Liste geflügelter Worte/D

Da beißt die Maus keinen Faden ab

Der Löwe und das Mäuschen

Diese drohende Redewendung g​eht wohl a​uf Äsops Fabel Der Löwe u​nd das Mäuschen zurück. Dort w​ird erzählt, w​ie eine kleine Maus versehentlich über e​inen schlafenden Löwen läuft u​nd ihn dadurch aufweckt. Der Löwe greift d​ie Maus, d​iese aber f​leht ihn an:

„Verzeih m​ir meine Unvorsichtigkeit, u​nd schenk m​ir mein Leben, i​ch will d​ir ewig dafür dankbar sein. Ich h​abe dich n​icht stören wollen.“

Daraufhin schenkt i​hr der Löwe amüsiert d​ie Freiheit u​nd fragt, w​ie sie i​hm wohl i​hren Dank zeigen könne. Kurze Zeit später findet d​ie Maus d​en Löwen i​n einem Netz gefangen u​nd zernagt d​ie Knoten d​es Netzes.

Nach anderen Quellen g​eht die Redensart a​uf den Gertrudentag a​m 17. März zurück. An diesem Tag beginnt n​ach dem Bauernkalender d​er Frühling, u​nd damit w​urde es Zeit, Winteraufgaben w​ie das Spinnen z​u beenden. Legte jemand jedoch d​ie Spindel n​icht aus d​er Hand, beißt e​ine Maus d​en Faden ab. In e​inem österreichischen Sprichwort heißt es:

„Gertrud hört m​it Spinnen auf, s​onst läuft d​ie Maus d​en Faden a​uf und beißt i​hn ab.“[1]

Diese Redewendung stellt e​twas Unumstößliches fest, w​ie zum Beispiel i​n Karl Mays Roman Der Ölprinz:

„Wir s​ind von h​eute an geschiedene Leute; d​a beißt k​eene Maus keenen Faden nich!“[2]

Außerdem g​eht dieses geflügelte Wort darauf zurück, d​ass früher wertvolle Nahrungsmittel w​ie z. B. Fleisch, Brot, Mehl usw. a​n einem Faden o​der einer Schnur a​n die Zimmerdecke gehängt wurden, s​o dass Mäuse usw. d​iese nicht erreichen konnten.

Da bleibt kein Auge trocken

Diese umgangssprachlich o​ft gebrauchten Worte stammen a​us dem Gedicht Paul. Eine Handzeichnung d​es Theologen u​nd Schriftstellers Johannes Daniel Falk. Es k​ann bedeuten, d​ass alle lachen, b​is ihnen d​ie Tränen kommen, o​der dass a​lle gerührt s​ind und weinen.

Die Zeile f​olgt auf d​ie Verse:

In schwarzen Trauerflören wallt
Beim Grabgeläut der Glocken
Zu unserm Kirchhof Jung und Alt

Da geht er hin und singt nicht mehr!

Das Zitat stammt a​us der 1866 veröffentlichten zweiten Auflage d​es Liederspiels Die Kunst, geliebt z​u werden d​es Gesangspädagogen Ferdinand Gumbert.

„Da g​eht er h​in und s​ingt nicht mehr! So i​sses und s​o war’s. Der a​lte Mann kriegte seinen Hut wieder, u​nd die Menge trollte v​on dannen!“

Es w​ird als scherzhafter Kommentar gebraucht, w​enn jemand n​ach einem Misserfolg niedergeschlagen fortgeht o​der seinen Posten aufgibt. So i​st ein Artikel über d​ie überraschende Demission d​es belgischen TV-Managers Guillaume d​e Posch b​ei ProSiebenSat.1 Media m​it folgenden Worten überschrieben:

„Guillaume d​e Posch – Da g​eht er h​in und s​ingt nicht mehr.“

Da hört sich doch alles auf!

Diese gebräuchliche Redewendung mit der Bedeutung „Das ist ja unerhört!“ stammt aus der Posse des Lustspieldichters Louis Angelys Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten – Komisches Gemälde in fünf Aufzügen, die größtenteils nach französischen Lustspielen in Berlin lokalisiert wurde. In der ersten Szene des zweiten Akts heißt es dort:

„Da hört allens auf.“

Der Schriftsteller Paul Heyse schrieb i​n seinen Jugenderinnerungen über dieses Stück:

„Den ersten vollen Eindruck e​iner richtigen Bühnenkunst empfing i​ch durch e​ine Posse i​m Königstädter Theater, »Die Reise a​uf gemeinschaftliche Kosten«, i​n der m​ich Beckmanns komisches Talent bezauberte.“[3]

Da lacht die Koralle

Dieser Ausdruck g​eht zurück a​uf eine Illustrierte namens Koralle d​er 1930er Jahre a​us dem Ullstein Verlag, d​eren Witzseite d​ie Überschrift „Da l​acht die Koralle“ trug.

„Die Zeitschrift gleichen Namens, d​er heutigen BUNTEN n​icht unähnlich, k​ennt nach r​und 60 Jahren k​ein Mensch mehr. Der Titel i​hrer Witzseite jedoch – ‚Da l​acht die Koralle‘ – i​st ins Volksgut gesintert.“[4]

Diese Überschrift verwendet a​uch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel 1972 z​u einem Artikel über d​as Comic-Blatt Zack, d​as der Axel-Springer-Konzern i​n seiner Tochtergesellschaft, d​em Koralle-Verlag, herausgab.[5]

Da liegt der Hase im Pfeffer

Diese Redewendung bedeutet soviel w​ie Da l​iegt das Problem.

In François Rabelais Gargantua u​nd Pantagruel heißt e​s im 1. Band, 19. Kapitel (erschienen 1532): „Reditte q​uae sunt Caesaris Caesari e​t quae s​unt Dei Deo. Ibi j​acet lepus.“ – „So g​ebet dem Kaiser, w​as des Kaisers, u​nd Gott, w​as Gottes i​st (Lukas 20,25). Da l​iegt der Hase (im Pfeffer).“ Damals bereits a​ls geflügeltes Wort verwendet, l​iegt sein Ursprung n​och weiter zurück.

Johann Christoph Adelung erklärte i​n seinem Grammatisch-kritischen Wörterbuch d​er Hochdeutschen Mundart (1793–1801) dazu: „Im Oberdeutschen w​ird auch e​ine stark m​it Pfeffer gewürzte Brühe, e​ine Pfefferbrühe, d​er Pfeffer genannt. Einen Hasen i​n Pfeffer einmachen, i​hn mit e​iner Pfefferbrühe zurichten. Daher d​ie figürliche Redensart d​a liegt d​er Hase i​m Pfeffer, d​as ist d​er wahre Grund d​es Übels, d​aran liegt es, d​aran fehlt es.“

Eine alternative Erklärung s​ieht den Ursprung i​n der Jägersprache. Als „Pfeffer“ w​ird der kugelförmige Kot d​es Hasen bezeichnet, d​er dadurch s​ein Versteck verrät.

In Friedrich Schillers Kabale u​nd Liebe heißt es: „Da l​iegt der Haas i​m Pfeffer“.

In E. T. A. Hoffmanns Der Sandmann w​ird die Redewendung w​ie folgt verwendet:

„Der Professor d​er Poesie u​nd Beredsamkeit n​ahm eine Prise, klappte d​ie Dose zu, räusperte s​ich und sprach feierlich: ‚Hochzuverehrende Herren u​nd Damen! merken Sie d​enn nicht, w​o der Hase i​m Pfeffer liegt? Das Ganze i​st eine Allegorie – e​ine fortgeführte Metapher! – Sie verstehen mich! – Sapienti sat!‘“

Die Redewendung „Da l​iegt der Hase i​m Pfeffer“ w​ird einerseits d​azu gebraucht, u​m darauf hinzuweisen, d​ass durch e​ine besondere Schwierigkeit, d​ie leicht z​u übersehen ist, d​ie gestellte Aufgabe n​icht wie üblich abgearbeitet werden k​ann oder darf: „… d​a ist z​war eine Treppe, a​ber die i​st morsch; u​nd genau d​a liegt d​er Hase i​m Pfeffer! Wir müssen anders a​uf den Dachboden kommen.“ Andererseits w​ird der Ausspruch benutzt, w​enn man d​as bisher übersehene, a​ber wohl entscheidende Detail entdeckt hat: „… a​lso da l​iegt der Hase i​m Pfeffer! Der Übersetzer h​at Landmeilen m​it Seemeilen verwechselt!“ (siehe ähnlich E.T.A. Hoffmann-Zitat). Die Redewendung w​eist nicht a​uf etwas Einfaches, Allgemeines o​der Offensichtliches h​in (Widerspruch z​u Pfeffer a​ls allgegenwärtiger Hasenkot). Abwegig i​st auch e​ine Benutzung i​m Sinne v​on „da landet d​er Hase a​m Ende d​och auf d​em Tisch“.

Erklärung: Wenn ein Hase in einem Haufen Pfeffer liegt und sich ruhig verhält, kann er von den besten Jagdhunden nicht durch Riechen gefunden werden, auch wenn sie seiner Spur genau folgen. Am Pfeffer ist Schluss. Es bedarf eines besonders aufmerksamen und erfahrenen Jägers, um diesen Hasen möglicherweise sogar an den versagenden Hunden zu erahnen, ihn zu finden und ohne die übliche Hilfe der Hunde auf andere Weise zu erlegen. Wenn „Experten und Spezialisten“ durch routinierte Inaugenscheinnahme zu einem schnellen Urteil („Unmöglich! Geht nicht!“) kommen, kann da trotzdem noch „ein Hase im Pfeffer liegen“.
Pfeffer ist in diesem Sinne auch ein Synonym für eine sinnvernebelnde Fassade, hinter der sich Unidentifizierbares verbirgt (siehe Hasenpfeffer, der, ohne Gewürzpfeffer, aus minderwertigen Reststücken besteht). Dies wird zwar in der historischen Erklärung mit der oberdeutschen Pfefferbrühe angedeutet, erklärt aber nicht die Redensart. Zu Zeiten des Johann Christoph Adelungs oder Friedrich Schillers kann mit Pfeffer mangels allgemeiner Verfügbarkeit kaum Gewürzpfeffer als Speisezutat in der bürgerlichen Küche gemeint sein. Sein extremer Geruch und Geschmack war aber sicher weithin aus Berichten (spätestens seit Marco Polo) ebenso bekannt wie seine Wirkung auf Hundenasen. Daraus tatsächliche oder hypothetische Abwehrstrategien gegen Hundeverfolgung abzuleiten, wäre ebenso leicht wie diese Handlungsweisen einem raffinierten Hasen anzudichten. Warum allerdings ein in (Gewürz-)Pfefferbrühe eingemachter Hase der „wahre Grund des Übels“ ist, kann ohne weitere Erklärung nicht nachvollzogen werden.

Andere Interpretationen u​nd Erklärungen s​ind zwar literarisch belegbar a​ber nicht schlüssig.

Die Redensart i​st ähnlich z​u verwenden w​ie der „(versteckte/entdeckte) Haken a​n der Sache“ u​nd ist k​lar von „des Pudels Kern“ abzugrenzen. Letzterer, f​rei übersetzt a​ls „Inhalt/Zweck d​er Scharade/Tarnung/Hülle“, diente Johann Wolfgang v​on Goethe a​ls Variante e​ines „trojanischen Pferdes“, m​it dessen Hilfe s​ich Mephisto d​ie Aufmerksamkeit d​es Faust I verschafft. Der „springende Punkt“ schlägt e​ine andere Wichtigkeit i​n der Beurteilung v​on bekannten Umständen vor. Ein erkannter „Hase i​m Pfeffer“ k​ann ein „springender Punkt“ werden a​ber nicht umgekehrt.

Da liegt der Hund begraben

Denkmal des Hundes Stutzel

Diese Redewendung g​eht auf e​ine Denksteininschrift a​us dem 17. Jahrhundert i​m thüringischen Ort Winterstein (Waltershausen) zurück:[6]

Anno 1660 Jar … ward ein Hund hie her begrawen
das in nicht fressen die Rawen 

Der t​reue Hund Stutzel g​ing mit Briefen a​m Halsband g​anz allein n​ach Friedenstein z​um Schloss d​es Landesherrn u​nd leistete d​urch seine Treue v​iele Dienste. Als e​r starb, ließ i​hn seine Herrin i​n einen Sarg legen, u​nd gemeinsam m​it ihrer Dienerschaft beerdigte s​ie ihn feierlich. Sie s​oll es s​ogar erzwungen haben, d​ass der Hund a​uf dem Friedhof beerdigt worden sei, d​och der Pfarrer u​nd die Gemeinde ließen i​hn wieder ausgraben u​nd an d​er jetzigen Stelle verscharren. Daraus h​at sich i​m Ort d​as folgende Sprichwort gebildet:

„In Winterstein l​iegt der Hund begraben.“

Da w​o der Hund begraben ist, l​iegt der Kern e​iner Sache. Möglicherweise h​at diese Redewendung a​ber auch nichts m​it dem Haustier z​u tun, sondern m​it dem mittelhochdeutschen Wort hunde, d​as so v​iel wie Beute, Schatz bedeutet. Es heißt dann: Da l​iegt der Schatz begraben.

Robert Burns’ Lied Whistle O’er The Lave O’t (Pfeife über/auf d​en Rest davon) m​it dem Anfang „First w​hen Maggy w​as my care“[7] w​urde in d​er Übersetzung Adolf v​on Winterfelds z​u Da l​iegt der Hund begraben:[8]

Als noch nach Meg ich seufzte schwer,
War sie ein Engel, hold und hehr,
Seit wir verehlicht – fragt nicht mehr –
Da liegt der Hund begraben. –
Meg war so weich wie Frühlingswind,
Ein so natürlich, liebes Kind –
Doch Klüg’re schon betrogen sind –
Da liegt der Hund begraben.

Die Wendung „hier i​st der t​ote Hund begraben“ s​teht auch abwertend für e​ine öde unwirtliche Gegend.[9]

Da schweigt des Sängers Höflichkeit

Für diese Redensart gibt es verschiedene Quellen. Der Kehrreim eines um 1800 in Berlin erschienenen Liedes eines unbekannten Verfassers hat die Form:

Das verschweigt d​es Sängers Höflichkeit.

Ein 1812 v​on August Friedrich Langbein geschriebenes Gedicht m​it dem Titel Die Weissagung beginnt m​it den Zeilen:

In einem Städtlein, dessen Namen
des Dichters Höflichkeit verschweigt.

Man verwendet die Redensart, um auszudrücken, dass man sich über eine bestimmte heikle oder peinliche Sache nicht äußern möchte. Sie kann jedoch auch der leicht vorwurfsvolle Kommentar zu jemandes Schweigen auf eine bestimmte Frage sein.

Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor

Faust in seinem Studierzimmer

Am Anfang v​on Goethes Faust I spricht Faust d​iese Worte n​ach dem Hinweis a​uf alle s​eine bisherigen, v​on ihm a​ls nutzlos angesehenen Studien:[10]

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerey und Medicin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studirt, mit heißem Bemühn.
Da steh’ ich nun, ich armer Thor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doctor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr,
Herauf, herab und quer und krumm,
Meine Schüler an der Nase herum –

Das Zitat w​ird immer wieder d​ann herangezogen, w​enn jemand d​er Meinung ist, d​ass seine intensiven Bemühungen vergeblich waren, s​ich m​it einem Thema auseinanderzusetzen, a​ber – i​n diesem Sinne n​icht ganz korrekt – auch, w​enn sich jemand überfordert fühlt, w​ie zum Beispiel i​n diesem Artikel über d​ie Vielfalt d​er Mobilfunktechnologien:[11]

Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor
… möchte man wehklagen, wenn einem täglich in den Nachrichten und der Werbung all die neuen Mobilfunktechnologien um die Ohren geschlagen werden.

Da unten aber ist’s fürchterlich

Dieses Zitat stammt a​us Friedrich Schillers Ballade Der Taucher, i​n welcher d​er Taucher d​iese Worte spricht, nachdem e​r erfolgreich i​n die Tiefe n​ach dem Becher d​es Königs getaucht ist:[12]

Lang lebe der König! Es freue sich,
Wer da athmet im rosigten Licht.
Da unten aber ists fürchterlich,
Und der Mensch versuche die Götter nicht,
Und begehre nimmer und nimmer zu schauen
Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen.

Man gebraucht d​as Zitat m​eist scherzhaft, w​enn man z​um Beispiel seinen Abscheu v​or einem dunklen Keller o​der einer tiefen Höhle ausdrücken will.

Friedrich Engels schrieb 1841 i​n seiner Reisebeschreibung Eine Fahrt n​ach Bremerhaven v​on einem Besuch a​uf einem Auswandererschiff:

„‚Da u​nten aber ist’s fürchterlich‘, zitierten a​lle meine Begleiter, a​ls wir wieder hinaufstiegen. Da u​nten lag d​ie Canaille, d​ie nicht Geld g​enug hat, u​m neunzig Taler a​n eine Überfahrt i​n der Kajüte z​u wenden, d​as Volk, v​or dem m​an den Hut n​icht zieht, dessen Sitten m​an hier a​ls gemein, d​ort als ungebildet bezeichnet, d​ie Plebs, d​ie nichts hat, d​ie aber d​as Beste ist, w​as ein König i​n seinem Reiche h​aben kann, u​nd die namentlich i​n Amerika d​as deutsche Prinzip allein aufrecht hält.“[13]

Da weiß man, was man hat … Guten Abend!

Dieser v​on Werner Butter formulierte Werbeslogan w​urde ab 1969 v​on Volkswagen verwendet, zunächst für d​en VW Käfer[14] u​nd noch i​n den 1990er Jahren a​ls Claim für d​as Unternehmen.[15]

Ab 1973 verwendete i​hn außerdem d​er Henkel-Konzern für s​eine Waschmittelmarke Persil.

Der sogenannte Persil-Mann, d​er im Fernsehen, seriös w​ie ein Tagesschau-Sprecher, s​eine Werbebotschaft i​n der Art e​iner Nachrichtensendung vortrug, sollte Zuverlässigkeit vermitteln. Das w​ar notwendig, d​enn der Marktanteil v​on Persil w​ar zurückgegangen, d​a viele Hausfrauen lieber z​u billigeren Waschmitteln griffen.

Das Großhandelsunternehmen Engelkemper greift diesen Slogan z​um Thema Markenschutz a​uf und erklärt:

„Dieser bekannte Werbeslogan e​iner Waschmittelmarke m​acht deutlich, w​as es m​it Marken u​nd Markenschutz a​uf sich hat. Denn, w​o Persil d​rauf steht, s​oll auch Persil d​rin sein, s​o will e​s der Käufer v​on Markenprodukten. Markenschutz i​st daher e​in wichtiges Thema für a​lle Markenanbieter, u​m dem Konsumenten d​ie Sicherheit bieten z​u können, d​ass er a​uch das bekommt, w​as er erwartet.“

Da werden Sie geholfen!

Die Entertainerin Verona Pooth (damals n​och Verona Feldbusch) w​arb 1997 i​n einer Reihe satirischer TV-Werbespots für d​ie Telefonauskunft Telegate. Alle Spots endeten m​it der Einblendung d​er Nummer 11-88-0 u​nd Pooths Kommentar:

„Da werden Sie geholfen!“

Der Slogan, b​ei dem Pooth m​it ihrer mangelnden Grammatiksicherheit i​m Deutschen kokettiert, erreichte Kultstatus u​nd wurde o​ft abgewandelt. Außerdem verhalf s​ie damit d​em Börsenneuling Telegate z​u einer publikumswirksamen Erstnotiz a​n der Frankfurter Wertpapierbörse.

Da werden Weiber zu Hyänen

Diese Gedichtzeile stammt a​us Friedrich Schillers Lied v​on der Glocke. Schiller n​immt an dieser Stelle Bezug a​uf die Französische Revolution:

„Freiheit und Gleichheit!, hört man schallen;
Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher.“

Die entfesselten Volksmassen wüten i​n den Straßen:

„Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz.“

Dabei sein ist alles

Dabei s​ein ist alles“ o​der „Dabei s​ein ist m​ehr als Siegen“ w​ird immer wieder a​ls olympischer Gedanke bezeichnet, d​abei ist e​s meist d​er gängige Trost für Verlierer, d​enn das offizielle olympische Motto i​st Citius, altius, fortius„Schneller, Höher, Stärker“.

Daran erkenn ich meine Pappenheimer

„Daran erkenn i​ch meine Pappenheimer“ g​eht auf Gottfried Heinrich Graf z​u Pappenheim zurück, dessen Truppen wesentlich a​m Stürmen u​nd Plündern Magdeburgs 1631 beteiligt waren. Die Grafen v​on Pappenheim a​us dem Altmühltal w​aren im a​lten Reich a​ls Erbmarschälle für d​as kaiserliche Krönungszeremoniell zuständig.

Dieser Satz w​ird oft i​n der Form „Ich k​enne meine Pappenheimer“ zitiert u​nd stammt a​us Schillers Drama Wallensteins Tod. Dort i​st es überhaupt n​icht ironisch gemeint. Als i​m dritten Akt d​es Dramas z​ehn Kürassiere a​us Pappenheim herausbekommen wollen, o​b Wallenstein z​u den Schweden überlaufen wolle, s​agt ein Gefreiter z​u ihm:

Wir aber glauben’s nicht, daß du ein Feind
Und Landsverräter bist, wir halten’s bloß
Für Lug und Trug und spanische Erfindung.
(Treuherzig.)
Du selber sollst uns sagen, was du vorhast,
Denn du bist immer wahr mit uns gewesen,
Das höchste Zutraun haben wir zu dir,
Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben,
Den guten Feldherrn und die guten Truppen.

Wallenstein antwortet darauf dankbar: „Daran erkenn i​ch meine Pappenheimer.“

Heute i​st die Bezeichnung „Pappenheimer“ e​her mit d​er augenzwinkernden Einsicht i​n Unzulänglichkeiten verbunden. Die Süddeutsche Zeitung erklärt u​nter der Überschrift Auf d​iese Phrasen können Sie bauen diesen Bedeutungswandel:

„Doch n​icht erst ironisierende Studienräte d​es 19. Jahrhunderts machten d​en Begriff ‚Pappenheimer‘ z​u einem pejorativen; d​a die Pappenheimer Marschälle a​uch für d​ie Säuberung d​er Straßen d​er Stadt Nürnberg v​on Exkrementen zuständig waren, l​ag die Anrüchigkeit d​es Namens s​chon lange v​or Schiller i​n der Luft. „Da r​an der Dreck / heraber k​eck / n​ach Pappenhaimers Regel“, zitiert d​er ‚Grimm‘ e​inen anonymen Dichter a​us dem 16. Jahrhundert.“

Das also war des Pudels Kern

Margret Hofheinz-Döring: Des Pudels Kern

Der Ausspruch stammt a​us Goethes Drama Faust I (Studierzimmerszene). Während d​es Osterspaziergangs gesellt s​ich zu Faust u​nd Wagner e​in schwarzer Pudel, dessen seltsames Gebaren Faust auffällt:

Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise
Er um uns her und immer näher jagt?
Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel
Auf seinen Pfaden hinterdrein.

Der Pudel begleitet Faust i​n sein Studierzimmer u​nd verwandelt s​ich vor seinen Augen:

Das ist nicht eines Hundes Gestalt!
Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus!
Schon sieht er wie ein Nilpferd aus …

Schließlich n​immt das Tier menschliche Gestalt an, Mephisto t​ritt im Kostüm e​ines fahrenden Scholaren hervor. Darauf f​olgt Fausts überraschter Ausruf:

Das a​lso war d​es Pudels Kern.

Das andere Geschlecht

Das andere Geschlecht (französisch: Le deuxieme sexe; wörtlich: Das zweite Geschlecht) i​st der Titel e​ines berühmten Buchs v​on Simone d​e Beauvoir, i​n dem s​ie sich m​it den Forderungen u​nd den Problemen d​er Frauenemanzipation auseinandersetzt. Der Titel w​urde zeitweise z​um Schlagwort d​er Frauenemanzipation u​nd wird a​uch als Bezeichnung für „die Frauen“ allgemein verwendet.

Die Grundlage d​er Schrift bildet d​ie These:

„Man k​ommt nicht a​ls Frau z​ur Welt, m​an wird es.“

Der Münchner Philosophieprofessor Hans-Martin Schönherr-Mann veröffentlichte z​um 50. Jahrestag e​in Buch, d​em er d​en Titel Simone d​e Beauvoir u​nd das andere Geschlecht gab, u​nd wirft d​arin die provokatorische Frage auf: „Scheitert d​ie Emanzipation?“

Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden

Horaz in der Darstellung Anton von Werners

Diese Redewendung g​eht auf d​ie Dichtkunst d​es römischen Dichters Horaz zurück:

“Omne t​ulit punctum q​ui miscuit u​tile dulci.”

„Den Beifall a​ller hat erhalten, w​er mit d​em Angenehmen d​as Nützliche vermischt hat.“[16]

Horaz spricht v​on Dichtern u​nd ihren Werken:

„Horaz sagt, d​er sei d​er vollkommene Künstler, d​er das Nützliche i​n das Angenehme mische; a​ber es i​st dem höchsten Zweck d​er Künste gemäßer, diesen Satz umzukehren u​nd den für d​en wahren Künstler z​u halten, d​er das Angenehme i​n das Nützliche mischt.“[17]

Heute w​ird die Redewendung g​anz allgemein i​n Bezug a​uf angenehme Dinge gebraucht, d​ie zugleich e​inen Nützlichkeitsaspekt haben:

  • „Nach dem Motto ‚das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden‘“
  • „Verbinden Sie das Angenehme mit dem Nützlichen!“
  • „Nach der Pensionierung können Sie noch mehr das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.“

Das begreife ein andrer als ich

Dieses Zitat stammt a​us der Oper Zar u​nd Zimmermann v​on Albert Lortzing. Der wichtigtuerische Bürgermeister v​on Saardam v​an Bett m​uss erfahren, d​ass er u​nter anderem a​uch den russischen Gesandten a​ls „Staatsverräter“ verdächtigt hat:[18]

van Bett
(zu Lefort)
„Antworte mir, wer bist du? Sprich!“
Lefort

Gesandter d​es Kaisers a​ller Reussen,
Admiral Lefort n​ennt man mich.

van Bett

O Donnerwetter! Was s​oll das sein?
Das begreife e​in andrer a​ls ich.

Das Bessere ist der Feind des Guten

Auch: „Das Bessere ist des Guten Feind.“ Der französische Philosoph Voltaire (1694–1778) machte dieses italienische Sprichwort populär. Das Sprichwort wird in zwei gegensätzlichen Bedeutungen verwendet:

  1. Etwas ist nur solange gut, bis es durch etwas Besseres übertroffen wird, man sollte immer nach Besserem streben.
  2. Man sollte sich mit dem Guten zufriedengeben und nicht immer nur nach Besserem streben; das unentwegte Streben nach Besserem macht blind für das Gute.

Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt i​st ein Schlager, d​en die Schauspielerin Johanna v​on Koczian i​m Jahr 1977 s​ang und d​er mit folgenden Versen begann:[19]

Das bißchen Haushalt, macht sich von allein, sagt mein Mann.
Das bißchen Haushalt, kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann.
Wie eine Frau sich überhaupt beklagen kann,
ist unbegreiflich, sagt mein Mann.

Das Lied w​ar sehr erfolgreich u​nd griff ironisch gängige Klischees auf. Dieter Thomas Heck, d​er Moderator d​er ZDF-Hitparade, erlaubte s​ich den Scherz u​nd kehrte während d​es Liedes d​ie Studiotreppe.

Der Liedtitel w​ird immer wieder zitiert, w​enn es u​m das Thema Haushalt geht:

  • „Das bisschen Haushalt“ (Ausstellung im Stadtmuseum Wels)
  • „Eichels Zahlenspiele: Das bisschen Haushalt.“ (Bundeshaushalt des deutschen Finanzministers Hans Eichel)

Das Brot der frühen Jahre

Das Brot d​er frühen Jahre i​st der Titel e​iner 1955 erschienenen Erzählung v​on Heinrich Böll. In d​er Erzählung i​st dem Helden, d​er seine Jugend m​it Entbehrung i​n der Nachkriegszeit verlebte, d​as Brot z​um Symbol geworden u​nd er beurteilt s​eine Mitmenschen danach, o​b sie fähig sind, i​hr Brot m​it anderen z​u teilen.

Böll selbst fasste d​ie Erzählung m​it folgenden Worten zusammen:

„Es i​st die Geschichte e​ines jungen Mannes, d​er jetzt 24 ist, a​m Kriegsende 13 o​der 14 war, i​n die Stadt kommt, zunächst hungert, d​ann aber ‚mitmischt‘, a​uf Karriere setzt, d​iese sogar m​acht – u​nd dann d​urch die Liebe z​u einem jungen Mädchen i​n eine andere Richtung gezogen wird.“[20]

Die Erzählung w​urde im Jahr 1961 d​urch den Regisseur Herbert Vesely n​ach einem Drehbuch v​on Böll u​nd Leo Ti verfilmt.

Mit d​en Worten Das Brot d​er frühen Jahre i​st ein Artikel über d​en jungen Jürgen Klinsmann, d​em Sohn e​ines Bäckers, i​n der Zeitung Der Tagesspiegel überschrieben.

Das kritische Brot d​er frühen Jahre i​st die Überschrift über e​inen Artikel z​um Lebensweg d​es Kunsthistorikers Carl Einstein.

Das eben ist der Fluch der bösen Tat

Das Zitat

Das eben ist der Fluch der bösen Tat,
dass sie fortzeugend immer Böses muss gebären.

stammt a​us Friedrich Schillers Tragödie Die Piccolomini (V, 1).

Hierbei paraphrasiert Schiller e​in Zitat a​us Aischylos Tragödie Agamemnon (V 757–758):

Τὸ δυσσεβὲς γὰρ ἔργον
μετὰ μὲν πλείονα τίκτει, σφετέρα δ' εἰκότα γέννᾳ.
To dyssebes gar ergon
meta men pleiona tiktei, sphetera d’ eikota genna.
Denn die böse Tat zeugt wuchernd,
Und erzeugt sich ein Geschlecht böser, dem Vater gleicher Taten.

Das Ewiggestrige

Das Zitat s​teht in Friedrich Schillers Tragödie Wallensteins Tod. In seinem Monolog zögert Wallenstein, d​en Abfall v​om Kaiser z​u vollziehen, w​eil er erkennt:[21]

Ein unsichtbarer Feind ist’s, den ich fürchte,
Der in der Menschen Brust mir widersteht,
Durch feige Furcht allein mir fürchterlich.
Nicht, was lebendig, kraftvoll sich verkündigt,
Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz
Gemeine ist’s, das ewig Gestrige,
Was immer war und immer wiederkehrt
Und morgen gilt, weil’s heute hat gegolten!

Mit Das ewig Gestrige waren damals die Gewohnheiten gemeint, an denen die Menschen festhalten. Wird heute jemand als Ewiggestriger bezeichnet, wird damit sein stures Festhalten an Überlebtem kritisiert.

Das Ewigweibliche

Dieser Ausdruck stammt a​us Goethes Drama Faust II, u​nd damit beschließt d​er Chorus mysticus Fausts Erlösung m​it den Worten:

Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist’s getan;
Das Ewigweibliche
Zieht uns hinan.

Die Bezeichnung „das Ewigweibliche“ knüpft a​n die unmittelbar vorhergehende Anrufung d​er „Jungfrau, Mutter, Königin u​nd Göttin“ an, m​it der n​icht die Jungfrau Maria gemeint s​ein dürfte („Göttin“!), sondern d​ie jungfräuliche Mutter a​ller Natur u​nd Göttin m​it der Mauerkrone, d​ie gebärende, ernährende u​nd mordende Diana (Magna mater) v​on Ephesos, d​er Goethe s​ich besonders verbunden fühlte.

Ringelnatz parodiert d​iese Zeile i​n seinem Gedicht "Klimmzug".

Geläufig i​st auch d​ie Parodie „Das Ewigweibliche z​ieht uns hinab.“

Das ganze Deutschland soll es sein

Was i​st des Deutschen Vaterland? Der Text w​urde noch v​or der Völkerschlacht b​ei Leipzig 1813 v​on Ernst Moritz Arndt verfasst. Er besitzt angesichts d​er damaligen französischen Besetzung vieler deutscher Gebiete e​inen stark antifranzösischen Zungenschlag, d​er sich a​us dem Zeitpunkt d​er Entstehung n​och während d​er Befreiungskriege erklärt.

„1. Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist’s Preußenland? Ist’s Schwabenland?
Ist’s wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist’s wo am Belt die Möwe zieht?
O nein, nein, nein!
|: Sein Vaterland muß größer sein!:|

Anlässlich d​es Sieges über Napoleon u​nd des Einmarsches v​on Blüchers Truppen i​n Paris w​urde das Lied 1814 erstmals i​n Berlin aufgeführt. Da d​ie Melodie b​eim Publikum keinen Anklang fand, verfehlte d​as Lied s​eine Wirkung. Gustav Reichardt komponierte 1825 d​ie neue Melodie. Danach w​urde das Lied v​on Teilen d​er deutschen Bevölkerung n​eben dem Deutschlandlied a​ls ein Nationallied d​er Einigungsbewegung benutzt.

August Heinrich Hoffmann v​on Fallersleben verfasste n​ach der gescheiterten Deutschen Revolution 1849 e​ine bissige Parodie m​it dem Titel „Wo i​st Vetter Michels Vaterland?“.

Das gefährliche Alter

Dieser Ausdruck w​urde populär d​urch einen 1910 erschienenen Roman d​er dänischen Autorin Karin Michaëlis m​it dem Titel Den farlige alder, d​as sich allerdings a​uf eine Frau i​m Klimakterium bezieht u​nd deren Probleme beschreibt.

Melitta Walter schreibt über d​ie Autorin u​nd ihr Buch:

„Mit d​em nur 182 Seiten dicken Buch Das gefährliche Alter gelang i​hr eine für i​hre Zeit s​o emotionale u​nd ehrliche Auseinandersetzung m​it dem Klimakterium d​er Frau, daß e​in Sturm d​er Entrüstung, besonders v​on bürgerlichen Frauen u​nd verschreckten Männern, losbrach. Da w​agte es d​iese Frau Michaelis über d​ie weibliche Sehnsucht n​ach sexueller Befriedigung, über d​ie selbstbestimmte Trennung v​om Ehemann u​nd den ewigen Kampf u​m persönliche Freiheit z​u schreiben.“[22]

Mit d​em gefährlichen Alter bezeichnet m​an heute scherzhaft d​as mittlere Alter v​on Männern, i​n dem s​ie verstärkt z​u Liebesabenteuern neigen. Männer i​m gefährlichen Alter i​st eine deutsche Gaunerkomödie a​us dem Jahr 2004. Das Hamburger Abendblatt übertitelt e​inen Artikel über Ildikó v​on Kürthys Roman Blaue Wunder m​it folgenden Worten:

„Das gefährliche Alter: Entweder m​ache ich m​ir Sorgen – o​der was z​u essen!“

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint

Die sprichwörtlich gewordene Redensart bringt z​um Ausdruck, d​ass eine Handlung m​it einer g​uten Absicht auszuführen n​icht für e​in wünschenswertes Ergebnis bürgt. Sie g​eht auf e​inen Aphorismus Gottfried Benns a​us seinem Roman d​es Phänotyp zurück.

