichnung d​er Landesstraßen i​n einem Kataster v​on 1691 b​is 1694. Das e​rste allgemeine Straßenbaumandat v​on 1706 h​atte eine Vereinheitlichung d​er Bautechnik z​um Ziel u​nd schrieb d​ie Straßenbreite fest. 1713 w​urde die Zweite sächsische Landesvermessung u​nter Leitung v​on Adam Friedrich Zürner begonnen. Die Erste Kursächsische Landesaufnahme f​and zwischen 1586 u​nd 1633 statt. Die Meilenblätter v​on Sachsen s​ind das Ergebnis d​er kursächsischen topografischen Landesaufnahme, d​ie mit Unterbrechungen zwischen 1780 u​nd 1825 durchgeführt wurden.

In der „Generalinstruktion vor die Straßenkommission“ vom 25. Januar 1765 gelang es, die Wende im Straßenbau herbeizuführen. Mit dem Straßenbaumandat vom 28. April 1781 wurden die Organisation und die technische Bauausführung geregelt. Der Zustand der Straßen besserte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als auch in Sachsen mehr Chausseestraßen als Bauform mit festem Untergrund errichtet wurden und die Rückständigkeit im Straßenbau allmählich überwunden wurde. Bis dahin waren Ausbesserungen nicht systematisch erfolgt.[150]

Als zentralistischer Fürstenstaat konnte Sachsen Postorganisation, Landesvermessung, Kartografie u​nd Straßenbau besser koordinieren a​ls partikular organisierte Staatswesen. Das Ergebnis w​ar eine landesweit organisierte sächsische Post. Sie g​ab es ähnlich w​ie in anderen Territorien a​b dem 16. Jahrhundert, w​urde beständig ausgebaut u​nd verbessert.

Zum Vorbild für andere Territorien wurden d​ie sächsischen Wegweiser entlang d​er Hauptstraßen, d​ie in regelmäßigen Abständen errichtet wurden.[151] Die Postmeilensäulen wurden i​n den 1720er Jahren landesweit errichtet u​nd zeigten d​as Straßennetz für Fahrende u​nd Reisende i​m Straßenverlauf an. Beim Brückenbau g​ab es i​n Sachsen frühzeitig e​ine zentralbehördliche Überwachung u​nd Steuerung. Viele dieser Brücken werden h​eute noch benutzt.

Erinnerungskultur

Schlussstein: Das Wappen des Kurfürstentums Sachsen auf der Burg Eisenhardt in Bad Belzig, Brandenburg

Bis h​eute erinnern zahlreiche Gebäude u​nd Denkmäler i​n Sachsen u​nd den Anrainerländern Thüringen u​nd Brandenburg a​n das Kurfürstentum (vgl. Liste d​er Kulturdenkmale i​n Sachsen). Zahlreiche Wappen finden s​ich über historischen Torbögen, a​n Türmen, Burgen o​der Schlössern. Historische Postmeilensäulen zieren d​ie Marktplätze vieler kleiner Orte. Die sächsischen Herrscher hatten e​in flächendeckendes System a​n Residenzen u​nd Verwaltungsgebäuden aufgebaut. Die erhaltenen Schlösser, a​ber auch Amtshäuser u​nd Rathäuser s​ind bis h​eute dominante Bauten i​n vielen ländlichen Orten. Gleiches g​ilt für d​ie oft n​och intakten Brücken, d​ie teils für d​en Verkehr freigegeben sind. Die Bauten d​er Altstadt Dresdens u​nd das Flair v​on Elbflorenz zeugen v​om einstigen Glanz d​er Elbstadt u​nter den Kurfürsten.

Renaissancefeste w​ie das Lutherfest i​n Wittenberg u​nd andere historische Reenactments knüpfen a​n die Kurfürstentumzeit i​n folkloristischer Weise an. Beispiele s​ind die historisch nachempfundenen Feste u​nd Veranstaltungen a​uf Festung Königstein, Sachsens bedeutendster Festung.[152]

Zahlreiche Ausstellungen u​nd Museen i​n Sachsen widmen s​ich der Kurfürstenzeit. In d​er Dresdner Rüstkammer g​ibt es s​eit 2017 e​ine Dauerausstellung z​um Thema: „Auf d​em Weg z​ur Kurfürstenmacht“ i​m Ostflügel u​nd „Kurfürstliche Garderobe“. Im Reformationsjubiläum 2017 stehen 500 Jahre Reformation i​m Mittelpunkt, d​ie wesentlich für d​ie Entwicklung d​es Kurfürstentums war. Der Besuchermagnet Luther 1517 z​eigt im 360°-Panorama v​on Yadegar Asisi d​ie Gesellschaft v​or 500 Jahren i​n der Lutherstadt Wittenberg. Die Eröffnung erfolgte i​m Oktober 2016.[153] Ein vergleichbares 360°-Panorama zeigte bereits d​as augusteische Dresden. Die Panoramen vermittelten e​inem breiten Publikum i​n einer räumlichen Perspektive d​ie städtischen Lebenswelten i​m damaligen Sachsen.

Ein großer Literaturapparat beschäftigt s​ich mit a​llen Themen z​ur Geschichte dieses Staatswesens. Der Forschungsstand i​st umfassend u​nd zeitaktuell aufbereitet. Die Archive d​er Ämter s​ind erhalten u​nd bieten Einblick i​n die zeithistorischen Dokumente, wodurch umfassende Auswertungen u​nd Analysen z​u jeglichen Fragestellungen möglich sind.

