Wilhelm von Grumbach
Wilhelm von Grumbach (* 1. Juni 1503 in Rimpar bei Würzburg; † 18. April 1567 in Gotha) war ein fränkischer Reichsritter. Ihm gehörten eine Großzahl an Gütern rund um Würzburg, so auch das Schloss Grumbach in Rimpar. Bekannt ist vor allem wegen der sogenannten Grumbachschen Händel in seinen letzten Lebensjahren.
Familiäre Zusammenhänge
Wilhelm von Grumbach entstammte einer Linie des fränkischen Uradelsgeschlechts Wolfskeel, das sich in dieser Linie zunächst „Wolfskeel von Grumbach“, zu Zeiten Wilhelms aber schon nur noch „von Grumbach“ nannte.
Seine Eltern waren Conrad und Eva von Grumbach, geb. von Schwaigern. Er heiratete 1523 Anna von Hutten, Tochter des Hans von Hutten zu Frankenberg und der Barbara, geb. von Wallenfels zu Katschenreuth. Das Ehepaar hatte acht Kinder:
- Elisabeth, † 1544
- Ursula ⚭ Kaspar Zöllner von Hallburg
- Margarethe ⚭ Philipp Truchseß von Pommersfelden
- Sophia ⚭ Carl von Grumbach zu Estenfeld
- Barbara ⚭ Albrecht von Maßbach
- Anna, † 1544
- Amalia ⚭ Martin Sützel von Mergentheim zu Balbach
- Conrad, Hochfürstlich Würzburgischer Amtmann zu Karlstadt, † 1599[1], der nacheinander mit Barbara von Vellberg, Brigitta von Ehrenberg und Maria von Brempt verheiratet war und sechs Kinder hatte:
- Wilhelm, † 1603 (als letzter der Linie)
- Martha, † 1577
- Wolf, zu Burggrumbach, † 1601
- Agatha, † 1577
- Brigitta, † 1571
- Elisabetha ⚭ Christoph von Bastheim
Anfänge
Seine Erziehung genoss Wilhelm von Grumbach zunächst am Hof des Fürstbischofs von Würzburg, Lorenz von Bibra.[Anmerkung 1] Wilhelm verbrachte einige Zeit am Hofe vom Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach in Bayreuth, für den er in den Jahren 1524 und 1525 im deutschen Bauernkrieg kämpfte. Angeblich nutzte er die unruhigen Zeiten, um Florian Geyer, der bis 1519 ebenfalls in Markgraf Kasimirs Diensten gestanden hatte, im Gramschatzer Wald zu erdolchen und auszurauben.[Anmerkung 2]
1540 freundete er sich mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach an, dem er daraufhin in Friedens- und Kriegszeiten diente. 1552 war er Statthalter auf dem Gebürg.
Als Ritter und Landbesitzer war er ein Vasall der Fürstbischöfe von Würzburg. Wilhelm von Grumbach stand wegen seiner höfischen Bildung und seiner Verdienste auf kriegerischem Gebiet in hohem Ansehen bei Konrad III. von Bibra, der von 1540 bis 1544 Fürstbischof von Würzburg war und ihn zum Hofmarschall erhob. Kurz vor seinem Tod übergab ihm der Fürstbischof 10.000 Goldgulden als Geschenk, ohne die Zustimmung des Domkapitels eingeholt zu haben. Als nach dem Tod Konrads Melchior Zobel von Giebelstadt Fürstbischof wurde, forderte er das Geld von Wilhelm zurück. Dieser zahlte, aber die harmonische Beziehung zwischen Herrn und Vasall war zerstört.
Später erwarb sich Wilhelm große Verdienste im Schmalkaldischen Krieg auf Seiten der Protestanten, wo er mehrmals zwischen den Parteien vermittelte. Nach dem Friedensschluss von Passau 1552 begleitete Wilhelm von Grumbach Albrecht Alcibiades bei dessen Raubzügen in Franken im Markgrafenkrieg.