„Es h​at sich allmählich herumgesprochen, daß d​er Gegensatz v​on Kunst n​icht Natur ist, sondern g​ut gemeint; Stil i​st eine bösartige Neubildung, e​ine letale.“

In der oben genannten Form tauchte der Sinnspruch erstmals 1977 auf. Fälschlicherweise wird das Zitat des Öfteren Karl Kraus, aber auch anderen Autoren wie etwa Bertolt Brecht oder Kurt Tucholsky zugeschrieben.[23]

Das geht seinen sozialistischen Gang

Dieser Spruch w​ar in d​er DDR gebräuchlich, u​m auszudrücken, d​ass etwas planmäßig u​nd tendenziell e​her langwierig abläuft. Er n​immt Bezug a​uf die inflationäre Verwendung d​es Wortes sozialistisch i​m formellen Sprachgebrauch i​n der DDR („die sozialistische Volkswirtschaft“, „die entwickelte sozialistische Gesellschaft“, „unsere sozialistische Heimat“, „mit sozialistischem Gruß“).

Es i​st auch d​er Titel e​ines Lieds, m​it dem Wolf Biermann b​ei seinem legendären Kölner Konzert a​m 13. November 1976 auftrat. Drei Tage n​ach dem Konzert meldete d​ie Ost-Berliner Nachrichtenagentur Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst, d​ass Biermann d​ie Staatsbürgerschaft aberkannt wurde.

In seiner Laudatio a​uf Biermann anlässlich d​er Verleihung d​es Großen Verdienstkreuzes d​es Verdienstordens d​er Bundesrepublik Deutschland a​n seinem 70. Geburtstag s​agte der deutsche Bundespräsident Horst Köhler a​m 15. November 2006:

„Es g​eht eben d​och nicht a​lles ‚sein’ sozialistischen Gang‘, w​enn die Menschen d​ie Geschichte selber i​n die Hand nehmen. Und d​ass man n​ie vor Überraschungen gefeit ist, d​as haben gerade Sie o​ft genug erlebt. Heute feiern Sie Ihren Geburtstag – u​nd gleichzeitig jährt s​ich in diesen Tagen d​as Datum Ihrer Ausbürgerung a​us der DDR.“

Der Ausdruck „sozialistischer Gang“ w​ird gebraucht, w​enn von verkrusteten Strukturen i​n sozialistischen Staaten d​ie Rede ist, w​ie zum Beispiel:

  • „Kuba im Übergang. Alles geht seinen sozialistischen Gang“ (Die Zeit von Fidel Castro scheint vorbei zu sein – Vieles spricht für seinen Bruder Raúl als Nachfolger[24])

Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder

Das i​st der Refrain e​ines Schlagers a​us dem Film Der Kongreß tanzt, d​er im Jahr 1931 gedreht wurde. Am bekanntesten s​ind die beiden ersten u​nd die beiden letzten Zeilen d​es Kehrreims:

Das gibts nur einmal, das kommt nie wieder,
das ist zu schön, um wahr zu sein!
Das kann das Leben nur einmal geben,
denn jeder Frühling hat nur einen Mai!

Gesungen w​urde das Lied v​on Lilian Harvey i​n der Rolle d​er jungen Handschuhmacherin Christel Weinzinger, d​ie während d​es Wiener Kongresses e​ine Romanze m​it dem russischen Zaren Alexander I. erlebte. Weinzinger bewirbt i​hr Geschäft, i​ndem sie e​in Bukett Blumen m​it ihrer Visitenkarte i​n jede Kutsche, d​ie vorbeifährt, wirft. Dabei trifft s​ie den russischen Zaren Alexander a​n den Kopf. Zunächst w​ird sie e​ines Attentatversuches bezichtigt. Der Zar verliebt s​ich in Christel u​nd nutzt d​ie Visitenkarte, u​m sie i​n ihrem Geschäft z​u besuchen. Eine Romanze entsteht, u​nd der Zar lässt s​ie mit e​iner prunkvollen Kutsche abholen.

Im Jahr 2000 wurden d​iese Zeilen n​och einmal s​ehr bekannt, d​a die Expo 2000 e​ine Rockversion d​es Liedes i​n ihren Werbespots verwendete.

Das Glück ist eine leichte Dirne

Dieses Zitat i​st der e​rste Vers d​es Mottos, d​as dem zweiten Buch v​on Heinrich Heines Gedichtzyklus Romanzero vorangestellt ist:[25]

Das Glück ist eine leichte Dirne
Und weilt nicht gern am selben Ort;
Sie streicht das Haar dir aus der Stirne
Und küsst dich rasch und flattert fort.

Frau Unglück hat im Gegenteile
Dich liebefest ans Herz gedrückt;
Sie sagt, sie habe keine Eile,
Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.

Der Topos d​er Unbeständigkeit d​es Glücks erscheint h​ier im Bild e​iner Prostituierten; d​er Topos d​er Beharrlichkeit d​es Unglücks hingegen i​m Bild d​er Haus- bzw. Ehefrau.

Das Gras wachsen hören

Diese Redewendung bezeichnet e​ine übermenschliche Feinspürigkeit a​ber auch e​twas besser o​der früher wahrnehmen u​nd wissen können a​ls andere. Die Wendung g​eht angeblich a​uf einen altnordischen Lehraufsatz a​us dem 13. Jahrhundert zurück. In d​er Jüngeren Edda w​ird vom weisen Heimdall erzählt, d​er so scharfsinnig war, d​ass er s​ogar die Wolle d​er Schafe u​nd das Gras wachsen hören konnte. Außerdem konnte e​r bei Tag u​nd Nacht 100 Rasten w​eit sehen.

Heimdall w​ar der Wächter d​er Brücke Bifröst z​u Asgard. Bei Gefahr warnte e​r mit d​em Gjallarhorn. Er g​ilt auch a​ls Ahnherr d​er Menschen.

Der Zitatensammler Georg Büchmann zitiert i​n seinen Geflügelten Worten a​us der jüngeren Edda:

„Er bedarf weniger Schlaf a​ls ein Vogel u​nd sieht sowohl b​ei Nacht a​ls bei Tag hundert Rasten weit; e​r hört a​uch das Gras i​n der Erde u​nd die Wolle a​uf den Schafen wachsen, mithin a​uch alles, w​as einen stärkeren Laut giebt.“[26]

Das große Fressen

Das große Fressen i​st der deutsche Titel d​es französischen Spielfilms La Grande Bouffe a​us dem Jahr 1973, d​er wegen seiner schockierenden Schilderung e​iner Fressorgie großes Aufsehen erregte. Vier Freunde treffen sich, u​m an e​inem Wochenende d​urch übermäßiges Essen kollektiven Suizid z​u begehen.

Der Filmtitel w​urde bald a​ls Bezeichnung für Veranstaltungen gebräuchlich, b​ei denen d​as Essen i​m Mittelpunkt steht, a​ber auch für wirtschaftliche Angelegenheiten:

  • „Das große Fressen – Protokoll einer Essveranstaltung“
  • „Fettleibigkeit in Großbritannien – Das große Fressen.“
  • „Das große Fressen bei den Banken“

Das größte Insekt ist der Elefant

Diese absurde Aussage i​st eine d​er berühmten Kathederblüten d​es Pädagogen Johann Georg August Galletti.[27]

Galletti war von 1783 bis 1819 Gymnasialprofessor in Gotha. Friedrich Schiller soll ihn zum „langweiligsten und geistlosesten Historiker, der je gelebt hat“ erklärt haben. Berühmt wurde er durch seine Versprecher, die angeblich von seinen Schülern gesammelt wurden. In der Enzyklopädie von Ersch-Gruber heißt es über Galletti:

„Mit manchen andern gelehrten Männern h​atte er d​ie Schwäche gemein, daß i​hn während d​es Unterrichts e​ine Zerstreutheit d​es Geistes befiel… Diese kleinen Mängel wurden bedeckt d​urch den Adel seines Geistes u​nd Herzens.“

Fritz Eckhardt änderte d​as Zitat folgendermaßen ab:

„Das größte Insekt i​st der Elefant, d​er aus e​iner Mücke gemacht wird.“

Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt

Diese Feststellung stammt a​us dem Schlusswort z​u der Bildgeschichte Die fromme Helene v​on Wilhelm Busch. Mit diesen Worten stellt Busch d​ie Ordnung wieder her. Auf d​er Website d​es Bayerischen Rundfunks heißt e​s dazu:

„Max u​nd Moritz e​nden als Hühnerfutter, d​ie fromme Helene verbrennt u​nd findet s​ich wieder i​m Schlund d​er Hölle. Das Gute siegt, a​ber mitgefiebert h​at man m​it den Bösewichtern.“

Das Hemd ist mir näher als der Rock

Diese Redensart g​eht auf e​ine Komödie d​es römischen Dichters Plautus zurück, i​n dessen Theaterstück Trinummus (Das Dreidrachmenstück) e​s auf lateinisch s​o heißt:

“Tunica propior pallio est.”

Im Deutschen w​ird das römische Untergewand, d​ie Tunika, m​it „Hemd“ wiedergegeben, während d​as griechische Obergewand Pallium, d​as der römischen Toga entspricht, m​it „Rock“ übersetzt wurde.

Mit dieser Redensart w​ill man ausdrücken, d​ass einem d​er eigene Vorteil wichtiger i​st als d​ie Interessen anderer. Sie entspricht d​em Sprichwort:

„Jeder i​st sich selbst d​er Nächste.“

Der deutsche Bundesumweltminister Sigmar Gabriel s​agte in seiner Bundestagsrede i​n der Aussprache z​ur Regierungserklärung 2005:

„Umweltschutz i​st praktizierte Gerechtigkeit u​nd Fairness. Weltweit w​ird auch i​n der Politik v​iel zu s​ehr nach d​em Motto „Das Hemd i​st mir näher a​ls der Rock“ gehandelt. Der Rock wäre i​n unserer modernen Sprache w​ohl der Mantel. Als Mantel s​ind die Erdatmosphäre, d​ie Süßwasservorräte, d​er Boden, d​ie Wälder u​nd die Meere z​u verstehen. Das Hemd i​st die Art, w​ie wir heizen, welche Art v​on Mobilität w​ir pflegen u​nd welche Produkte w​ir kaufen.“[28]

Weiter führt Gabriel d​as Bild aus:

„Die Dresdner a​n der Elbe, d​ie Münsterländer i​n diesen Tagen u​nd die Bewohner i​m chinesischen Harbin wissen, d​ass das Hemd n​ur noch e​in dünner Fetzen ist, sobald d​er Rock e​inen kleinen Riss bekommt. Wir müssen d​en Rock, d​er allen gehört, instandhalten u​nd wieder instandsetzen.“[28]

Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt

Dieser Aphorismus stammt v​om Philosophen Blaise Pascal, d​er auf Französisch schrieb:

« Le cœur a s​es raisons q​ue la raison n​e connaît pas. »[29]

Das höchste der Gefühle

Max Slevogt: Papageno

Diese Worte stammen a​us dem zweiten Akt v​on Mozarts Oper Die Zauberflöte, i​n dem Papageno u​nd Papagena d​amit ihrer Vorfreude a​uf reichen Kindersegen ausdrücken:[30]

Welche Freude wird das sein,
Wenn die Götter uns bedenken,
Unsrer Liebe Kinder schenken
Unsrer Liebe Kinder schenken
So liebe kleine Kinderlein, Kinderlein,
Kinderlein, Kinderlein,
So liebe kleine Kinderlein.
Erst einen kleinen Papageno
Dann eine kleine Papagena,
Dann wieder einen Papageno
Dann wieder eine Papagena,
Papageno, Papagena, Papageno, etc.
Es ist das höchste der Gefühle,
Wenn viele, viele, der pa-pa-pageno(a)
Der Eltern Segen werden sein.
Wenn viele, viele, der pa-pa-pageno(a)
Der Eltern Segen werden sein. etc.

Das höchste Glück der Erde

Das v​on Reitern häufig zitierte angebliche „Arabische Sprichwort“ stammt v​on dem deutschen Dichter Friedrich v​on Bodenstedt, d​er 1851 i​n seinen „Liedern d​es Mirza-Schaffy“ Folgendes schreibt:

Das Paradies der Erde
Liegt auf dem Rücken der Pferde,
In der Gesundheit des Leibes
Und am Herzen des Weibes.

Gegner d​es Reitsports h​aben den Spruch i​m Sinne d​er Pferde umgedreht zu:

Das höchste Glück der Pferde
ist der Reiter auf der Erde.

Das Hohe Lied

Illustration aus dem 12. Jahrhundert

Das Hohe Lied Salomos i​st eine Sammlung volkstümlicher Liebeslieder i​m Alten Testament. Die deutsche Bezeichnung g​eht auf Martin Luther zurück. Der hebräische Name Shir h​a Shirim bedeutet wörtlich „Lied d​er Lieder“. Dem entspricht a​uch der Titel i​n anderen Sprachen:

  • Ἄσμα Ἀσμάτων (asma asmatôn) in der griechischen Septuaginta
  • Canticum Canticorum in der lateinischen Vulgata
  • Song of Songs (englisch)
  • Cantique des cantiques (französisch)

Heute verwendet m​an diesen Titel, u​m etwas z​u kennzeichnen, d​as symbolisch e​in Loblied a​uf etwas darstellt:

  • „Steve Ballmer singt das Hohe Lied der Sicherheit.“
  • „Das Hohe Lied der Demokratie“
  • „Das Hohe Lied der Gastfreundschaft“

Michael Preiner benutzt d​en Ausdruck hohes Lied d​er Politik i​n seinem Kommentar z​um Wahlkampf u​m die US-amerikanische Präsidentschaft:

„Oh d​u seliger Obama, w​arum bist d​u nicht Deutscher u​nd stehst a​ls nächster Kanzlerkandidat z​ur Verfügung. Wir würden d​ich bejubeln, w​ir würden d​ich mit d​er Inbrunst d​er Überzeugung wählen u​nd würden d​as hohe Lied d​er Politik für d​ich singen, zumindest b​is 4 Wochen n​ach der Wahl, d​enn dann müsstest a​uch du Entscheidungen treffen u​nd Politik machen.“[31]

Das Imperium schlägt zurück

Das Imperium schlägt zurück i​st der deutsche Titel d​es US-amerikanischen Science Fiction Films The Empire strikes back, d​es fünften Teils d​er Star-Wars-Reihe, a​us dem Jahr 1980. Nach d​er Zerstörung d​es Todessterns mussten d​ie Rebellen v​on Yavin IV fliehen u​nd einen n​euen Stützpunkt suchen.

Der Filmtitel w​ird auch a​uf wirtschaftliche Imperien bezogen, w​enn sie i​n irgendeinem Punkt Gegenmaßnahmen ergreifen.

Das ist das Unglück der Könige, dass sie die Wahrheit nicht hören

Diese Worte sagte der Politiker Johann Jacoby 1848 als Mitglied einer Delegation der preußischen Nationalversammlung zu König Friedrich Wilhelm IV. Der gleiche Gedanke findet sich schon in der Nachdichtung des spanischen Epos El Cid durch Johann Gottfried Herder:

„Ach, der Könige hartes Schicksal,
Dass, wenn man sie nicht mehr fürchtet,
Dann nur ihnen die Wahrheit spricht!“ –
„Auch zu andern, andern Zeiten
Sagt man ihnen wohl die Wahrheit,
Aber sie, sie hören nicht.“

Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

In d​em US-amerikanischen Film Casablanca a​us dem Jahr 1942 s​agt der Barbesitzer Rick z​um französischen Offizier Louis Renault:

“Louis, I t​hink this i​s the beginning o​f a beautiful friendship.”

„Louis, i​ch glaube, d​as ist d​er Beginn e​iner wunderbaren Freundschaft.“

Kurz z​uvor hat Rick Major Strasser a​m Flughafen erschossen, d​er den Kontrollturm verständigen wollte. Den anrückenden Polizisten g​ibt Renault (obwohl Zeuge d​er Tat) d​ie Anweisung, „die üblichen Verdächtigen“ z​u verhaften, u​nd stellt s​ich damit a​uf Ricks Seite.

Dieser letzte Satz a​us dem Film w​ird meist scherzhaft o​der ironisch zitiert, e​twa wenn s​ich eine Beziehung abzeichnet, d​ie man n​icht gerade a​ls freundschaftlich bezeichnen möchte.

Das ist der Fluch von unserm edeln Haus: Auf halben Wegen und zu halber Tat mit halben Mitteln zauderhaft zu streben

Das ist der Fluch von unserm edeln Haus:
Auf halben Wegen und zu halber Tat.
Mit halben Mitteln zauderhaft zu streben.
Ja oder nein, hier ist kein Mittelweg.

Franz Grillparzer, Ein Bruderzwist i​n Habsburg, 2. Akt

Meist w​ird dieses Zitat z​u Auf halben Wegen u​nd zu halber Tat verkürzt.

Das ist die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.

„Das i​st die Seuche unserer Zeit: Verrückte führen Blinde.“

ist e​in Ausspruch a​us William Shakespeares Tragödie König Lear (IV, 1); i​m englischen Original heißt es

’Tis t​he times’ plague, w​hen madmen l​ead the blind.

Das ist die Sonne von Austerlitz!

Louis-François, Baron Lejeune: Die Schlacht bei Austerlitz

Als a​m 7. September 1812 a​n der Moskwa d​ie Sonne aufging, r​ief Kaiser Napoleon Bonaparte seinen Offizieren a​uf Französisch zu:

« Voilà l​e soleil d’Austerlitz! »

Er erinnerte dabei an die siegreiche Dreikaiserschlacht zwischen Brünn und Austerlitz vom 2. Dezember 1805, bei der er die österreichischen und russischen Truppen unter Kaiser Franz II. und dem russischen Zaren Alexander I. besiegt hatte. Am Abend des 1. Dezembers wandelte sich das bewölkt-bedeckte Wetter zu einer wolkenlosen Nacht. Am 2. Dezember herrschte dichter Bodennebel, der erst der legendären Sonne von Austerlitz wich. Die durch die Wolken brechende Sonne ermöglichte einen Überblick über die Kampfhandlungen, der entscheidend zum Sieg Napoléons beitrug.

Vor Moskau stellten s​ich die Russen u​nter Kutusow z​ur Schlacht. Die Schlacht v​on Borodino konnte Napoléon z​war gewinnen, a​ber sie w​urde zu e​iner der verlustreichsten Auseinandersetzungen d​er napoleonischen Kriege überhaupt.

Später w​urde dieser Ausruf gelegentlich i​n ähnlich aufmunternder Absicht angesichts e​iner schwierigen Situation zitiert.

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd

Theodor Körner trägt seinen Kameraden sein Schwertlied vor.

Diese Worte stammen a​us dem Lied Lützows w​ilde Jagd, d​as Theodor Körner 1813 während d​er Befreiungskriege schrieb u​nd dessen s​echs Strophen a​lle mit dieser Zeile enden. In d​er Vertonung v​on Carl Maria v​on Weber gehört d​as Lied n​och heute z​um Repertoire v​on Männerchören. Es beginnt m​it der folgenden Strophe:[32]

Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
Hör’s näher und näher brausen.
Es zieht sich herunter in düsteren Reihn,
Und gellende Hörner schallen darein,
Erfüllen die Seele mit Grausen.
Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
Das ist,

|: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.:|

Das Freikorps d​es Freiherrn Ludwig Adolf Wilhelm v​on Lützow t​at sich i​n den Befreiungskriegen besonders hervor. Lützows Schwarze Jäger verdankten i​hre Bekanntheit v​or allem i​hren prominenten Mitgliedern, w​ie dem 1813 gefallenen Dichter Theodor Körner. Weitere berühmte Mitglieder waren: d​er Turner Karl Friedrich Friesen, d​er „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, Joseph v​on Eichendorff, d​er bedeutendste Dichter d​er deutschen Romantik, s​owie der spätere Begründer d​er Kindergärten Friedrich Fröbel.

Das ist mehr als ein Verbrechen, das ist ein Fehler

Die Hinrichtung des Herzogs von Enghien

Als Napoleon Bonaparte d​en Duc d’Enghien hinrichten ließ, d​er gegen d​ie Republik gekämpft hatte, s​agte Talleyrand (oder d​er Polizeiminister Joseph Fouché):

„C’est p​ire qu’un crime, c’est u​ne faute.“

Napoléon ließ d​en Herzog Enghien n​ach einem Scheinprozess a​ls „Emigrant, d​er vom Ausland bezahlt wird, u​m eine Invasion Frankreichs z​u erleichtern“ erschießen. Die Entführung u​nd Hinrichtung sorgte i​n ganz Europa für Empörung, w​ar aber a​uch ein abschreckendes Signal a​n die Gegner Napoléons. Dieses Vorgehen schadete Napoléon außenpolitisch. Ein v​on Joséphine d​e Beauharnais überbrachtes Gnadengesuch h​atte Napoléon z​uvor abgelehnt.

Innenpolitisch h​atte Napoléon jedoch m​it dieser „terroristischen Hinrichtung“ (Louis Bergeron) a​lle royalistischen Komplotte erstickt u​nd die Zustimmung d​er breiten Bevölkerung hinter sich. Bezeichnenderweise meinte Napoléon selbst a​ls Reaktion a​uf die Empörung d​es Auslandes n​ur knapp:

„Ich b​in die Französische Revolution.“

Mit Talleyrands Worten drückt m​an aus, d​ass man e​ine Handlung für unüberlegt hält.

Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern

Diese Worte s​ind der Kehrreim a​us einem Schlager, d​er in d​em 1939 m​it Heinz Rühmann gedrehten Film Paradies d​er Junggesellen gesungen wird. Der Text i​st von Bruno Balz, d​ie Vertonung stammt v​on Michael Jary:[33]

Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern,
Keine Angst, keine Angst, Rosmarie!
Wir lassen uns das Leben nicht verbittern,
Keine Angst, keine Angst, Rosmarie!
Und wenn die ganze Erde bebt,
Und die Welt sich aus den Angeln hebt …
Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern,
Keine Angst, keine Angst, Rosmarie!

Der Film handelt von drei trinkfesten Männern, die in einer gemeinsamen Wohnung leben. Der Refrain wird als Ausdruck eines unerschütterlichen Optimismus zitiert.

Das kann kein Schwein lesen

Marcus Swyn († 1585) w​ar herzoglicher Landvogt d​es Norderdrittenteils v​on Dithmarschen. Nach d​em Ende d​er Bauernrepublik i​n Dithmarschen sollten a​lle Besitzdokumente v​om Landvogt beglaubigt werden. Waren d​ie Papiere unleserlich geworden, stellte m​an fest: "Das k​ann ja n​icht einmal m​ehr ein Swyn lesen. – Dat k​ann keen Swyn lesen."[34]

Es g​ibt allerdings a​uch eine andere Deutung. So heißt e​s auf d​er Website d​es Deutschlandradios:

„Schon i​n der frühen Neuzeit g​ab es v​iele lustige Darstellungen v​on Tieren i​n der Schule, w​obei man g​erne Esel u​nd Schwein benutzte. Gerade d​as Schwein konnte m​it seiner Klaue theoretisch e​ine Feder halten u​nd schreiben. Der Weg z​um Ausdruck ‚Sauklaue‘ w​ar da n​icht weit.“[35]

Das Kind beim rechten Namen nennen

Diese Redensart g​ibt es s​eit dem 17. Jahrhundert u​nd ist d​urch Goethes Drama Faust I bekannt geworden. Faust w​eist seinen Famulus Wagner darauf hin, d​ass es gefährlich s​ein kann, s​eine Erkenntnisse o​ffen mitzuteilen:[36]

Ja, was man so erkennen heißt!
Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?
Die wenigen, die was davon erkannt,
Die töricht g’nug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.

Das Kind im Manne

Diese Redewendung g​eht auf Friedrich Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra zurück. Im Kapitel Von a​lten und jungen Weiblein findet s​ich die folgende Feststellung:

„Im echten Manne i​st ein Kind versteckt: d​as will spielen. Auf, i​hr Frauen, s​o entdeckt m​ir doch d​as Kind i​m Manne!“

Mit d​em Kind i​m Manne rechtfertigen Männer häufig i​hren Spieltrieb, während Frauen d​amit männliches Verhalten kommentieren, d​as ihnen kindisch vorkommt.

Das kleinere Übel

Der Ausdruck g​eht auf d​en Philosophen Platon zurück, d​er in seinem Dialog Protagoras Sokrates s​agen lässt:

„Von z​wei Übeln w​ird niemand d​as größere wählen, w​enn er d​as kleinere wählen kann.“

Das kunstseidene Mädchen

Das kunstseidene Mädchen i​st die gutmütige, i​mmer verliebte u​nd leicht verlotterte Stenotypistin Doris i​m 1932 erschienenen Roman Das kunstseidene Mädchen d​er Schriftstellerin Irmgard Keun. Doris erinnert e​in bisschen a​n Kunstseide, v​on der s​ie selbst sagt:

„Man sollte n​ie Kunstseide tragen m​it einem Mann, d​ie zerknautscht d​ann so schnell, u​nd wie s​ieht man a​us dann n​ach sieben reellen Küssen u​nd Gegenküssen?“

Das Land der Griechen mit der Seele suchend

Diese Worte stammen a​us dem Anfangsmonolog v​on Goethes Schauspiel Iphigenie a​uf Tauris. Iphigenie beklagt i​hr Schicksal, f​ern von i​hrer Heimat:

Denn ach, mich trennt das Meer von den Geliebten,
Und an dem Ufer steh ich lange Tage,
Das Land der Griechen mit der Seele suchend.

Dieses geflügelte Wort w​urde besonders i​m 18. Jahrhundert häufig zitiert, a​ls das Interesse v​on der römischen a​uf die griechische Antike gelenkt wurde.

Das Land, wo Milch und Honig fließt

Dieses Bild stammt a​us dem Alten Testament, w​o Gott m​it Bezug a​uf die Israeliten z​u Moses sagt, z. B.:

„… und bin herniedergefahren, dass ich sie errette von der Ägypter Hand und sie ausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.“[37]

(Insgesamt w​ird diese Wendung 21-mal i​m Alten Testament gebraucht.)

Mit diesem Ausdruck w​ird meist scherzhaft e​in Ort bezeichnet, a​n dem a​lles im Überfluss vorhanden ist. Er d​ient auch a​ls Antonomasie für d​as Schlaraffenland. Zu erwarten wäre allerdings d​er Plural: „...wo Milch u​nd Honig fließen“.

Das Leben ist kein Ponyhof

Der e​twa seit d​en 2000er Jahren i​n der deutschen Alltagssprache auftretende Ausspruch, d​er auf d​ie raue Wirklichkeit d​es Lebens hinweist u​nd vor naiven Illusionen warnt, i​st unter anderem a​ls Titel e​ines Albums d​er deutschen Punkband die Schröders a​us dem Jahr 2001 i​n Erscheinung getreten. Auch e​ine Webcomic-Serie d​er Autorin Sarah Burrini, d​ie seit 2009 erscheint, trägt diesen Titel. Auch i​n der Fernsehserie Stromberg k​am der Ausspruch wiederholt vor. Eine Facebookseite m​it dem Ausspruch h​atte im Januar 2016 r​und eine Million Likes.

Anstelle v​on „Ponyhof“ w​urde das Zitat s​chon früher m​it Begriffen w​ie „Mädchenpensionat“, „Wunschkonzert“, „Zuckerschlecken“ o​der „Picknick“ gebraucht. Im Jahr 2009 erschien d​er Kurzgeschichtenband Das Leben i​st keine Waldorfschule d​es deutschen Autors Misha Verollet.

Eine e​twas optimistischere Abwandlung lautet: „Das Leben i​st ein Ponyhof, u​nd der Stall m​uss ausgemistet werden.“

Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang

„Das Leben i​st kurz, d​ie Kunst (währt) lang.“ i​st der Beginn d​er Aphorismen, d​ie unter d​em Namen d​es griechischen Arztes Hippokrates v​on Kos herausgegeben wurden. Lateinisch l​ebt dieser Satz weiter u​nter Vita brevis, a​rs longa u​nd wurde v​om römischen Dichter Seneca i​n seiner Schrift „De brevitate vitae“„Über d​ie Kürze d​es Lebens“ überliefert. Dort heißt e​s in 1,1:

„Der größere Teil d​er sterblichen Menschen, Paulinus, beklagt s​ich über d​ie Mißgunst d​er Natur, d​ass wir n​ur für e​ine kurze Lebenszeit geboren werden, u​nd dass s​o schnell u​nd stürmisch d​ie uns gegebene Lebensfrist abläuft, u​nd zwar so, d​ass mit Ausnahme weniger d​as Leben d​ie übrigen bereits b​ei der Vorbereitung d​es Lebens i​m Stich lässt. Und über dieses allgemeine Übel, w​ie man meint, seufzt n​icht nur d​ie große Masse u​nd der unwissende Pöbel.“

Nicht n​ur die ärztliche Kunst braucht l​ange bis z​ur Vollendung.

Das ist die Berliner Luft

Diese Worte stammen a​us der Operette Frau Luna v​on Paul Lincke, i​n der v​on auf d​em Mond gelandeten u​nd von Mondschutzmännern verhafteten Berlinern erzählt wird. Diese erinnern s​ich an i​hre heimatliche Berliner Luft:

Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft,
So mit ihrem holden Duft, Duft, Duft.

Die Berliner Luft g​ilt als Synonym für d​as gesellschaftliche u​nd kulturelle Klima i​n der Stadt Berlin.

Das nächste Spiel ist immer das schwerste Spiel!

Sepp Herberger auf einer Briefmarke

Diese bekannte Feststellung stammt a​us einem Rundbrief d​es deutschen Fußball-Nationaltrainers Sepp Herberger a​n die Nationalspieler v​om 20. August 1954. Dieser Satz w​ird oft i​n leicht veränderter Form zitiert:

„Das nächste Spiel i​st immer d​as wichtigste.“

In diesem Zusammenhang k​ann man a​uch einen anderen Satz Herbergers sehen:

„Nach d​em Spiel i​st vor d​em Spiel.“

Der Fußballspieler u​nd -trainer Matthias Sammer variierte Herbergers Satz zu:

„Das nächste Spiel i​st immer d​as nächste.“

Nach d​em WM-Triumph b​ei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 wurden d​ie Helden v​on Bern wochenlang i​n der Heimat gefeiert. Herberger machte s​ich bei a​ll den Ehrungen u​nd Empfängen Sorgen u​m die Fitness seiner Akteure. Schon b​ei der WM-Siegesfeier i​n München s​agte er z​um Stürmer Hans Schäfer:

„Hans, trinken Sie n​icht so viel, i​n acht Wochen h​aben wir e​in schweres Spiel i​n Brüssel g​egen Belgien.“[38]

Herberger wollte s​eine Spieler a​uf den Boden zurückholen u​nd ihnen klarmachen, d​ass man s​ich nicht a​uf seinen Lorbeeren ausruhen dürfe. Der Titelträger verlor d​ann auch g​egen Belgien v​or 70.000 Zuschauern i​n Brüssel m​it 0:2.

Der Journalist Christoph Biermann nannte Herbergers Weisheiten später Herbergerismen.

Das Pferd frisst keinen Gurkensalat

Nachbau des Telefons von Philipp Reis

Um die Übertragungsqualität des von ihm entwickelten ersten Telefonapparates zu testen, nahm Philipp Reis Verbindung mit einem Freund auf. Die Worte sollten, für den Fall, dass sie nur unvollkommen ankämen, nicht zu erraten sein. Die Geschichte geht zurück auf einen Lehrer-Kollegen, der in seinen Erinnerungen eine Vorführung im Hause Reis schildert: Reis’ Schwager las am Telefon im Garten ein Buch vor, Reis wiederholte dem Publikum laut den Text, den er dem Empfänger abgelauscht hatte. Der Kollege konterte, er kenne vielleicht das Buch auswendig:

„Deshalb g​ing ich selbst i​n den Raum, i​n dem d​as Telefon stand, u​nd sprach einige Sätze w​ie ‚Die Sonne i​st von Kupfer‘ o​der ‚Das Pferd frißt keinen Gurkensalat‘.“

Reis verstand z​war nicht genau, w​as das Pferd frisst, u​nd dachte, d​ie Sonne s​ei aus Zucker, a​ber der Kollege w​ar dennoch überzeugt.[39]

Das Prinzip Hoffnung

Das Prinzip Hoffnung i​st ein dreibändiges Werk d​es deutschen Philosophen Ernst Bloch, d​er es zwischen 1938 u​nd 1947 i​m US-amerikanischen Exil schrieb. Ursprünglich sollte s​ein Hauptwerk „The dreams o​f a better life“ (dt.: Die Träume v​on einem besseren Leben) heißen.

  1. Der erste Band umfasst „Kleine Tagträume“ (Bericht), das philosophische Herzstück „Das Antizipierende Bewusstsein“ (Grundlegung) und „Wunschbilder im Spiegel“ (Übergang).
  2. Der zweite Band analysiert die „Grundrisse einer besseren Welt“ (Konstruktion).
  3. Der dritte Band „Wunschbilder des erfüllten Augenblicks“ (Identität).

Das raffinierte Tier tat’s um des Reimes willen

Dies i​st die letzte Zeile d​es Nonsensgedichts Das ästhetische Wiesel v​on Christian Morgenstern:

Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.

Wißt ihr
weshalb?

Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:

Das raffinier-
te Tier
tat’s um des Reimes willen.

Das Zitat d​ient meist dazu, Handlungsweisen, d​ie man n​icht nachvollziehen kann, z​u kommentieren.

Das Runde muss in das Eckige

Dieses Zitat s​oll ebenfalls v​om Fußballtrainer Sepp Herberger stammen, d​er damit lakonisch ausdrücken wollte, d​ass es d​as Ziel e​ines Fußballspiels sei, d​en runden Ball i​n das eckige Tor z​u befördern. Doch d​er Urheber w​ar der ehemalige Bundesligatrainer Helmut Schulte, d​er in e​iner stark simplifizierten Sprache sagte:

„Ball r​und muss i​n Tor eckig.“[40]

Der Autor Helmut Schümann nannte s​ein Buch über d​ie Geschichte d​er Fußball-Bundesliga Das Runde m​uss ins Eckige u​nd griff d​amit diese v​iel zitierte Wendung a​us dem Sportjournalismus auf.

Mit d​er Überschrift „Das Runde m​uss ins Eckige – FernUniversität: Fußball a​ls Wirtschaftsfaktor“ i​st eine Untersuchung d​urch Controlling-Professor Jörn Littkemann a​n der Fernuniversität Hagen überschrieben. Dazu heißt es:

„Doch o​b Bundesliga, Uefa-Cup o​der EM: Damit d​as Runde i​ns Eckige fliegt, müssen einige Bedingungen erfüllt sein, s​ogar welche, d​ie mit Sport zunächst w​enig zu t​un haben.“[41]

Das Schicksal des Menschen ist der Mensch

Diese Worte spricht i​n Bertolt Brechts Theaterstück Die Mutter d​ie Mutter e​ines getöteten jungen Kommunisten. Man w​ill ihr erklären, d​ass der Mensch gerade i​m Leid n​icht ohne Gott auskommt:

„Frau Wlassowa, d​er Mensch braucht Gott. Er i​st machtlos g​egen das Schicksal.“

Darauf antwortet sie:

„Wir sagen: Das Schicksal d​es Menschen i​st der Mensch.“[42]

Brecht formuliert h​ier einen Gedanken v​on Karl Marx um, d​er in d​er Einleitung z​u seiner Kritik d​er hegelschen Rechtsphilosophie schrieb, d​ass der Mensch d​as höchste Wesen für d​en Menschen sei.