Bezogen a​uf die Frühgeschichte d​es Kurfürstentums fanden i​n Wittenberg umfangreiche Ausgrabungen statt. 2009 w​urde das Grab v​on Kurfürst Rudolf II. wiederentdeckt.[154] Auch Reste d​er Burg Wittenberg, Kern u​nd ältester Schauplatz sächsischer Geschichte, w​urde 2005 wiedergefunden.[155]

Forschungen

Titelblatt des 47. Bandes der HZ, Dresden 1926

Mehrere renommierte Einrichtungen i​n Sachsen beschäftigen s​ich mit historischen Themenstellungen a​us der Zeit d​es Kurfürstentums. Das Institut für Sächsische Geschichte u​nd Volkskunde e. V. (ISGV) i​st eine s​eit 1997 bestehende Forschungseinrichtung m​it Sitz i​n Dresden, d​ie sich d​er Erforschung Sachsens i​n landesgeschichtlicher s​owie in volkskundlicher Perspektive annimmt. Diese Einrichtung bewältigt landesgeschichtliche u​nd volkskundliche Langzeitprojekte w​ie die „Sächsische Biografie“ o​der das „Lebensgeschichtliche Archiv für Sachsen“ u​nd bietet Fachtagungen an.

Die TU Dresden unterhält e​inen Lehrstuhl z​ur sächsischen Landesgeschichte. Thematisch liegen d​ie Schwerpunkte a​m Dresdner Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte[156] a​uf der Erforschung d​er Zeit zwischen 1770 u​nd 1830. Weitere wichtige Themenfelder s​ind die Geschichte d​er Aufklärung i​m mitteldeutschen Raum s​owie die Bildungsgeschichte, Ständeforschung u​nd Landtagsgeschichte, Adelsforschung u​nd Konsumgeschichte, Unternehmensgeschichte s​owie Wissensgeschichte u​nd Wissenstransfer i​m transnationalen Vergleich.

Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- u​nd Universitätsbibliothek Dresden u​nd das Hauptstaatsarchiv Dresden bewahren u​nd betreuen zentrale Sammlungen z​ur Geschichte Sachsens u​nd des mitteldeutschen Raumes.

Das Neue Archiv für sächsische Geschichte (kurz NASG) i​st eine jährlich erscheinende deutschsprachige Fachzeitschrift für d​ie Sächsische Landesgeschichte.

Siehe auch

Literatur

  • Lorenz Friedrich Beck: Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212–1422) (= Bibliothek der brandenburgischen und preußischen Geschichte. Band 6). Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-932981-63-4.
  • Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002.
  • Karl Czok: August der Starke und Kursachsen. 2. Auflage. Koehler & Amelang, Leipzig 1988, und C.H. Beck, München 1988, ISBN 3-406-32984-5.
  • Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen zwischen 1763 und 1813 (= Dresdner Hefte. Nr. 114). Sandstein, Dresden 2013, ISBN 978-3-944019-03-1.
  • Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-018946-1.
  • Reiner Groß (Hrsg.): Landtage in Sachsen 1438–1831. Beiträge auf dem von der Professur Regionalgeschichte Sachsens der Technischen Universität Chemnitz veranstalteten wissenschaftlichen Kolloquium am 25. Februar 2000. Technische Universität Chemnitz, Chemnitz 2000.
  • Katrin Keller: Kleinstädte in Kursachsen. Wandlungen einer Städtelandschaft zwischen Dreißigjährigem Krieg und Industrialisierung. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2001, ISBN 3-412-11300-X.
  • Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54773-7.
  • Nina Krüger: Landesherr und Landstände in Kursachsen auf den Ständeversammlungen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern [u. a.] 2007, ISBN 978-3-631-54598-0.
  • Hans-Walter Krumwiede: Zur Entstehung des landesherrlichen Kirchenregimentes in Kursachsen und Braunschweig-Wolfenbüttel (= Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens. Band 16). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1967.
  • Heinrich Kühne: Die Askanier. Drei Kastanien Verlag, Wittenberg 1999, ISBN 3-933028-14-0.
  • Heiner Lück: Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423–1550 (= Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte. Band 17). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1997, ISBN 3-412-12296-3.
  • Frank Müller: Kursachsen und der böhmische Aufstand 1618–1622. Aschendorff, Münster 1997, ISBN 3-402-05674-7.
  • Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg (= Militärgeschichtliche Studien. Band 41). Oldenbourg, München 2008, ISBN 3-486-84852-6.
  • Uwe Schirmer: Kursächsische Staatsfinanzen (1456–1656). Strukturen – Verfassung – Funktionseliten (= Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte. Band 28). Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08955-1.
  • Alexander Schunka: Gäste, die bleiben. Zuwanderer in Kursachsen und der Oberlausitz im 17. und frühen 18. Jahrhundert (= Pluralisierung & Autorität. Band 7). Lit-Verlag, Hamburg 2006 ISBN 3-8258-9374-X
  • Jochen Vötsch: Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Wien 2003, ISBN 3-631-50685-6.
  • Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2003, ISBN 3-412-10602-X.

