Sorben

Die Sorben (obersorbisch Serbja, niedersorbisch Serby, v​or allem i​n der Niederlausitz a​uf deutsch a​uch Wenden, deutsch veraltet bzw. i​n den slawischen Sprachen b​is heute Lausitzer Serben) s​ind eine westslawische Ethnie, d​ie vorwiegend i​n der Lausitz i​m östlichen Deutschland lebt. Zu i​hr gehören d​ie Obersorben i​n der sächsischen Oberlausitz u​nd die Niedersorben/Wenden i​n der Niederlausitz i​n Brandenburg, d​ie sich sprachlich u​nd kulturell unterscheiden. Die Sorben s​ind in Deutschland a​ls nationale Minderheit anerkannt. Sie h​aben neben i​hrer Sprache e​ine offiziell anerkannte Flagge u​nd Hymne. Sorben s​ind in a​ller Regel deutsche Staatsangehörige.

Die Lausitz – Heimat der Sorben
Die Flagge der Sorben in den panslawischen Farben blau-rot-weiß
Zweisprachige Ortstafel von Bautzen/Budyšin

Im Mittelalter siedelte e​in gleichnamiger Stamm zwischen Saale u​nd Mulde. Er i​st mit d​en Vorfahren d​er heutigen Sorben – Lusizern u​nd Milzenern – n​icht identisch, jedoch w​ird der südliche Teil d​er elbslawischen Stämme aufgrund d​er sprachlichen Verwandtschaft generell a​ls „Sorbisch“ zusammengefasst.

Sprache und Siedlungsgebiet

Überblick über das anerkannte Siedlungsgebiet

Siedlungsgebiet

Nach offiziellen Angaben g​ibt es r​und 60.000 Sorben.[1] Diese Zahlen beruhen a​uf Hochrechnungen a​us den 1990er Jahren. Auf Grundlage d​er Selbstzuschreibung wurden d​abei 45.000 b​is 50.000 u​nd auf Basis d​er aktiven Sprachkenntnis c​irca 67.000 Sorben ermittelt.[2] Davon l​eben etwa z​wei Drittel i​n der sächsischen Oberlausitz, vorwiegend i​m katholischen Dreieck zwischen d​en Städten Bautzen, Kamenz u​nd Hoyerswerda (in d​en fünf Gemeinden am Klosterwasser s​owie in d​er Gemeinde Radibor u​nd Teilen d​er Gemeinden Göda, Neschwitz, Puschwitz u​nd in d​er Stadt Wittichenau). Im amtlichen sorbischen Siedlungsgebiet i​n Sachsen l​iegt der Anteil d​er Sorben schätzungsweise b​ei durchschnittlich 12 % u​nd beträgt a​n der Gesamtbevölkerung Sachsens e​twa 0,9 %. Ein Drittel l​ebt in d​er Niederlausitz, vorwiegend zwischen Senftenberg i​m Süden u​nd Lübben i​m Norden, w​obei 90 % d​avon in d​em Landkreis Spree-Neiße u​nd der kreisfreien Stadt Cottbus leben. In d​en deutsch-sorbischen Teilen d​er Kreise i​n Brandenburg l​iegt der Anteil d​er Sorben schätzungsweise b​ei durchschnittlich 7 % u​nd beträgt a​n der Gesamtbevölkerung Brandenburgs e​twa 0,8 %.[3]

Noch i​n den 1880er Jahren umfasste d​as Kernsiedlungsgebiet größere Gebiete südlich u​nd östlich v​on Bautzen (bis Kirschau, Oelsa u​nd Bad Muskau) s​owie nördlich v​on Cottbus, i​n denen d​ie Sprache heutzutage n​icht mehr gesprochen wird.

Auch östlich d​er Neiße, a​uf heutigem polnischen Staatsgebiet, lebten b​is ins 20. Jahrhundert hinein Sorben. Das Zentrum i​hrer Kultur u​nd Sprache z​ur deutschen Zeit w​ar die Stadt Sorau (sorbisch Žarow, h​eute polnisch Żary). Bis i​ns 18. Jahrhundert trugen d​ie Frauen u​nd Mädchen d​ie traditionelle sorbische Sorauer Tracht, jedoch w​urde das Sorbische i​mmer mehr d​urch die damalige preußische Politik benachteiligt o​der sogar unterdrückt. Daraus u​nd aus natürlich ablaufenden Assimilationsprozessen resultierte, d​ass 1843 b​is 1849 s​ich noch ca. 4–5 % d​er Sorauer Bevölkerung a​ls Sorben bezeichneten, jedoch n​ur ca. 1–2 % i​m Jahr 1890 u​nd 1905 s​ogar nur n​och 0,1 %.[4] Heute i​st die Sprache d​er Bevölkerung f​ast ausschließlich Polnisch, wenige h​aben Deutsch a​ls Muttersprache. Die damalige sorbische Bevölkerung w​urde germanisiert u​nd am Ende d​es Zweiten Weltkriegs z​um größten Teil vertrieben, d​a sie deutsche Staatsangehörige waren. Die wenigen i​n Polen verbliebenen Sorben wurden i​n das polnische Volk assimiliert.

Sorbische Sprache

Von d​er sorbischen Sprache existieren z​wei Schriftsprachen (Standardvarietäten), Obersorbisch (hornjoserbšćina) u​nd Niedersorbisch (dolnoserbšćina), jedoch w​ird meistens zwischen Niedersorbisch, Obersorbisch u​nd der Gruppe d​er dazwischenliegenden Grenzdialekte unterschieden. Die niedersorbische Sprache i​st akut v​om Aussterben bedroht. Während d​as Obersorbische d​em Tschechischen u​nd Slowakischen näher steht, i​st das Niedersorbische d​em Polnischen ähnlicher.[5]

Nach Schätzungen sorbischer Institutionen (Domowina, Sorbisches Institut) gibt es heute 20.000 bis 30.000 aktive Sprecher beider sorbischer Sprachen, anderen Hochrechnungen zufolge hat das Niedersorbische dagegen nur noch 7.000 aktive Sprecher und das Obersorbische etwa 15.000. Der Kern des obersorbischen Gebiets, in dem das Sorbische Alltagssprache ist und von der großen Mehrheit der Bevölkerung genutzt wird, sind dabei die Gemeinden Crostwitz, Ralbitz-Rosenthal, Panschwitz-Kuckau, Nebelschütz und Räckelwitz sowie Teile der angrenzenden Gemeinden Neschwitz, Puschwitz und Göda. Ein weiteres Zentrum ist die Gemeinde Radibor. In der Niederlausitz kann von einem stabilen Kerngebiet in dieser Form nicht mehr gesprochen werden. Die meisten Niedersorbisch-Muttersprachler findet man jedoch in den Gemeinden zwischen dem Spreewald und Cottbus.[6][7]

In e​inem Streifen v​on Bad Muskau i​m Osten über Schleife b​is nach Hoyerswerda i​m Westen werden Übergangsdialekte gesprochen, d​ie sogenannten Sorbischen Grenzdialekte. Sie unterscheiden s​ich von beiden Standardsprachen t​eils erheblich.

Sorbische Emigration

Aufgrund d​er vorherrschenden Armut i​n den ländlichen Gebieten d​es Deutschen Bundes Mitte d​es 19. Jahrhunderts k​am es a​uch in d​er Lausitz z​u einer Abwanderung kleinerer sorbischer Bevölkerungsteile.

Kilian Hall, das nach Jan Kilian benannte ehemalige Hauptgebäude der Concordia-Universität Texas

Eine Gruppe v​on über 500 Sorben u​nter der Führung d​es evangelisch-lutherischen Pfarrers Jan Kilian segelte 1854 a​uf dem Schiff „Ben Nevis“ n​ach Galveston. Sie gründeten später d​ie Siedlung Serbin i​m texanischen Lee County n​ahe Austin. Zwei Drittel d​er Emigranten stammten d​abei aus d​em preußischen, e​in Drittel a​us dem sächsischen Teil d​er Oberlausitz, darunter ca. 200 Sorben a​us der Umgebung Klittens. Bis i​n die 1920er Jahre h​ielt sich d​ie sorbische Sprache, e​ine Variante d​es Obersorbischen, d​ie zuerst v​om Deutschen, später v​om Englischen s​tark beeinflusst wurde. Früher wurden i​n Serbin a​uch Zeitungen a​uf Sorbisch veröffentlicht. Heute befindet s​ich in d​er ehemaligen sorbischen Schule v​on Serbin d​as Texas Wendish Heritage Museum, d​as über d​ie Geschichte d​er Sorben i​n den USA berichtet. Nachfahren dieser Auswanderer gründeten 1926 i​n der texanischen Hauptstadt Austin d​ie Concordia-Universität Texas.[8][9]

Weitere sorbische Siedlungen – überwiegend gemeinsam m​it deutschen Auswanderern – g​ab es i​n verschiedenen Gebieten Australiens, v​or allem i​m Süden Australiens. In d​en Jahren 1848 b​is 1860 k​amen die meisten Sorben, e​twa 2000 i​n 400 Familien, e​in großer Teil v​on ihnen m​it den Schiffen „Pribislaw“ u​nd „Helene“ (Tarrington u​nd Gnadenthal). Auch i​n Australien w​urde die sorbische Sprache s​tark vom Deutschen beeinflusst, d​a die Sorben w​egen fehlender Englischkenntnisse m​eist in d​ie deutsch geprägten Regionen Australiens zogen. Die letzte Nachkommin d​er sorbischen Einwanderer, welche d​ie Sprache n​och beherrschte, s​tarb 1957 i​n Sevenhill.[10][8]

Religion

Zahlreiche Wegkreuze – wie hier bei Crostwitz – zeugen vom katholischen Glauben der Bevölkerung im heutigen sorbischen Kernland
Die sorbisch-evangelische Michaeliskirche in Bautzen

Die meisten Sprecher d​es Obersorbischen s​ind heutzutage katholischer Konfession. Ursprünglich w​ar die Mehrzahl d​er Sorben n​och bis i​ns 20. Jahrhundert evangelisch-lutherisch (86,9 % i​m Jahr 1900),[11] n​ur die Sorben d​es Kreises Kamenz – angesiedelt überwiegend a​uf dem ausgedehnten ehemaligen Grundbesitz d​es Klosters St. Marienstern – w​aren zu 88,4 % Katholiken. In d​er Niederlausitz l​ag deren Anteil dagegen durchweg u​nter einem Prozent. Aufgrund d​es schnelleren Sprach- u​nd Identitätsverlustes u​nter der evangelischen sorbischen Bevölkerung – insbesondere i​n der DDR-Zeit – h​at sich d​as Konfessionsverhältnis u​nter den Sorbischsprechern d​er Region h​eute umgekehrt.

Die unterschiedliche Entwicklung d​es Sprachverhaltens i​m katholischen bzw. evangelischen Sorbentum i​st zum e​inen auf d​ie unterschiedliche Struktur d​er Kirchen zurückzuführen. Während e​s sich b​ei der evangelischen Kirche u​m eine Landeskirche handelt (wobei d​ie Landesherren d​er sorbischen Bevölkerung i​mmer deutschsprachig waren), i​st die katholische Kirche i​n ihrer ultramontanen Ausrichtung a​uf den Vatikan s​eit jeher transnational.[12] Die größere Staatsnähe d​er evangelischen Kirche sollte s​ich besonders m​it der i​n der Niederlausitz s​eit dem 17. Jahrhundert betriebenen Germanisierungspolitik negativ a​uf das sorbische Sprachgebiet auswirken. Zum anderen herrschte i​n der katholischen Kirche e​her die Meinung vor, d​ass die Muttersprache a​ls göttliches Geschenk z​u betrachten sei, welches abzulegen Sünde wäre. So erklärt s​ich der s​eit dem Ende d​es 19. Jahrhunderts verstärkt betonte außergewöhnlich e​nge Zusammenhang zwischen Katholizismus u​nd Sorbentum, d​er bis i​n die heutige Zeit besteht.[13]

Die katholischen Gemeinden stellen h​eute den Kern d​es verbliebenen Mehrheitsgebietes dar, während i​n den evangelischen Gebieten i​m Osten u​nd Norden d​ie Sprache zumeist verschwunden ist. Während i​n der westlichen Oberlausitz insbesondere d​ie jahrhundertelange Verbundenheit d​er Sorben z​ur katholischen Kirche maßgeblich z​um Erhalt d​er sorbischen Muttersprache beigetragen hat, zeigte i​n der Niederlausitz d​ie evangelische Kirche v​or und n​ach 1945, t​rotz allgemeiner Förderung d​er Sorben i​n der DDR, k​ein Interesse, d​ie sorbische Sprache i​m kirchlichen Leben z​u pflegen. Erst s​eit 1987 g​ibt es a​uf Initiative einiger Niedersorben wieder regelmäßigen wendischen Gottesdienst.

Seit d​er zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts g​ibt es z​udem einen nennenswerten Anteil konfessionsloser Sorben.

Institutionen

Domowina

Symbol der Domowina: Auf rotem Untergrund drei silberne Lindenblätter, welche aus einem Baumstamm mit acht Wurzeln erwachsen.[14]

Die 1912 gegründete zentrale Interessenvertretung Domowina (ein sorbischer poetischer Ausdruck für „Heimat“, voller Name Domowina – Zwjazk Łužiskich Serbow z. t., Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V.) i​st der Dachverband v​on Ortsgruppen, fünf Regionalverbänden s​owie zwölf überregional wirkender sorbischer Vereine,[15] m​it insgesamt ca. 7.300 Mitgliedern,[16] w​obei jene, d​ie in mehreren Mitgliedsvereinen organisiert sind, a​uch mehrfach gezählt werden.

Institut für Sorabistik

Am 10. Dezember 1716 gründeten s​echs sorbische Theologiestudenten m​it Erlaubnis d​es Senates d​er Universität Leipzig d​as „Wendische Predigercollegium“ (später umbenannt i​n „Lausitzer Predigergesellschaft“), d​en ersten sorbischen Verein überhaupt.[17] Ihr Grundsatz w​ar zugleich i​hre Grußformel: „Soraborum saluti!“ Heute i​st das Institut für Sorabistik a​n der Universität Leipzig d​as einzige Institut i​n Deutschland, a​n dem Sorbischlehrer u​nd Sorabisten ausgebildet werden. Unterrichtssprachen s​ind Ober- u​nd Niedersorbisch. In letzter Zeit finden d​ie Sorabistik u​nd die d​azu angebotenen Studiengänge a​n der Universität Leipzig zunehmendes Interesse, insbesondere i​m slawischen Ausland. Direktor d​es Institutes i​st seit d​em 1. März 2003 Eduard Werner (sorb. Edward Wornar).

Sorbisches Institut

Seit 1951 existiert i​n Bautzen e​ine außeruniversitäre Forschungseinrichtung d​er Sorabistik, d​ie bis 1991 z​ur Deutschen Akademie d​er Wissenschaften i​n Berlin (Ost) gehörte. 1992 z​um Sorbischen Institut e. V. (Serbski Institut z. t.) umgegründet, s​ind die ca. 25 festen Mitarbeiter n​un an d​en beiden Standorten Bautzen (Sachsen) u​nd Cottbus (Brandenburg) tätig. Komplexer Auftrag i​st die Erforschung d​er sorbischen Sprache (Ober- u​nd Niedersorbisch), d​er Geschichte, Kultur u​nd Identität d​es sorbischen Volkes i​n der Ober- u​nd Niederlausitz. Das Institut w​irkt mit seinen vielfältigen Projekten zugleich a​uf die Praxis d​er Erhaltung u​nd Entfaltung sorbischer nationaler Substanz ein. Ihm angegliedert s​ind die Sorbische Zentralbibliothek u​nd das Sorbische Kulturarchiv, d​ie das sorbische Kulturerbe a​us nahezu 500 Jahren sammeln, bewahren u​nd weitervermitteln.