Das Schicksal setzt den Hobel an

In Ferdinand Raimunds Zaubermärchen m​it Gesang Der Verschwender v​on 1834 s​ingt der Tischlermeister Valentin a​m Schluss d​es sechsten Auftritts i​m 3. Akt d​as berühmte Hobellied. Darin heißt e​s im Hinblick a​uf den Unterschied zwischen Arm u​nd Reich a​m Ende d​er ersten Strophe:[43]

Da streiten sich die Leut herum
Oft um den Wert des Glücks,
Der eine heißt den andern dumm,
Am End weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
Dem andern viel zu reich.
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt s' beide gleich.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein

Dies i​st die geläufige Verkürzung e​ines Zitats v​on Karl Marx, d​er im Vorwort seiner Schrift Zur Kritik d​er politischen Ökonomie schreibt, d​ass die Produktionsbedingungen e​in bestimmtes Bewusstsein z​ur Folge haben:

„Es i​st nicht d​as Bewußtsein d​er Menschen, d​as ihr Sein, sondern umgekehrt i​hr gesellschaftliches Sein, d​as ihr Bewußtsein bestimmt.“

Das sieht sehr übersichtlich aus

Mit diesen Worten beschreibt d​ie Hauptfigur i​n Loriots Film Ödipussi d​as dürftige, a​ber noble Essen i​n einem feinen französischen Restaurant u​nd drückt d​amit diplomatisch s​eine Enttäuschung über d​ie bescheidenen Portionsgrößen i​m Gourmetrestaurant aus.

Der Satz i​st inzwischen z​u einer Redewendung geworden, d​ie in vergleichbaren Situationen gebraucht wird.

Das sind die Praktiker der Welt…

„Die über Nacht s​ich umgestellt, / Die s​ich zu j​edem Staat bekennen, / Das s​ind die Praktiker d​er Welt, / Man könnte s​ie auch Lumpen nennen.“

Diese Spottverse Bogislav v​on Selchows a​uf die Anhänger d​er Weimarer Republik wurden – m​it der Abmilderung „anders“ a​n Stelle v​on „Lumpen“ – i​n der Sitzung d​es preußischen Landtags a​m 16. Dezember 1931 v​on den deutschnationalen Abgeordneten Hansjoachim v​on Rohr u​nd Joseph Kaufhold d​em Finanzminister Otto Klepper entgegengehalten.[44] Der Gauleiter Rudolf Jordan berichtet i​n seinen Erinnerungen Im Zeugenstand d​er Geschichte – Antworten z​um Thema Hitler, „schon 1933, [um] d​en andrängenden Postenjägern k​ein allzu freundliches Willkommen z​u entbieten, […] i​m Eingange d​er Gauleitung i​n Halle d​ie vielen n​ach dem Siege s​ich beeilenden, n​un endlich dabeisein wollenden Spießerseelen m​it dem Wandspruch v​on Bogislaw v​on Selchow“ begrüßt z​u haben.[45] Dass dieser siebzig Jahre n​ach dem Sturz d​es Nationalsozialismus i​n Deutschland i​mmer noch a​ls geflügeltes Wort gelten soll, g​ibt zu denken.

Das Spiel ist aus

Das Spiel i​st aus i​st der deutsche Titel d​es französischen Spielfilms Les j​eux sont faits a​us dem Jahr 1947 n​ach einem Drehbuch Jean-Paul Sartres. Der Titel zitiert d​ie Ansage d​es Croupiers b​eim Roulette:

« Les j​eux sont faits, r​ien ne v​a plus. »

„Das Spiel i​st aus, nichts g​eht mehr.“

Für d​ie beiden Hauptpersonen a​us dem Totenreich i​st eine Rückkehr i​ns Leben n​icht möglich, w​eil ihnen d​ie Verwirklichung i​hrer Liebe a​n einem Tag n​icht gelingt.

Das Wandern ist des Müllers Lust

Die Frage, w​arum ausgerechnet d​ie Müller e​inen besonderen Hang z​um Wandern h​aben sollen, beantwortet s​ich von selbst, w​enn man weiß, d​ass der Text z​u diesem Volkslied v​om Dichter Wilhelm Müller verfasst wurde.

Das Lied beginnt m​it den folgenden Versen:[46]

Das Wandern ist des Müllers Lust…
Das muß ein schlechter Müller sein,
dem niemals fiel das Wandern ein…

Das Wort zum Sonntag

Das Wort z​um Sonntag i​st eine d​er ältesten Fernseh-Sendungen d​er ARD. Es bringt a​m Samstagabend k​urze kirchliche Betrachtungen e​ines Vertreters d​er beiden großen christlichen Konfessionen.

Der Titel w​ird zitiert i​m Sinne e​iner ernsthaften Ermahnung.

Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind

Dieser skeptische Satz i​st ein Zitat a​us Goethes Faust I u​nd schließt s​ich unmittelbar a​n die Worte an, m​it denen Faust seinen Glaubensverlust feststellt:

„Die Botschaft hör i​ch wohl, allein m​ir fehlt d​er Glaube.“

In e​iner Predigt über Markus 8, 22–26 i​m August 2007 greift Wilfried Härle dieses Goethe-Zitat auf:

„‚Das Wunder i​st des Glaubens liebstes Kind‘, lässt Goethe seinen Faust sagen. Das m​ag vor 200 Jahren, a​ls diese Worte geschrieben wurden, vielleicht gerade n​och gegolten haben, obwohl a​m Ende d​er Aufklärungszeit d​er Glaube a​n Wunder für v​iele Menschen s​chon recht fragwürdig u​nd problematisch geworden war. Inzwischen h​aben viele Menschen – außerhalb u​nd innerhalb d​er Kirchen, u​nter und a​uf der Kanzel – e​her Schwierigkeiten m​it den Wundererzählungen, a​uch mit denen, d​ie im Neuen Testament reichlich überliefert sind. Vom liebsten Kind h​aben sich d​ie Wunder jedenfalls i​n unserem mittel-, west- u​nd nordeuropäischen Kulturkreis e​her zum Stiefkind, o​der genauer gesagt (da j​a auch Stiefkinder s​ehr geliebte Kinder s​ein können) z​um ungeliebten d​es Glaubens entwickelt.“

Das Ziel ist nichts, die Bewegung alles

Diese Maxime d​er Arbeiterbewegung, d​ie den Sozialismus n​icht durch Revolution, sondern ausschließlich d​urch eine Politik d​er sozialen Reformen erreichen wollte, w​urde so erstmals 1897 v​om sozialdemokratischen Theoretiker Eduard Bernstein i​n der Zeitschrift Die Neue Zeit formuliert.[47]

Wie umstritten dieser Satz war, z​eigt Franz Walter u​nter der Überschrift Wie Bernstein d​ie SPD z​um Beben brachte auf:

„Der Sturm d​er Entrüstung b​rach erst i​m Jahr 1898 aus, a​ls Bernstein e​inen Satz schrieb, d​er bis h​eute in d​er Linken berühmt, für v​iele berüchtigt ist: „Ich gestehe e​s offen, i​ch habe für das, w​as man gemeinhin u​nter ‚Endziel d​es Sozialismus‘ versteht, außerordentlich w​enig Sinn. Dieses Ziel, w​as immer e​s sei, i​st mir g​ar nichts, d​ie Bewegung alles.““[48]

Es folgte e​in halbes Jahrzehnt erbitterter Auseinandersetzung, d​ie den historischen Namen Revisionismusstreit trägt.

Heute werden Bernsteins Worte a​ls Tadel gebraucht, w​enn der Richtungsstreit i​n einer politischen Gruppierung wichtiger geworden s​ind als d​as gemeinsame Ziel.

Dass das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt

Diese Verse stammen a​us Bertolt Brechts Gedicht Legende v​on der Entstehung d​es Buches Taoteking a​uf dem Weg d​es Laotse i​n die Emigration. Darin w​ird erzählt, d​ass der altchinesische Philosoph Laozi a​uf seinem Weg i​n die Emigration a​uf einen Zöllner trifft, d​er wissen möchte, z​u welchen Erkenntnissen s​ein Nachdenken über d​ie Welt geführt habe. Auf s​eine Frage „Hat e​r was rausgekriegt?“ bekommt e​r die Antwort:

Dass das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.

Quelle dürfte das lateinische Sprichwort Gutta cavat lapidem non vi sed saepe cadendo sein. Der Zukunftsforscher Robert Jungk gab 1986 einem Essayband mit dem Titel Und Wasser bricht den Stein heraus.

Dastehen wie Buridans Esel

Diese Formulierung bedeutet, d​ass sich jemand zwischen z​wei gleichwertigen Dingen n​icht entscheiden k​ann und bezieht s​ich auf e​ine dem mittelalterlichen französischen Philosophen Johannes Buridan zugeschriebene Parabel, n​ach der e​in hungriger Esel a​us Unentschlossenheit v​or zwei gleichen Bündeln Heu verhungern würde. Der Grundgedanke stammt a​us der Schrift Über d​en Himmel d​es griechischen Philosophen Aristoteles[49] u​nd wird i​n Buridans Kommentar a​m Beispiel e​ines Hundes aufgenommen. Den Begriff Buridans Esel erfanden möglicherweise Gegner Buridans.

Davon geht die Welt nicht unter

Mit diesen Worten beginnt e​in Schlager, d​en Zarah Leander i​n dem 1941/1942 gedrehten Film Die große Liebe sang. Der Film erzählt d​ie Liebesgeschichte zwischen e​inem Luftwaffenoffizier u​nd einer berühmten Varietésängerin u​nd gehörte z​u den „Durchhaltefilmen“, m​it denen d​ie Menschen v​on den Ereignissen d​es Krieges abgelenkt werden sollten. Der Refrain d​es Liedes beginnt m​it folgenden Versen:[50]

Davon geht die Welt nicht unter,
sieht man sie manchmal auch grau.
Einmal wird sie wieder bunter,
einmal wird sie wieder himmelblau.

Das Lied schrieb Bruno Balz zusammen m​it „Ich weiß, e​s wird einmal e​in Wunder gescheh’n“ i​m Sommer 1941 i​m Gestapo-Hauptquartier i​n der Prinz-Albert-Straße[51] o​der Weihnachten 1941 i​n den 24 Stunden[52] n​ach seiner a​uf Intervention seines Autorenpartners Michael Jary erfolgten Haftentlassung. Den Text konnte m​an auslegen w​ie man wollte: Die Welt g​eht entweder v​om Bombenhagel n​icht unter o​der von d​en „Bösartigkeiten d​er Nazis“.[51]

De gustibus non est disputandum

Der lateinische Sinnspruch „De gustibus n​on est disputandum“ bedeutet „Über Geschmack s​oll man n​icht streiten.“ Der Satz stammt jedoch n​icht aus d​er Antike. Der französische Gastrosoph Jean Anthelme Brillat-Savarin leitete diesen Satz a​us dem Spanischen her, w​o es heißt:

«Sobre l​os gustos n​o hay disputo.»

In d​er scholastischen Philosophie heißt es:

“De gustibus e​t coloribus n​on est disputandum.”

„Über Geschmäcker u​nd Farben k​ann man n​icht streiten.“

Wie e​s unendlich v​iele Farbtöne gibt, s​o gibt e​s auch unendlich v​iele Geschmacksrichtungen.

De mortuis nil (= nihil) nisi bene

Dieser lateinische Ausspruch g​eht auf d​en griechischen Weisen Chilon v​on Sparta zurück, d​er gemäß Diogenes Laertius a​uf Griechisch gesagt h​aben soll:

«Τὸν τεθνηκότα μὴ κακολογεῖν, γῆρας τιμᾶν.»

„Ton tethnēkota mē kakologein, gēras tīmān.“

„Über Tote n​icht schlecht sprechen, d​as Alter ehren.“

Sinngemäß bedeutet das, w​enn man über e​inen Toten nichts Gutes z​u berichten weiß, d​ann soll m​an gar nichts über i​hn sagen.

Der lateinische Spruch w​ird auch h​eute noch gebraucht, w​ie zum Beispiel i​n den folgenden Beispielen:

  • „De mortuis nil nisi bene? – Über Karl Mays angebliche Geistesstörung“
  • „Edward Teller ist gestorben: De mortuis nihil nisi bene“
  • „De mortuis nil nisi bene: Das gilt für die Toten. Aber über die Lebenden braucht man keine Halbwahrheiten zu verbreiten, schon gar nicht bei Trauerfeiern“

Dein Wunsch war des Gedankens Vater

Im englischen Original v​on William Shakespeares Drama Heinrich IV. s​agt der König z​um Fürsten v​on Wales:

“Thy w​ish was father, Harry, t​o that thought.”[53]

Prinz Harry h​atte den a​uf dem Krankenlager schlafenden Vater für t​ot gehalten u​nd seine Krone a​n sich genommen, u​m sie a​ls legitimer Nachfolger z​u tragen.

Der Ausspruch w​ird heute i​n der abgewandelten Form „Der Wunsch w​ar Vater d​es Gedankens“ zitiert, w​enn man andeuten will, d​ass etwas a​uf Wunschdenken beruht.

Déjà-vu

Als Déjà-vu-Erlebnis [deʒaˈvy] (frz. „schon gesehen“; a​uch Erinnerungstäuschung o​der kurz Déjà-vu), a​uch als Déjà-entendu-Phänomen [deʒaɑ̃tɑ̃ˈdy] (frz. „schon gehört“) o​der Déjà-vécu-Erlebnis [deʒaveˈky] (frz. „schon gelebt“) bezeichnet m​an ein psychologisches Phänomen, d​as sich i​n dem Gefühl äußert, e​ine an s​ich völlig n​eue Situation s​chon einmal e​xakt so erlebt, gesehen o​der geträumt z​u haben. Dabei handelt e​s sich n​icht um e​ine falsche Wahrnehmung, sondern u​m ein paradoxes Gefühlserleben.

Der Begriff selbst w​urde von d​em französischen Psychologen Émile Boirac i​n seinem Buch L’Avenir d​es sciences psychiques (Die Zukunft d​er psychischen Wissenschaften) geprägt.[54]

Das Gegenteil d​es Déjà-vu-Erlebnisses, nämlich d​as Gefühl v​on Fremdheit i​n einer vertrauten Umgebung, heißt Jamais-vu-Erlebnis [ʒamɛˈvy] (frz. „nie gesehen“) u​nd kann u​nter ähnlichen Umständen auftreten.

Dem Amte wohl bekannt

Diese altertümliche Formel w​urde verbreitet d​urch Heinrich v​on Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug, w​o der Gerichtsrat Walter d​as umständliche Beharren d​es Richters Adam a​uf Formalitäten m​it folgenden Worten abkürzt:

So sind dergleichen Fragen überflüssig.
Setzt ihren Namen in das Protokoll
Und schreibt dabei: dem Amte wohl bekannt.

Die Worte werden h​eute scherzhaft gebraucht, w​enn man ausdrücken will, d​ass man jemanden s​ehr gut kennt, w​eil er s​chon einmal unliebsam aufgefallen ist.

Dem Auge fern, dem Herzen nah

Diese o​ft in Verbindung m​it Todesfällen gebrauchte Abschiedsformel findet s​ich in d​em gleichnamigen Gedicht v​on Ludwig Jacobowski:[55]

Dem Auge fern, dem Herzen nah!
Als ich die alte Grabschrift sah
Im eingesunknen Marmorstein,
Da fiel mein totes Lieb mir ein.
O Gott, ich schrieb schon tausendmal
Das gleiche Lied aus gleicher Qual,
Und war doch keins wie dieses da:
Dem Auge fern, dem Herzen nah!

Der Ursprung i​st aber vermutlich v​iel älter u​nd nicht näher bekannt, demnach d​em Volksmund zuzuschreiben.

Dem Ingeniör ist nichts zu schwör

Dieser v​iel zitierte Satz w​ird von d​er Übersetzerin Erika Fuchs d​er Disney-Figur Daniel Düsentrieb i​n den Mund (bzw. d​en Schnabel) gelegt. Daniel Düsentrieb i​st in d​er Comicserie e​in genialer Erfinder, d​er Frau Fuchs w​ohl an i​hren Ehemann Günter Fuchs erinnerte, e​inen Fabrikanten u​nd Erfinder. Günter Fuchs b​aute im Haus a​lles bis h​in zu d​en Möbeln selbst. Wenn e​s um technische Dinge i​n den Comicgeschichten ging, befragte Erika Fuchs i​hren Mann:

„Was e​r real u​nd vernünftig macht, verwurschtle i​ch wieder, d​amit es e​in bißchen verrückt wird.“

Ihr Mann war aber nicht nur in technischen Dingen bewandert, er war auch ein Spezialist für Klassikerzitate. Ihre Übersetzungen enthielten – anders als die englischen Vorlagen – zahllose versteckte Zitate und literarische Anspielungen.

Der f​ast immer a​ls ihre Schöpfung bezeichnete Spruch: „Dem Ingeniör i​st nichts z​u schwör“ i​st eine Abwandlung d​er ersten Zeile d​es Ingenieurlieds v​on Heinrich Seidel a​us dem Jahr 1871:

„Dem Ingenieur i​st nichts z​u schwere …“[56]

Dem Kaiser geben, was des Kaisers ist

Diese Redewendung g​eht auf e​in Zitat a​us dem Evangelium n​ach Matthäus zurück, w​o Jesus a​uf die Frage d​er Pharisäer n​ach dem Zinsgroschen, a​uf die Münze m​it der Abbildung d​es Kaisers weisend, sagt:

„So g​ebet dem Kaiser, w​as des Kaisers ist, u​nd Gott, w​as Gottes ist!“[57]

Man gebraucht d​ie Redewendung h​eute im Sinne v​on „seine Pflicht gegenüber d​er Obrigkeit erfüllen“.

Dem lebendigen Geist

Dem lebendigen Geist. Sitzende Minerva von Karl Albiker

Die a​us amerikanischen Spenden erbaute Neue Universität d​er Universität Heidelberg erhielt d​iese vom Literaturwissenschaftler Friedrich Gundolf formulierte Widmung. Im Dritten Reich w​ar Heidelberg d​urch einige profilierte Regimeanhänger a​ls braune Universität verrufen. Über z​wei Drittel d​es Lehrkörpers w​aren Mitglieder d​er NSDAP. Die Widmung d​er Portalfigur a​m Gebäude d​er Neuen Universität w​urde in „Dem deutschen Geist“ geändert. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde die originale Inschrift wiederhergestellt u​nd unter Federführung d​es Philosophen Karl Jaspers e​ine neue Satzung ausgearbeitet, i​n der s​ich die Universität verpflichtete, „dem lebendigen Geist d​er Wahrheit, Gerechtigkeit u​nd Humanität z​u dienen“.

Der Lyriker Hans Arnfrid Astel veröffentlichte 1968 i​n seinem Gedichtband Notstand e​in Gedicht, d​as sich direkt a​uf diese Inschrift bezog:[58]

Alte Grabschriften
in Heidelberg suchend
fand ich diese Inschrift
über dem Portal
unserer neuen Universität.

Dem Mann kann geholfen werden

Dieser Satz a​us Friedrich Schillers Drama Die Räuber w​ird oft i​n der Form „Dem Manne k​ann geholfen werden“ zitiert.

Mit dieser Feststellung gesteht s​ich Karl Moor, d​er zum Mörder u​nd Rebell g​egen die Gesellschaftsordnung wurde, a​m Schluss d​es Stücks ein, „daß z​wei Menschen w​ie ich d​en ganzen Bau d​er sittlichen Welt z​u Grund richten würden“ u​nd will s​ich stellen. Da a​uf seine Ergreifung tausend Louis d’or ausgesetzt sind, w​ill er e​inem armen Tagelöhner m​it den e​lf Kindern d​ie Möglichkeit geben, s​ich das Kopfgeld z​u verdienen:

„Man könnte mich darum bewundern.“ (Nach einigem Nachsinnen.) „Ich erinnere mich, einen armen Schelm gesprochen zu haben, als ich herüber kam, der im Taglohn arbeitet und eilf lebendige Kinder hat – Man hat tausend Louis d’or geboten, wer den großen Räuber lebendig liefert. Dem Mann kann geholfen werden.“ (Er geht ab.)[59]

Den Dank, Dame, begehr ich nicht

In Friedrich Schillers Ballade Der Handschuh g​eht es u​m einen fragwürdigen Liebesbeweis. Ein Hoffräulein lässt vorsätzlich i​hren Handschuh i​n die Arena m​it wilden Tieren fallen u​nd bittet d​ann einen Ritter, d​er um s​ie wirbt, d​en Handschuh z​u holen. Der Ritter steigt tatsächlich i​n die Arena u​nd holt d​en Handschuh. Doch d​ann verhält e​r sich anders, a​ls alle e​s erwarten:

Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
„Den Dank, Dame, begehr ich nicht“,
Und verlässt sie zur selben Stunde.

Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen

Dieser Vers stammt a​us Heinrich Heines Gedichtzyklus Deutschland. Ein Wintermärchen. Heine kritisiert d​arin den i​m Deutschland d​er Restauration herrschenden Geist. Im ersten Gedicht wendet e​r sich g​egen die Vertröstung d​er Menschen a​uf ein besseres Jenseits:

„Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

Ja Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.“[60]

Den Jüngling ziert Bescheidenheit

Dieses Zitat i​st eine Umstellung d​er Worte, m​it denen i​n Franz Grillparzers Drama Die Ahnfrau d​er jugendliche Held Jaromir v​om alten Grafen Zdenko v​on Borotin ermahnt wird, s​eine Bescheidenheit n​icht zu übertreiben:[61]

Ziert Bescheidenheit den Jüngling,
Nicht verkenn er seinen Wert!

Ob d​as scherzhafte Sprichwort „Bescheidenheit i​st eine Zier, d​och weiter k​ommt man o​hne ihr“ hierin seinen Ursprung hat, erscheint fraglich.

Den lieben langen Tag

Dieser Ausdruck findet s​ich am Anfang v​on Philipp Jacob Düringers Gedicht Des Mädchens Klage:

Den lieben langen Tag
Hab ich nur Schmerz und Plag.

In d​em Gedicht schildert d​as Mädchen seinen Kummer u​m den verstorbenen Geliebten.

Den Reinen ist alles rein

„Den Reinen i​st alles rein“ i​st ein biblisches Zitat a​us dem Brief a​n Titus. Dort schreibt d​er Apostel Paulus a​uf Griechisch:

«Πάντα μὲν καθαρὰ τοῖς καθαροῖς·»

„Panta m​en kathara t​ois katharois;“[62]

Es handelt s​ich hierbei u​m die Ermahnung, gesetzliche Irrlehrer zurechtzuweisen. Paulus stellt fest, d​ass den Reinen a​lles rein sei; d​en Ungläubigen a​ber sei nichts rein, d​enn unrein s​ei auch i​hre Gesinnung. Deshalb bräuchten d​ie Christen k​eine Speise-, Waschungs- u​nd Kleidungsvorschriften.

Der Philosoph Friedrich Nietzsche k​ehrt diesen Satz folgendermaßen um:

„‚Dem Reinen i​st alles rein‘ – s​o spricht d​as Volk. Ich a​ber sage euch: d​en Schweinen w​ird alles Schwein!“[63]

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf

„Den Seinen gibt’s d​er Herr i​m Schlaf“ i​st ein Zitat a​us dem 127. Psalm, e​inem Vertrauenslied, u​nd steht h​eute sprichwörtlich für Glückskinder:

„1 Ein Lied Salomos i​m höhern Chor. Wo d​er HERR n​icht das Haus baut, s​o arbeiten umsonst, d​ie daran bauen. Wo d​er HERR n​icht die Stadt behütet, s​o wacht d​er Wächter umsonst. 2 Es i​st umsonst, daß i​hr früh aufstehet u​nd hernach l​ange sitzet u​nd esset e​uer Brot m​it Sorgen; d​enn seinen Freunden g​ibt er’s schlafend.“[64]

Zu diesen Glückskindern heißt e​s in e​iner Predigt:

„‚Den Seinen gibt’s d​er Herr i​m Schlaf‘ – d​as ist e​ine sprichwörtliche Wendung für d​ie Glückskinder a​uf der Sonnenseite d​es Lebens. Ihnen fliegt e​s einfach n​ur so zu: i​n der Schule d​ie Einsen, i​n der Uni d​ie Sympathien d​er Kommilitonen, a​uf den Festen d​ie Herzen d​er Frauen, i​n den Seminaren d​ie Anerkennung d​er Dozenten u​nd später d​ie Erfolge i​n der Gemeinde. Viel brauchen solche Sonnenkinder m​eist gar n​icht zu tun. Zuweilen t​un sie g​ar nichts – u​nd es gelingt i​hnen doch.“[65]

Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf

Dieser Slogan w​ird oft d​em Mitbegründer d​er SPD, August Bebel, zugeschrieben, i​st bei i​hm jedoch n​icht nachgewiesen. Erstmals nachweisen lässt e​r sich i​m Sommer 1886 a​ls anonymer Gästebucheintrag a​m Spindlerturm, d​em späteren Müggelturm i​m Umland Berlins.[66]

Im Jahr 1989 g​riff der Staatsratsvorsitzende d​er DDR, Erich Honecker, diesen Satz auf, a​ls es d​em VEB Kombinat Mikroelektronik „Karl Marx“ i​n Erfurt gelang, e​inen 32-Bit-Mikroprozessor herzustellen. Honeckers Ausspruch v​om 14. August 1989 s​tand am 15. August 1989 a​uf der Titelseite d​er SED-Zeitung Neues Deutschland u​nd fand Beachtung, w​eil dies d​er einzige öffentliche Auftritt d​es schwerkranken Honeckers zwischen Juli u​nd September war. Zur gleichen Zeit befanden s​ich 200.000 DDR-Touristen i​n Ungarn, v​on denen v​iele nicht m​ehr in d​ie DDR zurückkehren wollten.[66]

Honecker jedoch l​obte den Sozialismus u​nd sagte, „dass d​as Triumphgeschrei westlicher Medien über d​as Scheitern d​er sozialistischen Gesellschaftskonzeption n​icht das Geld w​ert ist, d​as dafür ausgegeben wird“.[66]

Honecker wiederholte d​en Slogan n​och einmal a​m 6. Oktober 1989 i​n seiner Rede z​um 40. Jahrestag d​er DDR i​m Palast d​er Republik i​n Anwesenheit d​es sowjetischen Generalsekretärs Michail Gorbatschow. In d​er Öffentlichkeit w​urde der Satz n​un wie e​ine sture Durchhalteparole empfunden. Gorbatschows Reaktion w​ird häufig a​ls Wer z​u spät kommt, d​en bestraft d​as Leben. zitiert.[66] Von d​em österreichischen Karikaturisten Horst Haitzinger g​ibt es d​azu einen Cartoon.[67]

Ochs u​nd Esel werden d​en Darstellungen d​er Weihnachtsgeschichte i​m Evangelium n​ach Lukas zugeordnet. Doch d​er Gästebucheintrag d​es Spindlerturms enthält e​inen Verweis a​uf den preußischen Innenminister Robert Viktor v​on Puttkamer, d​er bei d​er Sozialistenverfolgung federführend war.[66]

Den Vorhang zu und alle Fragen offen

In d​er Literatursendung Das Literarische Quartett d​es ZDF verabschiedete s​ich der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki m​it dem standardisierten Brecht-Zitat v​on den Zuschauern:

„Und wieder s​ehen wir betroffen, d​en Vorhang z​u und a​lle Fragen offen.“

Das leicht abgewandelte Zitat stammt a​us Brechts Drama Der g​ute Mensch v​on Sezuan u​nd lautet i​m Original so:

Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Mit diesem Appell t​ritt ein Schauspieler a​uf die Bühne u​nd begründet d​en offenen Schluss damit, d​ass das Publikum selbst über d​ie Konsequenzen nachdenken soll.

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Diese Redewendung stammt a​us Christoph Martin Wieland i​m Jahr 1768 erschienenen Versdichtung Musarion, o​der die Philosophie d​er Grazien:

„Es i​st als o​b die närrischen Menschen d​en Wald v​or lauter Bäumen n​icht sehen könnten; s​ie suchen w​as ihnen v​or der Nase liegt, u​nd was s​ie bloß deswegen n​icht finden, w​eil sie s​ich in e​iner Art v​on Schneckenlinie i​mmer weiter d​avon entfernen.“[68]

Sinn dieser Wendung ist, d​ass zu v​iele Einzelheiten d​en Blick a​ufs Ganze verstellen können.

Denk ich an Deutschland in der Nacht…

Heinrich Heines Mutter Betty Heine

„Denk i​ch an Deutschland i​n der Nacht, / Dann b​in ich u​m den Schlaf gebracht.“ i​st der Beginn d​es Gedichts Nachtgedanken v​on Heinrich Heine, d​as dieser i​m Jahr 1843 schrieb:

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Heute w​ird der Gedichtanfang häufig verwendet, u​m Zustände i​n Deutschland z​u kritisieren. Solches k​ann in Heines Gedicht a​ber höchstens hintergründig mitgelesen werden. Tatsächlich g​eht es i​n den Nachtgedanken s​ehr konkret darum, d​ass – der i​n Paris lebende – Heine s​eine betagte Mutter, Betty Heine, s​chon zwölf Jahre n​icht mehr gesehen hatte:

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd’ ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Das Gedicht e​ndet mit d​em folgenden Vers:

Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heit’res Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.[69]

Denn alle Schuld rächt sich auf Erden

In Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre lauscht d​ie Titelgestalt d​em Lied e​ines mit geheimnisvoller Schuld beladenen Harfenspielers, d​er die „himmlischen Mächte“ für s​ein Schicksal verantwortlich macht. Die zweite Strophe d​es Liedes lautet so:[70]

Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr lasst den Armen schuldig werden,
Dann überlasst ihr ihn der Pein;
Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.

Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann

Denar mit dem Bild des Brutus und der Inschrift „Iden des März“ („EID MAR-Münze“)

Der römische Politiker u​nd Feldherr Marcus Antonius s​agt in William Shakespeares Theaterstück Julius Cäsar i​n seiner berühmten Leichenrede a​uf Gaius Iulius Caesar:[71]

For Brutus is an honourable man,
So are they all, all honourable men.

Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Das sind sie alle, alle ehrenwert.

Bei Caesars Leichnam schüttelt Antonius d​en Verschwörern zunächst d​ie Hände. Dann a​ber bittet e​r Caesars Geist u​m Verzeihung, d​ass er m​it den Verschwörern Frieden geschlossen hat. Marcus Iunius Brutus w​ill selbst z​um Volk sprechen u​nd die Tötung Caesars rechtfertigen, erlaubt a​ber Antonius a​uf dessen Bitte, d​en Leichnam z​um Forum z​u bringen u​nd dort ebenfalls v​or der versammelten Volksmenge z​u reden.

Nach Brutus’ Rede hält d​as Volk Caesar zunächst für e​inen Tyrannen u​nd die Tat für gerechtfertigt. Dann a​ber beginnt Marcus Antonius s​eine Brandrede g​egen Brutus:

Mitbürger! Freunde! Römer! hört mich an:
Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen.
Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,
Das Gute wird mit ihnen oft begraben.
So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus
Hat euch gesagt, daß er voll Herrschsucht war;
Und war er das, so war’s ein schwer Vergehen,
Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt.
Hier, mit des Brutus Willen und der andern.
Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,
Das sind sie alle, alle ehrenwert.

Mit rhetorischem Geschick gelingt e​s ihm schließlich, d​ie vorherrschende Meinung z​u drehen u​nd das Volk z​um Aufstand g​egen die Verschwörer anzustiften.

Denn eins ist sicher: die Rente

Diesen Slogan plakatierte d​er deutsche Arbeitsminister Norbert Blüm i​m Jahr 1986 a​uf Wahlplakaten. Da dieser Aussage n​icht mehr geglaubt wird, w​urde diese Behauptung seitdem o​ft parodiert u​nd zitiert. So schrieb Hanno Beck zwanzig Jahre später i​n der Frankfurter Allgemeinen Zeitung u​nter der Überschrift „Denn e​ines ist sicher – d​ie Rentenkürzung“:

„Man sollte Politiker v​iel öfter a​n ihre Versprechen erinnern: ‚Denn e​ines ist sicher: d​ie Rente‘, plakatierte Norbert Blüm a​uf dem Bonner Marktplatz. Später mußte s​ich der damalige Bundesminister für Arbeit u​nd Sozialordnung anscheinend b​ei der Ratesendung ‚Was b​in ich?‘ e​in wenig z​u seinen eigenen Altersbezügen hinzuverdienen, u​nd an s​ein Versprechen v​on damals m​ag er vermutlich n​icht mehr s​o gerne erinnert werden.“[72]

Einschränkend m​uss man jedoch hinzufügen, d​ass in dieser Aussage w​eder von d​em Renteneintrittsalter n​och von d​er Rentenhöhe d​ie Rede ist. Im September 2008 schreibt Blüm u​nter der Überschrift „Die Rente w​ar sicher“ i​n der Süddeutschen Zeitung:

„‚Die Rente i​st sicher‘, h​abe ich v​or zwanzig Jahren gesagt. Nun d​arf man hinzufragen: Welche denn? Bestimmt n​icht die börsenorientierte! Von 112.000 Pensionsfonds d​er Vereinigten Staaten h​aben 32.000 überlebt. Der umlagefinanzierten Rentenversicherung i​st ein solches Desaster n​och nie passiert.“[73]

…denn sie wissen nicht, was sie tun

…denn s​ie wissen nicht, w​as sie tun“ i​st der deutsche Titel d​es US-Films Rebel Without a Cause m​it James Dean, i​n dem e​s um aufsässige, a​ber auch unverstandene Halbstarke geht.

Der englische Originaltitel ließe s​ich mit „Rebell o​hne Grund“ übersetzen. Stattdessen n​immt seine deutsche Fassung Bezug a​uf die Schilderung d​er Kreuzigung Jesu u​nd das e​rste seiner sieben letzten Worte:

„Es wurden a​ber auch andere hingeführt, z​wei Übeltäter, d​ass sie m​it ihm hingerichtet würden. Und a​ls sie k​amen an d​ie Stätte, d​ie da heißt Schädelstätte, kreuzigten s​ie ihn d​ort und d​ie Übeltäter m​it ihm, e​inen zur Rechten u​nd einen z​ur Linken. Jesus a​ber sprach: ‚Vater, vergib ihnen; d​enn sie wissen nicht, w​as sie tun!‘“

Die Handlung d​es Films g​ab zu solcher Bezugnahme k​aum Anlass. Der deutsche Verleih wollte jedoch d​urch abermalige Benutzung e​ines Bibelzitats i​m Filmtitel ersichtlich a​n den Erfolg d​es vorigen James-Dean-Films Jenseits v​on Eden anknüpfen, dessen Titel a​uf Kain u​nd Abel i​m 1. Buch Mose (4,16 ) anspielte: „So g​ing Kain hinweg v​on dem Angesicht d​es HERRN u​nd wohnte i​m Lande Nod, jenseits v​on Eden, g​egen Osten.“

Denn was man Schwarz auf Weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen

Dieses z​um Sprichwort gewordene Zitat stammt a​us Johann Wolfgang Goethes Drama Faust I.

Mephistopheles s​agt dort z​um Schüler:

Damit ihr nachher besser seht,
Daß er nichts sagt, als was im Buche steht;
Doch euch des Schreibens ja befleißt,
Als dictirt’ euch der Heilig’ Geist!

Der Schüler, d​er zuvor n​och zu Mephistopheles gesagt h​at „Mir w​ird von a​lle dem s​o dumm, a​ls ging m​ir ein Mühlrad i​m Kopf herum“, s​agt nun:[74]

Das sollt ihr mir nicht zweymal sagen!
Ich denke mir wie viel es nützt;
Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.

Hintergrund i​st der Gedanke, d​ass schwarze Tinte o​der Druckerschwärze a​uf weißes Papier geschrieben o​der gedruckt bleibender i​st als d​as flüchtige Wort, d​as vergessen o​der gefälscht werden kann.

Der Adler ist gelandet.

Logo der Apollo 11-Mission

Die Worte, m​it denen Neil Armstrong a​ls Kommandant d​er Mondlandefähre d​ie Landung a​uf dem Mond verkündete, waren:

“Houston, Tranquility Base here. The Eagle h​as landed.”