Filme

  • Leitung Guido Knopp und Peter Arens, Autoren Jan Peter und Yury Winterberg: Die Deutschen II., 6 Teil, August der Starke und die Liebe, ZDF Enterprises GmbH, Gruppe 5 Filmproduktion GmbH, Köln 2010, ISBN 978-3-8312-9952-2.
  • Sachsens Glanz und Preußens Gloria, eine sechsteilige Fernsehproduktion der DDR aus den Jahren 1985 und 1987.
  • August der Starke, Abenteuer, Historienfilm, 84 Minuten, ZDF Fernsehfilm, BRD 1984, Link
  • Gräfin Cosel – Aufstieg und Fall einer Mätresse, deutscher Fernsehfilm von 2005 mit Julia Reinecke, Julia-Maria Köhler und Silvia Riegler als Titelheldinnen (Regie: Dirk Otto)
  • Lutherfilme
Wikisource: Kurfürstentum Sachsen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 59.
  2. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämmtlichen Europäischen und der vornehmsten außereuropäischen Staaten, in Hinsicht ihrer Entwickelung, Größe, Volksmenge, Finanz- und Militärverfassung. Heft 1. Verlag des Geographischen Instituts, Weimar 1823, S. 69.
  3. Dieter Albrecht: Maximilian I. von Bayern 1573–1651. Oldenbourg Verlag, München 1998, S. 4.
  4. Karlheinz Blaschke: Bevölkerungsgeschichte von Sachsen bis zur Industriellen Revolution. Böhlau, Weimar 1967, S. 106. Blaschke geht für 1630 von einer Einwohnerzahl „für Sachsen“ von 920.000 Einwohnern und für 1650 von „eine(r) solche(n)“ von 535.000 aus. Vermutlich versteht Blaschke hier aber „Sachsen“ im Sinne seines vorstehend umschriebenen engeren Untersuchungsgebietes.
  5. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 59.
  6. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämtlichen Europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, Bevölkerung, Kulturverhältnisse, Handlung, Finanz- und Militärverfassung und ihrer außereuropäischen Besitzungen. Heft 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 23 (Digitalisat).
  7. Robert Wuttke: Sächsische Volkskunde. Leipzig 1903. Nachdruck Frankfurt/Main 1981, S. 173 ff.
    Die Arbeit von Karlheinz Blaschke: Bevölkerungsgeschichte von Sachsen bis zur Industriellen Revolution. Böhlau, Weimar 1967, untersucht demgegenüber nur die Bevölkerungsentwicklung in den 26 Landkreisen des Königreiches Sachsen zuzüglich der nach 1945 zu Sachsen gekommenen 3 ehemals preußischen Landkreise Rest-Schlesiens zwischen 1300 und 1846, liefert aber nahezu keine Zahlen zur Gesamtbevölkerung Kursachsens nach dem jeweiligen historischen Gebietsstand (außer: 1683: 1.300.000 Einwohner; 1755: 1.695.000; 1792: 1.893.000; vgl. Karlheinz Blaschke: Bevölkerungsgeschichte von Sachsen bis zur Industriellen Revolution. Böhlau, Weimar 1967, S. 18. 43); für die Jahre 1630, 1645 und 1720 siehe Alexander Schunka: Gäste, die bleiben. Zuwanderer in Kursachsen und der Oberlausitz im 17. und frühen 18. Jahrhundert. Lit Verlag, Münster 2006, S. 154.
  8. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen. Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 80.
  9. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämtlichen Europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, Bevölkerung, Kulturverhältnisse, Handlung, Finanz- und Militärverfassung und ihrer außereuropäischen Besitzungen. Heft 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 23 (Digitalisat).
  10. Karlheinz Blaschke: Die kursächsische Politik und Leipzig im 18. Jahrhundert. In: Wolfgang Martens (Hrsg.): Leipzig. Aufklärung und Bürgerlichkeit (= Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung. Band 17). Lambert Schneider, Heidelberg 1990, S. 23–38, hier S. 37.
  11. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 465–476, hier: S. 465 (deutscher Erstabdruck: Finanzwesen und Staatsräson in Kursachsen zu Beginn der Neuzeit. In: Der Staat. Band 25, Nummer 3, 1986, S. 373–383).
  12. Karlheinz Blaschke: Sachsen im Zeitalter der Reformation (= Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. Nummer 185, Jahrgang 75/76). Mohn, Gütersloh 1970, S. 69.
  13. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämtlichen Europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, Bevölkerung, Kulturverhältnisse, Handlung, Finanz- und Militärverfassung und ihrer außereuropäischen Besitzungen. Heft 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 29 (Digitalisat).
  14. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 29–62, hier: S. 47 f. (Erstabdruck: Die Ausbreitung des Staates in Sachsen und der Ausbau seiner räumlichen Verwaltungsbezirke. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Band 91, 1954, S. 74–109).
  15. Torsten Schmidt: Verfassungs-, europa-, völker- und verwaltungsrechtliche Fragen der räumlichen Planung des Schulwesens dargestellt an der Schulnetzplanung im sächsischen Schulrecht. BWV Verlag, Berlin 2016, S. 355 f.
  16. Helmar Junghans: Die kursächsische Kirchen- und Schulordnung von 1580 – Instrument der „lutherischen“ Konfessionarisierung? In: Helmar Junghans (Hrsg.): Die sächsischen Kurfürsten während des Religionsfriedens von 1555 bis 1618. Symposium anläßlich des Abschlusses der Edition „Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen“ vom 15. bis 18. September 2005 in Leipzig (= Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte. Band 31). Steiner, Stuttgart 2007, S. 209–238, hier: S. 236.
  17. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 29–62, hier: S. 48 (Erstabdruck: Die Ausbreitung des Staates in Sachsen und der Ausbau seiner räumlichen Verwaltungsbezirke. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Band 91, 1954, S. 74–109).
  18. Zu den Spitälern speziell Dresdens siehe Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah: Spitäler in Dresden. Vom Wandel einer Institution (13. bis 16. Jahrhundert) (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde. Band 24). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2008, ISBN 978-3-86583-163-7.
