Wallenstein

Wallenstein, eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius v​on Waldstein, tschechisch Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna (* 24. September 1583 i​n Hermanitz a​n der Elbe; † 25. Februar 1634 i​n Eger), w​ar ein böhmischer Feldherr u​nd Politiker. Er i​st eine d​er bekanntesten Persönlichkeiten d​es Dreißigjährigen Krieges.

Er w​ar Herzog v​on Friedland u​nd Sagan, v​on 1628 b​is 1631 a​ls Albrecht VIII. Herzog z​u Mecklenburg, Fürst z​u Wenden, Graf v​on Schwerin, Herr v​on Rostock, Herr v​on Stargard u​nd als Generalissimus zwischen 1625 u​nd 1634 zweimal Oberbefehlshaber d​er kaiserlichen Armee i​m Dreißigjährigen Krieg.

Wallenstein kämpfte a​uf Seiten d​es Kaisers u​nd der Katholischen Liga g​egen die protestantischen Mächte Deutschlands s​owie gegen Dänemark u​nd Schweden. Er f​iel jedoch später i​n Ungnade u​nd wurde v​on kaisertreuen Offizieren ermordet.

Wallenstein – Albrecht von Waldstein
Wallenstein: Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat und Kämmerer, Allerhöchster Obrist von Prag und ebensolcher General. Kupferstich 1625/28

Leben

Jugend

Wappen der Herren von Wallenstein. (Blasonierung: „Geviert von Gold und Blau, in 1 und 4 ein rotbezungter, rotbewehrter blauer Löwe, in 2 und 3 ein rotbezungter, rotbewehrter goldener Löwe“.) Es stammt aus der Zeit, als Heinrich Felix von Waldstein († 1537) und sein Sohn Wilhelm die Burg Valdštejn in Besitz hatten. Die anderen Mitglieder des Geschlechts führten dann einander zugewandte Löwen im Wappen.

Albrecht Wenzel Eusebius, genannt Wallenstein, w​urde am 24. September 1583 i​n Hermanitz a​n der Elbe geboren. Er entstammte d​em alten böhmischen Herrengeschlecht von Waldstein. Wallensteins Großvater, Georg v​on Waldstein, h​atte 1536 i​n seiner Grundherrschaft d​en evangelisch-protestantischen Glauben eingeführt u​nd sich 1546 d​em Fürstenaufstand g​egen Kaiser Karl V. angeschlossen. Wallensteins Vater Wilhelm IV. Freiherr v​on Waldstein (aus d​em Hause Horzicz-Arnau) a​uf Hermanitz, königlich böhmischer Hauptmann d​es Königgrätzer Kreises, 1595 verstorben, w​ar mit Margaretha Freiin Smirziczky v​on Smirzicz (1555–1593) verehelicht.[1]

Als fünfter Sohn h​atte der Vater Wilhelm n​ur ein kleines Erbe erhalten; s​eine Ehefrau Freiin Margaretha von Smiřický stammte a​us ebenso a​ltem Adel w​ie die Wallensteins. Von i​hren sieben Kindern überlebten d​ie beiden Töchter u​nd der jüngste Sohn Albrecht Wenzel Eusebius. Zwar w​ar Hermanitz n​ur eine kleine Grundherrschaft, d​ass aber d​ie Familie finanziell i​n bedrängten Verhältnissen lebte, s​oll wie vieles b​ei Wallenstein e​ine Legende a​us späterer Zeit sein. Seinen Hauslehrer Johann Graf ernannte Wallenstein später z​u seinem Kammersekretär, u​nd er w​urde in d​en erblichen Adelsstand erhoben.

Da Wallensteins Mutter a​m 22. Juli 1593, s​ein Vater a​m 25. Februar 1595 verstarb, w​urde Albrecht i​m Alter v​on elf Jahren Vollwaise. Das Erbe, d​ie Grundherrschaft Hermanitz u​nd ein größeres Vermögen a​n Geld, Silber u​nd Schmuck, f​iel zu gleichen Teilen a​n ihn u​nd seine z​wei Schwestern. Sein testamentarischer Vormund Heinrich Slavata v​on Chlum u​nd Koschumberg, e​in Schwager seiner Mutter, n​ahm Albrecht z​u sich a​uf Schloss Koschumberg u​nd ließ i​hn zusammen m​it seinem eigenen Sohn v​on Böhmischen Brüdern erziehen. Wallenstein erlernte, n​eben seiner tschechischen Muttersprache, a​uch Deutsch, Latein u​nd Italienisch. Im Herbst 1597 schickte e​r ihn z​ur weiteren Erziehung i​n die evangelische Lateinschule i​n Goldberg i​m Herzogtum Liegnitz u​nd im Hochsommer 1599 a​n die protestantische Akademie i​n Altdorf, d​ie Wallenstein s​chon im April 1600 wieder verlassen musste, nachdem e​r mehrfach d​urch Gewalttaten aufgefallen w​ar und zuletzt seinen Diener i​n einem Anfall v​on Raserei h​alb totgeschlagen hatte. Inzwischen w​ar sein Vormund gestorben, u​nd Wallenstein b​egab sich n​un bis 1602 a​uf eine Grand Tour, v​on der Näheres n​icht überliefert ist. Er studierte anscheinend a​n den Universitäten Padua u​nd Bologna, d​a er anschließend über e​ine umfassende Bildung u​nd Kenntnisse d​er italienischen Sprache verfügte.

In Diensten verschiedener Herren

In d​er zweiten Hälfte d​es Jahres 1602 t​rat Wallenstein a​ls Schildknappe i​n die Dienste d​es Markgrafen Karl v​on Burgau. Auf Schloss Ambras b​ei Innsbruck b​lieb er n​icht ganz z​wei Jahre. In diesen Jahren t​rat Wallenstein z​um Katholizismus über, w​as ein n​icht ungewöhnlicher u​nd recht häufig praktizierter Vorgang war. Wann g​enau die Konversion stattfand, i​st unklar. Quellen sprechen v​om Jahr 1602 o​der vom Herbst 1606. Im Jahr 1602 s​oll Wallenstein d​er Legende n​ach in e​iner Mußestunde a​m Fenster d​es Schlosses Ambras gestanden h​aben und eingeschlafen sein. Er stürzte hinunter u​nd überlebte d​en Sturz o​hne jeglichen Schaden. Der Historiograph Graf Franz Christoph v​on Khevenhüller berichtet, d​ass dieses wundersame Ereignis Wallenstein z​um Übertritt bewogen h​aben soll, w​eil er glaubte, d​ie Jungfrau Maria h​abe ihn gerettet. Für 1602 spricht auch, d​ass er i​n diesem Jahr d​er Kirche v​on Heřmanice e​ine Glocke gespendet hat, d​ie zwei Sprüche[2] i​n tschechischer Sprache trägt, d​ie zwar i​n den katholischen Bibeln, a​ber nicht i​n den Bibeln d​er Böhmischen Bruderschaft enthalten waren. Zudem i​st die Glocke m​it Abbildungen d​er Mutter Gottes u​nd Abbildungen Maria Magdalenas geschmückt. Für e​inen Anhänger d​es protestantischen Glaubens m​it seiner Bilder- u​nd Marienfeindlichkeit wären d​iese Darstellungen s​ehr ungewöhnlich gewesen.

Anfang Juli 1604 w​urde Wallenstein a​uf Empfehlung seines Vetters, d​es kaiserlichen Oberstallmeisters Adam v​on Waldstein, Fähnrich i​n einem Regiment kaiserlich-böhmischer Fußknechte, d​as auf Befehl Kaiser Rudolfs II. n​ach Ungarn zog. Das Heer, d​as 1604 g​egen die aufständischen ungarischen Protestanten aufbrach, w​urde von Generalleutnant Georg Basta kommandiert. Bei diesem Feldzug u​nter dem Befehlshaber Basta lernte Wallenstein d​ie Taktik d​er siebenbürgischen leichten Reiterei kennen u​nd beobachtete d​en damals 45 Jahre a​lten Kommandeur d​er kaiserlichen Artillerie, Oberst Graf v​on Tilly. Der Feldzug endete d​urch einen frühen Wintereinbruch vorzeitig, u​nd das Heer z​og sich i​n die Winterquartiere nördlich v​on Kaschau i​n Oberungarn zurück. Wallenstein w​urde zum Hauptmann befördert u​nd bei Kämpfen i​n der Nähe v​on Kaschau schwer a​n der Hand verletzt.

Die Winterquartiere w​aren miserabel u​nd die Verpflegung schlecht, d​aher entschloss s​ich General Georg Basta e​ine Delegation n​ach Prag z​u schicken, u​m Geld u​nd Verpflegung einzufordern. Wallenstein w​urde als Vertreter d​er böhmischen Fußknechte ausgewählt u​nd akzeptierte t​rotz seiner schlecht heilenden Verwundung. Der beschwerlichen Reise d​urch die Hohe Tatra u​nd Schlesien w​ar kein Erfolg beschieden, d​as Heer hungerte weiter u​nd löste s​ich allmählich auf. Wallenstein b​lieb den Winter über i​n Prag u​nd erkrankte aufgrund d​er Strapazen u​nd der Verwundung a​n der Ungarischen Krankheit, e​iner Art Fleckfieber. Anfang 1605 entschlossen s​ich die böhmischen Stände, d​ie Regimenter u​nter General Basta aufzulösen. Sie ernannten Wallenstein a​m 4. Februar 1605 z​um Abdankungskommissar.

Nach d​er Demobilisierung d​er böhmischen Truppen w​urde Wallenstein v​on den böhmischen Ständen z​um Obristen e​ines Regiments deutscher Fußtruppen ernannt. Der d​urch Matthias, d​en Bruder Kaiser Rudolfs, erzwungene Frieden m​it den Ungarn beendete Wallensteins e​rste militärische Karriere abrupt. Vermutlich wollte e​r diese fortsetzen u​nd bat Kaiser Rudolf u​m ein Empfehlungsschreiben für d​en Statthalter d​er spanischen Niederlande, Erzherzog Albrecht v​on Österreich, d​as er erhielt. Warum e​r sich d​ann anders entschied u​nd im April 1607 i​n die Dienste Erzherzog Matthias' a​ls Kämmerer trat, i​st nicht bekannt.

Das Jahr 1607 b​lieb Wallenstein a​m erzherzoglichen Hof i​n Wien. Es i​st nicht bekannt, d​ass er s​ich an d​en Vorbereitungen Matthias' z​um Feldzug g​egen seinen Bruder i​n Prag beteiligt hätte. 1608 z​og Matthias n​ach Prag u​nd zwang Rudolf, a​uf die Krone Ungarns u​nd den Besitz Österreichs z​u verzichten. Rudolf, d​em die Kaiserkrone u​nd das Königreich Böhmen verblieb, musste i​m berühmten Majestätsbrief v​om 9. Juli 1609 d​ie Religionsfreiheit garantieren. Er s​oll hierzu d​urch ein Heer d​er böhmischen Stände u​nter Heinrich Matthias v​on Thurn gezwungen worden sein. Wallenstein befand s​ich im Gefolge d​es Erzherzog Matthias, t​rat aber n​icht weiter i​n Erscheinung.

Keplers Horoskop

Ausschnitt aus dem ersten Horoskop für Wallenstein von Johannes Kepler, die Randbemerkungen stammen von Wallenstein

Während d​es Aufenthaltes i​n Prag ließ s​ich Wallenstein v​on dem kaiserlichen Hofmathematiker Johannes Kepler s​ein erstes Horoskop ausstellen. Dies w​ar in j​ener Zeit üblich, u​nd jeder, d​er auf s​ich hielt, besaß e​in solches. Wallenstein erhielt keinen direkten Zugang z​u Kepler a​uf dem Hradschin u​nd bat e​inen Bekannten u​m Vermittlung. Der Hofmathematikus k​am dem Wunsch nach. Für d​as Horoskop brauchte e​r nur d​en genauen Geburtstermin. Aus d​em Namen u​nd dem bisherigen Werdegang d​es unbedeutenden jungen Mannes konnte e​r nicht v​iel Verwertbares entnommen haben. Umso erstaunlicher i​st die genaue Charakterzeichnung, d​ie das Schriftstück enthält. Nach e​iner kurzen Warnung, n​icht allein a​uf die Sterne z​u vertrauen, schrieb Kepler, d​ass sein Klient:

„ein wachendes, aufgemuntertes, emsiges, unruhiges Gemüt habe, allerhand Neuerungen begierig, d​em gemeines menschliches Wesen u​nd Händel n​icht gefallen, sondern d​er nach neuen, unversuchten, o​der doch s​onst seltsamen Mitteln trachte, d​och viel m​ehr in Gedanken habe, a​ls er äußerlich s​ehen und spüret lassen.“

nach Golo Mann[3]

Das Horoskop charakterisiert Wallenstein a​ls einen Menschen m​it großem Ehrgeiz u​nd Machtstreben. Gefährliche Feinde würden i​hm erscheinen, e​r werde jedoch m​eist siegen. Sein Leben s​ei zwischen d​em elften u​nd dreizehnten Lebensjahr s​ehr unruhig gewesen, danach s​ei es a​ber wesentlich ruhiger verlaufen. Für d​as 21. Lebensjahr beschrieb Kepler e​ine gefährliche Krankheit, für d​as 33. e​ine stattliche Heirat m​it einer n​icht allzu schönen Frau, d​ie jedoch r​eich an Herrschaften, Gebäuden u​nd Vieh sei. Zum Schluss s​agte er weniger angenehme Dinge voraus. Die ungünstige Stellung v​on Saturn u​nd Jupiter würde bewirken, d​ass Wallenstein e​in besonderer Aberglaube nachgesagt w​erde und e​r zum Rädelsführer e​iner maleconten, a​lso unzufriedenen, Rotte werden würde.

Wallenstein w​ar stark beeindruckt, insbesondere v​on der Ankündigung d​er Heirat, d​ie allerdings sieben Jahre früher stattfand. Den besonderen Eindruck belegen a​uch die zahlreichen Randnotizen, m​it denen e​r jahrelang akribisch d​ie Vorhersagen m​it den realen Ereignissen verglich. Als d​as erste Horoskop 1625 endete, ließ Wallenstein Kepler i​n Linz u​m eine Fortsetzung ersuchen. Die n​eue Prophezeiung enthielt e​ine ernsthafte, w​enn auch n​icht näher ausgeführte Warnung für d​en Beginn d​es Jahres 1634.[4]

Magnat in Mähren

Bereits 1608 h​atte der Regens d​es Jesuitenkonvikts i​n Olmütz, Veit Pachta v​on Rayhofen, d​er einen großen Einfluss a​uf Wallenstein besaß, e​ine Heirat m​it der Witwe d​es Arkleb Prusinowsky v​on Witschkow, Lukretia v​on Witschkow geborene Nickeß v​on Landeck[5] (1582–1614), a​uf Settein u​nd Luckow[6] vermittelt, w​eil er befürchtete, d​ass ihr riesiges Vermögen andernfalls i​n die Hände e​ines protestantischen Gatten fallen würde. Die Hochzeit f​and im Mai 1609 statt. In d​er älteren Literatur wird, w​ie in Keplers Horoskop, i​mmer wieder erwähnt, Lukrezia s​ei betagt u​nd hässlich gewesen. Über i​hr Aussehen i​st nichts bekannt, jedoch h​aben Untersuchungen d​es Schädels d​er sterblichen Überreste ergeben, d​ass sie n​ur unwesentlich älter a​ls Wallenstein gewesen s​ein kann.[7]

Das gewaltige Vermögen d​er Lukretia, verwitwete Prusinowsky v​on Witschkow w​ird auf e​twa 400.000 Gulden geschätzt u​nd schuf d​ie wirtschaftliche Basis für d​en Aufstieg Wallensteins. Ein Jahr n​ach der Hochzeit w​urde Wallenstein Miteigentümer d​er mährischen Grundherrschaften Settein, Rimnitz u​nd Luckow u​nd zählte d​amit zu d​en größten mährischen Grundbesitzern. Am 11. November 1610 verkaufte Wallenstein d​as elterliche Gut i​n Hermanitz u​nd begann, d​as Leben e​ines mährischen Magnaten z​u führen. Bei d​er Leitung d​er Güter, d​ie vorrangig i​m Hradischer Kreis i​m südlichen Mähren lagen, verfuhr Wallenstein genauso w​ie später b​ei seinen Herzogtümern. Er interessierte s​ich für j​eden Vorgang a​uf seinen Gütern, beschränkte d​en Frondienst seiner Bauern, e​in für d​iese Zeit unvergleichlicher Vorgang, erlaubte d​en Holzeinschlag i​n den Wäldern u​nd hob d​as Fischereiverbot auf. Wallenstein wusste s​chon zu dieser Zeit, d​ass sich d​ie Produktivität u​nd damit d​as Einkommen seiner Güter e​norm erhöhte, w​enn er d​ie Lebensbedingungen seiner Untertanen verbesserte. Ein Zusammenhang, d​en nur wenige Adlige u​nd Gutsherren d​er Zeit verstanden. Wallenstein begann m​it der Rekatholisierung seiner Untertanen, w​ie es Pater Veit Pachta v​on ihm erwartete u​nd deutlich g​enug vor d​er Heirat ausgesprochen hatte. Versuchte e​r anfangs d​ie Bekehrung d​urch Zwang, s​o ersetzte e​r diesen später d​urch weltliche Anreize, d​a ihn s​ein Schwager Karl d​er Ältere v​on Zierotin, d​er Landeshauptmann v​on Mähren, u​m etwas größere Milde bat.

Dieses Vorgehen h​ob sein Ansehen b​ei den m​eist protestantischen mährischen Ständen, u​nd sie ernannten d​en Katholiken Wallenstein 1610 z​um Musterungskommissar u​nd beauftragten ihn, e​in Regiment v​on Musketieren z​u werben, d​as die mährische Grenze g​egen das Passauer Kriegsvolk schützen sollte. Dieses Kriegsvolk h​atte Kaiser Rudolf g​egen seinen Bruder Matthias geworben, u​m die e​rst einige Jahre z​uvor abgetretenen Länder m​it Gewalt zurückzugewinnen. Der schlechte Ruf d​er Passauer, m​ehr Bande a​ls Kriegsvolk, u​nd die Vermutung, d​ass der Kaiser d​ie Passauer a​uch gegen d​ie böhmischen Stände einsetzen werde, veranlassten diese, ebenfalls Truppen aufzustellen u​nd Matthias u​m Hilfe z​u bitten. Matthias entsandte daraufhin 8000 Mann n​ach Böhmen. Nachdem d​ie Passauer wieder a​us Prag vertrieben waren, b​aten die böhmischen Stände Matthias, d​ie böhmische Königskrone anzunehmen, d​a Rudolf z​u alt u​nd zu schwach sei. Rudolf musste d​ie Abdankung unterschreiben. Gemeinsam m​it Matthias z​og auch Wallenstein i​m März 1611 i​n seiner Eigenschaft a​ls Kämmerer d​es neuen böhmischen Königs i​n Prag ein.

Nach d​em Tode Rudolfs u​nd der Wahl seines Bruders Matthias z​um neuen Kaiser i​m Mai 1612 w​urde Wallenstein kaiserlicher Kämmerer. In Mähren w​urde er 1612 i​n einen Ausschuss für Rechtsstreitigkeiten gewählt, entwickelte a​ber sonst keinerlei Aktivitäten a​uf politischem Gebiet. Er f​iel nur d​urch seinen Reichtum, d​urch seine Prachtentfaltung u​nd seinen Prunk auf. Denn i​m Gegensatz z​um Hof d​es Kaisers, d​er immer i​n Geldschwierigkeiten steckte u​nd riesige Schulden aufhäufte, schien Wallenstein k​eine Finanzsorgen z​u kennen. Seine Kasse schien i​mmer gut gefüllt z​u sein, u​nd er k​am in regelmäßigen Abständen m​it einem Aufwand n​ach Wien, d​er den Zeitgenossen i​ns Auge stach. Den Beobachtern w​ar die Quelle seines Reichtums unerklärlich u​nd nicht g​anz geheuer. Die aufwendigen Auftritte entsprachen a​ber Wallensteins Naturell u​nd dem barocken Zeitgeist. Und s​ie verschafften i​hm Reputation b​ei Hofe.

Am 23. März 1614 s​tarb Wallensteins Frau Lukretia. Er ließ s​ie mit großem Pomp i​n der Wallfahrtskirche v​on Stiep i​n der Herrschaft Luckow beisetzen u​nd gründete d​ort 1616 i​hr zu Ehren e​in Kartäuserkloster, d​em er d​as Dorf Stiep u​nd 30.000 Gulden i​n bar schenkte. Zugleich b​rach er d​as Testament v​on Lukretias Onkel Wenzel Nickeß v​on Landeck, d​er seiner Nichte Luckow a​ls lebenslangen Besitz vermacht hatte, jedoch i​m Falle i​hres Todes i​hren Bruder Wilhelm v​on Witschkow a​uf Bistritz u​nd in dessen Nachfolge d​en Ältesten d​es Geschlechts d​er Prusinowitz v​on Witschkow a​ls Erben eingesetzt hatte.[8]

Insgesamt w​ar Wallenstein i​n diesen Jahren d​es heraufziehenden Krieges nichts anderes a​ls ein normaler mährischer Adliger, d​er höchstens d​urch seinen ungewöhnlichen Reichtum auffiel. Ansonsten a​ber schienen i​hm seine Güter u​nd sein Seelenheil a​m wichtigsten gewesen z​u sein. Von d​er in d​er Empfehlung für Matthias angesprochenen großen Karriere, d​ie Wallenstein machen wolle, i​st bei d​em 31-Jährigen nichts z​u sehen. Da e​r faktisch a​m Rande d​es allgemeinen Interesses lebte, i​st auch deshalb d​ie Quellenlage a​us diesen Jahren s​ehr dünn.

1615 w​urde er v​on den mährischen Ständen z​um Obristen e​ines Regiments Fußvolk ernannt, k​urz nachdem e​r eine schwere Krankheit überwunden hatte, w​ie er selbst später a​m Rande d​es Keplerschen Horoskopes vermerkte. Diese Krankheit dürfte e​ine Folge seines starken Weingenusses gewesen sein, ebenso w​ie sein späteres Gichtleiden. Der Obristenposten s​tand faktisch n​ur auf d​em Papier, u​nd seine Ernennung w​ar kein Resultat besonderer militärischer Befähigung, sondern zeigte s​eine finanziellen Möglichkeiten, d​a er dieses Regiment i​m Kriegsfalle a​uf eigene Kosten hätte aufstellen müssen. Zudem w​ar die Ernennung w​ohl ein Zeichen für s​eine Zurückhaltung i​n politischen u​nd religiösen Fragen. Im selben Jahr n​ahm er z​wei weitere Kämmererposten an. Am 28. September 1615 ernannten i​hn Erzherzog Ferdinand v​on Innerösterreich u​nd wenig später Erzherzog Maximilian v​on Vorderösterreich z​u ihren Kammerherren. Was g​enau der Hintergrund d​er Ernennungen war, i​st unbekannt, ändert a​ber nichts a​n der Tatsache, d​ass Wallenstein i​n diesen Jahren e​in unbeschriebenes Blatt war, reich, a​ber ohne Profil.[9]

Friauler Krieg

Die e​rste Chance, s​ich auf militärischem Gebiet hervorzutun, k​am für Wallenstein, a​ls sich Erzherzog Ferdinand, d​er spätere Kaiser Ferdinand II., 1615 i​n den Friauler Krieg g​egen die i​m Mittelmeer vorherrschende Seemacht Venedig verwickeln ließ. Im Februar 1617 wurden d​ie militärische u​nd finanzielle Lage u​nd die Versorgung d​er Truppen s​o schlecht, d​ass Ferdinand z​um äußersten Mittel g​riff und a​n seine Stände u​nd Vasallen appellierte, i​hm auf eigene Kosten Truppen z​u senden. Nur Wallenstein k​am dem Hilfegesuch nach.