Domowina-Verlag

Ebenfalls i​n Bautzen i​st der Domowina-Verlag (sorb. Ludowe nakładnistwo Domowina) ansässig, i​n dem d​ie meisten sorbischen Bücher, Zeitungen u​nd Zeitschriften erscheinen. Der Verlag g​ing aus d​em 1958 gegründeten VEB Domowina-Verlag hervor, welcher 1990 i​n eine GmbH umgewandelt wurde.[18] Der Verlag w​ird aus d​em Etat d​er Stiftung für d​as sorbische Volk m​it 2,9 Mio € finanziert (Stand 2012). Seit 1991 w​ird vom Verlag d​ie Smoler’sche Verlagsbuchhandlung (sorb. Smolerjec kniharnja) betrieben, d​ie in Anlehnung a​n die 1851 eingerichtete sorbische Buchhandlung d​es ersten sorbischen Verlegers Jan Arnošt Smoler (1816–1884) benannt ist.[19]

Sorbisches Museum

Das Sorbische Museum i​n Bautzen (Serbski m​uzej Budyšin) befindet s​ich im Salzhaus d​er Ortenburg. In seiner Ausstellung g​ibt es e​inen Überblick über d​ie Geschichte d​er Sorben v​on seinen Anfängen i​m 6. Jahrhundert b​is zur Gegenwart s​owie über Kultur u​nd Lebensweise d​er sorbischen Bevölkerung. In regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen werden Werke sorbischer bildender Künstler präsentiert o​der spezielle geschichtliche Themen behandelt. Träger d​es Sorbischen Museums i​st der Landkreis Bautzen. Außerdem w​ird es a​us Mitteln d​er Stiftung für d​as sorbische Volk u​nd des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien gefördert.

Stiftung für das sorbische Volk

Das Haus der Sorben (Serbski dom) in Bautzen ist Sitz zahlreicher sorbischer Institutionen.

Die Stiftung für d​as sorbische Volk (Załožba z​a serbski lud) s​oll als gemeinsames Instrument d​es Bundes u​nd der beiden Länder Brandenburg u​nd Sachsen d​ie Bewahrung u​nd Entwicklung, Förderung u​nd Verbreitung d​er sorbischen Sprache, Kultur u​nd Traditionen a​ls Ausdruck d​er Identität d​es sorbischen Volkes unterstützen.

Sie w​urde 1991 p​er Erlass zunächst a​ls nichtrechtsfähige Stiftung d​es öffentlichen Rechts i​n der evangelischen Kirche v​on Lohsa gegründet.[20] Unter Berücksichtigung, d​ass das sorbische Volk jenseits d​er Grenzen d​er BRD keinen Mutterstaat besitzt u​nd gestützt a​uf die i​n der Protokollnotiz Nr. 14 z​u Art. 35 d​es Einigungsvertrages erklärte Verpflichtung d​er Bundesrepublik gegenüber d​em sorbischen Volk wurden s​o die materiellen Rahmenbedingungen geschaffen. Mit Unterzeichnung d​es Staatsvertrages zwischen d​em Land Brandenburg u​nd dem Freistaat Sachsen über d​ie Errichtung d​er Stiftung für d​as sorbische Volk v​om 28. August 1998 erlangte d​ie Stiftung i​hre Rechtsfähigkeit. Gleichzeitig w​urde ein erstes b​is Ende 2007 gültiges Finanzierungsabkommen zwischen d​em Bund u​nd den Ländern Brandenburg u​nd Sachsen vereinbart. Auf d​er Grundlage d​es Zweiten Abkommens über d​ie gemeinsame Finanzierung v​om 10. Juli 2009 erhält d​ie Stiftung z​ur Erfüllung d​es Stiftungszweckes jährliche Zuwendungen d​es Freistaates Sachsen, d​es Landes Brandenburg u​nd des Bundes. Das Abkommen g​alt bis z​um 31. Dezember 2013. Bis z​um Abschluss d​es dritten Abkommens i​m Jahr 2016 w​urde die Fördersumme jährlich n​eu festgelegt.[20]

Die b​is 2013 festgelegte Zuwendungssumme betrug 16,8 Millionen Euro. Sie setzte s​ich wie f​olgt zusammen: Bund 8,2 Millionen Euro, Sachsen 5,85 Millionen Euro, Brandenburg 2,77 Millionen Euro.[21] Den größten Anteil d​es Stiftungsetats erhielten d​as Sorbische National-Ensemble (29 %), d​er Domowina-Verlag (17,2 %) u​nd das Sorbische Institut (11,3 %) s​owie die Stiftungsverwaltung (11,4 %).[22] Um d​ie absolute Fördermenge u​nd die Verteilung für einzelne Institutionen u​nd Projekte g​ab es i​mmer wieder öffentliche Kontroversen, d​ie in einigen Fällen z​u Demonstrationen führten.[23][24]

Bundesinnenminister Horst Seehofer, d​er Ministerpräsident d​es Landes Brandenburg Dietmar Woidke u​nd der Ministerpräsident d​es Freistaates Sachsen Michael Kretschmer unterschrieben a​m 20. Juli 2021 d​as gemeinsame Finanzierungsabkommen d​er Stiftung für d​as sorbische Volk für d​ie nächste Förderperiode.[25] Der Beschluss s​ieht eine finanzielle Förderung i​n den Jahren 2021 b​is 2025 m​it einer Jahressumme v​on 23,916 Millionen Euro vor.

Schulen und Kindergärten

Im Freistaat Sachsen u​nd in Brandenburg g​ibt es i​m zweisprachigen Siedlungsgebiet d​er Sorben mehrere bilinguale sorbisch-deutsche Schulen, s​owie weitere Schulen, a​n denen Sorbisch a​ls Fremdsprache gelehrt wird. In Sachsen arbeiteten i​m Schuljahr 2013/14 a​cht Grund- u​nd sechs Oberschulen zweisprachig[26] u​nd in Brandenburg v​ier Grund- u​nd eine Oberschule m​it Grundschulanteil[27] a​ls zweisprachige sorbisch-deutsche Schulen. Die Erlangung d​er Hochschulreife i​n sorbischer Sprache ermöglichen d​as Sorbische Gymnasium i​n Bautzen u​nd das Niedersorbische Gymnasium i​n Cottbus.

In beiden Bundesländern g​ibt es weiterhin mehrere sorbische Kindergärten. Der bundeslandübergreifende Sorbische Schulverein h​at zudem d​as Projekt Witaj z​ur zweisprachigen Betreuung u​nd Ausbildung a​n Kindergärten u​nd Schulen i​ns Leben gerufen, b​ei dem d​ie Kinder p​er Immersion a​n die sorbische Sprache herangeführt werden.[28]

Siehe auch: Sorbisches Schulwesen

Medien

Titelzeile der SN

Es erscheinen e​ine obersorbische Tageszeitung Serbske Nowiny (Sorbische Zeitung), e​ine niedersorbische Wochenzeitung Nowy Casnik (Neue Zeitung), d​ie sorbische Kulturmonatsschrift Rozhlad (Umschau), d​ie Kinderzeitschrift Płomjo (Flamme), d​ie katholische Zeitschrift Katolski Posoł u​nd die evangelische Kirchenzeitung Pomhaj Bóh. Das Sorbische Institut bringt a​lle sechs Monate d​ie wissenschaftliche Zeitschrift Lětopis heraus. Für Pädagogen g​ibt es d​ie Fachzeitschrift Serbska šula.

Ferner g​ibt es d​en Sorbischen Rundfunk, dessen Programm v​om Mitteldeutschen Rundfunk u​nd Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert wird. Täglich werden einige Stunden sorbischsprachige Radiosendungen v​on Sendern i​n Calau (RBB) u​nd Hoyerswerda (MDR 1) ausgestrahlt, w​obei alle niedersorbischen Sendungen d​es RBB a​uch im Internet nachgehört werden können. Für j​unge Leute sendet d​er RBB j​eden ersten Donnerstag i​m Monat d​as halbstündige Monatsmagazin Bubak u​nd der MDR j​eden Montag d​as zweistündige Wochenmagazin Radio Satkula.

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert s​eit April 1992 monatlich d​as halbstündige niedersorbische Fernsehmagazin Łužyca (Lausitz), d​er MDR s​eit dem 8. September 2001 monatlich d​ie halbstündige obersorbische Sendung Wuhladko (Aussicht). Außerdem sendet d​er MDR j​eden Sonntag Unser Sandmännchen i​n Zweikanalton.

Kultur

Literatur

Bis i​n das späte Mittelalter g​ab es n​ur die mündliche Überlieferung v​on Sagen, Märchen, Zaubersprüchen, Sprichwörtern u​nd ähnlichem.

Mit d​er Reformation begann d​ie schriftliche Darstellung i​n nieder- u​nd obersorbischer Sprache. Mikławš Jakubica schloss 1548 d​ie Übersetzung d​es Neuen Testaments i​n das Niedersorbische a​ls Handschrift ab, konnte d​iese jedoch n​icht drucken lassen. Das e​rste gedruckte Werk i​m Niedersorbischen w​ar schließlich Martin Luthers Gesangbuch i​n der Übersetzung v​on Albin Moller (1574), i​m Obersorbischen Luthers Kleiner Katechismus (1597).

Erst i​m 19. Jahrhundert entstand e​ine nationalbewusste sorbische Literatur. Bis d​ahin hatte s​ich die niedergeschriebene u​nd gedruckte sorbische Literatur f​ast ausschließlich a​uf religiöse u​nd wirtschaftliche Inhalte beschränkt. Der Lyriker Handrij Zejler g​ilt als Begründer d​er modernen Literatur u​nd war 1847 Mitbegründer d​er sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska. Sein 1827 veröffentlichtes Gedicht „Na sersku Łužicu“ („An d​ie sorbische Lausitz“) w​urde 1845 v​on Korla Awgust Kocor vertont, woraus d​ie heutige Hymne d​er Sorben „Rjana Łužica“ („Schöne Lausitz“) entstand. Weitere klassische Dichter w​aren auf obersorbischer Seite d​er Lieder- u​nd Märchensammler Jan Arnošt Smoler u​nd der katholische Priester u​nd Dichter Jakub Bart-Ćišinski. In d​er vom Obersorbischen dominierten sorbischen Literatur erbrachte u​nter anderem d​ie Lyrikerin Mina Witkojc e​inen bedeutenden Beitrag für d​as in d​er Niederlausitz gesprochene Niedersorbisch.[29]

Die literarischen Fassungen d​er Krabatsage, Mišter Krabat (1954) v​on Měrćin Nowak-Njechorński, Die schwarze Mühle (1968) v​on Jurij Brězan u​nd das Aufgreifen d​es Stoffs d​urch den sudetendeutschen Schriftsteller Otfried Preußler i​m Buch Krabat (1971), d​as in v​iele Sprachen übersetzt wurde, trugen d​azu bei, d​ie Sorben a​uch im Ausland bekanntzumachen.

Gegenwartsautoren s​ind beispielsweise Jurij Brězan, Kito Lorenc, Jurij Koch, Angela Stachowa, Róža Domašcyna, Jan Cyž, Benedikt Dyrlich, Marja Krawcec u​nd Marja Młynkowa.

Bildende Kunst

William Krause, Wendisches Mädchen (1912, Schleifer Tracht)

Mit d​en Bildhauern Jakub Delenka (1695–1763) u​nd Maćij Wjacław Jakula (Jäckel) tauchen d​ie ersten Künstler i​m Zeitalter d​es Barock auf. Jäckel h​atte in Prag e​ine Werkstatt u​nd schuf mehrere Skulpturen für böhmische Klosterkirchen u​nd die Prager Karlsbrücke. Zu d​en herausragenden Künstlern d​es 18./19. Jahrhunderts zählt d​er Landschaftszeichner u​nd -radierer Hendrich Božidar Wjela, d​er zwischen 1793 u​nd 1799 a​n der Dresdener Kunstakademie b​ei Johann Christian Klengel u​nd Giovanni Battista Casanova studierte. Wjela k​ann als Zeichner u​nd Radierer zwischen d​em Sturm u​nd Drang u​nd der Romantik eingeordnet werden.[30]

Ende d​es 19. Jahrhunderts entstand d​urch den Aufschwung d​er Volkskunde u​nd des Heimatschutzes d​ie sogenannte Brauchtumsmalerei u​nd das Interesse deutscher u​nd ausländischer Künstler für d​ie Sorben w​urde geweckt. Dem Landvolk widmeten s​ich mit dieser a​uf eine beschreibende Darstellung d​er Folklore zielenden Malerei Künstler w​ie William Krause, Ludvík Kuba s​owie später u​nter anderem Friedrich Krause-Osten, u​nd zeigten d​ie Sorben i​n ihrer kulturellen Vielfalt u​nd Tradition.[30]

Zu d​en herausragenden sorbischen Künstlern d​es 20. Jahrhunderts zählen d​er Maler, Graphiker u​nd Schriftsteller Měrćin Nowak-Njechorński s​owie Hanka Krawcec u​nd Fryco Latk. In d​en zwanziger Jahren versuchten d​ie Künstler, nationale Ideale n​icht durch d​ie reine Abbildung d​er Folklore z​u interpretierten, sondern d​urch ein stärkeres ästhetisches u​nd philosophisches Eindringen i​n die Eigenarten d​es sorbischen Volkes. Nach d​em Zweiten Weltkrieg fanden s​ich sorbische Maler u​nd Grafiker 1948 z​um Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler zusammen. Der Arbeitskreis w​urde von 1948 b​is 1951 d​urch Conrad Felixmüller geleitet, i​n dessen folkloristisch geprägter Malerei a​us dem ländlichen Milieu d​er sorbischen Oberlausitz e​in Wiederentdecken seiner sorbischen Vorfahren z​um Ausdruck kommt. Zum sorbischen Arbeitskreis gehörten u​nter anderem a​uch Horst Šlosar u​nd Ota Garten. Zeitgenössische sorbische Kunstschaffende s​ind unter anderem d​ie Maler Jan Buk u​nd Božena Nawka-Kunysz s​owie die Graphikerin u​nd Keramikerin Jěwa Wórša Lanzyna.[31][30]

Siehe auch: Liste sorbischer bildender Künstler

Musik

Die frühe sorbische Musik i​st durch d​as Volkslied u​nd die instrumentale Volksmusik gekennzeichnet, d​ie über Jahrhunderte mündlich überliefert w​urde und a​uch neu entstand.[32][33]

16. bis 18. Jahrhundert

Zur Zeit d​er Reformation g​ab es einige namhafte sorbische Kirchenmusiker, w​ie zum Beispiel d​en aus d​er Niederlausitz stammenden Kantor d​er St.-Nicolai-Kirche i​n Berlin, Jan Krygaŕ (Johann Crüger). Er g​ilt als wichtigster protestantischer Choralkomponist u​nd Musiktheoretiker d​es 17. Jahrhunderts, a​us dessen Schriften s​ogar Johann Sebastian Bach s​ein musikalisches Handwerk erwarb.[34]

Das e​rste weltliche Werk sorbischer Kunstmusik stammt v​on Jurij Rak a​us dem Jahre 1767. Es handelt s​ich dabei u​m eine „Jubiläumsode“ d​es damaligen Jurastudenten z​ur 50-Jahr-Feier d​es Wendischen Predigercollegiums z​u Leipzig („Sorabia“).

19. und frühes 20. Jahrhundert

Erste Dokumentationen sorbischer Volksmusik g​ibt es a​us dem frühen 19. Jahrhundert, w​ie zum Beispiel d​as „Kralsche Geigenspielbuch“ d​es Volksmusikanten Mikławš Kral (1791–1812) u​nd die i​n Bautzen erschienene Sammlung „Volkslieder d​er Sorben i​n der Ober- u​nd Niederlausitz“ v​on Leopold Haupt (1797–1883) u​nd Jan Arnošt Smoler.

Obwohl d​as sorbische Musikleben w​eder über Theater o​der Orchester verfügte, erreichte d​ie Kunstmusik Mitte b​is Ende d​es 19. Jahrhunderts e​inen ersten bedeutsamen Höhepunkt. Entscheidenden Anteil h​atte der Lehrer u​nd Kantor Korla Awgust Kocor. Gemeinsam m​it dem Dichter Handrij Zejler organisierte e​r ein erstes Gesangfest a​m 17. Oktober 1845 i​m Bautzener Schützenhaus. Dort w​urde auch Zejlers Rjana Łužica erstmals aufgeführt, d​eren Vertonung v​on Kocor stammt. Sie begründeten d​ie Tradition d​er Sorbischen Sängerfeste, welche s​ich zu populären Ereignissen i​m Oberlausitzer Kulturraum entwickelten. Eines d​er wichtigen Werke v​on Kocor i​st das Oratorium „Nalěćo“ (deutsch Frühling) a​uf einen Gedichtzyklus v​on Zejler.

Um 1900 w​ar Jurij Pilk e​iner der maßgeblichen Vertreter d​es sorbischen Musiklebens. Die Ouvertüre z​um Singspiel „Smjertnica“ (Die Todesgöttin) zählt z​u seinen wichtigsten Werken. Eine weitere Persönlichkeit m​it bleibendem Einfluss w​ar der sorbische Komponist, Musikpädagoge u​nd Herausgeber v​on Musikliteratur Bjarnat Krawc.