  19. Dietrich Meyer: Zinzendorf und Herrnhut. In: Martin Brecht, Klaus Deppermann (Hrsg.): Geschichte des Pietismus. Band 2: Der Pietismus im 18. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, S. 5–106, hier: S. 8–57; erweiterte und selbstständige Ausgabe: Dietrich Meyer: Zinzendorf und die Herrnhuter Brüdergemeine, 1700–2000. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000 (Digitalisat).
  20. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, ISBN 978-3-8309-5587-0, S. 128.
  21. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 127.
  22. André Thieme: 1423 – Die Übertragung der sächsischen Kurwürde an die Wettiner. In: Reinhardt Eigenwill (Hrsg.): Zäsuren sächsischer Geschichte. Sax-Verlag, Beucha 2010 S. 42–67, hier: S. 47.
  23. Matthias Springer: Die Sachsen. Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-016588-7, S. 13–16.
  24. Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, S. 70.
  25. André Thieme: 1423 – Die Übertragung der sächsischen Kurwürde an die Wettiner. In: Reinhardt Eigenwill (Hrsg.): Zäsuren sächsischer Geschichte. Sax-Verlag, Beucha 2010 S. 42–67, hier: S. 48.
  26. André Thieme: 1423 – Die Übertragung der sächsischen Kurwürde an die Wettiner. In: Reinhardt Eigenwill (Hrsg.): Zäsuren sächsischer Geschichte. Sax-Verlag, Beucha 2010 S. 42–67, hier: S. 49.
  27. Mathias Tullner: Geschichte Sachsen-Anhalts. C. H. Beck, München 2008, S. 28.
  28. Mathias Tullner: Geschichte Sachsen-Anhalts. C. H. Beck, München 2008, S. 13.
  29. Enno Bünz: Die Kurfürsten von Sachsen bis zur Leipziger Teilung 1423–1485. In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. C.H. Beck, München 2007, S. 39–54, hier: S. 41.
  30. Mathias Tullner: Geschichte Sachsen-Anhalts. C. H. Beck, München 2008, S. 30.
  31. Enno Bünz: Die Kurfürsten von Sachsen bis zur Leipziger Teilung 1423–1485. In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. C.H. Beck, München 2007, S. 39–54, hier: S. 41.
  32. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Edition Leipzig, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2012, Kapitel II. Das albertinische Herzogtum Sachsen 1458 bis 1547. Von der Leipziger Teilung bis zum Schmalkaldischen Krieg (S. 13–29), S. 27
  33. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Edition Leipzig, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2012, Kapitel II. Das albertinische Herzogtum Sachsen 1458 bis 1547. Von der Leipziger Teilung bis zum Schmalkaldischen Krieg (S. 13–29), S. 28
  34. Heiko Jadatz: Sächsische Landesherrschaft contra Wittenberger Reformation. In: Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Heft 4, 2010, S. 121–132, hier S. 124 (online).
  35. Swen Steinberg: Leipziger Kaufleute. Ein gruppenbiografischer Blick auf die wirtschaftlichen Akteure der via regia. In: Winfried Müller, Swen Steinberg: Menschen unterwegs. Die via regia und ihre Akteure. Essayband zur 3. Sächsischen Landesausstellung. Sandstein Verlag, Dresden 2011, S. 32–39.
  36. Uwe Schirmer: Die Ernestinischen Kurfürsten bis zum Verlust der Kurwürde: 1485–1547. In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. C.H. Beck, München 2007, S. 55–75, hier: S. 60.
  37. Michael Richter: Die Bildung des Freistaates Sachsen. Friedliche Revolution, Föderalisierung, deutsche Einheit 1989/90 (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts. Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 32.
  38. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 323–335, speziell: S. 327 zu den Modalitäten (Erstabdruck: Die Lepiziger Teilung der wettinischen Länder von 1485. In: Sächsische Heimatblätter. Band 31, 1985, S. 276–280).
  39. Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, S. 84.
  40. Enno Bünz: Die Kurfürsten von Sachsen bis zur Leipziger Teilung 1423–1485. In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. C.H. Beck, München 2007, S. 39–54, hier: S. 54 f.
  41. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 465–476, hier: S. 467 (deutscher Erstabdruck: Finanzwesen und Staatsräson in Kursachsen zu Beginn der Neuzeit. In: Der Staat. Band 25, Nummer 3, 1986, S. 373–383).
  42. Karlheinz Blaschke: Sachsen im Zeitalter der Reformation (= Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. Nummer 185, Jahrgang 75/76). Mohn, Gütersloh 1970, S. 65.
  43. Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, S. 121–124.
  44. Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, S. 121.
  45. Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath: Landschaft und Geschichte zwischen Elbe und Elster. In: Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg (Hrsg.): Reformation zwischen Elbe und Elster. Brandenburgische Universitätsdruckerei, Potsdam 2016, S. 5 (PDF).
  46. Rudolf Kötschke: Die Landesverwaltungsreform im Kurstaat Sachsen unter Kurfürst Moritz 1547/48. In: Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde. Neue Folge Band 34, 1940, S. 191–217, hier: S. 197 (Digitalisat).
  47. Sächsisches Staatsarchiv (Hrsg.): Die Bergverwaltung entsteht, auf archiv.sachsen.de. Abgerufen am 6. September 2017.
  48. Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, S. 122.
  49. Gerhard Buchda, Heiner Lück: Kursächsische Konstitutionen. In: Albrecht Cordes u. a. (Hrsg.): Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. 2. Auflage. 18. Lieferung. Erich Schmidt, Berlin 2013, Sp. 354–361, hier Sp. 354.
  50. Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, S. 123.
  51. Michael Richter: Die Bildung des Freistaates Sachsen. Friedliche Revolution, Föderalisierung, deutsche Einheit 1989/90 (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts. Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 33.
