Deutscher Soldatenfriedhof Langemark
Der Deutsche Soldatenfriedhof Langemark im belgischen Ort Langemark ist ein Friedhof für 44.304 deutsche Soldaten, die im Ersten Weltkrieg während der Flandernschlacht von 1914 fielen. Er steht im Zusammenhang mit dem Mythos von Langemarck.[1]
Geschichte
Gleich nach der Flandernschlacht im Jahr 1914 war „Langemarck“[2] zu einem besonderen Symbol deutscher Propaganda geworden. 1928 tagte in Paris der Rat der Confederation Internationale des Etudiants aus Vertretern von mehr als vierzig studentischen Nationalverbänden. Auf ihrer Reise fuhren deutsche Studentenvertreter durch Westflandern, um die Kampfstätten des Ersten Weltkriegs, insbesondere Langemarck, zu besuchen. Dort fiel ihnen auf, dass die gefallenen englischen, französischen und belgischen Soldaten auf gut gepflegten Friedhöfen begraben waren, während ein Friedhof für die deutschen Soldaten fehlte. Stattdessen fanden sie einzelne von Unkraut überwucherte Gräber und umgefallene Kreuze mit Aufschriften wie „Unbekannt. Deutscher“. Nach dieser Beobachtung beschloss die Deutsche Studentenschaft, den „Deutschen Soldatenfriedhof Nr. 123“ nahe bei Langemarck auszubauen. Zur Finanzierung wurde die „Langemarck-Spende der Deutschen Studentenschaft“ begründet, außerdem fanden Feiern des Langemarckausschusses für Hochschule und Heer – 1929 mit 15.000 Teilnehmern im Berliner Sportpalast – statt. 1930 wurde der Grundstein gelegt; 10.500 deutsche Soldaten wurden umgebettet. Anlässlich der Einweihung des Friedhofs am 10. Juli 1932 hielt der Münchner Schriftsteller Josef Magnus Wehner, der selbst an der Westfront verwundet worden war und ein Jahr später der NSDAP beitrat, eine später weitverbreitete Rede; gleichzeitig fanden im gesamten Deutschen Reich Gedenkfeiern statt.
„Der Sturm der sogenannten Studentenregimenter von Kriegsfreiwilligen im flandrischen Langemarck am 11. November 1914 wurde zum Symbol der Opferwilligkeit der Studenten wie der militärischen Sinnlosigkeit ihres Blutzolls.“
Lage
Der Deutsche Soldatenfriedhof Langemark liegt am nördlichen Ortsausgang, an der Straße nach Houthulst-Diksmuide.
Gestaltung
Man betritt die Gräberstätte durch einen Eingangsbau aus rotem Wesersandstein. Im Inneren befinden sich zwei Gedenkräume. Der linke Raum enthält eine in Holz geschnitzte Karte Belgiens, die die Lage der früheren und der heutigen Friedhofsorte wiedergibt. Hier befindet sich auch das Namenbuch, sowie ein Kondolenzbuch. Der rechts gelegene Raum enthält – in Eichentafeln geschnitzt – die Namen der bekannten Gefallenen, die auf diesem Friedhof bereits vor Beginn der großen Zusammenbettungsaktion der Jahre 1956 bis 1958 lagen.
Wenn man den Eingangsbau verlässt, gelangt man über einen kleinen Hof an das große Gemeinschaftsgrab, in dem die sterblichen Überreste von mehr als 25.000 unbekannten deutschen Soldaten ruhen. Für annähernd 17.000 hat der Volksbund nachträglich die Namen feststellen können. Diese sind in Bronzetafeln gegossen, die – auf schweren Steinquadern befestigt – an drei Seiten des Gemeinschaftsgrabes aufgestellt wurden. Im Hintergrund erblickt man die Figurengruppe von vier aus Bronze gegossenen „trauernden Soldaten“, welche ein Werk des Bildhauers Emil Krieger sind. Das Gräberfeld selbst ist mit Eichen bepflanzt und von einem Wall mit davor liegendem Graben umgeben. Im nördlichen Bereich ist ein Teil der ehemaligen deutschen Frontlinie durch drei restaurierte Bunker und dazwischen befindlichen Granitblöcken markiert. Diese Blöcke tragen die Bezeichnungen von an den Kämpfen beteiligt gewesenen Truppenteilen und studentischen Verbindungen, die zwischen den Kriegen durch Spenden zum Ausbau des Friedhofes beitrugen.