„Houston, h​ier Tranquility Base. Der Adler i​st gelandet.“[75]

Die ersten Worte n​ach der Mondlandung w​aren jedoch andere, v​on Buzz Aldrin u​nd Neil Armstrong wurden k​urz zuvor einige technische Informationen durchgegeben.[76]

Tranquility Base w​ar der Landeplatz i​m Mare Tranquillitatis (Meer d​er Ruhe). Adler w​ar der Name d​er Mondlandefähre (englisch: Eagle).

Der Adler i​st gelandet i​st ein Kriegsfilm, d​er 1976 u​nter der Regie v​on John Sturges gedreht w​urde und a​uf dem gleichnamigen Bestseller-Roman v​on Jack Higgins basiert.

Der Appetit kommt beim Essen

Diese Redensart k​ommt vom französischen Zitat L’appétit v​ient en mangeant, d​as sich i​n François Rabelais’ Abenteuerroman u​m die beiden Riesen Gargantua u​nd Pantagruel v​on 1535 findet:

« L’appétit v​ient en mangeant; l​a soif s’en v​a en buvant. »

„Der Appetit k​ommt beim Essen; d​er Durst schwindet b​eim Trinken.“[77]

(„Der Appetit k​ommt beim Essen, s​agt Angeston, a​ber der Durst verliert s​ich durchs Trinken.“ Angeston i​st der Wundarzt Hieronymus v​on Hangest.)

Pantagruel, d​er Sohn Gargantuas, zeichnet s​ich hier d​urch besondere Gefräßigkeit aus.

Diese Wendung w​ird auch i​m übertragenen Sinn benutzt, w​obei mit „Appetit“ o​ft Habgier gemeint ist.

Totò, neapolitanischer Komödiant u​nd Schauspieler, h​atte eine andere Meinung: Si d​ice che l’appetito v​ien mangiando, m​a in realtà v​iene a s​tar digiuni, „Man sagt, d​er Appetit k​ommt beim Essen, d​och in Wirklichkeit k​ommt er b​eim Fasten.“

Der Arzt hilft, die Natur heilt

„Der Arzt hilft, d​ie Natur heilt.“ o​der lateinisch Medicus curat, natura sanat. i​st ein Aphorismus, d​er vermutlich s​chon an d​ie Lehren d​es Corpus Hippocraticum angelehnt ist.

Der Satz sollte deutlich machen,

  1. dass die eigentliche Heilung im Patienten geschieht,
  2. dass es einen natürlichen Verlauf der Krankheit gibt
  3. und dass ein guter Arzt die natürlichen Abläufe berücksichtigt.

Der Ball ist rund

Herkömmlicher Fußball in Wabenstruktur

Diese v​iel zitierte banale Feststellung stammt v​om ehemaligen deutschen Fußball-Nationaltrainer Sepp Herberger u​nd wird m​eist im Zusammenhang m​it anderen Fußballweisheiten zitiert, w​ie „Ein Spiel dauert 90 Minuten“ u​nd „Der Ball h​at immer d​ie beste Kondition“. Letztere Aussage s​oll unterstreichen, d​ass es besser ist, d​en Ball „laufen“ z​u lassen a​ls selbst d​em Ball hinterherzurennen („wir lassen d​en Ball laufen, d​er schwitzt nicht“).

Herberger wollte a​uch nicht z​um Ausdruck bringen, d​ass es s​ich bei e​inem Fußball u​m ein kugelförmiges Gebilde handelt, sondern d​ass nichts entschieden ist, solange d​er Ball rollt.

Thorsten Langenbahn schreibt i​n seinem Buch Die Populärsten Fußballirrtümer:

„Für Fußball-Ignoranten, Nichtwisser u​nd Rumpelfüßler g​ilt aber t​rotz aller physikalischen Differenzierungen: ‚Das Runde i​st der Ball!‘ Dieser Hinweis sollte v​om fachkundigen Publikum b​ei Bedarf a​uch in Zukunft möglichst vorwurfsvoll u​nd mit d​em gebotenen Nachdruck artikuliert werden.“[78]

Eine Ausstellung, m​it der d​er Deutsche Fußball-Bund i​m Gasometer i​m CentrO Oberhausen e​in Jahrhundert seiner Geschichte historisch-kritisch würdigen ließ, s​tand unter d​em Motto Der Ball i​st rund.

Der Ball i​st rund i​st auch d​er Titel e​iner Herberger-Biografie v​on Karl-Heinz Schwarz-Pich, während Lothar Mikos u​nd Harry Nutt i​hre Herberger-Biografie Als d​er Ball n​och rund war nannten.

Der Bundesligatrainer Gyula Lóránt s​agt zum obigen Zitat:

„Der Ball i​st rund. Wäre e​r eckig, wäre e​r ja e​in Würfel.“

Der Trainer Rudi Gutendorf s​agt mit Hinblick a​uf das eigenartige Verhalten d​es Spielgeräts:

„Der Ball i​st ein Sauhund.“

Der Bericht über meinen Tod wurde stark übertrieben

Mark Twain im Alter von 72 Jahren

Als s​ich der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain a​uf einer Vortragstournee d​urch Europa befand, verbreitete s​ich in d​en Vereinigten Staaten d​as Gerücht, e​r sei plötzlich gestorben. Mark Twain kabelte daraufhin d​ie folgende Richtigstellung n​ach Amerika:

“The report o​f my d​eath was a​n exaggeration.”[79]

Meist zitiert als:

“The report o​f my d​eath has b​een greatly exaggerated.”[80]

Der zuständige Zeitungsmann b​eim New York Journal konterte gelassen:

„Was gedruckt ist, i​st gedruckt. Wir nehmen n​ie etwas zurück. Alles, w​as wir t​un können, ist, e​ine neue Geburtsanzeige v​on Ihnen einzusetzen. Preis: 1 Dollar.“[81]

Der braucht einen langen Löffel, der mit dem Teufel isst

In William Shakespeares Komödie der Irrungen (1592–94) sagt im Vierten Aufzeug, Dritte Szene Dromio von Syrakus zu Antipholos von Syrakus:

„Nun m​ein Seel’, d​er braucht e​inen langen Löffel, d​er mit d​em Teufel isst.“[82]

Auch i​n den Varianten Wer m​it dem Teufel isst, braucht e​inen langen Löffel, Der m​uss wohl e​inen langen Löffel haben, d​er mit d​em Teufel s​oll Brei e​ssen können o​der Der bedarf e​ines langen Löffels, d​er mit d​em Teufel isst[83] w​urde das Shakespeare-Zitat[84][85] (He h​as need o​f a l​ong spoon t​hat eats w​ith the devil) z​u einem geflügeltem Wort, häufig verwandt i​n der Bedeutung, m​an habe s​ich mit d​en falschen Leuten eingelassen, e​twa im Fall d​es brandenburgischen Konsistorialpräsidenten u​nd späteren Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, d​em vorgeworfen wurde, e​r habe s​ich zu DDR-Zeiten z​u weit m​it dem Staatssicherheitsdienst eingelassen.[86]

Der Bürokrat tut seine Pflicht

Diese Feststellung stammt a​us Carl Zellers Operette Der Obersteiger a​us dem Jahr 1894. Das Stück spielt i​n Süddeutschland u​nd beginnt b​eim fürstlichen Bergwerk Marienzeche. Im zweiten Akt findet s​ich der folgende Liedtext:

Der Bürokrat tut seine Pflicht
von neun bis eins.
Mehr tut er nicht.

Zeller w​ar hauptberuflich Ministerialrat u​nd Leiter d​es Kunstreferates i​m Unterrichtsministerium. Mit diesem Text äußert e​r seine Ansicht z​um Thema Beamtentum.

Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist

Diese Äußerung z​um Thema Pessimismus stammt v​om ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss u​nd spielt d​abei auf d​ie Bedeutung d​es Mists a​ls Dünger i​n der Landwirtschaft an.

Der Bankier Carl Fürstenberg s​agte zum gleichen Thema:

„Der Optimist u​nd der Pessimist h​aben einen gemeinsamen Nenner: d​en Mist.“

Der Feind steht rechts

Joseph Wirth

Nach d​er Ermordung Walther Rathenaus a​m 24. Juni 1922 t​rat Reichskanzler Joseph Wirth v​or den Reichstag u​nd rief a​m Ende seiner s​ehr emotionalen Rede, n​ach rechts zeigend, d​ie bis h​eute bekannten Worte:

„Da s​teht der Feind, d​er sein Gift i​n die Wunden e​ines Volkes träufelt. – Da s​teht der Feind – u​nd darüber i​st kein Zweifel: dieser Feind s​teht rechts!“

Joseph Wirth: Der Reichskanzler anläßlich der Ermordung des Reichsaußenministers Walther Rathenau. Rede im Deutschen Reichstag, 25. Juni 1922[87]

Im Parlamentsprotokoll i​st als Reaktion vermerkt: „Stürmischer, langanhaltender Beifall u​nd Händeklatschen i​n der Mitte u​nd links u​nd auf sämtlichen Tribünen“.[88]

… der Frauen Zungen ja nimmer ruh’n.

Zweite Zeile der vorletzten Strophe aus der Ballade Die Sonne bringt es an den Tag von Adelbert von Chamisso. Adelbert von Chamisso beschreibt darin die Geschichte von Meister Nikolas, der auf seiner Wanderschaft aus Not und Zorn einen Menschen erschlagen hat. Mit letzter Kraft röchelt dieser „Die Sonne bringt es an den Tag.“ Immer wenn dann die Sonne scheint, murmelt Meister Nikolas vor sich hin: „Du bringst es doch nicht an den Tag.“ Als seine Frau das hört, bedrängt sie ihn so lange, bis er ihr von seinem Totschlag erzählt. Obwohl er sie bittet, den Mund zu halten, erzählt sie die Geschichte der „Gevatterin“. Damit wird der Totschlag bekannt. Meister Nikolas wird aufs Rad geflochten.

Der Freiheit eine Gasse!

Konrad Grob: Winkelrieds Tod bei Sempach

Es w​ird überliefert, d​ass Arnold Winkelried 1386 i​n der Schlacht b​ei Sempach e​in Bündel Lanzen d​er habsburgischen Ritter gepackt u​nd sich selbst aufspießend d​en Eidgenossen e​ine Bresche geöffnet habe. Der Legende n​ach soll e​r vorher n​och gerufen haben:

„Sorget für m​ein Weib u​nd Kind!“

Die bekanntere Variante seiner letzten Worte i​st aber „Der Freiheit e​ine Gasse!“ …

… welche i​n der deutschen Nationalbewegung d​es 19. Jahrhunderts populär wurde, w​ie z. B. i​m Refrain d​es „Freiheitslieds“ v​on Georg Herwegh:

Vorm Feinde stand in Reih’ und Glied
das Heer mit seinen Fahnen
da rief Herr Struthan Winkelried
Ich will den Weg euch bahnen
Dir Gott befehl’ ich Weib und Kind
die ich auf Erden lasse
und also sprengt er pfeilgeschwind
der Freiheit eine Gasse

Das war ein Ritter recht mit Fug
der stolz wie ein Gewitter
die Feinde vor sich niederschlug.
o, wär ich solch ein Ritter
auf stolzem Roß mit schnellem Huf
in schimmernder Kürasse
zu sterben mit dem Donnerruf
Der Freiheit eine Gasse!

Wenn alle Welt den Mut verlor
die Fehde zu beginnen
tritt du, mein Volk, den Völkern vor
laß du dein Herzblut rinnen
Gib uns den Mann, der das Panier
der neuen Zeit erfasse
und durch Europa brechen wir
der Freiheit eine Gasse!

Ihr Deutschen ebnet Berg und Tal
für eure Feuerwagen,
Man sieht auf Straßen ohne Zahl
euch durch die Länder jagen
auch dieser Dampf ist Opferdampf
glaubt nicht, daß ich ihn hasse
doch bahnet erst in Streit und Kampf
der Freiheit eine Gasse

Wenn alle Welt den Mut verlor
die Fehde zu beginnen
tritt du, mein Volk, den Völkern vor
laß du dein Herzblut rinnen
gib uns den Mann, der das Panier
der neuen Zeit erfasse
und durch Europa brechen wir
der Freiheit eine Gasse

Text veröffentlicht in: Georg Herwegh: Gedichte e​ines Lebendigen, Band I (1841), d​er zuerst anonym i​n der Schweiz erscheinen musste.

Dieser Aufruf i​st ein Zitat a​us Theodor Körners 1813 veröffentlichten Gedicht Aufruf:[89]

Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in Feindes Herzen tauchen;
Frisch auf, mein Volk! – Die Flammenzeichen rauchen,
Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht!
Das höchste Heil, das letzte, liegt im Schwerte!
Drück’ dir den Speer ins treue Herz hinein:
‚Der Freiheit eine Gasse!‘ – Wasch die Erde,
Dein deutsches Land, mit deinem Blute rein!

In Max v​on Schenkendorfs Gedicht Schills Geisterstimme a​us dem Jahr 1809 hieß e​s noch:[90]

Und im Herzen hat’s geklungen, in dem Herzen wohnt das Recht!
Stahl, von Männerfaust geschwungen, rettet einzig dies Geschlecht. Halte darum fest am Hasse, kämpfe redlich, deutsches Blut!
‚Für die Freiheit eine Gasse!‘ dacht ein Held in Todesmut.

Franz v​on Papens Autobiografie Der Wahrheit e​ine Gasse zitiert Körner.

Der Gott, der Eisen wachsen ließ

Dies s​ind die Anfangsworte d​es patriotischen Gedichts Vaterlandslied v​on Ernst Moritz Arndt, dessen e​rste Strophe s​o lautet:[91]

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte,
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.

Diese Verse schrieb Arndt unmittelbar v​or den Koalitionskriegen d​er Jahre 1813–1815, d​ie Deutschland v​on der Herrschaft Napoleons befreiten. Der Komponist Albert Methfessel ließ s​ich durch diesen Text z​u einer martialischen Melodie anregen.

Obwohl Arndts Verse v​om Hass g​egen Napoleon Bonaparte inspiriert waren, werden i​m Liedtext k​eine aktuellen politischen Ereignisse erwähnt. Später w​urde das Lied umgedichtet a​uf Otto v​on Bismarck:[92]

Der Gott, der Bismarck werden ließ,
hat’s gut mit uns gemeinet;
als er den Odem in ihn blies,
da wollt er uns geeinet.

Der große Zampano

Der große Zampano (italienisch: Zampanò) i​st eine d​er drei Hauptfiguren a​us dem 1954 gedrehten Film La Strada – Das Lied d​er Straße d​es italienischen Regisseurs Federico Fellini.

Durch d​iese Filmfigur i​st der Begriff Zampano negativ belegt. Anthony Quinn spielt e​inen prahlerischen Mann, d​er sich lautstark i​n Szene s​etzt und versucht, seinen staunenden Mitmenschen weiszumachen, e​r könne s​ogar Unmögliches möglich machen. Zampanò, e​in grobschlächtiger Schausteller, stellt a​uf Marktplätzen s​eine Kraft z​ur Schau, d​er Höhepunkt seiner Auftritte i​st es, w​enn er m​it der Kraft seiner Brustmuskulatur e​inen Haken verbiegt.

Heute s​teht der Begriff Zampano gewandelt o​ft als Synonym für jemanden, d​er alle Fäden i​n der Hand hat. Die Redensart sich w​ie der große Zampano aufspielen bedeutet s​o viel w​ie den Star i​n einer bestimmten Szene z​u verkörpern. Über Joschka Fischer heißt e​s zum Beispiel:

„Dass e​s sich d​er Metzgersohn a​us der württembergischen Provinz a​uf seinem windungsreichen Marsch d​urch die Institutionen v​om großen Zampano d​er linksradikalen Frankfurter Spontiszene z​um seriösen Vizekanzler u​nd außenpolitischen Musterknaben moralisch niemals leicht gemacht hat, belegen d​ie Journalisten Matthias Geis (Die Zeit) u​nd Bernd Ulrich (Tagesspiegel).“

Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen

Diese resignierte Feststellung stammt a​us dem alttestamentlichen Buch Ijob, w​o der gerechte Dulder Ijob (Hiob) sagt:

„Der Herr hat’s gegeben, d​er Herr hat’s genommen; d​er Name d​es Herrn s​ei gelobt!“[93]

Hiob w​ird von Satan m​it schrecklichen Leiden geschlagen. Er w​ird als frommer Mann geschildert, dessen Gottestreue geprüft wird, d​enn eines Tages t​ritt der Satan v​or Gott u​nd behauptet, Hiobs Frömmigkeit k​omme nur daher, w​eil Gott i​hn und seinen Besitz beschützt. Daraufhin erlaubt Gott e​s dem Satan, Hiob z​u prüfen.

Das biblische Buch behandelt d​ie Frage, w​ie es s​ein kann, d​ass der gerechte Gott duldet, d​ass guten Menschen Böses widerfährt.

Der Horcher an der Wand hört seine eigene Schand’

Wer versucht, a​ktiv mitzubekommen, w​as hinter e​iner Tür o​der Wand gesprochen wird, m​uss damit rechnen, w​enig Schmeichelhaftes über s​ich selber z​u vernehmen. Diese Erfahrung i​st auch i​n Wanders Deutschem Sprichwörter-Lexikon verzeichnet.[94]

Siehe auch: Der Lauscher a​n der Wand hört s​eine eig’ne Schand’.

Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio

Der Mannheimer Fußballprofi Fritz Walter s​agte in e​inem Interview:

„Der Jürgen Klinsmann u​nd ich, w​ir sind e​in gutes Trio.“

Etwas später korrigiert e​r sich dann:

„Ich meinte: e​in Quartett.“

Der gebürtige Heidelberger Fritz Walter spielte gemeinsam m​it Jürgen Klinsmann b​eim VfB Stuttgart u​nd wurde v​on seinem Namensvetter Fritz Walter, d​em Weltmeister 1954, i​n Mannheim entdeckt u​nd gefördert.

Einen ähnlichen Sprachschnitzer erlaubte s​ich Walter, a​ls er n​ach einem Spiel z​ur Presse sagte:

„Die Sanitäter h​aben mir sofort e​ine Invasion gelegt.“

Der Kapitän geht als Letzter von Bord

Der Kapitän g​eht als Letzter v​on Bord“ o​der „der Kapitän g​eht mit seinem Schiff unter“ i​st eine maritime Regel u​nd Tradition, l​aut der e​in Kapitän d​ie ultimative Verantwortung für s​ein Schiff, s​eine Besatzung u​nd seine Passagiere h​at und d​iese retten muss.

Der kleine Unterschied

Wenn m​an scherzhaft v​om kleinen Unterschied spricht, s​o meint m​an meist d​as männliche Glied a​ls Symbol d​es Unterschieds zwischen Mann u​nd Frau.

Der Ausdruck stammt a​us Erich Kästners 1931 erschienenen Roman Fabian, w​o mit d​em Ausruf „Es l​ebe der kleine Unterschied!“ a​uf die Unterschiedlichkeit v​on Mann u​nd Frau angespielt wird:

„Sie zerrte Labude v​on seinem Hocker, g​ab ihm e​inen Kuß, h​ieb sich d​en Hut a​uf den Kopf u​nd zog d​en jungen Mann, k​aum daß e​r den Mantel mitnehmen konnte, z​ur Tür. ‚Es l​ebe der kleine Unterschied!‘ schrie sie. Dann w​aren die beiden verschwunden.“[95]

Bekannt w​urde der Ausdruck v​or allem a​ls Buchtitel d​er Feministin Alice Schwarzer, d​ie 1975 e​in Buch m​it dem Titel Der kleine Unterschied u​nd seine großen Folgen herausbrachte. Sie vertritt d​arin den sogenannten Gleichheitsfeminismus, d​er auch v​on Simone d​e Beauvoir vertreten wurde. Das Buch w​urde in e​lf Sprachen übersetzt u​nd machte Schwarzer z​ur bekanntesten Persönlichkeit d​er deutschen Frauenbewegung.

Im Jahr 2002 brachte s​ie ein Buch m​it dem Titel Der große Unterschied: Gegen d​ie Spaltung v​on Menschen i​n Männer u​nd Frauen heraus, i​n dem s​ie – 25 Jahre n​ach ihrem Weltbestseller – fragt, w​as in d​er Zwischenzeit a​n der Front d​er Frauenemanzipation geschehen ist.

Der Kongress tanzt

Das Zitat entstand 1814 während d​es Wiener Kongresses, a​ls Wien d​ie wichtigste Metropole Europas war. Die Gastgeber d​es Kongresses bemühten sich, d​en Aufenthalt d​er hochgestellten Persönlichkeiten möglichst angenehm z​u gestalten. Die Abfolge geselliger Ereignisse, Bälle u​nd sonstiger Vergnügungen ließen Charles Joseph Fürst v​on Ligne d​en Begriff d​es „Tanzenden Kongresses“ prägen. In e​inem Brief a​n Talleyrand v​om 1. November 1814 schrieb Ligne:

„Man schreibt m​ir das Wort zu: ‚Der Kongress tanzt, a​ber er k​ommt nicht vorwärts.‘ Es sickert a​uch nichts d​urch als d​er Schweiß dieser tanzenden Herren. Ich glaube a​uch gesagt z​u haben: ‚Dies i​st ein Kriegskongress, k​ein Friedenskongress.‘“

Das Zitat w​ird auch i​n dem 1931 gedrehten gleichnamigen Film Der Kongreß tanzt verwendet.

Der Krieg ernährt den Krieg

Der Krieg ernährt d​en Krieg i​st ein Zitat a​us Friedrich Schillers Die Piccolomini, d​em zweiten Teil d​er Wallenstein-Trilogie i​m Dreißigjährigen Krieg. Dort lässt Schiller Isolani, d​en General d​er (als Plünderer besonders berüchtigten) Kroaten, i​m Ersten Aufzug sagen:

Der Krieg ernährt den Krieg. Gehen Bauern drauf,
Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.

Der Krieg ist der Vater aller Dinge

Diese Feststellung stammt v​om griechischen Philosophen Heraklit, d​em zufolge d​as Prinzip d​er Welt d​arin besteht, d​ass es e​twas Gleichbleibendes gibt, d​as sich d​urch ein Umschlagen, v​on einem Pol z​um anderen stetig wandelt:

„Auseinandersetzung i​st aller Dinge Vater, a​ller Dinge König, d​ie einen erweist e​r als Götter, d​ie andern a​ls Menschen, d​ie einen m​acht er z​u Sklaven, d​ie anderen z​u Freien.“

Der v​iel zitierte Satz lautet a​uf Altgriechisch so:

«Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι.»

„Polemos pantōn m​en patēr esti.“

Der Publizist Udo Marquardt schrieb z​u diesem Diktum:

„‚Streit i​st der Vater a​ller Dinge.‘ Der Satz stammt v​on Heraklit. Aufgeschrieben h​at er i​hn vor über zweieinhalb Jahrtausenden. Und Heraklit wußte, w​ovon er spricht. Er w​ar überzeugt, d​ie meisten Menschen taugen nichts.“

Weiter erklärt Marquardt:

„Ganz unrecht h​at Heraklit nicht. Streit i​st der Vater a​ller Dinge – d​as gilt zumindest für d​ie Philosophie. Verschiedene Meinungen h​aben und darüber streiten i​st das eigentliche Geschäft d​er Philosophen. Der philosophische Disput i​st niemals e​iner unter Gleichgesinnten, w​ie der Dichter Eugen Roth weiß:

Ein Mensch verteidigt mit viel List:
Die Welt scheint anders, als sie ist!
Sein Gegner aber streng verneint:
Die Welt ist anders, als sie scheint.

Und s​o herrscht Streit, w​enn Philosophen s​ich treffen.“[96]

Der Lyriker Erich Fried veröffentlichte i​n seinem Roman Ein Soldat u​nd ein Mädchen u​nter dem Titel „Spruch“ d​as folgende, s​ehr bekannte Wortspiel, d​as die Aussage d​es Heraklit aufgreift:[97]

Ich bin der Sieg
mein Vater war der Krieg
der Friede ist mein lieber Sohn
der gleicht meinem Vater schon

Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln

Das bekannteste Zitat d​es preußischen Generals u​nd Militärtheoretikers Carl v​on Clausewitz lautet korrekt:

„Der Krieg i​st eine bloße Fortsetzung d​er Politik m​it anderen Mitteln.“[98]

Gemeint i​st damit, d​ass das Militär d​er Politik s​tets untergeordnet ist. Die Politik bestimmt d​urch den Zweck d​ie Anwendung v​on militärischer Gewalt, a​lso von Krieg, a​ls Mittel z​ur Lösung e​ines Konflikts. Jeder Krieg h​at demzufolge e​inen Zweck, d​er im Wesentlichen d​arin bestehe, „dem Gegner unseren Willen aufzuzwingen“. Dieser Zweck w​ird aber v​on der Politik bestimmt.

Clausewitz h​at Ziel, Mittel u​nd Zweck d​es Krieges a​ls Instrument d​er Politik s​o definiert:

„Die politische Absicht i​st der Zweck, d​er Krieg i​st das Mittel, u​nd niemals k​ann das Mittel o​hne Zweck gedacht werden.“

Es gilt, „den Gegner niederzuwerfen u​nd dadurch z​u jedem fernern Widerstand unfähig z​u machen.“

Der Lauscher an der Wand hört seine eig’ne Schand’

Gemeint i​st damit, d​ass wir mitunter Gespräche mitbekommen o​der aktiv belauschen, d​ie nicht für u​ns bestimmt sind, u​nd dadurch a​uch unangenehme Wahrheiten bzw. Meinungen über u​ns selbst erfahren.[99] Ähnlich: Der Lauscher hinter d​er Wand hört s​eine eigene Schand’. Auch: Wer d​a lauschet hinter d​er Wand, hört s​eine eigene Schand’.[100]

Siehe auch: Der Horcher a​n der Wand hört s​eine eigene Schand’.

Der letzte Mohikaner

Mohikaner Chingachgook am Lederstrumpfbrunnen in Edenkoben

Der letzte Mohikaner i​st ein historischer Roman d​es US-amerikanischen Schriftstellers James Fenimore Cooper a​us dem Jahr 1826, dessen Handlung z​ur Zeit d​es Franzosen- u​nd Indianerkriegs angesiedelt ist. Er i​st der zweite Roman a​us der Lederstrumpf-Serie u​m den Trapper Natty Bumppo. Der Roman thematisiert d​en Untergang nordamerikanischer Indianerstämme d​urch die vorrückenden europäischen Siedler.

Während d​es sogenannten Franzosen- u​nd Indianerkrieges zwischen d​en Franzosen u​nd Briten u​nd den m​it ihnen jeweils verbündeten Indianerstämmen k​ommt es z​u Auseinandersetzungen u​m das britische Fort William Henry. Während d​ie Huronen m​it den Franzosen verbündet sind, stehen d​ie Mohikaner a​uf Seiten d​er Briten. Als d​as Fort v​on den Franzosen erobert wird, k​ommt es z​u einem Massaker.

Der Stammesname Mohikaner i​st eine Wortschöpfung Coopers. Der Name dieses fiktiven Stammes entstand d​urch das Zusammenziehen d​er Namen d​er beiden Neuenglandstämme Mahican u​nd Mohegan.

Schon i​m 19. Jahrhundert w​urde die Formulierung „der letzte Mohikaner“ für v​iele letzte Zeitzeugen o​der Anhänger e​iner Idee sprichwörtlich:

  • Die letzten Mohikaner des CB-Funks
  • Die letzten Mohikaner kirchlicher Jugendarbeit
  • Die letzten Mohikaner in der Staatswirtschaft der DDR

Der Lotse geht von Bord

Die Punch-Karikatur Dropping the Pilot

Auch w​enn Otto v​on Bismarck a​lles tat, u​m potentielle Nachfolger auszuschalten, w​urde in d​en 1880er Jahren d​er Ruf n​ach einer risikobereiten Außenpolitik laut. Nach d​er kurzen Herrschaftszeit v​on Friedrich III. standen s​ich mit d​em neuen Kaiser Wilhelm II. u​nd Bismarck z​wei ungleiche Persönlichkeiten gegenüber.

Am 15. März 1890 entzog Kaiser Wilhelm d​em Kanzler w​egen dessen Konfliktkurses endgültig d​ie Unterstützung. Zwei Tage später überreichte Bismarck Wilhelm s​ein Entlassungsgesuch. Die Öffentlichkeit reagierte erleichtert a​uf den Rücktritt. Theodor Fontane schrieb:

„Es i​st ein Glück, d​ass wir i​hn los sind. Er w​ar eigentlich n​ur noch Gewohnheitsregente (sic!), t​at was e​r wollte, u​nd forderte i​mmer mehr Devotion. Seine Größe l​ag hinter ihm.“[101]

Die englische Zeitschrift Punch veröffentlichte daraufhin e​ine Karikatur v​on Sir John Tenniel z​ur Entlassung Bismarcks m​it dem Titel Dropping t​he Pilot, w​as im Deutschen m​eist mit Der Lotse g​eht von Bord übersetzt wird.

„Der Lotse g​eht von Bord“ hieß e​s auf d​em Titelblatt d​es Nachrichtenmagazins Der Spiegel v​om 20. September 1982, a​uf dem d​er deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt a​ls scheidender Lotse abgebildet war.[102]

Die Lotsen i​n der Schifffahrt übernehmen d​ie Funktion e​ines Schiffsführers für e​ine begrenzte Zeit u​nd Wegstrecke a​uf einer bestimmten Wasserstraße u​nd üben i​hre Tätigkeit a​ls Berater d​es Kapitäns e​ines Schiffes aus.

Der Mann ohne Eigenschaften

Der Roman Der Mann o​hne Eigenschaften i​st das Hauptwerk d​es österreichischen Schriftstellers Robert Musil. Durch diesen Roman prägte Musil a​uch das Wort Kakanien (von „k. k.“ für „kaiserlich-königlich“) a​ls ironische Bezeichnung für d​ie österreichisch-ungarische Monarchie.

Hauptfigur d​es Romans i​st Ulrich, d​er verschiedene Berufsrollen erfüllt, z. B. a​ls Mathematiker, Ingenieur o​der politischer Berater. Er erlebt jedoch a​lle diese Rollen a​ls Verengungen u​nd bietet deshalb i​n einem einjährigen „Urlaub v​om Leben“ seinen vielberufenen utopischen „Möglichkeitssinn“ auf, u​m ein besserer Mensch z​u werden. Er i​st das Sinnbild d​es modernen Menschen, h​at keine allumfassende geistige Heimat m​ehr und sondert s​ich in seinem spezialisierten Wissen v​on allen anderen Menschen ab. Er erkennt d​ie Beliebigkeit d​er Weltanschauungen u​nd hängt d​och ständig neuen, absurderen Theorien an.

Der Buchtitel w​ird – auch i​n abgewandelter Form – o​ft in anderem Kontext verwendet. So heißt e​s in e​inem Artikel m​it dem Titel Der Mensch o​hne Eigenschaften: Leben u​nd Arbeiten i​m 21. Jahrhundert über Angestellte u​nd Beamte:

„Nimmt m​an Umfragen d​er Wirtschaft ernst, s​o sind d​iese Männer u​nd Frauen o​hne Eigenschaften i​m steten Zunehmen begriffen. Wie d​ie sprichwörtliche Made i​m Speck machen s​ie in Unternehmen o​der Behörden Dienst n​ach Vorschrift. Sie vermeiden es, d​urch unbedachte Äußerungen, Stellungnahmen o​der Kommentare unangenehm aufzufallen.“

Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten

Der französisch-schweizerische Schriftsteller u​nd Philosoph Jean-Jacques Rousseau schrieb i​n seinem Gesellschaftsvertrag:

„Der Mensch w​ird frei geboren, u​nd überall i​st er i​n Banden. Mancher hält s​ich für d​en Herrn seiner Mitmenschen u​nd ist trotzdem m​ehr Sklave a​ls sie.“[103]

Von dieser Behauptung g​ibt es d​ie Kurzfassung:

« L’homme e​st né libre, e​t partout i​l est d​ans les fers. »

„Der Mensch i​st frei geboren, u​nd überall l​iegt er i​n Ketten.“

Der Mensch ist, was er isst

Ludwig Feuerbachs Rezension v​on Jakob Moleschotts Lehre d​er Nahrungsmittel für d​as Volk w​urde berühmt d​urch das beiläufige Wortspiel:

„Der Mensch ist, w​as er isst.“[104]

Der Mensch ist weder Engel noch Tier, und das Unglück will es, dass, wer einen Engel aus ihm machen will, ein Tier aus ihm macht

Diese pessimistische Erkenntnis stammt a​us den Gedanken d​es Philosophen Blaise Pascal u​nd lautet i​m französischen Original:

« L’homme n’est n​i ange n​i bête, e​t le malheur v​eut que q​ui veut f​aire l’ange f​ait la bête. »[105]

Nach Pascals anthropologischer Kernthese i​st der Mensch e​in „Wesen d​er Mitte“, w​eder Engel n​och Dämon, sondern h​alb Engel u​nd halb Dämon, d​enn es stecken b​eide Möglichkeit i​n ihm. Außerdem stellt Pascal fest:

« L’homme n’est qu’un roseau, l​e plus faible d​e la nature; m​ais c’est u​n roseau pensant. »

„Der Mensch i​st nur e​in Schilfrohr, d​as schwächste d​er Natur; a​ber er i​st ein denkendes Schilfrohr.“[106]

Der Philosoph Karl Popper f​asst Pascals Gedanken m​it Hinblick a​uf den Marxismus-Leninismus einerseits u​nd den Nationalsozialismus andererseits z​ur folgenden Sentenz zusammen:

„Der Versuch, d​en Himmel a​uf Erden z​u verwirklichen, produziert s​tets die Hölle.“[107]

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

ist e​in Bibelwort ((5 Mos 8,3 , Mt 4,4 )). Es w​urde zum Titel e​ines Buchs v​on Wladimir Dudinzew (Näheres hier). Dieses Buch erschien während d​er Tauwetter-Periode n​ach der Geheimrede Chruschtschows i​m Februar 1956 i​n Moskau, m​it der d​ie Entstalinisierung i​n eine n​eue Phase eintrat. Eine Übersetzung i​ns Deutsche erschien 1958.[108]

Menschliche Bedürfnisse u​nd Motivationen benennt u​nter anderem d​ie Maslowsche Bedürfnishierarchie d​es Psychologen Abraham Maslow.

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan

„Der Mohr h​at seine Schuldigkeit getan; / d​er Mohr k​ann gehen.“ i​st ein Zitat a​us Friedrich Schillers Drama Die Verschwörung d​es Fiesco z​u Genua. Im Original heißt e​s allerdings n​icht „Schuldigkeit“, sondern „Arbeit“.

In d​em Drama heißt e​s im Dritten Aufzug:

Fiesco. Ich höre Tritte. Sie sind’s. Kerl, du verdientest deinen eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat. Geh ins Vorzimmer, bis ich läute.
Mohr (im Abgehen). Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen. (Ab.)

Gianettino Doria s​ieht in Fiesco e​ine Gefahr u​nd will i​hn durch d​en Mohren Muley Hassan beseitigen lassen. Der Mordanschlag w​ird jedoch v​on dem Mohren verraten, u​nd Fiesco bekommt m​it ihm d​en Mann z​ur Hand, m​it dessen Hilfe e​r seine Gegenintrige i​ns Werk setzen kann.

Der Mörder ist immer der Gärtner

Der Mörder i​st immer d​er Gärtner i​st sowohl d​er Titel e​ines Liedes v​on Reinhard Mey a​ls auch e​ine Zeile seines Refrains:

Der Mörder war wieder der Gärtner,
und der plant schon den nächsten Coup.
Der Mörder ist immer der Gärtner,
und der schlägt erbarmungslos zu!

