Herbsleben
Herbsleben ist eine Gemeinde im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Unstrut-Hainich-Kreis | |
Erfüllende Gemeinde: | für Großvargula | |
Höhe: | 169 m ü. NHN | |
Fläche: | 25,07 km2 | |
Einwohner: | 2917 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 116 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 99955 | |
Vorwahl: | 036041 | |
Kfz-Kennzeichen: | UH, LSZ, MHL | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 64 022 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstr. 52 99955 Herbsleben | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Reinhard Mascher (CDU) | |
Lage der Gemeinde Herbsleben im Unstrut-Hainich-Kreis | ||
Geografie
Geografische Lage
Die Gemeinde liegt an der Unstrut und am Unstrut-Radweg, der sich dort in Richtung Osten vom Fluss löst und nach Gebesee weiterführt.
Gemeindegliederung
Ortsteile der Gemeinde sind:
- Herbsleben
- Kleinvargula
Herbsleben ist erfüllende Gemeinde für Großvargula.
Klima
Die Gemeinde liegt im Regenschatten des Thüringer Waldes und des Harzes. Deshalb ist die Niederschlagsmenge von nur ca. 480 mm pro Jahr im langjährigen Durchschnitt sehr gering. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8,7 °C.
Geschichte
Die Chronik
Die Geschichte des Marktflecken Herbsleben von Heinrich Zeyß PDF Datei[2] bietet einen kenntnisreichen, mit teils heute verschollenem Archivmaterial belegten Überblick über die Zeit zwischen 530 und 1872. In Herbsleben wird das Buch als „die Chronik“ bezeichnet.
Der Ortsnamensbestandteil -leben ist hier erläutert.
Frühgeschichte
Zuerst wurde der Ort im Jahr 780 mit dem Namen „Herefridesleiben“ erwähnt. An der Stelle des im Jahr 1958 abgerissenen Schlosses stand ursprünglich eine Wasserburg. Sie diente der Sicherung des Umlandes und eines Überganges über die Unstrut, der zu einer Handelsroute gehörte, die vom Harz über Nordhausen kommend nach Arnstadt und über den Thüringer Wald führte.
12. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
1144 wurde ein „Heinrich Herverisleyben“ (Herbsleben) in einer Urkunde des Erzbischofs von Mainz genannt. Die Untermühle in Herbsleben wurde zwischen 1296 und 1327 unter Albert von Herversleiben als Lehen von den Grafen von Henneberg erwähnt. Danach begannen abwechselnde Besitzverhältnisse: 1351 erwarben die Landgrafen von Thüringen aus dem Haus Wettin die Lehenshoheit über Burg und Ort „Herbisleybin“ von den Hennebergern. 1424 wurden die Ritter von Herbsleben letztmals genannt. Bei der Leipziger Teilung der wettinischen Besitzungen im Jahr 1485 ging der Ort an das Herzogtum Sachsen der Albertiner. Unter Herzog Heinrich dem Frommen als Lehnsherren über Herbsleben wurde im Jahr 1539 die Reformation eingeführt. Nach der Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg im Jahr 1547 gehörte Herbsleben weiterhin zum albertinischen Staatsgebiet, welches sich nun Kurfürstentum Sachsen nannte.
Zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts bis 19. Jahrhundert
Kurfürst August trat 1554 im Naumburger Vertrag das Amt Herbsleben ohne die Stadt Tennstedt[3] an die Ernestinische Linie der Wettiner ab. Im gleichen Jahr übernahm Bernhard von Mila, Befehlshaber auf Burg Grimmenstein bei Gotha, durch Kauf das Amt und das Schloss Herbsleben. 1589 verkauften die Landesherren das Gut Herbsleben an Hans und Wilhelm von Kerstlingerode. 1554 begann der Umbau des Schlosses, welcher zwischen 1594 und 1600 vollendet wurde. Bereits 1627 wurde das Schloss zerstört und sofort wieder aufgebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges brannten das Schloss und vier weitere Edelsitze, die Untermühle, die Gemeindeschänke und 136 Bauernhäuser und Stallungen ab. Ab 1640 gehörte Herbsleben nach mehreren Besitzteilungen der Ernestinischen Herzogtümer zum Herzogtum Sachsen-Gotha und ab 1672 zum Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg. Der Ort war fast komplett vom Gebiet des Kurfürstentums Sachsen (Ämter Langensalza und Weißensee im Westen, Norden und Osten) und des kurmainzischen Erfurter Staats (im Süden) umgeben, nur im Südwesten grenzte Herbsleben an die zum Herzogtum Sachsen-Gotha gehörende Herrschaft Tonna (Döllstädt).