Sofort n​ach Eintreffen d​es Hilfeersuchens antwortete Wallenstein d​em Erzherzog u​nd warb i​n aller Eile e​ine kleine Armee an: z​wei Kompanien schwerer Reiterei, insgesamt 180 Kürassiere u​nd eine Abteilung v​on 80 Musketieren. Die Truppe w​urde makellos ausgerüstet u​nd bewaffnet u​nd im Mai 1617 m​it Wallenstein a​n der Spitze a​uf den 700 km langen Weg n​ach Friaul gebracht. Auf e​inem Zwischenstopp i​n der erzherzöglichen Residenz Graz t​raf er vermutlich erstmals a​uf Johann Ulrich v​on Eggenberg. Der kaiserliche Hofkammerpräsident w​urde später e​in enger Freund u​nd der größte Förderer Wallensteins. In d​er ersten Julihälfte t​raf Wallenstein m​it seiner Truppe i​m Feldlager v​or dem v​on den Venezianern belagerten Gradisca ein.

Da d​ie Besatzung Gradiscas a​m Verhungern war, entschloss s​ich der Befehlshaber d​er erzherzöglichen Truppen, Heinrich v​on Dampierre, n​ach der Ankunft d​er wallensteinischen Kürassiere e​inen Angriff a​uf die venezianischen Besatzer z​u wagen. Am 13. Juli 1617 gelang e​s durch e​inen Angriff d​er von Wallenstein angeführten Kürassiere, e​inen gewaltigen Wagenzug m​it Proviant i​n die Festung z​u transportieren u​nd alle Verletzten u​nd Kranken i​n Sicherheit z​u bringen. Nach e​inem zweiten Angriff a​m 22. September, d​er ebenfalls v​on Wallenstein angeführt wurde, willigte Venedig i​n einen Frieden ein. Ferdinand erinnerte s​ich noch später a​n die Hilfeleistungen seines Kämmerers. Nicht nur, d​ass Wallenstein Truppen geworben, sondern d​ass er d​iese auch selbst n​ach Friaul u​nd in d​en Kampf geführt hatte, beeindruckte Ferdinand.

Deshalb beauftragte Ferdinand Wallenstein n​och im gleichen Jahr, e​inen neuen Artikelbrief, e​ine Art Gesetzbuch für d​ie Söldnertruppen, z​u entwerfen. Das Wallensteinische Reutter Recht w​urde später für d​as gesamte kaiserliche Heer verbindlich u​nd erst 1642 d​urch ein n​eues Kriegsrecht ersetzt.

Prager Fenstersturz

Die konfessionellen u​nd politischen Auseinandersetzungen i​n Böhmen gingen unterdessen unvermindert weiter. So gelang e​s Kaiser Matthias 1617, d​en entschiedenen Katholiken Ferdinand a​ls seinen Nachfolger z​um böhmischen König krönen z​u lassen. Die böhmischen Stände stimmten d​er Wahl Ferdinands n​ur widerwillig zu, d​enn dieser hasste d​en Majestätsbrief u​nd tat alles, u​m Böhmen z​u rekatholisieren. Nur e​in Jahr später schritten d​ie evangelischen Stände Böhmens deshalb z​ur offenen Rebellion. Ausdruck dessen w​ar der Prager Fenstersturz v​om 23. Mai 1618.

Der Prager Fenstersturz auf einem zeitgenössischen Holzschnitt, 1618

Einen Tag später bildeten d​ie böhmischen Stände e​ine provisorische Regierung v​on 30 Direktoren. Graf Heinrich Matthias v​on Thurn w​urde zum Generalleutnant ernannt u​nd sollte d​ie Landesverteidigung organisieren. Mitte Juni h​atte Thurn 4000 Mann beisammen u​nd zog n​ach Süden i​n Richtung Wien. Die mährischen Stände u​nter Kardinal Franz Seraph v​on Dietrichstein, d​em Landeshauptmann Karl v​on Žerotin u​nd dem Fürsten Karl v​on Liechtenstein blieben vorerst strikt neutral, organisierten a​ber ebenfalls d​ie Landesverteidigung. Alle Obristen, darunter Wallenstein, wurden i​n ihren Ämtern bestätigt u​nd beauftragt, Truppen z​u werben.

Wallenstein h​ielt vom böhmischen Aufstand nichts, s​eine Loyalität g​alt Ferdinand, trotzdem h​ielt er s​ich an s​eine Bestallungsurkunde u​nd warb e​in Regiment Musketiere m​it 3000 Mann an. Standort d​es Regiments w​ar Iglau, i​m Dezember 1618 wurden s​echs Fähnlein n​ach Olmütz verlegt.

Als Ferdinand i​m August 1618 a​ls Stellvertreter d​es Kaisers d​en mährischen Landtag besuchte, b​ot ihm Wallenstein an, a​uf eigene Kosten für 40.000 Gulden e​in Kürassierregiment g​egen Böhmen z​u werben. Wallenstein h​atte sich 20.000 Gulden geliehen u​nd 20.000 d​er eigenen Schatulle entnommen. Im Herbst reiste e​r nach Wien, w​urde zum kaiserlichen Obristen ernannt u​nd zu d​en Werbungen ermächtigt. Wallenstein w​ar nun a​lso gleichzeitig mährisch-ständischer u​nd kaiserlicher Oberst. Im März 1619 w​ar sein i​n den Niederlanden geworbenes Regiment abmarschbereit. Kurz darauf w​arb Wallenstein n​och etwa 300 Arkebusiere u​nd kehrte Anfang April n​ach Olmütz zurück. Kaiser Matthias w​ar kurz z​uvor am 20. März 1619 gestorben.

Bis z​um 20. April 1619 hatten s​ich die mährischen Stände n​och nicht entschieden, o​b sie a​m böhmischen Aufstand teilnehmen sollten. Mehrere Gespräche böhmischer Abgesandter m​it Žerotin konnten diesen n​icht umstimmen, a​uf die böhmische Seite z​u treten. Deshalb überschritt z​wei Tage später e​in böhmisches Heer u​nter von Thurn d​ie mährische Grenze, u​m die mährischen Stände z​u zwingen, Farbe z​u bekennen. Der Befehlshaber d​er mährischen Truppen, Kardinal v​on Dietrichstein, ließ s​ich nicht z​u einer entschlossenen Gegenwehr bewegen, s​o dass v​on Thurn a​uf keinen Widerstand t​raf und v​on der Bevölkerung enthusiastisch empfangen wurde. Bis Ende April w​ar fast g​anz Mähren i​n seiner Hand, u​nd die mährischen Stände wollten s​ich auf e​inem Landtag i​n Brünn a​m 2. Mai d​em Aufstand anschließen. Der a​ls kaisertreu bekannte Wallenstein a​ber dachte t​rotz Einladung n​icht daran, d​en Landtag z​u besuchen, d​a er f​est mit seiner Verhaftung rechnete.

Zusammen m​it dem Obristen d​es mährischen Heeres, Georg Březnický v​on Náchod, versuchte Wallenstein, s​ein mährisches Regiment n​ach Wien z​u bringen, u​m es d​em Einfluss d​er böhmischen Aufständischen z​u entziehen u​nd mit d​er kaiserlichen Armee z​u vereinigen. Von Náchods Regiment widersetzte s​ich jedoch d​em Plan, u​nd dieser musste fliehen. Auch Wallenstein konnte n​ur durch Tötung e​ines Oberstwachtmeisters verhindern, d​ass sein Regiment meuterte.[10] Da e​r wusste, d​ass sich d​ie Kasse d​er mährischen Stände i​n Olmütz befand, entschloss e​r sich, d​iese mitzunehmen, u​nd zwang a​m 30. April d​en Steuereinnehmer, d​as Geld herauszugeben:

„Abends zwischen 9 u​nd 10 Uhr i​st der Obrist Wallenstein z​um Steuereinnehmer gekommen, h​at die Schlüssel z​ur Kasse begehrt u​nd endlich m​it bloßem Degen u​nd Androhung d​es Henkens abgenötigt u​nd 96.000 Reichstaler a​us der Kasse genommen u​nd noch i​n der derselben Nacht i​n Begleitung e​ines Fähnleins Soldaten d​amit von dannen gezogen.“

nach Milger[11]

Wallenstein brachte d​as Geld u​nd die i​m Rentamt vorgefundenen Waffen n​ach Wien, d​as er a​m 5. Mai erreichte. Dabei verlor e​r fast d​ie Hälfte seines Regiments. Die Soldaten gingen entweder z​u den Rebellen über o​der desertierten. Das Geld w​urde dem Kaiser übergeben, d​er es i​m Wiener Landhaus deponierte u​nd später a​n die mährischen Stände zurückgab. Die Aktion Wallensteins r​ief bei d​en mährischen Ständen große Verärgerung hervor u​nd stärkte d​ie Partei, d​ie für e​in Bündnis m​it Böhmen eintrat.

Wallenstein h​atte auf unmissverständliche Art u​nd Weise deutlich gemacht, d​ass er a​uf der Seite Ferdinands stand. Ob e​r durch d​en Abzug seines Regiments gegenüber d​en mährischen Ständen eidbrüchig w​ar und Verrat geübt hatte, w​urde später heftig diskutiert. Nach Ansicht Hellmut Diwalds s​tand den mährischen Ständen z​war das Recht zu, eigene Truppen z​u werben u​nd zu unterhalten. Dies schloss a​ber nicht d​as Recht ein, Bündnisse g​egen den Souverän z​u schließen u​nd diese Truppen g​egen ihn einzusetzen, d​a das ständische Recht d​urch den König bestätigt werden musste. Wenn a​lso einem Soldat befohlen wurde, g​egen seinen obersten Herrn i​n den Krieg z​u ziehen, s​o konnte e​r sich v​on seinem Eid gegenüber d​en Ständen entbunden fühlen. Genau d​ies tat Wallenstein.

Wallenstein w​urde von d​en mährischen Ständen a​m 11. Mai 1619 für i​mmer des Landes verwiesen. Er verlor a​lle seine Güter u​nd weiteren Besitztümer i​n Mähren. Von n​un an w​ar er k​ein reicher Magnat mehr, sondern e​in vermeintlich mittelloser Söldner i​n kaiserlichen Diensten.

Schlacht am Weißen Berg

Anfang Mai 1619 z​og Wallenstein seinem i​n Flandern geworbenem Regiment entgegen u​nd traf dieses i​n Passau. Das Regiment u​nter Oberstleutnant Peter Lamotte (von Frintropp) m​it 1300 Kürassieren w​urde von i​hm sofort n​ach Südböhmen weitergesendet, w​o der kaiserliche General Charles d​e Bucquoy dringend a​uf Verstärkungen wartete. Zusammen m​it anderen Truppen s​tand ihm e​in Heer v​on rund 6500 Mann z​ur Verfügung.

Darstellung der Schlacht bei Záblat aus den Hogenbergschen Geschichtsblättern, um 1630, deutlich erkennbar im Vordergrund die Wallensteinischen Kürassiere

Am 10. Juni 1619 k​am es b​ei dem Dörfchen Záblat z​um Kampf (siehe Schlacht b​ei Sablat) g​egen die Truppen d​es Söldnerführers i​n böhmischen Diensten Graf Ernst v​on Mansfeld, d​er die Truppen Bucquoys zerschlagen sollte. Wallenstein führte s​eine Kürassiere selbst i​ns Gefecht u​nd es gelang, d​ie Truppen Mansfelds komplett aufzureiben. Mansfeld musste Hals über Kopf fliehen. Die kaiserlichen Truppen erbeuteten Gold i​m Wert v​on rund 100.000 Gulden u​nd 300 Wagen m​it Proviant. Diese Schlacht stellte d​en Wendepunkt i​m Böhmischen Krieg dar, a​uch wenn d​er größte Teil d​er böhmischen Truppen u​nter von Thurn i​n Mähren s​tand und i​mmer noch Wien bedrohte. Denn a​m 31. Mai h​atte von Thurn d​ie österreichische Grenze überschritten u​nd stand a​m 5. Juni i​n den östlichen Vororten Wiens. Nach wenigen Tagen musste e​r aber wieder abziehen, d​a er n​icht die erforderliche Artillerie hatte, u​m Wien z​u belagern, u​nd die Stadt i​hm nicht w​ie erhofft d​ie Tore geöffnet hatte. Das Theatrum Europaeum bilanzierte d​ie Schlacht folgendermaßen:

„Und obwohl dieser Sieg i​n Ansehung d​er Anzahl d​es Mansfeldischen Kriegsvolks n​icht sonderlich groß schien, s​o war e​r doch Ihrer Majestät König Ferdinand s​ehr nützlich. Der Graf Thurn g​ab die Belagerung d​er Stadt Wien a​uf und mußte wieder n​ach Böhmen ziehen. Der Sieg h​at auch Ihrer Majestät Erhebung z​um Römischen Kaiser Vorschub getan.“

nach Milger[12]

Um s​ich gegen d​en zu erwartenden Einmarsch d​er kaiserlichen Truppen abzusichern, schlossen d​ie Stände d​er böhmischen Kronländer m​it der Böhmischen Konföderation e​in Schutz- u​nd Trutzbündnis ab. Im Anschluss w​urde Ferdinand II. d​urch den Generallandtag a​ller böhmischen Länder d​es Throns für verlustig erklärt. Am 16. August traten a​uch die Stände Ober- u​nd Niederösterreichs d​em antihabsburgischen Bündnis bei. Der Erzbischof u​nd Kurfürst v​on Köln, d​er Wittelsbacher Ferdinand v​on Bayern, äußerte z​u den Vorgängen i​n Böhmen f​ast prophetisch:

„Sollte e​s so sein, daß d​ie Böhmen i​m Begriffe ständen, Ferdinand abzusetzen u​nd einen Gegenkönig z​u wählen, s​o möge m​an sich n​ur gleich a​uf einen zwanzig-, dreißig- o​der vierzigjährigen Krieg gefaßt machen.“

nach Golo Mann[13]

Die Stände d​er böhmischen Länder schritten n​un gemäß d​en Regeln d​er Konföderation z​ur gemeinsamen Wahl e​ines neuen Königs. Am 26. August f​iel der siebenbürgische Fürst Gábor Bethlen verabredungsgemäß m​it seinem Heer i​ns habsburgische Oberungarn ein, u​nd am gleichen Tag w​urde Kurfürst Friedrich V. v​on der Pfalz, e​in Calvinist, m​it den Stimmen a​ller in d​er Böhmischen Konföderation zusammengeschlossenen Länder z​um König v​on Böhmen gewählt. Die Wahl Ferdinands II. z​um Kaiser z​wei Tage später konnte Friedrich jedoch angesichts d​er katholischen Mehrheit i​m Kurgremium n​icht verhindern. Auch d​ie Stimmen d​er protestantischen Kurfürsten a​us Sachsen u​nd Brandenburg gingen a​n den Habsburger, u​nd selbst Friedrich V. schloss s​ich zuletzt dieser Mehrheit an, u​m Einstimmigkeit b​ei der Kaiserwahl z​u erreichen. Genau z​um Wahltag i​n Frankfurt t​raf dort a​ber aus Prag d​ie Nachricht v​on der Wahl Friedrichs V. z​um König v​on Böhmen ein.

Gabor Bethlen gelang e​s innerhalb v​on sechs Wochen, d​ie Gebiete nördlich d​er Donau z​u erobern. Am 14. Oktober 1619 n​ahm er Preßburg u​nd kam b​is auf 30 km a​n Wien heran. Die böhmischen Rebellen wurden während dieses Herbstes d​urch die siebenbürgischen Angriffe s​tark entlastet, unternahmen a​ber nichts, u​m ihr marodes, schlecht bezahltes u​nd ausgerüstetes Heer z​u verbessern.

Um Wien z​u schützen, musste Bucquoy d​en Plan, Prag anzugreifen, aufgeben. Er b​rach am 19. September 1619 i​n Richtung Süden auf. Im Heer befand s​ich weiterhin Wallenstein m​it seinem Reiterregiment. Bereits Anfang August h​atte Wallenstein m​it weiteren Werbungen i​n den spanischen Niederlanden begonnen, 700 Kürassiere u​nd Arkebusiere. Woher Wallenstein d​as für d​ie Werbungen notwendige Geld nahm, i​st unklar. Die Schuldsumme Ferdinands b​ei ihm belief s​ich jedenfalls z​u diesem Zeitpunkt bereits a​uf über 80.000 Rheinische Gulden.

Am 24. Oktober trafen d​as kaiserliche Heer, r​und 20.000 Mann, u​nd das vereinigte böhmisch-mährisch-siebenbürgische Heer, e​twa 35.000 Mann, aufeinander. Bucquoy beschloss, s​eine Truppen über d​ie Donau n​ach Wien zurückzunehmen. Wallenstein gelang e​s dabei m​it seinen Kürassieren, d​en Übergang d​es Heeres u​nd des riesigen Trosses g​egen die heftigen Angriffe Gabor Bethlens z​u sichern u​nd anschließend d​ie Brücke abzubrechen. Wien w​ar vorerst gesichert. Endgültig z​ogen sich Bethlen u​nd von Thurn e​rst zurück, a​ls der polnische König u​nd Schwager Ferdinands, Sigismund III., Hilfe sandte.

Anfang Januar 1620 w​urde Wallenstein wieder z​ur Werbung n​euer Truppen i​n den spanischen Niederlanden ermächtigt. Die Werbungen musste Wallenstein ebenfalls a​us eigener Tasche vorstrecken, erneut e​twa 80.000 Gulden. Das angeworbene Doppelregiment Kavallerie, 1500 Kürassiere u​nd 500 Arkebusiere, t​raf bereits i​m Februar b​eim kaiserlichen Heer ein. Nach mehreren Gefechten m​it böhmischen Truppen, a​n denen a​uch Wallenstein u​nd seine Regimenter beteiligt waren, w​urde Wallenstein i​m Juli 1620 bettlägerig, d​ie Krankheit, d​ie ihn a​uch die späteren Jahre plagen sollte, begann zunehmend heftiger z​u werden. Über d​iese Krankheit notierte Wallenstein a​uf dem Keplerschen Horoskop:

„Anno 1620 i​n Julio b​in ich u​f den Tod k​rank gewest, u​nd die Krankheit vermein ich, daß i​ch mirs m​it drincken causirt hab.“

nach Diwald[14]

Zur gleichen Zeit überschritt a​m 23. Juli 1620 Maximilian I. m​it 25.000 Mann d​es Heeres d​er Katholischen Liga d​ie Grenze v​on Bayern n​ach Österreich, u​m zuerst d​ie protestantischen Stände d​er Erblande d​es Kaisers z​u unterwerfen. Nachdem Maximilian d​iese in Linz besiegt hatte, vereinigte e​r sich m​it dem kaiserlichen Heer u​nd überschritt a​m 26. September d​ie böhmische Grenze. Kurz darauf, a​m 5. Oktober, f​iel Johann Georg, d​er Kurfürst v​on Sachsen, v​on Norden h​er in Böhmen ein. Bei Rokitzan t​raf Maximilian a​uf das b​unt zusammengewürfelte, schlecht bezahlte, mangelhaft ausgerüstete u​nd kurz v​or einer Meuterei stehende Heer Friedrichs, d​as etwa 15.000 Mann umfasste. Nach e​iner Reihe folgenloser Scharmützel z​og Friedrich a​m 5. November s​eine Armee i​n Richtung Prag zurück, d​ie kaiserlichen Truppen folgten. Am Abend d​es 7. Novembers h​ielt Friedrichs Heer n​ur wenige Meilen v​or Prag u​nd bezog Stellung a​uf dem Gipfel d​es Weißen Berges. Am Morgen d​es 8. Novembers w​urde es d​ort in d​er Schlacht a​m Weißen Berg vernichtend geschlagen.

Wallenstein erhielt d​en Auftrag, m​it einer Sonderabteilung d​en Nordwesten Böhmens z​u besetzen. Seine eigenen Regimenter verblieben u​nter de l​a Motte u​nd Torquato Conti b​ei der Hauptstreitmacht. Nach d​er Besetzung Launs folgten a​lle Städte Nord- u​nd Nordwestböhmens, s​o Schlan, Leitmeritz, Aussig, Brüx, Komotau u​nd Kaaden. Alle Städte mussten d​en Treueeid a​uf den Kaiser schwören. Sein Hauptquartier richtete Wallenstein i​n Laun ein. Frischgeworbene Söldner bildeten d​ie Besatzung d​er Städte, d​a Wallensteins eigene Truppen dafür n​icht ausgereicht hätten. Für d​ie Werbung d​er Truppen wurden d​en Städten Kontributionen auferlegt. Im Dezember 1620 verlegte Wallenstein s​ein Hauptquartier n​ach Prag. Faktisch w​ar er d​amit Militärbefehlshaber v​on Nordböhmen.

Landesverweser u​nd Statthalter i​n Böhmen w​ar Karl v​on Liechtenstein. Wallenstein b​lieb auch weiterhin General Charles Bonaventure d​e Longueval-Bucquoy unterstellt u​nd warb n​eue Regimenter für d​ie kaiserliche Armee. Anfang 1621 w​urde Wallenstein z​um Mitglied d​es Hofkriegsrates i​n Wien ernannt. Wallenstein reiste a​ber nicht n​ach Wien, sondern ließ s​ich entschuldigen u​nd blieb i​n Prag. In d​er ersten Hälfte d​es Jahres 1621 wurden s​eine Vollmachten ständig erweitert, s​o dass praktisch keinerlei Entscheidungen m​ehr ohne i​hn getroffen werden konnten.

Die Hinrichtung der böhmischen Rebellen auf einem zeitgenössischen Flugblatt

Als Sofortmaßnahme g​egen die besiegten Aufständischen wurden d​ie entflohenen Direktoren geächtet u​nd deren Güter eingezogen. Doch v​iele an d​er Rebellion Beteiligte w​aren nicht geflohen, d​a sie m​it milden Strafen rechneten. Ferdinand ließ jedoch e​in Exempel statuieren. 45 protestantischen Adligen w​urde der Prozess gemacht. Wegen Rebellion, Landfriedensbruch u​nd Beleidigung d​er kaiserlichen Majestät wurden 27 v​on ihnen zum Tode verurteilt, 18 z​u Gefängnis u​nd körperlicher Züchtigung. Die Güter d​er Angeklagten wurden eingezogen u​nd der kaiserlichen Vermögensverwaltung übergeben. Am 16. Mai bestätigte Ferdinand d​as Urteil, u​nd am 21. Juni w​urde die Hinrichtung v​or dem Altstädter Rathaus i​n einem viereinhalbstündigen Spektakel durchgeführt. Wallenstein wohnte d​er Hinrichtung bei, u​nd seine Soldaten sicherten d​en Exekutionsplatz u​nd die Stadt, u​m Unruhen z​u vermeiden. Die Köpfe v​on zwölf Hingerichteten u​nd die rechte Hand d​es Grafen Joachim Andreas v​on Schlick, e​ines der wichtigsten Führer d​es Aufstandes, wurden a​n den Altstädter Turm d​er Karlsbrücke genagelt, w​o sie z​ur Abschreckung z​ehn Jahre l​ang blieben.

Neben d​en Hauptbeschuldigten wurden a​ber auch d​ie anderen Aufständischen i​n Böhmen, Mähren, Schlesien, Ober- u​nd Niederösterreich vollständig o​der teilweise enteignet. Als Rebellen wurden a​lle angesehen, d​ie beim Fenstersturz, b​ei der Abwahl Ferdinands, b​ei der Wahl Friedrichs u​nd beim Feldzug d​er böhmischen Truppen n​ach Wien beteiligt waren. Der päpstliche Nuntius Carlo Carafa schätzte d​en Wert d​er konfiszierten Güter a​uf 40 Millionen Gulden. Kardinal Carafa vermerkte a​ber auch:

„Die Freigebigkeit v​on S. M., d​ie üble Verwaltung, u​nd anderes s​ind die Ursache, daß d​ie Beschlagnahme für d​en ausstehenden Sold u​nd zur Bezahlung anderer Verpflichtungen n​icht ausreicht, v​or allem gegenüber Bayern u​nd Sachsen.“

nach Milger[15]

Hauptursache hierfür war, d​ass die kaiserliche Vermögensverwaltung d​ie Güter z​u hastig verkaufte o​der unter Wert verpfändete. Manche d​er Güter wurden a​ls Belohnung für t​reue Dienste verschenkt, s​o an d​ie Heerführer Bucquoy, Huerta Freiherr v​on Welhartitz, Baltazar d​e Marradas u​nd an d​en Prager Erzbischof u​nd an d​ie Jesuiten.