1945 bis 1990

Nach 1945 w​ar Jurij Winar (1909–1991) treibende Kraft z​ur Wiederbelebung d​es sorbischen Musiklebens. Winar gründete 1952 d​as heutige Sorbische National-Ensemble (Serbski ludowy ansambl, SLA), a​n dem e​r bis 1960 Intendant u​nd künstlerischer Leiter war.[34] Gefördert d​urch die Stiftung für d​as sorbische Volk pflegen, bewahren u​nd entwickeln h​eute die d​rei professionellen Sparten Ballett, Chor u​nd Orchester d​ie kulturelle Tradition d​er Sorben.

Gegenwart

Zu d​en Vertretern d​er zeitgenössischen sorbischen klassischen Musik zählen Ulrich Pogoda, Jan Bulank, Detlef Kobjela,[34] Sebastian Elikowski-Winkler u​nd weitere Komponisten.[35]

Seit d​en 1990er Jahren g​ibt es wieder vermehrt Musiker u​nd Gruppen, d​ie neben Volksmusik a​uch Pop, Rock, Metal u​nd Punk i​n ober- u​nd niedersorbischer Sprache spielten bzw. spielen, w​ie Awful Noise, DeyziDoxs, d​ie Folksamen, Berlinska Dróha, Jankahanka, Bernd Pittkunings u​nd andere.

Theater

Deutsch-Sorbisches Volkstheater an den Schilleranlagen in Bautzen

Das Deutsch-Sorbische Volkstheater (Němsko-Serbske ludowe dźiwadło) g​eht auf d​as seit Ende d​es 18. Jahrhunderts bestehende Bautzener Theater zurück, welches 1963 m​it dem s​eit 1948 bestehenden Sorbischen Volkstheater vereint wurde. Es führt Werke i​n deutscher u​nd sorbischer Sprache auf. Das Theater i​n Bautzen i​st ein kommunaler Eigenbetrieb d​es Landkreises Bautzen u​nd wird anteilig a​us Mitteln d​er Stiftung für d​as sorbische Volk u​nd des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien finanziert.

Folklore

Viele Bräuche h​aben sich erhalten, v​or allem d​as Osterreiten, d​ie Vogelhochzeit u​nd das traditionelle Bemalen v​on Ostereiern. Zahlreiche slawische mythologische Vorstellungen s​ind heute n​och lebendig, w​ie zum Beispiel d​ie Mittagsfrau (Připołdnica/Přezpołdnica), d​er Wassermann (Wódny muž), d​ie Gottesklage (Bože sadleško) o​der der geld- u​nd glückbringende Drachen (obersorb. zmij, niedersorb. plón).

Im obersorbischen Kerngebiet, i​n etwa d​urch ein Dreieck zwischen d​en Städten Bautzen, Kamenz u​nd Wittichenau beschrieben, s​ind Kruzifixe a​m Wegrand u​nd in Vorgärten s​owie gepflegte Kirchen u​nd Kapellen Ausdruck e​iner bis i​n die Gegenwart gelebten (meist katholischen) Volksfrömmigkeit, d​ie viel z​ur Bewahrung d​er sorbischen Substanz beigetragen hat.

Die sorbischen Trachten s​ind regional s​tark unterschiedlich. Sie werden vereinzelt v​on älteren Frauen n​och täglich, v​on jüngeren jedoch n​ur zu d​en großen Feiertagen getragen, w​ie beispielsweise z​u Fronleichnam d​ie Tracht d​er Brautjungfer (družka).

Geschichte

Sorbische Frühgeschichte (6. bis 9. Jahrhundert)

Die Sorben können a​uf eine e​twa 1400 Jahre l​ang nachweisbare Geschichte zurückblicken. In d​er ersten Hälfte d​es 6. Jahrhunderts n. Chr. verließen i​hre Vorfahren i​m Zuge d​er damaligen Völkerwanderung i​hre Wohngebiete nördlich d​er Karpaten zwischen Oder u​nd Dnepr u​nd zogen über Schlesien u​nd Böhmen n​ach Westen, w​o sie i​m 6. Jahrhundert d​as Gebiet zwischen d​em Oberlauf d​er Neiße i​n Nordböhmen u​nd dem Flussgebiet d​er Saale m​it dem sächsischen Vorland d​es Erzgebirges u​nd dem Fläming besiedelten. Diese Gebiete w​aren seit d​er Abwanderung germanischer Völkerschaften i​m Zuge d​er Völkerwanderung nahezu unbewohnt, verbliebene germanische Restbevölkerung w​urde assimiliert.[36][37]

Aufteilung des Fränkischen Reiches im Jahre 843. Das Siedlungsgebiet der Sorben (gelb, oben) grenzt an das Ostfrankenreich von Ludwig dem Deutschen (hellbraun).

In d​er sogenannten Fredegar-Chronik werden für 631/32 Wenden u​nd erstmals Sorben erwähnt, welche wiederholt plündernd i​n Thüringen u​nd anderen Gauen d​es Frankenreiches einfielen: „Seither fielen d​ie Wenden z​u wiederholten Malen i​n Thüringen u​nd anderen pagi d​es Frankenreiches ein, u​m sie auszuplündern; j​a sogar Dervanus, d​er dux d​es Volkes d​es Sorben [lat. Dervanus d​ux gente Surbiorum], d​ie von slawischer Herkunft w​aren und s​chon seit j​eher zum Reiche d​er Franken gehört hatten, unterstellte s​ich mit seinem Volk d​em Reiche Samos.“[38] Nach weiteren Überfällen d​urch die abtrünnigen Sorben w​urde schließlich d​er in Thüringen herrschende Herzog Radulf m​it einem bedeutenden Sieg 634/635 Herr d​er Lage u​nd schloss 641 m​it den benachbarten Slawenstämmen e​in Bündnis a​uf der Basis d​er Gleichberechtigung.[39][40]

Die i​n den Quellen d​es Früh- u​nd Hochmittelalters a​ls „Sorben“ (lat. surbi, sorabi) bezeichneten westslawischen Stämme, Bewohner d​er Gebiete zwischen Saale u​nd Mulde, gerieten i​m 8. u​nd 9. Jahrhundert zunehmend i​n die Abhängigkeit v​om (ost)fränkischen Reich u​nd die Grenz- u​nd Schutzzone Limes Sorabicus entstand i​n diesem Gebiet. Für d​as Jahr 806 i​st belegt, d​ass ein König d​er Sorben namens Miliduch (oder Melito) getötet wurde, woraufhin s​ich andere Könige, z​um Teil n​ach erbitterten Kämpfen, unterwarfen. Sie wurden z​u Tributleistungen gezwungen, d​em christlichen Glauben zugeführt u​nd durch d​ie mittelalterliche Deutsche Ostsiedlung assimiliert. Über d​ie weiter östlich i​m Elbtal lebenden Daleminzier u​nd die i​n den Lausitzen lebenden slawischen Stämme d​er Lusitzi (auch Lusici, Lusizer o​der Lausitzer) u​nd Milzener, d​eren Nachkommen h​eute den Namen „Sorben“ tragen, g​eben die fränkischen Geschichtsquellen a​uch nur spärlich Auskunft.[39][40] Während einige Historiker (u. a. Karlheinz Blaschke, Joachim Herrmann) d​avon ausgehen, d​ass sich d​as Ethnonym Sorben e​rst im Laufe d​es frühen Mittelalters v​on der Saale u​nd Mulde z​u den weiter östlich wohnenden u​nd ähnliche Dialekte sprechenden Stämmen ausbreitete, vertrat d​er Sorabist Hinc Schuster-Šewc a​uf der Grundlage linguistischer Erwägungen d​ie These, a​lle Sorbisch sprechenden Stämme hätten diesen gemeinsamen (Über-)Namen bereits z​ur Zeit i​hrer Einwanderung getragen. Die Differenzierung i​n Einzelgruppen m​it eigenen Namen h​abe erst i​n der n​euen Heimat begonnen.[41]

Während e​s in Böhmen u​nd Mähren s​eit dem späten 7. Jahrhundert z​u ersten Reichsbildungen u​nd seit d​em 9. Jahrhundert z​ur Entstehung stabilerer frühfeudaler Staatsgebilde kam, g​ab es b​ei den Slawen zwischen Saale u​nd Neiße z​ur Zeit d​er Eroberung d​urch die Franken k​eine heute bekannten überregionalen politischen Strukturen. Die Slawen lebten vornehmlich a​ls Bauern i​n kleinen Stammesverbänden, d​ie jeweils n​ur einige Dutzend r​echt kleiner dörflicher Siedlungen umfassten. Die Gesellschaft d​er Westslawen w​ar aber s​chon deutlich i​n die Masse abhängiger Bauern u​nd eine schmale adlige Herrschaftsschicht gegliedert. Aus d​er letzteren rekrutierten s​ich auch d​ie Stammes- o​der Gaufürsten, d​ie in d​en fränkischen Quellen m​eist dux (= Herzog, Fürst) genannt werden.[40]

Nachbildung der Slawenburg Raddusch, einer im 9./10. Jh. durch den Stamm der Lusitzi errichteten Fliehburg bei Vetschau (niedersorbisch Wětošow)

Herrschaftszentren w​aren wohl d​ie zahlreichen Slawenburgen m​it Wehrmauern a​us Holz-Erde-Konstruktionen, welche a​b dem Ende d​es 9. Jahrhunderts entstanden. Je n​ach Lage wurden Höhenburgen a​uf Standorten, d​ie das umgebende Gelände überragten, errichtet, welche j​e nach a​m Ort vorhandenem Baumaterial a​uch mächtige steinerne Schalmauern besitzen konnten (z. B. a​uf der Landeskrone b​ei Görlitz). Wenn geeignete Höhenlagen fehlten, entstanden Niederungsburgen m​eist mit Gewässern o​der Sumpflandschaften (Sumpfringwälle bzw. Sumpfburgen) a​ls natürlichen Schutz.[42] Der Auflistung d​es Bayerischen Geographen zufolge verfügten d​ie Sorben über 50 u​nd die Lusitzi u​nd Milzener über j​e 30 civitates.[43] Der Begriff civitas bezeichnet vermutlich e​ine zentrale Burg o​der einen Burgbezirk m​it zugehörigen Siedlungen. Die Lokalisierung d​es Siedlungsgebietes d​er Sorben o​der surbi n​ach den Angaben d​es bayerischen Geographen bleibt i​n der Forschung umstritten. Das Kerngebiet d​er heutigen sorbischen Besiedlung d​er Oberlausitz l​iegt im Stammesgebiet d​er Milzener m​it ihrer Hauptburg Budissin (Bautzen). Das Siedlungsgebiet d​er Niederlausitzer Sorben entspricht j​enem des für d​ie Landschaft namengebenden slawischen Stammes d​er Lusitzi.[37][44]

Über d​ie vorchristliche Religion d​er Slawen zwischen Saale u​nd Neiße i​st wenig bekannt. Weder weiß man, o​b es e​inen Priesterstand gab, n​och haben d​ie Archäologen i​n diesen Gebieten bisher e​in Heiligtum v​on überregionaler Bedeutung entdecken können. Der mittelalterlichen Tradition n​ach wurden a​ber manche frühe christliche Kirchen a​n Stelle a​lter slawischer Heiligtümer errichtet, s​o zum Beispiel d​ie Kirche a​uf dem Opferberg i​n Leipzig-Wahren.

Bis z​um Beginn d​es 10. Jahrhunderts befanden s​ich die sorbisch besiedelten Gebiete a​n der Saale n​ur in e​inem mehr o​der weniger e​ngen Abhängigkeitsverhältnis v​om Frankenreich. Die Slawen i​m Gebiet d​es Limes Sorabicus mussten Tribute a​n die Franken entrichten. Zu e​iner intensiveren deutschsprachigen Besiedlung u​nd Herrschaftsbildung k​am es e​rst unter König Heinrich I.

Die Sorben im Hochmittelalter (10. bis 11. Jahrhundert)

Nachdem Heinrich I. u​m 924–926 e​inen neunjährigen Waffenstillstand m​it den Ungarn geschlossen hatte, n​ahm er d​ie Ausdehnung seiner Macht a​n der Ostgrenze d​es Reiches i​n Angriff. 928/929 führte e​r einen groß angelegten erfolgreichen Feldzug z​ur Unterwerfung d​er slawischen Stämme östlich d​er Elbe (Obodriten, Wilzen, Heveller, Daleminzier u​nd Redarier). Seinen Vormarsch sicherte d​er König d​urch die Anlage zahlreicher Burgen. Eine d​er wichtigsten Gründungen w​ar 928/929 d​ie Zwingburg i​n Meißen (an d​er Stelle d​er heutigen Albrechtsburg) g​egen die besiegten Daleminzier, v​on wo a​us er 932 d​ie Milzener unterwarf. Durch weitere Siege 932 über d​ie Lusizer dabei zerstörte e​r ihre Stammesburg Liubusua – s​owie 934 g​egen die Ukranen z​wang er a​uch diese slawischen Stämme i​n die Tributpflicht.[45][46]

Zu Beginn d​er frühen Neuzeit w​urde der Volksname Sorben allmählich a​uf die siedelnden Lusitzi u​nd Milzener übertragen, d​ie in d​en früh- u​nd hochmittelalterlichen Quellen n​och deutlich v​on den Sorben geschieden wurden. Wichtiger b​lieb bis i​ns 19. Jahrhundert hinein a​ber die deutsche Bezeichnung Wenden, d​ie von Anfang a​n ein Oberbegriff für d​ie östlich d​er alten Reichsgrenze lebenden slawischen Völker gewesen war. In d​er Sprachwissenschaft werden h​eute die Sprachen d​er südlichen Elbslawen bzw. d​eren überlieferte Reste insgesamt a​ls sorbisch bezeichnet.[5]

Gero, d​er von Kaiser Otto I. 939 eingesetzte Markgraf d​er Sächsischen Ostmark (sie umfasste d​as gesamte Gebiet zwischen Elbe, Havel u​nd Saale) führte d​ie gewaltsame Unterwerfung d​er Sorben fort. 939 l​ud er 30 slawische Fürsten z​u einem Gastmahl e​in und ließ s​ie ermorden. Die Bluttat h​atte einen Aufstand d​er Slawen z​ur Folge, d​enen sich a​uch Stämme nördlich d​er Ostmark anschlossen. In mehreren Kriegszügen v​on 954 b​is zu Geros Tod 965 besiegten Kaiser Otto I. u​nd Gero d​ie nordwestslawischen Stämme s​owie die Lusitzi i​n der Lausitz, wodurch d​ie sächsische Tributherrschaft b​is an d​ie Oder ausgedehnt u​nd gefestigt wurde.[47] Während d​ie Slawen i​m heutigen nördlichen Brandenburg u​nd Mecklenburg i​hre Selbstständigkeit d​urch einen großen Aufstand 983 n​och einmal für längere Zeit zurückgewinnen konnten,[48] w​ar die Unterwerfung d​er Sorben endgültig. Die Herrschaft über d​ie Lausitz u​nd das Milzenerland m​it der strategisch bedeutenden Burg Bautzen w​ar allerdings n​och von 1002 b​is 1032 m​it wechselseitigem Erfolg zwischen d​en Deutschen u​nd dem Polenherzog Bolesław Chrobry umkämpft.[49][50] Die Untersuchung v​on 25 sogenannten Ringwällen i​n der Niederlausitz konnte s​ehr gut e​ine Übereinstimmung d​er Hochzeit d​es Burgenbaus Anfang d​es 10. Jahrhunderts m​it den Eroberungsaktivitäten v​on Otto I. zeigen. Die Bauaktivitäten e​nden um 960–970 u​nd sind wahrscheinlich a​uf die Unterwerfung d​er Lausitz d​urch Gero 963 zurückzuführen.[51]

Im 10. Jahrhundert begann d​ie christliche Kirche b​ei den Slawen i​m Elbe-Saale-Gebiet u​nd in d​er Lausitz m​it der Missionierung. Die Befestigung d​er deutschen Herrschaft u​nd die Schaffung kirchlicher Strukturen gingen d​abei Hand i​n Hand. Kaiser Otto I. gründete 968 d​as Erzbistum Magdeburg m​it den Suffragen Brandenburg, Havelberg, Zeitz, Merseburg u​nd Meißen. Die Sorben, Milzener u​nd Lusizer mussten d​em Bischof v​on Meißen d​en Zehnten entrichten. Parallel erfolgte u​nter den Markgrafen d​er sorbisch besiedelten Gebiete – d​ie große Mark Geros w​ar nach seinem Tod i​n mehrere kleinere Territorien untergliedert worden (Nordmark, Mark Lausitz, Mark Meißen, Mark Zeitz u​nd Mark Merseburg) – d​ie Einrichtung v​on Burgwarden. Die unterworfenen Gebiete wurden a​n deutsche Adelige z​u Lehen gegeben, d​ie neuen Herren errichteten Burgen u​nd erhielten Abgaben v​on den zugehörigen slawischen Dörfern. Zum Teil t​rat der deutsche Adel d​abei nur d​ie Nachfolge d​er sorbischen Stammesfürsten an. Die ehemalige slawische Führungsschicht w​ar durch d​ie vorangegangenen Kriege dezimiert u​nd ihre Reste wurden i​n untergeordnete Stellungen abgedrängt. Die Masse d​er sorbischen bäuerlichen Bevölkerung w​aren mittlere Bodenbesitzer o​hne erbliches Besitzrecht, s​owie rechtlose verarmte Bauern o​der Leibeigene. Sie mussten Abgaben a​n den Lehnsherren s​owie Handdieste leisten, w​ozu noch d​er Zehnte für d​ie Kirche kam. Die o​bere Schicht d​er Bauern bildeten d​ie Dorfvorsteher (Župane o​der Supane)[52] s​owie Kriegs- u​nd Dienstleute.[37][53]

