Holger Czukay
Holger Czukay (* 24. März 1938 als Holger Schüring in Danzig;[2] † 5. September 2017[3] in Weilerswist)[4] war ein deutscher Bassist, der als Bandmitglied und Mitbegründer der Band Can auch international bekannt wurde.
Karriere
Seine musikalische Karriere begann Czukay 1960, als er seine ersten Aufnahmen machte und in einer Amateur-Jazzband spielte. Von 1963 bis 1966 studierte er Komposition bei Karlheinz Stockhausen an der Musikhochschule Köln. In den folgenden zwei Jahren arbeitete er gelegentlich als Musiklehrer, unter anderem war er am Artland-Gymnasium in Quakenbrück unter dem Namen Holger Schüring tätig. In jener Zeit nahm er an Sessions mit der Beatband The Remo Four teil. 1968 gründete er zusammen mit Irmin Schmidt, mit dem er in Köln studiert hatte, die Band Can. 1977 verließ er die Gruppe.
Er veröffentlichte eine Reihe von Soloalben, auch mit Beteiligung ehemaliger Can-Mitglieder, und arbeitete mit internationalen Künstlern zusammen, darunter in den frühen 1980er Jahren mit Jah Wobble, The Edge, den Eurythmics, David Sylvian, Brian Eno, oder auch Phew. 1983 arbeitete er mit der Band Trio. 1987 spielte er die Hauptrolle in dem Experimentalfilm Krieg der Töne, zu dem er auch die gesamte Musik beisteuerte und in dem auch Trio-Sänger Stephan Remmler auftrat. Zu Beginn der 1990er Jahre arbeitete Czukay mit Künstlern wie Peter Gabriel und Annie Lennox; außerdem trat er seitdem oft gemeinsam mit seiner Ehefrau Ursula Schüring geb. Kloss („U-She“/„Ursa Major“)[5] in Erscheinung.
Mitte der 1990er Jahre kam es zu mehreren gemeinsamen Projekten mit Air Liquide beziehungsweise mit dem Air-Liquide-Musiker Dr. Walker alias Ingmar Koch.
Tod
Am 5. September 2017 wurde Czukay im „Can-Studio“ in Weilerswist bei Köln, einem ehemaligen Kino, das er auch als Wohnung nutzte, von einem Nachbarn tot aufgefunden.[4][6] Seine Frau Ursula war gerade erst am 28. Juli, ihrem 55. Geburtstag, verstorben.[5] Czukay wurde am 14. September 2017 neben ihr auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt.[7] Das Grab im Flurstück „T“[8] liegt schräg gegenüber dem des Schlagzeugers und Can-Bandkollegen Jaki Liebezeit, der am 22. Januar 2017 an einer Lungenentzündung gestorben war.
Holger-Czukay-Preis für Popmusik der Stadt Köln
Im Juni 2019 wurde bekannt, dass der in diesem Jahr erstmals ausgelobte und mit 15.000 Euro dotierte Popmusik-Preis der Stadt Köln nach Czukay benannt werden soll.[9] Laut Ratsvorlage soll dadurch das Vermächtnis Czukays geehrt werden; der Name soll die zukünftigen Preisträger „in eine Verbindung mit dem außergewöhnlichen Werk dieses Künstlers“ stellen und zugleich helfen, den Preis überregional bekannt zu machen.[10] Ausgezeichnet werden Einzelpersonen, Bands oder Institutionen, die sich mit „herausragenden Leistungen“ um die Popmusikszene der Stadt verdient gemacht haben.[11]
Am 11. September 2019 wurden die ersten Preisträger bekanntgegeben, am 31. Oktober die Preise verliehen: Den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt der Musiker und Künstler Wolfgang Voigt, den Ehrenpreis das CAN-Gründungsmitglied Irmin Schmidt.[12][13]
Für 2020 sprach die Jury dem Künstlerduo Mouse on Mars den Hauptpreis zu: „Mouse on Mars zählen zu den wenigen experimentellen deutschen Popkünstlern, die international wahrgenommen werden (…), kehren aber regelmäßig nach Köln zurück.“ Mit dem Ehrenpreis wurde die Electro-Disco-Formation Gina X Performance (en) für ihr Lebenswerk gewürdigt.[14]
Preisträger 2021 ist die Kölner Band AnnenMayKantereit, die laut Jury „Themen und Fragen der jüngeren Generation in ihren zumeist deutschsprachigen Liedern prägnant auf den Punkt“ gebracht hat. Der Ehrenpreis wurde an den Kölner Musiker Arno Steffen verliehen.[15][16][17]
Diskografie (Auswahl)
Diskografie mit Can siehe unter Can.