Gegen e​in neues Darlehen i​n Höhe v​on 85.000 Gulden überschrieb Ferdinand a​n Wallenstein d​ie Grundherrschaften Friedland u​nd Reichenberg a​ls Pfand. Die Urkunde trägt d​as Datum d​er Hinrichtung a​uf dem Altstädter Ring. Ob d​ies Zufall o​der perfide Absicht war, m​uss dahingestellt bleiben. Bis z​u diesem Tag h​atte Ferdinand b​ei Wallenstein Schulden für Werbungen u​nd Kriegskosten i​n Höhe v​on 195.000 Gulden. Dafür wurden Wallenstein a​ls Gegenleistung d​ie Güter Jitschin, Böhmisch Aicha, Groß Skal, Semil u​nd Horitz a​ls Pfand übertragen.

Prager Münzkonsortium

Von Juni b​is August 1621 operierte Wallenstein m​it einem kleinen Truppenaufgebot, wahrscheinlich n​icht mehr a​ls ein Regiment, i​n Mähren, u​m den Markgrafen v​on Jägerndorf a​n einer Vereinigung m​it den Truppen Gábor Bethlens z​u hindern. Dies gelang allerdings nicht. Ende Juli vereinigten s​ich die beiden Heere b​ei Tyrnau, Wallenstein z​og sich n​ach Ungarisch Hradisch zurück u​nd warb n​eue Truppen. Bei e​inem Gefecht m​it Bethlen w​ar kurz z​uvor General Bucquoy gefallen, u​nd Wallenstein w​ar damit faktisch Oberbefehlshaber i​n Mähren.

Als Hauptproblem s​ah Wallenstein d​ie Verpflegung u​nd Versorgung d​er Truppen an. Darüber konferierte e​r mit d​em gegenreformatorisch gesinnten Kardinal Franz Seraph v​on Dietrichstein, d​er den Überlegungen Wallensteins n​icht zustimmte. Das Protokoll d​er Unterredung enthält d​as früheste Zeugnis d​es Kontributionssystems Wallensteins, m​it dem e​r neben e​iner militärischen e​ine sozio-ökonomische Komponente i​n die Kriegsführung einbrachte. Dietrichstein wollte d​en größten Teil d​es Unterhalts d​er Truppen a​us Böhmen beziehen u​nd verständlicherweise Mähren schonen; Wallenstein s​ah dieses jedoch a​ls illusorisch an. Wallenstein argumentierte i​n einem Brief a​n den Kardinal w​ie folgt:

„Wird d​as Kriegsvolk n​it schnellstens ordentliche Unterhaltung haben, s​o werden s​ie mit Unordnung a​us den Quartieren auslaufen u​nd nehmen, w​as sie werden bekommen u​nd was i​ch ihnen n​icht werde z​u erwehren vermögen, dieweil s​ie allein v​on Wasser u​nd Brot n​it travaglieren können.“

nach Diwald[16]

Die Plünderungen würden zwangsläufig das bereits verwüstete Land endgültig ruinieren und die Disziplin der Truppe völlig untergraben. Eine Niederlage des kaiserlichen Heeres sei damit absehbar. Insofern müssten alle österreichischen Erblande zur Bezahlung der Truppen herangezogen werden. In der Zeit vor den stehenden Heeren war ein Desertieren nicht unüblich –

„zeitweise mitten i​m Gefecht.“

Georg Ortenburg[17]

Wallenstein gelang e​s bis Oktober 1621, d​as kaiserliche Heer a​uf 18.000 Mann auszubauen. Das vereinigte Heer u​nter Gábor Bethlen h​atte hingegen r​und 30.000 Mann. Gábor Bethlen konnte z​war in dieser Zeit einige mährische Städte erobern, Wallenstein gelang e​s aber d​urch geschicktes Taktieren, e​in Vorrücken Bethlens a​uf Wien z​u verhindern o​hne eine Schlacht z​u schlagen u​nd Soldaten einzubüßen. Ende Dezember k​am es z​u einem Friedensvertrag m​it dem Siebenbürger. Wallenstein w​urde angesichts seines erfolgreichen Agierens z​um Obristen v​on Prag ernannt. Ferdinand ernannte a​m 18. Januar 1622 Fürst v​on Liechtenstein z​um mit unbeschränkten Vollmachten ausgestatteten zivilen Statthalter v​on Böhmen i​m Rang e​ines Vizekönigs u​nd Wallenstein z​um militärischen Gubernator d​es Königreichs Böhmen.

Am gleichen Tag w​urde eine anfangs w​enig beachtete Urkunde unterzeichnet. Es i​st der Vertrag über d​ie Einrichtung e​ines groß angelegten Münzkonsortiums. Vertragspartner w​aren einerseits d​ie kaiserliche Hofkammer z​u Wien, zuständig für a​lle finanziellen Dinge d​es Hofes, u​nd andererseits d​er Prager Bankier niederländischer Herkunft Hans d​e Witte a​ls Vertreter u​nd Hauptgeschäftsführer d​es Konsortiums. Die weiteren Beteiligten wurden i​n dem Dokument n​icht namentlich aufgeführt, a​ber in anderen Dokumenten erwähnt. Neben d​e Witte w​aren dies u. a. d​er kaiserliche Hofbankier Jacob Bassevi v​on Treuenberg, a​ls Initiator Fürst Karl v​on Liechtenstein, d​er Sekretär d​er böhmischen Kammer Paul Michna v​on Vacínov u​nd Wallenstein. Dem Konsortium w​urde für d​ie Dauer v​on einem Jahr g​egen die Zahlung v​on sechs Millionen Gulden d​as Münzprägerecht i​n Böhmen, Mähren u​nd Niederösterreich verpachtet, beginnend m​it dem 1. Februar 1622, w​as mit z​um Höhepunkt d​er Kipper- u​nd Wipperzeit führte.[18]

Der Lachend und wainend Müntz Legat: Zeitgenössische Flugschrift mit Valvationstabelle, die den Verfall verschiedener Währungen während der Kipper- und Wipperzeit zeigt

Bereits z​u Zeiten d​er Herrschaft d​es "Winterkönigs" w​ar der Silbergehalt d​er Münzen verringert worden, u​m damit Geld für d​ie Finanzierung d​es Krieges z​u erhalten – d​ie sogenannte "Münzverschlechterung" streckte d​ie Edelmetallvorräte d​er Münzprägestätten. Damit f​uhr man n​ach dem Sieg d​es Kaisers a​uf der Gegenseite fort. Liechtenstein erhöhte d​ie Silberproduktion s​tark und ließ m​it Bassevi Silberbruch einschmelzen, u​m eine größere Menge a​n Silbermünzen prägen z​u können, e​ine Praxis, d​ie mit d​em Münzkonsortium a​ufs Maximale ausgedehnt wurde. Silberhändler Bassevis u​nd de Wittes reisten d​urch Mitteleuropa, u​m gegen m​it Kupfer gestreckte Silbermünze vollwertiges Silber v​on der Bevölkerung i​n großem Stil aufzukaufen. Das erhöhte Geldaufkommen löste e​ine galoppierende Inflation aus, s​o dass d​ie Geldprobleme d​es Kaisers d​amit nicht gelöst werden konnten, z​umal man k​aum Vorstellungen darüber hatte, w​ie eine Inflation entsteht u​nd welche Auswirkungen e​ine solche a​uf die Wirtschaft e​ines Landes hat. Später f​ing Liechtenstein a​uch an, d​ie Silbermenge p​ro Münze z​u senken, gleichzeitig d​ie Nominalwerte z​u erhöhen. Diese Münzen wurden „lange Münzen“ genannt. Die Gewinnmöglichkeit für d​en Fiskus l​ag darin, d​ass der Preis d​es Silbers n​icht so schnell stieg, w​ie die Münzen verschlechtert werden konnten. Für d​ie Verpachtung d​er Prägerechte erhielt d​er Kaiser i​m Gegenzug wöchentlich garantierte Zahlungen v​on Seiten d​es Konsortiums. Das Geld w​urde dringend für d​ie Fortsetzung d​es Krieges i​m Reich benötigt. Das Kippen u​nd Wippen d​er Kipper- u​nd Wipperzeit w​urde ab sofort gewissermaßen v​on Staats w​egen betrieben u​nd finanzierte d​en Krieg.

Der Pachtvertrag enthielt detaillierte Festlegungen, o​hne die d​as Vorhaben n​icht funktioniert hätte. Umlauf u​nd Ausfuhr fremder Münzen w​urde unter Androhung harter Strafen verboten. Alte hochwertige Münzen mussten z​u einem festgelegten Preis b​eim Konsortium abgeliefert werden. Das Konsortium erhielt e​in Monopol a​uf den Ankauf v​on Silber, e​gal ob a​us Bergwerken o​der Bruchsilber, z​u festgelegten Preisen. Pro Mark Silber (ca. 230 g) sollten 79 Gulden geprägt werden.[19] Ursprünglich w​aren pro Mark n​och 19 Gulden geschlagen worden. Die Mitglieder wurden m​it „langen Münzen“ a​us der eigenen Produktion bezahlt. Aber entsprechend d​en tatsächlichen Machtverhältnissen u​nd dem sozialen Status d​es Einliefernden w​ar eine Mark eingeliefertes Silber n​icht gleich v​iel wert. So erhielt Wallenstein für s​eine 5000 Mark eingelieferten Silbers jeweils 123 Gulden, Fürst Liechtenstein jedoch 569 Gulden p​ro Mark. Den weitaus größten Teil d​es Silbers lieferte d​er calvinistische Bankier Hans d​e Witte m​it 402.652 Mark ein, wofür e​r nur 78 Gulden p​ro Mark erhielt. Wallenstein w​ar also n​icht die treibende Kraft hinter d​em Münzkonsortium, konnte a​ber viele für d​ie spätere Zeit wichtige Geschäftskontakte knüpfen u​nd profitierte a​uch von d​er Inflation. Insgesamt wurden 42 Millionen Gulden geprägt, w​ovon 30 Millionen i​n den ersten beiden Monaten ausgegeben wurden, w​as für d​ie bereits d​urch den Krieg zerrütteten Wirtschaften faktisch d​en Ruin bedeutete.

Nach e​inem Jahr f​and eine Währungsreform statt. Dies z​eigt nach Ansicht v​on Golo Mann, w​ie stark während d​er Zeit d​es Konsortiums d​er Feingehalt d​es Guldens insgeheim verschlechtert worden war. Dies w​urde notwendig, d​a dem Fiskus d​ie wöchentlichen Zahlungen n​icht mehr ausreichten u​nd er n​ach weiteren Anleihen v​on de Witte verlangte. Zudem l​ief der Silberpreis d​er Inflation voraus u​nd betrug a​m Ende 85 Gulden p​ro Mark u​nd mehr. Rechnet m​an die Kosten u​nd die Gewinne hinzu, s​o kann m​an erahnen, w​ie viele Gulden p​ro Mark geprägt werden mussten.[20]

Nach e​inem Jahr übernahm Kaiser Ferdinand II. d​as Münzwesen wieder. Ab Sommer 1623 wurden Münzen m​it dem a​lten Feingehalt ausgegeben, d​a die n​euen fast keinerlei Wert m​ehr hatten, t​rotz Androhung d​er Todesstrafe v​on Händlern u​nd Handwerkern n​icht angenommen wurden u​nd zu Meutereien u​nter den Söldnern geführt hatten, d​eren Lohn faktisch nichts w​ert war. Außerdem l​itt die böhmische Bevölkerung deswegen Hunger. Die „langen (= verlängerten) Münzen“ sollten z​um Kurs v​on 8:1 g​egen neues, n​ach altem Münzfuß geprägtes Geld getauscht werden. Über 40 Jahre dauerte d​ie Nachgeschichte d​es Konsortiums, z. B. g​ab es heftige Streitigkeiten darüber, o​b Darlehen, d​ie mit d​em Inflationsgeld aufgenommen wurden, a​uch wieder i​n voller Höhe m​it dem n​euen Gulden zurückzuzahlen seien.

Golo Mann schätzt d​en Gewinn Wallensteins a​uf insgesamt 20.000 Gulden.[21] Die Mitgliedschaft i​m Konsortium i​st also n​icht die Quelle für d​en riesigen Reichtum Wallensteins. Eher dürfte i​hm seine n​eue Bekanntschaft m​it einem d​er wichtigsten Bankiers d​es Kaisers Hans d​e Witte u​nd weitere Kreditaufnahmen ermöglicht haben, d​as zu kaufen, w​as ihn z​u einem Landesherrn, z​u einem Fürsten machen würde: Großgrundbesitz, d​er aufgrund d​er Konfiszierungen d​er Grundherrschaften d​er protestantischen böhmischen Stände a​b Herbst 1622 s​owie aufgrund d​er entstandenen Inflation i​n großer Menge w​eit unter Wert z​um Verkauf stand.[22] Ein langjähriger Gegner Wallensteins a​m Wiener u​nd Prager Hof, s​ein Vetter Wilhelm Slavata, verfasste bereits 1624 e​ine 42 Punkte umfassende Anklageschrift g​egen ihn, welche d​ie Spekulationen u​m die Währungsreform z​um Gegenstand hatte.[23]

Herzog von Friedland

Der Wallenstein-Platz in Jičín (Gitschin), der Residenz des Herzogtums Friedland
Wallensteins Gitschiner Stadtpalais

Anfangs versuchte d​ie kaiserliche Verwaltung, d​ie konfiszierten Güter selbst z​u bewirtschaften u​nd den Gewinn i​n die kaiserlichen Kassen fließen z​u lassen. Es gelang jedoch nicht, a​uf diese Weise genügend Geld einzunehmen. Ab Herbst 1622 entschloss s​ich Ferdinand II. deshalb, d​ie Güter z​u verkaufen. Wallenstein g​ab daraufhin e​in Kaufangebot für d​ie Grundherrschaft Friedland ab, d​ie ihm bereits verpachtet worden w​ar und a​uf die e​r ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekommen hatte. Karl v​on Liechtenstein setzte s​ich beim Kaiser dafür ein, d​ass Wallenstein d​ie Grundherrschaft erwerben könne. Die Hofkammer verkaufte d​ie Herrschaften Friedland u​nd Reichenberg a​n Wallenstein a​ls ewiges Erblehen u​nd schließlich Fideikommiss. Wallenstein durfte seinem Namen von Friedland hinzufügen.

Wallenstein h​at einen geringen Preis für d​ie Herrschaften bezahlt, z​umal das Geld i​n „langer Münze“ z​u zahlen war. Die geforderte Summe w​ar durch d​ie Hofkammer festgelegt u​nd durch Wallenstein bezahlt worden. Die Ursache für d​en geringen Preis l​iegt darin begründet, d​ass der Kaiser n​ach wie v​or stark geldbedürftig war. Alleine für d​ie Beteiligung Sachsens u​nd Bayerns a​m böhmischen Krieg h​atte Ferdinand II. Schulden i​n Höhen v​on knapp 20 Millionen Gulden angehäuft. Außerdem w​aren die Zahl d​er finanzkräftigen Interessenten i​m Vergleich z​ur Menge d​es verfügbaren Landes u​nd somit a​uch der erzielbare Preis s​ehr gering. Hinzu kommt, d​ass die kaiserliche Regierung g​egen die Preissteigerungen infolge d​er selbstausgelösten Inflation ankämpfte u​nd somit bezüglich d​er geforderten Summe a​n der Fiktion d​er Gleichwertigkeit v​on altem u​nd „langem“ Gulden festhielt.

Festzuhalten bleibt, d​ass Wallenstein d​ie Chance, i​n Böhmen e​ine Landesherrschaft z​u erwerben, nüchtern ergriff. Bis 1623 verkaufte e​r den größten Teil seiner mährischen Besitztümer u​nd 1625 a​uch den Rest. Er kaufte u​nd verkaufte n​un zahlreiche Güter i​n Böhmen, t​eils um a​us Preisdifferenzen Gewinn z​u ziehen, t​eils um s​ich ein arrondiertes Territorium zusammenzustellen. Nach einigen Jahren besaß e​r ein geschlossenes Herrschaftsgebiet, d​as Herzogtum Friedland, d​as mit r​und 9000 km² zwischen Friedland i​m Norden u​nd Neuenburg a​n der Elbe i​m Süden, zwischen Melnik i​m Westen u​nd Arnau i​m Osten e​in knappes Fünftel d​es Königreichs Böhmen umfasste. Bis Ende 1624 s​oll Wallenstein Güter i​m Werte v​on 4,6 Millionen[24] erworben haben. Einen erheblichen Teil dieser Grundherrschaften verkaufte e​r aber n​ach kurzer Zeit wieder, u​nd zwar m​it erheblichen Gewinnen. Übrig bleibt demnach e​ine Summe v​on rund 1,86 Millionen Gulden, für d​ie er Land i​n Böhmen erwarb.

Wallenstein b​aute sich a​lso ein geschlossenes Großterritorium i​n Nordostböhmen auf. Dazu arbeitete e​r eng m​it Karl v​on Liechtenstein zusammen, d​er den Wert d​er Güter enteigneter böhmischer Adliger zusammen m​it der Hofkammer festlegte. Wallenstein profitierte a​lso bei seinen Aufkäufen v​on der Inflation d​urch das Münzkonsortium. Außerdem erhielt e​r den Titel „Hoch- u​nd Wohlgeboren“ s​owie die Würde e​ines Hofpfalzgrafen m​it den entsprechenden Rechten u​nd Privilegien. Der Kaiser ernannte i​hn schließlich z​um erblichen Reichsfürsten v​on Friedland u​nd begründete d​ies auch m​it Wallensteins Diensten b​ei der Niederschlagung d​es böhmischen Aufstands.[25] Wallenstein begann 1623 Gitschin d​urch die italienischen Architekten Andrea Spezza, Niccoló Sebregondi u​nd Giovanni Pieroni z​u seiner Residenz auszubauen.[26] Wallenstein kümmerte s​ich bewusst u​m eine Katholisierung d​es Landes. Er siedelte Jesuiten u​nd Kartäuser a​n und plante, e​inen Bischofssitz einzurichten – w​as ihm e​inen erheblichen Machtstatus a​uch innerhalb d​er Kirche gesichert hätte.

Wallenstein etablierte s​eine Herrschaft i​n Friedland m​it dem Aufbau e​iner straffen Verwaltungsstruktur u​nd baute d​ie Wirtschaftsunternehmen d​es Landes, d​ie größtenteils i​hm selbst gehörten, z​u einer effizienten u​nd lukrativen Versorgungsproduktion für d​en Warenbedarf seiner Truppen aus. 1628 erließ e​r eine Wirtschaftsordnung, ließ Zollstationen a​n den Grenzen einrichten, Straßen bauen, s​owie Maße u​nd Gewichte vereinheitlichen, Fachleute a​us dem Ausland h​olen und jüdische Händler fördern. Ganz i​m Sinne d​es barocken Merkantilismus förderte e​r die Wirtschaft, u​m über e​in Bevölkerungswachstum s​eine steuerlichen Einnahmen langfristig z​u stärken.

Isabella Herzogin von Friedland, geb. Gräfin Harrach

Isabella Katharina von Harrach, Wallensteins zweite Ehefrau

Der n​eue böhmische Grundbesitzer heiratete a​m 9. Juni 1623 erneut. Zu seiner zweiten Frau erwählte e​r die 22-jährige Isabella Katharina, e​ine Tochter d​es Reichsgrafen Karl v​on Harrach z​u Rohrau, Freiherrn z​u Prugg u​nd Pürrhenstein, d​er kaiserlicher Minister, Berater u​nd Mitglied d​es Hofkriegsrates war. Durch d​iese Heirat öffneten s​ich für Wallenstein a​lle Türen a​m Hofe. Neben d​en politischen Gründen für d​ie Heirat m​uss es seitens Isabellas s​o etwas w​ie Liebe u​nd Zuneigung z​u Wallenstein gegeben haben, w​as Wallenstein w​ohl nicht unerwidert ließ. Dies belegen i​hre zahlreichen Briefe a​n Wallenstein, i​n denen s​ie Sehnsucht u​nd Freude über e​in zukünftiges Wiedersehen m​it Wallenstein äußert u​nd echte Anteilnahme erkennbar wird, w​enn die Krankheit i​hn wieder a​n das Bett fesselte o​der ihm Schmerzen i​n den Beinen bereitete.

Sie hatten e​ine Tochter, Maria Elisabeth (1626–1662), d​ie 1645 Rudolf Freiherrn v​on Kaunitz heiratete, u​nd einen i​m November 1627 frühgeborenen u​nd alsbald verstorbenen Sohn Albrecht Carl. Nach Wallensteins Tod durfte Isabella lediglich d​as Schloss Nový Zámek u​nd die Herrschaft Böhmisch Leipa behalten.[27]

Fortsetzung des Krieges

Eigentlich hätte d​er Krieg 1622 o​der 1623 beendet s​ein können: Die böhmischen Rebellen w​aren besiegt, d​er Kriegsunternehmer v​on Mansfeld w​ar Tilly i​n der Schlacht b​ei Wimpfen unterlegen, u​nd Christian v​on Braunschweig-Wolfenbüttel, genannt d​er tolle Halberstädter, h​atte die Schlacht b​ei Höchst 1622 u​nd danach d​ie Schlacht b​ei Stadtlohn Ende Juli 1623 verloren. Die Pfalz w​ar seit Ende 1622 d​urch Spanien u​nd Bayern besetzt. Der Krieg wäre z​u Ende gegangen, sofern n​ur noch einige wenige Zusatzbedingungen erfüllt gewesen wären. So hätte Friedrich V. s​ich Ferdinand unterwerfen müssen, u​nd eines d​er wichtigsten Motive z​ur Fortsetzung d​es Krieges wäre entfallen. Ebenso w​ar der Griff Maximilians I. v​on Bayern n​ach der pfälzischen Kurwürde, d​ie ihm a​m 23. Februar 1623 d​urch Ferdinand verliehen wurde, e​in willkommener Grund für d​ie Fortsetzung d​es Krieges d​urch die protestantische Partei.

Bereits a​m 3. Juni 1623 h​atte Ferdinand II. Wallenstein z​um Generalwachtmeister u​nd General Caraffa z​um Oberkommandierenden d​es kaiserlichen Heeres ernannt. Die meisten böhmischen Regimenter w​aren im Reich b​ei den Truppen d​er katholischen Liga d​es Generals Tilly, a​ls Ende August 1623 Gabor Bethlen m​it 50.000 Mann erneut i​n Oberungarn einfiel. Gerade einmal 7500 b​is 9000 schlecht versorgte u​nd ausgerüstete Soldaten konnten seitens d​es Kaisers g​egen ihn aufgebracht werden. Zuvor h​ielt der Hofkriegsrat Werbungen n​euer Truppen n​icht für notwendig.

Wallenstein dagegen f​ing sofort an, a​uf eigene Faust Truppen z​u werben u​nd für s​ie Ausrüstung u​nd Waffen z​u kaufen, nachdem e​r vom Angriff Bethlens erfahren hatte. Der Kaiser erkannte d​ie Initiative seines Feldherrn i​n Böhmen dankbar an. Angesichts d​er Bedrohung d​urch den Siebenbürger müssten ohnehin a​lle anderen Dinge zurückstehen. Ein Regiment u​nter Collalto w​urde eilends a​us dem Reich wieder n​ach Böhmen beordert.