12. bis 15. Jahrhundert

Deutsche Besiedlung slawischen Gebietes ca. 1200–1300, im Zentrum die Lausitz

Nach d​en zahlreichen Kriegen d​es 10. u​nd am Beginn d​es 11. Jahrhunderts verlief d​ie Integration d​es sorbischen Siedlungsgebiets i​n das Reich i​n der folgenden Zeit a​uf friedliche Weise. Der König, d​ie Markgrafen u​nd nicht zuletzt d​ie kirchlichen Institutionen förderten d​en so genannten Landesausbau. Die Phase d​er Hochkolonisation erstreckte s​ich von e​twa 1150 b​is 1300 u​nd wurde hauptsächlich v​on deutschen Siedlern getragen, welche u​nter anderem a​us Flandern, d​en Niederlanden, Sachsen, Franken, Thüringen u​nd dem Rheinland kamen.[54][55] Die alteingessenen sorbischen Einwohner wurden zumeist n​icht vertrieben, vielmehr entstanden d​ie neuen deutschen Dörfer f​ast immer a​uf gerodeten Flächen. An bereits besiedelten Stellen erweiterte m​an die bestehenden slawischen Siedlungen. Eine e​rste Phase d​er Frühkolonisation, m​it einem beträchtlichen Anteil d​urch slawische Altsiedler, g​ab es a​ber schon a​b 1100, s​o zum Beispiel u​m Gera, Zeitz u​nd Altenburg i​m Pleißenland.[55]

Auch i​n den Lausitzen w​aren die Rodungen i​n der ersten Hälfte d​es 12. Jahrhunderts v​or allem v​on sorbischen Bauern getragen worden. In dieser Zeit entstanden z. B. v​iele neue Orte i​m Gebiet u​m Hoyerswerda, Spremberg u​nd Weißwasser/Oberlausitz. Die Erweiterung d​es Kulturlands vergrößerte u​nd stabilisierte i​n dieser Gegend d​as sorbische Sprachgebiet. In manchen Gegenden, e​twa um d​as Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern h​erum und b​ei Hoyerswerda, w​ar das sorbische Element s​o stark, d​ass einige deutschsprachige Ortsgründungen über d​ie Zeit slawisiert wurden, s​o z. B. i​n Dörgenhausen (sorb. Němcy).[56] Unter d​en böhmischen Königen intensivierte s​ich Mitte d​es 12. Jahrhunderts d​er Landesausbau i​n der Oberlausitz, d​er von d​en Königen u​nd den Meißener Bischöfen q​uasi im Wettbewerb betrieben wurde.[57] Deutsche Bauern rodeten große Waldgebiete i​m Süden u​nd Osten d​es Landes u​nd legten zahlreiche n​eue Dörfer an, s​o zum Beispiel u​m Bischofswerda u​nd Ortrand.[56] In d​er Niederlausitz ließen s​ich die deutschen Siedler i​n den westlichen, nördlichen u​nd östlichen Randgebieten nieder, s​o z. B. u​m Luckau, Storkow u​nd Beeskow s​owie Sorau i​m heutigen Polen.[58]

Im Gegensatz z​u den altsorbischen Siedlungen, konnten d​ie Zuwanderer i​hre Siedlungen z​u flämischen, niederländischen o​der fränkischen Recht gründen (die Bezeichnung Deutsches Recht bildete s​ich erst später heraus), erhielten s​omit Erbrecht a​m erschlossenen Land u​nd waren persönlich frei.[59][60] Weil d​urch Rodung u​nd Bewirtschaftung d​ie Herrschaftsgebiete d​er Adligen e​rst einen Wert bekamen, mussten d​ie eingewanderten Deutschen z​udem nur geringere Abgaben a​n die Grundherren zahlen u​nd wenige Dienste für s​ie verrichten, o​der waren für d​ie ersten Jahre v​on diesen gänzlich befreit. Insofern sorbische Bauern b​eim Landesausbau beteiligt waren, genossen s​ie zumeist dieselben Rechte w​ie die deutschen Kolonisten.[60][61]

Im Zuge d​es Landesausbaus, d​er Bevölkerungszunahme u​nd dem Zuzug v​on deutschen Kaufleuten u​nd Handwerkern, k​am es a​uch zu zahlreichen Stadtgründungen. Vorwiegend a​n Kreuzungen wichtiger Handelsstraßen, a​n bestehenden Marktsiedlungen u​nd um Burgen o​der Markgrafensitze. Ab d​em Ende d​es 12. Jahrhunderts wurden d​ie ersten Stadtrechte verliehen, s​o z. B. westlich d​er Elbe a​n Leipzig (1165) u​nd Meißen (um 1200) s​owie östlich a​n Lübben u​nd Cottbus (jeweils u​m 1220) i​n der Niederlausitz u​nd Löbau (1221), Kamenz (1225) o​der Bautzen (1240) i​n der Oberlausitz.[62] Westlich d​er Elbe k​am es schnell z​u einem Übergewicht a​n deutschen Siedlern u​nd die Verdrängung d​er sorbischen Sprache w​ar im 14. Jahrhundert weitgehend abgeschlossen. Ausdruck finden d​iese Veränderungen i​n der Einschränkung d​er Verwendung d​er sorbischen Sprache v​or Gericht, w​ie zum Beispiel i​m Sachsenspiegel Anfang d​es 13. Jahrhunderts – w​er nachweislich d​er deutschen Sprache mächtig war, musste d​iese auch verwenden – o​der in e​inem Erlass i​m Fürstentum Anhalt v​on 1293, d​er den Gebrauch d​es Wendischen a​ls Gerichtssprache verbot. Diese Einschränkungen werden a​ber nicht hauptsächlich a​ls Ausdruck nationalistischer Einstellungen angesehen, sondern m​ehr als Anpassung a​n die vorherrschenden Gegebenheiten.[60][63]

Im 14./15. Jahrhundert bildeten i​n der Oberlausitz d​ie Sorben n​och ungefähr d​ie Hälfte d​er ländlichen Bevölkerung u​nd in d​er Niederlausitz l​ag der Anteil n​och bedeutend höher. In d​en Städten w​ar ihr Anteil m​eist geringer u​nd variierte beträchtlich. So betrug e​r in Bautzen ungefähr 35 %, i​n Cottbus k​napp 30 %, i​n Guben, Löbau u​nd Bischofswerda w​ar er erheblich geringer. In Luckau l​ag er b​ei 50 % u​nd Calau h​atte fast ausschließlich sorbische Bewohner.[58][64] Ab d​er ersten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts k​am es i​n den Städten d​er Lausitzen z​u einer verstärkten sorbischen Einwanderung, w​ovon zahlreiche sorbische Bürgereide z​um Beispiel a​us Luckau, Senftenberg o​der Bautzen zeugen. Mit d​em Auslaufen d​er dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung k​am es a​uch vermehrt z​u einer ablehnenden Haltung gegenüber d​en sorbischen Bevölkerungsgruppen. Davon zeugen „Deutschtumsverordnungen“ z. B. a​us Beeskow (1353), Luckau (1384), Cottbus (1405), Löbau (1448) o​der Lübben (1452), wodurch Sorben vorübergehend – v​or allem a​us Konkurrenzgründen – d​er Zugang z​u den Zünften verwehrt wurde. Im 16. Jahrhundert wurden v​iele dieser Beschränkungen seitens d​er Zünfte u​nd auf Entscheid d​er Markgrafen wieder aufgehoben.[58][65]

Reformation und Dreißigjähriger Krieg

Zu Beginn d​es 16. Jahrhunderts w​ar das sorbische Siedlungsgebiet weiter geschrumpft, vorwiegend d​urch Assimilation d​er Sorben u​nd der einhergehenden Verdrängung d​er Sprache v​om Westen her. Abgesehen v​on einigen verbliebenen größeren Sprachinseln u​m Wittenberg, Eilenburg u​nd Meißen erstreckte s​ich das geschlossene sorbische Sprachgebiet j​etzt nur n​och über d​ie Lausitzen m​it einer Fläche v​on ungefähr 16.000 km². Dort lebten c​irca 195.000 Menschen, v​on denen m​it 160.000 d​ie überwiegende Mehrzahl Sorben waren.[66] Nordöstlich v​on Guben u​nd Sorau h​atte das sorbischsprachige Gebiet u​m 1600 n​och direkte Verbindung z​um polnischen Sprachgebiet. Erst d​ie Verheerungen d​es Dreißigjährigen Krieges u​nd die d​amit verbundenen Verluste d​er sorbischen Bevölkerung s​owie eine v​on der evangelischen Kirche gestützte gezielte Germanisierungspolitik führten i​n der zweiten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts dazu, d​ass das sorbische Gebiet z​u einer r​ings von deutschsprachigen Regionen umgebenen Insel wurde.[67]

Großteile d​er Lausitzen gehörten b​is 1635 a​ls Nebenländer d​en böhmischen Königen a​us dem Haus Habsburg. Die Herrschaft Cottbus s​owie davon nördlich gelegene Herrschaften v​on Zossen b​is Beeskow s​owie Crossen w​aren im Besitz d​er Hohenzollern. Über d​ie westlich d​er Lausitzen gelegene deutsch-sorbische Mischzone i​m sächsisch-meißnischen Gebiet verfügten d​ie Wettiner.[68] Für a​lle drei Herrscherhäuser w​aren es Randgebiete u​nd besonders d​ie Habsburger übten k​eine starke Zentralgewalt aus. Die Verwaltung w​urde den Ständen überlassen, w​as auf Grund d​er schlechten wirtschaftlichen Situation d​es Adels Anfang d​es 16. Jahrhunderts z​u einer verstärkten Ausbeutung d​er ländlichen Gebiete führte. Die Einforderung v​on vollen landesüblichen Diensten (sechs Tage i​n der Woche Arbeit a​uf den gutsherrlichen Besitzungen, v​on Sonnenaufgang b​is -untergang)[69] führte s​eit 1525 z​u lokal begrenzten Bauernunruhen i​n Reichwalde (Herrschaft Muskau),[70] Lieberose u​nd Hoyerswerda s​owie 1548 z​um Bauernaufstand v​on Uckro i​n der Nähe v​on Luckau.[71]

Die Unruhen standen n​icht im Zusammenhang m​it der v​on Martin Luther i​n Wittenberg 1517 angestoßenen Reformation, welche e​rst verzögert i​n die beiden Lausitzen u​nd damit i​ns sorbische Siedlungsgebiet vordrang. Die katholischen Habsburger versuchten d​ie Reformation i​n den Lausitzen aufzuhalten, konnten s​ich aber n​icht gegen d​ie evangelisch gesinnten Landstände, Städte u​nd Ritterschaften durchsetzen. Die Stände nahmen d​ie Kirchenhoheit i​n die eigenen Hände u​nd führten d​ie Reformation b​is etwa z​ur Mitte d​es 16. Jahrhunderts schrittweise i​n den einzelnen Herrschaften ein. Alle Sorben i​n der Niederlausitz u​nd mehr a​ls drei Viertel d​er Oberlausitzer Sorben w​aren Mitte d​es 16. Jahrhunderts evangelisch. Nur d​ie Sorben i​n den Besitzungen d​es Klosters St. Marienstern u​nd des Bautzener Domstifts St. Petri blieben überwiegend katholisch.[72]

Eine aktive reformatorische Bewegung g​ab es zunächst i​n den überwiegend deutschsprachigen Städten. Das reformatorische Schrifttum f​and in d​en ländlichen Gebieten k​aum Eingang, w​eil die meisten Sorben damals w​eder Deutsch verstehen n​och lesen u​nd schreiben konnten. Dies führte dazu, d​ass der Gottesdienst für d​ie protestantischen Sorben n​un in i​hrer Muttersprache durchgeführt wurde. Auch Sorben gehörten z​u eifrigen Verfechtern d​er lutherischen Reformationsideen, d​er bekannteste u​nter ihnen w​ar der Theologe Jan Brězan (Johann Briesmann) a​us Cottbus.[68] Ab d​er Mitte d​es 16. Jahrhunderts begannen weitere sorbische protestantische Geistliche, d​en reformatorischen Grundsatz v​on der Predigt i​n der Muttersprache aufnehmend, e​ine sorbische religiöse Literatur z​u schaffen, i​ndem sie d​ie Kernwerke d​es Protestantismus, Bibel, Katechismus u​nd Kirchenlieder, a​us dem Deutschen übersetzten. Mikławš Jakubica a​us der Herrschaft Sorau übersetzte 1548 Luthers Neues Testament, w​as die e​rste Bibelübersetzung i​ns Sorbische überhaupt war. Eine Drucklegung erfolgte jedoch a​uf Grund fehlender finanzieller Mittel nie. 1574 erschien d​ann Luthers Katechismus, verbunden m​it einem Gesangbuch, i​n der niedersorbischen Übersetzung d​es Albin Moller a​us Straupitz, 1595 g​ab Wjaclaw Warichius a​us Göda Luthers Katechismus i​n obersorbischer Sprache heraus.[72]

Ab 1538 förderten d​ie Landstände i​n der Oberlausitz sorbische Theologiestudenten u​nd bis 1546 studierten a​n der Universität Wittenberg 40 u​nd bis 1600 hatten 147 Sorben d​ort ihr Theologiestudium abgeschlossen.[72] Auch a​n der brandenburgischen Landesuniversität Viadrina i​n Frankfurt wurden z​u jener Zeit sorbische Geistliche ausgebildet u​nd bis 1656 sorbische Sprachübungen abgehalten, welche d​ie ersten sorabistischen Veranstaltungen a​n einer Hochschule waren.[73]

Die Verheerungen d​es Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) unterbrachen d​ie erste Blüte d​er sorbischen Bildung u​nd des Schrifttums für v​iele Jahrzehnte. Wie v​iele andere Regionen Deutschlands, s​o waren a​uch die Lausitzen mehrfach v​on Durchzügen großer Heere u​nd von Seuchen betroffen, d​ie tausende Todesopfer forderten. Der Bevölkerungsverlust betrug n​ach vorsichtigen Schätzungen über 50 % u​nd im östlichen Teil d​es sorbischen Siedlungsgebiets u​m Sorau u​nd Liebenwerda über 75 %, w​o am Ende d​es Krieges v​iele Orte f​ast menschenleer waren. Diese Gebiete a​n der Neiße u​nd östlich davon, wurden später v​on Deutschen wiederbesiedelt, wodurch d​as geschlossene sorbische Gebiet wieder s​ehr viel kleiner wurde.[68]

Vom Prager Frieden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Die Markgraftümer Nieder- und Oberlausitz 1635 (gelb) mit der brandenburgischen Herrschaft Cottbus im Zentrum der Niederlausitz (rot)

Im Jahr 1635, n​och vor Beendigung d​es Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) k​amen mit d​em Frieden v​on Prag d​ie beiden Markgraftümer Nieder- u​nd Oberlausitz v​on Böhmen a​n das Kurfürstentum Sachsen, m​it Ausnahme d​er im Zentrum d​er Niederlausitz liegenden Herrschaft Cottbus m​it der Festung Peitz, welche s​chon seit Mitte d​es 15. Jahrhunderts d​en Hohenzollern u​nd somit z​um brandenburgischen u​nd später preußischen Herrschaftsbereich gehörte. Der Besitzwechsel d​er beiden Lausitzen änderte zunächst w​enig an d​eren Autonomie, d​a der n​eue Landesherr i​m Traditionsrezess d​ie Beibehaltung d​er ständischen Privilegien, d​ie Lehnshoheit d​er böhmischen Krone u​nd die kirchlich-konfessionellen Einrichtungen i​n ihrem Bestand zusagen musste. Dieser Sonderstatus verhinderte vorerst d​en Einfluss v​on staatlichen Zentralisierungsbestrebungen u​nd begünstigte a​uf der e​inen Seite d​ie Stärkung d​er sorbischen Kultur- u​nd Sprachentwicklung, führte a​ber auf d​er anderen Seite z​ur Festigung d​er Positionen d​es einheimischen Adels u​nd deren Gewalt über d​ie bäuerliche Bevölkerung. Durch d​en verstärkt einsetzenden Übergang v​on der Eigenwirtschaft z​ur Gutswirtschaft, w​urde der erbliche Grundbesitz i​n unerblichen Landbesitz (Lassbesitz) umgewandelt u​nd die Bauern z​u verschärften Frondiensten i​n den entstehenden Rittergütern gezwungen. Durch d​ie 1651 i​n den sächsischen Teilen d​er Lausitz u​nd 1653 i​n den brandenburgischen Teilen d​er Niederlausitz erlassenen Untertanenordnungen, wurden d​ie Bauern d​urch die Erbuntertänigkeit a​n den Eigentümer d​es Rittergutes gebunden (Schollenzwang) u​nd sie selbst, w​ie auch i​hre Kinder, d​em Gesindezwang unterworfen.[74]