Fehde gegen Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt
Die Missverständnisse und Forderungen zwischen dem Würzburger Bischof und Wilhelm von Grumbach blieben bis zum 11. Juni 1552 bestehen.[2] Aus Dankbarkeit für Wilhelm von Grumbachs Verdienste im Schmalkaldischen Krieg wollte ihn Bischof Melchior statt mit Bargeld mit dem Kloster Maidbronn und sechs weiteren Dörfern (Sulzwiesen, Erbshausen, Hausen, Bergtheim, Oberpleichfeld, Kürnach) abfinden. Der Wert dieser Überschreibung mit allen Rechten und den gesamten Einnahmen betrug etwa 80.000 Gulden. Sie wurden, wie auch alle anderen Besitztümer des Wilhelm von Grumbach, zu erblichem Eigentum erhoben.[2] Im Auftrag von Albrecht Alcibiades reiste Wilhelm mit zwei weiteren Albrecht-Vertrauten nach Passau, um die Anerkennung der zwischen dem Würzburger Bischof und der Stadt Nürnberg geschlossenen Verträge zu erreichen. Jedoch wurde Markgraf Albrecht vom Passauer Vertrag ausgeschlossen. Aus Wut und Enttäuschung setzte er seine Plünderungen und Verwüstungen fort. Das hatte zur Folge, dass Kaiser Karl V. alle Verträge für ungültig erklärte und die Bischöfe aufforderte, ihre Besitztümer zurückzuholen.[2] Daher fand die Transaktion zu Gunsten Wilhelms nie statt. Eine diesbezügliche Klage Wilhelms von Grumbach gegen den Bischof wurde beim Reichshofrat abgewiesen.
Der Bischof erhob eine Widerklage auf Verhängung der Reichsacht über Wilhelm. Da das Gericht Kaiser und Reich zu dienen hatte und ein Urteil zu Gunsten des Bischofs aber offensichtliches Unrecht gewesen wäre, erließ es überhaupt kein Urteil. Als aber Albrecht im Juli 1553 nach der Niederlage in der Schlacht bei Sievershausen mit der Reichsacht belegt wurde und nach Frankreich flüchten musste, beschlagnahmte Bischof Melchior Grumbachs Besitz.
Wilhelm von Grumbach versuchte, eine Anordnung zur Rückerstattung seiner Besitztümer, vor allem des Gramschatzer Waldes und des Erbteils aus dem Nachlass des Bischofs Konrad, vor dem Reichskammergericht zu erwirken, was jedoch erfolglos blieb. Daraufhin ließ er nichts unversucht, sich des Bischofs von Würzburg zu bemächtigen. Am 15. April 1558 verkleideten sich Kretzer, der engste Vertraute Wilhelms, und seine Helfer als Frankfurter Kaufleute und warteten auf den Bischof an der Alten Mainbrücke, damals dem einzigen Flussübergang. Wilhelm von Grumbach hatte zwar alle Vorbereitungen getroffen, war jedoch nicht persönlich zugegen. Der Bischof kam von der Burg herab geritten, um zum Dom oder zur gleich nebenan liegenden Regierungskanzlei am Kürschnerhof zu gelangen. Die Wegelagerer warteten auf den Bischof in der Gaststätte „Zum Rebstock“ in der Zeller Straße. Gegen 10 Uhr kam die Gruppe in die Nähe der „Tellsteige“ und wurde von Kretzer mit seinen Leuten höflich begrüßt. Unter dem Mantel zog Kretzer jedoch eine Pistole oder ein Gewehr hervor und erschoss den Bischof und zwei seiner Begleiter, die Hofherren Fuchs von Wonfurt und Carl von Wenkheim. Kretzer und seine Leute entkamen unerkannt. Da Wilhelm eigentlich den Bischof lebend in seine Rimparer Burg bringen wollte, um Lösegeld zu erzwingen, gehen Geschichtsforscher von einer unter Alkoholeinfluss missglückten Entführung aus. Da seine Beteuerung, mit den Mördern nichts zu tun zu haben, nicht geglaubt wurde, setzte auch er sich nach Frankreich ab. Der neue Fürstbischof Friedrich von Wirsberg nahm die Verfolgung auf. Kretzer wurde an der französischen Grenze im Schloss Schaumburg im damaligen Lothringen gefangen genommen, gestand 1558 die Tat, erhängte sich aber, bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte.[2]
Heute erinnern die so genannten „Zobelsäulen“ am Fußweg von der Brücke zur Burg an die schrecklichen Geschehnisse.
Wilhelm von Grumbach und der Herzog von Sachsen
Noch bevor Wilhelm vor das Reichskammergericht trat, suchte er sich einen neuen Verbündeten. Diesen fand er in Herzog Johann Friedrich II. dem Mittleren von Sachsen, dessen Vater im Schmalkaldischen Krieg einen Teil seiner Länder und die Kurwürde verloren hatte. Wilhelm von Grumbach stellte dem Herzog die Wiedererlangung der Kurwürde in Aussicht und vermittelte in seiner Brautwerbung um die Prinzessin Elisabeth von der Pfalz.