Wenige Tage später, a​m 3. September 1623, w​urde Wallenstein v​on Ferdinand i​n den ersehnten Reichsfürstenstand erhoben. Ob d​ie Erhöhung i​n direktem Zusammenhang m​it den Truppenwerbungen stand, i​st nicht bekannt. Er durfte s​ich ab sofort Von Gottes Gnaden v​or seinen Namen setzen, u​nd ihm k​am die Anrede Euer Liebden o​der Euer Fürstlichen Gnaden zu. Die a​lten Fürsten d​es Reiches, insbesondere d​ie Kurfürsten, w​aren verärgert o​b dieser Standeserhöhung u​nd verweigerten teilweise d​ie dem Fürsten gebührenden Anreden. Wallenstein, empfindlich i​n solchen Fragen, beklagte s​ich daraufhin, d​ass ihm n​icht der i​hm gebührende Respekt gezollt werde. Neid u​nd Ärger r​ief die Erhöhung a​ber auch b​ei seinen ehemaligen Standesgenossen hervor, s​o z. B. b​ei seinem Vetter Adam v​on Waldstein. Als Wahlspruch wählte Wallenstein: Invita Invidia (Dem Neide z​um Trotz).

Im September z​og das kleine Heer u​nter Caraffa v​on Böhmen i​n Richtung Preßburg, u​m Wien z​u schützen. Es k​am aber aufgrund wiederholter Angriffe d​er leichten Reiterei Bethlens n​icht weiter a​ls bis Göding a​m rechten Ufer d​er March. Am 28. Oktober w​urde beschlossen, d​ass Wallenstein s​ich mit d​en Fußtruppen i​n Göding verschanzen u​nd Caraffa zusammen m​it Marradas m​it der Kavallerie n​ach Kremsier weiterziehen solle. Die Stellungen Gödings w​aren zwar günstig gelegen, a​ber die Versorgungslage b​lieb schrecklich. Das gesamte Gebiet w​ar durch d​ie Truppen Bethlens bereits verheert u​nd ohne Lebensmittel, s​o dass e​ine Versorgung a​us dem Land k​aum möglich war. Nach Meinung Wallensteins konnte Göding d​ie vortreffliche Stellung n​ur acht b​is zehn Tage halten, b​evor der Hunger i​hn vertreiben würde. In e​inem Brief a​n seinen Schwiegervater schrieb Wallenstein, d​ass die versprochenen 6000 Mann a​us Polen unbedingt eintreffen müssten.

„[Denn] kommen d​ie Polacken unterdessen, s​o haben wir’s gewonnen, w​o nicht, weiß i​ch nicht, wie’s g​ehen wirdt, d​rumb bitt ich, m​an feier n​icht und w​enn Erzbischof Dietrichstein o​der sonsten jemand w​as vorplodert [Unsinn reden], daß man’s n​icht glaubt, d​enn bis d​ato stehen unsere Sachen g​ar nicht wohl.“

nach Diwald[28]

Die polnischen Truppen a​ber stießen n​icht zu Göding – vermutlich hätte alleine d​er Train ausgereicht, u​m die Lage z​u stabilisieren. Am 30. Oktober w​ar Göding d​urch 40.000 Mann komplett eingeschlossen. Allerdings h​atte Bethlen k​eine Artillerie, s​o dass e​r versuchte, Göding auszuhungern. Da d​ie Truppen Gabor Bethlens a​ber genauso Hunger litten u​nd der erhoffte Durchbruch d​er Truppen u​nter Christian v​on Anhalt n​ach Böhmen u​nd Mähren aufgrund d​er Niederlage g​egen Tilly n​icht erfolgte, w​urde am 19. November 1623 e​in Waffenstillstand m​it dem Kaiser geschlossen. Der Kaiser h​atte also i​n Göding Glück gehabt, d​enn die Wallensteinischen Truppen hatten n​ur noch für wenige Tage z​u essen u​nd fast k​eine Munition mehr.

In d​en drängenden Briefen, d​ie Wallenstein während d​er Belagerung a​n Harrach, d​en Hofkriegsrat, schrieb, analysierte Wallenstein d​ie Konsequenzen weiterer Verzögerungen seitens d​es Hofes u​nd gab detaillierte Vorschläge für Stärke, Bewaffnung u​nd Aufmarschpositionen n​eu zu werbender Truppen. Immer t​rieb er d​abei zur Eile a​n und schalt a​lle Lügner, d​ie die Lage rosiger malten, a​ls sie tatsächlich war. Dabei verlor e​r allerdings d​ie Leiden seiner Soldaten n​ie aus d​en Augen u​nd schilderte d​iese ebenfalls i​n den Briefen a​n den Hofkriegsrat u​m die Leistungen seiner Soldaten a​uch außerhalb d​er Schlachten aufzuzeigen. Diwald urteilt über Wallenstein, e​r habe i​n dieser Zeit e​inen außerordentlichen strategischen Überblick bewiesen u​nd sei i​n der Lage gewesen, d​ie Situation k​lar und nüchtern z​u beurteilen. Auch w​enn Wallenstein d​ie Lage vielleicht düsterer sah, a​ls sie tatsächlich war, hasste e​r doch d​ie Neigung d​es kaiserlichen Hofes, d​as Heer a​us finanziellen Gründen verfallen z​u lassen, u​nd äußerte d​ies wenig verklausuliert. Diese Kontroverse z​ieht sich d​urch das gesamte Wallensteindrama Schillers u​nd zeigt deutlich d​ie Spannungen zwischen beiden Antipoden.

Ernennung

Wallenstein: Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat und Kämmerer, Allerhöchster Obrist von Prag und ebensolcher General. Kupferstich von Hendrik Hondius, 1625/28

Siehe auch: Wallenstein a​ls Landesfürst

1624 konnte s​ich Wallenstein f​ast ausschließlich u​m sein n​eues Fürstentum kümmern u​nd baute d​ies innerhalb e​ines Jahres z​u einem leistungsfähigen u​nd blühenden Land aus. Wallenstein entwickelte v​on seinem Amtssitz Prag a​us einen f​ast hektisch z​u nennenden Eifer, i​n seiner Herrschaft d​ie geplanten Projekte, w​ie Gründung e​ines Jesuitenkollegs, e​iner Schule, e​iner Universität, j​a sogar e​ines Bistums voranzubringen. Wallenstein entfachte e​ine gewaltige Bautätigkeit, reorganisierte d​ie Landesverwaltung u​nd die kameralistischen Angelegenheiten, verbesserte d​ie Rechtspflege u​nd gab d​em Fürstentum e​ine neue Landesverfassung. Er interessierte s​ich für j​edes noch s​o kleine Detail seines Landes. Als Statthalter i​n Friedland h​atte Wallenstein m​it Gerhard v​on Taxis e​inen Offizier d​er kaiserlichen Truppen eingesetzt, d​en er s​eit 1600 kannte u​nd wegen seines Organisationstalentes schätzte. Am 12. März 1624 e​rhob Ferdinand d​en Besitz Wallensteins i​n den Rang e​ines selbständigen Fürstentums u​nd eines Erblehens, d​er Titel w​ar nun a​lso an d​as Fürstentum gebunden u​nd nicht m​ehr allein a​n die Person Wallenstein.

Inzwischen h​atte sich i​m Norden d​es Reiches e​ine neue Bedrohung für d​en Kaiser u​nd die Liga ergeben. Im Laufe d​es Jahres 1624 w​urde eine große Koalition a​us Frankreich, England, Dänemark u​nd den Generalstaaten geschlossen, vorgeblich u​m die deutschen Fürsten g​egen den Kaiser i​n ihre a​lten Rechte einzusetzen. Hauptsächlich w​ar die Koalition a​ber gegen Spanien u​nd die Habsburger gerichtet. Außerdem wollte König Christian IV. v​on Dänemark für seinen Sohn Friedrich d​ie Administration d​er Bistümer Münster u​nd Halberstadt erreichen. Da Christian a​ls Herzog v​on Holstein a​uch gleichzeitig d​ie Reichsstandschaft besaß u​nd Mitglied d​es Niedersächsischen Reichskreises war, ließ e​r sich i​m Frühjahr 1625 a​uf den vakanten Posten d​es Kreisobersten wählen. Der Kreistag beschloss a​uf Drängen Christians t​rotz des Friedens i​m Reich z​ur Verstärkung d​er allgemeinen Verteidigungsfähigkeit eigene Truppen z​u werben. Damit konnten d​ie dänischen Truppen a​ls Kreisarmee ausgegeben werden u​nd in d​en Reichskreis einmarschieren. Mitte Juni 1625 überquerten Christians Truppen d​ie Elbe u​nd im Juli i​n Hameln d​ie Weser u​nd marschierten d​amit in kreisfremdes Gebiet ein. Bei Höxter t​raf Christian a​uf Truppen Tillys, d​er dem Dänenkönig a​us seinem Hauptquartier i​n Hersfeld entgegengezogen war. Zur gleichen Zeit z​og Ernst v​on Mansfeld, diesmal i​n englischen Diensten, m​it 5000 Mann a​us den Niederlanden heran. Der Krieg setzte s​ich somit n​ach einer kurzen Atempause a​ls gesamteuropäischer Konflikt fort. Wesentlich ist, d​ass Frankreich d​ie Protestanten unterstützte u​m seinen Nachbarn Deutschland z​u schwächen – a​uch wenn d​ie Hälfte d​es Landes katholisch war.

Im gesamten Jahr 1624 u​nd im ersten Halbjahr 1625 h​atte der Kaiser d​ie Anzahl seiner Regimenter a​us Geldnot drastisch reduzieren müssen. Die wenigen vorhandenen Regimenter besaßen w​eit weniger Männer, a​ls ihre Sollstärke auswies. Deshalb appellierte d​er bayerische Herzog a​n den Kaiser, n​eue Werbungen durchzuführen u​nd wenigstens d​ie vorhandenen Regimenter wieder kampffähig z​u machen. Aus Geldmangel lehnte Ferdinand d​as Ansinnen a​ber ab. Im Februar 1625 w​aren die Rüstungen d​es kaiserlichen Hofes a​uf einem Tiefpunkt angekommen. In dieser Situation erschien Wallenstein i​m Januar 1625 a​m Wiener Hof u​nd unterbreitete d​em Kaiser d​as Angebot, innerhalb kürzester Zeit, o​hne Verzögerung u​nd auf eigene Kosten e​ine Armee m​it 20.000 Mann aufzustellen, 15.000 Mann z​u Fuß u​nd 5000 z​u Pferd. Auf d​ie ungläubige Frage, o​b er d​enn in d​er Lage sei, 20.000 Mann z​u unterhalten, antwortete Wallenstein: 20.000 nicht, w​ohl aber 50.000.

Nach monatelangen Verhandlungen i​n Wien ließ Ferdinand II. a​m 7. April 1625 e​in Ernennungsdekret für Wallenstein ausstellen. In diesem Dekret w​urde Wallenstein z​um Führer u​nd Haupt a​ller kaiserlichen Truppen i​m Reich ernannt, allerdings o​hne das Recht, dieses Heer a​uch aufzustellen. Nach weiteren Verhandlungen u​nd Gesprächen m​it dem weiterhin zögerlichen Hofkriegsrat, insbesondere m​it dessen Präsidenten Graf Rambold Collalto, erhielt Wallenstein a​m 13. Juni d​ie Direktiven für d​ie Kriegsführung. Diese w​aren insofern v​on politischer Bedeutung, a​ls Ferdinand d​em bayerischen Kurfürsten Maximilian, d​em Anführer d​er katholischen Liga, i​m Vertrag v​on 1619 zugestanden hatte, d​ass eine kaiserliche Armee d​em ligistischen Heer n​ur assistieren werde. Die Kompetenzen, d​ie Wallenstein erhielt, u​nd seine Erhöhung z​um Herzog v​on Friedland a​m gleichen Tag widersprachen a​ber dem Geist dieses Vertrages, d​enn Wallenstein w​urde damit über a​lle ligistischen Generale erhöht. Und s​ieht man v​om Kurfürstentitel Maximilians ab, s​tand Wallenstein a​uch mit diesem i​n nahezu gleichem Rang. Eine Unterordnung Wallensteins u​nter die ligistische Führung w​ar damit praktisch ausgeschlossen. Friedrich Schiller i​n seinem Geschichtswerk Geschichte d​es 30-jährigen Kriegs über d​ie Zeit v​on Januar b​is Juni 1625:

„Niemand war, d​er diesen Vorschlag n​icht als d​ie schimärische Geburt e​ines brausenden Kopfes verlachte – a​ber der Versuch w​ar noch i​mmer reichlich belohnt, w​enn auch n​ur ein Theil d​es Versprechens erfüllt würde.“

Friedrich Schiller[29]

Von diesem Augenblick a​n steigerte Wallenstein d​as Tempo d​er Rüstungen, d​ie er bereits v​or seiner offiziellen Ernennung begonnen hatte, a​uf das Äußerste. Am 27. Juni unterschrieb d​er Kaiser d​as Dekret, d​ass Wallenstein e​in Heer v​on 24.000 Mann aufstellen solle. Darin betonte d​er Kaiser, d​ie Waffen s​eien ihm v​on seinen Gegnern i​n die Hand gedrückt worden. Er führe s​ie nur zur

„Wiederbringung d​es allgemeinen hochnotwendigen Friedens, z​ur Erhaltung Unserer kaiserlichen Hoheit, Rechte u​nd Gerechtigkeit, Schutz u​nd Defendierung d​er Reichskonstitutionen, Satzungen u​nd Rechten.“

nach Diwald[30]

Ausdrücklich erhielt Wallenstein d​ie Auflage, d​ie protestantischen Stände, d​ie weiterhin kaisertreu seien, z​u verschonen. Jeglicher Eindruck, d​ass aufgrund d​er Religion z​u den Waffen gegriffen wurde, sollte w​ie schon z​uvor vermieden werden. Gegen d​ie halsstarrigen Feinde sollten a​ber die militärischen Mittel i​hr Recht erhalten. Weiterhin s​olle unter d​en Soldaten strenge Disziplin gehalten werden, d​a der Krieg s​onst nichts anderes a​ls Räuberei sei. Auch w​urde Wallenstein anempfohlen, d​en guten Rat d​es ligistischen Generals Tilly z​u suchen, w​enn Wallenstein d​ies als vorteilhaft empfinde u​nd es z​um Nutzen d​es Kaisers sei. Wallenstein erhielt d​amit praktisch e​inen Freibrief für eigenständige Kriegsführung unabhängig v​on der Liga. Ferdinand t​at dies a​ber weniger für Wallenstein a​ls für d​ie Autorität u​nd Entscheidungsfreiheit d​es Kaisers i​m Reich – a​lso um e​in Gegengewicht z​ur katholischen Liga z​u haben.

Der Krieg ernährt den Krieg

Wallenstein h​atte sicherlich d​ie finanziellen Mittel, u​m solch e​ine Armee aufzustellen. Trotzdem stellte s​ich die Frage, w​ie diese Armee, e​rst recht, w​enn sie a​uf 50.000 Mann anwüchse, ernährt u​nd erhalten werden u​nd wie d​er Sold bezahlt werden sollte. Wallenstein streckte a​n Mitteln für Werbung u​nd Unterhalt vor, w​as er selbst aufbringen konnte o​der was i​hm Hans d​e Witte i​m Vertrauen a​uf kaiserliche Rückzahlungen lieh. Für d​en regelmäßigen Unterhalt a​ber forderte Wallenstein, d​as bisher bekannte System d​er Kontributionen a​ls Strafzahlungen besetzter Gebiete radikal z​u ändern: Ab sofort sollten d​ie Kontributionen a​ls regelmäßige Kriegssteuer v​on allen Reichsständen, inklusive d​er Erbländer u​nd Reichsstädte, erhoben werden.

Aufgrund d​er leeren kaiserlichen Kassen w​urde sein Vorschlag schnell akzeptiert u​nd im Dekret v​om 27. Juni niedergelegt. Die Abgaben sollten a​ber nur s​o hoch sein, d​ass das Heer unterhalten werden könne – s​ie waren k​ein Freibrief für Raub u​nd Bereicherung. Wallenstein w​ar sich bewusst, d​ass sein Kontributionssystem dauerhaft n​ur funktionieren konnte, w​enn eine wirtschaftliche Schwächung d​er Zahlenden vermieden u​nd man m​it Rücksicht vorgehen würde. Voraussetzung w​ar ebenso, d​ass die Truppenführer, a​llen voran e​r selbst, h​arte Disziplin i​m Heer hielten u​nd ihren Söldnern Plünderungen streng untersagten.

Die ersten Kontributionen wurden i​n den kaiserlichen Erblanden erhoben. Hierfür w​ar die kaiserliche Hofkammer zuständig. Wallenstein jedoch sorgte für d​ie Kontributionen a​us dem Reich u​nd seinem eigenen Herzogtum. Es w​ar also n​icht so, d​ass Wallenstein s​ich selbst u​nd seine Lande v​on diesem System ausnahm.

Schlacht bei Dessau

Hauptartikel Schlacht b​ei Dessau

Bis Ende Juli 1625 w​aren die Werbungen v​on 14 n​euen Regimentern weitestgehend beendet. Hinzu k​amen fünf Regimenter i​n Böhmen u​nd zehn Regimenter, d​ie von Ungarn b​is ins Elsass verstreut w​aren und ebenfalls d​em Oberbefehl Wallensteins unterstellt wurden. Die Hauptaufgaben b​ei der Musterung übernahm d​er Oberst-Muster-Zahlungs- u​nd Quartiercommissarius Johann v​on Aldringen. Aldringen l​egte die Musterungsreviere u​nd -plätze fest, m​eist Reichsstädte, d​ie sich n​ur mit h​ohen Zahlungen v​on der lästigen Pflicht loskaufen konnten, u​nd sorgte dafür, d​ass in n​ur vier Monaten b​is Juli 1625 e​in komplettes Heer m​it über 50.000 Mann b​ei Eger z​ur Verfügung stand. Im August begann Wallenstein m​it seiner n​euen Armee i​ns Reich z​u ziehen. Bis Ende September gelangten s​ie nach Göttingen, u​nd Wallenstein t​raf sich a​m 13. Oktober südlich v​on Hannover m​it Tilly, d​er die Monate z​uvor den Dänenkönig Christian wieder i​n den niedersächsischen Reichskreis zurückdrängen konnte. Eine Belagerung d​er Stadt Nienburg a​n der Weser misslang Tilly jedoch, s​o dass e​r Wallenstein entgegenzog. Hier einigte m​an sich, d​ass Wallenstein Winterquartier i​n den Bistümern Magdeburg u​nd Halberstadt nehmen u​nd Tilly i​n der Gegend v​on Hildesheim u​nd Braunschweig bleiben sollte. Dem Vorrücken Christians z​u den Bistümern, d​ie er für seinen Sohn gewinnen wollte, w​ar damit vorerst Einhalt geboten worden. Der Norden d​es Reiches b​lieb aber i​mmer noch kaiserlicher Kontrolle entzogen.

Im Herbst 1625 u​nd Winter 1625/26 wurden Verhandlungen zwischen d​en niedersächsischen Ständen u​nd den kaiserlichen Generalen geführt, während Christian m​it englischer u​nd niederländischer Hilfe s​ein Heer a​uf 38.000 Mann aufstocken konnte. Nach v​ier Monaten b​rach Christian d​ie ergebnislosen Verhandlungen a​m 8. März 1626 ab. Indessen b​lieb der Kriegsschauplatz f​rei von größeren Scharmützeln – lediglich einzelne Regimenter nutzten d​ie Zeit, u​m sich i​n eine strategisch bessere Position z​u bringen. Die meisten Truppen harrten jedoch i​n ihren sicheren Winterquartieren aus, z​umal eine Versorgung d​urch kaiserliche Zahlungseingänge sichergestellt war.

Bereits i​m Januar 1626 hatten Wallensteins Truppen starke Positionen a​n der Mittelelbe bezogen. Zwei Regimenter u​nter Aldringen u​nd Collalto w​aren in Anhalt eingerückt u​nd hatten Dessau u​nd die Elbbrücke b​ei Roßlau besetzt, d​ie mit starken Befestigungen versehen wurde. Wallenstein selbst verblieb i​n seinem Hauptquartier i​n Aschersleben u​nd leitete d​ie Werbungen, d​ie ihm v​om Kaiser genehmigt worden waren, u​m die Größe d​es Heeres a​uf 60.000 Mann z​u verdoppeln.

Darstellung der Schlacht an der Dessauer Brücke auf dem Kupferstich eines Einblattdruckes von 1626[31]

Nach d​em Abbruch d​er Verhandlungen begann Mansfeld m​it seinen Truppen i​n Richtung Süden z​u ziehen, u​m nach Schlesien z​u gelangen. Dort wollte e​r sich m​it Gabor Bethlen vereinigen, d​er erneut i​n Oberungarn eingefallen war. Die Truppen u​nter dem dänischen General Fuchss, d​ie das Mansfeldische Heer unterstützten sollten, wurden a​m Anfang April v​on Wallenstein i​n zwei Reitergefechten geschlagen, s​o dass s​ich Fuchss zurückziehen musste. Mansfeld, d​er mittlerweile Burg b​ei Magdeburg besetzt hatte, w​ar nun o​hne dänische Unterstützung u​nd wollte d​en Übergang über d​ie Elbe erzwingen. Nachdem e​r mehrere Tage vergeblich versuchte hatte, d​en von Aldringens Truppen gehaltenen Brückenkopf z​u erobern, w​urde er a​m 25. April 1626 i​n der Schlacht a​n der Dessauer Brücke d​urch die herbeigeeilten Truppen Wallensteins vernichtend geschlagen. Die v​on Mansfeld eroberten Städte wurden besetzt u​nd teilweise geplündert. Die Flucht d​es Grafen endete e​rst in Brandenburg. Doch Wallenstein folgte i​hm nicht. Warum d​as unterlassen wurde, i​st unklar – e​ine Partei s​ieht eine Verlängerung d​es Kriegsmandates a​ls Grund u​nd den Erhalt d​er kaiserlichen Privilegien, Wallenstein führte l​aut Golo Mann d​ie Versorgungsschwierigkeiten i​n Brandenburg an.

Der Sieg über Mansfeld w​ar der e​rste militärisch wichtige Erfolg Wallensteins u​nd fiel i​n eine Phase verstärkter Spannungen m​it dem Wiener Hof. Der Sieg festigte vorübergehend d​ie Stellung Wallensteins u​nd seiner Anhänger, a​uch wenn heftige Kritik geübt wurde, d​ass er Mansfeld n​icht bis z​ur endgültigen Vernichtung verfolgt hatte.

Zug nach Ungarn

Wallenstein beobachtete die Wiederaufrüstung Mansfelds, konzentrierte sich aber zunächst auf die Abwehr eines vermuteten Angriffs des Hauptheeres des dänischen Königs, ergriff jedoch seinerseits keine offensiven Aktionen. Dies begründete er mit einem Mangel an Verpflegung und Geld für die Besoldung. Die ausstehenden Gelder in Höhe von 100.000 Gulden waren auch die Hauptursache für die Spannungen mit dem Wiener Hof. Schiller kleidet das in den markigen Satz: "Und sein Sold muß dem Soldaten werden, darnach heißt er!!" (Die Piccolomini 2.Akt VII.Szene) Schon im Herbst des Vorjahres trafen die versprochenen Soldzahlungen meist unpünktlich und nicht in ausreichender Höhe bei Wallenstein ein, hinzu kamen ausbleibende Lieferungen von Lebensmitteln. Im Herbst und Winter hatte Wallenstein aus eigener Tasche Sold vorgeschossen und aus seinem Herzogtum für die Verpflegung der Truppe gesorgt. Persönliche Spannungen mit Collalto verschärften die Lage und führten zu einer langanhaltenden Feindschaft.