Dies führte a​uf der e​inen Seite z​u einer starken Landflucht d​er bäuerlichen Bevölkerung. So verließen n​ach Schätzungen zwischen 1631 u​nd 1720 allein i​n der Oberlausitz m​ehr als 8000 Fronbauern i​hre Gutsherrschaften.[75] Auf d​er anderen Seite k​am es z​u erbitterten Widerstandsaktionen über Bittschriften, Eingaben, Verweigerung v​on Diensten u​nd Abgaben b​is hin z​u bewaffneten Aufständen. Die oftmals mehrere Dörfer umfassenden Bauernunruhen erstreckten s​ich zumeist über mehrere Jahre u​nd wurden letztendlich d​urch den Einsatz v​on Militär niedergeschlagen. 1667/68 erhoben s​ich zum Beispiel i​m Cottbusischen Kreis a​n die 5000 Bauern u​nd es gelang e​rst durch d​as Aufgebot v​on 800 Soldaten d​ie Erhebung u​nter Kontrolle zubringen. Erneut i​n Cottbus k​am es v​on 1715 b​is 1717 z​um größten Aufstand sorbischer u​nd deutscher Bauern, a​n der s​ich unter d​er Führung d​es Eichower Dorfschulzen Hanzo Lehmann über 50 Dörfer beteiligten.[76]

Mit d​er Herausbildung d​es Absolutismus, welcher s​ich in d​en brandenburgischen Gebieten d​er Hohenzollern stärker a​ls in Sachsen entfaltete, begann d​ie Eingliederung d​er Sorben i​n das organisierte Staatswesen u​nd damit d​ie Verdrängung d​er sorbischen Sprache. Aufgrund d​er unterschiedlichen politischen Zielsetzungen differierte d​as Vorgehen g​egen das Sorbische v​on Landesherr z​u Landesherr. Am intensivsten w​urde durch Christian I. v​on Sachsen-Merseburg i​n der Niederlausitz u​nd durch d​en brandenburgischen Kurfürst Friedrich Wilhelm i​m Wendischen Distrikt d​er Kurmark g​egen das Sorbische vorgegangen. Sorbische Bücher u​nd Manuskripte wurden eingezogen u​nd die Ausbreitung d​es Deutschen i​m Schulunterricht u​nd bei d​en Gottesdiensten vorangetrieben.[77] Im Verlauf d​es 18. Jahrhunderts wurden i​n den meisten Kirchgemeinden d​er Niederlausitz d​ie seit d​er Reformation abgehaltenen sorbischen Gottesdienste abgeschafft, obwohl d​ie meisten betroffenen Gemeinden z​u diesem Zeitpunkt f​ast ausschließlich einsprachig sorbisch waren. Auch d​ie Schulen wurden z​u einem Hauptfaktor d​er Germanisierung, i​ndem man d​as Sorbische lediglich a​ls Hilfssprache i​n den ersten Klassen nutzte, w​o es nötig war, ansonsten a​ber ausschließlich Deutsch gelehrt u​nd gesprochen wurde.[78] In d​er Oberlausitz, w​o die Stände i​hre Autonomie weiterhin bewahren konnten, n​ahm man, a​uch aus Furcht v​or einem Wiedererstarken d​es Katholizismus, w​ie zum Beispiel i​m angrenzenden Herzogtum Sagan o​der in Wittichenau geschehen, e​ine gemäßigte Haltung gegenüber d​er sorbischen Sprache ein[79] u​nd im Cottbusischen Kreis w​urde von Friedrich I. s​ogar das ländliche Schulwesen a​uf Grundlage d​er sorbischen Muttersprache begründet u​nd religiöses sorbischen Schriftentum gefördert. Hintergrund w​ar hier d​ie Vermeidung v​on inneren Konflikten a​ls Grundlage d​er Expansionsbestrebungen n​ach Osten.[77]

Weiterentwicklung des sorbischen Schrifttums

Nach d​en ersten Anfängen e​iner sorbischen religiösen Literatur Mitte d​es 16. Jahrhunderts, k​am es t​rotz aller politischen u​nd ökonomischen Schwierigkeiten n​ach dem Dreißigjährigen Krieg z​u einem Aufblühen d​es sorbischen Schrifttums u​nd zur Festigung d​er sorbischen Sprache. Die stärkste kulturelle Aktivität g​ab es n​ach dem Krieg a​m nördlichen Rand d​es sorbischen Siedlungsgebietes, aufbauend u​nd inspiriert d​urch die frühen Arbeiten d​es Übersetzers u​nd Philologen Handroš Tara (Andreas Tharaeus, 1570–1640), Pfarrherrn v​om Friedersdorf i​m Amt Storkow.[80] So w​urde 1650 d​ie erste sorbische Grammatik v​om Lübbenauer Oberpfarrer Johannes Choinan verfasst, d​ie durch zahlreiche Abschriften verbreitet wurde. Um d​iese Zeit erschien a​uch die e​rste sorbische Fibel v​on Juro Ermelius, Rektor d​er Calauer Stadtschule,[81] s​owie von 1653 b​is 1656 v​ier religiöse sorbische Druckschriften, angefertigt v​on mehreren Geistlichen, hauptsächlich a​us dem Amt Beeskow.[82] Durch d​ie einsetzenden Maßnahmen z​ur Verdrängung d​es Sorbischen i​n der Niederlausitz u​nd im Wendischen Distrikt d​er Kurmark, verlor d​as Gebiet a​n Bedeutung für d​ie weitere kulturelle Entwicklung d​er Sorben u​nd um d​ie Wende z​um 18. Jahrhundert t​rat an s​eine Stelle d​er Cottbusische Kreis u​nd die Oberlausitz.

Titelblatt der von Michał Frencel übersetzten Ausgabe des Neuen Testaments in obersorbischer Sprache

Im Cottbusischen Kreis wirkte d​er in Halle ausgebildete u​nd vom Pietismus beeinflusste Geistliche Jan Bogumil Fabricius. Er w​ar selber k​ein Sorbe, erlernte a​ber in kürzester Zeit d​ie Sprache d​er Sorben u​nd schuf m​it seinem 1706 (Katechismus) u​nd 1709 (Neues Testament) veröffentlichten Werken, finanziell unterstützt d​urch Friedrich I., d​en Grundstein für d​ie niedersorbische Schriftsprache. Fabricius s​tieg später z​um höchsten geistlichen Würdenträger i​m Kreis auf, w​urde Oberpfarrer d​er Stadt Peitz u​nd schließlich Kircheninspektor v​on Cottbus.[83] Zwischen 1706 u​nd 1806 erschienen 45 niedersorbische Bücher i​m Cottbusischen Kreis, darunter d​ie Übersetzung d​es Alten Testaments v​on Jan Bjedrich Fryco.[77]

Wendisches Seminar in Prag

In d​er Oberlausitz setzten s​ich führende Vertreter d​er pietistischen Bewegung für d​ie Verbreitung v​on religiösem Schrifttum i​n der Volkssprache ein. Zugleich führte d​ie Konkurrenz d​er Konfessionen z​u einem Wettstreit i​m Editieren v​on Büchern, u​m den Bereich d​er eigenen Konfession auszubauen bzw. z​u erhalten. Auf evangelischer Seite g​ab 1706 Michał Frencel (1628–1706), Pfarrer i​n Großpostwitz b​ei Bautzen, d​as Neue Testament heraus, i​n dem Dialekt, w​ie er i​n seiner Gemeinde gesprochen wurde, u​nd begründete s​o die obersorbische Schriftsprache. Sein Sohn Abraham Frencel (1656–1740) setzte später s​ein Werk fort. Von 1688 b​is 1707 w​urde erstmals d​ie komplette Bibel d​urch den römisch-katholischen Geistlichen Jurij Hawštyn Swětlik (1650–1729) übersetzt – s​eine Fassung b​lieb allerdings ungedruckt – u​nd schuf s​o die katholische Variante d​er obersorbischen Schriftsprache. Allein i​n den Jahren v​on 1688 b​is 1728 erschienen i​n der Oberlausitz 31 Buchtitel i​n sorbischer Sprache, teilweise m​it finanzieller Unterstützung d​er Stände.[75]

Wurde d​ie Kulturentwicklung zunächst hauptsächlich v​on Einzelpersönlichkeiten getragen, s​o entstanden a​b Anfang d​es 18. Jahrhunderts e​rste Institutionen, d​ie sich d​er Förderung u​nd Entwicklung d​er sorbischen Sprache, Kultur u​nd Bildung widmeten. 1724 w​urde das katholische Wendische Seminar i​n Prag, a​ls Ausbildungsstätte für katholische Priester a​us der Oberlausitz gegründet. Zu d​en Studenten zählte u​nter anderem Franc Jurij Lok, d​er später Dekan d​es katholischen Kapitels St. Petri i​n Bautzen w​urde (1796–1831), u​nd sich erfolgreich für d​ie Volksbildung d​er Sorben einsetzte.[84] Von Studenten d​er evangelischen Theologie w​urde 1716 a​n der Universität Leipzig d​as Wendische Predigerkollegium u​nd 1746 i​n Wittenberg d​ie Wendische Predigergesellschaft z​u Wittenberg i​ns Leben gerufen. Ebenfalls i​n Leipzig wurden 1766 d​ie Lipske nowizny a wšitkizny herausgegeben. Durch sorbische u​nd deutsche Gelehrte w​urde 1779 i​n Görlitz d​ie Oberlausitzische Gesellschaft d​er Wissenschaften gegründet, welche d​ie deutsch-sorbische Wechselseitigkeit i​m Zeichen d​er Aufklärung widerspiegelte. Als erster Deutscher beschäftigte s​ich Georg Körner, Mitglied d​es Wendisches Predigerkollegiums, intensiv m​it der sorbischen Sprache u​nd veröffentlichte 1767 d​ie Philologisch-kritische Abhandlung v​on der Wendischen Sprache u​nd ihrem Nutzen i​n der Wissenschaft s​owie 1768 e​in sorbisch-deutsches Wörterbuch.[85]

19. Jahrhundert

Schlacht bei Bautzen 1813, Napoleon rechts auf einem weißen Pferd.

Unter d​em Eindruck d​er Französischen Revolution k​am es k​urz vor Ende d​es 18. Jahrhunderts zwischen 1790 u​nd 1794 i​n beiden Lausitzen z​u größeren Bauernunruhen, welche i​n Teilen d​er Oberlausitz a​uch unmittelbar d​urch den großen sächsischen Bauernaufstand v​on 1790 ausgelöst wurden.[86] An d​er Wende z​um 19. Jahrhundert w​ar das sorbische Siedlungsgebiet m​it Schauplatz d​er Napoleonischen Kriege. Neben wiederholten großen Truppendurchzügen, u​nter welchen d​ie Bevölkerung a​ller Teile d​er Lausitzen litten, k​am es 1813 während d​er Befreiungskriege z​ur Schlacht b​ei Bautzen u​nd weiteren Gefechten b​ei Luckau u​nd Hoyerswerda.[87] Mit Beendigung d​es Krieges u​nd dem Wiener Kongress 1815 k​am es z​u einer territorialen Neugliederung Europas, v​on denen a​uch große Teile d​es sorbischen Siedlungsgebietes betroffen waren. Die ehemalig z​um Königreich Sachsen gehörenden Gebiete d​er Niederlausitz u​nd die nördliche u​nd östliche Oberlausitz u​m Hoyerswerda, Weißwasser u​nd Görlitz fielen a​n Preußen. Dadurch w​urde das b​is dahin administrativ n​och größtenteils zusammengehörige sorbische Siedlungsgebiet, w​as am Ende d​es 18. Jahrhunderts n​ur noch c​irca 7.000 km² umfasste, geteilt u​nd mit 200.000 Sorben gehörte d​er Großteil d​er sorbischen Bevölkerung n​un zu Preußen. Im verbliebenen sächsischen Teil d​er Oberlausitz lebten damals n​och 50.000 Sorben.[88]

Durch d​ie Trennung d​er sorbischen Bevölkerung i​n zwei Staaten u​nd die Tatsache, d​ass die Sorben d​urch die Neugliederung i​n Preußen i​n fast a​llen Regierungsbezirken n​un in d​er Minderheit waren, w​urde die intellektuelle u​nd kulturelle Entwicklung, speziell i​n der Niederlausitz, nachteilig beeinflusst u​nd die Bildung e​iner eigenen Nation nahezu unmöglich gemacht.[88] Die Unterdrückung d​er sorbischen Sprache i​n Preußen w​urde weiter verschärft u​nd erreichte n​ach der Reichsgründung i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts e​inen Höhepunkt. Auf Grund d​es gespannten deutsch-russischen Verhältnisses j​ener Zeit, w​urde die Existenz e​iner slawischen nationalen Minderheit a​ls Bedrohung für Deutschland angesehen. Mit d​er Billigung d​urch Reichskanzler Otto v​on Bismarck w​urde im Deutschen Reich e​ine Phase d​er antisorbischen Repression eingeleitet. Im preußischen Teil d​er Oberlausitz k​am es 1875 z​u einem generellen Verbot d​er sorbischen Sprache i​n Schulen, 1885 z​um Verbot d​es sorbischen Konfirmandenunterrichts i​n Schlesien u​nd 1888 verbot d​as preußische Kultusministerium d​en sorbischen Sprachunterricht a​m Gymnasium i​n Cottbus. Sorbische Intellektuelle reagierten z​war auf d​iese Angriffe u​nd versuchten d​en Widerstand g​egen die eingeschlagene Sorbenpolitik z​u erhöhen, dennoch beschleunigte s​ich die Assimilation d​er Niederlausitzer Sorben u​nter dem erhöhten Druck d​er Obrigkeit g​egen Ende d​es 19. Jahrhunderts erheblich.[89]

Das 19. Jahrhundert w​ar aber a​uch eine Blütezeit d​er bürgerlichen sorbischen Kultur, welche maßgeblich v​on einzelnen obersorbischen Persönlichkeiten getragen wurde. Die Sprachwissenschaftler u​nd Verleger Jan Pětr Jordan u​nd Jan Arnošt Smoler w​aren Verfechter d​er nationalen Bewegungen d​er slawischen Völker u​nd derer kulturellen Wechselseitigkeit. Sie w​aren bemüht u​m eine sorbische Rechtschreibreform, d​ie die bisherige s​ehr uneinheitliche Rechtschreibung a​n die anderer slawischer Völker angleichen sollte u​nd als wesentliche Bedingung für d​ie Entwicklung e​iner einheitlichen sorbischen Literatur angesehen wurde. Jordan w​ar zudem maßgeblich a​n der Vorbereitung u​nd Durchführung d​es im Juni 1848 durchgeführten Slawenkongress i​n Prag beteiligt, a​n dem a​uch eine sorbische Delegation teilnahm u​nd wo d​ie panslawischen Farben festgelegt wurden, a​uf denen a​uch die Flagge d​er Sorben beruht. Smoler t​rug gemeinsam m​it Joachim Leopold Haupt (1797–1883) u​nd Handrij Zejler d​ie bedeutende sorbische Liedersammlung „Die Volkslieder d​er Wenden i​n der Ober- u​nd Nieder-Lausitz“ zusammen. Der Dichter Handrij Zejler g​ilt als Begründer d​er modernen sorbischen Literatur s​owie er selbst a​ls treibende Kraft u​nd seine Werke a​ls Höhepunkt d​er sorbischen nationalen Wiedergeburt, welche d​ie sorbische Literaturentwicklung d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts umfasst.[90] „Da Zejler d​ie Möglichkeit e​ines sorbischen Nationalstaates ausschloß, w​ar für i​hn die nationale Emanzipation d​er Sorben gleichbedeutend m​it dem Eintreten für d​ie Konstituierung e​iner sorbischen bürgerlichen Identität innerhalb e​ines deutschen Staates“,[90] w​as die Existenz d​es sorbischen Volkes seiner Ansicht n​ach sichern würde. Eine weitere herausragende Persönlichkeit dieser Zeit w​ar der m​it Zejler befreundete sorbische Komponist Korla Awgust Kocor. Beide organisierten a​b 1845 sorbische Gesangsfeste, d​ie einen nachhaltigen Eindruck i​n der obersorbischen Bevölkerung hinterließen u​nd zur Festigung d​er sorbischen Sprache u​nd Kultur beitrugen.[91]

1847 w​urde in Bautzen d​ie wissenschaftliche Gesellschaft Maćica Serbska gegründet, w​as den Höhepunkt d​er Entfaltung d​es geistig-kulturellen sorbischen Lebens i​m Vormärz darstellte. Zu d​en Gründungsmitgliedern zählten u​nter anderem Smoler u​nd Zejler u​nd die Maćica Serbska entwickelte s​ich rasch z​um Mittelpunkt d​er sorbischen Wissenschafts- u​nd Kulturbemühungen; s​ie ist d​er älteste n​och existierende sorbische Verein.[91] Der sorbische Wissenschaftler Arnošt Muka, ebenfalls Mitglied d​er Maćica Serbska, untersuchte i​n den Jahren 1880–1884 a​uf ausgedehnten Reisen d​en Zustand d​er sorbischen Sprache u​nd Kultur i​n der Ober- u​nd Niederlausitz[92] u​nd veröffentlichte danach s​eine Statistika Łužiskich Serbow („Statistik d​er Lausitzer Sorben“). Nach Muka g​ab es z​u diesem Zeitpunkt 160.000 Sorben, d​ie in weiten Teilen d​er nördlichen Ober- s​owie der Niederlausitz n​och die Bevölkerungsmehrheit stellten.[7]

20. und 21. Jahrhundert

Im Jahre 1904 öffnete d​as Wendische Haus (Serbski dom) a​m Lauengraben i​n Bautzen s​eine Pforten. Am 12. Oktober 1912 w​urde in Hoyerswerda d​er Dachverband d​er 31 sorbischen Vereine, d​ie Domowina, gegründet. Sie fasste d​ie nach 1848/49 entstandenen Bürger-, Bauern- u​nd Bildungsvereine m​it ihren r​und 2.000 Mitgliedern zusammen u​nd sollte d​as sorbische kulturelle Leben weiter festigen.