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich plädierte er 1559 vor dem Reichstag in Augsburg erfolglos für seine Unschuld. Zu dieser Zeit hielt sich Wilhelm meistens im Schloss seines Sohnes in Hellingen auf. Dort entdeckte er seinen späteren, etwas seltsamen Helfer, den „Engelseher“ Hannes Tausendschön, einen Bauernsohn aus Sundhausen bei Gotha. Dieser behauptete, in ständigem geistigen Kontakt mit Engeln zu stehen, die ihm die Zukunft verkündeten. Mittels dieses Kindes und des Hofschreibers am Herzogshofe von Gotha gelang es Wilhelm von Grumbach, den Herzog davon zu überzeugen, dass es Gottes Ratschluss sei, ihn die verlorene Kurwürde ohne jegliche Kampfhandlungen wiedererlangen zu lassen. Außerdem verkündete er das Wiedererstarken des deutschen Rittertums und die Einsetzung Johann Friedrichs als König von Dänemark.
Mit Unterstützung des Herzogs und des Engelsehers konnte Wilhelm 1563 einen erfolgreichen Handstreich gegen Würzburg durchführen. Das Domkapitel hatte wegen einer Epidemie die Stadt verlassen. Wilhelm von Grumbach war mehrere Tage an Stelle des geflohenen Bischofs allmächtiger Herr über Würzburg und das Bistum, das er plünderte. Am 4. Oktober 1563 wurde ihm die Stadt übergeben. Für die Freigabe von Würzburg diktierte er dem Fürstbischof Friedrich von Wirsberg harte Bedingungen, die die Rückgabe seiner Ländereien enthielten.
Erste Reichsacht
Durch Wilhelms Überfall auf Würzburg fühlte sich nicht nur der Bischof, sondern auch der Kaiser gedemütigt, und dieser verwarf die Gültigkeit des Vertrags, weil er militärisch erzwungen worden war. Er erklärte bereits am 6. November 1563 Wilhelm von Grumbach und dessen Freunde von Stein und von Mandelslohe in die Acht. Außerdem verbot er dem Herzog Johann Friedrich, die Geächteten bei sich aufzunehmen. Der folgende Reichsdeputationstag in Worms stimmte dieser Ächtung zu.
Grumbachsche Händel
Durch Beschluss Kaiser Maximilians II., die Sache durch den nächsten Reichstag entscheiden zu lassen, gewann Wilhelm von Grumbach zwei Jahre Zeit. Diese beiden Jahre nutzte Wilhelm, indem er politische Ränke zwischen den europäischen Landesherren schürte und einen allgemeinen Ritteraufstand vorbereitete. Dieser stand im Frühjahr 1565 unmittelbar bevor. Dass er letztlich nicht stattfand, lag lediglich daran, dass Wilhelm von Grumbach nicht das nötige Geld aufbringen konnte. In einer Kehrtwendung versuchte er mit einem grandiosen Schachzug, den Kaiser für sich einzunehmen. Durch den jüngeren Justus Jonas, Philipp von Farnroda und Baumgärtner ließ er dem Kaiser schriftlich und mündlich darlegen, dass der Ritteraufstand nicht gegen ihn, sondern gegen die Fürsten gerichtet gewesen sei, dass er einen Gedanken Karls V. aufgegriffen habe und die Ritterschaft dem Kaiser zum Kampf gegen die Türken anbiete. Der Kaiser blieb trotz einer zweistündigen Audienz des Eisenachers Husanus bei seinem Beschluss, eine Entscheidung durch den Reichstag herbeiführen zu lassen.
Diese Tagung fand im März des Jahres 1566 in Augsburg statt. Hier wurde Wilhelm zu einer politischen Schachfigur in der Auseinandersetzung der lutherisch-calvinistischen Partei gegen die katholische. Kurfürst August von Sachsen führte mit überlegener Diplomatie im protestantischen Lager und überzeugte auch Johann Friedrichs Schwiegervater Friedrich von der Pfalz sowie alle protestantischen Fürsten, den Fall Grumbach nicht zum Hindernis für Zugeständnisse des Kaisers in der religiösen Frage werden zu lassen. Die Gothaischen Räte Husanus und Obernitz durchschauten die Lage und versuchten vergeblich, beim Herzog eine sofortige Trennung von Wilhelm von Grumbach und den Geächteten herbeizuführen.