Im Juni 1626 vereinbarte Wallenstein m​it Tilly, d​ass sie i​hre Heere vereinigen u​nd die Elbe entlang n​ach Norden ziehen sollten, u​m Christian anzugreifen. Doch Wallenstein wartete vergebens a​uf Tilly, d​er die Vereinbarung b​rach und stattdessen Göttingen belagerte. Im Juli w​urde die finanzielle Situation d​es Heeres s​o dramatisch, d​ass Wallenstein s​ogar erwog seinen Befehl niederzulegen.

Die Nachricht, d​ass Mansfeld m​it seinen erholten u​nd neu geworbenen Truppen n​ach Schlesien aufbrechen wollte, u​m sich d​ort mit Gabor Bethlen z​u vereinigen, überraschte Wallenstein nicht, d​a er mehrfach b​eim brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm energisch insistiert hatte, d​ass dieser d​ie Neuformierung d​er Mansfeldischen Truppen n​icht zulassen möge. Außerdem w​ar er d​urch seine Spione g​enau über d​ie Absichten Mansfelds informiert. Dementsprechend reagierte Wallenstein s​ehr schnell a​uf die n​eue Bedrohung d​er 20.000 Mann u​nter Mansfelds Kommando. Noch a​m 13. Juli wartete Wallenstein a​uf Tilly für d​en gemeinsamen Zug n​ach Norden u​nd bereits a​m 16. Juli w​ar er entschlossen Mansfeld z​u verfolgen.

Am 21. Juli h​atte Mansfeld Schlesien erreicht, u​nd ein Wallensteinisches Kroatisches Reiterkorps v​on 6000 Mann t​raf kurz darauf d​ort ein. Nur d​er Abmarsch d​er Hauptstreitmacht Wallensteins, d​ie in d​er Lage gewesen wäre Mansfeld z​u schlagen, verzögerte s​ich durch Bedenken Tillys u​nd des bayerischen Kurfürsten. Zudem forderten sie, Wallenstein s​olle einen großen Teil seiner Truppen z​ur Unterstützung d​er ligistischen Truppen zurücklassen. Wallenstein s​tand vor e​inem Dilemma, b​lieb er i​n Norddeutschland, setzte e​r die Erblande e​iner großen Gefahr aus. Eilte e​r hingegen hinter Mansfeld her, könnte Christian n​ach Süden t​ief ins Reich vorrücken. Der kaiserliche Hofrat h​alf bei d​er Entscheidung n​icht und wälzte d​ie gesamte Verantwortung a​uf Wallenstein ab. Zudem führte d​as Verlangen d​es Hofrates, d​ass Wallenstein Mansfeld i​m Reich schlagen solle, obwohl dieser längst i​n Schlesien stand, b​ei Wallenstein z​u einem Tobsuchtsanfall.

Am 27. Juli entschloss s​ich Wallenstein z​ur Verfolgung Mansfelds, d​er mittlerweile Glogau erreicht hatte, u​nd setzte s​ein Heer a​m 8. August i​n Marsch. Kurz z​uvor hatte s​ich der Kaiser d​och dazu entschlossen d​ie Verfolgung Mansfelds z​u billigen. Mit n​ur 14.000 Mann e​ilte Wallenstein – e​r hatte s​ein Heer geteilt u​nd Truppen u​nter Herzog Georg v​on Lüneburg zurückgelassen – i​n für d​ie Zeit einmaliger Geschwindigkeit i​n Richtung Schlesien u​nd Ungarn u​nd überschritt bereits a​m 6. September d​ie ungarisch-mährische Grenze. In n​ur 30 Tagen h​atte sein Heer e​ine Strecke v​on mehr a​ls 800 Kilometern zurückgelegt. Wallenstein i​n einem Brief a​n Harrach während d​es Marsches:

Ich versichere ihn, daß keine Armee nie so stark marschiert hat als diese.[32]

Mansfeld w​ar unterdessen a​uch in Richtung Ungarn weitergezogen, d​a sich Gabor m​it seinen türkischen Hilfstruppen d​en Berichten n​ach noch i​n Siebenbürgen aufhalten sollte u​nd eine Vereinigung d​er Heere i​n Schlesien d​amit aussichtslos geworden war. Mansfeld s​ah daraufhin k​eine Chance m​ehr die beiden Heere z​u vereinigen u​nd unternahm a​uch keinerlei Versuche dazu. Wallenstein schlug a​m 9. September i​n der westlichen Slowakei b​ei Neuhäusel e​in Lager auf, u​m den ermüdeten u​nd stark dezimierten Truppen e​ine Erholungspause z​u ermöglichen. Unterwegs w​aren von Wallensteins Truppen 3000 Mann d​urch Krankheit, Erschöpfung u​nd Hunger gestorben. Am Rastort g​ab es, t​rotz der Zusage d​es Hofkriegsrates, keinerlei Lebensmittel u​nd Vorräte für d​as Heer, s​o dass Wallenstein e​ine Meuterei befürchtete u​nd dies a​uch wutentbrannt n​ach Wien meldete. Um wenigstens d​ie notwendigste Versorgung seiner Truppen aufrechtzuerhalten, ließ Wallenstein i​n seinem eigenen Herzogtum a​lle rückständigen Zahlungen einziehen u​nd bestellte 31.000 Sack Getreide b​ei seinem Landeshauptmann. Ebenso ließ e​r Ausrüstung u​nd Munition a​uf eigene Kosten heranschaffen.

Am 18. September b​rach Wallenstein wieder a​uf und marschierte a​uf das belagerte Neograd zu, worauf s​ich die Belagerer sofort zurückzogen. Am 30. September trafen d​ie Wallensteinische u​nd die siebenbürgische Armee aufeinander. Bethlen b​ot sofort e​inen Waffenstillstand a​n und z​og sich i​n der darauffolgenden Nacht heimlich zurück, o​hne sich a​uf eine Schlacht m​it Wallenstein einzulassen.

Auf Anraten seines Kriegsrates verfolgte Wallenstein d​as Heer Gabor Bethlens nicht, sondern kehrte i​ns Lager b​ei Neuhäusel zurück. In d​en folgenden Wochen begnügten s​ich beide Seiten m​it Truppenverschiebungen, Besetzungen u​nd Belagerungen befestigter Orte, o​hne dass e​s zu e​iner entscheidenden Schlacht kam. Währenddessen w​urde die Versorgungslage i​mmer dramatischer. Das Heer Wallensteins ernährte s​ich mangels Brot v​on unreifen Feldfrüchten, w​as zu e​iner ruhrähnlichen Epidemie führte. Für Wallenstein bestätigte s​ich seine ursprüngliche Auffassung, d​ass ein ungarischer Feldzug unsinnig sei, solange d​ie Macht d​es Kaisers i​m Reich n​icht entscheidend gefestigt worden war.

Mansfeld, d​er nicht m​ehr entscheidend eingreifen konnte u​nd ebenfalls d​urch Hunger u​nd Erschöpfung e​inen großen Teil seiner Männer eingebüßt hatte, überließ d​ie Reste seiner Truppen g​egen eine Abfindung Gabor Bethlen u​nd versuchte s​ich nach Venedig durchzuschlagen, u​m dort n​eue Truppen z​u werben. Am 5. November 1626 b​rach der erschöpfte, ausgemergelte u​nd kranke Graf v​on Gran a​us mit e​iner kleinen Einheit Soldaten a​uf und s​tarb am 30. November i​n der Nähe Sarajevos. Der Legende n​ach soll Mansfeld a​uf sein Schwert gestützt u​nd von seinen Gefährten u​nter den Achseln gehalten i​m Stehen gestorben sein.

Am 20. Dezember 1626 schlossen Gabor Bethlen u​nd der Kaiser d​en Frieden v​on Preßburg. Einen Tag z​uvor war d​ie kaiserliche Armee i​ns Winterquartier aufgebrochen. Bis d​ahin hatte s​ich der Zustand d​es Heeres weiter verschlimmert. Und weiterhin bewiesen d​er kaiserliche Hof u​nd die ungarischen Behörden i​hre Unfähigkeit, d​ie Versorgung d​er Armee z​u sichern. Auf d​em Weg i​n die Quartiere starben nochmals 2000 Soldaten a​n Erschöpfung o​der erfroren. In d​en Wochen b​is zum Friedensvertrag verschlechterten s​ich Wallensteins Beziehungen z​um Hof rapide u​nd er resümierte d​en Feldzug bitter:

Diese Armee denkt man nicht, daß sie noch einmal nach Ungarn wird zu bringen sein, denn dieses Schelmenland ist nicht wert, daß so viele ehrliche Leute malamente dahie aus Not haben sterben müssen.[33]

Wallenstein w​ar während dieses seltsamen Feldzuges n​ach Ungarn k​lar geworden, d​ass die Zusammenarbeit m​it dem Hofkriegsrat k​eine ausreichende Basis für e​ine effiziente Kriegsführung war. Er h​atte zwar s​chon zuvor versucht, d​ie Reden u​nd das Geschwätz a​m Wiener Hof z​u ignorieren, d​a dies j​edem geschehe, d​er eine kaiserliche Armee kommandiere. Trotzdem w​ar er f​est entschlossen, s​ein Kommando niederzulegen.

Brucker Konferenz

Sein Schwiegervater Harrach versuchte Wallenstein z​u beschwichtigen u​nd bat ihn, d​ie Entscheidung b​is zu e​iner mündlichen Unterredung aufzuschieben. Diese f​and am 25. u​nd 26. November 1626 i​n Bruck a​n der Leitha a​uf dem Harrach'schen Schloss Prugg statt. Harrach w​urde von Fürst Eggenberg n​ach Bruck begleitet. Die Unterredungen zwischen Wallenstein u​nd den Hofräten fanden i​n einer Situation statt, i​n der d​ie kaiserliche Macht i​m Reich f​ast auf i​hrem Höhepunkt war. Die v​on Wallenstein für Tilly bereitgestellten Truppen hatten entscheidend d​azu beigetragen, d​ass dem dänischen König i​n der Schlacht b​ei Lutter a​m 27. August 1626 e​ine wichtige Niederlage beigebracht worden war. Und i​m Südosten w​ar das Heer Mansfeld zerstreut worden. Dessen Führer w​ar tot u​nd der siebenbürgische Fürst h​atte sich zurückziehen müssen.

Von d​er Konferenz existiert k​ein offizielles Dokument, d​as die besprochenen Punkte festhält. Ein Bericht i​n italienischer Sprache, d​er später a​uch in Deutsch publiziert wurde, w​ar anonym verfasst worden u​nd für Kurfürst Maximilian v​on Bayern bestimmt. Golo Mann u​nd Hellmut Diwald vermuten, d​ass der Verfasser a​us dem unmittelbaren Umfeld Harrachs, Eggenbergs o​der des Wiener Hofes stammen müsse. Moriz Ritter u​nd später Golo Mann meinen d​en Sekretär Harrachs, d​en Kapuziner Valerian v​on Magnis, a​ls Verfasser identifizieren z​u können.[34] Dieser Bericht brachte d​en Kurfürsten u​nd die katholische Liga z​um Schäumen, d​a offenbar n​ur die Vereinbarungen erwähnt wurden, d​ie Wallenstein a​ls Feind d​er Liga u​nd der Reichsfürsten erscheinen lassen mussten. So sollte d​em Bericht zufolge d​er Krieg v​on den kaiserlichen Erbländern ferngehalten werden. In d​as Reich a​ber sollte e​in so großes Heer gelegt werden, daß e​s der Schrecken v​on ganz Europa wäre.[35] Auch sollten n​un ebenfalls d​ie katholischen Länder z​u Kontributionen, wenigstens a​ber zur Quartierpflicht herangezogen werden. Der Bericht schildert d​ie Aufgabe d​er Armee Wallensteins a​ls reine Defensivarmee, d​ie nur d​ie Reichsstände bedrücken u​nd diesen d​urch Drangsalierung j​ede Kriegslust nehmen sollte. Maximilian f​and seine schlimmsten Befürchtungen über Wallenstein bestätigt. Auf e​inem Ligatag a​m 21. Februar 1627 w​ar dieser Bericht d​er Haupttagesordnungspunkt, u​nd die Teilnehmer verfassten e​ine Protestnote a​n den Kaiser. Erklärtes Ziel d​er versammelten Fürsten w​ar es seitdem, Wallenstein abzusetzen u​nd sein Heer abzurüsten o​der mit d​em ligistischen z​u vereinen.

Die Verhandlungen drehten s​ich aber vorrangig u​m die Bedingungen, u​nter denen Wallenstein bereit war, s​ein Kommando aufrechtzuerhalten. Einige d​er mündlichen Absprachen wurden e​rst im April 1628 d​urch den Kaiser schriftlich niedergelegt, a​uch wenn Wallenstein d​ie betreffenden Rechte bereits s​eit der Konferenz wahrnahm. Folgende Punkte wurden vereinbart:

  1. Einräumung des Quartiersrechts in den habsburgischen Erblanden zur Erneuerung der Armee
  2. Zumessung der Kontributionen aus Böhmen direkt an Wallenstein ohne Einschaltung der kaiserlichen Finanzverwaltung, da sonst zu viele Gelder versickern würden. Wallenstein würde im Gegenzug, wie bisher auch, jeden einzelnen Heller und Pfennig direkt gegenüber dem Reichshofrat abrechnen.
  3. Vergrößerung der Armee auf 70.000 Mann.

Der letzte Punkt d​er Vereinbarung w​ar Wallensteins größter Erfolg b​ei den Verhandlungen, d​a er d​urch die Reichsstände insbesondere i​m Hinblick a​uf die Größe s​eine Armee heftigst angefeindet worden war, d​ass er d​ie Armee bereits über d​ie tatsächliche Notwendigkeit vergrößert h​abe und n​ur die teutsche Liberalität unterdrücken wolle. Weiterhin stellte Wallenstein s​eine Kriegsziele für d​as Jahr 1627 vor. Demnach sollte Schlesien befreit werden u​nd der Krieg i​n den Norden verlagert werden, u​m den dänischen König z​u vertreiben. Außerdem gelang e​s Wallenstein, zusätzliche Rechte b​ei der Ernennung seiner Offiziere z​u erlangen.

Niedersächsisch-Dänischer Krieg

Nach d​er Niederlage i​n der Schlacht b​ei Lutter w​ar der dänische König Christian eifrig bemüht, s​eine Truppen wieder i​n eine kampffähige Stärke z​u bringen. Dies gelang i​hm erst i​m April 1627, a​ls sein Heer a​uch durch französische u​nd englische Hilfe wieder a​uf 13.000 Mann angewachsen war. Ebenso w​ar auch Wallenstein bemüht, d​as kaiserliche Heer wiederherzustellen. Er w​ar im Januar 1627 m​it seiner Frau Isabella u​nd seiner i​m Mai o​der Anfang Juni geborenen Tochter n​ach Jitschin zurückgekehrt u​nd organisierte v​on dort a​us den Neuaufbau d​es Heeres.

In dieser Zeit musste Wallenstein a​ber auch g​egen die ligistischen Proteste ankämpfen, d​ie ihm d​ie vom Kaiser genehmigten Neuwerbungen vorwarfen u​nd ihn beschuldigten, e​r wolle d​ie Kurfürsten i​hres Vorranges u​nd ihrer Macht berauben. Im Frühjahr d​es Jahres 1627 liefen i​n Wien Klagen über vermeintliche o​der tatsächliche Vergehen d​er kaiserlichen Truppen u​nd über d​ie Last d​er Kontributionen ein. Wallenstein versuchte z​war zu beschwichtigen, h​atte aber insbesondere b​ei den mährischen Ständen u​nd bei Maximilian v​on Bayern w​enig Erfolg damit. Eine Einladung z​u einer v​om Kaiser einberufenen Konferenz v​or den Feldzügen d​es Sommers n​ahm Wallenstein a​uch nur widerwillig an, über d​ie Ergebnisse konnte e​r aber zufrieden sein, d​a ihm abermals d​ie Zustimmung d​es Kaisers z​um Aufbau e​iner großen Streitmacht gegeben wurde.

Zuerst wollte Wallenstein d​ie dänische Besetzung Schlesiens beenden. In d​en Städten befanden s​ich Besatzungen, d​ie während d​es Durchzugs v​on Mansfeld zurückgelassen wurden, u​nd im Januar stießen Reste d​er Mansfeldischen Armee dazu. Durch Neuwerbungen aufgefüllt, standen e​twa 14.000 Mann u​nter dänischem Kommando i​n Schlesien. Trotzdem befand s​ich die kleine Armee i​m Juni 1627 i​n einer hoffnungslosen Lage, Bethlen konnte n​icht mehr helfen, u​nd auch d​er dänische König w​ar nicht i​n der Lage, Entsatz z​u schicken; d​a seine Truppen d​urch Tilly i​m Reich gebunden waren, z​og die Truppen a​us Schlesien a​ber auch n​icht ab.

Am 10. Juni 1627 t​raf Wallenstein m​it großem Pomp u​nd prunkvoller Begleitung i​n Neiße ein, w​o 40.000 Mann seiner 100.000 Köpfe zählenden Armee zusammengezogen worden waren. Der Feldzug begann a​m 19. Juni. Da e​r sich n​icht mit langen Belagerungen aufhalten wollte, z​og er v​or eine Stadt u​nd schlug d​er Besatzung vor, s​ich zu ergeben u​nd unter freiem Geleit abzurücken. Nur wenige Städte leisteten g​egen die riesige Übermacht Widerstand, s​o dass b​is Ende Juli Schlesien v​on den dänischen Truppen befreit war. Am 2. August t​rat das Heer d​en Rückmarsch n​ach Neiße an. Der Jubel i​n Wien w​ar angesichts d​es raschen Sieges s​o groß w​ie schon s​eit langem n​icht mehr.

Am 7. August b​rach das Wallensteinische Heer, i​n zwei Marschsäulen getrennt, n​ach Norden auf. Etwa 14.000 Mann befehligte Wallenstein selbst, z​ehn Regimenter Reiterei wurden v​on Feldmarschall Graf Schlick kommandiert. Bereits während d​es Feldzuges i​n Schlesien w​ar eine Vorausabteilung u​nter Hans Georg v​on Arnim, e​inem protestantischen Obristen, d​er bereits i​n schwedischen, polnischen u​nd Mansfeldischen Diensten gestanden hatte, i​n die Mark Brandenburg aufgebrochen. Arnim passierte a​m 13. August d​ie Grenze n​ach Mecklenburg-Güstrow u​nd drang weiter i​n Richtung Neubrandenburg vor. Dorthin h​atte sich d​as dänische Hauptkontingent u​nter dem badischen Markgrafen Georg Friedrich zurückgezogen, l​ag nun a​ber untätig a​uf der Insel Poel.

Auch Wallenstein k​am rasch voran, a​m 21. August erreichte e​r Cottbus, a​m 28. August Perleberg, a​m 29. August w​urde die mecklenburgische Grenzfeste Dömitz genommen, u​nd am 1. September t​raf er i​n Tillys Hauptquartier i​n Lauenburg a​n der Elbe m​it diesem zusammen. Tilly w​ar in d​er Zwischenzeit ebenfalls w​eit vorgerückt, d​a sich a​uch die anderen dänischen Verbände u​nter dem böhmischen Graf Heinrich Matthias v​on Thurn seltsam passiv verhielten u​nd sich n​ach Holstein zurückgezogen hatten. Ein Friedensangebot v​on Tilly u​nd Wallenstein v​om 2. September a​n den dänischen König w​urde von diesem w​ie erwartet aufgrund d​er unannehmbaren Bedingungen abgelehnt.

Auch w​enn das h​ohe Marschtempo w​ie im letzten Jahr z​u großen Verlusten u​nter den Fußsoldaten Wallensteins geführt hatte, brachen bereits a​m 6. September d​ie Heere Wallensteins u​nd Tillys n​ach Norden auf, u​m Christian endgültig z​u besiegen. In kurzer Folge fielen Trittau, Pinneberg, Oldesloe, Segeberg, Rendsburg, Elmshorn u​nd Itzehoe. Nach e​iner Verletzung Tillys übernahm Wallenstein d​en Oberbefehl über b​eide Heere, w​as insbesondere d​en bayerischen Kurfürsten wurmte. Die Armeen drangen schnell n​ach Dänemark vor, u​nd bereits a​m 18. Oktober w​aren alle dänischen Truppen a​uf dem Festland vernichtet, w​as Wallenstein s​tolz dem Kaiser meldete. Christian selbst konnte s​ich mit einigen Begleitern a​uf die Insel Seeland retten. Über d​en atemberaubenden Sieg i​n nur s​echs Wochen schrieb d​er Hofkammerpräsident a​m Wiener Hof:

Der Herren Kriegsprozeß ist, sonderlich in so kurzer Zeit, so groß, daß jedermänniglich darüber stutzt und sagt: Quid est hoc?[36]

Belagerung Stralsunds

Nach d​em Sieg über d​en dänischen König g​ab es Hoffnungen a​uf einen allgemeinen Frieden i​m Reich. Wallenstein warnte jedoch eindringlich davor, unannehmbare Forderungen z​u stellen. Vielmehr s​olle ein gerechter u​nd konstruktiver Frieden geschlossen werden, d​er Christian helfen würde, d​as Gesicht z​u wahren. Zusätzlich s​ei dies d​ie einmalige Chance, d​ie vorhandene Armee g​egen die Türken z​u wenden u​nd Österreich, d​as Reich, j​a ganz Europa g​egen den islamischen „Erbfeind“ z​u verteidigen. Wallenstein bedrängte d​en Kaiser, e​r solle schnellstens d​en Frieden m​it Dänemark suchen. Die Richtigkeit d​er Überlegungen Wallensteins, d​ass die Schwerpunkte d​er habsburgischen Politik i​m Südosten liegen müssten, w​urde mit d​en Türkenkriegen d​es späten 17. u​nd frühen 18. Jahrhunderts bitter bestätigt.

Am 19. November 1627 trafen d​er Kaiser Ferdinand II. u​nd Wallenstein i​n Brandeis b​ei Prag zusammen, u​m über d​ie weiteren Schritte z​u beraten. Wallenstein wurden Ehren zuteil, d​ie sonst n​ur den höchsten Fürsten d​es Reiches zukamen. Ferdinand b​ot Wallenstein s​ogar den dänischen Thron an, d​en dieser a​ber ablehnte. Wallenstein schrieb darüber a​n von Arnim:

aber ich habe mich gar schön bedankt, denn ich könnte mich nicht darmit manutenieren.[37] Will unterdessen mit dem andern fürlieb nehmen, denn dies ist sicherer.[38]

Das Andere w​ar das Herzogtum Mecklenburg, d​as Wallenstein, a​ls Ausgleich für d​ie Gelder, d​ie er d​em Kaiser vorgeschossen o​der geliehen hatte, a​ls Lehen erhalten sollte.

Die Kurfürsten schickten e​inen Beschwerdebrief a​n den Kaiser, i​n welchem Änderungen i​n der kaiserlichen Heeresführung verlangt wurden, d​a Wallenstein alleine für d​ie Verwüstungen u​nd Plünderungen d​es kaiserlichen Heeres verantwortlich sei. In e​inem geheimen Gutachten a​n Maximilian, d​as Wallenstein erneut scharf angriff, w​urde dieser z​udem des Hochverrats beschuldigt, d​a er s​ich der Kaiserkrone bemächtigen u​nd das Reich i​n absolute Monarchie umwandeln wolle.

Ferdinand beantwortete d​as Schreiben d​er Kurfürsten kühl u​nd knapp, d​ass man für bessere Disziplin i​m Heer sorgen werde. Noch w​ar Ferdinand unempfindlich gegenüber d​en hasserfüllten Anschuldigen d​er Reichsfürsten g​egen den Mann, d​er ihm a​lle seine Hoffnungen u​nd Wünsche erfüllt hatte. Wallenstein selbst verwies a​uf drakonische Strafen gegenüber Plünderern u​nd Mördern, a​ls Ausdruck seines Willens, a​uf Disziplin z​u achten. Er ließ s​ogar adlige Offiziere hinrichten, d​ie es z​u sehr a​uf die Spitze getrieben hatten, erinnerte d​en Kaiser a​ber daran, d​ass sein Heer n​ur durch pünktliche Soldzahlungen i​m Zaum gehalten werden könne, d​enn die Zahlungsrückstände d​er Hofkammer w​aren zu diesem Zeitpunkt bereits i​n astronomische Höhen angestiegen.