  52. Martina Schattkowsky: Die sächsischen Konstitutionen von 1572. Ein Gesetzeswerk zwischen Bauernschutz und Herrschaftskompromis. In: Winfried Müller, Martina Schattkowsky, Dirk Syndram (Hrsg.): Kurfürst August von Sachsen. Ein nachreformatorischer »Friedensfürst« zwischen Territorium und Reich. Beiträge zur wissenschaftlichen Tagung vom 9. bis 11. Juli 2015 in Torgau und Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2017, ISBN 978-3-95498-302-5, S. 110–121.
  53. Günther Franz: Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk. Untersuchungen zur Bevölkerungs- und Agrargeschichte. 4., neubearbeitete und vermehrte Auflage. Lucius & Lucius, Stuttgart 1979, S. 17.
  54. Michael Weise: Mobilität, Geschwindigkeit und Gewalt – die kroatischen Reiter in Brandenburg und Sachsen. In: Matthias Asche, Marco Kollenberg, Antje Zeiger (Hrsg.): Halb Europa in Brandenburg. Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen. Lukas Verlag, Berlin 2020, S. 80–94, hier: S. 87f.
  55. Karlheinz Blaschke: Bevölkerungsgeschichte von Sachsen bis zur Industriellen Revolution. Böhlau, Weimar 1967, S. 96.
  56. Etwa Günther Franz: Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk. Untersuchungen zur Bevölkerungs- und Agrargeschichte. 4., neubearbeitete und vermehrte Auflage. Lucius & Lucius, Stuttgart 1979, S. 17 f.
  57. Günther Franz: Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk. Untersuchungen zur Bevölkerungs- und Agrargeschichte. 4., neubearbeitete und vermehrte Auflage. Lucius & Lucius, Stuttgart 1979, S. 17.
  58. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Edition Leipzig, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2012, Kapitel IV Kursachsen 1648 bis 1694. Vom Testament Johann Georgs I. bis zum Tod Johann Georgs IV. (S. 101–122), S. 104f
  59. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Edition Leipzig, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2012, Kapitel IV Kursachsen 1648 bis 1694. Vom Testament Johann Georgs I. bis zum Tod Johann Georgs IV. (S. 101–122), S. 108f
  60. René Hanke: Brühl und das Renversement des alliances: Die antipreussische Aussenpolitik des Dresdener Hofes 1744–1756, (= Historia profana et ecclesiastica. Geschichte und Kirchengeschichte zwischen Mittelalter und Moderne; Bd. 15), Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2006, ISBN 978-3-8258-9455-9, Einleitung, S. 1
  61. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Edition Leipzig, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2012, Kapitel IV Kursachsen 1648 bis 1694. Vom Testament Johann Georgs I. biszum Tod Johann Georgs IV. (S. 101–122), S. 109
  62. Josef Matzerath: Das sogenannte Augusteische Zeitalter in Sachsen. In: Uwe John, Josef Matzerath (Hrsg.): Landesgeschichte als Herausforderung und Programm. Karlheinz Blaschke zum 70. Geburtstag (= Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte. Band 15). Steiner, Stuttgart 1997, S. 443–458.
  63. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 208.
  64. Athlet, Mäzen und Bonvivant, in: Die Zeit 1994, Ausgabe 18
  65. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2012, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrichs Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg (S. 123–159), S. 135
  66. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2012, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrichs Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg (S. 123–159), S. 136
  67. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 263.
  68. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2012, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrichs Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg (S. 123–159), S. 134
  69. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 209.
  70. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2012, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrichs Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg (S. 123–159), S. 148
  71. Werner Plumpe: Ein historisches Lehrstück von Staatsverschuldung und Finanzpolitik – Das kursächsische Rétablissement von 1763. In: Otto Depenheuer (Hrsg.): Staatssanierung durch Enteignung? Legitimation und Grenzen staatlichen Zugriffs auf das Vermögen seiner Bürger. Springer-Verlag, Berlin 2014, S. 7–21, hier S. 14.
  72. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 200.
  73. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Dresden/Leipzig, Edition Leipzig, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrich Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, S. 156
  74. František Stellner: Zu den Ergebnissen des siebenjährigen Kriegs in Europa. In: Prague Papers on History of International Relations. Band 4, 2000, S. 85–98, hier: S. 92 (PDF; 7,36 MB).
  75. René Hanke : Brühl und das Renversement des alliances: Die antipreussische Aussenpolitik des Dresdener Hofes 1744–1756, (= Historia profana et ecclesiastica. Geschichte und Kirchengeschichte zwischen Mittelalter und Moderne; Bd. 15), Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2006, ISBN 978-3-8258-9455-9, Einleitung, S. 4
  76. Volker Ullrich: Das doppelte Preußen. Glänzend erzählt, gerecht im Urteil: Christopher Clarks Meisterwerk über den Hohenzollernstaat. (Rezension des Buches Preußen. Aufstieg und Niedergang. 1600–1947 von Christopher Clark) In: Die Zeit Nr. 8/2007 vom 15. Februar 2007. Online auf zeit.de. Abgerufen am 5. September 2017.
  77. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 273.
  78. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2012, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrichs Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg (S. 123–159), S. 150f
  79. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2012, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrichs Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg (S. 123–159), S. 152
