Asgard (Mythologie)
Asgard (altnordisch Ásgarðr „Heim der Asen“) ist sowohl nach der Edda des Snorri Sturluson als auch nach der Lieder-Edda der Wohnort des Göttergeschlechts der Asen. Asgard liegt in der Krone der Weltenesche Yggdrasil und ist über die Regenbogenbrücke Bifröst mit Midgard verbunden.[1]
Asgard wird in den Grimnismál, dem zweiten Götterlied der Lieder-Edda, als riesige Burg beschrieben. Diese besteht aus den zwölf Palästen der Götter und ist von unbezwingbaren Mauern umgeben. Die zwölf Himmelsburgen bestehen aus Gold und Edelsteinen, die Gitter der Paläste aus goldenen Speeren; Wände und Fußböden sind goldgetäfelt, an den Decken hängen die strahlenden Schilde der Helden. Als größte Säle werden Walhall und Sessrumnir genannt, in denen sich die Helden nach ihrem Tod versammeln. Von seinem Thron Hlidskialf aus kann der Hauptgott Odin alle neun Welten überblicken.[2]
Das Göttergeschlecht der Wanen lebt hingegen in Vanaheimr, was in den meisten Darstellungen zwar ebenfalls Teil des „Himmels“ ist, aber außerhalb Asgards liegt, ebenso Álfheimr, die Heimat der Alben. Selten wird Asgard auch als Teil Midgards dargestellt.
Die Lage Asgards nach Snorri Sturluson
„Im Norden von den Gebirgen, welche das ganze bewohnte Land umgeben, fällt ein Strom durch Swithjod, der mit Recht Tanais heißt; er hieß vormals Tanaquisl oder Wanaquisl; er strömt aus in das schwarze Meer. Das Land zwischen den Armen des Wanaquisl hieß damals Wanaland oder Wanaheim; der Strom sondert die drei Erdtheile; der nach Osten heißt Asia, der nach Westen aber Europa. Das Land im Osten vom Tanaquisl in Asia hieß Asaland oder Asaheim; die Hauptburg aber, die im Lande war, nannten sie Asgard.“ (Heimskringla)
Erbauung Asgards
Asgards Mauern ließen die Götter von einem Steinmetz errichten, der als Belohnung die Göttin Freya zur Gattin sowie Sonne und Mond erhalten sollte. Auf Anraten Lokis setzten die Götter ihm eine Frist. Er sollte den gesamten Bau in nur sechs Monaten, ohne jegliche Hilfe, fertigstellen. Der Reifriese akzeptierte die Bedingungen, bestand aber darauf, sein Pferd Svadilfari einsetzen zu dürfen. Zuerst unsicher, doch durch Loki bestärkt, dass auch ein Pferd dem Baumeister nicht helfen könne, das Werk zeitig zu vollenden, akzeptierten die Götter die Bedingungen. Zum Entsetzen der Götter schien es jedoch, dass der Baumeister seinen Teil des Handels einhalten könne – drei Tage vor dem Ende der Frist fehlte nur noch ein Torbogen. Das Pferd Svadilfari schaffte in der Nacht mächtige Steine heran. Daraufhin verwandelte sich Loki in eine Stute, verführte den Hengst Svadilfari und hielt ihn so von der Arbeit ab. Dadurch wurde die Frist nicht eingehalten. Loki gebar als Stute Odins Hengst Sleipnir. Wütend über die List der Götter gab sich der Baumeister als Hrimthurse zu erkennen, die mit den Göttern verfeindet waren, und wurde von Thor mit seinem Hammer Mjöllnir erschlagen.
Die zwölf Paläste Asgards
Die Reihenfolge folgt der Aufzählung des Lieds Grimnismál (Strophe 4–17).
- Bilskirnir, der Palast Thors in Thrúdheim, der vielleicht nicht zu Asgard gehört
- Ydalir (Eibental), der Palast Ullers
- Valaskjalf, der Palast Walis mit Odins Thron Hlidskialf, der eventuell Walhall entspricht
- Sökkwabeck (gesunkene Bank, Schatzbank?), der Palast Sagas
- Gladsheim (Froh- oder Glanzheim), der Palast Odins mit dem Saal der seligen Helden Walhall
- Thrymheim (Donnerheim), der Palast Skadis
- Breidablik (Breit- oder Weitglanz), der Palast Balders
- Himinbjörg (Himmelsburg), der Palast Heimdalls
- Folkwang (Volksfeld), der Palast Freyjas mit dem Saal Sessrumnir
- Glitnir (der Glänzende), der Palast Forsetis
- Nóatún (Schiffsstadt, Schiffsplatz), der Palast Njörðrs
- Landwidi (Landweite), der Palast Vidars
Weitere Orte
Andere wichtige Gebäude und Orte in Asgard sind:
- Fensalir, der Palast Friggs
- Vingólf, die Versammlungshalle der Asengöttinnen
- Idafeld, eine Schmiedewerkstatt sowie Versammlungs- und Richtplatz der Asen
- Bifröst, die Regenbogenbrücke zwischen Asgard und Midgard
- Hlidskialf, der Hochsitz Odins
Zerstörung
Laut der Mythologie wird Asgard beim Ragnarök, der Götterschlacht, durch Surt in Brand gesteckt und zerstört.
Moderne Rezeption
Das Archaeen-Superphylum „Asgard“ wurde nach dem Wohnort der nordischen Götter benannt. Die der Gruppe zugehörigen Phyla wurden fast alle vorgeschlagen, nach Gestalten der nordischen Mythologie zu benennen.
Einzelnachweise
- Gylfaginning 13 (Wikisource).
- Gylfaginning 9.