Am 7. Mai erging vom Reichstag der einstimmige Beschluss über die Erneuerung und Vollstreckung der Acht gegen alle Beteiligten wegen Landfriedensbruchs. Kurfürst August von Sachsen wurde mit der Ausführung beauftragt und die dazu notwendigen Mittel aus der Reichskasse bereitgestellt. Gleichzeitig reiste eine Gesandtschaft an Herzog Johann Friedrichs Hof, um ihn aufzufordern, die Geächteten zu entlassen.
Johann Friedrich aber ignorierte alle Warnungen seiner Freunde und Verwandten. Die Gesandtschaft empfing er sehr freundlich, bewirtete diese ordentlich und erklärte ihr als Antwort an den Reichstag und den Kaiser, dass Wilhelm nur ihm zuliebe den Adelsaufstand abgeblasen habe und er sich außerstande sehe, ihn und seine Freunde gefangenzusetzen oder des Landes zu verweisen.
Nach diesem offenen Affront gegen Reich und Kaiser musste die gewaltsame Vollstreckung der Acht erwartet werden. Der Herzog und auch Wilhelm von Grumbach waren in Gotha guter Dinge und glaubten nicht an ein militärisches Eingreifen. Erst als August von Sachsen in Erfurt Truppen sammelte und Johann Friedrich von drei kaiserlichen Kommissaren letztmals aufgefordert wurde, Wilhelm und seine Helfer auszuliefern, glaubte er an einen militärischen Konflikt und sammelte seine Truppen rings um Gotha. Jedoch beteiligte sich der gothaische Landadel nicht, und deshalb hielt sich sein militärisches Aufgebot in Grenzen.
Als August von Sachsen, ein erbitterter Feind Johann Friedrichs, vor Gotha erschien, beschränkte er sich auf die Belagerung der Stadt und der Burg Grimmenstein. Insgesamt wurde der Krieg von beiden Seiten eher lustlos geführt. Es kam zwar hin und wieder zu Ausfällen der Gothaer, die für sie zumeist recht günstig verliefen und auf beiden Seiten kaum größere Verluste verursachten, ansonsten gab es aber keine größeren Auseinandersetzungen.
August hatte eine andere Taktik gewählt: Er vertraute auf ideologische Kriegsführung. Aufwiegelnde und warnende Schriften wurden reichlich in die Stadt geschmuggelt und an die Verteidiger und die Bevölkerung verteilt. Nach relativ kurzer Zeit zeigten sie ihre Wirkung. Die Bürger verweigerten dem Herzog bei einem Generalappell auf dem Schlosshof den Gehorsam, wenn er sich nicht sofort von Wilhelm trennen würde, und holten den Ritter heraus.
Am 12. Dezember 1566 wurde auch über Herzog Friedrich die Acht verhängt.[2]
Tod
Am 30. Dezember 1566 rückte August mit 4.600 Reitern und 5.000 Mann Fußvolk gegen Gotha an. Der Stab quartierte zunächst in Goldbach, zog jedoch nach einem Brand, der Goldbach vernichtete, ins benachbarte Remstädt um. August ließ die Stadt beschießen bis zu ihrer Kapitulation am 11. April 1567.
Herzog Johann Friedrich versuchte Wilhelm von Grumbach zu verteidigen, doch half dies wenig. Auch die Helfer Wilhelms, Kanzler Christian Brück, der Engelseher Hannes Tausendschön, Wilhelm von Stein und noch einige andere, wurden gefangengesetzt.
Dem Kurfürsten August wurden am 14. April 1567 die Stadttore geöffnet, und er zog in Gotha ein. Die Zerstörungen in der Stadt, Wasser- und Lebensmittelmangel und die Schäden an den Mühlen und Vorwerken der Stadt sowie Krankheiten führten zu großer Unzufriedenheit der Bevölkerung.[2] Auf Grund der Kapitulation verlangte August von der Stadt lediglich eine Huldigung. Den Geächteten aber wurde sofort der Prozess gemacht.
Im „Notariatsinstrument, die Prozeßacten gegen Grumbach und seine Mitgefangenen enthaltend, vom 22. April 1567“, die im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Archiv Loc. 4414/2, Bl. 155 - 193 als Originale erhalten geblieben sind, sind die Anklageschriften zu den Hinrichtungsurteilen von Gotha für Wilhelm von Grumbach und seine Anhänger enthalten.