  80. Maltzan, Hans Dietrich von, Kurzübersicht bei deutsche-biographie.de
  81. Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg, Vorwort (S. 7–8), R. Oldenbourg Verlag, München 2009, S. 7.
  82. Reiner Gross: Geschichte Sachsens, Sonderausgabe der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Edition Leipzig, Dresden/Leipzig 2012, Kapitel V. Das augusteische Zeitalter 1694 bis 1763. Vom Regierungsantritt Friedrichs Augusts I. bis zum Frieden von Hubertusburg (S. 123–159), S. 153
  83. Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg, Kapitel VI: Kriegsende und Neuansätze zum Neuaufbau des Heeres (S. 271–286), R. Oldenbourg Verlag, München 2009, S. 274.
  84. František Stellner: Zu den Ergebnissen des siebenjährigen Kriegs in Europa. In: Prague Papers on History of International Relations. Band 4, 2000, S. 85–98, hier: S. 86. 91 (PDF; 7,36 MB).
  85. Frank Metasch: Moderne Formen staatlicher Geldschöpfung – Die erfolgreiche Einführung von Papiergeld in Sachsen 1772. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen zwischen 1763 und 1813 (= Dresdner Hefte. Nr. 114). Sandstein, Dresden 2013, S. 72–80, hier: S. 74. 77.
  86. Winfried Müller: Das sächsische Rétablissement nach 1763 – Ziele und Grenzen einer Staatsreform. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen zwischen 1763 und 1813 (= Dresdner Hefte. Nr. 114). Sandstein, Dresden 2013, S. 14–24, hier: S. 15. 17–19; Jörg Feldkamp: Wie Phönix aus der Asche – Die neuen Wissenschaften und der Beginn der industriellen Revolution in Sachsen. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen zwischen 1763 und 1813 (= Dresdner Hefte. Nr. 114). Sandstein, Dresden 2013, S. 54–63.
  87. Winfried Müller: Das sächsische Rétablissement nach 1763 – Ziele und Grenzen einer Staatsreform. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen zwischen 1763 und 1813 (= Dresdner Hefte. Nr. 114). Sandstein, Dresden 2013, S. 14–24, hier: S. 18–20.
  88. Winfried Müller: Das sächsische Rétablissement nach 1763 – Ziele und Grenzen einer Staatsreform. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen zwischen 1763 und 1813 (= Dresdner Hefte. Nr. 114). Sandstein, Dresden 2013, S. 14–24, hier: S. 21.
  89. Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg (= Militärgeschichtliche Studien. Band 41). Oldenbourg, München 2008, S. 283.
  90. Zum Straßenbaumandat von 1781 siehe Frauke Gränitz: Landverkehrswege als Faktoren der Entwicklung der Kulturlandschaft und des Straßenwesens im Kurfürstentum Sachsen von 1648 bis 1800. Der Beispielstraßenzug Leipzig – Deutscheinsiedel. Dissertation TU Chemnitz, Chemnitz 2007, S. 192–208 und passim (online).
  91. Thomas Nicklas: Reformansätze im Zeichen der Ökonomie: Kursachsens Rétablissement. In: Eberhard Laux, Karl Teppe (Hrsg.): Der neuzeitliche Staat und seine Verwaltung. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte seit 1700 (= Nassauer Gespräche der Freiherr vom Stein-Gesellschaft. Band 5). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998, S. 96.
  92. Johannes Burkhart: Der Hubertusburger Frieden – eine sächsische Niederlage? In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen zwischen 1763 und 1813 (= Dresdner Hefte. Nr. 114). Sandstein, Dresden 2013, S. 4–13.
  93. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämtlichen Europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, Bevölkerung, Kulturverhältnisse, Handlung, Finanz- und Militärverfassung und ihrer außereuropäischen Besitzungen. Heft 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 22 (Digitalisat).
  94. Eine Auflistung der Landes- und Bevölkerungsteile, die an Preußen abgetreten werden mussten, bietet Johann Ludwig Klüber: Acten des Wiener Congresses in den Jahren 1814 und 1815. Band 7, Heft 25. Palm, Erlangen 1817, S. 139–140 (Digitalisat); siehe auch Josef Matzerath: Adelsprobe an der Moderne. Sächsischer Adel 1763–1866. Entkonkretisierung einer traditionellen Sozialformation (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beiheft 183). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, S. 28 f.; Winfried Müller: „Sachsen wäre jedoch am nützlichsten“ – Das Kalkül Friedrichs II. und seiner Nachfolger. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Sachsen und Preußen – Geschichte eines Dualismus (= Dresdner Hefte. Nr. 111). Dresden 2012, ISBN 978-3-944019-00-0, S. 4–16, hier: S. 15.
  95. Volker Titel: „Was soll uns der Staat?“ Diskussionen sächsischer Unternehmer um Aufgaben und Kompetenzen staatlicher Einflußnahme auf wirtschaftliches Handeln im 19. Jahrhundert. In: Ulrich Heß, Petra Listewnik, Michael Schäfer (Hrsg.): Wirtschaft und Staat in Sachsens Industrialisierung 1750–1930 (= Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Sachsens. Band 3). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2003, S. 139.
  96. Hartmut Zwahr: Zur Entstehung und Typologie sächsischer Unternehmer in der Zeit des Durchbruchs der Industriewirtschaft. In: Ulrich Heß, Michael Schäfer (Hrsg.): Unternehmer in Sachsen: Aufstieg – Krise – Untergang – Neubeginn. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1998, S. 21–30, hier: S. 22–24.
  97. Volker Titel: „Was soll uns der Staat?“ Diskussionen sächsischer Unternehmer um Aufgaben und Kompetenzen staatlicher Einflußnahme auf wirtschaftliches Handeln im 19. Jahrhundert. In: Ulrich Heß, Petra Listewnik, Michael Schäfer (Hrsg.): Wirtschaft und Staat in Sachsens Industrialisierung 1750–1930 (= (Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Sachsens. Band 3). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2003, S. 139.
  98. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 122.