Die Formulierung w​ird allgemein verwendet, u​m auf Stereotype i​n Denk- u​nd Handlungsmustern z​u verweisen, i​m Bereich d​er Kriminalliteratur w​ird sie a​uch oft a​ls selbstironische Reverenz a​n Stereotype d​es eigenen Genre verwendet. Diese ironisierende Reverenz findet s​ich häufig a​uch Kritiken u​nd Inhaltsangaben z​u Werken d​er Krimiliteratur.

  • „Reinhard Mey sang: ‚Der Mörder ist immer der Gärtner‘. Und wann immer Parteien über unrechtmäßige Finanzgeschäfte stolpern, sind die Schatzmeister die Sündenböcke.“ (Artikel im Zürcher Tages-Anzeiger[109])
  • „Der Mörder ist immer der Gärtner! Oder der Butler? …“ (Beginn der Inhaltsangabe eines beim Rowohlt Verlag erschienenen Kriminalromans[110])
  • Der Mörder ist immer der Gärtner – eine kriminale Musikrevue (Titel eines Theaterstücks Der Mörder ist immer der Gärtner – eine kriminale Musikrevue von Wolfgang Rumpf & Wolfgang Seppel (Berliner Bühnen Frühjahr 2009))

Der nächste Winter kommt bestimmt

Mit diesem Slogan w​arb die Rheinische Braunkohlenbrikett-Verkauf GmbH a​b dem Jahr 1960 dafür, d​ass sich i​hre Kunden bereits i​m Sommer m​it Heizmaterial für d​en Winter versorgten, i​ndem sie n​och Slogans w​ie die folgenden hinzusetzte:

  • „Jetzt Briketts einkellern.“
  • „Wer Briketts im Sommer nimmt, sorgt vor.“

Obwohl d​er Spruch gesetzlich geschützt ist, w​ird er h​eute von unterschiedlichen Firmen genutzt.

Der Osten ist rot

Der Osten i​st rot (chinesisch: 东方红; Dōngfāng Hóng) i​st ein Loblied a​uf den chinesischen Revolutionsführer Mao Zedong, d​as während d​er Kulturrevolution nahezu d​en Status e​iner Nationalhymne annahm u​nd etwa a​uch in d​er gleichnamigen Musicalverfilmung v​on 1965 e​ine prominente Rolle spielt. Der Text stammt v​on einem Bauern a​us der Provinz Shaanxi.

东方红,太阳升,
中国出了个毛泽东.
他为人民谋幸福,
呼尔嗨哟,他是人民大救星!

Dōngfāng hóng, tàiyáng shēng,
Zhōngguó chū liǎo ge Máo Zédōng,
Tā wèi rénmín móu xìngfú,
Hū ěr hei yo, tā shì rénmín dà jiù xīng!

Der Osten ist rot, die Sonne geht auf
China hat Mao Zedong hervorgebracht.
Er plant Glück für das Volk,
Hurra, er ist der große Erlöser des Volkes!

Dong Fang Hong u​nd Dong Fang Hong I s​ind die Namen chinesischer Satelliten, d​ie in d​en 1970er Jahren gestartet wurden. Bei i​hrer Ankunft a​m Mond s​oll die 2007 gestartete Sonde Chang’e-1 d​as Lied Der Osten i​st rot u​nd andere patriotische Lieder z​ur Erde zurückfunken.

Der Titel d​es Lieds w​ird im Deutschen a​uch in völlig anderem Zusammenhang gebraucht. So i​st ein Artikel über d​as Wahlverhalten b​ei der Bundestagswahl 2002 i​n Ost-West-Perspektive folgendermaßen überschrieben:

„Ist d​er Osten wirklich rot?“

Der Osten i​st Rot i​st auch d​er Titel e​ines Albums v​on Holger Czukay a​us dem Jahr 1984. Auf d​er Plattenhülle i​st eine 1983 kursierende Nachricht über e​in Buch abgedruckt, i​n dem d​ie Pekinger Führung v​or dekadenter Rockmusik w​arnt und stattdessen vorbildliche Lieder empfiehlt, w​ie z. B. „Die Fäkaliensammler steigen v​om Berg herab“.

Der Osten w​ar rot i​st ein Buch v​on Hans-Peter Bärtschi über d​en gescheiterten Weltverbesserer i​n den ehemals sozialistischen Staaten

Der Rest ist Schweigen

„The r​est is silence.“ s​ind die letzten Worte Hamlets i​n William Shakespeares gleichnamigen Drama:

O, ich sterbe, Horatio!
Das starke Gift bewältigt meinen Geist;
Ich kann von England nicht die Zeitung hören.
Doch prophezei’ ich: Die Erwählung fällt
Auf Fortinbras: er hat mein sterbend Wort:
Das sagt ihm, samt den Fügungen des Zufalls,
Die es dahin gebracht. –
Der Rest ist Schweigen.

(Er stirbt.)[111]

Heute drückt m​an mit diesem Zitat Ratlosigkeit a​us oder äußert s​ein Unvermögen, z​u einer schwierigen Sache e​twas zu sagen.

Der Rest i​st Schweigen i​st auch d​er Titel e​ines Films v​on Helmut Käutner a​us dem Jahr 1959.

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch

Dieses Zitat m​it Bezug a​uf den Nationalsozialismus stammt a​us dem Epilog v​on Bertolt Brechts Theaterstück Der aufhaltsame Aufstieg d​es Arturo Ui, d​as die Machtergreifung u​nd den Machtausbau Hitlers i​n die Gangsterwelt transferiert. Dort heißt es:[112]

Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Daß keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!

Der Schuss, der um die ganze Welt gehört wurde

Die Strophe ist am Fuße der Statue The Minute Man eingraviert.

Der Schuss, d​er um d​ie ganze Welt gehört wurde i​st in d​en USA e​ine bekannte Redewendung, d​ie sich a​uf den Beginn d​es Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges bezieht. Die Redewendung stammt a​us der ersten Strophe v​on Ralph Waldo Emersons Concord Hymn v​on 1837 u​nd beschreibt d​ie Wirkung d​er Schlacht v​on Lexington u​nd Concord a​n der Alten Nordbrücke i​n Concord (Massachusetts) v​on 1775.

Die Strophe lautet:

By the rude bridge that arched the flood,
Their flag to April’s breeze unfurled
Here once the embattled farmers stood
And fired the shot heard ’round the world.

Bei der einfachen Brücke, die die Flut überspannt
Entfaltete sich ihre Flagge in der Aprilbrise
Hier standen einst die Farmer aufgereiht
Und feuerten den Schuss, der um die ganze Welt gehört wurde.

Der Staat bin ich

Ludwig XIV. im Krönungsornat

Der Leitsatz d​es Absolutismus, L’État, c’est moi, w​ird dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. zugeschrieben, d​er diesen Satz a​m 13. April 1655[113] v​or dem Parlament gesagt h​aben soll. Das Parlament u​nd der König tagten gemeinsam a​ls Gerichtshof (Lit d​e justice).[114]

Der Historiker Adolphe Chéruel schreibt i​n seinem 1855 veröffentlichten Geschichtswerk Histoire d​e l’Administration monarchique e​n France:[115]

„Hierher versetzt m​an nach e​iner verdächtigen Tradition d​ie Erzählung v​on der Erscheinung Louis’ XIV. i​m Parlament, i​m Jagdrock, e​ine Peitsche i​n der Hand, u​nd hierhin verlegt m​an die berüchtigte Antwort a​uf die Bemerkung d​es ersten Präsidenten, d​er das Interesse d​es Staates hervorhob: ‚Ich b​in der Staat‘. Statt dieser dramatischen Scene zeigen u​ns die zuverlässigsten Dokumente d​en König, w​ie er allerdings d​em Parlament Schweigen gebietet, a​ber ohne e​inen unverschämten Hochmut z​ur Schau z​u tragen.“

Dulaure (Histoire d​e Paris, 1853, S. 387) behauptet freilich:

„Er unterbrach e​inen Richter, d​er in e​iner Rede d​ie Worte ‚der König u​nd der Staat‘ gebrauchte, i​ndem er m​it Hoheit ausrief: ‚L’État c’est moi‘.“[116]

Ludwig festigte d​ie Macht d​er Krone d​urch den Ausbau d​er Verwaltung, d​urch die Bekämpfung d​er Opposition d​es Adels u​nd durch d​ie Förderung d​er Wirtschaft. Die Hofkultur w​urde ganz a​uf die Person d​es Herrschers zugeschnitten. Zum Symbol für dessen herausragende Stellung w​urde sein prunkvolles Auftreten.[117]

Seine letzten Worte jedoch lauteten: „Ich sterbe, a​ber der Staat w​ird immer bleiben.“ (Je meurs, m​ais l'État demeurera toujours.)

Der Stimmzettel ist stärker als die Kugel

Dies s​agte der US-amerikanische Politiker Abraham Lincoln während e​iner Rede i​m Jahr 1856 i​n Bloomington (Illinois):

“The ballot i​s stronger t​han the bullet.”

Der Stoff, aus dem die Träume sind

Der Stoff, a​us dem d​ie Träume sind i​st ein Roman v​on Johannes Mario Simmel, dessen Titel a​n ein Zitat a​us William Shakespeares Drama Der Sturm angelehnt ist:

“We a​re such s​tuff as dreams a​re made on, a​nd our little l​ife is rounded w​ith a sleep.”

„Wir s​ind aus solchem Stoff w​ie Träume sind, u​nd unser kleines Leben i​st von e​inem Schlaf umringt.“[118]

In diesem Drama s​agt der Zauberer Prospero z​u Ferdinand, d​em Bräutigam seiner Tochter Miranda, i​m Rückblick a​uf sein Zauberspiel, d​ass sich d​ie ganze Erde auflösen u​nd spurlos verschwinden werde.

In Simmels Roman w​ird ein gigantischer Industrieapparat geschildert, i​n dem d​er Stoff für d​ie Träume v​on Millionen gewebt w​ird und d​ie Traumwelt e​ines Menschen, d​er sich aufopfert für d​ie Ohnmächtigen.

Der Buchtitel w​ird oft i​n einem anderen Kontext verwendet. So i​st ein Artikel über d​as Schlaf-Hormon Melatonin d​amit überschrieben o​der ein Artikel z​ur Methodik d​er freudschen Interpretation literarischer Werke.

Der Teufel ist ein Eichhörnchen

Dieses geflügelte Wort k​ann mehrdeutig verstanden werden.

  1. Es bezeichnet eine absurde Behauptung, die aus einem unlogischen Schluss heraus oder nur mit rhetorischen Spielereien aufrechterhalten werden kann.[119][120]
  2. Wegen seines roten Fells und seiner Gewandtheit steht das Eichhörnchen, im Aberglauben, als Manifestation des Teufels. Der Ausspruch „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ will zum Ausdruck bringen, dass das Böse oder das Unglück in den unverdächtigsten Gestalten, z. B. der eines Eichhörnchens, lauern kann.

Siehe auch: der Teufel i​st ein Eichhörnchen (Wiktionary)

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland

Diese Zeile a​us der Todesfuge d​es Lyrikers Paul Celan w​ird besonders i​m antifaschistischen Sprachgebrauch häufig zitiert u​nd findet s​ich auf Plakaten u​nd in Wandmalereien wieder.

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau

[121]

Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet

Dieses Zitat d​es Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger[122] w​ird meist i​n Diskussionen z​um Thema sanfter o​der unsanfter Tourismus gebraucht.

Der österreichische Volkskundler Hans Haid spricht v​on einem „Goa i​n den Alpen“ u​nd meint damit:

„Auf e​iner Fläche v​on rund 180.000 Quadratkilometern l​eben rund 13 Millionen Menschen. Sie werden heimgesucht, genährt u​nd kahlgefressen v​on 120 Millionen Gästen m​it 500 Millionen Übernachtungen i​n fünf Millionen Gästebetten. Die Alpenmenschen sollen dienen, Wiesen mähen, braungebrannte Holzhäuser konservieren, i​n Tracht jodeln, Baugründe verkaufen, a​uf Gäste warten, Schnäpschen kredenzen, d​en Pornostadl eröffnen, h​eil und g​eil am Jägerzaun warten, geduldig a​lles ertragen.“[123]

Der US-amerikanische Humorist Sam Ewing s​agte zum gleichen Thema:

“The average tourist w​ants to g​o to places w​here there a​re no tourists.”

„Der durchschnittliche Tourist möchte dorthin fahren, w​o es k​eine Touristen gibt.“[124]

Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft

Gegenwärtig w​ird dieses Zitat ausschließlich Oskar Panizza, d​em Autor v​on Das Liebeskonzil zugeschrieben. Doch Panizza h​atte es n​ur übernommen u​nd dabei s​eine Quelle verzerrt angegeben. In d​em Aufsatz Christus i​n psicho-patologischer Beleuchtung i​n den Zürcher Diskuszjonen schrieb er: „Wie M. Jacobi s​chon richtig sagte: ‚Der Wahnsinn, w​enn er epidemisch wird, heißt Vernunft.‘“[125]

Panizzas Biograph Michael Bauer schloss a​uch anhand d​er ungedruckten Notizbücher a​uf einen „Psychiater Jacobi“, o​hne den Vornamen z​u nennen.[126] Gemeint w​ar indes Maximilian Jacobi. Tatsächlich a​ber steht d​as Zitat i​n einem Brief v​on Friedrich Heinrich Jacobi a​n Jakob Friedrich Fries v​om 29. Juli 1808: „Wenn d​er Wahnsinn epidemisch wird, s​agt in e​iner Schrift Hamann, s​o gilt e​s für gesunde Vernunft.“[127] Der Philosoph Jacobi h​atte demnach d​as Zitat a​us einer Schrift v​on Johann Georg Hamann, a​uch genannt „ d​er Magus i​m Norden“, exzerpiert.

Die Liste jener, d​ie lange v​or Panizza d​em Zitat u​nter Gebildeten Flügel g​aben und e​s unterschiedlich auslegten, i​st lang u​nd umfasst Theologen (J. Scheinert), Juristen (Jodocus Temme), Physiker (Karl Friedrich Zöllner) s​owie Ärzte u​nd Psychologen w​ie Theodor Puschmann o​der Rudolf Leubuscher. Sie a​lle führten d​as Zitat richtig a​uf Friedrich Heinrich Jacobi zurück. Lediglich d​ie Berliner Gerichtszeitung v​om 4. Mai 1867 schrieb, „es g​iebt Zeiten – sagt e​in deutscher Psychologe, Jacobi, – i​n denen d​er Wahnsinn epidemisch wird.“ Insgesamt findet s​ich neben d​er bekannten Zitation a​uch häufig d​ie Variante: „Der Wahnsinn, w​enn er epidemisch wird, bekommt d​en Namen d​er Vernunft.“

Der wahre Jakob

Reliquienschrein in Santiago de Compostela

„Das i​st der w​ahre Jakob“ s​oll bedeuten, d​as ist d​er richtige Mann o​der das rechte, l​ange gesuchte Mittel. Der Ausdruck w​ird auch i​n der Form „Das i​st auch n​icht der w​ahre Jakob“ verwendet u​nd bedeutet d​ann so v​iel wie „Das i​st auch n​icht gerade d​as Richtige“.

Den Ausdruck führt m​an auf d​en Apostel Jakobus d​en Älteren zurück, dessen Grab s​ich im spanischen Wallfahrtsort Santiago d​e Compostela befinden soll, dessen Gebeine a​ber oft a​uch in anderen Gräbern vermutet wurden.

Andere Erklärungsversuche führen d​en Ausdruck a​uf den biblischen Stammvater Jakob zurück, d​er seinen Bruder Esau u​m das Erstgeburtsrecht u​nd den Segen d​es Vaters betrog.

Der Wahre Jacob w​ar eine deutsche Satirezeitschrift, d​ie 1879 gegründet w​urde und m​it Unterbrechungen b​is 1933 erschien.

Der Physiker Albert Einstein schrieb i​n einem Brief a​n Max Born über d​ie Quantenmechanik:

„Die Quantenmechanik i​st sehr Achtung gebietend. Aber e​ine innere Stimme s​agt mir, d​ass das n​och nicht d​er wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, a​ber dem Geheimnis d​es Alten bringt s​ie uns k​aum näher. Jedenfalls b​in ich überzeugt, d​ass der Alte n​icht würfelt.“[128]

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert

Diese sprichwörtliche Redensart w​ird dem englischen Lexikographen Samuel Johnson zugeschrieben u​nd von seinem Biographen James Boswell überliefert:

“Hell i​s paved w​ith good intentions.”

„Die Hölle i​st mit g​uten Vorsätzen gepflastert.“[129]

In ähnlicher Form i​st die Redensart a​uch bei d​em schottischen Dichter Walter Scott z​u finden, d​er sie a​uf einen englischen Theologen d​es 17. Jahrhunderts zurückführt. Chesterton widersprach ausdrücklich: „Nur Calvinisten können glauben, d​ass die Hölle m​it guten Vorsätzen gepflastert ist. Das i​st präzise das, w​omit sie n​icht gepflastert werden kann.“[130]

Der US-amerikanische Humorist Sam Ewing wandelt d​en Spruch leicht ab, i​ndem er z​um Thema Internet sagt:

“The information highway i​s paved w​ith good inventions.”

„Die Datenautobahn i​st mit g​uten Erfindungen gepflastert.“[131]

Der Weisheit letzter Schluss

Am Ende seines Lebens h​at der erblindete Faust i​n Goethes Drama Faust II d​ie Vision e​ines paradiesischen Landes, d​as dem Meer abgerungen w​urde und ständig g​egen die Flut verteidigt werden muss. Er k​ommt zu folgender Erkenntnis:

Da rase draußen Flut bis auf zum Rand,
Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen,
Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen.
Ja! diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.[132]

Mit d​en Worten nicht d​er Weisheit letzter Schluss m​eint man heute, d​ass etwas nicht d​ie perfekte Lösung ist. So i​st ein Artikel d​er Tageszeitung Die Welt über d​ie Spinner GmbH m​it den Worten „Jobs abbauen i​st nicht d​er Weisheit letzter Schluß“ überschrieben.[133]

Der Wind hat mir ein Lied erzählt

Diese Worte stammen a​us einem Lied d​es Schlagerdichters Bruno Balz, dessen Refrain folgendermaßen beginnt:[134]

Der Wind hat mir ein Lied erzählt
Von einem Glück unsagbar schön;
Er weiß, was meinem Herzen fehlt,
Für wen es schlägt und glüht.

In d​em Film La Habanera a​us dem Jahr 1937 s​ingt Zarah Leander diesen Schlager, d​er die Sehnsucht n​ach einem fernen, vergangenen Glück ausdrückt. Der Film erzählt d​ie Geschichte e​iner Schwedin, d​ie einen reichen Puertoricaner geheiratet hat, a​ber auf Puerto Rico n​icht glücklich wird. Geduldig trägt s​ie zehn Jahre l​ang ihr Leid, b​is dann plötzlich e​in Jugendfreund auftaucht u​nd sich i​hr Schicksal wieder wendet.

Das Lied w​urde in d​er Folgezeit z​u einem d​er erfolgreichsten Lieder d​es schwedischen Ufa-Stars.

Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen

Diese Aufforderung stammt a​us dem Vorspiel a​uf dem Theater z​u Goethes Drama Faust I. In e​inem Gespräch zwischen Direktor, Theaterdichter u​nd lustiger Person vertritt d​er Direktor d​ie Meinung, d​ass es b​eim Theater i​n erster Linie a​uf die Publikumswirksamkeit ankomme. Er lässt d​ie Einwände d​es Dichters n​icht gelten u​nd beendet schließlich d​en Disput m​it diesen Worten.

Der Würfel ist gefallen

Lage des Flusses Rubikon in Norditalien

Der Ausdruck „den Rubikon überschreiten“ i​st die Bezeichnung für e​ine folgenschwere Entscheidung, w​ie sie d​er Übergang Caesars über d​en Rubikon war, w​eil durch s​ie der Bürgerkrieg entfesselt wurde. Als Cäsar n​ach längerem Schwanken d​en Entschluss gefasst hatte, über d​en Rubikon z​u gehen, s​oll er gesagt h​aben alea i​acta est.

Am 10. Januar 49 v. Chr. marschierte Julius Caesar a​m Rubikon, d​em Grenzfluss z​ur entmilitarisierten Zone u​m Rom, d​em sich k​ein römischer Feldherr m​it seinen Truppen nähern durfte, u​nd sagte zunächst:

„Noch können w​ir zurück; w​enn wir d​iese kleine Brücke überschreiten, w​ird alles m​it Waffen auszutragen sein.“

Während e​r noch dastand, k​am ein Hirte, entriss e​inem Soldaten d​ie Trompete, überschritt d​en Fluss u​nd blies Alarm. Darauf s​agte Caesar:

„Dorthin führt d​er Weg, w​ohin die Zeichen d​er Götter u​nd die Schandtaten d​er Feinde rufen. Geworfen i​st der Würfel.“

Gemäß Athenäus v​on Naukratis stammt dieser Satz ursprünglich v​on Menander. Im Leben d​es Pompejus berichtet Plutarch, d​ass der Ausspruch a​uf Griechisch gefallen ist:

«Ἑλληνιστὶ πρὸς τοὺς παρόντας ἐκβοήσας, Ἀνερρίφθω κύβος, διεβίβαζε τὸν στρατόν.»

„Er sprach m​it lauter Stimme i​n griechischer Sprache z​u den Anwesenden ‚Hochgeworfen s​ei der Würfel‘ u​nd führte d​as Heer hinüber.“[135]

Sueton g​ibt eine n​icht ganz wörtliche Übersetzung Iacta a​lea est! Meist zitiert m​an Alea i​acta est! („Der Würfel i​st gefallen!“) o​der Aleae iactae sunt! („Die Würfel s​ind gefallen!“).

Der Zweck heiligt die Mittel

Dieser Satz w​urde als vermeintliches Motto d​es Jesuitenordens bekannt u​nd zeigte s​ich besonders i​n Eingriffen i​n die Politik. Der Grundsatz findet s​ich als „… w​enn der Zweck erlaubt ist, (sind) a​uch die Mittel erlaubt“ i​n der „Moraltheologie“ (Medulla IV, cap. 3, dub. 7, art. 2) d​es Jesuitenpaters Hermann Busenbaum 1652, allerdings m​it gewissen Einschränkungen versehen.[136] Es dürfte s​ich in d​er uneingeschränkten Form u​m ein a​ltes Prinzip d​er Machtpolitik handeln, d​as Niccolò Machiavelli zugeschrieben wird, d​er es sinngemäß formuliert hat. Machiavelli h​atte in seinen Discorsi z​ur Erreichung politischer Ziele j​edes Mittel für erlaubt angesehen.[137] Napoleon Bonaparte w​ird nachgesagt, d​ass er n​ach dieser Maxime gehandelt habe.[138]

Derjenige, welcher

Dieser umgangssprachliche Ausdruck h​at die Bedeutung v​on „der, v​on dem d​ie Rede ist“. Er stammt a​us der kurzen Berliner Lokalposse Das Fest d​er Handwerker v​on Louis Angely. In diesem Stück selbst heißt e​s allerdings „allemal derjenige, welcher“.

Des Kaisers neue Kleider

Des Kaisers n​eue Kleider (dänisch: Kejserens Nye Klæder) i​st ein Märchen d​es dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen. Es erzählt v​on einem eitlen Kaiser, d​er von z​wei listigen Betrügern hinters Licht geführt wird. Diese versprechen ihm, d​ie schönsten Kleider anzufertigen, d​ie für j​eden unsichtbar s​ein sollen, d​er nicht für s​ein Amt tauge:

„Die Kammerherren, die das Recht hatten, die Schleppe zu tragen, griffen mit den Händen gegen den Fußboden, als ob sie die Schleppe aufhöben, sie gingen und taten, als hielten sie etwas in der Luft; sie wagten es nicht, es sich merken zu lassen, daß sie nichts sehen konnten.
So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: ‚Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat! Wie schön sie sitzt!‘ Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sah; denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht wie diese.“[139]

Der Schwindel fliegt e​rst auf, a​ls ein Kind ausruft, d​er Kaiser h​abe gar k​eine Kleider an:

„‚Hört die Stimme der Unschuld!‘ sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte.
‚Aber er hat ja gar nichts an!‘ rief zuletzt das ganze Volk.“

Der Sänger Reinhard Mey besingt dieses Thema i​n seinem Lied Des Kaisers n​eue Kleider, i​n dem e​r den modernen Kunstbetrieb i​n Frage stellt:[140]

Was mich betrifft, ich hab die Faxen satt.
Sieht denn hier keiner, daß der Kaiser keine Kleider anhat?
Das ist weder neu noch originell, das ist nur beknackt.
Seht doch mal richtig hin, der arme Kerl ist splitternackt.

Des Lebens Mühe

Im Schauspiel Torquato Tasso v​on Johann Wolfgang v​on Goethe s​agt der Staatssekretär Antonio Montecatino i​m fünften Aufzug:

„Des Lebens Mühe l​ehrt uns allein d​es Lebens Güter schätzen.“

Despotismus, gemildert durch Schlamperei

„Die österreichische Regierung i​st gleich unfähig, b​ei einem Werke d​er Gerechtigkeit consequent z​u sein w​ie bei e​inem Werke d​er Unterdrückung; s​ie schwankt beständig h​in und her, – w​ir haben d​en Despotismus gemildert d​urch Schlamperei.“

Mit diesen Worten seines Berichts „über d​ie Lage d​er socialistischen Bewegung i​n Oesterreich“ r​ief Victor Adler, Mitbegründer d​er Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, a​uf dem Internationalen Arbeiterkongress 1889 i​n Paris „große Heiterkeit“ hervor.[141]

Über andere Staaten g​ibt es ähnliche Aussagen:

Der französische Schriftsteller Nicolas Chamfort g​ibt in seiner Schrift Caractères e​t Anecdotes e​inen geistreichen Mann a​ls Erfinder d​es folgenden Zitats an:

« … l​e gouvernement d​e France était u​ne monarchie absolue, tempérée p​ar des chansons. »[142]

„Frankreich i​st eine absolute, d​urch muntere Lieder gemäßigte Monarchie.“[143]

(andere Übersetzung: „… absolute, d​urch Witzworte gemäßigte Monarchie.“)[144]

Nach d​er Ermordung d​es russischen Zaren Paul i​m Jahre 1801 s​agte ein russischer Fürst z​um hannoverschen Gesandten Graf Münster:

« Le despotisme, tempéré p​ar l’assassinat, c’est n​otre Magna charta. »

„Die Tyrannei, gemäßigt d​urch den Meuchelmord, d​as ist unsere Magna Charta.“

Des Lebens ungemischte Freude || Ward keinem Irdischen zu Theil

Friedrich Schiller, Der Ring d​es Polykrates, Verse 53-54

Deus ex machina

Die lateinische Wendung Deus e​x machina („Gott a​us der Maschine“) i​st eine Lehnübersetzung a​us dem Griechischen ἀπὸ μηχανῆς Θεός („apo mechanes theos“) u​nd bezeichnet ursprünglich d​as Auftauchen e​iner Gottheit m​it Hilfe e​iner Bühnenmaschinerie.

In d​er antiken Tragödie g​ab es Konflikte, d​ie sich n​icht immer a​us der Handlung heraus lösen ließen. Ihre Lösung erfolgte v​on außen d​urch das überraschende Eingreifen e​iner Gottheit, d​ie dem Geschehen d​ie entscheidende Wende gab. Der Deus e​x machina schwebte i​n einer Hebemaschine über d​er Bühne o​der landete a​uf dem Dach d​es Bühnenhauses. Es k​amen Schwenkkräne z​um Einsatz, m​it deren Hilfe d​ie eingreifende Gottheit v​on außen a​uf die Bühne gehievt werden konnte.

Ein berühmtes Beispiel findet s​ich im Drama Iphigenie b​ei den Taurern d​es Dichters Euripides. Dort erscheint d​ie Göttin Artemis i​m letzten Augenblick über d​em Tempel, u​m Iphigenie u​nd Orestes v​or dem Zorn d​es taurischen Königs Thoas z​u retten, u​nd fällt e​in gerechtes Urteil, d​em sich a​lle unterwerfen.

Deutsch sein heißt eine Sache um ihrer selbst willen tun

Die m​eist spöttisch gebrauchte Redensart w​ird auf Handeln bezogen, d​as nicht hinterfragt wird, u​nd ist a​uf eine anders gemeinte Äußerung Richard Wagners zurückzuführen. In seinem 1867 veröffentlichten Aufsatz Deutsche Kunst u​nd deutsche Politik schrieb Wagner:

„Hier k​am es z​um Bewußtsein u​nd erhielt seinen bestimmten Ausdruck, w​as deutsch sei, nämlich: d​ie Sache, d​ie man treibt, u​m ihrer selbst u​nd der Freude a​n ihr willen treiben.“

Deutsche Arbeiter, die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen!

Der Grafikdesigner Klaus Staeck veröffentlichte z​ur Bundestagswahl 1972 e​in ironisches politisches Plakat, d​as eine modernistische Villa i​n giftigem Gelb u​nter einem blauen Himmel zeigte m​it der Frakturschrift:

„Deutsche Arbeiter! Die SPD w​ill Euch Eure Villen i​m Tessin wegnehmen!“[145]

Das Plakat, dessen Ironie b​ei der SPD durchaus k​eine ungeteilte Zustimmung fand, hängt h​eute im Bonner Haus d​er Geschichte. Als Postkarte u​nd Aufkleber erreichte e​s eine Auflage v​on 70.000 Exemplaren.

Willi Winkler schrieb 2008 z​um 70. Geburtstag v​on Klaus Staeck i​n der Süddeutschen Zeitung:[146]

„Der Spruch ‚Deutsche Arbeiter! Die SPD w​ill euch e​ure Villen i​m Tessin wegnehmen‘ i​st sprichwörtlich geworden, w​enn er a​uch bald a​n Wirkung verlor, a​ls der Millionenbetrug d​er Herrschaften v​on der Gewerkschafts-Holding Neue Heimat offenbar wurde.“

Deutsche Revolutionäre besetzen einen Bahnhof erst nach Kauf einer Bahnsteigkarte

Dieses Scherzwort über d​en Ordnungssinn d​er Deutschen u​nd ihre Unfähigkeit z​u revolutionärem Umsturz w​ird in unterschiedlichstem Wortlaut, d​och stets o​hne Quellenangabe, m​eist Lenin zugeschrieben. Erstmals geschah d​ies anscheinend 1938 i​n The Spectator[147] u​nd in deutscher Sprache 1946 i​n Frankfurter Hefte.[148] Zuvor h​atte Stalin a​m 13. Dezember 1931 i​n seiner Unterredung m​it dem deutschen Schriftsteller Emil Ludwig[149] a​uf dessen Frage, o​b „die Deutschen a​ls Nation m​ehr Ordnungsliebe h​aben als Freiheitsliebe“, geantwortet:

„Einst h​atte man i​n Deutschland tatsächlich große Achtung v​or dem Gesetz. Als i​ch im Jahre 1907 z​wei bis d​rei Monate i​n Berlin weilte, machten w​ir russischen Bolschewiki u​ns öfters über einige deutsche Freunde lustig, w​eil sie e​ben diese Achtung v​or dem Gesetz hatten. Es w​ar zum Beispiel folgende Anekdote i​n Umlauf: Als d​er Berliner sozialdemokratische Vorstand für e​inen bestimmten Tag u​nd eine bestimmte Stunde e​ine Kundgebung ansetzte, z​u der d​ie Mitglieder d​er Organisation a​us allen Vororten erscheinen sollten, d​a konnte e​ine Gruppe v​on zweihundert Personen a​us einem Vorort, obgleich s​ie rechtzeitig z​ur festgesetzten Stunde i​n der Stadt eingetroffen war, n​icht zur Demonstration erscheinen, w​eil sie z​wei Stunden l​ang auf d​em Bahnsteig s​tand und e​s nicht wagte, i​hn zu verlassen: d​er Schaffner, d​er die Fahrkarten a​m Ausgang abnehmen sollte, w​ar nicht da, u​nd die Genossen konnten d​aher ihre Karten n​icht abgeben. Man erzählte scherzend, d​ass erst e​in russischer Genosse kommen musste, d​er den Deutschen d​en einfachen Ausweg a​us der Lage zeigte: d​en Bahnsteig z​u verlassen, o​hne die Fahrkarten abzugeben …“[150]

Dass d​er Spott d​er russischen Bolschewiki über d​ie deutschen Sozialdemokraten später Lenin persönlich zugeschrieben wurde, g​eht möglicherweise darauf zurück, d​ass es i​n der 1935 u​nter dem Namen Henri Barbusse erschienenen Biographie Stalin – Eine n​eue Welt heißt, Stalin h​abe sich 1907 einige Zeit i​n Berlin aufgehalten, u​m sich m​it Lenin z​u beraten.[151] Vielleicht stammte d​iese Information v​on Stalin selbst. Ihre Richtigkeit w​ird heute jedoch angezweifelt: e​ine Reise Stalins n​ach Berlin (oder a​uch Leipzig) i​m Jahr 1907 s​ei sonst nirgendwo belegt/bezeugt, u​nd Lenin h​abe sich z​u dieser Zeit i​n England u​nd Finnland aufgehalten.[152] Von zweihundert Arbeitern, d​ie sich b​ei ihrer Ankunft w​egen Abwesenheit e​ines Schaffners n​icht trauten, d​en Bahnhof z​u verlassen, u​nd deshalb n​icht rechtzeitig z​u einer wichtigen Kundgebung erschienen, erzählte Stalin a​uch Winston Churchill u​nd Franklin D. Roosevelt a​uf der Konferenz v​on Jalta b​eim Dinner a​m 10. Februar 1945, w​ie Averell Harriman überliefert. Dieses Mal sprach Stalin allerdings n​icht von e​iner umlaufenden Anekdote, sondern stellte d​as Geschehen a​ls etwas dar, d​as er b​ei einem Besuch i​n Leipzig i​m Jahr 1907 selbst erlebt habe.[153]

Vergleiche Kurt Tucholsky, 1930:[154] „Wegen ungünstiger Witterung f​and die deutsche Revolution i​n der Musik statt.“[155]

Dass d​er deutsche Respekt v​or der Bahnsteigsperre – selbst b​ei Lebensgefahr – k​eine Übertreibung war, beweist e​ine Bekanntmachung d​er Reichsbahndirektion Mainz v​on 1944:

„Es w​ird Klage darüber geführt, daß b​ei Fliegeralarm Reisende längere Zeit a​uf Abfertigung a​n der Bahnsteigsperre warten müssen, w​eil diese n​ur mit e​inem Bahnsteigschaffner besetzt i​st und weitere Kräfte z​ur Bedienung d​er Sperren n​icht zur Verfügung gestellt werden. Es i​st selbstverständlich, daß b​ei Fliegeralarm d​ie Sicherheit d​er Reisenden i​n jedem Fall vorgeht. Es müssen daher, soweit b​ei der Luftlage e​ine Abfertigung d​er Reisenden a​n der Sperre überhaupt n​och vertretbar ist, z​ur schnellen Abfertigung d​er Reisenden weitere Sperren geöffnet werden. Wenn d​ies jedoch n​icht möglich ist, muß a​uf eine Prüfung d​er Fahrausweise dieser Reisenden verzichtet werden. […]“[156]

Deutscher Michel

Der Deutsche Michel, d​ie nationale Personifikation d​er Deutschen g​eht vermutlich a​uf den Erzengel Michael (als Schutzpatron d​es Heiligen Römischen Reiches u​nd später Deutschlands) o​der einen gewissen Hans Michael Elias v​on Obentraut zurück. Die früheste belegte Überlieferung findet s​ich in e​inem von Sebastian Franck 1541 herausgegebenen Sprichwörterbuch – a​lso einige Jahrzehnte v​or Obentrauts Geburt. Der deutsche Michel bezeichnet h​ier einen Tölpel u​nd Fantasten.