1647 verkaufte Herzog Ernst der Fromme den Ort an die Familie von Carlowitz als Erblehen. Bis 1657 wurde das Schloss wiederaufgebaut. 1709 wurden Amt und Schloss Herbsleben von den Brüdern Jacob Wilhelm und Georg von Forstern erworben, deren Nachfahren im Jahr 1810 das Schloss mit dem Gut an Finanzrat Menz und Bankier Höfling aus Fulda verkauften. Ab 1817 war Herr Menz alleiniger Besitzer. Von diesem gelangte das Gut im Jahr 1823 an den Landgrafen von Hessen-Rotenburg und 1829 an dessen Schwager, den Fürsten Franz Josef von Hohenlohe-Schillingsfürst. Ab 1847 waren die Herzöge von Ratibor Besitzer des Schlosses.
Im Zuge der bürgerlichen Revolution im Jahr 1848 ging das Patronatsrecht über Herbsleben an die Gemeinde, die Lehnsherrschaft wurde aufgehoben und das Gut an Herbslebener Einwohner verpachtet. Das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, zu dem Herbsleben seit 1826 gehörte, wurde 1858 in selbständige Städte und Landratsämter gegliedert. Dabei wurde Herbsleben in Verwaltungsaufgaben dem Landratsamt Gotha und in Justizaufgaben dem Amtsgericht Tonna unterstellt.[4]
20. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Das Schloss Herbsleben kam 1907 in den Besitz von Oskar Becker, der in dem Gebäude eine Gaststätte einrichtete. Herbsleben gehörte ab 1918 zum Freistaat Sachsen-Gotha, welcher 1920 im Land Thüringen aufging. Mit der Verwaltungsreform im Land Thüringen kam der Ort 1922 zum Landkreis Gotha und nach der Kreisreform in der DDR 1952 zum Kreis Langensalza im Bezirk Erfurt. 1958 wurde das intakte Schloss abgebrochen.[5]
Herbsleben gehörte seit 1990 mit dem im gleichen Jahr umbenannten Landkreis Bad Langensalza[6] wieder zum Freistaat Thüringen. Bei der Kreisreform in Thüringen kam Herbsleben mit dem Landkreis Bad Langensalza am 1. Juli 1994 zum neuen Unstrut-Hainich-Kreis.
Politik
Gemeinderat
Der Rat der Gemeinde Herbsleben besteht aus 14 Ratsfrauen und Ratsherren. Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 setzt er sich wie folgt zusammen:[7]
Bürgermeister
Der hauptamtliche Bürgermeister Reinhard Mascher (CDU) wurde am 15. April 2018 für seine zweite Amtsperiode wiedergewählt.
Wappen
Blasonierung: „gespalten; rechts in Gold drei rote Sparren übereinander, links in Silber ein nach links springender roter Hirsch“.[8]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Herbsleben gilt neben Gierstädt und Kutzleben als eines der wichtigsten Spargelzentren Thüringens.
Verkehr
Der Bahnhof Herbsleben lag an der Bahnstrecke Ballstädt–Straußfurt. Der Personenverkehr endete im Jahr 1997; im Jahr 1999 folgte die Stilllegung.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Funde aus der Bronze- und Hallstattzeit
- Südlich des Ortes auf der Erfurter Höhe ist die Fundstelle eines bronzezeitlichen Hortes. Es handelt sich wohl um einen kultisch niedergelegten Schatz.[9]
- Auf dem Galgenhügel in der Gemarkung von Herbsleben wurden in einem Grabhügel hallstattzeitliche Metallfunde geborgen. Man konnte deshalb auf früheisenzeitliche Nachbestattungen schließen.[10]
Museen
- Heimatmuseum, mit Ausstellungsstücken aus der Region
Schlossruine
Eine der Hauptattraktionen von Herbsleben stellt die Schlossruine dar. Es handelt sich dabei um eine Schlossanlage, die 1958 abgerissen wurde.
(Siehe Hauptartikel: → Schlossruine Herbsleben).