Wilhelm von Grumbach, Kanzler Christian Brück und Wilhelm von Stein wurden am 18. April 1567 auf dem Marktplatz von Gotha gevierteilt. Die Stelle ihrer Hinrichtung markiert noch heute eine Platte aus „Tambacher Rotliegenden“ im Pflaster an der Südseite des Rathauses, deren Erneuerung durch die Verwandten des Kanzlers Brück im April 1997, anlässlich der 430-jährigen Wiederkehr der Hinrichtung, veranlasst wurde. Wilhelm und Brück wurde vorher die Brust geöffnet, das Herz aus dem Körper gerissen und ins Gesicht geschlagen, wobei der Scharfrichter ihm zurief: „Sieh Grumbach, dein falsches Herz.“ Stein erhielt die Gnade, vor der Vierteilung mit dem Schwert gerichtet zu werden. Der Engelseher Hannes Tausendschön wurde gehängt. Der Rest der Geächteten wurde mit dem Schwert gerichtet. Die Körperteile der Gevierteilten wurden auf zwölf Stangen vor den Toren Gothas ausgehängt. Das Sühneschwert wird heute von der Unteren Denkmalbehörde in Würzburg aufbewahrt und war kurzzeitig als Leihgabe im Schloss Grumbach in Rimpar zu sehen. Das Schwert stand bis 2002 im Eigentum der Freiherren Zobel von Giebelstadt, der Nachfahren von Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt.[3] Auch das Richtbeil, mit dem Wilhelm von Grumbach gevierteilt wurde, hat sich erhalten.[4]
Burg Grimmenstein wurde geschleift. Kurfürst August ließ 1567 in seiner Münzstätte Dresden einen Taler auf die Einnahme von Gotha (1567) prägen mit demonstrativ großem Kurschild und der lateinischen Umschrift: „Endlich siegt die gute Sache“ und der Inschrift auf der Rückseite: „Als im Jahre 1567 die Stadt Gotha eingenommen, die Strafe an den geächteten belagerten Reichsfeinden vollzogen und die übrigen in die Flucht geschlagen worden, ließ August, Herzog zu Sachsen und Kurfürst, (diese Münze) machen.“ (Übersetzung nach HAUPT)[5]
Herzog Johann Friedrich kam zuerst nach Dresden, später nach Wien, wo er in einem offenen Wagen bei strömendem Regen zur Belustigung der Menge herumgefahren wurde. Danach war er 22 Jahre in kaiserlicher Haft in der Burg in Wiener Neustadt. Bis zu ihrem Tode im Jahre 1594 stand ihm dabei seine Ehefrau Elisabeth treu zur Seite. Danach kam er nach Steyr, wo er am 9. Mai 1595 im Alter von 66 Jahren völlig vereinsamt starb.
Auf der Anhöhe am damaligen Stadtrand von Gotha, wo sich einst die Burg Grimmenstein erhob, steht heute Schloss Friedenstein, das Ernst der Fromme, ein Enkel des Bruders von Johann Friedrich II. dem Mittleren, als Residenz für sein 1640 eingerichtetes Herzogtum errichten ließ. Am 26. Oktober 1643 wurde der Grundstein für das neue Schloss auf dem Standort der alten, 1567 zerstörten Festung Grimmenstein gelegt.
1572 starb die Witwe Wilhelm von Grumbachs, während sich Conrad von Grumbach, der einzige Sohn aus dieser Ehe, mit dem Würzburger Stift wieder versöhnte, 1593 als „Goldmacher“ einen alchemistischen Vertrag mit Julius Echter abschloss[6] und einen Teil der 1566 beschlagnahmten Güter zurückerhielt. 1603 starb das Geschlecht der von Grumbach aus, da die Enkel Wilhelms kinderlos blieben. Der grumbachsche Besitz fiel wieder an das Hochstift Würzburg zurück.[2]
Rezeption
In Gotha hat sich die Erinnerung an Wilhelm von Grumbach und sein Ende bis heute in zwei populären Sagen erhalten.