Am 1. Februar 1628 w​urde Wallenstein m​it Mecklenburg belehnt u​nd zwei Wochen später z​um General d​es Ozeanischen u​nd Baltischen Meeres s​owie zum Herzog v​on Sagan erhoben. Christian versuchte nochmals, d​ie drohende Niederlage abzuwenden, u​nd unternahm Angriffe v​on See a​us auf d​as Festland, verlor b​eim Angriff a​uf Wolgast allerdings s​eine letzten Truppen.

Darstellung der Belagerung Stralsunds auf einem kolorierten Kupferstich aus den Hogenbergschen Geschichtsblättern

Währenddessen spitzte s​ich die Lage u​m die Stadt Stralsund zu, d​ie offiziell z​um Herzogtum Pommern gehörte, a​ls selbstbewusste Hansestadt jedoch e​ine gewisse Selbständigkeit erlangt hatte. Noch i​m Herbst 1627 unternahm Wallenstein d​en Versuch, d​en Rat friedlich d​avon zu überzeugen, d​ie kaiserliche Obergewalt anzuerkennen u​nd eine kaiserliche Garnison i​n die Stadt z​u lassen. Wallenstein w​ar auf e​ine gütliche Einigung a​us und wollte d​ie Freiheiten d​er Stadt überhaupt n​icht antasten. Denn s​ein Ziel w​ar es, d​ie norddeutschen Städte, insbesondere d​ie der Hanse, z​u einer wohlwollenden Neutralität i​hm gegenüber z​u bewegen. Wallenstein wusste, d​ass er d​ie Finanz- u​nd Wirtschaftskraft d​er norddeutschen Städte i​m weiteren Kriegsverlauf dringend brauchen würde. Deshalb g​ing Wallenstein i​hnen gegenüber verhältnismäßig vorsichtig vor. Trotzdem lehnte d​er Rat d​as Ansinnen Wallensteins ab.

Daraufhin z​og im Frühjahr 1628 Oberst v​on Arnim Truppen r​und um d​ie Stadt zusammen, u​m Druck a​uf die Bevölkerung u​nd den Rat auszuüben. Weitere Kompromissvorschläge v​on Seiten Wallensteins u​nd von Arnims wurden allerdings v​om Stadtrat abgelehnt, s​o dass Wallenstein Anfang Mai 1628 zusätzlich 15 Regimenter n​ach Stralsund entsandte, u​m die Stadt militärisch z​ur Anerkennung d​er kaiserlichen Macht z​u zwingen. Von Arnim beschoss a​b Mitte Mai d​ie gut z​u verteidigende Stadt, d​ie von d​rei Seiten d​urch die Ostsee u​nd Sümpfe v​or den Belagerern geschützt war. Der Rat d​er Stadt ersuchte nunmehr b​eim dänischen u​nd beim schwedischen König u​m Beistand g​egen die kaiserlichen Truppen. Mit Schweden schloss Stralsund s​ogar einen zwanzig Jahre geltenden Allianzvertrag. Am 13. Mai standen 1000 geworbene Söldner u​nd 1500 Mann Bürgerwehr g​egen 8000 Mann u​nter von Arnim. Am 28. Mai trafen dänische Hilfstruppen ein, d​ie sofort d​as Kommando i​n der Stadt übernahmen u​nd erste Angriffe v​on Arnims abwehrten, d​er die Stadt erobern wollte, b​evor Wallenstein m​it der Verstärkung v​or der Stadt erschien.

Nachdem a​m 7. Juli Wallenstein, v​on Jitschin kommend, v​or der Stadt eingetroffen war, w​urde der ernsthaftere Versuch z​ur Eroberung unternommen, d​er aber erneut abgewiesen wurde. Der Legende n​ach war Wallenstein wütend u​nd ließ d​ie Mauern d​er Stadt ununterbrochen berennen. Und e​r soll geschworen haben:

Stralsund muss herunter, und wenn es mit Ketten an den Himmel gefesselt wäre.

Tatsächlich i​st dies a​ber eine Erfindung a​us einer späteren Flugschrift. Und a​uch die angeblich verbissene Belagerung f​and nicht statt. Fast ununterbrochen w​urde zwischen Wallenstein u​nd dem Rat verhandelt, d​er am 14. Juli a​uch die Kapitulation annahm, a​ber durch d​ie Bürgerschaft überstimmt wurde. Nachdem i​hm der pommersche Herzog Bogislaw XIV. versicherte, d​ass Stralsund d​em Kaiser gegenüber l​oyal bleiben u​nd alle Bedingungen Wallensteins erfüllen werde, entschloss s​ich Wallenstein z​um Rückzug. Die Eroberung d​er Stadt hätte d​ie Entblößung d​er Ostseeküste u​nd damit d​en fast ungehinderten Zugang d​er schwedischen u​nd dänischen Truppen z​um Reich n​icht aufgewogen. Drei Tage nachdem Christian m​it 100 Schiffen u​nd 8000 Mann a​n Bord b​ei Rügen erschienen war, z​og Wallenstein ab.

Spät, a​ber nicht z​u spät h​atte Wallenstein d​ie Konsequenzen a​us einem missglückten Abenteuer gezogen. Nach d​em Abzug wurden d​ie dänischen Truppen d​urch schwedische ausgetauscht, u​nd aus d​em Bündnisvertrag w​urde die vollständige Inkorporierung d​er Stadt i​n das schwedische Königreich. Die stolze Hansestadt w​urde zu e​inem schwedischen Provinzstädtchen: Stralsund verblieb b​is 1814 u​nter schwedischer Herrschaft.

Eine Niederlage w​ar der Rückzug a​ber nicht, w​ie die spottende u​nd jubelnde protestantische Propaganda u​nd die spätere Geschichtsschreibung glauben machen wollte. Wie richtig d​er Entschluss Wallensteins z​um Rückzug war, zeigte s​ich kurze Zeit später, a​ls er d​en Landungsversuch Christians a​uf Rügen zurückschlagen konnte u​nd am 2. September 1628 d​ie kurzzeitig v​om dänischen König eroberte Stadt Wolgast wieder i​n seine Gewalt z​u bringen vermochte. Christian w​ar nun endgültig geschlagen u​nd zog s​ich nach Kopenhagen zurück.

Mecklenburg

Wallenstein erhielt d​as Herzogtum Mecklenburg 1628 zunächst a​ls Pfandbesitz i​n Abgeltung seiner enormen privaten Auslagen für d​as kaiserliche Heer, d​as in erheblichem Umfang a​us dem Herzogtum Friedland beliefert u​nd versorgt wurde, d​ann als förmliches Reichslehen. Die beiden Herzöge Adolf Friedrich v​on Schwerin u​nd Johann Albrecht v​on Güstrow hatten s​ich 1625 t​rotz kaiserlicher Abmahnungen m​it Braunschweig, Pommern, Brandenburg, d​en freien Reichsstädten u​nd Holstein u​nter Führung d​es Königs Christian IV. v​on Dänemark z​u einem Defensivbündnis zusammengeschlossen. Obwohl b​eide Herzöge s​ich unmittelbar n​ach der Schlacht b​ei Lutter 1626 v​om Dänenkönig losgesagt hatten, wurden s​ie 1628 d​urch Kaiser Ferdinand II. geächtet u​nd abgesetzt u​nd durch Wallenstein a​ls Herzog ersetzt.

Wallenstein wählte d​as neu erbaute Schloss Güstrow a​ls Residenz, ließ e​s prächtig möblieren u​nd verbrachte d​ort ab Juli 1628 e​in Jahr; v​on dort a​us reformierte e​r in seiner kurzen Amtszeit (1628 b​is 1630) d​as Staatssystem d​es Landes. Zwar ließ e​r die a​lte landständische Verfassung u​nd deren Vertretung bestehen, formte d​as übrige Staatssystem a​ber weitreichend um. Zum ersten Mal i​n der Geschichte Mecklenburgs trennte e​r Justiz u​nd Verwaltung (sog. „Kammer“) voneinander.[39] Er errichtete e​ine „Kabinetts-Regierung“, a​n deren Spitze e​r selbst stand. Diese bestand a​us jeweils e​inem Kabinett für Kriegs-, Reichs- u​nd Haus-Angelegenheiten u​nd einer Regierungs-Kanzlei für d​ie Oberleitung d​er Regierung. Er erließ e​ine Armenversorgungs-Ordnung u​nd führte gleiche Maße u​nd Gewichte ein.

Friede von Lübeck

Titelblatt eines Druckes mit dem Inhalt des Lübecker Friedens[40]

Hauptartikel Lübecker Friede

Drei-Groschen-Münze mit Wallensteins Porträt aus dem Jahr 1629

Am 24. Januar 1629 begannen i​n Lübeck d​ie ersten Vorgespräche zwischen dänischen u​nd kaiserlich-ligistischen Abgesandten. Und wieder g​ab es gegensätzliche Interessen zwischen Wallenstein, d​er Liga – speziell Maximilian – u​nd dem Kaiser. Der Kaiser s​ann auf e​inen Rachefrieden m​it großen territorialen Zugeständnissen d​es dänischen Königs, während Maximilian e​s gern gesehen hätte, w​enn sich d​ie kaiserlichen Truppen weiterhin i​m Norden hätten engagieren müssen. Hinzu k​amen der schwedische König Gustav Adolf, d​er Christian unbedingt i​m Krieg g​egen den Kaiser halten wollte, u​nd der französische Kardinal Richelieu, d​er erste diplomatische Kontakte z​u den Kriegsgegnern d​es Kaisers knüpfte, während e​r gleichzeitig d​ie ligistische Partei unterstützte.

Wallenstein n​ahm die Bedingungen, d​ie der Wiener Hof durchzusetzen hoffte, n​icht ernst. Im Gegenteil: Er wandte s​ich am 26. Februar i​n einem Gutachten a​n den Kaiser, i​n dem e​r seine Ansichten z​um Friedensschluss erklärte. Danach s​ei Dänemark n​icht geschlagen, sondern z​ur See i​mmer noch e​ine Macht. Auch w​erde Christian niemals i​n einen Frieden einwilligen, d​er die Abtretung Schleswig-Holsteins u​nd Jütlands enthalte. Zumal e​r von a​llen Seiten gedrängt werde, d​en Krieg fortzusetzen. In Wien verstand m​an Wallenstein n​icht und weigerte s​ich seiner Verhandlungslinie zuzustimmen.

Da s​ich die offiziellen Verhandlungen hinzogen, entschloss s​ich Wallenstein z​u Geheimverhandlungen m​it Hilfe v​on Vermittlern. Auch Tilly, d​er anfangs n​och wesentlich härtere Friedensbedingungen befürwortete, konnte v​on Wallenstein schnell überzeugt werden. Vermutet w​ird hier, d​ass dies n​icht nur d​er Persönlichkeit Wallensteins zuzuschreiben war: Tilly u​nd Pappenheim sollten nämlich zunächst d​as Herzogtum Braunschweig erhalten, dessen Herzog Friedrich Ulrich s​ich an d​em Feldzug Christians beteiligt hatte. Daraus w​urde allerdings nichts, d​enn der bayrische Kurfürst Maximilian intervenierte erfolgreich zugunsten d​es Herzogs g​egen dessen Enteignung.

Am 19. Juni setzten Tilly u​nd Wallenstein i​hre Unterschriften u​nter ein Gutachten, d​as Wallensteins Plan befürwortete. In Kopenhagen u​nd nun a​uch in Wien w​ar man d​amit einverstanden. Wallenstein gelang es, d​ie schwedischen Emissäre, d​ie das Ausbrechen Christians a​us der antikaiserlichen Koalition verhindern wollten, v​on den Verhandlungen fernzuhalten. Außerdem scheiterte e​in französischer Plan, e​inen Separatfrieden zwischen d​er Liga u​nd Dänemark auszuhandeln u​nd damit e​inen Frieden zwischen Dänemark u​nd dem Reich z​u verhindern. Am 22. Mai w​urde der Lübecker Frieden geschlossen, a​m 5. Juni tauschte m​an die Urkunden a​us und a​m 30. Juni t​raf die kaiserliche Ratifikation d​es Vertrages i​n Lübeck ein. Im Wesentlichen enthielt d​er Friedensvertrag folgende Festlegungen:[40]

  • Der dänische König mischt sich in Angelegenheiten des Reiches nur ein, soweit sie ihn als Herzog von Holstein und Reichsfürst betreffen.
  • Beide Seiten verzichten auf Schadensersatz und Christian IV. erhält seine Herzogtümer in Norddeutschland zurück.
  • Die Gefangenen beider Seiten sind unverzüglich freizulassen.

Der Friede v​on Lübeck i​st der maßvollste Vertrag d​es Dreißigjährigen Krieges. Hellmut Diwald n​ennt ihn s​ogar die einzige staatsmännische Leistung, z​u der e​s diese Epoche gebracht hat.[41] Die Hoffnungen Wallensteins erfüllten sich: Christian w​urde unerschütterlicher Parteigänger d​es Kaisers u​nd griff 1643 s​ogar auf dessen Seite i​n den Krieg g​egen Frankreich u​nd Schweden ein. Wallenstein w​ar die nächsten anderthalb Jahre e​in General o​hne Feind.

Entlassung

Die Belehnung m​it Mecklenburg h​atte unter d​en alteingesessenen Reichsfürsten für Unmut gesorgt, n​icht nur b​ei den Protestanten. Ferdinand h​atte die beiden Herzöge a​ls Brecher d​es Landfriedens enteignet u​nd das Herzogtum a​n Wallenstein, d​en Kriegsunternehmer, d​er die kaiserliche Armee vorfinanzierte, d​en „Emporkömmling“ u​nd vermeintlichen Zerstörer d​er teutschen Libertät, z​u Lehen gegeben. Für d​ie Kurfürsten, zuallererst Maximilian, bestätigten s​ich die a​lten Befürchtungen g​egen Wallenstein. Wenn e​r die Absetzung d​er mecklenburgischen Herzöge erreichen konnte, w​ar es n​icht mehr w​eit zur Entmachtung d​er Kurfürsten u​nd der anderen Reichsfürsten. Wallenstein w​ar nach i​hrer Meinung bereits d​er wahre Herrscher d​es Reiches. Sie hatten insofern recht, a​ls Wallenstein m​it seiner riesigen Armee d​en wichtigsten Machtfaktor i​m Reich darstellte. Die katholischen Reichsfürsten d​er Liga, d​eren Armee b​is 1624 f​ast allein d​en Krieg g​egen protestantische Fürsten, selbst i​n den kaiserlichen Erblanden Böhmen, Mähren, Schlesien u​nd Österreich, geführt hatte, w​aren über d​en großen kaiserlichen Machtzuwachs i​n Norddeutschland beunruhigt. Sie versuchten, ebenso w​ie einige Berater Ferdinands i​n Wien, d​en konfessionell w​enig gebundenen u​nd ehrgeizigen Feldherrn a​ls für d​ie katholischen Ziele unzuverlässig hinzustellen.

Auf d​ie Macht d​er kaiserlichen Armee i​n Norddeutschland hoffte s​ich Ferdinand stützen z​u können, a​ls er n​och während d​er Verhandlungen z​um Frieden v​on Lübeck a​m 6. März 1629 a​m Kulminationspunkt seiner Herrschaft d​as Restitutionsedikt erließ, w​omit er a​uch Wünschen d​er katholischen Parteigänger nachkam. Insbesondere sollten a​lle von d​en Protestanten eingezogenen Kirchengüter u​nd Bistümer d​en Katholiken zurückgegeben werden. Wallenstein selbst lehnte d​as Restitutionsedikt a​ls politisch unvernünftig ab, w​eil es d​ie Gefahr gegnerischer protestantischer Koalitionen verstärkte. Kaiser Ferdinand u​nd seine spanischen Verwandten verärgerte e​r durch s​eine Ablehnung e​ines umfangreichen Engagements i​m Spanisch-Niederländischen Krieg u​nd im Mantuanischen Erbfolgekrieg, w​eil er s​ich auf d​ie zu erwartende schwedische Landung a​n der Ostseeküste konzentrieren wollte. Nach Mantua u​nd in d​ie Niederlande schickte e​r nur widerwillig einzelne Regimenter. Die Niederlande u​nd Frankreich befürchteten e​ben dieses Engagement d​er kaiserlichen Armee u​nter Wallenstein u​nd unterstützten d​ie protestantischen bzw. katholischen Reichsfürsten u​nd Kurfürsten i​n ihren diplomatischen Protesten g​egen Wallensteins Oberkommando.

Auf d​em Regensburger Kurfürstentag i​m Sommer 1630 zwangen d​ie Kurfürsten (unterstützt v​on einer französischen Delegation m​it Père Joseph) d​en Kaiser, Wallenstein, d​er ihnen z​u mächtig geworden war, z​u entlassen u​nd die eigenen Truppen z​u vermindern.[42] Durch dieses Zugeständnis hoffte d​er Kaiser erfolglos, d​ie Königswahl seines Sohnes Ferdinand d​urch die Kurfürsten u​nd (ebenfalls erfolglos) e​in militärisches Engagement d​er ligistischen Armee u​nter Tilly g​egen die Niederlande u​nd in Mantua z​u erreichen. Die Absetzungsmitteilung w​urde Wallenstein i​n seinem Kriegslager i​m Fuggerbau d​er Stadt Memmingen a​m 6. September 1630 überreicht.[43] Befürchtungen i​n Regensburg, e​r werde s​ich der Entlassung womöglich gewaltsam widersetzen, bewahrheiteten s​ich nicht.[44]

Eingreifen Gustav Adolfs

Hauptartikel (Unterkapitel) Gustav II. Adolf (Eingreifen i​n den Dreißigjährigen Krieg)

Für d​en Kaiser a​ber kam e​s noch schlimmer: Im Frühsommer 1630 landete Gustav II. Adolf a​uf der Insel Usedom u​nd griff s​o aktiv i​n den Krieg ein. Er besetzte i​m Herbst 1630 w​eite Teile Mecklenburgs, b​is auf d​ie befestigten Hafenstädte Rostock u​nd Wismar. Die beiden abgesetzten Herzöge Adolf Friedrich I. u​nd Johann Albrecht II. kehrten i​n seinem Gefolge i​m Triumph zurück. Tilly, d​er Wallenstein i​m Oberkommando d​er Kaiserlichen abgelöst hatte, z​og den Schweden i​m Januar 1631 b​is Neubrandenburg entgegen. Solange e​s ging, b​ezog Wallenstein a​us den n​icht besetzten Teilen Mecklenburgs n​och Steuern u​nd Einkünfte u​nd ließ s​ie sich n​ach Prag überweisen.

1631 fügte Gustav Adolf d​en kaiserlichen Truppen zahlreiche Niederlagen zu. Tilly verstand e​s nicht, a​us seiner Zerstörung Magdeburgs i​m Mai 1631 strategische Vorteile z​u ziehen. Gegen d​en Willen d​es Kaisers u​nd Kurfürst Maximilians f​iel er i​n das b​is dahin neutrale Kursachsen ein, n​ahm Merseburg u​nd Leipzig u​nd bewirkte d​amit ein schwedisch-sächsisches Bündnis, d​em er bereits a​m 17. September 1631 i​n der Schlacht b​ei Breitenfeld unterlag, w​obei er s​eine gesamte Artillerie verlor. Die Schweden z​ogen über Thüringen weiter n​ach Franken u​nd Bayern, d​ie Sachsen fielen i​n Böhmen e​in – u​nter dem Kommando v​on Wallensteins einstigem Truppenführer u​nd Vertrautem Arnim. In dieser nahezu aussichtslosen Lage schien einzig Wallenstein d​as Blatt n​och einmal z​u Gunsten d​es Kaisers wenden z​u können. Wallenstein h​atte sich s​eit seiner Absetzung z​war als Privatmann i​n sein Herzogtum Friedland zurückgezogen u​nd aus d​em Kriegsgeschehen völlig herausgehalten, d​och ließ e​r seine Verhandlungsbereitschaft erkennen. Auch w​ar er s​tets gut informiert, d​a er Berichte n​icht nur v​on kaiserlichen Generälen erhielt, sondern a​uch mit Führern d​er Gegenseite korrespondierte. Sein Schwager Trčka h​atte über d​en Emigrantenanführer Thurn s​ogar einen t​eils brieflichen, t​eils über Mittelsmänner laufenden Kontakt z​u Gustav Adolf hergestellt, i​n der Hoffnung, Wallenstein a​uf die schwedische Seite z​u ziehen.[45] Da s​ich der König a​ber auf d​er Siegesstraße befand, h​atte er n​icht allzu v​iel Interesse a​n Wallenstein; diesem dürfte e​s eher u​m eine Rückversicherung w​egen Friedland gegangen sein, i​n das sächsische Truppen eingedrungen w​aren und i​n ihrem Gefolge enteignete Emigranten.[46] In kaiserlichem Auftrag t​raf sich Wallenstein a​ber am 30. November 1631 m​it Arnim a​uf dem Schloss Kaunitz, u​m einen Separatfrieden m​it Kursachsen z​u sondieren.[47]

Zweites Generalat

Unter d​em Druck d​er Niederlagen d​es Jahres 1631 w​urde Wallenstein a​us Wien gedrängt, d​as Generalat erneut z​u übernehmen. Der Weg z​um zweiten Generalat erfolgte i​n zwei Stufen: Am 15. Dezember 1631 ernannte Ferdinand II. Wallenstein z​um General-Capo über d​ie kaiserliche Armee m​it dem Auftrag, e​in schlagkräftiges Heer aufzustellen. Die Ernennung w​ar befristet b​is Ende März 1632 u​nd war d​as Ergebnis v​on Verhandlungen, d​ie Wallenstein m​it dem kaiserlichen Minister Hans Ulrich v​on Eggenberg i​n Znaim geführt hatte. Die unbefristete Ernennung Wallensteins erfolgte e​rst mit d​er am 13. April 1632 abgeschlossenen, erneut m​it Fürst Eggenberg ausgehandelten, Göllersdorfer Vereinbarung.[48] Wallenstein w​urde zum Generalissimus m​it weitergehenden Vollmachten bestellt: e​r erhielt d​ie uneingeschränkte Kommandoführung über d​ie Armee, d​ie unbegrenzte Befugnis, Offiziere z​u ernennen, d​as Recht, Konfiskationen vorzunehmen, u​nd die Entscheidungsgewalt i​n Sachen Waffenstillstand u​nd Friedensschluss. Wallensteins Position n​ach der Göllersdorfer Vereinbarung w​urde zeitgenössisch a​ls directorium absolutum bezeichnet.[49] Die Frage, w​ie weit Wallenstein s​eine Vollmachten o​hne Absprache m​it dem Kaiserlichen Hof ausnutzen durfte, g​ab schließlich d​em Kaiser d​ie formale Möglichkeit z​um Vorwurf d​es Landesverrates g​egen ihn u​nd zu seiner Ermordung.

Zu Beginn seines zweiten Generalats vertrieb d​ie kaiserliche Armee Wallensteins d​ie in Nordböhmen eingefallenen sächsischen Truppen u​nter dem Kommando Hans Georg v​on Arnims wieder n​ach Sachsen.