Kirche St. Trinitatis
Eine der Sehenswürdigkeiten des Ortes ist die Pfarrkirche St. Trinitatis. Sie ist Anziehungspunkt für viele Besucher und als Radfahrerkirche ausgewiesen. (Siehe Hauptartikel → St. Trinitatis (Herbsleben)).
Veranstaltungen
Seit ca. 130 Jahren gibt es am Pfingst-Samstag ein Fest, währenddessen die Herbsleber Pfingstburschen in die Fahner Höhen gehen und dort zwei Pfingstbäume schlagen.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Hans Christoph Scherer (1582–1632), Amtmann und Diplomat
- Valentin Thau (1531–1575), Mathematiker, Astronom, Philosoph und Jurist, Professor an der Universität Leipzig
- Christian Wilhelm Schneider (1678–1725), lutherischer Pfarrer, Waisenhaus-Gründer
- Heinrich Albert Zachariä (1806–1875), Jurist und Politiker
- Lothar Beck (* 1953), Maler, Bildhauer und Hochschullehrer
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- Geschichte des Marktflecken Herbsleben, von Dr. Heinrich Zeyß, (mit einer Wappentafel). Verlag der Thienemann´schen Hofbuchhandelung, Gotha 1873, Nachdruck: ISBN 978-3-86777-268-6, Digitalisat: PDF der SLUB Dresden
- Zum Naumburger Vertrag: Carl Friedrich Göschel: Chronik der Stadt Langensalza in Thüringen. Band 2. s. n., s. l. 1818, S. 207 f.
- Das Justizamt Tonna im Archiv Thüringen.
- Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 136.
- Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990.
- Gemeinderatswahl 2019 in Thüringen. Thüringer Landesamt für Statistik, abgerufen am 6. Juli 2019.
- Die Sparren sind das Stammwappen der Herren von Herbsleben, die den Ort von den Grafen von Henneberg zu Lehen hatten. Der Hirsch dürfte eine moderne Verschönerung des roten Windhundes der Herren von Wangenheim sein, die 1362 auf Ansprüche an Herbsleben verzichteten. Alte Siegel sind nicht bekannt; seit dem 17. Jh. steht dieses Wappen in den neuen Stempeln.(Beschreibung in Thueringer-naturbrief.de)
- Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Vorchristliche Kultstätten und Kultverdachtsplätze in Thüringen. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 178.
- Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Vorchristliche Kultstätten und Kultverdachtsplätze in Thüringen. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 135–136.
Literatur
- Reinhold Andert: Die Tretenburg, Herbsleben und die Königsleutedörfer. In: Reinhold Andert: Der Thüringer Königshort. Dingsda-Verlag, Querfurt 1995, ISBN 3-928498-45-2.
- Reinhold Andert: Der Ring um Herbsleben. In: Reinhold Andert: Der fränkische Reiter. Dingsda-Verlag Querfurt, Leipzig 2006, ISBN 3-928498-92-4.
- Rudolf Steuckardt, Karl E. Hecht: Herbsleben in Thüringen. Bilder aus einhundert Jahren. Selbstverlag der Gemeinde Herbsleben, Herbsleben 1995, ISBN 3-9804424-0-3.
- Rudolf Steuckardt: Herbsleben in Thüringen. Bilder aus einhundert Jahren. Teil 2. Selbstverlag der Gemeinde Herbsleben, Herbsleben 2000, ISBN 3-9804424-5-4.
- Rudolf Steuckardt: Herbsleben in Thüringen. Bilder aus einhundert Jahren. Teil 3. Selbstverlag der Gemeinde Herbsleben, Herbsleben 2003, ISBN 3-9804424-8-9.
- Rudolf Steuckardt: Eine Kollektion alter und neuerer Postkarten aus Herbsleben und den benachbarten Orten. Selbstverlag der Gemeinde Herbsleben, Herbsleben 2005, ISBN 3-9804424-9-7.
- Rudolf Steuckardt: Herbsleben in Thüringen. Bilder aus einhundert Jahren. Teil 4: Das Dorf und seine Leute in alten Schriften. Selbstverlag des Autors, Herbsleben 2007.
Weblinks
- Internetseite der Gemeinde
- Herbsleben auf thueringen.info.de
- Ortsgeschichte auf der Homepage der Gemeinde Herbsleben. Archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 17. Dezember 2019.