Jene vom Grumbachskopf und Mohrengesicht[7][8] berichtet über die angebliche Flucht Wilhelms von der Burg Grimmenstein und den Verrat seines Verstecks in der Stadt durch einen Bediensteten, einen Mohren. Der über der Uhr auf der Nordseite des Gothaer Rathauses angebrachte vergoldete Kopf (im Volksmund Grumbachskopf) soll zur Erinnerung an den enthaupteten Ritter dort angebracht worden sein. Eine mechanische Besonderheit des Kopfes ist der bewegliche Unterkiefer, der zu jeder vollen Stunde beim Schlagen der Rathausuhr nach unten klappt.
Die zweite, Grumbachs Gebeine[9][10] betitelte Überlieferung beschreibt die heimliche Entfernung der zerstückelten Überreste des Hingerichteten von den Stangen vor den Stadttoren und deren Verbleib in einer schlichten Holzkiste in der Gruft unter der Schlosskirche des Friedenstein. Die Sage erklärt jedoch nicht, wie die Gebeine Wilhelms über 100 Jahre nach seinem Tod in die erst 1679 eingerichtete Fürstengruft gekommen sein sollen und wo sie in der Zwischenzeit verblieben waren. Die im Volksmund lange für wahr gehaltene Überlieferung konnte vor Jahren durch eine Überprüfung der Gruft zweifelsfrei widerlegt werden.
Verweise
Literatur
- Friedrich Ortloff: Geschichte der Grumbachischen Händel. 4 Bände, Jena 1868–1870.
- Franz Xaver von Wegele: Wilhelm von Grumbach. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 9–22.
- Alfred Wendehorst: Grumbach, Wilhelm von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 212 f. (Digitalisat).
- Volker Press: Wilhelm von Grumbach und die deutsche Adelskrise der 1560er Jahre. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. Jahrgang 113. Göttingen 1977, S. 396–431.
- Dieter Schnabel: Ritter Wilhelm von Grumbach: Eine mainfränkisch-sächsisch-thüringische Tragödie. Gotha 2000.
- Edwin Hamberger: Wilhelm von Grumbach, ein fränkischer Reichsritter. Rimparer Geschichtsblätter, Bd. 5, 2007, ISBN 3-9804347-6-1.
- Christoph Werner: Wilhelm von Grumbach, Reichsritter und Landfriedensbrecher. In: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte, Band 24/2017
Quellen
- Kopien der Wilhelm von Grumbach betreffenden Korrespondenz zwischen Johann Friedrich II. dem Mittleren von Sachsen und Herzog August von Sachsen, 1566 (Volltext)
Weblinks
- Homepage des Freundeskreises Schloß Grumbach zu Rimpar e.V., in dessen archäologischem Museum das Richtschwert von Wilhelm von Grumbach ausgestellt werden wird
- Bildnis des Wilhelm von Grumbach
- Fundstück Fürstbischöfe Würzburg Mord
- Marko Rösseler: 18.04.1567 - Todestag von Wilhelm von Grumbach WDR ZeitZeichen vom 18. April 2017. (Podcast)
Einzelnachweise
- Jost Weyer: Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn und Graf Wolfgang II. von Hohenlohe. Ihre Korrespondenz und ihre Stellung zur Alchemie. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 253–266; hier: S. 255 f.
- Dieter Schnabel: Ritter Wilhelm von Grumbach, URANIA Kultur- und Bildungsverein Gotha e.V., 2012
- Mainpost vom 13. September 2002; S. A 3. Mainpost vom 14. September 2002; S. B 1.
- Abb. im Bericht des Bayerischen Rundfunks zur Bayerischen Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" in Coburg 2017.
- Walter Haupt: Sächsische Münzkunde, Berlin 1974, S. 275 und 279
- Jost Weyer: Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn und Graf Wolfgang II. von Hohenlohe. Ihre Korrespondenz und ihre Stellung zur Alchemie. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 253–266; hier: S. 255–259.
- Andreas M. Cramer, Die Gothaer Sagen, Gotha 2005, S. 38
- Grumbachskopf und Mohrengesicht auf www.echt-gothsch.de
- Andreas M. Cramer, Die Gothaer Sagen, Gotha 2005, S. 40
- Grumbachs Gebeine auf www.echt-gothsch.de
Anmerkungen
- Diese Aussage zieht Schnabel in Zweifel und hält die spätere Erziehung Wilhelms am Hofe von Kasimir und Georg von „Ansbach-Bayreuth“ (besser: Fürstentum Bayreuth) für sicherer.
- Nach Schnabel ist diese Aussage heute nicht mehr zu belegen.