Johanna von Koczian
Johanna von Koczian (* 30. Oktober 1933 in Berlin als Johanna von Kóczián-Miskolczy) ist eine deutsche Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin und Synchronsprecherin.
Leben
Johanna von Koczian ist die Tochter von Gustav Wilhelm Viktor Freiherr von Kóczián-Miskolczy und dessen Ehefrau Lydia Alexandra Freifrau von Kóczián-Miskolczy geb. Grosspietsch (Jahrgang 1912), die unmittelbar vor und nach Johannas Geburt als Schauspielerin Lydia Alexandra Anfang der 1930er Jahre eine drei Filme umfassende Kinokarriere absolviert hatte. Von Koczian begann ihre Karriere in den 1950er Jahren. Sie spielte im Theater aufgrund ihres Gesangstalents vor allem in Musicals. Ihre Theaterausbildung erhielt sie von 1950 bis 1952 am Mozarteum Salzburg; bereits ab 1951 war sie bei den Salzburger Festspielen engagiert. 1952 und 1953 spielte sie am Landestheater Tübingen, 1953 wurde sie an den Städtischen Bühnen Wuppertal engagiert. Ab 1955 spielte von Koczian am Schillertheater und am Schlosspark Theater in West-Berlin. Ihre erste Filmrolle hatte sie in dem Remake von Viktor und Viktoria 1957. Im folgenden Jahr besetzte sie die weibliche Hauptrolle in Wir Wunderkinder, wo sie an der Seite Hansjörg Felmys und des Kabarettistenpaars Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller zu sehen war. Daneben war sie auch als Synchronsprecherin tätig und lieh u. a. Elizabeth Taylor (in Plötzlich im letzten Sommer) und Bibi Andersson (Wilde Erdbeeren, Das siebente Siegel) ihre Stimme. 1966 synchronisierte sie ferner Maria Marlow in dem Reinl-Zweiteiler Die Nibelungen.
In der erfolgreichen Fernsehserie Stewardessen (1969) hatte Johanna von Koczian eine Hauptrolle.
In den späteren Jahren konzentrierte sich ihre Arbeit vor allem auf das Theater, und so tritt sie bis heute oft in Boulevardtheater-Stücken auf, die auch für Tourneen produziert werden. Sie feierte zum Beispiel 1990 im Theater am Kurfürstendamm einen großen Erfolg mit dem Stück Endlich allein an der Seite von Wolfgang Spier und Michael von Au. 1993 spielte sie neben Felix Dvorak und unter dessen Regie bei den Festspielen Berndorf die Frau Peschka in Das Kamel geht durch das Nadelöhr und 1995 erneut unter der Regie von Dvorak bei den Komödienspielen Mödling die Fürstin Eugenie in Molnars Olympia. Im Fernsehen wirkte sie vor allem in Serien wie Das Traumschiff, Die Landärztin, Praxis Bülowbogen oder Berliner Weiße mit Schuß. Ganz in ihrem Element war sie auch in den Filmen Single Bells und O Palmenbaum.
In den 1970er Jahren hatte sie große Erfolge als Sängerin von Schlagern wie Der Lord von Barmbek (1973), Keinen Pfennig (1974), Das bißchen Haushalt (1977), Aufsteh’n ist schön (1978), Ganz der Vater (1978) oder Karl, gib mal den Hammer rüber (1979). Dabei trat sie auch in der ZDF-Hitparade auf. Als Moderatorin arbeitete sie danach auch einige Zeit in dem langjährigen ZDF-Musikquiz Erkennen Sie die Melodie?
Seit 1977 war sie auch als Schriftstellerin tätig, zunächst als Verfasserin von Kinder- und Jugendliteratur. Auf der Basis ihrer beiden Novellen Abenteuer in der Vollmondnacht und Der geheimnisvolle Graf entstand 1982 die dreizehnteilige Fernsehserie Unterwegs nach Atlantis, und als Fortsetzung schrieb sie den Jugendroman Flucht von der Insel.
Auf der Bühne der Berliner Komödie am Kurfürstendamm hatte Johanna von Koczian am 7. November 2010 ihre bisher letzte Theaterpremiere in Peter Quilters Stück Glorious.
