Woiwodschaft Wolhynien (1921–1939)

Die Woiwodschaft Wolhynien (polnisch Województwo wołyńskie) war in den Jahren 1921–1939 eine Verwaltungseinheit der Zweiten Polnischen Republik. Die Hauptstadt der Woiwodschaft war Łuck.

Wappen der Woiwodschaft Wolhynien
Verwaltungsgliederung der Zweiten Polnischen Republik, Woiwodschaft Wolhynien rot hervorgehoben

Lage und Größe

Die Woiwodschaft mit den Städten Łuck, Równe, Kowel, Krzemieniec, Ostróg, Włodzimierz und Dubno erstreckte sich über den mittleren Teil von Ostpolen.

Sie grenzte im Norden an die Woiwodschaft Polesien, im Osten an die Sowjetunion, im Süden an die Woiwodschaft Tarnopol, im Südwesten auf einem kurzem Stück an die Woiwodschaft Lwów und im Westen an die Woiwodschaft Lublin.

Die Landschaft war flach und hügelig, im Norden bestimmt durch das Sumpfgebiet von Polesien (Prypjatsümpfe). Nach den statistischen Angaben vom 1. Januar 1937 waren 23,7 % der Landfläche von Wald bewachsen, etwas mehr als die 22,2 % im staatlichen Durchschnitt.

1921 umfasste die Woiwodschaft eine Fläche von 30.276 km². Die 19 Städte und 95 Landgemeinden waren in 10 Powiats gegliedert.[1] Durch die Eingliederung des Powiats Sarny aus der Woiwodschaft Polesien 1930 betrug die Fläche 1939 dann 35.754 km².

Geschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg

Mit dem Zerfall Zarenrusslands kamen dort die Bolschewiki an die Macht, die ihr Arbeiter- und Soldatenräte-System nach Mittel- und Westeuropa ausbreiten wollten. Gleichzeitig strebte Polen die vollständige Restauration ihres Staatsgebietes aus der Zeit vor 1772 an. Diese widerstrebenden Ziele führten zum Ausbruch des Polnisch-Sowjetischen Krieges, der mit dem Frieden von Riga endete. Dieser legte die polnisch-sowjetische Grenze fest und sprach die Westhälfte des Gouvernements Wolhynien Polen zu. Am 4. Februar 1921 wurde die Woiwodschaft Wolhynien gegründet.

Der Powiat Ostrog bestand bis zum Jahresende 1924 und wurde in anderen Dimensionen als Powiat Zdołbunów weitergeführt, am 1. Januar 1925 wurde auch der Powiat Kostopol durch Ausgliederung von Teilen des Powiats Równo geschaffen.

Am 16. Dezember 1930 wurde der Powiat Sarny, bisher ein Teil der Woiwodschaft Polesien, ein Teil der Woiwodschaft.

Zweiter Weltkrieg

Wie im deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vereinbart, griffen die Sowjets Polen von Osten an. Im September 1939 fiel die Region zunächst an die Sowjetunion und mit dem Beginn des deutschen Feldzugs gegen die Sowjets für ca. drei Jahre an Deutschland. In der Zeit von 1941 bis 1944 waren alle Volksgruppen Repressalien, Deportationen, Morden und Massakern ausgesetzt.

Nach dem Krieg

Nach 1945 wurden die Gebiete als Teil der Ukrainischen SSR von den Sowjets annektiert und die polnische Bevölkerung nach Polen, vor allem in die ehemaligen Ostgebiete des Deutschen Reiches, umgesiedelt.

Seit 1991 ist die Region Teil der unabhängigen Ukraine.

