Iunia Tertia
Iunia Tertia (* um 70 v. Chr.; † 22 n. Chr.) war ein Mitglied des altrömischen Plebejergeschlechts der Iunier und die Gattin des Caesarmörders Gaius Cassius Longinus.
Leben
Iunia Tertia war eine Tochter des Konsuls von 62 v. Chr., Decimus Iunius Silanus, und der Servilia. Ihr Beiname Tertia besagt, dass sie die dritte Tochter war. Eine ihrer Schwestern, Iunia Secunda, war die Gattin des späteren Triumvirn Marcus Aemilius Lepidus. Ihr älterer Halbbruder war Marcus Iunius Brutus. Sie heiratete Gaius Cassius Longinus, womit sie die beiden Hauptverschwörer bei der Ermordung Gaius Iulius Caesars zum Gatten bzw. zum Halbbruder hatte.[1] Der Redner Marcus Tullius Cicero erwähnt Iunia Tertia in mehreren Briefen an Brutus und Cassius sowie an seinen Freund Titus Pomponius Atticus. An zwei Stellen nennt er sie mit ihrem Kosenamen Tertulla.[2]
Laut Sueton riss Cicero mit dem Namen der Iunia Tertia einen gehässigen Witz über Caesars Liebesbeziehung zu ihrer Mutter. Als Caesar nämlich im Bürgerkrieg Servilia bei einer Auktion große Güter für eine relativ geringe Kaufsumme zuschlug und dies Erstaunen hervorrief, spottete Cicero, dieses Geschäft sei noch viel besser, da Tertia abgezogen sei. Der Redner spielte dabei mit dem doppelten Sinn des lateinischen Satzes „Tertia deducta est“, der einerseits bedeuten kann, dass trotz des geringen Preises zusätzlich ein Drittel als Nachlass abgezogen wurde, andererseits aber auch: „die Tertia ist ihm (Caesar) zugeführt worden“. Letztere Bedeutung spielte auf das Gerücht an, dass die bereits ältere Servilia ihre Tochter Caesar als Geliebte angeboten habe.[3]
Das Geburtsjahr eines Sohnes von Cassius und Iunia Tertia ist spätestens auf 58 v. Chr. anzusetzen, da er 44 v. Chr. die Toga virilis anlegen konnte.[4] Im Mai 44 v. Chr. erlitt Iunia Tertia eine Fehlgeburt.[5] Als Cicero am 8. Juni 44 v. Chr. Brutus und Cassius in Antium besuchte und mit ihnen über deren weitere Vorgehensweise angesichts des verschärften Klimas nach Caesars Ermordung beriet, nahmen auch Servilia und Iunia Tertia an dieser Diskussion teil.[6]
Iunia Tertia wurde sehr alt und starb wohl über 90-jährig 22 n. Chr., also 64 Jahre nach der Schlacht bei Philippi, in der ihr Gatte und ihr Halbbruder ihr Leben gelassen hatten. Ihr riesiges Vermögen hinterließ sie vielen Adligen, überging aber Kaiser Tiberius. Dieser gestattete ihr dennoch ein prächtiges Begräbnis, das als eine Feier der Helden der untergegangenen Republik gestaltet wurde. Ihr Leichnam wurde von imagines, Wachsmasken verdienter Verstorbener, aus zwanzig berühmten und adligen Familien, die alle mit ihr verwandt waren, auf das Forum Romanum begleitet. Nur die Bildnisse von Brutus und Cassius durften bei der Prozession nicht gezeigt werden: Wie Tacitus in einem geflügelten Wort bemerkte, „glänzten sie durch Abwesenheit“.[7]
Literatur
- Friedrich Münzer: Iunia 206. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X,1, Stuttgart 1918, Sp. 1114.
- Susan Treggiari: Servilia and her Family. Oxford University Press, Oxford 2019, ISBN 978-0-19-882934-8, besonders S. 138–143 (Überblick über die relevanten Passagen im Register auf S. 353).
Anmerkungen
- Tacitus, Annalen 3,76; Plutarch, Brutus 7,1; Sueton, Caesar 50,2; u. a.
- Cicero, Epistulae ad Atticum 14,20,2 und 15,11,1.
- Sueton, Caesar 50,2; Macrobius, Saturnalia 2,2,5; dazu Joachim Brambach, Kleopatra, 1996, S. 74.
- Plutarch, Brutus 14,4.
- Cicero, Epistulae ad Atticum 14,20,2.
- Cicero, Epistulae ad Atticum 15,11,1.
- Tacitus, Annalen 3,76.