  99. Wolfram Fischer: Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung: Aufsätze – Studien – Vorträge. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972, S. 468 (Digitalisat).
  100. Günter Bayerl: Peripherie als Schicksal und Chance: Studien zur neueren Geschichte der Niederlausitz. Waxmann Verlag, 2011, S. 203.
  101. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen. Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 132.
  102. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 128.
  103. Hartmut Zwahr: Zur Entstehung und Typologie sächsischer Unternehmer in der Zeit des Durchbruchs der Industriewirtschaft. In: Ulrich Heß, Michael Schäfer (Hrsg.): Unternehmer in Sachsen: Aufstieg – Krise – Untergang – Neubeginn. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1998, S. 21–30, hier: S. 22–24.
  104. Wolfram Fischer: Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung: Aufsätze – Studien – Vorträge. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972, S. 467 f.
  105. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämtlichen Europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, Bevölkerung, Kulturverhältnisse, Handlung, Finanz- und Militärverfassung und ihrer außereuropäischen Besitzungen. Heft 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 26 (Digitalisat).
  106. Franz Mathis: Die deutsche Wirtschaft im 16. Jahrhundert (= Enzyklopädie deutscher Geschichte. Band 11). Oldenbourg Verlag, München 1992, S. 30.
  107. Johann Gottfried Hunger: Denkwürdigkeiten zur Finanzgeschichte von Sachsen Oder neubearbeitete Geschichte der Abgaben in den Chursächsischen Staaten. Weygand, Leipzig 1790, S. 187 (Digitalisat).
  108. Johann Gottfried Hunger: Denkwürdigkeiten zur Finanzgeschichte von Sachsen Oder neubearbeitete Geschichte der Abgaben in den Chursächsischen Staaten. Weygand, Leipzig 1790, S. 187. 190.
  109. Johann Gottfried Hunger: Denkwürdigkeiten zur Finanzgeschichte von Sachsen Oder neubearbeitete Geschichte der Abgaben in den Chursächsischen Staaten. Weygand, Leipzig 1790, S. 187 f.
  110. Danny Weber: „... der größte Kaufmann des ganzen heiligen Römischen Reiches ...“ Die Geschäfte des Handels- und Bankhauses Frege & Comp. in Leipzig (1739–1815/16). Rede anlässlich der Verleihung des Horst-Springer-Preises 2007. Digitale Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung 2007, S. 4 (PDF).
  111. Wolfram Fischer: Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung: Aufsätze – Studien – Vorträge. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972, S. 469–471.
  112. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämtlichen Europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, Bevölkerung, Kulturverhältnisse, Handlung, Finanz- und Militärverfassung und ihrer außereuropäischen Besitzungen. Heft 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 27 (Digitalisat).
  113. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen, Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 18 f.
  114. Rudolf Boch: Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert (= Enzyklopädie deutscher Geschichte. Band 70). Oldenbourg Verlag, München 2004, S. 1.
  115. Rudolf Forberger: Tschirnhaus und das sächsische Manufakturwesen. In: Eduard Winter (Hrsg.): E.W. von Tschirnhaus und die Frühaufklärung in Mittel- und Osteuropa (= Quellen und Studien zur Geschichte Osteuropas. Band 7). Akademie-Verlag, Berlin 1960, S. 216.
  116. Reiner Groß: Die Wettiner. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2007, S. 76.
  117. Uwe Schirmer: Die Ernestinischen Kurfürsten bis zum Verlust der Kurwürde: 1485–1547. In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. C.H. Beck, München 2007, S. 55–75, hier: S. 61 f.
  118. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen. Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 19.
  119. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 465–476, hier: S. 466 (deutscher Erstabdruck: Finanzwesen und Staatsräson in Kursachsen zu Beginn der Neuzeit. In: Der Staat. Band 25, Nummer 3, 1986, S. 373–383).
  120. Uwe Schirmer: Die Ernestinischen Kurfürsten bis zum Verlust der Kurwürde: 1485–1547. In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918. C.H. Beck, München 2007, S. 55–75, hier: S. 62.
  121. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 29–62, hier: S. 39 (Erstabdruck: Die Ausbreitung des Staates in Sachsen und der Ausbau seiner räumlichen Verwaltungsbezirke. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Band 91, 1954, S. 74–109).
  122. Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg (= Militärgeschichtliche Studien. Band 41). Oldenbourg, München 2008, S. 284 Anmerkung 63.
  123. Karl Czok: August der Starke und Kursachsen. Koehler & Amelang, Leipzig 1987, S. 80 f.
  124. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 349–364, hier: S. 350 f. (Erstabdruck: Die kursächsische Landesregierung. In: Staatliche Archivverwaltung (Hrsg.): Forschungen aus mitteldeutschen Archiven. Zum 60. Geburtstag von Hellmut Kretzschmar (= Schriftenreihe der Staatlichen Archivverwaltung. Band 3). Rütten & Loening, Berlin 1953, S. 270–284).
  125. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 29–62, hier: S. 43 (Erstabdruck: Die Ausbreitung des Staates in Sachsen und der Ausbau seiner räumlichen Verwaltungsbezirke. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Band 91, 1954, S. 74–109).
  126. Aufzählung folgt den Reitern links auf der Webseite des SStA. Sächsisches Staatsarchiv (Hrsg.): Behörden und Einrichtungen der Erblande auf archiv.sachsen.de. Abgerufen am 6. September 2017.
  127. Josef Matzerath: Adelsprobe an der Moderne. Sächsischer Adel 1763–1866. Entkonkretisierung einer traditionellen Sozialformation (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beiheft 183). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, S. 27.
