Straße von Kertsch
Die Straße von Kertsch (von den alten Griechen Kimmerischer Bosporus genannt) ist eine Meerenge in Osteuropa, die das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer verbindet.
Straße von Kertsch | ||
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Verbindet Gewässer | Asowsches Meer | |
mit Gewässer | Schwarzes Meer | |
Trennt Landmasse | Halbinsel Krim | |
von Landmasse | Taman-Halbinsel | |
Daten | ||
Geographische Lage | 45° 19′ N, 36° 34′ O | |
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Länge | 40 km | |
Geringste Breite | 4 km | |
Größte Tiefe | 18 m | |
Küstenorte | Kertsch | |
Inseln | Tusla | |
Geografie
Die Straße von Kertsch trennt die Halbinsel Krim im Westen von der Halbinsel Taman im Osten, ist rund 40 km lang und an ihrer schmalsten Stelle 4 km breit.
Auf der Seite der Krim liegt Kertsch, auf der Seite von Taman an der schmalsten Stelle der Meerenge der Hafen Port Kawkas und weiter südlich als größte Ortschaft die Staniza Taman.
Als Schifffahrtsweg war die Tiefe nicht mehr ausreichend, so dass in mehreren Schritten ab 1874 eine Fahrrinne geschaffen wurde, die nach dem damaligen Namen der anliegenden Verwaltungseinheit als Kertsch-Jenikalsker-Kanal (russisch Kertsch-Jenikalski kanal) bezeichnet wird. Dieser ist heute 24,3 km lang, 120 m breit und für Schiffe mit einem Tiefgang von 8 m und 252 m Länge kostenpflichtig nutzbar. Seit 2017 ist die Durchfahrtshöhe durch den Bau der Krim-Brücke auf 35 m beschränkt.
Geschichte
Am 19. Juli 1790 ereignete sich hier die Seeschlacht bei Kertsch, in deren Verlauf eine russische Flotte unter Admiral Fjodor Fjodorowitsch Uschakow die Landung einer türkischen Invasionsarmee auf der Krim unterband.
Von 1874 bis 1877 wurde eine erste Vertiefung des Schifffahrtsweges auf 5,7 m durchgeführt, 1903 auf 6,4 m und 1908 auf 7,3 m. Die Länge der Vertiefung erstreckte sich über 26,4 km.
Von Januar bis Oktober 1943 vollzog sich über die Meerenge von Kertsch der Rückzug der deutschen Kaukasusarmee/Heeresgruppe A, der durch die 17. Armee im Kuban-Brückenkopf auf der Taman-Halbinsel gedeckt wurde. Der Rückzug wurde mit einer von der Organisation Todt (OT) errichteten Materialseilbahn quer über die Straße von Kertsch (Tagesleistung: 1.000 Tonnen) durchgeführt, aber auch mittels Fährprahmen auf See.
Im April 1943 wurde von deutschen Soldaten und Einheiten der OT mit dem Bau einer kombinierten Straßen- und Feldbahnbrücke über die Straße von Kertsch aus eisernen Kriegsbrückenteilen begonnen, der sich bis in den Herbst jenes Jahres hinzog. Am 1. September 1943 begannen die konzentrierten sowjetischen Angriffe auf die Reste des Brückenkopfs, so dass der deutsche Rückzug beschleunigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war die neue Brücke noch nicht fertiggestellt. Wehrmachtspioniere sprengten daraufhin die bereits vollendeten Teile der Brücke.[1] Die Brücke wurde durch die Sowjetunion innerhalb von sieben Monaten als Eisenbahnbrücke wiederaufgebaut. Ende Februar 1945 wurde sie jedoch durch Eisgang aus dem Asowschen Meer weitgehend zerstört,[2] da die Pfeiler nicht von Eisbrechern geschützt waren. Um die Schifffahrt nicht zu behindern, wurden die Trümmerteile abgetragen.
In den Jahren 1969 und 1970 wurde der Kanal auf 120 m Breite erweitert und auf 9–9,75 m vertieft, der Radius der Kurven wurde ebenfalls vergrößert. 1970 wurde der maximale Tiefgang auf 8 m bestimmt.
