Giovinezza
Giovinezza (italienisch für Jugend), eigentlich Inno Trionfale del Partito Nazionale Fascista (Triumphhymne der Nationalen Faschistischen Partei) war die Hymne der faschistischen Bewegung Italiens und des faschistischen Regimes. Ab 1922, dem Jahr des „Marsches auf Rom“, war sie im Anschluss an die damalige italienische Nationalhymne Marcia Reale zu singen.
Geschichte und Bedeutung
Die Giovinezza stammt von einem unpolitischen Lied aus der 1909 von Nino Oxilia geschriebenen Studentenkomödie Addio Giovinezza (Adieu, Jugend). In dieser Fassung war das Lied zunächst unter dem Titel „Commiato“ bekannt. Die Melodie stammte von Giuseppe Blanc. Als 1910 Giuseppe Blanc an einem Training der Alpini Sciatori (der Skialpinisten des italienischen Heers) in Bardonecchia teilnahm, intonierte er das Lied auf dem Klavier. Den Soldaten gefiel es so gut, dass sie es unter einem eigenen Text als Inno degli Sciatori (Skifahrerhymne) übernahmen. Das Lied war auch bei den 1911 in Libyen kämpfenden italienischen Truppen im Gebrauch, und im Ersten Weltkrieg kam es bei den Arditi, einer Eliteabteilung des italienischen Heeres, wieder unter einem anderen Text auf. In dieser Abteilung kämpften viele Männer, die sich später der faschistischen Bewegung anschlossen. Von den Arditi kam auch die „Giovinezza“ zu den Faschisten. Für die Zwecke des PNF wurde der Text von Salvatore Gotta umgedichtet.
Nach 1943 war in der kurzlebigen Republik von Salò eine modifizierte Fassung als alleinige Nationalhymne in Gebrauch.
Von der Version Oxilias kam der eingängige Refrain der Giovinezza unverändert auf die Gotta-Version:
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Anstelle von asprezza (Härte, Entbehrungsreichtum) wurde jedoch häufig das ähnlich klingende ebbrezza (Nervenkitzel, Rausch) gesungen. Eine weitere inoffizielle Abänderung des Refrains, wie vor allem die faschistischen Arditi sie benutzt haben sollen, lautete hingegen wie folgt:
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Die Hymne hatte, wie die faschistische Bewegung in Italien selbst, einen Vorbildcharakter für andere derartige Hymnen ideologisch ähnlich gelagerter Bewegungen und Regime. Sie wurde auch in andere Sprachen übertragen, etwa ins Deutsche (wo das Lied unter dem Titel „Hitlerleute“ gesungen wurde) und ins Spanische, in der Form des Lieds des „Voluntario de la División Azul“ („Freiwilliger der Blauen Division“ – die „Blaue Division“ entsandte Franco im Zweiten Weltkrieg an die deutsche Ostfront).
An den seit 1932 offiziellen[1] Brauch, die Parteihymne direkt nach der Nationalhymne zu singen, lehnten sich später im Dritten Reich das Horst-Wessel-Lied und in Österreich das Lied der Jugend an, ferner wurden im franquistischen Spanien nach der Marcha Real oft die Parteihymnen der Falange (Cara al Sol) und der Carlisten (Marcha de Oriamendi) gesungen.
Nach dem Waffenstillstand von Cassibile im September 1943 unterdrückten die Alliierten das Lied in Italien. Zu dieser Zeit hatte Italien keine Nationalhymne.[2] Als Italien am 12. Oktober 1946 eine Republik wurde, wurde zunächst das Canzone del Piave[3], im Jahr darauf Il Canto degli Italiani provisorisch zur Nationalhymne (seit dem 17. November 2005 auch offiziell). Die Giovinezza ist derzeit in Italien verboten.[4][5]
Sonstiges
„In Italien pflegt man zu sagen, dass, wenn die Roten auch nur ein Lied gehabt hätten, das so gut wie die Faschistenhymne ‚Giovinezza‘ gewesen wäre, Italien für immer bolschewistisch geworden wäre. Aber zu den Klängen der ‚Internationalen‘ kann niemand kämpfen und sein Leben opfern.“
Siehe auch
Einzelnachweise
- Archivlink (Memento des Originals vom 2. Januar 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Blom, Eric. Grove, George, and Stevens, Denis. 1955. Grove’s Dictionary of Music and Musicians. St. Martin’s Press. S. 22.
- Archivlink (Memento des Originals vom 19. September 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Andrew Porter: „Mario and the Magician – Opera.“ Financial Times, 8. Juni 1992. S. 13.
- Bertini, Tullio Bruno. 1998. Trapped in Tuscany Liberated by the Buffalo Soldiers. Branden Books. ISBN 0-937832-35-9. S. 79.