Oscar Blumenthal

Oscar Blumenthal, auch Oskar Blumenthal (* 13. März 1852 in Berlin; † 24. April 1917 in Berlin-Wilmersdorf[1]) war ein deutscher Schriftsteller, Kritiker und Bühnendichter.

Oscar Blumenthal (um 1905)
Grabstätte
Szenenbild aus Die Fee Caprice von Oscar Blumenthal, aufgeführt 1901 im Lessing-Theater in Berlin.

Autor und Kritiker

Oscar Blumenthal, Sohn des Kaufmanns Louis Blumenthal und seiner Frau Pauline, geb. Heilberg, studierte von 1869 bis 1872 in Berlin und Leipzig Philologie. 1875 wurde er über den Dichter Christian Dietrich Grabbe (1801–1836), dessen gesammelte Werke und handschriftlichen Nachlass er zugleich herausgab, zum Dr. phil. an der Philologischen Fakultät Rostock promoviert.

Ab 1874 war er auch Herausgeber und Redakteur der Zeitschrift Deutsche Dichterhalle und ab 1875 der Neuen Monatshefte für Dichtkunst und Kritik. Von 1875 bis 1887 war er als Feuilletonchef für das Berliner Tageblatt tätig. In dieser Zeit begründete er seinen Ruf als gefürchteter Theaterkritiker; wegen der Schärfe seiner Kritiken wurde er auch „blutiger Oskar“ genannt. Von 1888 bis 1897 war er Direktor des von ihm gegründeten Lessingtheaters in Berlin, wo er unter anderem Henrik Ibsens Stücke Baumeister Solness und Hedda Gabler auf die Bühne brachte. Von 1894 bis 1895 leitete er zudem das Berliner Theater.

Der von Oskar Blumenthal zumeist unter Mitwirkung von Ernst Pasqué, Gustav Kadelburg und Max Bernstein und anderen Mitautoren geschaffene moderne Gesellschaftsschwank beherrschte am Ende der 1890er Jahre die Bühnen.[2] Während eines Sommeraufenthaltes 1896 schrieb er in der Villa Blumenthal in der Nähe von Bad Ischl das Stück Im weißen Rößl, das als Vorlage für Ralph Benatzkys erfolgreiches gleichnamiges Singspiel (1930) diente.

Ab 1898 arbeitete Blumenthal als freier Schriftsteller in Berlin.[3]

Blumenthal war mit Marie Franke verheiratet. Er starb nur wenige Wochen nach ihr am 24. April 1917. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee.[4] In vier Berliner Stadtteilen wurden Straßen nach ihm benannt.

Schachkomposition

Blumenthal war ein Schachspieler und Schachkomponist, der 1902 den Begriff Miniatur für eine Schachkomposition mit höchstens sieben Steinen einführte.

Aus der Zeit ab 1871 sind von Oscar Blumenthal 95 Miniaturen bekannt. Er veröffentlichte sie vorwiegend im Deutschen Wochenschach. 1902 veröffentlichte er eine populäre Sammlung von Schachminiaturen, die ein Jahr später einen Nachfolger erhielt. Von Bedeutung für die Schachkomposition blieb er so auch als Schöpfer des Begriffs „Miniatur“.[5]

Nachfolgend ein Frühwerk mit Opferschlüssel.

Oscar Blumenthal
Schachzeitung der Berliner Schachgesellschaft, 1871
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Matt in 2 Zügen




Lösung:

1. Sb4–d5 Zugzwang
1. … Kc4xd5 2. Lg6–f7 Idealmatt
1. … c6xd5 2. Lg6–d3 Mustermatt
1. … Kc4–b5 2. Lg6–d3 matt
1. … c6–c5 2. Da3–d3 matt

Kurzgedichte (Beispiele)

Das ist ein häßliches Gebrechen,
wenn Menschen wie die Bücher sprechen.
Doch reich und fruchtbar sind für jeden
die Bücher, die wie Menschen reden!

Der satte Reichtum hat’s ausgemacht,
dass Armut niemandem Schande macht.
Die Schlemmer lehren am vollen Tisch,
wie Salz und Brot hält die Wangen frisch.

Die Tauben gurren vom Dachesrand:
„Nehmt lieber den Sperling in die Hand!“ …
Und die Dummen fassten den Mehrheitsbeschluss,
dass stets der Klügere nachgeben muss.

Bei Opern macht oft gleichen Kummer
Das Tonwerk wie das Textgedicht:
Die Dichtung reizt die Lust zum Schlummer,
Doch die Musik erlaubt ihn nicht.

Wer immer nach dem Nutzen strebt,
Der glaubt wohl, dass er ewig lebt,
Sonst würd’ er vor der Frage stutzen:
Am letzten Tag, wo bleibt der Nutzen?

