Friedrich Christian (Sachsen)
Friedrich Christian Leopold Johann Georg Franz Xaver von Sachsen (* 5. September 1722 in Dresden; † 17. Dezember 1763 in Dresden) war vom 5. Oktober 1763 bis zu seinem Tod Kurfürst von Sachsen.
Leben
Friedrich Christian kam als dritter Sohn des sächsischen Kurfürsten- und polnischen Königspaares August III. und Maria Josepha, einer geborenen Erzherzogin von Österreich, zur Welt.
Bereits als Kurprinz hatte Friedrich Christian in seinem Tagebuch vermerkt: „Die Fürsten sind für ihre Untertanen da und nicht die Untertanen für die Fürsten. Der Reichtum der Untertanen, der öffentliche Kredit und eine gut stehende Armee machen das wahre Glück des Fürsten aus.“ und sich damit offen für die Ideen der Aufklärung gezeigt. Er war von ausgesprochen musischer Begabung. Zu seinem 11. Geburtstag komponierte Johann Sebastian Bach die Kantate Herkules am Scheidewege.
Von Geburt an ein schwaches Kind und an einer nicht heilbaren Lähmung der Füße leidend, war er schon früh auf Rollstühle angewiesen. Auf einem bekannten Gemälde, das ihn im Kreise seiner wettinischen und wittelsbachischen Familie zeigt, ist er im Rollstuhl sitzend abgebildet – es entstand während seiner Flucht vor den Preußen nach München und hängt heute im Schloss Nymphenburg. Seine Mutter soll daher wiederholt versucht haben, den jungen Prinzen zum Eintritt in den geistlichen Stand und damit zu einem Thronverzicht zu Gunsten seiner jüngeren Brüder zu bewegen.
Da seine beiden älteren Brüder, die Kurprinzen Friedrich August und Joseph August, bereits im Kindesalter gestorben waren und er dem Drängen seiner Mutter nicht nachgegeben hatte, folgte er nach dem Tode seines Vaters am 5. Oktober 1763 diesem als sächsischer Kurfürst. Ferner bewarb er sich um die polnische Krone. Das geschah bereits im Schreiben an den Kardinalprimas vom 6. Oktober 1763 unter Verweis auf die Billigung aller benachbarten Mächte: „...und ich habe Ursache zu hoffen, daß, wenn die polnische Nation geneigt ist, mir dieses Merkmal ihrer Liebe und ihres Zutrauens zu geben, alle benachbarten Mächte solches gern sehen werden.“ Zu dem Zweck erfolgte auch die Ernennung des Grafen Karl Georg Friedrich von Flemming zum Außenminister, wegen seiner polnischen Verbindungen.
Zu seinen ersten Handlungen zählte die Entlassung des äußerst umstrittenen Premierministers Graf Heinrich von Brühl, der durch seine verfehlte Finanzpolitik, aber vor allem durch sein katastrophales außenpolitisches Handeln, das den für Sachsen so verhängnisvollen Siebenjährigen Krieg mitverursacht hat, den Kurstaat in die Krise gestürzt hatte. Die zerrütteten Staatsfinanzen, die ihm seine Vorgänger hinterlassen hatten, versuchte er im Rétablissements neu zu ordnen und dem verwüsteten und geplünderten Land durch wirtschaftlichen Wiederaufbau neue Impulse zu geben. Reformen zur Verschlankung des Hofstaates und zur Vereinfachung der Verwaltung nach dem Prinzip der Sparsamkeit wurden begonnen. Die meisten Mitglieder seines Kabinetts, so etwa Thomas von Fritsch aus Leipzig, Friedrich Ludwig Wurmb und Christian Gotthelf von Gutschmid stammten aus dem Großbürgertum.
Nach nur 74 Tagen seiner recht erfolgreichen Herrschaft verstarb Friedrich Christian an den Pocken und wurde in der Stiftergruft der Katholischen Hofkirche in Dresden beigesetzt.
Bis zur Volljährigkeit seines ältesten Sohns und Erben übte seine Gemahlin gemeinsam mit seinem Bruder Franz Xaver die vormundschaftliche Regentschaft aus.
Ehe und Nachkommen
Friedrich Christian war seit 1747 mit der äußerst kulturbetonten und ebenfalls musisch äußerst begabten Prinzessin Maria Antonia von Bayern, einer Tochter des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht und der Erzherzogin Maria Amalie von Österreich, somit seiner Cousine 1. Grades, verheiratet. Mit ihr hatte er folgende Kinder:
- Sohn (*/† 9. Juni 1748 in Dresden, nach der Geburt verstorben)
- Friedrich August III./I. (* 23. Dezember 1750 in Dresden; † 5. Mai 1827 in Dresden), Kurfürst und später König von Sachsen, erwählter König von Polen und Herzog von Warschau
- Karl (* 24. September 1752 in Dresden; † 8. September 1781 in Dresden), Prinz von Sachsen
- Joseph (* 26. Januar 1754 in Dresden; † 25. März 1763 in Dresden), Prinz von Sachsen
- Anton (* 27. Dezember 1755 in Dresden; † 6. Juni 1836 in Pillnitz), König von Sachsen
- Maria Amalie (* 26. September 1757 in Dresden; † 20. April 1831 in Neuburg an der Donau), Prinzessin von Sachsen
- ⚭ Karl II. August (* 29. Oktober 1746 in Düsseldorf; † 1. April 1795 Mannheim), Herzog von Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken
- Maximilian (* 13. April 1759 in Dresden; † 3. Januar 1838 in Dresden), Erbprinz von Sachsen
- ⚭ Caroline (* 22. November 1770 in Parma; † 1. März 1804 in Dresden), Prinzessin von Parma
- ⚭ Maria Luisa (* 2. Oktober 1802 in Barcelona; † 18. März 1857 in Rom), Prinzessin von Parma
- Therese Maria (* 27. Februar 1761 in München; † 26. November 1820 in Dresden), Prinzessin von Sachsen
- Sohn (*/† 1762, totgeboren)
Vorfahren
Literatur
- August Moritz Engelhardt: Friedrich Christian Churfürst von Sachsen – ein biographischer Entwurf; nebst Beschreibung der auf diesen Fürsten Bezug habenden und unter seiner Regierung geprägten Münzen und Medaillen. Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, Dresden 1828 (Digitalisat)
- Heinrich Theodor Flathe: Friedrich Christian (Kurfürst von Sachsen). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 789 f.
- Gerhard Schmidt: Friedrich Christian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 574 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Christian im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karlheinz Blaschke: Friedrich Christian. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Friedrich August II. | Kurfürst von Sachsen 1763 | Friedrich August III. (bis 1768 unter Administration von Prinz Xaver) |