Woiwoden der Woiwodschaft Wolhynien

1921–9999: Stanisław Jan Krzakowski
1921–9999: Tadeusz Łada
1921–9999: Stanisław Downarowicz
1921–1922: Tadeusz Dworakowski
1922–1923: Mieczysław Mickiewicz
1923–1924: Stanisław Srokowski
1924–1925: Bolesław Olszewski
1925–1926: Aleksander Dębski
1926–1928: Władysław Mech
1928–1929: Henryk Józewski
1930–9999: Józef Śleszyński
1930–1938: Henryk Józewski
1938–1939: Aleksander Hauke-Nowak

Administrative Unterteilung (1934)

Administrative Gliederung der Woiwodschaft 1939

Powiat Dubno bestehend aus den Städten Dubno und Radziwiłłów sowie den Gminas:

Powiat Horochów bestehend aus den Städten Beresteczko und Horochów sowie den Gminas:

Powiat Kostopol bestehend aus den Städten Bereźne und Kostopol sowie den Gminas:

Powiat Kowel bestehend aus den Städten Kowel und Ratno sowie den Gminas:

Powiat Krzemieniec bestehend aus der Stadt Krzemieniec sowie den Gminas:

Powiat Luboml bestehend aus der Stadt Luboml sowie den Gminas:

Powiat Łuck bestehend aus den Städten Łuck, Ołyka und Rożyszcze sowie den Gminas:

Powiat Równe bestehend aus den Städten Korzec, Równe und Zdołbunów sowie den Gminas:

Powiat Sarny bestehend aus den Städten Dąbrowica, Rokitno, Sarny und Włodzimierzec sowie den Gminas:

Powiat Włodzimierz bestehend aus den Städten Uściług und Włodzimierz sowie den Gminas:

  • Chotiaczów
  • Grzybowica
  • Korytnica
  • Mikulicze
  • Olesk
  • Poryck
  • Uściług (Stadt)
  • Werba
  • Włodzimierz (Stadt)

Powiat Zdołbunów bestehend aus den Städten Ostróg und Zdołbunów sowie den Gminas:

Bevölkerung

Die Woiwodschaft Wolhynien war in der Zwischenkriegszeit eine der sechs Woiwodschaften Ostpolens. Ihre Fläche betrug 35.754 km², die Bevölkerung 2.085.600 (laut Volkszählung 1931), was eine Bevölkerungsdichte von 58 Personen/km² ergab. Die Mehrheit der Einwohner stellten mit 1.426.900 (68,0 %) die Ukrainer, wobei 1.377.700 von ihnen auf dem Lande lebte. Die zweitstärkste Bevölkerungsgruppe bildeten mit 346.600 (16,6 %) Polen, die drittstärkste mit 9,9 % Juden.

Einwohner der Woiwodschaft Wolhynien nach Konfession und Muttersprache 1931 (in tausend, aufgerundet)[2]
KonfessiongesamtMuttersprache
PolnischUkrainischWeißrussischRussischTschechischDeutschHebräisch oder Jiddischandere oder k. A.
gesamt2085,6346,61426,92,423,431,046,9205,52,9
röm.-kath.[3]327,9317,72,00,10,27,30,2-0,4
gr.-kath.[4]1455,920,21388,02,222,821,6--1,1
orthodox11,11,29,70,20,1---0,1
evangelisch53,44,65,3-0,11,342,2-0,1
mosaisch207,82,00,1----205,50,1
andere oder k. A.29,51,121,7-0,20,84,5-1,1
Woiwodschaft Wolhynien mit Powiats

Bedeutende Städte waren:

Siehe auch

Fußnoten

  1. https://web.archive.org/web/20170917104732/http://www.szukamypolski.com/strona/wojewodztwo/16
  2. Drugi powszechny spis ludności z dnia 7 grudnia 1931 r. Mieszkania i gospodarstwa domowe. Ludność. Stosunki zawodowe. Województwo wołyńskie. Band 70, Warschau 1938, S. 22. Zit. nach: Cornelia Schenke: Nationalstaat und nationale Frage. Polen und die Ukrainer 1921–1939. Hamburg/München 2004, S. 29.
  3. außerdem Gläubige im armenisch-katholischen Ritus.
  4. außerdem Gläubige im östlich-katholischen Ritus (Neounion)
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