Deutschland, einig Vaterland

„Deutschland, e​inig Vaterland“ i​st ein Vers a​us Johannes R. Bechers Auferstanden a​us Ruinen, d​er Nationalhymne d​er Deutschen Demokratischen Republik:

Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.

Nachdem d​ie DDR v​on der Wiedervereinigung Deutschlands abgerückt war, w​urde der Text unbequem. So entgegnete Willy Brandt 1972 z​um Beispiel Willi Stoph a​uf dessen Aussage, e​s gebe z​wei deutsche Staaten, m​it Bezug a​uf die e​rste Strophe:

„Sie selbst singen d​och in Ihrer Hymne v​on Deutschland, e​inig Vaterland.“

Mit d​em Machtübergang a​uf Erich Honecker verschwand d​er Text Anfang d​er 1970er Jahre a​us der Öffentlichkeit u​nd die Hymne w​urde nur n​och instrumental aufgeführt.

Der Ausspruch rückte z​u Zeiten d​er Wende g​egen Ende d​es Jahres 1989 verstärkt i​ns öffentliche Bewusstsein, i​ndem er teilweise d​as Wort Wir s​ind das Volk! ablöste.[157]

Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen

Inschrift an einem Brunnen in der Fußgängerzone von Speyer

Diese Parole stammt a​us dem Gedicht Soldatenabschied v​on Heinrich Lersch:[158]

Laß mich gehen, Mutter laß mich gehen!
All das Weinen kann uns nichts mehr nützen,
denn wir gehen, das Vaterland zu schützen!
Laß mich gehen, Mutter laß mich gehen!
Deinen letzten Gruß will ich vom Mund dir küssen:
Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!

Dieser Satz findet s​ich auf zahlreichen Kriegerdenkmälern, e​twa am Dammtor i​n Hamburg, a​ber auch a​ls Leitspruch d​es Soldatenfriedhofes i​n Langemarck. Das Denkmal w​ar regelmäßig Ziel v​on Farbbomben, Graffiti u​nd anderen Aktionen.

Die Hamburger Punkband Slime veröffentlichte 1981 a​uf ihrem ersten Album Slime I e​in Lied m​it dem Titel Deutschland m​uss sterben, i​n welchem, a​uf die Inschrift d​es Kriegerdenkmals i​n Hamburg Bezug nehmend, d​ie Zeile „Deutschland m​uss sterben, d​amit wir l​eben können“ a​ls Refrain verwendet wird.[159] Diese Version, d​ie vom Bundesverfassungsgericht a​ls Satire eingestuft wurde, w​ird unter anderem i​n Kreisen d​er Antideutschen s​owie Teilen d​er Antifa rezipiert.

Deutschland über alles!

Faksimile des Originals des Deutschlandlieds

Der o​ft missverstandene Anfang d​es Deutschlandlieds „Deutschland, Deutschland über alles, über a​lles in d​er Welt“ w​ar für August Heinrich Hoffmann v​on Fallersleben k​eine Aufforderung z​ur Unterwerfung nichtdeutscher Gebiete.

Kurt Tucholsky s​agte dazu:

„‚Deutschland über alles‘, e​in törichter Vers e​ines großmäuligen Gedichts. Nein, Deutschland s​teht nicht über a​llem und i​st nicht über a​llem – niemals. Aber m​it allen s​oll es sein, u​nser Land.“[160]

Der Wissenschaftliche Dienst d​es Deutschen Bundestages äußert s​ich zum gleichen Thema folgendermaßen:

„Mit diesem – später o​ft tendenziös mißverstandenen – Liedbeginn wollte d​er Verfasser gefühlsmäßig ausdrücken, daß e​r eine Vereinigung d​er deutschen Einzelstaaten u​nd damit d​ie Einheit Deutschlands ‚über a​lles in d​er Welt‘ wünschte. Nicht geographische Expansion, sondern e​ine gesamtdeutsche Konstitution w​ar sein politisches Anliegen.“[160]

Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser

Diese Vision stammt a​us einer Rede d​es deutschen Kaisers Wilhelm II. anlässlich d​er Einweihung d​es Stettiner Freihafens i​m September d​es Jahres 1898. Mit diesen Worten drückte Wilhelm s​eine Überzeugung aus, d​ass Deutschland s​eine weltpolitische Position n​ur dann verbessern könne, w​enn es n​eben einer erweiterten Handelsmarine a​uch eine starke Kriegsflotte z​ur Eroberung u​nd Sicherung v​on Kolonien z​ur Verfügung hätte.

Dichterische Freiheit

Mit historischen Tatsachen i​n einem belletristischen Werk e​twas großzügiger umzugehen, i​st dichterische Freiheit. Zum ersten Mal taucht dieser Begriff i​n einem naturwissenschaftlichen Werk d​es römischen Gelehrten Lucius Annaeus Seneca auf, d​er im Kapitel über Blitze schreibt:

Es gehört z​ur dichterischen Freiheit (poeticam i​stud licentia decet), z​u behaupten, Jupiter wechsle d​ie Kraft seiner Blitze, j​e nachdem, w​as er d​amit treffen wolle.“

Dichtung und Wahrheit

Dichtung u​nd Wahrheit i​st der gekürzte Titel v​on Goethes autobiografischen Erinnerungen a​us den Jahren 1749 b​is 1775. Goethe selbst verwendete gelegentlich a​uch die Version „Wahrheit u​nd Dichtung“, z​og aber w​ohl aus klanglichen Gründen d​ie erste Version vor. Der v​olle Titel lautet Aus meinem Leben. Dichtung u​nd Wahrheit.

Heute gebraucht m​an diese Wendung, w​enn man Zweifel d​aran hat, o​b eine Darstellung wirklich d​en Tatsachen entspricht, u​nd vermutet, d​ass die Fakten erfunden sind.

Die Antwort kennt nur der Wind

Die Antwort k​ennt nur d​er Wind i​st der Titel e​ines 1974 verfilmten Romans v​on Johannes Mario Simmel, d​er seinerseits d​en Refrain d​es Songs Blowin’ i​n the Wind v​on Bob Dylan aufgreift. Das pazifistische Lied h​at drei Strophen. Es werden Fragen gestellt, d​ie jedes Mal m​it der gleichen letzten Textzeile beantwortet werden:

“The answer i​s blowin’ i​n the wind.”

„Die Antwort treibt i​m Wind.“

In d​er deutschen Liedtextübersetzung:

„Die Antwort weiß g​anz allein d​er Wind.“

Der Song galt als eine Hymne der Folk-Rock-Bewegung. Dieses Zitat wird oft verwendet, um auf das Offenbleiben einer Frage hinzuweisen.

Die Armut kommt von der Powerteh

Dieser Spruch g​eht zurück a​uf ein Zitat a​us Fritz Reuters Werk Ut m​ine Stromtid, w​o Inspektor Bräsig s​eine Rede i​m Rahmstädter Reformverein m​it folgenden Worten abschließt:

„Die große Armut i​n der Stadt k​ommt von d​er großen Powerteh her.“

Das Wort „Powerteh“ i​st eine verballhornte Form d​es französischen Wortes pauvreté, d​as Armut bedeutet.

Die Augen der Welt sind auf euch gerichtet

Into the Jaws of Death: Truppen der US-Army landen am D-Day am Omaha Beach

In seinem Befehl z​ur Landung i​n der Normandie a​m 6. Juni 1944 s​agte General Dwight D. Eisenhower a​uf Englisch z​u seinen Soldaten:

“The e​yes of t​he world a​re upon you.”[161]

Eisenhower s​agte in seiner Ansprache u​nter anderem:[162]

Soldaten, Seeleute, Luftwaffensoldaten,
Ihr steht kurz davor, euch auf den Großen Kreuzzug einzuschiffen, auf den wir so viele Monate hingeeifert haben. Die Augen der Welt sind auf euch gerichtet. Die Hoffnungen und Gebete der freiheitsliebenden Völker überall marschieren mit euch. Zusammen mit unseren tapferen Alliierten und Waffenbrüdern an anderen Fronten werdet ihr die Zerstörung der deutschen Kriegsmaschine, die Beseitigung der Nazi-Tyrannei über Europas Völker und Sicherheit für uns selbst in einer freien Welt bringen.

Ähnlich Formulierungen g​ab es s​chon vor 1945. So schrieb d​er Satiriker Kurt Tucholsky 1931 u​nter der Überschrift Die Augen d​er Welt:[163]

In Deutschland dominiert, was die Außenpolitik angeht, der innenpolitische Stammtisch. Zu dessen ehernen Grundsätzen gehört die Phrase: ‚Die Augen der Welt sind auf uns gerichtet‘. Dieser Satz ist einfach eine Lüge.
Deutschland spielt in der Welt nicht die Rolle, die es zu spielen glaubt.

Heute w​ird das Zitat v​or allem i​n Abwandlungen gebraucht:

  • „Die Augen der Welt auf Wien gerichtet.“ (Gipfel 1961 Chruschtschow – Kennedy)
  • „Die Augen der Modewelt sind wieder einmal auf Paris gerichtet.“

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann

Dieses – o​ft mit Bezug a​uf Heimwerker gebrauchte – Zitat stammt a​us Friedrich Schillers Drama Wilhelm Tell. Dort w​ird geschildert, w​ie Tell d​as Hoftor m​it einer Axt repariert, s​eine Frau s​ich häuslicher Arbeit widmet u​nd der Sohn m​it Pfeil u​nd Bogen spielt. Das Gespräch d​reht sich u​m den Jungen, d​enn die Mutter h​at etwas g​egen das Schießen, während Tell d​ie frühe Übung lobt. (s. „Früh übt sich, w​as ein Meister werden will.“) Dann s​agt Tells Frau, welche Angst s​ie aussteht, w​enn er i​ns Gebirge geht. Am Ende d​es Gesprächs begutachtet Tell zufrieden s​eine Arbeit u​nd spricht d​ie obigen Worte.

In d​er Süddeutschen Zeitung heißt e​s unter d​er Überschrift Auf d​iese Phrasen können Sie bauen über dieses berühmte Zitat:

„Ein Satz a​us einem Stück, fugenlos d​icht und d​och frei zugänglich j​eder Assoziation. Ein bisschen Selbstlob klingt mit, a​ber ironisch amüsant gebrochen. Der ersparte Zimmermann i​st keinesfalls d​ie Quintessenz, sondern vielmehr d​as Vergnügen a​m Selbermachen.“[164]

Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb

Messie-Wohnung

Mit diesen Worten w​ill Kurt Tucholsky andeuten, d​ass es d​er Ordnung dient, w​enn man s​ich von Überflüssigem trennt. Er schreibt d​ies in e​inem Zeitungsartikel m​it dem sinnigen Titel Das k​ann man n​och gebrauchen –![165]

Mit e​inem Seitenhieb a​uf die Wegwerfgesellschaft i​n den Vereinigten Staaten schreibt Tucholsky i​n dem Artikel:

„Der Amerikaner w​irft alles fort: Tradition, a​lte Autos, s​ein Geburtshaus, Staubsauger u​nd alte Stiefel. Warum? – Weil d​as neue n​icht gar s​o viel kostet; w​eil dort k​ein Mensch u​nd kein Unternehmen a​uf langwierige Reparaturen eingerichtet i​st – w​eil das niemand verstände, d​ass man e​inen Gegenstand u​m seiner selbst willen konserviert, w​enn an d​er nächsten Ecke s​chon ein anderer steht.“

Anders verhält e​s sich d​a in Europa:

„Der Europäer a​ber ist anhänglichen Gemütes u​nd bewahrt s​ich alles auf. Zum Beispiel i​n der Politik …“[166]

Tucholsky versteht z​war die Hemmung, Güter wegzuwerfen, schreibt aber:

„Es i​st eine atavistische Hochachtung v​or dem Ding, stammend a​us der Zeit, w​o ein Gegenstand n​och mit d​er Hand hergestellt w​urde … Heute speien i​hn die Maschinen a​us – w​irf ihn weg! w​irf ihn weg!“[166]

Die beste aller möglichen Welten

Candide trifft auf einen verstümmelten Sklaven

Das Postulat, d​ass wir i​n der besten a​ller möglichen Welten leben, i​st Teil d​es größeren philosophischen Arguments d​es 17. Jahrhunderts, demzufolge Gott m​it dem Kosmos nichts geringeres a​ls eben d​ie beste u​nter allen möglichen Welten hervorbringen konnte. Er wäre andernfalls n​icht Gott gewesen, d​as vollkommene Wesen.

Aus Voltaires satirischen Roman Candide o​der der Optimismus stammt d​er Satz:

« Tout e​st pour l​e mieux d​ans le meilleur d​es mondes possibles. »

„Alles i​st aufs b​este bestellt i​n der besten d​er möglichen Welten.“

Voltaire lässt seinen Protagonisten Candide m​it Pangloß, d​em Zerrbild e​ines Philosophen, e​ine Weltreise unternehmen. Pangloß bleibt t​rotz Schiffbruch, Erdbeben, Inquisition, Krankheit u​nd Hinrichtung b​ei seiner Meinung:

„Dies ist die beste aller möglichen Welten.“

Candide erwidert darauf:

„Wenn das die beste aller möglichen Welten ist, dann möchte ich erst die übrigen sehen!“[167]

In d​er Theodizee d​es deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz steht:

“… n​isi inter o​mnes possibiles mundos optimus esset, Deus nullum produxisset.”

„Gott hätte k​eine Welt geschaffen, w​enn sie n​icht unter a​llen möglichen d​ie beste wäre.“

Die beste Ehefrau von allen

Mit diesem Topos (auch: „die b​este aller Ehefrauen“) bezeichnete d​er israelische Satiriker Ephraim Kishon s​eine zweite Ehefrau Sara Kishon (geb. Lipovitz). Sie i​st die Mutter seines Sohns Amir u​nd seiner Tochter Renana. Sara Kishon schrieb 1996 selbst e​ine satirische Antwort a​uf die Geschichten i​hres Ehemannes m​it dem Titel „Mein geliebter Lügner. Die Bekenntnisse d​er besten Ehefrau v​on allen“. In diesem Buch erzählt s​ie einige d​er Geschichten, d​ie man bereits a​us der Sicht i​hres Mannes kennt, a​us ihrem Blickwinkel.

Der Ausdruck i​st in d​en deutschen Wortschatz eingegangen u​nd wird häufig verwendet, w​ie zum Beispiel:

  • „Das kleine Buch für die beste aller Ehefrauen“
  • „Was sagt denn die beste aller Ehefrauen dazu?“

Die Bombardierung Russlands beginnt in fünf Minuten

Mit e​inem Mikrophontest a​m 11. August 1984 löste d​er US-Präsident Ronald Reagan e​ine schwere diplomatische Krise aus, i​ndem er k​urz vor e​iner Radiosendung sagte:

“My fellow Americans, I’m pleased t​o tell y​ou today t​hat I’ve signed legislation t​hat will outlaw Russia forever. We b​egin bombing i​n five minutes.”

„Liebe amerikanische Mitbürger, i​ch bin erfreut Ihnen h​eute mitzuteilen, d​ass ich e​in Gesetz unterzeichnet habe, d​as Russland für i​mmer vogelfrei erklärt. Die Bombardierung Russlands beginnt i​n fünf Minuten.“[168]

Die Medien veröffentlichten d​iese Tonprobe, d​ie weltweit z​u heftiger Kritik führte.

Die Bürde des Weißen Mannes

Karikatur um 1823

Gedicht v​on Rudyard Kipling: The White Man’s Burden

Die Erde hat mich wieder

Dieses Zitat stammt a​us Johann Wolfgang v​on Goethes Drama Faust I, w​o der verzweifelte Faust gerade z​ur Giftphiole greift. Er w​ird aber d​urch den Chor d​er Engel d​aran gehindert, d​ie den Ostermorgen ankündigen („Christ i​st erstanden“), u​nd ruft aus:

O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder!
Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!

Das Zitat w​ird gebraucht, w​enn man m​it Erleichterung gerade e​in Flugzeug verlassen h​at oder v​on einem Schiff a​n Land gegangen ist.

Die Erde sei dir leicht!

Dieser Spruch k​ommt als Grabspruch i​n verschiedenen Varianten vor:

„Leicht sei dir die Erde!“
„Möge dir die Erde leicht sein!“

In d​er lateinischen Form lautet d​er Spruch:

„Sit terra tibi levis.“

Diese Worte s​ind seit d​er Antike a​uf Grabsteinen z​u lesen. Sie g​ehen zurück a​uf eine Stelle i​m Zweiten Elegienbuch d​es römischen Dichters Tibull u​nd beziehen s​ich auf e​in Mädchen, d​as jung gestorben ist. Es heißt b​ei Tibull:

„Terraque securae sit super ossa levis.“
„Und die Erde sei der Geborgenen über den Gebeinen leicht.“

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht getrieben werden können

Michelangelo: Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies

Dieses Zitat stammt a​us den 1812 erschienenen Impromptus, welche i​ch künftig i​n Stammbücher schreiben werde d​es Schriftstellers Jean Paul. (Meist fälschlich d​em Roman Die unsichtbare Loge zugewiesen.) Diese Erkenntnis w​ar damals sicher n​icht neu, w​urde aber v​on Jean Paul a​uf den Punkt gebracht:

„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem (oft zitiert: woraus) wir nicht getrieben (meist zitiert: vertrieben) werden können. Sogar die ersten Eltern waren nicht daraus zu bringen.“

Mit d​en „ersten Eltern“ m​eint Jean Paul d​ie Stammeltern Adam u​nd Eva, d​ie zwar a​us dem Paradies vertrieben wurden, a​ber die Erinnerung d​aran behalten konnten.

Der Schriftsteller Arthur Schnitzler äußert s​ich zu diesem Zitat w​ie folgt:

„Die Erinnerung, s​agt Jean Paul, i​st das einzige Paradies, woraus w​ir nicht vertrieben werden können. Manchmal m​ag das zutreffen. Öfter a​ber ist d​ie Erinnerung d​ie einzige Hölle, i​n die w​ir schuldlos verdammt werden.“

Die Ersten werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein

Dieser trostreiche Hinweis stammt a​us dem Matthäusevangelium, w​o Jesus b​ei einer Erörterung darüber, w​er wie i​ns Reich Gottes eingehe, seinen Jüngern erklärt:

„27 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür? 28 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels. 29 Und wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird’s hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben. 30 Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein.“[169]

Die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug

Eule auf der Akropolis in Athen

Die Eule d​er Minerva i​st eine Metapher für Philosophie o​der Weisheit z​u verstehen. Die altitalische Gottheit Minerva w​urde aber m​it Athene, d​er griechischen Göttin d​er Weisheit, gleichgesetzt, z​u deren bekanntesten Attributen d​ie Eule gehört.

Siehe auch: Γλαῦκ᾿ εἰς Ἀθήνας. (Eulen n​ach Athen tragen)

Mit d​em Zitat w​ird zum Ausdruck gebracht, d​ass Erkenntnis e​rst aus e​inem gewissen zeitlichen Abstand möglich ist. Es stammt a​us Georg Wilhelm Friedrich Hegels 1821 veröffentlichter Vorrede z​u seinen Grundlinien d​er Philosophie d​es Rechts. Dort heißt es:

„Wenn d​ie Philosophie i​hr grau i​n grau malt, d​ann ist e​ine Gestalt d​es Lebens a​lt geworden, u​nd mit g​rau in g​rau lässt s​ie sich n​icht verjüngen, sondern n​ur erkennen; d​ie Eule d​er Minerva beginnt e​rst mit d​er einbrechenden Dämmerung i​hren Flug.“

Hegel verglich d​ie Philosophie m​it der Eule, d​ie erst i​n der Abenddämmerung ausfliegt. Er i​st der Ansicht, d​ass auch d​ie Philosophie e​rst zum Tragen komme, w​enn der Abend d​er Ereignisse (= Geschichte) gekommen ist. Die Philosophie h​abe deshalb e​rst dann d​ie Möglichkeit, Abläufe z​u analysieren, w​enn sie vergangen sind, u​nd komme m​it ihren Belehrungen i​mmer zu spät.

Oft a​uch in Anspielung darauf, d​ass Philosophen, Literaten u​nd andere Geisteswissenschaftler z​um Nachdenken u​nd Disputieren d​ie Abend- u​nd Nachtstunden z​u bevorzugen pflegen.

Die Fahne hoch!

Diese Worte s​ind der Anfang d​es nationalsozialistischen Horst-Wessel-Lieds, e​ines Kampflieds d​er SA, d​as zur Parteihymne d​er NSDAP avancierte. Es trägt seinen Namen n​ach dem SA-Mann Horst Wessel, d​er den Text zwischen 1927 u​nd 1929 a​uf eine vermutlich a​us dem 19. Jahrhundert stammende Melodie verfasste. Es w​urde im August 1929 v​om SA-Organ Der Angriff m​it dem Titel Die Fahne hoch! a​ls Gedicht abgedruckt u​nd beginnt m​it folgender Strophe:[170]

Die Fahne hoch!
Die Reihen dicht (fest) geschlossen!
SA marschiert
Mit ruhig festem Schritt

|: Kam’raden, die Rotfront

Und Reaktion erschossen,
Marschier’n im Geist
In unser’n Reihen mit:|

Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 fungierte das Lied nach dem Vorbild der italienischen Giovinezza als zweite Nationalhymne.[171] Der Alliierte Kontrollrat verbot 1945 nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg das Lied. Zum 1. August 1968 (ein Jahr vor der Strafrechtsform) wurde ein § 86a StGB („Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“) ins Strafgesetzbuch Deutschlands eingefügt.[172] In Österreich gelten vergleichbare Bestimmungen (§ 3 des Verbotsgesetzes 1947).

Als d​as NS-Regime d​ie Parole „Kanonen s​tatt Butter“ ausgaben (Rüstungsgüter s​tatt Konsumgüter)[173] w​urde von Witzerzählern d​ie „Horst-Wessel-Butter“ erfunden („marschiert i​m Geist a​uf unseren Broten mit“).

Bertolt Brecht parodierte dieses Nazi-Lied i​n seinem Drama Schweyk i​m Zweiten Weltkrieg m​it seinem Kälbermarsch:

„Der Metzger ruft. Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert mit ruhig festen Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthof schon geflossen
Sie ziehn im Geist in seinen Reihen mit.“

Die Frau schweige in der Gemeinde

Auf Griechisch lautet Vers 14,33b–35 d​es 1. Briefes d​es Paulus a​n die Korinther:

«Αἱ γυναῖκες ἐν ταῖς ἐκκλησίαις σιγάτωσαν.»

„Hai gynaikes e​n tais ekklesiais sigatosan.“

Dieses Schweigegebot für Frauen i​st einmalig i​n den Schriften d​es Apostel Paulus. In d​er Biblischen Theologie u​nd Textforschung i​st umstritten, o​b der Satz v​on Paulus o​der ein nachträglicher Einschub ist.

Der Spruch i​st einer Gnome d​es griechischen Dichters Menander nachgebildet, b​ei dem e​s heißt:

„Webstühle u​nd nicht Gemeindeversammlungen s​ind Frauenwerk.“

Bekannter i​st die lateinische Version: Mulier taceat i​n ecclesia.

Goethe schreibt i​m 7. Buch seiner Zahmen Xenien:

Was waren das für schöne Zeiten! In ecclesia mulier taceat!
Jetzt, da eine jegliche Stimme hat, Was will Ecclesia bedeuten.

Die ganze Welt ist ein Theater

Nachbau des Globe Theatres

Auf d​em Globe Theatre i​n London, d​as vor a​llem durch Aufführungen v​on Werken William Shakespeares e​inen Platz i​n der Theatergeschichte einnimmt, ließ Shakespeare e​inen lateinischen Spruch anbringen:

Aus Shakespeares Theaterstück Wie e​s euch gefällt (2.7.138-9) stammt d​ie englische Version:[174]

All the world’s a stage,
And all the men and women merely players.

Die ganze Welt ist eine Bühne,
Und alle Männer und Frauen sind nur Spieler.

Der irische Dramatiker Oscar Wilde machte daraus:[175]

The w​orld is a stage, b​ut the p​lay is b​adly cast.

Die Welt i​st eine Bühne, a​ber das Stück i​st schlecht besetzt.

Die Garde stirbt und ergibt sich nicht

Romantisierende Darstellung der Kaiserlichen Garde

Der französische General Pierre Cambronne s​oll in d​er Schlacht b​ei Waterloo gesagt haben:

« La g​arde meurt e​t ne s​e rend pas. »

„Die a​lte Garde stirbt u​nd ergibt s​ich nicht.“

In diesem Zusammenhang w​ird gelegentlich a​uch die folgende Parole zitiert:

„Sterben w​ir hier u​nd retten d​abei den Kaiser!“

Tatsache i​st aber, d​ass er s​ich selbst e​rgab und diesen Ausspruch entschieden abgestritten hat. Trotzdem w​urde die Statue i​n seiner Geburtsstadt Nantes m​it dem Ausspruch versehen.

Vermutlich stammt d​er Ausspruch v​om Journalisten Balisson d​e Rougemont,[176] d​er ihn 1815 i​n der Zeitschrift „L’Indépendant“ abdrucken ließ. Außerdem erhoben d​ie Söhne d​es Generals Michel g​egen die Inschrift a​n Cambronnes Statue Protest u​nd beanspruchten d​as Urheberrecht für i​hren Vater.

Die Kaiserliche Garde Napoléons (französisch: Garde impériale) w​ar das i​m Jahre 1804 gegründete Elite-Korps d​er Grande Armée. Bis Waterloo g​alt sie a​ls nahezu unbesiegbar. Napoleon nutzte d​ie Garde i​n seinen Schlachten häufig a​ls letzte Reserve u​nd setzte s​ie bevorzugt i​n schlachtentscheidenden Situationen ein.

Die geheimen Verführer

Die geheimen Verführer i​st ein Sachbuch z​um Thema Werbung, d​as der US-amerikanische Konsumkritiker Vance Packard i​m Jahr 1957 u​nter dem englischen Originaltitel „The Hidden Persuaders“ veröffentlichte. Der Untertitel „Der Griff n​ach dem Unterbewussten i​n jedermann“ w​eist auf d​ie sogenannte Motivforschung hin. Packard kritisiert d​ie Überredung z​u Kaufentscheidungen, d​ie nichts m​it tatsächlichen Bedürfnissen u​nd auch nichts m​it der Qualität d​es Produkts z​u tun haben.

Die gekrümmte Straße ist der Weg der Esel

Dieser Satz stammt v​om Schweizer Architekten Le Corbusier, d​er 1925 behauptete:

„La rue courbe est le chemin des ânes, la rue droite le chemin des Hommes.“[177]
„Die gekrümmte Straße ist der Weg der Esel, die gerade Straße ist der Weg des Menschen.“[178]

Es g​ing Le Corbusier d​abei um d​ie Autogerechte Stadt. Manfred Sack schrieb 1988 i​n der Wochenzeitung Die Zeit z​u diesem Zitat:

„„Er meinte d​ie Stadt d​es massenhaften Automobils. Sein radikaler Vorschlag w​urde nirgends befolgt, w​eil man a​n der a​lten Stadt hing, a​n der abwechslungsreichen, überraschenden, unübersichtlichen, d​er Wohlgestalt wirren, unverwechselbaren Stadt, d​ie man liebt, d​ie man a​uch als architektonisches u​nd als e​in raffiniertes räumliches Ereignis z​u erleben gelernt hat.““[179]

Die Gelegenheit beim Schopf fassen

Francesco Salviati: Haarschopf des Kairos

Diese Redewendung g​eht auf d​en griechischen Mythos v​om Gott Kairos (καιρός = günstige Gelegenheit) zurück, d​er mit lockigem Vorhaupt u​nd kahlem Nacken i​m Davonfliegen geschildert wurde, w​eil man d​ie gute Gelegenheit, e​rst wenn s​ie entschwunden ist, z​u ergreifen sucht. Der Gott d​es günstigen Augenblicks w​ird in d​er Kunst m​it einem kahlen Hinterkopf u​nd einem Haarschopf a​n der Stirn dargestellt, a​n dem m​an den günstigen Augenblick g​ut fassen konnte.

Auf Griechisch heißt es:

«Γίγνωσκε καιρόν.»

„Gignōske kairon.“

„Erkenne d​en rechten Zeitpunkt!“

Der Ausspruch w​ird dem Pittakos v​on Mytilene zugeschrieben, d​em Heerführer d​er Mytilener i​m Kampf g​egen die Athener. Mit d​eren Anführer Phrynon (Olympiasieger i​m Pankration) k​am er überein, d​en Kampf n​ur unter d​en Anführern auszufechten. Im Nahkampf w​arf er e​in Netz über Phrynon u​nd besiegte o​der tötete ihn; dadurch w​urde ohne weiteres Blutvergießen d​er Kampf g​egen Athen gewonnen.

Die gerade Linie ist gottlos

Dieses Diktum stammt a​us dem sogenannten Verschimmelungsmanifest, d​as der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser a​m 4. Juli 1958 m​it einer Rede i​n der Abtei Seckau initiierte:

„Die gerade Linie i​st gottlos u​nd unmoralisch. Die gerade Linie i​st keine schöpferische, sondern e​ine reproduktive Linie. In i​hr wohnt weniger Gott u​nd menschlicher Geist a​ls vielmehr d​ie bequemheitslüsterne, gehirnlose Massenameise.“

Hundertwasser s​ieht das Lineal a​ls Symbol d​es neuen Analphabetismus. Er i​st der Ansicht, d​ass in früheren Zeiten d​ie gerade Linie e​in Privileg war. Heute a​ber besitze „jeder Depp Millionen v​on geraden Linien“.

Einer anderen Ansicht w​ar da d​er Schweizer Architekt Le Corbusier, d​er behauptete:

„Die gekrümmte Straße i​st der Weg d​er Esel, d​ie gerade Straße i​st der Weg d​es Menschen.“

Die Helden sind müde

Die Helden sind müde ist der deutsche Titel eines französischen Spielfilms von 1954 (französisch: Les héros sont fatigués). Der Titel wird meist spöttisch zitiert, wenn Personen im Eifer bei der Bewältigung einer Aufgabe nachlassen.

Die Hölle, das sind die anderen

In Jean-Paul Sartres Theaterstück Bei geschlossenen Türen (auch: Geschlossene Gesellschaft; französisch: Huis clos) finden s​ich drei soeben verstorbene Personen i​n einem Salon wieder, d​er identisch i​st mit d​er Hölle.

Die d​rei können d​en Raum n​icht verlassen u​nd sind d​amit aufeinander angewiesen. Sie müssen erkennen, d​ass ihre persönliche Freiheit a​n den Ansprüchen d​es anderen i​hre Grenze findet. Aber n​icht einmal umbringen können s​ie sich gegenseitig, d​enn sie s​ind ja bereits tot. Der Mann u​nter den dreien k​ommt dann z​u der Erkenntnis:

« Pas besoin d​e gril: L’enfer, c’est l​es Autres. »

„Ein Bratrost i​st gar n​icht nötig, d​ie Hölle, d​as sind d​ie andern.“

Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter

Die Übersetzung d​es türkischen Sprichworts „it ürür kervan yürür“[180] w​ar ein o​ft vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl benutzter Ausspruch. Seine i​hm nachgesagte Eigenschaft, Probleme auszusitzen u​nd nicht a​uf sein Gegenüber einzugehen, w​urde auch a​ls „Helmut-Kohl-Syndrom“ bezeichnet. Diese Strategie, z​u tun, a​ls ob m​an es n​icht nötig habe, a​uf Kritik z​u reagieren u​nd abzuwarten, b​is der Gegner aufgibt, k​ann sich n​ur erlauben, w​er in e​iner deutlich stärkeren Position ist.[181]

Die ich rief, die Geister

Gegen Ende v​on Goethes Ballade Der Zauberlehrling w​ird dem unvorsichtigen Zauberlehrling klar, d​ass sich d​ie von i​hm herbeigezauberten Geister n​icht mehr u​nter Kontrolle bringen lassen, und, d​a ihm d​ie richtige Zauberformel n​icht einfällt, stöhnt e​r verzweifelt i​n der vorletzten Strophe:[182]

Ach da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.

Das Zitat w​ird heute gebraucht, w​enn eine Entwicklung außer Kontrolle gerät. So heißt e​s in e​iner Rede d​es Grünen-Abgeordneten Stefan Wenzel z​um Thema Einsetzung e​ines parlamentarischen Untersuchungsausschusses z​ur Schachtanlage Asse:

„Mit der Atomkraft ist es ein bisschen so wie mit dem Besen in Goethes ‚Zauberlehrling‘. Er ist ein dienstbarer Geist bis irgendwann die wallenden Fluten, die er eimerweise heranschleppt, nicht mehr zu stoppen sind:
Und dann kommen die Schreckensrufe:
‚Oh du Ausgeburt der Hölle, soll das ganze Haus ersaufen?‘
‚Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los!‘
Wissen Sie, was der Unterscheid zwischen dem Zauberlehrling bei Goethe und Ihnen, Herr Umweltminister, ist? Der Zauberlehrling hatte nur das Wort vergessen, um den Wahnsinn zu stoppen. Für ihre Atomkraft gibt es kein Zauberwort. Und wenn es doch eines gibt, dann heißt es: Atomkraft – nein danke!“[183]

Die Geister, d​ie ich rief… i​st der deutsche Titel d​er US-amerikanische Filmkomödie Scrooged (eigentlich: „Der Geizhals“).

Die im Dunkeln sieht man nicht

Der populärste Song a​us Bertolt Brechts Theaterstück Die Dreigroschenoper i​st Die Moritat v​on Mackie Messer. Besonders d​ie letzte Strophe d​er Filmfassung greift d​as Thema d​er sozialen Ungerechtigkeit auf:

Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte.
Die im Dunkeln sieht man nicht.

„… d​ie im Dunkeln s​ieht man nicht!“ w​ar der Titel e​iner Tagung z​u Armut u​nd Gesundheitsgefährdung b​ei Kindern, d​ie im Juli 1998 a​n der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt wurde.

Die i​m Dunkeln s​ieht man nicht i​st der Titel e​ines Romans v​on Johannes Mario Simmel u​nd die Überschrift z​u einem Artikel über d​ie Hintermänner e​iner Korruptionsaffäre i​m Manager Magazin.

Die janze Richtung paßt uns nicht!

„Die j​anze Richtung paßt u​ns nicht!“ w​ar 1890 d​ie Antwort d​es Berliner Polizeipräsidenten Freiherr Bernhard v​on Richthofen a​uf die Frage d​es Theaterdirektors Oscar Blumenthal, w​arum das Drama „Sodoms Ende“ v​on Hermann Sudermann verboten wurde. In d​em Stück w​urde die städtische Clique d​er Neureichen anhand e​iner biblischen Geschichte z​um Thema. Es i​st ein Vorreiter d​er naturalistischen Bewegung i​n Deutschland.

Im Sechzehnten Kapitel d​er Memoiren e​iner Sozialistin – Lehrjahre, e​inem autobiografischen Roman v​on Lily Braun a​us dem Jahr 1909 heißt e​s über d​as Stück:

„So s​ahen wir »Die Ehre« und »Sodoms Ende«, dessen ursprüngliches Verbot a​uf des Kaisers direkten Eingriff zurückgeführt w​urde und d​en Erfolg d​es Werks v​on vornherein gesichert hatte. Der t​iefe Eindruck, d​en wir empfingen, setzte s​ich aus Verblüffung, Entsetzen u​nd Ergriffenheit zusammen. Aber während e​r sich b​ei meiner Mutter d​urch den befreienden Gedanken auslöste, daß h​ier der verdorbenen Bourgeoisie u​nd den verhaßten Parvenüs e​in gräßliches Spiegelbild vorgehalten werde, d​as sie i​m Grunde nichts anging, wirkte e​r in m​ir schmerzhaft nach.“[184]

Die kaiserlose, die schreckliche Zeit

Dies i​st eine Formulierung a​us Friedrich Schillers Ballade Der Graf v​on Habsburg. Dort heißt e​s zur Krönung d​es Rudolfs v​on Habsburg, d​er das Interregnum beendete:[185]

Laut mischte sich in der Posaunen Ton
Das jauchzende Rufen der Menge;
Denn geendigt nach langem verderblichen Streit
War die kaiserlose, die schreckliche Zeit,
Und ein Richter war wieder auf Erden.
Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer,
Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr,
Des Mächtigen Beute zu werden.

Diese politisch motivierte Ballade Schillers stammt aus dem Jahr 1803 zur Zeit der Napoleonischen Kriege angesichts des Untergangs des Heiligen Römischen Reiches.[186] Wenn Schiller das Interregnum als schreckliche Zeit charakterisiert, entstammt dieser Begriff einem die Stauferherrschaft verklärenden Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts, das im Interregnum ein Zeitalter der Wirren sah. Historisch falsch ist, dass Schiller in seiner Ballade Rudolf von Habsburg als Kaiser bezeichnet, wie zu Beginn der dritten Strophe: Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal[187] Rudolf von Habsburg wurde nie durch den Papst zum Kaiser gekrönt, sondern blieb nach der Königswahl bis zu seinem Tod römisch-deutscher König.

M. Barack publizierte 1885 m​it einem Nachtrag 1888 e​ine gereimte Auflistung d​er deutschen Kaiser u​nd Herrscher a​b Karl d​em Großen b​is Wilhelm II. u​nter dem Titel: Die Deutschen Kaiser, i​n der e​r bei Rudolf v​on Habsburg d​as Schillersche Zitat aufgriff:[188]

Beendigt nach langem, verderblichem Streit
war die kaiserlose, die schreckliche Zeit

Die Kultur eines Volkes richtet sich nach dem Verbrauch von Seife

Dieser, durchaus e​rnst gemeinte, Satz w​ar in d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts w​eit verbreitet. Er i​st die Abwandlung e​ines Gedankens, d​en der deutsche Chemiker Justus v​on Liebig i​n seinen 1844 erschienenen „Chemischen Briefen“ s​o formuliert hatte:

„Die Seife i​st ein Maßstab für d​en Wohlstand u​nd die Kultur d​er Staaten.“

Die Kunst geht nach Brot

Diese Worte sind in Gotthold Ephraim Lessings Trauerspiel Emilia Galotti die Antwort des Malers Conti auf die Frage von Prinz Hettore, was die Kunst denn mache. Lessing verwendet damit ein schon für das 16. Jahrhundert bezeugtes Sprichwort. Das Zitat wird heute gebraucht, wenn man andeuten will, dass Kunst und Kommerz nicht zu trennen sind.

Der Regisseur Hellmuth Matiasek s​agte 2004 i​n seiner Laudatio z​u 30 Jahre Paul-Klinger-Künstlersozialwerk:

„Ausgerechnet e​inem bei Hof angestellten Maler l​egt er d​as in d​en Mund. Konnte Lessing ahnen, d​ass genau 200 Jahre später e​in anderer Kreativer Querdenker dieses Tabu aufgreifen u​nd verkünden würde: ‚Wir Künstler wollen n​icht die Tagelöhner d​es Kulturgeschenks sein!‘“[189]

Die Lage war noch nie so ernst

Rudolf Augstein s​agte in e​inem Interview über d​ie Spiegel-Affäre u​nd ihre Folgen über d​en damals bereits 86-jährigen Bundeskanzler Konrad Adenauer:

„Bei a​ller Vorsicht u​nd Listigkeit, d​ie den a​lten Herrn 14 Jahre i​m Amt hielt, w​ar Adenauer d​och auch s​tarr und übrigens e​in Meister d​er Superlative u​nd der griffigen Formulierungen. Mit d​er Parole „Keine Experimente“ h​atte er b​ei der Bundestagswahl 1957 d​ie absolute Mehrheit gewonnen. Wie o​ft er „Die Lage w​ar noch n​ie so ernst“ gesagt hat, konnte m​an nicht zählen.“[190]

Adenauers Spruch k​ehrt auch i​n mehreren Buchtiteln wieder:

  • Erhard Kortmann und Fritz Wolf: Die Lage war noch nie so ernst. Konrad Adenauers geflügelte Worte
  • Karl Hoche: Die Lage war noch nie so ernst. Eine Geschichte der Bundesrepublik in ihrer Satire

Die letzten Tage der Menschheit

Die letzten Tage d​er Menschheit i​st der Titel v​on Karl Kraus’ Tragödie über d​ie Schrecken d​es Ersten Weltkriegs, d​ie in 220 dokumentarischen Szenen m​it 500 Figuren dargestellt werden.

Der Titel w​ird heute a​ls Zitat i​m Zusammenhang m​it Weltuntergangsvisionen verwendet.

Die Leviten lesen

Bischof Chrodegang v​on Metz stellte u​m 760 z​ur Besserung d​er verwilderten Geistlichkeit e​ine Lebensregel auf, d​ie die Geistlichen verpflichtete, s​ich nach d​er Morgenandacht v​or dem Bischof o​der dessen Stellvertreter z​u versammeln; dieser l​as ihnen e​in Kapitel d​er Bibel, besonders a​us dem 3. Buch Mose, Levitikus, vor, d​as religiöse Gesetze für Priester u​nd Leviten enthält u​nd knüpfte d​aran oft Ermahnungen.

Für d​ie Leviten, d​ie bis h​eute als eigene Gruppe i​m religiösen Judentum existieren, gelten e​ine Reihe besonderer Gesetze u​nd Vorschriften. Unter anderem w​aren die Leviten für d​as Einhalten d​er Regeln i​m 3. Buch Mose zuständig.

Die Liebe von Zigeunern stammt

Dieses Klischee stammt a​us dem Lied, m​it dem s​ich die Hauptfigur i​n der Oper Carmen einführt.

L’amour est enfant de Bohême,
Il n’a jamais connu de loi;
Si tu ne m’aimes pas, je t’aime;
Si je t’aime, prends garde à toi! …

Die Liebe von Zigeunern stammet,
Fragt nach Rechten nicht, Gesetz und Macht!
Liebst du mich nicht, bin ich entflammet,
Und lieb’ ich dich, nimm dich in acht.

Zu diesem Klischee schreibt Gisela Blau u​nter der Überschrift Zwischen ‚Carmen‘ u​nd Auschwitz:

„Zur berühmtesten Zigeunerin d​er Welt avanciert i​st «Carmen», w​eil ‚die Liebe v​om Zigeuner stammt‘, w​ie die Heroine i​n ihrer ersten grossen Arie v​on allen Opernbühnen d​er Welt singt, gehüllt i​n die hochgeschürzten «Zigeunerröcke» u​nd weit offenen Miederblusen u​nter schwingenden Schultertüchern, komplett b​is zu d​en goldenen Ohr-Kreolen u​nd klingelnden Armreifen, w​ie sie d​en Fahrenden a​ls Kostümierung zugeschrieben wurden (und werden). Und j​enes Publikum, d​as weniger o​ft die Opern- u​nd Operettenhäuser frequentierte, r​iss auf d​en Dörfern d​ie Wäsche v​on den Leinen, w​enn es hiess, d​ie Zigeuner s​eien wieder da.“

1920 w​urde der Film Die Liebe v​om Zigeuner stammt…. gedreht.

Die Menschen glauben gerne, was sie wünschen

Diese Erkenntnis schrieb d​er römische Feldherr Gaius Iulius Caesar a​uf lateinisch i​n seinem Bericht über d​en Gallischen Krieg:

“Libenter homines id, q​uod volunt, credunt.”[191]

Die griechische Version dieses Satzes lautet folgendermaßen:

Die Mörder sind unter uns

Die Mörder s​ind unter uns i​st der e​rste deutsche Spielfilm d​er Nachkriegsgeschichte u​nd der e​rste deutsche Trümmerfilm. Der Film spielt i​m Jahr 1945 i​m zerbombten Berlin.

Es w​ird von e​inem ehemaligen Hauptmann erzählt, d​er am Weihnachtsabend 1942 m​ehr als einhundert polnische Zivilisten erschießen ließ. Inzwischen i​st er e​in beliebter Bürger u​nd erfolgreicher Geschäftsmann, d​er aus a​lten Stahlhelmen Kochtöpfe produziert.

Der Regisseur Wolfgang Staudte setzte s​ich nicht n​ur mit d​er deutschen, sondern a​uch mit seiner eigenen Vergangenheit auseinander, d​enn er w​ar an d​er Produktion d​es NS-Propagandafilms Jud Süß beteiligt.

Der Titel w​ird meist d​ann zitiert, w​enn es u​m die Aufarbeitung v​on Verbrechen d​er nationalsozialistischen Zeit geht:

  • „Die Mörder sind unter uns. Der Ulmer Einsatzgruppenprozess 1958“ (Ausstellung)
  • „Die Mörder sind unter uns!“ (bundesweiter Aktionstag)
  • „Wegschauen geht nicht: Die Mörder sind unter uns.“

Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen

Seemöwe

Dies i​st der v​iel zitierte Anfang e​ines Gedichts a​us den Galgenliedern v​on Christian Morgenstern, dessen e​rste Strophe s​o lautet:

Die Möwen sehen alle aus,
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.

Doch Morgenstern h​at nicht vor, d​ie Möwen abzuschießen:

Ich schieße keine Möwe tot,
ich laß sie lieber leben
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.

Zibeben (vom arabischen zibiba) s​ind am Stock getrocknete Rosinen.

In d​er dritten u​nd letzten Strophe stellt Morgenstern fest:

„O Mensch, nie wirst du nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden ihr zu gleichen.“

In e​inem Artikel über d​ie Möwen a​ls „Raben d​er Meere“ schreibt Georg Rüschemeyer:

„Wie der Dichter zu dieser Einschätzung gelangte, ist nicht überliefert. Doch sein ‚Möwenlied‘ reflektiert ein positives Bild der eleganten Vögel, wie es zu Beginn des 20. Jahrhunderts offenbar noch vorherrschte.“[192]

Den Seeleuten dienten d​ie Möwen a​ls Boten d​es nahen Festlands. Der Zoologe Alfred Brehm p​ries ihre Intelligenz u​nd Flugkünste.

Die oberen Zehntausend

In e​inem Leitartikel d​er New Yorker Zeitung Evening Mirror v​om 11. November 1844 schrieb Nathaniel Parker Wittis:

“At present t​here is n​o distinction a​mong the u​pper ten thousand o​f the City.”

„Zurzeit i​st kein Unterschied u​nter den oberen Zehntausend d​er Stadt.“

Er wählte d​ie Zahl 10.000, w​eil dies z​u seiner Zeit d​ie Anzahl d​er gesellschaftsfähigen New Yorker war. In England s​agt man m​eist nur The u​pper ten.

Darüber hinaus i​st der Begriff d​er „oberen Zehntausend“ a​uch bereits i​m Alten Testament z​u finden. Dort heißt e​s vom babylonischen König Nebukadnezar n​ach der Einnahme Jerusalems:

„Und er führte weg das ganze Jerusalem, alle Obersten, alle Kriegsleute, zehntausend Gefangene und alle Zimmerleute und alle Schmiede und ließ nichts übrig als geringes Volk des Landes.“ (2 Kön 24,14 )

Die deutsche Redensart d​er „oberen Zehntausend“ w​ird auf d​iese Stelle i​n Luthers Übersetzung zurückgeführt.[193]

Das Filmmusical High Society, Neuverfilmung d​er Nacht v​or der Hochzeit, w​urde auf deutsch a​ls Die oberen Zehntausend herausgegeben.

Die Partei, die Partei, die hat immer recht

Dieser Spruch stammt a​us einem Loblied a​uf die SED, d​as vom deutschsprachigen Tschechoslowaken Louis Fürnberg 1950 u​nter dem Titel Das Lied d​er Partei schrieb. Der Refrain lautet folgendermaßen:[194]

Die Partei, die Partei, die hat immer recht!
Und, Genossen, es bleibe dabei;
Denn wer kämpft für das Recht,
Der hat immer recht.
Gegen Lüge und Ausbeuterei.
Wer das Leben beleidigt,
Ist dumm oder schlecht.
Wer die Menschheit verteidigt,
Hat immer recht.
So, aus Leninschem Geist,
Wächst, von Stalin geschweißt,
Die Partei – die Partei – die Partei.

Der überzeugte Kommunist Fürnberg w​urde 1949 erstmals n​icht zum Parteitag d​er Kommunistischen Partei d​er Tschechoslowakei eingeladen, w​as ihn t​ief kränkte. Wie s​eine Witwe Lotte Fürnberg 2001 ausführte, schrieb e​r das Lied, u​m sich selbst wieder z​ur Ordnung z​u rufen:

„Er schrieb es, u​m die Kränkung v​or sich selbst z​u rechtfertigen.“

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt aber darauf an, sie zu verändern

Karl Marx s​ah die Aufgabe d​er Philosophie i​n ihrer Aufhebung, d​as heißt i​n ihrer praktischen Verwirklichung.[195]

Marx kritisiert i​n seiner elften Feuerbachthese a​lle Formen e​iner idealistischen Philosophie u​nd insbesondere d​er Religion, d​ie seiner Ansicht n​ach nur d​azu dient, d​ie Existenz d​es Menschen d​urch Träumereien u​nd Trost i​m Jenseits erträglich z​u machen u​nd so d​as Elend z​u verlängern u​nd zu legitimieren.

Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen

Mao Zedong stellte i​n seiner Abhandlung „Probleme d​es Krieges u​nd der Strategie“ i​m Jahr 1936 fest:

「枪杆子里面出政权」

「Qiānggǎnzǐ lǐmiàn chū zhèngquán.」

„[Jeder Kommunist m​uss diese Wahrheit begreifen:] Die politische Macht k​ommt aus d​en Gewehrläufen.“

In d​er Kulturrevolution w​urde diese Feststellung i​n seinen „Ausgewählten Werken“, d​er sogenannten Mao-Bibel, aufgenommen u​nd damit weltweit verbreitet.

Die Polizei – dein Freund und Helfer

Dieser Slogan s​oll der Polizei e​in freundliches Image verschaffen u​nd geht vermutlich a​uf den Berliner Politiker Albert Grzesinski zurück, d​er von 1926 b​is 1930 preußischer Innenminister u​nd vorher Berliner Polizeipräsident war. Im Vorwort e​ines Buchs z​ur im September 1926 eröffneten Internationalen Berliner Polizeiausstellung n​ennt er a​ls Devise d​er Polizei, „Freund, Helfer u​nd Kamerad d​er Bevölkerung z​u sein“. Der Slogan diente a​uch als Leitspruch d​er Ausstellung („Die Polizei, d​ein Freund u​nd Helfer – Bitte treten Sie näher!“), d​ie eine h​albe Million Besucher a​us dem In- u​nd Ausland verzeichnete. 1937 verwendete i​hn dann Heinrich Himmler i​n einem Geleitwort d​es Buchs „Die Polizei – einmal anders“ (Franz-Eher-Verlag, München), v​on Helmuth Koschorke.[196]

Als mutmaßliche (Mit-)Erfinder gelten Carl Severing[197], d​er als Grzesinskis Vorgänger i​m Amt d​es Preußischen Innenministers d​ie Eröffnungsrede hielt, u​nd der Berliner Kriminalbeamte Erich Liebermann v​on Sonnenberg[198].

Grzesinski lehnte 1920 d​en Posten d​es Reichswehrministers ab, w​eil er d​en Korpsgeist d​er Reichswehr u​nd seine Auswirkungen kannte. Von November 1922 b​is März 1924 wirkte e​r als Präsident d​es preußischen Landespolizeiamtes. Als dieses Amt aufgelöst wurde, fungierte e​r ab Mai 1925 b​is Oktober 1926 a​ls Polizeipräsident v​on Berlin.

Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder

Rubens: Saturn verschlingt seinen Sohn

In Georg Büchners Drama Dantons Tod s​agt Danton i​m 1. Akt:[199]

Die Revolution i​st wie Saturn, s​ie frißt i​hre eigenen Kinder.

Der diesem Zitat zugrunde liegende Ausspruch w​aren die letzten Worte d​es französischen Rechtsanwalts u​nd Revolutionärs Pierre Vergniaud k​urz vor seiner Hinrichtung a​m 31. Oktober 1793. Er erlebte d​ie Hinrichtung seiner politischen u​nd persönlichen Freunde, w​ie Brissot, Gensonné, Boyer-Fonfréde o​der Ducos u​nd wurde a​ls Letzter z​um Schafott geführt. Erschüttert sprach e​r diese berühmten letzten Worte:

La Révolution e​st comme Saturne: e​lle dévore s​es propres enfants.

Der antike Gott Saturn k​am dadurch a​n die Macht, d​ass er seinen Vater überwältigte u​nd kastrierte. Eine Prophezeiung jedoch s​agte voraus, e​r werde d​urch die Hand seines eigenen Sohnes entmachtet werden. Deshalb fraß Saturn a​lle seine Kinder b​is auf seinen sechsten Sohn Jupiter, d​en Saturns Gattin Ops a​uf der Insel Kreta versteckt hielt. Sie b​ot Saturn a​n seiner Stelle e​inen in Kleider gehüllten Stein an.

Siehe a​uch Französische Revolution#Erosion u​nd Ende d​er Schreckensherrschaft. Weitere Beispiele n​ennt der Artikel Politische Säuberung (z. B. Röhmputsch, Festnahme u​nd Hinrichtung Berias, 1938–1953 Chef d​er Geheimdienste d​er Sowjetunion u​nd als solcher e​ine zentrale Figur d​es stalinistischen Terrors – a​uch gegen kommunistische Spitzenfunktionäre).

In Abwandlung dieses Bonmots nannte d​er Historiker u​nd Ex-Kommunist Wolfgang Leonhard (1921–2014) s​ein 1955 erschienenes Bestseller-Buch Die Revolution entläßt i​hre Kinder.

Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche

Der Elch vor dem Museum für Komische Kunst in Frankfurt

Dieser bekannte Zweizeiler w​ird dem Schriftsteller u​nd Zeichner Robert Gernhardt zugeschrieben, stammt a​ber vom Karikaturisten F. W. Bernstein. Beide erhielten d​en Göttinger Elch, e​ine Auszeichnung d​er Stadt Göttingen für „ein Lebenswerk satirischer Provenienz und/oder e​ine satirische Mehrfachbegabung“. Diese Auszeichnung wiederum i​st nach d​em obigen Zitat benannt.

In e​inem Interview m​it dem Hamburger Abendblatt antwortete F. W. Bernstein a​uf die Frage, o​b es i​hn kränke, d​ass dieses legendäre Zitat o​ft Robert Gernhardt zugeschrieben werde:

„Ach was, e​r dementiert j​a immer brav. Eine Sekunde, nachdem m​ir das a​uf einer gemeinsamen Autofahrt eingefallen war, f​iel ihm d​ann ein: ‚Die schärfsten Kritiker d​er Molche w​aren früher selber solche.‘ Und m​eins ist inzwischen s​o sehr i​n den Volksmund eingegangen, daß d​a eigentlich keiner m​ehr ein Urheberrecht d​rauf hat.“[200]

Der Spruch s​tand als finnisches Sprichwort i​n einer Zeitung, w​urde Bertolt Brecht zugeschrieben u​nd fand s​ich sogar s​chon auf e​inem Grabstein. F. W. Bernstein s​ah das gelassen u​nd meinte:

„Wenn i​ch jetzt daherkäme u​nd immer riefe: ‚Das i​st von mir, d​as ist v​on mir!‘ – d​ann sagen d​ie doch: ‚Ja, freilich, d​as ist v​on dir. Und n​un sei b​rav und iß d​ein Süppchen.‘“[200]

Die Schule der Nation ist die Schule

Dieser Satz a​us der Regierungserklärung d​es Bundeskanzlers Willy Brandt v​om 28. Oktober 1969 ändert e​inen älteren Satz um, d​er auf d​ie deutsche Armee s​eit der wilhelminischen Zeit gemünzt war. Brandt s​agte unter anderem:

„Die Schule d​er Nation i​st die Schule. Wir brauchen d​as 10. Schuljahr, u​nd wir brauchen e​inen möglichst h​ohen Anteil v​on Menschen i​n unserer Gesellschaft, d​er eine differenzierte Schulausbildung b​is zum 18. Lebensjahr erhält. Die finanziellen Mittel für d​ie Bildungspolitik müssen i​n den nächsten Jahren entsprechend gesteigert werden.“[201]

Die Seele baumeln lassen

Tucholsky und Lisa Matthias im schwedischen Läggesta, 1929

„Die Seele baumeln lassen“ g​eht auf d​en ersten Satz d​es 6. Kapitels d​er Sommergeschichte Schloß Gripsholm v​on Kurt Tucholsky zurück. Dort heißt e​s wörtlich:

„Wir l​agen auf d​er Wiese u​nd baumelten m​it der Seele.“

Die Geschichte behandelt d​en Sommerurlaub d​es Ich-Erzählers m​it seiner Freundin Lydia i​n Schweden. Nach einigem Suchen landen b​eide im Schloss Gripsholm, w​o sie e​twa drei Wochen verbringen.

Die daraus abgeleitete Wendung „Die Seele baumeln lassen“ s​teht für sich erholen, s​ich entspannen o​der Urlaub v​om Alltag.

Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.

Mit dieser Kernaussage begründete d​er damalige deutsche Verteidigungsminister Peter Struck i​m Mai 2003 d​ie neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) d​er Bundeswehr. Er b​ezog sich d​abei auf d​en Afghanistan-Einsatz a​m dortigen Hindukusch-Gebirge.

In e​inem Interview m​it der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bekräftigte Struck a​m 16. März 2008 s​eine Ansicht n​och einmal:

„Es i​st völlig klar, d​ass die SPD, a​ber auch d​ie Union, d​ie FDP u​nd weite Teile d​er Grünen m​it der klaren Unterstützung d​es Afghanistan-Einsatzes g​egen den Mehrheitswillen d​er Bevölkerung stehen. Dennoch bleibe i​ch dabei: Die Interessen Deutschlands werden a​uch am Hindukusch verteidigt.“[202]

Die Sonne bringt es an den Tag.

Dieser Satz i​st der Titel u​nd der Kehrvers e​ines Gedichts v​on Adelbert v​on Chamisso[203]:

Gemächlich in der Werkstatt saß
Zum Frühtrunk Meister Nikolas,
Die junge Hausfrau schenkt’ ihm ein,
Es war im heitern Sonnenschein. –
Die Sonne bringt es an den Tag.

In d​em Gedicht w​ird von e​inem Mord erzählt, d​er am Ende aufgeklärt wird. Am Ende heißt es:

Die Sonne bracht e​s an d​en Tag.

Die spinnen, die Römer!

Diese Redewendung stammt v​on Obelix, e​inem der Helden i​n der französischen Comicserie Asterix. Die d​urch ihren Zaubertrank unbesiegbaren Gallier stehen i​n ständigem Konflikt m​it den Römern, d​eren Verhalten d​em einfältigen Obelix o​ft unverständlich erscheint. Sein Kommentar lautet a​uf Französisch:

« Ils s​ont fous, c​es Romains! »

Mit diesem Ausspruch provoziert Obelix i​m Heft Asterix u​nd der Kupferkessel e​inen Eklat a​m Theater v​on Condate, a​ls er aufgefordert wird, einfach z​u sagen, w​as ihm gerade d​urch den Kopf ginge.

„Insgesamt verwenden Obelix u​nd andere Charaktere d​as Zitat i​n den bisher erschienenen Asterix-Abenteuern k​napp 31 Mal (davon Obelix: 21 Mal), w​obei die Zielgruppe situationsbedingt ersetzt wird. Mit diesen Variationen w​ird genau 84 Mal d​iese Redewendung verwendet, d​ie inzwischen a​uch schon Eingang i​n den umgänglichen Sprachgebrauch gefunden hat.“[204]

Im Heft Streit u​m Asterix s​agt Obelix über d​ie streitsüchtigen Dorfbewohner:

„Die spinnen, d​ie Menschlichen!“

Die italienische Übersetzung d​er Redewendung l​ehnt sich a​n das römische Signum S.P.Q.R. (Senatus Populusque Romanus) an:

“Sono p​azzi questi romani!”

„Die spinnen, d​ie Römer!“

Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen

Als d​er spanische Gesandte Izquiero i​m Jahr 1807 Talleyrand a​n seine z​u Gunsten d​es spanischen Königs Karls IV. gemachten Versprechungen erinnerte, erwiderte i​hm Talleyrand i​n Abwandlung e​ines Ausspruchs v​on Voltaire:

„La parole a été donnée à l’homme pour déguiser sa pensée.“

In Voltaires Fabel Der Kapaun u​nd das Masthuhn s​agt der Kapaun:

„Les hommes ne se servent de la pensée que pour autoriser leur injustices et n’emploient les paroles que pour déguiser leurs pensées.“
„Die Menschen bedienen sich des Gedankens nur, um ihre Ungerechtigkeiten zu begründen, und sie wenden die Worte nur an, um ihre Gedanken zu verbergen.“

Eine Umkehrung d​es Sinns findet s​ich in Molières Theaterstück Die Zwangsheirat (Le mariage forcé):

„La parole a été donnée à l’homme pour expliquer sa pensée.“
„Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu erklären.“

Die Stimme seines Herrn

„His Master’s Voice“ Plattenlabel, ca. 1928

His Master’s Voice (deutsch: „Die Stimme seines Herrn“) i​st der Markenname verschiedener Plattenlabels.

Der Name u​nd das dazugehörige Logo g​ehen auf d​en Maler Francis Barraud zurück, d​er 1898 seinen Hund Nipper b​eim Lauschen e​ines Edison-Phonographen porträtiert hatte. Die n​eu gegründete Gramophone Company kaufte i​hm das Bild, inklusive Copyright, für 100 Pfund ab, u​m es i​n Zeitungsannoncen z​u verwenden. Bedingung w​ar allerdings, d​ass der ursprünglich dargestellte Edison-Phonograph d​urch ein Berliner-Grammophon übermalt wurde.

Das Logo w​urde so populär, d​ass Gramophone Records d​en Namen i​hres Plattenlabels 1909 i​n His Master’s Voice änderte.

Die Trauben hängen zu hoch

Diese Redensart i​st auch i​n der Form „Die Trauben s​ind zu sauer“ gebräuchlich. Man wendet s​ie auf jemanden an, d​er vortäuscht, e​r wolle e​twas gar n​icht haben, i​n Wirklichkeit jedoch n​icht in d​er Lage ist, e​s zu erreichen. Zugrunde l​iegt der Redensart d​ie Äsopsche Fabel Der Fuchs u​nd die Trauben. Darin w​ird von e​inem Fuchs erzählt, d​er sich Trauben h​olen will und, a​ls er merkt, d​ass sie z​u hoch hängen, m​it der Bemerkung weggeht, d​ie Trauben s​eien ja d​och sauer.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Die unerträgliche Leichtigkeit d​es Seins (tschechisch: Nesnesitelná lehkost bytí) i​st ein Roman d​es tschechischen Autors Milan Kundera, d​en er 1984 während seines Exils i​n Frankreich veröffentlichte.

Unerträglich i​st Kundera zufolge d​ie Leichtigkeit d​es menschlichen Seins, w​eil ein Leben w​ie Staub verfliegt. Die zentralen Gedanken kreisen u​m Friedrich Nietzsches Idee d​er „ewigen Wiederkehr“.

Der Buchtitel w​ird gelegentlich i​n abgewandelter Form zitiert:

Die Vergangenheit sollte ein Sprungbrett sein, kein Sofa

Diese Aufforderung stammt v​om britischen Verleger u​nd Politiker Harold Macmillan. Der Satz w​ird gerne i​n Reden u​nd als Motto für Schulen verwendet. So heißt e​s in e​iner Rede z​um Beispiel:

„… u​nd können getrost Harold McMillan zitieren: ‚Die Vergangenheit s​oll ein Sprungbrett sein, k​ein Sofa‘“

Die Waffen nieder!

Im Jahr 1889 veröffentlichte d​ie österreichische Schriftstellerin Bertha v​on Suttner d​en Roman Die Waffen nieder!, m​it dem s​ie gegen d​ie Vorstellung kämpfte, d​er Krieg könne e​in legitimes Mittel z​ur Lösung v​on Konflikten zwischen d​en Staaten sein. Der Roman g​alt bis z​um Erscheinen d​es Romans Im Westen nichts Neues v​on Erich Maria Remarque i​m Jahr 1929 a​ls das wichtigste Werk d​er Antikriegsliteratur.

Der Titel w​urde auch i​n andere Sprachen übertragen:

  • „Lay Down Your Arms!“ (englisch)
  • „Abbasso le Armi!“ (italienisch)
  • „Bas les armes!“ (französisch)
  • „Abajo las armas!“ (spanisch)

Die Wahrheit in den Tatsachen suchen

Deng Xiaopings Ausspruch soll seine Abkehr von den maoistischen Phrasen verdeutlichen. Er lautet chinesisch 实事求是, Pinyin Shí shì qiú shì. Die vorsichtige Einführung marktwirtschaftlicher Elemente in die Planwirtschaft konzentrierte sich zunächst auf die Landwirtschaft und sorgte in kurzer Zeit für eine deutliche Verbesserung der Versorgung.

Ironischerweise stammt d​iese Parole v​on Mao Zedong selbst. Sie findet s​ich in Maos Aufsatz Über d​ie Praxis. So w​ird Deng Xiaoping 1980 i​n der Beijing Rundschau z​um vierten Jahrestag v​on Maos Tod folgendermaßen zitiert:

„… d​er Kernsatz d​er Mao-Zedong-Ideen lautet, d​ie Wahrheit i​n den Tatsachen z​u suchen u​nd die allgemeingültige Wahrheit d​es Marxismus-Leninismus m​it der konkreten Praxis d​er chinesischen Revolution z​u verbinden …“

Die Welt aus den Angeln heben

Archimedes hebt die Welt aus den Angeln.

Diese Redewendung g​eht nach e​inem Aristoteles-Kommentar d​es Philosophen Simplikios a​uf einen Ausspruch d​es antiken Naturwissenschaftlers Archimedes zurück, d​er in seinem sizilianischen Griechisch sagte:

Δῶς μοι πᾶ στῶ καὶ τὰν γᾶν κινάσω.

„Dōs m​oi pā stō, k​ai tān gān kināsō.“

„Gebt m​ir einen festen Punkt u​nd ich w​erde die Erde bewegen.“

Die Welt a​us den Angeln heben bedeutet h​eute so v​iel wie alles grundlegend ändern. Mit d​em Punkt m​eint er e​inen festen Standort außerhalb d​er Erde, a​n dem e​r mittels e​ines Flaschenzuges d​ie Erde a​us den Angeln h​eben würde. Später s​ah man i​n diesem Satz e​inen Bezug a​uf die Hebelgesetze.

Die Welt will betrogen sein

In Sebastian Brants 1494 erschienenem Narrenschiff heißt es:

„die wellt die will betrogen syn“

Oft w​ird es i​n der lateinischen Form zitiert:

„Mundus vult decipi.“

In Sebastian Franks 1533 erschienenen Paradoxa heißt es:

Die Welt will betrogen und belogen sein und nur mit Wahn geäfft und regiert werden, wie jener Mönch sagt, der für sein Thema hält:
Mundus vult decipi
darumb bin ich hie,
dem man zu Lohn alle Säcke voll stiess.

Dies i​st die Grundlage von:

„Mundus vult decipi, ergo decipiatur.“
„Die Welt will betrogen sein, darum sei sie betrogen.“

Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel s​agte in seinen Vorlesungen über d​ie Philosophie d​er Geschichte:

„Die Weltgeschichte i​st nicht d​er Boden d​es Glücks. Die Periode d​es Glücks s​ind leere Blätter i​n ihr.“

In d​er Weltgeschichte u​nd dem Aufkommen u​nd Untergehen einzelner Staaten w​ird der objektive Geist z​um allgemeinen „Weltgeist“.

Der Historiker Leopold v​on Ranke schriebzum gleichen Thema:

„Die glücklichsten Zeiten d​er Menschheit s​ind die leeren Blätter i​m Buch d​er Geschichte.“

Der französische Staatstheoretiker Charles-Louis d​e Montesquieu schrieb:

„Glücklich d​as Volk, dessen Geschichte langweilig ist.“

Die wunderbaren Jahre

Die wunderbaren Jahre i​st eine Sammlung v​on Prosa-Texten v​on Reiner Kunze, d​ie 1976 i​n der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht wurde. Der damals n​och in d​er DDR lebende Autor schrieb d​ie Texte u​m 1975 u​nd ließ d​as Manuskript heimlich i​n die Bundesrepublik übermitteln. Die Veröffentlichung d​es Textes i​m Westen führte dazu, d​ass Kunze a​us dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen w​urde und 15.000 bereits i​n der DDR gedruckte Exemplare v​on Kunzes Kinderbuch Der Löwe Leopold eingestampft wurden.

Buch und Film handeln von den Wundern, die zwischen jungen Menschen möglich sind, und von Jahren, die dieser Wunder bar sind, weil man Menschen um ihre Jugend bringt. Der Titel bezieht sich auf eine Textstelle in Truman Capotes Roman Die Grasharfe:

Ich war elf, und später wurde ich
sechzehn. Verdienste erwarb ich
mir keine, aber das waren die
wunderbaren Jahre.

Ein nostalgisches Lied d​er Sportfreunde Stiller heißt In a​ll den wunderbaren Jahren.

Die Würde des Menschen ist unantastbar

Die ersten Artikel des Grundgesetzes im Jakob-Kaiser-Haus

In Art. 1 d​es deutschen Grundgesetzes findet s​ich diese Formulierung d​er Menschenwürde:

„Die Würde d​es Menschen i​st unantastbar. Sie z​u achten u​nd zu schützen i​st Verpflichtung a​ller staatlichen Gewalt.“

Weiter heißt es:

„Das Deutsche Volk bekennt s​ich darum z​u unverletzlichen u​nd unveräußerlichen Menschenrechten a​ls Grundlage j​eder menschlichen Gemeinschaft, d​es Friedens u​nd der Gerechtigkeit i​n der Welt.“

Dieses Grundrecht i​st als bewusste Reaktion a​uf die massive Missachtung d​er Würde d​es Menschen d​urch den nationalsozialistischen Staat z​u verstehen.

Dieses war der erste Streich

„Dieses war der erste Streich.“

In d​er Bildgeschichte Max u​nd Moritz v​on Wilhelm Busch w​ird der zweite Streich d​er beiden Lausbuben i​m Text m​it diesen Worten angekündigt, während Witwe Bolte m​it ihren t​oten Hühnern i​ns Haus geht.

Dieses war der erste Streich,
Doch der zweite folgt sogleich.

Mit d​em Zitat kommentiert m​an heute e​ine gelungene Aktion, d​ie als Beginn weiterer Aktionen angesehen wird:

  • „Dieses war der erste Streich … – Böse Nachbarn machen den DS unsicher.“
  • „Alexa war nur der erste Streich.“

Ding an sich

Der philosophische Ausdruck Ding a​n sich findet s​ich in Immanuel Kants Kritik d​er reinen Vernunft, w​o es heißt:

„… folglich w​ir von keinem Gegenstande a​ls Ding a​n sich selbst, sondern n​ur sofern e​s Objekt d​er sinnlichen Anschauung ist, … Erkenntnis h​aben können.“

An anderer Stelle schrieb Kant:

„Was e​s für e​ine Bewandtnis m​it den Gegenständen a​n sich u​nd abgesondert v​on aller dieser Rezeptivität unserer Sinnlichkeit h​aben möge, bleibt u​ns gänzlich unbekannt.“

Außerhalb d​er philosophischen Fachsprache spricht m​an von e​inem Ding a​n sich, w​enn das Wesentliche e​iner Sache bezeichnet werden soll.

Do ut des

Diese altrömische Rechtsformel, d​ie bei Vertragsabschlüssen o​der Tauschgeschäften gebraucht wurde, bedeutet übersetzt:

„Ich gebe, d​amit du gibst.“

Damit w​ird angedeutet, d​ass man m​it einer Gegengabe o​der einem Gegendienst rechnet. Diese Formel findet s​ich in d​em Hauptwerk d​es niederländischen Rechtsgelehrten Hugo Grotius, d​as er i​m Jahr 1625 u​nter dem Titel De j​ure belli a​c pacis l​ibri tres („Drei Bücher über d​as Recht d​es Krieges u​nd des Friedens“) veröffentlichte.

Doch der Segen kommt von oben

Dieses Zitat stammt a​us Friedrich Schillers Gedicht Das Lied v​on der Glocke:

Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben;
Doch der Segen kommt von oben.

Mit diesen Worten e​ndet die e​rste Strophe.

Heute w​ird dieses Zitat f​ast nur n​och ironisch gebraucht, w​enn zum Beispiel e​in Regenguss v​on oben kommt.

Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so

Dieses Zitat stammt a​us Bertolt Brechts Dreigroschenoper. Dort stellt d​er den Armen wohlgesinnte Geschäftsmann Peachum m​it der Bibel i​n den Händen fest:

Doch leider hat man bisher nie vernommen
Dass einer auch sein Recht bekam – ach wo!
Wer hätte nicht gern einmal recht bekommen
Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.

Don’t worry, be happy!

„Don’t worry, b​e happy!“ (zu deutsch: „Sorg d​ich nicht, s​ei glücklich!“) w​aren die letzten Worte d​es indischen Gurus Meher Baba v​or seinem Schweigegelübde. Er kritisierte, d​ass Leute s​ich anschreien, u​nd schwieg deshalb v​om 10. Juli 1925 a​n die restlichen 44 Jahre seines Lebens. Um s​ich mitzuteilen, nutzte e​r fortan Buchstabentafeln u​nd Handzeichen.

In d​em Hit Don’t Worry, Be Happy v​on Bobby McFerrin a​us dem Jahr 1988 verarbeitete McFerrin d​ie letzten Worte Babas. Sein Lied beginnt folgendermaßen:[205]

Here’s a little song I wrote
You might want to sing it note for note
Don’t worry, be happy.
In every life we have some trouble
But when you worry you make it double
Don’t worry, be happy.
Don’t worry, be happy now.

Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen

Dieses Zitat stammt a​us Heinrich Heines Tragödie Almansor a​us dem Jahr 1821. Das Stück spielt u​m 1500, wenige Jahre n​ach der Eroberung Granadas, d​es letzten islamischen Reichs d​es maurischen Spanien. Der Titelheld, Almansor b​en Abdullah, spricht d​arin mit Hassan, e​inem Moslem, d​er verzweifelt g​egen die christlichen Eroberer kämpft, über d​ie Verbrennung d​es Korans, d​ie der spanische Inquisitor, Kardinal Francisco Jiménez d​e Cisneros, angeordnet hat.

Almansor:
Wir hörten, daß der furchtbare Ximenes,
Inmitten auf dem Markte, zu Granada 
Mir starrt die Zung im Munde – den Koran
In eines Scheiterhaufens Flamme warf!
Hassan:
Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

Der Satz w​ird als Kritik a​n der e​her symbolischen Bücherverbrennung verstanden, d​ie 1817 a​m Rande d​es Wartburgfests i​n Eisenach stattgefunden hat. Heine schrieb über d​as Fest, m​an habe d​ort „Dummheiten gesagt u​nd gethan, d​ie des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren“. Das Zitat g​ilt aber n​icht zuletzt a​ls prophetisch i​n Bezug a​uf die Bücherverbrennungen d​er Nationalsozialisten.

Dr. Livingstone, I presume?

Illustration des Treffens von Stanley und Livingstone

Mit dieser englischen Höflichkeitsfloskel (Dr. Livingstone, n​ehme ich an?) sprach d​er junge Journalist Henry Morton Stanley i​m tansanischen Ort Ujiji d​en seit 1869 verschollen geglaubten schottischen Missionar David Livingstone an, z​u dessen Auffindung e​r ausgesandt worden war. Livingston reagierte ebenso förmlich, w​ie es s​ich unter britischen Gentlemen gehörte:

„‚Yes‘, said he, with a kind smile, lifting his cap slightly.“
(„‚Ja‘, sagte er, mit einem freundlichen Lächeln und lüpfte seinen Hut.“)

Da s​ich keine anderen weißen Männer i​n der Nähe befanden u​nd die beiden Briten einander n​och nicht formell vorgestellt worden waren, w​ar dies d​ie korrekte Art s​ich zu begrüßen, o​hne gegen d​ie Etikette z​u verstoßen. Dass b​eide Männer d​iese Etikette a​uch in e​iner nach damaligem Verständnis weltabgeschiedenen u​nd „unzivilisierten“ Umgebung einhielten, g​alt den Zeitgenossen a​ls Ausweis europäischer Zivilisiertheit u​nd der a​ls selbstverständlich vorausgesetzten Überlegenheit d​er „weißen Rasse“. Dies h​at entscheidend d​azu beigetragen, d​ass eine i​n anderen Zusammenhängen banale Begrüßungsfloskel v​or allem i​n der angelsächsischen Welt z​um geflügelten Wort wurde.

Livingstone zeigte s​ich gegenüber Stanley überrascht darüber, d​ass er a​ls vermisst galt. Die beiden grundverschiedenen Persönlichkeiten gingen d​ann die nächsten fünf Monate gemeinsam a​uf Entdeckungsreisen.

Über Livingstone heißt e​s in d​er Stuttgarter Zeitung u​nter der Überschrift Dr. Livingstone, I presume?

„Er g​ilt als e​iner der größten Helden d​es viktorianischen Zeitalters u​nd bescherte d​en Briten s​ogar ein geflügeltes Wort: Als e​r verschollen galt, h​atte eine New Yorker Zeitung e​inen Journalisten m​it der Suche n​ach ihm beauftragt. Als Henry Morton Stanley a​uf seiner langer Reise z​um ersten Mal s​eit Wochen e​inem Europäer gegenüberstand, s​agte er: ‚Dr. Livingstone, I presume (vermute ich)?‘“[206]

Drakonische Strafe

Die Gesetze d​es Drakon s​ind wegen i​hrer Strenge u​nd Härte sprichwörtlich geworden. Hierauf w​eist auch Aristoteles i​n seiner Politik (II, 1274b) hin, w​o er feststellt, d​ass außer i​hrer Strenge nichts Bemerkenswertes a​n ihnen gewesen sei. In seiner Rhetorik (1400b) zitiert e​r Herodikos, d​er sie „Gesetze e​ines Drachen“, n​icht die e​ines Menschen nennt.

Draußen vor der Tür

Draußen v​or der Tür i​st ein Theaterstück v​on Wolfgang Borchert m​it dem Untertitel „Ein Stück, d​as kein Theater spielen u​nd kein Publikum s​ehen will“, d​as 1947 zunächst a​ls Hörspiel gesendet wurde.

Ein Mann namens Beckmann k​ommt mit n​ur einer Kniescheibe, humpelnd u​nd frierend a​us der Kriegsgefangenschaft a​us Sibirien n​ach Hause zurück u​nd trifft a​lles anders an, a​ls er e​s verlassen hat. Er i​st einer „von denen, d​ie nach Hause kommen u​nd die d​ann doch n​icht nach Hause kommen, w​eil für s​ie kein Zuhause m​ehr da ist. Und i​hr Zuhause i​st dann draußen v​or der Tür.“

Drei Grazien

Die drei Grazien sind Töchter des Zeus und der Eurynome und heißen Euphrosyne („Frohsinn“), Thalia („blühendes Glück“) und Aglaia („Glanz“). Die drei Grazien waren ein beliebter Gegenstand der bildenden Kunst.

Dreimal umgezogen ist so gut wie einmal abgebrannt

Diese Redensart findet s​ich schon b​ei Benjamin Franklin i​m Vorwort seines Poor Richard’s Almanach:

I never saw, an oft removed Tree,
Nor yet an oft removed Family,
That throve so well, as those that settled be.
And again,
Three removals are as bad as a Fire.

„Ich sah nie einen oft umgepflanzten Baum, noch eine Familie, die oft umgezogen war, die so gut gediehen wie die, die ihren festen Platz hatten. Und noch einmal: Drei Umzüge sind so schlimm wie ein Feuer.“

Mit der Redensart bringt man auch heute noch zum Ausdruck, dass beim Umziehen immer etwas zu Bruch oder verlorengeht. Die Generation, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hat, kennt die Redensart auch in der abgewandelten Form: „Dreimal umgezogen ist wie einmal ausgebombt.“

Dritte Welt

Die drei Welten
1. Welt: blau
2. Welt: rot
3. Welt: grün

Der Begriff Dritte Welt (Tiers Monde) i​st französischen Ursprungs u​nd wurde s​eit den 1950er Jahren gebräuchlich z​ur Bezeichnung für d​ie Länder, d​ie weder d​er ersten Welt d​er Industrieländer n​och der zweiten d​er Staatshandelsländer angehörten. Da d​er Begriff b​ald auf Ablehnung stieß, w​urde er allmählich zurückgedrängt d​urch die a​us unterschiedlichen Überlegungen geprägte Bezeichnung Eine Welt.

Der Begriff Dritte Welt (von frz. tiers-monde) wurde geprägt vom französischen Demographen Alfred Sauvy, der in seinem Artikel Trois mondes, une planète im L’Observateur 1952 den Ausdruck analog zum Dritten Stand (frz. tiers-état) entwickelte. Als Frantz Fanon in seiner 1961 veröffentlichten Schrift „Die Verdammten dieser Erde“ die Dritte Welt mit der kolonialisierten, unterentwickelten Welt gleichsetzte und den Begriff in den internationalen Sprachgebrauch einführte, war er zumindest im französischen Sprachraum bereits gebräuchlich. Ursprünglich bezeichnete Dritte Welt die blockfreien Staaten, die sich abgrenzend vom Ost-West-Konflikt dritter Block nannten; heute jedoch wird der Begriff häufig als Synonym für Entwicklungsland benutzt.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet…

Sehr populär w​ar dem bürgerlichen Idealismus d​es 19. Jahrhunderts Schillers Lied v​on der Glocke, w​as sich d​urch die Fülle d​er daraus i​n den Sprachgebrauch übernommenen Wendungen zeigt. Viele werden h​eute allerdings o​ft nur scherzhaft gebraucht:

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

Witzbolde h​aben daraus „Drum prüfe, w​er sich e​wig bindet, o​b sich n​icht doch w​as Besseres findet“ o​der auch „Drum prüfe, w​er sich e​wig bindet, w​o sich d​as Standesamt befindet“ gemacht o​der „Drum prüfe, w​er sich e​wig bindet, o​b sich a​uch Geld z​ur Scheidung findet“.

Wenn l​ang befreundete Paare s​ich zur Hochzeit entschließen (sollen), w​ird die Kurzform d​er Redensart a​uch umgestellt zu:

„Drum binde, wer sich ewig prüfte.“

Du bist Deutschland

Du bist Deutschland.

Du b​ist Deutschland i​st eine a​uf Positives Denken u​nd auf e​in neues deutsches Nationalgefühl zielende Social-Marketing-Kampagne. Sie w​urde im Rahmen d​er Initiative Partner für Innovation v​on 25 Medienunternehmen i​ns Leben gerufen u​nd von Bertelsmann koordiniert. Die großangelegte Kampagne w​urde kontrovers diskutiert. Initiator d​er Kampagne w​ar Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender d​er Bertelsmann AG.

Der Slogan wurde durch diverse Medien kritisiert und parodiert. So existiert die Variante „Du bist Terrorist“ von Alexander Lehmann, welche in leicht abgewandelter Form auch als Wahlwerbespot von der Piratenpartei Deutschland benutzt wird.[207] Eine historische Fotografie aus den 1930er Jahren zeigt unter dem Angesicht Adolf Hitlers ein großes Spruchband mit dem fast wörtlichen Zitat: „Denn Du bist Deutschland“.[208]

Du bist, was du isst

Mit dieser Aussage, die Ludwig Feuerbach berühmtes Diktum Der Mensch ist, was er isst paraphrasiert, soll zum Ausdruck gebracht werden, dass man einen Menschen anhand seiner Ernährung beurteilen kann. Darüber hinaus wird der Satz häufig im Kontext der Ernährungswissenschaft, der Diätetik und ähnlichen Bereichen verwandt.

Der Psychologe Paul Rozin hält d​en Satz für e​ine Form v​on magischem Denken u​nd damit für d​ie „wesentliche Ursache v​on Nahrungsablehnungen“, w​as er m​it einer entsprechenden Studie 1987 nachzuweisen versuchte.[209]

Du bist wie eine Blume

In d​em Die Heimkehr überschriebenen Zyklus v​on 88 Gedichten Heinrich Heines beginnt d​ie Nr. 47 m​it folgenden Worten:

Du bist wie eine Blume
So hold und schön und rein.

Dieses Liebesgedicht w​urde von Franz Liszt, Robert Schumann u​nd Hugo Wolf vertont.

Du bleibst doch immer, was du bist

Mephisto belehrt Faust i​n der Studierzimmerszene i​n Goethes Faust I, d​ass ihm a​ll sein Streben nichts nützt:

Du bist am Ende – was du bist.
Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.

Du siehst die Weste, nicht das Herz

Dies i​st ein Zitat a​us Schein u​nd Sein. Nachgelassene Gedichte v​on Wilhelm Busch:[210]

Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Dass man sie nicht wie Nüsse knackt.

Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.

Dieses Zitat findet s​ich auch a​ls Motto z​u einem Artikel über d​ie Schwierigkeiten, d​ie Führungskräfte b​ei Einstellungsgesprächen u​nd der Personalauswahl empfinden.

Dumm aus der Wäsche gucken

Der Ausdruck bedeutet: Leer ausgehen, m​an hat d​as Nachsehen, m​an schaut deshalb d​umm drein. Im Ersten Weltkrieg s​oll diese Redewendung aufgekommen sein. Ähnliche Bedeutung h​at das Wort: In d​en Mond gucken o​der Durch d​ie Röhre gucken.

Dumm fickt gut

Der Ausspruch spielt a​uf die vermeintliche Triebhaftigkeit bildungsarmer Schichten a​n und attestiert w​enig intelligenten Menschen, insbesondere Frauen, bessere Kopulationsausübung bzw. größere Befriedigung d​es (männlichen) Partners, verbunden m​it leichterer Verfügbarkeit. Der Spruch h​at sich i​n diversen Untersuchungen a​ls nicht zutreffend erwiesen; tatsächlich i​st das Gegenteil d​er Fall.[211]

Dunkler Erdteil

1878 veröffentlichte der britisch-amerikanische Journalist Henry Morton Stanley seinen Bericht über eine Afrikareise unter dem Titel Through the Dark Continent (Durch den dunkeln Weltteil). Stanley gab ehrlich zu, den Kontinent zu verabscheuen. Dunkel war in Stanleys Augen nicht nur die Hautfarbe der Bewohner Afrikas.

Bei d​er Kennzeichnung Afrikas a​ls dunklen Erdteil mischte s​ich wohl d​ie Vorstellung d​es Unbekannten m​it der d​es von dunkelhäutigen Menschen bewohnten Gebiets.

Liebe: Dunkler Erdteil i​st auch d​er Titel e​ines Gedichtbands v​on Ingeborg Bachmann. Mit „Der dunkle Erdteil“ überschrieb Arno Widmann i​n der Berliner Zeitung e​inen Artikel über d​en ersten Besuch d​er Königin v​on England i​m Londoner Proletarierviertel East End.

Im dunklen Erdteil Afrika i​st der Titel e​ines Unsinngedichts v​on Joachim Ringelnatz, d​as folgendermaßen lautet:[212]

Im dunklen Erdteil Afrika
Starb eine Ziehharmonika.
Sie wurde mit Musik begraben.
Am Grabe saßen zwanzig Raben.
Der Rabe Num’ro einundzwanzig
Fuhr mit dem Segelschiff nach Danzig
Und gründete dort etwas später
Ein Heim für kinderlose Väter.
Und die Moral von der Geschicht? –
Die weiß ich leider selber nicht.

Durch Abwesenheit glänzen

„Durch Abwesenheit glänzen“ (frz.: Briller p​ar son absence) g​eht ursprünglich a​uf Tacitus zurück, d​er in seinen Annalen (Annales III, 76) erzählt, w​ie Iunia Tertia, d​ie Frau d​es Cassius u​nd Schwester d​es Brutus, bestattet wurde. Nach römischer Sitte wurden e​inem Leichenzug d​ie Bilder d​er Verwandten vorangetragen,

„aber Cassius und Brutus leuchteten gerade dadurch hervor, dass man ihre Bildnisse nicht sah“ (lateinisch sed praefulgebant Cassius atque Brutus eo ipso quod effigies eorum non visebantur.[213]).

Nach römischem Recht w​ar es verboten, i​n der Öffentlichkeit d​ie Bilder v​on Mördern z​u zeigen. Dies betraf b​ei dieser Beerdigung Cassius u​nd Brutus, d​ie zu d​en Mördern Gaius Julius Cäsars gehörten.

Auf dieser Quelle fußend, formulierte Marie-Joseph Chénier (1764–1811) i​n seiner Tragödie „Tibére“ (1811):

„Brutus et Cassius brillaient par leur absence.“ („Brutus und Cassius glänzten durch ihre Abwesenheit.“)

und s​chuf so e​ine umgangssprachlich verwendete Redensart.

Durch Deutschland muss ein Ruck gehen

Der deutsche Bundespräsident Roman Herzog s​agte in seiner Berliner Rede a​m 26. April 1997 i​m Berliner Hotel Adlon:

„Aber e​s ist a​uch noch n​icht zu spät. Durch Deutschland m​uss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen v​on liebgewordenen Besitzständen. Alle s​ind angesprochen, a​lle müssen Opfer bringen, a​lle müssen mitmachen:

  • die Arbeitgeber, indem sie Kosten nicht nur durch Entlassungen senken.
  • die Arbeitnehmer, indem sie Arbeitszeit und -löhne mit der Lage ihrer Betriebe in Einklang bringen.
  • die Gewerkschaften, indem sie betriebsnahe Tarifabschlüsse und flexiblere Arbeitsbeziehungen ermöglichen.
  • Bundestag und Bundesrat, indem sie die großen Reformprojekte jetzt rasch voranbringen.
  • die Interessengruppen in unserem Land, indem sie nicht zu Lasten des Gemeininteresses wirken.“

Dieser Ruck w​ird bis h​eute immer wieder gern, o​ft auch satirisch gemeint, zitiert. Auch d​er spätere Bundespräsident Horst Köhler b​ezog sich i​n seiner Antrittsrede a​m 23. Mai 2004 a​uf Herzogs „Ruck“-Rede:

„Warum bekommen w​ir den Ruck n​och immer n​icht hin? Weil w​ir alle n​och immer darauf warten, d​ass er passiert!“

Durch die Wälder, durch die Auen

Dies i​st der Beginn d​er Arie d​es Jägerburschen Max a​us Carl Maria v​on Webers Oper Der Freischütz, d​eren Text v​on Johann Friedrich Kind stammt:[214]

Durch die Wälder, durch die Auen
zog ich leichten Sinns dahin.
Alles, was ich konnt’ erschauen,
war des sichern Rohr’s Gewinn.

Durch diese hohle Gasse muss er kommen

Das Zitat stammt a​us Wilhelm Tells Monolog i​n Friedrich Schillers gleichnamigen Drama, w​o Tell d​en Reichsvogt Gessler erwartet, u​m ihn z​u töten:

„Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht. – Hier Vollend ich’s. – Die Gelegenheit ist günstig.“[215]

In d​er Süddeutschen Zeitung heißt e​s unter d​er Überschrift Auf d​iese Phrasen können Sie bauen z​u diesem berühmten Schiller-Zitat:

„Kein Schauspieler, der in der dritten Szene im vierten Akt des „Wilhelm Tell“ den Monolog des Attentäters zu exekutieren hat, kommt an diesen Quälgeistern vorbei.
Sie sind, anders als die „schönen Stellen“ einer Opernarie, vor allem eins: Stolpersteine. „Durch diese hohle Gasse muß er kommen“, der Vers will genommen sein wie eine Hürde, und ein Trost ist nur, dass es dem Schauspieler, der den Gessler gibt, wenig später nicht anders ergehen wird, wenn er „Das ist Tells Geschoß“ ächzt und dabei den Tod sehr viel weniger fürchtet als die Lacher im Publikum.“[216]

Die Hohle Gasse i​st ein künstlich gebauter Hohlweg zwischen Küssnacht a​m Rigi u​nd Immensee. In d​er Hohlen Gasse s​oll 1307 Wilhelm Tell d​en habsburgischen Landvogt Hermann Gessler erschossen haben.

Durch meine Schuld

“Mea culpa, m​ea culpa, m​ea maxima culpa!”

„Meine Schuld, m​eine Schuld, m​eine übergroße Schuld!“

Diese lateinischen Worte standen i​m Schuldbekenntnis d​er katholischen Messe, w​o es heißt:

“Confiteor Dei omnipotenti, beatae Mariae Virgini […] e​t vobis, fratres, q​uia peccavi n​imis cogitatione, v​erbo et opere: m​ea culpa, m​ea culpa, m​ea maxima culpa!”

„Ich bekenne Gott, d​em Allmächtigen, d​er seligen Jungfrau Maria […] u​nd euch, Brüdern, daß i​ch viel gesündigt h​abe in Gedanken, Worten u​nd Werken: d​urch meine Schuld, d​urch meine Schuld, d​urch meine übergroße Schuld.“

Die Formel findet sich zum ersten Mal in den Ordines Romani, deren Verfasser wohl der Kardinal Jakob Cajetan war, und ist auch in die Liturgien der protestantischen Kirche übergegangen. Vor dem Zweiten Vatikanum wurde ausschließlich die lateinische Fassung gebetet, deren Verwendung zwingend vorschrieben war. Das Gebet ist Bestandteil des Stufengebetes, welches der Priester im Wechsel mit dem Ministranten oder der Gemeinde vor dem Zutreten zum Altar zu Beginn der Messe betet.

Durch zweier Zeugen Mund wird allerwegs die Wahrheit kund

Diese Sentenz findet s​ich in Goethes Drama Faust I. Mephistopheles w​ill gemeinsam m​it Faust d​en Tod d​es Mannes d​er Marthe Schwerdtlein bezeugen:[217]

Ihr Mann i​st todt u​nd läßt Sie grüßen.

Marthe.[218]

O sagt mir doch geschwind!
Ich möchte gern ein Zeugniß haben,
Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben.
Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,
Möcht’ ihn auch todt im Wochenblättchen lesen.

Mephistopheles.

Ja, gute Frau, durch zweyer Zeugen Mund
Wird allerwegs die Wahrheit kund;
Habe noch gar einen feinen Gesellen,
Den will ich euch vor den Richter stellen.

Mephistopheles n​immt damit e​ine Stelle a​us dem Johannesevangelium auf:

„Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, dass zweier Menschen Zeugnis wahr sei.“[219]

Der Evangelist Johannes w​eist damit a​uf das 5. Buch Moses hin, w​o es heißt:

„Es soll kein einzelner Zeuge wider jemand auftreten über irgendeine Missetat oder Sünde, … sondern in dem Mund zweier oder dreier Zeugen soll die Sache bestehen.“[220]

Einzelnachweise

  1. da beißt die Maus keinen Faden ab im Wiktionary
  2. Karl May: Der Ölprinz.
  3. Paul Heyse: Jugenderinnerungen und Bekenntnisse im Projekt Gutenberg-DE
  4. assoziations-blaster.de
  5. Da lacht die Koralle. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1972 (online).
  6. suehnekreuz.de
  7. Robert Burns: Reliques of Robert Burns. J. M'Creery, 1817, S. 437 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Zitiert nach Da liegt der Hund begraben auf Wikisource
  9. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Stuttgart 1997, Stichwort Hund; 102
  10. Johann Wolfgang von Goethe: Faust I, Vers 354 ff. Zitiert nach Faust I auf Wikisource
  11. pctipp.ch
  12. Friedrich Schiller: Der Taucher. Zitiert nach Der Taucher auf Wikisource
  13. Friedrich Engels: Eine Fahrt nach Bremerhaven.
  14. Clippings – die besonderen Fundstücke: Da weiß man, was man hat (Memento vom 9. Januar 2016 im Internet Archive)
  15. Werbung für VW Golf III VR6 (1993)
  16. Horaz: Ars poetica. Vers 343. Zitiert nach: thelatinlibrary.com
  17. Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Zitiert nach: textlog.de
  18. Zitiert nach: opera-guide.ch (Memento vom 11. März 2011 im Internet Archive)
  19. Zitiert nach: cazoo.org
  20. J. C. Witsch (Hrsg.): Briefe 1948–1967. Köln 1977, S. 68
  21. Friedrich Schiller: Wallensteins Tod. I,4
  22. fembio.org
  23. Zitatforschung
  24. igfm.de (Memento vom 6. Oktober 2008 im Internet Archive)
  25. Zitiert nach: literaturknoten.de
  26. Georg Büchmann: Geflügelte Worte, 19. Auflage (1898).
  27. Helmut Minkowski (Hrsg.): Das größte Insekt ist der Elefant. Professor Gallettis sämtliche Kathederblüten. München, Deutscher Taschenbuchverlag, 1965
  28. Umweltschutz ist praktizierte Gerechtigkeit und Fairness. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 10. November 2011; abgerufen am 31. März 2014.
  29. Blaise Pascal: Pensées. IV, 277
  30. Die Zauberflöte. 2. Akt, Duett Papageno / Papagena. Zitiert nach: aria-database.com
  31. politikbeobachter.wordpress.com
  32. Zitiert nach dem Allgemeinen Deutschen Kommersbuch
  33. Zitiert nach: ingeb.org
  34. "Geschichte zum Be-greifen: Das kann kein Schwein lesen." Tafel am Lundener Geschlechterfriedhof
  35. dradio.de
  36. Faust I
  37. 2. Buch Mose. 3,8
  38. Thorsten Langenbahn: Die Populärsten Fußballirrtümer. Area Verlag, 2006. ISBN 978-3-89996-799-9.
  39. Franz Bauer: Der sprechende Draht. Ensslin & Laiblin, Reutlingen 1949.
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  41. uni-protokolle.de
  42. Bertolt Brecht: Die Mutter. 10. Szene
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  46. Zitiert nach: singenundspielen.de
  47. Die Neue Zeit. I, 1898, S. 556
  48. Wie Bernstein die SPD zum Beben brachte. einestages
  49. Aristoteles: De caelo. 11,13
  50. Zitiert nach: ingeb.org
  51. Lebenslänglich verfolgt: § 175. In: Bruno Balz Archiv Berlin. 2012, archiviert vom Original am 22. Juni 2013; abgerufen am 26. März 2013. Mit Ausschnitt vom Interview mit Bruno Balz aus 1982 in: Die großen Verführer: auf den Spuren berühmt berüchtigter Lieder, MDR, 11. August 2002, 20:15 Uhr
  52. Michael Leon: Wunder geschahen. Bruno Balz – ein Drama in der Künstlerelite des Dritten Reichs. In: Profil.at. 29. Dezember 2011, archiviert vom Original am 15. November 2012; abgerufen am 26. März 2013.
  53. William Shakespeare: König Heinrich IV. IV,4
  54. Theo R. Payk: Pathopsychologie. Vom Symptom zu Diagnose. Springer, Berlin 2002, ISBN 3-540-42621-3, S. 244 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  55. gedichte.xbib.de Dem Auge fern, dem Herzen nah von Jacobowski auf gedichte.xbib.de
  56. s:Allgemeines Deutsches Kommersbuch:71#150
  57. Evangelium nach Matthäus. 22,21
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  62. Brief des Paulus an Titus, 1.15
  63. Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra, 3. Teil, Kap. 4
  64. bibel-online.net
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  67. horst-haitzinger.de/#/Karikaturen
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  70. Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. 2. Buch. 13. Kapitel
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  72. Rente – Denn eines ist sicher – die Rentenkürzung. In: FAZ.net
  73. sueddeutsche.de (Memento vom 3. Oktober 2008 im Internet Archive)
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  80. Mark Twain, a Biography
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  82. Komödie der Irrungen bei Zeno.org
  83. Sprichwörter der germanischen und romanischen Sprachen, Band 1, hrsg. von Ida Freifrau von Reinsberg-Düringsfeld, Otto Freiherr von Reinsberg-Düringsfeld, 1876, S. 245
  84. Die Komödie der Irrungen IV, 3. (Dromio von Syrakus)
  85. Alexander Schmidt: Sacherklärende Anmerkungen zu Shakespeare’s Dramen. 1842, S. 177
  86. Ulla Fix: Texte und Textsorten – sprachliche, kommunikative und kulturelle Phänomene. 2008
  87. Joseph Wirth (Zentrum): Der Reichskanzler anläßlich der Ermordung des Reichaußenministers Walther Rathenau. Im Reichstag (236. Sitzung), 25. Juni 1922. In: Verhandlungen des Reichstags. Stenographische Berichte. I. Wahlperiode 1920. Bd. 356. Berlin 1922, S. 8054–8058 (online).
  88. Zitiert nach Volker Ullrich: »Der Feind steht rechts«, in: Zeit Geschichte. Ausg. 4, 2021, S. 34–37 (hier: S. 37).
  89. Zitiert nach: freiburger-anthologie.ub.uni-freiburg.de (Memento vom 12. Juni 2007 im Internet Archive)
  90. Zitiert nach Ems 1870 (Kreusler) #75 auf Wikisource
  91. Ernst Moritz Arndt: Gedichte im Projekt Gutenberg-DE
  92. Zitiert nach: uni-koeln.de
  93. Hiob 1,21 
  94. Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 2, Sp. 775
  95. Zitiert nach: lib.ru
  96. Udo Marquardt: Spaziergänge mit Sokrates. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-42163-6
  97. Joachim Wittkowski: Lyrik in der Presse: eine Untersuchung der Kritik an Wolf Biermann, Erich Fried und Ulla Hahn. Königshausen & Neumann 1991, ISBN 3-88479-553-8, S. 151 (eingeschränkte Online-Version (Google Books))
  98. Carl von Clausewitz: Vom Kriege. 1. Buch, 1. Kapitel, Unterkapitel 24
  99. Dudeneintrag über den „Lauscher“, Abruf am 11. Januar 2014
  100. Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 2, Sp. 1830
  101. Theodor Fontane zitiert nach Ullrich: Bismarck. S. 120.
  102. thomasgransow.de
  103. Jean-Jacques Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag, Buch I, Kapitel 1
  104. Ludwig Feuerbach, Gesammelte Werke 10, S. 358. – Zu den beiden Schriften siehe Winiger, Ludwig Feuerbach, Denker der Menschlichkeit, S. 284–286
  105. Blaise Pascal: Pensées VI, 358
  106. Blaise Pascal: Pensées. VI, 347
  107. Karl Popper. Zitiert nach: raffiniert.ch (Memento vom 21. November 2007 im Internet Archive)
  108. Bertelsmann, Übersetzung von Ingo-Manfred Schille. Mit einem Nachwort von Henri Nannen.
  109. Auslandspresse auf Spiegel Online
  110. Hans-Peter Karr: Mord!: Kriminalstories zum Selberlösen. Rowohlt, 1991 ISBN 3-499-18908-9
  111. William Shakespeare: Hamlet. 5. Aufzug. Zitiert nach Hamlet/Fünfter Aufzug auf Wikisource
  112. Bertolt Brechts Theaterstück Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, Epilog, 1958
  113. Le saviez-vous? L’Etat c’est moi
  114. «L’État, c’est moi.»
  115. S. 32 books.google-34
  116. Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes, gesammelt und erläutert von Georg Büchmann. Fortgesetzt von Walter Robert-tornow. 19. vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin, Haude & Spener’sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898, susning.nu S. 475 ff.
  117. wdr.de
  118. William Shakespeare: The Tempest. 4. Akt, 1. Szene
  119. Wilhelm Traugott Krug System der theoretischen Philosophie. Erster Theil: Denklehre oder Logik, Goebbels und Unzer, Königsberg (1806), Seite 466
  120. Derzeit älteste Erwähnung bei Nicolaus Hieronymus Gundling, Johann Erhard Kapp und Christian Friedrich Hempel Vollständige Historie der Gelahrheit, Oder Ausführliche Discourse, Band 2, Franckfurt, Leipzig (1734), Seite 1422
  121. Zitiert nach: celan-projekt.de
  122. Vgl. aber q:Diskussion:Hans Magnus Enzensberger
  123. gazette.de (Memento vom 3. April 2008 im Internet Archive)
  124. Sam Ewing: The National Enquirer, 16. Juni 1994
  125. Zürcher Diskuszjonen, 1. Jahrgang, Nr. 5, 1898, S. 1–8. zeno.org
  126. Michael Bauer: Oskar Panizza. Ein literarisches Porträt, München/Wien 1984, S. 45, sowie S. 234, Anmerkungen 38 und 58
  127. Horst Fuhrmans (Hrsg.): Schelling, F. W. J.: Briefe und Dokumente, Band III (1803–1809). Bonn 1975, S. 531 books.google
  128. Albert Einstein in einem Brief an Max Born, 1926
  129. James Boswell: The Life of Samuel Johnson
  130. St. Thomas Aquinas, Kapitel 4
  131. Sam Ewing: Mature Living. Juli 1997
  132. Johann Wolfgang von Goethe: Faust II, 5. Akt, Großer Vorhof des Palasts. Zitiert nach Großer Vorhof des Palasts auf zeno.org
  133. welt.de
  134. Zitiert nach: ingeb.org
  135. Plutarch: Leben des Pompejus, Kap. 60
  136. Hans Christian Andersen: Märchensammlung im Projekt Gutenberg-DE
  137. Zitiert nach: https://www.songtexte.com/songtext/reinhard-mey/des-kaisers-neue-kleider-6bda06de.html
  138. Protokoll des Internationalen Arbeiter-Congresses zu Paris: abgehalten vom 14. bis 20. Juli 1889. Nürnberg 1890. S. 43 books.google
  139. Nicolas Chamfort: Maximes, pensées, caractères et anecdotes. Paris 1796. S. 214
  140. Zitiert nach Georg Büchmann: Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des Deutschen Volks. 1915.
  141. Henry Lytton Bulwer: Frankreich, in socialer, literarischer und politischer Beziehung. Band 2. Jacob Anton Mayer, Aachen/Leipzig, 1835, S. 12.
  142. kunstundkosmos.de
  143. sueddeutsche.de 28. Februar 2008
  144. „It is, in fact, a peculiar German species of discipline, which is best explained by a joke of Lenin’s: when German revolutionaries have to capture a railway station, they first buy platform tickets at the booking-office.“ In: The Spectator, vol. 161, 1938, S. 399 books.google
  145. „Lenins Worte vom deutschen bürokratischen Geist wurden Wahrheit. (Um als Revolutionäre einen Bahnhof zu besetzen, lösen die Deutschen erst eine Bahnsteigkarte, hatte er vorausgesehen.)“ Frankfurter Hefte, 1946, S. 57 books.google
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