Nach einer kurzen Ehe mit dem Regisseur Dietrich Haugk, die 1961 geschieden wurde, heiratete Johanna von Koczian den Musikproduzenten Wolf Kabitzky, der im Jahr 2004 starb. Sie ist die Mutter der Schauspielerin Alexandra von Koczian (* 1972).[2]
Bücher
- Abenteuer in der Vollmondnacht. Blanvalet, München 1977; Heyne, München 1981
- Der geheimnisvolle Graf. Neue Abenteuer mit Mark und Rhonn. Blanvalet, München 1979; Heyne, München 1982
- Beide in einem Band als: Unterwegs nach Atlantis. Bertelsmann, München 1982, ISBN 3-570-03834-3
- Die Fee, die keiner haben wollte. Märchen von heute. Blanvalet, München 1980, ISBN 3-7645-3437-0
- Flucht von der Insel. Neueste Abenteuer mit Mark und Rhonn. Bertelsmann, München 1981, ISBN 3-570-00857-6
- Poseidons Karneval. Phantastische Kalendergeschichten. Blanvalet, München 1984, ISBN 3-7645-3209-2
- Sommerschatten. Roman. Lübbe, Bergisch Gladbach 1989; Taschenbuch ebd. 1991, ISBN 3-404-11761-1
- Das Narrenspiel. Roman. Lübbe, Bergisch Gladbach 1992; Taschenbuch ebd. 1994, ISBN 3-404-12192-9
- Gestatten, ich heiß’ Lohengrin … Freche Opernparodien. Doblinger, Wien 2000, ISBN 3-900695-47-4
Filmografie
- 1955: Apoll von Bellac
- 1957: Viktor und Viktoria
- 1958: Petersburger Nächte
- 1958: Wir Wunderkinder
- 1959: Serenade einer großen Liebe/Der Sänger von Capri (For the First Time)
- 1959: Bezaubernde Arabella
- 1959: Jacqueline
- 1959: Menschen im Netz
- 1960: Lampenfieber
- 1960: Heldinnen
- 1960: Agatha, laß das Morden sein!
- 1961: Ländliche Werbung
- 1961: Unser Haus in Kamerun
- 1961: Die Ehe des Herrn Mississippi
- 1962: Straße der Verheißung
- 1963: Mirandolina
- 1964: Minna von Barnhelm
- 1965: Das Liebeskarussell
- 1966: Oh, diese Geister
- 1966: Spätsommer
- 1967: Nach der Entlassung
- 1967: Jacobowsky und der Oberst
- 1968: Was Ihr wollt
- 1969: Stewardessen (Fernsehserie)
- 1970: Emilia Galotti
- 1971: Käpt’n Rauhbein aus St. Pauli
- 1972: Der Kommissar – Blinde Spiele
- 1973: Die Reise nach Mallorca
- 1973: Eine Frau bleibt eine Frau
- 1974: Der Kommissar – Jähes Ende einer interessanten Beziehung
- 1975: Don Juan in der Hölle
- 1975: Derrick – Pfandhaus, als Freundin von Derrick
- 1976: Derrick – Schock, als Freundin von Derrick
- 1977: Sanfter Schrecken
- 1978: Ein Mann für alle Fälle
- 1978: Café Wernicke
- 1979: Die großen Sebastians
- 1979: Wo die Liebe hinfällt
- 1980: Leute wie du und ich
- 1981: Das waren noch Zeiten – Kleine Geschichten von Kalke & Söhne
- 1985: Die Krimistunde (Fernsehserie, Folge 16, Episode: "Beehren Sie uns bald wieder?")
- 1986: Tatort – Tod auf Eis (Krimiserie)
- 1986: Die Sterne schwindeln nicht
- 1987: Höchste Eisenbahn
- 1987: Tatort – Gegenspieler
- 1987–1990: Praxis Bülowbogen
- 1989: Fragen Sie Frau Dr. Cora
- 1990: Endlich allein
- 1993: Das Kamel geht durch das Nadelöhr
- 1995: Olympia
- 1997: Single Bells
- 2000: O Palmenbaum
- 2001: Scheidung mit Hindernissen
- 2002: SOKO 5113 – La Divina
- 2004: In aller Freundschaft – Masken
- 2004: Das Traumschiff – Oman
- 2005: Schlosshotel Orth – Freiräume
- 2006: Unter weißen Segeln – Frühlingsgefühle
- 2006: Die Landärztin (Fernsehreihe)
- 2007: Die Landärztin – Diagnose Tollwut
- 2008: Die Landärztin – Aus heiterem Himmel
- 2008: Die Landärztin – Der Vaterschaftstest
- 2009: Die Landärztin – Ein neues Leben
- 2010: Die Landärztin – Schleichendes Gift
- 2011: Die Landärztin – Um Leben und Tod
- 2012: Die Landärztin – Schicksalswege
- 2013: Die Landärztin – Entscheidung des Herzens
- 2013: Die Landärztin – Vergissmeinnicht
- 2010: Da kommt Kalle – Blitzalarm
- 2013: Danni Lowinski – Der letzte Tanz
- 2013: In aller Freundschaft – Tanz mit dem Teufel
Hörspiele (Auswahl)
- 1957: Hermann Sudermann: Die Reise nach Tilsit (Indre) – Regie: Erich Köhler (SFB)
- 1979: Robert Louis Stevenson: Das Flaschenteufelchen (2 Teile) (Erzählerin) – Regie: Ernst Becker (Kinderhörspiel – Saarländischer Rundfunk)
Auszeichnungen
- 1958: Berliner Kunstpreis – Sparte Junge Generation für ihre Darstellung der Anne Frank
- 1959: Bundesfilmpreis für Wir Wunderkinder
- 1959: Preis der deutschen Filmkritik für Wir Wunderkinder
- 1977: Goldener Vorhang
- 1979: Goldener Vorhang
- 2008: Goldener Vorhang für ihre Darstellung in Oskar und die Dame in Rosa in der Inszenierung der Komödie am Kurfürstendamm
- Goldene Maske (Preis der Theaterbesitzer)
Literatur
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 514 f.
- C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 380 f.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 431 f.