Werke (Auswahl)

  • Christian Dietrich Grabbe's sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß: erste kritische Gesammt-Ausgabe, herausgegeben und erläutert von Oskar Blumenthal. Vier Bände, Meyer, Detmold 1874 OCLC 232156317 Grote, Berlin 1875
  • Grabbesche Reliquien. In: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft. Payne, Leipzig 1874, S. 179 ff.[Digitalisat 1]
  • Beiträge zur Kenntnis Grabbes. Aus ungedruckten Quellen. Dissertation, Rostock 1875. Grote, Berlin 1875 OCLC 494371529
  • Nachträge zur Kenntniss Grabbes, G. Grote, 1875[Digitalisat 2]
  • Neue Monatshefte für Dichtkunst und Kritik, Verlag von Georg Stilke, Berlin, Verlag Ernst Julius Günther, Leipzig 1875–1877 OCLC 882087312
  • Allerhand Ungezogenheiten. Verlag Ernst Julius Günther, Leipzig 1875.[Digitalisat 3]
  • Für alle Wagen- und Menschen-Classen, Günther, Leipzig 1875 OCLC 73042555
  • Betrogene Betrüger, Lustspiel in vier Akten, nach Honoré de Balzac, R. Moses, Berlin 1876 OCLC 72463721
  • Die Philosophie des Unbewussten, Lustspiel in einem Akt, Wallishausser, Wien 1876[Digitalisat 4]
  • Vom Hundertsten ins Tausendste. Skizzen. Verlag Ernst Julius Günther, Leipzig 1876[Digitalisat 5]
  • Gemischte Gesellschaft. Heitere Plaudereien. Verlag Ernst Julius Günther, Leipzig 1877[Digitalisat 6]
  • Paula's Geheimniß. Dramatischer Scherz in einem Akt, Verlag Bär & Hermann, Leipzig 1878 OCLC 248052527
  • Auf der Mensur. Ein Federkrieg. Verlag Ernst Julius Günther, Leipzig 1878. OCLC 887712489
  • mit Karl-Hartmann Plön: Operationen. Schwank in vier Akten, A. Entsch, Berlin 1879. OCLC 72463749
  • Wir Abgeordneten. Lustspiel in fünf Akten, Berlin 1879. OCLC 247977191
  • Zum Dessert. Geplauder. Frobeen, Bern 1880. OCLC 180470528
  • Die Teufelsfelsen. Schwank in vier Aufzügen, Reclam, Leipzig 1880. OCLC 1100447666[Digitalisat 7]
  • Bummelbriefe. Heiteres und Grilliges. Leipzig 1880 OCLC 774988736

Literatur

  • Karl Richter: Blumenthal, Oskar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 333 (Digitalisat).
  • Joachim Wilcke: Das Lessingtheater in Berlin unter Oscar Blumenthal (1888–1898). Eine Untersuchung mit besonderer Berücksichtigung der zeitgenössischen Theaterkritik.6 Dissertation, FU Berlin, 1958, DNB 480742693 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Blumenthal, Oscar. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 3: Birk–Braun. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 1995, ISBN 3-598-22683-7, S. 205–223.
  • Blumenthal, Oskar, in: Encyclopaedia Judaica, 1972, Band 4, Sp. 1143.
  • Eugen Wolff: Oskar Blumenthal, der Dichter des deutschen Theaters und der deutschen Presse (= Literarische Volkshefte Nr. 1). Verlag Richard Eckstein Nachfolger, Berlin o. J. [1887] (Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek).
  • Dagobert Kohlmeyer: Oscar Blumenthal. Schriftsteller – Theatermann – Schachspieler. Chaturanga, o. O. [Nohen] 2020, ISBN 978-3-944158-24-2.

Digitalisate

  1. Grabbesche Reliquien als Digitalisat im Münchner Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek
  2. Nachträge zur Kenntniss Grabbes als Digitalisat im Münchner Digitalisierungszentrum
  3. Allerhand Ungezogenheiten als Digitalisat im Internet Archive
  4. Die Philosophie des Unbewussten als Digitalisat bei Google Books
  5. Vom Hundertsten ins Tausendste. Skizzen als Digitalisat bei Google Books
  6. Gemischte Gesellschaft. Heitere Plaudereien. als Digitalisat im Münchner Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek
  7. Die Teufelsfelsen als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek
  8. Theatralische Eindrücke als Digitalisat bei Hathi Trust
  9. Abu Seid als Digitalisat in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe.
  10. Die Großstadtluft als Digitalisat in der Deutschen Nationalbibliothek.
  11. Frau Venus als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek.
  12. Im weissen Rössl als Digitalisat bei Zeno.org.
  13. Als ich wiederkam als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek.
  14. Wann wir altern als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek.
  15. Zwei Wappen als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek
  16. Ein Waffengang als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek
  17. Wellenringe als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek
  18. Lebensschwänke als Digitalisat in der Deutschen Nationalbibliothek.
  19. Die Schöne vom Strande als Digitalisat in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt.
  20. Humoresken als Digitalisat in der Israelischen Nationalbibliothek.
  21. Scherzgedichte als Digitalisat der Universitätsbibliothek Leipzig.

Einzelnachweise und Quellen

  1. StA Wilmersdorf, Sterbeurkunde Nr. 579/1917
  2. Blumenthal, Oskar. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 4. Juli 2021.
  3. Biografie von Oskar Blumenthal. In: Zeno.org. Abgerufen am 4. Juli 2021.
  4. Das Grab von Oscar Blumenthal auf knerger.de.
  5. Manfred Zucker: Große deutsche Problemmeister (14). In: Schach, Nr. 5, 1994, S. 76.
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