Freie Wahl (1697)
Die Freie Wahl von 1697 war die insgesamt achte ihrer Art zur Bestimmung des Königs und Großfürsten der Königlichen Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen durch den Adel in seiner Gesamtheit.
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Wahl zum König von Polen und Großfürsten von Litauen | ||||
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Kandidat | Friedrich August I. von Sachsen | François Louis de Bourbon, prince de Conti | Jakob Louis Heinrich Sobieski | |
Stimmen | 13.641 | |||
Kandidat | Maximilian II. Emanuel | Livio Odescalchi | ||
Geschichte
Am 17. Juni 1696 starb Johann III. Sobieski, König von Polen, in dem Wilanów-Palast nahe Warschau. Dies bedeutete, dass eine weitere Freie Wahl erforderlich war, da der Staatenbund Polen-Litauen ohne Herrscher verblieb.
Kandidat für den polnischen Thron war unter anderem der Herzog von Oława (Niederschlesien) und Sohn des verstorbenen Königs, Jakob Louis Sobieski. Letzterer wurde zunächst vom Königreich Frankreich und dem schwedischen Großreich unterstützt. Auch der Adel von Großpolen, Kleinpolen und Bischof von Kujawien (Stanisław Dąmbski) waren seine Anhänger. Jakob Louis Sobieski hat sich jedoch nicht mit seiner in Frankreich geborenen Mutter Marie Casimire Louise de la Grange d’Arquien verstanden. Die Mutter und ihr Sohn hatten sich über die Besitztümer von Johann III. Sobieski gestritten, woraufhin Jakob Louis als Konsequenz die Unterstützung des polnischen Adels verlor.
Ein anderer Kandidat war der Kurfürst von Sachsen August II., welcher Unterstützung durch den einflussreichen und mächtigen Kaiser Leopold I. erfuhr. Um die Befürwortung der römisch-katholischen, konservativen Polen zu erlangen, entschied sich August II. vom Luthertum zum Katholizismus zu konvertieren. Der Glaubenswechsel fand am 2. Juni 1697 in Wien statt. Dadurch gewann Friedrich die Unterstützung des Papstes Innozenz XII.
Der größte Kontrahent des sächsischen Kurfürsten war François Louis de Bourbon, prince de Conti, der von Ludwig XIV. unterstützt wurde. Seine Kandidatur gewann die Befürwortung mehrerer polnischer und litauischer Magnaten, von denen viele durch den französischen Gesandten Melchior de Polignac bestochen wurden. Am 24. Oktober 1696 hat der Primas Michael Radziejowski, welcher anfangs Jakob Louis Sobieski favorisierte, die Seiten gewechselt und deklarierte seine Unterstützung nun zu Gunsten von François Louis. Seitdem Zeitpunkt, als Radziejowski Interrex wurde, hatte seine Entscheidung auch Einfluss auf den Adel, welcher ihn folgte.
Dennoch wurde die Schlüsselrolle bei der kommenden Wahl von dem Zarentum Russland besetzt, welches der polnische Bündnispartner im andauernden Krieg gegen das Osmanische Reich (siehe Großer Türkenkrieg) war. Die Russen befürworteten August II., der vorher geäußert hatte, den Krieg weiter führen zu wollen sowie in den Jahren 1695 und 1696 der österreichisch – sächsischen Armee in dessen ungarischen Feldzug kommandierte. Die Wahl von François Louis hätte ein schnelles Ende des Osmanisch-Polnischen Krieges bedeutet, was einen Konflikt zwischen Polen und Russland auslösen könnte. Das Zarentum Russland schickte, in Anbetracht dieser Gefahr, große Geldmengen nach Polen-Litauen und versuchte dadurch die Akzeptanz des dortigen Adels zu erlangen.
Die Wahl fand am 27. Juni 1697 in Wola nahe Warschau statt, welche François Louis de Bourbon, prince de Conti für sich entscheiden konnte, sodass er neuer König von Polen und Großfürst von Litauen wurde. Dies wurde sofort von August II. angefochten, woraufhin er sich selbst zum neuen Herrscher bestimmt hat. Der dritte Kandidat, Jakob Louis Sobieski, hat seinen Beistand für François Louis ausgedrückt.
Am 27. Juli 1697 passierte August II., unterstützt vom Zarentum Russland, Erzherzogtum Österreich sowie Brandenburg-Preußen, die polnische Grenze nahe Czeladź in Kleinpolen. Er marschierte nach Krakau, jedoch war es ihm nicht erlaubt die alte Hauptstadt zu betreten, da der Starost von Krakau Franciszek Wielopolski selbst ein Befürworter von Conti war und ihn dementsprechend nicht in die Stadt hereingelassen hat. Die Pattsituation war schnell gelöst nachdem Wielopolski Schmiergeld akzeptiert hatte. Daraufhin trat allerdings ein anderes Problem auf. Übereinstimmend mit dem polnischen Recht durfte die Krönung in der Wawel-Kathedrale ausschließlich mit den königlichen Insignien ausgeführt werden, welche in der Waweler Schatzkammer aufbewahrt wurden. Um in die Schatzkammer zu gelangen müsste eine Tür mit acht Schlössern geöffnet werden. Die Schlüssel wurden von acht Senatoren aufbewahrt, wovon jedoch sechs Senatoren Conti favorisierten. August II. und seine Gefolgschaft entschieden sich daher ein Loch in die Mauer der Schatzkammer zu machen, wobei die Tür unberührt gelassen wurde.
Am 15. September 1697 unterschrieb August II. die Pacta conventa und wurde durch den Bischof von Kujawien Stanisław Dąmbski zum neuen König von Polen gekrönt. Der Primas Michael Radziejowski verweigerte die Krönung anzuerkennen, verlautbarend dass Conti der rechtmäßige Herrscher war. Radziejowski startete die sogenannte Łowicz Rokosz, welche die Unterstützer des Franzosen versammelte. Conti selbst traf, mit einer Staffel von sechs Schiffen durch Jean Bart kommandiert, am 26. September 1697 in den an der Ostsee befindenden Hafen von Danzig ein. Seitdem das Zarentum Russland seine Armee nahe der litauischen Grenze konzentriert hatte, drohte ein internationaler Konflikt auszubrechen. Die Situation wurde ohne ausländische Intervention gelöst, als am 9. November des gleichen Jahres die dem August II. ergebenen Truppen Conti gezwungen haben seine Unterkunft in Oliwa sowie Polen zu verlassen. Am 12. Dezember 1697 kehrte Conti nach Frankreich zurück.
Primas Michael Radziejowski verweigerte bis zum Frühling des Jahres 1698 August II. anzuerkennen, woraufhin er nach der Zusage einer großen Menge an Geld und eines Regierungspostens nachgab.
Quellen
- U. Augustyniak, Historia Polski 1572–1795, Warszawa 2008
- M. Markiewicz, Historia Polski 1494–1795, Kraków 2002
- Jacek Staszewski: Begründung und Fortsetzung der Personalunion Sachsen-Polen 1699 und 1733, in : Quellen und Studien Band 18 2005, Seiten 37 bis 50, online-Dokument veröffentlicht bei perspectivia.net, der Online-Publikationsplattform der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA)