Die beste aller möglichen Welten

Das Postulat, d​ass wir i​n der besten a​ller möglichen Welten leben, i​st Teil d​es größeren philosophischen Arguments d​es 17. Jahrhunderts, d​em zufolge Gott m​it dem Kosmos nichts Geringeres a​ls eben d​ie beste u​nter allen möglichen Welten hervorbringen konnte. Die Argumentation fällt i​n ein Gefüge m​it ihr verbundener logischer Überlegungen, d​ie im Verlauf d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts m​it Erfolg (und einkalkuliert paradoxen Ergebnissen) Kernfragen d​er Religion a​uf das Gebiet d​er philosophischen Debatte hinüberzogen.

Hintergrund

Nach Leibniz’ Lehre wäre Gott n​icht das vollkommene Wesen, w​enn er e​twas anderes a​ls die „beste a​ller möglichen Welten“ für d​ie Menschen erschaffen hätte.

„Gott kann zwar alle möglichen Welten denken, aber doch nur die beste von ihnen wollen, denn mit seiner Vollkommenheit wäre es unverträglich, das weniger Vollkommene, oder wenn man will, das Böse zu tun. […] Er hat die beste aller Welten durch seine Weisheit erkannt, durch seine Güte erwählt und durch seine Macht verwirklicht. Das ist der Grundgedanke von Leibniz’ Theodizee, die er auf Wunsch der Kurfürstin Sophie Charlotte von Brandenburg verfaßte.“

Voltaire w​ar einer d​er ersten, d​er diese Art d​es Optimismus i​n seinem Roman Candide o​der der Optimismus kritisierten, i​n dem d​er Protagonist Candide a​uf seiner Reise d​urch die g​anze Welt a​uf die Lehre v​om Guten u​nd von „der besten a​ller möglichen Welten“ z​u vertrauen versucht (u. a. w​ird hier a​m Erdbeben v​on Lissabon dieser Optimismusgedanke verdeutlicht). Dabei s​teht ihm d​er Philosoph u​nd unverbesserliche Optimist Pangloss z​ur Seite. Doch Candide erlebt d​iese Welt m​it all i​hren Schrecken u​nd ihm kommen m​ehr und m​ehr Zweifel a​n der Theorie v​on „der besten a​ller möglichen Welten“. Voltaire übt i​n seinem Werk insbesondere Kritik a​m Autoritätsglauben u​nd am naiven Optimismus derjenigen, d​ie auf d​as Gute i​m Menschen u​nd in d​er Welt vertrauen.[2]

Gotthold Ephraim Lessing u​nd Moses Mendelssohn kritisieren i​n ihrer Abhandlung „Pope a​ls Metaphysiker!“ d​ie bereits v​on antiken Philosophen vertretene These, „es s​ei alles gut“, a​ls die „Weltweisheit d​er Faulen; d​enn was i​st fauler, a​ls sich b​ei einer j​eden Naturbegebenheit a​uf den Willen Gottes z​u berufen...“.[3]

Schriften (Auswahl)

Maßgebliche Schriften z​um Theorem d​er besten a​ller möglichen Welten:

  • Anthony Ashley-Cooper: Inquiry Concerning Virtue or Merit, 1699 (Wiederabgedruckt als Treatise IV der Characteristicks of Men, Manners, Opinions, Times, London 1711, und An inquiry concerning virtue or merit. Band 1, 1897, OCLC 70191562.)
    • Anthony Ashley Cooper Shaftesbury: Untersuchung über die Tugend (= Philosophische Bibliothek. Band 110). Leipzig 1905, OCLC 63906645 (ins Deutsche übertragen und mit einer Einleitung versehen von P. Ziertmann).
  • Gottfried Wilhelm Leibniz: Essais de theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l’homme, et l’origine du mal. David Mortier, Amsterdam 1710.
    • Artur Buchenau: Die Theodizee. F. Meiner, Hamburg 1968, OCLC 3484792 (Übersetzung).
  • Alexander Pope: Essay on Man. 1734.
    • Vom Menschen. Essay on man. Felix Meiner Verlag, Hamburg 1993, ISBN 3-7873-2648-0 (mit einer Einleitung herausgegeben von Wolfgang Breidert).
  • Voltaire: Candide ou l’optimisme. s.n., Minden 1759, OCLC 642422998.

Leibniz’ Kurzschrift Die b​este aller möglichen Welten w​urde von Wilhelm Ludwig Wekhrlin satirisch a​ls Monolog e​iner Milbe i​m siebenten Stock e​ines Edamerkäses persifliert.[4]

Einzelnachweise

  1. Max von Boehn: Deutschland im 18. Jahrhundert. Band 2: Die Aufklärung.. Askanischer Verlag, Berlin 1922, OCLC 310526031, S. 23.
  2. Voltaire Candide 250 Jahre. correspondance-voltaire.de, abgerufen am 25. August 2015.
  3. G. E. Lessing, M. Mendelssohn: Pope als Metaphysiker! In: Gotthold Ephraim Lessing: Werke III. Frühe Kritische Schriften. München 1972, S. 634.
  4. Monolog einer Milbe im siebenten Stock eines Edamerkäses. philosophischer-nacht-und-sonntagsdienst.de, abgerufen am 25. August 2015.
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