Neugestaltungen
Dieser Friedhof, den man seinerzeit aus der Gruppe von vier Hauptfriedhöfen in Flandern als „Studentenfriedhof“ heraushob, wurde 1957 neu gestaltet. Infolge zahlreicher Umbettungen von danach aufgelassenen Soldatenfriedhöfen und auch einzelnen Soldatengräbern aus Flandern liegen auf dem Friedhof 44.304 deutsche Soldaten begraben. Der Friedhof zeigt sich nun offen, Kreuze wurden entfernt und durch schlichte Platten ersetzt, die gesäumt von Stieleichen ein harmonisches Bild in der Landschaft Flanderns bilden.
Im Jahr 2006 wurde auf der Nordseite ein tunnelartiges Gebäude errichtet, in dem drei aufeinander aufbauende Filmsequenzen gezeigt werden, die Bilder aus dem Krieg, einen geographischen Überblick über die Lage der Orte und ehemaligen Soldatenfriedhöfe in der Region sowie die Geschichte des Soldatenfriedhofes Langemark darstellen.
2015 wurden das Eingangsgebäude, die Wege und die Flächen der Kriegsgräberstätte renoviert.[3] Am 16. Oktober 2015 wurde er mit einer feierlichen Gedenkveranstaltung des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. unter Anwesenheit u. a. des Deutschen Botschafters in Belgien, Rüdiger Lüdeking, wiedereröffnet.
Gräber
- Eduard Kulenkamp, Richter und Kompaniechef (Block A Grab 2199)
- Eckard Meister, Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker
- Werner Voß, Jagdflieger
Friedhof als Mahnmal
Der Friedhof ist ein Mahnmal dafür, dass viele jugendliche Freiwillige wissentlich in den Tod geschickt wurden und viele Tote nicht mehr identifizierbar waren. Das politische und militärische Versagen wurde durch Propaganda verharmlost.[4] Der Friedhof hat jährlich 100.000 Besucher.[5]
Zwischen dem Friedhof und dem zugehörigen Parkplatz findet sich eine Informations- und Erinnerungsstätte. Der Zugang vom Parkplatz zu Friedhof führt durch diese. Die Informations- und Erinnerungsstätte ist in Form eines dunklen Tunnels gestaltet. Auf im Tunnel installierten Bildschirmen werden Informationen über den Ersten Weltkrieg und die Flandernschlacht vermittelt, während auf der gegenüberliegenden Seite mehrere "Schießscharten" den Blick auf den Friedhof freigeben.
Siehe auch
Literatur
- Karl August Walther (Hrsg.): Das Langemarckbuch der deutschen Studentenschaft. Koehler, Leipzig 1933.
- Ernst Loewy: Literatur unterm Hakenkreuz. Das Dritte Reich und seine Dichtung. Eine Dokumentation. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1966.
- Ernst Keller: Nationalismus und Literatur. Langemarck, Weimar, Stalingrad. Francke, Bern u. a. 1970, ISBN 3-317-00011-2.
- Helma Brunck: Ideologische Strömungen in der Deutschen Burschenschaft zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung. Bd. 45, 2000, S. 161–175.
- Rainer Ludwig: „Pflanzt die Säulen des Reichs in die Verwesung der Welt!“ Zur Geschichte und Konzeption des deutschen Soldatenfriedhofes Langemarck-Nord. In: Burschenschaftliche Blätter. Band 119, Nr. 4, 2004, S. 117–122.
- Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.: Informationsblatt Belgien – Deutsche Kriegsgräberstätten. Kuthal, Aschaffenburg 2008.
Weblinks
Einzelnachweise
- Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. über Langemark, abgerufen am 7. Juli 2012
- Siehe den amtlichen Ortsnamen in der Carte de la Flandre occidentale. 1906. Kaart van West-Vlaanderen (Maßstab 1 : 100.000, vier Blätter, farbig) des Institut cartographique militaire.
- Daniela Lehmann: Baustelle in Belgien. Volksbund renoviert Langemark und Vladslo. In: frieden. Bd. 91, Nr. 1, April 2015, ISSN 2196-4734, S. 19, (Digitalisat (PDF; 2,26 MB)).
- Jürgen Feldhoff: Ein Ort des Schreckens und der Lüge. In: Lübecker Nachrichten, vom 13. November 2011, S. 3
- Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. über Langemark, abgerufen am 18. April 2015