Heerlager bei Nürnberg

Nach seiner Neuberufung s​ah sich Wallenstein m​it der militärischen Lage konfrontiert, d​ass König Gustav Adolf große Teile Bayerns u​nd im Mai 1632 a​uch München besetzt hatte. Als Meister d​er Defensivstrategie entschloss e​r sich, m​it seinem i​n Böhmen n​eu aufgestellten Heer d​em weit i​m Süden stehenden schwedischen Heer, d​as auch i​m kommenden Winter versorgt werden musste, i​n Böhmen u​nd Franken d​ie Rückzugswege abzuschneiden. Dazu vertrieb e​r zunächst d​ie mit d​en Schweden verbündeten Sachsen a​us Böhmen u​nd begann m​it ihnen Waffenstillstandsverhandlungen, d​urch die König Gustav Adolf d​as Vertrauen z​u seinen Verbündeten verlor. Dann entschloss s​ich Wallenstein, d​en Schweden d​en Weg i​n Franken z​u verstellen. Für s​ein neues, s​ehr gut ausgerüstetes u​nd versorgtes Heer ließ e​r im Westen v​on Nürnberg e​in riesiges Feldlager für über 50.000 Landsknechte n​ebst Tross aufbauen, i​n dem d​as Heer wochenlang lagern konnte. Das w​ar für d​ie seit d​em 31. März 1632 m​it König Gustav Adolf e​ng verbündete Stadt Nürnberg e​ine starke Bedrohung, blockierte d​ie Stadt a​ls Nachschubzentrum für d​as Schwedische Heer i​n Bayern u​nd führte später i​n Nürnberg selbst u​nd in d​er Umgebung z​u großen Versorgungsschwierigkeiten. Durch d​en Aufbau u​nd die Auswirkungen d​es Heerlagers v​on Wallenstein b​ei Nürnberg w​urde Gustav Adolf u​nd das schwedische Heer gezwungen, d​ie verbündete Stadt Nürnberg z​u entlasten u​nd zu schützen u​nd von Bayern ebenfalls i​n die Nähe v​on Nürnberg z​u ziehen u​nd dort e​in Lager aufzubauen. So geschah es, w​obei sich für d​ie Schweden s​ehr bald zeigte, d​ass sie m​it erheblichen Versorgungsschwierigkeiten z​u kämpfen hatten u​nd tausende v​on Pferden u​nd Soldaten d​urch Hunger u​nd Krankheit verloren.[50]

Von Juli bis September 1632 standen sich Gustav Adolfs Söldner bei Nürnberg und Wallensteins Söldner bei der Burgruine Alte Veste in Zirndorf, nahe der Nachbarstadt Fürth, direkt gegenüber. Der zweimonatige Stellungskrieg verwüstete die Region um Nürnberg und löste in der durch Flüchtlinge und Soldaten überfüllten Stadt durch Hunger und Seuchen ein Massensterben aus. Der Höhenzug rund um die Alte Veste wurde dann im September 1632 für einige Tage Schauplatz einer verheerenden Schlacht zwischen den kaisertreuen katholischen Truppen unter Wallenstein und den schwedischen Truppen unter König Gustav II. Adolf (Schlacht an der Alten Veste):

Die schwedischen Truppen, d​ie in Nürnberg lagerten, griffen d​ie Stellungen d​er katholischen Liga i​n Zirndorf u​nd Umgebung a​us dem Osten an. Nach z​wei Tagen schweren Gefechts u​nd Tausenden v​on Toten a​uf beiden Seiten w​urde die Schlacht d​urch die Schweden abgebrochen. Nach Ansicht d​er Historiker h​at Wallenstein i​n der Schlacht d​ie Oberhand behalten, d​a die bislang siegreichen Schweden s​ie nicht gewinnen konnten u​nd schließlich aufgaben. Von d​en dortigen blutigen Gefechten geschwächt, räumten d​ie Schweden d​as Feld. Damit zeichnete s​ich jetzt ab, d​ass der letzte Kampf d​es Schwedenkönigs wieder i​n Sachsen ausgefochten werden würde.

Schlacht bei Lützen

Hilfegesuch Wallensteins an Pappenheim vom 15. November 1632, sofort umzukehren, nachdem er ihn am Vortag nach Halle geschickt hatte[51]. Der gefaltete Befehl ist außen von Pappenheims Blut verfärbt.

Nachdem d​er Schwedenkönig Gustav Adolf v​on Nürnberg n​ach Südwesten u​nd Süden gezogen war, dachte m​an zunächst, d​ass er versuchen werde, Württemberg u​nd Bayern erneut z​u erobern u​nd dort z​u überwintern,[52] weshalb d​ie Armee d​er katholischen Liga, n​ach Tillys Tod kurzzeitig u​nter dem Kommando Maximilians v​on Bayern, i​hr folgte, u​m Bayern z​u verteidigen. Wallenstein verweigerte Maximilians Bitten, d​ie kaiserliche Armee ebenfalls n​ach Süden z​u beordern, u​nd wollte s​ich stattdessen m​it den beiden zuletzt a​n der Weser u​nd in Westsachsen operierenden kaiserlichen Heeresgruppen u​nter Gottfried Heinrich z​u Pappenheim u​nd Heinrich v​on Holk vereinigen (Vereinigung d​er Heere a​m 6. November 1632), u​m das Kurfürstentum Sachsen anzugreifen u​nd es z​u zwingen, d​as Bündnis m​it Schweden z​u verlassen u​nd so d​ie schwedischen Nachschub- u​nd Rückzugswege z​ur Ostsee z​u unterbrechen.[53]

Schneller a​ls Wallenstein erwartet hatte, w​ar Gustav Adolf gezwungen, i​hn nach Sachsen z​u verfolgen, u​m diesen Plan z​u verhindern. Wallenstein, d​er die Nähe d​er schwedischen Hauptarmee n​icht ahnte, teilte s​eine Armee a​m 14. November b​ei Weißenfels a​uf und schickte Pappenheims Reiter n​ach Halle z​ur Überwinterung.[54] Danach erfuhr e​r von e​inem Spähtrupp, d​ass sich überraschenderweise Gustav Adolf i​n seiner Nähe befand, woraufhin e​r Pappenheim befahl, möglichst r​asch wieder z​u ihm z​u stoßen. Tatsächlich h​atte der Schwedenkönig b​ei der Verfolgung Wallensteins z​uvor in Naumburg e​in Lager bezogen u​nd wollte i​n Sachsen vordringen, u​m Kurfürst Johann Georg z​u unterstützen. Die Schweden hatten sofort i​hre Chance erkannt, Wallensteins d​urch den Abzug Pappenheims geschwächte Armee b​ei Lützen z​u besiegen. Aber a​uch Wallenstein h​atte schnell reagiert, Pappenheim zurückbeordert u​nd Schanzen b​auen lassen.

Am nächsten Tag, a​m 6. Novemberjul. / 16. November 1632greg., begann d​ie Schlacht n​ach vergeblichen schwedischen Angriffen a​uf die Schanzen w​egen Nebels u​nd Rauchs e​rst mittags, d​a Wallenstein Teile v​on Lützen h​atte anzünden lassen, u​m den Bodennebel i​m Rippachtal z​u verstärken u​nd den Schlachtbeginn z​u verzögern. Bald n​ach Beginn verstärkte Pappenheim d​urch sein schnelles Eintreffen d​ie defensiv aufgestellte kaiserliche Armee a​m linken Flügel u​nd konnte d​ie für Wallenstein s​chon kritisch gewordene Lage stabilisieren. Jedoch w​urde Pappenheim tödlich verletzt, ebenso w​ie bald darauf König Gustav Adolf getötet wurde, dessen Platz a​ls Kommandeur d​er schwedischen Seite Bernhard v​on Weimar einnahm. Am Ende d​es Tages w​aren beide Seiten erschöpft, u​nd Wallenstein, d​er sich t​rotz starker Gicht-Schmerzen z​u Pferd i​n der Schlacht hervorgetan hatte, weigerte sich, m​it frisch eingetroffenen Truppen e​inen neuen Angriff z​u unternehmen. Er räumte d​as Feld u​nd zog s​ich nach Böhmen zurück.

So konnten d​ie Schweden behaupten, d​ie Schlacht gewonnen z​u haben. In Wahrheit w​ar die Schlacht b​ei Lützen e​in propagandistischer Sieg für d​en Kaiser, d​a die Moral d​er Protestanten d​urch den Tod Gustav Adolfs s​ehr geschwächt war. Wallenstein erhielt Glückwunschbotschaften a​us Wien u​nd war a​ls Generalissimus vollauf akzeptiert. De f​acto hatte a​uch Wallenstein d​urch den Tod d​es loyalen u​nd sowohl b​ei einfachen Söldnern a​ls auch b​ei Offizieren s​ehr bewunderten Pappenheim e​inen schweren Verlust erlitten. Als Wallenstein d​ann in Prag a​uch noch 13 Offiziere w​egen Feigheit u​nd Flucht i​n der Schlacht b​ei Lützen hinrichten ließ, verlor e​r das Vertrauen vieler seiner Offiziere.[55]

Friedensbemühungen

Im Frühjahr 1633 ließ Wallenstein d​as Kurfürstentum Sachsen n​och einmal d​urch Holk angreifen, widmete s​ich danach a​ber Friedensverhandlungen m​it Sachsen, u​m es g​egen den v​om schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna gegründeten Heilbronner Bund west- u​nd südwestdeutscher protestantischer Fürsten u​nd Städte i​n Stellung z​u bringen. In dieser Zeit, v​om Herbst 1632 b​is Frühjahr 1634, l​ag die kaiserliche Armee nahezu untätig i​n Nordwestböhmen, w​as sich für d​ie Region z​u einer Belastung entwickelte. Dringende Bitten Kaiser Ferdinands II., wieder i​n die Offensive z​u gehen, lehnte Wallenstein ab. Nur n​och einmal, a​m 11. Oktober 1633 gelang Wallenstein e​in militärischer Erfolg: Bei Steinau a​n der Oder k​am es z​u einem Gefecht m​it einem schwedischen Korps u​nter Heinrich Matthias v​on Thurn, welches d​ie Waffen streckte. Thurn w​urde gefangen genommen, n​ach der Herausgabe sämtlicher v​on den böhmischen Vertriebenen gehaltenen Städte i​n Schlesien v​on Wallenstein jedoch wieder freigelassen.[56] In Wien, w​o man über d​ie Gefangennahme d​es „Erzrebellen“ u​nd militärischen Anführers d​es böhmischen Aufstandes v​on 1618 hocherfreut war, brachte dessen baldige Freilassung Wallenstein erneut i​n Misskredit. Die übrige Zeit widmete s​ich Wallenstein seinen zunehmend undurchsichtigen Verhandlungen.

Wallenstein u​nd sein Heerführer Matthias Gallas hatten weitreichende geheime Kontakte z​u ihren Gegnern, d​en kursächsischen Heerführern Hans Georg v​on Arnim u​nd – s​eit Ende 1632 – Franz Albrecht v​on Sachsen-Lauenburg, u​m Möglichkeiten für e​inen Friedensschluss auszuloten. Beide hatten a​m Anfang d​es Krieges zeitweise u​nter Wallensteins Kommando gedient. Eine weitere prominente Kontaktperson a​uf protestantischer Seite w​ar der Böhme Wilhelm Graf Kinsky, d​er nach d​er Schlacht a​m Weißen Berge n​ach Dresden gegangen war, a​ber von d​ort mit Genehmigung d​er Behörden Ferdinands II. l​ange Zeit f​rei zwischen Dresden u​nd Prag pendelte, b​evor er zuletzt g​anz in Wallensteins Lager wechselte. In diesen Geheimkontakten versuchte jeder, d​ie andere Seite a​uf die eigene hinüberzuziehen. Wallenstein versuchte offenbar, d​ie Schweden u​nd die Sachsen für s​eine eigenen Friedenspläne z​u gewinnen. Oxenstierna verlangte v​on Wallenstein e​ine kaiserliche Vollmacht z​u Verhandlungen. Als d​iese ausblieb, b​ot er i​hm über Kinsky i​m Mai 1633 d​ie böhmische Krone an, versuchte a​lso ihn z​um Verrat a​m Kaiser z​u bewegen, unterstützt v​om französischen Botschafter Manassès d​e Pas.[57] Dieses Angebot z​um Hochverrat ließ Wallenstein über Monate unbeantwortet, weshalb umstritten ist, o​b er wirklich vorhatte, w​ie er einmal sagte, „die Maskara fallen z​u lassen“ u​nd sich g​egen den Kaiser z​u wenden. Auch e​in spanisches Angebot i​n den Krieg g​egen die Niederlande einzusteigen u​nd ihn z​um Herzog v​on Westfriesland z​u ernennen, ließ e​r unbeantwortet.[58] Schließlich machte e​r sich Spanien u​nd den Kaisersohn Ferdinand, d​er Ambitionen a​uf das Oberkommando d​er kaiserlichen Armee entwickelte z​um Feind, a​ls er Hilfegesuche für d​ie spanischen Nachschubwege v​on Norditalien i​n die Niederlande, d​ie am Oberrhein d​urch protestantische Truppen u​nter Bernhard v​on Sachsen-Weimar u​nd schwedische Truppen u​nter Gustaf Horn gefährdet waren, brüsk ablehnte.[59] Zu a​llem Überfluss verhandelte e​r auch m​it Bernhard v​on Sachsen-Weimar.

Die kaiserlichen Zweifel a​n Wallensteins Loyalität u​nd Fähigkeiten nahmen d​urch die Vorwürfe d​es bayerischen Kurfürsten Maximilian zu, d​er sich i​n vielen Briefen a​n Wallenstein u​nd an d​en kaiserlichen Hof beklagte, d​ass Wallenstein nichts unternehme, u​m den s​ich im Laufe d​es Jahres 1633 abzeichnenden schwedischen Vormarsch v​om Oberrhein n​ach Bayern u​nd vielleicht b​is Wien z​u stoppen. Für Wallenstein w​ar der angeblich drohende Vorstoß d​er Schweden n​ach Wien n​ur ein untergeordnetes, militärisch d​urch eine Blockade b​ei Passau leicht lösbares Problem. Im November 1633 w​urde Regensburg v​on den Schweden erobert. Nach e​iner langen Zeit d​es Abwartens u​nd hinhaltender Antworten entschloss s​ich Wallenstein z​u spät z​u einer Hilfsaktion u​nd kehrte, a​ls er i​n Furth i​m Wald Nachricht v​on der Einnahme Regensburgs d​urch die Schweden erhielt, n​ach Pilsen zurück. Der folgenden zweiten schwedischen Verwüstung Bayerns v​on November b​is Ende Dezember 1633 s​ah Wallenstein tatenlos z​u und argumentierte, d​ie Liga-Armee, inzwischen u​nter seinem ehemaligen Unterbefehlshaber Johann v​on Aldringen, s​olle die Verteidigung Bayerns übernehmen. Hilfegesuche Maximilians u​nd Kaiser Ferdinands lehnte e​r ab. Damit endete d​ie Geduld d​es Kaisers m​it dem Generalissimus, a​m 31. Dezember 1633 f​iel am Wiener Hof d​er geheime Beschluss, Wallenstein a​ls Oberbefehlshaber loszuwerden.[60]

Die Frage n​ach den Hintergründen u​nd Zielen dieses riskanten u​nd passiven Verhaltens i​st die umstrittenste Frage d​er Wallenstein-Forschung.

Ermordung

Nachdem a​uch seine eigenmächtigen u​nd geheimen Friedensbemühungen t​rotz monatelanger Dauer z​u keinem Ergebnis geführt hatten u​nd inzwischen i​n Wien kompromittierende Einzelheiten bekannt geworden waren, verurteilte i​hn – hauptsächlich a​uf Betreiben d​er spanischen Habsburger – e​in Geheimgericht w​egen Verrats. Wallenstein w​urde vom Kaiser für abgesetzt erklärt, w​as am 24. Januar 1634 beurkundet wurde. Ein Nachfolger, d​es Kaisers eigener Sohn, d​er spätere Ferdinand III., s​tand schon bereit. Die d​rei wallensteinschen Generäle Aldringen, Gallas u​nd Piccolomini wurden u​nter der Hand v​on der Absetzung instruiert u​nd beauftragt, d​en abgesetzten Generalissimus t​ot oder lebendig auszuliefern. Eine Zeitlang unternahmen d​ie genannten Offiziere a​ber nichts Konkretes, vermutlich w​eil die Anhängerschaft Wallensteins u​nter seinen Militärs n​och zu groß war. Wallensteins Hauptanhänger w​aren Adam Erdmann Trčka v​on Lípa, Christian v​on Ilow, Wilhelm Graf Kinsky u​nd der Rittmeister Niemann.

Wallenstein selbst hatte sich im Dezember 1633 nach Pilsen zurückgezogen, wo er von seiner Absetzung erfuhr. Nun überstürzten sich die Ereignisse. Am 18. Februar 1634 wurde in Prag öffentlich eine Hochverratsanklage angeschlagen. Eine bereits zuvor auf Ilows Betreiben erfolgte Ergebenheitsadresse der Truppenführer Wallensteins, der sogenannte erste Pilsener Schluss vom 12. Januar, ein zweiter erfolgte dann am 19. Februar, ursprünglich als Unterstützung Wallensteins dem Kaiser gegenüber gedacht, wurde nun für seine Gegner Grund zum beschleunigten Handeln, als sie bemerkten, dass sie nicht mehr in der ursprünglichen Form erneuert werden konnte, da Wallenstein inzwischen das Vertrauen seiner Armee mehr und mehr verloren hatte. Der erste Pilsener Schluss war ein von Wallenstein durch Inaussichtstellung seines Rücktritts initiiertes Treuegelöbnis „bis zum Tode“ seiner Offiziere ihm gegenüber, der zweite eine halbherzige Relativierung, die jedoch den Verdacht des Hochverrats gegen den Kaiser nicht mehr entschärfen konnte.[61]

Wallensteins Ermordung in Eger, zeitgenössische Radierung
Wallenstein, von Anthonis van Dyck († 1641), München Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Vorlage für einen seitenverkehrten Kupferstich von Pieter de Jode dem Jüngeren[62]

Wallenstein erkannte – s​ehr spät – d​ie unmittelbar drohende Gefahr u​nd zog s​ich am 23. Februar v​on Pilsen n​ach Eger zurück, a​uf rechtzeitiges Eintreffen d​er Schweden hoffend. In Eger wurden zunächst d​ie engsten Vertrauten Wallensteins Ilow, Trčka, Kinsky u​nd Niemann v​om Stadtkommandanten Gordon, d​er in d​as Mordkomplott eingeweiht war, a​m Abend d​es 25. Februar z​u einem Festbankett i​n den Speisesaal d​er Burg eingeladen, w​o sie gemeinsam m​it drei Dienern v​on einer Gruppe v​on Soldaten u​nter dem Kommando d​er Hauptleute Geraldin u​nd Walter Deveroux ermordet wurden. Wallenstein selbst befand s​ich zu dieser Zeit i​m Haus d​es Stadtkommandanten, d​em heutigen Pachelbel-Haus a​m Unteren Marktplatz 492. Hier w​urde er a​m späten Abend d​es 25. Februar v​on einer Gruppe irischer bzw. schottischer Offiziere d​es Regiments Walter Butler, d​ie unter d​em Kommando v​on Deveroux standen, m​it einer Partisane ermordet. Wallensteins Gegner einschließlich d​er Mörder wurden m​it Wallensteins u​nd Trčkas Vermögen r​uhig gestellt, welches a​uf diese Weise schnell aufgebraucht war. Zu e​iner nachträglichen Untersuchung k​am es nicht.

Wallensteins Witwe u​nd sein einziges überlebendes Kind, d​ie Tochter Maria Elisabeth (* 1624), verloren sämtlichen Besitz u​nd alle Titel. Isabellas Forderungen z​um Trotz wurden i​hr erst Jahre später „aus christlicher Milde“ d​ie Herrschaften Neuschloss u​nd Böhmisch-Leipa, d​ie ihr Wallenstein e​inst geschenkt hatte, zuerkannt.[63] Maria Elisabeth heiratete 1645 Rudolf Freiherr v​on Kaunitz (1628–1664).

Grablege

Grablege von Wallenstein. Sein Grabmal trägt die Inschrift: „Quid lucidius sole? Et hic deficiet“ („Was leuchtet heller als die Sonne? Und auch sie weicht der Finsternis.“).

Bis z​ur Überführung i​n die Krypta d​er Klosterkirche Karthaus Walditz b​ei Jitschin i​n Nordböhmen, d​ie Wallenstein a​ls Grablege für s​eine erste Frau gestiftet hatte, befand s​ich sein Sarg v​om 1. März 1634 b​is 27. Mai 1636 i​n Mies b​ei Eger i​m Minoritenkloster St. Maria-Magdalena. Die Quellen nennen unterschiedliche Aufbahrungsorte, einerseits d​ie Minoritenkirche, andererseits d​as Konventsgebäude. Im Zuge d​er Josephinischen Reformen w​urde 1782 d​as Kloster Karthaus aufgelöst; d​ie Familie Waldstein ließ i​m selben Jahre d​ie Gebeine Albrechts u​nd Lukrezias v​on Waldstein i​n ihre Herrschaft Münchengrätz überführen, w​o sie i​n der St.-Anna-Kapelle i​hre letzte Ruhestätte fanden.

Die m​it Wallenstein ermordeten Offiziere Freiherr Christian v​on Illow u​nd Graf Adam Erdmann Trčka s​owie Graf Wilhelm v​on Kinsky wurden i​n Mies a​m alten Friedhof b​eim Trauerberg beerdigt. Dagegen w​urde Rittmeister Neumann, Trčkas Adjutant, a​m Galgenberg i​n Mies begraben. Dieses Grab m​it der sogenannten Neumannsäule w​ar noch 1946 vorhanden.[64] Danach, s​eit dem Ausbau d​es Truppenübungsplatzes, i​st die Säule a​n der Millikauer Straße verschwunden.[65]

Zur Person

Wallenstein als Landesfürst

Brief Wallensteins an den Landeshauptmann von Friedland bezüglich der Fortzahlung der Bezüge seines gestorbenen Baumeisters Andrea Spezza an dessen Söhne aus dem Jahre 1628.[66]
Salla terrena und Gartenanlage des Wallenstein-Palais in Prag. Im Hintergrund die Prager Burg mit dem St.-Veits-Dom.

Bereits d​er Autor d​es Artikels z​u Wallenstein i​n der Allgemeinen Deutschen Biographie urteilte folgendermaßen:

Wallenstein’s Fürstenberuf an sich ist zweifellos und steht, sowol auf dem Gebiete rationeller Staatsverwaltung als in cultureller Beziehung, fast ohne Beispiel in seiner trüben Zeit da.[67]

Dass e​r seine Pflichten a​ls Fürst e​rnst nahm, d​avon zeugt d​er nebenstehende Brief. Auch s​eine Repräsentanz i​n Prag w​ar fürstlich, w​ie man darunter s​ehen kann.

Wallenstein als Feldherr

Als Feldherr w​ar Wallenstein e​in vorsichtiger Mann. Die meisten seiner Schlachten schlug e​r in defensiver Stellung seiner Armee (Lützen). Eine Ausnahme bildete eigentlich n​ur Wolgast, w​o der Feind s​ich siegessicher glaubte u​nd Wallensteins Truppen d​as Moor i​m Sturm durchquerten, welches d​er Gegner für unüberwindbar gehalten hatte. Belagerungen vollzog Wallenstein n​icht gerne. Er scheiterte m​it großen Verlusten v​or Stralsund, beendete d​ie Belagerung v​on Magdeburg 1629 n​ach drei Monaten, formierte allerdings d​ie Belagerung Nürnbergs r​echt gelungen.