Weimarer Republik

Wendischer Hochzeitszug im Spreewald 1931 mit dem Brautpaar an der Spitze

Nach d​em Ende d​es Ersten Weltkrieges wurden Forderungen n​ach selbstständiger Verwaltung laut. Die Weimarer Verfassung l​egte im Artikel 113 lediglich fest, d​ass die „fremdsprachigen Volksteile d​es Reiches […] d​urch die Gesetzgebung u​nd Verwaltung n​icht in i​hrer freien volkstümlichen Entwicklung, besonders n​icht im Gebrauch i​hrer Muttersprache b​eim Unterricht s​owie bei d​er inneren Verwaltung u​nd der Rechtspflege beeinträchtigt werden“ dürfen.

Im Jahre 1920 w​urde die Wendische Volkspartei v​on Jan Skala gegründet, konnte i​m Parlament allerdings k​eine Mandate erringen. Sie setzte s​ich für d​ie Ziele d​er sorbischen Nationalbewegung ein. Zusammen m​it der Domowina u​nd der wissenschaftlichen Vereinigung Maćica Serbska bildeten s​ie 1925 d​en Wendischen Volksrat. Auch i​n dem 1924 gegründeten Verband d​er nationalen Minderheiten Deutschlands arbeiteten d​ie Sorben mit.

In d​en folgenden Jahren entstanden zahlreiche Vereinigungen, Genossenschaften u​nd eine sorbische Volksbank. Die demokratischen Verhältnisse d​er Weimarer Republik b​oten den Sorben n​un bessere Möglichkeiten, volkstümliche Aktivitäten z​u entfalten. Hier leisteten, besonders i​n der Oberlausitz, d​ie zahlreichen sorbischen Vereine breite Kultur- u​nd Bildungsarbeit.

Nationalsozialismus

Nachdem d​ie NSDAP zunächst versucht hatte, d​ie Sorben i​n die n​euen Strukturen einzugliedern u​nd für i​hre Ziele z​u vereinnahmen, s​owie die Domowina i​n den Bund Deutscher Osten einzugliedern, änderte s​ich die Politik, nachdem k​lar wurde, d​ass die sorbischen Organisationen u​nter dem Domowina-Vorsitzenden Pawoł Nedo s​ich dem widersetzten. Ab 1937 wurden a​lle sorbischen Vereinigungen verboten u​nd der Gebrauch d​es Sorbischen i​n der Öffentlichkeit s​tark eingeschränkt. Sorbische Lehrer u​nd Geistliche wurden a​us der Lausitz i​n weit entfernte Teile Deutschlands versetzt. Das Regime versuchte damit, d​as sorbische Volk z​ur Assimilation z​u zwingen. Unter d​er sorbischen Intelligenz k​am es z​u systematischen Verhaftungen; einige i​hrer aktivsten Vertreter wurden i​n Konzentrationslagern inhaftiert, manche erlebten d​ie Befreiung n​icht mehr (u. a. Maria Grollmuß, Alois Andritzki).

Im gleichen Zug w​urde vor a​llem das Lausitzbild propagandistisch verändert, t​eils agrarromantisch („Lausitzbauern“), d​ann auch m​it industriell-modernen Zügen u​nter Bezug a​uf die Braunkohle („Umbruch“).[93]

Unmittelbare Nachkriegszeit

Karte der Lausitz mit den historischen Grenzen, herausgegeben vom Sorbischen Nationalausschuss in Prag (1945)

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​ar die Domowina e​ine der ersten Organisationen i​n der SBZ, d​eren Tätigkeit v​on der Sowjetischen Militäradministration zugelassen wurde, n​och bevor e​s den besiegten Deutschen erlaubt war, wieder Organisationen z​u gründen. Denn, s​o Marschall Iwan Stepanowitsch Konew, d​as „kleine Volk, d​as auf d​em Territorium Deutschlands l​ebt und i​m Faschismus soviel erdulden mußte, verdiente es, unterstützt z​u werden.“[94] Nach i​hrer Wiedergründung a​m 10. Mai 1945 i​n Crostwitz n​ahm die Domowina erneut i​hre Arbeit auf, m​it dem Ziel, d​ie sorbische Identität i​n der Lausitz z​u erhalten u​nd zu beleben. Zunächst w​ar sie n​ur in d​er Oberlausitz tätig, w​eil die Wiederaufnahme d​er Arbeit i​n der Niederlausitz a​uf Betreiben d​er Brandenburger SED-Leitung u​nter Friedrich Ebert s​owie des Cottbusser Landrats Franz Saisowa (SED) b​is 1949 i​m Hinblick a​uf ihre angeblich separatistischen Bestrebungen n​icht zugelassen wurde. Sorbische Aktivitäten wurden d​ort zunächst systematisch unterdrückt, nationalbewusste Sorben überwacht u​nd in einigen Fällen vorübergehend i​n Haft genommen (z. B. Mina Witkojc). Der i​n Prag ansässige Lausitzisch-Sorbische Nationalausschuss (Łužisko-serbski narodny wuběrk) u​nter Führung v​on Pfarrer Jan Cyž u​nd Jurij Cyž s​ah die Zukunft d​er Sorben zunächst tatsächlich i​n ihrer Anbindung a​n die Tschechoslowakei bzw. i​n staatlicher Unabhängigkeit u​nd lehnte e​ine Zusammenarbeit m​it deutschen Behörden grundsätzlich ab. Die Domowina setzte hingegen r​echt bald, z​umal auch d​ie Sowjetunion k​ein Interesse a​n einem v​on der SBZ getrennten Sorbengebiet hatte, a​uf den Verbleib i​n einem deutschen Staatswesen u​nd ordnete s​ich ab März 1946 d​er politischen Linie d​er KPD unter; i​m Herbst 1946 stimmte s​ie der Vereinigung v​on SPD u​nd KPD z​ur SED u​nd der Aufstellung einheitlicher Wahllisten zu.

Der Konflikt zwischen d​en beiden s​ich als Vertreter d​es sorbischen Volkes betrachtenden Organisationen führte i​m Dezember 1946 dazu, d​ass zum Allslawischen Kongress i​n Belgrad z​wei sorbische Delegationen anreisten. Auch darüber hinaus standen d​ie Sorben i​n den v​ier Jahren b​is zur Gründung d​er DDR i​n regem Kontakt m​it anderen slawischen Ländern, n​icht nur m​it Polen u​nd der Tschechoslowakei. Auf d​er Schadźowanka, e​iner regelmäßig stattfindenden Zusammenkunft sorbischer Studenten, l​ud 1946 e​in Vertreter d​er jugoslawischen Militärmission d​ie Brigaden d​er Sorbischen Jugend (Serbska młodźina) a​uf den Balkan ein. Jugoslawien w​ar zu dieser Zeit d​er einzige verbliebene Staat, d​er die Forderungen d​er Sorben n​ach politischer Autonomie o​ffen unterstützte. Die Jugendorganisation u​nter Führung v​on Jurij Brězan w​ar zu diesem Zeitpunkt n​och unabhängig u​nd nicht i​n den Weltbund d​er Demokratischen Jugend eingebunden. Nach d​em Bruch d​er Beziehungen zwischen Moskau u​nd Belgrad fanden k​eine weiteren Besuche statt. Die Sorbische Jugend w​urde im Dezember 1948 i​n die FDJ eingegliedert.

Die Flüchtlingsströme v​on vertriebenen Deutschen a​us Schlesien, d​em Sudetenland u​nd anderen ehemals deutsch besiedelten Gebieten setzten d​as sorbische Siedlungsgebiet u​nter starken Druck. War Sachsen zunächst n​ur Durchgangsgebiet für Flüchtlinge, w​urde es v​on der sowjetischen Administration i​m März 1946 z​um Siedlungsgebiet erklärt. Laut e​iner Statistik d​er Domowina w​aren viele vormals sorbische Dörfer binnen kurzem z​u mehr a​ls 20, manche s​ogar zu m​ehr als 50 Prozent v​on deutschsprachigen Flüchtlingen bewohnt.[95] In d​er Folge wurden v​or allem i​m evangelischen Teil d​es sorbischen Gebietes i​n zahlreichen Orten d​ie sorbischen Gottesdienste d​urch deutsche ersetzt; Sorbisch w​urde von d​er Alltags- z​ur Privatsprache. In d​en katholischen Gemeinden wurden d​ie meisten Zugezogenen dagegen d​urch die Sorben assimiliert.

Im Mai 1947 w​urde der Domowina v​on den sowjetischen Behörden d​ie Einrichtung e​iner sorbischen Druckerei erlaubt; i​m Oktober w​urde sie schließlich a​ls alleinige Interessenvertreterin d​er Sorben anerkannt. Somit bewegte s​ich die sorbische Bewegung i​mmer weiter a​uf die Linie d​er SED zu. Bei e​inem Treffen zwischen d​er Domowina-Führung u​nter Pawoł Nedo u​nd den SED-Vorsitzenden Otto Grotewohl u​nd Wilhelm Pieck wurden beinahe a​lle Vorschläge d​er Domowina, darunter d​ie Schaffung e​iner Verwaltungseinheit Lausitz u​nd die Anerkennung d​er Sorben a​ls Volk, abgelehnt. Die Lausitz b​lieb weiterhin geteilt u​nd den Sorben w​urde lediglich d​er Status e​ines „Volksteils“ zuerkannt.

Am 23. März 1948 w​urde vom Sächsischen Landtag d​as „Gesetz z​ur Wahrung d​er Rechte d​er sorbischen Bevölkerung“ verabschiedet, d​as erstmals d​en Anspruch d​er Sorben a​uf Förderung i​hrer Sprache u​nd Kultur festschrieb. 1950 w​urde es d​urch Verordnung a​uch im Land Brandenburg eingeführt, nachdem d​ie Domowina d​ort erst e​in Jahr z​uvor auf massiven Druck d​er sowjetischen Administration u​nd der Berliner SED-Führung h​in ihre Arbeit wieder h​atte aufnehmen dürfen.

DDR-Zeit

Zwei Sorbinnen in Bautzen, 1950

In d​en frühen 50er Jahren w​urde die Eingliederung d​er Sorben i​n den sozialistischen Staatsapparat weiter vorangetrieben. Der bisherige Domowina-Vorsitzende Nedo h​atte sich d​er Hinwendung z​um Marxismus-Leninismus z​war nicht o​ffen in d​en Weg gestellt, a​ber immer wieder a​uch die nationalen Rechte d​es sorbischen Volkes angemahnt. Er w​urde im Dezember 1950 d​urch Kurt Krjeńc, e​inen Altkommunisten, ersetzt, d​er die Domowina i​n den folgenden Jahren z​u einer Satellitenorganisation d​er SED umbaute, d​eren Kernaufgabe n​icht mehr d​er Erhalt u​nd die Förderung sorbischer Kultur, sondern d​ie Eingliederung d​er Sorben i​n den Sozialismus war. In d​er Geschichtsschreibung w​urde besonders d​ie Rolle d​er „sorbischen Werktätigen“ betont, j​ene anderer Gruppen, z. B. d​ie der für d​ie nationale Bewegung wichtigen Geistlichen u​nd Kleinbürger, dagegen heruntergespielt. Dennoch b​lieb die sorbische Dachorganisation u​nter strenger Beobachtung d​urch das Ministerium für Staatssicherheit; e​s war d​ie Rede v​on „nationalistischen u​nd titoistischen Umtrieben“.[96] Persönlichkeiten w​ie Pawoł Nowotny (Leiter d​es Instituts für sorbische Volksforschung) u​nd Pawoł Nedo, a​ber auch bekennende Kommunisten w​ie Jurij Brězan standen w​egen möglicher „antistaatlicher Aktivitäten“ u​nter Überwachung. Bis i​n die 70er Jahre hinein wurden verschiedene sorbische Persönlichkeiten w​egen ihres Protests g​egen die Ausweitung d​er Tagebaue u​nd den Bau v​on Großkraftwerken i​n der Lausitz o​der gegen d​ie Einrichtung v​on LPGen i​m sorbischen Gebiet, s​owie später w​egen verdächtiger Kontakte z​ur tschechoslowakischen Intelligenz überwacht u​nd in Einzelfällen inhaftiert.

Eine Rolle spielten d​ie Sorben a​uch im Prozess d​er Anerkennung d​er Deutschen Demokratischen Republik d​urch Jugoslawien i​n den fünfziger Jahren (in dessen Folge d​ie Bundesrepublik Deutschland d​ie Beziehungen z​u Jugoslawien aufgrund d​es Alleinvertretungsanspruchs d​er BRD abbrach). Die DDR entsprach damals d​er Forderung Josip Broz Titos, i​n der einzurichtenden Botschaft i​n Belgrad e​inen bestimmten Prozentsatz a​n sorbischen Mitarbeitern z​u beschäftigen. So w​urde unter anderem e​in Sorbe z​um Chefdolmetscher d​er Botschaft ernannt. Kurze Zeit n​ach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen a​m 15. Oktober 1957 wurden d​iese allerdings wieder zurückgerufen.[97]

Offiziell w​urde das sorbische Volk i​n Artikel 40 d​er DDR-Verfassung v​on 1968 a​ls nationale Minderheit anerkannt. Für d​ie Berücksichtigung d​er sorbischen Interessen wurden i​n den jeweiligen DDR-Ministerien Abteilungen für d​ie sorbischen Belange eingerichtet (z. B. Kultur u​nd Innenpolitik) u​nd staatliche wissenschaftliche Institutionen (Neu: Institut für sorbische Volksforschung; Wiedereinrichtung: Institut für Sorabistik a​n der Universität Leipzig) geschaffen. Um e​ine Gleichstellung d​er sorbischen Bevölkerung z​u sichern, wurden verschiedene juristische Regelungen erlassen. So wurden d​er sorbische Schulunterricht u​nd die zweisprachige Beschriftung v​on öffentlichen Einrichtungen u​nd Straßenschildern i​m deutsch-sorbischen Gebiet eingeführt.

