Das Wort zum Sonntag
Das Wort zum Sonntag ist der Titel einer christlichen Sendereihe der ARD bzw. des deutschen Fernsehens.
Fernsehserie | |
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Originaltitel | Das Wort zum Sonntag |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | seit 1954 |
Länge | 4 Minuten |
Erstausstrahlung | 8. Mai 1954 auf NWDR-Fernsehen |
Geschichte
Das Wort zum Sonntag ist eine der ältesten Fernsehreihen der ARD und nach der Tagesschau die zweitälteste Sendung des Deutschen Fernsehens.[1]
Die anfangs zehnminütige und inzwischen vierminütige Sendung wird jeden Samstagabend meist nach der Sendung Tagesthemen und vor dem Spätfilm ausgestrahlt. Im Jahr 1957 wurde sie am Sonntagabend ausgestrahlt und deswegen umbenannt in Zwischen gestern und morgen. Alleine seit der ersten Ausstrahlung am 8. Mai 1954 bis zum 25. Dezember 2004 äußerten sich 281 Pfarrer, Priester und Theologen, aber auch Laien, jeweils zu christlichen und theologischen Fragen, häufig mit Bezug auf aktuelle Themen. Bis zum 60-jährigen Jubiläumsjahr 2014 wurden über 2400 Folgen[2] mit rund 300 Sprechern ausgestrahlt.[3] Anfangs wurde frei gesprochen, so dass es die Möglichkeit gab, sehr kurzfristig auf Ereignisse oder auch auf die vorhergehende Sendung zu reagieren. Seit 1968 werden die Sendungen aufgezeichnet; oftmals nicht im Fernsehstudio, sondern auch im Freien an einem dem Thema entsprechenden Ort.
Sprecher
Anfang 1999 wurde die Anzahl der Sprecher von 16 auf acht Personen reduziert, die jeweils im wöchentlichen Wechsel vor die Kamera treten. Derzeit handelt es sich um Wolfgang Beck (kath.), Annette Behnken (ev.), Lissy Eichert (kath.), Julia Enxing (kath.), Alexander Höner (ev.), Anke Prumbaum (ev.), Stefanie Schardien (ev.) und Benedikt Welter (kath.).[4]
Besonderheiten
Am 1. Mai 1954 verhinderte ein technischer Defekt, ein Kabelbruch, dass der katholische Prälat Klaus Mund aus Aachen die erste Sendung bestritt. Daher sprach am 8. Mai 1954 der evangelische Pastor Walter Dittmann aus Hamburg das erste Wort zum Sonntag mit dem Titel „Sehen und Hören“.[5] Dieser Kabelbruch wurde von engagierten Protestanten zum Anlass genommen, diesen Defekt TV-kritischen Katholiken als Sabotageversuch vorzuwerfen.[6]
Im Jahr 1957 verkündete mit Erika Schwarze die erste Frau das Wort zum Sonntag.[7]
In den späten 1970er Jahren wurde die Sendung erstmals zum Politikum. 1977 legte der evangelische Pfarrer Jörg Zink sein Manuskript zur Sendung beiseite und redete frei über die Entführung des Flugzeugs „Landshut“. Beim Oktoberfest-Attentat 1980, bei den Madrider Zuganschlägen oder beim Terroranschlag am Flughafen Moskau-Domodedowo taten es ihm die Kollegen gleich. Im November 1979 war es ebenfalls Zink, der die Umweltzerstörung beklagte und so angeblich der Partei der Grünen den Einzug in den Landtag Baden-Württemberg ermöglichte.[6] Ab 1983 wurde die Sendung durch die regelmäßigen Predigten von Isa Vermehren frischer und menschlicher, ein weiterer Schritt war im Jahr 2000 die erste Livesendung von der Reeperbahn, wo die offizielle Feier des Eurovision Song Contests stattfand.[6]
Am 25. April 1987 sprach mit Johannes Paul II. erstmals ein Papst das Wort zum Sonntag.[8] Dies erzeugte eine Rekordeinschaltquote und galt zu dieser Zeit als politisches Symbol.[6] Auch Papst Benedikt XVI. wandte sich am 17. September 2011 vor seiner Deutschlandreise mit dem Wort zum Sonntag an die deutschen Fernsehzuschauer.[9][10]
Am 6. Mai 2004 wurde in einem Festakt in Hamburg das 50-jährige Bestehen der Reihe gefeiert. Die Jubiläumsausgabe am 8. Mai 2004 gestaltete Stephan Wahl (kath.).
Die COVID-19-Pandemie war 2020 Anlass für die erste ökumenische Ausgabe.
Rezeption
Der Moderator Jörg Thadeusz nannte die Sendung im Rahmen einer Festveranstaltung im Januar 2014 in Hamburg „vier Minuten religiöser Frontalunterricht“. Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sieht die Sendung als einen „niedrigschwelligen Berührungspunkt mit dem Evangelium“.[11]
Siehe auch
Literatur
- Ruth Ayaß: „Das Wort zum Sonntag“: Fallstudie einer kirchlichen Sendereihe. Kohlhammer, Stuttgart 1997. ISBN 3-17-014878-8.
- Ruth Ayaß: Die kleinen Propheten des „Worts zum Sonntag“. In: Zeitschrift für Soziologie Jg. 26, 1997, S. 222–235.
- David Hober (Hrsg.): Ungehaltene Worte zum Sonntag: Von Prominenten zum 50. Geburtstag. Echter, Würzburg 2004. ISBN 3-429-02633-4.
- Jan Freitag: Wir sind Fernsehen, in: Frankfurter Rundschau vom 17. September 2011, S. 35.
Weblinks
- Das Wort zum Sonntag (daserste.de)
- Liste aller Sprecher
- Helmut Frank: Ein Mensch, ein Wort. 60 Jahre »Wort zum Sonntag« spiegeln 60 Jahre Kirchengeschichte der Republik. In: Sonntagsblatt. Evangelische Wochenzeitung für Bayern Ausgabe 18/2014 vom 4. Mai 2014.
Einzelnachweise
- Wort zum Sonntag: Die Predigt nach den Tagesthemen, abgerufen am 21. Januar 2014
- 60 Jahre „Wort zum Sonntag“, ekhn.de, Meldung vom 7. Mai 2014.
- 60 Jahre „Wort zum Sonntag“ (Memento vom 24. Dezember 2014 im Internet Archive), ndr.de, Meldung vom 17. Januar 2014.
- Liste der Sprecher auf der Webseite der Sendung, abgerufen am 17. September 2019.
- Das erste „Wort zum Sonntag“: Sehen und Hören. daserste.de, abgerufen am 24. März 2014
- Jan Freitag: Wir sind Fernsehen. Abgerufen am 9. Februar 2013
- Stichtag - 8. Mai 1954: "Das Wort zum Sonntag" wird erstmals ausgestrahlt. 8. Mai 2019, abgerufen am 21. Februar 2020.
- Text bei www.vatican.va
- Der Papst spricht Wort zum Sonntag
- Text des Beitrages bei Radio Vatikan. Website radiovaticana.org. Abgerufen am 18. September 2011.
- „Vier Minuten religiöser Frontalunterricht“. Evangelisches Nachrichtenportal Idea, 20. Januar 2014, abgerufen am 21. Januar 2014