Nikolaus Krell
Nikolaus Krell, zeitgenössisch auch Nicolaus Crell, (* um 1550 in Leipzig; † 9. Oktober 1601 in Dresden) war ab 1589 der calvinistische Kanzler des Kurfürsten Christian I. von Sachsen.
Leben
Nach der Ausbildung an der Fürstenschule in Grimma, wo er vom 27. Juli 1568 bis 1. März 1571 Schüler war, studierte er in Leipzig.
Auf Reisen in die Schweiz begann er, sich dem Calvinismus zuzuwenden. 1580 wurde er von Kurfürst August von Sachsen zum Hofrat ernannt. Nach der Regierungsübernahme des Kurfürsten Christian I. von Sachsen, den er schon vorher beraten hatte, wurde er 1589 als Nachfolger David Peifers zum Kanzler des Kurfürstentums bestellt. Seine Reformbemühungen galten dem Zurückdrängen der lutherischen Orthodoxie sowie einer Abwendung vom habsburgischen Einfluss. Er suchte eine Annäherung an Heinrich IV. von Frankreich, Königin Elisabeth I. von England und protestantische Fürsten.
Er war verheiratet mit Margarethe Krell geb. Griebe(n), einer Leipziger Bürgerstochter und Schwester des Baumeisters Jacob Griebe.
Nach dem Tod Christians I. 1591 begann auf Betreiben der lutherischen Orthodoxie und des Adels durch dessen Witwe Sophie von Sachsen, eine orthodoxe Lutheranerin, eine Verfolgungswelle gegen den „Kryptocalvinismus“. Krell wurde verhaftet und auf der Festung Königstein in der später nach ihm benannten Krellburg eingekerkert. Nach zehnjährigem Prozess wurde er 1601 nach Dresden gebracht und am 9. Oktober durch das Schwert hingerichtet. Er wurde auf dem Dresdner Frauenkirchhof in der Gruft des Oberfeldzeugmeisters Caspar Vogt von Wierandt beigesetzt.
Seine Hinrichtung löste einen politischen Tumult aus. Schließlich distanzierte sich Kurfürst Christian II. von Krells Verurteilung – er sei vom damaligen Administrator Kursachsens Friedrich Wilhelm beeinflusst gewesen. Zu Ehren Krells soll er an dessen Todesort ein steinernes Kreuz errichtet haben.
An der Stelle, wo er den Tod fand, neben dem Brunnen auf dem Dresdner Jüdenhof, erinnert ein Pflasterstein mit der Aufschrift „Kr.“ an den großen europäischen Politiker.
Literatur
- anonym: Leben, Schicksal und Ende des Dr. Nicolaus Krell. Leipzig 1798.
- Hartmut Krell: Das Verfahren gegen den 1601 hingerichteten Kanzler Dr. Nicolaus Krell. Frankfurt am Main 2006.
- August Victor Richard: Der kurfürstlich sächsische Kanzler Dr. Nicolaus Krell. Dresden 1859.
- Sebastian Kusche: Gesichter der Uni: Nikolaus Krell (1550/53–1601). In: Journal Universität Leipzig (6) 2009, S. 15.
- Moriz Ritter, Ernst Arnold: Crell, Nikolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 116–122.
- Christa Schille: Crell, Nikolaus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 407 f. (Digitalisat).
- Friedrich Wilhelm Bautz: Crell, Nikolaus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1156–1157.
- Roland Böhm: Krell, Nikolaus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 641–642.
- Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste Bd. 20 S. 122
- Volker Beyrich: „Cave Calviniane“ – „Hüte dich, Kalvinist!“ (über das Leben und Wirken von Nikolaus Krell). In: Archivstäubchen Nr. 6, März 2014, S. 4–10
Weblinks
- Die Auswirkungen der Gegenreformation und die Auseinandersetzungen innerhalb der lutherischen Kirche. (pdf; 113 kB) In: Alma mater Lipsiensis 1409–2009. Universität Leipzig, 12. August 2006, archiviert vom Original am 26. September 2007 .