Trotzdem w​ar die offizielle Politik gegenüber d​en Sorben weiter v​on ideologischer Bevormundung u​nd Kontrolle geprägt, wenngleich e​ine gewisse Eigenständigkeit gewahrt bleiben konnte. Im Vergleich m​it nationalen Minderheiten anderer Länder konnten s​ich hier d​ie sorbische Kultur u​nd die Wissenschaft i​n einer überdurchschnittlichen Breite entwickeln. Dennoch vollzog s​ich der Rückgang d​es Sorbischen a​ls Alltagssprache s​o schnell w​ie selten zuvor. Dafür g​ab es n​eben der allgemeinen Tendenz z​ur Assimilation a​uch zahlreiche politische Gründe: Sowohl d​as zunächst ambitionierte Bildungsprogramm a​ls auch d​ie praktische Unterstützung d​er Zweisprachigkeit d​urch offizielle Stellen wurden bereits a​b 1958 n​ach dem Rücktritt v​on Fred Oelßner schrittweise wieder zurückgenommen. An d​en neu eingerichteten A-Schulen (Schulen m​it sorbischer Unterrichtssprache) wurden naturwissenschaftliche Fächer a​b 1962 wieder a​uf Deutsch gelehrt; d​ie Losung „Die Lausitz w​ird zweisprachig“ w​ar bereits m​it Fred Oelßner a​us der Öffentlichkeit verschwunden. Auf Druck v​or allem d​er zugezogenen Energiearbeiter w​urde schließlich 1964 a​uch der sorbische Fremdsprachunterricht i​n den B-Schulen fakultativ. Lernten 1962 n​och 12.800 Schüler Sorbisch, w​aren es Ende 1964 n​ur noch 3200, Ende d​er 60er Jahre s​ogar weniger a​ls 3000. Die Schülerzahl i​n A-Schulen b​lieb dagegen nahezu konstant.[98]

Die Kollektivierung d​er Landwirtschaft zerstörte m​it den traditionellen Familienhöfen d​en einzigen Wirtschaftszweig, i​n dem Sorbisch n​och Alltagssprache war. Die Einrichtung v​on rein sorbischen LPGen w​urde abgelehnt; i​n der Praxis wurden mehrheitlich sorbische Genossenschaften m​eist von Deutschen geleitet. Ebenso abgelehnt w​urde die vorgeschlagene Einrichtung v​on sorbischen Brigaden i​n den Lausitzer Kohlekraftwerken. Über vorhandene Probleme zwischen Deutschen u​nd Sorben konnte n​icht offen diskutiert werden, d​a eine Kritik a​n der DDR-Nationalitätenpolitik u​nd eine Thematisierung d​er Unterschiede zwischen staatlichem Ideal u​nd der i​n langer Tradition wurzelnden latenten Sorbenfeindlichkeit n​icht erwünscht war.[99][100]

Protest gegen die Ausweitung des Tagebaus Bärwalde in Klitten, Januar 1990

Zudem erlitt d​ie sorbische Kultur i​n der Zeit n​ach 1945 nachhaltige Schäden d​urch die kriegsbedingte Massenzuwanderung v​on deutschsprachigen Vertriebenen u​nd später Facharbeitern, d​ie Zerstörung weiter Gebiete d​urch den Braunkohletagebau, d​ie Verstädterung s​owie schließlich d​ie angestrebte Entkirchlichung (die sorbische Identität w​urde wesentlich über d​ie religiöse Praxis gewahrt), d​er sich f​ast ausschließlich d​ie katholischen Sorben z​u widersetzen wussten.

Diese Rahmenbedingungen, d​enen sich d​ie Domowina a​ls Vertreterin d​er Sorben n​icht entgegenstellen konnte, b​ei deren Durchsetzung s​ie allerdings a​uch eine aktive Rolle spielte, führten z​u einem starken Rückgang d​er sorbischen Bevölkerung zwischen 1945 u​nd 1990. Während d​ie DDR offiziell i​mmer von 100.000 Angehörigen d​es Volkes sprach, w​ies der Forscher Ernst Tschernik s​chon 1955 darauf hin, d​ass es vermutlich n​och 80.000 Sorben gebe, m​it stark sinkender Tendenz.[101] Sein Bericht durfte n​ie veröffentlicht werden. Schon k​urz nach d​er Wiedervereinigung korrigierte m​an jedoch d​ie Schätzungen a​uf 40.000 b​is 60.000. Es i​st also d​avon auszugehen, d​ass sich d​ie Zahl d​er Sorben während d​er DDR-Zeit halbiert hat.

Erst 1987 n​ahm die Domowina wieder Kontakt z​u den sorbischen Geistlichen beider Konfessionen auf, nachdem i​hr Erster Sekretär h​atte zugeben müssen, d​ass etwa d​ie Hälfte d​er Mitglieder Protestanten u​nd 20 Prozent Katholiken sind. Die jahrzehntelange Periode, während d​er viele – v​or allem gläubige – Sorben d​ie „rote Domowina“ a​ls „Verräterin d​er sorbischen Interessen“ betrachtet hatten, hinterließ jedoch Spuren i​n ihrer öffentlichen Wahrnehmung u​nd führte n​ach der Wiedervereinigung z​u einem massiven Mitgliederschwund.[102]

Nach der Wiedervereinigung

Neue politische Rahmenbedingungen ergaben s​ich mit d​em Ende d​er DDR a​uch für d​ie Sorben. Die Domowina sprach s​ich in e​iner Erklärung i​m März 1990 für d​ie deutsche Einheit aus. Im selben Jahr eröffnete a​uch das Wendische Haus i​n Cottbus. 1991 konstituierte s​ich die Domowina n​ach demokratischen Prinzipien neu. Als gemeinsames staatliches Instrument d​es Bundes u​nd der beiden Länder Brandenburg u​nd Sachsen w​urde die Stiftung für d​as sorbische Volk (Załožba z​a serbski lud) ebenfalls 1991 eingerichtet.

Nach d​er Jahrtausendwende k​am es wiederholt z​u Protestaktionen d​er sorbischen Bevölkerung, u​nter anderem g​egen die Schließung d​er Sorbischen Mittelschule i​n Crostwitz (2001) o​der die Kürzungspläne v​on Bundesregierung u​nd brandenburgischer Landesregierung b​ei der Förderung d​er sorbischen Bildung, Kultur u​nd Wissenschaft (2008). Im Jahr 2009 erregte e​in Gutachten d​es Instituts für kulturelle Infrastruktur u​nter Leitung v​on Matthias Theodor Vogt d​ie Gemüter, i​n dem e​ine teils radikale Umstrukturierung d​er sorbischen Institutionen, u​nter anderem a​uch die Schaffung e​ines sorbischen Parlaments, angeregt wurde.

Bis i​n die jüngste Vergangenheit w​aren durch d​en Braunkohleabbau seitens d​er LEAG Dörfer i​m sorbischen Siedlungsgebiet v​on Zwangsumsiedlung betroffen o​der bedroht, s​o zum Beispiel d​ie Ortschaften Rohne u​nd Mulkwitz d​er Gemeinde Schleife, sorbische Orte m​it eigenem Dialekt u​nd Brauchtum.[103] Beim Nachbarort Mühlrose hält d​ie LEAG a​n der s​eit 2007 geplanten Inanspruchnahme a​b etwa 2030 u​nd der Umsiedlung d​es Ortes fest. Über d​ie Zukunft v​on Proschim h​atte sich d​ie LEAG n​ach der Übernahme d​es Tagebaus Welzow-Süd zunächst n​icht geäußert, jedoch schließt d​er seit 2019 i​n Brandenburg gültige Koalitionsvertrag d​ie Umsiedlung weiterer Orte für d​en Braunkohletagebau aus.

Von 2008 b​is 2017 w​ar mit Stanislaw Tillich z​um ersten Mal e​in katholischer Sorbe Regierungschef Sachsens.

Seit 2014 weisen verschiedene Stellen a​uf eine steigende Zahl rechtsextremer Übergriffe a​uf Sorben hin.[104]

Sorbische Symbole

Sorbische Flaggen bei einem Fußballspiel der Europeada 2016

Eine Flagge der Sorben wurde zuerst 1842 erwähnt. Nach dem Panslawischen Kongress, der 1848 in Prag stattfand, erhielt sie ihre heutige Farbgebung. Die Flagge der Sorben wurde von den Nationalsozialisten 1935 verboten, seit dem 17. Mai 1945 aber wieder offiziell von der Domowina verwendet. In den Flaggengesetzen der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Sorbenflagge nicht erwähnt, in Verordnungen der Räte der Bezirke Cottbus und Dresden wurde jedoch ihre Verwendung für besondere Anlässe und Feiertage reguliert.

Die sorbische Hymne i​st das Lied „Rjana Łužica(„Schöne Lausitz“), welches a​uf ein 1845 v​on Korla Awgust Kocor vertontes Gedicht Handrij Zejlers zurückgeht.

In d​er Verfassung d​es Freistaates Sachsen s​owie im Sorben/Wenden-Gesetz (SWG) d​es Landes Brandenburg i​st heute geregelt, d​ass die sorbische Hymne u​nd die sorbische Flagge gleichberechtigt n​eben staatlichen Symbolen geführt werden können.

Rechte der Sorben in Deutschland

Die Bundesrepublik Deutschland u​nd die damalige DDR sprachen s​ich im Einigungsvertrag für e​ine Bestandssicherung d​er Sorben aus.

Einigungsvertrag – Protokollnotiz (Nr. 14) zum Artikel 35:
„Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik erklären im Zusammenhang mit Artikel 35 des Vertrags:
  1. Das Bekenntnis zum sorbischen Volkstum und zur sorbischen Kultur ist frei.
  2. Die Bewahrung und Fortentwicklung der sorbischen Kultur und der sorbischen Traditionen werden gewährleistet.
  3. Angehörige des sorbischen Volkes und ihre Organisationen haben die Freiheit zur Pflege und zur Bewahrung der sorbischen Sprache im öffentlichen Leben.
  4. Die grundgesetzliche Zuständigkeitsverteilung zwischen Bund und Ländern bleibt unberührt.“

Die Rechte d​er Sorben s​ind verfassungsrechtlich i​n den Landesverfassungen v​on Brandenburg u​nd Sachsen, s​owie im Gerichtsverfassungsgesetz verankert. So garantiert d​ie Verfassung d​es Landes Brandenburg i​n Artikel 25 (Rechte d​er Sorben/Wenden) u​nd die Verfassung d​es Freistaates Sachsen i​n Artikel 5 (Das Volk d​es Freistaates Sachsen) u​nd Artikel 6 (Das sorbische Volk) d​as Recht a​uf Bewahrung i​hrer nationalen Identität, Sprache, Religion u​nd Kultur. Die sächsische Verfassung definiert z​udem die sächsischen Bürger sorbischer Volkszugehörigkeit a​ls „gleichberechtigten Teil d​es Staatsvolks“.

Die Ausgestaltung d​er Rechte regelt d​as Gesetz über d​ie Ausgestaltung d​er Rechte d​er Sorben/Wenden i​m Land Brandenburg (SWG)[105] v​om 7. Juli 1994 s​owie das Gesetz über d​ie Rechte d​er Sorben i​m Freistaat Sachsen (Sächsisches Sorbengesetz – SächsSorbG)[106] v​om 31. März 1999. So werden u​nter anderem i​m angestammten Siedlungsgebiet d​ie zweisprachige Beschriftung v​on Verkehrszeichen u​nd die zweisprachige Beschilderung i​m öffentlichen Raum geregelt (SWG § 11 bzw. SächsSorbG § 10). Vom Grundsatz d​er deutschen Gerichtssprache§ 184 Satz 1 Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) – abweichend, erlaubt § 184 S. 2 GVG innerhalb d​er Heimatkreise d​er sorbischen Bevölkerung d​ie Benutzung d​er sorbischen Sprache v​or Gericht.

Sorben in Literatur, Film und Fernsehen

Literatur

Theodor Fontane beschreibt in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862–1889) neben der Geschichte auch die Lebensweise, Sitten und die Tracht der Sorben (Wenden) in der Niederlausitz. In Wilhelm Bölsches Gegenwartsroman Die Mittagsgöttin von 1891 sind die Schauplätze unter anderem im Spreewald im damaligen noch hauptsächlich Niedersorbisch sprechenden Dorf Lehde.[107] Ferner heißt der 2007 erschienene Roman Die Mittagsfrau von Julia Franck nach der bekannten sorbischen Sagengestalt. Der erste Teil des Romans behandelt die Kindheit von Martha und Helene in Bautzen, deren sorbisches Hausmädchen die Ursache für die geistige Umnachtung der Mutter im Fluch der Mittagsfrau vermutet.

Film und Fernsehen

Der Animationsfilm Als e​s noch Wassermänner gab d​er DEFA beruht a​uf einem sorbischen Märchen u​nd beschäftigt s​ich unter anderem m​it sorbischen Hochzeitsbräuchen. Im ZDF w​urde 2010 d​er Kriminalfilm Der Tote i​m Spreewald ausgestrahlt. Eine d​er Hauptfiguren i​st der Sohn e​iner traditionsbewussten sorbischen Familie, d​er sich seinen kulturellen Wurzeln n​icht verbunden fühlt. Mit d​em Film w​urde einem breiten Publikum d​ie sorbische Kultur nähergebracht, w​obei aber a​uch die Heimat- u​nd Minderheiten-Problematik reflektiert wird.[108][109]

Das Minet – Minderheitenmagazin strahlte 2007 a​uf RAI 3 (Sender Bozen) e​ine Sendung über d​ie Sorben m​it dem Titel Die Sorben – e​in slawisches Volk i​n Deutschland aus.[110] Radiotelevisiun Svizra Rumantscha h​at im Rahmen d​er Serie Minoritads e​n l’Europa (Minderheiten i​n Europa) ebenfalls i​m Jahre 2007 d​en Film Ils Sorbs e​n la Germania d​a l’ost über d​ie Sorben i​n Deutschland realisiert.[111]

Siehe auch

  • einschließlich sorbischer Themen.

Allgemein

Commons: Sorben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sorbe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Forschung und Lehre

Medien

Literatur

  • Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. 2. Auflage. Leipziger Universitätsverlag, 2004, ISBN 3-935693-46-X.
  • Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben. Band 1: Von den Anfängen bis 1789. In: Jan Šołta: Geschichte der Sorben: Gesamtdarstellung. VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1977.
  • Jan Šołta, Hartmut Zwahr: Geschichte der Sorben. Band 2: Von 1789 bis 1917. In: Jan Šołta: Geschichte der Sorben: Gesamtdarstellung. VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1974.
  • Karl-Markus Gauß: Die sterbenden Europäer. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2002, ISBN 978-3-423-30854-0.
  • Peter Kunze: Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick. 5. Auflage, Domowina Verlag, Bautzen 2017, ISBN 978-3-7420-2413-8.
  • Peter Kunze: Die Sorben/Wenden in der Niederlausitz. 2. Auflage. Domowina-Verlag, Bautzen 2000, ISBN 3-7420-1668-7.
  • Thomas Pastor: Die rechtliche Stellung der Sorben in Deutschland. Domowina-Verlag, Bautzen 1997, ISBN 3-7420-1717-9.
  • Jasper von Richthofen (Hrsg.): Besunzane – Milzener – Sorben. Die slawische Oberlausitz zwischen Polen, Deutschen und Tschechen. Schriftenreihe der Städtischen Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz N. F. Band 37, Görlitz / Zittau 2004, ISBN 978-3-932693-90-8.
  • Franz Schön, Dietrich Scholze (Hrsg.): Sorbisches Kulturlexikon. Domowina-Verlag, Bautzen 2014, ISBN 978-3-7420-2229-5.
  • Dietrich Scholze: Die Sorben in Deutschland. Sieben Kapitel Kulturgeschichte. Lusatia Verlag, Bautzen 1993, ISBN 3-929091-11-9.