- 1968: Canaxis (mit Rolf Dammers)
- 1979: Movies
- 1981: On the Way to the Peak of Normal
- 1981: Biomutanten/Menetekel (als Les Vampyrettes mit Conny Plank)
- 1982: Full Circle (mit Jah Wobble und Jaki Liebezeit)
- 1983: Snake Charmer MINI LP (mit Jah Wobble und The Edge)
- 1984: Der Osten ist rot
- 1984: Brilliant Trees (mit David Sylvian)
- 1987: Rome Remains Rome
- 1988: Plight and Premonition (mit David Sylvian)
- 1989: Flux and Mutability (mit David Sylvian)
- 1991: Radio Wave Surfer
- 1993: Moving Pictures
- 1997: Clash (mit Dr. Walker)
- 2003: The New Millennium (mit U-She)
- 2006: Good Morning Story
- 2006: Time and Tide (mit U-She)
- 2007: 21st Century (mit Ursa Major)
- 2018: Cinema
Film
- 1987: Krieg der Töne
Literatur
- Hans Hoff: Die anarchische Methode. In: Süddeutsche Zeitung. 22. März 2008 (Interview mit Holger Czukay auf sueddeutsche.de).
Weblinks
- Holger Czukay bei Discogs
- Offizielle Webpräsenz
- Tomasz Kot: Holger z Wrzeszcza, legenda krautrocka. Trojmiasto.pl Sp. z o.o., Gdańsk, 30. September 2021, abgerufen am 3. Oktober 2021 (polnisch).
Quellen
- Chartquellen: Deutschland / UK
- Tomasz Kot: Holger z Wrzeszcza, legenda krautrocka. Trojmiasto.pl Sp. z o.o., Gdańsk, 30. September 2021, abgerufen am 3. Oktober 2021 (polnisch).
- Traueranzeige. In: Zeitungsgruppe Köln, 13. September 2017 (abgerufen am 29. September 2017).
- Holger Czukay ist tot: Er starb im Can-Studio. Rolling Stone, 6. September 2017, archiviert vom Original am 6. September 2017; abgerufen am 6. September 2017.
- Traueranzeige Ursula Schüring
- ala: Rock-Avantgardist und Can-Bassist Holger Czukay tot aufgefunden. Spiegel Online, 6. September 2017, abgerufen am 6. September 2017.
- Holger Czukay: Die Angehörigen laden auch Fans zur Trauerfeier ein auf www.rollingstone.de, 12. September 2017
- Holger Czukay – Bestattung, Funeral. (PDF; 612 kB) spoonrecords.com
- Christian Bos: Popmusik-Preis der Stadt Köln – Musiker werden in Holger Czukays Namen geehrt. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 5. Juni 2019, abgerufen am 6. Juni 2019.
- Christian Bos: In Holger Czukays Namen: Der neue Popmusik-Preis der Stadt Köln hat einen Taufpaten gefunden. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Köln 5. Juni 2019, S. 218.
- Köln ruft „Preis für Popmusik“ ins Leben. In: koeln.de-Newsletter. 29. Januar 2019, abgerufen am 6. Juni 2019.
- Stadt Köln Pressemitteilung vom 11. September 2019: Holger Czukay Preis für Popmusik der Stadt Köln 2019, abgerufen am 11. September 2019
- Christian Bos: Kölns Beitrag zur Weltmusikgeschichte – Can-Mitglied Irmin Schmidt und Techno-Produzent Wolfgang Voigt mit Holger-Czukay-Preis geehrt. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Köln 2. November 2019, S. 28.
- stef: Czukay-Preis für Mouse on Mars. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Köln 23. Juni 2020, S. 24.
- Robert Baumanns: Holger Czukay Preis für Popmusik der Stadt Köln 2021. In: Pressemitteilung. Stadt Köln. 16. Juli 2021. Abgerufen am 17. Juli 2021.
- Christian Bos: Kölner Popmusikpreis: Schätzing gratuliert Arno Steffen, Engelke lobt AnnenMayKantereit. Kölner Stadt-Anzeiger. 1. November 2021. Abgerufen am 4. November 2021.
- Christian Bos: „Man glaubt alles, was man da hört“. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Köln 3. November 2021, S. 20.