Leonid Krawtschuk
Leonid Makarowytsch Krawtschuk (ukrainisch Леонід Макарович Кравчук, wiss. Transliteration Leonid Makarovyč Kravčuk; * 10. Januar 1934 in Welykyj Schytyn, Wolhynien, Polen, heute Oblast Riwne, Ukraine) war von 1991 bis 1994 der erste Präsident der Ukraine nach dem Zerfall der Sowjetunion.
Kyrillisch (Ukrainisch) | |
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Леонід Макарович Кравчук | |
Transl.: | Leonid Makarovyč Kravčuk |
Transkr.: | Leonid Makarowytsch Krawtschuk |
Kyrillisch (Russisch) | |
Леонид Макарович Кравчук | |
Transl.: | Leonid Makarovič Kravčuk |
Transkr.: | Leonid Makarowitsch Krawtschuk |
Werdegang
Leonid Krawtschuk studierte in Kiew Wirtschaftswissenschaften und Politische Ökonomie und arbeitete nach seinem Abschluss 1958 als Lehrer am Czernowitzer Finanztechnikum. Im gleichen Jahr trat er in die KPdSU ein. Seit 1960 war er sieben Jahre als Berater und Dozent in der Propaganda- und Agitationsabteilung des Czernowitzer Oblastkomitees der KPU tätig. Seine Aspirantur absolvierte er an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der KPdSU und kehrte anschließend in leitenden Positionen an die Propagandaabteilung zurück. Von 1988 bis 1990 stieg er zum Sekretär des ZK auf und wurde Kandidat auf die Mitgliedschaft im Politbüro der KPU.
In der Zeit der Auflösung der Sowjetunion war Krawtschuk Parlamentspräsident – zunächst der Ukrainischen Sowjetrepublik, dann der Ukraine. Am 1. Dezember 1991 wurde er als Parteiloser zum ersten Präsidenten der unabhängigen Ukraine gewählt[1] und vier Tage später ins Amt eingeführt. Am 8. Dezember 1991 unterschrieb er zusammen mit seinen Amtskollegen Jelzin (Russland) und Schuschkewitsch (Belarus) die Belowescher Vereinbarungen, wonach die Sowjetunion „ihre Existenz beendet“ habe,[2] und mit denen eine Gemeinschaft Slawischer Staaten gegründet wurde, die schon kurz darauf, am 21. Dezember 1991, in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten aufging.[3] Krawtschuk hatte das Präsidentenamt inne, bis er 1994 durch Leonid Kutschma, gegen den er die Wiederwahl verloren hatte, als Nachfolger im Amt abgelöst wurde.
Leonid Krawtschuk trat nach seiner Präsidentschaft 1994 der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei der Ukraine (SDPU(o)) bei und wurde 1998 Vorstandsmitglied. Von 1994 bis 2006 war er Abgeordneter des Ukrainischen Parlaments. Danach schied er aus dem Parlament aus, da seine Partei im Laufe der Jahre durch Abspaltungen und große Veränderungen in der politischen Landschaft massiv an Stimmen verloren hatte und nicht mehr den Sprung über die 3-%-Hürde schaffte. 2009 trat er aus der Partei aus, als diese sich wegen ihrer aussichtslosen Situation entschloss, sich mit der KPU am Linksbündnis Block linker Kräfte zu beteiligen und den kommunistischen Vorsitzenden Petro Symonenko als Präsidentschaftskandidat zu unterstützen.[4]
Die Russen „betrachten uns seit 350 Jahren als ihren Gutsbesitz“, sagte Leonid Krawtschuk im Dezember 2013 während der Unruhen auf dem Euromaidan.[5] Während der Krimkrise sagte Krawtschuk, Russland würde Widerstand antreffen, sollte es den Weg der Aggression gehen: „Ich bin 80 Jahre alt, aber ich werde mein Land verteidigen“.[6] Die drei ehemaligen Präsidenten der Ukraine, Leonid Kutschma, Wiktor Juschtschenko und Leonid Krawtschuk riefen gemeinsam am 22. Juni 2014 Präsident Putin auf, die Aggression gegen die Ukraine einzustellen, und sprachen von erwarteten „konkreten Schritten“ zur Deeskalation. Sie forderten im Weiteren „die Söldner aus Russland“ zur Rückkehr in ihre Heimat auf.[7][8]
Weblinks
Einzelnachweise
- http://www.bpb.de/publikationen/L90SRJ,0,Ukraine_gespalten_zwischen_Ost_und_West.html
- Россия, Украина и Беларусь создают Содружество Независимых Государств. In: Интерфакс. Abgerufen am 7. Januar 2022.
- Ivo Mijnssen: Der verdrängte Akt der Befreiung. Das Abkommen von Belowesch versetzt der Sowjetunion vor einem Vierteljahrhundert den Todesstoss. In einem Jagdsitz im Urwald einigten sich die drei slawischen Bruderländer auf eine friedliche Trennung. In: Neue Zürcher Zeitung vom 8. Dezember 2016, S. 4, abgerufen am 24. Februar 2022.
- Ukrainian Radio (Ukrainischer Rundfunk): Ex-Präsident verlässt Sozial-Demokratische Partei (Memento vom 19. Februar 2011 im Internet Archive); Meldung vom 25. September 2009.
- Kalt, skrupellos – erfolgreich?: Mit Macht und Erpressung hat Präsident Putin die Ukraine in den Moskauer Einflussbereich zurückgeholt. Nicht sein einziger politischer Erfolg in diesem Jahr. Was treibt den Mann im Kreml?, Spiegel 51/2013 vom 16. Dezember 2013
- Russian TV ratchets up rhetoric on Ukraine, BBC, 2. März 2014
- Putins kalkuliertes Verwirrspiel um die Ukraine, Die Welt 22. Juni 2014.
- Kutschma, Juschtschenko und Krawtschuk wenden sich in offenem Brief mit Aggressionsvorwürfen an Putin, rbth.com vom 23. Juni 2014, abgerufen am 24. Juni 2014