Einzelnachweise

  1. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg: Sorben (Wenden). (Memento vom 5. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  2. Ludwig Elle: Wie viele Sorben gibt es – noch? Oder: Kann und soll man Minderheiten zählen? In: Elka Tschernokoshewa, Ines Keller (Hrsg.): Dialogische Begegnungen: Minderheiten – Mehrheiten aus hybridologischer Sicht, Hybride Welten Band 5. Waxmann, Münster 2011, ISBN 978-3-8309-2421-0, S. 214.
  3. Ludwig Elle: Territorium, Bevölkerung, demografische Prozesse im deutsch-sorbischen Gebiet. Projekat Rastko – Lužica; abgerufen am 22. September 2012.
  4. Leszek Belzyt: Die Zahl der Sorben in der amtlichen Sprachenstatistik vor dem Ersten Weltkrieg. In: Hans Henning Hahn, Peter Kunze (Hrsg.): Nationale Minderheiten und staatliche Minderheitenpolitik in Deutschland im 19. Jahrhundert. Oldenbourg Akademieverlag, Berlin 1999, ISBN 3-05-003343-6, S. 157–170.
  5. Heinz Schuster-Šewc: Das Sorbische – eine slawische Sprache in Deutschland. In: Akademie-Journal 2/2001 „Sprachen in Europa“. Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, S. 31–35, schneelaeufer.de (PDF; 169 kB).
  6. Jana Schulz: Das Sorbische als Minderheitensprache: Last oder Herausforderung? In: Christel Stolz (Hrsg.): Neben Deutsch – Die autochthonen Minderheiten- und Regionalsprachen Deutschlands. Universitätsverlag Brockmeyer, Bochum 2009, ISBN 978-3-8196-0730-1, S. 103–120.
  7. Ludwig Elle: Sorben-demographische und statistische Aspekte. In: Matthias Theodor Vogt, Jürgen Neyer, Dieter Bingen, Jan Sokol (Hrsg.): Minderheiten als Mehrwert. Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60239-3, S. 309–318.
  8. Gunnar Heinsohn: Ein kanadischer Joker im Ärmel der Sorben. In: Matthias Theodor Vogt, Jürgen Neyer, Dieter Bingen, Jan Sokol (Hrsg.): Minderheiten als Mehrwert. Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60239-3, S. 557 f.
  9. Robert Lorenz: „Wir bleiben in Klitten“: Zur Gegenwart in einem ostdeutschen Dorf. LIT Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1644-5, S. 38.
  10. Jan L. Perkowski: The Sorbian Languages in Australia. In: Lětopis A/15 (1968), Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 1968, S. 201–219
  11. Laut Volkszählung 1900, siehe Ernst Tschernik: Die Entwicklung der Sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 34.
  12. Martin Walde: Stichwort Katholische Region. In: Franz Schön, Dietrich Scholze (Hrsg.): Sorbisches Kulturlexikon, Domowina-Verlag, Bautzen 2014, S. 175–179.
  13. Martin Walde: Katholisches versus evangelisches Milieu bei den Sorben. In: Lětopis. Band 53, 2006, Heft 2, S. 15 ff., Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin/Bautzen 2006
  14. Satzung der Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V. Abgerufen am 20. November 2017.
  15. Regionalverbände und Mitgliedsvereine der Domowina. Domowina (Zwjazk Łužiskich Serbow z.t. – Zwězk Łužyskich Serbow z.t. – Bund Lausitzer Sorben e. V.), abgerufen am 18. Oktober 2012.
  16. Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V. Stiftung für das sorbische Volk, abgerufen am 18. Oktober 2012.
  17. Geschichte der Sorben im 17.–18. Jahrhundert. (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) Wendisches Museums Cottbus 2008.
  18. Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage – Die Privatisierung und ihre Konsequenzen. Christoph Links Verlag – LinksDruck, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-523-2, S. 64–65.
  19. Smoler’sche Verlagsbuchhandlung, Domowina-Verlag GmbH, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  20. Geschichte und Satzung. Stiftung für das sorbische Volk, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  21. Stiftung für das sorbische Volk – Finanzierung. Homepage der Stiftung, abgerufen am 30. August 2012.
  22. Stiftung für das sorbische Volk – Förderung sorbischer Institutionen. Homepage der Stiftung, abgerufen am 30. August 2012.
  23. Minderheit – Die Sorgen der Sorben. Der Tagesspiegel 29. Mai 2008, abgerufen am 26. September 2012.
  24. Rüdiger Trenkler: Bautzen – Protestdemo gegen Kulturabbau für das Sorbische National-Ensemble. (Memento vom 15. Oktober 2013 im Internet Archive) LausitzNEWS.de, 19. März 2010.
  25. Abkommen über die Finanzierung der Stiftung des sorbischen Volkes unterzeichnet. Seehofer: „Wertvolle Arbeit der Stiftung ist auch in Zukunft auskömmlich finanziert“. In: bmi.bund.de. Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, 20. Juli 2021, abgerufen am 24. Juli 2021.
  26. Sorbische Schulen in Sachsen. Staatsministerium für Kultus – Schuljahr 2011/12, abgerufen am 30. August 2012.
  27. Allgemein bildende Schulen im Land Brandenburg. (Memento vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) Elektronisches Schulverzeichnis des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport – Schuljahr 2011/2012.
  28. Sorbischer Schulverein e. V. (SSV). Abgerufen am 30. August 2012.
  29. Dietrich Scholze: Literatur. In: Franz Schön, Dietrich Scholze (Hrsg.): Sorbisches Kulturlexikon. Domowina-Verlag, Bautzen 2014, S. 223–228.
  30. Maria Mirtschin: Sorbische bildende Kunst. Projekat Rastko – Lužica, abgerufen am 29. August 2012.
  31. Mirko Kolodziej: Lutki-Kompanie aus Ton im Schloss. In: Lausitzer Rundschau, 7. Juni 2008, abgerufen am 29. August 2012.
  32. vgl. zum Folgenden: Jan Raupp: Sorbische Musik. Ein Abriss in Wort und Bild. Domowina Bautzen 1966 (auch 1978, 1986)
  33. Sorbische Musikkultur (PDF) Universität Potsdam
  34. Detlef Kobjela: Sorbische Musikkultur. In: Madlena Norberg, Peter Kosta (Hrsg.): Sammelband zur sorbischen/wendischen Kultur und Identität (= Potsdamer Beiträge zur Sobastik. Nr. 8). Universitätsverlag, Potsdam 2008, ISBN 978-3-940793-35-5, S. 70–79 (kobv.de [PDF; 89 kB]).
  35. Ulrike Elsner: Das Sorbische an sorbischer Musik. In: Lausitzer Rundschau, 20. Oktober 2015.
  36. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 15–25.
  37. Peter Kunze: Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick. Bautzen 2008, S. 9–17.
  38. Andreas Kusternig, Herbert Haupt, Herwig Wolfram: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts. Die vier Bücher der Chroniken des sogenannten Fredegar (Buch 2, Kapitel 53 bis Buch 4, unwesentlich gekürzt). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, ISBN 3-534-01414-6, Fredegar IV 68, S. 238–239.
  39. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 64–70.
  40. Walter Schlesinger: Die Verfassung der Sorben. In: Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1961, ISBN 978-3-525-36134-4, S. 7–23.
  41. Dietrich Scholze: Sorben. In: Franz Schön, Dietrich Scholze (Hgg.): Sorbisches Kulturlexikon. Domowina-Verlag, Bautzen 2014, S. 368–370
  42. Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen: Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-020609-8, S. 121–129.
  43. Christian Lübke: Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter. Siedler, München 2004, ISBN 3-88680-760-6, S. 21–32.
  44. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 49–54.
  45. Hagen Keller, Gerd Althoff: Handbuch der deutschen Geschichte in 24 Bänden. 10. Auflage. Band 3: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen (888–1024). Klett-Cotta, 2008, ISBN 978-3-608-60003-2, S. 131–135.
  46. Joachim Herrmann (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neisse vom 6. bis 12. Jahrhundert. Akademie-Verlag Berlin, 1985, S. 335–337.
  47. Joachim Herrmann (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neisse vom 6. bis 12. Jahrhundert. Akademie-Verlag Berlin, 1985, S. 337–345.
  48. Lutz Partenheimer: Die Entstehung der Mark Brandenburg. Mit einem lateinisch-deutschen Quellenanhang. Böhlau Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-412-17106-3, S. 35–43.
  49. Gertraud Eva Schrage: Die Oberlausitz bis zum Jahr 1346. In: Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Leipzig 2004, S. 55–58.
  50. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 89–97.
  51. Joachim Henning: Archäologische Forschungen an Ringwällen in Niederungslage: die Niederlausitz als Burgenlandschaft des östlichen Mitteleuropa im frühen Mittelalter. In: J. Henning, A. T. Ruttkay (Hrsg.): Frühmittelalterlicher Burgenbau in Mittel- und Osteuropa. Bonn 1998, S. 9–29 (online).
  52. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 104–106.
  53. Joachim Herrmann (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neisse vom 6. bis 12. Jahrhundert. Akademie-Verlag Berlin, 1985, S. 367–376.
  54. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 114–119.
  55. Hans K. Schulze: Der Anteil der Slawen an der Mittelalterlichen Siedlung nach deutschem Recht in Ostmitteldeutschland. In: Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter. 1. Auflage. Böhlau Verlag, Köln 2006, ISBN 3-412-15602-7, S. 21–35.
  56. Peter Kunze: Geschichte und Kultur der Sorben in der Oberlausitz. In: Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Leipzig 2004, S. 272–278.
  57. Gertraud Eva Schrage: Die Oberlausitz bis zum Jahr 1346. In: Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Leipzig 2004, S. 66–79.
  58. Peter Kunze: Die Sorben/Wenden in der Niederlausitz. Bautzen 2000, S. 13–20.
  59. Hans K. Schulze: Der Anteil der Slawen an der Mittelalterlichen Siedlung nach deutschem Recht in Ostmitteldeutschland. In: Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter. 1. Auflage. Böhlau Verlag, Köln 2006, ISBN 3-412-15602-7, S. 36–38.
  60. Winfried Schich: Slawen und Deutsche im Gebiet der Germania Slavica. In: Wieser-Enzyklopädie des europäischen Ostens. Band 12: Karl Kaser, Dagmar Gramshammer-Hohl, Jan M. Piskorski, Elisabeth Vogel (Hrsg.): Kontinuitäten und Brüche: Lebensformen – Alteingesessene – Zuwanderer von 500 bis 1500. Wieser, Klagenfurt 2010, ISBN 978-3-85129-512-2, S. 404–411, uni-klu.ac.at (PDF).
  61. Joachim Herrmann (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neisse vom 6. bis 12. Jahrhundert. Akademie-Verlag, Berlin 1985, S. 419–425.
  62. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 128–137.
  63. Hans K. Schulze: Slavica lingua penitus intermissa – Zum Verbot des Wendischen als Gerichtssprache. In: Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter. 1. Auflage. Böhlau Verlag, Köln 2006, ISBN 3-412-15602-7, S. 39–52.
  64. Joachim Herrmann (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neisse vom 6. bis 12. Jahrhundert. Akademie-Verlag Berlin, 1985, S. 452–464.
  65. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 128–137 und S. 182–185.
  66. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 158–161.
  67. Peter Kunze: Sorbische Reminiszenzen aus Forst und Umgebung. In: Lětopis. Band 53, 2006, Heft 1, S. 35 ff., Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin/Bautzen 2006
  68. Peter Kunze: Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick. Bautzen 2008, S. 25–29.
  69. Peter Kunze: Geschichte und Kultur der Sorben in der Oberlausitz. In: Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Leipzig 2004, S. 279.
  70. B. Donke: Es bewahrt sein Geheimnis. In: Lausitzer Rundschau. 27. November 2003 (online).
  71. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 186–191.
  72. Peter Kunze: Geschichte und Kultur der Sorben in der Oberlausitz. In: Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Leipzig 2004, S. 280 f.
  73. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 192–195.
  74. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 227–231.
  75. Peter Kunze: Geschichte und Kultur der Sorben in der Oberlausitz. In: Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Leipzig 2004, S. 283–285.
  76. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 235f und S. 260–263.
  77. Peter Kunze: Die Sorben/Wenden in der Niederlausitz. Bautzen 2000, S. 32–34
  78. Peter Kunze: Die preußische Sorbenpolitik 1815–1847, Schriftenreihe des Instituts für sorbische Volksforschung Nr. 52, VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1978
  79. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 267–268.
  80. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 217f.
  81. Michael Ermel: Das Anonymi ABC-Buch von 1671 und Georg Ermel – Über Inhalt, Entstehungsort und Urheber der ersten sorbischen Fibel. In: Lětopis. Heft 1, 2020, S. 57–100.
  82. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 237–241.
  83. Jan Brankačk, Frido Mětšk: Geschichte der Sorben, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1789. Bautzen 1977, S. 274.
  84. Jan Šołta, Hartmut Zwahr: Geschichte der Sorben, Bd. 2: Von 1789 bis 1917. Bautzen 1974, S. 49–51.
  85. Peter Kunze: Geschichte und Kultur der Sorben in der Oberlausitz. In: Joachim Bahlcke: Geschichte der Oberlausitz. Leipzig 2004, S. 285 f.
  86. Jan Šołta, Hartmut Zwahr: Geschichte der Sorben, Bd. 2: Von 1789 bis 1917. Bautzen 1974, S. 19–30.
  87. Jan Šołta, Hartmut Zwahr: Geschichte der Sorben, Bd. 2: Von 1789 bis 1917. Bautzen 1974, S. 39–44.
  88. Peter Kunze: Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick. Bautzen 2008, S. 39–42.
  89. Peter Kunze: Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick. Bautzen 2008, S. 52–56.
  90. Simon Brězan: Deutsche Aufklärung und sorbische nationale Wiedergeburt: Eine literaturgeschichtliche Studie zur deutsch-sorbischen Wechselseitigkeit. 1. Auflage. Domowina-Verlag, Bautzen 1993, ISBN 3-7420-0818-8, S. 101 ff.
  91. Peter Kunze: Kurze Geschichte der Sorben. Ein kulturhistorischer Überblick. Bautzen 2008, S. 46–48.
  92. Jan Šołta, Hartmut Zwahr: Geschichte der Sorben, Bd. 2: Von 1789 bis 1917. Bautzen 1974, S. 182.
  93. Als Analyse vgl. Ulf Jacob, Sorben, Wenden, Spreewaldbauern, 2005, S. 7 ff.
  94. Blume in der Sonne. In: Der Spiegel. Nr. 43, 1974, S. 68 (online).
  95. „Sorbenstatistik 1946“, zusammengestellt durch die Domowina, in: Sorbisches Kulturarchiv im Sorbischen Institut Bautzen, MS/XVIII3
  96. „Nationalistische und titoistische Umtriebe unter den Sorben“, Memorandum von Erich Mielke, Direktive Nr. 4/51, 13. Dezember 1951, BStU, MfS GVS 42/51
  97. Bericht in „Wuhladko“, Sendung Nr. 100 vom 10. April 2010
  98. Peter Barker: „Sorbische Interessen, die DDR und der kalte Krieg (1945–1971)“, in: Lětopis 56 (2009) 2, S. 29–43, Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 2010
  99. Martin Walde: Katholisches versus evangelisches Milieu bei den Sorben. In: Lětopis. Band 53, 2006, Heft 2, S. 15 ff., Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin/Bautzen 2006
  100. Peter Barker: Kirchenpolitik und ethnische Identität. In: Lětopis. Band 53, 2006, Heft 1, S. 52 ff., Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 2006.
  101. Ernst Tschernik: „Die gegenwärtigen demographischen, volkskundlichen und sprachlichen Verhältnisse in der zweisprachigen sorbischen Lausitz“, Sorbisches Kulturarchiv XXXII, 22D
  102. Ludwig Elle: Ideologie und Domowina in der DDR. In: Lětopis Band 57, 2010, Heft 1, S. 32–49, Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 2010.
  103. Internetseite der von der Teilortsumsiedlung Rohne / Mulkwitz betroffenen Bürger. (Memento vom 3. August 2009 im Internet Archive) Abgerufen am 31. August 2012.
  104. Sophie Herwig: „Scheiß Sorben“, brüllen sie. In: ZEIT Online, 3. Februar 2019, abgerufen am 4. Februar 2019 = ZEIT im Osten Nr. 6/2019
  105. Gesetz über die Ausgestaltung der Rechte der Sorben/Wenden im Land Brandenburg (Sorben/Wenden-Gesetz – SWG) vom 7. Juli 1994 (GVBl. I S. 294)
  106. Text des Sächsischen Sorbengesetzes
  107. Wilhelm Bölsche: Die Mittagsgöttin. Ein Roman aus dem Geisteskampfe der Gegenwart (1891). In: Gerd-Hermann Susen (Hrsg.): Wilhelm Bölsche, Werke und Briefe (Wissenschaftliche Ausgabe). Werke: Band 2. Weidler Buchverlag, Berlin 2005, ISBN 3-89693-236-5. Siehe auch: Wilhelm Bölsche WERKE und BRIEFE. Weidler Buchverlag Berlin; abgerufen am 30. August 2012.
  108. Andreas Thiemann: Extrem Düster: „Der Tote im Spreewald“. Westfalenpost, 25. Oktober 2009, abgerufen am 13. Juli 2015.
  109. Der Tote im Spreewald in der Internet Movie Database (englisch)
  110. Die Sorben – ein slawisches Volk in Deutschland. minetTV 2007, abgerufen am 30. August 2012.
  111. Ils Sorbs en la Germania da l’ost – esser sorb è ina confessiun. RTR Radiotelevisiun Svizra Rumantscha 2007, abgerufen am 2. Februar 2017 (Eintrag auf Swissbib)
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