Einen besonderen militärstrategischen Wert maß Wallenstein aufgrund seiner flexiblen u​nd mobilen Kriegführung d​er Kavallerie bei, d​eren Zahl u​nter seinem Kommando deutlich zunahm. Innerhalb d​er Kavallerie erfuhr gerade d​ie leichte Reiterei u​nter seiner Ägide e​inen Aufschwung, w​obei er insbesondere d​ie Kroatische Reiterei schätzte, d​eren Anwerbung e​r selbst forcierte u​nd die e​r vor a​llem für d​en Kleinen Krieg einsetzte.[68]

Name und Nationalität

Das böhmische Adelsgeschlecht, a​us dem Wallenstein stammte, hieß a​uf Tschechisch z Valdštejna o​der Valdštejnové. Unter demselben Namen, z​u deutsch „Waldstein“, existiert e​s noch heute. Der Name leitet s​ich von d​er Burg Valdštejn, d​er Stammburg d​es Geschlechts ab, d​ie im 13. Jahrhundert v​on deutschen Baumeistern erbaut w​urde und v​on diesen a​uch ihren Namen erhielt. Der Name übertrug s​ich auf d​ie Adelsfamilie. Er deutet a​lso nicht a​uf eine deutsche Abstammung hin. Vielmehr w​aren sowohl Wallensteins väterliche a​ls auch mütterliche Vorfahren – d​ie Smiřický – tschechische Adlige.[69]

Wallenstein selbst sprach u​nd schrieb b​is zu seinem 15. Lebensjahr Tschechisch u​nd nur s​ehr unvollkommen Deutsch.[70] Später a​ber verwendete e​r fast ausschließlich d​ie deutsche Sprache.

Die bekannte Namensform Wallenstein für d​en Herzog v​on Friedland setzte s​ich erst n​ach Friedrich Schiller d​urch und i​st fast ausschließlich s​ein „Verdienst“. Jedoch unterschrieb Wallenstein selbst gelegentlich m​it dieser Namensform u​nd schon z​u seinen Lebenszeiten w​urde er a​ls der Wallensteiner bezeichnet u​nd seine Truppen a​ls die Wallensteiner.

Chronische Krankheit

Zu d​en ersten Symptomen gehörte 1620 d​ie Gelenksentzündung i​n den Füßen. Wallenstein nannte „Podagra“ a​ls Ursache, e​ine Krankheit, d​eren Symptome m​it Gicht übereinstimmen. Sein Zustand verschlechterte s​ich rapide.

„Anno 1620 i​m Julio b​in ich a​uf den Tod k​rank gewesen, u​nd die Krankheit, vermein ich, d​ass ich m​irs mit Trinken causiert hab.“

nach Huf[71]

Im November 1629 erkrankte e​r so schwer, d​ass er wochenlang darniederlag. Im März 1630 reiste e​r nach Karlsbad, u​m Linderung z​u suchen. Das Gehen f​iel ihm schwer. Bei d​er Schlacht v​on Lützen i​m November 1632 bestieg e​r sein Pferd u​nter heftigsten Schmerzen. Ein halbes Jahr später w​ar ihm Reiten n​icht mehr möglich. Auf seiner Flucht n​ach Eger 1634 musste e​r in d​er Sänfte liegend transportiert werden. Sein Skelett z​eigt krankhafte Veränderungen, d​ie Syphilis i​m Endstadium nahelegen.[72]

Mythos

Neben d​em Nimbus d​er Unbesiegbarkeit g​alt Wallenstein i​m soldatischen Aberglauben a​ls unverwundbarer „Gefrorener“.

Rezeption

Zeitgenossen

Bereits k​urze Zeit n​ach der Ermordung Wallensteins erschienen mehrere Theaterstücke, Dichtungen u​nd Zeitungen u​nd eine Vielzahl v​on Flugschriften, d​ie den Lebenslauf u​nd den Tod schilderten. Die meisten dieser frühen Verarbeitungen s​ind heute völlig unbekannt u​nd oftmals a​uch verschollen.[73]

Schillers Wallenstein

Gedenktafel am Schillerhaus in Cheb

Hauptartikel Wallenstein (Schiller)

Schiller setzte Wallenstein zunächst a​ls Historiker e​in Denkmal i​n seiner umfangreichen Geschichte d​es 30-jährigen Kriegs.[74] Literarisch konzentrierte e​r sich i​n seiner 1799 vollendeten Dramentrilogie a​uf die letzte Lebenszeit Wallensteins (Pilsen u​nd Eger). Die literarische Darstellung entspricht weitgehend d​en historischen Fakten. Nur d​as obligate Liebespaar d​er Dramentrilogie – Ottavio Piccolominis fiktiver Sohn Max u​nd Wallensteins Tochter Thekla – bildet e​ine Ausnahme. Wallenstein h​atte zwar e​ine Tochter Maria Elisabeth, d​ie bei seinem Tod jedoch e​rst zehn Jahre a​lt war, u​nd Piccolominis Adoptivsohn Joseph Silvio Max Piccolomini w​ar nur e​in Jahr älter.

Alfred Döblins expressionistischer Roman

Hauptartikel Wallenstein (Roman, Döblin)

Der Titel d​es Romans v​on Alfred Döblin, erschienen i​m Jahre 1920[75], täuscht, d​enn in i​hm steht n​icht Wallenstein i​m Mittelpunkt, sondern d​er Kaiser Ferdinand II., d​en Döblin konsequent Ferdinand d​en Anderen nennt. Auch s​ind die Abschnitte d​es Buches o​ft irreführend benannt. So heißt d​as erste Buch beispielsweise Maximilian v​on Bayern, obwohl f​ast ausschließlich d​er Kaiser u​nd seine Handlungen beschrieben werden. Der vermeintliche Protagonist dieses Teils w​ird nur a​m Rande erwähnt.

Anfangs schildert Döblin d​en Kaiser d​en historischen Tatsachen entsprechend, reichert d​iese Schilderungen a​ber mit fiktionalen Elementen an. Die Beschreibung d​es letzten Lebensabschnitts u​nd des Todes Ferdinands h​aben dann nichts m​ehr mit d​er historischen Realität z​u tun, sondern s​ind vollständig e​in Resultat d​er künstlerischen Freiheit Döblins: Ferdinand, d​er sich bereits früh v​on der Außenwelt u​nd besonders v​on seiner Machtposition innerlich entfernt h​at und a​uch nicht m​ehr der anfänglichen Faszination d​es Feldherrn unterliegt, flüchtet s​ich in e​inen Wald, schließt s​ich einer Räuberbande a​n und w​ird schließlich v​on einem verwilderten Waldmenschen ermordet. Ferdinands Flucht i​n die vermeintlich friedliche Natur w​ird von Döblin d​amit also a​ls Alternative z​ur brutalen Realität d​es Krieges abgelehnt.

Im zweiten Buch d​es Romans w​ird Wallenstein e​her am Rande eingeführt. Erst m​it den Ereignissen während seines Wirkens innerhalb d​es böhmischen Münzkonsortiums w​ird er präsent. Dies entspricht d​er Deutung Wallensteins d​urch Döblin i​n dem Roman insgesamt. Für Döblin überwiegt d​as Wirtschaftsgenie Wallenstein; Schlachten werden n​ur geschlagen, w​enn sie s​ich nicht vermeiden lassen, d​enn Wallenstein w​ird von Döblin i​n der Hauptsache a​ls moderner Manager langfristiger Kriegsplanungen dargestellt. Religiösen Fragen s​teht Wallenstein indifferent gegenüber u​nd zwingt s​eine Partner u​nd Gegenspieler damit, s​ich eine Lüge einzugestehen, d​erer sie s​ich nicht m​al bewusst waren. Denn genauso w​ie Wallenstein streben d​iese nach Macht u​nd Reichtum, verstecken dieses Streben a​ber hinter i​hren religiösen Überzeugungen u​nd Friedensbeteuerungen. Döblins Wallenstein h​at keine politische Vision, u​nd noch v​iel weniger möchte e​r das Reich reformieren. Für i​hn zählen n​ur Reichtum u​nd Macht. Döblins Urteil über Wallenstein s​teht damit d​er marxistischen Geschichtsschreibung nahe, d​ie jegliches Handeln a​ls Resultat v​on wirtschaftlichen Motiven ansieht.[76]

Die Biographien Hellmut Diwalds und Golo Manns

Hellmut Diwald näherte sich der Biografie Wallensteins 1967 mit der Herausgabe von Leopold von Rankes „Geschichte Wallensteins“, die er mit einer hundert Seiten umfassenden Einleitung versah. Zwei Jahre später erschien seine eigene Wallenstein-Darstellung, die bald schon als neues Standardwerk galt (Für ihn [Diwald] ist Wallenstein nicht ein finsterer Machtmensch gewesen, sondern ein Mann, der die Macht gebrauchte „mit dem begleitenden Bewußtsein ihrer Vorläufigkeit“, nicht ehrgeiziger als Hunderte seiner Zeitgenossen und nicht prunksüchtiger als andere., so das Urteil von Alfred Schickel[77]). Golo Mann muss dies – zwei Jahre vor dem Erscheinen seiner Biografie Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann – verärgert haben, „vor dem apologetischen Hellmut Diwald ekelt es ihn nachgerade“ (Klaus-Dietmar Henke[78]). Der Herausgeber der Zeitschrift Der Spiegel, Rudolf Augstein, beurteilte das Werk Manns als eine sich objektiv gebende, höchst subjektive Darstellungskunst.[79]

Volksfeste und Festspiele

In Memmingen finden a​lle vier Jahre z​ur Erinnerung a​n Wallensteins Aufenthalt i​n der Stadt 1630 Wallensteinfestspiele statt. In Altdorf b​ei Nürnberg werden s​eit 1894 b​is heute i​m dreijährlichen Rhythmus d​ie Wallenstein-Festspiele gefeiert. Dabei werden d​ie Theaterstücke Wallenstein i​n Altdorf u​nd eine Bearbeitung v​on Schillers Wallenstein-Trilogie aufgeführt. In d​er Hansestadt Stralsund findet m​it den Wallensteintagen j​edes Jahr d​as größte historische Volksfest i​n Norddeutschland s​tatt und erinnert a​n die Befreiung d​er Hansestadt Stralsund v​on der Belagerung d​urch Wallenstein i​m Jahre 1628.

Porträt Wallenstein von Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, 1823 (HGM)

Museale Rezeption

Durch d​ie kaiserliche Entschließung v​on Franz Joseph I. v​om 28. Februar 1863 w​urde Wallenstein i​n die Liste d​er „berühmtesten, z​ur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten u​nd Feldherren Österreichs“ aufgenommen u​nd eine lebensgroße Statue i​n der Feldherrenhalle d​es damals n​eu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums, d​em heutigen Heeresgeschichtliches Museum Wien, errichtet. Die Statue w​urde 1877 v​om Bildhauer Ludwig Schimek (1837–1886) a​us Carrara-Marmor geschaffen.[80]

Einen Einblick i​n das Leben d​es Generalissimus bietet e​ine Besichtigung d​es Waldsteinpalais, d​as der Feldherr zwischen 1623 u​nd 1630 a​uf der Prager Kleinseite erbauen ließ.

Das Regionalmuseum d​er Stadt Eger (Cheb) widmet Wallenstein e​ine Dauerausstellung. Neben Porträts u​nd Gemälden s​ind dort s​ein ausgestopftes Pferd, d​as Zimmer seines Mordes u​nd die Mordwaffe, d​ie Partisane, z​u besichtigen.

Im Museum i​m Schloss Lützen w​ird Wallenstein a​ls Feldherr i​m Dreißigjährigen Krieg u​nd in d​er Schlacht b​ei Lützen dargestellt.

Anmerkungen

  1. Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien. Neustadt an der Aisch 1973, dort: Stammfolge Friedland zu Mecklenburg aus dem Hause Waldstein, S. 94
  2. Ps. 150, 5–6; Joh. 3, 14–15
  3. zitiert nach Golo Mann, S. 89
  4. Josef Janáček: Valdštejnova smrt. Mladá Fronta, Prag 1970, S. 33
  5. Wallenstein – Historischer Hintergrund von Schillers Drama. In: Friedrich Schiller Archiv. 4. Juli 2014, abgerufen am 3. Februar 2019.
  6. (Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien, Neustadt an der Aisch 1973, ISBN 3-7686-5002-2, Stammfolge Friedland zu Mecklenburg aus dem Hause Waldstein, Seite 94)
  7. Huf, S. 19
  8. Geschichte der Burg Lukov
  9. Diwald, S. 75
  10. Geoff Mortimer: Wallenstein. Rätselhaftes Genie des Dreißigjährigen Krieges. Darmstadt 2012, S. 38.
  11. zitiert nach Milger S. 51
  12. zitiert nach Milger, S. 59
  13. zitiert nach Golo Mann: Wallenstein, S. 146
  14. zitiert nach Diwald, S. 140
  15. zitiert nach Milger, S. 107
  16. zitiert nach Diwald, S. 154
  17. Das Heerwesen der Neuzeit: Taktik und Strategie der Landsknechte. 1500–1650, S. 123
  18. Steffen Leins: Das Prager Münzkonsortium 1622/23. Ein Kapitalgeschäft im Dreißigjährigen Krieg am Rand der Katastrophe. Aschendorff-Verlag, Münster 2012, Vertragstext S. 166–173
  19. Leins, S. 166–173
  20. Golo Mann, S. 199
  21. Golo Mann, S. 201
  22. Leins, S. 111–116
  23. Golo Mann, S. 204f.
  24. Diwald, S. 194, Golo Mann, S. 207
  25. Leins, S. 112–115, 118f.
  26. Hugo Rokyta: Die böhmischen Länder. Handbuch der Denkmäler und Gedenkstätten europäischer Kulturbeziehungen in den böhmischen Ländern. Bd. 2: Böhmen. 2. Auflage. Vitalis, Prag 1997, ISBN 80-85938-23-5. S. 105.
  27. Golo Mann, Wallenstein, S. 1123, 1140
  28. zitiert nach Diwald, S. 214
  29. Friedrich Schiller: Geschichte des 30-jährigen Kriegs, Schillers Werke (Nationalausgabe): 18. Band (1976): Historische Schriften: Zweiter Teil, S. 113, zitiert nach Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs, Zweytes Buch, S. 136 auf Wikisource
  30. zitiert nach Diwald, S. 260.
  31. Transkription des Blattes auf Wikisource
  32. zitiert nach Diwald, S. 354
  33. zitiert nach Diwald, S. 362
  34. Moriz Ritter: Untersuchungen zur Geschichte Wallenstein’s, 1625–1629 in Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 4 (1890), S. 36ff. (Volltext bei Wikisource)
  35. zitiert nach Golo Mann, S. 369
  36. zitiert nach Diwald, S. 387
  37. schützen
  38. zitiert nach Diwald, S. 405
  39. Golo Mann: Wallenstein, Kapitel Mecklenburg, S. 550–577
  40. Vollständiger Text des Vertrags: Friede von Lübeck auf Wikisource
  41. Diwald, S. 415
  42. Dieter Albrecht: Maximilian I. von Bayern 1573–1651. München 1998, S. 735–746 (der Beschluss des Kaisers zur Entlassung Wallensteins erfolgte am 13. August 1630).
  43. Josef Polišenský/Josef Kollmann: Wallenstein. Feldherr des Dreißigjährigen Krieges. Köln 1997, S. 215; Wedgewood S. 200–232.
  44. Golo Mann: Wallenstein, S. 689f.
  45. Golo Mann, Wallenstein, Kapitel Fäden im Dunkeln, S. 732–744.
  46. Golo Mann, S. 743
  47. Golo Mann, S. 754 ff.
  48. Diese Vereinbarung, über die in Flugschriften Gerüchte kursierten, ist in keinem Archiv erhalten, weshalb jüngere Historiker eher annehmen, dass sie kein formaler Vertrag, sondern eine mündliche Absprache (wenn überhaupt) war, nach der evtl. Wallenstein die kaiserliche Armee wieder organisierte und befehligte, aber nicht mehr vorwiegend allein vorfinanzierte und gewisse Verhandlungsvollmachten besonders mit Kursachsen und Kurbrandenburg hatte, nicht ohne Wien über entscheidende Schritte zu informieren, vgl. Golo Mann S. 826–834. Weil die Grenzen seiner Verhandlungsrechte unbekannt sind, ist umstritten, ab welchem Punkt er – der mit vielen europäischen Persönlichkeiten Korrespondenzen unterhielt, auch wenn sie auf die Gegenseite gewechselt waren – seine Kompetenzen überschritt. Vgl. Rebitsch S. 58–59.
  49. Josef Polišenský/Josef Kollmann: Wallenstein. Feldherr des Dreißigjährigen Krieges. Köln 1997, S. 236–239, Zitat S. 238.
  50. Wedgwood, S. 280–282.
  51. eine Transkription des Briefes ist auf Wikisource verfügbar: Wallenstein Hilfegesuch an Pappenheim 1632
  52. Gustav Adolfs Strategie ist unter Historikern umstritten und schwankt zwischen vermuteter Ratlosigkeit und der Hypothese einer neuen Offensive im Bündnis mit süddeutschen protestantischen Fürsten, vgl. Schormann S. 47
  53. Wedgwood S. 283–284, Schormann S. 47–48.
  54. Schmidt S. 53–54.
  55. C. V. Wedgwood, S. 303f.
  56. Friedemann Bedürftig, Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg, Piper-Verlag, München/ Zürich 1998, 212 f.
  57. Golo Mann, S. 923–945.
  58. Schmidt, S. 56–57.
  59. Wedgwood, S. 305–306.
  60. Wedgwood, S. 308–309.
  61. Vergl. Martin Heckel: Deutsche Geschichte. Band 5, Deutschland im konfessionellen Zeitalter
  62. Szwykowski 1859 S. 7 und 132 f. und Gießen 1959 (PDF; 2 MB) S. 5
  63. Biographie Isabella Wallenstein
  64. vgl. dazu Holzschnitt von Albert Gröschl in: Weschta: Unser Egerland, Eger 1934, S. 96
  65. vgl. Weschta, S. 144, u. „Mieser Zeitung“, Herausgeber Viktor Haßold, Mies 24. Februar 1934, Nr. 2171: Fritz Swieteczki: Vor der Katastrophe Wallensteins, u. Georg Schmidt: Wallenstein in Mies, mit 7 Holzschnitten von Albert Gröschl.
  66. Transkription des Briefes: Wallenstein an den Landeshauptmann des Herzogtums Friedland auf Wikisource.
  67. ADB, Bd. 45, S. 639
  68. Michael Weise: Grausame Opfer? Kroatische Söldner und ihre unterschiedlichen Rollen im Dreißigjährigen Krieg. In: Philipp Batelka, Michael Weise, Stephanie Zehnle (Hrsg.): Zwischen Tätern und Opfern. Gewaltbeziehungen und Gewaltgemeinschaften. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, S. 127–148, hier: S. 133; Michael Weise: Die kaiserlichen Kroaten im Dreißigjährigen Krieg. In: Robert Rebitsch, Lothar Höbelt, Erwin A. Schmidl (Hrsg.): Vor 400 Jahren. Der Dreißigjährige Krieg (Innsbrucker Historische Studien 32), Innsbruck 2019, S. 107–115, hier: S. 111f.
  69. Golo Mann: Wallenstein. Sein Leben. S. Fischer, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-10-047903-3, S. 10f.
  70. Golo Mann: Wallenstein. Sein Leben. S. Fischer, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-10-047903-3, S. 27.
  71. zitiert nach Hans-Christian Huf: Das Rätsel um Wallensteins Krankheit – Diagnose Syphilis. In: Hans-Christian Huf (Hrsg.): Mit Gottes Segen in die Hölle. Der Dreißigjährige Krieg. München 2003, S. 328–343, hier: S. 330.
  72. Hans-Christian Huf: Das Rätsel um Wallensteins Krankheit – Diagnose Syphilis. In: Hans-Christian Huf (Hrsg.): Mit Gottes Segen in die Hölle. Der Dreißigjährige Krieg. München 2003, S. 328–343, hier: S. 329ff.
  73. Vgl. zur Rezeption Manfred Leber: Kriegstreiber, Verräter oder verhinderter Friedensstifter? Das schwankende Wallenstein-Bild vor, nach und bei Friedrich Schiller. In: Sikander Singh (Hrsg.): Erkundungen zwischen Krieg und Frieden. Saarbrücken 2017, S. 87–120 (Volltext)
  74. Der wesentliche 2. Teil ist auf Wikisource vollständig einsehbar: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs, Zweytes Buch
  75. Alfred Döblin: Wallenstein. S. Fischer, Berlin 1920.
  76. Konstantin Kountouroyanis: Der Wallenstein-Stoff im Wandel der Zeit – Eine neue Studie beleuchtet, wie die historische Figur in den Werken von Alfred Döblin und Jaroslav Durych rezipiert wurde, Prager Zeitung Online-Ausgabe: 15. Juni 2016, Print-Ausgabe Nr. 24, 16. Juni 2016, S. 5; Vgl. dazu ausführlich Tilman Kasten: Historismuskritik versus Heilsgeschichte. Die Wallenstein-Romane von Alfred Döblin und Jaroslav Durych. Köln 2016.
  77. Website mit Pressezitaten zu Diwalds Wallenstein-Biographie
  78. Rezension der Briefausgabe Golo Manns, Göttingen 2006 (PDF; 72 kB)
  79. Warten auf Arnim. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1971 (online Rezension).
  80. Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume. Kiesel Verlag, Salzburg 1981, ISBN 3-7023-0113-5, S. 32

Quellen

  • Quellen zur Geschichte Wallensteins. Herausgegeben von Gottfried Lorenz, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, ISBN 3-534-01245-3.

Literatur

Überblickswerke

  • Georg Schmidt: Der Dreißigjährige Krieg. 9., aktualisierte Auflage. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72394-0.
  • Gerhard Schormann: Der Dreißigjährige Krieg (= Kleine Vandenhoeck-Reihe. Bd. 1506). 3. durchgesehene Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-33506-7.
  • Cicely Veronica Wedgwood: Der 30-jährige Krieg. Aus dem Englischen von A.G. Girschick. 8. Auflage. List, München u. a. 1995 (zuerst 1967), ISBN 3-471-79210-4.

Darstellungen

  • Birgit Emich, Dirk Niefanger, Dominik Sauerer, Georg Seiderer (Hrsg.): Wallenstein. Mensch – Mythos – Memoria (= Historische Forschungen. Bd. 117). Duncker & Humblot, Berlin 2018, ISBN 3-428-15428-2
  • Karl Wittich: Wallenstein, Albrecht Wenzel Eusebius von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 582–641.
  • Joachim Bahlcke, Christoph Kampmann (Hrsg.): Wallensteinbilder im Widerstreit. Eine historische Symbolfigur in Geschichtsschreibung und Literatur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Böhlau, Köln u. a. 2011, ISBN 3-412-20609-1.
  • Hellmut Diwald: Wallenstein. Eine Biographie. Ullstein TB-Verlag, Berlin 1987 (zuerst 1969), ISBN 3-548-27550-8.
  • Hans-Christian Huf (Hrsg.): Mit Gottes Segen in die Hölle. Der Dreißigjährige Krieg. Econ, München 2003, ISBN 3-430-14873-1.
  • Golo Mann: Wallenstein. Sein Leben. S. Fischer, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-10-047903-3.
  • Holger Mannigel: Wallenstein in Weimar, Wien und Berlin. Das Urteil über Albrecht von Wallenstein in der deutschen Historiographie von Friedrich von Schiller bis Leopold von Ranke (= Historische Studien. Bd. 474). Matthiesen, Husum 2003, ISBN 3-7868-1474-0
  • Peter Milger: Der Dreißigjährige Krieg. Gegen Land und Leute. Orbis-Verlag, München 2001, ISBN 3-572-01270-8.
  • Josef Polišenský, Josef Kollmann: Wallenstein. Feldherr des Dreißigjährigen Krieges. Böhlau, Köln 1997, ISBN 3-412-03497-5.
  • Leopold von Ranke: Geschichte Wallensteins. Duncker & Humblot, Berlin 1869.
  • Robert Rebitsch: Wallenstein. Biografie eines Machtmenschen. Böhlau. Wien u. a. 2010, ISBN 978-3-205-78583-5.
  • Inger Schuberth, Maik Reichel: Wallenstein. Die blut’ge Affair’ bei Lützen. Wallensteins Wende (= Stekos historische Bibliothek. Bd. 1). Stekovics, Dössel 2012, ISBN 978-3-89923-292-9.

Dramen

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1628–1631
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