Eine Fährverbindung wurde 1953 errichtet, ebenso eine Eisenbahnfähre. Sie wurden 1993 eingestellt, Ende 2004 für den Güterverkehr aber wieder eröffnet. 2003 gab es einen Streit zwischen der Ukraine und Russland um die kleine ukrainisch verwaltete, aber zwischen beiden Staaten umstrittene Insel Tusla (200 m breit, 6 km lang) in der Mitte der Straße von Kertsch. Russland wollte von der Taman-Halbinsel her einen Damm auf die Insel Tusla bauen, was u. a. zu einer Veränderung der Wasserströmungen in der Straße von Kertsch geführt hätte. 2010 war der Damm zu etwa 2/3 fertiggestellt.[3] Gleichzeitig wurde aber auch über den erneuten Bau einer Brücke nachgedacht. Im Jahr 2010 unterzeichneten die Ukraine und Russland eine Absichtserklärung zum Bau der Brücke.[4] Mitte Februar 2014 wurde eine Machbarkeitsstudie vereinbart.[5] Noch vor der Annexion der Krim durch Russland wurde Anfang März 2014 in der russischen Föderation per Dekret die staatliche Straßenbauagentur Avtodor zur Gründung einer Tochtergesellschaft zum Bau der Brücke aufgefordert.[6]
Nach der russischen Annexion der Krim wurde die Fährverbindung auch für den Personenverkehr wieder reaktiviert, um eine von der Ukraine unabhängige Verbindung der Krim mit Russland zu erhalten. So fuhr nach 25 Jahren Unterbrechung am 1. August 2014 wieder ein Zug von Simferopol via Eisenbahnfähre zur Taman-Halbinsel und über Rostow am Don nach Moskau anstelle der Strecke durch die Ukraine. Bis zur Vollendung des Brückenprojekts sollte der Verkehr über die Meerenge von Kertsch provisorisch mit Eisenbahn- und Autofähren abgewickelt werden. Abgesehen von völliger Überlastung der Verbindungen musste der Fährverkehr auch aufgrund der Witterungsbedingungen mehrfach vorübergehend eingestellt werden. Ergänzend wurde noch ein Hubschrauber-Service über die Meerenge von Kertsch eingerichtet.[7]
Der Bau der Krim-Brücke, einer Doppelbrücke für Straße und Eisenbahn, begann im Jahr 2016. Am Bau beteiligte Unternehmen wurden ab September 2016 auf die Sanktionsliste der USA gesetzt.[8] Die Straßenbrücke wurde im Mai 2018 und die Eisenbahnbrücke am 23. Dezember 2019 offiziell eröffnet.[9]
Am 25. November 2018 kam es in der Straße von Kertsch zu einem militärischen Zusammenstoß zwischen Russland und der Ukraine, als russische Küstenschutzschiffe einen Schlepper und zwei Patrouillenboote der ukrainischen Marine beschossen und enterten und die ukrainischen Seeleute in Gefangenschaft nahmen (vgl. Zwischenfall vor der Krim 2018).
Seerechtliche Nutzung
Die Nutzung der Straße von Kertsch und des Asowschen Meeres ist im russisch-ukrainischen Kooperationsvertrag vom 24. Dezember 2003 geregelt.[10] Darin werden beide Gewässer als gemeinschaftlich genutzte Territorialgewässer ohne 12-Meilen-Zone definiert.[11][12][13] Der Vertrag sichert den Schiffen, darunter auch militärischen Seefahrzeugen, beider Länder die freie Durchfahrt in beiden Gewässern ohne Einschränkung oder Zustimmung des jeweils anderen Staates.[13][14][15]
Literatur
- G. A. Koschelenko, W. D. Kusnezow: Greek Colonisation of the Bosporus. In: Gocha R. Tsetskhladze (Hrsg.): The Greek Colonisation of the Black Sea Area. Historical Interpretation of Archaeology (= Historia). Einzelschriften 121. Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07302-7, S. 249–263.
Weblinks
Einzelnachweise
- Willi A. Boelcke: Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg. Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942–1945. Athenaion, Frankfurt am Main 1969, S. 274 und passim.
- Hans-Joachim Hoppe: Die Brücke von Kertsch. In: Eurasisches Magazin, 21. März 2014.
- google-maps-Ausschnitt mit dem zum Teil fertiggestellten Damm
- Grünes Licht für Brücke zwischen Krim und Russland. RIA, 26. November 2010.
- Margarita Ljutawa: Brücke zwischen Nachbarn. Vedomosti.ru, 14. Februar 2014.
- Medvedev Signs Decree Creating Contractor for Kerch Strait Bridge Project. The Moscow Times, 4. März 2014.
- Helicopter traffic through Kerch Strait to be launched this week, ticket price is 2500 rubles (Memento vom 26. November 2015 im Internet Archive). Krymedia.ru, 24. Juni 2015.
- Jack Stubbs, Yeganeh Torbati: U.S. imposes sanctions on ‘Putin’s bridge‘ to Crimea. Reuters, 1. September 2016.
- Züge auf der Krim-Brücke: Wladimir Putin gibt Schienen frei. Euronews, 23. Dezember 2019.
- Vertrag zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine über die Zusammenarbeit bei der Nutzung des Asowschen Meeres und der Straße von Kertsch, russisch, durch die Russische Föderation am 22. April 2004 N 23-ФЗ ratifiziert
- Ein schwelender Konflikt kommt an die Oberfläche, NZZ, 27. November 2018, Seite 5
- Der Krim-Konflikt und das Seerecht im Asowschen Meer. www.faz.net, 26. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
- Mikhail Bushuev: Asowsches Meer: Die Ukraine hat das Recht, Russland die Kontrolle. Deutsche Welle, 27. November 2018, abgerufen am 29. November 2018.
- Ukraine claims Russia 'rammed our tugboat' off Crimea. In: BBC, 25. November 2018.
- Zwischenfall im Asowschen Meer: Zurückhaltung und Dialog sind Gebot der Stunde. Bundesregierung.de, 28. November 2018.