  128. Josef Matzerath: Adelsprobe an der Moderne. Sächsischer Adel 1763–1866. Entkonkretisierung einer traditionellen Sozialformation (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beiheft 183). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, S. 28.
  129. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Böhlau Verlag, Wien 2003, ISBN 3-412-10602-X, Kapitel: Gerichtsherrschaft und Quantität (S. 142–192), S. 143
  130. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Böhlau Verlag, Wien 2003, ISBN 3-412-10602-X, Kapitel: Gerichtsherrschaft und Quantität (S. 142–192), S. 144f
  131. Rex Rexheuser: Die Personalunionen von Sachsen-Polen 1697–1763 und Hannover-England 1714–1837: ein Vergleich. Otto Harrassowitz Verlag, 2005, S. 138.
  132. Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg (= Militärgeschichtliche Studien. Band 41). Oldenbourg, München 2008, S. 284.
  133. Karlheinz Blaschke: Sachsen zwischen den Reformen 1763 bis 1831. In: Uwe Schirmer (Hrsg.): Sachsen 1763–1832. Zwischen Rétablissement und bürgerlichen Reformen (= Schriften der Rudolf-Kötzschke-Gesellschaft. Band 3). Sax-Verlag, Beucha 1996, S. 9–23, hier: S. 22.
  134. Mit weiterführender Literatur siehe Erich Viehöfer: Zur Entwicklung des Strafvollzugs in Sachsen im 18. Jahrhundert. In: Hinter Gittern. Drei Jahrhunderte Strafvollzug in Sachsen. Begleitband zur Ausstellung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz, des Stadtmuseums Dresden und des Strafvollzugsmuseums Ludwigsburg im Stadtmuseum Dresden vom 16. Juli bis 15. Oktober 1998. Dresden 1998, S. 3–19 (PDF mit eigener Seitenzählung).
  135. Heinz Fengler: „Einleitung“. In: 700 Jahre Münzprägung in Berlin, Berlin 1976, S. 20.
  136. Joachim Krüger: Zwischen dem Reich und Schweden. Die landesherrliche Münzprägung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch-Pommern in der frühen Neuzeit (ca. 1580–1715), LIT Verlag, Münster 2006, S. 209. ISBN 3-8258-9768-0
  137. Karlheinz Blaschke: Die kursächsische Politik und Leipzig im 18. Jahrhundert. In: Wolfgang Martens (Hrsg.): Leipzig. Aufklärung und Bürgerlichkeit (= Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung. Band 17). Lambert Schneider, Heidelberg 1990, S. 23–38, hier S. 31 f.
  138. Karlheinz Blaschke: Finanzwesen und Staatsräson zu Beginn der Neuzeit. In: Aldo De Maddalena, Hermann Kellenbenz (Hrsg.): Finanzen und Staatsräson in Italien und Deutschland in der frühen Neuzeit (= Schrifte des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient. Band 4). Duncker & Humblot, Berlin 1992, S. 179.
  139. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 63–112, hier: S. 70 (Erstabdruck: Verwaltungsgeschichte für Stadt- und Kreisarchivare im Gebiet des ehemaligen Landes Sachsen. Verbreitet als Arbeitsmaterial für Stadt- und Kreisarchive. Dresden 1962).
  140. Uwe Schirmer: Die finanziellen Einkünfte Albrechts des Beherzten, 1485–1500. In: André Thieme (Hrsg.): Herzog Albrecht der Beherzte (1443–1500). Ein sächsischer Fürst im Reich und in Europa. Böhlau, Köln/Weimar 2002, S. 143–176, hier S. 175 f.
  141. René Hanke: Brühl und das Renversement des alliances. Die antipreußische Außenpolitik des Dresdener Hofes 1744–1756 (= Historia profana et ecclesiastica. Band 15). Lit, Münster u. a. 2006, ISBN 978-3-8258-9455-9, S. 22.
  142. Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg (= Militärgeschichtliche Studien. Band 41). Oldenbourg, München 2008, S. 284 Anm. 64.
  143. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämtlichen Europäischen Staaten in Hinsicht ihrer Größe, Bevölkerung, Kulturverhältnisse, Handlung, Finanz- und Militärverfassung und ihrer außereuropäischen Besitzungen. Heft 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 27 (Digitalisat).
  144. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 122.
  145. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 129.
  146. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 130.
  147. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 127.
  148. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 130.
  149. Karlheinz Blaschke: Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens. Aus Anlaß seines 75. Geburtstages herausgegeben von Uwe Schirmer und André Thieme. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, S. 63–112, hier: S. 71 (Erstabdruck: Verwaltungsgeschichte für Stadt- und Kreisarchivare im Gebiet des ehemaligen Landes Sachsen. Verbreitet als Arbeitsmaterial für Stadt- und Kreisarchive. Dresden 1962).
  150. Karin Zachmann: Kursächsischer Merkantilismus. Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz. In: Günter Bayerl, Wolfhard Weber: Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsch zum 60. Geburtstag. Waxmann Verlag, Münster 1998, S. 129.
  151. Wolfgang Behringer: Der Fahrplan der Welt. Anmerkungen zu den Anfängen der europäischen Verkehrsrevolution. In: Hans-Liudger Dienel, Helmuth Trischler (Hrsg.): Geschichte der Zukunft des Verkehrs. Verkehrskonzepte von der frühen Neuzeit bis zum 21. Jahrhundert (= Beiträge zur historischen Verkehrsforschung. Band 1). Campus, Frankfurt a. M. 1997, S. 40–57, hier: S. 49.
  152. Siehe dazu: Website der Festung Königstein
  153. Panorama Luther 1517 auf der Website der Tourist-Information der Lutherstadt Wittenberg. Abgerufen am 5. September 2017.
  154. Grab von Kurfürst Rudolf II. in Lutherstadt Wittenberg entdeckt
  155. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt: Burg der askanischen Herzögen in Wittenberg wieder entdeckt (PDF), undatierte Pressemitteilung aus dem Jahr 2005. Abgerufen am 5. September 2017.
  156. Homepage des Dresdner Lehrstuhls für Sächsische Landesgeschichte der TU Dresden
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